Marilyn Manson – Figur und Rezeption
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Marilyn Manson – Figur und Rezeption
http://www.marilyn-manson.ch/galerie/manson.htm, 13. Januar 2007 Titel / Untertitel Marilyn Manson Figur und Rezeption Kennzeichnung Theorie / Konzeption II - Trend / Gesellschaft Bachelor Modul BDE-BDE-3014, 3. Semester Dozierende Basil Rogger Johannes Hedinger Vertiefungsrichtung Style & Design Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich Verfasserin Sarra Ganouchi Datum / Ort Thalwil, 20. März 2007 Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort 4 2. Einleitung 5 3. These 7 4. Bearbeitung der These 8 - 17 4.1 Die Figur Marilyn Manson 8 4.1.1 Kurzbiografie 8 4.1.2 Der Name ‚Marilyn Manson’ 4.1.3 Strategie 8 8 4.1.4 Identität / Image 9 4.1.5 Ästhetik 9 4.1.6 Inszenierung10 4.1.6.1 Inszenierung am Beispiel ‚Satanismus’10 - 11 4.1.6.2 Bildbeschreibung am Beispiel ‚Satanismus‘12 - 13 4.2 Die Rezeption14 4.2.1 Die Rezipienten14 - 15 4.2.1.1 Negativ (die Angegriffenen)16 4.2.1.1.1 Moralapostel16 4.2.1.1.2 Konservatives Fussvolk16 4.2.1.1.3 Vertikal / Horizontal16 - 17 4.2.2Beeinflussung von jungendlichen Rezipienten17 5. Fazit / Reflexion19 6. Quellverzeichnis21 7. Anhang22 1. Vorwort Seit meiner ersten Begegnung mit dem Phänomen ‚Marilyn Manson’ bin ich fasziniert von seiner Person und zugleich irritiert durch seine Inszenierungen sowie seinem Erscheinungsbild. Ich bin beeindruckt, mit wie wenig Mitteln Marilyn Manson es schafft, die amerikanische Nation aufzurütteln beziehungsweise zu schockieren und sich als Bürgerschreck zu etablieren. Ich habe mich deshalb entschlossen, meine Arbeit über diese Kunstfigur zu schreiben. Der Name Marilyn Manson (MM) bezieht sich in der folgenden Arbeit einerseits auf den Künstler Brian Hugh Warner und andererseits auf die Band. Es wurde keine explizite Trennung vorgenommen. Den Fokus meiner Arbeit habe ich ausschliesslich auf die Vereinigten Staaten von Amerika gerichtet. 2.Einleitung Amerika, das Land der Träume und der unbegrenzten Möglichkeiten. Das Land, das gewaltige Macht auf dem weltpolitischen Parkett geniesst, das förmlich nach Interventionismus und Unilateralismus schreit, dessen Lobbies unerschrocken Einfluss auf das innenpolitische Geschehen nehmen, dessen rasanter Anstieg der Gefangenenpopulation die Bevölkerung das Fürchten lernt, in dem völkerrechtlich umstrittene Kriegsführungen ohne UNO Mandate toleriert und die Menschenrechte mit Füssen getreten werden. In diesem Land ist der kontroverseste Popstar unserer Zeit aufgewachsen. Unmenschlich, nicht fassbar, schockierend, lieblos, schrecklich, provozierend, skandalös, obszön, hässlich, böse, satanisch, dunkel und abnormal. Mit diesen Worten wird der angebliche Teufel in Popstargestalt beschrieben: Marilyn Manson. In meiner Arbeit betrachte ich Marilyn Manson als popkulturelles Phänomen unserer Zeit und untersuche seine Einflüsse und die Wirkung in Bezug auf die heutige Gesellschaft. Den Schwerpunkt lege ich auf sein visuelles Erscheinungsbild und gehe deshalb nicht vertieft auf seine Songtexte oder die Musik ein. 3. These Vordergründig möchte ich Marilyn Manson als Figur analysieren sowie die möglichen Formen der Rezeption betrachten. Ziel meiner Arbeit ist es herausfinden, ob Manson ein selbstverliebter Künstler ist, was meine Meinung ist, oder als Spiegel der amerikanischen Gesellschaft steht. http://www.marilyn-manson.ch/galerie/manson.htm, 13. Januar 2007 Ich versuche mich den Themen über meine Recherchen sowie eigenen Beobachtungen anzunähern. 4. Bearbeitung der These 4.1 Die Figur Marilyn Manson 4.1.1 Kurzbiografie Marilyn Manson wurde am 5. Januar 1969 in Canton, Ohio, als Brian Hugh Warner geboren. Der US-amerikanische Sänger vollzog nach seinem Leben als Fotojournalist eine beeindruckende Karriere als ‚Schockrocker’. (...) Neben Eminem gilt Manson in Amerika als ‚moralischer Staatsfeind Nr. 1’. (http:// www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=710&RID=1, 15. März 07) 4.1.2 Der Name ‚Marilyn Manson’ Marilyn Manson sieht sich als eine Synthese aus dem Schönen und Hässlichen. Sein Name ist ein Symbol für das Paradoxon zwischen Gut und Böse. Einerseits steht er für die wundervolle Seite Amerikas (Marilyn Monroe) während der Namenspatron Charles Manson (Sektenführer und Anstifter zum Massenmord) die hässliche und gewalttätige Seite Amerikas darstellt. Manson repräsentiert zugleich den amerikanischen Traum und Alptraum. 4.1.3Strategie Im Kampf um Aufmerksamkeit hat er sich zum Ziel gesetzt, die Grenzen der Zensur auszutesten, was ihn neben Eminem zum kontroversesten Musiker der Gegenwart macht. Mit seinen Provokationen bewegt er sich entlang der äusseren Ränder des für den normalen Bürger Erträglichen. Sein Verhalten, seine Aussagen und selbst sein Äusseres werden in der breiten Öffentlichkeit als moralisch verwerflich eingestuft. Mit seinen Provokationen versucht er den Wahnsinn unserer heutigen Gesellschaft ironisch darzustellen und zu überspitzen. Man kann sagen, Manson hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. 4.1.4 Identität / Image Marilyn Manson verkörpert den androgynen Antihelden und bricht mit seinem Erscheinungsbild sowie seinem Verhalten das gängige Bild eines Stars in der Öffentlichkeit. Seine Identität und sein Image werden stark durch Bilder in den verschiedensten Medien wie zum Beispiel den Videoclips unterstützt und machen ihn als Künstler unverwechselbar. Seine Selbstdarstellung ist Ausdruck seines künstlerischen Gestaltungswillens beziehungsweise -wunsches. 4.1.5 Ästhetik Besonders in der heutigen Zeit steht der ästhetische Körper im Vordergrund. Jeden Tag flimmern hunderte von Werbespots über die Bildschirme und zeigen halbnackte Körper mit stählernen Sixpacks, die sich im Sand räkeln und für ein Parfum oder ein Modelabel werben. Betrachtet man die Werbung als Spiegel der Gesellschaft, so wird einem vor Auge geführt, was die westliche Welt als schön und erstrebenswert empfindet. Der ästhetische Körper als visuelles Erscheinungsbild spielt dabei eine grosse Rolle. Ein Blick ins Bolero, dem schweizerischen Magazin für Mode, Beauty und Lifestyle (Ausgabe März 2007) zeigt folgende Situation auf: Bevor man zum Inhaltsverzeichnis auf Seite 27 gelangt, kämpft man sich zuerst durch Werbeanzeigen von Gucci, Giorgio Armani, Dior, Prada, Jil Sander, Dolce & Gabbana, Hugo Boss, Hermès, Chanel, Puma, Estée Lauder und Tod’s durch. Dabei sind lediglich die Anzeigen aufgelistet, welche nebst dem Produkt einen makellosen Körper zeigen, welcher das Produkt bei den Zielgruppen emotionaler und stilvoller wirken lässt. Die meist leicht bekleideten Models stehen repräsentativ für das heutige Schönheitsbild des Westens. Manson präsentiert nicht den tugendhaft schönen Körper, wie er dem gängigen Idealbild entspricht. Weshalb er dennoch von gewissen Kreisen als schön bzw. ästhetisch empfunden wird, kann mit dem ‚Paradox der Hässlichkeit’ erklärt werden, welches auf den Philosophen Neslon Goodmann zurückgeht. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, in welchem Gegenstände und Kunstwerke, die nach den üblichen ästhetischen Massstäben als ‚unschön’ oder ‚hässlich’ empfunden werden, durchaus auch einen ästhetischen Reiz ausüben können. (Nelson Goodman: Sprachen der Kunst, S. 235.) 10 4.1.6 Inszenierung Das Image und die äussere Erscheinung spielen in der Szene der heutigen Subkulturen des Rocks eine bedeutende Rolle. So bedient sich Manson den gängigen Mitteln der Inszenierung wie z.B. der Körperbeschriftung durch Schminke, zweifarbigen Kontaktlinsen oder Tättowierungen. Bewusst vermischt er verschiedene Stilrichtungen wie Industrial-Rock, GothicRock, Black-Metal und Glam-Rock, um sich daraus sein einzigartiges, abschreckendes und düsteres Erscheinungsbild zu kreieren. Er verwendet für seine Bekleidung fast ausschliesslich die Farbe schwarz, welche ihren Ursprung in der Gothic Szene hat. Mit seiner androgynen Ästhetik greift er ein typisches Stilmittel des Glam-Rocks auf und nähert sich dem zweigeschlechtlichen Aussehen David Bowies in den frühen 1970ern an. Wie Bowie spielt auch Manson mit den Geschlechterrollen. Er überschreitet damit die als traditionell empfundenen Vorstellungen der breiten Öffentlichkeit. Indem er mit der satanischen und dunklen Ästhetik kokettiert, verleiht er seiner Geisteshaltung Ausdruck. Die Inszenierung erfolgt hauptsächlich über seinen deformierten und symbolbeladenen Körper, der ihm als universelles Zeichensystem dient. Durch die leicht lesbaren Zeichen und Symbole wird eine schnelle Wiedererkennung garantiert. Das Massenpublikum wird dadurch eher emotional als intellektuell angesprochen. 4.1.6.1 Inszenierung am Beispiel ‚Satanismus’ Mir ist bewusst, dass die verschiedenen Stilrichtungen eine beträchtliche Rolle für die Inszenierung von Marilyn Manson spielen. Die verschiedenen Stilrichtungen detailliert zu erläutern, würde den Umfang dieser Arbeit sprengen. Deshalb verzichte ich auf eine vertiefte Abhandlung und entscheide mich, lediglich einen beispielhaften Einblick in die Ausdrucksform des Satanismus zu geben. Der Begriff Satanismus meint keine Teufelsanbetung, sondern die Vergöttlichung des Menschen durch Satan und entstammt dem 18. Jahrhundert. Der Satanismus ist das Hauptthema der Musikrichtung Black-Metal. «Satan steht als Freund und Helfer der Unterdrückten, der Verstossenen, er ist der Trost für die Armen und Verurteilten. Dies passt zunehmend zum sozialen Umfeld der jugendlichen Fans, die die Symbolik des Bösen als Auflehnung gegen die soziale Ordnung sehen, die einen Ort der Machtlosigkeit und der drohenden Armut darstellt.» (http://www.alexanderhuemer.com/clarissaedthofer/body_horror.pdf, 15.03.07) http://www.marilyn-manson.ch/galerie/manson.htm, 13. Januar 2007 11 In seinen Inszenierungen bedient sich Manson stellenweise satanischer Symbole wie dem umgekehrten Kreuz. Die Farbe schwarz, welche im westlichen Kulturkreis auf ein Gefühl der Leere hinweist und den Teufel repräsentiert, ist allgegenwärtig. Seine Bühnenshows gleichen einer Schwarzen Messe, das ein beliebtes Ritual der Satanisten darstellt. Sie dienen vordergründig der Verehrung Satans. 12 http://www.marilyn-manson.ch/galerie/manson.htm, 13. Januar 2007 4.1.6.2 Bildbeschreibung am Beispiel ,Satanismus‘ Optisch: _ Er enthüllt seinen Körper und widerspiegelt damit den heutigen Schön heitswahn rund um den Körperkult. _ Die zusammengefalteten Hände sowie der Blick nach oben, wie es beim christlichen Gebet üblich ist, weisst auf die Verhöhnung des Christen tums hin. _ Sein psychedelisch-psychopatischer Gesichtsausdruck verunsichert den Betrachter. _ Die verschmierte Schminke rund um die Lippen weist auf eine verrückt gewordene, psychopatische Person hin. _ Die Tätowierungen weisen verschiedene, satanische Symbole auf wie z.B. das rote Gesicht des Teufels. _ Es ist nicht klar, ob ein autoaggressives Verhalten die Ursache für die Narben ist, was eine zusätzliche Verunsicherung des Betrachters hervor ruft. _ Er neigt zu starken Übertreibungen. 13 Dekodierung: _ Die verwendeten Symbole sind gut sichtbar und lesbar. _ Er benutzt satanische Symboliken und christliche Gestiken. _ Sein nackter, deformierter Körper wirkt hässlich und beängstigend. _ Meiner Meinung nach verbirgt sich hinter dem freizügig präsentierten Körper eine sexistische Anspielung. _ Die Brandings in Form von Schminke und Tätowierungen sind unüblich und lösen beim Betrachter ein Gefühl von Unsicherheit aus. _ Seine Bilder weisen eine starke Konnotation von Schmerz auf. Interpretation: Er benutzt den Körper als primären Bedeutungsträger. Sein Körper mutiert zu einer Bühne beziehungsweise zu einem Konsumgegenstand. Für mich wirkt er hässlich und schön zugleich. Obwohl ich es mir nicht gerne zugestehe, vermag er mit seinen Bildern unangenehme Gefühle auszulösen, was mich als Betrachterin teilweise verunsichert. Das ‚Paradox der Hässlichkeit‘ erklärt für mich die von ihm ausgehende Faszination und Anziehungskraft. Für die breite Bevölkerung personifiziert er die Summe aller Ängste und arbeitet mit dem Spannungsfeld zwischen Gut und Böse. Im Allgemeinen ist erkennbar, dass seine Bilder bewusst und bis ins Detail inszeniert werden. Es scheint, als sei alles gründlich durchdacht und nichts dem Zufall überlassen. 14 4.2 Die Rezeption Die Wahrnehmung von Informationen im Allgemeinen erfolgt über die Sinne. Beim Phänomen Marilyn Manson basiert die Rezeption hauptsächlich über die auditive und visuelle Wahrnehmung. Das soziale Umfeld der Rezipienten, ihre eigenen Gedanken und Gefühle sowie die persönlichen Erfahrungen und Eindrücke spielen eine wichtige Rolle, wie die Wahrnehmung von Manson ausfällt. Die Rezeption ist dabei stets ein Teil einer Interaktion, wobei Marilyn Manson der Sender und die Zuschauer die Empfänger sind. Die Empfänger decodieren die Botschaften und bewerten diese meist aus einer subjektiven Haltung heraus. Manson hinterfragt die bürgerlichen Normalitäten und versucht mit seinen gezielt gesetzten Provokationen, die Rezipienten bewusst zu reizen mit dem Ziel, beim Gereizten Reaktionen hervorzurufen – mit Erfolg. Mit seinem normenverletzenden Verhalten sowie dem starken Rütteln an der Moral vermag er die Rezipienten zu polarisieren. Während die Einen ihn vergöttern und zum Helden küren, nehmen die Anderen eine Haltung des Widerstands und der Ablehnung ein. 4.2.1 Die Rezipienten Ich habe mich in dieser Arbeit für vier Typologien entschieden, welche meiner Ansicht nach die Wichtigsten sind, um die Verifizierung bzw. Falsifizierung meiner These zu überprüfen. Die vier Typologien werden in der folgenden Matrize stichwortartig beschrieben, wobei ich nachstehend auf ‚die Angegriffenen’ kurz eingehe: 15 Dekodierende seiner Botschaften Wissende Typologie: Typologie: Können zwischen Musik und Alltag trennen. Haben Schwierigkeiten, Musik und Alltag zu trennen. Ziele / Beweggründe: Ziele/Beweggründe: Fühlen sich von MM verstanden, MM nimmt Vorbildfunktion ein. Reflektierte Verehrung. Identifikation mit MM. Fühlen sich durch MM verstanden und können sich stark mit ihm identifizieren, vergöttern Manson als Ihr Idol und Retter. Meist unreflektierte Verehrung. Idolisierung kann fanatische Züge annehmen. Assoziative Gefühle: Assoziative Gefühle: Fühlen sich Situationen gewachsen, stark, überlegen, machtvoll. MM kann diese Gefühle intensivieren. Fühlen sich ängstlich, einsam, unverstanden, machtlos, wütend und unterlegen. Mit MM im Rücken fühlen sie sich stark, überlegen, machtvoll und Situationen gewachsen. Typologie: Typologie: Nutzen die Angst des konservativen Fussvolkes aus und hetzen sie teils gegen MM auf. Starke Abneigung und Verachtung MM gegenüber. Glauben, in MM die Verkörperung des Teufels zu erkennen. Positiv Teils Satanisten, Teufelsanbeter, Fans, Aussenseiter, Idolisierung von MM. Haben ein bewusstes Verständnis für die Botschaften und können sich mit ihm identifizieren. Haltung MM gegenüber Aufrütteln der Gesellschaft, Hinterfragen des Systems, sind mit den gängigen Moralprinzipien der Gesellschaft nicht einverstanden. Moralapostel, Moralwächter, Kritiker, Kontrahenten, konservative Politiker und Religiöse. Können seine Botschaften lesen aber identifizieren sich nicht mit ihm und seinen Botschaften. Negativ (die Angegriffenen) Unwissende Nachahmer, Fans, welche MM als Projektionsfläche benutzen. Blinde Idolisierung von MM, verwenden seine Symboliken um sie in die eigene Identität einfliessen zu lassen. Aussenseiter, Unterdrückte, Verstossene. Meist subjektiver Natur, auf das eigene Leben konzentriert, brauchen Unterstützung und einen Vorbildcharakter, haben Probleme mit den gängigen Moralprinzipien der Gesellschaft. Konservatives ‚Fussvolk’, Reagieren mit Schock, Empörung. Werden stark durch die Moralapostel beeinflusst. Können seine Botschaften nicht lesen und bringen MM kein Verständnis entgegen. Keine Identifikation mit MM. Abneigung bzw. Empörung kann fanatische Züge annehmen. Ziele / Beweggründe: Ziele / Beweggründe: Assoziative Gefühle: Assoziative Gefühle: Festhalten am gängigen System. Wollen die Moralprinzipien der Gesellschaft aufrechterhalten. Fühlen sich stark, machtvoll, überlegen und MM gewachsen. Bauen ihr Leben auf den gängigen Moralprinzipien der Gesellschaft auf. Wollen ein gottesfürchtiges, ehrwürdiges Leben leben und keinesfalls die gesellschaftlichen Normen verletzen. Fühlen sich beängstigt, schockiert, abgeneigt, empört. Mit den Moralaposteln im Rücken fühlen sie sich unterstützt und stärker. 16 4.2.1.1Negativ (die Angegriffenen) Die Angegriffenen sind meiner Ansicht nach in zwei Gruppen zu unterteilen. Diejenigen, die seine Botschaften lesen können und sich dagegen zur Wehr setzen (Wissende) und diejenigen, die sie nicht zu dechiffrieren wissen (Unwissende). 4.2.1.1.1 Moralapostel Die erste Gruppe besteht meist aus rechtskonservativen Politikern und kirchlichen Organisationen, die das Prinzip der Provokation verstehen und sich ihr bewusst entgegensetzen mit dem Ziel, die Unwissenden unaufgeklärt zu lassen, damit die vorherrschende Ordnung nicht hinterfragt und womöglich Veränderungen zum Opfer fällt. Sie neigen dazu, sein Auftreten und seine Texte zu entkontextualisieren, um damit die Unwissenden noch weiter von ihm weg zu treiben. 4.2.1.1.2 Konservatives Fussvolk Nicht zu unterschätzen ist die Vielzahl an Menschen, die seine Botschaften nicht zu deuten verstehen. Die Provokationen rufen in diesen Kreisen heftige Reaktionen hervor. Es fehlt an Aufklärung. Marilyn Manson wird von diesen nur oberflächlich wahrgenommen. Sie reagieren schockiert bzw. perplex und sind der Überzeugung, dass Manson vom Teufel besessen ist. Sie sind weitgehend machtlos gegenüber seinen Provokationen und wissen nicht, wie sich zur Wehr setzen. Sie suchen Schutz bei den Wissenden, die sich als ihre Beschützer ausgeben. 4.2.1.1.3 Vertikal / Horizontal Vertikal: Wissende und Unwissende Interessant ist, dass sich die Typologien auf der vertikalen Achse fast identisch sind, sie jedoch für die konträre Sache kämpfen. Die Polaritäten sind gut sichtbar. Horizontal: Positive und negative Haltung MM gegenüber Grundsätzlich zeigt die Matrize auf der horizontalen Achse die zwei Lager, zwischen welchen sich Manson ständig bewegt. Auch hier treten die Polaritäten klar zum Vorschein. 17 Auf die Typologie der Gleichgültigen, zu welchen ich mich zähle, habe ich bewusst verzichtet. Ich nehme an, dass es sich hierbei um einen grossen Anteil der Bevölkerung handelt. Dennoch fallen sie kaum ins Gewicht, da sie sich zwischen den beiden Polaritäten bewegen und somit als neutral gelten. 4.2.2 Beeinflussung von jugendlichen Rezipienten Von seinen Kritikern wird Manson als Teufel dargestellt, der die Jugendlichen zu satanischen Taten verleitet. Nach dem Schulmassaker vom 20. April 1997 an der Columbine Highschool in Littleton, Colorado (USA) hatten die Moralwächter genug Munition, um gegen Manson zu schiessen. Es wurde heftig debattiert, ob Mansons Musik Einfluss auf die jugendlichen Täter ausübte oder sie gar zur Tat anstiftete. Die Erforschung eines Zusammenhangs zwischen dem Medienkonsum und der Gewalt hat in unserer westlichen Welt eine langjährige Tradition. Dabei kristallisieren sich stets zwei Polaritäten heraus. Während die einen Forscher einen klaren Zusammenhang zwischen den konsumierten Medien und der Gewaltbereitschaft zu erkennen scheinen, sehen die Anderen keinen direkten Wirkungszusammenhang. Es stellt sich die Frage, ob Marilyn Manson mit seiner Musik, der Inszenierung, den Provokationen, Bildern und Shows tatsächlich in der Lage ist, menschliche Verhaltensweisen derart zu beeinflussen, dass die Zuhörer aufgrund der Rezeption zur Anwendung physischer Gewalt neigen, oder ihre Musik die Ausführung von Gewalttaten begünstigen. «Die Diskussion um ‚Musik und Aggressivität‘ bewegt sich im Dilemma zwischen den extremen Antworten der Katharsis-These und der Behauptung von einer direkt aggressionsfördernden oder -auslösenden (oder enthemmenden) Wirkung von Musik» (Carsten Stöver, Universität Oldenburg, 1999). In der Studie wird das Dilemma darin begründet, dass stets ein direkter Wirkungszusammenhang von Musik und Aggressivität angenommen wird. Die Studienergebnisse weisen auf, dass aggressive Jugendliche mit Musik in emotional belastenden Situationen anders umgehen als andere, die Musik selbst jedoch nie der einzige Faktor ist. Dass heisst nicht, dass es keine Korrelationen zwischen ‚aggressiven Neigungen‘ und spezifischen Umgangsweisen mit Musik - vor allem in emotional belastenden Situationen - gibt. Es heisst lediglich, dass man die aggressionsauslösende Wirkung nicht an der Musik (alleine) festmachen und niemals als eine Eigenschaft von Musik betrachten darf. «Die ‚Schuld- oder Ursachenzuweisung’ von Aggressivität auf Musik(konsum) ist daher wissenschaftlich unhaltbar, folglich politisch unbrauchbar und kontra-produktiv.» (Carsten Stöver, Universität Oldenburg, 1999) 18 19 5. Fazit / Reflexion Seine Weltansicht verarbeitet Manson auf künstlerische Weise. Er liebt das Ausstellen des Abnormalen und Perversen und spielt wie kein Zweiter mit dem Moment der Verunsicherung und der Angst. Doch seine Inszenierungen von Ritualen auf der Bühne und in den Videos, in denen er seinen Körper zur Schau stellt, sind nicht mehr neu. In seinen Texten und Bildern kritisiert er die Popkultur. Er selbst ist jedoch Teil davon. Als notorischer Selbstdarsteller verdankt er seinen Bekanntheitsgrad der Maschinerie der Popkultur, welche ihn einem breiten Publikum zugänglich macht. Würde er vorwiegend im Untergrund fungieren, hätte er wohl kaum den derzeitigen Erfolg und Kultstatus erlangt. Er mag früher der sozialkritische Antiheld gewesen sein, doch seine Ideologien sind soweit verweichlicht, dass Sie für den Mainstream tauglich geworden sind. Meiner Ansicht nach macht ihn das unglaubwürdig. Seine künstlerisch inspirierten Provokationen scheinen für mich in erster Linie kommerziell kalkuliert zu sein. Sie vermögen dadurch in der breiten Öffentlichkeit kaum noch aufzurütteln und zu schockieren sondern lediglich noch zu unterhalten. http://www.marilyn-manson.ch/galerie/manson.htm, 13. Januar 2007 In erster Linie ist und bleibt Marilyn Manson für mich ein Entertainer, Künstler und Inszenator. Wohl hält er seinen Landsleuten einen Spiegel vor, in den die Mehrheit ungern schaut, weil das Zerrbild der eigenen Kultur darin zu sehen ist. Wichtig dabei ist, dass nicht er selbst der Spiegel ist. Der Spiegel stellt nur sein Werkzeug dar. 20 21 6. Quellenverzeichnis Bücher Sprachen der Kunst. Entwurf einer Symboltheorie. Von Nelson Goodman, Verlag Suhrkamp, Frankfurt 1995, Seite 235. Zeitschriften Bolero. Das Schweizer Magazin für Mode, Beauty und Lifestyle. Ausgabe März 2007. Bolero Zeitschriftenverlag AG, Zürich. Studien / Wissenschaftliche Arbeiten Die Welt zertrümmern? Eine empirisch quantitative Untersuchung zum Zusammenhang von Musikkonsum und aggressivem Verhalten. Carsten Stöver, Universität Oldenburg, Deutschland, 29. Dezember 1999. Provokation! Der P-Faktor in der zeitgenössischen Kunst. Johannes M. Hedinger, Lizenzarbeit der philosophischen Fakultät der Universität Zürich, 15. Januar 2006. http://www.marilyn-manson.ch/galerie/manson.htm, 13. Januar 2007 Film Bowling for Columbine. Michael Moore. Jahr 2003. Dokumentarfilm. Copyright © 2002 Alliance Atlantis. Internet http://www.alexanderhuemer.com/clarissaedthofer/body_horror.pdf Auszugsdatum: 15. März 07 http://www.completealbumlyrics.com/lyric/129954/Marilyn+Manson+-+Mobscene.html, Auszugsdatum: 14. Januar 07 http://www.heavymetal.ch/web/heavymetal.nsf/0/be48b4525c96b29ec1256 def007f433b?OpenDocument&TableRow=2.2, Auszugsdatum: 5. Januar 07 http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=710&RID=1 Auszugsdatum: 15. März 07 Bildmaterial http://www.marilyn-manson.ch/galerie/manson.htm Auszugsdatum: 13. Januar 07 22 7.Anhang Original Songtext zu ‚mObscene’ (http://www.completealbumlyrics.com/lyric/129954/Marilyn+Manson++Mobscene.html, 14. Januar 2007) (Ladies and Gentlemen) We are the thing of shapes to come Your freedom’s not free at all This Depression is great The Deformation Age, they know my name Waltz into scum and base a marriage of the pain Folgeseite: http://www.marilyn-manson.ch/galerie/manson.htm, 13. Januar 2007 Bang, they want it Bang, they want it Bang, bang, bang, bang, bang You came to see the mobscene I know it isn’t your scene It’s better than a sex scene and it’s so fucking obscene Obscene, yeah. You want commitment? Put on your best suit; get your arms around me Now we’re going down, down, down You want commitment? Put on your best suit; get your arms around me Now we’re going down, down, down Girls (In the spirit of Oscar Van Wylde) Be obscene, be, be obscene Be obscene, baby, not heard The day that love opened our eyes We watched the world end We have our places, but we have no friends The told us sin’s not good but we know it’s great War-time full-frontal drugs, sex-tank armor plate [...] 23