Internationalisierung professioneller Fußballclubs
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Internationalisierung professioneller Fußballclubs
8th International Congress Marketing Trends Paris, 16th-17th January 2009 - Call for Papers - Foto: Stephan Daniel Internationalisierung professioneller Fußballclubs – Theoretische Fundierung und praktische Vorgehensweisen auf strategischer Ebene Dipl.-Kfm. (Univ.) Univ.-Prof. Dr. Pascal C. van Overloop Arnold Hermanns Universität der Bundeswehr München Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften Institut für Marketing Werner-Heisenberg-Weg 39 D-85579 Neubiberg Tel. +49 (0) 89 60 04 42 72 Fax +49 (0) 89 60 04 39 08 E-Mail [email protected] [email protected] Internationalisierung professioneller Fußballclubs – Theoretische Fundierung und praktische Vorgehensweisen auf strategischer Ebene Internationalisation of Professional Soccer Clubs – Theoretical Foundations and Strategic Approaches in Practice Angesichts eines Mangels an Theorien und Modellen für ein Internationales Sport Management beschreibt dieser Beitrag den Bedarf an strategischen Ansätzen für die Internationalisierung professioneller Fußballclubs und deren Marketing. Es werden spezifische Ziele und Effekte der Internationalisierung im Fußball beschrieben, um anschließend Einflüsse und Voraussetzungen einer erfolgreichen Internationalisierung zu ermitteln. Dabei werden strategische Entscheidungsfelder und Optionen, insbesondere zur geographischen und zeitlichen Struktur sowie dem Markteintritt und der Marktbearbeitung, identifiziert und am Beispiel von Fußballclubs, insbesondere dem FC Bayern München, erläutert. Abschließend werden Schlussfolgerungen gezogen und der weitere 1 Forschungsbedarf aufgezeigt. Schlagwörter: Internationalisierung - Sportmanagement - Fußballclubs - Strategie - Markteintritt FC Bayern München This paper reflects the need for strategic approaches in the face of efforts to internationalise soccer clubs and their marketing whilst there is a lack of theories and models for an international sports management. The paper considers the specific goals and effects of internationalisation in soccer. Influences and preconditions of a successful internationalisation are described, regarding strategic decision fields and alternatives, especially geographical and chronological structures, market entry and cultivation. This is illustrated by examples of international soccer clubs, particularly FC Bayern München. Subsequently, the paper draws conclusions and outlines the need for further research in this area of sports management and international management respectively. Keywords: Internationalisation – Sport Management – Soccer Clubs – Strategy – Market Entry – FC Bayern München 1 Die Autoren danken Herrn Martin Hägele, Leiter Internationale Beziehungen FC Bayern München, für die Gespräche, Anregungen und zur Verfügung gestellten Unterlagen sowie den Gutachtern für die konstruktiven Kommentare und Verbesserungsvorschläge im Zuge des Review-Prozesses. 1 Einleitung Fußball ist seit langem der populärste Sport der Welt, der bei der letzten Weltmeisterschaft im Jahr 2006 insgesamt 26,29 Mrd. Zuschauer erreichte (FIFA 2007, o.S.). Nach der Entstehung der ersten verbindlichen Spielregeln in England und der Gründung des ersten Fußballclubs in der Mitte des 19. Jahrhunderts breitete sich der Fußball schnell jenseits seines Mutterlands aus und zeigte mit dem Wandel vom elitären Sport zum Massensport sowie der ersten Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay frühzeitig seine globale Bedeutung. Das erste Länderspiel zwischen England und Schottland 1870 und internationale Clubwettbewerbe wie der Mitropa Cup (1927-1992) oder der Europapokal der Landesmeister (später Champions League) ab 1955 belegen, dass Internationalisierung ein fester Bestandteil der Fußballgeschichte ist. Inzwischen veranstalten Fußballverbände ihre Turniere bewusst auch in Ländern, in denen der Fußball eher noch eine Randsportart darstellt (z.B. die Weltmeisterschaft 1994 in den USA). Nationale Fußballligen verlegen wie in England, Italien oder Südamerika ihre Anstoßzeiten, um sich dem asiatischen Publikum zu einer günstigeren Fernsehzeit zu präsentieren oder veranstalten ihren Ligapokal im Ausland (z.B. das türkische Süper KupaFinale, das seit drei Jahren in Deutschland vor überwiegend türkischstämmigen Zuschauern ausgetragen wird). Aber auch Fußballclubs dehnen inzwischen ihren Aktionsradius über das eigene Heimatland aus. Prominente Beispiele sind hierfür Real Madrid und Manchester United, die sich seit langem weltweit engagieren. So wurden die Einnahmen von Real Madrid aus Gastspielreisen nach Amerika und Asien im Jahr 2005 auf dreißig Millionen Euro geschätzt, Manchester United soll im gleichen Jahr für seine Japanreise Einnahmen in Höhe von zehn Millionen Euro erzielt haben. Damit sind außerdem in der Regel bedeutende Einnahmen aus dem zusätzlichen Verkauf von Merchandise-Artikeln oder Fernsehrechten verbunden. Es überrascht daher nicht, dass in einer Studie von Wolf (2007) alle der befragten Erstligisten in den europäischen Kernmärkten (Deutschland, England, Frankreich, Italien, Spanien) sich des Potentials der Internationalisierung der eigenen Geschäftstätigkeiten bewusst sind. 40% jener Clubs sind bereits international tätig, 28,6% planen dies für die nahe Zukunft (Wolf 2007, S. 247). Obwohl 62,5% dabei eine Strategie verfolgen, ist diese nur bei der Hälfte schriftlich fixiert (Wolf 2007, S. 249). Somit kann weiterhin festgehalten werden, dass die Internationalisierung von Fußballclubs einer strategischeren Ausrichtung bedarf (vgl. auch Chadwick 2006, S. 24). Ähnliches kann nach Durchsicht akademischer Quellen festgehalten werden. Eine systematische Recherche der relevanten Zeitschriften im Sportmanagement und verwandten Bereichen (z.B. allgemeines Management und Marketing, Sportsoziologie und Sportgeschichte) ergab, dass derzeit kein Gesamtrahmen existiert, mit dessen Hilfe die Internationalisierung im Fußball aus einem theoriegeleiteten, ganzheitlichen Blickwinkel erklärt werden kann. Dennoch lassen sich diverse Ansätze zu Einzelaspekten finden: Internationale Diffusion von Sportarten (z.B. Tanada 1988; Sund 1997; Mangan 2001), Fans im Ausland (z.B. Ben-Porat 2000; Farred 2002), sozio-kulturelle und politische Aspekte der Internationalisierung (z.B. Delgado 1999; Nauright 2004), internationale Spielertransfers und -vermarktung (z.B. Mason/Duquette 2005; Chia-Chen 2005), Zusammenhänge zwischen Medien und Internationalisierung im Fußball (z.B. Woratschek/Schafmeister 2007; Rowe/Callum 2008) internationale Vermarktung von Ligen (z.B. Downward/Dawson 2000; Chadwick/Holt 2007; Woratschek/Kunz/Brehm 2008) sowie internationale Markteintrittsformen von Clubs (z.B. Höft et al. 2005; Wolf 2007). Der weitestreichende Beitrag zu einem theoretischen Gesamtrahmen stammt von Kerr/Gladden (2008), die ein Modell aufgestellt haben, mit dessen Hilfe das Entstehen von Markenwert im Sport und dessen Auswirkungen unter besonderer Berücksichtigung von Fans im Ausland erklärt werden kann. Hierbei fehlen allerdings bisher sowohl eine empirische Gesamtüberprüfung als auch eine sportartspezifische Sammlung der Einflussfaktoren auf den Markenwert und dessen Folgen sowie eine tiefergehende Erfassung der Wirkungszusammenhänge. Angesichts dieses Mangels einer ganzheitlichen, strategieorientierten Auseinandersetzung mit der Internationalisierung professioneller Proficlubs in der Theorie verfolgt dieser Beitrag folgende Fragestellungen: Welche Ziele verfolgen Clubs mittels Internationalisierung und welche Wirkungen entfaltet diese auf verfolgte, grundsätzliche Leitstrategien? Welche Einflussfaktoren, Voraussetzungen und strategischen Entscheidungsfelder sind bei der Internationalisierung von Fußballclubs zu beachten? Wie äußern sich Ziele, Einflussfaktoren, Voraussetzungen und Entscheidungsfelder bei der Internationalisierung in der Praxis, insbesondere beim FC Bayern München (FCB)? Letztlich werden Schlussfolgerungen gezogen, aus denen der weitere Forschungsbedarf abgeleitet wird. 2 Theoretische Grundlagen, Ziele und Wirkungen der Internationalisierung In den folgenden Abschnitten werden zunächst die theoretischen Grundlagen sowie die grundlegenden wirtschaftlichen Zusammenhänge der Internationalisierung im Profifußball dargestellt. Dies wird anschließend in Bezug zu den Zielen und Leitstrategien professioneller Fußballclubs gesetzt. 2.1 Theoretische Grundlagen der Internationalisierung Betriebswirtschaftlich gesehen wird unter Internationalisierung die Aufnahme systematischer und regelmäßiger grenzüberschreitender Tätigkeiten bezeichnet, die zur länderübergreifenden Ausdehnung des unternehmerischen Aktionsfeldes führen (Perlitz 2004, S. 9; Swoboda 2002, S. 6). Es sollte auch dann von Internationalisierung gesprochen werden, wenn in der Vergangenheit bereits grenzüberschreitende Tätigkeiten eines Unternehmens oder Clubs vorhanden waren, diese jedoch aufgrund ihres Umfangs oder ihrer Bedeutung als gering einzuschätzen waren (Swoboda 2002, S. 7). Im klassischen Verständnis (vgl. Aharoni 1966; Johanson/Vahlne 1977; Luostarinen 1979; Welch/Luostarinen 1988; Andersen 1993) vollzieht sich der Internationalisierungsprozess als sukzessive Entwicklung, die nur einzelne Organisationsbereiche betrifft, in bestimmten Stufen (z.B. Beginn der Internationalisierung mit Export von Merchandise-Artikeln und Lizenzvergaben in deutschsprachige Nachbarländer, später Erstellung und weltweite Aussendung eigener Medieninhalte und schließlich eigene Tochtergesellschaften, die vollkommen selbständig agieren). Neuere Konzepte (vgl. Macharzina/Engelhard 1991; Kutschker 1994; Swoboda 2002) gehen dagegen von einer kontinuierlichen, ganzheitlichen Entwicklung aus, die das Unternehmen auf verschiedenen Ebenen (von Einzelentscheidungen bis hin zur Anpassung der gesamten Unternehmenskultur) betrifft. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen des Wertschöpfungstransfers sowie der Form von Transaktionen und Netzwerken, in deren Zusammenhang von bestimmten Entwicklungspfaden mit unterschiedlicher Dynamik ausgegangen wird (z.B. zunächst lange Zeit nur internationales Scouting, dann in kurzer Folge Aufbau eines eigenen internationalen Merchandisingvertriebs, einer regionalen Interessenvertretung und einer Kooperation mit asiatischen Clubs, später kontinuierliche Integration ausländischer Mitarbeiter in diversen Funktionen des Clubs und allmähliche Entwicklung eines Selbstverständnisses als globale Marke). In Anlehnung an die ‚Strategic Planning Perspective’ (z.B. Root 1987; Miller 1993; Yip/Biscarri/Monti 2000) sind durch das strategische Management im Zuge eines Planungsund Kontrollsystems Entscheidungen zu strategischen Zielen, einem internationalen Orientierungsrahmen sowie zur allgemeinen Vorgehensweise der ausländischen Marktbearbeitung zu treffen. Dabei sind unter Berücksichtigung der in- und externen Einflussfaktoren Vorgaben zur geographischen und zeitlichen Struktur sowie zur Form des Markteintritts zu machen (Swoboda 2002, S. 270; Perlitz 2004, S. 241). 2.2 Ziele im Profifußball und ihr Bezug zur Internationalisierung Während Unternehmen als strategisches Oberziel die langfristige Existenzsicherung anstreben und sich traditionell dazu auf finanzielle Ziele wie die Erwirtschaftung von Gewinn stützen, verfolgen Sportclubs grundsätzlich als oberstes (Leistungs-)Ziel die langfristige Maximierung des sportlichen Erfolgs. Da sich dieser Erfolg bei bestehendem Zuschauerinteresse auf dem Markt für passiven Sportkonsum vermarkten lässt, kommen auch wirtschaftliche Erfolgsgrößen in das Blickfeld der Clubs. Wirtschaftlicher Erfolg bedeutet insbesondere die Erreichung einer finanziellen Stabilität des Clubs (Teichmann 2007, S. 45 f. u. 347). Finanzielle Stabilität lässt sich für Fußballclubs aufgrund des Grundproblems der sogenannten ‚Hyperaktivität’ in sportlichen Wettbewerben im Wesentlichen durch die Maximierung des Umsatzes erreichen (Teichmann 2007, S. 55). Diese Hyperaktivität – auch als ‚Rattenrennen’ bezeichnet – basiert darauf, dass die wirtschaftliche Belohnung für sportliche Erfolge (z.B. Siegprämien sowie höhere Zuschauer- und Sponsoringeinnahmen) zu großen Teilen entsprechend des erreichten Ranges z.B. in einer Ligatabelle oder in einem Turnier verteilt wird. Der Rang resultiert wiederum aus den Ergebnissen einzelner Spiele als Vergleich der jeweiligen Team-Spielstärken. Hieraus ergeben sich für alle Clubs Anreize zu Überinvestitionen in die Spielstärke der Teams, da die Herabsetzung der Spielstärke zu geringeren sportlichen Erfolgsaussichten und damit zu geringeren Einnahmen führt (Franck 1997, S. 36 ff.; Kohl 2001, S. 53). Um solche Ausgaben im Sinne einer finanziellen Stabilität auszugleichen, sind Maßnahmen der Außenfinanzierung (z.B. Kredite, Börsengänge oder Subventionen) oder dauerhaft hohe Umsätze erforderlich (Teichmann 2007, S. 55). In Abhängigkeit von der Rechtsform (z.B. eingetragener Verein oder Kapitalgesellschaft) und der Corporate Governance kommen mögliche weitere ökonomische Ziele wie die Maximierung von Gewinn, Cash Flow, Marktanteilen oder des Aktienwertes hinzu (Teichmann 2007, S. 48 ff.). Aber auch außer-/vorökonomische Ziele wie die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse (Kase/Urrutia de Hoyos o.J., S. 12), die Schaffung eines Identifikationspunktes für die Region (Hoeneß 1999, S. 95) oder die Erzielung von Dienstleistungsqualität, stabilen Kundenbeziehungen und eines positiven Images (Galli/Wagner/Beiersdorfer 2002, S. 220) können im Rahmen der strategischen Zielvorgaben in den Fokus der Führung des Fußballclubs gelangen. Insert 1: Ziele des FCB Oberziel des FCB ist die Maximierung des sportlichen Erfolgs („FCB – Forever Number One“ der Fußballclubs – zumindest in Deutschland). Wirtschaftlich steht die Erreichung finanzieller Stabilität im Vordergrund. Wegen einer konservativen kaufmännischen Grundhaltung wird diese Stabilität sehr eng ausgelegt: „Unsere Philosophie ist, nicht mehr auszugeben als einzunehmen“ (Finanzvorstand Karl Hopfner zitiert nach Freitag/Hirn 2005, S. 28). Da der sportliche Erfolg gerade im internationalen Vergleich u.a. auch Investitionen (z.B. in den Spielerkader) erforderlich macht, ist der Umsatz zu maximieren, um gemäß der eigenen Forderungen Verbindlichkeiten zu vermeiden und Rücklagen bilden zu können. Weiteres Ziel des FCB ist die Erreichung zufriedener und treuer Kunden in Form von Fans und Vereinsmitgliedern sowie das Ziel, dass jeder Fan weltweit die Spiele des FCB sehen kann (Freitag/Hirn 2005, S. 31; FCB-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zitiert nach Hirn 2005, o.S.) Werden die Zielvorstellungen (Soll-Zustand) mit dem aktuellen Erfolgspotential (Ist-Zustand) sowie dessen Prognose verglichen, kommt es bei einer negativen Abweichung aufgrund eines Erfolgsdefizits zu einer strategischen Lücke. Durch Internationalisierung kann es möglich werden, diese Lücke zu schließen, indem mithilfe der Aufnahme neuer oder der Ausweitung bisheriger Auslandsaktivitäten das Erfolgspotential vergrößert wird und damit die vorhandenen Ziele erreicht werden können (Fall 1). Dies erfolgt reaktiv auf den Druck aus Markt und Branche. Stimmen dagegen Soll und Ist überein, kann die Ausnutzung inländischer Wettbewerbsvorteile im Ausland zu einer Verschiebung des bisherigen Zielausmaßes nach oben führen. Internationalisierung trägt in diesem Fall proaktiv zur Realisierung höherer oder zusätzlicher Ziele bei (Fall 2) (Perlitz 2004, S. 63 f.). Demzufolge stellt sich vor der Aufnahme internationaler Tätigkeiten die Grundsatzentscheidung, ob diese aufgenommen werden müssen (Fall 1) oder sollen (Fall 2). Insert 2: Strategische Lücke des FCB Der Soll-Ist-Vergleich für den FCB muss aus zwei Perspektiven erfolgen: Aus nationaler Sicht besteht im Vergleich zu anderen Bundesligaclubs keine wesentliche Lücke zwischen geplanter wirtschaftlicher Entwicklung und dem Zielerreichungspotential, sodass eine Internationalisierung zur Erreichung höherer Ziele beitragen kann. Aus internationaler Sicht im Vergleich mit europäischen Topclubs liegt dagegen das wirtschaftliche Zielerreichungspotential des FCB und der anderen Bundesligaclubs unter den wirtschaftlichen Zielen, die für eine Maximierung des sportlichen Erfolgs erforderlich sind. So war der FCB mit seinem Umsatz im Jahr 2007 in Deutschland mit 223,3 Mio. Euro Die Umsatzstruktur des FCB unterscheidet sich von europäischen Spitzenclubs wie Manchester United und Real Madrid vor allem in den Anteilen der Einnahmenquellen am Gesamtumsatz sowie der Verteilung auf In- und Ausland. Der FCB erzielt bei seinen Haupteinnahmen im Sponsoring und Merchandising zu 70 % aus den Inlandsmärkten, die bereits nahe der Sättigungsgrenze liegen. Hier besitzen Madrid und Manchester einen Vorsprung genauso wie bei den Einnahmen aus der internationalen TV-Vermarktung (Puck/Wirth 2007, o.S.). Die wirtschaftliche Internationalisierung ist daher notwendig, um die strategische Lücke gegenüber den europäischen Spitzenclubs zu schließen und lässt dabei erhebliche Potentiale erkennen. Allerdings sind auch die Konkurrenten bestrebt, ihre steigenden Ausgaben durch Einnahmen aus der Erschließung neuer Märkte zumindest in Teilen auszugleichen. Strategische Ziele können durch die Generierung und Implementierung adäquater Strategien erreicht werden. Dementsprechend lassen sich die zwei zuvor beschriebenen grundsätzlichen Wirkungen durch den Beitrag der Internationalisierung zu verschiedenen Strategien erklären. 2.3 Beitrag der Internationalisierung zu Leitstrategien Wesentliche Unternehmensstrategien sind die Wachstums-, Diversifikations-, Portfolio-, Wettbewerbs- und Kooperationsstrategien (Macharzina/Wolf 2005, S. 266 f.; Steinmann/Schreyögg 2005, S. 221 ff.). Insbesondere die ersten vier genannten grundlegenden Leitstrategien sind auch im internationalen Kontext aufgrund ihrer ausgeprägten Marktorientierung primär als Marketingstrategien zu bezeichnen (Becker 2006, S. 144; Wißmeier 1992, S. 32), denen bei der theoretischen Erklärung von Internationalisierungsprozessen und deren Auswirkungen eine herausgehobene Bedeutung zukommt. Im Folgenden wird auf den Beitrag der Internationalisierung zu diesen Strategien eingegangen. Anzumerken ist hierbei letztlich, dass auch die Internationalisierung selber eine Leitstrategie darstellen kann (Steinmann/Schreyögg 2005, S. 251). (1) Wachstumsstrategien Die Realisierung von Wachstum leistet angesichts der zuvor beschriebenen Hyperaktivität im Sportwettbewerb einen wesentlichen Beitrag zum Ziel der Umsatzmaximierung. Sollte auf den bisher bearbeiteten Märkten das Wachstum stagnieren oder sinken, kann die Internationalisierung dazu beitragen, im Ausland bestehende Wachstumspotentiale auszunutzen. Entsprechend der generischen Wachstumsstrategien von Ansoff (1965) ist die erstmalige Aufnahme oder die Ausdehnung internationaler Aktivitäten für sich bereits eine Option zur Erreichung von Wachstum durch Erweiterung des bestehenden Marktes über die Landesgrenzen hinweg (Wißmeier 1992, S. 115). Aber auch im internationalen Kontext lässt sich bspw. der inländische Markt aufgrund erzielter Erfolge im Ausland oder durch Größenund Verbundvorteile besser ausschöpfen (Strategie der Marktdurchdringung). Durch Erschließung neuer Käufergruppen oder länderabhängige Differenzierung von Preis und einzelnen Funktionalitäten (z.B. Art und Umfang medialer Übertragungsrechte) lassen sich für bereits im Inland bestehende Leistungen neue Auslandsmarktsegmente erschließen, insbesondere wenn Wettbewerbsvorteile gegenüber möglichen Konkurrenten im Ausland (z.B. bei Finanzkraft, sportlichem Talent oder Unterhaltungswert im Vergleich zu örtlichen Fußballclubs) bestehen (Strategie der Marktentwicklung). Internationalisierung kann im Rahmen der Strategie der Produktentwicklung dadurch unterstützen, dass Leistungen und Know-how aus dem Ausland in das Heimatland transferiert werden, wo sie bisher nicht bekannt waren oder nicht genutzt wurden (z.B. Verkauf japanischer Fußball-Comics in Deutschland). Dabei kann es auch zu Lizenznahmen oder zum Kauf ausländischer Unternehmen kommen. Aufgrund der umfangreichen Anwendung und besonderen Bedeutung im Profifußball wird die Diversifikation als Leitstrategie im Folgenden intensiver dargestellt (vgl. auch Teichmann 2007, S. 111 ff.). (2) Diversifikationsstrategien Im Zuge von Diversifikationsstrategien entstehen durch Internationalisierung neue zu bearbeitende Märkte oder Marktsegmente aufgrund der Einführung neuer Leistungen (z.B. Gründung eigener internationaler Sportfernsehsender wie ‚Real Madrid TV’ oder Vertrieb und Veranstaltung internationaler (Sport-)Reisen wie beim Borussia Dortmund-Reisebüro ‚B.E.S.T.’). Dies erfolgt, um zusätzliche Wachstumspotentiale durch neue Geschäftsfelder zu erschließen, überschüssige Ressourcen (z.B. Finanzmittel oder Personal) einzusetzen sowie das Risiko zwischen den bearbeiteten Geschäftsfeldern zu streuen. Kern sämtlicher Aktivitäten eines (professionellen) Fußballclubs ist die Generierung von Leistungen im Sportlermarkt – der aktiven Ausübung des Fußballsports – sowie der Vermarktung der erbrachten Leistungen im Markt für passiven Sportkonsum – dem Zuschauermarkt (Hermanns/Riedmüller 2008a, S. 42 f.). Die Vermarktung lässt sich unterteilen in die Geschäftsfelder Ticketing (Verkauf von Eintrittskarten für den Stadionbesuch), mediale Verwertungsrechte (Verkauf von Übertragungsrechten für Fernsehen, Radio, Internet und mobile Medien), Sponsoring (Gewährung kommunikativer Nutzungsrechten an Sponsoren gegen Entgelt) und Merchandising (Verkauf von Fanartikeln sowie Vergabe von Merchandisingrechten), in denen der wesentliche Teil des Umsatzes generiert wird (Teichmann 2007, S. 90; Hermanns/Riedmüller 2008b, S. 14 f.). Die Geschäftstätigkeit ist somit im Wesentlichen dem Dienstleistungssektor zuzuordnen, jedoch werden die inzwischen als klassisch zu bezeichnenden Geschäftsfelder zunehmend durch vertikale, horizontale und laterale Integration von mehr oder weniger sportnahen Märkten ergänzt. Dies umfasst derzeit im Wesentlichen: sport- und spielerbezogene Leistungen (z.B. Scouting, Sportschulen und Beratung), medizinische Leistungen (z.B. Betreiben einer Sportklinik), Produktion von Sportausstattung und Fanartikeln (z.B. eigene Sportbekleidungsmarke), Hotel- und Gastronomiegewerbe (z.B. Hotelbetrieb im Stadion oder Cateringservice), Eventmanagement (z.B. Eigen- und Fremdevents unter Nutzung von Clubinfrastruktur wie dem Stadion), Museen (z.B. zur Stadion- oder Clubgeschichte), Ordnungs- und Sicherheitsdienste (z.B. im Stadion oder für Dritte), Erstellung und Verbreitung eigener Medieninhalte (z.B. Internetpräsenz, Clubzeitschriften und eigene TV-Sender), Touristikdienstleistungen (z.B. Reisebüros, Veranstaltung clubspezifischer Reisen oder Betreiben eigener Tourismuseinrichtungen) sowie Finanzdienstleistungen (z.B. eigene Kreditkarten, Sparkonten und Kfz-Versicherungen). Diese lassen sich anhand sportspezifischer und dienstleistungsrelevanter Kriterien in Verbindung mit spezifischen Fragestellungen der Internationalisierung bewerten (vgl. Abb. 1). Auf dieser Basis kann sowohl die grundsätzliche Eignung der Geschäftsfelder für die Internationalisierung, als auch die mögliche Ausgestaltung der internationalen Aktivitäten (z.B. bei der Wahl der Markeintrittsform) durch den Club beurteilt werden. Sport-/Spielerbezogene Leistungen Medizinische Leistungen Produktion Sportausstattung/ Fanartikel Hotelgewerbe Risikoausmaß einer Internationalisierung + Abhängigkeit von Dritten Merchandisinglizenzierung Bedeutung Infrastruktur + Bedeutung personeller Ressourcen Merchandisingverkauf Spezifität des Faktoreinsatzes + Bedeutung soziokultureller Fit Sponsoring Interaktionsintensität + Bedeutung Entfernung zum Stammland Mediale Verwertungsrechte Mobilität der Nachfrager + Mobilität des Anbieters Ticketing Intangibilität + Strategisches Geschäftsfeld Abhängigkeit sportlicher Erfolg/ Unsicherheit Sportaffinität Leistungen im Sportlermarkt Bewertungskriterien + o o o o o - o + + + - o - - + o - - - + - - + + + - + o o o o +/(5) o o +/(2) + -/o (2) - o o o o + o o o o o o o - o/(4) +/o (4) o o + + + - + o o o - + o +/o (1) +/o (1) +/o (1) +/o (1) +/o (1) + o o o o o + o + + o - o + - o - o + + o + + + o o + o - - o + - - - o + - + o o o o o + o o + + o o o o + + o + Eventmanagement o o o o o + + + + + +/o (3) +/o (3) o +/o (3) +/o (3) + Gastronomiegewerbe -/o (3) -/o (3) Museum o + o - o + o o o o + - o o - o o o + + + + + - o o o o o - + - - o + + o o o Touristikdienstleistungen - o o -/o (3) o o o o o + o o o Finanzdienstleistungen - - + + + - + o + + - o o Ordnungs-/ Sicherheitsdienste Erstellung/Verbreitung Medieninhalte + hoch o mittel o o - niedrig (1) Erster Wert langfristig, zweiter Wert kurz-/mittelfristig (2) Erster Wert für ortsgebundene Sponsoringmaßnahmen (z.B. Aktionen oder Banden, die nicht im Fernsehen übertragen werden), zweiter Wert für medial übertragene Sponsoringmaßnahmen (3) Erster Wert bei Nutzung eigener fester Infrastruktur (z.B. Stadion), zweiter Wert bei mobilen Konzepten (z.B. Catering), systemorientierten Konzepten (z.B. Fast-Food-Franchise) oder Kooperation mit Dritten (4) Erster Wert bei ortsgebundenem Verkauf (z.B. Filialen), zweiter Wert für ortsungebundenen Verkauf (z.B. durch E-,Toder M-Commerce) (5) Werte abhängig von politisch-rechtlichem Umfeld (z.B. Zentral- gegenüber Eigenvermarktung) Abb. 1: Sport- und internationalisierungsspezifische Bewertung der strategischen Geschäftsfelder professioneller Fußballclubs (3) Portfoliostrategien Im Rahmen der Portfolio-Selektionsstrategien werden strategische Geschäftsfelder (z.B. Sportart A & B, TV-Übertragung, Merchandising und Touristik) nach ihrem Wachstum bzw. ihrer Attraktivität sowie dem relativen eigenen Marktanteil bzw. der relativen eigenen Wettbewerbsstärke beurteilt. Im Kontext der Internationalisierung lassen sich die anschließend gewählten Normstrategien zur notwendigen Ressourcenallokation (von der Investition in das Geschäftsfeld über das Halten der Position und das Abschöpfen bis hin zur Desinvestition) unterstützen und zugleich finanzielle und zeitliche Ungleichgewichte im Portfolio unter Vermeidung der Konkurrenz auf dem Heimatmarkt verhindern (z.B. durch Ausnutzung von Kostensenkungspotentialen, Lizenzvergaben, Kooperationen und Leistungszweitverwertungen auf Folgemärkten) (Perlitz 2004, S. 43 ff.). (4) Wettbewerbsstrategien Im Rahmen der Wettbewerbsstrategien nach Porter (1980) ermöglicht die Internationalisierung die Erreichung der zwei wesentlichen Wettbewerbsvorteile von Differenzierung oder Kostenführerschaft: Differenzierungsvorteile lassen sich bspw. durch Imageverbesserungen aufgrund von positiven Rückkopplungen zwischen den Aktivitäten auf den verschiedenen Ländermärkten (z.B. Benefizspiele im Ausland, Unterstützung von Entwicklungshilfeprojekten oder fußballnahe Spendenaktionen) erreichen. Des Weiteren trägt Internationalisierung wie zuvor beschrieben zu zusätzlichem Wachstum bei und lässt Größen- und Verbundvorteile entstehen. Die Nähe zu internationalen Märkten (z.B. durch längerfristige Partnerschaften oder eigene Repräsentanzen), der mögliche Ressourcentransfer sowie eine breiter gestreute Ressourcenbasis führen zu weiteren Vorteilen gegenüber den sportlichen und wirtschaftlichen Wettbewerbern. Kostenvorteile lassen sich dagegen international im Wesentlichen durch Größen- und Verbundvorteile bei der Beschaffung, Leistungserstellung und Vermarktung erzielen (z.B. durch Verlagerung einzelner Clubtätigkeiten in kostengünstigere Standorte oder Erzielung von Erfahrungskurveneffekten und Fixkostendegression aufgrund länderübergreifender Akkumulation der Nachfrage) (Perlitz 2004, S. 53 ff.). Da aber im professionellen Fußballsport insbesondere Umsatzmaximierungen zum langfristigen sportlichen Erfolg beitragen, kann die Bedeutung der Internationalisierung überwiegend in der Erreichung der genannten Differenzierungsvorteile gesehen werden. (5) Kooperationsstrategien Einen wichtigen Erfolgsbeitrag leistet die Internationalisierung auch im Rahmen von Kooperationsstrategien. Neben der Ausweitung der Anzahl potentieller Kooperationspartner aufgrund des größeren Aktionskreises können internationale Kooperationen eines von mehreren möglichen Mitteln zum Ausgleich des Wettbewerbsdrucks, der mit der Globalisierung einhergeht, dienen (Jirjahn/Kraft/Stank 2005, S. 304). Die Erfolgspotentiale der Internationalisierung ergeben sich dabei zunächst aus der Möglichkeit, Wertschöpfungsprozesse langfristig zwischen den Partnern aufzuteilen, um sich selber zu spezialisieren, indem die eigene Wertschöpfung auf die vorhandenen Kernkompetenzen beschränkt wird. Zugleich erlauben internationale Kooperationen den Zugang zu zusätzlichen Ressourcen (z.B. Finanzmittel, Lizenzen und Know-how, was sich auch in Kenntnissen über örtliche Umweltbedingungen widerspiegelt) und erleichtern somit den Zugang zu neuen Märkten. Aus der Zusammenarbeit mit Partnern ergeben sich neben dem Ressourcenzugang auch Verbundvorteile, die wie zuvor beschrieben bspw. die angestrebten Wachstumsstrategien unterstützen. 3 Einflussfaktoren und Voraussetzungen der Internationalisierung Sobald signifikante internationale Tätigkeiten aufgenommen werden sollen, ist es notwendig, einen strategischen länderübergreifenden Handlungsrahmen zu bestimmen, da alleine der Umfang der eingesetzten Ressourcen Anlass dazu gibt, die Aktivitäten nicht mehr ungeplant und nur mit einem kurzfristigen Horizont durchzuführen. Innerhalb eines solchen internationalen Handlungsrahmens lassen sich die Internationalisierungsstrategien sowie die davon abgeleiteten operativen Ziele und Maßnahmen einbetten. Vor der Erstellung einer solchen Internationalisierungsstrategie und der anschließenden Aufnahme internationaler Aktivitäten sind Rahmenbedingungen zu beachten, die sich aus clubexternen und -internen Faktoren zusammensetzen. 3.1 Einflussfaktoren der Internationalisierung Während die Unterscheidung der clubexternen Faktoren nach Makro- und Mikroumwelt grundsätzlich der allgemeinen Managementlehre entspricht, ist zu beachten, dass in einem internationalen Kontext zahlreiche zusätzliche Einflüsse auf den Fußballclub einwirken. Dies ergibt sich zum einen aus der steigenden Komplexität aufgrund der Umweltunterschiede in den jeweiligen Ländern. Zum anderen resultieren aus den länderübergreifenden Aktivitäten neu zu beachtende Umwelteinflüsse wie z.B. Einreisebeschränkungen, Wechselkursschwankungen, Zölle oder andere Restriktionen und Besonderheiten. Insert 3: Externe Einflussfaktoren des FCB Einflussfaktoren der Fußballmakroumwelt: Politisch-rechtliche Faktoren setzen sich zunächst aus den Auflagen aus den nationalen und internationalen Verbänden und Ligen sowie den damit verbundenen Strukturen zusammen. Wirtschaftlich ist im Inland insbesondere die dezentrale oder zentrale Regelung der Vermarktung und bei letzterer die Verteilung der Einnahmen von Interesse. Im Ausland stehen dagegen andere Faktoren wie z.B. politisch-rechtliche Stabilität im Vordergrund. So ist vielerorts ein hoher Einfluss der Politik vorhanden und Verhandlungen aufgrund vieler unterschiedlicher beteiligter Gruppen (z.B. in Hongkong neben dem Club der Fußballverband, die Liga, Sponsoren, die Partei, das Sportministerium und diverse Manager) erschwert. Ökonomisch kann beobachtet werden, dass die Fußballnachfrage in vielen Teilen von der allgemeinen Wirtschaftslage abgekoppelt ist, wie z.B. die hohen Zuschauerzahlen und Einnahmen der Clubs belegen. Zudem nimmt weltweit zumindest in vielen Schwellenländern das Wohlstandsniveau zu, was sich positiv auf das Fußballmarktpotential auswirkt. Sozio-kulturell ist festzuhalten, dass insbesondere in den westlichen Industriestaaten die Bevölkerung schrumpft und dabei stark altert. In den Schwellen- und Entwicklungsländern ist dagegen das Gegenteil zu beobachten, was sich positiv auf die Nachfrage nach Fußball auswirken kann. Obwohl sich global die Fußballnachfrage vereinheitlicht, sollten kulturelle Einflüsse und deren Integration oder Abstimmung nicht ignoriert werden. Das kulturelle Umfeld des Clubs kann auch eine günstige Gelegenheit zur Internationalisierung darstellen. So besitzt z.B. Düsseldorf eine hohe Affinität zu Japan aufgrund zahlreicher japanischer Unternehmen vor Ort. Nahe Clubs wie der 1. FC Köln oder Borussia Mönchengladbach könnten diesen Vorteil nutzen, unterstützt z.B. durch Wahl eines japanischen Sponsors. Technologisch und physisch führt vor allem die Verbreitung des Internets zur Auflösung räumlicher und zeitlicher Distanzen für die Dienstleistung Fußball, da so z.B. weltweit und unabhängig von festen Sendezeiten Fußballspiele und Informationen abgerufen werden können, Fankontakte entstehen und Merchandise-Artikel gekauft werden können. Andererseits führt die globale Verbreitung des Fußballs zu Problemen wie ungünstigen Live-Übertragungsterminen von Spielen aufgrund der Zeitverschiebung oder Belastungen für Clubmitarbeiter in Form von größeren Reisedistanzen oder Klimaeinflüssen (z.B. in tropischen Regionen wie Indonesien oder Höhenlagen wie in den Andenregion). Ein Beispiel für weitere Risiken ist der Ausbruch der SARS-Epidemie in Asien im Jahr 2004, wegen der die FCB-Tournee nach China abgesagt werden musste. Einflussfaktoren der Fußballbranche und -märkte: In der Vergangenheit konzentrierte sich der deutsche Fußball auf den Inlandsmarkt aufgrund der umfangreichen Einnahmen aus der Vermarktung durch den Kirch-Konzern. Die Einnahmen aus der Liga- und Einzelvermarktung liegen aber inzwischen weit hinter den Dimensionen, die andere Ligen bzw. Clubs in ihrem In- und Ausland erzielen. Insbesondere seit der FIFA-WM 2002 in Japan und Südkorea ist der asiatische Kontinent in das Blickfeld des Fußballs gerückt. Unterstützt wird diese Entwicklung durch starke gesamtwirtschaftliche Fortschritte (z.B. in China, Vietnam und Thailand) und sportliche Fortschritte (speziell in Ostasien: Japan und Südkorea). Indien bietet ebenfalls ein großes Marktpotential. Neue Ligen wie die J- und KLeague sind modern geprägt. Die reichen Erdölländer im arabischen Raum geben ihre Isolationspolitik auf und fördern den Fußball auch aus touristischen Gründen. Insgesamt treffen auf diesem Kontinent positive Wirtschaftstrends auf einen gesunden Fernsehmarkt und eine wachsende Fan-Basis, deren theoretisches Potential mehr als die Hälfte der Menschheit (3,6 Mrd.) umfasst. In der Deutschen Fußballliga (DFL) wurde eine Arbeitsgruppe ‚Internationaler Markenaufbau der Bundesliga’ gegründet. Zudem ist eine internationale Vermarktungsabteilung geplant. Nach jahre- langen Debatten um ein internationales Engagement der Bundesligaclubs gibt es ab der Sommerpause 2008 zwei sogenannte ‚Internationale Wochen’ anstelle des Ligapokals. Die DFL regt ihre Clubs dazu an, in den Saisonpausen ins Ausland, insbesondere nach Asien zu reisen. Einzelne sportliche Erfolge wie der Champions League-Sieg des FCB im Jahr 2001 sowie steigende Zuschauerzahlen täuschten zuletzt über die sportlichen Qualitäts- und Attraktivitätsverluste des Fußballs in Deutschland hinweg. Die Bundesliga rangiert im internationalen Interesse, Ansehen und der Aufmerksamkeit in den wichtigsten europäischen Märkten hinter der Premier League und den jeweiligen nationalen obersten Profiligen trotz ihrer sportlichen Ausgeglichenheit und Abwechslung (Pfeiffer/Hovemann/Herpel 2007, S. 4; Sportfive 2007, S. 12), in Asien sogar zusätzlich hinter Serie A und Primera División. Als Ursachen lassen sich z.B. nachlassende internationale sportliche Erfolge insbesondere in der Champions League und das Fehlen internationaler Stars festmachen. Deutsche Weltklassespieler als Bekanntheits- und Imagefaktor waren zuletzt nur Kahn und Ballack. Nachwuchsspieler wie Lahm, Schweinsteiger und Podolski haben aber durch die WM 2006 das Image des deutschen Fußballs positiv beeinflusst. Jedoch führt auch die Verpflichtung ausländischer Stars zu mehr Medienkorrespondenten und damit stärkerer Präsenz im Ausland (z.B. führte die Verpflichtung der Japaner Hasebe, Inamoto und Ono zur ständigen Berichterstattung über die Bundesliga in Japan. Durch die zusätzliche Verpflichtung von zwei Chinesen und einem Koreaner ließen sich ca. hundert asiatische Korrespondenten sowie die Anwesenheit zahlreicher TV-Stationen in Deutschland erwarten. Hierdurch wäre eine tägliche Präsenz in nahezu allen asiatischen Medien und eine bessere Ausgangssituation für Verhandlungen über Medienrechte zu erreichen). Während Spieler insbesondere aus Südamerika und Afrika durch ihre Anzahl und sportliche Qualität für einen Austausch zwischen Deutschland und den jeweiligen Ländern sorgen und somit die Bekanntheit und das Interesse an deutschen Clubs erhöhen, erreichen asiatische Spieler noch nicht das erforderliche Niveau der Spitzenclubs wie dem FCB. So hätte bspw. ein populärer asiatischer Stürmer wie Takahara derzeit keine Chance, sich im Team des FCB durchzusetzen, sodass eine Verpflichtung aus asiatischer Sicht als reines Marketing-Instrument ausgelegt würde (vgl. auch Okubo 2007, S. 357 f.). Dennoch wird die Bundesliga derzeit in 167 Länder übertragen. Das Fernsehangebot an die ausländischen Sender wurde technisch und inhaltlich verbessert. Die Bundesliga-Homepage wurde erweitert und ist auch in Englisch verfügbar, japanische und chinesische Versionen befinden sich in der Vorbereitung. Obwohl die Einnahmen für Spiele in Japan gefallen sind, erhält der FCB z.B. für sein Engagement bei Urawa Red Diamonds 1,5 Mio. Euro aufgrund der vorhandenen gegenseitigen Wertschätzung, wobei der japanische Steueranteil ebenfalls von Urawa getragen wird. In der Vergangenheit erhielten dagegen asiatische Teams in Europa für ihre Spiele nur die Erstattung der Flugkosten, wie z.B. beim Auftritt der Urawa Red Diamonds bei Manchester United. Seitens der Fußball-Dienstleister fallen viele insbesondere im Vermarktungsbereich durch fehlende Kompetenzen oder übertriebene Angebote negativ auf. So bot z.B. eine Agentur 10 Mio. Euro für die Rechte an einer FCB-Tour, jedoch kam kein persönlicher Kontakt zustande, da das genannte anzusprechende Unternehmen in Liechtenstein nicht einmal erreichbar war. Clubinterne Faktoren umfassen auf der einen Seite die internen strategischen Rahmenbedingungen und das eigene Zielsystem, auf der anderen Seite die eigene Ressourcenausstattung sowie das eigene Leistungsangebot und dessen Eigenschaften. Aus internationaler Sicht erlangen aber auch weiche Einflussgrößen wie z.B. das Marktwissen, die sozio-kulturelle Distanz zu den verschiedenen Auslandsmärkten und organisatorische Befindlichkeiten eine besondere Bedeutung, was sich sowohl in der Bereitschaft als auch in den Entscheidungen hinsichtlich Art und Umfang der Internationalisierung widerspiegelt (Müller-Stewens/Lechner 2002, S. 394). Aus Entscheidungen auf höchster Clubebene und individuellen internen Gegebenheiten ergeben sich für sämtliche Aktivitäten strategische Rahmenbedingungen aus der Vision, Mission, Philosophie, Identität und Kultur des Clubs. Hieraus lassen sich zunächst diverse Vorgaben für das Gesamtkonzept einer Internationalisierung ableiten. Zusätzlich sind jedoch weitere Aussagen zur Bildung eines internationalen Orientierungssystems notwendig (Wißmeier 1995, S. 109). So beeinflusst bspw. die Einstellung des Managements eines Fußballclubs gegenüber ausländischen Organisationsteilen und Mitarbeitern – von einer starken Zentrierung auf das Mutterland über die Bildung weitgehend selbständiger Auslandseinheiten bis hin zu einem Clubverständnis als weltweit durchmischte Organisation – die Ausgestaltung der Internationalisierung. Aber auch Forderungen nach Nutzung von Globalisierungsvorteilen durch Standardisierung (z.B. Kostenersparnisse durch eine weltweit einheitliche Gestaltung des Marketing-Mix) oder Nutzung von Lokalisierungsvorteilen durch Differenzierung (z.B. Gewinnung zusätzlicher Käufergruppen durch länder- oder kulturspezifische Produktentwicklung oder -anpassung) können die Wahl bestimmter Internationalisierungsoptionen von vornherein beeinflussen. Insert 4: Interne Einflussfaktoren des FCB Langfristiges Ziel der Internationalisierung ist die Pflege des Images des FCB im Ausland, das auf einer hohen Emotionalität sowie einer langen sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte basiert. Davon abgeleitet lassen sich in den ausländischen Märkten später höhere Einnahmen erzielen, z.B. durch eine erhöhte Merchandisingnachfrage oder Steigerung der Nachfrage nach medialen Inhalten (Puck/Wirth 2007, o.S.). Gemäß seiner eigenen Philosophie strebt der FCB langfristige Kooperationen an. Er grenzt sich dabei deutlich gegenüber seinen internationalen Konkurrenten, die z.B. „den asiatischen Kontinent als große Kuh betrachten, die man nur möglichst oft und möglichst hart melken müsse“. Die Aktivitäten des FCB werden so ausgelegt, dass engagierte sportliche und gesellschaftliche Auftritte in Asien ein positives Feedback erzeugen, während z.B. Real Madrid und Manchester United negativ auffielen und in einen Bezug zu Kolonialisten gesetzt wurden. Agenturen beurteilen das Vorgehen englischer, spanischer und italienischer Clubs als so negativ, dass diesen inzwischen eine längere Abstinenz von den asiatischen Metropolen empfohlen wird. Die internationalen Aktivitäten sollen der Verbreitung der Marke FCB dienen und genauso dem in der jeweiligen Region engagierten Partner und Sponsor helfen. Zusätzlich sollen sie die Entwicklung des Fußballs in den betroffenen Ländern fördern. Die strategische Internationalisierungsausrichtung des FCB kann ähnlich anderen Clubs derzeit noch als inter- bis multinational bezeichnet werden (vgl. Abb. 4). Mittelfristig ist zu erwarten, dass sich die Ausrichtung mit zunehmenden Auslandsaktivitäten multinational mit transnationalen Tendenzen entwickelt, da der FCB ein länderabhängiges Vorgehen präferiert, sich jedoch aber auch dem globalen Fußballwettbewerb stellen muss (vgl. auch Höft et al. 2005, S. 151 f. u. 168, die allerdings maximal eine multinationale Ausrichtung möglich halten). 3.2 Voraussetzungen einer erfolgreichen Internationalisierung Zuvor wurde bereits die Bedeutung von Erfolgspotentialen für die Erreichung strategischer Ziele angesprochen (vgl. Abschnitt 2.3). Im Rahmen einer Internationalisierungsentscheidung muss unter Berücksichtigung der beschriebenen ex- und internen Einflussfaktoren geprüft werden, welche Wettbewerbsvorteile bestehen und inwieweit diese als Voraussetzung einer erfolgreichen Internationalisierung auf Auslandsmärkte übertragbar sind oder durch die internationalen Aktivitäten zur Entstehung neuer Vorteile beitragen. Aus den diversen Theorien der Internationalisierung (für einen Überblick vgl. Kutschker/Schmidt 2006, S. 371 ff.) ergeben sich beispielhaft folgende Quellen internationaler Wettbewerbsvorteile (vgl. auch Perlitz 2004, S. 162 f. i.V.m. Teichmann 2007, S. 348 ff. und Kerr/Gladden 2008, S. 63 ff.): Vorteile in der Ressourcenbeschaffung (z.B. bei Sichtung und Vertragnahme von Spielern, Beschaffung von Finanzmitteln oder Gewinnung von Kooperationspartnern), Vorteile bei der Leistungserstellung (z.B. bei Betrieb, Ausstattung und Kapazität des Stadions oder der Integration neuer Spieler), Vorteile aus den Leistungseigenschaften (z.B. durch sportliche Erfolge, Medienpräsenz und Unterhaltungsqualität bei Sportveranstaltungen), Vorteile aus der Leistungsvermarktung (z.B. durch differenzierte Zielgruppenansprache, einflussreiche Sponsoren sowie Umfang des Merchandisingsortiments und der Stadionvermarktung), Vorteile aus dem Management (z.B. durch sportliche, wirtschaftliche und soziokulturelle Kompetenz des Personals in Managementfunktionen), Vorteile aus Inlandsmarkt/-branche (z.B. durch Anzahl und Kaufkraft der Fans, Popularität der Liga und Nationalmannschaft oder positives Landesimage) und Vorteile aus dem Inlandsstandort (z.B. durch Lage, Einwohnerzahl, Bekanntheit oder Bedeutung der Heimatstadt). Diese Auflistung lässt bereits den Schluss zu, dass eine Internationalisierung nicht für jeden Fußballclub erfolgversprechend sein muss oder kann. Vielmehr ergibt sich das Internationalisierungspotential aus dem Vorsprung eines Fußballclubs in einem oder mehreren der genannten Gebiete gegenüber der Konkurrenz (Differenzierung), die zunächst auf das Inland beschränkt ist und mit der Überschreitung der Ländergrenzen entsprechend anwachsen kann. Ein solcher Vorsprung muss aber auch aus Sicht des Marktes relevant sein, also der Profilierung dienen. Des Weiteren ist zu beachten, inwieweit die vorhandenen Wettbewerbsvorteile ins Ausland (später auch aus dem Ausland) transferierbar, aufgrund der länderspezifischen Umweltbedingungen anwendbar, vor Imitation durch dortige Konkurrenten geschützt und nur schwierig anderweitig von diesen ersetzbar sind (Simon 2007, S. 193 ff.; Steinmann/Schreyögg 2005, S. 214 f.). Das unter diesen Bedingungen ermittelte Internationalisierungspotential zeigt dem Fußballclub strategische Chancen und Risiken für sein weiteres Vorgehen im Rahmen des Internationalisierungsprozesses auf. Insert 5: Internationalisierungspotential des FCB National polarisiert der FCB mit 12 Mio. Fans und 15 bis 18 Mio. ‚Feinden’ und sorgt somit für eine hohe Emotionalität. Alleine in den europäischen Kernmärkten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien) verfügt der FCB über ein Sympathiepotential von ca. 57 Mio. Menschen, allerdings stammen 91 % der vorhandenen Fans aus Deutschland (Sportfive 2007, S. 13). International steht der FCB für eine besondere Historie und ein entsprechendes Image als wichtige Wettbewerbsvorteile einer Internationalisierung. Sportlich wurden bereits alle relevanten Wettbewerbe gewonnen, in den Mannschaften spielten insgesamt 21 Weltmeister sowie mehrere europäische und weltweite Fußballer des Jahres und Beckenbauer als einer der „Jahrhundert“-Spieler und Präsident des Vereins. Aber auch die anderen Spieler sind im In- und Ausland prominent, z.B. bei asiatischen Fußballfans insbesondere Oliver Kahn, neue Stars wie Ribéry, Toni und Klose sowie die „Jungen Wilden“ Podolski, Schweinsteiger und Lahm. Wirtschaftlich handelt der FCB seriös, trennt organisatorisch klar zwischen kaufmännischen und sportlichen Kompetenzen und verfügt mit einem Aufsichtsrat über eine institutionelle Kontrollstruktur, die zugleich ebenfalls kompetent und prominent besetzt ist (Puck/Wirth 2007, o.S.). Der FCB steht beispielhaft für Markenbildung, Kundenorientierung, solides Wirtschaften und Leadership. Als einziger Bundesligaclub verfügt der FCB bereits seit 2005 über eine Abteilung, die sich speziell mit internationalen Themen beschäftigt. Das Management zeigt eine hohe Kompetenz und Kontinuität und lebt eine moderne Corporate Governance vor. Das Markenprofil des FCB wird von der Unternehmensberatung Roland Berger als klar, modern, emotional und hochwertig beschrieben (Freitag/Hirn 2005, S. 26 ff.). Insgesamt wird der FCB in der strategischen Club Positioning Matrix (CPM), bei der das Markenpotential, die Imagepositionierung, die Eigenschaften der jeweiligen Zielgruppen sowie weitere strategische Faktoren berücksichtigt werden, als einziger deutscher Club in der europäischen Top 10 eingeordnet. Er steht inzwischen auf dem vierten Platz hinter Real Madrid, Manchester United und dem FC Barcelona (Sportfive 2007, S. 19 f.). 4 Strategische Vorgehensweisen der Internationalisierung Im Rahmen eines Internationalisierungsprozesses sind durch das Management diverse strategische Entscheidungen zu treffen. Nach einer Lückenanalyse und der daran anschließenden Grundsatzentscheidung für eine Internationalisierung (vgl. Abschnitt 2.2 dieses Beitrags) sind strategische Ziele und ein strategisches Orientierungssystem (vgl. Abschnitt 2.3 und 3.1) für das ‚going international’ unter Berücksichtigung des Internationalisierungspotentials (vgl. Abschnitt 3.2) zu bilden. Basierend auf diesen Vorgaben können Internationalisierungsstrategien als Bündel verschiedener strategischer Alternativen generiert werden, was im Folgenden dargestellt wird. 4.1 Bestimmung der geographischen Struktur In Abhängigkeit der bereits beschriebenen Faktoren ist zunächst die geographische Struktur der Internationalisierung festzulegen. Hierzu ist die Gesamtanzahl der neu zu erreichenden Länder zu bestimmen sowie eine konkrete Auswahl der Länder vorzunehmen. Als praxisnahes Konzept bietet sich hierzu ein mehrstufiges Trichter- oder Filterprinzip an (Kutschker/Schmid 2006, S. 944), bei dem zunächst eine grobe Vorselektion anhand von Mindesterfordernissen (z.B. Fußballaffinität, großes Marktvolumen und politische/wirtschaftliche Stabilität) erfolgt. Die verbleibenden Ländermärkte sind mittels weiterer Kriterien in Abhängigkeit der internen Ziele, Potentiale und sonstigen Rahmenbedingungen hinsichtlich ihrer Attraktivität, Risiken und Eintrittsbarrieren erneut zu filtern. Mit Hilfe umfangreicherer Detailanalysen lassen sich anschließend die externen Umweltbedingungen der verbleibenden Ländermärkte konkretisieren und die eigene Legitimation der Internationalisierung abgleichen. Ergebnis einer solchen Feinselektion ist die Auswahl eines oder mehrerer für die Internationalisierung geeigneter Ländermärkte. Im letzten Fall sollte zugleich eine Priorisierung der Länder erfolgen, um Schwerpunkte und/oder eine zeitliche Reihenfolge für den Markteintritt festlegen zu können. Besitzen die in Frage kommenden Ländermärkte ein großes Volumen oder eine sehr heterogene Struktur, ist in diesen Ländern auch auf die Identifikation attraktiver Marktsegmente zu achten, um sie gegebenenfalls gesamt oder einzeln bearbeiten zu können. So bemüht sich bspw. der FC Barcelona auf dem nordamerikanischen Markt um die ihm soziokulturell nahe stehenden Hispanics (Puck/Wirth 2007, o.S.). Im Rahmen der Marktwahl sollte gerade vor dem Hintergrund der Globalisierung auch auf die Standardisierungsfrage eingegangen werden, inwieweit solche Märkte und deren Segmente länderübergreifend standardisiert oder differenziert bearbeitet werden können bzw. müssen. Insert 6: Geographische Struktur der Internationalisierung des FCB Der Schwerpunkt des FCB liegt in Asien. In der Prioritätenliste liegt an erster Stelle Japan, danach fehlen aufgrund vorhandener Unsicherheiten konkrete Pläne für andere Länder. Dieser Fokus begründet sich durch die wirtschaftliche Attraktivität und Stabilität der Rahmenbedingungen in Japan. Aktivitäten in China sind dagegen aufgrund zahlreicher Korruptionsfälle im Fußball sowie fehlender fester und zuverlässiger Ansprechpartner erschwert (Puck/Wirth 2007, o.S.). Der Eintritt in andere Länder erfolgt nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Unterstützt wird die Länderanalyse und -auswahl durch eigene Länderstudien. Wichtiges Auswahlkriterium ist eine hohe Fußballaffinität. Die Ergebnisse können aufgrund der Berücksichtigung der clubspezifischen Faktoren auch von anderen Studien abweichen. So sehen z.B. die Marktforschungsstudien der DFL Japan nur an vierter Stelle einer Länderprioritätenliste. Jedoch ist insbesondere im Fall Asiens zu beachten, das sich dieses nicht als ein Gesamtmarkt betrachten lässt, da aufgrund der zahlreichen Unterschiede jedes Land einen eigenen Ansatz benötigt (zu länderspezifischen Faktoren vgl. bspw. Höft et al. 2005, S. 168 ff.). Bei der Länderauswahl muss aber auch die Konkurrenzsituation berücksichtigt werden: Indonesien und Vietnam sind z.B. nicht im selben Maß auf die englische Premier League ausgerichtet wie Südostasien, die Tigerstaaten und Hongkong, wo diese fast 90 % ihrer 300 Mio. Euro an internationalen Fernsehgeldern einnimmt. Wenig erfolgversprechend erscheint deshalb z.B. ein Markteintritt in Thailand. Weiteres Marktpotential verspricht Osteuropa, da der FCB dort der mit Abstand populärste Club ist – sogar vor Real Madrid oder Manchester United. Ein weiterer Vorteil ist die räumliche Nähe, da z.B. Einzelspiele oder Tourneen im Vergleich zu Asienreisen weitaus einfacher durchführbar sind (Rummenigge zitiert nach Hirn 2005, o.S.). 4.2 Bestimmung der zeitlichen Struktur Nach der Festlegung der geographischen Struktur ist diese in einen zeitlichen Bezug zu setzen. Hierbei kann unterschieden werden zwischen länderspezifischen und länderübergreifenden Timingstrategien (Kutschker/Schmid 2006, S. 959 ff.). Länderspezifisch bestehen wesentliche Strategiealternativen aus der Form des Pioniers (Markteintritt vor den Konkurrenten bzw. schneller als diese, z.B. zur Erreichung von Bekanntheits- und Imagevorsprüngen, zur frühzeitigen Gewinnung von Marktanteilen oder zum Aufbau von Markteintrittsbarrieren für Folger) sowie des frühen oder späten Folgers (Markteintritt nach den Konkurrenten bzw. langsamer als diese, z.B. um von Fehlern des Pioniers zu lernen oder von dessen Investitionen zu profitieren). Länderübergreifende Timingstrategien betrachten die zeitliche Reihenfolge des Eintritts in verschiedene Ländermärkte. Wesentliche Strategiealternativen sind hierbei ein Vorgehen entsprechend dem sogenannten Wasserfall-Modell (sequentieller Eintritt in verschiedene Länder über einen längeren Zeitraum, z.B. um Investitionen zeitlich zu staffeln, zunächst vertrautere Länder zu betreten oder Risiken der internationalen Ausdehnung auf das jeweils neu fokussierte Land zu begrenzen und weitere Aktivitäten ggf. abzubrechen), dem Sprinkler-Modell (Eintritt in mehrere Länder gleichzeitig oder innerhalb kurzer Zeit, z.B. um ein Überraschungsmoment zu schaffen, Fixkosten schneller zu amortisieren oder Standards zu setzen) oder einer Kombination der beiden Modelle (Ohmae 1985, S. 33 f. u. 44; Kutschker/Schmid 2006, S. 963 ff.). Grundsätzlich ist aber festzuhalten, dass Fußballclubs im Vergleich zu Großunternehmen nur über eine begrenzte Ressourcenausstattung (z.B. bei liquiden Finanzmitteln, Mitarbeiterkapazitäten und länderspezifischem Marktwissen) verfügen. Fraglich ist daher, inwieweit eine Strategie gemäß dem Sprinkler-Modell für Clubs zu Erfolg führen kann, da hierbei enorme Anforderungen und das damit verbundene Risiko einer Überdehnung der eigenen Kräfte bestehen. Insert 7: Zeitliche Struktur der Internationalisierung des FCB Der FCB tritt mit Beginn seiner Bemühungen in Gesamtasien zunächst als Folger gegenüber anderen internationalen Clubs auf, die auf diesem Kontinent bereits eine Marktpräsenz aufbauen konnten. Schon bei der Länderauswahl besteht aber die Absicht, in Einzelmärkte einzutreten, auf denen noch ein länderspezifischer Vorsprung gegenüber der Konkurrenz erzielt werden kann. Länderübergreifend verfolgt der FCB eine Strategie gemäß dem Wasserfall-Modell. Zu Beginn erfolgten ein Markteintritt in Japan und ein allmählicher Ausbau dieser Basis in Asien. Nach dem Aufbau lokaler Partnerschaften wurde der Eintritt in weitere Länder wie z.B. China geplant. Der FCB hält sich in China jedoch an den Ratschlag der Experten vor Ort, keine Verträge über ein Jahr hinaus abzuschließen und dabei nicht groß zu investieren. Dagegen werden bestehende Kontakte gepflegt und versucht, sich bereitzuhalten, bis sich die Chance zu einem größeren Einstieg aufgrund einer stabilen Gesamtsituation bietet. Auch in anderen Ländern wie z.B. Indonesien und Vietnam werden kleine, aber nachhaltige Schritte bevorzugt. Insbesondere die sportlichen Bemühungen konzentrieren sich im Jahresrhythmus auf die pflichtspielfreien Zeiten. Im Sommer muss zudem auf den WM- und EM-Turnus Rücksicht genommen werden. Dabei lassen sich aber Nicht-Nationalspieler bzw. in EM-Jahren insbesondere die südamerikanischen Spieler wie Lúcio, Zé Roberto, Demichelis, Sosa und Breno durchgängig einsetzen. 4.3 Bestimmung der Markteintrittsform Stehen die geographischen und zeitlichen Strukturen für die Aufnahme internationaler Tätigkeiten fest, sind für die ausgewählten Länder und ihre Märkte geeignete Eintrittsformen zu bestimmen. Als eines der zentralen Themen des internationalen Managements liegt hierzu eine umfassende Darstellung und Anzahl an Systematisierungen vor. Eine entsprechend der internen unternehmerischen Stellgrößen ‚Kontroll- und Steuerungsfähigkeit’ sowie ‚Höhe der Ressourcenausstattung’ geordnete Übersicht ist in Abb. 2 dargestellt (zu fußballspezifischen Einzelmaßnahmen im Rahmen eines strategischen Gesamtkonzeptes vgl. Höft et al. 2005, S. 189 ff.). Internet und E-Commerce Kontroll- und Steuerungsfähigkeit (z.B. Aufbau eines internationalen Portals mit Online-Shop und Videoübertragungen) hoch Tochterunternehmen (z.B. Gründung eines Tochterclubs) Betrieb (z.B. Aufbau einer Merchandise-Produktion oder eines eigenen Hotelbetriebes) Vertriebsniederlassung (z.B. Aufbau eigener Filialen wie „ManU Megastores“) Joint Venture (z.B. Beteiligung an ausländischen Clubs wie „Ajax Cape Town“, gemeinsamen Fußballschulen oder Fanshops) Vertragliche Kooperation (z.B. Abstellung oder Ausbildung von Personal oder Aufbau von Shop-in-Shop-Konzepten) Franchising (z.B. für eine Club-Restaurantkette) Lizenzvergabe (z.B. von Medien- oder Markenrechten) gering indirekter/direkter Export (z.B. von Merchandise-Artikeln) gering Höhe der Ressourcenbeanspruchung hoch Abb. 2: Übersicht möglicher Markteintrittsformen mit Beispielen Quelle: in Anlehnung an Meissner/Gerber 1980, S. 224 und Müller-Stewens /Lechner 2002, S. 387 Die Auswahl der Markteintrittsform erfordert für jedes Land und seine Märkte umfangreiche Analysen der ex- und internen Rahmenbedingungen. Auf deren Basis lässt sich folgende Entscheidungsheuristik anwenden: Je höher die Unsicherheiten und Risiken seitens der gastlandbezogenen und clubinternen Einflussfaktoren eingeschätzt werden, desto geringer wird tendenziell der Ressourceneinsatz sein, den Fußballclubs bereit sind einzusetzen. Aufgrund vorhandener externer Risiken (z.B. Korruption oder politische Instabilität) und interner Risiken (z.B. geringe Marktkenntnisse) werden Markteintrittsformen wie der Export gewählt, die zwar geringere Kontroll- und Steuerungsmöglichkeiten aufweisen, jedoch den Wertverlust der eingesetzten Ressourcen begrenzen (Müller-Stewens/Lechner 2002, S. 396 f.). In Hinsicht auf die zuvor beschriebenen Prozesse und zeitlichen Strukturen der Internationalisierung ist aber darauf hinzuweisen, dass auch ein Markteintritt mit höherer Ressourcenbeanspruchung sowie Änderungen der gewählten Form im Rahmen der weiteren Marktbearbeitung Erfolg versprechen können. Insert 8: Markteintrittsformen des FCB Internet: Erstellung umfangreicher Content-Angebote für die Homepage des FCB in Englisch, Spanisch, Japanisch und Chinesisch. Ergebnis sind über 50 Mio. Page Impressions im Monat, davon 5 Mio. aus Gesamt-Asien und 2 Mio. speziell aus Japan. Export/Lizenzvergabe: Um die populären jungen Nationalspieler wie Lahm, Schweinsteiger und Podolski wird über die Produktion eines FCB-Manga nachgedacht, um somit Bedürfnisse jugendlicher Zielgruppen befriedigen zu können. Asiatischen Jugendspieler, die bei Asientourneen entdeckt werden, wird die Teilnahme am AdidasAdelholzener-Jugendcamp im Europapark Rust ermöglicht. Jugendcamps sind auch in Saitama oder anderen asiatischen Standorten im Gespräch. Neben sportlicher Förderung und positiven Auswirkungen auf das Image sollen dabei auch langfristige Bindungen entstehen und wohltätige Zwecke unterstützt werden. Kooperationen: Anders als andere Topclubs strebt der FCB langfristige Kooperationen an. Ziel solcher Partnerschaften wie mit Urawa Red Diamonds seit Januar 2006 ist, dass beide Clubs voneinander profitieren, z.B. durch einen vereinfachten Markteintritt für den FCB, der wiederum beim Aufbau eines ScoutingSystems und mit der Weitergabe von Marketing- und Merchandisingwissen hilft (Puck/Wirth 2007, o.S.). So zahlt Urawa für Auftritte in Japan, während sich der FCB um die von Japanern gewünschte Repräsentation in Europa bemüht. Ergebnis ist bspw. die Teilnahme Urawas am Bull’s Cup in Salzburg und das exklusive Spiel des FCB gegen den asiatischen Champions League-Sieger beim Saitama Cup 2008, wofür sich Manchester United, Real Madrid und der FC Barcelona vergeblich beworben haben. Andererseits hat Urawa bereits zwei Sponsoren des FCB (Lufthansa und Boss) sowie den deutschen Sponsor DHL für sich gewinnen können. Das Partnerschaftsmodell soll die Eigeninitiative der anderen Clubs der J-League unterstützen und als Vorbild dienen, da hierbei erstmals Aktivitäten unter Umgehung der allmächtigen Agentur Dentsu durchgeführt wurden. Eine Kooperation mit einem indischen Unternehmen, das auch einen Fußballclub besitzt, wird geprüft, nachdem der FCB Ende Mai 2008 in Kalkutta vor 120.000 Zuschauern gegen Mohun Bagan AC, den ältesten Fußballclub Asiens und erfolgreichsten Club Indiens, antrat. Sponsoren des FCB werden aktiv berücksichtigt und in die internationalen Aktivitäten eingebunden. So wird z.B. der Adidas-Spielball bei einem Match des All Star-Teams mit einem Audi-Fallschirm abgesetzt und dies u.a. in Filmen des Lufthansa-Bordprogramms verbreitet. Beim Spiel gegen die chinesische Nationalmannschaft in der Allianz-Arena kaufte die Allianz als Partner einen großen Teil der Tickets zur eigenen Weiterverwendung. Auch beim Rückspiel in China beteiligt sich die Allianz z.B. mit Buchung einer großen Zahl der Werbebanden und Kauf der Namensrechte am ‚Allianz Cup’. Ebenso präsentierte sie sich als Partner für das Spiel gegen die indonesische Nationalmannschaft in Jakarta z.B. mit dem Kauf einer großen Anzahl der Tickets und Werbebanden. Dabei wurde ein gemeinsam mit dem FCB gegründetes Fanclub-Modell für Indonesien präsentiert. Aufgrund der internationalen Ausrichtung und guter Beziehungen der Presseabteilung des FCB erfolgt eine exklusive Berichterstattung in großer Aufmachung durch das größte Fußballmagazin Chinas Titan-Sports mit einer Auflage von über 5 Mio. Exemplaren. Weitere Kooperationen bestehen mit japanischen, indonesischen und vietnamesischen Printmedien und TV-Sendern. So berichtete z.B. Japans meistbeachtete Unterhaltungssendung Asahi-TV zweistündig über die Partnerschaft des FCB und Urawa Red Diamonds. Verkaufsniederlassung/Dienstleistungsbetrieb: Anlässlich der Spiele in Kalkutta überprüfen der Vorstand und die Sponsoren vor Ort ein Angebot über eine 3000 m² große FCB-Welt in der modernsten Shopping-Mall Indiens. In Verbindung mit der Partnerschaft zu einem indischen halbstaatlichen Unternehmen wäre dies eine Möglichkeit zum Eintritt in den Subkontinent, was von vielen Clubs beabsichtigt wird. Dies erscheint gerade vor dem Hintergrund interessant, dass in der Erlebniswelt der Allianz-Arena derzeit bereits über 10 % des Umsatzes von asiatischen Käufern stammen. In Japan ist derzeit ein Mitarbeiter in Kooperation mit Urawa Red Diamonds mit Fragen des Marketing und Merchandise beschäftigt. Vertriebswege werden über die vorhandenen Partner (Clubs und Sponsoren) gesucht, um den eigenen Ressourceneinsatz gering zu halten und somit Kosten zu sparen. Begleitende sportspezifische Engagements: Einzelspiele, Tourneen, Turnierteilnahmen und Trainingslager in ausgewählten Ländern oder mit deren Mannschaften können zur Erhöhung der lokalen Präsenz und Popularität sowie zum Aufbau strategischer Partnerschaften genutzt werden. Puck/Wirth (2007, o.S.) bezeichnen diese deshalb auch als Marketing-Reisen. Der FCB beabsichtigt mit seinen sportlichen Aktivitäten, ein positives Image aufzubauen sowie zu zeigen, dass die lokalen Entwicklungen im Fußball anerkannt und gefördert werden. Unter Berücksichtigung der Interessen der Partner Allianz, Audi, Lufthansa und Adidas sowie der sportlichen Leitung führt der FCB Einzelspiele und Tourneen mit seinem A-Team, den ‚All Stars’ sowie den Regionalliga- und Jugendmannschaften in den USA, Japan, China, Indonesien und Vietnam durch. Im Mai 2008 fanden eine Asientour in Indonesien, Indien und China sowie ein Spiel im Juli 2008 in Japan statt. Dazu kamen in der jüngeren Vergangenheit internationale Turnierteilnahmen wie in Salzburg und Kalkutta sowie ein Spiel gegen den FC Barcelona beim Juan Gamper Cup in Barcelona und gegen Weltpokalsieger São Paulo beim Reunification Cup in Hongkong. Trainingslager wurden in der Vergangenheit z.B. in Dubai mit Spiel in Teheran abgehalten. Aufgrund der beschriebenen internen Rahmenbedingungen verzichtet der FCB auf zu kostenintensive Spielereinkäufe (mit Ausnahmen wie z.B. bei Ribéry). Es konnte aber die Entwicklung von Spielern wie Kahn oder Ballack zu Weltstars ausgenutzt werden. Da asiatische Spieler bisher nicht genug sportliches Potential für den Kader des FCB zeigen, konzentriert sich das Engagement auf den Nachwuchsbereich. So soll z.B. im Jahr 2008 der talentierteste Jugendspieler der Urawa Red Diamonds an der Jugendausbildung des FCB teilnehmen. Zudem arbeitet der FCB im Scouting zusammen mit Urawa und unterstützt deren Jugendarbeit. Allerdings erschweren Visa, Aufenthaltsgenehmigungen, Schulbestimmungen und Lizenzauflagen für Jugendspieler die Aufnahme ausländischer Talente. Der FCB ist ebenfalls bemüht, in den Zielländern eine nachhaltige Fanstruktur aufzubauen. Dies kann z.B. durch die geplante Ausrichtung von internationalen Fanturnieren unterstützt werden, bei denen auch die internationalen Partnerclubs integriert werden. 5 Folgerungen Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Internationalisierung im Profifußball inzwischen eine wirtschaftliche Notwendigkeit darstellt, um verschiedene eigene Ziele – sowohl von Seiten der Verbände und Ligen als auch von Seiten der Clubs – zu erreichen oder zumindest einen Beitrag zu diesen zu liefern. Allein die Bandbreite der in diesem Beitrag aufgezeigten Einflussfaktoren, Voraussetzungen sowie Entscheidungsfelder und -alternativen belegt die Notwendigkeit, einen langfristigen, grundsätzlichen und ganzheitlichen Orientierungsrahmen für die anschließenden Einzelmaßnahmen zu schaffen, der es erlaubt, durch die Internationalisierung zukunftsgerichtete Erfolgspotentiale aufzubauen, anstelle Ressourcen ineffektiv zu vergeuden. Ein strategieloses Vorgehen gemäß dem Trial-and-Error- oder Muddling-through-Prinzip ist auch im Fußball risikoreich angesichts des steigenden Ressourceneinsatzes sowie der Notwendigkeit, Kommunikation, Verhalten und Erscheinungsbild zur Erreichung einer stimmigen Corporate und/oder Brand Identity der Clubs einheitlich und langfristig zu gestalten. In diesem Zusammenhang kommt gerade der Analyse, ob der eigene Club die Voraussetzung für eine erfolgreiche Internationalisierung besitzt, eine besondere Bedeutung zu. So ist z.B. fraglich, welche deutschen Bundesligaclubs neben dem FCB ausreichende Internationalisierungsvoraussetzungen besitzen. Allerdings ist zu betonen, dass Internationalisierung nicht gleichbedeutend mit einem Eintritt in den Weltmarkt ist. Für Clubs mit geringerer Ressourcenausstattung können auch bereits Aktivitäten im Nachbarland auf geringerem Niveau einen Beitrag zur Zielerreichung leisten. Das Beispiel des FCB zeigt des Weiteren, dass Kooperationen – z.B. länderübergreifend oder als gemeinsames Ligaengagement – dabei helfen können, bestehende Ressourcenmängel auszugleichen oder zu umgehen. Als Besonderheit ist im Fußball jedoch zu beachten, dass die Kernleistung – das eigentliche Sportereignis in Form des Fußballspiels – der Internationalisierung besondere Grenzen setzt. So schränken Belastungen wie z.B. durch mehr Spiele, Zeitverschiebungen und Klimaeinflüsse die Ausweitung der sportlichen Aktivitäten ein. Vorteil ist jedoch, dass diese Kernleistung z.B. durch mediale Übertragungen bei minimalen Grenzkosten nahezu beliebig reproduzierbar ist. Weitere Grenzen sind Sättigungserscheinungen aufgrund eines Überangebots oder des Verlusts an Glaubwürdigkeit, wenn z.B. die wirtschaftliche Seite den Sport zu stark dominiert. Zudem dürfen auch in weltweiten Märkten nicht die lokal voneinander abweichenden Bedürfnisse der Abnehmer vernachlässigt werden, da der Fußball trotz seiner globalen Dimension immer noch stark in den lokalen Makroumwelten – insbesondere der sozio-kulturellen – verwurzelt ist. Wenn Clubs wie Manchester United und Real Madrid weiterhin als Benchmark für das Management der Internationalisierung im Profifußball gelten (vgl. Chadwick 2006; Desbordes 2007, S. 8 f.; Wolf 2007, S. 96), muss angesichts der anhaltenden Diskussion um einen ‚Neo-Imperialismus’ oder ‚Neo-Kolonialismus’ durch Sport (vgl. z.B. Eichberg 1984; Wilcox 1995; Rowe/Callum 2008) infrage gestellt werden, inwieweit die bisherigen internationalen Engagements europäischer Clubs dem Anspruch, zukunftsgerichtete Erfolgspotentiale aufzubauen, genügen. Vielmehr liegt der Vergleich nahe, dass die vielerorts gescheiterten Versuche des US-Sports, mit seinen Hauptsportarten American Football, Baseball, Basketball und Eishockey weltweit neue Märkte zu erschließen oder auszudehnen, kopiert werden. Angesichts steigender Sensibilität gegenüber sozio-kulturellen Faktoren und des zunehmenden Selbstbewusstseins kleinerer Fußballnationen aufgrund einer Annäherung des sportlichen Leistungsvermögens erscheint eine auf Partnerschaften und Langfristigkeit ausgelegte Internationalisierung wie im Beispiel des FCB effektiver, auch wenn sie bisher kurzfristig geringere Erfolge abwirft. Es bleibt insgesamt festzuhalten, dass weiterhin ein sportspezifisches Gesamtmodell der Internationalisierung fehlt. Aufbauend auf einer Erfassung der verfolgten Ziele und der clubinternen Ausrichtung sind die Strukturen und Prozesse der Internationalisierung im Fußball näher zu analysieren. Neben Typologisierungen der Akteure und deren Verhaltensweisen sind Möglichkeiten und Grenzen des Handelns zu eruieren. Durch die Identifikation von Erfolgsfaktoren ließen sich Empfehlungen für eine aktive Gestaltung der internationalen Geschäftstätigkeit geben, die allerdings nicht die Besonderheiten des Sportumfelds vernachlässigen sollten. Auch sollte die bisher überwiegende Fokussierung auf Aspekte der Vermarktung um Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette erweitert werden. Quellenverzeichnis Aharoni, Y. (1966): The Foreign Investment Decision Process; Boston Andersen, O. (1993): On the Internationalization Process Firms: A Critical Analysis; in: Journal of International Business Studies, 24(2), S. 209-231 Ansoff, H.I. 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