Parc de la Ciutadella - Michael Müller Verlag

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Parc de la Ciutadella - Michael Müller Verlag
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Parc de la Ciutadella
Ältester Park Barcelonas: Parc de la Ciutadella
Parc de la Ciutadella
Der Stadtpark, eine große grüne Oase in der hektischen City, entstand im
18. Jh. an der Stelle einer ehemaligen Festung und war Schauplatz der ersten Weltausstellung von Barcelona. Heute beherbergt er unter anderem das
Parlament von Katalonien und den Zoo.
Im Jahr 1714, der gerade beendete Spanische Erbfolgekrieg hatte Barcelona
auf der unterlegenen Habsburger Seite
gesehen, ließ der bourbonische Eroberer Philip V. auf dem Gebiet des heutigen Parks eine Zitadelle errichten. Teile
des Ribera-Viertels mussten dem riesigen Komplex weichen, der nicht etwa
zur Verteidigung Barcelonas, sondern
zur Kontrolle der Stadt gedacht war und
auch als Gefängnis diente. Mit dem Abriss der Stadtmauern kam anderthalb
Jahrhunderte später auch das Ende der
Zitadelle – General Joan Prim (später
dafür mit einem Denkmal geehrt) ließ
sie unter freudiger Beteiligung der Bevölkerung schleifen. Die Zitadelle wich
Parc de la Ciutadella
einem Park, dessen Name noch heute
an das einst verhasste Symbol der bourbonischen Fremdherrschaft erinnert.
Gestaltet wurde der Park ab 1871 von
Josep Fontserè. Lange Zeit war er der
einzige Park innerhalb ganz Barcelonas,
von der gesamten Bevölkerung schlicht
„El Parc“ genannt; heute zählt die Stadtverwaltung weit über 60 Grünanlagen.
1888 fand auf dem Gebiet des Parks die
für Barcelona so wichtige Weltausstellung statt, die der Stadt einen wahren
Modernisierungsschub gab. Mehrere
Bauten der damaligen Zeit sind noch
erhalten, darunter einige frühe Stilübungen der Modernisten. Der Park enthält
Tour 6 → Karte Seite 161
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Palau Reial de
Pedralbes
Centre Comercial
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Casa Vicens
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F.C. Barcelona
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Castell
de Montjuïc
In der Hauptsache jedoch ist der Ciutadella-Park eben das, was ein Park zu
Parc
Estació
Zoològic
de Franca
Tour 7
S.165
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S.173
Torre de
St. Sebastià
sein hat: ein Ruhepol mit alten Bäumen,
verschlungenen Wegen, Rastplätzen
und einem See, an dem man sich auch
Ruderboote mieten kann – Labsal an
heißen Sommertagen und Fluchtpunkt
aus den Schluchten der Stadt. An schönen Tagen herrscht hier oft reichlich
Betrieb, dann tummeln sich Musikanten, Gaukler, Trommler, aber auch ganz
normale Familien, Touristen und Freundesgruppen in der Anlage.
Tour 6:
Vom Arc de Triomf zum Stadtpark
Dieser kurze Spaziergang verläuft auf
den Spuren der Weltausstellung von
1888, folgt er doch dem damaligen
Hauptzugang zum Ausstellungsgelände.
Der Weg beginnt am → Arc de Triomf
(Metro: Arc de Triomf ), dem „Triumphbogen“, der das monumentale
Eingangstor des Bezirks darstellte. Er
erhebt sich am Beginn der kurzen, aber
breiten Promenade Passeig de Lluís
Companys. Früher als Saló de Sant Joan
bekannt und 1883 konzipiert, war der
Boulevard im Lauf der Jahrzehnte stark
verändert worden, erhielt aber bei einer
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Tour 6 → Karte Seite 161
World Trade
Center
weiterhin das Parlamentsgebäude der
katalanischen Regionalregierung, zahlreiche Denkmäler und den Zoo. Eines
Tages könnte hier auch wieder das Portal de Sant Daniel zu sehen sein, ein altes
Stadttor des 12.–14. Jh., das 2006 bei Arbeiten unweit der Hauptachse des Parks
entdeckt und zur besseren Konservierung später wieder zugeschüttet wurde.
Teatre Nacional
de Catalunya
Parc de la
Ciutadella
160
Parc de la Ciutadella
Umgestaltung 1989 sein früheres Aussehen inklusive der Modernisme-Straßenlaternen von Pere Falqués zurück.
Linker Hand auf Nummer 14 steht der
ehemalige Justizpalast → Palau de la
Justícia. Der Passeig endet gegenüber
dem Ciutadella-Park mit einem Denkmal für Francesc de Paula Rius i Taulet
(1833–1889), den großen Bürgermeister Barcelonas, Entwickler der Gran Via
und Organisator der Weltausstellung.
Im Park fällt gleich rechter Hand ein
imposanter Ziegelbau auf, das → Castell dels Tres Dragons, während der
Weltausstellung ein Café-Restaurant.
Dahinter steht das ehemalige Gewächshaus Hivernacle, ein luftiger, architektonisch sehr reizvoller Pavillon aus
Stahl und Glas, ebenfalls zur Weltausstellung errichtet. Das früher hier untergebrachte Café ist zwar leider geschlossen, gelegentlich f inden im Hivernacle aber Ausstellungen und Konzerte statt. Nächstes Gebäude in der
Reihe ist das → Edifici Martorell von
Antoni Rovira de Trias, gefolgt vom so
genannten „Schattenhaus“ Umbracle,
in dem besonders sonnenempf indliche
Pflanzen wachsen; leider ist der ungewöhnliche, von Josep Fontserè selbst
gestaltete Bau restaurierungsbedürftig
und deshalb nicht zugänglich.
Hält man sich etwa auf Höhe des Edifici
Martorell links, gelangt man zu einem
der Schaustücke des Parks, der opulent
dekorierten → Cascada. Gleich südlich
liegt ein romantischer kleiner Teich mit
Ruderbootverleih (30 Minuten für zwei
Personen 6 €). Nordöstlich des Gewässers trifft man auf ein steinernes Mammut, das Anfang des 20. Jh. hier aufgestellt wurde, weiter meerwärts auf einen der wenigen verbliebenen Bauten
der alten Zitadelle: Im ehemaligen,
mehrfach umgebauten Arsenal residiert
heute das Parlament de Catalunya. Das
Museu d’Art Modern, das hier früher
ebenfalls untergebracht war, ist vor
einer Reihe von Jahren als Bestandteil
des MNAC auf den Montjuïc gezogen.
Südlich des ehemaligen „Waffenplatzes“
Plaza de Armas, heute eine Brunnenanlage mit der Statue „El Desconsol“ (Der
Kummer) von Josep Llimona als Mittelpunkt, erreicht man schließlich den
→ Zoo von Barcelona, 1894 gegründet.
Eingangstor zur Weltausstellung 1888: Arc de Triomf
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siehe S. 174/175
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Parc de la Ciutadella
120 m
Sehenswertes
Arc de Triomf: Den Triumphbogen am
Beginn des Passeig Lluis Companys errichtete 1888 Josep Vilaseca, ein Mitarbeiter von Domènech i Montaner.
Das Backsteinbauwerk mit seinen
klassischen Formen und dem reichen
Keramikschmuck trägt einerseits Züge
des von der maurischen Architektur
inspirierten Neomudéjar-Stils und
steht anderseits schon im Zeichen
eines frühen Modernisme.
Palau de la Justícia: Obwohl der ehemalige Justizpalast zwischen 1887 und
1908 unter Mitwirkung des Modernis-
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erstellt wurde, erscheint das Gebäude
relativ streng; wahrscheinlich war die
abschreckende Wirkung beabsichtigt.
Für die Innenausmalung des Saals Passos Perduts zeichnete Josep María Sert
verantwortlich. Seinen eigentlichen
Zweck erfüllt der Bau freilich nicht
mehr, da er – trotz seiner Größe – den
in einem Jahrhundert immens angewachsenen Justizapparat Barcelonas
längst nicht mehr fassen kann.
Castell dels tres dragons: Gleich rechter
Hand des Haupteingangs zum Ciutadella-
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Parc de la Ciutadella
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Parc de la Ciutadella
Park steht dieses Ziegelgebäude, das
unter dem Namen „Kastell der drei Drachen“ bekannt ist und zur Weltausstellung als Café-Restaurant von Domènech
i Montaner errichtet wurde. Eines Tages,
so die Pläne, soll das ehemalige Zoologische Museum wieder als Museum dienen und unter dem Namen „Laboratori
de Natura“ u.a. eine zoologische und
geologische Sammlung präsentieren.
Edifici Martorell: Errichtet wurde der
neoklassische Bau von Antoni Rovira i
Trias; benannt ist er jedoch nach dem
Bauherren Francesc Martorell i Peña, der
das Gebäude 1878 als Museum errichten
ließ – der älteste Museumsbau Barcelonas. Auch dieses Gebäude soll künftig
wieder eine permanente Ausstellung
beherbergen, die sich der Geschichte
der Naturwissenschaften widmen wird.
La Cascada: Der monumentale Springbrunnen, etwa in der Nordecke des
Parks zu suchen, wurde ab 1875 von JoVielgeliebt: La Dama del Paraigua
sep Fontserè gestaltet, dem Architekten
des Ciutadella-Parks und Baumeister
des Antic Mercat del Born. Er hatte einen begabten Assistenten – kein anderer als der junge Student Antoni Gaudí
stand ihm bei Entwurf und Ausführung
zur Seite. Betraut gewesen sein soll er
unter anderem mit der Anordnung der
Felsen, also noch keiner allzu anspruchsvollen Aufgabe. Das eklektizistische Ensemble, umgeben von üppiger
Vegetation, quillt schier über vor Dekoration: im Vordergrund wasserspeiende Drachen, im Zentrum eine „Geburt der Venus“ und hoch über allem
thronend eine „Quadriga der Aurora“.
Zoo: Der Zoo ist auf der relativ geringen Fläche von 14 Hektar untergebracht, was etwa einem Drittel des Ciutadella-Parks entspricht. Zu seinem Bestand zählen Tiere aus aller Welt, darunter eine kleine Abteilung, die der iberischen Fauna gewidmet ist; es gibt
auch ein Delphinarium (ein erheblich
größeres ist in der Planungsphase) sowie ein großes Gorilla-Museum. Der
jahrzehntelang unbestrittene Star des
Zoos freilich, der auf vielen Postkarten
verewigte Copito de Nieve („Schneeflöckchen“, katalanisch: Floquet de
Neu), einziger weißer Gorilla der Welt
und Liebling aller kleinen und großen
Zoobesucher, musste im November
2003 im Alter von 40 Jahren eingeschläfert werden – er litt an Hautkrebs. Keiner seiner 22 Nachkommen wurde ein
Albino. Bei einem Rundgang durch den
Zoo trifft man auch auf eine von den
Barcelonesen viel geliebte Skulptur, die
Dama del Paraigua. Die „Frau mit dem
Regenschirm“ (aus dem, sofern in Betrieb, Wasser tröpfelt) wurde 1885 von
Joan Roig i Solé geschaffen und gilt als
eines der Wahrzeichen der Stadt.
November bis Ende März 10–17 Uhr, Ende
März bis Mitte Mai und von Mitte September bis Ende Oktober 10–18 Uhr, Mitte Mai
bis Mitte September 10–19 Uhr. Eintritt
etwa 20 €, Kinder 3–12 J. 12 €, Senioren ca.
10 €. www.zoobarcelona.com.
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Gekrönt von der Quadriga:
La Cascada