Der sportliche Körper - Universität Salzburg
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Der sportliche Körper - Universität Salzburg
„Der sportliche Körper“ Körperboom und Fitnesskult – wie Gesellschaft und Medien das Körperbild prägen Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Magistra der Naturwissenschaft“ am Interfakultären Fachbereich für Sport und Bewegungswissenschaft der Universität Salzburg eingereicht von KATHRIN KNAPPICH Gutachter: Assoz. Prof. Dr. Minas Dimitriou Salzburg, den 3. November 2011 Der sportliche Körper Inhalt 1 Einleitung ........................................................................................................................ 5 2 Forschungsstand ............................................................................................................ 7 3 Forschungsdefizit ......................................................................................................... 11 4 Zielsetzung der Arbeit .................................................................................................. 13 5 Methodik ...................................................................................................................... 15 6 Struktur der Arbeit ....................................................................................................... 17 7 Aspekte des Sports ....................................................................................................... 20 8 Soziologie des Sports .................................................................................................... 29 8.1 Zugänge zur Sportsoziologie – eine empirische Wissenschaft ..................................... 29 9 Soziologie des Körpers ................................................................................................. 34 9.1 Geschichtlicher Abriss zur Soziologie des Körpers ....................................................... 34 9.2 Desinteresse am Körper ............................................................................................... 35 9.3 Aufwertung des Körpers .............................................................................................. 36 10 Beziehung von Körper und Gesellschaft ...................................................................... 38 10.1 Körper als Produkt der Gesellschaft ............................................................................. 38 10.2 Körper als Produzent von Gesellschaft ........................................................................ 46 11 Aspekte der Körperlichkeit ........................................................................................... 49 11.1 Entkörperlichung .......................................................................................................... 49 11.2 Das neu erwachte Interesse am Körper ....................................................................... 52 11.3 Der Körper als Identifikationsobjekt ............................................................................ 56 12 Sport im Zivilisationsprozess – Sport und Gesellschaft ................................................ 60 13 „Der sportliche Körper“ – der Körper im Sport ............................................................ 62 13.1 Verbindung von Körper – Gesellschaft – Medien ........................................................ 64 13.2 Der Körper als soziales Gebilde .................................................................................... 69 14 Die Medien – Bühne zur Selbstdarstellung .................................................................. 75 14.1 Körperbilder und Massenmedien ................................................................................ 76 14.2 „Das magische Viereck – Medien, Wirtschaft und Sport – verbunden mit dem Phänomen des „sportlichen“ Körpers .......................................................................... 86 14.3 Erotik im Sport .............................................................................................................. 89 15 „Körpermanagement“ .................................................................................................. 93 16 Sporttreiben und Fitness in Österreich – eine Bestandsaufnahme ............................. 98 16.1 Sportverhalten der Österreicher in den 1970er Jahren ............................................. 100 2 Der sportliche Körper 16.2 Vergleich Amerikaner und Österreicher zum Thema „Gesundheitsbewusstsein“ aus dem Jahr 1991 ............................................................................................................ 102 16.3 Vergleich: Amerikaner und Österreicher aus dem Jahr 1994 .................................... 104 16.4 Sporttreiben und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit – eine sozioökonomische Analyse ....................................................................................................................... 106 16.5 Studie 2000 – Entwicklungen und Trends im österreichischen Sport ........................ 108 16.6 Umfrage zum Gesundheitsbewusstsein in Österreich – Jahr 2001 ........................... 112 16.7 Umfrage zum Thema „Wie wichtig ist Ihnen eine schlanke Figur?“ .......................... 113 16.8 Bewegungsverhalten in Österreich – Befragung der WHO 2005/2006 ..................... 115 16.9 Eurobarometer Spezialumfrage zu „Sport und körperliche Ertüchtigung“ ............... 115 16.10 „So sportlich ist Österreich“ – die Sportausübung im Europa‐ und Bundesländervergleich ............................................................................................... 118 16.11 Umfrage zum Thema „Attraktivität“ .......................................................................... 119 16.12 Empfehlungen für gesundheitsorientiertes Bewegen in Österreich ......................... 120 17 Die Fitnessbewegung in Österreich ............................................................................ 123 17.1 Die Aerobic‐Bewegung ............................................................................................... 126 17.2 Die Bodybuilding‐Bewegung ...................................................................................... 130 18 Zusammenfassung ...................................................................................................... 135 19 Fazit und Ausblick ....................................................................................................... 138 20 Literaturverzeichnis .................................................................................................... 140 21 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 153 22 Quellenverzeichnis Abbildungen ................................................................................ 155 3 Der sportliche Körper Eidesstattliche Erklärung Hiermit versichere ich, dass ich die Diplomarbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe und alle Ausführungen, die anderen Schriften wörtlich oder sinngemäß entnommen wurden, kenntlich gemacht sind. Kathrin Knappich 4 Der sportliche Körper 1 Einleitung Jeder von uns ist in seinem Leben mit irgendeiner Form der sportlichen Betätigung konfrontiert. Von Kindheit an kann einen der Sport bis ins hohe Alter begleiten. Daher ist es auch nicht ungewöhnlich, dass der menschliche Körper unweigerlich ins Bewusstsein rückt. Sportliche Betätigung ist nicht von Aspekten, die den Körper betreffen, loszulösen. Der Körper ist nicht nur Mittel zum Zweck für sportliche Handlungen, sondern er ist es, der sportliche Tätigkeit erst möglich macht. Eine weitere Erscheinungsform des menschlichen Körpers zeigt sich, wenn sein Aussehen, seine Konstitution und seine Ausprägung im Fokus des Interesses stehen. Gerade bei Sportarten wo Ästhetik, Eleganz und Schönheit essenziell oder ausschlaggebend sind, kann dem Körper ein besonderer Stellenwert zugeschrieben werden. Es ist unbestritten, dass Äußerlichkeiten in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnen. Nicht so sehr im sportlichen Sinn, sondern vermehrt in anderen Lebensbereichen lässt sich feststellen, dass ein gutes Aussehen unerlässlich ist für Erfolg im Berufs-, aber auch im Privatleben. Durch die Medien noch forciert gelangen Bilder von rank und schlanken, sexy, durchtrainieren Menschen in unser Bewusstsein. Durch die ständige Konfrontation mit diesen Idealbildern entwickelt sich ein Trend, der wie von selbst Normen für sich schafft. Bestes Beispiel dafür sind Bekleidungstrends. Wenn Catherine Mountbatten-Windsor, Duchess of Cambridge, ehemals Kate Middleton, ein Kleid einer bestimmten Marke trägt, wurden Imitate, aber auch das Original ein Kassenschlager. Jeder will zumindest zu einem kleinen Teil so sein wie sie. Stars sind oft Trendsetter und werden daher auch durch die Medien Testimonials für Produkte in der Werbung. Der menschliche Körper spielt also nicht nur in sportlichen Bereichen eine wesentliche Rolle, sondern ist auch für wirtschaftliche und mediale Belange unersetzlich. „Sex sells“ heißt eine nicht umsonst weltbekannte Redewendung, die ihre Anfänge im Medium Fernsehen genommen hat. Klar ist somit auch, dass sich der Sport mehr und mehr an dieses Zitat anzulehnen versucht und so 5 Der sportliche Körper gemeinsam mit den Medien und Partnern aus der Wirtschaft Sportübertragungen mit erotisch in Szene gesetzten Körpern spickt, um diese für die Zuseher interessanter zu gestalten. Dass der Sport unter Umständen durch Lifestyle-Gedanken und Erotisierung der Sportlerinnen und Sportler zur Nebensache wird, nimmt man in Kauf, um Quoten zu sichern und den Verkauf von sexy Beachvolleyball-Outfits voranzutreiben. Ein sportlicher Körper setzt – wie der Name schon sagt – körperliche Betätigung voraus. Diese Arbeit soll aufzeigen, wie sich das Bewusstsein und das Engagement rund um körperliche Ertüchtigung und Bereitschaft zu Sport der Österreicherinnen und Österreicher mit den Jahren verändert haben. 6 Der sportliche Körper 2 Forschungsstand Grundsätzlich gilt es in diesem Teil der Arbeit zu beleuchten, welche Aspekte des Sporttreibens im Allgemeinen aber vor allem in Bezug auf „Körperlichkeit“ und den menschlichen Körper an sich bereits aufgearbeitet wurden. Seger schreibt, dass sich die Soziologie als Wissenschaft aus dem Grund etablierte, weil die Menschen versuchten, gesellschaftliche Vorgänge und Strukturen nicht nur zu verstehen, sondern sie auch zu verändern (Seger 1970, S.11). Der menschliche Körper ist als grenzübergreifender Forschungsgegenstand zu verstehen. Wie in einem anderen Teil dieser Arbeit noch genauer beleuchtet wird, sah man sich in der soziologischen Betrachtungsweise des menschlichen Körpers nicht immer mit einer solchen Fülle von Beiträgen konfrontiert wie heute. Aufgrund von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfreute sich der menschliche Körper als Forschungsgegenstand nicht immer einer solchen Beliebtheit wie in der heutigen Zeit. Jäger schreibt dazu, dass der Körper zwar in vielerlei Hinsicht bereits Thema war, jedoch erst ab den 1970er Jahren von Soziologen vermehrt bearbeitet wurde. Zuvor ließ man den Naturwissenschaftern den Vortritt, wenn es darum ging, den menschlichen Körper zu analysieren und seine Funktionen zu beleuchten (Jäger 2004, S.24). Außerdem merkt Elias an, dass die Menschen in westlichen Industriestaaten aufgrund ihrer Erziehung und vorherrschender Werte in der Gesellschaft gut daran tun, ihre Emotionen, Aggressionen und sonstige Affekte zu kontrollieren, denn verstärkte Gefühlsausbrüche oder aggressives Verhalten in der Öffentlichkeit anderen gegenüber gilt als anormal. Darum suchen Menschen vermehrt Ablenkung und Beschäftigung zum Entladen dieser Emotionen. Viele Freizeitaktivitäten, vornehmlich Sport, übernehmen dabei eine gewisse Form des „Dampfablassens“ (Elias 2003, S.81/82). Sportliche Betätigung in den verschiedensten Epochen wurde in der Fachliteratur bereits aufgearbeitet. So waren Sport im antiken Griechenland, die 7 Der sportliche Körper sportlichen Handlungen der Römer, Wettkämpfe im Mittelalter sowie Sport und Leistung in den Anfängen der DDR (Scheid/Prohl 2009, S. 32f.) bereits sehr oft Thema in wissenschaftlichen Abhandlungen. Erika Dilger schreibt in ihrer Abhandlung bezüglich der Fitnessbewegung in Deutschland ausführlich über das Sportgeschehen und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen von der Industrialisierung bis zur Wiedervereinigung Deutschlands (vgl. Dilger 2008). Die Analyse von bestehenden Studien zeigte, dass sich das Interesse und die Wertigkeit des menschlichen Körpers beziehungsweise dessen Aussehen und Attraktivität zwischen den 1970er Jahren und der heutigen Zeit deutlich verändert hat (vgl. Größing 1970, Bässler 1987, Weiß et al. 2007, Eurobarometerumfrage 2003/2010). Untersuchungen zeigen, dass innerhalb Österreichs der Zuspruch für sportliche Betätigung nicht immer gleich stark ausgeprägt war. Eine Studie von Stefan Größing aus dem Jahr 1970 zeigte, dass Sport unter den Jugendlichen von damals vor Lesen und Handarbeiten den ersten Platz in der Interessensliste für Freizeitgestaltung einnahm. Der Nutzung von damals zugänglichen Medien, wie es heute vermehrt praktiziert wird, wie beispielsweise Schallplatten hören oder Fernsehen, schenkten die jungen Leute früher keine Bedeutung (Größing 1970, S.23 in Wendl/Dimitriou 2007, S.5). Gerade unter Jugendlichen spielt die Freizeitgestaltung und Trendaffinität eine wichtige Rolle. Wendl/Dimitriou schreiben, dass für Jugendliche der Beruf nicht von großem Stellenwert ist und sie daher versuchen, ihren Status durch Trendmerkmale oder attraktive Freizeitbeschäftigung zur Schau zu stellen (Wendl/Dimitriou 2007, S.4). Hinzu kommt, dass sich nicht nur jugendliche Bewegungskulturen entwickelt haben, sondern damit auch ein jugendlicher Lifestyle, in dem sich diese Peergroups zu Szenen zusammenschließen und den Trend rund um diese Sportart leben. 8 Der sportliche Körper Dimitriou/Müller schreiben, dass „… jugendliche Bewegungskulturen […] aus Sicht der Betreibenden selbst, nicht mehr als bloßes Sporttreiben angesehen [werden].“ (Dimitriou/Müller 2007, S.6). Lifestyle-Kulturen, die auch im Bereich der AerobicBewegung in den 1970er und 1980er Jahren erkennbar waren, spiegeln deutlich wider, dass der Sport nicht nur reines SichBewegen ist, sondern auch Nebenerscheinungen den in soziologischen Betrachtungen des Sports mit einbezogen Beispielsweise werden. war der markante Kleidungsstil der Abbildung 1 Aerobic‐Outfit 1980er Jahre, http://famefit.com/tag/jane‐fonda/, Zugriff am 25.07.2011, 17:22. Aerobic-Gruppen, genauso wie die Art der Bewegungsausführung zur Musik bezeichnend für die Aerobic-Bewegung. Ebenso lässt sich nicht verleugnen, dass mit der steigenden Wertigkeit des menschlichen Körpers in unserer Gesellschaft auch die Nachfrage nach Produkten und Methoden zur Erlangung eines sportlichen Körpers enorm gestiegen ist. Nicht umsonst findet „Schlankmacher-Sportbekleidung“, die durch speziell eingebaute Straffungsbänder die Muskeltätigkeit zusätzlich anregen soll, reißenden Absatz genauso wie spezielle Unterwäsche mit dem gewissen Extra, genannt Shape-Effekt, zur Straffung von unschönen Kurven. Es wird versucht, mit allen Mitteln dem Schönheitsideal zu entsprechen, koste es was es wolle. Ob die Gesundheit nun gefährdet wird oder nicht, ist in den meisten Fällen nicht von Interesse. Genaue Statistiken gibt es nicht, jedoch steht fest, 9 Der sportliche Körper dass jährlich um die 40.000 Österreicherinnen und Österreicher den Gang zum Schönheitschirurgen wagen. Im Nachbarland Deutschland hat die ästhetische Chirurgie Hochkonjunktur. In etwa 800.000 Menschen legen sich jährlich für viel Geld unters Messer. Deutlich zu sehen ist auch, dass der vormals eher von Frauen in Anspruch genommene Wirtschaftszweig heute auch immer mehr Männer anlockt (http://www.portal-der-schoenheit.de/news/aesthetische-chirurgie-inoesterreich.html, Zugriff am 19.07.2011). 10 Der sportliche Körper 3 Forschungsdefizit Wie bereits erwähnt, gibt es zahlreiche Publikationen über Sport in den verschiedensten geschichtlichen Epochen von der Antike bis zum Dritten Reich. Über die Zeit zwischen 1970 und heute gibt es zwar einzelne Werke über bestimmte Bewegungen, aber einen geschichtlichen Abriss und Vergleiche mit anderen Epochen findet man kaum. Ebenso gilt es zu klären, warum genau der Zeitraum ab 1970 bis heute für diese Abhandlung gewählt wurde. Einen weiteren Punkt, den es zu untersuchen gilt, stellen die gesellschaftlichen Veränderungen, die sich im Zuge von Sportbewegungen auftun, dar. Daher werden die Nebeneffekte des Sporttreibens im Bereich Mode, Freizeitverhalten und Wirtschaft beleuchtet. Genauso auffällig ist, dass es in den meisten Abhandlungen keinen direkten Bezug zu Österreich gibt. In dieser Arbeit soll es gelingen, ein klares Lagebild über die Thematik „Körper“, genauer gesagt„sportlicher Körper“ und dessen Wertigkeit in Österreich zu geben. Aufbauend auf das „magische Dreieck“, Medien – Wirtschaft – Sport nach Görner (vgl. Görner 1995), das vielerorts bereits bekannt ist und häufig dazu herangezogen wird, Zusammenhänge zwischen den drei genannten Komponenten herzustellen, muss in dieser Arbeit auch der menschliche Körper in die Überlegungen mit einbezogen, in das bestehende Geflecht integriert und dessen Einflüsse auf Selbigen beleuchtet und herausgearbeitet werden. Ebenso soll auch der Einfluss der Rezipienten auf das oben genannte Gefüge untersucht werden. Mit dieser Arbeit soll es gelingen, einen Einblick in die Thematisierung, die Aspekte und den Stellenwert des menschlichen Körpers im Sport und anderen Lebensbereichen unter besonderer Berücksichtigung Österreichs zu geben. Aufbauend auf der These, dass körperbezogenes Handeln auf gesellschaftliche Strukturen, Werte und Normen Einfluss nimmt, aber auch die Gesellschaft 11 Der sportliche Körper Einfluss auf das Körperbild beziehungsweise sportliches Handeln nimmt, sollen die Aspekte und Einflussfaktoren näher beleuchtet werden. Zusätzlich ist es sehr interessant, die Veränderungen des Sportgeschehens im Laufe der Zeit aufzuzeigen und auch die Gegensätze in Bezug auf die politische und wirtschaftliche Situation zu beleuchten. Was waren die Motive in den jeweiligen Jahrzehnten, die die Menschen dazu veranlassten, Sport zu betreiben? Dieser Frage soll in dieser Arbeit ebenfalls auf den Grund gegangen werden, genauso wie den Veränderungen in der Sportausübung an sich. 12 Der sportliche Körper 4 Zielsetzung der Arbeit Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht der menschliche Körper. Dieser soll aber hier nicht nur als sterbliche Hülle im Gegensatz zum höher gestellten „Geistigen“ gesehen werden. Vielmehr sollen all seine Funktionen, die im Speziellen gesehen den Sport und sportliches Handeln betreffen, aber auch makroskopische Sichtweisen, das gesamt-gesellschaftliche System und seine Wechselbeziehung und Interaktion mit dem menschlichen Körper betrachtet werden. Außerdem ist es ein Ziel dieser Arbeit, einen Überblick über die Veränderungen im Sportgeschehen und über den Stellenwert des menschlichen Körpers von 1970 bis heute zu geben. Fragen bezüglich der Entwicklung des organisierten Sports, über diverse Trends und Sportbewegungen im mitteleuropäischen Raum, Einflüsse und Bewegungen sollen geklärt werden, beispielsweise inwieweit Strömungen aus den Vereinigten Staaten die Welt des Sports, im Besonderen die Bodybuilding-Bewegung in Mitteleuropa, beeinflussten. Die Frage, welche gesellschaftlichen Veränderungen damit einher gingen beziehungsweise welche Aufgaben, Entfaltungsmöglichkeiten und Funktionen dabei dem menschlichen Körper zufielen, soll geklärt werden. Ebenso soll diese Arbeit Aufschluss über die Vielfältigkeit des Sports und dessen Auswirkungen auf verschiedenste Bereiche des gesellschaftlichen Lebens wie Wirtschaft, soziale Gefüge, Handel und vieles mehr geben. Essenziell ist auch die Frage, was den Sport an sich ausmacht. Des Weiteren soll in dieser Arbeit auch die Organisation des Sporttreibens analysiert werden. Zudem soll die Frage geklärt werden, ob und inwiefern es einen Zusammenhang zwischen dem Körperbild oder dem Körper selbst und dem Sport gibt. Interessant zu erfahren wird es auch sein, aus welchem Grund sich die Menschen entschlossen, Sport zu treiben. Ferner werden verschiedene Sportbewegungen wie zum Beispiel die AerobicBewegung oder das Phänomen Bodybuilding analysiert und die damit 13 Der sportliche Körper einhergehenden gesellschaftlichen und soziokulturellen Veränderungen allgemein und den Körper betreffend beleuchtet. Abbildung 2 Modell in Anlehnung an Gugutzer (2006, S.14f.) 14 Der sportliche Körper 5 Methodik Als wissenschaftliche Forschungsmethode kommt bei dieser Arbeit die qualitative Inhaltsanalyse zur Anwendung. Die qualitative Inhaltsanalyse bearbeitet bereits vorliegendes Material wie Texte, Bilder oder Musikdateien mit dem Ziel, Interpretationen auf theoriegeleitetem Wege abzuleiten. Anfangs musste das Textmaterial gesichtet und gefiltert werden. Relevante Informationen wurden behalten, der Rest vorab verworfen. Im Laufe der Arbeit wurde die Richtung des Themas immer klarer und damit auch die Sichtung und Kategorisierung der Literatur. Es wurde versucht, literarische Quellen aus den Jahren 1970 bis heute zu akquirieren und zusätzlich aktuelle Literatur, die die jeweiligen Phasen beleuchtet, heranzuziehen. Im Zuge dieser Arbeit wurde auf Bücher, Zeitschriftenbeiträge und Internetseiten zurückgegriffen. Bezüglich der Quellen aus dem Internet ist zu sagen, dass vor allem Zeitungs- oder Magazinartikel verwendet wurden, die aus den Online-Sparten der jeweiligen Tageszeitungen akquiriert wurden.Ebenso wurde ein Beitrag aus einer Radiosendung als Quelle verwendet. Eine Expertin sprach im Radio über den Stellenwert von Attraktivität und die zunehmende Priorität derselbigen im Vergleich zu den „inneren Werten“. Daten aus Bücher wurden, vor allem wenn es um subjektive Wertungen ging, sehr differenziert betrachtet und weitere Quellen sowie Meinungen zu den betreffenden Stellen eingeholt (siehe z.B. Kapitel Bodybuilding aus der Sicht von Arnold Schwarzenegger). Vor allem die Daten aus Umfragen (siehe Kapitel Sporttreiben und Fitness in Österreich – eine Bestandsaufnahme) unterliegen gewissen Beeinträchtigungen. Durch die Methodik der Befragung mittels Telefon oder Fragebögen, der unterschiedlich formulierten Fragestellungen beziehungsweise der subjektiven Beantwortung der Fragen durch die befragten Personen kann 15 Der sportliche Körper es zur Verzerrung der Ergebnisse kommen. Denn bei offenen Fragen genauso wie bei Fragen, die Mehrfachnennungen verlangten oder zuließen, kann nur bedingt auf Prioritäten geschlossen werden. Eindeutige Prognosen und Trends sind daher schwierig abzugeben. Anspruch dieser Statistiken und Erhebungen soll die Aufbereitung eines Überblickes über die Lage in der jeweiligen Zeit sein. Außerdem stammen einige Statistiken aus Diplomarbeiten, die also nur eine begrenzte Zahl an befragten Personen aufweisen. Dadurch ist es nur schwer möglich, eine für Gesamtösterreich gültige Erhebung durchzuführen und dementsprechende Ergebnisse zu erzielen. Aus diesem Grund wird hier auch ein Überblick über die Statistiken und Resultate gegeben, aber es kann wiederum nicht auf einen gesamtösterreichischen Trend geschlossen werden. Zusätzlich werden Empfehlungen abgegeben, die von beauftragten Expertenteams ausgearbeitet wurden und beispielsweise eine Anleitung zu gesundheitsorientiertem Bewegen geben sollen. Fragestellung Ziel der Arbeit ist es, herauszufinden, inwiefern Medien, gesellschaftliche Systeme und der menschliche Körper interagieren. Dies soll an Hand von Beispielen aus dem Sportgeschehen in Österreich beschrieben werden. Diesbezüglich lassen sich folgende Fragestellungen formulieren: In welcher Weise besteht eine Wechselbeziehung zwischen dem Sport und dem Gesellschaftssystem mit seinen Normen und Wertvorstellungen? Was zeichnet den „sportlichen Körper“ aus beziehungsweise wie kommt das Körperbild des „sportlichen Körpers“ zu Stande? Inwiefern wirken sich sportliche Handlungen auf das Körperbild beziehungsweise auf die Darstellung des Körpers in den Medien aus? Welche Zusammenhänge können zwischen Medien, Sport, Wirtschaft und dem menschlichen Körper erkannt werden? 16 Der sportliche Körper 6 Struktur der Arbeit Begriffserklärungen Sport Haag definiert Sport als eine „zentrale gesellschaftliche Erscheinungsform, die durch vielfältige soziokulturelle Bestimmungsgrößen ihre Ausprägungsform erhält“ (Haag 1991, S.145). Zum Begriff des „Sports“ schreibt Voigt, dass der Ursprung des Wortes „Sport“ aus dem Altlateinischen herzurühren scheint. „Desportare“ hat die Bedeutung „fortbringen“, „wegtragen“ oder „ablenken“. Später wurde das Wort von der englischen Sprache übernommen und etwas anders ausgelegt. „Sport“ bedeutete im anglikanischen Raum „Zeitvertreib“, „Spiel“, „Vergnügen“ oder sogar „Liebhaberei“ (Voigt 1992, S.96). Laut Wuggenig findet sich der Begriff „Sport“ seit Anfang des 20. Jahrhunderts im umgangssprachlichen Gebrauch wieder, was eine eindeutige Definition schwierig gestaltet (Wuggenig 2003, S. 493/494). Sport, wie das Wort im heutigen Sprachgebrauch verwendet wird, kann in verschiedenen Formen betrieben werden, zum Beispiel als Wettkampf-, Spitzen- oder Berufssport in Sportvereinen oder als selbstorganisierter Freizeitoder Breitensport. Kinder und Jugendliche haben im Zuge des Schulfaches Bewegung und Sport die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Andere Formen des Sports, wie zum Beispiel der Alterssport, Militärsport, Behindertensport, Frauensport und Betriebssport, werden im Laufe der Arbeit noch genauer beschrieben. In jüngster Zeit haben Veränderungen im gesellschaftlichen Leben, in der Kommerzialisierung und Technisierung dazu geführt, dass sich neue Arten des Sports entwickelt haben, unter anderemShow-Sport, Medien-Sport, Konsum- und Circus-Sport (Wuggenig 2003, S. 493/494). 17 Der sportliche Körper Körper Bette schreibt, dass der Körper „als ein lebendes biologisches System“ existiert, das nicht einzelnen Sozialsystemen zugeteilt werden kann. Daher gilt nicht: „die Muskeln für den Sport und das Gehirn für die Wissenschaft“ (Bette 2005, S.54/55). Der Begriff „Leib“ oder „Körper“ bezeichnet einen Grundbegriff der Sportanthropologie. Früher wurde der Körper dem Geistig-Seelischen des Menschen gegenübergestellt. In neueren sportanthropologischen Überlegungen stellt man den Körper in einem komplexeren Person-Leib-Welt-Gefüge dar. Der Körper beziehungsweise der Begriff Leib werden oft dual verwendet und meinen Aspekte des menschlichen Daseins. Prägend für die Sportanthropologie ist der Begriff des „Leib-Habens“. Dies bezeichnet die Situation, wo der Mensch Krankheiten, Schmerzen oder Erschöpfung zu spüren bekommt. Der Sport aber zeigt, dass das „Körpererleben“ keineswegs nur negativ besetzt sein muss, sondern auch Befriedigung und Wohlbefinden bringen kann. Der Körper kann laut Bette von zwei Gesichtspunkten aus betrachtet werden. Einerseits kann der Körper an sich, der Leib, Zentrum der Analyse sein, andererseits kann der Körper im Zusammenhang mit einem Bezugssystem wie der Gesellschaft oder anderen Individuen untersucht werden. Dies bedeutet, dass der Körper mit den Werten, dem Geschlecht, dem Alter und der sozialen Schichtung interagiert. Der Körper wird vermehrt auch als Instrument missbraucht, wie dies Massenmedien, die Politik aber auch das Militär zeigen, indem sie dem Leib seine individuell-eigene Funktion entziehen und für ihre Zwecke umfunktionalisieren (Gruppe 2003, S.330/331). 18 Der sportliche Körper Ein medizinisches Lexikon definiert den menschlichen Körper wie folgt: „Der menschliche Körper ist die materielle Komponente des Menschen. Er ist ein aus Zellen zusammengesetztes, organisches Konstrukt, das eine genetisch definierte, vollständige Gestalt besitzt.“ (flexikon.doccheck.com/Menschlicher_Koerper, Zugriff am 02.08.2011, 12:02 Uhr). Durch Krankheit oder zu intensives Training und daraus resultierende Schmerzen wird uns der Körper bewusst gemacht. Durch sportliche Bewegung können wir unseren Körper fit halten. Plessner bezeichnet dies als „Körperhaben“ (Plessner 1970, S.43). Körperkultur Der Begriff der Körperkultur zeigt eine lange Tradition, jedoch hat er sich im Wissenschaftsbereich der Sportwissenschaft nicht durchgesetzt (Horn 2007, S.18). Wedemeyer-Kolwe schreibt, dass sich in Deutschland während der Weimarer Republik aus der Bewegung „Deutsche Leibesübungen“ eine Körperkulturbewegung herausgebildet hat (Wedemeyer-Kolwe 2004, S.12). Im Mittelpunkt einer solchen „Körperkultur“ steht die „Pflege des Körpers“, dem nach Meinung von Kröger genauso viel Beachtung geschenkt werden sollte wie dem Geist (Kröger 1993, S.150). Selbst Pierre de Coubertin setzte sich für eine Akzeptanz und Entwicklung einer Körperkultur ein. Er spricht vom „Streben nach menschlicher Vollendung“ (Coubertin zitiert nach Grupe 1992, S.9). Der Begriff der Körperkultur wurde besonders während der Zeit der sozialistischen Arbeiterbewegung geprägt und ist bis heute im Namen des Nachfolgers der Arbeitersportbewegung, dem ASKÖ (Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur), enthalten. 19 Der sportliche Körper 7 Aspekte des Sports Hessen beschreibt drei Merkmale des „wahren Sportes“, da sich seiner Meinung nach immer mehr „Abarten des Sportes“ entwickelt haben. Ferner beschreibt er drei Kennzeichen des „wahren Sportes“. Erstens steht für ihn außer Frage, dass der Sport „um seiner selbst willen“ betrieben werden muss. Ein zweiter Aspekt ist, dass es Ziel eines jeden Sportlers sein muss, die Technik des jeweiligen Sports nicht nur zu beherrschen, sondern sogar zu vervollkommnen. Der dritte Punkt stellt klar, dass es die Intention jedes Athleten sein sollte, sein Können im „selbstständigen und freien Antreten beim Wettspiel“ unter Beweis zu stellen (Hessen 1908, S.5). Ergänzend hierzu meint Bette, dass der Sport ganz bewusst Spannungserlebnisse erzeugt. Durch die Spannungen erfährt der Sportler im Bezug auf seine „Körperlichkeit“ vermehrt Effekte. Begibt sich ein Athlet in Gefahr oder bewältigt sein Körper gerade noch eine bestimmte, extrem fordernde Bewegungsaufgabe, bringt ihm dies einen Motivationsschub und gleichzeitig Bestätigung (Bette 2005, S.180). Laut Posch wirkt sich Sport positiv auf den Körper beziehungsweise auf das gesamte Wohlbefinden aus. Die körperliche als auch die psychische Befindlichkeit wird genauso wie die Ausdauerleistungsfähigkeit und das Kraftvermögen durch geeignetes Training verbessert. Ebenso können eine Steigerung der Leistungsfähigkeit oder sportliche Erfolge einen Anstieg des Selbstbewusstseins bedeuten und ein Gefühl von „Stärke, Freiheit und Unabhängigkeit“ vermitteln (Posch 2009, S.129). Wetz beschreibt den Sport als „ein autonomes Teilsystem der Moderne mit hohem Stellenwert“, der aufgrund unterschiedlicher Beweggründe betrieben werden kann. Die Motive sind laut oben genanntem Autor breit gestreut. Sie reichen von Siegeslust und Präsentation der eigenen Stärke über das Suchen nach Wohlbefinden und gemeinschaftlicher Aktivität bis hin zum Streben nach einem schönen Körper (Wetz 2007, S.95). 20 Der sportliche Körper Früher wurde der Sport oft als „spielerische Form der Zerstreuung“ oder als Zeitvertreib gesehen, jedoch nicht als Methode zum Verdienst des Lebensunterhalts wie es heute im Spitzen- oder Berufssport der Fall ist (Hahn 1992, S.18/19). Die dualistische Denkweise bezeichnet den Sport als eine „unbedeutende, auf Vergnügen ausgerichtete Freizeitbeschäftigung, die eher den Körper als den Geist beansprucht und keinen wirtschaftlichen Nutzen hat“ (Dunning/Elias 2003, S.17). Auch heute noch gilt, den Sport um seiner selbst willen zu betreiben, doch haben einige Phänomene der heutigen Zeit auf das Sporttreiben der Menschen Einfluss genommen. Hierbei ist zu erkennen, dass der Sport wie von Hessen beschrieben nicht allein um seiner selbst willen betrieben wird, sondern vielmehr die Funktion einnimmt, die körperliche Fitness aufrecht zu erhalten. Für Norbert Elias stellt sich der moderne Sport aufgrund seiner klar vorgegebenen Regeln und Kontrollinstanzen, wie zum Beispiel Schiedsrichtern, dem Fairnessgedanken oder den Spielregeln „als ein spezifisches Element öffentlicher Regulierungsmaßnahmen des fortgeschrittenen bürgerlichen Zivilisationsprozesses“ dar (Elias 1976 zitiert nach Wedemeyer-Kolwe 2010, S.106). Sport ist außerdem von einigen Grundgedanken gekennzeichnet. Dabei wird zwischen körperlichen Gesichtspunkten und der eigentlich sportlichen Verwirklichung unterschieden. „Selbstverwirklichung, Körpererfahrung und Wohlbefinden“ stehen den sportlichen Werten „Fairness, Wettbewerb und Erfolg“ gegenüber (Wetz 2007, S.95f.). Der Körper spielt für sportliche Betätigung eine wichtige Rolle. Jedoch heißt Sport treiben auch physische und psychische Belastungen für denselbigen, da das Streben nach Leistungsmaximierung mit hohen körperlichen Anstrengungen verbunden ist und dem Körper enorm viel abverlangen. Es hat sich jedoch herauskristallisiert, dass sportliche Tätigkeiten weitaus mehr sind als Anstrengung und Schweiß, und auch als kunstvolle Ausführung von 21 Der sportliche Körper Bewegung gesehen werden können. Sprinterin Evelyn Ford sah ihre Sportausübung als „Ausdrucksform, Kunst, vor allem Gefühl, also expressiv und identitätsbezogen und nicht instrumentell“ (Klein 1984, S.16). Charakteristisch für den Sport sind vier konstitutive Elemente. Einerseits ist dies die körperliche Leistung. Damit ist laut Heinemann ein „spezifischer, zielorientierter Umgang mit dem eigenen Körper“ gemeint. Um diese körperliche Leistung zu erbringen, bedarf es bestimmter Fähigkeiten und Fertigkeiten wie Kraft, Ausdauer oder Schnelligkeit. Zweitens ist der Wettkampf kennzeichnend für sportliches Handeln. Leistungsvergleich und das Sich-mit-anderen-Messen spielt im Sport eine wesentliche Rolle. Drittens sind für sportliches Handeln genaue Regeln definiert, die einen geregelten Umgang mit dem Körper vorschreiben. Der letzte Punkt beschreibt die Unproduktivität des Sports, die klarstellt, dass Sport treiben im Gegensatz zu Arbeit nicht darauf abzielt, ein Werk zu schaffen (Heinemann 2006, S.56). Bette schreibt, dass der Sport als System nicht auf die selbe Stufe gestellt werden kann wie Wirtschaft, Politik, Recht oder Wissenschaft als Institutionen, da er scheinbar „keine unverzichtbare Funktion ausübt“. Er stellt weiter fest, dass in unserer Gesellschaft nichts Essenzielles fehlen würde, würde es den Sport nicht geben (Bette 2005, S.174). Um die Charakteristika des Sports beziehungsweise der einzelnen Sportarten besser kategorisieren zu können, wurden von Heinemann fünf Modelle aufgestellt. Diese sind das traditionelle Modell des „englischen Sports“, das professionalisierte Sportmodell, das expressive Sportmodell, das funktionalistische Sportmodell und die traditionelle Spielkultur, die im Anschluss näher erläutert werden. Das traditionelle Modell des „englischen Sports“ berücksichtigt alle vier der oben genannten Charakteristika. Die Olympische Idee mit den Leitbegriffen „citius, altius, fortius“ findet sich im traditionellen Sportmodell wieder (Heinemann 2006, S.57). 22 Der sportliche Körper Das Hauptcharakteristikum des professionalisiertes Sportmodelles ist, dass der Sport von seiner Zweckfreiheit abweicht. Das betrifft den Spitzen- vielmehr aber den Berufssport. Eingebunden sind dabei nicht mehr nur die Athleten alleine, sondern auch Zuschauer, Trainer, Funktionäre und Sponsoren (ebd. S.58). Beim Expressiven Sportmodell steht freudvolles Bewegen und der Erlebnisgedanke im Vordergrund. Heute können sogenannte Trend- und FunSportarten, wie zum Beispiel Slacklinen oder Skateboarden, diesem Modell zugeordnet werden. Die Suche nach Identität und Individualisierung durch den Sport ist kennzeichnend für dieses Modell (ebd. S.58). Der Sport ist beim Funktionalistisches Sportmodell Mittel zum Zweck, also zur Erreichung individueller Ziele eingesetzt. Ausführende erwarten sich vom Sporttreiben bestimmte Effekte wie Gewichtsabnahme oder Zunahme der Muskelmasse, Entspannung und vieles mehr. Gesundheitssport fällt aufgrund seiner meist körperbezogenen Aspekte in diese Kategorie (ebd. S.59). Heinemann bemerkte in den letzten Jahren einen Aufschwung traditioneller Spielkultur. Dazu zählen Spielweisen bzw. -typen, die teilweise schon in Vergessenheit geraten waren und nun wieder aufleben. Zum Beispiel finden sich traditionelle Spielweisen bei Ballsportarten, wie Fußball und viele andere wieder. (ebd. S.60). Je nach Zielsetzung und Intensität der Ausübung können verschiedene Arten des Sports voneinander abgegrenzt werden. Unterschiede zwischen diversen Sportarten mit Hauptaugenmerk auf Leistungssteigerung oder –maximierung wie Leistungs-, Berufs- und Spitzensport im Vergleich zu meist gesundheitsoder Fitnessorientiertem oder aus sozialen Beweggründen ausgeübtem Breiten –und Freizeitsport werden in diesem Kapitel herausgearbeitet. 23 Der sportliche Körper Das Pyramidenmodell des Sports stellt die Arten des Sports in Annäherung an das Sportverständnis der Zeit um 1970 dar. Die Basis bildet der Breiten- und Freizeitsport. Darauf stützt sich der Leistungssport, aus welchem sich wiederum im Laufe der Zeit der Spitzen- Berufssport und auch entwickelt der haben. Abbildung 3 soll diese Auffassung verdeutlichen. Schon in den Jahren späten 1970er wurde das Pyramidensystem immer mehr in Frage gestellt und im Gegensatz dazu Abbildung 3 Pyramidenmodell des Sports In: Scheid/Prohl 2009, S.57. wurde ein „Zweisäulensystem“ erstellt, in dem der Freizeitsport neben dem Hochleistungssport einen gleichberechtigten Platz einnimmt. Diese neue Theorie konnte einerseits bestätigt werden, andererseits kam man aber zu dem Schluss, dass der Sport differenzierter betrachtet werden muss, es also nicht ausreicht, alle Facetten des Sports in zwei Kategorien zu erfassen (Scheid/Prohl 2009, S.57). In „Contra – der Talk“ vom 12. Juli 2011 auf ORF 1 diskutierten der ehemalige Schirennläufer Mathias Lanzinger, der Race-across-America-Sieger Christoph Strasser, Sportmediziner Andreas Dalamassl sowie Ex-Leistungsschwimmerin und Sportpsychologin Judith Draxler über die Ausmaße und Entwicklungen des Sports in den letzten Jahren. Frei nach dem Motto „Schneller, höher, weiter – Wie extrem muss Sport sein“ wurden nicht nur Sportberichterstattungsarten und ihr Hang zur Dramatisierung und Emotionalisierung besprochen, sondern auch die Möglichkeiten des Leistungssportes, Menschen, die wenig bis gar keine körperliche Betätigung ausüben, zum Sport zu animieren. Während Sportmediziner Dalamassl im Extremsport wie beispielsweise dem Race 24 Der sportliche Körper across-America, keinen Anreiz für Sportmuffel sieht, sich mehr dem Sport zuzuwenden und auch den präventiven, gesundheitsorientierten Aspekt des Sports bei Extremsportarten vermisst, meinte Extremradsportler Strasser, dass seine Leistung beim härtesten Radrennen der Welt nicht nur positiv honoriert und geachtet wurde, sondern auch einige Menschen motiviert durch die Leistung des Steirers versuchen wollen, das Radfahren als Sport für sich zu gewinnen. Mathias Lanzinger sprach den Nervenkitzel an, den Sportler beim Ausführen ihrer körperlichen Tätigkeit verspüren und sie zu Höchstleistungen treibt und welcher auch von den Medien in ihren Übertragungen transportiert wird. An Hand dieses aktuellen Beispiels zeigt sich, wie facettenreich Sport sein kann und aus welch unterschiedlichen Motiven und Beweggründen er betrieben wird (Contra – der Talk, Sendung vom 12. Juli 2011, ORF 1, ab 23:20 Uhr). Breitensport Die unterste Ebene des oben gezeigten Pyramidenmodells des Sports zeigt den Breitensport. Dieckert beschreibt, dass sich der Breitensport vor allem dem spielerischen, freudvollen und sportlichen Bewegen der breiten Masse der Bevölkerung widmet. Verbände und Vereine kümmern sich neben dem Leistungs- und Spitzensport auch um diese Sparte. Der Leistungsvergleich darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden und wird im Bereich Freizeitsport auf Amateurebene ausgeführt. Durch dieses Merkmal lässt sich der Breitensport von der Erscheinungsform des Freizeitsports abgrenzen (Dieckert 2003, S.113). In jener Zeit, in der das Körperbewusstsein immer mehr Akzeptanz fand und die Bevölkerung Zeit und Geld investieren konnte, um sich dem Körper zu widmen, fand auch im Bereich des Sporttreibens ein Umdenken statt (Bette 2005, S.49). Der Wettkampfgedanke rückte in den Hintergrund und der Gesundheits- und Fitnessgedanke im Zusammenhang mit Sport und Körper wurde immer bedeutender (Rittner 1983, S.5). 25 Der sportliche Körper Freizeitsport Aufgrund von geregelten Arbeitszeiten haben die Menschen bessere zeitliche Möglichkeiten für ihre Freizeitgestaltung. Ebenso haben sich mit der Zeit immer mehr Alternativen entwickelt, wie die Freizeit gestaltet sein kann (Bökemann 2002, S.110). Der Autor unterscheidet zwischen standortgebundenen und sozial gebundenen Freizeitaktivitäten. Zur ersten Kategorie zählt die Benützung öffentlicher Sportanlagen oder Instrumente sowie Reisen und vieles mehr. Sozial gebundene Freizeitbeschäftigungen sind zum Beispiel solche, die erst durch die Beteiligung Anderer zustande kommen oder die Aktivität jener voraussetzt (ebd. S.111). Ein weiterer Aspekt im Freizeitsport ist, dass Selbstbestimmung und das Fehlen von strengen Regeln genauso kennzeichnend sind, wie die Ablösung des Sporttreibens im Verein hin zu anderen Organisationsformen wie zum Beispiel in Form von Volkshochschulkursen oder Kirchengruppen. Leistungssport Leistungssport, aber auch vermehrt Spitzensport, haben nicht mehr nur das Image der glorreichen Sieger und ehrgeizigen Helden. Nur mehr alte Meinungen nennen den Leistungssport „als Paradebeispiel für Einsatzfreude, Selbstdisziplin und eine allgemeine Einstellung zum Leben“ (Bette 2005, S.168). Vielmehr kommt heute vor allem unter Kritikern die Meinung auf, dass Leistungssport eher die Gefahr einer gewissen Feindlichkeit dem Körper gegenüber darstellt, da die Ansprüche an den Körper zur Steigerung der physischen und auch psychischen Leistungsfähigkeit enorm und teilweise sogar bedenklich sind (Bette 2005, S.168). Der Spitzen- oder Hochleistungssport sowie der Berufssport sind Teil des Leistungssports, jedoch mit einigen besonderen charakteristischen Merkmalen. Dies wird im folgenden Kapitel näher beleuchtet. 26 Der sportliche Körper Spitzen- oder Hochleistungssport Emrich erklärt, dass im Spitzensport die Athleten all ihre Lebensbereiche dem Sport unterordnen. Spitzensportler stellen die Elite des Leistungssports dar und sind vornehmlich in den A-, B- und C-Kadern der jeweiligen Sportart zu finden. Spitzensportler sind aufgrund ihrer Leistungen Repräsentanten ihres Landes und kommen durch ihre Erfolge in den Genuss von staatlichen und regionalen Förderungen, außerdem treffen sie meist auf ausgezeichnete Trainingsbedingungen. Da der Berufssport genau wie der Spitzensport eine Sparte des Leistungssports ist, sind dessen Kennzeichen sehr ähnlich dem oben Genannten (Emrich 2003, S.491). Im Bereich des Spitzensports, bei dem die Ermöglichung des Trainingsalltags aufgrund von anfallenden Kosten für Reisen, Wettkämpfe etc. vor allem von Sponsoren und Unterstützer abhängig ist, ist es meist Aufgabe des Sportlers diese zu akquirieren. Durch die massenmediale Vermarktung von Sportereignissen ist es nicht nur mehr Aufgabe des Sportlers, Leistungen zu erbringen und sich zu verbessern, sondern er muss auch versuchen sich bestmöglich zu präsentieren, ein bestimmtes positives Image auszustrahlen und „medientauglich“ zu werden (Bertling 2009, S.78). In den letzten Jahren hat sich der Sport von seinem zweckfreien Image weitgehend gelöst. Aufgrund des Drucks getragen von gesellschaftlichen Veränderungen liegt vor allem im Spitzensport das Hauptaugenmerk auf der Leistungssteigerung. Die Mittel, welche zur Erreichung des Ziels eingesetzt werden, haben sich weit von gesellschaftlich anerkannten Normen und Werten entfernt (Bette 2005, S.165). 27 Der sportliche Körper Vom sportwissenschaftlichen Blickwinkel gesehen wird Berufssport wie folgt definiert: „Berufsport ist die organisierte, aktive Betätigung in einer Sportart vorwiegend zum Zwecke der Existenzsicherung“ (Haag 2003, S.75). Den Berufssport kennzeichnet nicht nur die sportliche Aktivität. Den Sportlern muss es auch gelingen, die damit verbunden Aufgaben, wie Pressetermine, Sponsorenmeetings und viele mehr, zu vereinbaren. 28 Der sportliche Körper 8 Soziologie des Sports 8.1 Zugänge zur Sportsoziologie – eine empirische Wissenschaft Schon im 19. Jahrhundert widmeten sich Soziologen in ihren Abhandlungen dem Thema Sport. Damals wurden Beiträge über die Geschichte des Sports, der Sport im Verständnis unterschiedlicher Kulturen, die Zusammenhänge zwischen Sport und Religion verfasst. Beiträge aus anderen Wissenschaften trugen maßgeblich zur Entwicklung und Veränderung der Sportsoziologie bei (Voigt 1992, S.75). Voigt erklärt des Weiteren, dass sich die Sportsoziologie als empirische Wissenschaft versteht, welche die Erforschung sozialen Verhaltens und sozialer Strukturen im Sport zum Thema hat (Voigt 1992, S.65). Schon 1921 beschrieb Heinz Risse die Sportsoziologie als „die Lehre von der gesellschaftenden Wirkung des Sports“. Er erklärt, dass dabei nicht nur das Sporttreiben an sich analysiert wird, sondern auch die Rahmenbedingungen, unter denen Interaktion zwischen Menschen durch beziehungsweise mit dem Sport stattfindet. Den Beziehungen zwischen den Akteuren wird genauso viel Bedeutung beigemessen wie dem sozialen Gefüge, welches gemeinsames Sporttreiben erst ermöglicht (Risse 1921, S.6). Die Soziologie des Sports ist eine noch sehr junge Wissenschaft, die sich aufgrund von wachsendem Interesse im Sportbereich und der großen sozialen Bedeutung des Sports aus der bereits etablierten allgemeinen Soziologie entwickelt hat. Neben dem Erlangen neuer wissenschaftlich relevanter Erkenntnisse ist im Sportbereich die Erforschung und anschließende Bereitstellung von praxisrelevanten Ergebnissen Ziel ihrer Arbeit. Wichtig zu deklarieren ist ferner, dass es nicht Aufgabe der Sportsoziologie ist, Handlungsanweisungen zu geben (Voigt 1992, S.68). Zu Zeiten des geteilten Deutschlands wurde die Sportsoziologie von einem anderen Gesichtspunkt beleuchtet. Es gab Untersuchungen zu Unterschieden 29 Der sportliche Körper in der Partizipation am Sport der jeweiligen sozialen Schichten (Perleberg 1955, zitiert nach Voigt 1992, S.78). Dunning glaubt, dass dem Sport als Teilbereich der empirischen Wissenschaft Soziologie deswegen kein Platz geschenkt wurde, da er auf Basis der dualistischen Denkweise, wie „gut“ und „böse“, „arm“ und „reich“, immer eher der negativen Seite in seinen Eigenschaften zugeordnet werden kann. Der oben genannte Autor bringt dazu die Vergleiche „Arbeit“ und „Freizeit“ sowie „Ernst“ und „Vergnügen“ (Dunning/Elias 2003, S.16). Ein weiterer Punkt, der ein vermehrtes Interesse der Soziologie am Sport rechtfertigt, ist die Tatsache, dass im Zuge von vermehrt sitzenden Tätigkeiten im Berufsleben sowie der Bewegungsarmut im Alltag der Sport als Freizeitbeschäftigung oder als Ausgleich immer wichtiger wird. Sabine Meck führte 1999 eine Studie durch, in der sie die Arbeitseinstellung im Beruf zur Einstellung zum Sport in Beziehung setzte. Ergebnis dieser Forschung war, dass die Art der Beschäftigung ausschlaggebend sei, in welchem Ausmaß Sport betrieben wird und welche Bedeutung dieser in der Freizeitgestaltung einnimmt. Die Motive für sportliches Handeln sind je nach Position im Unternehmen unterschiedlich (Meck 1999, S.290f.). Dazu meint Klein, dass es zu einer zunehmenden Verlagerung des Interesses am Körper beziehungsweise des Körperbewusstseins und des sportlichen Handelns gekommen sei. Sie meint, dass „der Körper der Arbeit“ von einem „Körper der Freizeit“ abgelöst wurde beziehungsweise, dass die Körperlichkeit vermehrt in der Freizeit sichtbar wird, während wie oben bereits erwähnt das Berufsleben meist wenig bis gar keine körperliche Aktivität fordert (Klein 2000, S.41). Sport lässt sich, laut Voigt, soziologisch betrachtet, in fünf Bereiche aufgliedern und untersuchen: Zum einen kann der Sport unter dem Gesichtspunkt soziales Handlungsfeld untersucht werden. Dabei werden die Arten des Sports beziehungsweise die dabei handelnden Personen beurteilt. Zweitens kann der Sport als soziale 30 Der sportliche Körper Institution gesehen werden. Es werden Rahmenbedingungen aufgezeigt, unter denen Sport zu treiben ermöglicht wird. Die Bearbeitung von sozialen Funktionen und sozialen Auswirkungen des Sports auf die Gesellschaft beziehungsweise auf den Einzelnen sind unter dem Gesichtspunkt Wirkfaktoren auf den Sport zusammengefasst. Ferner können sich soziologische Untersuchungen dem Thema Entstehung und weitere Entwicklung des Sports widmen. Sport kann ebenso unter dem Gesichtspunkt des passiven Sportkonsums untersucht werden. Dies bezeichnet den rezeptiven Sport, bei dem die Beschäftigung mit visuellen, auditiven und gelesenen Sportsachverhalten geschieht (Voigt 1992, S.67). Heinemann merkt zu diesem Thema an, dass der Mensch, der im Beruf keine Anerkennung erfährt, oft sportlich sehr aktiv ist, um dort erfolgreich zu sein (Heinemann 2006, S.39). Dunning stellt die gesellschaftliche Bedeutung des Sports in den Fokus seiner Betrachtungen und rechtfertigt somit die soziologische Betrachtung des Sports, indem er aufzeigt, dass der Sport in Industriestaaten ein sehr gefragtes Gesprächsthema quer durch alle gesellschaftlichen Schichten darstellt (Dunning/Elias 2003, S.17). Das Erscheinen von sportsoziologischen Fachzeitschriften wie zum Beispiel „Sport und Gesellschaft: Zeitschrift für Sportsoziologie, Sportphilosophie, Sportökonomie und Sportgeschichte“ 2004 untermauern die Etablierung der Sportsoziologie als eigenständigen Wissenschaftsbereich (Heinemann 2006, S.42f). Laut oben genanntem Autor kann der Sport im Zusammenhang mit sozialen und gesellschaftlichen Konstrukten betrachtet werden. Dabei werden die Abhängigkeiten des sportlichen Handelns von bestehenden Wertesystemen in der Gesellschaft beziehungsweise von handelnden Persönlichkeiten im Bezug auf ihre Umwelt beleuchtet, genauso wie der Stellenwert sportlichen Handelns in den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Kulturkreisen. Des Weiteren kann sich die Wissenschaft eingehend mit dem Thema Sport an sich beschäftigen und seine geregelte Existenz in Verbindung mit organisatorischen 31 Der sportliche Körper und strukturellen Rahmenbedingungen. Normen, welche die sportliche Interaktion zwischen Personen regeln sollen, sind genauso in dieses soziologische Betrachtungsfeld inkludiert wie die Eingliederung in Sportvereine beziehungsweise Sportverbände sowie die Rolle von Gruppenführungspersonen oder Mannschaftskapitänen (Heinemann 2006, S.46f.). Lüschen/Weis erklären, dass es anhand des Sports sehr einfach ist, gesellschaftsbezogene Theorien zu veranschaulichen beziehungsweise zu erklären. Dabei wird überprüft, ob Theorie und methodische Überlegungen übereinstimmen. Der praktische Anwendungsbereich der sportsoziologischen Thesen stellt bei oben genannten Autoren eine zentrale Funktion der Sportsoziologie dar (Lüschen/Weis 1976, S.12f.). Für Rigauer erklärt sich das zunehmende Interesse an soziologischen Betrachtungen des Sports, durch den Einfluss gesellschaftlicher Entwicklungen. Darüber hinaus wird aufgezeigt, dass Sport als Institution nicht nur Einfluss auf das Individuum nimmt, sondern zudem auch Auswirkungen auf das soziale Umfeld hat (Rigauer 1982, S.58f.). Für Grieswelle besteht eine Aufgabe der Sportsoziologie darin „…Bewusstseinszustände, Bedürfnisse, Einstellungen, Motivation, Normen und Werte jener Menschen, die Sport treiben beziehungsweise passiv Sport erleben, zu erkennen, Zusammenhänge und Regelmäßigkeiten festzustellen […] und Ratschläge für die Sportpraxis zu geben“ (Grieswelle 1978, S. 84). Zusätzlich sollen die Auswirkungen des Sporttreibens auf bestehende soziale Systeme sowie auf die Persönlichkeit der Menschen thematisiert werden. Der Sport, wie man ihn heute kennt, hat im Laufe der Zeit verschiedene Entwicklungen durchlaufen. Weiß schreibt, dass die Form und Bedeutung des Sports maßgeblich von der Person, die den Sport betreibt, abhängig ist, aber andererseits auch im Zusammenhang mit dem Umfeld und den Gegebenheiten rund um den Sport stehen. Das Alter, das Geschlecht und die soziale Schicht, welcher der Sportler angehört, sind ebenso ausschlaggebend, wie die 32 Der sportliche Körper Organisation des Sports und dessen Stellenwert in der Gesellschaft. Heute besteht der Sport in vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen und Ausprägungsgraden. Weiß stellt fest, dass sich Werte, die in der Gesellschaft als relevant gelten, auch im Sportgeschehen wiederfinden und umgesetzt werden. Beispiele dafür sind Leistungs- und Wettbewerbsorientierung oder Fairness. Ausgerichtet auf die Zugehörigkeit auf eine bestimmte soziale Schicht kann daraus die Art und Weise, wie Sport betrieben wird, abgeleitet werden. Die Motive, warum Sport betrieben wird, differieren jedoch (Weis 2007, S.9). 33 Der sportliche Körper 9 Soziologie des Körpers 9.1 Geschichtlicher Abriss zur Soziologie des Körpers Im Folgenden sollen Klassiker der Soziologie auf ihre Ausrichtung dem Körperbewusstsein und dem Körper im Allgemeinen gegenüber untersucht werden. Gugutzer beschreibt, dass der Körper in den letzten drei Jahrzehnten eine Aufwertung erlebt habe, aber vor allem im deutschsprachigen Raum immer noch keinen hohen Stellenwert in der Soziologie der Gegenwart einnehme (Gugutzer 2004, S.19f.). Vor allem im angloamerikanischen Raum ist die Körpersoziologie als Teil der Soziologie länger etabliert, da man bereits erkannt hat, dass der Körper sehr eng mit sportlichem Handeln verbunden und dieser für die Ausführungen von Bewegung geradezu erheblich ist (Gugutzer 2006, S.10f.). Geschichtlich gesehen lässt sich erkennen, dass der Körper nicht immer den gleichen Stellenwert hatte, sondern je nach gesellschaftlichen Wertvorstellungen und Systemen tabuisiert oder verherrlicht wurde. Seine Darstellungen reichten von der Idealisierung des Athletenkörpers zur Blütezeit der Griechen, vom Gebrauch des Körpers zum Kampf um das Römische Reich, über die Renaissance, in welcher der Körper wieder in den Fokus des Interesses gelangte. Während des Mittelalters zeigte die Konstitution des Körpers die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht. Große Muskeln wurden mit schwerer körperlicher Arbeit assoziiert, folgernd musste dieser Mann dem einfachen Volk angehören. Während des Nationalsozialismus wurden antike Körperbilder verherrlicht und zum allgemein gültigen Idealbild erklärt. Nach Ende der Kriegszeit wurden alle Körperideale entfernt und verschwanden. Bis Anfang der 1970er-Jahre wurden zaghafte Versuche, ausgehend von der Bodybuilding-Bewegung, unternommen, um den Körper wieder zu thematisieren. Spätestens seit dem Jahr 1977 wurde mit „Pumping Iron“, in der Hauptrolle der Österreicher Arnold Schwarzenegger erfolgreicher Bodybuilder, waren Muskeln und die Präsentation des eigenen Körpers wieder modern. In jüngster Zeit stehen eher Gesundheits- und 34 Der sportliche Körper Fitnessgedanken im Bezug auf das Körperbild im Mittelpunkt des Interesses (Voll 2007, S.57f.). 9.2 Desinteresse am Körper Zwischen dem Ende des 18. und dem Ende des 19. Jahrhunderts war die Zeit von enormen sozialstrukturellen, ökonomischen, technologischen und politischen Veränderungen geprägt. Der menschliche Körper hatte daher im Leben nicht unbedingt Priorität (Gugutzer 2004, S.20). Zu dieser Zeit beschäftigten sich Soziologen weniger mit dem Individuum Mensch, sondern versuchten dessen Rolle im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu sehen und Interaktionen im gesellschaftlichen System darzustellen. Für Shilling ist der menschliche Körper ein vorsoziales, natürliches Phänomen, welches außerhalb der Gesellschaft steht (Shilling 1993, S.25). Gugutzer beschreibt, dass der Mensch an sich, eingebettet in eine für die Zeit von Karl Marx und Max Weber typische ökonomisch-gesellschaftliche Denkweise, als „rational und nutzenorientiert handelnder Akteur“ gesehen wurde (Gugutzer 2004, S.21). Nicht beachtet wurde dabei, dass der Mensch als sozial handelndes Individuum einen Leib oder Körper besitzt und deswegen auch ein körperlich handelndes Individuum ist (Lautmann 2002, S.27). Neben dem Körperlichen existiert auch das Geistige in der dualistischen Sicht des Menschen nach Descartes. Diese Form der „Körperlosigkeit“ des Menschen führte zur Trennung von Körper und Geist, dem sogenannten Dualismus, begründet von René Descartes (Gugutzer 2004, S.21) 35 Der sportliche Körper Turner trennt das Handeln und das Verhalten eines Menschen wie folgt: „Handeln ist ein Tun, mit dem Individuen einen subjektiven Sinn verbinden, während Verhalten das bloße Agieren von Körpern meint.“ (Turner 1996, S.61f.) 9.3 Aufwertung des Körpers In jüngerer Zeit kann ausgehend von den 1960er-Jahren ein zaghaftes Herantasten an das Thema „Körper“ erkannt werden. Von den 1970er-Jahren an bis heute kann von einer immer stärkeren systematischen Thematisierung des Phänomens Leib oder Körper gesprochen werden (Gugutzer 2006, S.12). Die Etablierung der Fachzeitschrift zum Thema, „Body & Society“ im März 1995 kann als ein Meilenstein der Körperthematisierung gesehen werden. Die Aufnahme der Schlagwörter „Körper“, „Körpersoziologie“ oder „Soziologie des Körpers“ in soziologische Lexika und Nachschlagewerke zeugte ebenfalls von vermehrtem Interesse. Kongresse und Veranstaltungen auf internationalem Niveau waren kennzeichnend dafür, dass der Körper in der Soziologie Einzug gehalten hat (ebd. S.12f.). Trotzdem meint Geiger, dass in der heutigen Zeit neben einem Körperboom gleichzeitig auch eine wiederholte Verdrängung des Körpers vonstattengeht. Infrastrukturelle Erscheinungen, wie zum Beispiel das Internet, ermöglichen Kommunikation, Behördengänge, Studium und vieles mehr ohne körperliche Anstrengung, sogar ohne physisch anwesend sein zu müssen, zu absolvieren (Geiger 1999, S.13). Aufgrund dessen, dass, solange unser Körper funktioniert, der Großteil der Bevölkerung keine Veranlassung sieht, sich des Körpers bewusst zu werden, beziehungsweise auf dessen Signale zu hören, bemerken viele Menschen erst sehr spät, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmt. Genau zu dieser Aussage nimmt Bette Stellung und meint, dass man diesbezüglich sogar von einer „Vernachlässigung des Körpers“ sprechen kann. Dies führt dazu, dass der Körper erst erfahren wird, wenn er schmerzt oder nicht fähig ist, die an ihn 36 Der sportliche Körper gestellten Aufgaben zu erfüllen. Er spricht dabei vom so genannten „Schmerzkörper“ (Bette 1999, S.122). Die Fortschritte im Bereich der Reproduktions- und Biotechnologie haben dazu geführt, dass der menschliche Körper einerseits verdrängt und durch Maschinen ersetzbar erscheint, aber gleichzeitig in den Mittelpunkt der Betrachtungen gerückt wird. Künstliche Befruchtung, Klonen, Doping etc. sind Eingriffe des Menschen in natürliche Vorgänge und vor allem gegen das bestehende Regelwerk. Eine gewisse Form der Technisierung des Körpers kann nicht mehr geleugnet werden. Fraglich ist, inwieweit sowohl juristisch, philosophisch, oder vielmehr ethisch gesehen eine „Manipulierbarkeit“ des Körpers vertretbar ist (Gugutzer 2004, S.39). Allgemein kann festgehalten werden, dass der Körper eine „unerlässliche Sicherheitsbasis“ für alle Bereiche des Lebens ist. Gesellschaftliche Gebiete wie Politik, Wirtschaft, aber auch Wissenschaft, Familie und Kultur können sich nicht ganz vom Körper loslösen, wie das in der Phase der Verleugnung und Distanzierung vom Körper versucht wurde. Dem Sport kann es aber am wenigsten gelingen, sich vom Körperlichen zu lösen, da der Körper bei sportlicher Betätigung nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern auch aufgrund seiner Zusammensetzung und seiner Optik ehens im Mittelpunkt steht (Bette 2005, S.31). Aussagen über den Begriff Körper gestalten sich als schwierig. Meist gelingt es nur, Erklärungsversuche des Gesamtsystems vorzubringen, Differenzen wahrzunehmen und Informationen zu filtern (Bette 2005, S.55). Laut Gugutzer kann nicht von einer Soziologie DES Körpers gesprochen werden, sondern von einer Soziologie DER Körper. Damit ist gemeint, dass verschiedene Aspekte und Ausprägungen der Körperlichkeit und des menschlichen Körpers differenziert betrachtet werden können (Gugutzer 2006, S.13). 37 Der sportliche Körper 10 Beziehung von Körper und Gesellschaft 10.1 Körper als Produkt der Gesellschaft Abbildung 4 Körper als Gegenstand der Soziologie, Gugutzer 2006, S.13f. Um eine Kategorisierung vorzunehmen, kann zwischen zwei Teilbereichen unterschieden werden, wobei bei soziologischen Betrachtungsweisen der Körper ganzheitlich betrachtet wird, somit werden also beide Dimensionen des Körpers beleuchtet. In den ersten Bereich fallen all jene Arbeiten, die den menschlichen Körper als Produkt der Gesellschaft auffassen. Diese Dimension der Körperlichkeit befasst sich mit den Themen „Körperformung, Körperdiskurs, Körperumwelt, Körperrepräsentation und Leiberfahrung“ (ebd. S.13). 38 Der sportliche Körper Abbildung 5 Körper als Produkt der Gesellschaft, Gugutzer 2006, S.17. In der oben abgebildeten Grafik werden die verschiedenen Aspekte des Körpers mit seinen Funktionen oder Veränderungs- und Entfaltungsmöglichkeiten unter dem Einfluss des gesamtgesellschaftlichen Systems mit seinen Werten und Normen erkennbar. Auf die einzelnen Punkte wird im folgenden Bezug genommen. Körperformung Diese Dimension bezeichnet den Körper in seiner Rolle innerhalb der Gesellschaft, gleichzeitig ist dieser „Objekt institutioneller Ordnungen und Technologien“ (Gugutzer 2006, S.13). Hierbei werden die Auswirkungen gesellschaftlicher Normen Gegebenheiten auf und den Werte sowie menschlichen allgemeiner Körper alltäglicher erörtert. Als Hauptforschungsfrage definiert Gugutzer „Wie wirkt die Gesellschaft auf den menschlichen Körper?“ (ebd. S.14). Ganz allgemein gilt es zu erläutern, welche für die Menschen alltäglichen Rahmenbedingungen oft auch unbewusst auf den Körper einwirken. Ein mächtiger Einflussfaktor sind die Medien. Diese wirken meinungsbildend und aufgrund ihrer großen Verbreitung sind sie omnipräsent. Zu jedem Thema wird Information geboten, meist inklusive Tipps und Ratschläge. Besonders im 39 Der sportliche Körper Bereich des Körpers, in welchem doch in den letzten Jahren eine zunehmende Sensibilisierung und Bewusstmachung stattgefunden hat, gibt es vermehrt Rede- und Informationsbedarf. Jeder, der dem Idealbild entsprechen möchte, muss über die neuesten Trends und Tricks zur Verschönerung des eigenen Körpers oder zur Verbesserung des Gesundheitszustandes Bescheid wissen. Körperdiskurse Im Gegensatz zur Thematik der Körperformung steht bei den Körperdiskursen nicht der Körper an sich im Mittelpunkt, sondern Betrachtungsweisen des Körpers innerhalb von Systemen. Körperthematiken werden je nach Wissensstand eingeordnet und untersucht. Es werden Normen aufgestellt, welche Arten der Körperlichkeit wünschenswert oder normal sind und welche nicht (ebd. S.14). Die Forschungsfrage „Wie wird der Körper diskursiv hervorgebracht?“ bezieht sich auf die Konstruktion von Körperbildern, die entweder werden zur Norm oder keine Beachtung finden (Gugutzer 2006, S.15). Abbildung 6 Vorher‐Nachher‐Bild, Antifaltenpflegeprodukt aus der Werbung, http://hairstyles‐ clips.blogspot.com/2010/08/best‐anti‐aging‐wrinkle‐ cream.html Wiederum sind es die Medien, die Illusionen darstellen und irreale Wirklichkeiten suggerieren und somit, wie oben bereits erwähnt, ein System entwickelt, dem es scheinbar erlaubt ist zu bestimmen, welche Ideale als „positiv“ und „normal“ erklärt und andere wiederum als „fehlerhaft“ und „anormal“ abgetan werden. Das oben gezeigte Bild verdeutlicht den 40 Der sportliche Körper gewünschten Effekt der Benutzung einer Anti-Faltenpflegecreme. Viele, vor allem weibliche Personen, erhoffen sich von solchen Produkten ein jüngeres, glatteres Hautbild nach der Anwendung. Da in unserer Gesellschaft Werte, wie Jugendlichkeit, Dynamik und Frische, eine enorme Bedeutung beigemessen werden, greifen immer mehr Menschen zu jenen Produkten, obgleich deren positive Wirkung wissenschaftlich meist nicht bewiesen ist. Abbildung 7 Reetone‐Werbung für spezielles Schuhwerk von Reebok, http://www.nextnewfashion.net/reebok‐easy‐tone‐reetone‐ad‐campaign/ Im vorangegangenen Bild ist eine Werbekampagne für einen körperformenden Schuh abgebildet, der im Alltag den Körper durch seine instabile Sohle zu mehr Muskeltätigkeit anregen soll. Das Ausgleichen dieser Instabilitäten soll zu vermehrtem Muskeleinsatz und damit zur Straffung bestimmter Körperregionen führen. Ob das Tragen dieses Schuhs zur dauerhaften Verbesserung der körperlichen Erscheinung hinsichtlich Muskeldefiniton und Sportlichkeit des Trägers beitragen kann, ist fraglich. Die Werbung setzt einen durchtrainierten Körper medienwirksam ein, um den Konsumenten ein Idealbild vorzugeben und ihnen vorzumachen, dass durch das Tragen dieser Wunderschuhe Erfolge am Körperbild erzielt werden können. 41 Der sportliche Körper Körperumwelten Der Begriff Körperumwelten bezeichnet die Tatsache, dass der menschliche Körper für eine Gesellschaft erst durch seine Thematisierung, zum Beispiel von bestimmten Körperpraktiken, relevant wird. „Wie wird der Körper kommuniziert?“, so definiert Gugutzer die Forschungsfrage zum Aspekt des menschlichen Körpers in Wechselbeziehung mit dem gesamtgesellschaftlichen System (ebd. S.14). Bette meint dazu, dass der Körper erst durch die spezifische Funktionszuschreibung in ein Konstrukt zum Thema werden kann (Bette 2005, S.50). Besonders durch die Medien werden Praktiken und gesundheitserhaltende oder –verbessernde Tipps verraten, für welche die Menschen in der heutigen Zeit sehr empfänglich sind. Aufgrund dessen, dass der Mensch mehr Freizeit zur Verfügung hat und die Beschäftigung mit existenzbedrohenden Situationen nicht alltäglich ist, kann sich jeder vermehrt auf sich selbst konzentrieren und dabei spielt der menschliche Körper eine wesentliche Rolle. Körperrepräsentation Körperrepräsentation meint laut Gugutzer, dass durch den Körper Rückschlüsse auf soziale Schicht und Herkunft gezogen werden können. „Was symbolisiert der Körper?“ ist bezeichnend für die Betrachtung des menschlichen Körpers im Bezug auf Körperrepräsentation. Fragen nach der Bedeutung der körperlichen Erscheinung für die Identität der betreffenden Person sowie nach deren Körpergefühl oder, viel weiter gegriffen, nach ihrem Selbstwertgefühl. Dies lässt den schlussfolgern, dass der Körper nicht nur nach außen getragene Gefühle deutlich macht, sondern auch ganz allgemein betrachtet als „Träger von Zeichen und Zuschreibungen“ fungiert (Gugutzer 2006, S.15). 42 Der sportliche Körper Dies zeigt sich zum Beispiel in der Werbung. Gestählte, durchtrainierte, muskulöse Körper gelten in unserer Zeit als ästhetisch. Durch Leistungssport trainierte und damit „sportliche Körper“ dienen oft als Vorbild für Männer, dem es sich anzunähern gilt. Sportler scheinen meist mit enormen Selbstvertrauen gesegnet zu sein, es wird angenommen, dass ein „sportlicher Körper“ Selbstvertrauen schaffen kann. Beweis dafür, dass sportliche Körper besser ankommen als untrainierte undefinierte Körper ist auch, dass auf der Liste der „Sexiest Men alive“ – Kandidaten, die jährlich vom amerikanischen People’s Magazine veröffentlicht wird, nur Kandidaten zu finden sind, die einen „sportlichen Körper“ haben und wahrscheinlich gerade deswegen so gut gefallen (http://www.people.com/people/package/gallery/0,,20315920_20442748_20877 860,00.html, Zugriff am 19.07.2011). 43 Der sportliche Körper Abbildung 8 Cristiano Ronaldo, Model für Emporio Armani, http://www.stylelist.com/2010/01/14/cristiano‐ ronaldo‐six‐pack‐emporio‐armani‐underwear‐jeans‐ad‐campaign/ Werbeträger werden bekanntlich nach bestimmten Eigenschaften ausgewählt, um das Image eines Produktes noch besser zu präsentieren. Niemand möchte einen wabbeligen Bierbauch im Fernsehen oder auf Transparenten sehen. Ein sportlicher Körper strahlt Selbstvertrauen, Körperbeherrschung, Ästhetik und Sportlichkeit aus. Dies alles sind Eigenschaften, die in der westlichen Gesellschaft als positiv und erstrebenswert gelten, denn sonst würden diese Bilder nicht für Werbezwecke verwendet werden. Links abgebildet ein wenig bis gar nicht trainierter, etwas aus der Form geratener Körper. Eigenschaften wie Trägheit, wenig Elan, Gemütlichkeit und wenig Abbildung 9 Bierbauch, http://www.bier.de/bier‐wissen/bier‐ unter‐der‐lupe/physiologisch.php 44 Der sportliche Körper Selbstdisziplin haften dem Abbild links an. Das sind alles Eigenschaften, die in der derzeitigen Gesellschaft wenig anerkannt sind und meist keinen Gefallen finden. Leiberfahrungen Hierbei steht nicht der Körper in Bezug auf ein gesellschaftliches System im Mittelpunkt, vielmehr steht hier die Selbstwahrnehmung im Zentrum der Betrachtung, der „lived body“, zu Deutsch, der Leib. Kritik an dieser Dimension wird aufgrund dessen geübt, dass eine sprachliche, inhaltliche Differenzierung des Leib-Begriffs zum Körper-Begriff nur schwer möglich ist (Turner 1996, Crossley 1995, Williams/Benderlow 1998 zitiert nach Gugutzer 2006). Jedoch kann man anhand von Beispielen den Körper als Ort von Leiberfahrungen deutlich machen. Schmerz kann zum Beispiel am Körper deutlich sichtbar gemacht werden. Verzerrte Gesichtszüge oder eine Zusammenkrümmung des Körpers zeugen von Schmerzen oder Unwohlsein, woraus geschlossen werden kann, dass uns der Körper durch Empfindungen wie Schmerz, Krankheit oder sonstigen Dysfunktionen oder Störungen bewusst wird. Als Leitfaden durch diesen Aspekt der Körperlichkeit im Kontext mit gesellschaftlichen Systemen gilt: „Wie der wird Körper gespürt?“ Abbildung 10 Hot Stone Massage, http://www.holidaycheck.de/hotel‐ Urlaubsbilder_Hotel+Bayern+Vital‐ch_ub‐ hid_123253.html?action=detail&mediaId=1157523605 (Gugutzer 2006, S.16). 45 Der sportliche Körper In den letzten Jahren wurden immer mehr Methoden und Institutionen gegründet und entwickelt, die sich auf die Bewusstmachung des eigenen Körpers spezialisiert haben. Nicht nur beim sportlichen Einsatz des menschlichen Körpers kann sich die Existenz dessen bemerkbar machen, auch Massagen, Bäder und sonstige Körperanwendungen, die unter dem Begriff Wellness zusammengefasst werden, können ein neues Körpergefühl vermitteln. 10.2 Körper als Produzent von Gesellschaft Im Rahmen des zweiten Teilbereichs wird der Körper als Produzent der Gesellschaft ausgelegt. Diese sind Körperroutinen, Körperinszenierungen und Körpereigensinn. Neben dem Aspekt, dass der Körper durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geformt und in seiner Wertigkeit neu definiert wird, nimmt auch der Körper selbst Einfluss auf das gesellschaftliche System. Zum Beispiel bringt der „sportliche Körper“ Regeln und Werte aus dem Sportgeschehen mit ein und verändert somit das Gesellschaftssystem an sich. Abbildung 11 Aspekte des Körpers in Anlehnung an Gugutzer 2006, S.20. 46 Der sportliche Körper Körperroutinen Giddens erklärt, dass der Großteil aller sozialen Handlungen Körperroutinen sind. Er geht der Frage nach, wie der menschliche Körper es gewohnt ist zu handeln und wie durch diese Handlungen soziale Ordnungen abgeleitet werden (Giddens 1992, S.116f.). Körperinszenierungen Diese Dimension soll darstellen wie Einzelne oder Gruppen sich über ihren Körper nach ihrem freien Willen in Szene setzen beziehungsweise sich präsentieren soziologische (Goffmann 1983, Untersuchungen S.25). ist Von dabei besonderem nicht die Interesse für Repräsentation gesellschaftlicher Strukturen durch Selbstdarstellung, sondern die Frage, wie durch körperliches Handeln eine soziale Wirklichkeit hergestellt werden kann (Gugutzer 2006, S.18). Körpereigensinn In Bezug auf die Dimension Körpereigensinn steht der Körper als „Subjekt sozialer Handlungen“ im Vordergrund. Der menschliche Körper kann nach Jäger erst dann als Handlungssubjekt gesehen werden, sobald er eigenwillig agiert und sein Handeln Sinn ergibt (Jäger 2004, S.54f.). Es wird sichtbar, dass der Körper sehr wohl widerspenstig und manchmal schwer zu kontrollieren sein kann (ebd. S.19). Bette erklärt die Wechselwirkung zwischen Körper und Gesellschaft mithilfe von „Körperspuren“. Er meint dabei, dass „am Körper Spuren durch die Gesellschaft“ entstehen. Veränderungen in gesellschaftlicher Hinsicht wie spezifische Ernährungsvorschriften, Sexualpraktiken und vieles mehr beeinflussen unbewusst die Körperlichkeit. Der Körper beeinflusst jedoch auch die Gesellschaft und wird mit Themen wie Fitness, Gesundheit, Schlankheit und Sport in Verbindung gebracht, über die 47 Der sportliche Körper Medien präsentiert und übernimmt so zwangsläufig einen Platz in der Gesellschaft (Bette 2005, S.16). 48 Der sportliche Körper 11 Aspekte der Körperlichkeit 11.1 Entkörperlichung Bette spricht von einer gleichzeitig vollzogenen Verdrängung und einer Wertsteigerung des menschlichen Körpers. Aufgrund der unterschiedlichen gesellschaftlichen Veränderungen, herbeigeführt durch den Modernisierungsprozess, durchlebten auch die Sicht und die Wertigkeit des Körpers Auf- und Abschwünge (Bette 2005, S.13). Abbildung 12 Entkörperlichung und Wiederentdeckung, Heinemann 2006, S.89 Heinemann (2006, S.89) beschreibt den Sachverhalt der Entkörperlichung in dem Sinn, als dass die Identität und der soziale Rang eines Menschen sowie seine Position innerhalb der Gesellschaft unabhängig von seinen körperlichen Eigenschaften und seinem Erscheinungsbild gesehen werden, beziehungsweise Intelligenz und Charakter als wichtiger erachtet werden. Gleichzeitig bedeutet Entkörperlichung, dass expressives Körperverhalten wie 49 Der sportliche Körper Weinen oder Lachen, aber gleichzeitig auch die Kontrolle von Triebstrukturen vermehrt auftritt. Norbert Elias (1976, S.280) schreibt, dass die Limitation der Affektstrukturen der Menschen nicht so weit fortgeschritten ist, dass sie komplett ausgeschaltet, sondern lediglich in dem Maße eingeschränkt werden, wie es im jeweiligen gesellschaftlichen System gebilligt wird. Natürlich differieren diese Grenzen der Körperkontrolle abhängig von Kulturkreis und Gesellschaftssystem mehr oder weniger deutlich. Elias hat in einer wissenschaftlichen Untersuchung über den Prozess der Zivilisation bewiesen, dass eine Dämpfung der Triebstruktur, genauso wie eine Zunahme der Kontrolle über den Körper und die Disziplinierung des Körpers sowie das Anheben von Scham- und Peinlichkeitsschwellen kennzeichnend für die Entkörperlichung sind (Elias 1975, S.94f.). Elias macht deutlich, dass von der Gesellschaft immer mehr Strukturen aufgebaut werden, um zu verhindern, dass Spannungen nicht durch eskalierende Gewaltakte oder durch öffentlich zur Schau gestellter Kämpfe Luft gemacht wird, wie dies zum Beispiel im Mittelalter der Fall war. In vorindustriellen Gesellschaften war körperliche Tüchtig- oder Geschicklichkeit im Vergleich zu heute von viel größerer Bedeutung für die Identitätsfindung im personalen und gesellschaftlichen Kontext (ebd. S.93). Es ist auch nur wenig überraschend, dass in der heutigen Zeit durch verstärkten Medieneinsatz, wie Telefon oder Fernsehen, die Verwendung des Körpers als Kommunikations- und Ausdruckmittel immer mehr abnimmt (Bette 2005, S.28). Nicht nur im Sport war es wichtig, erfolgreich zu sein, man konnte auch kriegerische Auseinandersetzungen nur mit der nötigen körperlichen Konstitution für sich entscheiden, welche wiederum politische Einflussnahme ermöglichte. Wer seine überlegene Körperlichkeit einzusetzen wusste, konnte Macht über die Anderen ausüben (ebd. S.26). 50 Der sportliche Körper In frühen Hochkulturen war es unmöglich mit einer Körperbehinderung eine Macht- oder Führungsposition einnehmen und ausüben zu können (Elias 1975, S.94). Darüber hinaus wird die Distanzierung zum Körper im Alltag sichtbar. Bette führt ein Beispiel an, in dem er veranschaulicht, dass der Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer im 19. Jahrhundert bei üblichen Märkten noch von „körperlicher Ausdruckskraft“ gekennzeichnet war. In den heute gängigen Einkaufszentren gehe es um die schnelle Abwicklung eines Geschäfts - meist ohne wirklichen Kundenkontakt (Bette 2005, S.26). Fest steht, dass der Körper, sobald er durch die Bereiche Wissenschaft, Sport, Politik oder Wirtschaft betrachtet wird, sich den dort vorherrschenden Gesetzmäßigkeiten unterwerfen muss, wenn er Thema bleiben will. Zwangsläufig kommt es „in komplexen Gesellschaften zu dem Problem einer differenziellen, nämlich funktionsspezifischen Instrumentalisierung des Körpers“ (Bette 2005, S.57). Im Zuge der Entkörperlichung ist auch zwangsläufig von einer in den Vordergrund gerückten Instrumentalisierung des Körpers die Rede. Dieser wird als Objekt oder als Instrument zum Beispiel zur Verbesserung der körperlichen Leistung herangezogen. Dadurch kommt es zu einer Verschmelzung der beiden Begriffe „Körper sein“ und „Körper haben“. Ursache dafür ist die Schwierigkeit bei begrifflicher Abgrenzung und die nicht sehr eindeutige Bedeutungsdefinition des menschlichen Körpers (Heinemann 2006, S.91). Plessner erklärt dies am Beispiel des sportlichen Handelns und merkt an, dass im Sport die Disziplinierung des Körpers notwendig sei, um willkürliche subjektive Ziele zu erreichen, die dem Körper als Sollwerte vorgegeben werden. Für ihn steht fest, dass das erfolgreiche oder weniger zielführende, individuelle Umsetzen dieser Werte auf den Körper, den Sieger vom Verlierer unterscheidet (Plessner 1970, S.43). 51 Der sportliche Körper Beispielsweise in der Analyse des englischen Sports kann von einer Instrumentalisierung und einer vollständigen Unterwerfung des Körpers dem eigenen Willen gesprochen werden. Auf oben genannter These basierend leitet Bette ab, dass der Körper ein sehr einfach erfahrbares Medium sei (Bette 2005, S.38). Beim Sport spüre man die Anwesenheit des Körpers sofort. Schweißperlen, das Ansteigen der Herzfrequenz, Übersäuerung und vieles mehr vergegenwärtigen den eigenen Körper. Waddington beschreibt, dass die vollkommene Kontrolle des Körpers beim Sport auch das Risiko birgt, ihn zu zerstören. Sichtbar wird dies am Beispiel von Sportverletzungen. Im Leistungs- oder Spitzensport kommt es durch zu intensives Training, zu geringe Regenerationszeiten und zu vielen Wettkämpfen zu einer „Überforderung der Natur“. Spitzensportler können es sich nicht leisten lange zu pausieren und darum kommt es häufig vor, dass Wettkämpfe trotz Verletzungen oder Krankheiten bestritten werden. Chronische Schäden am eigenen Körper sind dadurch oft eine logische Folge (Waddington 2005 zitiert nach Heinemann 2006, S.94). Sport wird über den Körper präsentiert und stellt eine Bewertung der körperlichen Stärke dar. Nicht selten kommt es zu einer Verherrlichung und Erotisierung des menschlichen Körpers, vor allem wenn dies in der jeweiligen Sportart im Mittelpunkt steht, sich in ästhetischer Art und Weise zu präsentieren und die Darstellung des eigenen Körpers leistungsbestimmend ist. Der Körper des Athleten wird zu Höchstleistungen getrimmt, um ihn dann entsprechend zu vermarkten. Vor allem im Hochleistungssport geht dadurch die Selbstbestimmung des Sportlers über den eigenen Körper zur Gänze verloren, wenn Entscheidungen, die ihn selbst betreffen, von anderen getroffen werden (vgl. Kidd/Donelly 2000, In: Heinemann 2006, S.95). 11.2 Das neu erwachte Interesse am Körper Ein rasanter Aufschwung für die Bedeutung des Körpers war ab den 1960erJahren durch die immer häufiger auftretenden Ökologie- und 52 Der sportliche Körper Schwulenbewegungen zu verzeichnen. Am essenziellsten für die Darstellung des Körperbildes in der Gesellschaft ist laut Gugutzer das Aufkommen der Frauenbewegung. Ihr Ziel war es, ihr Recht auf ihren eigenen weiblichen Körper durchzusetzen, sie kämpften für Gleichberechtigung und gegen die Unterdrückung der Frauen. Sie setzten sich für ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben ein (Gugutzer 2004, S.37f). Laut Bette lässt sich seit den 1970er Jahren eine verstärkte Offensive in Richtung Körperakzeptanz und Körperpräsentation erkennen. Damit gingen Veränderungen in der Organisationsform des Sports einher, die dem herkömmlichen Sporttreiben im Verein Konkurrenz machten. Lauftreffs, Spielfeste und Kurse an Volkshochschulen begannen für viele Bevölkerungsschichten, zugänglich zu werden. Außerdem entwickelten sich neue Sportarten und Disziplinen wie Jogging, Aerobic oder Bodybuilding (Bette 2005, S.48). Bette streicht heraus, dass das aufflammende Interesse am Körper, dem sogenannten „Körperboom“, nicht nur als Gegenbewegung zur Verleugnung und Distanzierung des Körpers gesehen werden darf, sondern auch die gesellschaftlichen Veränderungen, die mit dem Modernisierungsprozess einhergegangen sind, berücksichtigt werden müssen (Bette 2005, S.34). Ebenso spielt laut Gugutzer der immer größere Drang der Menschen zur Individualisierung eine wichtige Rolle in der Darstellung des menschlichen Körpers in der Soziologie. Das zweite Drittel des vergangenen Jahrhunderts stellt den Beginn dar, an dem den Menschen immer mehr Freiheiten zugesprochen wurden. Damit ging einher, dass der Mensch gezwungen war, immer mehr Entscheidungen für sich selbst zu treffen, welche Einfluss auf seine Umwelt und ihn selbst nehmen (Gugutzer 2004, S.37). 53 Der sportliche Körper Gugutzer beschreibt das Bild des „individualisierten Körpers“ – wie er ihn nennt – wie folgt: „Der individualisierte Körper erscheint so für viele als Hoffnungsträger par excellence, um die Chancen einer individualisierten und pluralisierten Lebensführung nutzen und deren Risiken meiden oder bewältigen zu können.“ (Gugutzer 2004, S.37) Durch die Veränderungen im gesellschaftlichen System, genauer durch den Wandel von einer modernen Industriegesellschaft zu einer postindustriellen oder postmodernen Gesellschaft im Erwerbssektor, kam es zu einer vermehrten Verlagerung von körperlicher zu geistiger Arbeit. Unsere Tätigkeiten sind zumeist sitzend, basierend auf Wissen und Intellekt, was zur Folge hatte, dass der Körper durch die Berufsarbeit weniger beansprucht wurde, als dies vor dem gesellschaftlichen Wandel der Fall war (Wilke 1998, S.162). Im Zuge der Verkürzung der täglichen Arbeitsstunden steht den Menschen nun mehr Freizeit zur Verfügung, die individuell genutzt werden kann. Damit ging einher, dass auch der Körper in seiner individuellen aber auch kollektiven Bedeutung eine Aufwertung erfuhr und in der Freizeit intensiv „benutzt“ werden konnte und kann. Gugutzer merkt an, dass der relativ hohe materielle Wohlstand und die damit einhergehende Konsumorientiertheit und ausgeprägte Freizeitkultur der Menschen in den Industriegesellschaften ebenso dazu beigetragen haben, dass dem Körper vermehrtes Interesse zuteilwird. Das Präsentieren des Körpers, das Vergleichen mit Vorbildern übermittelt durch die Massenmedien und ein gewisser Hang zur Selbstdarstellung und -inszenierung prägen unsere Zeit. Ein regelrechter Körperboom, welcher einen fitten, schlanken, makellosen, gesunden Körper in gewisser Weise vorschreibt, hat sich entwickelt. Diesem folgen viele Menschen und bringen ihren Körper daher in Form. Viele Unternehmen haben sich aufgrund dieser Entwicklung darauf spezialisiert, das für die Entwicklung eines makellosen bzw. trainierten Körper notwendiges Equipment oder Produkte zu entwickeln und vertreiben. Der Körper wurde immer mehr ins Rampenlicht gerückt und zu Werbezwecken verwendet sowie 54 Der sportliche Körper auch in Film- und Theaterproduktionen zur Schau gestellt (Gugutzer 2004, S.35). Heinemann spricht ebenfalls von einer Aufwertung des Körpers beziehungsweise vom Verlust der Hemmungen, den Körper zu thematisieren. Scham- und Peinlichkeitsempfinden verringert sich immer mehr. Am deutlichsten kann dies an den jüngsten Veränderungen im Kleidungsstil festgemacht werden. Das Verhalten der Menschen beziehungsweise die Arten der Interaktion miteinander sowie das eigene Auftreten im Bezug auf Körperbild und Körperwahrnehmung haben sich gewandelt. Dieser Umgang, der wenige Jahre zuvor undenkbar gewesen wäre, wird zugelassen und ganz allgemein betrachtet offener und ungezwungener (Heinemann 2006, S.93f). Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass Menschen heute mehr als früher die Möglichkeit haben, Sport zu treiben und etwas für ihr Wohlbefinden beispielsweise für ihren Körper zu tun. Nicht nur weil der Mensch wie zuvor schon erwähnt mehr Freizeit zur Verfügung hat, sondern auch weil sich die Lebensumstände für die breite Masse der Gesellschaft verbessert haben. Existenzielle Nöte sind nicht mehr so häufig und daher ist Sport nicht mehr einer elitären Schicht vorbehalten. Das Auftreten beziehungsweise die Darstellung des eigenen Körpers und des Erscheinungsbildes hat einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Eine „cultura corporis“ (Körperkultur) hat die vormals gängige „cultura animae“ (Seelsorge, Frönen geistiger Tätigkeiten) abgelöst (Wetz 2004, S.1). Gugutzer schreibt dem immer höher werdenden Anteil an alten Menschen in der Bevölkerung zu, dass der menschliche Körper mehr und mehr thematisiert wird. Da wir länger leben, muss das Pensions- und Gesundheitssystem überdacht und angepasst werden. Die Bedürfnisse von alten Menschen unterscheiden sich grundlegend von denen der jüngeren Generationen. Ziel soll sein, bis ins hohe Alter fit, mobil und gesund zu sein, oder sich zumindest das Gefühl jung zu sein zu bewahren, unterstützt durch die Freizeit- und Tourismusbranche, die sich auf Produkte und Dienstleistungen zu diesem Zweck spezialisiert haben (Featherstone/Hepworth 1991, zitiert nach Gugutzer 55 Der sportliche Körper 2004, S.38). Durch diesen Sachverhalt wurde man auf viele Krankheitsbilder aufmerksam und von dieser Seite her rührt wahrscheinlich das vermehrte Interesse an Gesundheitsthemen und Trainingsmaßnahmen zu einem möglichst langen Erhalt der körperlichen Konstitution. Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass in der heutigen Zeit, verglichen mit anderen Epochen, noch nie ein derart großes Interesse für den Körper bestanden hat. Ebenso ist die Zahl der „selbsternannten Experten“ im Bezug auf den Körper extrem gestiegen. Es kann heutzutage von Begriffen wie „Konjunktur des Körpers“, „Körperboom“ oder einer neuen Körperlichkeit gesprochen werden (Bette 2005, S.9). Shusterman schreibt, dass die vermehrte Aufmerksamkeit, die dem Körper in den letzten Jahren zu Teil wurde, einerseits auf einen Drang und ein Nacheifern eines von den Medien propagierten Schönheitsideals ist (kollektiv betrachtet), andererseits auch die Formung einer bestimmten Art des Individualismus, einer Definition seiner selbst über den eigenen Körper, darstellt (Shusterman 1994, S.245f.). 11.3 Der Körper als Identifikationsobjekt Vor allem im Sport werden Erfolge meist dem Athleten und seiner körperlichen Verfassung, seinem Trainingszustand und seiner mentalen Kompetenz zugeschrieben. Plessner stellt fest, dass ein Sieg in einem sportlichen Wettkampf viel weitreichender interpretiert werden muss, wie ihn nur als hervorragende körperliche Leistung zu sehen. Gleichzeitig stellt der Sieger, indem er im Sport siegreich ist, seine wertvolle Position als Mitglied der Gesellschaft dar (Plessner 1976, S.52). Das bedeutet, dass der Sport nicht nur einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft einnimmt, sondern körperliche Bewegung und der Körper allgemein wichtige Charakteristika aufweisen, die als wertvoll oder tugendhaft gelten. Heinemann beschreibt, dass die zum Beispiel von Medien vorgelebten Körperideale sehr wohl Einfluss auf unsere Körperwahrnehmung und 56 Der sportliche Körper Identitätsbildung haben. Mehr und mehr versuchen sich Menschen, über den eigenen Körper zu definieren und diesen gekonnt in Szene zu setzen. In allen Sportarten, jedoch mehr im Gesundheits- als im Leistungssport, spielt der Körper eine zentrale Rolle und nicht selten will man neben dem Erbringen eines bestimmten sportlichen Leistungsziels sprichwörtlich eine gute Figur abgeben. Das heißt, der menschliche Körper wird immer mehr fokussiert und es wird versucht, Eigenverantwortung für den Körper zu übernehmen. Vorbild hierfür sind wiederum die propagierten vorgegebenen Normen, an die man sich, wenn man dem Ideal entsprechen will, halten sollte (Heinemann 2006, S.57). Es kann festgehalten werden, dass, wenn heute vom Begriff „Körper“ gesprochen wird, mehr gemeint ist als nur die physische Komponente. Bette spricht sogar von einem „Projekt Körper“ (Bette 2005, S.13). Posch erklärt, dass vor allem durch die Erfindung der Fotografie und die Verbreitung von großflächigen Spiegeln das Bild des Körpers beziehungsweise die Betrachtung und der Körper selbst mehr Beachtung bekommen haben (Posch, 2009, S.7). Für Gugutzer spielen die Massenmedien eine nicht unwesentliche Rolle zur Inszenierung und Darstellung des Körpers (Gugutzer 2004, S.35). Vor allem das Fernsehen bedient sich gerne der Bilder von erotischen Körpern. Sportberichterstattungen fokussieren den menschlichen Körper. Oftmals wird jedoch der Sport an sich durch einen in Szene gesetzten Körper zur Nebensache und regelrecht „sexualisiert“. Als Beispiel dafür können die knappen Slips und Oberteile der Beach-Volleyballerinnen angeführt werden. Zur Wertigkeit des menschlichen Körpers in der heutigen Gesellschaft äußert sich Horn wie folgt. Er schreibt, dass „ein ausgeprägter Körperkult durch die Schnelllebigkeit der Zeit verstärkt wird“ (Horn 2007, S.28). Scheinbar sind es nicht mehr die inneren Werte, über die ein Mensch sich identifizieren kann, sondern besonders der Körper bietet Identifikationspotenzial - ein schlanker, durchtrainierter, nach wissenschaftlichen Einschätzungen 57 Der sportliche Körper bereits magersüchtiger Körper, durch die Medien forciert, wurde zur gesellschaftlichen Norm (Geissner/Schary 2005, S.45). Das neu erwachte Interesse am Körper beleuchtet divergierende Aspekte. Der Mensch befasst sich nicht nur mehr mit sich selbst, sondern es ergab sich auchdurch dieses Phänomen eine gewisse Art der Körperfeindlichkeit. Es wird versucht, den Körper durch Einflüsse von außen zu belasten und in eine bestimmte Bahn zu lenken. Nicht selten wurden auch schon früher Körperideale zu Machtinstrumenten verschiedener Ideologien missbraucht (Bette 2005, S.58). Der Gebrauch von unlauteren Mitteln zur Verschönerung des Körpers, zur Steigerung der Leistungsfähigkeit, ist längst salonfähig geworden. Nicht nur der Griff zum Doping, um den Körper für bestimmte Anforderungen vorzubereiten oder diesem erst dadurch die Möglichkeit zu bieten, das zu schaffen, wozu dieser unter normalen Umständen nicht in der Lage wäre, zählen zu diesen Mitteln. Botox und die plastische Chirurgie sind längst nicht mehr nur Mittel zum Zweck wie ursprünglich vorgesehen (Horn 2007, S.30). Streng genommen stellen verschiedenste Tätigkeiten, die den Alltag ausmachen, wie Schminken, Haare Färben, Diät Halten, Sport Treiben, Tätowierungen, Piercings und vieles mehr Eingriffe in die Natur des Körpers dar. Fritscher geht sogar weiter und bezeichnet die eben genannten Eingriffe als „…Weigerung, den eigenen Körper als schicksalhafte biologische Gegebenheit hinzunehmen“ (Fritscher 1996, zitiert nach Gugutzer 2004, S.40). Laut Beckers wird der Körper in der heutigen Zeit immer mehr vom „privaten Körper“ zum „öffentlichen Demonstrationsobjekt“, das sich den vornehmlich von den Medien propagierten Schönheits- beziehungsweise Körperidealen annähern muss (Beckers 1995 zitiert nach Voll 2007, S.57). Praktiken, die dazu entwickelt wurden, sind in vielfältiger Art und Weise vorhanden. Sanftes Tai Chi, genauso wie horrende Kraftentfaltung beim Gewichtheben, führt uns auf bestimmte aber unterschiedliche Art und Weise zu 58 Der sportliche Körper verstärktem Körperbewusstsein. Es kann vom sogenannten „Körpererleben“ gesprochen werden (Shusterman 1994, S.245). 59 Der sportliche Körper 12 Sport im Zivilisationsprozess – Sport und Gesellschaft Wie in der Einleitung bereits erwähnt und auch jederzeit beobachtbar spielt Sport in verschiedenster Ausprägung eine mehr oder weniger wichtige Rolle im Leben der Menschen. Sport kann aktiv betrieben werden, aber auch passiv, zum Beispiel durch den Konsum von Medienberichterstattung oder live am Spielfeld- oder Beckenrand, genauso wie an jeder anderen Sportstätte, die Austragungsort von sportlichen Wettkämpfen sind. Fest steht, dass Sport durch verschiedene Kriterien gekennzeichnet ist. Laut Elias & Dunning ist der sportliche Wettkampf und dabei der mit dem Körper ausgetragene Kampf ein Charakteristikum des Sports und wird laut den beiden Autoren in der Freizeit praktiziert. Dabei merken sie an, dass dies entweder aktiv ausgeführt wird oder nur passiv beobachtet werden kann (Elias/Dunning 2003, S.15). Der menschliche Körper ist genau wie der Mensch als Ganzes diesem Wertewandel unterworfen. Im Vordergrund stehen heute Genuss, Lust, Spannung, Identität und Erlebnis. Gelenkt durch die Präsentation in den Medien wird der Sport und gleichzeitig der menschliche Körper mit Werten und Kennzeichen belegt, die sich auch in der Gesellschaft wiederfinden. Hierbei erfolgte ein Wandel von protestantisch-asketischen zu postmodernen Werten (Klages 1985/Schulze 1992 zitiert nach Gugutzer 2004, S.36f). Für Pfister bedeutet Sport „…die Präsentation des Körpers und der körperlichen Leistung, von Stärke, Ausdauer und Aggressivität, aber auch von Schönheit und Eleganz“ (Pfister 2004, S.63). Dies zeigt auf, dass der Sport nicht nur als Leistungsschau im quantifizierbaren Sinne auftritt, sondern auch der performative Aspekt nicht außer Acht gelassen werden darf. Aufgrund der Größe des British Empire wurde die Art der Freizeitbeschäftigung bald in die Welt hinausgetragen (Krüger 2010, S.89). Ferner erklärt Krüger, dass der Sport spannende Momente liefern kann, nach welchen sich viele Menschen sehnen. Er meint, dass man in heutigen Gesellschaften oft seinen Aggressionen oder aufgestauten Gefühlen keinen Raum bieten zu können. Das 60 Der sportliche Körper richtige Maß an Spannung und Entspannung zu finden, ist nicht einfach. Sport zu treiben stellt seiner Meinung nach eine gute Möglichkeit dar, Defizite oder aufgestaute Energien loszuwerden (ebd. S.89). Elias & Dunning stellen klar, dass den Menschen in einer Gesellschaft mit streng limitierten Möglichkeiten Affekt-, geboten Peinlichkeits- werden müssen, und ihre Aggressionsschwellen körperliche Kraft und Geschicklichkeit unter Beweis stellen zu können (Elias/Dunning 2003, S.114). Eisenberg meint dazu, dass sich die Akteure im Sport, sowohl Aktive als auch Schiedsrichter und Zuschauer, durch die jeweiligen Regeln der Sportart vom Rest der Gesellschaft abkoppeln und so ihre „Eigenwelt“ aufbauen. Ein Beispiel dafür wären zum Beispiel grölende Beifallrufe am Fußballfeld. Es würde niemand beim Stadtbummel Fußballparolen brüllen, während des Matches jedoch wäre es absonderlich, wenn niemand sie rufen würde (Eisenberg 2010, S.99). Lorenz greift die These von Pierre Bourdieu zum Thema soziale Positionierung und Lebensstil wie Kleidung, Wohnung, Verhalten, Konsum und Sport auf. Diese erklärt, dass Personen, die der Unterschicht angehören dazu neigen Fußball zu spielen, hingegen die Oberschicht mehr dem Golfsport frönt (Lorenz 2000, S.85-90). Eisenberg widmet sich der These, dass Sport nicht nur Eigenschaften der Gesellschaft widerspiegelt, sondern auch die Gesellschaft Werte und Kennzeichen des Sports aufnimmt und sich dadurch weiterentwickeln kann. Des Weiteren stellt der oben genannter Autor fest, dass der Sport nicht nur im gesamtgesellschaftlichen Geflecht berücksichtigt werden muss, sondern auch dessen Wertigkeit und Auswirkungen auf Bereiche wie Politik, Wirtschaft, sowie dem Schul- und Bildungssystem von Bedeutung sind (Eisenberg 2010. S.96f.). 61 Der sportliche Körper 13 „Der sportliche Körper“ – der Körper im Sport Die gängige Meinung zum Thema Sport im Gesundheits- beziehungsweise Alltagsbereich lautet, dass man Sport betreiben soll, um gesund zu bleiben oder - zu Therapiezwecken - um gesund zu werden. Sport scheint das Allheilmittel zu sein, um sich jung zu halten und frei von Krankheiten zu werden oder zu bleiben. Eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielt der menschliche Körper. Es wird propagiert, dass Sport helfen soll, Stress abzubauen und einen gewissen Ausgleich zum Alltag schafft. Nicht in jeder Sportart spielt die Darstellung des Körpers dieselbe wichtige Rolle. Meistens jedoch steht der Körper aufgrund seiner Konstitution im Mittelpunkt des Geschehens. Einerseits wird der Körper dazu benötigt, um sportliche, meist körperlich anstrengende Leistungen, erzielen zu können und ist somit nur Mittel zum Zweck, andererseits wird in manchen Sportarten ausschließlich das Aussehen des Körpers bewertet. Ausschlaggebend für die bewertete positive oder negative Makellosigkeit des Körpers sind dabei nicht selten die in der Gesellschaft vorherrschenden Ideale, die wiederum über die Medien präsentiert und als Norm dargestellt werden. Gegensätzlich zu dem im Barock vorherrschenden Schönheitsideal der molligen Frauen bekommt man heutzutage von den Medien ein Frauenbild präsentiert, welches durchtrainiert, modern, schlank und sexy wirkt. Im Bezug auf den Sport, der nicht nur als Mittel zu Erreichung dieses Schönheitsideals dient, kann festgestellt werden, dass in Sportarten, in welchen Ästhetik und Schönheit beziehungsweise die Präsentation des eigenen Körpers (vgl. Expressives Sportmodell nach Heinemann) vor Kampfrichtern und vor dem Publikum der Inhalt des Wettkampfes ist, nur sehr selten Athleten, die nicht dem Ideal entsprechen, Gewinnchancen haben. Herauszustreichen gilt es, dass im Bezug auf den sportlichen Körper Unterscheidungen geschlechtsspezifischer Art vorgenommen werden können. Der Frauenkörper sei in sportlicher Hinsicht für feinmotorische, ästhetische Bewegungsaufgaben geschaffen, wobei der männliche Körper für 62 Der sportliche Körper grobmotorische und kraftaufwändige Bewegungsausführungen prädestiniert sein soll (Voll 2007, S.71). Bette schreibt, dass die Möglichkeiten zur Nutzung des Körpers im Sport scheinbar unbegrenzt sein sollen. Durch die Spezialisierung auf eine Sportart werden die Gebrauchsmöglichkeiten erweitert, gleichzeitig aber auch eingeengt. Einerseits zeugt dies von einer verstärkten Einvernahme des Körpers als Mittel zum Zweck, nämlich zur Leistungssteigerung, andererseits muss bedacht werden, dass diese Entwicklung eine über Jahre bestehende, extreme, intensive Beherrschung des Körpers darstellt (Bette 2005, S.167). In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung des Körpers verändert. Die Wandlung kann am Beispiel von Modeerscheinungen deutlich gemacht werden. Sportschuhe und sportive Kleidung werden heutzutage auch in der Freizeit getragen, was bedeutet, dass ein „Sportkörper“ dazu beiträgt, nicht-sportlichen Alltagssituationen ein sportives Image zu verleihen (Voll 2007, S.69). Die Sportgeschichtsschreibung widmet sich auch dem Thema „Körper“ und schreibt dabei dem Körper gewisse Funktionen zu. In Referenz zu den Soziologen Bourdieu, Foucault und Elias kann abgeleitet werden, dass sich diese Funktionen unter anderem als „Körperdisziplinierung im Turnen“ als „Konstruktion von Frauenkörpern“, oder in der Körperästhetik sowie im Bereich des Körpertrainings manifestieren können (Wedemeyer-Kolwe 2010, S.107). Eine wichtige Rolle im Themenbereich der Körpergeschichte spielte auch Henning Eichberg. sportlichem, Jener körperlichem versuchte Leisten einen und Zusammenhang gesellschaftlichem zwischen Verhalten herzustellen. Ergebnis seiner Forschung war, dass es einen Zusammenhang zwischen Körper, sozialem Rang und kultureller Norm gibt (Eichberg 1978, S.290-299). Wedemeyer-Kolwe (2010, S.104) schreibt in seinem Beitrag über die Existenz von sogenannten „Sportkörper“. Er geht der Frage der „Funktion, Sozialisation, Ästhetik, Inszenierungen…“ von Sportkörpern nach. Dabei wird auch die Ein- 63 Der sportliche Körper beziehungsweise Ausgrenzung des Körpers im oder durch den Sport nicht außer Acht gelassen. Posch zeichnet einen Zusammenhang zwischen sportlichem Handeln und Schönheit nach. Es lässt sich behaupten, dass man durch einen bestimmten Grad an körperlicher Fitness einen schönen, durchtrainierten Körper bekommen kann (Posch 2009, S.125). 13.1 Verbindung von Körper – Gesellschaft – Medien Eine Befragung 800 Wiener Jugendlicher zwischen elf und 29 Jahren zum Thema „Körperzufriedenheit“ und „Körperwahrnehmung“ zeigte teils erschreckende Ergebnisse. Jugendliche sind scheinbar getrieben von dem Wunsch nach körperlicher Veränderung und von der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Vor allem Mädchen und junge Frauen weisen einen hohen Unsicherheitsfaktor im Bezug auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers auf und sind teilweise der Meinung, dem gesellschaftlich vorgegebenen Ideal nicht zu entsprechen oder entsprechen zu können, im Gegensatz zu Knaben und jungen Männern. 80 Prozent der Befragten geben an zu glauben, dass es schöne Menschen im Beruf einfacher haben als weniger schöne (vgl. Riedl 2002). Auffällig ist ferner, dass junge Menschen im Vergleich zu früheren Generationen die Möglichkeit von Schönheitsoperationen oder Korrekturen von vermeintlichen Unzulänglichkeiten am eigenen Körper neben Diäten, Sport und Disziplin vermehrt als Option sehen. Bereits bei der Gruppe 11- bis 14-Jähriger geben 20 Prozent der Befragten an, sich sofort einer Schönheitsoperation zu unterziehen, wenn es für ihr körperliches Erscheinungsbild förderlich wäre (Riedl 2002, S.2f). Für Gebauer steht fest, dass „Sport“ herangezogen wird, um den Körper des Menschen als „Subjekt der Moderne“ zu deuten. Er spricht von zwei Dimensionen des Körpers. Ähnlich wie Gugutzer, der meint, dass der Körper nicht nur die Gesellschaft beeinflusse, sondern die Gesellschaft auch den Körper, meint Gebauer, dass der Körper beziehungsweise der Mensch einen 64 Der sportliche Körper Platz innerhalb und einen Platz außerhalb der Gesellschaft einnehme. Der Mensch steht also einerseits außerhalb der Gesellschaft, was bedeutet, dass er durch sein willentliches Handeln und Tun die Gesellschaft prägt, andererseits übernimmt er durch seinen Platz innerhalb des gesellschaftlichen Gefüges Werte und Vorgaben des Systems und ist von ihnen geprägt (Gebauer 2002, S.1). Popstar Madonna zeigt es uns wohl am besten, wie Imagewandlungen funktionieren können. Aufgrund ihres hohen Bekanntheitsgrades avancieren von ihr gesetzte, modische, sportliche Zeichen, wie man in den letzten Jahren sehen konnte, meist zum Trend. Im Bezug auf ihr Outfit ist die mittlerweile 52jährige Sängerin immer für eine Überraschung gut und präsentiert sich auch im gesetzten Alter aufreizenden erotischen noch in Dessous und Posen auf den Konzertbühnen dieser Welt. Manchen mag dies befremdlich vorkommen, doch Popstar Madonna investiert schließlich auch einiges, um sich in durchtrainierter, erotischer Manier präsentieren zu können. Hartes, diszipliniertes Training steht bei der Künstlerin an der Tagesordnung. Mindestens zwei Stunden Sport pro Tag Abbildung 13 Popstar Madonna, americanmusicassociation.com/ tag/pop‐star‐madonna, Zugriff am 08.05.2011, 12:29 Uhr. absolviert die Dame mit dem gestählten Körper. Eine Mischung aus Kraftausdauertraining und Laufen lässt keine Spur von Cellulitis erkennen, zudem trainiert sie neben Kraftsport im 65 Der sportliche Körper Fitnessstudio auch noch Yoga, Ballet und geht Joggen (http://www.blogfitness.de/fitness-training-der-promis-madonna/, Zugriff am 08.05.2011, 12:03 Uhr). Es wird gemunkelt, dass Madonna mit dem Fitnesstraining oft übertreibt und Gerüchten zufolge sollen auch Anabolika im Spiel gewesen sein. Durch Bilder – wie oben zu sehen – verhärtet sich dieser Verdacht. Die Pop-Queen eröffnete Ende des Jahres 2010 die erste Niederlassung ihrer Fitnessstudio-Kette „Hard Candy Fitness“ in Mexiko, weitere Filialen in Asien, Europa, Russland und Südamerika sind in (http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,732109,00.html, Planung Zugriff am 08.05.2011, 11:55 Uhr). Genauso wie Madonna ist „Black-Eyed-Peas“-Sängerin Fergie besessen davon, ihren Körper fit zu halten. Nicht nur, um für anstrengende Bühnenshows bei Kondition zu sein, sondern auch, um ihre schlanke Figur zu bewahren, ist auf Konzerttourneen immer ein Personal-Trainer engagiert (http://www.fem.com/stars/fergie-tourt-mit-fitnesstrainer-nicht-ohne-meinentrainer-11956.html, Zugriff am 08.05.2001, 11:48 Uhr). Generell zeichnet sich in Hollywood ein Trend zum Fitnesswahn ab. Neben dem altbekannten Magerwahn ist in Hollywood scheinbar die Sucht nach sportlicher Betätigung ausgebrochen, wie die Zeitschrift Shape berichtet. Neben gesundheitlichen Schäden durch zu starke Abnützung der Sehnen, Gelenke und Bänder ist auch die zunehmende Vereinsamung durch den hohen Zeitaufwand des Sporttreibens kennzeichnend. Sport zu treiben bis zur vollkommenen Erschöpfung schafft Befriedigung. 66 Der sportliche Körper Ex-Spice-Girl Geri Halliwell oder die Schauspielerin Jessica Biel sind nur beispielhaft als Opfer der Sucht nach Sport und einem durchtrainierten Körper zu nennen. Gründe dafür mögen der Erhalt der ewigen Jugend oder bei Schauspielern die Angst, dass ohne muskulösen Body die Rollenangebote ausbleiben, sein. Fachleute nennen das neue Krankheitsbild „anorexia sportiva“ (http://www.shape.de/fitness/abnehmen-durch-sport/a-23471-2/derfitnesswahn-der-stars.html, Zugriff am 08.05.2011, 18:38 Uhr). Abbildung 14 möglicher Zusammenhang: Körper ‐ Medien ‐ Gesellschaft Mit der oben gezeigten Grafik soll versucht werden, den Zusammenhang zwischen den Medien, der Gesellschaft und der beiden Einflüsse auf den menschlichen Körper darzustellen. Wie klar ersichtlich ist, kann von einem Kreislauf ausgegangen werden. Es soll verschiedensten äußeren Einflüssen, welche den oben gezeigten Kreislauf weiter vorantreiben und beeinflussen, auf den Grund gegangen werden. 67 Der sportliche Körper Ausgehend vom Körperbewusstsein bildet man sich eine Meinung von seinem Körper. Dazu gehört auch der Begriff des „Körpererlebens“. Shusterman findet, dass sich „Körpererleben“ nicht nur mit der physischen Zusammensetzung des Körpers auseinandersetze. Es gehe dabei nicht nur um die Beschäftigung mit den einzelnen Muskeln oder Körperteilen an sich, sondern auch um körperliche Aktivität, also die „Verwendung des Körpers“ oder ein „Sich-bewusst-machen“ des Körpers (Shusterman 1994, S.251). Die oben gezeigte Grafik kann folgendermaßen interpretiert werden: Ausgehend vom Körperbewusstsein können verschiedenste Zugänge zur Körperformung beziehungsweise zur Ausbildung eines Körperimage oder Körperbildes gefunden werden. Vom Ausgangspunkt Öffentlichkeit kann festgestellt werden, Werbeeinschaltungen dass auf die das Medien und vorherrschende Unternehmen Körperbewusstsein ihre der Menschen anpassen. Damit wird jedoch meist ein ganz spezifisches Körperbild kreiert, an dem sich die Zuseher und Rezipienten orientieren. Beispielhaft dafür kann die Medienpräsenz des sportlichen, dynamischen, schlanken, gesunden, durchtrainierten Körpers genannt werden. Dieser vermittelt eine positive Ausstrahlung – es wird vermittelt, dass für ein perfektes Leben ein ganz besonderes Lebensgefühl maßgeblich sein soll. Daraus folgt, dass sich ein Körperideal in der Gesellschaft entwickelt und gleichermaßen Normen entstehen, die in Kategorien, wie „gutaussehend“ oder „erwünscht“, genauso aber „mangelhaft“ oder „entbehrlich“, einteilen. Durch diesen Druck innerhalb der Gesellschaft kann eine Zwanghaftigkeit entstehen und der Wunsch aufkeimen, dem Ideal zu entsprechen, um nicht diskriminiert oder ausgegrenzt zu werden. Das Idealbild des „sportlichen Körpers“ wird zur Norm. Darauf bezogen entwickelt sich ein neues Körperbild. Selbst Menschen, die bis dahin wenig bis keinen Sport betrieben haben, fühlen sich plötzlich gezwungen, sich dem Trend anzupassen und einem vorgegebenen Ideal nachzueifern. Diese Entwicklungen nehmen wiederum Werbung und Kommunikation in den modernen Massenmedien zum Anlass, speziell auf den „neuen Körper“ zugeschnittene Formate zu kreieren und zu verbreiten. Eine nicht unwesentliche Rolle in diesem Kreislauf spielt die Wirtschaft. Sie trägt 68 Der sportliche Körper maßgeblich dazu bei, dass Menschen nicht nur das perfekt zugeschnittene Equipment und eine nutzenorientierte Ausrüstung oder Bekleidung angeboten wird, sondern sie vermitteln in gewisser Weise auch den Sport als LifestyleProjekt. Der moderne Sportler will neben der Präsentation seiner sportlichen Leistung auch mit trendigen Outfits begeistern. Noch nie gab es auf dem Sportbekleidungsmarkt so viele verschiedene Arten von atmungsaktiver Funktionskleidung wie heute. Wirtschaftszweige wie der Sportartikelhandel orientieren sich genauso an den neuesten Moden und Trends wie die Medizin oder die Werbung. 13.2 Der Körper als soziales Gebilde Allgemein steht fest, dass die Grundbedürfnisse des Menschen, wie Essen, Trinken oder Schlafen, genauso wie zu lachen oder zu weinen sowie Schmerz oder Krankheit zu ertragen, sich mit der Zeit nicht verändert haben, da sie biologisch vorgegeben sind. Im Laufe der Zeit haben sich nur die Definitionen und das Verständnis für sowie der Umgang mit dem Körper verändert. Klar ist, dass je nachdem welchem Kulturkreis man angehört oder welche gesellschaftlichen Normen das Zusammenleben ausmachen, man anders mit Situationen, die den Körper oder das Leben betreffen, umgeht. Als Beispiele dafür können Ess- und Kleidungsgewohnheiten, Schönheitsideale, erträgliche Schmerzgrenzen, mit dem Körper verbundene symbolische Bedeutungen oder, wie zuvor schon erwähnt, Scham- und Peinlichkeitsschwellen genannt werden. All diese natürlichen Gegebenheiten erscheinen uns in unserem Kulturkreis als „normal“ und stoßen oft auf Überraschung und Unverständnis in einer fremden Kultur. Bekannte Vorgehensweisen werden vollkommen anders praktiziert (Heinemann 2006, S.85f). Der Körper ist nicht nur umgeben von sozialen Normen und Regeln, sondern wird auch in gewisser Weise durch sie definiert. Daraus lässt sich erkennen, dass der Körper dazu dient, mit Sprache Ausgedrücktes zu untermauern oder zum Beispiel abzuschwächen. Für ihn ist „der Körper als Ausdruckssymbol nicht nur Mittel der Kommunikation, sondern Instrument zur Aufrechterhaltung sozialer Strukturen.“ (Csikszentmihalyi 1978, S.283f.). 69 Der sportliche Körper Im Sport bedarf es einer spezifischen Auseinandersetzung mit dem Körper, der geregelte Umgang mit dem eigenen Körper ist unerlässlich. Da sportliche Bewegung vom „Normalstatus“ des Körpers abweicht, sind Regeln und Normen unabdingbar, welches aus dem Körper ein soziales Gebilde werden lässt. Aus diesem Grund ist ein Platz für den Körper im Gegenstandsbereich der Soziologie des Sports durchaus gerechtfertigt (Heinemann 2006, S.86/87). Es zeichnet sich ab, dass der Sport und sich bewegende Körper heutzutage in allen Bildungsgraden Gesprächsthema sind. Außerdem zeigt sich, dass der Sport immer mehr ein gesellschaftliches Teilsystem darstellt, da es nicht mehr nur um das Bewegen an sich geht, sondern – wie Trendsportarten und Booms verschiedener Veränderungen, sportlicher wie die Bewegungsformen Anpassung des zeigen – Lebens- gesellschaftliche beziehungsweise Kleidungsstils, miteinbezogen werden muss. In der heutigen Zeit fällt es immer schwieriger, mit dem eigenen Selbstbild des Körpers zufrieden zu sein. Von den Medien präsentierte Idealbilder des menschlichen Körpers sind nur schwierig zu übersehen und können daher auch nur mit Anstrengung verdrängt werden. Wetz spricht dazu von einer immer größer werdenden Kluft zwischen Selbstbild und Wunschvorstellung des eigenen Körpers. Der ursprüngliche Zustand unseres Körpers wird nicht mehr als sinnhaft angenommen, sondern weckt das Bestreben, sich seinem Idealbild anzunähern und den Körper dementsprechend zu formen (Wetz 2007, S.96f.). Halbwachs et al. beschäftigten sich mit der sozioökonomischen Bedeutung des Sports und damit auch der Körperlichkeit. Dies bedeutet, dass gesunde Menschen nachweislich leistungsfähiger und robuster sind als kranke. Sport stärkt den Körper und beugt nicht nur Zivilisationskrankheiten, sondern auch Alterserscheinungen wie Osteoporose, Rückenschmerz oder Herzkrankheiten vor. Das Gesundheitssystem profitiert von gesunden, vitalen Menschen. Aufgrund der verlagerten Altersstruktur, welche eine verstärkte Anzahl von älteren Menschen aufweist, ist es unerlässlich, sich selbstständig um den Erhalt seiner Gesundheit zu kümmern. Kranke Menschen sind für den Staat, im Besonderen für das Gesundheitssystem, enorm belastend. In Zeiten von 70 Der sportliche Körper wirtschaftlichen Unsicherheiten, in denen lange Krankenstände nicht gern gesehen sind, ist es für den Arbeitnehmer von Vorteil, gesund zu sein. Arbeitgeber verlangen ihren Mitarbeitern meist alles ab. Nur gesunde Menschen sind diesen Herausforderungen gewachsen. Darum sollte es im Interesse aller sein, Betriebssportangebote zu forcieren und zu erweitern, genauso die Motivation der Mitarbeiter, diese auch zu besuchen. So entsteht eine Win-Win-Situation. Der Arbeitgeber kann voll und ganz auf seine vitalen, gesunden Mitarbeiter bauen und deren Pozential voll ausschöpfen, die Angestellten profitieren von den Bewegungsangeboten und können sich körperlich fit halten, um leistungsfähig und gesund zu bleiben (Halbwachs et al. 2000, S. 8f.). Bezeichnend ist ferner, dass der menschliche Körper dazu bezichtigt wird, teilweise Verantwortung für missratene Lebenssituationen zu übernehmen. Die weit verbreitete Meinung ist, dass, wenn der Körper makellos wäre, Unzufriedenheit im Beruf oder in der Partnerschaft sowie sonstige missliche Lebenslagen gar nicht erst entstehen würden. Viele Menschen, vermehrt Frauen, schaffen sich durch ihr Streben nach gutem Aussehen und einem perfekten Körper eine Ersatzwelt, gekennzeichnet von sehnsüchtigem Streben und Wunschvorstellungen (Posch 1999, S.97). Der „Körper als soziales Gebilde“ kann unter fünf charakterisierenden Gesichtspunkten definiert werden: Erstens sind die so bezeichneten „Techniken des Körpers“ kennzeichnend, womit Ausführungen von im Alltag und in der Gesellschaft üblichen Bewegungsabläufen gemeint sind. Beispiele dafür sind verschiedene Gangarten, Laufen, Schwimmen oder Springen (Douglas 1974, S.99f.). Als zweiten Punkt nennt Heinemann (2006, S.85) die „expressiven Körperbewegungen“. Das sind zum Beispiel Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Ausdrucksformen der Selbstdarstellung und nonverbalen Kommunikation sowie Mimik. 71 Der sportliche Körper Drittens stellt die Einstellung zum eigenen Körper sowie die Meinung zum eigenen Körperbild und damit einhergehend die Erstellung einer eigenen sozialen sowie individuellen Identität einen wichtigen Punkt dar. Beispiele dafür sind Scham- und Peinlichkeitsschwellen, Körperkontakt oder die Art, sich zu präsentieren (Douglas 1974, S.100). Viertens merkt Heinemann (2006, S.86) an, dass Trieb- und Bedürfnisstrukturen kontrolliert werden müssen, um den Körper als soziales Gebilde bezeichnen zu können. Der letzte Punkt beschäftigt sich mit den Emotionen des Menschen. Wichtig zu wissen ist, was diese auslöst, wie sie entstehen, wie sie sich auszeichnen und wie sie gedeutet und interpretiert werden können. Körperliche Fitness - Der Kampf um einen schönen Körper „Unser Körperimage ist zum eigentlichen Kern unserer Identität geworden!“ (Rodin 1993, 57). Hitzler geht der Frage nach, warum Menschen mit dem Streben nach körperlicher Fitness gesegnet sind. Er meint dazu, dass Sport nicht vorrangig deswegen betrieben wird, um befähigt zu werden, körperlich anstrengende Tätigkeiten auszuführen. Das bedeutet, dass körperliche Ertüchtigung dem Körper nicht so sehr der Funktionalität des Körpers Wichtigkeit zuschreibt, sondern vielmehr den Körper als Darstellungs- oder Identifikationsobjekt sieht. Dieser will verschönert sowie vitaler und gesünder werden (Hitzler 2002, S. 74f.). Posch ergänzt, dass sich viele Menschen nur mehr über ihren Körper definieren. Die These, dass schönere Menschen auch erfolgreicher im Beruf und glücklicher im Allgemeinen sind, hat sich erst in jüngster Zeit entwickelt. Das Streben nach Schönheit und nach dem perfekten Körper führt nicht nur zur Verherrlichung von jenem, sondern kann auch in Hassliebe umschlagen und es kann zu einer großen Unzufriedenheit führen, wenn das angestrebte Idealbild nicht erreicht wird (Posch 1999, S.95). 72 Der sportliche Körper Von einem schönen Körper erwarten sich viele Menschen – bis vor einigen Jahren vornehmlich Frauen – verbesserte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, mehr Selbstbewusstsein, mehr Glück in der Liebe – kurz gesagt ein glücklicheres Leben als mit ihrem „vormaligen“ Körper. Über die Medien werden gerne solche Szenarien verbreitet, was jedoch bleibt, ist die mehr oder weniger späte Erkenntnis, dass es den perfekten Körper zum perfekten Glück im Leben nicht gibt. Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass eine gute Meinung vom eigenen Körper gleichsam ein positives Bild von sich selbst schaffen kann (Posch 1999 S.96/97). Helene Karmasin, Motivforscherin aus Österreich, präsentierte in der Ö3Wecker-Ausgabe vom 10.05.2011 ihr neues Buch mit dem Titel „Wahre Schönheit kommt von außen“. Als Grundlage dienten diverse, empirische Untersuchungen, anhand derer sie zu der Aussage gekommen ist, dass innere Werte zwar von Vorteil sind, jedoch das Äußerliche das ist, was Vorteile gegenüber anderen bringt. Nicht nur im Bereich der Partnersuche haben Untersuchungen ergeben, dass Menschen mit schlankem Körper und gutem Aussehen gesellschaftlich eher akzeptiert werden, als Personen mit etwaigen Makeln. Im Beruf oder im jugendlichen Alter in der Schule werden dicke Menschen oft gemobbt. Das kann sich negativ auf ihr Selbstbild und auf ihr Wohlbefinden auswirken, was wiederum bei schlanken, schönen Menschen ohnehin schon gut ausgeprägt durch positive Verstärkungen aus ihrem Umfeld ganz dem Gegenteil entsprechen kann. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass schlanke, durchtrainierte, vitale, gesunde Menschen laut Frau Karmasin erfolgreicher ihr Leben meistern und dabei auch noch glücklicher sind als Menschen mit Gewichtsproblemen oder sonstigen Unzulänglichkeiten (vgl. Ö3-Wecker-Ausgabe vom 10.05.2011, 07:21 Uhr). Es kann aufgrund von Umfrageergebnissen als Fazit dargestellt werden: Äußerlichkeiten vor Charakter! Dass jedoch die inneren Werte nur wenig bis gar keinen Stellenwert besitzen, ist ein Phänomen der letzten Jahre. Der Körperboom ist laut Shusterman auf den Jugendkult zurückzuführen und damit gekennzeichnet von einem Streben nach ewiger Jugend. Jedoch steht 73 Der sportliche Körper fest, dass nicht nur bestimmte Altersgruppen vom Körperkult beeinflusst sind (Shusterman 1994, S.242). Gleichsam strittig ist die Frage, ob ein schlanker Körper gleichzeitig auch ein gesunder Körper sei. In den Medien werden nicht selten professionelle Models an der Grenze zur Magersucht präsentiert, welche fröhlich grinsend die Vorzüge von Magerjoghurts oder fettarmen Salatdressings bewerben. Sollen diese Werbungen nun vermitteln, dass das Zusichnehmen von fettarmen Dressings oder Magerjoghurts zum Schlanksein führt? Ernst zu nehmen sind diese scheinbar wissenschaftlich belegten Ernährungstipps nicht, jedoch vermitteln sie durch die Präsenz von superschlanken, jungen Personen, welche die Produkte anpreisen, eine Funktion dafür zu sein, den Körper schlank zu halten. Dass diese Wirkung allein durch die Einnahme von vermeintlich schlank machenden Lebensmitteln nicht erreicht werden kann, sondern die Unterstützung durch Sport unerlässlich ist, wird verheimlicht. Die Frage: welche Zutaten brauche ich, um einen „sportlichen Körper“, wie er derzeit in Mode ist, zu bekommen, wird von Medien oder Produktempfehlungen nur selten beantwortet. Zu fasten oder wenig zu essen macht schlank. Das ist unbestritten und empirisch bewiesen. Um abzunehmen, gilt es die Menge an zugeführten Kalorien geringer zu halten, als jene Menge, die abgebaut werden kann. Sport zu treiben, macht einen schlanken und durchtrainierten Körper, dies ist ebenfalls unbestritten. Doch wie wird das gewünschte Ideal erreicht? Ist es ausreichend einmal pro Woche sportlich aktiv zu sein? 74 Der sportliche Körper 14 Die Medien – Bühne zur Selbstdarstellung Generell lässt sich behaupten, dass vor allem die Massenmedien aufgrund ihrer großen Verbreitung hauptverantwortlich dafür sind, welche Informationen wir bekommen. Nicht umsonst schrieb Luhmann: „Das was wir über unsere Gesellschaft, ja die Welt in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien“ (Luhmann 2009, S.9). Massenmedien sind öffentlich. Jeder, der Zugang zu einem Printmedium, Radio, Fernsehen oder Internet hat, kann sämtliche Informationen abrufen, die zur Verfügung stehen. Ebenso scheint es in der heutigen Zeit im Trend zu liegen, Informationen über das Internet preiszugeben, die man vor einigen Jahren noch für sich behalten hätte. Social Media, sogenannte soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und viele mehr sind voll von pikanten Fotos, privaten Telefonnummern, Statusmeldungen über den jeweiligen Aufenthaltsort, Zustandsbekundungen und vielem mehr. Jeder kann zu jedermanns Einträgen Stellung beziehen, kann seinen Aufenthaltsort herausfinden, intime Details über ihn sammeln und vieles mehr. Die Präsentation der eigenen Person in der Öffentlichkeit hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Frei nach dem Motto „Mann/Frau darf doch zeigen was man/sie hat“, geben sich die einen besonders offenherzig, andere wiederum betont verschlossen. Gebauer hält fest, dass durch die Präsenz des Fernsehens und durch die verstärkte Visualisierung von Sachverhalten oder Personen der Prozess zu vermehrter Privatheit in der Öffentlichkeit nicht aufzuhalten ist. Er spricht dem Sport, dem Körper und der Sinnlichkeit in diesem Zusammenhang große Bedeutung zu (Gebauer 2002, S.2). Ebenso sind Medien Meinungsbildner und vielfach wird dies sehr bewusst eingesetzt. Vor allem in der Werbung können geschickt platzierte und 75 Der sportliche Körper umworbene Produkte, Aktivitäten, Körperbilder, Ideale und vieles mehr beim Leser, Seher oder Hörer einiges bewirken. 14.1 Körperbilder und Massenmedien Bereits in den späten 1960er-Jahren und frühen 1970ern wurde unter dem Deckmantel der sexuellen Revolution eine regelrechte „Inszenierung von Körpern“ in Film und Fernsehen vorgenommen (Posch 2009, S.11). Dies ist als Zeichen dafür zu deuten, dass der menschliche Körper nichts ist, wovon man sich distanzieren muss, sondern genauso Teil des Menschen ist, wie der Geist. Sportübertragungen bringen seit jeher Unterhaltung und Stimmung in die Wohnzimmer, Public-Viewing-Locations, Bars und anderorts. Die Annahme, dass das Medieninteresse während einer Fußball-Weltmeisterschaftsendrunde oder eines Großereignisses Vereinsmeisterschaft im im Schisport Bowling, ist größer unbestritten. sei, als Jedoch bei einer erlebten Sportübertragungen auch beim weiblichen Teil der Bevölkerung einen Aufschwung in den letzten Jahren. Aufgrund des starken Interesses der Zuseher, Zuhörer und Leser an sportlichen Ereignissen ist es nicht überraschend, dass Sportler für Produkte, Erfolgsrezepte im Bezug auf Diäten und vieles mehr werben und somit die Menschen zum Kauf animieren. Tennisstar André Sportschuhe und Agassi die wirbt für Schwimmerin Franziska van Almsick posiert in einem lilafarbenen Badeanzug Schokoriegel. Die für Sportgrößen Milka sollen durch ihre Attraktivität auch das Produkt für Abbildung 15 Franziska van Almsick, http://waldeagency.com/PROMIS/ autogramme_franzi.html, Zugriff am 15.04.2011 um 14:41 Uhr die Kunden interessant machen. Dabei steht 76 Der sportliche Körper nicht das sportliche Können der Spitzenathleten im Vordergrund, sondern ihr Auftreten soll dem Produkt oder dem Unternehmen Erfolg bringen (Mikos 2010, S.28). Shusterman schreibt, dass es in unserer Kultur an der Tagesordnung steht, den Körper in einem falschen Licht darzustellen und Illusionen zu verbreiten. „Körperliche Vollkommenheit“ und die Instrumentalisierung des menschlichen Körpers für Werbezwecke und für politische Meinungsbildung zeigen ein verzerrtes Bild des Körpers und Illusionen auf. Es fällt schwer, ist beziehungsweise nahezu unmöglich, diesen Bildern und Vorstellungen zu entsprechen (Shusterman 1994, S.249). Nicht nur im Fernsehen werden den Menschen Körperideale präsentiert, auch das Radio und die Werbung benutzen attraktive menschliche Körper, um Rezipienten dazu zu bewegen, selbst aktiv zu werden. In vielen Fällen wird eine vollkommen unrealistische Wirklichkeit vorgetäuscht. Dazu trifft auch die Bestandsaufnahme des US-amerikanischen Medienforschers Neil Postman zu, der meint: „Alles was wir wissen, wissen wir von den Medien!“ Zusammenfassend lässt sich von einer Verschiebung von Ethik zu Ästhetik sprechen (Klein 2000). Äußerlichkeiten werden immer wichtiger. Vor allem die Inszenierung der eigenen Körperlichkeit, wenn man nicht sogar von einem Körperkult sprechen kann, kam in Mode (Zapletal 2004, S.21). 77 Der sportliche Körper „…ein Ideal ist bekanntlich etwas, das man nie finden kann“ (Posch 2009, S.23). David Beckham ist ein Beispiel dafür, wie sich Trends und Körperkultur über die Medien verbreiten können. Seine wechselnden Frisuren, sein Stil und seine Leidenschaft für Markenkleidung, Kosmetik und Schmuck machten ihn zu einer Stilikone. Seine Tricks und sein Können auf dem Rasen erreichten zwar ebenfalls Kultstatus, Abbildung 16 Fotos Beckham http://www.google.at/images?um=1&hl=de&rl z=1G1ACAW_DEAT413&biw=1175&bih=515&tb m=isch&sa=1&q=beckham+frisuren&aq=f&aqi= g3&aql=&oq=, Zugriff am 15.04.2011, 14:49 Uhr. jedoch entwickelte sich seine Erscheinung in den gepaart Medien mit seinem Image als „Fußballgott“ zu einer neuen Dimension des Körperkults (Voll 2007, S.68). Antifaltencremes, die angeblich selbst tiefe Falten verschwinden lassen, spezielle Trainingsgeräte, die ohne Bewegung während der Büroarbeit überschüssige Pfunde am Bauch „wegzaubern“ können sowie Slogans nach dem Motto: „In nur drei Wochen zur Traumfigur“ gaukeln den Menschen positive Effekte vor, die meist nicht eintreten können, da sie weder realistisch noch wissenschaftlich belegt sind. Sportwissenschaftler, Fitnesstrainer und am Sport Interessierte wissen, dass man ohne die nötige Konsequenz, Disziplin und abgestimmtes Training keinen Traumbody bekommen kann. Doch Menschen, die mit ihrem Äußeren oder ihrem Körper unzufrieden, im Bereich Trainingswissenschaft nicht versiert sind und vielleicht auch noch Hemmungen haben ins Fitnessstudio zu gehen, 78 Der sportliche Körper hinterfragen Produkte und Anweisungen aus den Medien meistens nicht und wundern oder ärgern sich später nur über das ausbleibende Erfolgserlebnis. Gerade die Etablierung der Sportart Aerobic zeigt, wie wertvoll sich die Medien in Bezug auf die Verbreitung und Bekanntmachung der Sportart, erwiesen haben. Die Sportart Aerobic wurde über Radio, Fernsehen und bald auch über die Printmedien derart forciert, dass ein regelrechter Ansturm auf Anleitungen zum Aerobic-Training beziehungsweise auf Kurse und Trainings nicht aufzuhalten und unbewältigbar war. Als sich später auch noch Prominente aus Film und Fernsehen, sogar Adelige sich für Aerobic aussprachen, fand der Zuspruch keine Grenzen mehr (Spolenak 1984, S.17). Fehler, Unzulänglichkeiten und Unvollkommenheiten des Körpers werden auf Fotos und im Fernsehen sofort offensichtlich. Hilfsmittel wie zum Beispiel Retusche zeichnen oft ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit (Posch 2009, S.17). Shusterman greift das Problemfeld auf, dass in der heutigen Zeit nicht nur versucht wird, sich als individuell ästhetisch zu bezeichnen, sondern, dass sich ganze Wirtschaftszweige entwickelt haben, um den Menschen das Streben nach propagierten Idealen zu erleichtern oder erst zu ermöglichen. Neben Diätprogrammen, Kosmetikkursen Anleitungen zum Sport erlebte auch die Schönheitschirurgie, wie vorab beschrieben, gerade bei jungen Leuten einen enormen Aufschwung (Shusterman 1994, S.242). Heinemann (2006, S.96) ergänzt, dass die Fitnessindustrie ihre Versprechungen auf einen wohlgeformten, vitalen Körper mit den Darstellungen von athletischen, schlanken Körpern untermauern, um Laien davon zu überzeugen, dass ihre Produkte oder Methoden auf jeden Fall zielführend seien. Dadurch entwickelt sich ein bestimmtes Körperideal, welches Identifikationspotenzial bietet. Wir dieses Level an Fitness erreicht, stellt sich Zufriedenheit ein. Entspricht man hingegen nicht dem Schönheits- und Fitnessideal, werden sofort Maßnahmen und Produkte empfohlen, mithilfe derer das gewünschte Vorbild erreicht werden kann. Durch dieses Phänomen entsteht eine ganz bestimmte 79 Der sportliche Körper Konstruktion des Körpers, welche weitestgehend als nicht mehr „natürlich“ bezeichnet werden kann. Posch ergänzt, dass aufgrund eines durch die Medien scheinbar unerreichbaren Idealbildes des menschlichen Körpers ein „unendlicher Mangel“ entsteht, den man versucht zu kompensieren. Dies löst laut Posch ein „unstillbares Streben nach Perfektion“ aus (Posch 2009, S.23). Ein weiteres Konfliktpotenzial bildet die Diskrepanz zwischen dem eigenen Selbstbild und der Fremdsicht, jenes Bild, dass von Mitmenschen oder einem Gegenüber gezeichnet wird. Oftmals ist man mit sich selbst beziehungsweise mit seinem Aussehen unzufrieden, wird aber von seinem Umfeld ganz anders wahrgenommen. Ebenso spielt das Körpergefühl eine wichtige Rolle im Bezug auf das allgemeine Wohlbefinden. Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und eine positive Einstellung dem eigenen Körper gegenüber spiegeln meist auch ein positives Lebensgefühl wider. Fest steht, dass nicht alle Sportarten das Potenzial für hohe Einschaltquoten und ausreichend Medienpräsenz haben. Die Medien konzentrieren sich vermehrt auf Formate, welche auf hohe Nachfrage an Übertragungsrechten hoffen lassen. Daraus ergibt sich, dass der Fokus der jeweiligen Sportart auf die absolute Leistungsspitze gerichtet ist. Als Beispiel dafür geben Schwier/Schauerte die deutsche Fußball-Bundesliga an. Würden mehr Mannschaften aus der zweiten Liga mitspielen, wären die Einschaltquote trotzdem nur bei Begegnungen zweier Topmannschaften hoch, die Spiele der schlechteren Teams würden kaum Beachtung finden (Schwier/Schauerte 2008, S.18). Florschütz schreibt diese Entwicklungsschritte unserem zunehmenden Bedürfnis nach Spannung, Spektakel und Unterhaltung zu. Es kommt zu einer regelrechten Inszenierung des Sports. Sport im Fernsehen ist laut oben genanntem Autor von „Sensationalisierung und Eventisierung“ gekennzeichnet und begleitet (Florschütz 2005, S.1). 80 Der sportliche Körper Die eigentliche sportliche Handlung steht nicht mehr im Mittelpunkt, wird sogar verzerrt dargestellt. Mit reißerischen Kommentaren und live-Bildern soll die Wettkampfatmosphäre direkt ins Wohnzimmer geliefert werden. Dazu gehören neben der Berichterstattung auch Unterhaltung und Spannung, um die Zuseher an den Bildschirmen zu fesseln und die Einschaltquoten zu steigern. Ebenso ist die Gewinnung von Sponsoren und Werbeträgern ein nicht unbedeutender Faktor in der Fernsehübertragung von Sportveranstaltungen (Florschütz 2005, S.2). Um die Beziehung zwischen Medien, der Wirtschaft und dem Sport genauer darzustellen, hilft das Modell des „magischen Dreiecks“ nach Görner (Görner 1995, S.34). Jhally konkretisiert den Zusammenhang zwischen Sport und Medien indem er meint, dass einerseits zahlreiche Sportveranstaltungen auf die finanzielle Unterstützung von Sponsoren und Geldgebern angewiesen sind und andererseits aber der Sport als „Quotenbringer“ für Fernsehsender agieren (Jhally 1989, S.78). Abbildung 17 Magisches Dreieck nach Görner 1995. In diesem Modell wurde jedoch die Komponente, welche wesentlich zur Aufrechterhaltung dieser in Wechselwirkung stehenden drei Teilbereichen beiträgt, vergessen. Die Zuseher und Rezipienten mit ihren Vorlieben, 81 Der sportliche Körper Abneigungen, Befindlich- und Begehrlichkeiten stellen einen sehr wichtigen Faktor in diesem Gefüge dar. Aufgrund dieses Sachverhaltes kann Görners Modell folgendermaßen adaptiert werden. Abbildung 18 adaptiertes Modell in Anlehnung an Görner 1995/Hagenah 2004/Beck 2006 In oben gezeigtem Modell wird ersichtlich, dass das Publikum in das Gefüge Sport-Wirtschaft-Medien eingebunden ist. Beziehung Sport – Publikum Zwischen dem Sport und den Zusehern besteht eine Wechselbeziehung in der Art, als dass der Sport dem Publikum Spektakel, Spannung, Sieger, Glücksmomente, Live-Erlebnisse und vieles mehr bietet. Das Publikum bietet im Gegenzug dazu Fankultur, eine mitreißende Kulisse sowie eine Bühne zur Präsentation der sportlichen Leistungen. 82 Der sportliche Körper Beziehung Sport – Wirtschaft Im Mittelpunkt der Wechselbeziehung Sport – Wirtschaft steht das Geld. Durch sportliche Erfolge von Athleten wird eine Sportart populär. Menschen wollen diese Sportart selbst auch ausüben. Meist fehlt das nötige Equipment oder das Know-how. Genau darum kümmern sich die Partner aus der Wirtschaft. Sportartikelhändler, Fitness- oder Personaltrainer sowie andere in der Sportbranche tätige Personen. Meist sind Partner aus der Wirtschaft als Sponsoren oder Geldgeber bei Sportveranstaltungen mit Medieninteresse präsent. Der Sport profitiert von den Geldern der Sponsoren. Im Gegenzug dazu ist den Firmen in Form von Emblemen oder Schriftzügen und Logos Präsenz im Fernsehen sicher. Aufgrund der hohen Einschaltquoten von Sportveranstaltungen erreichen platzierte Banner oder Schriftzüge eine breite Masse. Ebenso wirkt sich ein Engagement eines Unternehmens im Sportbereich meist förderlich auf das Firmenimage und Unternehmensleitbild aus. Sport wird mit den Attributen Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, gepaart mit Fairness und Teamgeist belegt, diese Attribute sind auch im Unternehmertum nie von Nachteil. Beziehung Sport – Medien Die Medien spielen im Bereich des Sports eine wichtige Rolle. Durch sie können Sportarten oder Sportveranstaltungen in alle Welt ausgestrahlt und bekannt gemacht werden. Genauso können sich Sportler über Medien präsentieren und sich dem Publikum neben ihren sportlichen Tätigkeiten von einer anderen Seite präsentieren. Im Gegenzug dazu sichern sportliche Großveranstaltungen Champions-League sowie oder der Übertragungsreihen, Ski-Weltcup den Fußball-Bundesliga, Fernsehsendern hohe Einschaltquoten. Durch die mediale Inszenierung von Sportveranstaltungen, bei welchen Information gepaart mit Spannung und Entertainment präsentiert wird, sind bei Folgeveranstaltungen oder Sendereihen die Quoten meist gesichert. Unangefochten an der Spitze des Zuschauerinteresses sind nach wie vor Übertragungen von Fußballgroßereignissen. Verschiedenste Interessen, nicht nur sportlicher, sondern auch wirtschaftlicher und sozialer Natur profitieren von 83 Der sportliche Körper der Präsentation des Sports im Fernsehen (Dimitriou/Sattlecker/Müller 2007, S.29). Um zu verdeutlichen, welch große Bedeutung die Medien für den Sport haben, zeigen Schwier/Schauerte auf, dass sich der Spitzensport vermehrt an medialen Rahmenbedingungen orientiert, um die übertragene Sportveranstaltung für den Zuseher so attraktiv und spannend wie möglich zu gestalten. Abänderungen des sportlichen Formats können nur geringe Veränderungen der Gesamtinszenierung bewirken, können aber auch den ursprünglichen Charakter einer Sportart verfälschen (Schwier/Schauerte 2008, S.21). Neben dem Fernsehen spielen auch die Printmedien eine nicht unwesentliche Rolle zur Darstellung und Aufbereitung des Sports für die Rezipienten. Sie dienen nicht nur als Informationsquelle für LeserInnen, sondern sie dienen auch als Plattform für Platzierung von Werbung oder Ähnlichem. Beispielhaft dafür nennen Schwier/Schauerte speziell auf eine Sportart zugeschnittene Magazine zum Beispiel für Mountainbiking oder Kite-Surfen. Neben den Berichten und Meldungen über die Sportart selbst wird die Zeitschrift genutzt, um gezielt passende Sportartikel zu bewerben oder Sponsorenbeiträge zu platzieren (Schwier/Schauerte 2008, S.37). Beziehung Publikum – Wirtschaft Durch die Rezeption von Sport im Fernsehen können Menschen auf den Geschmack kommen, nicht nur einem Idol nachzueifern, sondern auch für sich selbst etwas Neues auszuprobieren. Dies gilt nicht nur für Wettkampfübertragungen, sondern auch für Informationssendungen bezüglich Gesundheitssport und Tipps für körperliche Betätigung im Alltag. Der Erwerb von Fan- und Sportartikel, Mitgliedschaften für ein Fitnessstudio sowie von Ratgeber oder Sportlerbiografien inkludieren ebenso den wirtschaftlichen Aspekt des Sports, wie der Kauf von Eintrittskarten für Sportveranstaltungen. Das Publikum erhält durch die Wirtschaft im Gegenzug das Gefühl, am Sport und an den Ereignissen teilhaben zu können. Identifikation mit einer 84 Der sportliche Körper Mannschaft bietet das Tragen desselben Trikots wie seiner Vorbilder, den Stars wird somit eine verstärkte Wirkung und Bedeutung beigemessen. Beziehung Publikum – Medien Die Massenmedien bieten dem Publikum nicht nur emotionsgeladene Bilder in Print- und Onlinemedien, sondern auch in Fernseh- und Radioübertragungen finden sich die von Spannung gekennzeichneten, mitreißenden, gleichzeitig aber informativen und mit Fachwissen gespickten Nachrichten. Es sind die Zuseher, welche die Einschaltquoten sichern, Zeitungsabonnements und Sportmagazine kaufen. Darum sind Sportveranstaltungen sehr gut geeignet um Werbebotschaften zu präsentieren und Sportler ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Beziehung Wirtschaft – Medien Medien sind Meinungsbildner. Durch die Medien werden Idealbilder und Illusionen erzeugt, für die wir Menschen sehr empfänglich sind, und dazu neigen, diesen Idealen nachzueifern beziehungsweise zu entsprechen. Die Medien liefern den Menschen Tipps und Tricks wie sie beispielsweise zu einem schlanken, durchtrainierten, gesunden, vitalen und erotischen Körper kommen können. Neben Ernährungsanweisungen, Trainingstipps vom Profisportler persönlich oder speziell für bestimmte Sportarten entwickelte atmungsaktive Textilien oder Sportgeräte werden auch die Partner aus der Wirtschaft präsentiert, welche in dieser Branche tätig sind. Partner aus der Wirtschaft sind oftmals auch als Sponsoren bei Sportveranstaltungen mit hohem Medieninteresse präsent, was nicht nur auf den Sport, sondern auch auf Interessensvertreter der Wirtschaft positiv wirkt. 85 Der sportliche Körper 14.2 „Das magische Viereck – Medien, Wirtschaft und Sport – verbunden mit dem Phänomen des „sportlichen“ Körpers Abbildung 19 Magisches Viereck, adaptiert nach Görner 1995. Dass der menschliche Körper nicht nur im Bereich des Sports eine wichtige Rolle spielt, ist hinlänglich bekannt. Nun soll die Beschreibung der Integration des „sportlichen Körpers“ in das bestehende magische Dreieck (vgl. Görner 1995) erfolgen. Zuerst kann festgestellt werden, dass der Sport eng mit dem neuen Körperbild des „sportlichen Körpers“ verbunden ist, aber auch Wirtschaft und Medien sich seine Wirkung und seinen Stellenwert in der Gesellschaft zunutze machen. Zunächst muss erwähnt werden, dass die in der zuvor beschriebenen Erweiterung des Modells nach Görner (vgl. Görner 1995) um die Komponente „Publikum/Zuseher/Rezipienten“, das den sportlichen Körper integriert, keinesfalls außer Acht gelassen werden darf. Es liegt allein in der 86 Der sportliche Körper Verantwortung der Zuseher und Rezipienten, die Medien konsumieren, ob sie erstens Sportübertragungen mitverfolgen, zweitens Werbung aufnehmen und sich dadurch zum Kauf von Produkten, die von SportlerInnen angepriesen werden, animieren lassen. Ob die Konsumenten im Trend in puncto „körperliche Attraktivität“ und „Sexappeal durch Sport“ bleiben wollen und auch die Wirtschaft auf ihre Kosten kommt, indem die Menschen Sport- und Fanartikel oder sonstige von den Medien empfohlene Produkte zur Verschönerung des Körpers kaufen. Sport, lässt sich vereinfacht festhalten, ist die Grundvoraussetzung dafür, einen „sportlichen Körper“ zu bekommen. Wer keinen Sport macht, wird keine definierten Muskeln vorzeigen, noch eine schlanke, sportliche, durchtrainierte Figur am Badestrand abgeben können. Unbestritten ist jedoch, dass vielen Menschen der Weg zum schlanken Körper über sportliche Betätigung zu mühsam ist und andere Maßnahmen ergriffen werden, um schlank zu werden oder ihr körperliches Aussehen zu verbessern. Eine Studie aus Deutschland beweist, dass circa 800.000 Deutsche den Weg zum Schönheitschirurgen einschlagen, um ihren Körper zu verschönern (http://www.portal-der- schoenheit.de/news/aesthetische-chirurgie-in-oesterreich.html, Zugriff am 19.07.2011). Umfragen haben gezeigt, dass viele junge Menschen bereits denken, nur mit gutem Aussehen und einem schönen Körper beruflich erfolgreich werden zu können. Aus dieser Tatsache lässt sich schließen, dass das Aussehen und die damit verbundene Attraktivität schon in jungen Jahren ein bedeutsames Thema darstellt (http://www.topwellnessoasen.de/news.php?id=d874b62f30d109763484f8ec11 a641a9&NewsID=621&newsart=mn, Zugriff am 26.05.2011, 10:18 Uhr, Großegger/Moosbrugger 2004, S.11f.). Beobachtungen und Untersuchungen haben ebenfalls ergeben, dass Sport nicht nur einen schönen, durchtrainierten, erotischen Körper hervorbringt, sondern im Sport auch genügend Bühne geboten wird, um die Attraktivität des Körpers zur Schau stellen und in Szene setzen zu können. Jugendliche sehen 87 Der sportliche Körper laut einer Studie aus dem Jahr 2004 1 Sportarten, welche von Körpereinsatz oder direkter Arbeit am eigenen Körper geprägt sind, als weitaus sportlicher an als andere sportliche Betätigungen. Fitnesssport, Skate- und Snowboarden sowie Schifahren liegen dabei im Spitzenfeld der „sportlichsten Sportarten“. Für Jugendliche spielen neben dem sportlichen Faktor verschiedenster sportlicher Betätigungen auch das Erscheinungsbild und der „Coolness-Faktor“ des Sports eine nicht unwesentliche Rolle. Beachvolleyball lebt vom Lifestyle-Faktor und kommt vor allem bei jungen Menschen gerade deswegen sehr gut an. Ebenso zeigte sich auch, dass Jugendliche durch Körpereinsatz im Sport und durch inszenierte Körperbilder vermehrt zum Mitmachen animiert werden. Beachvolleyball und Fitnesssport sind dabei besonders beliebt. Fest steht jedoch, dass Frauensport erst durch neu erarbeitete Konzepte wie BodyShaping oder Body-Styling zum leichten Kraftsport und Fitnesssport begeistert werden konnten, da herkömmliche Sportarten immer noch von Männern bevorzugt ausgeübt werden. Bei Frauen wird neben dem Erreichen eines schönen Körpers auch das Wohlbefinden durch Sportausübung in den Vordergrund gestellt und häufig als Motiv angegeben (vgl. Großegger/Moosbrugger 2004, S.11f.). Verbindung: Sport – Medien – sportlicher Körper Sportübertragungen in den Medien bilden den Zusammenhang zwischen Sport und Medien. Da der Sport ohne den menschlichen Körper nicht bestehen kann und der Sport Bühne zur Darstellung desselbigen ist, kann zwischen dem sportlichen Körper und den Medien ebenfalls eine Beziehung kenntlich gemacht werden. Die Medien präsentieren den menschlichen Körper und geben durch dessen Präsenz in Werbung oder Sportübertragungen einen Trend vor. Der sportliche Körper gibt, wie zuvor am Beispiel von Fußballstar und Unterwäschemodel Cristiano Ronaldo beschrieben, Anlass dazu, einen solchen zu bekommen. Die Methoden, um dieses Ziel zu erreichen, differieren je nach Engagement und Investition in das Projekt „schöner, sexy, sportlicher, muskulöser und gesunder Körper“. 1 Vgl. Großegger/Moosbrugger 2004, S.11f. 88 Der sportliche Körper Auch die Wirtschaft nutzt den Trend vom Idealbild „sportlicher Körper“, um daraus Profit zu schlagen. Verbindung: Sport – Wirtschaft – sportlicher Körper – Medien – Rezipienten Das zuvor angeführte Modell zeigt deutlich, dass alle vier oben genannten Komponenten inklusive Zuseher und Rezipienten in Verbindung stehen. Die einzelnen Aspekte können ohne die jeweils anderen nicht erfolgreich zustande kommen, erfolgreich sein oder sich weiterentwickeln. Einerseits wird davon ausgegangen, dass Sportberichterstattungen in den Medien für die Zuseher Bilder des sportlichen Körpers zeigen und Markenprodukte durch Menschen mit sportlichen Körpern präsentiert werden, davon kann die WIRTSCHAFT enorm profitieren, andererseits können zum Beispiel Produkte, welche in der Wirtschaft produziert und verkauft werden, von Zusehern, die Werbungen im Fernsehen sehen, gekauft werden. Durch gute Qualität werden die Produkte auch Spitzensportlern (sportlicher Körper) zusagen. Diese werden sie bei Sportveranstaltungen tragen und präsentieren sie somit den Medien. So wiederum werden die Einschaltquoten für die MEDIEN gesichert und Menschen dazu animiert, mehr zu kaufen. 14.3 Erotik im Sport Ein eng in Verbindung stehendes Thema mit den oben Genanntem ist eine gewisse Form der Erotisierung des Sports, die unmittelbar mit Schaulust und Körperinszenierung zusammenhängt. In den Medien soll den Rezipienten etwas geboten werden. Um Sportübertragungen interessanter zu gestalten, werden nicht nur Lebensgeschichten, Skandale und Glanzleistungen von Athleten breit getreten, sondern der Fokus richtet sich immer mehr auf die Körperlichkeit und das Auftreten der Sportler. Florschütz schreibt dazu, dass der Fernsehsender „DSF“ Sportübertragungen zunehmend gepaart mit Erotifizierung des Profisports für die Rezipienten aufbereitet (Florschütz 2005, S.3). 89 Der sportliche Körper Laut Mikos bezieht sich dies nicht nur auf Sexfilme und das direkte Zeigen von nackten Körpern, sondern auch in anderen Filmgenres sowie sogar in Nachrichtensendungen. Zuschauer halten es für unterhaltsamer wenn die Nachrichten abgelesen nicht nur werden, monoton sondern mit ausdrucksstarken Bildern gepaart, die Rezipienten erreichen. Neben zahlreichen Werbespots sind es die Abbildung 20 Anni Friesinger (dt. Eisschnellläuferin) http://gleeboo.de/bilder_anni_frie singer, Zugriff am 15.04.2011, 15:05 Uhr. Sportübertragungen, die den Körper von Sporthelden Begierden und der zum „Objekt medialer Erotisierung“ machen. Grundsätzlich sollten Sportreporter seriös über ein Sportereignis berichten. Die Aufgabe der Kameraleute ist es, das dazu passende Bildmaterial zu liefern, um eine stimmige Sportübertragung zu gewährleisten. Hin und wieder gerät dies scheinbar Vergessenheit. Höschen in Hervorblitzende unter wallenden Tennisröckchen von Athletinnen werden in Zeitlupe präsentiert, herangezoomt und noch durch eine Markierung Abbildung 21 Franziska van Almsick, http://franziska_van_almsick.bilderr.com/franzisk a_van_almsick_.html, Zugriff am 15.04.2011, 15:26. zusätzlich gekennzeichnet, damit der Zuseher den „Skandal“ nicht übersehen kann. Begleitet von peinlich berührten, verklemmten und teils belustigenden Kommentaren wird vom eigentlichen Sportgeschehen, dem harten Kämpfen um Spitzenleistungen, komplett abgelenkt und nur der Körper beziehungsweise seine Aufmachung und Erscheinung ins Visier genommen. 90 Der sportliche Körper Neben ihren sportlichen Tätigkeiten entblättern sich weibliche Sportstars gerne auch für Hochglanzmagazine und zeigen sich dort in erotischen Posen. Dies hat zur Folge, dass Körperideale kreiert werden, denen von der Gesellschaft nachgeeifert wird (Florschütz 2005, S.3). Dazu ist auch noch zu bemerken, dass vielmals nicht die sportliche Leistung der AthletInnen im Vordergrund steht und maßgeblich für ihre Berühmtheit ist, sondern vielmehr durch ihre Präsenz in den Massenmedien bewirkt hat, dass sie zu Objekten der Begierde geworden sind und so erst Bewunderung von Fans erfahren haben und durch die erotische Darstellung ihres Körpers interessant für Medienvertreter wurden. Natürlich liegt dies auch an der Mentalität der heutigen Zeit. Niemand will über die Medien Unzulänglichkeiten oder Fehlerhaftigkeiten präsentiert bekommen, denn meist wissen Zuseher oder Leser ganz genau, dass sie selbst von diesen betroffen sind. Alles, was schön ist, wird begehrt. Makellose, durchtrainierte, gesunde Körper, im Allgemeinen glückliche Menschen, finden in jeder Fernseh- oder Plakatwerbung oder in jeder Fernsehsendung Platz. Mit übergewichtigen oder unglücklichen, traurigen Menschen will niemand konfrontiert werden. Berührungsängste sind da, die erst ab einem gewissen Grad an Grausamkeit oder Leid außer Kraft gesetzt werden. Schlimme Schicksale berühren und lösen neben Sensationsgier auch Schamgefühl und Mitleid aus. Auch negative Ereignisse werden dazu herangezogen, bei Menschen Emotionen zu erzeugen. Dadurch, dass der Sport an sich schon eine erotisierende Wirkung haben mag, kommt eine Verstärkung durch die technischen Möglichkeiten, wie Kameraführung, Zoom und vieles mehr, noch hinzu. Der Zuseher genießt das Privileg, hautnah am Geschehen dabei sein zu können (Mikos 2010, S.27). Immer mehr tritt in Erscheinung, dass Sportstars nicht aufgrund ihrer Leistungen hochgejubelt, zu Bestverdienern oder Werbestars werden, sondern durch die Medieninszenierung ihrer Person im Gedächtnis der Zuseher vor den Bildschirmen oder in den Stadien haften bleiben. Posch meint dazu, dass die Zur-schau-stellung des menschlichen Körpers behaftet von Schönheit und Sexyness keinen Widerspruch zu sportlicher Professionalität darstellt, sondern, 91 Der sportliche Körper dass diese beiden Bereiche heutzutage nur mehr schwierig trennbar sind. Vor allem weibliche Sportlerinnen waren für sexy Inszenierungen prädestiniert, doch seit einiger Zeit werden auch Männer zu „Sport-Pin-Ups“ (Posch 2009, S. 128). „Sportliche Aktivitäten stellen eine Inszenierung körperlicher Qualitäten dar“, meint der Literaturwissenschaftler Manfred Schneider (vgl. Schneider 1993, zitiert nach Mikos 2010, S.27). Das gilt aber nicht nur für die Darstellung nackter Haut. Auch wenn ein hautenger Skirennanzug oder aber eine Schutzbekleidung des traditionellen American Footballsports den Körper bedeckt, erzeugt dies seiner Meinung nach erotische Spannung (Mikos 2010, S.27). In der Werbung setzt sich dieses Phänomen fort. Besondere Verstärkung erfahren diese Phänomene, wenn Produkte im Vordergrund stehen, welche erotisierende Wirkung haben sollen wie zum Beispiel Düfte (Mikos 2010, S.28). Meist werden erfolgreiche Sportler von großen, nicht minder erfolgreichen Unternehmen gefördert und unterstützt und verdienen den Großteil ihres Vermögens mit Werbe- und Sponsoringeinnahmen. Da Reichtum bekanntlich anziehend wirkt, kommt dieser zur Ästhetisierung des Körpers dazu und lässt den Sportler im Licht von Reichtum und Schönheit erstrahlen. Diese Paarung ist nicht von ewiger Dauer, da mithilfe von gentechnischen Methoden zwar schon vieles ermöglicht wird, der Alterungsprozess aber trotzdem noch nicht aufgehalten werden kann. (ebd. S.28) Neben erotischen Körperdarstellungen bedienen sich die Medien auch der vermehrten Darstellung von Emotionen. Erschöpfung, Frust, überschäumende Freude sind nur einige der beliebtesten Motive der Kameraleute. Egal, ob der Sportler gerade vollkommen erschöpft darniederliegt oder vor Freude jubelt, wird der keuchende Atem der Spitzenathleten nach einem harten Rennen oder Kampf genauso thematisiert wie die Freudentränen der Sieger. Wortspenden sind dabei auch erwünscht, um dem Zuseher ein möglichst nahes, emotionsgeladenes Bild ins Wohnzimmer liefern zu können. Auf die Athleten wird dabei meist keine Rücksicht genommen. 92 Der sportliche Körper 15 „Körpermanagement“ „Wie man aussieht hat Einfluss darauf wie man sich fühlt und wie man sich fühlt, hat Einfluss darauf wie man aussieht“ (Shusterman 1994, S.247). Dadurch, dass in westlichen Gesellschaften die Grundbedürfnisse mehr als ausreichend gedeckt sind und sich das Gros der Menschen nicht in existenziell bedrohlichen Lebenssituationen befindet, kann dem Körperbewusstsein vermehrt Beachtung geschenkt und vor allem Zeit und Geld in dieses investiert werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die immer noch distanzierte Haltung moderner Gesellschaften dem Körper gegenüber durch Training oder Körperarbeit überlaufen wird (Bette 2005, S.47). „Der moderne Mensch IST nicht, er MACHT etwas aus sich, auch körperlich!“ (Posch 2009, S.130). Dieses Zitat spiegelt wohl am besten unseren Stellenwert beziehungsweise den des Körpers in unserer Gesellschaft wider. Sich mit etwas zufriedenzugeben, ist nicht mehr genug. Ziel ist es, das Beste aus sich herauszuholen. Das gilt neben dem Sport auch in anderen Lebensbereichen wie Beruf oder Familie. Der Wunsch nach immer mehr, nach etwas Schönerem oder besserem zu streben, macht auch vor dem Körper nicht halt. Gestählte Muskeln haben weibliche Kurven abgelöst. Zahlreiche Prominente Damen, vor allem aus Hollywood, zum Beisiel Madonna leben den Fitness-Wahn. Wie zuvor bereits erwähnt, bietet uns die fortgeschrittene technische Entwicklung die Möglichkeit, unseren Körper beziehungsweise unsere Körperfunktionen zu steuern. Sport wird nicht mehr nur um seiner selbst willen betrieben, sondern meist erwartet man sich einen bestimmten Effekt. Mit Pulsuhr, Radcomputer und ähnlichem Equipment bewaffnet, machen wir uns auf, um unseren Körper zu fordern. Die technischen „Trainer“ geben uns Feedback, ob wir im richtigen Bereich trainieren. Dabei vergisst man aber oft auf den eigenen Körper zu „hören“ und auf seine Signale zu achten. Funktionskleidung mit spezieller atmungsaktiver Membran wird von 93 Der sportliche Körper Sportartikelhändlern angepriesen. Sie sollen den Körper optimal bei seinem Austausch mit der Umwelt unterstützen und dem Sportler ein frisches, smartes Gefühl während und auch nach der Anstrengung geben. Trendige Farben, ein figurbetonter Schnitt spiegeln das von den Medien propagierte Ideal des durchtrainierten, schlanken, schönen, muskulösen Körper wider. Spätestens seit der Erfindung von Körpergewichtswaagen zeichnen auch diese ein relativ genaues Bild des Körpers und dessen Konstitution und geben indirekt Anweisungen oder üben Kritik an der eigenen Erscheinung. Es ist wichtig, über die Möglichkeiten und Formen, der Körper kontrolliert werden kann, Bescheid zu wissen. Die Nützlichkeit des menschlichen Körpers wird dabei den menschlichen Möglichkeiten vorgezogen. Der Körper des Athleten ist sein Kapital und muss effizient und produktiv funktionieren. Da es (noch) nicht zur Gänze möglich ist, den Körper zu kontrollieren – er ist keine Maschine – stellt er vor allem im Sport einen gewissen Risikofaktor dar. Mit technologischen und wissenschaftlichen Mitteln wird versucht, diesen weitestgehend einzudämmen oder gar auszuschalten, um einerseits die Leistung zu verbessern und den Wert des eigenen Körperkapitals immer mehr zu steigern (Pronger 2002 zitiert nach Heinemann 2006, S.93). Meist kommt dazu, dass von Seiten des Trainers enormer Druck auf die Athleten ausgeübt wird, einerseits, um seine Existenz zu sichern und andererseits, um den Körper des Sportlers für die gestellten Anforderungen der jeweiligen sportlichen Bewegungsaufgabe gerüstet zu wissen (Kidd/Donelly 2000 zitiert nach Heinemann 2006, S.93). Einen Vorteil bringt diese Instrumentalisierung laut Heinemann mit sich, nämlich dass man durch entsprechendes Operationalisieren von körperlicher Leistung durch Kennwerte wie Laktat, Gasaustausch, Lungenvolumen, Herzleistung und vieles mehr in der Lage ist, den eigenen Körper besser kennenzulernen und gepaart mit Wissen bezüglich dieser Werte ein besserer Umgang mit dem Körper gewährleistet werden kann (Heinemann 2006, S.94). Posch meint dazu, dass bereits im Jahr 1925 Gesundheitstabellen vertrieben wurden, die die für angemessen gehaltenen Körpermaße aufzeigten. Zu 94 Der sportliche Körper unterstreichen ist, dass sich diese Richtlinien schon damals nicht am Durchschnittsgewicht der Bevölkerung orientierten, sondern an einem berechneten Idealgewicht. „Das früher zulässige Gewicht wird inakzeptabel und offensichtliche Verfehlungen müssen verdeckt werden“, so die gängige Vorgehensweise bis heute (Posch 2009, S.10). Gerade in einer Zeit, in welcher schlanke, durchtrainierte Körper allerorts propagiert und zum Schönheitsideal erklärt werden, spielt der Begriff der Fitness eine wichtige Rolle. Selbst Laien sind durch die Flut an Informationen bezüglich Gesundheit und Wohlbefinden durch Sport, den zahlreichen Fernsehformaten und Besser-Leben-News mittlerweile bekannt, dass ein durchtrainierter Body nur durch sportliche Betätigung erreicht werden kann. Posch meint präzise, dass „…die moderne Körperlichkeit eine Hinwendung zur körperlichen Betätigung“ unbedingt bedeutet (Posch 2009, S.125). Der Hochleistungssport stellt eine sehr spezielle und extreme Form des Körpermanagements dar. Bette schreibt, dass Spitzensportler enorm hohe Ansprüche an ihren Körper stellen und selbst für kleinste Leistungsverbesserungen einen hohen Aufwand in Kauf nehmen. Sport wird dadurch immer risikoreicher und mehr von negativen Konsequenzen geprägt, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Die Einstellung schneller, höher, stärker, ganz einfach besser zu sein als alle anderen, verlangt dem menschlichen Körper sehr viel ab (Bette 2005, S165/166). Gerade in der heutigen Zeit investieren Menschen immer mehr Geld in Schönheitsoperationen oder chirurgische Eingriffe, um Unzulänglichkeiten oder vermeintliche Fehlerhaftigkeiten am eigenen Körper ausbessern oder verschönern zu lassen. Ein Beispiel dafür ist die Wahl zur „Miss Plastic“ in Ungarn - ein Schönheitswettbewerb, bei dem nur operierte Damen teilnehmen dürfen (vgl. Der Standard, 12.10.2009). 95 Der sportliche Körper Eine Studie zeigt, dass in Österreich vermehrt auch Männer bereit sind, für eine Verschönerung den Beauty-Doktor aufzusuchen. Mehr als 40.000 Österreicher lassen sich jährlich operieren. (http://www.portal-der- schoenheit.de/news/aesthetische-chirurgie-in-oesterreich.html, Zugriff am 19.07.2011, 14:33 Uhr). Ein Grund dafür ist meist, dass diese Personen versuchen, den unvermeidlichen Alterungsprozess aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen. Befragungen 2 haben ergeben, dass sich Menschen zwischen 50 und 59 Jahren im Durchschnitt um sechs Jahre und zwei Monate jünger fühlen, als sie tatsächlich sind. 70-Jährige geben ihr gefühltes Alter mit sogar 13 Jahren unter ihrem eigentlichen biologischen Alter an (Posch 2009, S.116). Da Verfallserscheinungen zuerst am Körper sichtbar werden, wird heutzutage vermehrt versucht, diese Erscheinungen zu verhindern oder Korrekturen daran vorzunehmen, welche dem Körper wieder ein jüngeres, dynamischeres, fitteres und auch gesünderes Aussehen verleihen sollen. Heute ist ein fortschreitender Trend zur Jugendlichkeit zu erkennen, an dem die Medien nicht unbeteiligt sind. Im Jahr 2004 wurde eine Studie 3 durchgeführt, die Trendanalysen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Thema „körperliche Attraktivität“ zum Inhalt hatte. Bezeichnend ist, dass mehr als 70 Prozent der befragten Personen angaben, dass das Aussehen in Zukunft im Vergleich zum Charakter Priorität haben wird. David Beckham mutierte zum Vorbild vieler junger Männer. Nicht allein wegen den Leistungen des Briten auf dem Rasen - er ist einer der erfolgreichsten Mittelfeldspieler der Gegenwart - sondern vor allem seine ständig wechselnden Frisuren, seine Markenaffinität, Kleidung, Schmuck und Stil betreffend, machen ihn zu einer Ikone und zum Vorbild für viele junge 2 Die Befragungen gehen auf eine Studie der University of Michigan in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut Berlin zurück. Befragt wurden rund 500 70-Jährige zur Einschätzung ihres persönlich gefühlten Alters. Das Meinungsforschungsinstitut Emnid untersuchte Personen ab 30. 3 Untersuchungsmethoden waren Beobachtungen von für Jugendkultur relevanten Medien, wie zum Beispiel blond magazine, Neon, de:bug und viele mehr sowie Experteninterviews. Befragt wurden deutsche Personen zwischen zwölf und 18 Jahren. 96 Der sportliche Körper Menschen. Das Leben ist gekennzeichnet von Möglichkeiten zur Verbesserung der körperlichen Attraktivität. Die Palette reicht von Kosmetika über Sportangebote bis zu Schönheitsoperationen. Ebenso ist es üblich, die errungene Attraktivität, den gestählten, fitten, schlanken, erotischen Körper, zu präsentieren und in Szene zu setzen. Durch Arbeit am Körper wird eine Verschönerung und Verbesserung des Aussehens erhofft. In unserer Gesellschaft werden Sportlichkeit und Gesundheit mit Leistungsfähigkeit gleichgesetzt. Dies bedeutet also, dass sportliche Menschen in unserem Bewusstsein auch leistungsfähigere Menschen sind und scheinbar daher vor allem im Berufsleben höheren Ansprüchen als weniger sportliche oder kranke Personen genügen (Berneder 1992, S.66). 97 Der sportliche Körper 16 Sporttreiben und Fitness in Österreich – eine Bestandsaufnahme Dieses Kapitel soll einen Überblick über die Wertigkeit des Sports im Freizeitverhalten der Österreicher geben. Ebenfalls wird dabei der Stellenwert des Körpers als Motiv zum Sporteln herausgearbeitet. Eingangs muss festgestellt werden, dass durch die enorme Vielfalt an Freizeitaktivitäten, die sich in den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelt hat, die sportliche Betätigung enormer Konkurrenz ausgesetzt wurde. Die Entwicklung neuerer Medien wie Internet oder die Kreation von Computerspielen und Spielekonsolen fesseln vor allem Jugendliche und junge Erwachsene immer mehr. Aktivitäten wie Faulenzen, SMS Versenden, Musik Hören und vieles mehr haben enorm an Bedeutung gewonnen. Es kann also eine Prioritätendiskrepanz zwischen 1970 und 2005 festgestellt werden (Wendl/Dimitriou 2007, S.4). Erste Anzeichen einer aufkeimenden sportlichen Aktivität in Österreich konnten im Jahr 1746 bemerkt werden. Sportunterricht hatte in der Theresianischen Militärakademie in Wien einen nicht unwesentlichen Stellenwert. Anfang des 19. Jahrhunderts war es Friedrich Ludwig Jahn, der die Turnbewegung gründete und bald darauf auch sportliche Wettkämpfe ausrichtete. Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen die verschiedensten Sportsparten auf der Bildfläche, von Schwimmen, Leichtathletik, Rudern, Kraftsport, über Eislaufen und Rad fahren, die ihrerseits vereinsähnliche Strukturen aufwiesen. Schon bald zeigten Sportler aus Österreich, dass mit ihnen auch international zu rechnen ist. Bereits bei den Olympischen Spielen 1896 konnten im Radsport und beim Schwimmen zwei Goldmedaillen erobert werden. Ende des 19. Jahrhunderts erschien erstmals der Name ASKÖ 4 in den Sportgeschichtsbüchern. Jener Verein war es auch, der den Sport für die breite Masse zugänglich machte. Einen erneuten Aufschwung der Wertigkeit von sportlicher Betätigung in 4 ASKÖ = Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur. 98 Der sportliche Körper Österreich ging mit der Einführung des 8-Stunden-Arbeitstages, Anfang des 20. Jahrhunderts, einher. Mit der Gründung der Bundessportorganisation im Jahr 1969 wurde der Sport in Österreich auf noch breiterer Ebene aufgestellt, in der eben genannte Organisation bis heute als Koordinator agiert (Bundespressedienst 1993, S.15). Im Jahr 1993 haben Umfragen ergeben, dass über 37 Prozent aller Österreicher in irgendeiner Form Sport betreiben. Zu diesem Zeitpunkt haben sich bereits etwa 70 Sportarten etabliert, in denen auch Wettkämpfe ausgetragen wurden. Dass Österreich ein sportbegeistertes Land ist, zeigt wohl auch die Tatsache, dass 1993 im europäischen Ländervergleich, Österreich, gemessen an der Einwohnerzahl, die meisten Tennisplätze verzeichnen konnte. Vereine investierten damals vermehrt in den Bau von neuen, größeren Sportanlagen, um ein noch umfassenderes Freizeitprogramm bieten zu können (Bundespressedienst 1993, S.26). Mit dem vermehrten sportlichen Interesse keimten auch neue Industriezweige auf. Für die jeweilige Sportart wurden Ausrüstung, Bekleidung und andere Utensilien erzeugt. Alleine die Fahrradindustrie verzeichnete ein stetiges Wachstum. Im Jahr 1991 sind 700.000 Österreicher im Besitz eines Fahrrades, die Tendenz ist steigend. Seit den 70er-Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts erfreut sich auch der Tennissport wachsender Beliebtheit. Besonders durch die Erfolge des österreichischen Tennisspielers stieg die Beliebtheit immer weiter an und die Industrie profitierte von diesem Aufwärtstrend. In dieser Zeit fasste der Sport Fuß in Werbung und Medien (Bundespressedienst 1993, S.31). Im Juli 1989 wurde im Auftrag des „Integral Markt- und Meinungsforschungsinstituts“ eine Umfrage 5 zum Thema „Sport“ durchgeführt. Ergebnis der Befragung war, dass nur 17 Prozent aller Befragten keiner sportlichen Betätigung nachgehen. Als bevorzugte Sportarten wurden Schwimmen, Radfahren und Schifahren genannt. Ebenso wurde das Interesse der Österreicher an Sportsendungen und Sportberichterstattungen im 5 Umfrage: Stichprobe 596 Personen ab 14 Jahren. 99 Der sportliche Körper Fernsehen abgefragt. 83 Prozent der Befragten gaben an, diese zumindest hin und wieder zu verfolgen. Im gleichen Jahr wurde eine Studie zum Thema „Sport und Freizeit“ von Bässler in Auftrag gegeben, welche ergab, dass das Interesse an Sport, nach Arbeit und Politik den dritten Rang in der Wertigkeit belegt. Jedoch ist das Gros der Österreicher nicht am Erreichen von sportlichen Höchstleistungen interessiert, sondern der soziale Faktor, das Treffen von Freunden beim Sport und der Fitnessgedanke sind vorrangig als Motive für das Sporttreiben angesehen worden. Drei Jahre später wurde eine Umfrage vom Fessl-Meinungsforschungsinstitut zur Häufigkeit der sportlichen Betätigung in Auftrag gegeben, die ergab, dass deutlich mehr Menschen als noch drei Jahre zuvor sich mindestens einmal pro Woche sportlich betätigen. Ebenso sind Divergenzen zwischen den Gebieten Österreichs zu erkennen. Während der Westen sich durchaus sehr sportinteressiert zeigt, sind im Osten die inaktivsten Österreicher zu Hause. Ferner lässt sich aufgrund der Ergebnisse feststellen, dass auch Sportveranstaltungen in Österreich sehr häufig in den Medien verfolgt werden. Spitzenreiter sind dabei Schirennen, die von mehr als 65 Prozent der Österreicher über das Fernsehen miterlebt werden (Bundespressedienst 1993, S.42f.) Neben dem Schisport hat der Fußballsport einen hohen Stellenwert für die Österreicher. Über 600.000 Österreicher sind ehrenamtlich, als Aktive oder Trainer, im Bereich des Fußballsports tätig (Bundespressedienst 1993, S.51). 16.1 Sportverhalten der Österreicher in den 1970er Jahren Größing führte im Jahr 1970 eine Studie unter Jugendlichen durch, welche bezogen auf ihr Freizeitverhalten Präferenzen eruieren sollte. Ergebnis der Umfrage war, dass der Sport bei jungen Menschen eine sehr wichtige Rolle einnimmt. Lesen, Handarbeiten und die Nutzung von damals zugänglichen Medien dienen im Vergleich zum Sport nur selten als Freizeitbeschäftigung (Größing 1970, S.23). 100 Der sportliche Körper Im Rahmen der Untersuchung 6 „Sportliches Freizeitverhalten der Österreicher“ wurden im Jahr 1979 folgende Ergebnisse veröffentlicht: Die IFES-Umfrage zu Freizeitaktivitäten der Österreicher hat ergeben, dass 36 Prozent aller 16- bis 70-jährigen Österreicher gar keiner sportlichen Betätigung nachgehen. Nach einer Analyse wurde schlussgefolgert, dass vor allem ältere Menschen glauben, die Anstrengungen des Sports nicht ertragen zu können. Ebenso hat sich gezeigt, dass vor allem die Österreicherinnen im Vergleich zu Österreichern mit zunehmendem Alter noch weniger Sport betreiben. Ein weiteres Ergebnis der Forschung war, dass die soziale Schicht ausschlaggebend für das Sportengagement ist. Bei der Erhebung wurden das Einkommen und die zur Verfügung stehende Freizeit herangezogen. Menschen mit der geringsten Freizeit, nämlich Landwirte, betreiben am wenigsten Sport, hingegen sind Selbstständige und leitende Angestellte sportlich am aktivsten. Unter den Angaben, warum kein Sport betrieben wird, wurde am häufigsten Zeitmangel genannt. Der Mangel an Möglichkeiten, um Sport zu betreiben, sowie hindernde körperliche Verfassung um Sport zu machen, wurden nur in unbedeutendem Ausmaß angegeben, vor allem von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren. Dieser Punkt ist dahin gehend zu unterstreichen, da er als Einziger den menschlichen Körper thematisiert. Es lässt sich ableiten, dass Ende der 1970er-Jahre das Aussehen und die Körperpräsentation noch keine so exponierte Rolle wie heute eingenommen haben. Die Motive, warum die Österreicher Sport betreiben, zeigen ein ähnliches Bild. 45 Prozent geben an, dass gesundheitliche Gründe sie zum Sporttreiben bewogen haben. 35 Prozent betreiben Sport, weil es Spaß macht, für weniger als zehn Prozent ist die eigene Leistung Motivation genug, um sich zu bewegen und mit zwei Prozent vernachlässigbar zeigt sich die Motivation, um beim Sport Sozialkontakte zu pflegen. Hier wird wiederum deutlich, dass der Körper zwar indirekt, beim Sport aus gesundheitlichen Gründen thematisiert wird, jedoch nur in dem Maß, als dass ein gesunder Körper neben einem gesunden Geist einen gesunden Menschen ausmacht. Sport wird Ende der 1970er-Jahre nicht betrieben, um den Körper zu 6 Als Grundlage dienen die Ergebnisse der IFES-Umfrage aus dem Jahr 1974. 101 Der sportliche Körper präsentieren oder seinen Six-Pack zur Schau zu stellen, sondern um gesund zu bleiben oder gesund zu werden. Zusätzlich wurden die bevorzugt ausgeübten Sportarten der ÖsterreicherInnen erhoben. Schwimmen ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen sehr beliebt. Erst auf dem zweiten Platz geben Männer an, gerne Schi zu fahren, Frauen hingegen bevorzugen den Radsport. Reine Männersportarten waren zum damaligen Zeitpunkt Eishockey, Ringen und Boxen. Die Damen sind im Gegensatz zu den Herren weitaus begeisterungsfähiger für Gymnastik und Turnen. Bei der IFES-Untersuchung von 1974 erfolgte eine geografische Aufteilung in drei Gebiete Österreichs, nämlich Graz, Wien und Innsbruck, außerdem eine Erhebung, welche Gesamtösterreich betraf. Während in Graz und Wien Schwimmen die beliebteste und am häufigsten ausgeübte Sportart ist, nimmt der alpine Schisport entgegen der Erwartung bei den Tiroler Befragten keinen Spitzenplatz in der Beliebtheitsskala ein. Dominierend ist bei den Männern Fußball, bei den Damen Gymnastik, Reiten und Turnen (vgl. Bonelli 1979/Bonelli & Richter 1979). Aufgrund des vermehrten Interesses an sportlicher Betätigung, dessen sich auch Bässler bewusst war, können Ursachen für diesen Trend gefunden werden, die maßgeblich an der Verbreitung des Sports in anderen Gesellschaftsbereichen beteiligt waren (Bässler 1987, S.230). 16.2 Vergleich Amerikaner und Österreicher zum Thema „Gesundheitsbewusstsein“ aus dem Jahr 1991 Im Jahr 1991 wurde eine Umfrage 7 mittels Fragebögen durchgeführt, die das Gesundheitsbewusstsein von Amerikanern und Österreichern thematisierten. 7 Umfrage: 120 amerikanische Fitnessstudiobesucher aus sieben verschiedenen Fitnessclubs und 124 österreichische Fitnessstudiomitglieder aus sechs verschiedenen Studios, Befragungszeit: Juli-Oktober 1991, Bewertungsskala von 1-10, wobei 10 volle Zustimmung bedeutet. 102 Der sportliche Körper Eine Aussage dieser Untersuchung bezieht sich auf den Faktor „Körper“ im Sport. Der Formulierung „Ich betreibe Sport, um meinen Körper und seine Leistungsfähigkeit besser kennenzulernen“ stimmen die Österreicher zu 70 Prozent mit mehr als sieben Punkten zu und ist somit in der Rangliste noch vor dem Gesundheitsmotiv. In den USA hingegen stößt diese Aussage nur auf wenig Zustimmung. Für die Hälfte der befragten Amerikaner ist die Bereitschaft, Sport in erster Linie aus gesundheitlichen Gründen zu betreiben, eine Option, wohingegen die Österreicher für dieses Motiv durchschnittlich sieben Punkte in der Körper zu Prioritätenskala vergeben. Die Aussage „Ich betreibe Sport, um einen schönen bekommen/erhalten“ beantworteten sowohl Amerikaner als auch Österreicher mit einer Angabe von sechs und knapp über sechs Punkten. Damit nimmt das Motiv eines durchtrainierten, sportlichen, fitten, erotischen Körpers den zweiten Platz nach dem Gesundheitsaspekt ein. Geschlechtsspezifisch können bezüglich der Wertigkeit der körperlichen Attraktivität als Motivation zum Sporttreiben ebenfalls Unterschiede festgestellt werden. In den USA sind es die Damen, die mit knapp über sechs Punkten deutlich mehr dazu neigen, der körperlichen Attraktivität wegen sportlicher Betätigung nachzugehen. In Österreich hingegen legen die Männer mehr Wert auf einen durchtrainierten, fitten Körper und bewerten diese Aussage mit knapp sieben Punkten von zehn. Im Bezug auf altersspezifische Unterschiede kann festgestellt werden, dass mit zunehmendem Alter das Gesundheitsmotiv zur Sportausübung an Bedeutung gewinnt. Das Motiv sportlicher Betätigung nachzugehen, um einen schönen, attraktiven Körper zu bekommen, ist vor allem bei den jüngeren Befragten von hoher Bedeutung (über neun Punkte). Dieser Aspekt nimmt aber mit zunehmendem Alter deutlich ab (nur mehr knapp unter fünf Punkten bei den über 60-Jährigen). Werden die Ergebnisse nach Schulbildung differenziert aufgezeigt, so lässt sich feststellen, dass sowohl in den USA als auch in Österreich der Drang nach 103 Der sportliche Körper einem schönen Körper gerade in weniger gebildeten Schichten verstärkt ausgeprägt ist. Genauso verhält es sich mit der Priorität für das Erproben der körperlichen Leistungsfähigkeit und des Kennenlernens des eigenen Körpers. Dem messen im Gegensatz Personen, mit niedrigem Bildungshintergrund, höher gebildete Schichten weniger Bedeutung bei. (Berneder 1992, S.66f). 16.3 Vergleich: Amerikaner und Österreicher aus dem Jahr 1994 Da der Sport nicht nur Normen und Werte einer Gesellschaft in sich birgt, sondern auch der Sport Gesetzmäßigkeiten und soziale Wertvorstellungen in ein bestehendes grenzübergreifende Gesellschaftsystem Untersuchungen einbringt, anzustellen lohnt es deren Ergebnisse und sich, aufzuzeigen. Hoyer zeigt in ihrer Untersuchung zum interkulturellen Vergleich im Sportverhalten von Österreichern und Amerikanern auf, dass der Sport „ein allumfassendes Phänomen ist, das vor Rassenunterschieden, Ländergrenzen und sozialen Schichtungen nicht Halt macht“ (Hoyer 1994, S.5). Im Zuge dieser Studie 8 aus dem Jahr 1994 wurden Studentinnen und Studenten aus den USA und aus Österreich bezüglich ihres Sportverhaltens, des Stellenwerts des Sports in Relation zu anderen Freizeitaktivitäten und des Stellenwerts verschiedener Motive zum Sporttreiben befragt. Bereits in Bezug auf die beliebtesten Sportarten der österreichischen und amerikanischen Studentinnen und Studenten zeigen sich deutliche Divergenzen. Während in den USA Ballsportarten sehr beliebt sind (mit knapp 50 Prozent), ist in Österreich Wintersport die beliebteste Sportart. Dieser Faktor ist aufgrund der geografischen Lage Österreichs zu erklären und da Schi fahren sich mit den Jahren zu einem „Volkssport“ entwickelt hat, sind auch Wirtschaft und Handel auf diesen Erfolgszug aufgesprungen und treiben diesen weiter an. In den USA sind Baseball und Football Nationalsportarten, das erklärt die hohe Beliebtheit. 8 Befragt wurden 110 Studenten des Ithaca Colleges, einer Privatuniversität in New York/USA und eben soviele Studenten der verschiedensten Studienrichtungen aus Wien. Durchschnittsalter Österreich: 22, USA: 19 Jahre. 104 Der sportliche Körper Im Bezug auf das Sportengagement zeigen sich Amerikaner deutlich aktiver als Österreicher. Im Schnitt gehen Österreicher knapp zweimal pro Woche einer sportlichen Betätigung nach, während die amerikanischen Kollegen mehr als fünfmal pro Woche Sport betreiben. Das mag daran liegen, dass der Sport im Vergleich zu Österreich in anderen Formen organisiert wird. Während vor allem dem Collegesport auf Universitäten sehr hohe Bedeutung beigemessen wird und so in den Alltag der Studierenden und Schüler im Rahmen der Ausbildung fix eingebunden ist, haben die Österreicher nur in Vereinen oder privaten Sportanbietern die Möglichkeit sportlich zu sein, sofern sie dies nicht auch selbstorganisiert tun. Ebenso zeigen amerikanische Sportler mit fast 85 Prozent enorme Ambitionen an Wettkämpfen teilzunehmen, während in Österreich nur 46 Prozent dies erreichen wollen. Ein Schluss, der aus dieser Statistik gezogen werden kann, ist, dass in Österreich der Sport eher auf Breiten-, Fitness- und Gesundheitssport ausgelegt ist und nur ein geringer Anteil der Bevölkerung ehrliches Interesse und Ehrgeiz zum Leistungs- oder Spitzensport besitzt. Die Motive, warum körperliche Bewegung ausgeführt wird, greift die oben genannte These auf. Österreichern sind soziale Aspekte beim Sporttreiben wichtiger als Amerikanern. Das deutet wiederum daraufhin, dass die Österreicher nicht die sportliche Betätigung in den Vordergrund ihres Tuns stellen, sondern den Sport vermehrt dazu nützen, um soziale Kontakte zu pflegen und eine gute Zeit zu verbringen. Die Amerikaner hingegen streben nach individueller Leistung und legen weniger Wert auf den sozialen Faktor des Sports. Der Faktor Fitness spielt in beiden Ländern eine nicht unwesentliche Rolle. Nach dem Leistungsmotiv in den Vereinigten Staaten und dem Sozialaspekt in Österreich findet sich der Fitnessgedanke in beiden Ländern auf Platz zwei der Rangliste. Fitnessbewusstsein beinhaltet in dieser Befragung auch Körperbewusstsein und Bedacht auf körperliche Attraktivität. Sowohl österreichische als auch amerikanische Studierende betreiben Sport, um körperlich attraktiver zu werden. Dies zeigt, dass Mitte der 1990er-Jahre die Darstellung des Körpers, Figurbewusstsein und Attraktivität bereits eine bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft und somit auch im Sport übernommen haben. Freude an der Bewegung stellt ebenso ein nicht minder 105 Der sportliche Körper wichtiges Motiv zur sportlichen Betätigung dar. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Sport in Amerika weitaus höheres Ansehen genießt, als in Mitteleuropa. In Österreich ist geistige Arbeit – so scheint es – immer noch wertvoller, als körperliche Betätigung wie Honorare und Entgelte zeigen. In Amerika erfahren Sportler deutlich mehr Anerkennung für ihre Leistungen und werden von Kindheit an dazu motiviert, dem Sport treu zu bleiben. Es ist nicht verwunderlich, dass die großen Fitnessbewegungen und -trends von Amerika aus nach Europa und somit nach Österreich gebracht wurden. Durch die Fitnessbewegung und ein vermehrtes Gesundheitsbewusstsein erfuhr der Sport in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nicht nur einen enormen Aufschwung, sondern auch eine Aufwertung (vgl. Hoyer 1994). 16.4 Sporttreiben und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit – eine sozioökonomische Analyse Es gibt Studien, Österreicherinnen wirtschaftliche welche und und nicht Österreicher allein das zum Bewegungsverhalten Inhalt sozioökonomischen haben, Aspekte der sondern auch miteinbeziehen und beleuchten. Eine im Jahr 2000 durchgeführte Untersuchung 9 zeigt eine Gegenüberstellung des Nutzens sportlicher Betätigung gegenüber den dadurch entstehenden Kosten desselbigen auf. Ergebnis des Abgleichs war, dass die Kosten, die durch Sportunfälle oder krankheitsbedingtes Fernbleiben der Arbeit mit insgesamt 4,15 Milliarden Schilling (umgerechnet 302 Millionen Euro) weitaus geringer sind als der Nutzen und die Einsparungen im Gesundheitswesen durch den Sport (7,8 Milliarden Schilling, umgerechnet 567 Millionen Euro). Daraus kann abgeleitet werden, dass der Sport durchaus für die Wirtschaft und vor allem für das Gesundheitssystem förderlich ist und eine gelungene Institution darstellt. Es ist erschreckend, dass sportliche Inaktivität beziehungsweise kaum vorhandene körperliche Betätigung Kosten von mehr als 11,5 Milliarden Schilling (umgerechnet 836 Millionen Euro) verursachen. Durch zahlreiche Veränderungen in der Gesellschaftsstruktur sowie auch der vermehrte und immer wichtiger werdende Faktor „Freizeit“ tragen maßgeblich 9 Herangezogen wurden Ergebnisse und Zahlen aus dem Jahr 1998. 106 Der sportliche Körper zur Aufwertung der sportlichen Tätigkeit bei. Investitionen in den Ausbau der sportlichen Möglichkeiten sind eine gute Anlage für die Zukunft. Aufgeschlüsselt nach Schichtzugehörigkeit, Alter und Wohnort, Einkommen und Bildungsniveau ergaben sich folgende Ergebnisse bezüglich des Sportengagements der Österreicher: Personen mit höherem Einkommen betreiben mehr Sport und finden auch mehr Gefallen an kostenintensiven Sportarten, wohingegen Menschen mit geringerem Einkommen und niederem Bildungsniveau eher preisgünstigeren Sportarten frönen, beziehungsweise generell weniger Sport treiben. Spannend zu beobachten ist, dass Personen aus niedrigen sozialen Schichten vermehrt Sportarten mit engem Körperkontakt bevorzugen, während gebildetere Menschen diese eher meiden. Ferner wird bei niedrigeren sozialen Schichten ein instrumentelles Verhältnis zum eigenen Körper festgestellt. Ein sportlicher Körper wird mit Kraft und Männlichkeit gleichgesetzt. Nebenbei spielt auch das Naturerlebnis nur eine marginale Rolle im Sportengagement der Österreicher. Halbwachs et al. liefern einen Vergleich 10 der Sportbereitschaft zwischen 1979, 1989 und 1997. Es zeigt sich, dass die Motivation der Befragten zwischen 1978 und 1989 gewachsen ist und 1997 ein anhaltender Trend zu mehr Sporttreiben zu verzeichnen ist. Während zum ersten Untersuchungszeitpunkt sieben Prozent aller Befragten dreimal wöchentlich sportlich tätig waren, so steigerte sich die Begeisterung im Jahr 1989 auf 16 Prozent. Gleichzeitig ist die Zahl jener Personen, die seltener als zweimal pro Monat Sport betreiben frappant von anfangs drei Prozent auf 20 Prozent gestiegen (vgl. Fessel/GfK 1979, WEIß/Russo 1991, Fessel/GfK 1997, In: Halbwachs et al 2000). Im Jahr 1998 zeigte sich, dass die Mehrheit der Österreicher Breiten- und Freizeitsportler sind und sich mit nur fünf Prozent eine Minderheit in leistungssportlicher Manier körperlich ertüchtigt. Im Bezug auf die Organisationsformen des Sports lässt sich behaupten, dass für Besucher von privaten Sportanbietern wie Fitnessstudios nicht das Wettkampferlebnis 10 Befragt wurden zu den ersten beiden Untersuchungszeitpunkten 2000 Personen ab 14 Jahren. 107 Der sportliche Körper ausschlaggebend ist, sondern die „hedonistische Dimension des Sports“ Priorität hat (Weiß et al. 2000, S.82). Der Effekt eines ästhetischen Körperbaus wirkt sozusagen durch den Sport motivierend auf die Sportler. Dabei zeigt sich jedoch ein geschlechtsspezifischer Unterschied in der Art, als dass Frauen mehr zum körperbezogenen Aspekt tendieren und deswegen Sport treiben, wohingegen Männer dem Wettkampfgedanken und dem Sich-Überwinden mehr abgewinnen können. Es lässt sich ableiten, dass für Frauen ein schöner Körper von großer Bedeutung beziehungsweise die Motivation für ihr sportliches Handeln ist. Aufgrund der unterschiedlichen Motivationen zum Sporteln kann die Organisationsform desselbigen abgeleitet werden. Während Männer, die Mannschaftssportarten bevorzugen, vermehrt in Vereinen organisierten Sport betreiben, frönen die Damen lieber der sportlichen Betätigung im Rahmen von privaten Sportanbietern wie Fitnessstudios oder selbstorganisiertes Sporttreiben (vgl. Halbwachs et al. 2000). 16.5 Studie 2000 – Entwicklungen und Trends im österreichischen Sport Ziel der Studie „Sport 2000 – Entwicklungen und Trends im österreichischen Sport“ ist es, eine Bestandsaufnahme des Sportgeschehens unter der Berücksichtigung von Veränderungen in Österreich zu erhalten. Methodisch gesehen wurden in dieser Studie eine Repräsentativerhebung und eine Befragung von Sportvereinen herangezogen, um die bestehende Situation zu analysieren. Die Befragung von 1000 Österreicherinnen und Österreichern ab dem 15. Lebensjahr erfolgte im Jahr 1998. Die Teilnehmer der Studie mussten Fragen nach ihren Motiven zum Sporttreiben beantworten, genauso wie nach ihren Bedürfnissen und Wünschen im Bezug auf die Sportausübung und Sportorganisation. Der zweite Teil der Studie widmete sich der Situation der Sportvereine in Österreich. Nach dem Zufallsprinzip wurden an 1200 Sportvereine der 108 Der sportliche Körper Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und Sportunion Fragebögen geschickt. Letztendlich konnten die Daten von 410 Sportvereinen verarbeitet werden. Als Stichprobe für folgende Ergebnisse wurden 668 Personen ausgewählt, die österreichische Sport Treibende repräsentieren. Weiß et al. (2007, S. 62 f.) klären auf, dass 60 Prozent aller Österreicher zumindest gelegentlich, 48 Prozent regelmäßig und 40 Prozent häufig Sport betreiben. Daraus geht hervor, dass Sport, nicht wie vorab angenommen, eine Beschäftigung für die Jugend ist, sondern auch von Personen höherer Altersgruppen gerne betrieben wird. Diese Studie zeigt auch auf, welche Sportarten die Österreicher bevorzugt ausüben. Dabei konnten zwischen Anfang der 1990er-Jahre und dem Jahr 2000 Verschiebungen aufgezeigt werden. Während Schwimmen vom Radsport von der Spitze verdrängt wurde, zeigte sich auch, dass durch die immer größer werdende Vielfalt an angebotenen Sportarten auch solche, die Anfang der 90er Jahre noch nicht im vorderen Bereich gelistet waren, genannt werden. So zum Beispiel Golf, Klettern, Inline-Skaten, Fitness-Sport, wohingegen traditionelle Sportarten wie Leichtathletik, Turnen oder Gewichtheben an Beliebtheit eingebüßt haben. Zusätzlich beschäftigt sich die Studie 2000 auch mit den Motiven der Österreicher bezüglich des Sporttreibens. Die Ergebnisse zeigen, dass die Motive sowohl das Geschlecht betreffend, als auch im Bezug auf die Organisationsform des Sports differieren. Unterschieden wurde dabei zwischen Sportvereinen, privaten Sportanbietern und selbstorganisiertem Sporttreiben. Weiß et al. (2007, S.63 f.) fanden heraus, dass die Freude an der Bewegung bei allen drei Arten des organisierten Sporttreibens an erster Stelle als Grund genannt wurde, warum überhaupt Sport betrieben wird. Danach folgte der Drang fit und gesund zu sein und ferner wurde genannt, Sport zu treiben, um sich zu entspannen oder Stress abzubauen. Unterschiede zwischen den Organisationsformen des Sports zeigen sich erst ab dem vierten Ranglistenplatz. Bei Besuchern privater Anbieter zeigt sich, dass die Sportler dort dem Sport als Erlebnis in der freien Natur keine Priorität zuschreiben. Genauso wenig geht es 109 Der sportliche Körper den Besuchern von Fitnessstudios darum, sich im sportlichen Wettkampf mit anderen zu messen oder durch den Sport etwas Außergewöhnliches zu erleben. Es ist jedoch ersichtlich, dass das Pflegen von sozialen Kontakten beziehungsweise das Fithalten bis ins hohe Alter sehr wohl ein wichtiges Motiv, sich sportlich zu betätigen, darstellt. In den Sportvereinen geht es neben dem Ziel, sich fit zu halten, auch um das Pflegen sozialer Kontakte oder darum, neue Bekanntschaften zu schließen. Die Wenigsten treten einem Sportverein bei, um ästhetische oder erotische Erlebnisse zu haben oder weil sie etwas Außergewöhnliches erleben wollen. Der selbstorganisierte Sport zeichnet sich durch einen Drang nach Bewegung in der freien Natur und nach dem Wunsch, die körperliche Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten, aus. Verwunderlich ist, dass der Wunsch nach einem schönen Körper, als Motiv Sport zu betreiben, Ende der 1990er-Jahre augenscheinlich keine Priorität bei den Österreichern hatte. Sowohl beim Sport im Verein als auch bei den Besuchern eines Sportstudios sowie beim selbstorganisierten Sporttreiben findet sich das Trainieren für einen schönen Körper im Mittelfeld der Rangliste wieder. Der Vergleich zwischen Männern und Frauen zeigt nach Weiß et al. (2007, S.65), dass sich die Motive nur wenig voneinander unterscheiden. Einzig der Wunsch, durch Sport einen schönen Körper zu bekommen, ist bei weiblichen Personen stärker ausgeprägt als bei Männern. Für jene haben der sportliche Wettkampf und die Selbstüberwindung zu hohen körperlichen Leistungen Priorität. Weiß et al. (2007, S.65) streichen zu diesem Ergebnis heraus: „Die Motivstruktur der Frauen (ästhetische, erlebnis- und gefühlsbetonte Ausrichtung) entspricht dem neuen Typus des Nichtvereinssportlers, der lieber selbstorganisiert oder bei einem privaten Sportanbieter trainiert.“ Bezüglich der Organisationsform des Sports zeigt sich deutlich, dass selbstorganisiertes Sporttreiben und das Trainieren bei privaten Sportanbietern 110 Der sportliche Körper nicht nur mit der Größe des Wohnortes wachsen, sondern auch größtenteils von weiblichen Personen intensiver ausgeübt wird, während Männer den Vereinssport bevorzugen. Das zeigt sich in dem Sinn, als dass viele Männer Mannschaftssportarten wie Fußball betreiben. Ein Beispiel dafür kann das Verhältnis von Wien angeführt werden, wo Sport im Verein im Vergleich zu Sport bei privaten Anbietern bereits 4:3 ist. Im ländlichen Raum dominiert weiterhin der Vereinssport. Jüngste Veränderungen haben veranschaulicht, dass Individualsportarten wie Golf, Radfahren oder Tennis immer mehr Zulauf gefunden haben. Das Streben nach Individualisierung und die Verbesserung und Neuentwicklung im technologischen Bereich des Sports zeichneten ein neues „Sportbild“ in Österreich. Sportarten wie Snowboarden, Mountainbiking, Inline-Skaten und Squash erlebten einen Aufschwung. Dazu tragen nicht selten kommerzielle Interessen bei. Das Investieren in teure Sportkleidung und kostspielige Ausrüstung kennzeichnen die meist nur kurzzeitigen Trends im Sportgeschehen. (Weiß et al. 2007, S. 66 f.) Fest steht, dass der Trend vom verbindlichen Sport im Vergleich zum unverbindlichen Sporttreiben nicht mehr aufzuhalten ist. Wie oben bereits erwähnt, findet sportliches Handeln immer öfter selbstorganisiert oder bei kommerziellen Anbietern wie Fitnessstudios statt. Sportler können dort nach Belieben ohne fixe Trainingszeiten ihren Sport ausüben. Kommerzielle und private Sportanbieter haben es geschafft, auf die Wünsche der Besucher einzugehen. Schon lange bevor Studios – wie sie heute alltäglich sind – entstanden sind, haben zumeist ehemalige Bodybuilder begonnen, ihre zuerst reinen Sportstudios mit Wohlfühl-Equipment auszustatten. Neben den modernsten Trainingsgeräten standen den Besuchern beispielsweise schon im Jahr 1973 im Studio des in Wien geborenen, dann nach Amerika emigrierten, Harry Geldfarb eine Sauna und ein Hot Whirlpool zur Verfügung (Dilger 2008, S.250) Schon damals zeigte sich, dass man den Besuchern mehr als nur eine Trainingsmöglichkeit bieten wollte. 111 Der sportliche Körper Weiß et al (2007, S.67) erklären auch, dass Menschen immer mehr auf ihre Gesundheit bedacht sind. Mit diesem Effekt werben auch Sportstudios um ihre Kunden. Ebenso ist es den Menschen wichtig, in ihrer Freizeit etwas für sich und ihren Körper zu tun. Die Autoren der Studie erklären die wachsende Nachfrage nach sportlicher Betätigung damit, dass verschiedene Aspekte aufgelistet werden können. Einerseits stellt die Verbindung mit der Gesundheit, Sport zu betreiben, das sich fördernd für das körperliche, geistige und das soziale Wohlbefinden auswirkt, ein wichtiges Motiv da, andererseits wird Sport als Unterhaltungsmöglichkeit gesehen, dies ist der sozusagen hedonistische Sinn. Des Weiteren befriedigt er Bedürfnisse nach Spannung- und Affektsuche (Weis et al. 2007, S.67). 16.6 Umfrage zum Gesundheitsbewusstsein in Österreich – Jahr 2001 Im April 2001 wurde im Auftrag des Instituts für Trendanalysen und Krisenforschung von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft eine Befragung 11 durchgeführt, die das Gesundheitsbewusstsein der Österreicherinnen und Österreicher eruieren sollte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Österreich die Gesundheit als besonders wichtiges Gut eingeschätzt wird. Um einen guten Gesundheitszustand zu erreichen, werden verschiedene Aspekte genannt und erhalten unterschiedliche Wertigkeit. Besonders Medizinische Versorgung im Krankheitsfall und Vorsorgeuntersuchung halten die ÖsterreicherInnen für wichtig. Gesunde Lebensweise und sportliche Betätigung finden sich gleich im Anschluss und haben in den Augen der Österreicher ebenfalls hohe Wichtigkeit. Die Prioritätensetzung der heimischen Befragten differiert nach Alter. Während ältere Menschen Vorsorgeuntersuchungen und Versorgung im Krankheitsfall als wertvoll im Bezug auf Gesundheit erachten, tendieren jüngere Menschen eher zu gesunder Lebensweise und Sport (vgl. Präsentation von aktuellen Meinungsumfragen 2001). 11 Für diese repräsentative Umfrage wurden 1177 Personen befragt. 112 Der sportliche Körper 16.7 Umfrage zum Thema „Wie wichtig ist Ihnen eine schlanke Figur?“ Eine im Jahr 2003 veröffentlichte Umfrage 12 zum Thema „Wie wichtig ist Ihnen eine schlanke Figur?“ hatte zum Ergebnis, dass knapp 90 Prozent aller Österreicher ihre Figur „als wichtig“ einschätzen. Laut dieser Studie wird ersichtlich, dass das Körperbewusstsein der Österreicherinnen und Österreicher so hoch ist, wie noch nie zuvor. Nur zwei Prozent der Befragten geben an, dass ihnen ihr Gewicht egal sei, während knapp 90 Prozent einen schlanken Körper präferieren. Rund 11 Prozent meinen, dass das eigene Wohlbefinden und nicht das Körpergewicht für sie ausschlaggebend sei (http://gesund.co.at/umfrage-figurbewusstsein-12334/, Zugriff am 26.05.2011, 10:05 Uhr). Außerdem hat eine Studie 13 ergeben, dass fast jede Frau mit ihrem Aussehen unzufrieden sei. Doch auch Männer stören unnötige Fettpölsterchen am Bauch oder dicke Oberschenkel. 17 Prozent aller Befragten denken täglich beim Ausziehen an ihre Problemzonen. Bezeichnend ist auch, dass 26 Prozent aller befragten Frauen 30.000 Euro ausschlagen würden, wenn sie nur einen schönen Körper dafür „geschenkt“ bekommen würden (Handelsblatt Deutsche Presse Agentur, 19.01.2010). Im Jahr 2004 wurde im Auftrag von Timescout Österreich eine Studie zum Thema Attraktivität und Erfolg im Beruf unter Jugendlichen durchgeführt. 80 Prozent aller Befragten geben an zu glauben, dass schöne Menschen erfolgreicher im Berufsleben sind und dementsprechend auch einfacher Karriere machen können als weniger schöne Menschen. Ebenso geben mehr als die Hälfte aller Jugendlichen an, dass ihnen ein schöner Körper wichtig sei. Der aktuelle Trend zu schönem Aussehen geht so weit, dass es nicht gern gesehen wird, wenn sich weniger schöne Menschen zum Beispiel am Strand entblößt präsentieren. Mehr als die Hälfte der Befragten stimmt dieser These 12 Fragestellung: “Wie wichtig ist Ihnen eine schlanke Figur”, Zeitraum: März 2003, Online- Umfrage, 551 Umfrageteilnehmer, davon 69 % weiblich, 31 % männlich, 0 bis15 Jahre 6 % – 16 bis 20 Jahre 22 % – 21 bis 30 Jahre 36 % - 31 bis 40 Jahre 19 % – 51 bis 60 Jahre 7 % – über 61 Jahre 1 %. 13 Studie: 1013 Frauen und Männer zwischen 18 und 55 Jahren. 113 Der sportliche Körper zu. Diese Tatsache deutet auf eine zunehmende Wichtigkeit und Wertigkeit von Oberflächlichkeiten in unserer Gesellschaft hin, die von den Medien nachweislich unterstützt und forciert werden. Bedenklich ist, dass ein Fünftel aller Jugendlichen zwischen elf und 14 Jahren gibt an, dass es für sie denkbar wäre, sich einem Schönheitschirurgen anzuvertrauen, um Fehlerhaftigkeiten, die nicht dem allgemeingültigen Schönheitsideal entsprechen, ausmerzen zu lassen. Die Studie zeigt ferner, dass jeder zweite Sport nicht nur als Ausgleich betreibt, sondern auch um einen sportlichen, durchtrainierten Körper zu bekommen. (vgl. Großegger/Moosbrugger 2004). Das bedeutet wiederum, dass neben dem Ernährungsbewusstsein auch der Sport als Möglichkeit zur Erlangung körperlicher Idealbilder in Betracht gezogen wird und die These, dass allein Fasten ausreicht, um dem Ideal zu entsprechen, keine Gültigkeit mehr hat. Heutzutage genügt es meist nicht mehr, schlank zu sein. Definierte Muskeln und durchtrainierte Körper stellen das Bild des „sportlichen Körpers“ dar. Im Jahr 2005 veröffentlichte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Studie 14 , die das subjektive Körperempfinden und das allgemeine Körperbewusstsein von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren abgefragt hat. Ein Ergebnis dabei war, dass Mädchen ihrem eigenen Körper gegenüber generell kritischer eingestellt sind als Jungen. 62 Prozent der männlichen Befragten gaben an, sich in ihrem Körper wohl zu fühlen, wohingegen nur 46 Prozent aller weiblichen Befragten dem zustimmten. Eine nicht minder wichtige Rolle im Bezug auf den eigenen Körper spielt bei den jungen Leuten die körperliche Attraktivität. 75 Prozent aller Mädchen und jeder zweite Junge stylen sich gerne. Ebenso zeigt sich, dass Mädchen sich im Vergleich zu Jungen häufiger zu dick fühlen. Positiv herauszustreichen ist, dass die Hälfte aller weiblichen Befragten und gar 75 Prozent aller Jungen eine Schönheitsoperation zur Verbesserung ihres Aussehens ablehnen (http://www.topwellnessoasen.de/news.php?id=d874b62f30d109763484f8ec11 a641a9&NewsID=621&newsart=mn, Zugriff am 26.05.2011, 10:18 Uhr). 14 Befragt wurden 2500 Jugendliche. 114 Der sportliche Körper 16.8 Bewegungsverhalten in Österreich – Befragung der WHO 2005/2006 Im Jahr 2005/2006 wurde im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Befragung 15 an 4096 Schulkindern zwischen elf und 15 Jahren durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die jüngeren Befragten deutlich aktiver sind, folgernd das Sportengagement mit zunehmendem Alter abnimmt. Außerdem kann ein geschlechtsspezifischer Unterschied festgestellt werden, der beschreibt, dass männliche Befragte sportlich aktiver sind als die befragten Frauen. Bezeichnend ist, dass nur etwa ein Fünftel aller Befragten in ihrer Freizeit körperlichen Aktivitäten nachgeht und ein Drittel aller Befragten nur an einem Tag der Woche körperliche Betätigung ausübt. Im Jahr 2006/2007 fand eine „Gesundheitsbefragung“ statt, die von der Statistik Austria in Auftrag gegeben wurde. 15.474 Österreicherinnen und Österreicher ab 15 Jahren wurden zu ihrem Sportengagement befragt. Dabei zeigte sich, dass 54 Prozent aller Befragten mindestens einmal pro Woche so intensiv Sport betreiben, dass Schweißbildung einsetzt (Statistik Austria 2007). 16.9 Eurobarometer Spezialumfrage zu „Sport und körperliche Ertüchtigung“ Im Auftrag der Europäischen Union (EU) wird in regelmäßigen Abständen eine öffentliche Meinungsumfrage zu verschiedensten Themen durchgeführt. Damit will sich die EU einen Überblick über die Meinungen der EU-Bürger zu den einzelnen Themengebieten schaffen. 1973 wurde die erste repräsentative Umfrage durchgeführt. 15 Befragung: „Health Behaviour in Schoolaged Children (HBSC)”. 115 Der sportliche Körper Die Befragten sind mindestens 15 Jahre alt und es wurden jeweils 1000 Bürger je EU-Land interviewt, mit Ausnahme vom Vereinigten Königreich, Luxemburg und Deutschland 16 . (vgl. http://www.babylon.com/definition/Eurobarometer/German, Zugriff am 07.04.2011 um 10:46 Uhr) Die neuesten Ergebnisse der Eurobarometer – Untersuchung von 2010 ergeben, dass Männer im Vergleich zu Frauen mehr Sport betreiben. Ferner zeigt sich, dass 40 Prozent aller EU-Bürger mindestens einmal pro Woche Sport betreiben. Deutlich wird, dass die körperliche Aktivität mit dem Alter kontinuierlich abnimmt, jedoch 22 Prozent aller über 70-Jährigen regelmäßig Sport betreiben. Im Ländervergleich zeigen sich die skandinavischen Länder am aktivsten, während Mittelmeerländer und die neuen EU-Staaten 17 deutlich weniger sportlich aktiv sind. Von den Schweden, Finnen und Dänen treiben mehr als 70 Prozent der Befragten mindestens einmal oder mehrmals pro Woche Sport, während in Bulgarien, Griechenland oder Italien nicht einmal fünf Prozent der Bevölkerung zumindest einmal in der Woche einer sportlichen Tätigkeit nachgehen. Die Österreicher treiben sehr unterschiedlich häufig Sport – es gibt genauso viele, welche Sport regelmäßig betreiben, wie Personen, die nie Sport betreiben. Die freie Natur ist für knapp die Hälfte aller EU-Bürger (27 Mitgliedsstaaten) der beliebteste Ort für Sport oder körperliche Betätigung. 64 Prozent aller österreichischen Befragten teilen diese Meinung. Organisiertem Sporttreiben im Verein oder im Fitnessstudio können nur 17 beziehungsweise 13 Prozent der Österreicher etwas abgewinnen. 16 In Deutschland werden 500 Bürger in den Ländern der ehemaligen DDR und 1000 im ehemaligen Westdeutschland befragt. In Luxemburg kommt es aufgrund der geringen Fläche und Einwohnerzahl nur zu Interviews mit 600 Bürgern. In Großbritannien werden 1000 Personen befragt und zusätzlich dazu in Nordirland 300. 17 Länder, die seit 2004 der EU beigetreten sind: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Zypern, Bulgarien (2007) und Rumänien (2007). 116 Der sportliche Körper Der häufigste Grund, der von den Befragten genannt wurde, warum sie sich sportlich betätigen, ist, dass sie etwas für Ihre Gesundheit tun wollen, gefolgt von der Verbesserung der körperlichen Fitness, Erholung und dem Spaßfaktor. Der Aspekt, sich körperlich zu betätigen, um sein körperliches Erscheinungsbild zu verbessern, ist nur für 24 Prozent aller Befragten EU-Bürger ein Kriterium, wobei Frauen auf diesen Aspekt mehr Wert legen als Männer. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Betrachtung rein österreichischer Ergebnisse. Mit 63-prozentiger Häufigkeit geben die Österreicher an, aufgrund von gesundheitlichen Überlegungen Sport zu machen. Was jedoch bemerkenswert bleibt, ist, dass die Österreicher dem Aspekt Sport zu treiben, um mit Freunden zusammen zu sein, mit 39 Prozent die höchste Bedeutung beimessen. Ein weiteres Ergebnis der Befragung ist, dass ein hoher Zusammenhang zwischen Bildungsstand und sportlicher Betätigung besteht. 64 Prozent der Personen, die bereits mit 15 Jahren das Ende ihrer Ausbildung erreicht haben, treiben keinen Sport. Zeitmangel wird am häufigsten als Begründung für mangelnde körperliche Betätigung genannt. 85 Prozent der befragten Österreicher stimmen der Aussage „Die Gegend, in der ich lebe, bietet mir viele Möglichkeiten, mich körperlich zu ertüchtigen“ zu. Mehr als die Hälfte aller befragten Österreicher geben an, sich ziemlich regelmäßig 18 im Freien körperlich zu betätigen. Dazu gehören Aktivitäten wie Tanzen, Spazieren oder Gartenarbeit http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_334_de.pdf, (vgl. Zugriff am 07.04.2011, 12:00 Uhr). 18 Regelmäßig: mindestens fünfmal pro Woche körperliche Ertüchtigung, einigermaßen regelmäßig: 1-2 oder 3-4 mal pro Woche, selten: 1-3 mal pro Monat oder weniger. 117 Der sportliche Körper 16.10 „So sportlich ist Österreich“ – die Sportausübung im Europa und Bundesländervergleich Im Forschungstelegramm Dezember 2010 des IFT (Institut für Freizeit- und Tourismusforschung) wurden die Ergebnisse einer Befragung von 1000 Österreichern über 15 Jahren veröffentlicht. Ein Ergebnis der Befragung ist, dass in Österreich weniger Personen keinen Sport betreiben als im EU-Durchschnitt. Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass in den westlichen Bundesländern sportliche Betätigung höhere Wichtigkeit 19 hat als zum Beispiel in Wien und Niederösterreich. Niederösterreich weist sogar mit 32 Prozent die meisten Nicht-Sportler auf. Die Studie zeigt auf, dass keineswegs in allen Bundesländern die gleichen Sportarten gleichsam beliebt sind. Während in Oberösterreich Nordic Walking am liebsten ausgeführt wird, vergnügen sich Steirer lieber beim Kegeln und Bowling. Klarerweise führt in Salzburg und Tirol der Wintersport (vgl. http://www.freizeitforschung.at/data/forschungsarchiv/2010/89.%20FT%20122010_So%20sportlich%20ist%20Oesterreich.pdf, Zugriff am 07.04.2011, 12:36). Im selben Jahr wurde vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung eine Studie in Auftrag gegeben, die die Bereitschaft zum Sport der Österreicherinnen und Österreicher 2009 abgefragt hat. Ergebnis der Studie ist, dass nur mehr jeder dritte Österreicher überhaupt in irgendeiner Weise sportlich aktiv ist Wandern, Rad fahren aber auch Schi fahren sind rückläufig. Die Studie hat auch ergeben, dass seit dem Jahr 1987 nicht mehr so wenig Rad gefahren wurde, wie 2009. Zehn Prozent aller Österreicher gehen mindestens einmal pro Woche Laufen, das ist ein Wert, der sich seit dem Jahr 2000 nicht verändert hat 19 Vorarlberg = 39 Prozent, Tirol = 37 und Salzburg = 36, wohingegen Wien und Niederösterreich nicht einmal auf 30 Prozent verweisen können. 118 Der sportliche Körper (http://www.heute.at/news/oesterreich/bundeslaender/Ein-Drittel-derOesterreicher-betreibt-nie-Sport;art1303,192114, Zugriff am 26.05.2011). Eine aktuelle Studie im Auftrag des Ludwig-Boltzmann Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung hat gezeigt, dass trotz des propagierten Fitness-Booms und des scheinbar vermehrten Sporttreibens der Österreicher, ernüchternde Zahlen die Wirklichkeit darstellen. Es haben zwar drei Millionen Österreicherinnen und Österreicher angegeben in einem Sportverein oder Sportzentrum Mitglied zu sein, jedoch sind nur knapp 1,5 Millionen davon wirklich sportlich aktiv. Anfängliche Motivation zum Gang ins Fitnessstudio, aber darauffolgende Inaktivität aufgrund von Mangel an ebendieser, ergeben verfälschte Zahlen und erklären, dass trotz Fitnessboom und hohem Gesundheitsbewusstsein Volkskrankheiten wie Rückenschmerz, Osteoporose, Adipositas oder Altersdiabetes auch schon bei Kindern und Jugendlichen häufig auftreten (http://www.gesundheit.steiermark.at/cms/beitrag/10104757/447/, Zugriff am 26.05.2011, 08:48 Uhr). 16.11 Umfrage zum Thema „Attraktivität“ Eine Umfrage 20 2011 zum Thema „Attraktivität hat ergeben, dass sich acht von zehn Österreichern attraktiv fühlen und auch denken, dass sie von anderen so wahrgenommen werden. Es zeigt sich dabei, dass Menschen, die in Ballungsräumen leben, und Senioren kritischer mit dem eigenen Aussehen umgehen als der Rest der Bevölkerung. Ferner kann ein geschlechtsspezifischer Unterschied festgestellt werden. Demnach finden sich Frauen attraktiver als Männer (85 Prozent im Vergleich zu knapp 75 Prozent). Der Bundesländervergleich hat ergeben, dass sich Wiener weniger attraktiv finden als Bewohner anderer Bundesländer. Um attraktiver zu werden, wählen die Befragten gesündere Ernährung an erster Stelle mit mehr als 80 Prozent, gefolgt schon von regelmäßiger sportlicher Betätigung mit mehr als 75 Prozent (http://oesterreich.orf.at/stories/517183/, Zugriff am 26.05.2011). 20 Telefonumfrage, 500 Befragte, durchgeführt von GfK Austria Markt- und Meinungsforschungsinstitut Wien. 119 Der sportliche Körper 16.12 Empfehlungen für gesundheitsorientiertes Bewegen in Österreich Die Arbeitsgemeinschaft „Fonds Gesundes Österreich“ hat in Kooperation mit dem Bundesministerium für Gesundheit, der „Gesundheit Österreich GmbH“, der Österreichischen Österreichischen Gesellschaft Sportwissenschaftlichen Gesellschaft für für Sportmedizin Public und Health, Gesellschaft, der Prävention der Österreichischen sowie mit der Bundessportorganisation Österreich im Jahr 2010 Bewegungsempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ausgearbeitet und veröffentlicht. Ein Grund, wieso Bewegungsempfehlungen von anerkannten Experten auf diesem Gebiet notwendig sind, ist, dass Sport im Bewusstsein der Menschen verankert und dessen gesundheitsfördernde Wirkung von Forschern empirisch belegt werden soll. Ebenso sollen sie Anstoß für mehr Aktivitäten im Bezug auf Gesundheitsförderung durch Sport auf nationaler also gesamtösterreichischer Ebene sein. Anspruch dieser Bewegungsempfehlungen ist es nicht, Menschen zum Sport zu zwingen, sondern vielmehr Möglichkeiten zur Förderung von gesundheitsorientierten Sportmaßnahmen aufzuzeigen und durch eine wissenschaftlich abgesicherte Bestandsaufnahme der neuesten Erkenntnisse im Bereich des gesundheitsorientierten Sporttreibens politischen Entscheidungen als Unterstützung zu dienen, um geeignete Maßnahmen zur Sportförderung zu liefern (vgl. Titze et al. 2010). Wie Studien zeigen, kann das Gesundheitssystem durch vermehrte sportliche Aktivität der Menschen enorm entlastet werden, denn kranke Personen belasten neben dem Arbeitgeber auch das Gesundheitssystem (Halbwachs et al. 2000, S. 7f.). Da für diese Arbeit vermehrt Studien mit erwachsenen Befragten herangezogen wurden, werden hier auch Bewegungsempfehlungen für Erwachsene angegeben und bewertet, jedoch jene für Kinder und Jugendliche außer Acht gelassen. Die oben genannte Forschungsgruppe grenzt die Zielgruppe von erwachsenen Personen ein und gibt ein Alter zwischen 18 und 64 Jahren als Mindest- beziehungsweise Höchstalter an. Wie allgemein bekannt ist, soll Sport im Leben von jedem eine Rolle spielen, und so geben die Experten auch keine 120 Der sportliche Körper schwerwiegenden Gründe an, Sport als schädlich, ungesund oder überflüssig bewerten zu können. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die vorliegenden Bewegungsempfehlungen grundsätzlich für gesunde Menschen konzipiert wurden und bei Menschen mit vorliegenden Krankheitsbildern dementsprechend abgewandelt werden müssen. Die Bewegungsempfehlungen zielen auf gesundheitsorientiertes Leistungsverbesserung im Sinn Bewegen von ab, Vergleich was mit bedeutet, anderen dass Sportlern zweitrangig ist, sondern eher darauf abgezielt wird, den bestehenden Gesundheits- und Fitnesszustand zu erhalten oder zu verbessern. Leistungsmaximierung spielt im Bereich des Gesundheitssports keine Rolle. Grundsätzlich sollen erwachsene Personen versuchen, sich mindestens zweieinhalb Stunden pro Woche bei mittlerer Intensität sportlich zu betätigen. Natürlich ist es auch möglich, bei höherer Intensität für kürzere Zeit zu trainieren, doch die Tatsache, dass ein gutes Grundlagenausdauerniveau maßgeblich ist, für einen guten Fitnesszustand ist das mittlere Anstrengungsniveau ansprechender. Bestenfalls könnte eine Kombination von Trainingseinheiten verschiedenster Intensitäten zum Einsatz kommen. Jedenfalls gilt: Eine Trainingseinheit sollte mindestens zehn Minuten dauern. Zusätzlich zum Ausdauertraining sollten mindestens zweimal pro Woche Übungen zur Muskelkräftigung ergänzend durchgeführt werden. Oft stellt sich die Frage: Wie viel Sport ist nötig, um eine verbesserte Wirkung auf die Gesundheit zu erzielen. Experten sprechen dabei von einem „DosisWirkungs-Prinzip“, das auf drei verschiedene Arten erfolgen kann. Erstens zeigen Wissenschafter einen hyperbolischen Verlauf (A) des oben genannten Prinzips auf. Dieser besagt, dass bereits ab einer geringen Dosis an sportlicher Betätigung eine positive Entwicklung der Gesundheit erkennbar ist. Zweitens gibt es die Möglichkeit, dass mit kontinuierlich ansteigender Belastung (B) des Körpers auch die Verbesserung des Gesundheitsniveaus steigt. Die dritte Version spricht von einem exponentiellen Verlauf des Zusammenhangs (C), was bedeutet, dass ein gesundheitlicher Nutzen durch Sport ausschließlich durch einen hohen Zeitaufwand an körperlicher Bewegung erfolgen kann. 121 Der sportliche Körper Abbildung 22 Exemplarische Dosis‐Wirkung‐Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit, modifiziert nach Bouchard 2001, S.349. Die oben gezeigte Grafik zeichnet ein genaues Bild des zuvor beschriebenen Sachverhaltes. 122 Der sportliche Körper 17 Die Fitnessbewegung in Österreich „Leistung, Gesundheit und gutes Aussehen gelten als zentrale Werte in unserer Gesellschaft und bereits der Versuch, sich darum zu bemühen, sichert Anerkennung. Die Fitnessorientierung unseres Jahrzehnts belegt dies nachdrücklich. Fit-sein heißt modern sein, leistungsfähig sein, gesund sein und gut aussehen. Fit-sein heißt aber auch, sich ständig um dieses Ziel zu bemühen.“ (Mrazek 1988, S.201). Generell lässt sich behaupten, dass Sport zu einer Bewusst-Machung des eigenen Körpers beiträgt. Vermehrte Angebote zur sportlichen Betätigung erwecken den Anschein, dass der durch technologische, gesellschaftliche, oder berufliche Entwicklungen in Vergessenheit geratene Körper eine Aufwertung erfährt und den Menschen wieder in das Bewusstsein gerückt wird (Posch 2009, S.126). Obwohl es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zögerliche Versuche, den Fitnesssport aufleben zu lassen, gab, setzte die Bundessportorganisation (BSO) Anfang der 1970er-Jahre erste konkrete Schritte in Richtung Etablierung des Fitnesssports in Österreich. Projekte wie „Fit-Marsch zum Nationalfeiertag“ oder die Initiierung der Fit-Lehrwarteausbildung gaben dem Fitnesssport zusätzlichen Schub in Richtung Aufwertung. Durch die zahlreichen Erfolge des in Österreich geborenen, in die USA emigrierten Bodybuilder, Arnold Schwarzenegger, erreichte Anfang der 1980er-Jahre die in den USA bereits von hohem Stellenwert gesegnete Fitness-Welle auch Österreich. Ab dieser Zeit beteiligten sich auch die Massenmedien am Bewegungsboom. Fernsehbeiträge und Sendereihen zum Thema „Bewegung als Therapie“ oder Trainingsanweisungen im Radio begannen, eine allgemeine Sensibilisierung der Menschen für ihre Körper beziehungsweise für ihre Gesundheit zu forcieren (www.fitnessonline.at, Zugriff am 27.04.2011, 17:04 Uhr). Im Besonderen ist hierbei Ilse Buck zu nennen, welche auch „Vorturnerin der Nation“ oder „Päpstin der Isometrik“ genannt wurde und in den 1980er-Jahren täglich morgens eine Gymnastiksendung im Radioprogramm auf Ö1, Ö3 und im 123 Der sportliche Körper Bayrischen Rundfunk leitete. Zusätzlich schrieb sie zahlreiche Fitnessratgeber und nahm sich in ihrem jüngsten Werk mit dem Titel „So bleiben Sie länger fit – Gesundheit und Beweglichkeit bis ins hohe Alter“ dem Ziel des gesunden, fitten Alterns an (www.noe.orf.at/magazin/daheiminnoe/kulinarium/stories/17607, Zugriff am 27.04.2011, 17:06 Uhr). Schon in den frühen 1980er-Jahren konnte ein Trend hin zur Fitness, ein gewisser Bewegungsdrang, verzeichnet werden. Vermehrte Ich-Bezogenheit war kennzeichnend für diese Trendwende. Die Menschen hatten mehr Zeit und mehr Möglichkeiten sich mit sich selbst, vor allem aber mit ihrem Körper zu beschäftigen und etwas für ihn zu tun beziehungsweise in ihn zu investieren. Ebenso erfuhr die Arbeit am Körper, aber auch der Sport einen Aufschwung, sozusagen als Ausgleich oder als Kompensation zur Arbeit im Beruf (Opaschowski 1995, S.226). In den 1990er-Jahren gab es vermehrt Bestrebungen, den Sport unter gesundheitlichen Gesichtspunkten zu beleuchten. Öffentliche Gesundheitschecks und leistungsdiagnostische Untersuchungen waren für jedermann zugänglich und somit wurden eine Sensibilisierung für den Körper und eine Bewusstmachung seines Stellenwertes herbeigeführt und forciert. Es ging in jener Zeit eine Etablierung neuer Berufsbilder vonstatten. PersonalTrainer ist die offensichtlichste neue Berufsgruppe, die in den späten 1990erJahren hervorgetreten war (www.Fitnessonline.at, Zugriff am 28.04.2011, 15:24 Uhr). Zurzeit erfreuen sich Fitnessstudios immer noch steigender Beliebtheit. Der große Boom jedoch war in den Jahren 2003 und 2004 zu verzeichnen. Zu dieser Zeit beliefen sich die Umsatzsteigerungen pro Jahr im zweistelligen Bereich. 124 Der sportliche Körper Insgesamt gibt es österreichweit rund 430 Fitnessstudios, in denen sich 425.000 Mitglieder fit halten. Branchenkenner zeigen auf, dass mit der älteren Generation in Zukunft vermehrt zu rechnen sein wird. Ebenso zeigt sich ein starker Trend in Richtung Individual- und Personal-Training ab (http://www.wirtschaftsblatt.at/home/schwerpunkt/wochenend_dossier/beinharte r-kampf-um-marktanteile-462000/index.do, Zugriff am 28.04.2011, 16:14 Uhr). Opaschowski deutet an, dass Fitnessstudiobesuchern vier Charakteristika zugeschrieben werden können. Sie haben eine höhere Ausbildung genossen, sind jung, eher im städtischen Bereich angesiedelt und eher wohlsituiert (Opaschowski 1995, S.228). Dies trifft in heutiger Zeit nicht mehr ganz zu. Durch die fortschreitende Etablierung von Fitnessketten, die Besucher mit niedrigen Mitgliedsbeiträgen locken, wird auch Teilen der Bevölkerung mit nicht so hohem Einkommen die Möglichkeit eröffnet, ihre Ausdauer oder ihre Kraftfähigkeit im Fitnessstudio zu verbessern. Dadurch kommt es zu einer Verlagerung der Zielgruppen. Jene, die sich den Gang ins Fitnessstudio ohnedies leisten können, verbringen ihre Trainingsstunden meist lieber in edlem Ambiente mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten wie Sauna oder Wellnessbereich und bleiben dort gerne auch unter sich. Die anderen tummeln sich wiederum vermehrt in preisgünstigeren Sportstätten, um sich fit zu halten. Auch im Nachbarland Deutschland kann ein hoher Zuspruch für Sport im Fitnesscenter festgestellt werden. Opaschowski bringt die Bedeutung und die Vielschichtigkeit des Fitnessbegriffs auf den Punkt: „Fitness ist heute Massenbewegung und Modeerscheinung, Lebensstil und Lebensgefühl, Kommunikation und Kommerz“ (Opaschowski 1995, S.219) 125 Der sportliche Körper 17.1 Die AerobicBewegung Der Aerobic-Sport mit all seinen Facetten und Ausformungen kann in die Kategorie Fitnesssport eingeordnet werden. Was zeichnet den Aerobic-Sport aus? Was ist die Faszination, die tausende Menschen in die Studios lockte und in den letzten Jahren wieder vermehrt in Mode kam? Haas beschreibt die Mischung aus der „Ausdauergymnastik mit Musik“ gepaart mit Spaß als eine „neue Art zu leben“, eine „neue Philosophie“. Positiv zu vermerken ist, dass der Aerobic-Sport nicht nur das Herz-Kreislauf-System verbessert, sondern gleichzeitig auch Koordination und Beweglichkeit trainiert, das Körperbewusstsein verbessert und neben Wohlbefinden auch ein neues Lebensgefühl vermittelt (Haas 1996, S.5). Ausgehend von den Vereinigten Staaten von Amerika erreichte die AerobicBewegung schließlich Mitteleuropa. Im Jahr 1982 eröffnete die Stilikone, Filmschauspielerin und begeisterte Fitnesssportlerin Jane Fonda ihr erstes Aerobic-Studio in San Francisco und Los Angeles. Im selben Jahr wurde auch der erste Internationale Aerobic-Verband (IDEA) gegründet. Ausbildungen und zahlreiche Veranstaltungen trugen dazu bei, dass Aerobic in die Welt getragen und berühmt wurde. Die Filmschauspielerin Sydne Rome etablierte den Aerobic-Sport 1983 auch in Österreich und im Nachbarland Deutschland (www.fitnessonline.at, Zugriff am 30.04.2011, 16:33 Uhr). 1983 eröffneten in Wien und Baden bei Wien die ersten Studios von Sydne Rome (Spolenak 1984, S.13). Einige Jahre später begannen sich AerobicStudios rasant zu einem unaufhaltsamen Trand zu entwickeln (www.fitnessonline.at, Zugriff am 30.04.2011, 16:33 Uhr). Im Zusammenhang mit der Berühmtheit Jane Fonda und dem neuen Lebensgefühl, das durch Aerobic vermittelt wurde, strömten Massen von Menschen in die Studios und eine enorme Umsatzsteigerung für die Betreiber war die Folge. Erstmals zeichnete sich ein Trend in Richtung einer AerobicBewegung ab. Neben dem sportlichen Aspekt in Bezug auf Stärkung des Herz 126 Der sportliche Körper Kreislaufsystems und der Ausbildung eines Grundlagenausdauerniveaus standen erstmals auch das Outfit, die Musik und die Freude am Tun im Mittelpunkt des Interesses. Zeitschriften wie die „Bunte“, der „Spiegel“, „Freundin“ oder das „Profil“ titelten im Jahr 1983 verschiedenste Attribute, die mit Aerobic in Verbindung gebracht werden konnten, um den Menschen noch zusätzlich das „Lebensgefühl Abbildung 23 Jane Fonda http://www.sodahead.com/living/jane‐fondas‐first‐workout‐tape‐ released‐29‐years‐ago‐get‐me‐one‐or‐next/question‐ 1708671/?page=12&link=ibaf&imgurl=http://images.sodahead.com/ polls/001708671/fonda‐ 43492663240_xlarge.jpeg&q=jane%2Bfonda%2Baerobic, Zugriff am 25.08.2011, 14:23. Aerobic“ zu vermitteln. Aerobic ist „die schnellste Methode, um schlanker, schöner und beweglicher zu werden“, „Aerobic heißt die neue Fitnessformel“, „Das neue Glück der Frau ab 50“, „Schönheit Selbstbewusstsein und Lebensfreude“, „Aerobic, das neue Zauberwort für alle, die in Form bleiben wollen“ und vieles mehr (Spolenak 1984, S.16). Aufgrund der Möglichkeit Aerobic-Stunden über das Fernsehen zu verbreiten, gelang es dieser Bewegung sowohl Männer und Frauen anzusprechen. Neben der medialen Aufmerksamkeit durch das Fernsehen gelang es Jane Fonda auch die Massen zu begeistern, ihr Buch mit dem Titel „I Feel Good“ zu kaufen und im Selbststudium die festgeschriebenen Trainingsprogramme durchzuführen. Gleichzeitig bietet ihr Buch wertvolle Tipps im Bereich Ernährung und gesunde Lebensführung. Jane Fonda und Sydne Rome war es gelungen, durch ihr abgestimmtes Aerobic-Programm erstmals auch vermehrt Frauen zu motivieren ein Fitnessstudio zu besuchen. In den 1990er-Jahren 127 Der sportliche Körper kamen dann, ausgerichtet auf die jeweilige Zielgruppe und den gewünschten Trainingseffekt, verschiedene Formen des Aerobic-Sports wie Aquaaerobic, Step-Aerobic und viele mehr in Mode (Brucker 1999, S. 25f. in Anlehnung an www.fitnessonline.at.) Die Fitnessindustrie tat sich sehr schwer, die Begeisterung der Menschen und ihren Eifer zu bändigen. Kurse waren überfüllt, Musikkassetten und Bücher über Aerobic nahezu ausverkauft. Die Auswirkungen des Trends waren nicht abschätzbar. In Österreich hatte man das Potential unterschätzt und verabsäumt Profit daraus zu schlagen (Spolenak 1984, S.13). Nach der anfänglichen Euphorie in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts folgte ein Rückgang des Interesses. Training auf Betonböden, Gerüchte um gesundheitsschädliche Wirkungen von Aerobic, nachgewiesene Verletzungen durch Aerobic sowie wenig bis gar nicht qualifizierte Trainer versetzten dem Image des vormals so beliebten Sports einen Dämpfer (Haas 1996, S.5). Seit den 1990er-Jahren bemühen sich Sportwissenschafter, Mediziner, Ausbildner für Aerobic-Training und andere Fachleute, das Image wieder aufzupolieren und an die glanzvollen Zeiten der 80er-Jahre anzuschließen. Heute findet der Aerobic-Sport auch in Österreich wieder wachsende Beliebtheit. Stetig steigende Teilnehmerzahlen in Kursen und Studios sowie mit Fokus auf Gesundheitsförderung ausgerichtete Trainingskonzepte zeugen von einer Etablierung als moderner Fitnesssport. Ausbildungen zum Aerobic-Trainer finden regen Zuspruch. Im Internet wird die Sportart Aerobic als besonders abwechslungsreich, motivierend und gesundheitsfördernd dargestellt. Ein Beispiel dafür ist die Gesundheitsplattform der Uniqua Versicherung, die sich in den letzten Jahren im Bereich des Gesundheitssports immer mehr etabliert hat und Tipps und Tricks von Experten gerne bereitstellt. „Aerobic ist ein ganzkörperliches Training zu rhythmischer Musik, das aus Laufen, Hüpfen, Kräftigungs- und Stretchübungen besteht. Das AerobicTraining verbessert und aktiviert das Herz-Kreislauf-System, die Koordination, 128 Der sportliche Körper Kondition und muskuläre Ausdauer. Stressabbau, Ausgleich zum Job, Figurprobleme, Muskelstraffung, ein gutes Körpergefühl und allgemeine Fitness – dies alles bietet diese Sportart. Bei Aerobic gibt es verschiedene Belastungsstufen: Low Impact und High Impact. Durch diese unterschiedlichen Niveaus ist Aerobic sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene geeignet“ (http://www.meduniqa.at/Ratgeber/Gesundheit/Bewegung/Sportarten_von_AZ/Aerobic/, Zugriff am 19.07.2011, 14:22 Uhr). In Österreich ist der Aerobicsport als Wettkampfsportart noch nicht anerkannt. Ganz im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika, wo bereits 1989 erstmals nationale Aerobic-Meisterschaften ausgetragen wurden (Brucker 1999, S.38). Eine Studie von Brucker 21 hat gezeigt, dass in Österreich vermehrt Frauen an Aerobic-Kursen im Fitnessstudio teilnehmen. Ergebnisse dieser Untersuchung sind, dass Personen, die regelmäßig Aerobic-Training besuchen, auch ihr Können besser einstufen als jene, die nur selten trainieren. Ferner wird sichtbar, dass 46 Prozent aller Befragten eine abgeschlossene Matura und 25 Prozent gar einen akademischen Titel vorweisen können. Es kann aus den Ergebnissen abgelesen werden, dass 88 Prozent aller Befragten anmerken, dass die Verbesserung der sportlichen Fähigkeiten für sie ausschlaggebend sei, den Aerobic-Sport auszuführen. Rund 76 Prozent aller weiblichen Befragten geben an, dass die Beendigung des Aerobic-Trainings einen großen Verlust für sie bedeuten würde. Die Aussage, dass man durch Aerobic wertvolles Herz-Kreislauf-Training erfährt, stimmen 92 Prozent aller Befragten zu. Außerdem glauben 76 Prozent aller Befragten, dass sie durch Aerobic gelernt haben, ihren Körper besser zu beherrschen. In Bezug auf Aerobic 21 Befragt wurden 178 Personen, zwischen 16 und 72 Jahren, die regelmäßig Aerobicstunden im Fitnesscenter besuchen, davon waren 93 weibliche und 85 männliche Teilnehmer. Die Befragung wurde mittels Fragebogen zum Thema „Wichtigkeit der Sportart Aerobic in Bezug auf andere Lebensbereiche“, „Erwartungen anderer bezüglich ihrer Tätigkeit als Aerobicsportler/in“ und „Bedeutung der Aerobic im Leben der Sportlerin“ sowie „Befriedigung der Sportler/in durch die Ausübung der Sportart Aerobic“ ermittelt. 129 Der sportliche Körper Training zur Verbesserung des körperlichen Aussehens meinten 73 Prozent aller Frauen und rund 52 Prozent der Männer, dass dies der Grund für ihr regelmäßiges Training sei. Soziale Motive erhalten dagegen nur mäßige Zustimmung als Motiv für das Betreiben des Aerobic-Sports. Überraschenderweise lehnen die Befragten die Aussage „Ich betreibe Aerobic, um abzunehmen“ ab. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Frauen vornehmlich des Fitnessmotivs wegen Aerobic-Sport betreiben. Männern dagegen sind soziale Aspekte wichtiger (Brucker 1999, S.40f.). Im nachstehenden Kapitel zum Thema „Bodybuilding“ wird eine Sportart beleuchtet, bei der das Ziel ist, seinen Körper in Bestform zu präsentieren. 17.2 Die BodybuildingBewegung „Wer Bodybuilding als Lebensstil betreibt, bleibt immer gesund, ist intelligent und attraktiv, schlichtweg der perfekte Übermensch.“ (Wedemeyer 1996, S.135) Die Sportart Bodybuilding zeugte anfangs von keinem großem Bestand. Philosophien über den Körper sowie das Allheilmittel Bodybuilding sind nur einige wenige Versuche, dieses exzessive Körpertraining zu rechtfertigen und ihn von seinem zweifelhaften Ruf zu befreien. Lisa Lyon, BodybuildingWeltmeisterin spricht vom „Zusteuern auf ein ganz anderes Leben“ und von Veränderungen in der Gefühlswelt durch Bodybuilding. Erhöhte Attraktivität, mehr Produktivität im Beruf und in der Liebe sind nur einige wenige positive Faktoren, die Bodybuilding-Training laut Lyon mit sich bringt (Lyon/Hall 1983, S.23). Der österreichische Ausnahme-Bodybuilder sparte auch nicht mit Lob für seine Sportart. Er spricht gar von einer „heilenden Wirkung“ dieser Bewegungsform (Schwarzenegger 1992, S.19). Zuallererst muss gesagt werden, dass das Phänomen Bodybuilding nicht immer die Akzeptanz hatte, welche die Sportart heute genießt. Wedemeyer erklärte, dass es einiger Überzeugungsarbeit bedurfte, um die Gesellschaft und auch die Akteure selbst davon zu überzeugen, dass Bodybuilding sowohl „gesellschaftlichen Nutzen, als auch sozialen Vorbildcharakter“ in sich vereint 130 Der sportliche Körper (Wedemeyer 1996, S.129). Aufgrund des heutigen Forschungsstandes steht fest, dass Kraftsport in Maßen gut für unseren Körper und für unser gesamtes Wohlbefinden ist (ebd., S.132). Ihre Anfänge nahm die Bodybuilding-Bewegung in den USA. Diese Bewegung hatte nicht nur Auswirkung auf die Einstellung der Menschen zum Sport an sich, sondern sie brachte den Sport auch in Zusammenhang mit wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten (Dilger 2008, S.245). Dilger (2008, S.59) schreibt, dass die ersten kommerziellen Sportanlagen von ehemaligen Bodybuildern aufgebaut wurden. Nebenerscheinungen und neue Wirtschaftszweige wie die Abhaltung von Trainingskursen und die Einrichtung von Geräteversandhandelsgesellschaften gingen ebenfalls mit dieser Sportbewegung einher. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Bodybuilding-Bewegung in Mitteleuropa, genauer gesagt in Deutschland, ihren Ursprung. Verschiedenste Sportbewegungen und Lebensreformbewegungen wie die Gymnastikbewegung oder die Hygienebewegung im 20. Jahrhundert hatten Einfluss auf die Entwicklung des Bodybuildings. Außerdem wurden zum Thema Kraft und der Funktion von Muskelarbeit erstmals medizinische Abhandlungen geschrieben und veröffentlicht (Wedemeyer-Kolwe 2004, S.293/294). Erste Anzeichen einer Sportart mit Hanteln und Gewichten zeigten sich schon im Laufe des 19. Jahrhunderts im Turnsport nach Jahn. Schon vor 1900 wurden zum Zweck der Therapie und Rehabilitation Widerstandsgeräte und Kraftmaschinen zur Genesung und zum gezielten Muskeltraining erzeugt und eingesetzt (Wedemeyer-Kolwe 2004, S.294). Die Biografie des in Österreich geborenen, später nach Amerika emigrierten, Harry Gelbfarb liest sich wie eine Werbeeinschaltung für Bodybuilding-Training. Der von leichter Tuberkulose und einem nervösen Herzfehler geplagte Gelbfarb begann zu Hause mit Alltagsgegenständen seinen Körper zu kräftigen und trat anschließend einem Boxclub bei. Diese Körperarbeit soll ihm zur Genesung verholfen haben (Gelbfarb 1993, S.138). 131 Der sportliche Körper In Vereinen und Verbänden wurde bereits ab 1870 das Gewichtheben organisiert trainiert, welches die Bodybuilding-Bewegung maßgeblich beeinflusste. Haupteffekt des Gewichthebens sollte damals Kraftzugewinn und Muskelaufbau sein. Ein harmonischer, makelloser Körper war damals kein vorrangiges Ziel des Trainings (ebd. S.296). Fokussiert wurde die Ausbildung zu einem vielseitigen Athleten, da dies für die goldene Zeit des Kraftsports der Inbegriff von Schönheit, Kraft und Leistung war. Der eigene Körper stellt im Leben der Bodybuilder nicht nur Mittel zum Zweck dar, sondern ist im Zentrum des Interesses. Ziel beim Bodybuilding „Rohmaterial“ ist mithilfe es aus von dem gezieltem Muskeltraining einen „neuen“ Körper zu formen, man könnte es sogar so formulieren: einen neuen Körper zu züchten. Bodybuilder definieren sich über ihren Körper und fühlen sich aufgrund ihres, ihrer Ansicht nach, perfekten Körpers, dem Rest der Bevölkerung überlegen (Voll 2007, S.71). Abbildung 24 Harry Gelbfarb, www.ifbb.de/gelbfarb, Zugriff am 15.04.2011, 14:55 Uhr. Wedemeyer-Kolwe (2004, S.296) bringt die verschiedenen Einflüsse auf die Bodybuilding-Bewegung so zum Ausdruck: „Mit den Hantelübungen der Turner, den Gymnastiksystemen der Heilgymnastiker, den Kraftmaschinen der Krankengymnastikinstitute und der Technik des Gewichthebens fusionierten die Bodybuilder die Elemente Trainingslehre, Muskelwachstum, Körperharmonie und Gesundheit sowie die Idee des Privatinstitutes und schufen daraus eine neue Bewegung.“ Wedemeyer erklärt, dass mit dem Ausrichten der „Mr. Olympia-Wahl“ in München selbst die letzten Kritiker dessen belehrt wurden, dass Bodybuilding 132 Der sportliche Körper keine Sportart mehr ist, die hinter verschlossenen Türen trainiert wird, sondern eine, die das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zieht. Die ausverkaufte Olympiahalle in München läutete eine neue Ära der Bodybuilding-Bewegung ein (Wedemeyer 1996, S.36). Vor allem die Filmindustrie hat einen wertvollen Beitrag zur Etablierung des Kraftsports beziehungsweise zur Anerkennung von Bodybuilding als Sport beigetragen. Die mediale Inszenierung einiger Bodybuilder wie des Österreichers Arnold Schwarzenegger oder Steve Reeves hat scheinbar eine gewisse Akzeptanz des Körpertrainings und der muskulösen Körper herbeigeführt. Daraus entwickelte sich auch die gemeinhin gängige Meinung, dass es nur eines muskulösen Körpers bedarf, um Karriere beim Film zu machen (Dilger 2008, S.246). Wie bei Wedemeyer-Kolwe oben bereits beschrieben, kam mit der Etablierung des Bodybuilding-Sports auch die Organisationsform in privaten Studios immer mehr in Mode. Gleichzeitig wurden auch die vormals aus Alltagsgegenständen zusammengestellten Geräte zunehmend professioneller. Die Brüder Wilczewski importierten bereits 1974 Sportgeräte aus Übersee. Die beiden können als Vorreiter bezüglich der professionellen Einrichtung ihrer Studios angesehen werden. Das Geschwisterpaar war es auch, das bereits in den 1970er-Jahren Gruppenkurse nicht nur für Bodybuilding, sondern auch für Aerobic, Stretching und Balanceübungen sowie Gymnastik anboten. Externe Experten standen den Teilnehmern mit Wissen und Know-how zur Seite (Dilger 2008, S.279). Seine Anfänge nahm der Bodybuilding-Sport als Wettkampfsport durch die Ausrichtung von Studiomeisterschaften. Gelbfarb schrieb, dass diese zur Motivation der Studiomitglieder abgehalten wurden (Gelbfarb 1993, S.142). Generell war die Einrichtung von Studios, die in ihren Anfängen nur auf Hantelsport und Bodybuilding ausgerichtet waren, ein immer breiter werdendes Sportprogramm zu bieten hatten und aus diesem Grund auch ein größeres Publikum angesprochen werden konnte. (Dilger 2008, S.276). 133 Der sportliche Körper Neben Trainingsanweisungen in Kursen oder Personaltraining wurden auch Ernährungsanweisungen und Fitnesstests durchgeführt. Das Umfunktionieren der vormals reinen Sportstudios in so genannte „Wohlfühl-Studios“, in denen nach einem harten Training die Möglichkeit geboten wurde, sich in Sonnenbänken, Saunen oder Bädern zu entspannen, ließ nicht lange auf sich warten. Ein Vorreiter diesbezüglich war Harry Gelbfarb. Da wie auch in den heutigen Fitnessstudios der kommunikative Faktor ein wichtiger Motivationsgrund war jenes zu besuchen, gab es auch schon Mitte der 1970erJahre Bars und Musik für Besuche mit Freunden nach dem Training (Dilger 2008, S.280). Zusätzlich zur Darstellung von perfekten Körpern in Filmen wurden Bodybuilder auch bald Werbeträger für Geräte, Nahrungsergänzungsmittel und Ähnlichem. Durch die Verbreitung von Magazinen wie „Sport und Kraft“ wurden diese allgemein bekannt und vermittelten so den Sport der breiten Masse. In der heutigen Zeit, nachdem der Medienrummel und das Interesse um Arnold Schwarzenegger abgeflaut sind, bleibt die Frage offen, inwieweit der Bodybuilding-Sport als „sauberer Sport gelten kann. Zu oft wird Bodybuilding und exzessives Körpertraining mit Einnahme von Steroiden oder verbotenen Substanzen wie Anabolika in Verbindung gebracht. Gerüchte um das Bodybuilding wirken heute noch trotz Versuchen diese auszuräumen auf das Image dieser Sportart. 134 Der sportliche Körper 18 Zusammenfassung Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine Existenz ohne Körper nicht nur rein biologisch gesehen nicht möglich wäre, sondern auch viele Bereiche des Lebens, die sich des menschlichen Körpers bedienen, wie Wirtschaft, Sport oder Medien, etwas Wichtiges fehlen würde. Sogar während der Zeit, in der dem Körper aufgrund der Dominanz des „Geistigen“ wenig bis gar keine Beachtung geschenkt wurde, fand er gerade aufgrund seiner Abstinenz Platz in Überlegungen und Betrachtungen von Wissenschaftern und somit seinen Weg zurück in den Mittelpunkt des Geschehens. Heute kann nicht bestritten werden, dass Sport und unmittelbar damit verbunden der „sportliche Körper“, nicht mehr aus wissenschaftlichen Abhandlungen, Diskussionen von Experten, aber auch von Stammtischgesprächen wegzudenken ist. Für Menschen aus allen sozialen Schichten bietet der Sport Themen und Diskussionsmöglichkeiten. Grundsätzlich lässt sich behaupten, dass in der heutigen Gesellschaft das Aussehen immer mehr in den Vordergrund gerückt wird und aufgrund der Forcierung durch die Medien diese Tatsache nochmals verstärkt wird. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die Aspekte des menschlichen Körpers in seiner Ausdrucksweise als „sportlicher Körper“ darzulegen. Der menschliche Körper kann unter Berücksichtigung verschiedenster äußerer Einflussfaktoren wie Medien, Werbung, dem Gesellschaftssystem an sich verschiedenartig auftreten. Gugutzer stellte die Theorie auf, dass der Sport Auswirkungen auf die Gesellschaft habe, aber auch die Gesellschaft den Sport beeinflusse (Gugutzer 2006, S.17f.). Aufgrund der bestehenden Literatur kann zusammenfassend behauptet werden, dass sich bestehende Gesellschaftssysteme mit ihren vorgegebenen Werten und Normen auf den Sport generell, auf die Bereitschaft der Menschen, sich sportlich zu betätigen und auf die Rahmenbedingungen, unter denen sie dies tun, auswirken. Beispielhaft dafür kann die nahezu fehlende körperliche Herausforderung im Berufsleben genannt werden. Menschen, die im beruflichen Alltag keine 135 Der sportliche Körper Möglichkeit haben, ihren Körper zu fordern, oder/und von sitzenden Tätigkeiten eingenommen sind, suchen vermehrt im Sport Herausforderung und Bestätigung zugleich. Sich etwas beweisen wollen, zu zeigen, dass man trotz weniger Übung sportliche Leistungen erbringen kann, wirkt auf viele Menschen anspornend. In Bezug auf die Beziehung zwischen Sport und Gesellschaft lässt sich behaupten, dass die Gesellschaft mit ihren allgemeingültigen Regeln und Normen Einfluss auf Struktur, Organisation und Ausübung des Sports nimmt. Genauso aber kann der Sport das gesellschaftliche System beeinflussen. Ebenso charakteristisch für die heutige Zeit ist, unter Umständen durch die Leistungsgesellschaft hervorgebracht, der Drang zur Selbstdarstellung und Selbstinszenierung. Die Medien machen es vor, indem sie Idealbilder präsentieren und diese ganz bewusst mit negativen und positiven Bewertungen belegen. Das Aussehen spielt eine enorm wichtige Rolle. Wer Erfolg im Beruf, im Privatleben oder im Sport haben will, muss neben Intelligenz, Charme, einer Portion Esprit auch noch jede Menge Schönheit mitbringen, um den Sprung ganz nach oben zu schaffen und das vollendete Glücksgefühl zu erlangen. Mittel um wenig Attraktivität auszugleichen kennen keine Grenzen – das Ergebnis zählt. Mittlerweile haben sich ganze Berufsgruppen darauf spezialisiert, den Menschen zu Schönheit zu verhelfen. Viele wollen die Mühen, durch Sport jung, dynamisch, fit, gesund und durchtrainiert zu werden, nicht mehr in Kauf nehmen und begeben sich stattdessen lieber in die Hände von Schönheitschirurgen, die Unzulänglichkeiten oder vermeintliche Fehlerhaftigkeiten korrigieren. Der menschliche Körper findet in den von Heinemann definierten Modellen des Sports unterschiedliche Ausdrucksformen. Während im traditionellen englischen und im professionellen Sportmodell der Körper zur Leistungsmaximierung eingesetzt und bis zur Ausreizung seiner Reserven getrieben wird, und sozusagen Mittel zum Zweck ist, findet man bei Sportarten, die dem expressiven Sportmodell zugeordnet werden, eine ganz andere Darstellungsform vor. Freudvolles Bewegen, allein, in der Gruppe, ohne 136 Der sportliche Körper Leistungsgedanken, steht im Vordergrund. Das gemeinsame Erleben von Bewegung, das Spüren des eigenen Körpers sind kennzeichnend für die heute sehr beliebten Trend- und Funsportarten. Der Sport bietet dem Körper eine Plattform zur Darstellung und Inszenierung. Im Bezug auf das funktionalistische Sportmodell wird der Sport mit einem definierten Ziel betrieben. Durch die sportliche Betätigung erwartet man sich zum Beispiel Gewichtsreduktion oder eine gezielte Zunahme der Muskelmasse. Dafür unterzieht man den Körper optimal abgestimmter Maßnahmen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Unter der Rubrik „Traditionelle Spielkultur“ finden sich Mannschafts- und Ballsportarten wieder. Der Körper wird hierbei benötigt, um die althergebrachten, an die Moderne adaptierten Spielweisen ausführen zu können. Der Körper ist bei sportlicher Betätigung maßgeblich involviert und somit Voraussetzung für das Gelingen einer sportlichen Bewegungsausführung. Da sich der Sport durch vier konstitutive Elemente definiert, hat auch der menschliche Körper Einfluss auf diese. Körperliche Leistung wird erst durch den menschlichen Körper ermöglicht. Sich im fairen Wettkampf zu messen, ist in allen Sportarten zu finden und zeigt auf, dass nicht nur die Leistungsmaximierung den Körper im Wettkampf ausmacht, sondern auch das Erleben der körperlichen Bewegung, oder das In-Szene-setzen des Körpers leistungsbestimmend sein kann. Einerseits definieren Regeln das sportliche Tun in dem Sinn, als dass Wettkampfbestimmungen das faire Konkurrieren unter den Teilnehmern festlegen. Beispiele dafür sind die Abseitsregel im Fußball, oder die vorgegebene Bahnlänge für Schwimmwettkämpfe. Andererseits werden auch dem Körper Normen vorgeschrieben. Zum Beispiel gibt es wie im Judo Gewichtsklassen, die die Zugehörigkeit zu einer Wettkampfgruppe bestimmen, in der man kämpfen darf. Ebenso existieren nicht festgeschriebene Regeln oder Vorgaben, die das optimale Bewältigen einer Bewegungsaufgabe unterstützen sollen. Gesunde Ernährung, abgestimmtes Training, speziell entworfene Ausrüstung und vieles mehr. Das vierte Kriterium bezeichnet die Unproduktivität des Sports, was bedeutet, dass Sporttreiben nicht zweckgebunden ist, sondern um seiner selbst Wille betrieben wird. 137 Der sportliche Körper 19 Fazit und Ausblick In Zukunft wird es interessant zu beobachten werden, zu welchem Grad die Medien Einfluss auf unser Handeln, unser Körperbewusstsein und unser Lebensgefühl haben werden. Lässt man sich auch in 20 Jahren noch einreden, dass spezielle Joghurts einem Körper zum Abnehmen verhelfen, oder AntiFaltencremes im Alter von 50 Jahren ein jugendliches Aussehen bescheren können? Dass die Medien auch in 20 Jahren noch ein fixer Bestandteil unseres Lebens sein werden, ist unbestritten. Doch kann es gelingen ihre Macht, Ideale, Illusionen und surreale Wirklichkeiten zu propagieren, einzuschränken und der Wissenschaft den Vortritt zu lassen. Um dies zu erreichen, bedarf es noch Aufklärungsarbeit zu leisten und auch eine das Selbstvertrauen der Menschen zu stärken. Der Drang, jeden Trend mitzumachen, aus Angst nicht dazuzugehören, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Waren in früherer Zeit weibliche Rundungen das Nonplus-Ultra, so gewinnt zur Zeit ein schlanker bis sehr dünner, fitter, durchtrainierter, muskulöser und dadurch fast männlich anmutender Körper den ersten Preis beim Schönheitswettbewerb. Mit welchen Methoden man zu diesem Körperbild gelangt, spielt keine Rolle. Ganz im Gegensatz dazu stehen jene Menschen, die nicht dem Ideal entsprechen, welche ein erfolgreiches, erfülltes Leben von vornherein abschreiben können, wenn es nach den propagierten Idealen ginge. Es wurde gezeigt, dass der Sport, im Speziellen auch der menschliche Körper, mit seinen Eigenschaften das Gesellschaftssystem beeinflusst, aber genauso durch Wertvorstellungen innerhalb der Gesellschaft gekennzeichnet ist. Interessant könnte die Entwicklung des Sportengagements der Menschen zu beobachten werden. Wird man neben der beruflichen Tätigkeit überhaupt noch Zeit finden, um Sport zu betreiben oder ist man derart beschäftigt, dass keine Zeit bzw. Motivation für den Sport bleibt? Oder der Trend verläuft in eine andere Richtung. Ein Weg, der noch mehr als jetzt von den Medien beeinflusst ist und durch ein Streben nach dem immer sportlicheren, fitteren, anziehenderen, schöneren Körper alle anderen Ambitionen in den Schatten stellt. 138 Der sportliche Körper Äußerlichkeiten haben in der heutigen Zeit forciert durch die Medien einen derartig hohen Stellenwert erreicht, dass es wahrscheinlich unmöglich sein wird, von diesem Trend abzuweichen. 139 Der sportliche Körper 20 Literaturverzeichnis ALKEMEYER, Thomas (1995). Ausgrenzende Vor-Bilder – Image des männlichen Sportler-Körpers in der Staatsästhetik des „Dritten Reiches“. In: GERHARDT, V. & WIRKUS, B. (Hrsg.) (1995). Sport und Ästhetik. Sankt Augustin: Academia Verlag. BÄSSLER, Roland (1987). Gesellschaftliche Determinanten im Sport. In: KORNEXL, Elmar/MÜLLER, Erich/NACHBAUER, Werner. (Hrsg.) Sportwissenschaft: Sportpraxis – zwei Welten?, S.230-242. Innsbruck. BENTHALL, Jonathan & POLHEMUS, Ted (Hrsg.) (1975). The Body as Medium of expression. 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Sonstiges Ö3-Wecker-Ausgabe vom 10.05.2011, 07:21 Uhr. Fernsehsendung „Contra – der Talk“ – Thema „Schneller, höher, weiter – wie extrem muss Sport sein?“, ORF 1, am 12.07.2011, ab 23:20 Uhr. Deutsche Presseagentur, 19.01.2010. Der Standard, 12.10.2009. 151 Der sportliche Körper 152 Der sportliche Körper 21 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Aerobic‐Outfit 1980er Jahre, http://famefit.com/tag/jane‐fonda/, Zugriff am 25.07.2011, 17:22. ........................................................................................................................ 9 Abbildung 2 Modell in Anlehnung an Gugutzer 2006, S.14f... .................................................... 14 Abbildung 3 Pyramidenmodell des Sports In: Scheid/Prohl 2009, S.57. .................................... 24 Abbildung 4 Körper als Gegenstand der Soziologie, Gugutzer 2006, S.13f. .............................. 38 Abbildung 5 Körper als Produkt der Gesellschaft, Gugutzer 2006, S.17. .................................... 39 Abbildung 6 Vorher‐Nachher‐Bild, Antifaltenpflegeprodukt aus der Werbung, http://hairstyles‐ clips.blogspot.com/2010/08/best‐anti‐aging‐wrinkle‐cream.html ........................................... 40 Abbildung 7 Reetone‐Werbung für spezielles Schuhwerk von Reebok, http://www.nextnewfashion.net/reebok‐easy‐tone‐reetone‐ad‐campaign/ ........................... 41 Abbildung 8 Cristiano Ronaldo, Model für Emporio Armani, http://www.stylelist.com/2010/01/14/cristiano‐ronaldo‐six‐pack‐emporio‐armani‐underwear‐ jeans‐ad‐campaign/ .................................................................................................................... 44 Abbildung 9 Bierbauch, http://www.bier.de/bier‐wissen/bier‐unter‐der‐ lupe/physiologisch.php .............................................................................................................. 44 Abbildung 10 Hot Stone Massage, http://www.holidaycheck.de/hotel‐ Urlaubsbilder_Hotel+Bayern+Vital‐ch_ub‐ hid_123253.html?action=detail&mediaId=1157523605 ........................................................... 45 Abbildung 11 Aspekte des Körpers in Anlehnung an Gugutzer 2006, S.20. .............................. 46 Abbildung 12 Entkörperlichung und Wiederentdeckung, Heinemann 2006, S.89 .................... 49 Abbildung 13 Popstar Madonna, americanmusicassociation.com/ tag/pop‐star‐madonna, Zugriff am 08.05.2011, 12:29 Uhr. .............................................................................................. 65 Abbildung 14 möglicher Zusammenhang: Körper ‐ Medien ‐ Gesellschaft ................................ 67 Abbildung 15 Franziska van Almsick, http://waldeagency.com/PROMIS/autogramme_franzi.html, Zugriff am 15.04.2011 um 14:41 Uhr............................................................................................................................................... 76 Abbildung 6 Fotos Beckham http://www.google.at/images?um=1&hl=de&rlz=1G1ACAW_DEAT413&biw=1175&bih=515&t bm=isch&sa=1&q=beckham+frisuren&aq=f&aqi=g3&aql=&oq=, Zugriff am 15.04.2011, 14:49 Uhr............................................................................................................................................... 78 153 Der sportliche Körper Abbildung 17 Magisches Dreieck nach Görner 1995 ................................................................. 81 Abbildung 18 adaptiertes Modell in Anlehnung an Görner 1995/Hagenah 2004/Beck 2006. .. 82 Abbildung 19 Magisches Viereck, adaptiert nach Görner 1995. ................................................ 86 Abbildung 20 Anni Friesinger (dt. Eisschnellläuferin) http://gleeboo.de/bilder_anni_friesinger, Zugriff am 15.04.2011, 15:05 Uhr. ............................................................................................. 90 Abbildung 21 Franziska van Almsick, http://franziska_van_almsick.bilderr.com/franziska_van_almsick_.html, Zugriff am 15.04.2011, 15:26. .......................................................................................................................................... 90 Abbildung 22 Exemplarische Dosis‐Wirkung‐Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit, modifiziert nach Bouchard 2001, S.349. .............................................................. 122 Abbildung 23 Jane Fonda http://www.sodahead.com/living/jane‐fondas‐first‐workout‐tape‐released‐29‐years‐ago‐get‐ me‐one‐or‐next/question‐ 1708671/?page=12&link=ibaf&imgurl=http://images.sodahead.com/polls/001708671/fonda‐ 43492663240_xlarge.jpeg&q=jane%2Bfonda%2Baerobic , Zugriff am 25.08.2011, 14:23. .... 127 Abbildung 24 Harry Gelbfarb, www.ifbb.de/gelbfarb, Zugriff am 15.04.2011, 14:55. ............ 132 154 Der sportliche Körper 22 Quellenverzeichnis Abbildungen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 http://famefit.com/tag/jane‐fonda Modell in Anlehnung an Gugutzer 2006, S.14f. Scheid/Prohl 2009, S.57. Gugutzer 2006, S.13f. Gugutzer 2006, S.17. http://hairstyles‐clips.blogspot.com/2010/08/best‐anti‐aging‐wrinkle‐cream.html http://www.nextnewfashion.net/reebok‐easy‐tone‐reetone‐ad‐campaign http://www.stylelist.com/2010/01/14/cristiano‐ronaldo‐six‐pack‐emporio‐armani‐ underwear‐jeans‐ad‐campaign/ http://www.bier.de/bier‐wissen/bier‐unter‐der‐lupe/physiologisch.php http://www.holidaycheck.de/hotel‐Urlaubsbilder_Hotel+Bayern+Vital‐ch_ub‐ hid_123253.html?action=detail&mediaId=1157523605 Gugutzer 2006, S.20 Heinemann 2006, S.89 www.americanmusicassociation.com/tag/pop‐star‐madonna möglicher Zusammenhang Körper ‐ Medien – Gesellschaf http://waldeagency.com/PROMIS/autogramme_franzi.html http://www.google.at/images?um=1&hl=de&rlz=1G1ACAW_DEAT413&biw=1175&bih =515&tbm=isch&sa=1&q=beckham+frisuren&aq=f&aqi=g3&aql=&oq= Görner 1995 Görner 1995/Hagenah 2004/Beck 2006 Görner 1995 http://gleeboo.de/bilder_anni_friesinger http://franziska_van_almsick.bilderr.com/franziska_van_almsick_.html Bouchard 2001, S.349. http://www.sodahead.com/living/jane‐fondas‐first‐workout‐tape‐released‐29‐years‐ ago‐get‐me‐one‐or‐next/question‐ 1708671/?page=12&link=ibaf&imgurl=http://images.sodahead.com/polls/001708 671/fonda‐43492663240_xlarge.jpeg&q=jane%2Bfonda%2Baerobic http://www.ifbb.de/gelbfarb.html 155