David Copperfield
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SPA SS & SPANNUNG Ausgabe: September 2005 | Nr. 97 David Copperfield verzaubert MEHR WISSEN über Strom und Kernenergie Die Zeitschr ift mit News und Infos aus dem Kernkraftwerk Biblis ARN CHB N A N IO DI E R EG R R Ü E F D IN MW-Gewinner David Copperfields neue Show „An Intimate Evening Of Grand Illusion“ hält, was der Titel verspricht: Sie ist die Krönung der Zauberkunst! RÄTSEL E r ließ die Freiheitsstatue verschwinden, spazierte durch die Chinesische Mauer und schwebte durch die Luft – auf seiner neuen Welttournee zeigt David Copperfield seine magischen Fähigkeiten nach langer Pause wieder in Deutschland. Und verzaubert bei seinem Auftritt in Frankfurt am Main auch die Gewinner des MW-Rätsels. Die Auftritte des Meisters der Illusion brachen schon Besucherrekorde in Europa, Asien und in Amerika. Mit seiner neuen Show „An Intimate Evening Of Grand Illusion“ will Copperfield erneut Herz und Verstand seiner Fans errei- Mitmachen! Tolle Preise locken! Wie viel Kilowattstunden Strom produzierten die beiden Bibliser Kraftwerksblöcke im Jahr 2004 insgesamt? 1. Preis: 2 x 2 Tickets der ersten Kategorie für die Show von David Copperfield, Festhalle Frankfurt/Main, 26.10.05, 17 Uhr 2. Preis: ein Gutschein des Media-Markts im Wert von 150 Euro, einzulösen in Darmstadt, Mannheim oder Worms 3. Preis: ein Gutschein des Media-Markts im Wert von 75 Euro 4. – 10. Preis: je ein Präsentkorb mit einer Flasche Wein, Pasta und Olivenöl 11. – 20. Preis: je eine Wanduhr im Edelstahldesign 21. – 50. Preis: je eine Baseballkappe mit RWE-Aufdruck chen. Etwa, indem er unter anderem auf der Bühne durch soliden Stahl schwimmt. Kluge Köpfe können für den Auftritt am 26. Oktober um 17 Uhr Karten gewinnen. Karten an den bekannten Vorverkaufsstellen INFO Informationszentrum Biblis: Das Infozentrum ist wegen Umbauarbeiten vom 19. September bis voraussichtlich Mitte November geschlossen. Für Fragen und Informationen steht Ihnen das Infoteam telefonisch weiter zur Verfügung. Anschrift: Kraftwerk Biblis, Postfach 1140 - 68647 Biblis, Tel.: 06245/21 48 03 E-Mail: [email protected] www.rwe.com Kleine Bäckerei backt für Biblis große Brötchen IMPRESSUM Schicken Sie Ihre Lösung per Postkarte oder per E-Mail an: RWE Power AG, PCK-I, Huyssenallee 2 · 45128 Essen [email protected] Einsendeschluss: 7.10.05 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 8 MEHR WISSEN Herausgeber: RWE Power AG Huyssenallee 2 · 45128 Essen Redaktion: Guido Steffen (verantwortlich) Christiane Würz E-Mail: [email protected] Fotos: Lutz Kampert, André Laaks, Homer Liwag Gestaltung: CCS Werbeagentur Druck: alpha print medien, Darmstadt ENERGIE & SICHERHEI T Chef der hessischen Atomaufsicht im Interview mit MW S. 3 KRAF T WERK & REGION Ortsansässige Betriebe profitieren von Aufträgen S. 4/5 SEPTEMBER 2005 NR. 97 SPASS & SPANNUNG Zauberhafter Abend mit David Copperfield zu gewinnen S. 8 DIE ZEITSCHRIFT AUS DEM KKW BIBLIS Editorial ENERGIE & SICHERHEI T Alle Details offen legen Dr. Hartmut Lauer Vertrauen ist gut – eine transparente Liebe Leserinnen, liebe Leser, Kommunikation ist besser. Das belegt sobald in der Öffentlichkeit über Kernenergie diskutiert wird, steht die Sicherheit kerntechnischer Anlagen häufig im Zentrum der Debatte. Das ist auch richtig so, denn wir tun hier schließlich alles Erdenkliche für die Sicherheit und informieren die Öffentlichkeit auch über diese Anstrengungen. Neben diesem technischen Aspekt hat die Arbeit hier in Biblis aber noch viel mehr Facetten, die wir gern zeigen wollen. Denn Biblis ist gleichzeitig Lebensgrundlage und -mittelpunkt für die rund 700 Menschen, die hier ihren Arbeitsplatz haben. Hinzu kommen Beschäftigte von Zulieferern und Dienstleistern. Viele leben hier in der Umgebung und tragen mit ihrer Kaufkraft – aber beispielsweise auch durch ihr Engagement in Gruppen und Vereinen – zum Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft in der Region bei. Wie stark wir hier vor Ort verwurzelt sind und welchen wirtschaftlichen Beitrag unser Unternehmen leistet, das wollen wir in dieser Ausgabe der „MW“ zeigen. Damit Sie alle Aspekte unserer Arbeit beurteilen können. D Gute Lektüre wünscht Ihr Hartmut Lauer 2 MEHR WISSEN der Umgang des Kraftwerks Biblis mit meldepflichtigen Vorkommnissen. er Austausch von Betriebserfahrungen als ein wichtiger Aspekt für einen sicheren Kernkraftwerksbetrieb war Anlass, Mitte der 70er Jahre, ein bundeseinheitliches Erfassungssystem für sogenannte meldepflichtige Vorkommnisse ins Leben zu rufen. Die Erfassung und Klassifizierung der Vorkommnisse erfolgen auf Meldeformularen mithilfe von zirka 80 unterschiedlichen Meldekriterien. „Der durch dieses Meldesystem erzielte breit angelegte Erfahrungsaustausch macht Sinn und hat zur Fortentwicklung der Sicherheit der kerntechnischen Einrichtungen beigetragen“, so Kraft- werksleiter Dr. Hartmut Lauer. Biblis geht aber darüber hinaus: Zusätzlich informiert das Kraftwerk per Pressemitteilung die lokalen und überregionalen Medien. Der breit angelegte Erfahrungsaustausch trägt zur Fortentwicklung der Sicherheit bei. Dr. Hartmut Lauer Daher taucht der Name Biblis in der Zeitung häufiger auf als der anderer Kernkraftwerke. Standortleiter Lauer über das Ziel dieser Maßnahme: „Wir wollen Vertrauen gewinnen, indem wir jedes noch so kleine Detail offen legen.“ Internationaler Maßs tab Die INES-Skala Unabhängig vom deutschen Meldesystem wurde als Orientierungsmaßstab für die sicherheitstechnische Bedeutung von Vorkommnissen in Kernkraftwerken die INES–Skala eingeführt (International Nuclear Event Scale). Diese Skala wurde Anfang der 90er Jahre von der Internationalen Atomenergiebehörde und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erarbeitet. Anhand der Bewertungsskala wird der Öffentlichkeit eine verständliche Auskunft darüber gegeben, welche Bedeutung ein meldepflichtiges Ereignis für die Sicherheit der Anlage hatte und inwieweit radiologische Auswirkungen auf die Bevölkerung und Umgebung auftraten. Die Bedeutung der technischen Ereignisse wird darin in Stufen eingeteilt. Sie reicht von Stufe 0 für Ereignisse ohne sicherheitstechnische Bedeutung bis Stufe 7 für katastrophale Unfälle. Die meisten meldepflichtigen Vorkommnisse in deutschen Kernkraftwerken sind ohne sicherheitstechnische Bedeutung. Sie werden demnach in die Stufe 0 eingeordnet. Die UN-City in Wien ist Sitz der Internationalen Atomenergiebehörde Hessen: zwei Drittel des Stroms aus Biblis Unter dem Strich erzeugten alle hessischen Energieversorger im Vorjahr rund 31 Milliarden Kilowattstunden Strom. Das hat das Statistische Landesamt in Wiesbaden ermittelt. Mit knapp 19,5 Milliarden Kilowattstunden produzierten die beiden Bibliser Blöcke letztes Jahr davon etwa 63 Prozent. Die Kernenergie deckt damit rechnerisch fast zwei Drittel der hessischen Stromerzeugung ab. Auf Stein- und Braunkohle entfallen rund 23 Prozent der hessischen Stromerzeugung, acht Prozent auf Erdgas sowie vier Prozent auf Wasserkraft. Mithilfe anderer Energieträger, beispielsweise Wind oder Heizöl, werden die restlichen zwei Prozent erzeugt. 63 % 23 % 8% 4% 2% (Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, 2004) Kernenergie Stein- und Braunkohle Erdgas Wasserkraft weitere erneuerbare und sonstige Energieträger „Unsere „Unsere Präsenz Präsenz ermöglicht ermöglicht Effizienz“ Effizienz“ Guntram Finke (Foto) ist seit Juli Abteilungsleiter der Atomaufsicht im Hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Seine Zuständigkeiten: die Aufsicht über kerntechnische Anlagen, Genehmigungsverfahren sowie die Umsetzung der Strahlenschutzverordnung. MW: Herr Finke, Sie führen die amtliche Aufsicht über das Kernkraftwerk Biblis. Unter Aufsicht stellt man jemanden, der sich etwas hat zu Schulden kommen lassen ... Finke: Nein, Aufsicht ist ein Teil unseres Ordnungsrechts und findet auch außerhalb der Kerntechnik in vielen Bereichen wie der Chemieanlagen, des Bergbaus, des Bauwesens, des Arbeitsschutzes usw. statt. MW: Was ist das Besondere an der Atomaufsicht? Finke: Die Atomaufsicht reicht tiefer in den betrieblichen Alltag hinein als etwa die Aufsicht über einen Gewerbebetrieb. Der Sicherheitsaspekt steht dabei an erster Stelle: Für Kernkraftwerke gelten strengste Anforderungen und Auflagen. Sie müssen jederzeit und in jeder Betriebssituation sicher arbeiten. Auch kleine Umbaumaßnahmen, die mit der Sicherheit im nuklearen Bereich zu tun haben, sind daher anzeigepflichtig. Wir prüfen alle Umbaumaßnahmen sehr genau. Große Änderungen an Kernkraftwerken dürfen nur auf der Grundlage von Genehmigungen nach dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik durchgeführt werden. Durch diese Aufsichts- und Genehmigungsverfahren erwächst den Mitarbeitern der Atomaufsicht ein breiter Erfahrungsschatz über das überwachte Kernkraftwerk. Die Nähe zur Anlage ist dabei ein großer Vorteil, der sich ergibt, wenn die Atomaufsicht durch eine Landesbehörde wahrgenommen wird. Die vom Bundesumweltministerium geführte Diskussion um eine Verlagerung der Atomaufsicht auf eine Bundesbehörde wird daher hier sehr skeptisch gesehen. MW: Ein konkretes Beispiel? Finke: Wir haben seit 1999 insgesamt 78 Genehmigungsverfahren für Nachrüst- und Modernisierungsmaßnahmen an den beiden Blöcken des KKWs Biblis durchgeführt. Zwischen der Antragstellung des Betreibers und der amtlichen Abnahme der genehmigten umgesetzten Maßnahmen lagen in der Regel mehrere Jahre. Damit will ich sagen: Wir haben die Anträge sehr kritisch geprüft und dann mit Auflagen Genehmigungen er- Behörden und Gutachter überwachen Revisionen wie hier in Block B teilt. Die Umbaumaßnahmen tet. Die Gutachter stellen der selbst wurden vor Ort geprüft Atomaufsicht Bewertungsund freigegeben. Dies hat sich hilfen für unsere amtlichen Entgelohnt: Das Kraftwerk Biblis scheidungen zur Verfügung. arbeitet heute auf einem deutMW: Ist das nicht ein riesilich höheren Sicherheitsniveau. ger Papierkriegsschauplatz, MW: Sie selbst sind Ma- über den man den Überblick schinenbauingenieur. Woher verliert? kommt das Fachwissen, das Finke: Behördenarbeit und eine Behörde zur Aufsicht über Effizienz sind kein Widerein KKW braucht? spruch. Wir betreiben die geFinke: Ich habe seit rund setzlich vorgeschriebene Auf20 Jahren beruflich mit kern- sicht über die kerntechnischen technischen Anlagen zu tun. Anlagen in Hessen mit großer Da sammelt sich eine Menge Sorgfalt. Bei der Bewältigung Erfahrung an. Dazu des Papierkriegs kommt die per- Der Bürger kann sich hilft uns moderne darauf verlassen, manente WeiterbilDV-Bürotechnik. Ein dass wir die Arbeit dung. Gleiches gilt ganz wichtiges Eledes Kraftwerks im für meine Mitarbeiment der Aufsicht terinnen und Mit- Interesse der Sicher- ist aber unsere Präarbeiter. Wir bün- heit kritisch begleiten. senz vor Ort: Das Guntram Finke deln gerade auf Team der Atomaufdem Gebiet der sicht kennt das kerntechnischen Sicherheit Kraftwerk Biblis wie seine umfassenden Sachverstand. Westentasche. AnlagenkenntMW: Welche Rolle spielen nis und langjährige Erfahrung die Gutachter? sind wichtig und machen eine Finke: Zur Bewertung von effektive Aufsicht erst mögVorgängen ziehen wir haupt- lich. Der Bürger kann sich darsächlich die TÜVs aus Ham- auf verlassen, dass die hessiburg, Hannover und München sche Atomaufsicht die sowie das Ingenieurbüro Arbeit des Kraftwerks ESN aus Kiel mit ihren Biblis im Interesse großen kerntechnischen der Sicherheit jederFachabteilungen als unzeit kritisch beabhängige Sachverstängleitet. dige hinzu. Ihre Prüfaufträge erhalten sie von uns, ihre Gutachten werden wiederum von uns bewerSEPTEMBER 2005 NR. 97 DIE ZEITSCHRIFT AUS DEM KKW BIBLIS 3 KRAF T WERK & REGION Sicherheitskräfte stehen zum Strom aus Kernenergie An ihnen kommt keiner vorbei: Besonders für ihren Einsatz in einer kerntechnischen Anlage qualifizierte Sicherheitsfachkräfte der Securitas sorgen dafür, dass kein Unbefugter das Kraftwerksgelände in Biblis betritt. Ihre Aufgaben: Fahrzeug-, Personen- und Materialkontrollen, die Überwachung der Anlage und des Geländes sowie die Regelung des Fahrzeugverkehrs. Daneben übernimmt die Securitas Power und Service GmbH & Co. KG – eine Tochter des bekannten Sicherheitsdienstleisters Securitas – auch Funktionen in der Verwaltung, im Rettungswesen als Betriebssanitäter oder im Bereich des Strahlenschutzes. Hohen Standard halten Ohnehin verstehen sich die Bibliser Sicherheitskräfte nicht nur als „schwarze Sheriffs“. „Wir legen großen Wert auf den hohen Standard unserer Ausund Weiterbildung“, schildert Bernd Scherer, Geschäftsführer der Securitas Power und Service. Für die Arbeit in kerntechnischen Anlagen setzt das Unternehmen nur „geprüfte Werkschutzfachkräfte“ ein. Stationen dieses Berufswegs: abgeschlossene Berufsausbildung, zwei Jahre theoretische und praktische Ausbildung inklusive Abschlussprüfung vor der IHK. Regelmäßige Fortbildungen und Übungen, auch mit der Polizei, gewährleisten die Erhaltung des hohen Qualitätsstandards. Wer so einen langen Weg geht und lange Jahre im Kraftwerk arbeitet, ist mehr als ein „Wachmann“, der identifiziert sich mit dem Auftraggeber und der Stromerzeugung aus Kernenergie. „Ich stehe zum Kraftwerk Biblis“, meint jedenfalls Bernd Scherer. 4 MEHR WISSEN Kleinstbetrieb unterwegs mit großem Auftrag Schon beim Bau des Kraftwerks war Manfred Schramm dabei, noch heute wartet und betreut er die Heizungs- und Sanitäranlagen dort. Die Aufträge aus Biblis sind für den Installateur und seine zwei Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung. O fe nfr is ch auf d e n Tis ch „Na Manni, wieder im Einsatz für uns? Dann kann ja nichts schiefgehn!“ Sprüche wie diesen ist Manfred Schramm (Foto) gewohnt. Schließlich ist der selbstständige Installateur fast täglich in der Bibliser Anlage, wartet und repariert dort nahezu alles, was mit Heizungs-, Wasser- und Sanitäranlagen zu tun hat. Genau der richtige Mann für diesen Job Er ist genau der richtige Mann für diesen Job. Seit 33 Jahren kennt er den Standort. Schon beim Bau von Block A des Kraftwerks war er dabei: als Subunternehmer bei der Erstellung der Wasserleitungen, Heizkörper sowie des Sanitärbereichs. Jedes dazugehörende Rohr kennt er genau und kann so auch seinen zwei Mitarbeitern bei größeren Reparaturen exakte Anweisungen geben. „Das Kraftwerk ist mein existenzielles Standbein“, erzählt der 54-jährige Bibliser. Zwar hat er noch eine größere Anzahl Kunden im Ort und in der Umgebung. „Aber ohne die regelmäßige Tätigkeit in der Anlage könnte ich meine zwei Angestellten nicht halten und müsste jeden Auftrag in Eigenregie abarbeiten.“ V ier Uhr morgens. Aus der Backstube von Werner und Bärbel Höfle duftet es verführerisch. Hier wird der Teig wie in alten Zeiten noch in Handarbeit hergestellt, auf Hilfsmittel und chemische Zusätze verzichtet. Knapp 250 Backwaren müssen um Punkt vier Uhr dreißig bei Thomas Schachner im Kernkraftwerk abgeliefert werden. Denn auch die Bibliser Kraftwerker mögen es frisch und knusprig. „Während einer großen Revision wird’s wesentlich mehr“, berichtet Bärbel Höfle (50). Dann stärken sich noch bis zu 1.000 Fremdfirmenmitarbeiter an 900 Brötchen, Brezeln, Croissants. Hinzu kommen rund 200 Kaffeeteilchen und 20 Brote. Dann macht der Verkauf dieser Leckereien bis zu 40 Prozent der monatlichen Einnahmen der Bäckerei aus. Allein wegen des KKWs haben wir extra Leute eingestellt, einen Bäcker, eine Aushilfe und eine Fahrerin“, erzählt Werner Höfle (48). Es ist ein hartes Brot mit dem Brot Gearbeitet wird in zwei Schichten. Frühnachts backen das Ehepaar und ein Handarbeit ist Trumpf in der Backstube: Bärbel Höfle verziert Donuts mit Schokolade Geselle nur für das Kernkraftwerk. Ab halb vier stellt die zweite Schicht die Ware für den normalen Verkauf her. Obwohl die Nordheimer Bäckerei noch ein Altenheim beliefert und die Laufkundschaft – auch von außerhalb – für die gute Qualität schon mal Schlange steht: Es ist ein hartes Brot mit dem Brot. Denn drei von neun Arbeitsplätze hängen direkt vom Kraftwerk ab. Die sollen natürlich bleiben; schließlich wollen alle gemeinsam im November das 20. Jubiläum des Betriebs feiern. Wormser Schnitzel machen Bibliser Kraftwerker satt 100 Millionen Euro für Firmen in der Region Klaus Nitsch hat „tierisch“ zu tun. Sein Fleischgroßhandel Worms GmbH & Co. KG beliefert auch das Kernkraftwerk Biblis. Stolze 500 Kilogramm Wurst, Schnitzel, Braten gehen wöchentlich Richtung Werkskantine. „Ein ganz wichtiger Auftrag für uns“, so Geschäftsführer Nitsch (Foto 3.v.l.). Zwölf fest Angestellte, fünf Halbtagskräfte und drei Auszubildende stehen bei dem 50 jährigen in Lohn und Brot. Und haben das nicht zuletzt den hungrigen Biblis-Mitarbeitern zu verdanken. „Dieses Geschäft macht rund 30 bis 35 Prozent unseres Umsatzes aus“, rechnet er vor. „RWE Power ist damit unser größter Abnehmer.“ Gut für die Bilanzen: Das Kraftwerk ist ein dauerhafter Kunde, springt nicht gleich ab, wenn das Kilo Nackensteak an anderer Stelle mal einen Cent weniger kostet. Seit 28 Jahren sind die Wormser Firma und das Kraftwerk Geschäftspartner, „auch weil RWE bewusst einen Großteil an Auf- trägen in die Region vergeben will“. Sollte das Geschäft mit dem KKW wegfallen – beispielsweise wenn die Anlage abgeschaltet werden müsste –, wären bei Nitsch drei Arbeitsplätze und die Lehrstellen gefährdet. „Ich bräuchte meine Azubis schon jetzt nicht. Aber noch habe ich die Möglichkeit, den jungen Leuten eine berufliche Perspektive zu bieten“, erklärt Klaus Nitsch sein Engagement. Und fügt gleich hinzu: „Ich hoffe, dass wir noch lange die Kraftwerker satt kriegen dürfen, damit nicht sechs Leute irgendwann auf der Straße stehen müssen.“ Alle Unternehmen aufzuführen, die für das Kernkraftwerk Biblis tätig sind, würde den Rahmen sprengen. Sicher ist: Jährlich fließt ein Auftragsvolumen von 100 Millionen Euro an Firmen, die in der Nähe der Anlage beheimatet sind. Dazu zählt beispielsweise die Firma Weidler aus Heddesheim, die neben der Gebäudereinigung an jedem Arbeitstag Transporte und die konventionelle Reinigung im Kraftwerk vornimmt. Damit die Bibliser Kraftwerker täglich saubere Büros und geleerte Papierkörbe vorfinden, pendeln rund 35 Frauen aus den umliegenden Ortschaften per eigens eingesetzten „Weidler-Bus“ zwischen Kraftwerk und Wohnort. Während der Revision kommen noch etwa 50 Personen hinzu. Ebenso in der Region ansässig: Oki (Speyer), KSB (Frankenthal), SEPTEMBER 2005 NR. 97 Westinghouse (Mannheim) und viele, viele mehr, die manchmal mit einer Hand voll, manchmal mit bis zu 100 Mitarbeitern oder mehr im Bibliser Kraftwerk ihre Arbeit verrichten. DIE ZEITSCHRIFT AUS DEM KKW BIBLIS 5 MENSCHEN & MÖGLICHKEI TEN Bei der Bekämpfung von Tumorerkrankungen wollen deutsche Forscher künftig einen neuen Schwerionenbeschleuniger einsetzen. Der bezieht seine gewaltigen Energiemengen auch aus Biblis. Geballte Power für Winzlinge I n Darmstadt wird scharf geschossen: Die Kugeln der über 1.000 Mitarbeiter der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) sind allerdings einzelne Atome und sie werden in gewaltigen Vakuumröhren (Foto) von starken Magnetfeldern beschleunigt, bis sie mit an- nähernd Lichtgeschwindigkeit auf Metallfolien prallen, dort bei extremer Hitze mit einem Atom reagieren und dann zerplatzen. Aus den Trümmern und den dabei neu entstandenen Teilchen ziehen die Forscher Erkenntnisse über die Materie und die Kräfte, die sie zusammenhalten. Erkennt- „Hier will ich nicht mehr weg“ Vor gut zwei Jahren kam Carsten Dietrich (Foto) ins Ried. Das war erst einmal eine neue Welt für ihn, obwohl seine Heimat – der Hunsrück – kaum mehr als 100 Kilometer entfernt ist. „Mit dem hessischen Dialekt hatte ich so meine Schwierigkeiten“, erzählt der 23Jährige lachend. Von den Kollegen in Block B des Kraftwerks Biblis fühlte sich der Energieanlagenelektroniker aber von Anfang an integriert. „Hier wurde ich sehr offen und freundlich empfangen. In meiner alten Heimat sind die Leute viel zugeknöpfter und zurückhaltender.“ Seinen Schritt hat er nie bereut Bereut hat der junge Mann seinen Schritt also nicht, sich in Biblis beworben zu haben. Schnell hat er die Riedregion lieb gewonnen. Das zeigt sein Engagement in der Nordheimer freiwilligen Feuerwehr. Auch bei der Werkfeuerwehr der Bibliser Anlage macht er nebenberuflich mit. Ein weiteres Plus: „Hier gibt’s viel Grün und die Landschaft ist ideal zum Fahrradfahren.“ Aus Spaniens Sonne ins Hessische Selbst seine Lebensgefährtin hatte keine Bedenken, mit ihm ins Ried zu ziehen. Und die hat vorher immerhin sieben Jahre lang unter der Sonne Spaniens gelebt! Zurzeit büffelt Dietrich im Fernstudium für seinen Meister der Industrie- und Elektrotechnik. Ein weiterer Beleg dafür, dass er sich kaum vorstellen mag, „von hier noch einmal wegzugehen“. Übrigens: Zugereiste im Ried fest verwurzelt Carsten Dietrich ist einer von zahlreichen „Zugereisten“, die im Kernkraftwerk arbeiten. Ob sie aus dem Rheinland, Bayern, Hamburg oder gar dem europäischen Ausland kommen, allen gemeinsam ist, dass sie inzwischen fest in der Riedregion verwurzelt sind. Sie haben hier Häuser gebaut, eine Familie gegründet, sind gute Nachbarn, Mandatsträger sowie Mitglieder in regionalen Institutionen und Vereinen. RWE Power-Pokal: Spiel, Satz und Sieg Rund 15 Prozent mehr Teilnehmer verzeichnete das zum zweiten Mal ausgetragene Jugendranglistenturnier um den RWE Power-Pokal. Mitte August traf sich der nationale Tennisnachwuchs beim TC Biblis zu der vom Kraftwerk gesponserten Veranstaltung. Auch im kommenden Jahr jagen die jungen Asse den gelben Filzbällen wieder mit Power hinterher. 6 MEHR WISSEN Kids erleben eine tierische Zeit Premiere für das Kernkraftwerk Biblis: Zum ersten Mal beteiligte sich die Anlage an den Ferienspielen der Gemeinde. 80 Kids zwischen sechs und zwölf Jahren reisten Ende August per Bus in den Heidelberger Zoo. Betreut wurden die Kinder unter anderem von Ursula Galley und Holger Speyer aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Kraftwerk. Höhepunkt: die akrobatische Seehundfütterung (Foto). nisse, die auch in der Medizin eingesetzt werden: Schon über 100 Tumorpatienten haben sich in Darmstadt mit Ionenstrahlen behandeln lassen. Ein ständiges Geben und Nehmen Der geplante neue Schwerionenbeschleuniger FAIR wird in der Spitze eine Leistung von 30.000 Kilowatt Strom aus dem Netz ziehen – so viel wie 30.000 Haushalte. Doch der Beschleuniger verbraucht die Energie nicht, sondern drückt sie in Impulsen ständig zurück ins Netz. Ein ständiges Nehmen und Geben. „Damit die öffentliche Stromversorgung nicht beeinflusst wird, bekommen wir für den neuen Beschleuniger einen speziellen Anschluss an das RWE-Höchstspannungsnetz“, berichtet Dr. Ingo Peter, Sprecher der GSI. „Da machen sich unsere starken Impulse kaum bemerkbar.“ Dazu kommt: Die GSI liegt in der Nähe des Kernkraftwerks Biblis und damit eines starken Knotenpunkts, der das Netz an dieser Stelle besonders tragfähig macht. Info: www.gsi.de Azubis machen gemeinsame Sache Sie zählen zu den größten Arbeitgebern in der Riedregion: die Sirona Dental Services in Bensheim und das Kraftwerk Biblis. Seit sieben Jahren arbeiten sie bei der Ausbildung der Mechatroniker für das KKW zusammen. „Wir haben eine spezielle Mechatroniker-Lehrwerkstatt“, erklärt Henning Keber, Leiter Personalentwicklung und Ausbildung bei Sirona. Deshalb bekommen die Kraftwerk-Azubis im ersten Jahr ausschließlich in Bensheim das Basiswissen in Mechanik, Elektronik sowie Informatik. Danach geht es in die Werkstatt des Kernkraftwerks. „Hier erleben die jungen Leute die Praxis und sind sofort in reale Prozesse eingebunden“, schildert Ausbildungsmeister Hubert Schmittel vom KKW. Fachlehrgänge und Theorie finden währenddessen weiter bei Sirona statt. „Beide Unternehmen profitieren von der Zusammenarbeit“, berichten Schmittel und Keber unisono. „Denn wir unterstützen uns auch gegenseitig bei der Rekrutierung der Azubis.“ So werden interessante Bewerbungen ausgetauscht, wenn bei dem einen schon alle Ausbildungsplätze vergeben sein sollten. „Und wir versuchen intensiv, auch technisch interessierte Mädchen anzusprechen.“ Mit einem guten Gefühl gestartet Im September findet ein Kennenlernseminar mit Einführung in den jeweiligen Standort statt. In einer Vorbereitungswoche werden Team- und Lernfähigkeit sowie soziale Verantwortung getestet (Foto). Das klingt nach mehr Stress, als es ist. „Bisher hatten die Teilnehmer immer Spaß und sind mit einem guten Gefühl in ihre berufliche Entwicklung gestartet“, so Keber und Schmittel. Info: www.sirona.de; [email protected] Biblis: [email protected]; [email protected] SEPTEMBER 2005 NR. 97 DIE ZEITSCHRIFT AUS DEM KKW BIBLIS 7