Was man wissen sollte
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Was man wissen sollte
karriere ALLGEMEINWISSEN Was man wissen sollte ... Wer belesen ist und über ein fundiertes Allgemeinwissen verfügt, kann auch beruflich davon profitieren. Was aber gehört zu diesem Bildungskanon, wie kann man sein Wissen pflegen bzw. gezielt aufbauen. | Andreas Pallenberg W ie hießen die letzten fünf Präsidenten der USA? Wer schrieb die „Schachnovelle“? Welchen Namen hat Beethovens Sechste? Wer waren die Wiedertäufer? ... ? Na, alles gewusst? Mehr davon? Wen das Ratefieber zum Thema Allgemeinwissen packt, der bedient sich bei einschlägigen Online-Angeboten, kauft sich Bücher wie das von Herrn Schwanitz („Bildung. Alles was man wissen muss“) oder schaut vielleicht zu bei Jauch, Pilawa und Co. Allgemeinwissen ist Mode und sorgt mit seinem Unterhaltungswert für höchste Einschaltquoten und erste Plätze auf den Bestseller-Listen. Bei den beliebten Rateshows geht es aber nicht immer um höhere oder traditionelle Bildung, sondern oft genug auch um populäres bis triviales Wissen, schon um die Einschaltquoten nicht allzu sehr einzuschränken. X prüfung gibt es dann Fragebögen, die es in vorgegebener Zeit zu bewältigen gilt. Die Diplomaten in spe müssen sich dann sinnvollerweise mit Fragen zum Regie- rungssystem des eigenen und dem anderer Länder herumschlagen, sollten historische Fragen zur Europäischen Union ebenso beantworten können wie die zur Entwicklung der Vereinten Nationen, zur NATO oder zu internationalen Rechtsfragen. Das ganze Leben ist ein Quiz Lesen Sie noch oder googlen Sie schon? Allgemeinwissen kann aber auch im Rahmen von Einstellungsverfahren abgefragt werden. Und das trifft nicht nur auf Auszubildende zu, deren oftmals beklagtes Allgemeinwissen von den potenziellen Lehrfirmen gerne systematisch abgefragt und getestet wird. Auch bei Kandidaten für den Diplomatischen Dienst zum Beispiel werden - natürlich auf anderem Niveau - solche Tests vorgenommen, weil in ihrem Berufsalltag bestimmte Wissensgrundlagen vorausgesetzt werden, die sich nun mal sehr praktisch über standardisierte Verfahren abfragen lassen. Ähnlich wie bei der theoretischen Führerschein- Sogar bei der Einstellung von Führungskräften und Managern werden solche Tests eingesetzt, um sich ein Bild vom Bildungshintergrund des Kandidaten machen zu können. Aber, wozu das Ganze? Allgemeines Wissen steht doch in Lexika, bei wikipedia oder lässt sich gogglen. Warum sollte man sich dann mit solchen Daten und Fakten belasten, die überall schnell zugänglich sind? Zur Zeit gibt es eine gewisse Rückbesinnung auf einen klassischen Bildungskanon, der zwar auch immer ein Abbild seiner Zeit ist, aber dennoch in vielen Komponenten eine feste Größe darstellt. Und das kann bei aller Schnelllebigkeit und nach einer langen Phase, in der die Pädagogik das methodische Können vor das faktische Wissen gestellt hat, richtig gut tun. Gute und umfassende Bildung hat aber auch einen zur Zeit offensichtlich steigenden Wert bei der Qualifikationsbeurteilung von Fach- und Führungskräften. Von diesen wird ja mehr verlangt als Spezial- und Fachwissen. Da geht es um den berühmten Blick für das Ganze, um Entscheidungs- und Vermittlungskompetenz, um Hintergrundwissen und um vorausschauende Strategien. Diese Fähigkeiten gehen weit über die Fachqualifikationen hinaus, haben viel mit den Soft-Skills zu tun und noch mehr mit den kulturellen Kompetenzen, die in einer multilingualen und auf Kommunikation angewiesenen Arbeitswelt unerlässlich sind. Der oft geschmähte Generalist, der auf traditionelle Bildung aufbauen kann und gleichermaßen regelmäßig aktuelle Informationen aus aller Welt verarbeitet, hat damit eine ganz wesentliche Grundlage für Führungsaufgaben. Welches Buch lesen Sie gerade? Welchen Film, welches Theaterstück haben Sie zuletzt gesehen? Was halten Sie von wikileaks, von Bürgerbefragungen und Volksentscheiden? Solche Fragen in Einstellungsgesprächen sind zwar nicht unbedingt üblich, aber möglich. Dabei geht es nicht um falsch oder richtig, sondern um einen Eindruck vom Allgemeinwissen des Kandidaten. Dann reicht es eben nicht zu wissen, wo man nachschlägt oder klickt, sondern um verfügbares Allgemeinwissen. Und dafür gibt es nur ein Rezept: Lesen, Lesen, Lesen! Wer sich gezielt um sein Allgemeinwissen kümmern möchte, findet dies in zahlreichen Kompaktwerken, zum Beispiel: Wie gut ist Ihre Allgemeinbildung, KIWI 2010, 5,00 €; Wissenstest Deutschland, oder Allgemeinbildung – das ultimative Wissen, beide bei Compact 2009, beide 9,95 € arbeitsmarkt UMWELTSCHUTZ | NATURWISSENSCHAFTEN_04|2011