040225 stimmen aus dem hohen norden

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040225 stimmen aus dem hohen norden
STIMMEN AUS DEM HOHEN NORDEN
Vogtland Anzeiger 25.02.2004
Ein Höhepunkt zur 850-Jahrfeier des Radonbades
Das Ensemble Pieni Sekunti aus Finnland begeisterte in Bad Elster und Bad Brambach
Hunderte Zuhörer. Unser Bild enrstand in der Michaeliskirche des Radonbades.
FOTO:ERHARD ADLER
BAD BRAMBACH/BAD ELSTER – Zum Abschluß einer Konzertreise durch Hessen, Thüringen
und Sachsen gastierte das junge finnische A cappella–Ensemble Pieni Sekunti vor einigen
Tagen in der Michaeliskirche Bad Brambach. Rund 200 Zuhörer besuchten das Konzert. Nach
den überragenden Kritiken aus den vorherigen Konzerten, unter anderen in Bad Elster und
Arzberg, und auch ein wenig Werbung waren erfreulich viele Brambacher neugierig geworden
auf die Stimmen aus dem hohen Norden. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Bereits mit dem Einzug des Quintetts in die Kirche, das sich dazu das irische Traditional
„Dobbin´s Flowery Vale“ ausgesucht hatte, waren alle in den Bann der glockenreinen Stimmen
gezogen. Nach der Begrüßung durch Pfarrer EckardGraubner richtete Thomas Lindner, Vater
eines Ensemblemitgliedes und gebürtiger Brambacher, einige Worte an die Zuhörer, die
dadurch mehr über die Gruppe und die Tournee erfuhren. Er sprach auch von den neuen
Erfahrungen
der
Jugendlichen,
waren
doch
Autogrammschreiben
oder
echte
Vertragsgestaltung für Konzerte Neuland für sie. Als Bürgermeister Helmut Wolfram die jungen
Künstler willkommen hieß, überraschten ihn diese , die um seine Laufleidenschaft wussten, mit
einem T-Shirt und der Einladung, auch mal in Lappland zu rennen. Dann begann der erste Teil
des Konzertes, zu dem sich die Sängerinnen und Sänger in Trachten aus verschiedenen
Regionen des 1000–Seen–Landes gekleidet hatten. Sie begannen mit nordischen Volksliedern,
auch ein Stück des finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius kam zum Vortrag. Es folgten
Musikstücke aus dem Mittelalter, anschließend Negrospirituals. Nicht nur die musikalische
Bandbreite überzeugte, sondern auch die sprachliche Vielfalt, sang das Quintett doch in
finnisch, schwedisch, gälisch, lateinisch, englisch, in Zulu und mit dem Volkslied „Am Brunnen
vor dem Tore“ in deutsch. Mit dem schwedischen Volkslied „Longdans fron Sollerön“ beendete
Pieni Sekunti den ersten Konzertteil und zog singend aus der Kirche.
Nach einer kurzen Pause kamen die Fünf wieder, nun in modernes Rot-Schwarz gekleidet, und
zeigten sich von einer ganz anderen musikalischen Seite. Waren die ersten Stücke eher ruhig
und getragen, ging es nun sehr temperamentvoll zu. Ein kurzes, beschwingtes Stück von
Jaakko Mäntyjärvi forderte die Zuhörer auf, die Handys auszuschalten. Die Brambacher hatten
diese aber erst gar nicht an, was bei Zuhörern in der Heimat von Nokia wohl nicht immer so
ist. Jazzig mit Welterfolgen wie „Blue Moon“ ging es weiter. Es schlossen sich Titel der
schwedischen „Real Group“ und der finnischen Formation „Rajaton“ an. Die jungen Künstler
ließen sich zu ihrem Abschiedskonzert in Deutschland noch einiges einfallen. So überraschte
Susanna Toivio (Alt) bei „Wonderful world of sports“ als Solistin im Fußballtrikot von Ronaldo.
Bei „Chili con carne“ zauberten sie plötzlich echte Peperonischoten auf die Bühne. Lustig, aber
auch beeindruckend war Eero Smeds (Baß) mit dem Titel „Probier‘s mal mit nem Baß“. Nach
dem Beatles-Song „Blackbird“ bedankte sich Annette Lindner (2. Sopran) im Namen der
Gruppe bei ihren Eltern, bei Lauri Vuorinen´s (Tenor) Vater und allen, die zum so erfolgreichen
Gelingen der Tournee beigetragen haben. Den Abschlußtitel „We‘ll meet again“ werden wohl
Gruppe und Publikum wörtlich nehmen. Das Quintett, zu dem außer den bereits Genannten
noch Kati Söderlund als 1. Sopranistin gehört, hatte sich voll in die Herzen der Brambacher
gesungen. Alle waren von dem breitgefächerten Programm, durch das Annette Lindner und
Eero Smeds in ausgezeichnetem Deutsch führten, erfreut und von der stimmlichen Leistung
der Sängerinnen und Sänger, die zwischen 15 und 18 Jahre alt sind, fasziniert. Der Beifall
wollte nicht enden, und so gaben die jungen Künstler mit „Kume kum“ noch eine Zugabe. Der
Brambacher Bürgermeister bedankte sich bei dem Ensemble, sichtlich angetan von dessen
Können, und übergab witzigerweise auch T-Shirts, auf denen zum Laufen eingeladen wird. Er
versäumte dabei nicht, für weitere Konzerte im Kurort zu werben. Vom Abend mit Pieni
Sekunti, die dank der guten Akustik in der Michaeliskirche gänzlich ohne Mikrophon auskamen,
begeistert, kauften sich viele Zuhörer eine CD dieser überragenden Vokalgruppe und ließen
sich diese von den Ensemblemitgliedern signieren. Allgemein war man sich einig, solch klare
und reine Stimmen mit solch wunderbaren Arrangements, die die Gruppe selbst schreibt,
zeugen von hervorragender musikalischer Ausbildung und waren schon lange nicht in der
Brambacher Kirche zu hören. Das Konzert war wirklich ein Höhepunkt im Rahmen der
diesjährigen 850-Jahr-Feiern Brambachs. Die Kleine Sekunde, so der deutsche Name der
Gruppe, hätte für die Zuhörer gar nicht enden sollen. Nun freuen sich alle auf ein
Wiedersehen, vor allem ein Wiederhören, im kommenden Jahr. ERHARD ADLER