Der Weg zum Massenmord an den Juden Europas
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Der Weg zum Massenmord an den Juden Europas
Haus der Wannsee-Konferenz Raum 7 – Der Weg zum Massenmord an den Juden Europasa Seit den frühen zwanziger Jahren hatte Hitler einen Antisemitismus propagiert, der darauf zielte, sich der Juden mit Gewalt zu entledigen. Doch erst seit dem Überfall auf Polen begannen sich Hitlers Phantasien mit realen Möglichkeiten der Verschleppung und des Mordes zu decken. Diese Vorhaben wurden von den Vertretern untergeordneter Besatzungsinstanzen in der Regel aktiv unterstützt. Dennoch scheiterten die Versuche zur Deportation polnischer, tschechischer, deutscher und österreichischer Juden. Im Sommer 1941 bot der Angriff auf die Sowjetunion den nationalsozialistischen Antisemiten neue Möglichkeiten. Verschiedene Polizeiverbände ermordeten Juden hinter der Front in Massenerschießungsaktionen. Gleichzeitig wurden Pläne entwickelt, auch Juden aus dem Westen dorthin zu deportieren. Hierfür war die Sicherheitspolizei unter Reinhard Heydrich zuständig. Viele der von Oktober 1941 bis zum Vorabend der Wannsee-Konferenz aus Deutschland, Wien, Prag und Luxemburg Verschleppten wurden an den Zielorten sofort erschossen. Die meisten wurden in Ghettos eingewiesen. Im selben Zeitraum wurde mit der Errichtung von kleinen Vernichtungsstätten begonnen. Im Januar 1942 verfügten die Mörder über Erfahrungen bei Massentötungen mit Dieselabgasen im Vernichtungslager nahe der Ortschaft Chełmno (Kulmhof). Im KZ Auschwitz hatten sie arbeitsunfähige Juden und sowjetische Kriegsgefangene mit dem Schädlingsgift Zyklon-B getötet. 7.1. Hitlers Antisemitismus und die Weltkriege Schon in seinem Buch "Mein Kampf" hatte Hitler behauptet, Deutschland hätte den Ersten Weltkrieg gewinnen können, wenn man tausende von Juden dem Giftgas so ausgesetzt hätte, wie es deutsche Soldaten an der Front hatten erfahren müssen. Fast zwanzig Jahre später wollte er die Deutschen angesichts der militärischen Niederlage auf einen fortdauernden Kampf gegen alle Juden verpflichten. Zwischen beiden Äußerungen aus den Jahren 1927 und 1945 begingen die Nationalsozialisten und ihre Helfer im Zweiten Weltkrieg einen auf vollständige Vernichtung zielenden Völkermord an den Juden Europas, der etwa sechs Millionen Menschen das Leben kostete. "Kampf der Teufelsmacht, die Deutschland in dieses Elend hineingestürzt, Kampf dem Marxismus sowie dem geistigen Träger dieser Weltpest und Seuche, dem Juden. Kampf nicht nach bürgerlichem Muster, 'vorsichtig', damit er nicht zu wehe tut. Nein, und nochmals nein! Als wir uns damals zu dieser neuen Bewegung zusammenschlossen, waren wir uns klar, dass es in diesem Ringen nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder der Feind geht über unsere Leiche oder wir über die seine." Aus Hitlers Rede am 27. Februar 1925 (Hitler, Aufzeichnungen) "Hätte man zu Kriegsbeginn und während des Krieges einmal zwölf- oder fünfzehntausend dieser hebräischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie hunderttausende unserer allerbesten deutschen Arbeiter aus allen Schichten und Berufen es im Felde erdulden mußten, dann wäre das Millionenopfer der Front nicht vergeblich gewesen. Im Gegenteil: Zwölftausend Schurken zur rechten Zeit beseitigt, hätte vielleicht einer Million ordentlicher, für die Zukunft wertvoller Deutschen das Leben gerettet." Adolf Hitler, Mein Kampf, Band 2, München 1927 1 Veranstaltungsplakat "Deutschlands Zukunft und unsere Bewegung" Februar 1925 "Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in- und ausserhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa." Aus Hitlers Reichstagsrede am 30. Januar 1939 "Ich habe aber auch keinen Zweifel darüber gelassen, dass, wenn die Völker Europas wieder nur als Aktienpakete dieser internationalen Geld- und Finanzverschwörer angesehen werden, dann auch jenes Volk mit zur Verantwortung gezogen werden wird, das der eigentlich Schuldige an diesem mörderischen Ringen ist: Das Judentum!" Adolf Hitler, Mein politisches Testament, 29. April 1945 (NA Washington D.C.) 7.2. Organisierter Terror gegen Juden Die Besetzung Polens 1939 und der westlichen Sowjetunion 1941 nutzten die deutschen Besatzer, um zunächst die dort lebenden Juden auszubeuten, zu verschleppen und zu ermorden. Vor Ort herrschte bereits kurz nach dem Einmarsch eine Atmosphäre der permanenten Gewalt gegen Juden. Diese wurde von deutschen Behörden der Militär-, Polizei- und Zivilverwaltung aus eigener Initiative erzeugt. Eine Vielzahl deutscher Täter setzte die verbrecherischen Vorgaben gegen Juden bereitwillig um. 2 "Bei den Juden nicht viel Federlesens. Eine Freude, endlich einmal die jüdische Rasse körperlich angehen zu können. Je mehr sterben, umso besser; ihn [den Juden] zu treffen ist ein Sieg unseres Reiches." Aus einer Rede des deutschen Generalgouverneurs in Polen, Hans Frank, vor Distriktshauptleuten in Radom am 25. November 1939 (AZIH Warszawa) "Zu welchen Zeitpunkten und mit welchen Mitteln das Ghetto und damit die Stadt Lodsch von Juden gesäubert wird, behalte ich mir vor. Endziel muss jedenfalls sein, dass wir diese Pestbeule restlos ausbrennen." Aus einem Rundschreiben des Regierungspräsidenten im Warthegau, Friedrich Uebelhoer, an alle Kommunalbehörden, Militär- sowie Polizeidienststellen in Lodsch vom 10. Dezember 1939 (Dokumenty i Materiały, Bd. III) "Lodsch" war die Eindeutschung des Namens der polnischen Großstadt Łódż. Am 11. April 1940 wurde sie in "Litzmannstadt" umbenannt. "Es besteht in diesem Winter die Gefahr, dass die Juden nicht mehr sämtlich ernährt werden können. Es ist ernsthaft zu erwägen, ob es nicht die humanste Lösung ist, die Juden, soweit sie nicht arbeitseinsatzfähig sind, durch irgendein schnellwirkendes Mittel zu erledigen. Auf jeden Fall wäre dies angenehmer, als sie verhungern zu lassen." Aus einem Schreiben des Führers des SD-Leitabschnittes Posen, Rolf-Heinz Höppner, an Adolf Eichmann vom 16. Juli 1941 (Biuletyn Głównej Komisji, Bd. XIII) "Wenn in einem Dorfe ein Sabotageakt ausgeführt wurde und man vernichtet sämtliche Juden in diesem Dorfe, so kann man sicher sein, dass man den Täter oder wenigstens den Urheber vernichtet hat." Aus dem Lagebericht des Kommandanten in Weißruthenien in der Zeit vom 1.-15. Oktober 1941, Generalmajor Gustav Freiherr von Bechtolsheim, vom 19. Oktober 1941 (NIAB Minsk) 7.3. Erste Deportationsmaßnahmen Deutsche, österreichische, tschechische, polnische und französische Juden wurden in der Zeit zwischen den Überfällen auf Polen und die Sowjetunion immer wieder Opfer von Deportationen. Diese Verschleppungen waren die radikalisierte Fortsetzung der Politik der Vertreibung aus dem Reich, sie dienten aber auch der Eindeutschung neuer Grenzgebiete. Letztlich sollten sie die Opfer in so genannten Judenreservaten isolieren. In diesem Zeitraum waren noch an keinem der Ankunftsorte im besetzten Polen oder in Frankreich Massenmordaktionen gegen die Deportierten geplant. Doch blieben die dorthin Verschleppten unter katastrophalen Verhältnissen sich selbst überlassen. 3 ...Ich habe an die SS-Gruppenführer Frank, Kaltenbrunner und Rodenbücher die Anweisung gegeben, dass bis auf weiteres wegen der technischen Schwierigkeiten die Abschiebung von Juden verboten ist und dass die Abschiebung nur auf meine Anweisung hin erfolgen kann. Heinrich Himmler Auszug aus dem Schreiben Himmlers an Gauleiter Bürckel in Wien betr. Unterbrechung der Transporte vom 9. November 1939 7.4. Die Rolle Reinhard Heydrichs Seit Januar 1939 war der Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes einer der wichtigsten Entscheidungsträger beim Vorgehen gegen die Juden. Reinhard Heydrich nutzte diese neue Kompetenz zunächst zur Beschleunigung der Auswanderung und Vertreibung von Juden aus Deutschland und Österreich. Auch in die späteren Räumungs- und Reservatspläne schaltete er sich ein. Im Frühjahr 1941 zeichnete sich ab, dass der Krieg gegen die Sowjetunion neue Aufnahmeräume für Judentransporte bieten würde. Nach dem Überfall ließ sich Heydrich seine Vollmachten von Göring noch einmal bestätigen. Seit dem Sommer 1941 war er nicht nur der Verantwortliche für die Massenmorde der Einsatzgruppen, sondern auch der Koordinator künftiger Deportationen in die besetzten Gebiete. Mit seiner Ernennung zum Stellvertretenden Reichsprotektor in Böhmen und Mähren war Heydrich zusätzlich für das Schicksal der tschechischen Juden verantwortlich. Reinhard Heydrich während einer Rede auf dem Hradschin in Prag, rechts der Höhere SS- und Polizeiführer Karl Hermann Frank, Herbst 1941 4 "Wochenspruch der NSDAP: Führer in Deinen Händen liegt das Schicksal von Millionen, die in Deinem Herzen wohnen, denen Du ein Glaube ist. Führe uns!" Litzmannstädter Zeitung, Sonntag, den 2. Juni 1940, S. 6 5 Schreiben Heydrichs an den Reichsaußenminister betr. Reichszentrale für jüdische Auswanderung vom 30. Januar 1939 (PAAA Berlin) Heydrich meldete die Einrichtung der Behörde und die Einsetzung Heinrich Müllers als Geschäftsführer. 6 Am 21. Dezember 1939 benachrichtigte Heydrich die Vertreter der Polizei in den östlichen Grenzgebieten und im besetzten Polen, dass er ein Sonderreferat zur zentralen Bearbeitung von Räumungsaktionen gebildet habe. Zu dessen Leiter wurde Adolf Eichmann ernannt. (Biuletyn Głównej Komisji, Bd. XII) 7 7.5. Ausweitung der Deportationen Seit den ersten Septembertagen 1941 versuchte Heinrich Himmler, die Juden aus dem "Großdeutschen Reich" in den Osten zu deportieren. Am 18. September schrieb er an den Reichsstatthalter im Reichsgau Wartheland, Hitler habe nun die Deportation von 60.000 Juden befohlen. Diese sollten in das Ghetto von Litzmannstadt (polnisch Łódż) gelangen, um im folgenden Frühjahr weiter nach Osten transportiert zu werden. Doch hier, wie auch später in Minsk und Riga, erhoben die Besatzungsbehörden Einspruch gegen die geplanten Verschleppungen. Die Juden würden die kriegswichtige Produktion stören, den Platzmangel verschärfen oder sich mit den Widerstandsbewegungen verbinden. Dagegen setzte sich Reinhard Heydrich als Chef der Sicherheitspolizei und des SD durch. Als Reichsprotektor in Böhmen und Mähren ließ er das Ghetto Theresienstadt für die tschechischen Juden gründen. Dort sollten sie solange konzentriert werden, bis weitere Aufnahmeorte gefunden wären. Am Vorabend der Wannsee-Konferenz waren fast 50.000 Menschen nach Łódż, Minsk, Kaunas und Riga deportiert worden. Über 6.000 von ihnen waren bereits erschossen worden. Im Ghetto Theresienstadt lebten Ende Januar 1942 etwa 10.000 Juden. Zwei Transporte hatten das böhmische Durchgangsghetto in Richtung Riga verlassen. "Sämtliche Juden der Generalkommissariate Litauen und Lettland sind jetzt restlos in Ghettos untergebracht. Die Juden des Rigaer Ghettos, die von Wehrmachts- und Zivilbehörden als Arbeitskräfte benutzt werden, dürfen nicht mehr frei zur Arbeitsstätte gehen, sondern müssen von den anfordernden Dienststellen geschlossen morgens vom Ghetto abgeholt werden, unter Bewachung zu ihrem Arbeitsplatz geführt und abends geschlossen wieder in das Ghetto zurückgebracht werden. Für die Aufnahme der aus dem Reich ankommenden Judentransporte ist sowohl in Minsk als auch in Riga alles vorbereitet. Der erste in Minsk angekommene Transport, der sich aus Hamburger Juden zusammensetzte, traf am 10.11.1941 ein. Am gleichen Tage wurde den Juden im Ghetto Quartier angewiesen. Es konnte beobachtet werden, daß die Juden sich z. T. ein völlig falsches Bild über ihre Zukunft machten, z. B. daß sie sich als Pioniere fühlten, die zur Kolonisierung des Ostens eingesetzt werden. Die ersten 5 Transporte, die nach Riga kommen sollten, wurden nach Kauen geleitet. Das Rigaer Lager, das zur Aufnahme von rd. 25.000 Juden dienen soll, ist z. Zt. im Entstehen und wird in kürzester Zeit fertiggestellt sein. Der Höhere SS- und Polizeiführer in Riga, SS-Obergruppenführer Jeckeln, hat inzwischen eine Erschießungsaktion in Angriff genommen und am Sonntag, den 30.11.41 ca. 4.000 Juden des Rigaer Ghettos und eines Evakuierungstransportes aus dem Reich beseitigt." Auszug aus der Ereignismeldung UdSSR Nr. 151 vom 5. Januar 1942 (BA Berlin) Während hier über den Mord an den Juden in Kaunas nichts geäußert wurde, zeigt der Bericht, dass die Juden des Deportationstransportes aus Berlin nach Ankunft in Riga am 30. November 1941 erschossen wurden. 8 Aktennotiz des Generalkommissars in Lettland, Otto-Heinrich Drechsler, an den vorgesetzten Reichskommissar für das Ostland über die geplante Ankunft von Juden vom 20. Oktober 1941 (YIVO New York) Bei dem geplanten Lager bei Riga handelte es sich um das spätere Polizeihaftlager Salaspils. 9 7.6. Gespräche im Dezember 1941 Im Dezember 1941 kam es zu einer Reihe von Konferenzen und Gesprächen, bei denen Hitler und Himmler kaum mehr verhüllt vom Massenmord an den europäischen Juden sprachen. Hitler hatte mit seiner Kriegserklärung an die USA den Krieg zum Weltkrieg ausgeweitet. Er schuf damit selbst eine entscheidende Voraussetzung für die Erfüllung seiner 1939 ausgesprochenen Prophezeiung, die Juden als angebliche Urheber des neuen Weltkrieges ermorden zu lassen. Heinrich Himmler berief sich in späteren Äußerungen immer wieder auf einen ihm von Hitler gegebenen Befehl. "Bezüglich der Judenfrage ist der Führer entschlossen, reinen Tisch zu machen. Er hat den Juden prophezeit, daß, wenn sie noch einmal einen Weltkrieg herbeiführen würden, sie dabei ihre Vernichtung erleben würden. Das ist keine Phrase gewesen. Der Weltkrieg ist da, die Vernichtung des Judentums muß die notwendige Folge sein." Eintrag im Tagebuch von Joseph Goebbels am 13. Dezember 1941 (Goebbels, Tagebücher) Goebbels war als Gauleiter Berlins einen Tag zuvor auf der Reichs- und Gauleitertagung anwesend gewesen. Himmlers Dienstkalenderblatt vom 12.12.1941 (RGVA Moskwa) "12.15 SS Gr.F. Greifelt Südtiroler Problem 13 h Seyss-Inquart Vereidigung Mussert. Lage in den Niederlanden" Um 16 Uhr fand die Reichs- und Gauleitertagung in den privaten Räumen Hitlers in der Reichskanzlei statt. Hitler kündigte dort die Vernichtung der europäischen Juden an. 10 Schreiben Himmlers an seinen Verbindungsführer zum Ostministerium, Gottlob Berger, vom 28. Juli 1942 "Ich lasse dringend bitten, daß keine Verordnung über den Begriff 'Jude' herauskommt..." 11 "Mit den Juden - das will ich Ihnen auch ganz offen sagen - muß so oder so Schluß gemacht werden. Der Führer sprach einmal das Wort aus: wenn es der vereinigten Judenschaft wieder gelingen wird, einen Weltkrieg zu entfesseln, dann werden die Blutopfer nicht nur von den in den Krieg gehetzten Völkern gebracht werden, sondern dann wird der Jude in Europa sein Ende gefunden haben. [...] Ich werde daher den Juden gegenüber grundsätzlich nur von der Erwartung ausgehen, daß sie verschwinden. Sie müssen weg. Ich habe Verhandlungen zu dem Zwecke angeknüpft, sie nach dem Osten abzuschieben. Im Januar findet über diese Frage eine große Besprechung in Berlin statt, zu der ich Staatssekretär Dr. Bühler entsenden werde. Diese Besprechung soll im Reichssicherheitshauptamt bei SS-Obergruppenführer Heydrich gehalten werden. Jedenfalls wird eine große jüdische Wanderung einsetzen. Aber was soll mit den Juden geschehen? Glauben Sie, man wird sie im Osten in Siedlungsdörfern unterbringen? Man hat uns in Berlin gesagt: weshalb macht man diese Scherereien; wir können im Ostland oder im Reichskommissariat auch nichts mit ihnen anfangen, liquidiert sie selber! Meine Herren, ich muß Sie bitten, sich gegen alle Mitleidserwägungen zu wappnen. Wir müssen die Juden vernichten, wo immer wir sie treffen oder wo es irgend möglich ist, um das Gesamtgefüge des Reiches hier aufrecht zu erhalten. [...] Die Juden sind auch für uns außergewöhnlich schädliche Fresser. Wir haben im Generalgouvernement schätzungsweise 2, 5, vielleicht mit den jüdisch versippten und dem, was alles daran hängt, jetzt 3,5 Millionen Juden. Diese 3,5 Millionen Juden können wir nicht erschießen, wir können sie nicht vergiften, werden aber doch Eingriffe vornehmen können, die irgendwie zu einem Vernichtungserfolg führen, und zwar im Zusammenhang mit den vom Reich her zu besprechenden großen Maßnahmen." Auszüge aus einer Rede des Generalgouverneurs Hans Frank während einer Regierungssitzung in Krakau am 16. Dezember 1941 (Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939-1945) 7.7. Die deutsche Öffentlichkeit und der Massenmord an den Juden 1941 Seit dem Spätsommer wurden der deutschen Bevölkerung immer wieder Hinweise auf eine mörderische Verfolgung der Juden in Osteuropa gegeben. Hitlers Vernichtungsdrohung vom Januar 1939 hing nun als Schmuckblatt an öffentlichen Plätzen. Der Propagandaminister rechtfertigte die Durchführung der Vernichtung in einem Leitartikel auf der ersten Seite der bekanntesten Wochenzeitung. In einer Kabarettrevue wurden vieldeutige Witze gemacht. Antisemitische Wochenschauberichte blieben nicht ohne Wirkung. Anfang des Leitartikels "Die Juden sind schuld!" von Joseph Goebbels in der Wochenzeitung "Das Reich" vom 16. November 1941 12 Hitlers Prophezeiung vom 30. Januar 1939 als kalligraphisch gestaltetes Schmuckblatt. Wochenlosung der NSDAP für die Woche vom 7. bis 13. September 1941 (GHWK) 13