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Erfahrungsbericht Einzelansicht Allgemein Name Geschlecht: E-Mail: Heimathochschule: Fachbereich: Studienfach: Ausbildungsstand während des Auslandsaufenthaltes: Gastunternehmen Name des Gastunternehmens: Ansprechpartner vor Ort: Straße/Postfach: Postleitzahl: Ort: Land: Telefon: Fax: Homepage: E-Mail: Berufsfeld des Praktikums: Dauer des Praktikumaufenthalts - Von: Dauer des Praktikumaufenthalts - Bis: Erfahrungsbericht Sebastian Schneider männlich UNIVERSITAET AUGSBURG-28403-IC-1-2007-1-DE-ERASMUS-EUCX-1 Betriebswirtschaft, Unternehmensführung Dt. Frz. Management, FB Logistics&Information Master - 2.Jahr Auchan Luxembourg Kirchberg David Sauvageot 5 rue Alphonse Weicker 2721 Luxemburg Luxemburg +352-43.77.43.23.36 +352.42.94.30 www.auchan.lu [email protected] Einkauf, Logistik, Materialwirtschaft 05.04.2011 30.09.2011 Erfahrungsbericht: Im Zuge meines Studienjahres an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität 1 in Rennes hatte ich das besondere Glück, nach vergeblichen Bewerbungen bei verschiedenen Logistik-und Einzelhandelsunternehmen über einen Professor ein Praktikumsangebot von Auchan in Luxemburg übermittelt zu bekommen. Der bekannte Einzelhandelsriese suchte Studenten mit Bac +4/5 und deutsch-französischem Hintergrund. Die ausgeschriebene Aufgabe bestand zum einen darin, die operative Beschaffung des Hypermarché zu unterstützen. Zum anderen sollte der Praktikant damit betraut werden, die Lieferflüsse der Direktlieferanten zu untersuchen und zu analysieren, welches Einsparpotential die Substitution eines Direktlieferanten durch eine Einkaufszentrale haben könnte. Da meine deutsch-französische Ausbildung (ISFATES/DFHI und Uni Augsburg/Université de Rennes 1) und mein Interesse an der Einzelhandelslogistik sowie dem internationalen Kontext Luxemburgs der Stellenbeschreibung genau entsprachen, wurde nach wenigen Wochen zu einem Vorstellungstermin eingeladen. Letzterer fand in Form eines einstündigen Telefonats mit mehreren Verantwortlichen statt. Mit Hilfe zweier im Studium belegter Workshops und GD Bildung und Kultur - Programm für lebenslanges Lernen 1/5 anderen Quellen zu Bewerbungen hatte ich mich auf mögliche Fragen und nötige Erklärungen vorbereitet. Ich wurde schließlich gebeten, mich kurz vorzustellen und meine Stärken und Schwächen sowie die Gründe für die Wahl des Unternehmens zu erläutern. Im weiteren Verlauf erklärte mir der Beschaffungsleiter die Umrisse der Mission. Die Arbeit sollte für eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden mit 1000 € (für Master 2) netto monatlich vergütet werden. Neben allerlei Prüfungen, Gruppen- und Hausarbeiten galt es nach Erhalt der Zusage, eine Bleibe in Luxemburg zu finden. Diese sind bekanntlich sehr teuer und je nach Erwartungshaltung schwer zu finden. Dennoch entschloss ich mich für eine Wohnung im Stadtzentrum, um möglichst viel vom internationalen Treiben kennenzulernen. Es ist nicht empfehlenswert außerhalb von Luxemburg zu wohnen; da zu Stoßzeiten die Hauptverkehrswege verstopft sind und man in Deutschland, Belgien oder Frankreich wohnend viel weniger von der Stadt kennenlernt und schwieriger Anschluss zu Kollegen vor Ort bekommt. Über Internetseiten wie appartager .lu oder luxfriends.eu findet man mit Glück und etwas Geduld für 500 bis 800 € ein Zimmer in einer WG oder ein kleines Einzelapartment. Ich hatte Glück und bekam über einen Kontakt aus der EU-Kommission eine günstige Adresse vermittelt. Für ein 25 m² großes Zimmer ohne Küche mit Kühlschrank, Mikrowelle, TV-Anschluss und Internet ausgestattet, rund 1,5 km von Auchan entfernt, bezahle ich 550 € monatlich. Dies ist angesichts der Lage sehr günstig. Ein Tipp meinerseits: Man sollte bei der Suche über o.g. Seiten sehr achtsam sein. Ich kam dabei einigen Betrügern auf die Schliche, die die Notlage von im Ausland tätigen Wohnungssuchenden ausnutzen und versuchen, Gutgläubigen über Verträge zu fiktiven Mietobjekten Geld zu entziehen. Oft sende diese eine Kopie eines fremden Ausweises und geben vor, leider nicht vor Ort zu sein. Sobald Western Union als Geldtransfer und Konten im europäischen Ausland (insbesondere Großbritannien, Schweiz etc.) ins Spiel kommen, sollte man grundsätzlich sehr, sehr vorsichtig sein. Für den Übergang kann auch die Jugendherberge im Zentrum eine günstige Alternative und Zeit bieten, sich in der neuen Umgebung zu orientieren. Während meines Praktikums war ich hauptsächlich damit betraut, in der operativen Beschaffung von Massenkonsumgütern (PGC) zu arbeiten. Wichtig für das Verständnis dieser Tätigkeit ist, dass Auchan über vielfältige Lieferquellen versorgt wird. Im Bereich PGC werden ca. 50 % über die Einkaufszentralen und die andere Hälfte über Direktlieferanten beliefert. Letztere weisen im Vergleich zu den Zentrallägern viel niedrigere Lieferfrequenzen und häufig einen niedrigeren Servicegrad auf. Daher wird aktuell versucht, möglichst viel über die Einkaufszentralen in Duttlenheim (Auchan France), Pirmasens (Wasgau) sowie Auchan in Italien beliefern zu lassen. In meinem Bereich kümmerte ich mich hauptsächlich um Artikel, die von Auchan Frankreich geliefert werden. Dies impliziert, dass jeden Morgen eine Bestellung für eine Anlieferung am selben Tag erfolgt. Alles, was tagsüber zusätzlich bestellt wird, kann am folgenden Tag abends geliefert werden. Ziel war es, nach wenigen Wochen Einarbeitung, einen Verantwortlichen der Beschaffung, der im Vaterschaftsurlaub in Teilzeit arbeitet, zu vertreten. Durch die Zusammenarbeit mit meinem Kollegen lernte ich die unterschiedlichen Prozesse und Handlungsabläufe zu verschiedensten Situationen kennen. Grob beschrieben, besteht die alltäglich ausgeführte Arbeit aus folgenden Etappen: 1. Morgendliches Scannen der Fehlbestände (leere Regalplätze) mittels eines PDA GD Bildung und Kultur - Programm für lebenslanges Lernen 2/5 2. Bearbeitung der Fehlbestände: Nachbestellungen, Bestandsausgleich (+/-), Verringerung der Regalkapazität, Überwachung der Bestellstati 3. Entgegennahme von Bestellungen und Änderungen der Regalkapazität und/oder Informationen zu Über- bzw. Unterbeständen. 4. Bestellen von Angebotsbedarf (Artikel, die im folgenden Werbeblatt stehen) 5. Halbautomatischer Bestandsausgleich (calibrage) mit Hilfe des Computersystems GIMA (Verantwortliche wählt den Lieferanten und den Warenbereich aus und löst die Berechnung der erforderlichen Bestandshöhe aus (+/-) Diese Tätigkeiten habe ich bis auf den Bestandsausgleich täglich weitestgehend in Eigenverantwortung vollzogen. Lediglich bei besonderen Zwischenfällen und Computersystemeinstellungen musste ich mich bei meinen Kollegen absichern. Der sehr freundliche Umgang mit meinen Kollegen erleichterte meine Integration ins Unternehmen und das gesamte Prozessverständnis. Bei jeglichen Unsicherheiten und Hintergrundfragen (auch im Bezug auf meine Masterthesis) konnte ich auf die Informationen meiner Kollegen und insbesondere meines Tutors zählen. Da Auchan aktuell noch über ein sehr veraltetes Informationssystem verfügt, bedarf es der ständigen Kontrolle und Anpassung von verschiedenen Bedarfen und Bedarfsparametern. Dies führt dazu, dass diese täglich ähnlich ablaufenden Arbeitsschritte immer wieder durch besondere Faktoren (offener Sonntag, Mehrbedarfsperiode, Angebote) beeinflusst und kompliziert werden. Eine besondere Herausforderung für alle Mitarbeiter! Interkulturell gesehen ist Luxemburg ein Sammelbecken vielfältiger Kulturen, besonders der portugiesischen und französischen und ferner der deutschen, belgischen, italienischen und britischen. Während des Praktikums fühlte ich mich wie in einem rein französischen und frankophonen Unternehmen. Alle Arbeitsweisen und Kommunikationsschemata sind durch die französische Kultur geprägt. Ganz besonders wichtig war in meinem Fall der Beziehungsfaktor, der sich durch persönliche Begrüßungen jedermanns und regelmäßige Zwischengespräche verdeutlicht. Von Deutschen als ineffizient und unkonzentriert bezeichnet, ist dies hier unerlässlich, um ein gutes Arbeitsklima aufrechtzuerhalten und dem familiären Kontext von Auchan Raum zu bieten. Außerdem ist auffallend, dass keineswegs direkte Kritik an (unterstellten) Kollegen geübt wird. Ganz französisch wird dies durch die Blume vermittelt bzw. meist hinter dem Rücken des anderen ausdiskutiert. Spannungen und Asympathien können demnach nur durch Mediation einer Führungsperson aufgehoben werden. Entsprechend dem Motto "Auchan, c?est le choix" vereint der Hypermarkt ein riesiges Warenangebot, d.h. breite und tiefe Sortimente. Täglich stehen die Beschaffung und der Einkauf vor der Herausforderung, den Kunden ein multikulturelles Warensortiment bereitzustellen. Dies wirkt sich automatisch auf die Logistik aus. Die Tatsache, dass Auchan ein sehr begrenztes internes Lager (605 Palettenplätze) sowie eine relativ überschaubare, 10 km vom point of sale entfernte, externe Reserve (vgl. Graphik: Schuttrange) vorweist, erschweren eine effiziente Logistik. Im Allgemeinen achtet man daher darauf, die Anzahl der unterschiedlichen Lieferungen durch Konsolidierung von Bedarfen zu reduzieren. Insbesondere jene der über 410 Direktlieferanten gilt es zu analysieren und zu hinterfragen. Mein zweiter großer Arbeitsbereich bestand daher darin, die Produktpalette GD Bildung und Kultur - Programm für lebenslanges Lernen 3/5 unzuverlässiger Direktlieferanten auf Substituierbarkeit durch die Sortimente der großen Einkaufszentralen, insbesondere durch jenes der nahen Wasgau AG, zu analysieren. Durch Vergleich von Barcode und Artikelinformationen habe ich so feststellen können, welcher Anteil umgehend verlagert werden kann und welcher einer näheren Analyse bedarf. In allen Fällen müssen Artikel durch Alternativen ersetzt oder aufgegeben werden. Um die finanzielle Tragweite einer Entscheidung abschätzen zu können, habe ich in Kooperation mit dem Einkauf die Nettoeinkaufspreise der Direktlieferanten berechnet und diese mit jenen von Wasgau und Auchan France/Italie verglichen. Nach Abzug aller Nachlässe und Vergünstigungen konnte Auchan so feststellen, ob es gewinn- oder verlustbringend sein würde, den Direktlieferanten aufzugeben bzw. einen Teil seines Sortiments zu verlagern. In den meisten Fällen stellte sich heraus, dass bei möglicher Teilverlagerung hohe viertstellige Verluste eintreten würden- von den etwaigen Verschlechterungen der Lieferbedingungen ganz abgesehen. Dennoch hat meine akribische Analyse dazu geführt, dass der Einkauf ein starkes Verhandlungsmittel gewonnen hat, das ihnen ermöglicht, die Lieferfristen sowie einige Nachlässe rückwirkend vorteilhafter zu gestalten. Somit konnte bei einem einzigen Beispiel bereits ca. 6000 € Gewinn pro Jahr erreicht werden. Dies wird fortgeführt. Langfristig gilt es, bei Regalneugestaltungen und Produktwahlen darauf zu achten, vorhandene Lieferquellen bestmöglich auszuschöpfen bzw. deren Anzahl zu rationalisieren, damit die begrenzte Infrastruktur nicht überlastet wird und möglichst viel Masse über den kleinstmöglichen Kreis von Lieferanten bezogen wird. Die logistische Problematik muss in diesem Kontext allen beteiligten Entscheidern verständlich sein. Nicht lediglich die Verfügbarkeit eines gewünschten Artikels ist ausschlaggebend, sondern vielmehr die gesamtwirtschaftliche Situation und logistische Ausrichtung des Marktes. In diesem Bereich spielen nicht zuletzt Sprachkenntnisse in Deutsch und Englisch eine wichtige Rolle, um alle vorhandenen Sortimente untersuchen zu können, bevor eine ganz neue, zusätzliche Bezugsquelle in Betracht gezogen wird. Neben der Bearbeitung dieser Problemstellungen blieb sehr wenig Zeit, die Daten zu meiner Masterthesis zu analysieren. Den Großteil musste ich zu Hause nach 8-9 Stunden Arbeit absolvieren. Da alle Bibliotheken um 18:30 Uhr schließen, gibt es wenige Rückzugsmöglichkeiten. Freizeitmöglichkeiten gibt es hingegen genug. Laufstrecken durch schmale Wälder oder Parks, Fitnessstudios, Schwimmbäder und Ähnliches laden zum sportlichen Ausgleich ein. Bei allen Aktivitäten sollte man allerdings wissen, dass die Preise in Luxemburg oft vergleichbar mit jenen in teuren französischen Städten sind. Mit einem Praktikantenentgelt zwischen 800 und 1200 € und einem Erasmus-Stipendium (o.Ä.) sollte man allerdings problemlos zurechtkommen. Bilder/Fotos: keine Bilder/Fotos Tipps für Praktikanten Vorbereitung Praktikumssuche: Wohnungssuche: Versicherung: www.kapstages.com www.civiweb.com xing und linkedin Es sollte sehr viel Wert auf die Gestaltung des Anschreibens und Lebenslaufes gelegt werden und Qualität vor Quantität gestellt werden. Ich habe zu viele, weniger gut vorbereitete Bewerbungen versendet und dadurch Zeit verschwendet. S. Erfahrungsbericht Zumeist gelten heimische Kranken- Haftpflicht- und Hausratversicherungen auch für eine begrenzte Zeit im Ausland, sofern man seinen ersten Wohnsitz nicht ins GD Bildung und Kultur - Programm für lebenslanges Lernen 4/5 Sonstiges: Ausland verlegen muss. Über meinen Arbeitgeber war ich nicht versichert. Da ich Geld verdiente, musste ich eine eigene Krankenversicherung in Deutschland abschließen. Diese ist auch im Ausland gültig, wenn der Hauptwohnsitz nicht verlegt wird. Allerdings kann es zu Zuzahlungen bei Krankenhausaufenthalten kommen, da die Tagessätze von Land zu Land unterschiedlich sind. - Formalitäten vor Ort Telefon-/Internetanschluss: Keine Erfahrungen: offenbar etwas teurer als in Frankreich/Deutschland Empfehlenswert: Visa- und Girokonto bei DKB Berlin o. Ä. , mit dem man Bank/Kontoeröffnung: weltweit kostenlos überall zahlen und abheben kann. Sonstiges: Alltag / Freizeit Ausgehmöglichkeiten: Sonstiges: << zurück zur Liste Alles vorhanden,aber teuer. Brauereihof in Clausen ist eine sehr trendige und gute Adresse. Auf dem Heimweg sollte man außerhalb darauf achten, nicht von frz. Jugendgangs angegriffen zu werden. - GD Bildung und Kultur - Programm für lebenslanges Lernen 5/5