CH-Migrationspolitik
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CH-Migrationspolitik
IROKO Die Flüchtlingszeitung der Teilnehmenden des Iroko-Treffs für MigrantInnen des Schweizerischen Roten Kreuzes Kanton Zürich. Flüchtlingszeitung Zürich, 20. Juni 2009 Inhalt Editorial Redensarten Diese Zeitung ist das Produkt der rund 50 Frauen, Männer und Kinder des Treffs Iroko. Sie haben die Themen bestimmt, Texte verfasst, gezeichnet oder sich laut und leise eingebracht - alles als «work in progress». Seiten 3 und 4 Pages 3 et 4 Facts & Figures CH-Migrationspolitik Seite 1, 2 Sur Iroko, page 3 Die Geschichte des IrokoTreffs, Seite 3 Schweizer Asylgesetz, Seite 4 SRK Kanton Zürich, Mission, Seite 3 Rezepte aus Afrika Aux pages 1, 3 et 4 Seiten 1, 3 und 4 Ein Tag im Leben Aux pages 2, 3, 4 Seiten 2, 3, 4 Kinderzeichnungen «Hier sieht man einen Delfin. Er schwimmt. Ich wollte einfach eine schöne Zeichnung machen», sagt die 11 Jahre alte Jonata. Ausser dem Zeichnen mag sie in der Schule «Handsgi und Schreiben.» CH-Migrationspolitik Die Analyse zeigt, wie sich die Lage zunehmend verschärft Als Folge von Globalisierung, Kriegen, Wirtschaftsund Umweltproblemen ist Migration ein strategisches Thema reicher Länder. Von Ivan Mayasi et al. Alle Zeichnungen in dieser Zeitung sind im Rahmen des IrokoKinderhütedienstes entstanden. Unter Aufsicht von Freiwilligen spielen, basteln und zeichnen Kinder unterschiedlicher Altersklassen zusammen, während ihre Eltern am Iroko-Treff teilnehmen. Die Kinder haben ihr Sujet frei gewählt und danach kommentiert. «Schöne Farben» titelt Dominique (5) sein Werk (oben). Das Titel-Signet links oben stammt von Bessie (5). Das ist Grund genug, die schweizerische Einwanderungsund Asylpolitik unter die Lupe zu nehmen. Starten wir mit einem Überblick über die Entwicklung der Migration in die Schweiz. Seit Gründung des modernen Staates 1848 hat die Schweizerische Eidgenossenschaft mehrere bedeutende Einwanderungswellen erlebt. Als Folge der gescheiterten bürgerlichen Revolutionen im europäischen Ausland nahm sie von 1848 bis 1880 zunächst rund 100 000 politische Flüchtlinge auf. Eine weitere grosse Einwanderungswelle fand zwischen den Jahren 1888 und 1910 - zur Zeit des Wirtschaftswachstums und der Konstruktion des Eisenbahnnetzes statt. Etwa eine Viertelmillion Arbeiter konnten sich in der Schweiz frei niederlassen und verfügten über weit reichende berufliche Freiheit. Während und nach dem Fortsetzung auf Seite 2 Kongolesisches Maman Mengen für 3 Personen. Vorbereitungszeit: 2 Stunden. Zutaten 500g getrocknete Bohnen (schwarze Bohnen) 1 bis max. 2 Kaffelöffel Salz 3 Zwiebeln, 4 Knoblauchzehen, 2 Lorbeerblätter 0.5 dl Oel 1 geschälte Tomate, Aromat Zubereitung Die Bohnen während 30 Minuten im gesalzenen Wasser kochen, bis sie bissfest sind. Sauce Knoblauchzehen, geschälte Tomate und Zwiebeln zerkleinert mit den Loreerblättern in Oel kochen, mit Aromat würzen 10 Minuten köcheln lassen, Bohnen und Sauce mischen Dieses Essen passt gut zu Reis oder Teigwaren. Dabei konzentrierten sich die Frauen kollektiv auf die Kochrezepte. Die Mengenangaben entstanden aus dem Stegreif, das Aufschreiben wurde zur Herausforderung: Wie viel Reis für wie viele Personen, welchen Fisch und wie lange kochen? Und wo ist was in der Schweiz überhaupt erhältlich? Die wenigsten Frauen waren sich gewohnt, genaue Angaben zu machen. Überraschend auch die Sprichwörter, die vertraut sind, aber in anderen Bildern ausgedrückt werden. Das traditionelle Geschichtenerzählen offenbart sich auch in den Texten über die Erfahrungen der Flüchtlinge im Herkunftsland und in der Schweiz. Ein Teilnehmer stellte Nachforschungen an zur Schweizer Einwanderungsgeschichte und -politik und präsentiert die Resultate aus seinem Blickwinkel. Die Kinder lassen uns mit ihren Zeichnungen an ihren Träumen teilnehmen, zeigen aber auch ihren prekären Alltag und ihre unsichere Zukunft. Sie sehen, es gibt viel Abwechslungsreiches zu lesen. Wir wünschen Ihnen spannende Lektüre und Inspiration mit dieser Zeitung! Ihr Iroko-Team Impressum: AutorInnen: Die Texte wurden von den Frauen und Männern des Iroko-Treffs bestimmt und verfasst. Zeichnungen: Sie stammen von den Kindern der Flüchtlinge, die am Iroko-Treff teilnehmen. Redaktion, Layout: Silvia Schütz. Graphik: René Birrer. Übersetzung, Koordination: Heidi Schär Sall. Druck: gdz-print, Zürich. (Hg.): SRK Kanton Zürich, Kronenstrasse 10, 8006 Zürich, Abteilung Migration. Wo nicht anders gekennzeichnet, wurden Themen und Inhalt von den Flüchtlingen bestimmt. Die Texte der Rubrik Facts & Figures steuerte das SRK Kanton Zürich bei. Kontakte: Abteilung Migration, Eve Ehrensperger Sharan, Leiterin, Tel 044 360 28 56. Iroko-Treff, Heidi Schär Sall, Leiterin, Tel 044 360 28 60. Medien, Silvia Schütz, Tel 044 388 25 55. IROKO LA PAGE POUR CUIR -------- IROKO DIE SEITE DER ZEICHNUNGEN ---------- IROKO LA PAGE POLITIQUE ----------- IROKO DIE Fortsetzung von Seite 1 Ersten Weltkrieg wurde der ungehinderte Zuzug der Menschen begrenzt. «Im Kanton Zürich herrscht eine Lotterie der Härtefälle» In der Wirtschaftskrise der 30er Jahre sowie im Zweiten Weltkrieg sank der Ausländeranteil noch einmal deutlich. Auch wenn die Schweiz zahlreichen politisch Verfolgten Asyl gewährte, wurden viele andere bedrohte Flüchtlinge an den Grenzen abgewiesen. In der Nachkriegszeit führte der Bedarf an Arbeitskräften zur bislang grössten Migrationswelle in der Geschichte der Schweiz. Dabei war die Ausländerpolitik zunächst anhand des Rotationsprinzips konzipiert. Nach und nach aber richteten sich die ersten Saisonniers italienischer Herkunft in der Schweiz ein. Ihnen folgten Spanier und Portugiesen, später auch Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Anfang der 1980er Jahre dann erschien eine neue Art von Migranten: Asylsuchende. Zuerst waren es einige tausend, aber im Jahre 1991 betrug die Zahl der Asylgesuche mehr als 40 000. Parallel zum sprunghaften Anstieg der Gesuchszahlen ist aber die Anerkennungsquote stark gesunken. Heute werden nur noch 10 000 bis 20 000 Asylgesuche pro Jahr eingereicht. Die von Moisette gezeichnete Hand scheint Stopp! zu signalisieren. Die Schweizer Politik wurde oft beeinflusst von der Angst vor dem Fremden, dem Ausländer, der berüchtigten «Überfremdung». Dies führte zu einer Serie von Verschärfungen der Ausländer- und Asylgesetze, häufig unter Missachtung internationaler Konventionen, die auch von der Schweiz unterzeichnet worden sind. Die vergangenen Jahre sind geprägt von nicht enden wollenden öffentlichen Debatten über Ausländer, Asyl und Migration – woraus populistische Parteien ihr Geschäft zu machen versuchen. Grundsätzlich lassen sich ökonomische und humanitäre Migrationsgründe unterscheiden. Zunächst zur Wirtschaftsmigration: Seit 2002 ist das duale (zweigleisige) System der Einreise in Kraft. Unterschieden wird zwischen Staatsangehörigen aus der EU und 2 der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA), die Personenfreizügigkeit geniessen, und Auswanderern aus anderen Ländern, die anhand ihrer Qualifikation und der Nachfrage der Wirtschaft ausgewählt werden. Zur humanitären Migration: Diese ist charakterisiert durch eine sehr restriktive Asylpolitik, welche in jüngster Zeit eine Serie von weiteren Verschärfungen erfuhr, zuletzt im Jahr 2006. Es stellt sich dabei die Frage, inwiefern diese letzte Revision des Asylgesetzes die Probleme der alten Rechtslage tatsächlich gelöst hat. Die Antwort muss negativ ausfallen, da diese Verschärfungen viele Migrantinnen und Migranten, die seit langem in der Schweiz leben, in eine extrem prekäre Lebenssituation gestürzt haben. La vue des enfants - der Blick der Kinder Jonata (11) aus Angola hat ausser dem Delfin auf dem Titelbild noch das Pferd, den Regenbogen (Seite 3) und das Haus gezeichnet. «Das Pferd auf der Zeichnung ist glücklich. Ich würde gerne reiten, aber das geht nicht. Dafür bin ich in der Meitlirie- ge, das ist auch gut.» Weniger gut findet sie ihr Haus: «Das ist das Haus, in dem ich wohne. Ich teile mein Zimmer mit meiner Schwester und meinem Bruder. Alles ist sehr klein. Es ist alt und nicht schön dort. Ich bekomme auch kein Taschengeld, das ge- fällt mir nicht. Ich hätte gerne einen neuen Computer. Der alte ist so langsam.» Den Regenbogen mag sie: «Unten sieht man Geld. Ich mag Regenbögen, weil sie schöne Farben haben. Meine Lieblingsfarben sind ganz viele: gelb, orange, rot, blau...». «Ich habe zwei Bilder gemalt», sagt Moisette. «Auf dem ersten Bild ist meine Hand. Auf dem zweiten Bild hat es Monster, Blumen, Maschinen und Dinosaurier (Mitte links). Ich komme aus dem Kongo und bin vier Jahre alt.» Naomie «aus Afrika» liess sich sich zu einem Vogel mit Vogelhaus inspirieren (Mitte rechts). Auf Objekte hat sich Fizz (5) konzentriert und nennt sein Werk «Schloss und Steine am Strand» (unten links) und Blessie (5) zeigt grosses Talent für Signete: Von ihm stammt das Muster auf dem Titelblatt dieser Iroko-Flüchtlingszeitung und gut erkennbar taucht dasselbe Motiv auch in seiner Zeichnung (rechts oben) auf. «Die neue Situation nötigt zu kleinen Delikten wie etwa dem Schwarzfahren» Die neue Situation begünstigt das Klima für ein friedliches Zusammenleben in keiner Weise, denn sie nötigt verschiedene Personen zu kleineren Delikten (wie z.B. Taschendiebstahl oder das Nichtbezahlen der Tram- und Zugabonnemente). Heute befinden sich mehrere Familien, deren Kinder in der Schweiz geboren wurden und hier auch zur Schule gehen, in grösster Not. Die Härtefallregelung könnte zwar eine Lösung sein für die so genannten «Altfälle», das heisst von Personen, die seit langem in der Schweiz leben, integriert sind und die Rechtsordnung respektieren. Das Problem ist aber, dass der Kanton Zürich bei der Anerkennung von Härtefällen eine sehr restriktive Praxis anwendet. Diese stellt eine Form der Ungerechtigkeit dar für Personen, die im Kanton Zürich leben im Unterschied zu Personen aus anderen Kantonen, wo es die Härtefallregelung ermöglicht hat, zahlreiche Menschen aufzunehmen. Deshalb spricht man heute auch von einer «Lotterie der Härtefälle». Autoren: Ivan Mayasi hat die Analyse zusammen mit anderen BesucherInnen des Iroko-Treffs geschrieben. Wie viele afrikanische Namen hat auch Mayasi eine Bedeutung. Nämlich: «Ce qui m’appartient». («Das, was mir gehört»). Ndolé camerounais Zutaten Zubereitung 2 Kilo Rindfleisch (kann mit getrocketem Stockfisch, Kabeljau ersetzt werden) Frische Crevetten nach Wunsch 1 kg Ndoléblätter (in afrikanischen oder indischen Läden erhältlich) 0.5 dl pflanzliches Oel 0.5 kg ungeröstete Erdnüsse, deren harte Schale bereits entfernt wurde (in afrikanischen oder indischen Läden erhältlich) 1 Lauch 2 Bouillonwürfel Chili nach persönlicher Vorliebe Schwarzer und weisser Pfeffer Salz 1 Die Ndoléblätter mit Salz gut waschen («abreiben»), bis der Geschmack der Ndoléblätter seine Bitterkeit verliert 2 Lauch und Zwiebeln waschen 3 Die Erdnüsse im heissen Wasser kochen, danach die Haut entfernen indem man sie mit den Fingern über den Tisch rollt, bis sich die Haut ablöst 4 Erdnüsse, Knoblauch, Ingwer und Chili im Mörser zerstossen, Lauch und Zwiebeln zerkleinern 5 Einen Teil der Zwiebeln im heissen Oel andünsten 6 Fleisch oder Fisch, in Würfel geschnitten, und anschlies- send Crevetten dazugeben und mitdünsten 7 Salz und bei Bedarf ein wenig Wasser beifügen 8 Nach 5 Minuten die zerstossenen und kleingeschnittenen Erdnüsse, Knoblauch, Ingwer, Chili, Lauch beifügen 9 20 bis 25 Minuten kochen lassen 10 Ndoléblätter, Bouillonwürfel, schwarzer und weisser Pfeffer beifügen 11 Das Ganze während 10 Minuten weiter köcheln lassen Kann kalt oder warm genossen werden. Beilagen: Kochbanane, Ignam (Yams) oder Maniok. SEITE DER ERFAHRUNGEN -------- IROKO LA PAGE DES EXPERIENCES -------- IROKO LA PAGE POLITIQUE --------- IROKO DIE SEITE Mission des SRK Kanton Zürich Der Iroko-Treff § Iroko entstand 2005 in der Migrationsabteilung des SRK Kanton Zürich als wöchentlicher Treff für Personen, die aus der Ausschaffungshaft entlassen wurden. Ursprünglich bot der Treff Information, Beratung und sozialen Austausch. Von Anfang an wurde er von Freiwilligen mitgetragen. Die Teilnehmenden zählen zu den vulnerablen Personen unterschiedlicher afrikanischer Herkunftsländer. Mit der Zeit wurde die reine Beratung von Iroko ausgelagert und die Rat Suchenden an die interne SOS-Beratung verwiesen. Die Anzahl der Teilnehmenden stieg kontinuierlich an, im 2008 nahm sie sprunghaft zu. Heute sind es rund 50 Teilnehmende, ebenso viele Männer wie Frauen. Die Kinder werden in einem Nebenge- bäude von Freiwilligen betreut. Seit 2009 ist eine neue Treffleiterin verantwortlich für Iroko. Aus der ursprünglichen Idee des thematischen Inputs und Austausches wurde mehr und mehr die Idee des selbstbestimmten Lernens im Sinne der Befreiungspädagogik Paolo Freires entwickelt, welches sich hier in Form eines eigenen Produktes - dieser Zeitung- ausdrückt. Als Mitglied des Schweizerischen Roten Kreuzes erfüllt das SRK Kanton Zürich wichtige humanitäre Aufgaben auf kantonaler Ebene. Im Mittelpunkt steht dabei die Würde jedes einzelnen Menschen, unabhängig von seinem Status oder seiner Herkunft. Dafür setzt sich das SRK Kanton Zürich mit Zivilcourage und Überzeugung ein. Das SRK Kanton Zürich engagiert sich in den Kerntätigkeitsfeldern Gesundheit, Soziale Integration und verstärkt auch im Bereich Migration/Asyl. Eve Ehrensperger Sharan, Leiterin Abteilung Migration Aimé Kikundi (rechts) ist die Tante von Marie-Jeanne Kikundi. Beide Frauen stamen aus dem Kongo. Kikundi bedeutet «Celui qui aime le groupe» - «Diejenige, die die Gruppe liebt». Foto: Silvia Schütz Unter Integration versteht das SRK Kanton Zürich den Einbezug aller in der Schweiz lebenden Personen in die gesellschaftlichen Prozesse und der gleichberechtigte Zugang zu wirtschaftlichen, sozialen und politischen Ressourcen für alle. Proverbes congolais Ein Leben in der Schweiz suchen Das Asylgesetz wird kantonal angewendet - zum Leidwesen der Flüchtlinge Ein Leben in Afrika, ein Le- ben in der Schweiz. Beides kennt unser Autor. Er schildert seine Eindrücke von der Schweiz und seine täglichen Herausforderungen in diesem Land. Von L‘ Africain Der afrikanische Alltag ist unkompliziert und bietet Zukunftsperspektiven, vor allem wenn du dich einsetzt, Projekte planst, deine Steuern bezahlst, kurz gesagt, wenn du die internen Gesetze beachtest wie in anderen Ländern. Alles ist einfach, bis deine Träume zu Asche werden, weil eine Person dein Leben zerstören will. Dies ist nur eine Zusammenfassung meines Lebens. Falls ich euch meine Geschichte erzählen soll, würde ich wieder eine Wunde aufreissen, welche jetzt verheilt ist. Zudem bin ich jemand, der die Gegenwart mag und immer vorwärts gehen möchte. In dem Fall ziehe ich es vor, Ihnen mein aktuelles Leben vorzustellen. Betreffend mein Leben in der Schweiz ist mir erstens aufgefallen, dass die Politiker sich damit beschäftigen, die Bevölkerung gegen die Ausländer aufzubringen. Die am meisten anvisierten Leute sind Afri- kaner. Wenn über Ausländer geredet wird, sind wir die ersten, welche vielen Menschen in den Sinn kommen, auch wenn wir nicht immer involviert sind. Deshalb sind wir als Asylsuchende ganz verlassen; niemand kann uns weder Hilfe leisten noch verteidigen. Die oben erwähnten Politiker setzen sich zu Tisch und treffen Entscheidungen, ohne jemanden zu kontaktieren, obwohl das Land als demokratisch und als Hort der Menschenrechte gilt. Was machen die Politiker für Menschen in der Not, welche in der Schweiz sind? Ich weiss, dass der Grossteil der Bevölkerung nicht weiss, wie schlimm die Lage ist. So möchte ich Ihnen gerne berichten, was wir jede Sekunde in der Schweiz erleben und genauer in meinem Kanton Zürich. Als an eine Gemeinde Zugewiesener befinde ich mich in einem Zimmer, in dem wir wie in einem Vogelkäfig eng aufeinander leben. Ich kann einen Termin mit dem Zahnarzt einmal pro Woche und um eine bestimmte Uhrzeit abmachen. Ich darf an zwei Stunden Deutschunterricht pro Woche teilnehmen. Wir bekommen 8 Franken pro Tag, mit denen wir Essen, Kleider und Fahrtickets kaufen. Für diejenigen, die arbeiten dürfen, gibt es als Be- schäftigung noch die Arbeitssuche. Die ist aber fast aussichtslos, weil die Arbeitgeber sagen, dass wir die deutsche Sprache nicht gut genug können, dass wir keine Erfahrung haben, dass sie niemanden mit einer N-Bewilligung anstellen. Sie schauen gar nicht auf deine Fachfähigkeiten, auch wenn du ein Diplom vorweisen kannst. Weiter kannst du sowieso nicht einmal deinen eigenen Beruf ausüben, für welchen du dein ganzes Leben gelernt hast. «Was machen die Politiker für Menschen in Not, welche in der Schweiz sind?» Das ist eine Art uns zu sagen, dass die afrikanischen Diplome wertlos sind. Finden Sie es menschlich, derart behandelt zu werden? Ich möchte erwähnen, dass ich meinen Fall erzähle und andere viel Schlimmeres erleben. Schliesslich möchte ich gerne hinzufügen, dass diese Politiker Sie nicht darüber informieren, warum wir Asyl in der Schweiz suchen. Wir verlassen unsere Familien, unsere Kinder, Heime und Arbeit gegen unseren Willen. Wir hatten die Wahl zwischen gefoltert oder bedrängt werden oder der Flucht. Leider sind wir Opfer eines afrikanischen Systems, in dem nur die Menschen Recht haben können, welche das Land regieren. Wissen Sie, dass wir sehr solidarische Menschen sind, welche die Schweizer Kultur gerne haben und die internen Gesetze beachten. Wir bitten bloss, willkommen zu sein und gut integriert zu werden. Wir arbeiten gerne und bitten bloss, selbständig zu sein und auf den Arbeitsmarkt überhaupt zugreifen zu dürfen, so dass wir Einkommen haben und Steuern bezahlen, intensiv Deutschkurse besuchen und Versicherungen bezahlen können - kurz gesagt: uns gleichwertig fühlen können gegenüber von Schweizern und Schweizerinnen. Sehr geehrte Leser und Leserinnen, ich hoffe, dass Sie einen Überblick darüber bekommen haben, was wir Ausländer bei Ihnen erleben. Ich hoffe, dass diese Nachricht dank Ihnen verbreitet wird. Ihre Reaktionen sind willkommen. Danke und bis ganz bald. Der Autor, der das Pseudonym «L‘Africain» benutzt, ist erreichbar via heidi.schaer@srk-zuerich. ch. lll «L‘éléphant ne se fatigue pas à porter ses ivoires» (Il ne faut pas perdre le courage) «Der Elefant wird nicht müde, seine Zähne zu tragen» (Man soll den Mut nicht verlieren) lll Beignets Nachtisch für zehn Personen Zutaten Zusammen vermengen: 1 kg Mehl 1 Päcklein Trockenhefe Die Hälfte einer mittelgrossen Packung Kokosnussraspeln (gibt es zum Beispiel bei der Migros) 500 g Zucker 0.5 Liter lauwarmes Wasser Zubereitung 1 Ein wenig Wasser in einen Topf füllen 2 Einen Liter Oel in die Fritteuse oder in eine Pfanne giessen und warm werden lassen 3 Kugeln für die Baignets von Hand formen 4 Jedesmal, nachdem man die Kugeln geformt und in das heisse Oel gesetzt hat, sollte man 5 die Hände im Topf mit Wasser waschen. 3 DER SFR 8.- ------- IROKO LA PAGE DES PROVERBES -------- IROKO LA PAGE DES EXPERIENCES -------- IROKO DIE SEITE DER REDEN M-Gutschein für Uniabschluss Herr Bakala aus der DR Kongo schildert seinen Schweizer Weg der Ernüchterung Herr Bakala kommt aus dem Kongo (DR) und hat einen Abschluss in Internationalen Beziehungen von der Uni Kinshasa. 2004 floh er in die Schweiz und lebt nun unfreiwillig von Migros-Gutscheinen. Von Bakala Kia Nkuba Nach Abschluss seines Studiums hat Bakala Kia Nkuba während drei Jahren (2001-2004) als Zivilpersonal der kongolesischen Militärkräfte gearbeitet. In dieser Zeit hat er zu Hause mit seiner Familie gelebt, das heisst mit seiner Frau und seinen Zwillingen, beides Töchter. Vor vier Jahren (Oktober 2004) ist Herr Bakala Kia Nkuba in die Schweiz geflohen, weil er vom Geheimdienst bedrängt worden ist. Er musste unfreiwillig seine Familie verlassen. Nach seiner Einreise in die Schweiz wurde sein Asylgesuch abgelehnt. Innerhalb von 11 Tagen hat er die zwei negativen Entscheide erhalten. Weil er sich geweigert hat, in die Demokratische Republik Kongo zurückzukehren, musste er 39 Tage ins «Flughafengefängnis» (Ausschaffungsgefängnis). Vom Dezember 2004 bis Juli 2005 hat er ein Zimmer im Zentrum von Volketswil mit zwei weiteren Personen geteilt. Im Juli 2005 wurde er nach Gibswil transferiert, wo er in einer kleinen Wohnung mit anderen Asylsuchenden gewohnt hat und im Brockito für 250 Franken pro Monat gearbeitet hat. Im August 2007 kommt Frau Bakala ohne die Kinder in die Schweiz. Ihr Asylgesuch wurde auch abgelehnt und sie wurde von Kreuzlingen nach Graubünden geschickt. Ende Oktober 2007 konnte sie bei ihrem Mann in Gibswil einziehen. zialhilfe. Am 3. März 2008 zieht das Ehepaar wegen dem neuen Asylgesetz ins Nothilfezentrum Juch ein. Seit der Geburt ihres Babys im September 2008 leben sie dort zu dritt. Sie bekommen 200 Franken pro Woche in Form von Migros-Gutscheinen, welche für alles ausreichen sollen. Ab 2008 durfte Herr Bakala wegen des neuen Asylgesetzes nicht mehr arbeiten. Autor: Bakala Kia Nkuba ist ein Pseudonym des Autors. Die geschilderten Begebenheiten entsprechen der Realität. Ab Januar 2008 durfte Herr Bakala nicht mehr arbeiten, weil das neue Asylgesetz in Kraft getreten war. Gemäss diesem Gesetz erhalten die betroffenen Personen nur noch Nothilfe anstelle der So- Neues Asylgesetz seit 1. 1. 2008: Siehe Text unten «Nur noch Nothilfe auch für Kinder...». Besonders Verletzliche - Familien mit Kleinkindern, kranke oder behinderte Personen, unbegleitete Minderjährige - werden teilweise in der Nothilfe belassen, obwohl sie gemäss der kommentierten Nothilfeverordnung gesondert untergebracht und vor der Nothilfe bewahrt werden sollten. Unter anderem erhalten Personen in der Nothilfe pro Tag Migrosgutscheine im Wert von 8 Franken. Die öffentlichen Verkehrsmittel, die nötig sind, um eine M-Filiale zu erreichen, können mit Gutscheinen nicht bezahlt werden - um nur ein Beispiel zu nennen. Der Ausschluss aus der Sozialhilfe ist bei rechtskräftig weggewiesenen Personen jedoch nicht zwingend. Das Gesetz gibt den Kantonen die Möglichkeit, dem Einzelfall gebührend Rechnung zu tragen und vom Ausschluss abzusehen. Personen mit einem rechtskräftigen Wegweisungsentscheid können, müssen jedoch nicht von der Sozialhilfe ausgeschlossen werden. Das SRK Kanton Zürich (insbesondere die SOS-Beratung) kommt immer wieder in Kontakt mit besonders Verletzlichen, die sich in der Nothilfestruktur befinden. Das SRK Kanton Zürich ist der Auffassung, dass es sich um eine gesetzliche und humanitäre Verpflichtung handelt, diese Personen anders unterzubringen. Was Sie mit 8 Franken pro Tag kaufen können Büchsenravioli Cervelas Auch wenn man nur einen braucht: Die Cervelas gibt als M-Budget- Produkt nur im 4-er-Pack. Kosten: 3.60.- Proverbes congolais Die 1200g-Büchse Ravioli mit Tomatensauce reicht für zwei Mahlzeiten. Es gibt sie zum Budgetpreis von 2.85.- lll «Ein Papagei legt keine Eier in Gefangenschaft.» (Der Mensch entwickelt sich nicht in Gefangenschaft) lll «Man geht nicht mit einem Schwätzer auf die Jagd.» (Man geht nicht an einen wichtigen Ort mit jemandem, der sich nicht im Griff hat) lll «Ein Kind kann tam tam spielen und die Alten zum tanzen bringen.» (Man soll auf die Kinder hören) lll «Ich habe das Gesicht eines Affen gewaschen.» (Es ist nicht gut, einer gefährlichen Person in Schwierigkeiten zu helfen) Nur noch Nothilfe auch für Kinder, Schwangere, Traumatisierte, Gebrechliche, Kranke und Alte Seit dem Inkrafttreten des revidierten Asylgesetzes am 1. Januar 2008 sind neu auch abgewiesene Asylsuchende vom Sozialhilfeausschluss betroffen. Grundsätzlich bedeutet die Umteilung von der Sozialhilfe in die Nothilfe eine Art «finanzielle Diät». Das bereits knapp berechnete Sozialgeld wird in der Nothilfe nochmals gekürzt. Erfahrungen haben gezeigt, dass der Kanton Zürich eine besonders restriktive Nothilfepraxis betreibt. lll «Wenn du in einem Land ankommst, in dem man auf einem Fuss tanzt, musst du ebenfalls auf einem Fuss tanzen.» (Man soll sich an die Sitten seines Gastgeberlandes anpassen) lll «Man wirft die alte Pfanne nicht weg.» (Man soll die alten Beziehungen nicht vernachlässigen) lll «Sie haben einen Elefanten getötet, aber sie haben ihn schlecht zerschnitten.» (Zwar wurde die Unabhängigkeit im Kongo angenommen, es wurde aber schlecht damit umgegangen) lll «Aus Angst, vom Regen nass zu werden, hat sich ein Krokodil in den Fluss geworfen.» (Vom Regen in die Traufe...) lll «Wie auch immer ein Ast in den Fluss fällt; der Ast wird den Fluss nie austrocknen.» (Für jedes Problem gibt es eine Lösung) lll Beilagen Kochbanane, Yams, Maniok als Beilage Mineralwasser «Blöterli»-Wasser kostet pro MBudget-Flasche 0. 30 Franken. Jeden Cervelas spült man mit einem halben Liter runter: 1.20.- 4 Orangenscheibe Für eine ganze Orange reicht der Restbetrag nicht, doch für 0.35.- gibt es eine Hälfte. Frage: Wer teilt mit? 1 Kochbanane, Yams oder Maniok schälen 2 Während circa 15 Minuten mit etwas Oel und Salz kochen (oder mit Zucker falls es als Nachtisch genossen werden soll) Achtung: Beim Kauf im Laden sollte die Kochbanane noch nicht zu dunkel sein.