Hinterfragt - Vattenfall

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Hinterfragt - Vattenfall
Mining & Generation | Hinterfragt 7
Mining & Generation
Hinterfragt
Maust
Ausbau
Schwarzer Graben
Willmersdorf
Neuendorf
4
Bärenbrück
Hammergraben
1
VE Mining AG
LMBV mbH
3
Künftiger
Cottbuser Ostsee
Spree
Dichtwand
Dammbauwerk (geplant)
renaturierte Flächen
Merzdorf
forstwirtschaftliche Flächen
renaturierte Forstflächen
Geplante
wasserwirtschaftliche Bauwerke
COTTBUS
Dissenchen
Tranitz
zur Spree
Branitz-Dissenchener
Grenzgraben
1
2
3
4
Schlichow
2
Zuleiter & Einlaufbauwerke
Anbindung Landgräben
Willmersdorfer Seegraben
Auslaufbauwerk
Haasower
Landgraben
Haasow
Koppatz-Kahrener
Landgraben
Vom Tagebau Cottbus-Nord
zum Cottbuser Ostsee
In den nächsten zehn Jahren wird vor den Toren der Stadt Cottbus aus dem Tagebau
Cottbus-Nord der größte künstliche See Deutschlands entstehen – der Cottbuser
Ostsee. Im Dezember 2014 hat Vattenfall den Antrag auf wasserrechtliche Planfeststellung zum Gewässerausbau des Cottbuser Sees bei der zuständigen Behörde, dem
Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) eingereicht.
Vattenfall hat bei zahlreichen Veranstaltungen und Gesprächen mit der Stadt Cottbus
und den künftigen Anrainergemeinden über die Planungen für den Cottbuser Ostsee
informiert. Dabei hat sich gezeigt, dass der neue See vielerorts mit großen Chancen
für die Region, insbesondere für den Tourismus und die Naherholung, verbunden wird.
Gezeigt hat sich aber auch, dass der Wandel vom Tagebau zum Gewässer Fragen
aufwirft. Anhand dieser Fragestellungen wollen wir in dieser Hinterfragt-Ausgabe die
Entstehung des Cottbuser Ostsees näher erläutern und dabei einen Überblick über
den aktuellen Stand der Planungen geben.
Seite 1
Cottbus, 22.12.2014
Vattenfall GmbH
Mining & Generation
Vom-Stein-Straße 39
03050 Cottbus
Ansprechpartner:
Dr. Wolfgang Rolland
Kommunikation
Mining & Generation
Vom Tagebau Cottbus-Nord zum Cottbuser Ostsee
Wann endet der Tagebau
Cottbus-Nord und was passiert mit den
Beschäftigten?
Die Gewinnung der Braunkohle im Tagebau CottbusNord endet planmäßig 2015. Dann sind die genehmigten Vorräte des Abbaufeldes erschöpft. Der Tagebau wurde 1975 aufgeschlossen und versorgt seit
1981 anteilig das nahe gelegene Kraftwerk Jänschwalde. Die bisher in Cottbus-Nord jährlich gewonnene Kohlemenge wird künftig aus anderen Tagebauen im Revier gefördert und über die werkseigene
Kohleverbindungsbahn dem Kraftwerk Jänschwalde
zugeliefert.
Die Beschäftigten des Tagebaus Cottbus-Nord
übernehmen planmäßig Aufgaben in den anderen
Tagebauen des Lausitzer Reviers. Die Großgeräte
des Tagebaus werden zum Jahresende 2015 ihren
Dienst einstellen. Ab 2016 werden die Anlagen
zurückgebaut oder verkauft. Anschließend beginnen
die Erdbauarbeiten, die zur Vorbereitung und Sicherung des Seebeckens und der Ufer erforderlich sind.
Wir sprechen hier von der Herstellung der Flutungsbereitschaft.
In der Bergbaufolgelandschaft des Tagebaus
Cottbus-Nord ist neben Vattenfall auch die Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) aktiv. Die LMBV ist für die Sanierung
und Wiedernutzbarmachung der Bereiche zuständig,
die vor 1990 ausgekohlt wurden. Vattenfall sorgt für
die Flächen, auf denen nach 1990 weiter Bergbau
betrieben wurde. Das verbleibende Restloch des
Tagebaus Cottbus-Nord ist der Startpunkt für den
künftigen Cottbuser Ostsee.
Warum wird der Tagebau Cottbus-Nord
überhaupt geflutet?
Die Bergbaufolgelandschaft ist ein Ergebnis der
raumordnerischen Planungen, die durch die brandenburgische Landesregierung unter Abwägung der
Interessen aller Beteiligten durchgeführt wurden. Im
Zusammenhang mit Tagebauen erfolgen diese Planungen im Rahmen eines Braukohlenplanverfahrens.
Für den Tagebau Cottbus-Nord wurde zuletzt 2006
ein Braunkohlenplan erlassen. Hier heißt es zu den
Grundzügen der Oberflächengestaltung und Wiedernutzbarmachung, dass landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche, fischereiwirtschaftliche und wasserwirtschaftliche Nutzungsinteressen zu berücksichtigen
sind, ebenso die Belange von Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung. Als Hauptziel der Bergbaufolgelandschaft wird ein See mit einer Größe von
19 Quadratkilometern benannt.
Vom Tagebau Cottbus-Nord zum Cottbuser Ostsee
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Seen sind die natürlichen Nachfolger der Lausitzer
Tagebaue, da der natürliche Grundwasserstand
meistens nur zwei bis drei Meter unter der Erdoberfläche liegt. Da das Kohleflöz, welches in CottbusNord bis zu elf Meter mächtig war, gewonnen wurde,
entsteht ein Massendefizit. Hier liegt die Chance für
den Cottbuser Ostsee, der sich in die entstehende
Bergbaufolgelandschaft einfügen wird. Zum einen
wurden Teile des Tagebaus wieder vollständig verfüllt, um unter Berücksichtigung des nachbergbaulichen Grundwasserstandes Flächen für Aufforstung,
Landwirtschaft oder Naturschutz zu schaffen.
Zum anderen entwickelt sich aus dem Massendefizit
das Becken für den künftigen Tagebausee. Bei diesen Prozessen wird nichts dem Zufall überlassen.
Die Herstellung der Bergbaufolgelandschaft wird
detailliert geplant und mit behördlicher Prüfung
genehmigt.
Wer entscheidet darüber,
wie der See gestaltet wird?
Bevor der Cottbuser Ostsee geflutet werden kann,
müssen die Uferböschungen und der Seeboden
vorbereitet und gesichert werden. Diese Arbeiten
wurden mit dem Abschlussbetriebsplan in einem
bergrechtlichen Verfahren genehmigt, in dem auch
die vor- und nachbergbaulichen Grundwasserverhältnisse überprüft wurden. Zuständig für die Genehmigung ist das Landesamt für Bergbau, Geologie und
Rohstoffe (LBGR).
Die Flutung des Sees, seine Anbindung an das
regionale Gewässernetz und die erforderlichen
Wasserbauwerke werden von Vattenfall in einem
wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahren beantragt. Die zuständige Genehmigungsbehörde ist
ebenfalls das LBGR. Wie bereits beim Abschlussbetriebsplan erfolgt eine öffentliche Beteiligung. Träger
öffentlicher Belange wie beispielsweise das Landesumweltamt und der Landkreis Spree-Neiße mit den
zuständigen Behörden (u.a. für Wasser, Naturschutz,
Fischerei) können Stellungnahmen abgeben. Zudem
werden die Planungsunterlagen öffentlich ausgelegt. Jeder Betroffene hat die Möglichkeit, die Pläne
einzusehen und Hinweise einzubringen. Das LBGR
wird die Hinweise und Stellungnahmen im Anschluss
auswerten, mit den Einreichern erörtern und in den
Abwägungsprozess mit einbeziehen.
Die Folgenutzung des Sees wie der Bau von Häfen
oder touristischen Anlagen, die Regelungen zur
Schiffbarkeit oder die Nutzung als Speicher im Fall
von Hoch- oder Niedrigwasser in der Spree fallen
in die hoheitlichen kommunalen bzw. behördlichen
Planungen.
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Wer hat sich den Namen
„Cottbuser Ostsee“ ausgedacht?
des Sees befinden werden. Diese Technik hat sich in
der Lausitz bereits vielfach bewährt.
Der Name wurde per Beschluss der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Cottbus am 29.05.2013
festgelegt. Vorausgegangen war ein öffentlicher
Wettbewerb, an dem sich interessierte Bürgerinnen
und Bürger mit Vorschlägen beteiligen konnten.
Aus diesen Vorschlägen wurde „Cottbuser Ostsee“
beziehungsweise sorbisch „Chóśebuski pódzajtšny
jazor“ ausgewählt.
Im Osten des Sees erfolgen die Arbeiten in enger
Abstimmung mit der LMBV, deren bergrechtliche
Verantwortung für Flächen des Tagebaues CottbusNord auch Teile des künftigen Cottbuser Ostsees
einschließt. In diesen Bereichen führt die LMBV auch
die Maßnahmen zur Sicherung der Uferböschungen
durch.
Wie wird der Cottbuser Ostsee
gegen Rutschungen gesichert?
Festlegungen zum Wasserstand
als Grundlage für die Ufergestaltung
Im Süden, Westen und Norden hat der Tagebau
Cottbus-Nord sogenannte gewachsene Böschungen.
Dieses Erdreich hat sich über Millionen Jahre ausgebildet und wurde in seiner festen und verzahnten
Bodenstruktur nicht durch den Bergbau beeinflusst.
Diese gewachsenen Böschungen werden so abgeflacht, dass die Wasserbewegung des Sees keinen
Sand abtransportieren kann.
Bereits der Braunkohlenplan des Tagebaus Cottbus-Nord in der Fassung von 1998 trifft Aussagen
zum Wasserstand des Cottbuser Ostsees, der
maßgeblich für die Gestaltung der Böschungen
ist. Mit einem im Auftrag der Landesplanungsbehörde erstellten Gutachten (1997) zur Möglichkeit
einer speicherwirtschaftlichen Nutzung wurden
verschiedene Wasserstandsvarianten untersucht,
mit denen der See Funktionen für den Hochwasserschutz oder die Niedrigwasseraufhöhung der
Spree übernehmen könnte.
Den Großteil des Seebodens bildet die sogenannte Innenkippe des Tagebaus. Hier wurde die Kohle
durch die Abraumförderbrücke freigelegt und mit
Kohlebaggern gewonnen. Das abgetragene Erdreich,
der sogenannte Abraum, wurde mit der Förderbrücke direkt über den offenen Tagebau transportiert
und dahinter verkippt. Diese Innenkippe wird in
bestimmten Bereichen noch soweit abgetragen, dass
sie später auch bei Niedrigwasser mindestens zwei
Meter Wasserüberdeckung aufweist. So schreibt es
der Braunkohlenplan vor.
Am Ostufer des künftigen Sees befindet sich geschütteter Boden. Um das Ufer sicher zu gestalten,
wird die erprobte Technologie der Rütteldruckverdichtung genutzt. Dabei wird eine Lanze 30 bis
50 Meter tief in den Boden getrieben. Im Erdreich
werden durch die vibrierende Lanze feine Schwingungen ausgelöst, die dafür sorgen, dass sich die
aufgelockerten Kippensande verdichten und wieder
eine feste und verzahnte Bodenstruktur bilden.
Von oben wird mit neuem Erdreich das durch die
Verdichtung entstehende Bodendefizit nachverfüllt.
Durch die Aneinanderreihung solcher „Rüttelsäulen“
entsteht ein unterirdischer Damm, auch „versteckter
Damm“ genannt, der das Erdreich gegen Rutschungen in Seenähe absichert. Im Anschluss daran wird
diese Böschung ebenfalls abgeflacht. Ebenso wird
bei den beiden Inseln verfahren, die sich im Osten
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Im Ergebnis wurde unter Abwägung der genannten Aspekte die Gestaltung der Uferböschungen
für einen Wasserstand von + 61,8 bis + 63,5
Metern über Normalnull (NHN=Normalhöhennull)
festgelegt. Eine Entscheidung über eine tatsächliche speicherwirtschaftliche Nutzung wurde damit
allerdings noch nicht getroffen.
Daraus ergeben sich folgende Schlussfolgerungen:
• Beide Bergbauunternehmen, Vattenfall und
LMBV, haben die bergrechtliche Verpflichtung
gemäß Abschlussbetriebsplan für den Tagebau
Cottbus-Nord, alle Uferböschungen für Wasserstandsschwankungen zwischen + 61,8 und
+ 63,5 Metern NHN zu sichern.
• Bisher wurde noch keine Bewirtschaftung des
Ostsees in den Grenzen von + 61,8 bis + 63,5
Metern NHN festgelegt und auch keine Festlegung zum unbedingten Erreichen des Wasserstandes + 63,5 Meter NHN getroffen.
• Vattenfall beantragt keine Speicherbewirtschaftung. Antragsgegenstand von Vattenfall ist ein
weitgehend konstanter Seewasserstand von
+ 62,5 Metern NHN.
Vom Tagebau Cottbus-Nord zum Cottbuser Ostsee
INFO
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Wie groß und wie tief
wird der See sein?
Der Cottbuser Ostsee hat eine Fläche von circa 19
Quadratkilometern. Damit wird er der größte See
Brandenburgs und derzeit größte künstliche See
Deutschlands sein. Im Mittel soll der Seewasserstand
einmal + 62,5 Meter NHN betragen.
Im Cottbuser Ostsee wird es unterschiedlich tiefe
Bereiche geben (Abbildung 2).
Am Süd- und Westufer in der Nähe der Stadt Cottbus und im Norden bei Willmersdorf und Neuendorf
entsteht im Zuge der Böschungsgestaltung ein etwa
30 Meter breiter Uferbereich (Abbildung 2a).
Von hier aus können Badegäste etwa 15 Meter weit
in den See hinein laufen, bis das Wasser circa einen
Meter tief ist. Nach weiteren 15 Metern können auch
Erwachsene schwimmen – hier ist das Wasser dann
rund zwei Meter tief. Wer weiter schwimmt, kann bald
bis in Tiefen von 20 bis 40 Metern tauchen. An dieser
Stelle befinden sich die sogenannten Randschläuche
des Tagebaus Cottbus-Nord.
Warum soll der Cottbuser Ostsee mit
Spreewasser geflutet werden?
Am Ostufer fällt der Seeboden etwas seichter ab,
dort wird eine Wassertiefe von zwei Metern erst nach
40 Metern erreicht (Abbildung 2b). Je nach Wasserstand wird der See anschließend noch etwa anderthalb Meter tiefer.
Die Flutung mit Wasser aus der Spree ermöglicht es,
den See deutlich schneller zu füllen. Natürlich strömt
auch Grundwasser dem Seebecken zu. Dieser Prozess allein würde jedoch sehr lange dauern. Zudem
hat das pH-neutrale Spreewasser einen positiven
Einfluss auf die Wasserqualität des Sees.
Ist der See tief genug für
die touristische Nutzung?
Ja, der See wird für die touristische Nutzung tief
genug sein. Gerade die sehr unterschiedlichen Wassertiefen des Sees führen zu einer guten Wasserdynamik. Sie lassen einerseits Tiefenzirkulationen zu,
andererseits erwärmt sich das Wasser auch schnell,
was für Badende vorteilhaft ist. Für Binnengewässer
gebräuchliche Boote und Fahrgastschiffe haben mit
keinen Einschränkungen zu rechnen. Boote, welche
auf dem Cottbuser See fahren können, haben in der
Regel einen Tiefgang von circa einem Meter, manche
auch von 1,5 Metern. Da der See außer am Ufer nirgends flacher als zwei Meter sein wird, können Boote
ohne Einschränkungen auf dem See fahren.
Die genehmigte Flutungswassermenge aus der
Spree soll über den Hammergraben in den künftigen
See eingeleitet werden. Geplant ist, das Wasser in
Höhe Lakoma zu entnehmen und über einen unterirdischen Zuleiter und eine befestigte Rinne (Einlaufbauwerk) in das Seebecken einfließen zu lassen.
Unsere Berechnungen gehen von einem Gesamtwasserbedarf von 280 Millionen Kubikmetern aus, um
den Cottbuser Ostsee komplett zu fluten. Er wird ein
Volumen von rund 150 Millionen Kubikmetern haben,
das restliche Wasser füllt die Porenhohlräume der Innenkippe. Mehr als 80 Prozent des Flutungswassers
sollen aus der Spree entnommen werden.
1
30 m Strand
Nordrandschlauch
ca. 30-40 m tief
Wassertiefe
Bärenbrücker Bucht
1
Innenkippe
i.d.R. >2,7 m
Nach der Herstellung der Flutungsbereitschaft, das
heißt nach dem Rückbau der Tagebauanlagen und
der Fertigstellung des Seebodens, der Uferböschungen sowie des Zuleiter- und Einlaufbauwerkes, kann
mit der Flutung begonnen werden. Diese Arbeiten
sollen bis Ende 2018 abgeschlossen sein, so dass
2019 und damit etwa drei Jahre nach Ende der
Kohleförderung das erste Spreewasser in den See
eingeleitet werden kann.
Vom Zeitpunkt der Flutung an und unter der Voraussetzung, dass die beantragten Flutungswassermengen aus der Spree genehmigt werden, wird die Flutung circa fünf bis sechs Jahre dauern. Somit könnte
bereits ab circa 2024 das erste Bad im Cottbuser
Ostsee möglich sein.
Besteht die Gefahr, dass flussabwärts
im Spreewald nicht mehr genug Wasser ankommt?
Wasser zur Flutung des künftigen Sees wird der
Spree nur entnommen, wenn dort ausreichend
Wasser fließt. Das wird insbesondere in den Wintermonaten der Fall sein oder wenn ein sommerliches
Hochwasser auftritt. So wird sichergestellt, dass
die Ökologie der Spree während der Flutung keinen
Schaden nimmt. Auch am Hammergraben sind
vorrangige Wassernutzer, insbesondere die Peitzer Teiche, zu berücksichtigen. Trotzdem kann der
Cottbuser Ostsee schnell gefüllt werden. Durch die
große Kapazität des Hammergrabens, über welchen
das Flutungswasser geleitet werden soll, können
bei hohen Abflüssen in der Spree bis zu 400.000
Kubikmeter Wasser pro Tag in den Cottbuser Ostsee
eingeleitet werden.
Abbildung 2a: Gestaltung des Nordwestufers zur Erholungsnutzung
(Quelle: Vattenfall)
2
Muss der See dauerhaft mit Wasser
aus der Spree versorgt werden?
Lieskower Lauch
Ist der See geflutet, reicht der Zufluss aus seinem
eigenen Einzugsgebiet aus, um einen Wasserstand
um + 62,5 Meter NHN ohne zusätzliche Wassereinleitungen zu halten. Einen dauerhaften Zufluss soll
es dennoch über den neuen Willmersdorfer Seegraben geben, um die ökologische Durchgängigkeit
für Fische und wirbellose Kleintiere zwischen dem
Cottbuser Ostsee und der Spree zu gewährleisten.
Lieskower Bucht
Randschlauch Merzdorf
ca. 20-30 m tief
Wann beginnt die Flutung des Sees?
2
Südrandschlauch
ca. 20-30 m tief
Abbildung 2: Unterwasserrelief des Cottbuser Ostsees (Quelle: Vattenfall)
Vom Tagebau Cottbus-Nord zum Cottbuser Ostsee
Abbildung 2b: Gestaltung des Ostufers für den Naturschutz (Quelle: Vattenfall)
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Das Auslaufbauwerk im Nordwesten des Sees
– ebenfalls mit einer Fischtreppe versehen – soll den
ständigen, steuerbaren Abfluss regeln. Das Wasser
Vom Tagebau Cottbus-Nord zum Cottbuser Ostsee
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Ist der Ostsee bei Hochwassersituationen eine Gefahr?
Der Wasserspiegel des Cottbuser Ostsees kann
durch die steuerbaren Bauwerke am Zu- und Ablauf
reguliert werden. Der zulässige Maximalwasserstand,
für den auch die Böschungen vorbereitet werden,
liegt bei + 63,5 Metern NHN. Das Ufer wird sogar bis
+ 64,5 Meter NHN gegen Wellenschlag gesichert, da
gutachterlich untersucht wurde, dass die Wellen auf
dem Cottbuser Ostsee bis maximal einen Meter hoch
werden können. Ergänzend ist im Nordwesten des
Sees bei Willmersdorf, wo sich eine Geländetieflage
befindet, ein Dammbauwerk mit einer Höhe von circa
einem bis 1,5 Metern vorgesehen, das sich naturnah
in das Landschaftsbild einfügen wird.
In Situationen, in denen die Spree Hochwasser
führt, könnte der Cottbuser Ostsee zur Entlastung
beitragen, indem über das steuerbare Einlaufbauwerk bei Lakoma Wasser aus dem Hammergraben
entnommen und im See „gespeichert“ wird, bis der
zulässige Maximalwasserstand erreicht ist. Über das
Auslaufbauwerk mit einer Kapazität von bis zu zwei
Kubikmetern pro Sekunde könnte im Hochwasserfall auch jederzeit Wasser aus dem See abgelassen
werden, wenn die Anstaugrenze erreicht ist. Durch
den Ausbau des Schwarzen Grabens wird dieser für
seine Ableitungsaufgaben ertüchtigt, so dass an
keiner Stelle ein Rückstau entstehen kann oder der
Abfluss aus den Gräben angrenzender Orte behindert wird. Die Speichernutzung ist nicht Gegenstand
des wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahrens
von Vattenfall.
Wird das Seewasser sauer sein?
Nein, durch den hohen Anteil an Spreewasser wird
das Wasser einen neutralen pH-Wert haben. Berechnungen lassen eine sehr gute Wasserqualität für die
Freizeit- und Erholungsnutzung erwarten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, das bergbaulich beeinflusstes
Grundwassers durch die Einleitung des Spreewassers am Austritt aus der Innenkippe gehindert
wird. Aus Süden und Südwesten strömt dem See
Vom Tagebau Cottbus-Nord zum Cottbuser Ostsee
Welche Auswirkungen wird der Grundwasserwiederanstieg auf die umliegenden Ortschaften haben?
Grundwasser mit guter Qualität aus den gewachsenen Böden zu. Zudem begünstigen im Vergleich zu
anderen Tagebauseen kalkreichere Abraumsubstrate
im Tagebau Cottbus-Nord die Wasserbeschaffenheit
im künftigen See. Auch Fische, Wasservögel und andere Tiere werden sich somit im und am Wasser wohl
fühlen. Sollte es entgegen aller Prognosen dennoch
zu einer schlechteren Wasserqualität kommen, stehen in der Lausitz bewährte Technologien, wie zum
Beispiel die Kalkschiffe, zur Verfügung.
Für den Tagebau Cottbus-Nord musste das Grundwasser abgesenkt werden, um die Braunkohle
gewinnen zu können. Mit Ende des Tagebaubetriebs
werden auch die Filterbrunnen Schritt für Schritt
außer Betrieb genommen, so dass das abgesenkte
Grundwasser wieder ansteigen wird. Der beantragte
Normalwasserspiegel des Cottbuser Ostsees von
+ 62,5 Metern NHN entspricht dem natürlichen vorbergbaulichen Grundwasserstand an seinem nordwestlichen Uferbereich.
Gelangt mit der Spree
nicht viel Eisenocker in den See?
Unterhalb der Talsperre Spremberg sind in der Spree
gegenwärtig keine erhöhten Eisenockerkonzentrationen zu verzeichnen. Wir gehen davon aus, dass
dies auch im Flutungszeitraum so sein wird, zumal
die zwischen dem Freistaat Sachsen, dem Land
Brandenburg und der LMBV vereinbarten und bereits
begonnenen Maßnahmen zum Eisenrückhalt bei
Spremberg zusätzlich wirken werden.
INFO
wird hier in den Schwarzen Graben und weiter über
Hammergraben, Malxe und Großes Fließ zum nördlichen Spreewald und anschließend zur Hauptspree
weitergeleitet. Dazu soll der Schwarze Graben auf
einer Länge von knapp sieben Kilometern verbreitert
und naturnah ertüchtigt werden.
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Verhalten des Grundwassers
Grundwasser befindet sich fast überall im Untergrund. In den überwiegend sandigen Schichten,
die seit der letzten Eiszeit und davor in der Zeit
der Braunkohleentstehung in der Lausitz abgelagert wurden, füllt das Grundwasser kleinste
Hohlräume zwischen den Sandkörnern aus. Im
Untergrund fließt Grundwasser genau wie Oberflächenwasser aus Flächen mit höherem Grundwasserspiegel (sozusagen vom Berg) in Richtung
der Flächen mit niedrigerem Grundwasserspiegel
(ins Tal).
Die großräumige Hauptfließrichtung des Grundwassers im Umfeld des künftigen Cottbuser Ostsees
ist von Süden nach Nordwesten gerichtet. Die
Fließrichtung geht auf das natürliche Gefälle des
Grundwasserspiegels zurück. Der Cottbuser Ostsee
wird nahtlos in das Grundwasser einbinden, wobei
der Wasserspiegel des Sees naturgemäß über seine
gesamte Fläche gleich ist (kein Gefälle). Da der Seewasserspiegel dem vorbergbaulichen Grundwasserstand am nordwestlichen Uferbereich entsprechen
wird, werden sich automatisch im Süden des Sees in
den Cottbuser Ortsteilen Schlichow, Dissenchen und
Merzdorf geringere Grundwasserstände einstellen,
als es sie vor dem Bergbau gab (Abbildung Nr. 3).
Im Abstrom, also im Nordwesten (Willmersdorf,
Maust) werden die Grundwasserstände gegenüber
dem heutigen (gewohnten) Niveau nicht ansteigen,
da dieser Bereich nicht von der Grundwasserabsenkung des Tagebaus Cottbus-Nord erfasst wurde. Das
liegt an der unterirdischen Dichtwand, die Vattenfall
hier zwischen 1993 und 2007 errichtet hat. Diese
Dichtwand hat das Teichgebiet Peitz und die Spreeaue während der Grundwasserabsenkung durch den
Tagebaubetrieb erfolgreich vor einer Entwässerung
geschützt. Sie verbleibt dauerhaft im Erdreich und
stellt somit bei hohen Seewasserständen (größer
+ 62,5 Meter NHN) eine natürliche Barriere gegen
einen verstärkten Grundwasserabstrom in Richtung
Nordwesten dar.
Wie soll der Cottbuser Ostsee künftig
genutzt werden?
Gemäß der Verordnung über den Braunkohlenplan
des Tagebaus Cottbus-Nord ist eine Mehrfachnutzung des Sees für Tourismus, Naturschutz und Fischerei vorgesehen. Schwerpunkte der touristischen
Nutzung sollen die südwestlichen bis nördlichen
Uferzonen sein. Hier können die Anrainerkommunen
später Badestrände anlegen, Häfen oder Kaimauern
errichten.
Die zukünftig reich strukturierten Inseln und Flachwasserbereiche am Ostufer bieten das größte
Potenzial für die Entwicklung naturschutzrelevanter
Flächen. Hier soll sich die Natur ohne große Eingriffe
des Menschen entwickeln können. Dieser Bereich ist
aufgrund seines seicht abfallenden Gewässergrundes dafür besonders geeignet.
Süden
Geländeoberkante
In den Tieflagen der flachen Lausitzer Landschaft,
wie zum Beispiel bei Maust im Norden des künftigen Cottbuser Ostsees, steht das Grundwasser
dann häufig nur circa einen halben Meter oder
sogar weniger tief unter der Geländeoberfläche.
Man spricht dann von einem geringen Grundwasserflurabstand. Um diese Tieflagen dennoch zu
nutzen, wurden dort schon in der Vergangenheit
Grabensysteme angelegt, welche das oberflächennahe Wasser sammeln und ableiten. Diese
Gräben erfüllen auch heute und in der Zukunft
unabhängig vom Bergbau eine wichtige Funktion.
Norden
Grundwasser (natürliches Gefälle)
Angleichung Grundwasser
an Seewasserspiegel
Seewasserspiegel
See
Abbildung 3: Prinzip der Einbindung von künstlichen Seen in das Grundwasser (Quelle: Vattenfall)
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Vom Tagebau Cottbus-Nord zum Cottbuser Ostsee
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Darüber hinaus ist die Nutzung des Sees als Speicher für den Hochwasserschutz im Braunkohlenplan als Option benannt. Der geplante Ausbau des
Cottbuser Ostsees mit der Kapazität seiner Zu- und
Ableiter und der Ufergestaltung ermöglicht es, den
See mit Wasserständen zwischen + 61,8 und + 63,5
Metern NHN zu bewirtschaften und gegebenenfalls
für den Hochwasserschutz oder zur Niedrigwasseraufhöhung in der Spree zu nutzen. Eine solche
speicherwirtschaftliche Nutzung ist jedoch nicht
Bestandteil des wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahrens.
Und wem wird der See gehören?
Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt.
Wir gehen davon aus, dass wie bei den LMBV-Seen
das Land Brandenburg den Cottbuser Ostsee übernehmen wird.
Baut Vattenfall die Hafenanlagen
und andere Infrastruktur?
Nein, das gehört nicht zu den Pflichten des Bergbauunternehmens. Vattenfalls Aufgabe ist die Herrichtung einer sicheren und nachhaltigen Bergbaufolgelandschaft mit einem großen See im Zentrum. Das
Unternehmen ist verpflichtet, den Cottbuser Ostsee
so herzustellen, dass eine Mehrfachnutzung möglich
sein wird. Die Folgenutzung obliegt den Kommunen,
deren Pläne für einzelne touristische und infrastrukturelle Maßnahmen Vattenfall bei seinen Arbeiten
berücksichtigt.
Vom Tagebau Cottbus-Nord zum Cottbuser Ostsee
Welche Rolle wird Vattenfall bei
der Unterhaltung des Sees spielen?
Solange Vattenfall in der bergrechtlichen Verantwortung steht, ist das Unternehmen auch für die
Unterhaltung der wasserbaulichen Anlagen verantwortlich. Ebenso erfolgen umfangreiche Monitorings
zur Überwachung der Wasserbeschaffenheit im
Grund- und Oberflächenwasser sowie der Fauna und
Flora im und am See. Zudem sind, falls erforderlich,
Maßnahmen zur Nachsorge durchzuführen. Aus heutiger Sicht ist aber davon auszugehen, dass der See
so hergestellt werden kann, dass keine zusätzlichen
Maßnahmen der Wasserbehandlung notwendig sein
werden.
Wir gehen davon aus, dass die künftige Kontrolle,
Wartung und Bedienung der Steuerungsanlagen
für den Zu- und Abfluss in das Aufgabenprofil des
Gewässerverbandes Spree-Neiße übergehen werden.
Eine zusätzliche Belastung für die Bürgerinnen und
Bürger wird es dadurch nicht geben.
Was passiert, wenn nach der Flutung
noch Bergschäden eintreten?
Allgemein lässt sich sagen, dass heute in Deutschland ein Bergbauunternehmer erst dann von seiner
Nachsorgepflicht entbunden wird, wenn mit ausreichender Sicherheit davon auszugehen ist, dass keine
Schäden mehr auftreten können. Das Bundesberggesetz hat strenge Vorschriften, die das Landesamt
für Bergbau, Geologie und Rohstoffe umzusetzen
und zu kontrollieren hat.
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