Der sportliche Körper - Universität Salzburg

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Der sportliche Körper - Universität Salzburg
 „Der sportliche Körper“
Körperboom und Fitnesskult – wie Gesellschaft und Medien das Körperbild prägen Diplomarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
„Magistra der Naturwissenschaft“
am Interfakultären Fachbereich für Sport und Bewegungswissenschaft
der Universität Salzburg
eingereicht
von
KATHRIN KNAPPICH
Gutachter:
Assoz. Prof. Dr. Minas Dimitriou
Salzburg, den 3. November 2011
Der sportliche Körper Inhalt
1 Einleitung ........................................................................................................................ 5 2 Forschungsstand ............................................................................................................ 7 3 Forschungsdefizit ......................................................................................................... 11 4 Zielsetzung der Arbeit .................................................................................................. 13 5 Methodik ...................................................................................................................... 15 6 Struktur der Arbeit ....................................................................................................... 17 7 Aspekte des Sports ....................................................................................................... 20 8 Soziologie des Sports .................................................................................................... 29 8.1 Zugänge zur Sportsoziologie – eine empirische Wissenschaft ..................................... 29 9 Soziologie des Körpers ................................................................................................. 34 9.1 Geschichtlicher Abriss zur Soziologie des Körpers ....................................................... 34 9.2 Desinteresse am Körper ............................................................................................... 35 9.3 Aufwertung des Körpers .............................................................................................. 36 10 Beziehung von Körper und Gesellschaft ...................................................................... 38 10.1 Körper als Produkt der Gesellschaft ............................................................................. 38 10.2 Körper als Produzent von Gesellschaft ........................................................................ 46 11 Aspekte der Körperlichkeit ........................................................................................... 49 11.1 Entkörperlichung .......................................................................................................... 49 11.2 Das neu erwachte Interesse am Körper ....................................................................... 52 11.3 Der Körper als Identifikationsobjekt ............................................................................ 56 12 Sport im Zivilisationsprozess – Sport und Gesellschaft ................................................ 60 13 „Der sportliche Körper“ – der Körper im Sport ............................................................ 62 13.1 Verbindung von Körper – Gesellschaft – Medien ........................................................ 64 13.2 Der Körper als soziales Gebilde .................................................................................... 69 14 Die Medien – Bühne zur Selbstdarstellung .................................................................. 75 14.1 Körperbilder und Massenmedien ................................................................................ 76 14.2 „Das magische Viereck – Medien, Wirtschaft und Sport – verbunden mit dem Phänomen des „sportlichen“ Körpers .......................................................................... 86 14.3 Erotik im Sport .............................................................................................................. 89 15 „Körpermanagement“ .................................................................................................. 93 16 Sporttreiben und Fitness in Österreich – eine Bestandsaufnahme ............................. 98 16.1 Sportverhalten der Österreicher in den 1970er Jahren ............................................. 100 2 Der sportliche Körper 16.2 Vergleich Amerikaner und Österreicher zum Thema „Gesundheitsbewusstsein“ aus dem Jahr 1991 ............................................................................................................ 102 16.3 Vergleich: Amerikaner und Österreicher aus dem Jahr 1994 .................................... 104 16.4 Sporttreiben und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit – eine sozioökonomische Analyse ....................................................................................................................... 106 16.5 Studie 2000 – Entwicklungen und Trends im österreichischen Sport ........................ 108 16.6 Umfrage zum Gesundheitsbewusstsein in Österreich – Jahr 2001 ........................... 112 16.7 Umfrage zum Thema „Wie wichtig ist Ihnen eine schlanke Figur?“ .......................... 113 16.8 Bewegungsverhalten in Österreich – Befragung der WHO 2005/2006 ..................... 115 16.9 Eurobarometer Spezialumfrage zu „Sport und körperliche Ertüchtigung“ ............... 115 16.10 „So sportlich ist Österreich“ – die Sportausübung im Europa‐ und Bundesländervergleich ............................................................................................... 118 16.11 Umfrage zum Thema „Attraktivität“ .......................................................................... 119 16.12 Empfehlungen für gesundheitsorientiertes Bewegen in Österreich ......................... 120 17 Die Fitnessbewegung in Österreich ............................................................................ 123 17.1 Die Aerobic‐Bewegung ............................................................................................... 126 17.2 Die Bodybuilding‐Bewegung ...................................................................................... 130 18 Zusammenfassung ...................................................................................................... 135 19 Fazit und Ausblick ....................................................................................................... 138 20 Literaturverzeichnis .................................................................................................... 140 21 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 153 22 Quellenverzeichnis Abbildungen ................................................................................ 155 3 Der sportliche Körper Eidesstattliche Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die Diplomarbeit selbstständig verfasst und
keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe und
alle Ausführungen, die anderen Schriften wörtlich oder sinngemäß entnommen
wurden, kenntlich gemacht sind.
Kathrin Knappich
4 Der sportliche Körper 1 Einleitung Jeder von uns ist in seinem Leben mit irgendeiner Form der sportlichen
Betätigung konfrontiert. Von Kindheit an kann einen der Sport bis ins hohe Alter
begleiten. Daher ist es auch nicht ungewöhnlich, dass der menschliche Körper
unweigerlich ins Bewusstsein rückt. Sportliche Betätigung ist nicht von
Aspekten, die den Körper betreffen, loszulösen. Der Körper ist nicht nur Mittel
zum Zweck für sportliche Handlungen, sondern er ist es, der sportliche Tätigkeit
erst möglich macht. Eine weitere Erscheinungsform des menschlichen Körpers
zeigt sich, wenn sein Aussehen, seine Konstitution und seine Ausprägung im
Fokus des Interesses stehen. Gerade bei Sportarten wo Ästhetik, Eleganz und
Schönheit essenziell oder ausschlaggebend sind, kann dem Körper ein
besonderer Stellenwert zugeschrieben werden.
Es ist unbestritten, dass Äußerlichkeiten in der heutigen Zeit immer mehr an
Bedeutung gewinnen. Nicht so sehr im sportlichen Sinn, sondern vermehrt in
anderen Lebensbereichen lässt sich feststellen, dass ein gutes Aussehen
unerlässlich ist für Erfolg im Berufs-, aber auch im Privatleben. Durch die
Medien noch forciert gelangen Bilder von rank und schlanken, sexy,
durchtrainieren
Menschen
in
unser
Bewusstsein.
Durch
die
ständige
Konfrontation mit diesen Idealbildern entwickelt sich ein Trend, der wie von
selbst Normen für sich schafft. Bestes Beispiel dafür sind Bekleidungstrends.
Wenn Catherine Mountbatten-Windsor, Duchess of Cambridge, ehemals Kate
Middleton, ein Kleid einer bestimmten Marke trägt, wurden Imitate, aber auch
das Original ein Kassenschlager. Jeder will zumindest zu einem kleinen Teil so
sein wie sie. Stars sind oft Trendsetter und werden daher auch durch die
Medien Testimonials für Produkte in der Werbung.
Der menschliche Körper spielt also nicht nur in sportlichen Bereichen eine
wesentliche Rolle, sondern ist auch für wirtschaftliche und mediale Belange
unersetzlich. „Sex sells“ heißt eine nicht umsonst weltbekannte Redewendung,
die ihre Anfänge im Medium Fernsehen genommen hat. Klar ist somit auch,
dass sich der Sport mehr und mehr an dieses Zitat anzulehnen versucht und so
5 Der sportliche Körper gemeinsam
mit
den
Medien
und
Partnern
aus
der
Wirtschaft
Sportübertragungen mit erotisch in Szene gesetzten Körpern spickt, um diese
für die Zuseher interessanter zu gestalten. Dass der Sport unter Umständen
durch Lifestyle-Gedanken und Erotisierung der Sportlerinnen und Sportler zur
Nebensache wird, nimmt man in Kauf, um Quoten zu sichern und den Verkauf
von sexy Beachvolleyball-Outfits voranzutreiben.
Ein sportlicher Körper setzt – wie der Name schon sagt – körperliche
Betätigung voraus. Diese Arbeit soll aufzeigen, wie sich das Bewusstsein und
das Engagement rund um körperliche Ertüchtigung und Bereitschaft zu Sport
der Österreicherinnen und Österreicher mit den Jahren verändert haben.
6 Der sportliche Körper 2 Forschungsstand Grundsätzlich gilt es in diesem Teil der Arbeit zu beleuchten, welche Aspekte
des Sporttreibens im Allgemeinen aber vor allem in Bezug auf „Körperlichkeit“
und den menschlichen Körper an sich bereits aufgearbeitet wurden.
Seger schreibt, dass sich die Soziologie als Wissenschaft aus dem Grund
etablierte, weil die Menschen versuchten, gesellschaftliche Vorgänge und
Strukturen nicht nur zu verstehen, sondern sie auch zu verändern (Seger 1970,
S.11).
Der menschliche Körper ist als grenzübergreifender Forschungsgegenstand zu
verstehen. Wie in einem anderen Teil dieser Arbeit noch genauer beleuchtet
wird, sah man sich in der soziologischen Betrachtungsweise des menschlichen
Körpers nicht immer mit einer solchen Fülle von Beiträgen konfrontiert wie
heute. Aufgrund von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfreute sich der
menschliche Körper als Forschungsgegenstand nicht immer einer solchen
Beliebtheit wie in der heutigen Zeit. Jäger schreibt dazu, dass der Körper zwar
in vielerlei Hinsicht bereits Thema war, jedoch erst ab den 1970er Jahren von
Soziologen
vermehrt
bearbeitet
wurde.
Zuvor
ließ
man
den
Naturwissenschaftern den Vortritt, wenn es darum ging, den menschlichen
Körper zu analysieren und seine Funktionen zu beleuchten (Jäger 2004, S.24).
Außerdem merkt Elias an, dass die Menschen in westlichen Industriestaaten
aufgrund ihrer Erziehung und vorherrschender Werte in der Gesellschaft gut
daran tun, ihre Emotionen, Aggressionen und sonstige Affekte zu kontrollieren,
denn verstärkte Gefühlsausbrüche oder aggressives Verhalten in der
Öffentlichkeit anderen gegenüber gilt als anormal. Darum suchen Menschen
vermehrt Ablenkung und Beschäftigung zum Entladen dieser Emotionen. Viele
Freizeitaktivitäten, vornehmlich Sport, übernehmen dabei eine gewisse Form
des „Dampfablassens“ (Elias 2003, S.81/82).
Sportliche Betätigung in den verschiedensten Epochen wurde in der
Fachliteratur bereits aufgearbeitet. So waren Sport im antiken Griechenland, die
7 Der sportliche Körper sportlichen Handlungen der Römer, Wettkämpfe im Mittelalter sowie Sport und
Leistung in den Anfängen der DDR (Scheid/Prohl 2009, S. 32f.) bereits sehr oft
Thema in wissenschaftlichen Abhandlungen. Erika Dilger schreibt in ihrer
Abhandlung bezüglich der Fitnessbewegung in Deutschland ausführlich über
das Sportgeschehen und die damit einhergehenden gesellschaftlichen
Veränderungen
von
der
Industrialisierung
bis
zur
Wiedervereinigung
Deutschlands (vgl. Dilger 2008).
Die Analyse von bestehenden Studien zeigte, dass sich das Interesse und die
Wertigkeit des menschlichen Körpers beziehungsweise dessen Aussehen und
Attraktivität zwischen den 1970er Jahren und der heutigen Zeit deutlich
verändert hat (vgl. Größing 1970, Bässler 1987, Weiß et al. 2007,
Eurobarometerumfrage 2003/2010).
Untersuchungen zeigen, dass innerhalb Österreichs der Zuspruch für sportliche
Betätigung nicht immer gleich stark ausgeprägt war. Eine Studie von Stefan
Größing aus dem Jahr 1970 zeigte, dass Sport unter den Jugendlichen von
damals vor Lesen und Handarbeiten den ersten Platz in der Interessensliste für
Freizeitgestaltung einnahm. Der Nutzung von damals zugänglichen Medien, wie
es heute vermehrt praktiziert wird, wie beispielsweise Schallplatten hören oder
Fernsehen, schenkten die jungen Leute früher keine Bedeutung (Größing 1970,
S.23 in Wendl/Dimitriou 2007, S.5).
Gerade unter Jugendlichen spielt die Freizeitgestaltung und Trendaffinität eine
wichtige Rolle. Wendl/Dimitriou schreiben, dass für Jugendliche der Beruf nicht
von großem Stellenwert ist und sie daher versuchen, ihren Status durch
Trendmerkmale oder attraktive Freizeitbeschäftigung zur Schau zu stellen
(Wendl/Dimitriou 2007, S.4).
Hinzu kommt, dass sich nicht nur jugendliche Bewegungskulturen entwickelt
haben, sondern damit auch ein jugendlicher Lifestyle, in dem sich diese
Peergroups zu Szenen zusammenschließen und den Trend rund um diese
Sportart leben.
8 Der sportliche Körper Dimitriou/Müller schreiben, dass
„… jugendliche Bewegungskulturen […] aus Sicht der Betreibenden selbst,
nicht mehr als bloßes Sporttreiben angesehen [werden].“ (Dimitriou/Müller
2007, S.6).
Lifestyle-Kulturen, die auch
im Bereich der AerobicBewegung in den 1970er
und
1980er
Jahren
erkennbar waren, spiegeln
deutlich wider, dass der
Sport nicht nur reines SichBewegen ist, sondern auch
Nebenerscheinungen
den
in
soziologischen
Betrachtungen des Sports
mit
einbezogen
Beispielsweise
werden.
war
der
markante Kleidungsstil der
Abbildung 1 Aerobic‐Outfit 1980er Jahre, http://famefit.com/tag/jane‐fonda/, Zugriff am 25.07.2011, 17:22.
Aerobic-Gruppen, genauso
wie die Art der Bewegungsausführung
zur Musik bezeichnend für die Aerobic-Bewegung.
Ebenso lässt sich nicht verleugnen, dass mit der steigenden Wertigkeit des
menschlichen Körpers in unserer Gesellschaft auch die Nachfrage nach
Produkten und Methoden zur Erlangung eines sportlichen Körpers enorm
gestiegen ist. Nicht umsonst findet „Schlankmacher-Sportbekleidung“, die durch
speziell eingebaute Straffungsbänder die Muskeltätigkeit zusätzlich anregen
soll, reißenden Absatz genauso wie spezielle Unterwäsche mit dem gewissen
Extra, genannt Shape-Effekt, zur Straffung von unschönen Kurven. Es wird
versucht, mit allen Mitteln dem Schönheitsideal zu entsprechen, koste es was
es wolle. Ob die Gesundheit nun gefährdet wird oder nicht, ist in den meisten
Fällen nicht von Interesse. Genaue Statistiken gibt es nicht, jedoch steht fest,
9 Der sportliche Körper dass jährlich um die 40.000 Österreicherinnen und Österreicher den Gang zum
Schönheitschirurgen wagen. Im Nachbarland Deutschland hat die ästhetische
Chirurgie Hochkonjunktur. In etwa 800.000 Menschen legen sich jährlich für viel
Geld unters Messer.
Deutlich zu sehen ist auch, dass der vormals eher von Frauen in Anspruch
genommene Wirtschaftszweig heute auch immer mehr Männer anlockt
(http://www.portal-der-schoenheit.de/news/aesthetische-chirurgie-inoesterreich.html, Zugriff am 19.07.2011).
10 Der sportliche Körper 3 Forschungsdefizit Wie bereits erwähnt, gibt es zahlreiche Publikationen über Sport in den
verschiedensten geschichtlichen Epochen von der Antike bis zum Dritten Reich.
Über die Zeit zwischen 1970 und heute gibt es zwar einzelne Werke über
bestimmte Bewegungen, aber einen geschichtlichen Abriss und Vergleiche mit
anderen Epochen findet man kaum.
Ebenso gilt es zu klären, warum genau der Zeitraum ab 1970 bis heute für
diese Abhandlung gewählt wurde. Einen weiteren Punkt, den es zu untersuchen
gilt, stellen die gesellschaftlichen Veränderungen, die sich im Zuge von
Sportbewegungen
auftun,
dar.
Daher
werden
die
Nebeneffekte
des
Sporttreibens im Bereich Mode, Freizeitverhalten und Wirtschaft beleuchtet.
Genauso auffällig ist, dass es in den meisten Abhandlungen keinen direkten
Bezug zu Österreich gibt. In dieser Arbeit soll es gelingen, ein klares Lagebild
über die Thematik „Körper“, genauer gesagt„sportlicher Körper“ und dessen
Wertigkeit in Österreich zu geben.
Aufbauend auf das „magische Dreieck“, Medien – Wirtschaft – Sport nach
Görner (vgl. Görner 1995), das vielerorts bereits bekannt ist und häufig dazu
herangezogen
wird,
Zusammenhänge
zwischen
den
drei
genannten
Komponenten herzustellen, muss in dieser Arbeit auch der menschliche Körper
in die Überlegungen mit einbezogen, in das bestehende Geflecht integriert und
dessen Einflüsse auf Selbigen beleuchtet und herausgearbeitet werden.
Ebenso soll auch der Einfluss der Rezipienten auf das oben genannte Gefüge
untersucht werden.
Mit dieser Arbeit soll es gelingen, einen Einblick in die Thematisierung, die
Aspekte und den Stellenwert des menschlichen Körpers im Sport und anderen
Lebensbereichen unter besonderer Berücksichtigung Österreichs zu geben.
Aufbauend auf der These, dass körperbezogenes Handeln auf gesellschaftliche
Strukturen, Werte und Normen Einfluss nimmt, aber auch die Gesellschaft
11 Der sportliche Körper Einfluss auf das Körperbild beziehungsweise sportliches Handeln nimmt, sollen
die Aspekte und Einflussfaktoren näher beleuchtet werden.
Zusätzlich ist es sehr interessant, die Veränderungen des Sportgeschehens im
Laufe der Zeit aufzuzeigen und auch die Gegensätze in Bezug auf die politische
und wirtschaftliche Situation zu beleuchten. Was waren die Motive in den
jeweiligen Jahrzehnten, die die Menschen dazu veranlassten, Sport zu
betreiben? Dieser Frage soll in dieser Arbeit ebenfalls auf den Grund gegangen
werden, genauso wie den Veränderungen in der Sportausübung an sich.
12 Der sportliche Körper 4 Zielsetzung der Arbeit Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht der menschliche Körper. Dieser soll aber hier
nicht nur als sterbliche Hülle im Gegensatz zum höher gestellten „Geistigen“
gesehen werden. Vielmehr sollen all seine Funktionen, die im Speziellen
gesehen
den
Sport
und
sportliches
Handeln
betreffen,
aber
auch
makroskopische Sichtweisen, das gesamt-gesellschaftliche System und seine
Wechselbeziehung und Interaktion mit dem menschlichen Körper betrachtet
werden.
Außerdem ist es ein Ziel dieser Arbeit, einen Überblick über die Veränderungen
im Sportgeschehen und über den Stellenwert des menschlichen Körpers von
1970 bis heute zu geben. Fragen bezüglich der Entwicklung des organisierten
Sports, über diverse Trends und Sportbewegungen im mitteleuropäischen
Raum, Einflüsse und Bewegungen sollen geklärt werden, beispielsweise
inwieweit Strömungen aus den Vereinigten Staaten die Welt des Sports, im
Besonderen die Bodybuilding-Bewegung in Mitteleuropa, beeinflussten. Die
Frage,
welche
gesellschaftlichen
Veränderungen
damit
einher
gingen
beziehungsweise welche Aufgaben, Entfaltungsmöglichkeiten und Funktionen
dabei dem menschlichen Körper zufielen, soll geklärt werden.
Ebenso soll diese Arbeit Aufschluss über die Vielfältigkeit des Sports und
dessen Auswirkungen auf verschiedenste Bereiche des gesellschaftlichen
Lebens wie Wirtschaft, soziale Gefüge, Handel und vieles mehr geben.
Essenziell ist auch die Frage, was den Sport an sich ausmacht. Des Weiteren
soll in dieser Arbeit auch die Organisation des Sporttreibens analysiert werden.
Zudem
soll
die
Frage
geklärt
werden,
ob
und
inwiefern es
einen
Zusammenhang zwischen dem Körperbild oder dem Körper selbst und dem
Sport gibt. Interessant zu erfahren wird es auch sein, aus welchem Grund sich
die Menschen entschlossen, Sport zu treiben.
Ferner werden verschiedene Sportbewegungen wie zum Beispiel die AerobicBewegung oder das Phänomen Bodybuilding analysiert und die damit
13 Der sportliche Körper einhergehenden
gesellschaftlichen
und
soziokulturellen
Veränderungen
allgemein und den Körper betreffend beleuchtet.
Abbildung 2 Modell in Anlehnung an Gugutzer (2006, S.14f.) 14 Der sportliche Körper 5 Methodik Als wissenschaftliche Forschungsmethode kommt bei dieser Arbeit die
qualitative Inhaltsanalyse zur Anwendung.
Die qualitative Inhaltsanalyse bearbeitet bereits vorliegendes Material wie
Texte,
Bilder
oder
Musikdateien
mit
dem
Ziel,
Interpretationen
auf
theoriegeleitetem Wege abzuleiten.
Anfangs musste das Textmaterial gesichtet und gefiltert werden. Relevante
Informationen wurden behalten, der Rest vorab verworfen. Im Laufe der Arbeit
wurde die Richtung des Themas immer klarer und damit auch die Sichtung und
Kategorisierung der Literatur.
Es wurde versucht, literarische Quellen aus den Jahren 1970 bis heute zu
akquirieren und zusätzlich aktuelle Literatur, die die jeweiligen Phasen
beleuchtet, heranzuziehen. Im Zuge dieser Arbeit wurde auf Bücher,
Zeitschriftenbeiträge und Internetseiten zurückgegriffen. Bezüglich der Quellen
aus dem Internet ist zu sagen, dass vor allem Zeitungs- oder Magazinartikel
verwendet wurden, die aus den Online-Sparten der jeweiligen Tageszeitungen
akquiriert wurden.Ebenso wurde ein Beitrag aus einer Radiosendung als Quelle
verwendet. Eine Expertin sprach im Radio über den Stellenwert von Attraktivität
und die zunehmende Priorität derselbigen im Vergleich zu den „inneren
Werten“.
Daten aus Bücher wurden, vor allem wenn es um subjektive Wertungen ging,
sehr differenziert betrachtet und weitere Quellen sowie Meinungen zu den
betreffenden Stellen eingeholt (siehe z.B. Kapitel Bodybuilding aus der Sicht
von Arnold Schwarzenegger).
Vor allem die Daten aus Umfragen (siehe Kapitel Sporttreiben und Fitness in
Österreich
–
eine
Bestandsaufnahme)
unterliegen
gewissen
Beeinträchtigungen. Durch die Methodik der Befragung mittels Telefon oder
Fragebögen, der unterschiedlich formulierten Fragestellungen beziehungsweise
der subjektiven Beantwortung der Fragen durch die befragten Personen kann
15 Der sportliche Körper es zur Verzerrung der Ergebnisse kommen. Denn bei offenen Fragen genauso
wie bei Fragen, die Mehrfachnennungen verlangten oder zuließen, kann nur
bedingt auf Prioritäten geschlossen werden. Eindeutige Prognosen und Trends
sind daher schwierig abzugeben. Anspruch dieser Statistiken und Erhebungen
soll die Aufbereitung eines Überblickes über die Lage in der jeweiligen Zeit sein.
Außerdem stammen einige Statistiken aus Diplomarbeiten, die also nur eine
begrenzte Zahl an befragten Personen aufweisen. Dadurch ist es nur schwer
möglich, eine für Gesamtösterreich gültige Erhebung durchzuführen und
dementsprechende Ergebnisse zu erzielen. Aus diesem Grund wird hier auch
ein Überblick über die Statistiken und Resultate gegeben, aber es kann
wiederum nicht auf einen gesamtösterreichischen Trend geschlossen werden.
Zusätzlich
werden
Empfehlungen
abgegeben,
die
von
beauftragten
Expertenteams ausgearbeitet wurden und beispielsweise eine Anleitung zu
gesundheitsorientiertem Bewegen geben sollen.
Fragestellung
Ziel der Arbeit ist es, herauszufinden, inwiefern Medien, gesellschaftliche
Systeme und der menschliche Körper interagieren. Dies soll an Hand von
Beispielen aus dem Sportgeschehen in Österreich beschrieben werden.
Diesbezüglich lassen sich folgende Fragestellungen formulieren:
In welcher Weise besteht eine Wechselbeziehung zwischen dem Sport und
dem Gesellschaftssystem mit seinen Normen und Wertvorstellungen?
Was zeichnet den „sportlichen Körper“ aus beziehungsweise wie kommt das
Körperbild des „sportlichen Körpers“ zu Stande?
Inwiefern
wirken
sich
sportliche
Handlungen
auf
das
Körperbild
beziehungsweise auf die Darstellung des Körpers in den Medien aus?
Welche Zusammenhänge können zwischen Medien, Sport, Wirtschaft und dem
menschlichen Körper erkannt werden?
16 Der sportliche Körper 6 Struktur der Arbeit Begriffserklärungen
Sport
Haag definiert Sport als eine „zentrale gesellschaftliche Erscheinungsform, die
durch vielfältige soziokulturelle Bestimmungsgrößen ihre Ausprägungsform
erhält“ (Haag 1991, S.145).
Zum Begriff des „Sports“ schreibt Voigt, dass der Ursprung des Wortes „Sport“
aus dem Altlateinischen herzurühren scheint. „Desportare“ hat die Bedeutung
„fortbringen“, „wegtragen“ oder „ablenken“. Später wurde das Wort von der
englischen Sprache übernommen und etwas anders ausgelegt. „Sport“
bedeutete im anglikanischen Raum „Zeitvertreib“, „Spiel“, „Vergnügen“ oder
sogar „Liebhaberei“ (Voigt 1992, S.96). Laut Wuggenig findet sich der Begriff
„Sport“ seit Anfang des 20. Jahrhunderts im umgangssprachlichen Gebrauch
wieder, was eine eindeutige Definition schwierig gestaltet (Wuggenig 2003, S.
493/494).
Sport, wie das Wort im heutigen Sprachgebrauch verwendet wird, kann in
verschiedenen Formen betrieben werden, zum Beispiel als Wettkampf-,
Spitzen- oder Berufssport in Sportvereinen oder als selbstorganisierter Freizeitoder Breitensport. Kinder und Jugendliche haben im Zuge des Schulfaches
Bewegung und Sport die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Andere
Formen
des
Sports,
wie
zum
Beispiel
der
Alterssport,
Militärsport,
Behindertensport, Frauensport und Betriebssport, werden im Laufe der Arbeit
noch genauer beschrieben. In jüngster Zeit haben Veränderungen im
gesellschaftlichen Leben, in der Kommerzialisierung und Technisierung dazu
geführt,
dass
sich
neue
Arten
des
Sports
entwickelt
haben,
unter
anderemShow-Sport, Medien-Sport, Konsum- und Circus-Sport (Wuggenig
2003, S. 493/494).
17 Der sportliche Körper Körper
Bette schreibt, dass der Körper „als ein lebendes biologisches System“ existiert,
das nicht einzelnen Sozialsystemen zugeteilt werden kann. Daher gilt nicht: „die
Muskeln für den Sport und das Gehirn für die Wissenschaft“ (Bette 2005,
S.54/55).
Der
Begriff
„Leib“
oder
„Körper“
bezeichnet
einen
Grundbegriff
der
Sportanthropologie. Früher wurde der Körper dem Geistig-Seelischen des
Menschen gegenübergestellt. In neueren sportanthropologischen Überlegungen
stellt man den Körper in einem komplexeren Person-Leib-Welt-Gefüge dar. Der
Körper beziehungsweise der Begriff Leib werden oft dual verwendet und
meinen
Aspekte
des
menschlichen
Daseins.
Prägend
für
die
Sportanthropologie ist der Begriff des „Leib-Habens“. Dies bezeichnet die
Situation, wo der Mensch Krankheiten, Schmerzen oder Erschöpfung zu spüren
bekommt. Der Sport aber zeigt, dass das „Körpererleben“ keineswegs nur
negativ besetzt sein muss, sondern auch Befriedigung und Wohlbefinden
bringen kann. Der Körper kann laut Bette von zwei Gesichtspunkten aus
betrachtet werden. Einerseits kann der Körper an sich, der Leib, Zentrum der
Analyse sein, andererseits kann der Körper im Zusammenhang mit einem
Bezugssystem wie der Gesellschaft oder anderen Individuen untersucht
werden. Dies bedeutet, dass der Körper mit den Werten, dem Geschlecht, dem
Alter und der sozialen Schichtung interagiert.
Der Körper wird vermehrt auch als Instrument missbraucht, wie dies
Massenmedien, die Politik aber auch das Militär zeigen, indem sie dem Leib
seine
individuell-eigene
Funktion
entziehen
und
für
ihre
Zwecke
umfunktionalisieren (Gruppe 2003, S.330/331).
18 Der sportliche Körper Ein medizinisches Lexikon definiert den menschlichen Körper wie folgt:
„Der menschliche Körper ist die materielle Komponente des Menschen. Er ist
ein aus Zellen zusammengesetztes, organisches Konstrukt, das eine genetisch
definierte, vollständige Gestalt besitzt.“
(flexikon.doccheck.com/Menschlicher_Koerper, Zugriff am 02.08.2011, 12:02
Uhr).
Durch Krankheit oder zu intensives Training und daraus resultierende
Schmerzen wird uns der Körper bewusst gemacht. Durch sportliche Bewegung
können wir unseren Körper fit halten. Plessner bezeichnet dies als
„Körperhaben“ (Plessner 1970, S.43).
Körperkultur
Der Begriff der Körperkultur zeigt eine lange Tradition, jedoch hat er sich im
Wissenschaftsbereich der Sportwissenschaft nicht durchgesetzt (Horn 2007,
S.18).
Wedemeyer-Kolwe schreibt, dass sich in Deutschland während der Weimarer
Republik
aus
der
Bewegung
„Deutsche
Leibesübungen“
eine
Körperkulturbewegung herausgebildet hat (Wedemeyer-Kolwe 2004, S.12).
Im Mittelpunkt einer solchen „Körperkultur“ steht die „Pflege des Körpers“, dem
nach Meinung von Kröger genauso viel Beachtung geschenkt werden sollte wie
dem Geist (Kröger 1993, S.150).
Selbst Pierre de Coubertin setzte sich für eine Akzeptanz und Entwicklung einer
Körperkultur ein. Er spricht vom „Streben nach menschlicher Vollendung“
(Coubertin zitiert nach Grupe 1992, S.9).
Der Begriff der Körperkultur wurde besonders während der Zeit der
sozialistischen Arbeiterbewegung geprägt und ist bis heute im Namen des
Nachfolgers der Arbeitersportbewegung, dem ASKÖ (Arbeitsgemeinschaft für
Sport und Körperkultur), enthalten.
19 Der sportliche Körper 7 Aspekte des Sports Hessen beschreibt drei Merkmale des „wahren Sportes“, da sich seiner
Meinung nach immer mehr „Abarten des Sportes“ entwickelt haben. Ferner
beschreibt er drei Kennzeichen des „wahren Sportes“. Erstens steht für ihn
außer Frage, dass der Sport „um seiner selbst willen“ betrieben werden muss.
Ein zweiter Aspekt ist, dass es Ziel eines jeden Sportlers sein muss, die
Technik des jeweiligen Sports nicht nur zu beherrschen, sondern sogar zu
vervollkommnen. Der dritte Punkt stellt klar, dass es die Intention jedes Athleten
sein sollte, sein Können im „selbstständigen und freien Antreten beim Wettspiel“
unter Beweis zu stellen (Hessen 1908, S.5).
Ergänzend
hierzu
meint
Bette,
dass
der
Sport
ganz
bewusst
Spannungserlebnisse erzeugt. Durch die Spannungen erfährt der Sportler im
Bezug auf seine „Körperlichkeit“ vermehrt Effekte. Begibt sich ein Athlet in
Gefahr oder bewältigt sein Körper gerade noch eine bestimmte, extrem
fordernde Bewegungsaufgabe, bringt ihm dies einen Motivationsschub und
gleichzeitig Bestätigung (Bette 2005, S.180).
Laut Posch wirkt sich Sport positiv auf den Körper beziehungsweise auf das
gesamte Wohlbefinden aus. Die körperliche als auch die psychische
Befindlichkeit wird genauso wie die Ausdauerleistungsfähigkeit und das
Kraftvermögen durch geeignetes Training verbessert. Ebenso können eine
Steigerung der Leistungsfähigkeit oder sportliche Erfolge einen Anstieg des
Selbstbewusstseins bedeuten und ein Gefühl von „Stärke, Freiheit und
Unabhängigkeit“ vermitteln (Posch 2009, S.129).
Wetz beschreibt den Sport als „ein autonomes Teilsystem der Moderne mit
hohem Stellenwert“, der aufgrund unterschiedlicher Beweggründe betrieben
werden kann. Die Motive sind laut oben genanntem Autor breit gestreut. Sie
reichen von Siegeslust und Präsentation der eigenen Stärke über das Suchen
nach Wohlbefinden und gemeinschaftlicher Aktivität bis hin zum Streben nach
einem schönen Körper (Wetz 2007, S.95).
20 Der sportliche Körper Früher wurde der Sport oft als „spielerische Form der Zerstreuung“ oder als
Zeitvertreib
gesehen,
jedoch
nicht
als
Methode
zum
Verdienst
des
Lebensunterhalts wie es heute im Spitzen- oder Berufssport der Fall ist (Hahn
1992, S.18/19).
Die dualistische Denkweise bezeichnet den Sport als eine „unbedeutende, auf
Vergnügen ausgerichtete Freizeitbeschäftigung, die eher den Körper als den
Geist beansprucht und keinen wirtschaftlichen Nutzen hat“ (Dunning/Elias 2003,
S.17).
Auch heute noch gilt, den Sport um seiner selbst willen zu betreiben, doch
haben einige Phänomene der heutigen Zeit auf das Sporttreiben der Menschen
Einfluss genommen. Hierbei ist zu erkennen, dass der Sport wie von Hessen
beschrieben nicht allein um seiner selbst willen betrieben wird, sondern
vielmehr die Funktion einnimmt, die körperliche Fitness aufrecht zu erhalten.
Für Norbert Elias stellt sich der moderne Sport aufgrund seiner klar
vorgegebenen Regeln und Kontrollinstanzen, wie zum Beispiel Schiedsrichtern,
dem Fairnessgedanken oder den Spielregeln „als ein spezifisches Element
öffentlicher
Regulierungsmaßnahmen
des
fortgeschrittenen
bürgerlichen
Zivilisationsprozesses“ dar (Elias 1976 zitiert nach Wedemeyer-Kolwe 2010,
S.106).
Sport ist außerdem von einigen Grundgedanken gekennzeichnet. Dabei wird
zwischen
körperlichen
Gesichtspunkten
und
der
eigentlich
sportlichen
Verwirklichung unterschieden. „Selbstverwirklichung, Körpererfahrung und
Wohlbefinden“ stehen den sportlichen Werten „Fairness, Wettbewerb und
Erfolg“ gegenüber (Wetz 2007, S.95f.).
Der Körper spielt für sportliche Betätigung eine wichtige Rolle. Jedoch heißt
Sport treiben auch physische und psychische Belastungen für denselbigen, da
das
Streben
nach
Leistungsmaximierung
mit
hohen
körperlichen
Anstrengungen verbunden ist und dem Körper enorm viel abverlangen. Es hat
sich jedoch herauskristallisiert, dass sportliche Tätigkeiten weitaus mehr sind
als Anstrengung und Schweiß, und auch als kunstvolle Ausführung von
21 Der sportliche Körper Bewegung gesehen werden können. Sprinterin Evelyn Ford sah ihre
Sportausübung als „Ausdrucksform, Kunst, vor allem Gefühl, also expressiv und
identitätsbezogen und nicht instrumentell“ (Klein 1984, S.16).
Charakteristisch für den Sport sind vier konstitutive Elemente. Einerseits ist dies
die körperliche Leistung. Damit ist laut Heinemann ein „spezifischer,
zielorientierter Umgang mit dem eigenen Körper“ gemeint. Um diese körperliche
Leistung zu erbringen, bedarf es bestimmter Fähigkeiten und Fertigkeiten wie
Kraft, Ausdauer oder Schnelligkeit. Zweitens ist der Wettkampf kennzeichnend
für sportliches Handeln. Leistungsvergleich und das Sich-mit-anderen-Messen
spielt im Sport eine wesentliche Rolle. Drittens sind für sportliches Handeln
genaue Regeln definiert, die einen geregelten Umgang mit dem Körper
vorschreiben. Der letzte Punkt beschreibt die Unproduktivität des Sports, die
klarstellt, dass Sport treiben im Gegensatz zu Arbeit nicht darauf abzielt, ein
Werk zu schaffen (Heinemann 2006, S.56).
Bette schreibt, dass der Sport als System nicht auf die selbe Stufe gestellt
werden kann wie Wirtschaft, Politik, Recht oder Wissenschaft als Institutionen,
da er scheinbar „keine unverzichtbare Funktion ausübt“. Er stellt weiter fest,
dass in unserer Gesellschaft nichts Essenzielles fehlen würde, würde es den
Sport nicht geben (Bette 2005, S.174).
Um die Charakteristika des Sports beziehungsweise der einzelnen Sportarten
besser kategorisieren zu können, wurden von Heinemann fünf Modelle
aufgestellt. Diese sind das traditionelle Modell des „englischen Sports“, das
professionalisierte Sportmodell, das expressive Sportmodell, das
funktionalistische Sportmodell und die traditionelle Spielkultur, die im Anschluss
näher erläutert werden.
Das traditionelle Modell des „englischen Sports“ berücksichtigt alle vier der
oben genannten Charakteristika. Die Olympische Idee mit den Leitbegriffen
„citius, altius, fortius“ findet sich im traditionellen Sportmodell wieder
(Heinemann 2006, S.57).
22 Der sportliche Körper Das Hauptcharakteristikum des professionalisiertes Sportmodelles ist, dass
der Sport von seiner Zweckfreiheit abweicht. Das betrifft den Spitzen- vielmehr
aber den Berufssport. Eingebunden sind dabei nicht mehr nur die Athleten
alleine, sondern auch Zuschauer, Trainer, Funktionäre und Sponsoren (ebd.
S.58).
Beim
Expressiven
Sportmodell
steht
freudvolles
Bewegen
und
der
Erlebnisgedanke im Vordergrund. Heute können sogenannte Trend- und FunSportarten, wie zum Beispiel Slacklinen oder Skateboarden, diesem Modell
zugeordnet werden. Die Suche nach Identität und Individualisierung durch den
Sport ist kennzeichnend für dieses Modell (ebd. S.58).
Der Sport ist beim Funktionalistisches Sportmodell Mittel zum Zweck, also
zur Erreichung individueller Ziele eingesetzt. Ausführende erwarten sich vom
Sporttreiben bestimmte Effekte wie Gewichtsabnahme oder Zunahme der
Muskelmasse, Entspannung und vieles mehr. Gesundheitssport fällt aufgrund
seiner meist körperbezogenen Aspekte in diese Kategorie (ebd. S.59).
Heinemann bemerkte in den letzten Jahren einen Aufschwung traditioneller
Spielkultur. Dazu zählen Spielweisen bzw. -typen, die teilweise schon in
Vergessenheit geraten waren und nun wieder aufleben. Zum Beispiel finden
sich traditionelle Spielweisen bei Ballsportarten, wie Fußball und viele andere
wieder. (ebd. S.60).
Je nach Zielsetzung und Intensität der Ausübung können verschiedene Arten
des Sports voneinander abgegrenzt werden. Unterschiede zwischen diversen
Sportarten mit Hauptaugenmerk auf Leistungssteigerung oder –maximierung
wie Leistungs-, Berufs- und Spitzensport im Vergleich zu meist gesundheitsoder Fitnessorientiertem oder aus sozialen Beweggründen ausgeübtem Breiten
–und Freizeitsport werden in diesem Kapitel herausgearbeitet.
23 Der sportliche Körper Das Pyramidenmodell des Sports stellt die Arten des Sports in Annäherung an
das Sportverständnis der Zeit um 1970 dar. Die Basis bildet der Breiten- und
Freizeitsport. Darauf stützt sich
der Leistungssport, aus welchem
sich wiederum im Laufe der Zeit
der
Spitzen-
Berufssport
und
auch
entwickelt
der
haben.
Abbildung 3 soll diese Auffassung
verdeutlichen.
Schon
in
den
Jahren
späten
1970er
wurde
das
Pyramidensystem immer mehr in
Frage gestellt und im Gegensatz
dazu
Abbildung 3 Pyramidenmodell des Sports In: Scheid/Prohl 2009, S.57.
wurde
ein
„Zweisäulensystem“ erstellt, in dem
der
Freizeitsport
neben
dem
Hochleistungssport einen gleichberechtigten Platz einnimmt. Diese neue
Theorie konnte einerseits bestätigt werden, andererseits kam man aber zu dem
Schluss, dass der Sport differenzierter betrachtet werden muss, es also nicht
ausreicht, alle Facetten des Sports in zwei Kategorien zu erfassen
(Scheid/Prohl 2009, S.57).
In „Contra – der Talk“ vom 12. Juli 2011 auf ORF 1 diskutierten der ehemalige
Schirennläufer Mathias Lanzinger, der Race-across-America-Sieger Christoph
Strasser, Sportmediziner Andreas Dalamassl sowie Ex-Leistungsschwimmerin
und Sportpsychologin Judith Draxler über die Ausmaße und Entwicklungen des
Sports in den letzten Jahren. Frei nach dem Motto „Schneller, höher, weiter –
Wie extrem muss Sport sein“ wurden nicht nur Sportberichterstattungsarten und
ihr Hang zur Dramatisierung und Emotionalisierung besprochen, sondern auch
die Möglichkeiten des Leistungssportes, Menschen, die wenig bis gar keine
körperliche
Betätigung
ausüben,
zum
Sport
zu
animieren.
Während
Sportmediziner Dalamassl im Extremsport wie beispielsweise dem Race 24 Der sportliche Körper across-America, keinen Anreiz für Sportmuffel sieht, sich mehr dem Sport
zuzuwenden und auch den präventiven, gesundheitsorientierten Aspekt des
Sports bei Extremsportarten vermisst, meinte Extremradsportler Strasser, dass
seine Leistung beim härtesten Radrennen der Welt nicht nur positiv honoriert
und geachtet wurde, sondern auch einige Menschen motiviert durch die
Leistung des Steirers versuchen wollen, das Radfahren als Sport für sich zu
gewinnen. Mathias Lanzinger sprach den Nervenkitzel an, den Sportler beim
Ausführen ihrer körperlichen Tätigkeit verspüren und sie zu Höchstleistungen
treibt und welcher auch von den Medien in ihren Übertragungen transportiert
wird. An Hand dieses aktuellen Beispiels zeigt sich, wie facettenreich Sport sein
kann und aus welch unterschiedlichen Motiven und Beweggründen er betrieben
wird (Contra – der Talk, Sendung vom 12. Juli 2011, ORF 1, ab 23:20 Uhr).
Breitensport
Die unterste Ebene des oben gezeigten Pyramidenmodells des Sports zeigt
den Breitensport. Dieckert beschreibt, dass sich der Breitensport vor allem dem
spielerischen, freudvollen und sportlichen Bewegen der breiten Masse der
Bevölkerung widmet. Verbände und Vereine kümmern sich neben dem
Leistungs- und Spitzensport auch um diese Sparte. Der Leistungsvergleich darf
jedoch nicht außer Acht gelassen werden und wird im Bereich Freizeitsport auf
Amateurebene ausgeführt. Durch dieses Merkmal lässt sich der Breitensport
von der Erscheinungsform des Freizeitsports abgrenzen (Dieckert 2003, S.113).
In jener Zeit, in der das Körperbewusstsein immer mehr Akzeptanz fand und die
Bevölkerung Zeit und Geld investieren konnte, um sich dem Körper zu widmen,
fand auch im Bereich des Sporttreibens ein Umdenken statt (Bette 2005, S.49).
Der Wettkampfgedanke rückte in den Hintergrund und der Gesundheits- und
Fitnessgedanke im Zusammenhang mit Sport und Körper wurde immer
bedeutender (Rittner 1983, S.5).
25 Der sportliche Körper Freizeitsport
Aufgrund von geregelten Arbeitszeiten haben die Menschen bessere zeitliche
Möglichkeiten für ihre Freizeitgestaltung. Ebenso haben sich mit der Zeit immer
mehr Alternativen entwickelt, wie die Freizeit gestaltet sein kann (Bökemann
2002, S.110).
Der Autor unterscheidet zwischen standortgebundenen und sozial gebundenen
Freizeitaktivitäten. Zur ersten Kategorie zählt die Benützung öffentlicher
Sportanlagen oder Instrumente sowie Reisen und vieles mehr. Sozial
gebundene Freizeitbeschäftigungen sind zum Beispiel solche, die erst durch die
Beteiligung Anderer zustande kommen oder die Aktivität jener voraussetzt (ebd.
S.111).
Ein weiterer Aspekt im Freizeitsport ist, dass Selbstbestimmung und das Fehlen
von strengen Regeln genauso kennzeichnend sind, wie die Ablösung des
Sporttreibens im Verein hin zu anderen Organisationsformen wie zum Beispiel
in Form von Volkshochschulkursen oder Kirchengruppen.
Leistungssport
Leistungssport, aber auch vermehrt Spitzensport, haben nicht mehr nur das
Image der glorreichen Sieger und ehrgeizigen Helden. Nur mehr alte
Meinungen nennen den Leistungssport „als Paradebeispiel für Einsatzfreude,
Selbstdisziplin und eine allgemeine Einstellung zum Leben“ (Bette 2005,
S.168). Vielmehr kommt heute vor allem unter Kritikern die Meinung auf, dass
Leistungssport eher die Gefahr einer gewissen Feindlichkeit dem Körper
gegenüber darstellt, da die Ansprüche an den Körper zur Steigerung der
physischen und auch psychischen Leistungsfähigkeit enorm und teilweise sogar
bedenklich sind (Bette 2005, S.168).
Der Spitzen- oder Hochleistungssport sowie der Berufssport sind Teil des
Leistungssports, jedoch mit einigen besonderen charakteristischen Merkmalen.
Dies wird im folgenden Kapitel näher beleuchtet.
26 Der sportliche Körper Spitzen- oder Hochleistungssport
Emrich erklärt, dass im Spitzensport die Athleten all ihre Lebensbereiche dem
Sport unterordnen. Spitzensportler stellen die Elite des Leistungssports dar und
sind vornehmlich in den A-, B- und C-Kadern der jeweiligen Sportart zu finden.
Spitzensportler sind aufgrund ihrer Leistungen Repräsentanten ihres Landes
und kommen durch ihre Erfolge in den Genuss von staatlichen und regionalen
Förderungen,
außerdem
treffen
sie
meist
auf
ausgezeichnete
Trainingsbedingungen. Da der Berufssport genau wie der Spitzensport eine
Sparte des Leistungssports ist, sind dessen Kennzeichen sehr ähnlich dem
oben Genannten (Emrich 2003, S.491).
Im Bereich des Spitzensports, bei dem die Ermöglichung des Trainingsalltags
aufgrund von anfallenden Kosten für Reisen, Wettkämpfe etc. vor allem von
Sponsoren und Unterstützer abhängig ist, ist es meist Aufgabe des Sportlers
diese
zu
akquirieren.
Durch
die
massenmediale
Vermarktung
von
Sportereignissen ist es nicht nur mehr Aufgabe des Sportlers, Leistungen zu
erbringen und sich zu verbessern, sondern er muss auch versuchen sich
bestmöglich zu präsentieren, ein bestimmtes positives Image auszustrahlen
und „medientauglich“ zu werden (Bertling 2009, S.78).
In den letzten Jahren hat sich der Sport von seinem zweckfreien Image
weitgehend gelöst. Aufgrund des Drucks getragen von gesellschaftlichen
Veränderungen liegt vor allem im Spitzensport das Hauptaugenmerk auf der
Leistungssteigerung. Die Mittel, welche zur Erreichung des Ziels eingesetzt
werden, haben sich weit von gesellschaftlich anerkannten Normen und Werten
entfernt (Bette 2005, S.165).
27 Der sportliche Körper Vom sportwissenschaftlichen Blickwinkel gesehen wird Berufssport wie folgt
definiert:
„Berufsport ist die organisierte, aktive Betätigung in einer Sportart
vorwiegend zum Zwecke der Existenzsicherung“ (Haag 2003, S.75).
Den Berufssport kennzeichnet nicht nur die sportliche Aktivität. Den Sportlern
muss es auch gelingen, die damit verbunden Aufgaben, wie Pressetermine,
Sponsorenmeetings und viele mehr, zu vereinbaren.
28 Der sportliche Körper 8 Soziologie des Sports 8.1 Zugänge zur Sportsoziologie – eine empirische Wissenschaft Schon im 19. Jahrhundert widmeten sich Soziologen in ihren Abhandlungen
dem Thema Sport. Damals wurden Beiträge über die Geschichte des Sports,
der Sport im Verständnis unterschiedlicher Kulturen, die Zusammenhänge
zwischen Sport und Religion verfasst. Beiträge aus anderen Wissenschaften
trugen maßgeblich zur Entwicklung und Veränderung der Sportsoziologie bei
(Voigt 1992, S.75).
Voigt erklärt des Weiteren, dass sich die Sportsoziologie als empirische
Wissenschaft versteht, welche die Erforschung sozialen Verhaltens und sozialer
Strukturen im Sport zum Thema hat (Voigt 1992, S.65).
Schon 1921 beschrieb Heinz Risse die Sportsoziologie als „die Lehre von der
gesellschaftenden Wirkung des Sports“. Er erklärt, dass dabei nicht nur das
Sporttreiben an sich analysiert wird, sondern auch die Rahmenbedingungen,
unter denen Interaktion zwischen Menschen durch beziehungsweise mit dem
Sport stattfindet. Den Beziehungen zwischen den Akteuren wird genauso viel
Bedeutung beigemessen wie dem sozialen Gefüge, welches gemeinsames
Sporttreiben erst ermöglicht (Risse 1921, S.6).
Die Soziologie des Sports ist eine noch sehr junge Wissenschaft, die sich
aufgrund von wachsendem Interesse im Sportbereich und der großen sozialen
Bedeutung des Sports aus der bereits etablierten allgemeinen Soziologie
entwickelt hat. Neben dem Erlangen neuer wissenschaftlich relevanter
Erkenntnisse
ist
im
Sportbereich
die
Erforschung
und
anschließende
Bereitstellung von praxisrelevanten Ergebnissen Ziel ihrer Arbeit. Wichtig zu
deklarieren ist ferner, dass es nicht Aufgabe der Sportsoziologie ist,
Handlungsanweisungen zu geben (Voigt 1992, S.68).
Zu Zeiten des geteilten Deutschlands wurde die Sportsoziologie von einem
anderen Gesichtspunkt beleuchtet. Es gab Untersuchungen zu Unterschieden
29 Der sportliche Körper in der Partizipation am Sport der jeweiligen sozialen Schichten (Perleberg 1955,
zitiert nach Voigt 1992, S.78).
Dunning glaubt, dass dem Sport als Teilbereich der empirischen Wissenschaft
Soziologie deswegen kein Platz geschenkt wurde, da er auf Basis der
dualistischen Denkweise, wie „gut“ und „böse“, „arm“ und „reich“, immer eher
der negativen Seite in seinen Eigenschaften zugeordnet werden kann. Der
oben genannte Autor bringt dazu die Vergleiche „Arbeit“ und „Freizeit“ sowie
„Ernst“ und „Vergnügen“ (Dunning/Elias 2003, S.16).
Ein weiterer Punkt, der ein vermehrtes Interesse der Soziologie am Sport
rechtfertigt, ist die Tatsache, dass im Zuge von vermehrt sitzenden Tätigkeiten
im Berufsleben sowie der Bewegungsarmut im Alltag der Sport als
Freizeitbeschäftigung oder als Ausgleich immer wichtiger wird. Sabine Meck
führte 1999 eine Studie durch, in der sie die Arbeitseinstellung im Beruf zur
Einstellung zum Sport in Beziehung setzte. Ergebnis dieser Forschung war,
dass die Art der Beschäftigung ausschlaggebend sei, in welchem Ausmaß
Sport betrieben wird und welche Bedeutung dieser in der Freizeitgestaltung
einnimmt. Die Motive für sportliches Handeln sind je nach Position im
Unternehmen unterschiedlich (Meck 1999, S.290f.).
Dazu meint Klein, dass es zu einer zunehmenden Verlagerung des Interesses
am Körper beziehungsweise des Körperbewusstseins und des sportlichen
Handelns gekommen sei. Sie meint, dass „der Körper der Arbeit“ von einem
„Körper der Freizeit“ abgelöst wurde beziehungsweise, dass die Körperlichkeit
vermehrt in der Freizeit sichtbar wird, während wie oben bereits erwähnt das
Berufsleben meist wenig bis gar keine körperliche Aktivität fordert (Klein 2000,
S.41).
Sport lässt sich, laut Voigt, soziologisch betrachtet, in fünf Bereiche aufgliedern
und untersuchen:
Zum einen kann der Sport unter dem Gesichtspunkt soziales Handlungsfeld
untersucht werden. Dabei werden die Arten des Sports beziehungsweise die
dabei handelnden Personen beurteilt. Zweitens kann der Sport als soziale
30 Der sportliche Körper Institution gesehen werden. Es werden Rahmenbedingungen aufgezeigt, unter
denen Sport zu treiben ermöglicht wird. Die Bearbeitung von sozialen
Funktionen und sozialen Auswirkungen des Sports auf die Gesellschaft
beziehungsweise auf den Einzelnen sind unter dem Gesichtspunkt Wirkfaktoren
auf
den
Sport
zusammengefasst.
Ferner
können
sich
soziologische
Untersuchungen dem Thema Entstehung und weitere Entwicklung des Sports
widmen. Sport kann ebenso unter dem Gesichtspunkt des passiven
Sportkonsums untersucht werden. Dies bezeichnet den rezeptiven Sport, bei
dem
die
Beschäftigung
mit
visuellen,
auditiven
und
gelesenen
Sportsachverhalten geschieht (Voigt 1992, S.67).
Heinemann merkt zu diesem Thema an, dass der Mensch, der im Beruf keine
Anerkennung erfährt, oft sportlich sehr aktiv ist, um dort erfolgreich zu sein
(Heinemann 2006, S.39).
Dunning stellt die gesellschaftliche Bedeutung des Sports in den Fokus seiner
Betrachtungen und rechtfertigt somit die soziologische Betrachtung des Sports,
indem er aufzeigt, dass der Sport in Industriestaaten ein sehr gefragtes
Gesprächsthema quer durch alle gesellschaftlichen Schichten darstellt
(Dunning/Elias 2003, S.17).
Das Erscheinen von sportsoziologischen Fachzeitschriften wie zum Beispiel
„Sport und Gesellschaft: Zeitschrift für Sportsoziologie, Sportphilosophie,
Sportökonomie und Sportgeschichte“ 2004 untermauern die Etablierung der
Sportsoziologie als eigenständigen Wissenschaftsbereich (Heinemann 2006,
S.42f).
Laut oben genanntem Autor kann der Sport im Zusammenhang mit sozialen
und gesellschaftlichen Konstrukten betrachtet werden. Dabei werden die
Abhängigkeiten des sportlichen Handelns von bestehenden Wertesystemen in
der Gesellschaft beziehungsweise von handelnden Persönlichkeiten im Bezug
auf ihre Umwelt beleuchtet, genauso wie der Stellenwert sportlichen Handelns
in den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Kulturkreisen. Des
Weiteren kann sich die Wissenschaft eingehend mit dem Thema Sport an sich
beschäftigen und seine geregelte Existenz in Verbindung mit organisatorischen
31 Der sportliche Körper und strukturellen Rahmenbedingungen. Normen, welche die sportliche
Interaktion zwischen Personen regeln sollen, sind genauso in dieses
soziologische Betrachtungsfeld inkludiert wie die Eingliederung in Sportvereine
beziehungsweise
Sportverbände
sowie
die
Rolle
von
Gruppenführungspersonen oder Mannschaftskapitänen (Heinemann 2006,
S.46f.).
Lüschen/Weis erklären, dass es anhand des Sports sehr einfach ist,
gesellschaftsbezogene Theorien zu veranschaulichen beziehungsweise zu
erklären. Dabei wird überprüft, ob Theorie und methodische Überlegungen
übereinstimmen. Der praktische Anwendungsbereich der sportsoziologischen
Thesen stellt bei oben genannten Autoren eine zentrale Funktion der
Sportsoziologie dar (Lüschen/Weis 1976, S.12f.).
Für Rigauer erklärt sich das zunehmende Interesse an soziologischen
Betrachtungen des Sports, durch den Einfluss gesellschaftlicher Entwicklungen.
Darüber hinaus wird aufgezeigt, dass Sport als Institution nicht nur Einfluss auf
das Individuum nimmt, sondern zudem auch Auswirkungen auf das soziale
Umfeld hat (Rigauer 1982, S.58f.).
Für
Grieswelle
besteht
eine
Aufgabe
der
Sportsoziologie
darin
„…Bewusstseinszustände, Bedürfnisse, Einstellungen, Motivation, Normen und
Werte jener Menschen, die Sport treiben beziehungsweise passiv Sport
erleben, zu erkennen, Zusammenhänge und Regelmäßigkeiten festzustellen
[…] und Ratschläge für die Sportpraxis zu geben“ (Grieswelle 1978, S. 84).
Zusätzlich sollen die Auswirkungen des Sporttreibens auf bestehende soziale
Systeme sowie auf die Persönlichkeit der Menschen thematisiert werden.
Der Sport, wie man ihn heute kennt, hat im Laufe der Zeit verschiedene
Entwicklungen durchlaufen. Weiß schreibt, dass die Form und Bedeutung des
Sports maßgeblich von der Person, die den Sport betreibt, abhängig ist, aber
andererseits auch im Zusammenhang mit dem Umfeld und den Gegebenheiten
rund um den Sport stehen. Das Alter, das Geschlecht und die soziale Schicht,
welcher der Sportler angehört, sind ebenso ausschlaggebend, wie die
32 Der sportliche Körper Organisation des Sports und dessen Stellenwert in der Gesellschaft. Heute
besteht der Sport in vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen und
Ausprägungsgraden. Weiß stellt fest, dass sich Werte, die in der Gesellschaft
als relevant gelten, auch im Sportgeschehen wiederfinden und umgesetzt
werden. Beispiele dafür sind Leistungs- und Wettbewerbsorientierung oder
Fairness. Ausgerichtet auf die Zugehörigkeit auf eine bestimmte soziale Schicht
kann daraus die Art und Weise, wie Sport betrieben wird, abgeleitet werden.
Die Motive, warum Sport betrieben wird, differieren jedoch (Weis 2007, S.9).
33 Der sportliche Körper 9 Soziologie des Körpers 9.1 Geschichtlicher Abriss zur Soziologie des Körpers Im Folgenden sollen Klassiker der Soziologie auf ihre Ausrichtung dem
Körperbewusstsein und dem Körper im Allgemeinen gegenüber untersucht
werden. Gugutzer beschreibt, dass der Körper in den letzten drei Jahrzehnten
eine Aufwertung erlebt habe, aber vor allem im deutschsprachigen Raum immer
noch keinen hohen Stellenwert in der Soziologie der Gegenwart einnehme
(Gugutzer 2004, S.19f.).
Vor allem im angloamerikanischen Raum ist die Körpersoziologie als Teil der
Soziologie länger etabliert, da man bereits erkannt hat, dass der Körper sehr
eng mit sportlichem Handeln verbunden und dieser für die Ausführungen von
Bewegung geradezu erheblich ist (Gugutzer 2006, S.10f.).
Geschichtlich gesehen lässt sich erkennen, dass der Körper nicht immer den
gleichen
Stellenwert
hatte,
sondern
je
nach
gesellschaftlichen
Wertvorstellungen und Systemen tabuisiert oder verherrlicht wurde. Seine
Darstellungen reichten von der Idealisierung des Athletenkörpers zur Blütezeit
der Griechen, vom Gebrauch des Körpers zum Kampf um das Römische Reich,
über die Renaissance, in welcher der Körper wieder in den Fokus des
Interesses gelangte. Während des Mittelalters zeigte die Konstitution des
Körpers die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht.
Große Muskeln wurden mit schwerer körperlicher Arbeit assoziiert, folgernd
musste
dieser
Mann
dem
einfachen
Volk
angehören.
Während
des
Nationalsozialismus wurden antike Körperbilder verherrlicht und zum allgemein
gültigen Idealbild erklärt. Nach Ende der Kriegszeit wurden alle Körperideale
entfernt und verschwanden. Bis Anfang der 1970er-Jahre wurden zaghafte
Versuche, ausgehend von der Bodybuilding-Bewegung, unternommen, um den
Körper wieder zu thematisieren. Spätestens seit dem Jahr 1977 wurde mit
„Pumping Iron“, in der Hauptrolle der Österreicher Arnold Schwarzenegger erfolgreicher Bodybuilder, waren Muskeln und die Präsentation des eigenen
Körpers wieder modern. In jüngster Zeit stehen eher Gesundheits- und
34 Der sportliche Körper Fitnessgedanken im Bezug auf das Körperbild im Mittelpunkt des Interesses
(Voll 2007, S.57f.).
9.2 Desinteresse am Körper Zwischen dem Ende des 18. und dem Ende des 19. Jahrhunderts war die Zeit
von
enormen
sozialstrukturellen,
ökonomischen,
technologischen
und
politischen Veränderungen geprägt. Der menschliche Körper hatte daher im
Leben nicht unbedingt Priorität (Gugutzer 2004, S.20). Zu dieser Zeit
beschäftigten sich Soziologen weniger mit dem Individuum Mensch, sondern
versuchten dessen Rolle im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu sehen und
Interaktionen im gesellschaftlichen System darzustellen.
Für Shilling ist der menschliche Körper ein vorsoziales, natürliches Phänomen,
welches außerhalb der Gesellschaft steht (Shilling 1993, S.25).
Gugutzer beschreibt, dass der Mensch an sich, eingebettet in eine für die Zeit
von Karl Marx und Max Weber typische ökonomisch-gesellschaftliche
Denkweise, als „rational und nutzenorientiert handelnder Akteur“ gesehen
wurde (Gugutzer 2004, S.21).
Nicht beachtet wurde dabei, dass der Mensch als sozial handelndes Individuum
einen Leib oder Körper besitzt und deswegen auch ein körperlich handelndes
Individuum ist (Lautmann 2002, S.27).
Neben dem Körperlichen existiert auch das Geistige in der dualistischen Sicht
des Menschen nach Descartes. Diese Form der „Körperlosigkeit“ des
Menschen führte zur Trennung von Körper und Geist, dem sogenannten
Dualismus, begründet von René Descartes (Gugutzer 2004, S.21)
35 Der sportliche Körper Turner trennt das Handeln und das Verhalten eines Menschen wie folgt:
„Handeln ist ein Tun, mit dem Individuen einen subjektiven Sinn
verbinden, während Verhalten das bloße Agieren von Körpern meint.“
(Turner 1996, S.61f.)
9.3 Aufwertung des Körpers In jüngerer Zeit kann ausgehend von den 1960er-Jahren ein zaghaftes
Herantasten an das Thema „Körper“ erkannt werden. Von den 1970er-Jahren
an bis heute kann von einer immer stärkeren systematischen Thematisierung
des Phänomens Leib oder Körper gesprochen werden (Gugutzer 2006, S.12).
Die Etablierung der Fachzeitschrift zum Thema, „Body & Society“ im März 1995
kann als ein Meilenstein der Körperthematisierung gesehen werden. Die
Aufnahme der Schlagwörter „Körper“, „Körpersoziologie“ oder „Soziologie des
Körpers“ in soziologische Lexika und Nachschlagewerke zeugte ebenfalls von
vermehrtem Interesse. Kongresse und Veranstaltungen auf internationalem
Niveau waren kennzeichnend dafür, dass der Körper in der Soziologie Einzug
gehalten hat (ebd. S.12f.).
Trotzdem meint Geiger, dass in der heutigen Zeit neben einem Körperboom
gleichzeitig auch eine wiederholte Verdrängung des Körpers vonstattengeht.
Infrastrukturelle Erscheinungen, wie zum Beispiel das Internet, ermöglichen
Kommunikation, Behördengänge, Studium und vieles mehr ohne körperliche
Anstrengung, sogar ohne physisch anwesend sein zu müssen, zu absolvieren
(Geiger 1999, S.13).
Aufgrund dessen, dass, solange unser Körper funktioniert, der Großteil der
Bevölkerung keine Veranlassung sieht, sich des Körpers bewusst zu werden,
beziehungsweise auf dessen Signale zu hören, bemerken viele Menschen erst
sehr spät, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmt. Genau zu dieser Aussage
nimmt Bette Stellung und meint, dass man diesbezüglich sogar von einer
„Vernachlässigung des Körpers“ sprechen kann. Dies führt dazu, dass der
Körper erst erfahren wird, wenn er schmerzt oder nicht fähig ist, die an ihn
36 Der sportliche Körper gestellten Aufgaben zu erfüllen. Er spricht dabei vom so genannten
„Schmerzkörper“ (Bette 1999, S.122).
Die Fortschritte im Bereich der Reproduktions- und Biotechnologie haben dazu
geführt, dass der menschliche Körper einerseits verdrängt und durch
Maschinen ersetzbar erscheint, aber gleichzeitig in den Mittelpunkt der
Betrachtungen gerückt wird. Künstliche Befruchtung, Klonen, Doping etc. sind
Eingriffe des Menschen in natürliche Vorgänge und vor allem gegen das
bestehende Regelwerk. Eine gewisse Form der Technisierung des Körpers
kann nicht mehr geleugnet werden. Fraglich ist, inwieweit sowohl juristisch,
philosophisch, oder vielmehr ethisch gesehen eine „Manipulierbarkeit“ des
Körpers vertretbar ist (Gugutzer 2004, S.39).
Allgemein kann festgehalten werden, dass der Körper eine „unerlässliche
Sicherheitsbasis“ für alle Bereiche des Lebens ist. Gesellschaftliche Gebiete
wie Politik, Wirtschaft, aber auch Wissenschaft, Familie und Kultur können sich
nicht ganz vom Körper loslösen, wie das in der Phase der Verleugnung und
Distanzierung vom Körper versucht wurde. Dem Sport kann es aber am
wenigsten gelingen, sich vom Körperlichen zu lösen, da der Körper bei
sportlicher Betätigung nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern auch aufgrund
seiner Zusammensetzung und seiner Optik ehens im Mittelpunkt steht (Bette
2005, S.31).
Aussagen über den Begriff Körper gestalten sich als schwierig. Meist gelingt es
nur, Erklärungsversuche des Gesamtsystems vorzubringen, Differenzen
wahrzunehmen und Informationen zu filtern (Bette 2005, S.55).
Laut Gugutzer kann nicht von einer Soziologie DES Körpers gesprochen
werden, sondern von einer Soziologie DER Körper. Damit ist gemeint, dass
verschiedene Aspekte und Ausprägungen der Körperlichkeit und des
menschlichen Körpers differenziert betrachtet werden können (Gugutzer 2006,
S.13).
37 Der sportliche Körper 10 Beziehung von Körper und Gesellschaft 10.1 Körper als Produkt der Gesellschaft Abbildung 4 Körper als Gegenstand der Soziologie, Gugutzer 2006, S.13f. Um eine Kategorisierung vorzunehmen, kann zwischen zwei Teilbereichen
unterschieden werden, wobei bei soziologischen Betrachtungsweisen der
Körper ganzheitlich betrachtet wird, somit werden also beide Dimensionen des
Körpers beleuchtet. In den ersten Bereich fallen all jene Arbeiten, die den
menschlichen Körper als Produkt der Gesellschaft auffassen. Diese
Dimension der Körperlichkeit befasst sich mit den Themen „Körperformung,
Körperdiskurs, Körperumwelt, Körperrepräsentation und Leiberfahrung“ (ebd.
S.13).
38 Der sportliche Körper Abbildung 5 Körper als Produkt der Gesellschaft, Gugutzer 2006, S.17. In der oben abgebildeten Grafik werden die verschiedenen Aspekte des
Körpers
mit
seinen
Funktionen
oder
Veränderungs-
und
Entfaltungsmöglichkeiten unter dem Einfluss des gesamtgesellschaftlichen
Systems mit seinen Werten und Normen erkennbar. Auf die einzelnen Punkte
wird im folgenden Bezug genommen.
Körperformung
Diese Dimension bezeichnet den Körper in seiner Rolle innerhalb der
Gesellschaft, gleichzeitig ist dieser „Objekt institutioneller Ordnungen und
Technologien“ (Gugutzer 2006, S.13). Hierbei werden die Auswirkungen
gesellschaftlicher
Normen
Gegebenheiten
auf
und
den
Werte
sowie
menschlichen
allgemeiner
Körper
alltäglicher
erörtert.
Als
Hauptforschungsfrage definiert Gugutzer „Wie wirkt die Gesellschaft auf den
menschlichen Körper?“ (ebd. S.14).
Ganz allgemein gilt es zu erläutern, welche für die Menschen alltäglichen
Rahmenbedingungen oft auch unbewusst auf den Körper einwirken. Ein
mächtiger Einflussfaktor sind die Medien. Diese wirken meinungsbildend und
aufgrund ihrer großen Verbreitung sind sie omnipräsent. Zu jedem Thema wird
Information geboten, meist inklusive Tipps und Ratschläge. Besonders im
39 Der sportliche Körper Bereich des Körpers, in welchem doch in den letzten Jahren eine zunehmende
Sensibilisierung und Bewusstmachung stattgefunden hat, gibt es vermehrt
Rede- und Informationsbedarf. Jeder, der dem Idealbild entsprechen möchte,
muss über die neuesten Trends und Tricks zur Verschönerung des eigenen
Körpers oder zur Verbesserung des Gesundheitszustandes Bescheid wissen.
Körperdiskurse
Im Gegensatz zur Thematik der Körperformung steht bei den Körperdiskursen
nicht der Körper an sich im Mittelpunkt, sondern Betrachtungsweisen des
Körpers
innerhalb
von
Systemen.
Körperthematiken
werden
je
nach
Wissensstand eingeordnet und untersucht. Es werden Normen aufgestellt,
welche Arten der Körperlichkeit wünschenswert oder normal sind und welche
nicht (ebd. S.14).
Die
Forschungsfrage
„Wie wird der Körper
diskursiv
hervorgebracht?“
bezieht sich auf die
Konstruktion
von
Körperbildern,
die
entweder
werden
zur
Norm
oder
keine
Beachtung
finden
(Gugutzer
2006,
S.15).
Abbildung 6 Vorher‐Nachher‐Bild, Antifaltenpflegeprodukt aus
der Werbung, http://hairstyles‐
clips.blogspot.com/2010/08/best‐anti‐aging‐wrinkle‐
cream.html
Wiederum sind es die
Medien, die Illusionen darstellen
und irreale Wirklichkeiten suggerieren und somit, wie oben bereits erwähnt, ein
System entwickelt, dem es scheinbar erlaubt ist zu bestimmen, welche Ideale
als „positiv“ und „normal“ erklärt und andere wiederum als „fehlerhaft“ und
„anormal“ abgetan werden. Das oben gezeigte Bild verdeutlicht den
40 Der sportliche Körper gewünschten Effekt der Benutzung einer Anti-Faltenpflegecreme. Viele, vor
allem weibliche Personen, erhoffen sich von solchen Produkten ein jüngeres,
glatteres Hautbild nach der Anwendung. Da in unserer Gesellschaft Werte, wie
Jugendlichkeit, Dynamik und Frische, eine enorme Bedeutung beigemessen
werden, greifen immer mehr Menschen zu jenen Produkten, obgleich deren
positive Wirkung wissenschaftlich meist nicht bewiesen ist.
Abbildung 7 Reetone‐Werbung für spezielles Schuhwerk von Reebok, http://www.nextnewfashion.net/reebok‐easy‐tone‐reetone‐ad‐campaign/
Im
vorangegangenen Bild ist eine Werbekampagne für einen körperformenden
Schuh abgebildet, der im Alltag den Körper durch seine instabile Sohle zu mehr
Muskeltätigkeit anregen soll. Das Ausgleichen dieser Instabilitäten soll zu
vermehrtem Muskeleinsatz und damit zur Straffung bestimmter Körperregionen
führen. Ob das Tragen dieses Schuhs zur dauerhaften Verbesserung der
körperlichen Erscheinung hinsichtlich Muskeldefiniton und Sportlichkeit des
Trägers beitragen kann, ist fraglich. Die Werbung setzt einen durchtrainierten
Körper medienwirksam ein, um den Konsumenten ein Idealbild vorzugeben und
ihnen vorzumachen, dass durch das Tragen dieser Wunderschuhe Erfolge am
Körperbild erzielt werden können.
41 Der sportliche Körper Körperumwelten
Der Begriff Körperumwelten bezeichnet die Tatsache, dass der menschliche
Körper für eine Gesellschaft erst durch seine Thematisierung, zum Beispiel von
bestimmten Körperpraktiken, relevant wird.
„Wie
wird
der
Körper
kommuniziert?“,
so
definiert
Gugutzer
die
Forschungsfrage zum Aspekt des menschlichen Körpers in Wechselbeziehung
mit dem gesamtgesellschaftlichen System (ebd. S.14).
Bette
meint
dazu,
dass
der
Körper
erst
durch
die
spezifische
Funktionszuschreibung in ein Konstrukt zum Thema werden kann (Bette 2005,
S.50).
Besonders durch die Medien werden Praktiken und gesundheitserhaltende oder
–verbessernde Tipps verraten, für welche die Menschen in der heutigen Zeit
sehr empfänglich sind. Aufgrund dessen, dass der Mensch mehr Freizeit zur
Verfügung hat und die Beschäftigung mit existenzbedrohenden Situationen
nicht alltäglich ist, kann sich jeder vermehrt auf sich selbst konzentrieren und
dabei spielt der menschliche Körper eine wesentliche Rolle.
Körperrepräsentation
Körperrepräsentation
meint
laut
Gugutzer,
dass
durch
den
Körper
Rückschlüsse auf soziale Schicht und Herkunft gezogen werden können.
„Was symbolisiert der Körper?“ ist bezeichnend für die Betrachtung des
menschlichen Körpers im Bezug auf Körperrepräsentation. Fragen nach der
Bedeutung der körperlichen Erscheinung für die Identität der betreffenden
Person sowie nach deren Körpergefühl oder, viel weiter gegriffen, nach ihrem
Selbstwertgefühl. Dies lässt den schlussfolgern, dass der Körper nicht nur nach
außen getragene Gefühle deutlich macht, sondern auch ganz allgemein
betrachtet als „Träger von Zeichen und Zuschreibungen“ fungiert (Gugutzer
2006, S.15).
42 Der sportliche Körper Dies zeigt sich zum Beispiel in der Werbung. Gestählte, durchtrainierte,
muskulöse Körper gelten in unserer Zeit als ästhetisch. Durch Leistungssport
trainierte und damit „sportliche Körper“ dienen oft als Vorbild für Männer, dem
es sich anzunähern gilt. Sportler scheinen meist mit enormen Selbstvertrauen
gesegnet zu sein, es wird angenommen, dass ein „sportlicher Körper“
Selbstvertrauen schaffen kann. Beweis dafür, dass sportliche Körper besser
ankommen als untrainierte undefinierte Körper ist auch, dass auf der Liste der
„Sexiest Men alive“ – Kandidaten, die jährlich vom amerikanischen People’s
Magazine veröffentlicht wird, nur Kandidaten zu finden sind, die einen
„sportlichen Körper“ haben und wahrscheinlich gerade deswegen so gut
gefallen
(http://www.people.com/people/package/gallery/0,,20315920_20442748_20877
860,00.html, Zugriff am 19.07.2011).
43 Der sportliche Körper Abbildung 8 Cristiano Ronaldo, Model für Emporio Armani, http://www.stylelist.com/2010/01/14/cristiano‐
ronaldo‐six‐pack‐emporio‐armani‐underwear‐jeans‐ad‐campaign/
Werbeträger werden bekanntlich nach bestimmten Eigenschaften ausgewählt,
um das Image eines Produktes noch besser zu präsentieren. Niemand möchte
einen wabbeligen Bierbauch im Fernsehen oder auf Transparenten sehen. Ein
sportlicher Körper strahlt Selbstvertrauen, Körperbeherrschung, Ästhetik und
Sportlichkeit aus. Dies alles sind Eigenschaften, die in der westlichen
Gesellschaft
als
positiv
und
erstrebenswert gelten, denn sonst
würden
diese
Bilder
nicht
für
Werbezwecke verwendet werden.
Links abgebildet ein wenig bis gar
nicht trainierter, etwas aus der
Form
geratener
Körper.
Eigenschaften wie Trägheit, wenig
Elan,
Gemütlichkeit
und
wenig
Abbildung 9 Bierbauch, http://www.bier.de/bier‐wissen/bier‐
unter‐der‐lupe/physiologisch.php 44 Der sportliche Körper Selbstdisziplin haften dem Abbild links an. Das sind alles Eigenschaften, die in
der derzeitigen Gesellschaft wenig anerkannt sind und meist keinen Gefallen
finden.
Leiberfahrungen
Hierbei steht nicht der Körper in Bezug auf ein gesellschaftliches System im
Mittelpunkt, vielmehr steht hier die Selbstwahrnehmung im Zentrum der
Betrachtung, der „lived body“, zu Deutsch, der Leib. Kritik an dieser Dimension
wird aufgrund dessen geübt, dass eine sprachliche, inhaltliche Differenzierung
des Leib-Begriffs zum Körper-Begriff nur schwer möglich ist (Turner 1996,
Crossley 1995, Williams/Benderlow 1998 zitiert nach Gugutzer 2006).
Jedoch kann man anhand von Beispielen den Körper als Ort von
Leiberfahrungen deutlich machen. Schmerz kann zum Beispiel am Körper
deutlich
sichtbar
gemacht
werden.
Verzerrte
Gesichtszüge
oder
eine
Zusammenkrümmung des Körpers zeugen von Schmerzen oder Unwohlsein,
woraus geschlossen werden kann, dass uns der Körper durch Empfindungen
wie Schmerz, Krankheit oder sonstigen Dysfunktionen oder Störungen bewusst
wird.
Als
Leitfaden
durch
diesen
Aspekt
der
Körperlichkeit
im
Kontext
mit
gesellschaftlichen
Systemen
gilt:
„Wie
der
wird
Körper gespürt?“
Abbildung 10 Hot Stone Massage, http://www.holidaycheck.de/hotel‐
Urlaubsbilder_Hotel+Bayern+Vital‐ch_ub‐
hid_123253.html?action=detail&mediaId=1157523605
(Gugutzer
2006, S.16).
45 Der sportliche Körper In den letzten Jahren wurden immer mehr Methoden und Institutionen
gegründet und entwickelt, die sich auf die Bewusstmachung des eigenen
Körpers
spezialisiert
haben.
Nicht
nur
beim
sportlichen
Einsatz
des
menschlichen Körpers kann sich die Existenz dessen bemerkbar machen, auch
Massagen, Bäder und sonstige Körperanwendungen, die unter dem Begriff
Wellness zusammengefasst werden, können ein neues Körpergefühl vermitteln.
10.2 Körper als Produzent von Gesellschaft Im Rahmen des zweiten Teilbereichs wird der Körper als Produzent der
Gesellschaft ausgelegt. Diese sind Körperroutinen, Körperinszenierungen und
Körpereigensinn.
Neben
dem
Aspekt,
dass
der
Körper
durch
die
gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen geformt und in seiner Wertigkeit neu definiert wird, nimmt
auch der Körper selbst Einfluss auf das gesellschaftliche System. Zum Beispiel
bringt der „sportliche Körper“ Regeln und Werte aus dem Sportgeschehen mit
ein und verändert somit das Gesellschaftssystem an sich.
Abbildung 11 Aspekte des Körpers in Anlehnung an Gugutzer 2006, S.20. 46 Der sportliche Körper Körperroutinen
Giddens erklärt, dass der Großteil aller sozialen Handlungen Körperroutinen
sind. Er geht der Frage nach, wie der menschliche Körper es gewohnt ist zu
handeln und wie durch diese Handlungen soziale Ordnungen abgeleitet werden
(Giddens 1992, S.116f.).
Körperinszenierungen
Diese Dimension soll darstellen wie Einzelne oder Gruppen sich über ihren
Körper nach ihrem freien Willen in Szene setzen beziehungsweise sich
präsentieren
soziologische
(Goffmann
1983,
Untersuchungen
S.25).
ist
Von
dabei
besonderem
nicht
die
Interesse
für
Repräsentation
gesellschaftlicher Strukturen durch Selbstdarstellung, sondern die Frage, wie
durch körperliches Handeln eine soziale Wirklichkeit hergestellt werden kann
(Gugutzer 2006, S.18).
Körpereigensinn
In Bezug auf die Dimension Körpereigensinn steht der Körper als „Subjekt
sozialer Handlungen“ im Vordergrund. Der menschliche Körper kann nach
Jäger erst dann als Handlungssubjekt gesehen werden, sobald er eigenwillig
agiert und sein Handeln Sinn ergibt (Jäger 2004, S.54f.). Es wird sichtbar, dass
der Körper sehr wohl widerspenstig und manchmal schwer zu kontrollieren sein
kann (ebd. S.19).
Bette erklärt die Wechselwirkung zwischen Körper und Gesellschaft mithilfe von
„Körperspuren“. Er meint dabei, dass „am Körper Spuren durch die
Gesellschaft“ entstehen. Veränderungen in gesellschaftlicher Hinsicht wie
spezifische
Ernährungsvorschriften,
Sexualpraktiken
und
vieles
mehr
beeinflussen unbewusst die Körperlichkeit.
Der Körper beeinflusst jedoch auch die Gesellschaft und wird mit Themen wie
Fitness, Gesundheit, Schlankheit und Sport in Verbindung gebracht, über die
47 Der sportliche Körper Medien präsentiert und übernimmt so zwangsläufig einen Platz in der
Gesellschaft (Bette 2005, S.16).
48 Der sportliche Körper 11 Aspekte der Körperlichkeit 11.1 Entkörperlichung Bette spricht von einer gleichzeitig vollzogenen Verdrängung und einer
Wertsteigerung des menschlichen Körpers. Aufgrund der unterschiedlichen
gesellschaftlichen
Veränderungen,
herbeigeführt
durch
den
Modernisierungsprozess, durchlebten auch die Sicht und die Wertigkeit des
Körpers Auf- und Abschwünge (Bette 2005, S.13).
Abbildung 12 Entkörperlichung und Wiederentdeckung, Heinemann 2006, S.89
Heinemann (2006, S.89) beschreibt den Sachverhalt der Entkörperlichung in
dem Sinn, als dass die Identität und der soziale Rang eines Menschen sowie
seine Position innerhalb der Gesellschaft unabhängig von seinen körperlichen
Eigenschaften
und
seinem
Erscheinungsbild
gesehen
werden,
beziehungsweise Intelligenz und Charakter als wichtiger erachtet werden.
Gleichzeitig bedeutet Entkörperlichung, dass expressives Körperverhalten wie
49 Der sportliche Körper Weinen oder Lachen, aber gleichzeitig auch die Kontrolle von Triebstrukturen
vermehrt auftritt.
Norbert Elias (1976, S.280) schreibt, dass die Limitation der Affektstrukturen
der Menschen nicht so weit fortgeschritten ist, dass sie komplett ausgeschaltet,
sondern lediglich in dem Maße eingeschränkt werden, wie es im jeweiligen
gesellschaftlichen System gebilligt wird. Natürlich differieren diese Grenzen der
Körperkontrolle abhängig von Kulturkreis und Gesellschaftssystem mehr oder
weniger deutlich. Elias hat in einer wissenschaftlichen Untersuchung über den
Prozess der Zivilisation bewiesen, dass eine Dämpfung der Triebstruktur,
genauso wie eine Zunahme der Kontrolle über den Körper und die
Disziplinierung
des
Körpers
sowie
das
Anheben
von
Scham-
und
Peinlichkeitsschwellen kennzeichnend für die Entkörperlichung sind (Elias
1975, S.94f.).
Elias macht deutlich, dass von der Gesellschaft immer mehr Strukturen
aufgebaut werden, um zu verhindern, dass Spannungen nicht durch
eskalierende Gewaltakte oder durch öffentlich zur Schau gestellter Kämpfe Luft
gemacht wird, wie dies zum Beispiel im Mittelalter der Fall war. In
vorindustriellen Gesellschaften war körperliche Tüchtig- oder Geschicklichkeit
im Vergleich zu heute von viel größerer Bedeutung für die Identitätsfindung im
personalen und gesellschaftlichen Kontext (ebd. S.93).
Es ist auch nur wenig überraschend, dass in der heutigen Zeit durch verstärkten
Medieneinsatz, wie Telefon oder Fernsehen, die Verwendung des Körpers als
Kommunikations- und Ausdruckmittel immer mehr abnimmt (Bette 2005, S.28).
Nicht nur im Sport war es wichtig, erfolgreich zu sein, man konnte auch
kriegerische
Auseinandersetzungen
nur
mit
der
nötigen
körperlichen
Konstitution für sich entscheiden, welche wiederum politische Einflussnahme
ermöglichte. Wer seine überlegene Körperlichkeit einzusetzen wusste, konnte
Macht über die Anderen ausüben (ebd. S.26).
50 Der sportliche Körper In frühen Hochkulturen war es unmöglich mit einer Körperbehinderung eine
Macht- oder Führungsposition einnehmen und ausüben zu können (Elias 1975,
S.94).
Darüber hinaus wird die Distanzierung zum Körper im Alltag sichtbar. Bette
führt ein Beispiel an, in dem er veranschaulicht, dass der Kontakt zwischen
Käufer und Verkäufer im 19. Jahrhundert bei üblichen Märkten noch von
„körperlicher Ausdruckskraft“ gekennzeichnet war. In den heute gängigen
Einkaufszentren gehe es um die schnelle Abwicklung eines Geschäfts - meist
ohne wirklichen Kundenkontakt (Bette 2005, S.26).
Fest steht, dass der Körper, sobald er durch die Bereiche Wissenschaft, Sport,
Politik oder Wirtschaft betrachtet wird, sich den dort vorherrschenden
Gesetzmäßigkeiten
unterwerfen
muss,
wenn
er
Thema
bleiben
will.
Zwangsläufig kommt es „in komplexen Gesellschaften zu dem Problem einer
differenziellen, nämlich funktionsspezifischen Instrumentalisierung des Körpers“
(Bette 2005, S.57).
Im Zuge der Entkörperlichung ist auch zwangsläufig von einer in den
Vordergrund gerückten Instrumentalisierung des Körpers die Rede. Dieser
wird als Objekt oder als Instrument zum Beispiel zur Verbesserung der
körperlichen
Leistung
herangezogen.
Dadurch
kommt
es
zu
einer
Verschmelzung der beiden Begriffe „Körper sein“ und „Körper haben“. Ursache
dafür ist die Schwierigkeit bei begrifflicher Abgrenzung und die nicht sehr
eindeutige Bedeutungsdefinition des menschlichen Körpers (Heinemann 2006,
S.91).
Plessner erklärt dies am Beispiel des sportlichen Handelns und merkt an, dass
im Sport die Disziplinierung des Körpers notwendig sei, um willkürliche
subjektive Ziele zu erreichen, die dem Körper als Sollwerte vorgegeben werden.
Für ihn steht fest, dass das erfolgreiche oder weniger zielführende, individuelle
Umsetzen dieser Werte auf den Körper, den Sieger vom Verlierer unterscheidet
(Plessner 1970, S.43).
51 Der sportliche Körper Beispielsweise in der Analyse des englischen Sports kann von einer
Instrumentalisierung und einer vollständigen Unterwerfung des Körpers dem
eigenen Willen gesprochen werden.
Auf oben genannter These basierend leitet Bette ab, dass der Körper ein sehr
einfach erfahrbares Medium sei (Bette 2005, S.38). Beim Sport spüre man die
Anwesenheit
des
Körpers
sofort.
Schweißperlen,
das
Ansteigen
der
Herzfrequenz, Übersäuerung und vieles mehr vergegenwärtigen den eigenen
Körper.
Waddington beschreibt, dass die vollkommene Kontrolle des Körpers beim
Sport auch das Risiko birgt, ihn zu zerstören. Sichtbar wird dies am Beispiel von
Sportverletzungen. Im Leistungs- oder Spitzensport kommt es durch zu
intensives Training, zu geringe Regenerationszeiten und zu vielen Wettkämpfen
zu einer „Überforderung der Natur“. Spitzensportler können es sich nicht leisten
lange zu pausieren und darum kommt es häufig vor, dass Wettkämpfe trotz
Verletzungen oder Krankheiten bestritten werden. Chronische Schäden am
eigenen Körper sind dadurch oft eine logische Folge (Waddington 2005 zitiert
nach Heinemann 2006, S.94).
Sport wird über den Körper präsentiert und stellt eine Bewertung der
körperlichen Stärke dar. Nicht selten kommt es zu einer Verherrlichung und
Erotisierung des menschlichen Körpers, vor allem wenn dies in der jeweiligen
Sportart im Mittelpunkt steht, sich in ästhetischer Art und Weise zu präsentieren
und die Darstellung des eigenen Körpers leistungsbestimmend ist. Der Körper
des Athleten wird zu Höchstleistungen getrimmt, um ihn dann entsprechend zu
vermarkten.
Vor
allem
im
Hochleistungssport
geht
dadurch
die
Selbstbestimmung des Sportlers über den eigenen Körper zur Gänze verloren,
wenn Entscheidungen, die ihn selbst betreffen, von anderen getroffen werden
(vgl. Kidd/Donelly 2000, In: Heinemann 2006, S.95).
11.2 Das neu erwachte Interesse am Körper Ein rasanter Aufschwung für die Bedeutung des Körpers war ab den 1960erJahren
durch
die
immer
häufiger
auftretenden
Ökologie-
und
52 Der sportliche Körper Schwulenbewegungen zu verzeichnen. Am essenziellsten für die Darstellung
des Körperbildes in der Gesellschaft ist laut Gugutzer das Aufkommen der
Frauenbewegung. Ihr Ziel war es, ihr Recht auf ihren eigenen weiblichen Körper
durchzusetzen,
sie
kämpften
für
Gleichberechtigung
und
gegen
die
Unterdrückung der Frauen. Sie setzten sich für ihr Recht auf ein
selbstbestimmtes Leben ein (Gugutzer 2004, S.37f). Laut Bette lässt sich seit den 1970er Jahren eine verstärkte Offensive in
Richtung Körperakzeptanz und Körperpräsentation erkennen. Damit gingen
Veränderungen in der Organisationsform des Sports einher, die dem
herkömmlichen Sporttreiben im Verein Konkurrenz machten. Lauftreffs,
Spielfeste
und
Kurse
an
Volkshochschulen
begannen
für
viele
Bevölkerungsschichten, zugänglich zu werden. Außerdem entwickelten sich
neue Sportarten und Disziplinen wie Jogging, Aerobic oder Bodybuilding (Bette
2005, S.48).
Bette streicht heraus, dass das aufflammende Interesse am Körper, dem
sogenannten „Körperboom“, nicht nur als Gegenbewegung zur Verleugnung
und Distanzierung des Körpers gesehen werden darf, sondern auch die
gesellschaftlichen Veränderungen, die mit dem Modernisierungsprozess
einhergegangen sind, berücksichtigt werden müssen (Bette 2005, S.34).
Ebenso spielt laut Gugutzer der immer größere Drang der Menschen zur
Individualisierung eine wichtige Rolle in der Darstellung des menschlichen
Körpers in der Soziologie. Das zweite Drittel des vergangenen Jahrhunderts
stellt den Beginn dar, an dem den Menschen immer mehr Freiheiten
zugesprochen wurden. Damit ging einher, dass der Mensch gezwungen war,
immer mehr Entscheidungen für sich selbst zu treffen, welche Einfluss auf seine
Umwelt und ihn selbst nehmen (Gugutzer 2004, S.37).
53 Der sportliche Körper Gugutzer beschreibt das Bild des „individualisierten Körpers“ – wie er ihn nennt
– wie folgt:
„Der individualisierte Körper erscheint so für viele als Hoffnungsträger par
excellence, um die Chancen einer individualisierten und pluralisierten
Lebensführung nutzen und deren Risiken meiden oder bewältigen zu können.“
(Gugutzer 2004, S.37)
Durch die Veränderungen im gesellschaftlichen System, genauer durch den
Wandel von einer modernen Industriegesellschaft zu einer postindustriellen
oder postmodernen Gesellschaft im Erwerbssektor, kam es zu einer vermehrten
Verlagerung von körperlicher zu geistiger Arbeit. Unsere Tätigkeiten sind
zumeist sitzend, basierend auf Wissen und Intellekt, was zur Folge hatte, dass
der Körper durch die Berufsarbeit weniger beansprucht wurde, als dies vor dem
gesellschaftlichen Wandel der Fall war (Wilke 1998, S.162).
Im Zuge der Verkürzung der täglichen Arbeitsstunden steht den Menschen nun
mehr Freizeit zur Verfügung, die individuell genutzt werden kann. Damit ging
einher, dass auch der Körper in seiner individuellen aber auch kollektiven
Bedeutung eine Aufwertung erfuhr und in der Freizeit intensiv „benutzt“ werden
konnte und kann.
Gugutzer merkt an, dass der relativ hohe materielle Wohlstand und die damit
einhergehende
Konsumorientiertheit
und
ausgeprägte
Freizeitkultur
der
Menschen in den Industriegesellschaften ebenso dazu beigetragen haben, dass
dem Körper vermehrtes Interesse zuteilwird. Das Präsentieren des Körpers,
das Vergleichen mit Vorbildern übermittelt durch die Massenmedien und ein
gewisser Hang zur Selbstdarstellung und -inszenierung prägen unsere Zeit. Ein
regelrechter Körperboom, welcher einen fitten, schlanken, makellosen,
gesunden Körper in gewisser Weise vorschreibt, hat sich entwickelt. Diesem
folgen viele Menschen und bringen ihren Körper daher in Form. Viele
Unternehmen haben sich aufgrund dieser Entwicklung darauf spezialisiert, das
für die Entwicklung eines makellosen bzw. trainierten Körper notwendiges
Equipment oder Produkte zu entwickeln und vertreiben. Der Körper wurde
immer mehr ins Rampenlicht gerückt und zu Werbezwecken verwendet sowie
54 Der sportliche Körper auch in Film- und Theaterproduktionen zur Schau gestellt (Gugutzer 2004,
S.35).
Heinemann
spricht
ebenfalls
von
einer
Aufwertung
des
Körpers
beziehungsweise vom Verlust der Hemmungen, den Körper zu thematisieren.
Scham-
und
Peinlichkeitsempfinden
verringert
sich
immer
mehr.
Am
deutlichsten kann dies an den jüngsten Veränderungen im Kleidungsstil
festgemacht werden. Das Verhalten der Menschen beziehungsweise die Arten
der Interaktion miteinander sowie das eigene Auftreten im Bezug auf Körperbild
und Körperwahrnehmung haben sich gewandelt. Dieser Umgang, der wenige
Jahre zuvor undenkbar gewesen wäre, wird zugelassen und ganz allgemein
betrachtet offener und ungezwungener (Heinemann 2006, S.93f).
Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass Menschen heute mehr als früher die
Möglichkeit haben, Sport zu treiben und etwas für ihr Wohlbefinden
beispielsweise für ihren Körper zu tun. Nicht nur weil der Mensch wie zuvor
schon erwähnt mehr Freizeit zur Verfügung hat, sondern auch weil sich die
Lebensumstände für die breite Masse der Gesellschaft verbessert haben.
Existenzielle Nöte sind nicht mehr so häufig und daher ist Sport nicht mehr
einer elitären Schicht vorbehalten. Das Auftreten beziehungsweise die
Darstellung des eigenen Körpers und des Erscheinungsbildes hat einen hohen
Stellenwert in der Gesellschaft. Eine „cultura corporis“ (Körperkultur) hat die
vormals gängige „cultura animae“ (Seelsorge, Frönen geistiger Tätigkeiten)
abgelöst (Wetz 2004, S.1).
Gugutzer schreibt dem immer höher werdenden Anteil an alten Menschen in
der Bevölkerung zu, dass der menschliche Körper mehr und mehr thematisiert
wird. Da wir länger leben, muss das Pensions- und Gesundheitssystem
überdacht und angepasst werden. Die Bedürfnisse von alten Menschen
unterscheiden sich grundlegend von denen der jüngeren Generationen. Ziel soll
sein, bis ins hohe Alter fit, mobil und gesund zu sein, oder sich zumindest das
Gefühl jung zu sein zu bewahren, unterstützt durch die Freizeit- und
Tourismusbranche, die sich auf Produkte und Dienstleistungen zu diesem
Zweck spezialisiert haben (Featherstone/Hepworth 1991, zitiert nach Gugutzer
55 Der sportliche Körper 2004, S.38). Durch diesen Sachverhalt wurde man auf viele Krankheitsbilder
aufmerksam und von dieser Seite her rührt wahrscheinlich das vermehrte
Interesse
an
Gesundheitsthemen
und
Trainingsmaßnahmen
zu
einem
möglichst langen Erhalt der körperlichen Konstitution.
Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass in der heutigen Zeit, verglichen
mit anderen Epochen, noch nie ein derart großes Interesse für den Körper
bestanden hat. Ebenso ist die Zahl der „selbsternannten Experten“ im Bezug
auf den Körper extrem gestiegen. Es kann heutzutage von Begriffen wie
„Konjunktur des Körpers“, „Körperboom“ oder einer neuen Körperlichkeit
gesprochen werden (Bette 2005, S.9).
Shusterman schreibt, dass die vermehrte Aufmerksamkeit, die dem Körper in
den letzten Jahren zu Teil wurde, einerseits auf einen Drang und ein Nacheifern
eines von den Medien propagierten Schönheitsideals ist (kollektiv betrachtet),
andererseits auch die Formung einer bestimmten Art des Individualismus, einer
Definition seiner selbst über den eigenen Körper, darstellt (Shusterman 1994,
S.245f.).
11.3 Der Körper als Identifikationsobjekt Vor allem im Sport werden Erfolge meist dem Athleten und seiner körperlichen
Verfassung, seinem Trainingszustand und seiner mentalen Kompetenz
zugeschrieben.
Plessner stellt fest, dass ein Sieg in einem sportlichen Wettkampf viel
weitreichender interpretiert werden muss, wie ihn nur als hervorragende
körperliche Leistung zu sehen. Gleichzeitig stellt der Sieger, indem er im Sport
siegreich ist, seine wertvolle Position als Mitglied der Gesellschaft dar (Plessner
1976, S.52). Das bedeutet, dass der Sport nicht nur einen hohen Stellenwert in
der Gesellschaft einnimmt, sondern körperliche Bewegung und der Körper
allgemein wichtige Charakteristika aufweisen, die als wertvoll oder tugendhaft
gelten.
Heinemann beschreibt, dass die zum Beispiel von Medien vorgelebten
Körperideale sehr wohl Einfluss auf unsere Körperwahrnehmung und
56 Der sportliche Körper Identitätsbildung haben. Mehr und mehr versuchen sich Menschen, über den
eigenen Körper zu definieren und diesen gekonnt in Szene zu setzen. In allen
Sportarten, jedoch mehr im Gesundheits- als im Leistungssport, spielt der
Körper eine zentrale Rolle und nicht selten will man neben dem Erbringen eines
bestimmten sportlichen Leistungsziels sprichwörtlich eine gute Figur abgeben.
Das heißt, der menschliche Körper wird immer mehr fokussiert und es wird
versucht, Eigenverantwortung für den Körper zu übernehmen. Vorbild hierfür
sind wiederum die propagierten vorgegebenen Normen, an die man sich, wenn
man dem Ideal entsprechen will, halten sollte (Heinemann 2006, S.57).
Es kann festgehalten werden, dass, wenn heute vom Begriff „Körper“
gesprochen wird, mehr gemeint ist als nur die physische Komponente. Bette
spricht sogar von einem „Projekt Körper“ (Bette 2005, S.13).
Posch erklärt, dass vor allem durch die Erfindung der Fotografie und die
Verbreitung von großflächigen Spiegeln das Bild des Körpers beziehungsweise
die Betrachtung und der Körper selbst mehr Beachtung bekommen haben
(Posch, 2009, S.7).
Für Gugutzer spielen die Massenmedien eine nicht unwesentliche Rolle zur
Inszenierung und Darstellung des Körpers (Gugutzer 2004, S.35). Vor allem
das Fernsehen bedient sich gerne der Bilder von erotischen Körpern.
Sportberichterstattungen fokussieren den menschlichen Körper. Oftmals wird
jedoch der Sport an sich durch einen in Szene gesetzten Körper zur
Nebensache und regelrecht „sexualisiert“. Als Beispiel dafür können die
knappen Slips und Oberteile der Beach-Volleyballerinnen angeführt werden.
Zur Wertigkeit des menschlichen Körpers in der heutigen Gesellschaft äußert
sich Horn wie folgt. Er schreibt, dass „ein ausgeprägter Körperkult durch die
Schnelllebigkeit der Zeit verstärkt wird“ (Horn 2007, S.28).
Scheinbar sind es nicht mehr die inneren Werte, über die ein Mensch sich
identifizieren kann, sondern besonders der Körper bietet Identifikationspotenzial
- ein schlanker, durchtrainierter, nach wissenschaftlichen Einschätzungen
57 Der sportliche Körper bereits magersüchtiger Körper, durch die Medien forciert, wurde zur
gesellschaftlichen Norm (Geissner/Schary 2005, S.45).
Das neu erwachte Interesse am Körper beleuchtet divergierende Aspekte. Der
Mensch befasst sich nicht nur mehr mit sich selbst, sondern es ergab sich
auchdurch dieses Phänomen eine gewisse Art der Körperfeindlichkeit. Es wird
versucht, den Körper durch Einflüsse von außen zu belasten und in eine
bestimmte Bahn zu lenken. Nicht selten wurden auch schon früher Körperideale
zu Machtinstrumenten verschiedener Ideologien missbraucht (Bette 2005,
S.58).
Der Gebrauch von unlauteren Mitteln zur Verschönerung des Körpers, zur
Steigerung der Leistungsfähigkeit, ist längst salonfähig geworden. Nicht nur der
Griff zum Doping, um den Körper für bestimmte Anforderungen vorzubereiten
oder diesem erst dadurch die Möglichkeit zu bieten, das zu schaffen, wozu
dieser unter normalen Umständen nicht in der Lage wäre, zählen zu diesen
Mitteln. Botox und die plastische Chirurgie sind längst nicht mehr nur Mittel zum
Zweck wie ursprünglich vorgesehen (Horn 2007, S.30).
Streng
genommen
stellen
verschiedenste
Tätigkeiten,
die
den
Alltag
ausmachen, wie Schminken, Haare Färben, Diät Halten, Sport Treiben,
Tätowierungen, Piercings und vieles mehr Eingriffe in die Natur des Körpers
dar. Fritscher geht sogar weiter und bezeichnet die eben genannten Eingriffe
als „…Weigerung, den eigenen Körper als schicksalhafte biologische
Gegebenheit hinzunehmen“ (Fritscher 1996, zitiert nach Gugutzer 2004, S.40).
Laut Beckers wird der Körper in der heutigen Zeit immer mehr vom „privaten
Körper“ zum „öffentlichen Demonstrationsobjekt“, das sich den vornehmlich von
den
Medien
propagierten
Schönheits-
beziehungsweise
Körperidealen
annähern muss (Beckers 1995 zitiert nach Voll 2007, S.57).
Praktiken, die dazu entwickelt wurden, sind in vielfältiger Art und Weise
vorhanden. Sanftes Tai Chi, genauso wie horrende Kraftentfaltung beim
Gewichtheben, führt uns auf bestimmte aber unterschiedliche Art und Weise zu
58 Der sportliche Körper verstärktem Körperbewusstsein. Es kann vom sogenannten „Körpererleben“
gesprochen werden (Shusterman 1994, S.245).
59 Der sportliche Körper 12 Sport im Zivilisationsprozess – Sport und Gesellschaft Wie in der Einleitung bereits erwähnt und auch jederzeit beobachtbar spielt
Sport in verschiedenster Ausprägung eine mehr oder weniger wichtige Rolle im
Leben der Menschen. Sport kann aktiv betrieben werden, aber auch passiv,
zum Beispiel durch den Konsum von Medienberichterstattung oder live am
Spielfeld- oder Beckenrand, genauso wie an jeder anderen Sportstätte, die
Austragungsort von sportlichen Wettkämpfen sind.
Fest steht, dass Sport durch verschiedene Kriterien gekennzeichnet ist. Laut
Elias & Dunning ist der sportliche Wettkampf und dabei der mit dem Körper
ausgetragene Kampf ein Charakteristikum des Sports und wird laut den beiden
Autoren in der Freizeit praktiziert. Dabei merken sie an, dass dies entweder
aktiv ausgeführt wird oder nur passiv beobachtet werden kann (Elias/Dunning
2003, S.15).
Der menschliche Körper ist genau wie der Mensch als Ganzes diesem
Wertewandel unterworfen. Im Vordergrund stehen heute Genuss, Lust,
Spannung, Identität und Erlebnis. Gelenkt durch die Präsentation in den Medien
wird der Sport und gleichzeitig der menschliche Körper mit Werten und
Kennzeichen belegt, die sich auch in der Gesellschaft wiederfinden. Hierbei
erfolgte ein Wandel von protestantisch-asketischen zu postmodernen Werten
(Klages 1985/Schulze 1992 zitiert nach Gugutzer 2004, S.36f).
Für Pfister bedeutet Sport „…die Präsentation des Körpers und der körperlichen
Leistung, von Stärke, Ausdauer und Aggressivität, aber auch von Schönheit
und Eleganz“ (Pfister 2004, S.63). Dies zeigt auf, dass der Sport nicht nur als
Leistungsschau
im
quantifizierbaren
Sinne
auftritt,
sondern
auch
der
performative Aspekt nicht außer Acht gelassen werden darf.
Aufgrund der Größe des British Empire wurde die Art der Freizeitbeschäftigung
bald in die Welt hinausgetragen (Krüger 2010, S.89). Ferner erklärt Krüger,
dass der Sport spannende Momente liefern kann, nach welchen sich viele
Menschen sehnen. Er meint, dass man in heutigen Gesellschaften oft seinen
Aggressionen oder aufgestauten Gefühlen keinen Raum bieten zu können. Das
60 Der sportliche Körper richtige Maß an Spannung und Entspannung zu finden, ist nicht einfach. Sport
zu treiben stellt seiner Meinung nach eine gute Möglichkeit dar, Defizite oder
aufgestaute Energien loszuwerden (ebd. S.89).
Elias & Dunning stellen klar, dass den Menschen in einer Gesellschaft mit
streng
limitierten
Möglichkeiten
Affekt-,
geboten
Peinlichkeits-
werden
müssen,
und
ihre
Aggressionsschwellen
körperliche
Kraft
und
Geschicklichkeit unter Beweis stellen zu können (Elias/Dunning 2003, S.114).
Eisenberg meint dazu, dass sich die Akteure im Sport, sowohl Aktive als auch
Schiedsrichter und Zuschauer, durch die jeweiligen Regeln der Sportart vom
Rest der Gesellschaft abkoppeln und so ihre „Eigenwelt“ aufbauen. Ein Beispiel
dafür wären zum Beispiel grölende Beifallrufe am Fußballfeld. Es würde
niemand beim Stadtbummel Fußballparolen brüllen, während des Matches
jedoch wäre es absonderlich, wenn niemand sie rufen würde (Eisenberg 2010,
S.99).
Lorenz greift die These von Pierre Bourdieu zum Thema soziale Positionierung
und Lebensstil wie Kleidung, Wohnung, Verhalten, Konsum und Sport auf.
Diese erklärt, dass Personen, die der Unterschicht angehören dazu neigen
Fußball zu spielen, hingegen die Oberschicht mehr dem Golfsport frönt (Lorenz
2000, S.85-90).
Eisenberg widmet sich der These, dass Sport nicht nur Eigenschaften der
Gesellschaft widerspiegelt, sondern auch die Gesellschaft Werte und
Kennzeichen des Sports aufnimmt und sich dadurch weiterentwickeln kann.
Des Weiteren stellt der oben genannter Autor fest, dass der Sport nicht nur im
gesamtgesellschaftlichen Geflecht berücksichtigt werden muss, sondern auch
dessen Wertigkeit und Auswirkungen auf Bereiche wie Politik, Wirtschaft, sowie
dem Schul- und Bildungssystem von Bedeutung sind (Eisenberg 2010. S.96f.).
61 Der sportliche Körper 13 „Der sportliche Körper“ – der Körper im Sport Die gängige Meinung zum Thema Sport im Gesundheits- beziehungsweise
Alltagsbereich lautet, dass man Sport betreiben soll, um gesund zu bleiben oder
- zu Therapiezwecken - um gesund zu werden. Sport scheint das Allheilmittel
zu sein, um sich jung zu halten und frei von Krankheiten zu werden oder zu
bleiben. Eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielt der menschliche Körper. Es
wird propagiert, dass Sport helfen soll, Stress abzubauen und einen gewissen
Ausgleich zum Alltag schafft.
Nicht in jeder Sportart spielt die Darstellung des Körpers dieselbe wichtige
Rolle. Meistens jedoch steht der Körper aufgrund seiner Konstitution im
Mittelpunkt des Geschehens. Einerseits wird der Körper dazu benötigt, um
sportliche, meist körperlich anstrengende Leistungen, erzielen zu können und
ist somit nur Mittel zum Zweck, andererseits wird in manchen Sportarten
ausschließlich das Aussehen des Körpers bewertet. Ausschlaggebend für die
bewertete positive oder negative Makellosigkeit des Körpers sind dabei nicht
selten die in der Gesellschaft vorherrschenden Ideale, die wiederum über die
Medien präsentiert und als Norm dargestellt werden. Gegensätzlich zu dem im
Barock vorherrschenden Schönheitsideal der molligen Frauen bekommt man
heutzutage von den Medien ein Frauenbild präsentiert, welches durchtrainiert,
modern, schlank und sexy wirkt. Im Bezug auf den Sport, der nicht nur als Mittel
zu Erreichung dieses Schönheitsideals dient, kann festgestellt werden, dass in
Sportarten,
in
welchen
Ästhetik
und
Schönheit
beziehungsweise
die
Präsentation des eigenen Körpers (vgl. Expressives Sportmodell nach
Heinemann) vor Kampfrichtern und vor dem Publikum der Inhalt des
Wettkampfes ist, nur sehr selten Athleten, die nicht dem Ideal entsprechen,
Gewinnchancen haben.
Herauszustreichen gilt es, dass im Bezug auf den sportlichen Körper
Unterscheidungen geschlechtsspezifischer Art vorgenommen werden können.
Der Frauenkörper sei in sportlicher Hinsicht für feinmotorische, ästhetische
Bewegungsaufgaben
geschaffen,
wobei
der
männliche
Körper
für
62 Der sportliche Körper grobmotorische und kraftaufwändige Bewegungsausführungen prädestiniert
sein soll (Voll 2007, S.71).
Bette schreibt, dass die Möglichkeiten zur Nutzung des Körpers im Sport
scheinbar unbegrenzt sein sollen. Durch die Spezialisierung auf eine Sportart
werden
die
Gebrauchsmöglichkeiten
erweitert,
gleichzeitig
aber
auch
eingeengt. Einerseits zeugt dies von einer verstärkten Einvernahme des
Körpers als Mittel zum Zweck, nämlich zur Leistungssteigerung, andererseits
muss bedacht werden, dass diese Entwicklung eine über Jahre bestehende,
extreme, intensive Beherrschung des Körpers darstellt (Bette 2005, S.167).
In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung des Körpers verändert. Die
Wandlung kann am Beispiel von Modeerscheinungen deutlich gemacht werden.
Sportschuhe und sportive Kleidung werden heutzutage auch in der Freizeit
getragen, was bedeutet, dass ein „Sportkörper“ dazu beiträgt, nicht-sportlichen
Alltagssituationen ein sportives Image zu verleihen (Voll 2007, S.69).
Die Sportgeschichtsschreibung widmet sich auch dem Thema „Körper“ und
schreibt dabei dem Körper gewisse Funktionen zu. In Referenz zu den
Soziologen Bourdieu, Foucault und Elias kann abgeleitet werden, dass sich
diese Funktionen unter anderem als „Körperdisziplinierung im Turnen“ als
„Konstruktion von Frauenkörpern“, oder in der Körperästhetik sowie im Bereich
des Körpertrainings manifestieren können (Wedemeyer-Kolwe 2010, S.107).
Eine wichtige Rolle im Themenbereich der Körpergeschichte spielte auch
Henning
Eichberg.
sportlichem,
Jener
körperlichem
versuchte
Leisten
einen
und
Zusammenhang
gesellschaftlichem
zwischen
Verhalten
herzustellen. Ergebnis seiner Forschung war, dass es einen Zusammenhang
zwischen Körper, sozialem Rang und kultureller Norm gibt (Eichberg 1978,
S.290-299).
Wedemeyer-Kolwe (2010, S.104) schreibt in seinem Beitrag über die Existenz
von sogenannten „Sportkörper“. Er geht der Frage der „Funktion, Sozialisation,
Ästhetik, Inszenierungen…“ von Sportkörpern nach. Dabei wird auch die Ein-
63 Der sportliche Körper beziehungsweise Ausgrenzung des Körpers im oder durch den Sport nicht
außer Acht gelassen.
Posch zeichnet einen Zusammenhang zwischen sportlichem Handeln und
Schönheit nach. Es lässt sich behaupten, dass man durch einen bestimmten
Grad an körperlicher Fitness einen schönen, durchtrainierten Körper bekommen
kann (Posch 2009, S.125).
13.1 Verbindung von Körper – Gesellschaft – Medien Eine Befragung 800 Wiener Jugendlicher zwischen elf und 29 Jahren zum
Thema
„Körperzufriedenheit“
und
„Körperwahrnehmung“
zeigte
teils
erschreckende Ergebnisse. Jugendliche sind scheinbar getrieben von dem
Wunsch nach körperlicher Veränderung und von der Unzufriedenheit mit dem
eigenen Körper. Vor allem Mädchen und junge Frauen weisen einen hohen
Unsicherheitsfaktor im Bezug auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers auf
und sind teilweise der Meinung, dem gesellschaftlich vorgegebenen Ideal nicht
zu entsprechen oder entsprechen zu können, im Gegensatz zu Knaben und
jungen Männern. 80 Prozent der Befragten geben an zu glauben, dass es
schöne Menschen im Beruf einfacher haben als weniger schöne (vgl. Riedl
2002).
Auffällig ist ferner, dass junge Menschen im Vergleich zu früheren
Generationen die Möglichkeit von Schönheitsoperationen oder Korrekturen von
vermeintlichen Unzulänglichkeiten am eigenen Körper neben Diäten, Sport und
Disziplin vermehrt als Option sehen. Bereits bei der Gruppe 11- bis 14-Jähriger
geben 20 Prozent der Befragten an, sich sofort einer Schönheitsoperation zu
unterziehen, wenn es für ihr körperliches Erscheinungsbild förderlich wäre
(Riedl 2002, S.2f).
Für Gebauer steht fest, dass „Sport“ herangezogen wird, um den Körper des
Menschen als „Subjekt der Moderne“ zu deuten. Er spricht von zwei
Dimensionen des Körpers. Ähnlich wie Gugutzer, der meint, dass der Körper
nicht nur die Gesellschaft beeinflusse, sondern die Gesellschaft auch den
Körper, meint Gebauer, dass der Körper beziehungsweise der Mensch einen
64 Der sportliche Körper Platz innerhalb und einen Platz außerhalb der Gesellschaft einnehme. Der
Mensch steht also einerseits außerhalb der Gesellschaft, was bedeutet, dass er
durch sein willentliches Handeln und Tun die Gesellschaft prägt, andererseits
übernimmt er durch seinen Platz innerhalb des gesellschaftlichen Gefüges
Werte und Vorgaben des Systems und ist von ihnen geprägt (Gebauer 2002,
S.1).
Popstar Madonna zeigt es uns wohl am besten, wie Imagewandlungen
funktionieren können. Aufgrund ihres hohen Bekanntheitsgrades avancieren
von ihr gesetzte, modische, sportliche Zeichen, wie man in den letzten Jahren
sehen konnte, meist zum Trend. Im Bezug auf ihr Outfit ist die mittlerweile 52jährige Sängerin immer für eine Überraschung gut und präsentiert sich auch im
gesetzten
Alter
aufreizenden
erotischen
noch
in
Dessous
und
Posen
auf
den
Konzertbühnen dieser Welt.
Manchen
mag
dies
befremdlich vorkommen, doch
Popstar
Madonna
investiert
schließlich auch einiges, um
sich
in
durchtrainierter,
erotischer Manier präsentieren
zu können.
Hartes, diszipliniertes Training
steht bei der Künstlerin an der
Tagesordnung.
Mindestens
zwei Stunden Sport pro Tag
Abbildung 13 Popstar Madonna, americanmusicassociation.com/ tag/pop‐star‐madonna, Zugriff am 08.05.2011, 12:29 Uhr.
absolviert die Dame mit dem
gestählten
Körper.
Eine
Mischung aus Kraftausdauertraining und Laufen
lässt keine Spur von Cellulitis erkennen, zudem trainiert sie neben Kraftsport im
65 Der sportliche Körper Fitnessstudio auch noch Yoga, Ballet und geht Joggen (http://www.blogfitness.de/fitness-training-der-promis-madonna/, Zugriff am 08.05.2011, 12:03
Uhr).
Es wird gemunkelt, dass Madonna mit dem Fitnesstraining oft übertreibt und
Gerüchten zufolge sollen auch Anabolika im Spiel gewesen sein. Durch Bilder –
wie oben zu sehen – verhärtet sich dieser Verdacht.
Die Pop-Queen eröffnete Ende des Jahres 2010 die erste Niederlassung ihrer
Fitnessstudio-Kette „Hard Candy Fitness“ in Mexiko, weitere Filialen in Asien,
Europa,
Russland
und
Südamerika
sind
in
(http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,732109,00.html,
Planung
Zugriff
am
08.05.2011, 11:55 Uhr).
Genauso wie Madonna ist „Black-Eyed-Peas“-Sängerin Fergie besessen
davon, ihren Körper fit zu halten. Nicht nur, um für anstrengende Bühnenshows
bei Kondition zu sein, sondern auch, um ihre schlanke Figur zu bewahren, ist
auf
Konzerttourneen
immer
ein
Personal-Trainer
engagiert
(http://www.fem.com/stars/fergie-tourt-mit-fitnesstrainer-nicht-ohne-meinentrainer-11956.html, Zugriff am 08.05.2001, 11:48 Uhr).
Generell zeichnet sich in Hollywood ein Trend zum Fitnesswahn ab. Neben
dem altbekannten Magerwahn ist in Hollywood scheinbar die Sucht nach
sportlicher Betätigung ausgebrochen, wie die Zeitschrift Shape berichtet. Neben
gesundheitlichen Schäden durch zu starke Abnützung der Sehnen, Gelenke
und Bänder ist auch die zunehmende Vereinsamung durch den hohen
Zeitaufwand des Sporttreibens kennzeichnend. Sport zu treiben bis zur
vollkommenen Erschöpfung schafft Befriedigung.
66 Der sportliche Körper Ex-Spice-Girl Geri Halliwell oder die Schauspielerin Jessica Biel sind nur
beispielhaft als Opfer der Sucht nach Sport und einem durchtrainierten Körper
zu nennen. Gründe dafür mögen der Erhalt der ewigen Jugend oder bei
Schauspielern die Angst, dass ohne muskulösen Body die Rollenangebote
ausbleiben, sein. Fachleute nennen das neue Krankheitsbild „anorexia sportiva“
(http://www.shape.de/fitness/abnehmen-durch-sport/a-23471-2/derfitnesswahn-der-stars.html, Zugriff am 08.05.2011, 18:38 Uhr).
Abbildung 14 möglicher Zusammenhang: Körper ‐ Medien ‐ Gesellschaft
Mit der oben gezeigten Grafik soll versucht werden, den Zusammenhang
zwischen den Medien, der Gesellschaft und der beiden Einflüsse auf den
menschlichen Körper darzustellen. Wie klar ersichtlich ist, kann von einem
Kreislauf ausgegangen werden. Es soll verschiedensten äußeren Einflüssen,
welche den oben gezeigten Kreislauf weiter vorantreiben und beeinflussen, auf
den Grund gegangen werden.
67 Der sportliche Körper Ausgehend vom Körperbewusstsein bildet man sich eine Meinung von seinem
Körper. Dazu gehört auch der Begriff des „Körpererlebens“. Shusterman findet,
dass sich „Körpererleben“ nicht nur mit der physischen Zusammensetzung des
Körpers auseinandersetze. Es gehe dabei nicht nur um die Beschäftigung mit
den einzelnen Muskeln oder Körperteilen an sich, sondern auch um körperliche
Aktivität, also die „Verwendung des Körpers“ oder ein „Sich-bewusst-machen“
des Körpers (Shusterman 1994, S.251).
Die
oben
gezeigte
Grafik
kann
folgendermaßen
interpretiert
werden:
Ausgehend vom Körperbewusstsein können verschiedenste Zugänge zur
Körperformung beziehungsweise zur Ausbildung eines Körperimage oder
Körperbildes gefunden werden. Vom Ausgangspunkt Öffentlichkeit kann
festgestellt
werden,
Werbeeinschaltungen
dass
auf
die
das
Medien
und
vorherrschende
Unternehmen
Körperbewusstsein
ihre
der
Menschen anpassen. Damit wird jedoch meist ein ganz spezifisches Körperbild
kreiert, an dem sich die Zuseher und Rezipienten orientieren. Beispielhaft dafür
kann die Medienpräsenz des sportlichen, dynamischen, schlanken, gesunden,
durchtrainierten Körpers genannt werden. Dieser vermittelt eine positive
Ausstrahlung – es wird vermittelt, dass für ein perfektes Leben ein ganz
besonderes Lebensgefühl maßgeblich sein soll. Daraus folgt, dass sich ein
Körperideal in der Gesellschaft entwickelt und gleichermaßen Normen
entstehen, die in Kategorien, wie „gutaussehend“ oder „erwünscht“, genauso
aber „mangelhaft“ oder „entbehrlich“, einteilen. Durch diesen Druck innerhalb
der Gesellschaft kann eine Zwanghaftigkeit entstehen und der Wunsch
aufkeimen, dem Ideal zu entsprechen, um nicht diskriminiert oder ausgegrenzt
zu werden. Das Idealbild des „sportlichen Körpers“ wird zur Norm. Darauf
bezogen entwickelt sich ein neues Körperbild. Selbst Menschen, die bis dahin
wenig bis keinen Sport betrieben haben, fühlen sich plötzlich gezwungen, sich
dem Trend anzupassen und einem vorgegebenen Ideal nachzueifern. Diese
Entwicklungen nehmen wiederum Werbung und Kommunikation in den
modernen Massenmedien zum Anlass, speziell auf den „neuen Körper“
zugeschnittene
Formate
zu
kreieren
und
zu
verbreiten.
Eine
nicht
unwesentliche Rolle in diesem Kreislauf spielt die Wirtschaft. Sie trägt
68 Der sportliche Körper maßgeblich dazu bei, dass Menschen nicht nur das perfekt zugeschnittene
Equipment und eine nutzenorientierte Ausrüstung oder Bekleidung angeboten
wird, sondern sie vermitteln in gewisser Weise auch den Sport als LifestyleProjekt. Der moderne Sportler will neben der Präsentation seiner sportlichen
Leistung auch mit trendigen Outfits begeistern. Noch nie gab es auf dem
Sportbekleidungsmarkt so viele verschiedene Arten von atmungsaktiver
Funktionskleidung wie heute. Wirtschaftszweige wie der Sportartikelhandel
orientieren sich genauso an den neuesten Moden und Trends wie die Medizin
oder die Werbung.
13.2 Der Körper als soziales Gebilde Allgemein steht fest, dass die Grundbedürfnisse des Menschen, wie Essen,
Trinken oder Schlafen, genauso wie zu lachen oder zu weinen sowie Schmerz
oder Krankheit zu ertragen, sich mit der Zeit nicht verändert haben, da sie
biologisch vorgegeben sind. Im Laufe der Zeit haben sich nur die Definitionen
und das Verständnis für sowie der Umgang mit dem Körper verändert. Klar ist,
dass
je
nachdem
welchem
Kulturkreis
man
angehört
oder
welche
gesellschaftlichen Normen das Zusammenleben ausmachen, man anders mit
Situationen, die den Körper oder das Leben betreffen, umgeht. Als Beispiele
dafür können Ess- und Kleidungsgewohnheiten, Schönheitsideale, erträgliche
Schmerzgrenzen, mit dem Körper verbundene symbolische Bedeutungen oder,
wie zuvor schon erwähnt, Scham- und Peinlichkeitsschwellen genannt werden.
All diese natürlichen Gegebenheiten erscheinen uns in unserem Kulturkreis als
„normal“ und stoßen oft auf Überraschung und Unverständnis in einer fremden
Kultur. Bekannte Vorgehensweisen werden vollkommen anders praktiziert
(Heinemann 2006, S.85f).
Der Körper ist nicht nur umgeben von sozialen Normen und Regeln, sondern
wird auch in gewisser Weise durch sie definiert. Daraus lässt sich erkennen,
dass der Körper dazu dient, mit Sprache Ausgedrücktes zu untermauern oder
zum Beispiel abzuschwächen. Für ihn ist „der Körper als Ausdruckssymbol
nicht nur Mittel der Kommunikation, sondern Instrument zur Aufrechterhaltung
sozialer Strukturen.“ (Csikszentmihalyi 1978, S.283f.).
69 Der sportliche Körper Im Sport bedarf es einer spezifischen Auseinandersetzung mit dem Körper, der
geregelte Umgang mit dem eigenen Körper ist unerlässlich. Da sportliche
Bewegung vom „Normalstatus“ des Körpers abweicht, sind Regeln und Normen
unabdingbar, welches aus dem Körper ein soziales Gebilde werden lässt. Aus
diesem Grund ist ein Platz für den Körper im Gegenstandsbereich der
Soziologie des Sports durchaus gerechtfertigt (Heinemann 2006, S.86/87).
Es zeichnet sich ab, dass der Sport und sich bewegende Körper heutzutage in
allen Bildungsgraden Gesprächsthema sind. Außerdem zeigt sich, dass der
Sport immer mehr ein gesellschaftliches Teilsystem darstellt, da es nicht mehr
nur um das Bewegen an sich geht, sondern – wie Trendsportarten und Booms
verschiedener
Veränderungen,
sportlicher
wie
die
Bewegungsformen
Anpassung
des
zeigen
–
Lebens-
gesellschaftliche
beziehungsweise
Kleidungsstils, miteinbezogen werden muss.
In der heutigen Zeit fällt es immer schwieriger, mit dem eigenen Selbstbild des
Körpers zufrieden zu sein. Von den Medien präsentierte Idealbilder des
menschlichen Körpers sind nur schwierig zu übersehen und können daher auch
nur mit Anstrengung verdrängt werden. Wetz spricht dazu von einer immer
größer werdenden Kluft zwischen Selbstbild und Wunschvorstellung des
eigenen Körpers. Der ursprüngliche Zustand unseres Körpers wird nicht mehr
als sinnhaft angenommen, sondern weckt das Bestreben, sich seinem Idealbild
anzunähern und den Körper dementsprechend zu formen (Wetz 2007, S.96f.).
Halbwachs et al. beschäftigten sich mit der sozioökonomischen Bedeutung des
Sports und damit auch der Körperlichkeit. Dies bedeutet, dass gesunde
Menschen nachweislich leistungsfähiger und robuster sind als kranke. Sport
stärkt den Körper und beugt nicht nur Zivilisationskrankheiten, sondern auch
Alterserscheinungen wie Osteoporose, Rückenschmerz oder Herzkrankheiten
vor. Das Gesundheitssystem profitiert von gesunden, vitalen Menschen.
Aufgrund der verlagerten Altersstruktur, welche eine verstärkte Anzahl von
älteren Menschen aufweist, ist es unerlässlich, sich selbstständig um den Erhalt
seiner Gesundheit zu kümmern. Kranke Menschen sind für den Staat, im
Besonderen für das Gesundheitssystem, enorm belastend. In Zeiten von
70 Der sportliche Körper wirtschaftlichen Unsicherheiten, in denen lange Krankenstände nicht gern
gesehen sind, ist es für den Arbeitnehmer von Vorteil, gesund zu sein.
Arbeitgeber verlangen ihren Mitarbeitern meist alles ab. Nur gesunde
Menschen sind diesen Herausforderungen gewachsen. Darum sollte es im
Interesse aller sein, Betriebssportangebote zu forcieren und zu erweitern,
genauso die Motivation der Mitarbeiter, diese auch zu besuchen. So entsteht
eine Win-Win-Situation. Der Arbeitgeber kann voll und ganz auf seine vitalen,
gesunden Mitarbeiter bauen und deren Pozential voll ausschöpfen, die
Angestellten profitieren von den Bewegungsangeboten und können sich
körperlich fit halten, um leistungsfähig und gesund zu bleiben (Halbwachs et al.
2000, S. 8f.).
Bezeichnend ist ferner, dass der menschliche Körper dazu bezichtigt wird,
teilweise Verantwortung für missratene Lebenssituationen zu übernehmen. Die
weit verbreitete Meinung ist, dass, wenn der Körper makellos wäre,
Unzufriedenheit im Beruf oder in der Partnerschaft sowie sonstige missliche
Lebenslagen gar nicht erst entstehen würden. Viele Menschen, vermehrt
Frauen, schaffen sich durch ihr Streben nach gutem Aussehen und einem
perfekten Körper eine Ersatzwelt, gekennzeichnet von sehnsüchtigem Streben
und Wunschvorstellungen (Posch 1999, S.97).
Der „Körper als soziales Gebilde“ kann unter fünf charakterisierenden
Gesichtspunkten definiert werden:
Erstens sind die so bezeichneten „Techniken des Körpers“ kennzeichnend,
womit Ausführungen von im Alltag und in der Gesellschaft üblichen
Bewegungsabläufen
gemeint
sind.
Beispiele
dafür
sind
verschiedene
Gangarten, Laufen, Schwimmen oder Springen (Douglas 1974, S.99f.).
Als
zweiten
Punkt
nennt
Heinemann
(2006,
S.85)
die
„expressiven
Körperbewegungen“. Das sind zum Beispiel Körperhaltung, Gesichtsausdruck,
Ausdrucksformen der Selbstdarstellung und nonverbalen Kommunikation sowie
Mimik.
71 Der sportliche Körper Drittens stellt die Einstellung zum eigenen Körper sowie die Meinung zum
eigenen Körperbild und damit einhergehend die Erstellung einer eigenen
sozialen sowie individuellen Identität einen wichtigen Punkt dar. Beispiele dafür
sind Scham- und Peinlichkeitsschwellen, Körperkontakt oder die Art, sich zu
präsentieren (Douglas 1974, S.100).
Viertens
merkt
Heinemann
(2006,
S.86)
an,
dass
Trieb-
und
Bedürfnisstrukturen kontrolliert werden müssen, um den Körper als soziales
Gebilde bezeichnen zu können.
Der letzte Punkt beschäftigt sich mit den Emotionen des Menschen. Wichtig zu
wissen ist, was diese auslöst, wie sie entstehen, wie sie sich auszeichnen und
wie sie gedeutet und interpretiert werden können.
Körperliche Fitness - Der Kampf um einen schönen Körper
„Unser Körperimage ist zum eigentlichen Kern unserer Identität geworden!“
(Rodin 1993, 57).
Hitzler geht der Frage nach, warum Menschen mit dem Streben nach
körperlicher Fitness gesegnet sind. Er meint dazu, dass Sport nicht vorrangig
deswegen betrieben wird, um befähigt zu werden, körperlich anstrengende
Tätigkeiten auszuführen. Das bedeutet, dass körperliche Ertüchtigung dem
Körper nicht so sehr der Funktionalität des Körpers Wichtigkeit zuschreibt,
sondern vielmehr den Körper als Darstellungs- oder Identifikationsobjekt sieht.
Dieser will verschönert sowie vitaler und gesünder werden (Hitzler 2002, S.
74f.).
Posch ergänzt, dass sich viele Menschen nur mehr über ihren Körper
definieren. Die These, dass schönere Menschen auch erfolgreicher im Beruf
und glücklicher im Allgemeinen sind, hat sich erst in jüngster Zeit entwickelt.
Das Streben nach Schönheit und nach dem perfekten Körper führt nicht nur zur
Verherrlichung von jenem, sondern kann auch in Hassliebe umschlagen und es
kann zu einer großen Unzufriedenheit führen, wenn das angestrebte Idealbild
nicht erreicht wird (Posch 1999, S.95).
72 Der sportliche Körper Von einem schönen Körper erwarten sich viele Menschen – bis vor einigen
Jahren vornehmlich Frauen – verbesserte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, mehr
Selbstbewusstsein, mehr Glück in der Liebe – kurz gesagt ein glücklicheres
Leben als mit ihrem „vormaligen“ Körper. Über die Medien werden gerne solche
Szenarien verbreitet, was jedoch bleibt, ist die mehr oder weniger späte
Erkenntnis, dass es den perfekten Körper zum perfekten Glück im Leben nicht
gibt. Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass eine gute Meinung vom
eigenen Körper gleichsam ein positives Bild von sich selbst schaffen kann
(Posch 1999 S.96/97).
Helene Karmasin, Motivforscherin aus Österreich, präsentierte in der Ö3Wecker-Ausgabe vom 10.05.2011 ihr neues Buch mit dem Titel „Wahre
Schönheit kommt von außen“. Als Grundlage dienten diverse, empirische
Untersuchungen, anhand derer sie zu der Aussage gekommen ist, dass innere
Werte zwar von Vorteil sind, jedoch das Äußerliche das ist, was Vorteile
gegenüber anderen bringt. Nicht nur im Bereich der Partnersuche haben
Untersuchungen ergeben, dass Menschen mit schlankem Körper und gutem
Aussehen gesellschaftlich eher akzeptiert werden, als Personen mit etwaigen
Makeln. Im Beruf oder im jugendlichen Alter in der Schule werden dicke
Menschen oft gemobbt. Das kann sich negativ auf ihr Selbstbild und auf ihr
Wohlbefinden auswirken, was wiederum bei schlanken, schönen Menschen
ohnehin schon gut ausgeprägt durch positive Verstärkungen aus ihrem Umfeld
ganz dem Gegenteil entsprechen kann. Zusammenfassend lässt sich
festhalten, dass schlanke, durchtrainierte, vitale, gesunde Menschen laut Frau
Karmasin erfolgreicher ihr Leben meistern und dabei auch noch glücklicher sind
als Menschen mit Gewichtsproblemen oder sonstigen Unzulänglichkeiten (vgl.
Ö3-Wecker-Ausgabe vom 10.05.2011, 07:21 Uhr).
Es kann aufgrund von Umfrageergebnissen als Fazit dargestellt werden:
Äußerlichkeiten vor Charakter! Dass jedoch die inneren Werte nur wenig bis gar
keinen Stellenwert besitzen, ist ein Phänomen der letzten Jahre.
Der Körperboom ist laut Shusterman auf den Jugendkult zurückzuführen und
damit gekennzeichnet von einem Streben nach ewiger Jugend. Jedoch steht
73 Der sportliche Körper fest, dass nicht nur bestimmte Altersgruppen vom Körperkult beeinflusst sind
(Shusterman 1994, S.242).
Gleichsam strittig ist die Frage, ob ein schlanker Körper gleichzeitig auch ein
gesunder Körper sei. In den Medien werden nicht selten professionelle Models
an der Grenze zur Magersucht präsentiert, welche fröhlich grinsend die
Vorzüge von Magerjoghurts oder fettarmen Salatdressings bewerben. Sollen
diese Werbungen nun vermitteln, dass das Zusichnehmen von fettarmen
Dressings oder Magerjoghurts zum Schlanksein führt? Ernst zu nehmen sind
diese scheinbar wissenschaftlich belegten Ernährungstipps nicht, jedoch
vermitteln sie durch die Präsenz von superschlanken, jungen Personen, welche
die Produkte anpreisen, eine Funktion dafür zu sein, den Körper schlank zu
halten. Dass diese Wirkung allein durch die Einnahme von vermeintlich schlank
machenden
Lebensmitteln
nicht
erreicht
werden
kann,
sondern
die
Unterstützung durch Sport unerlässlich ist, wird verheimlicht.
Die Frage: welche Zutaten brauche ich, um einen „sportlichen Körper“, wie er
derzeit in Mode ist, zu bekommen, wird von Medien oder Produktempfehlungen
nur selten beantwortet. Zu fasten oder wenig zu essen macht schlank. Das ist
unbestritten und empirisch bewiesen. Um abzunehmen, gilt es die Menge an
zugeführten Kalorien geringer zu halten, als jene Menge, die abgebaut werden
kann. Sport zu treiben, macht einen schlanken und durchtrainierten Körper, dies
ist ebenfalls unbestritten. Doch wie wird das gewünschte Ideal erreicht? Ist es
ausreichend einmal pro Woche sportlich aktiv zu sein?
74 Der sportliche Körper 14 Die Medien – Bühne zur Selbstdarstellung Generell lässt sich behaupten, dass vor allem die Massenmedien aufgrund ihrer
großen Verbreitung hauptverantwortlich dafür sind, welche Informationen wir
bekommen.
Nicht umsonst schrieb Luhmann:
„Das was wir über unsere Gesellschaft, ja die Welt in der wir leben, wissen,
wissen wir durch die Massenmedien“ (Luhmann 2009, S.9).
Massenmedien sind öffentlich. Jeder, der Zugang zu einem Printmedium,
Radio, Fernsehen oder Internet hat, kann sämtliche Informationen abrufen, die
zur Verfügung stehen.
Ebenso scheint es in der heutigen Zeit im Trend zu liegen, Informationen über
das Internet preiszugeben, die man vor einigen Jahren noch für sich behalten
hätte. Social Media, sogenannte soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und
viele
mehr
sind
voll
von
pikanten
Fotos,
privaten
Telefonnummern,
Statusmeldungen über den jeweiligen Aufenthaltsort, Zustandsbekundungen
und vielem mehr. Jeder kann zu jedermanns Einträgen Stellung beziehen, kann
seinen Aufenthaltsort herausfinden, intime Details über ihn sammeln und vieles
mehr. Die Präsentation der eigenen Person in der Öffentlichkeit hat in den
letzten Jahren deutlich zugenommen. Frei nach dem Motto „Mann/Frau darf
doch zeigen was man/sie hat“, geben sich die einen besonders offenherzig,
andere wiederum betont verschlossen.
Gebauer hält fest, dass durch die Präsenz des Fernsehens und durch die
verstärkte Visualisierung von Sachverhalten oder Personen der Prozess zu
vermehrter Privatheit in der Öffentlichkeit nicht aufzuhalten ist. Er spricht dem
Sport, dem Körper und der Sinnlichkeit in diesem Zusammenhang große
Bedeutung zu (Gebauer 2002, S.2).
Ebenso sind Medien Meinungsbildner und vielfach wird dies sehr bewusst
eingesetzt. Vor allem in der Werbung können geschickt platzierte und
75 Der sportliche Körper umworbene Produkte, Aktivitäten, Körperbilder, Ideale und vieles mehr beim
Leser, Seher oder Hörer einiges bewirken.
14.1 Körperbilder und Massenmedien Bereits in den späten 1960er-Jahren und frühen 1970ern wurde unter dem
Deckmantel der sexuellen Revolution eine regelrechte „Inszenierung von
Körpern“ in Film und Fernsehen vorgenommen (Posch 2009, S.11). Dies ist als
Zeichen dafür zu deuten, dass der menschliche Körper nichts ist, wovon man
sich distanzieren muss, sondern genauso Teil des Menschen ist, wie der Geist.
Sportübertragungen bringen seit jeher Unterhaltung und Stimmung in die
Wohnzimmer, Public-Viewing-Locations, Bars und anderorts. Die Annahme,
dass das Medieninteresse während einer Fußball-Weltmeisterschaftsendrunde
oder
eines
Großereignisses
Vereinsmeisterschaft
im
im
Schisport
Bowling,
ist
größer
unbestritten.
sei,
als
Jedoch
bei
einer
erlebten
Sportübertragungen auch beim weiblichen Teil der Bevölkerung einen
Aufschwung in den letzten Jahren. Aufgrund
des starken Interesses der Zuseher,
Zuhörer
und
Leser
an
sportlichen
Ereignissen ist es nicht überraschend,
dass
Sportler
für
Produkte,
Erfolgsrezepte im Bezug auf Diäten und
vieles
mehr
werben
und
somit
die
Menschen zum Kauf animieren.
Tennisstar
André
Sportschuhe
und
Agassi
die
wirbt
für
Schwimmerin
Franziska van Almsick posiert in einem
lilafarbenen
Badeanzug
Schokoriegel.
Die
für
Sportgrößen
Milka
sollen
durch ihre Attraktivität auch das Produkt für
Abbildung 15 Franziska van Almsick, http://waldeagency.com/PROMIS/
autogramme_franzi.html, Zugriff am 15.04.2011 um 14:41 Uhr
die Kunden interessant machen. Dabei steht
76 Der sportliche Körper nicht das sportliche Können der Spitzenathleten im Vordergrund, sondern ihr
Auftreten soll dem Produkt oder dem Unternehmen Erfolg bringen (Mikos 2010,
S.28).
Shusterman schreibt, dass es in unserer Kultur an der Tagesordnung steht, den
Körper in einem falschen Licht darzustellen und Illusionen zu verbreiten.
„Körperliche Vollkommenheit“ und die Instrumentalisierung des menschlichen
Körpers für Werbezwecke und für politische Meinungsbildung zeigen ein
verzerrtes Bild des Körpers und Illusionen auf. Es fällt schwer, ist
beziehungsweise nahezu unmöglich, diesen Bildern und Vorstellungen zu
entsprechen (Shusterman 1994, S.249).
Nicht nur im Fernsehen werden den Menschen Körperideale präsentiert, auch
das Radio und die Werbung benutzen attraktive menschliche Körper, um
Rezipienten dazu zu bewegen, selbst aktiv zu werden. In vielen Fällen wird eine
vollkommen unrealistische Wirklichkeit vorgetäuscht. Dazu trifft auch die
Bestandsaufnahme des US-amerikanischen Medienforschers Neil Postman zu,
der meint: „Alles was wir wissen, wissen wir von den Medien!“
Zusammenfassend lässt sich von einer Verschiebung von Ethik zu Ästhetik
sprechen (Klein 2000). Äußerlichkeiten werden immer wichtiger. Vor allem die
Inszenierung der eigenen Körperlichkeit, wenn man nicht sogar von einem
Körperkult sprechen kann, kam in Mode (Zapletal 2004, S.21).
77 Der sportliche Körper „…ein Ideal ist bekanntlich etwas, das man nie finden kann“ (Posch 2009,
S.23).
David Beckham ist ein Beispiel dafür, wie sich Trends und Körperkultur über die
Medien
verbreiten
können.
Seine
wechselnden
Frisuren, sein Stil und seine Leidenschaft für
Markenkleidung,
Kosmetik
und Schmuck machten ihn
zu einer Stilikone.
Seine
Tricks
und
sein
Können auf dem Rasen
erreichten zwar ebenfalls
Kultstatus,
Abbildung 16 Fotos Beckham http://www.google.at/images?um=1&hl=de&rl
z=1G1ACAW_DEAT413&biw=1175&bih=515&tb
m=isch&sa=1&q=beckham+frisuren&aq=f&aqi=
g3&aql=&oq=, Zugriff am 15.04.2011, 14:49 Uhr.
jedoch
entwickelte
sich
seine Erscheinung
in
den
gepaart
Medien
mit
seinem Image als „Fußballgott“ zu einer neuen
Dimension des Körperkults (Voll 2007, S.68).
Antifaltencremes, die angeblich selbst tiefe Falten verschwinden lassen,
spezielle Trainingsgeräte, die ohne Bewegung während der Büroarbeit
überschüssige Pfunde am Bauch „wegzaubern“ können sowie Slogans nach
dem Motto: „In nur drei Wochen zur Traumfigur“ gaukeln den Menschen
positive Effekte vor, die meist nicht eintreten können, da sie weder realistisch
noch wissenschaftlich belegt sind.
Sportwissenschaftler, Fitnesstrainer und am Sport Interessierte wissen, dass
man ohne die nötige Konsequenz, Disziplin und abgestimmtes Training keinen
Traumbody bekommen kann. Doch Menschen, die mit ihrem Äußeren oder
ihrem Körper unzufrieden, im Bereich Trainingswissenschaft nicht versiert sind
und vielleicht auch noch Hemmungen haben ins Fitnessstudio zu gehen,
78 Der sportliche Körper hinterfragen Produkte und Anweisungen aus den Medien meistens nicht und
wundern oder ärgern sich später nur über das ausbleibende Erfolgserlebnis.
Gerade die Etablierung der Sportart Aerobic zeigt, wie wertvoll sich die Medien
in Bezug auf die Verbreitung und Bekanntmachung der Sportart, erwiesen
haben. Die Sportart Aerobic wurde über Radio, Fernsehen und bald auch über
die Printmedien derart forciert, dass ein regelrechter Ansturm auf Anleitungen
zum Aerobic-Training beziehungsweise auf Kurse und Trainings nicht
aufzuhalten und unbewältigbar war. Als sich später auch noch Prominente aus
Film und Fernsehen, sogar Adelige sich für Aerobic aussprachen, fand der
Zuspruch keine Grenzen mehr (Spolenak 1984, S.17).
Fehler, Unzulänglichkeiten und Unvollkommenheiten des Körpers werden auf
Fotos und im Fernsehen sofort offensichtlich. Hilfsmittel wie zum Beispiel
Retusche zeichnen oft ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit (Posch 2009, S.17).
Shusterman greift das Problemfeld auf, dass in der heutigen Zeit nicht nur
versucht wird, sich als individuell ästhetisch zu bezeichnen, sondern, dass sich
ganze Wirtschaftszweige entwickelt haben, um den Menschen das Streben
nach propagierten Idealen zu erleichtern oder erst zu ermöglichen. Neben
Diätprogrammen, Kosmetikkursen Anleitungen zum Sport erlebte auch die
Schönheitschirurgie, wie vorab beschrieben, gerade bei jungen Leuten einen
enormen Aufschwung (Shusterman 1994, S.242).
Heinemann
(2006,
S.96)
ergänzt,
dass
die
Fitnessindustrie
ihre
Versprechungen auf einen wohlgeformten, vitalen Körper mit den Darstellungen
von athletischen, schlanken Körpern untermauern, um Laien davon zu
überzeugen, dass ihre Produkte oder Methoden auf jeden Fall zielführend
seien.
Dadurch
entwickelt
sich
ein
bestimmtes
Körperideal,
welches
Identifikationspotenzial bietet.
Wir dieses Level an Fitness erreicht, stellt sich Zufriedenheit ein. Entspricht
man hingegen nicht dem Schönheits- und Fitnessideal, werden sofort
Maßnahmen und Produkte empfohlen, mithilfe derer das gewünschte Vorbild
erreicht werden kann. Durch dieses Phänomen entsteht eine ganz bestimmte
79 Der sportliche Körper Konstruktion des Körpers, welche weitestgehend als nicht mehr „natürlich“
bezeichnet werden kann.
Posch
ergänzt,
dass
aufgrund
eines
durch
die
Medien
scheinbar
unerreichbaren Idealbildes des menschlichen Körpers ein „unendlicher Mangel“
entsteht, den man versucht zu kompensieren. Dies löst laut Posch ein
„unstillbares Streben nach Perfektion“ aus (Posch 2009, S.23).
Ein weiteres Konfliktpotenzial bildet die Diskrepanz zwischen dem eigenen
Selbstbild und der Fremdsicht, jenes Bild, dass von Mitmenschen oder einem
Gegenüber gezeichnet wird. Oftmals ist man mit sich selbst beziehungsweise
mit seinem Aussehen unzufrieden, wird aber von seinem Umfeld ganz anders
wahrgenommen. Ebenso spielt das Körpergefühl eine wichtige Rolle im Bezug
auf das allgemeine Wohlbefinden. Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und
eine positive Einstellung dem eigenen Körper gegenüber spiegeln meist auch
ein positives Lebensgefühl wider.
Fest steht, dass nicht alle Sportarten das Potenzial für hohe Einschaltquoten
und ausreichend Medienpräsenz haben. Die Medien konzentrieren sich
vermehrt auf Formate, welche auf hohe Nachfrage an Übertragungsrechten
hoffen lassen. Daraus ergibt sich, dass der Fokus der jeweiligen Sportart auf
die
absolute
Leistungsspitze
gerichtet
ist.
Als
Beispiel
dafür
geben
Schwier/Schauerte die deutsche Fußball-Bundesliga an. Würden mehr
Mannschaften aus der zweiten Liga mitspielen, wären die Einschaltquote
trotzdem nur bei Begegnungen zweier Topmannschaften hoch, die Spiele der
schlechteren Teams würden kaum Beachtung finden (Schwier/Schauerte 2008,
S.18).
Florschütz
schreibt
diese
Entwicklungsschritte
unserem
zunehmenden
Bedürfnis nach Spannung, Spektakel und Unterhaltung zu. Es kommt zu einer
regelrechten Inszenierung des Sports. Sport im Fernsehen ist laut oben
genanntem Autor von „Sensationalisierung und Eventisierung“ gekennzeichnet
und begleitet (Florschütz 2005, S.1).
80 Der sportliche Körper Die eigentliche sportliche Handlung steht nicht mehr im Mittelpunkt, wird sogar
verzerrt dargestellt. Mit reißerischen Kommentaren und live-Bildern soll die
Wettkampfatmosphäre direkt ins Wohnzimmer geliefert werden. Dazu gehören
neben der Berichterstattung auch Unterhaltung und Spannung, um die Zuseher
an den Bildschirmen zu fesseln und die Einschaltquoten zu steigern. Ebenso ist
die Gewinnung von Sponsoren und Werbeträgern ein nicht unbedeutender
Faktor in der Fernsehübertragung von Sportveranstaltungen (Florschütz 2005,
S.2).
Um die Beziehung zwischen Medien, der Wirtschaft und dem Sport genauer
darzustellen, hilft das Modell des „magischen Dreiecks“ nach Görner (Görner
1995, S.34). Jhally konkretisiert den Zusammenhang zwischen Sport und
Medien indem er meint, dass einerseits zahlreiche Sportveranstaltungen auf die
finanzielle Unterstützung von Sponsoren und Geldgebern angewiesen sind und
andererseits aber der Sport als „Quotenbringer“ für Fernsehsender agieren
(Jhally 1989, S.78).
Abbildung 17 Magisches Dreieck nach Görner 1995.
In diesem Modell wurde jedoch die Komponente, welche wesentlich zur
Aufrechterhaltung dieser in Wechselwirkung stehenden drei Teilbereichen
beiträgt, vergessen. Die Zuseher und Rezipienten mit ihren Vorlieben,
81 Der sportliche Körper Abneigungen, Befindlich- und Begehrlichkeiten stellen einen sehr wichtigen
Faktor in diesem Gefüge dar. Aufgrund dieses Sachverhaltes kann Görners
Modell folgendermaßen adaptiert werden.
Abbildung 18 adaptiertes Modell in Anlehnung an Görner 1995/Hagenah 2004/Beck 2006
In oben gezeigtem Modell wird ersichtlich, dass das Publikum in das Gefüge
Sport-Wirtschaft-Medien eingebunden ist.
Beziehung Sport – Publikum
Zwischen dem Sport und den Zusehern besteht eine Wechselbeziehung in der
Art, als dass der Sport dem Publikum Spektakel, Spannung, Sieger,
Glücksmomente, Live-Erlebnisse und vieles mehr bietet. Das Publikum bietet
im Gegenzug dazu Fankultur, eine mitreißende Kulisse sowie eine Bühne zur
Präsentation der sportlichen Leistungen.
82 Der sportliche Körper Beziehung Sport – Wirtschaft
Im Mittelpunkt der Wechselbeziehung Sport – Wirtschaft steht das Geld. Durch
sportliche Erfolge von Athleten wird eine Sportart populär. Menschen wollen
diese Sportart selbst auch ausüben. Meist fehlt das nötige Equipment oder das
Know-how. Genau darum kümmern sich die Partner aus der Wirtschaft.
Sportartikelhändler, Fitness- oder Personaltrainer sowie andere in der
Sportbranche tätige Personen. Meist sind Partner aus der Wirtschaft als
Sponsoren oder Geldgeber bei Sportveranstaltungen mit Medieninteresse
präsent. Der Sport profitiert von den Geldern der Sponsoren. Im Gegenzug
dazu ist den Firmen in Form von Emblemen oder Schriftzügen und Logos
Präsenz im Fernsehen sicher. Aufgrund der hohen Einschaltquoten von
Sportveranstaltungen erreichen platzierte Banner oder Schriftzüge eine breite
Masse. Ebenso wirkt sich ein Engagement eines Unternehmens im
Sportbereich meist förderlich auf das Firmenimage und Unternehmensleitbild
aus. Sport wird mit den Attributen Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, gepaart mit Fairness
und Teamgeist belegt, diese Attribute sind auch im Unternehmertum nie von
Nachteil.
Beziehung Sport – Medien
Die Medien spielen im Bereich des Sports eine wichtige Rolle. Durch sie
können Sportarten oder Sportveranstaltungen in alle Welt ausgestrahlt und
bekannt gemacht werden. Genauso können sich Sportler über Medien
präsentieren und sich dem Publikum neben ihren sportlichen Tätigkeiten von
einer anderen Seite präsentieren. Im Gegenzug dazu sichern sportliche
Großveranstaltungen
Champions-League
sowie
oder
der
Übertragungsreihen,
Ski-Weltcup
den
Fußball-Bundesliga,
Fernsehsendern
hohe
Einschaltquoten. Durch die mediale Inszenierung von Sportveranstaltungen, bei
welchen Information gepaart mit Spannung und Entertainment präsentiert wird,
sind bei Folgeveranstaltungen oder Sendereihen die Quoten meist gesichert.
Unangefochten an der Spitze des Zuschauerinteresses sind nach wie vor
Übertragungen von Fußballgroßereignissen. Verschiedenste Interessen, nicht
nur sportlicher, sondern auch wirtschaftlicher und sozialer Natur profitieren von
83 Der sportliche Körper der Präsentation des Sports im Fernsehen (Dimitriou/Sattlecker/Müller 2007,
S.29).
Um zu verdeutlichen, welch große Bedeutung die Medien für den Sport haben,
zeigen Schwier/Schauerte auf, dass sich der Spitzensport vermehrt an
medialen
Rahmenbedingungen
orientiert,
um
die
übertragene
Sportveranstaltung für den Zuseher so attraktiv und spannend wie möglich zu
gestalten. Abänderungen des sportlichen Formats können nur geringe
Veränderungen der Gesamtinszenierung bewirken, können aber auch den
ursprünglichen Charakter einer Sportart verfälschen (Schwier/Schauerte 2008,
S.21).
Neben dem Fernsehen spielen auch die Printmedien eine nicht unwesentliche
Rolle zur Darstellung und Aufbereitung des Sports für die Rezipienten. Sie
dienen nicht nur als Informationsquelle für LeserInnen, sondern sie dienen auch
als Plattform für Platzierung von Werbung oder Ähnlichem. Beispielhaft dafür
nennen Schwier/Schauerte speziell auf eine Sportart zugeschnittene Magazine
zum Beispiel für Mountainbiking oder Kite-Surfen. Neben den Berichten und
Meldungen über die Sportart selbst wird die Zeitschrift genutzt, um gezielt
passende Sportartikel zu bewerben oder Sponsorenbeiträge zu platzieren
(Schwier/Schauerte 2008, S.37).
Beziehung Publikum – Wirtschaft
Durch die Rezeption von Sport im Fernsehen können Menschen auf den
Geschmack kommen, nicht nur einem Idol nachzueifern, sondern auch für sich
selbst
etwas
Neues
auszuprobieren.
Dies
gilt
nicht
nur
für
Wettkampfübertragungen, sondern auch für Informationssendungen bezüglich
Gesundheitssport und Tipps für körperliche Betätigung im Alltag. Der Erwerb
von Fan- und Sportartikel, Mitgliedschaften für ein Fitnessstudio sowie von
Ratgeber oder Sportlerbiografien inkludieren ebenso den wirtschaftlichen
Aspekt des Sports, wie der Kauf von Eintrittskarten für Sportveranstaltungen.
Das Publikum erhält durch die Wirtschaft im Gegenzug das Gefühl, am Sport
und an den Ereignissen teilhaben zu können. Identifikation mit einer
84 Der sportliche Körper Mannschaft bietet das Tragen desselben Trikots wie seiner Vorbilder, den Stars
wird somit eine verstärkte Wirkung und Bedeutung beigemessen.
Beziehung Publikum – Medien
Die Massenmedien bieten dem Publikum nicht nur emotionsgeladene Bilder in
Print- und Onlinemedien, sondern auch in Fernseh- und Radioübertragungen
finden sich die von Spannung gekennzeichneten, mitreißenden, gleichzeitig
aber informativen und mit Fachwissen gespickten Nachrichten. Es sind die
Zuseher, welche die Einschaltquoten sichern, Zeitungsabonnements und
Sportmagazine kaufen. Darum sind Sportveranstaltungen sehr gut geeignet um
Werbebotschaften zu präsentieren und Sportler ins Licht der Öffentlichkeit zu
rücken.
Beziehung Wirtschaft – Medien
Medien sind Meinungsbildner. Durch die Medien werden Idealbilder und
Illusionen erzeugt, für die wir Menschen sehr empfänglich sind, und dazu
neigen, diesen Idealen nachzueifern beziehungsweise zu entsprechen. Die
Medien liefern den Menschen Tipps und Tricks wie sie beispielsweise zu einem
schlanken, durchtrainierten, gesunden, vitalen und erotischen Körper kommen
können. Neben Ernährungsanweisungen, Trainingstipps vom Profisportler
persönlich oder speziell für bestimmte Sportarten entwickelte atmungsaktive
Textilien oder Sportgeräte werden auch die Partner aus der Wirtschaft
präsentiert, welche in dieser Branche tätig sind. Partner aus der Wirtschaft sind
oftmals
auch
als
Sponsoren
bei
Sportveranstaltungen
mit
hohem
Medieninteresse präsent, was nicht nur auf den Sport, sondern auch auf
Interessensvertreter der Wirtschaft positiv wirkt.
85 Der sportliche Körper 14.2 „Das magische Viereck – Medien, Wirtschaft und Sport – verbunden mit dem Phänomen des „sportlichen“ Körpers Abbildung 19 Magisches Viereck, adaptiert nach Görner 1995.
Dass der menschliche Körper nicht nur im Bereich des Sports eine wichtige
Rolle spielt, ist hinlänglich bekannt. Nun soll die Beschreibung der Integration
des „sportlichen Körpers“ in das bestehende magische Dreieck (vgl. Görner
1995) erfolgen.
Zuerst kann festgestellt werden, dass der Sport eng mit dem neuen Körperbild
des „sportlichen Körpers“ verbunden ist, aber auch Wirtschaft und Medien sich
seine Wirkung und seinen Stellenwert in der Gesellschaft zunutze machen.
Zunächst muss erwähnt werden, dass die in der zuvor beschriebenen
Erweiterung des Modells nach Görner (vgl. Görner 1995) um die Komponente
„Publikum/Zuseher/Rezipienten“,
das
den
sportlichen
Körper
integriert,
keinesfalls außer Acht gelassen werden darf. Es liegt allein in der
86 Der sportliche Körper Verantwortung der Zuseher und Rezipienten, die Medien konsumieren, ob sie
erstens Sportübertragungen mitverfolgen, zweitens Werbung aufnehmen und
sich dadurch zum Kauf von Produkten, die von SportlerInnen angepriesen
werden, animieren lassen. Ob die Konsumenten im Trend in puncto „körperliche
Attraktivität“ und „Sexappeal durch Sport“ bleiben wollen und auch die
Wirtschaft auf ihre Kosten kommt, indem die Menschen Sport- und Fanartikel
oder sonstige von den Medien empfohlene Produkte zur Verschönerung des
Körpers kaufen.
Sport, lässt sich vereinfacht festhalten, ist die Grundvoraussetzung dafür, einen
„sportlichen Körper“ zu bekommen. Wer keinen Sport macht, wird keine
definierten Muskeln vorzeigen, noch eine schlanke, sportliche, durchtrainierte
Figur am Badestrand abgeben können. Unbestritten ist jedoch, dass vielen
Menschen der Weg zum schlanken Körper über sportliche Betätigung zu
mühsam ist und andere Maßnahmen ergriffen werden, um schlank zu werden
oder ihr körperliches Aussehen zu verbessern. Eine Studie aus Deutschland
beweist, dass circa 800.000 Deutsche den Weg zum Schönheitschirurgen
einschlagen,
um
ihren
Körper
zu
verschönern
(http://www.portal-der-
schoenheit.de/news/aesthetische-chirurgie-in-oesterreich.html,
Zugriff
am
19.07.2011).
Umfragen haben gezeigt, dass viele junge Menschen bereits denken, nur mit
gutem Aussehen und einem schönen Körper beruflich erfolgreich werden zu
können. Aus dieser Tatsache lässt sich schließen, dass das Aussehen und die
damit verbundene Attraktivität schon in jungen Jahren ein bedeutsames Thema
darstellt
(http://www.topwellnessoasen.de/news.php?id=d874b62f30d109763484f8ec11
a641a9&NewsID=621&newsart=mn,
Zugriff
am
26.05.2011,
10:18
Uhr,
Großegger/Moosbrugger 2004, S.11f.).
Beobachtungen und Untersuchungen haben ebenfalls ergeben, dass Sport
nicht nur einen schönen, durchtrainierten, erotischen Körper hervorbringt,
sondern im Sport auch genügend Bühne geboten wird, um die Attraktivität des
Körpers zur Schau stellen und in Szene setzen zu können. Jugendliche sehen
87 Der sportliche Körper laut einer Studie aus dem Jahr 2004 1 Sportarten, welche von Körpereinsatz
oder direkter Arbeit am eigenen Körper geprägt sind, als weitaus sportlicher an
als andere sportliche Betätigungen. Fitnesssport, Skate- und Snowboarden
sowie Schifahren liegen dabei im Spitzenfeld der „sportlichsten Sportarten“. Für
Jugendliche spielen neben dem sportlichen Faktor verschiedenster sportlicher
Betätigungen auch das Erscheinungsbild und der „Coolness-Faktor“ des Sports
eine nicht unwesentliche Rolle. Beachvolleyball lebt vom Lifestyle-Faktor und
kommt vor allem bei jungen Menschen gerade deswegen sehr gut an. Ebenso
zeigte sich auch, dass Jugendliche durch Körpereinsatz im Sport und durch
inszenierte
Körperbilder
vermehrt
zum
Mitmachen
animiert
werden.
Beachvolleyball und Fitnesssport sind dabei besonders beliebt. Fest steht
jedoch, dass Frauensport erst durch neu erarbeitete Konzepte wie BodyShaping oder Body-Styling zum leichten Kraftsport und Fitnesssport begeistert
werden konnten, da herkömmliche Sportarten immer noch von Männern
bevorzugt ausgeübt werden. Bei Frauen wird neben dem Erreichen eines
schönen Körpers auch das Wohlbefinden durch Sportausübung in den
Vordergrund
gestellt
und
häufig
als
Motiv
angegeben
(vgl.
Großegger/Moosbrugger 2004, S.11f.).
Verbindung: Sport – Medien – sportlicher Körper
Sportübertragungen in den Medien bilden den Zusammenhang zwischen Sport
und Medien. Da der Sport ohne den menschlichen Körper nicht bestehen kann
und der Sport Bühne zur Darstellung desselbigen ist, kann zwischen dem
sportlichen Körper und den Medien ebenfalls eine Beziehung kenntlich gemacht
werden. Die Medien präsentieren den menschlichen Körper und geben durch
dessen Präsenz in Werbung oder Sportübertragungen einen Trend vor. Der
sportliche
Körper
gibt,
wie
zuvor
am
Beispiel
von
Fußballstar
und
Unterwäschemodel Cristiano Ronaldo beschrieben, Anlass dazu, einen solchen
zu bekommen. Die Methoden, um dieses Ziel zu erreichen, differieren je nach
Engagement und Investition in das Projekt „schöner, sexy, sportlicher,
muskulöser und gesunder Körper“.
1
Vgl. Großegger/Moosbrugger 2004, S.11f.
88 Der sportliche Körper Auch die Wirtschaft nutzt den Trend vom Idealbild „sportlicher Körper“, um
daraus Profit zu schlagen.
Verbindung: Sport – Wirtschaft – sportlicher Körper – Medien –
Rezipienten
Das zuvor angeführte Modell zeigt deutlich, dass alle vier oben genannten
Komponenten inklusive Zuseher und Rezipienten in Verbindung stehen. Die
einzelnen Aspekte können ohne die jeweils anderen nicht erfolgreich zustande
kommen, erfolgreich sein oder sich weiterentwickeln.
Einerseits wird davon ausgegangen, dass Sportberichterstattungen in den
Medien für die Zuseher Bilder des sportlichen Körpers zeigen und
Markenprodukte durch Menschen mit sportlichen Körpern präsentiert werden,
davon kann die WIRTSCHAFT enorm profitieren, andererseits können zum
Beispiel Produkte, welche in der Wirtschaft produziert und verkauft werden,
von Zusehern, die Werbungen im Fernsehen sehen, gekauft werden. Durch
gute Qualität werden die Produkte auch Spitzensportlern (sportlicher Körper)
zusagen. Diese werden sie bei Sportveranstaltungen tragen und präsentieren
sie somit den Medien. So wiederum werden die Einschaltquoten für die
MEDIEN gesichert und Menschen dazu animiert, mehr zu kaufen.
14.3 Erotik im Sport Ein eng in Verbindung stehendes Thema mit den oben Genanntem ist eine
gewisse Form der Erotisierung des Sports, die unmittelbar mit Schaulust und
Körperinszenierung zusammenhängt. In den Medien soll den Rezipienten etwas
geboten werden. Um Sportübertragungen interessanter zu gestalten, werden
nicht nur Lebensgeschichten, Skandale und Glanzleistungen von Athleten breit
getreten, sondern der Fokus richtet sich immer mehr auf die Körperlichkeit und
das Auftreten der Sportler. Florschütz schreibt dazu, dass der Fernsehsender
„DSF“
Sportübertragungen
zunehmend
gepaart
mit
Erotifizierung
des
Profisports für die Rezipienten aufbereitet (Florschütz 2005, S.3).
89 Der sportliche Körper Laut Mikos bezieht sich dies nicht nur
auf Sexfilme und das direkte Zeigen
von nackten Körpern, sondern auch in
anderen Filmgenres sowie sogar in
Nachrichtensendungen.
Zuschauer
halten es für unterhaltsamer wenn die
Nachrichten
abgelesen
nicht
nur
werden,
monoton
sondern
mit
ausdrucksstarken Bildern gepaart, die
Rezipienten
erreichen.
Neben
zahlreichen Werbespots sind es die
Abbildung 20 Anni Friesinger (dt. Eisschnellläuferin) http://gleeboo.de/bilder_anni_frie
singer, Zugriff am 15.04.2011, 15:05 Uhr.
Sportübertragungen, die den Körper von
Sporthelden
Begierden
und
der
zum
„Objekt
medialer
Erotisierung“
machen.
Grundsätzlich sollten Sportreporter seriös über ein Sportereignis berichten. Die
Aufgabe der Kameraleute ist es,
das dazu passende Bildmaterial
zu liefern, um eine stimmige
Sportübertragung
zu
gewährleisten. Hin und wieder
gerät
dies
scheinbar
Vergessenheit.
Höschen
in
Hervorblitzende
unter
wallenden
Tennisröckchen von Athletinnen
werden in Zeitlupe präsentiert,
herangezoomt und noch durch
eine
Markierung
Abbildung 21 Franziska van Almsick, http://franziska_van_almsick.bilderr.com/franzisk
a_van_almsick_.html, Zugriff am 15.04.2011, 15:26.
zusätzlich
gekennzeichnet, damit der Zuseher den „Skandal“ nicht übersehen kann.
Begleitet von peinlich berührten, verklemmten und teils belustigenden
Kommentaren wird vom eigentlichen Sportgeschehen, dem harten Kämpfen um
Spitzenleistungen, komplett abgelenkt und nur der Körper beziehungsweise
seine Aufmachung und Erscheinung ins Visier genommen.
90 Der sportliche Körper Neben ihren sportlichen Tätigkeiten entblättern sich weibliche Sportstars gerne
auch für Hochglanzmagazine und zeigen sich dort in erotischen Posen. Dies
hat zur Folge, dass Körperideale kreiert werden, denen von der Gesellschaft
nachgeeifert wird (Florschütz 2005, S.3).
Dazu ist auch noch zu bemerken, dass vielmals nicht die sportliche Leistung
der AthletInnen im Vordergrund steht und maßgeblich für ihre Berühmtheit ist,
sondern vielmehr durch ihre Präsenz in den Massenmedien bewirkt hat, dass
sie zu Objekten der Begierde geworden sind und so erst Bewunderung von
Fans erfahren haben und durch die erotische Darstellung ihres Körpers
interessant für Medienvertreter wurden. Natürlich liegt dies auch an der
Mentalität der heutigen Zeit. Niemand will über die Medien Unzulänglichkeiten
oder Fehlerhaftigkeiten präsentiert bekommen, denn meist wissen Zuseher
oder Leser ganz genau, dass sie selbst von diesen betroffen sind. Alles, was
schön ist, wird begehrt. Makellose, durchtrainierte, gesunde Körper, im
Allgemeinen glückliche Menschen, finden in jeder Fernseh- oder Plakatwerbung
oder in jeder Fernsehsendung Platz. Mit übergewichtigen oder unglücklichen,
traurigen Menschen will niemand konfrontiert werden. Berührungsängste sind
da, die erst ab einem gewissen Grad an Grausamkeit oder Leid außer Kraft
gesetzt
werden.
Schlimme
Schicksale
berühren
und
lösen
neben
Sensationsgier auch Schamgefühl und Mitleid aus. Auch negative Ereignisse
werden dazu herangezogen, bei Menschen Emotionen zu erzeugen.
Dadurch, dass der Sport an sich schon eine erotisierende Wirkung haben mag,
kommt
eine
Verstärkung
durch
die
technischen
Möglichkeiten,
wie
Kameraführung, Zoom und vieles mehr, noch hinzu. Der Zuseher genießt das
Privileg, hautnah am Geschehen dabei sein zu können (Mikos 2010, S.27).
Immer mehr tritt in Erscheinung, dass Sportstars nicht aufgrund ihrer
Leistungen hochgejubelt, zu Bestverdienern oder Werbestars werden, sondern
durch die Medieninszenierung ihrer Person im Gedächtnis der Zuseher vor den
Bildschirmen oder in den Stadien haften bleiben. Posch meint dazu, dass die
Zur-schau-stellung des menschlichen Körpers behaftet von Schönheit und
Sexyness keinen Widerspruch zu sportlicher Professionalität darstellt, sondern,
91 Der sportliche Körper dass diese beiden Bereiche heutzutage nur mehr schwierig trennbar sind. Vor
allem weibliche Sportlerinnen waren für sexy Inszenierungen prädestiniert, doch
seit einiger Zeit werden auch Männer zu „Sport-Pin-Ups“ (Posch 2009, S. 128).
„Sportliche Aktivitäten stellen eine Inszenierung körperlicher Qualitäten dar“,
meint der Literaturwissenschaftler Manfred Schneider (vgl. Schneider 1993,
zitiert nach Mikos 2010, S.27). Das gilt aber nicht nur für die Darstellung nackter
Haut. Auch wenn ein hautenger Skirennanzug oder aber eine Schutzbekleidung
des traditionellen American Footballsports den Körper bedeckt, erzeugt dies
seiner Meinung nach erotische Spannung (Mikos 2010, S.27).
In der Werbung setzt sich dieses Phänomen fort. Besondere Verstärkung
erfahren diese Phänomene, wenn Produkte im Vordergrund stehen, welche
erotisierende Wirkung haben sollen wie zum Beispiel Düfte (Mikos 2010, S.28).
Meist werden erfolgreiche Sportler von großen, nicht minder erfolgreichen
Unternehmen gefördert und unterstützt und verdienen den Großteil ihres
Vermögens mit Werbe- und Sponsoringeinnahmen. Da Reichtum bekanntlich
anziehend wirkt, kommt dieser zur Ästhetisierung des Körpers dazu und lässt
den Sportler im Licht von Reichtum und Schönheit erstrahlen. Diese Paarung ist
nicht von ewiger Dauer, da mithilfe von gentechnischen Methoden zwar schon
vieles ermöglicht wird, der Alterungsprozess aber trotzdem noch nicht
aufgehalten werden kann. (ebd. S.28)
Neben erotischen Körperdarstellungen bedienen sich die Medien auch der
vermehrten Darstellung von Emotionen. Erschöpfung, Frust, überschäumende
Freude sind nur einige der beliebtesten Motive der Kameraleute. Egal, ob der
Sportler gerade vollkommen erschöpft darniederliegt oder vor Freude jubelt,
wird der keuchende Atem der Spitzenathleten nach einem harten Rennen oder
Kampf genauso thematisiert wie die Freudentränen der Sieger. Wortspenden
sind dabei auch erwünscht, um dem Zuseher ein möglichst nahes,
emotionsgeladenes Bild ins Wohnzimmer liefern zu können. Auf die Athleten
wird dabei meist keine Rücksicht genommen.
92 Der sportliche Körper 15 „Körpermanagement“ „Wie man aussieht hat Einfluss darauf wie man sich fühlt und wie man sich
fühlt, hat Einfluss darauf wie man aussieht“ (Shusterman 1994, S.247).
Dadurch, dass in westlichen Gesellschaften die Grundbedürfnisse mehr als
ausreichend gedeckt sind und sich das Gros der Menschen nicht in existenziell
bedrohlichen
Lebenssituationen
befindet,
kann
dem
Körperbewusstsein
vermehrt Beachtung geschenkt und vor allem Zeit und Geld in dieses investiert
werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die immer noch distanzierte Haltung
moderner Gesellschaften dem Körper gegenüber durch Training oder
Körperarbeit überlaufen wird (Bette 2005, S.47).
„Der moderne Mensch IST nicht, er MACHT etwas aus sich, auch körperlich!“
(Posch 2009, S.130).
Dieses Zitat spiegelt wohl am besten unseren Stellenwert beziehungsweise den
des Körpers in unserer Gesellschaft wider. Sich mit etwas zufriedenzugeben, ist
nicht mehr genug. Ziel ist es, das Beste aus sich herauszuholen. Das gilt neben
dem Sport auch in anderen Lebensbereichen wie Beruf oder Familie. Der
Wunsch nach immer mehr, nach etwas Schönerem oder besserem zu streben,
macht auch vor dem Körper nicht halt. Gestählte Muskeln haben weibliche
Kurven abgelöst. Zahlreiche Prominente Damen, vor allem aus Hollywood, zum
Beisiel Madonna leben den Fitness-Wahn.
Wie zuvor bereits erwähnt, bietet uns die fortgeschrittene technische
Entwicklung
die
Möglichkeit,
unseren
Körper
beziehungsweise
unsere
Körperfunktionen zu steuern. Sport wird nicht mehr nur um seiner selbst willen
betrieben, sondern meist erwartet man sich einen bestimmten Effekt. Mit
Pulsuhr, Radcomputer und ähnlichem Equipment bewaffnet, machen wir uns
auf, um unseren Körper zu fordern. Die technischen „Trainer“ geben uns
Feedback, ob wir im richtigen Bereich trainieren. Dabei vergisst man aber oft
auf den eigenen Körper zu „hören“ und auf seine Signale zu achten.
Funktionskleidung
mit
spezieller
atmungsaktiver
Membran
wird
von
93 Der sportliche Körper Sportartikelhändlern angepriesen. Sie sollen den Körper optimal bei seinem
Austausch mit der Umwelt unterstützen und dem Sportler ein frisches, smartes
Gefühl während und auch nach der Anstrengung geben. Trendige Farben, ein
figurbetonter Schnitt spiegeln das von den Medien propagierte Ideal des
durchtrainierten, schlanken, schönen, muskulösen Körper wider. Spätestens
seit der Erfindung von Körpergewichtswaagen zeichnen auch diese ein relativ
genaues Bild des Körpers und dessen Konstitution und geben indirekt
Anweisungen oder üben Kritik an der eigenen Erscheinung.
Es ist wichtig, über die Möglichkeiten und Formen, der Körper kontrolliert
werden kann, Bescheid zu wissen. Die Nützlichkeit des menschlichen Körpers
wird dabei den menschlichen Möglichkeiten vorgezogen. Der Körper des
Athleten ist sein Kapital und muss effizient und produktiv funktionieren. Da es
(noch) nicht zur Gänze möglich ist, den Körper zu kontrollieren – er ist keine
Maschine – stellt er vor allem im Sport einen gewissen Risikofaktor dar. Mit
technologischen
und
wissenschaftlichen
Mitteln
wird
versucht,
diesen
weitestgehend einzudämmen oder gar auszuschalten, um einerseits die
Leistung zu verbessern und den Wert des eigenen Körperkapitals immer mehr
zu steigern (Pronger 2002 zitiert nach Heinemann 2006, S.93). Meist kommt
dazu, dass von Seiten des Trainers enormer Druck auf die Athleten ausgeübt
wird, einerseits, um seine Existenz zu sichern und andererseits, um den Körper
des Sportlers für die gestellten Anforderungen der jeweiligen sportlichen
Bewegungsaufgabe gerüstet zu wissen (Kidd/Donelly 2000 zitiert nach
Heinemann 2006, S.93).
Einen Vorteil bringt diese Instrumentalisierung laut Heinemann mit sich, nämlich
dass man durch entsprechendes Operationalisieren von körperlicher Leistung
durch Kennwerte wie Laktat, Gasaustausch, Lungenvolumen, Herzleistung und
vieles mehr in der Lage ist, den eigenen Körper besser kennenzulernen und
gepaart mit Wissen bezüglich dieser Werte ein besserer Umgang mit dem
Körper gewährleistet werden kann (Heinemann 2006, S.94).
Posch meint dazu, dass bereits im Jahr 1925 Gesundheitstabellen vertrieben
wurden, die die für angemessen gehaltenen Körpermaße aufzeigten. Zu
94 Der sportliche Körper unterstreichen ist, dass sich diese Richtlinien schon damals nicht am
Durchschnittsgewicht
der
Bevölkerung
orientierten,
sondern
an
einem
berechneten Idealgewicht. „Das früher zulässige Gewicht wird inakzeptabel und
offensichtliche Verfehlungen müssen verdeckt werden“, so die gängige
Vorgehensweise bis heute (Posch 2009, S.10).
Gerade in einer Zeit, in welcher schlanke, durchtrainierte Körper allerorts
propagiert und zum Schönheitsideal erklärt werden, spielt der Begriff der
Fitness eine wichtige Rolle. Selbst Laien sind durch die Flut an Informationen
bezüglich Gesundheit und Wohlbefinden durch Sport, den zahlreichen
Fernsehformaten und Besser-Leben-News mittlerweile bekannt, dass ein
durchtrainierter Body nur durch sportliche Betätigung erreicht werden kann.
Posch meint präzise, dass „…die moderne Körperlichkeit eine Hinwendung zur
körperlichen Betätigung“ unbedingt bedeutet (Posch 2009, S.125).
Der Hochleistungssport stellt eine sehr spezielle und extreme Form des
Körpermanagements dar. Bette schreibt, dass Spitzensportler enorm hohe
Ansprüche
an
ihren
Körper
stellen
und
selbst
für
kleinste
Leistungsverbesserungen einen hohen Aufwand in Kauf nehmen. Sport wird
dadurch immer risikoreicher und mehr von negativen Konsequenzen geprägt,
als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Die Einstellung schneller, höher,
stärker, ganz einfach besser zu sein als alle anderen, verlangt dem
menschlichen Körper sehr viel ab (Bette 2005, S165/166).
Gerade in der heutigen Zeit investieren Menschen immer mehr Geld in
Schönheitsoperationen oder chirurgische Eingriffe, um Unzulänglichkeiten oder
vermeintliche
Fehlerhaftigkeiten
am
eigenen
Körper
ausbessern
oder
verschönern zu lassen. Ein Beispiel dafür ist die Wahl zur „Miss Plastic“ in
Ungarn - ein Schönheitswettbewerb, bei dem nur operierte Damen teilnehmen
dürfen (vgl. Der Standard, 12.10.2009).
95 Der sportliche Körper Eine Studie zeigt, dass in Österreich vermehrt auch Männer bereit sind, für eine
Verschönerung den Beauty-Doktor aufzusuchen. Mehr als 40.000 Österreicher
lassen
sich
jährlich
operieren.
(http://www.portal-der-
schoenheit.de/news/aesthetische-chirurgie-in-oesterreich.html,
Zugriff
am
19.07.2011, 14:33 Uhr).
Ein Grund dafür ist meist, dass diese Personen versuchen, den
unvermeidlichen Alterungsprozess aufzuhalten oder zumindest zu
verlangsamen. Befragungen 2 haben ergeben, dass sich Menschen zwischen 50
und 59 Jahren im Durchschnitt um sechs Jahre und zwei Monate jünger fühlen,
als sie tatsächlich sind. 70-Jährige geben ihr gefühltes Alter mit sogar 13
Jahren unter ihrem eigentlichen biologischen Alter an (Posch 2009, S.116). Da
Verfallserscheinungen zuerst am Körper sichtbar werden, wird heutzutage
vermehrt versucht, diese Erscheinungen zu verhindern oder Korrekturen daran
vorzunehmen, welche dem Körper wieder ein jüngeres, dynamischeres, fitteres
und auch gesünderes Aussehen verleihen sollen. Heute ist ein fortschreitender
Trend zur Jugendlichkeit zu erkennen, an dem die Medien nicht unbeteiligt sind.
Im Jahr 2004 wurde eine Studie 3 durchgeführt, die Trendanalysen unter
Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Thema „körperliche Attraktivität“
zum Inhalt hatte. Bezeichnend ist, dass mehr als 70 Prozent der befragten
Personen angaben, dass das Aussehen in Zukunft im Vergleich zum Charakter
Priorität haben wird. David Beckham mutierte zum Vorbild vieler junger Männer.
Nicht allein wegen den Leistungen des Briten auf dem Rasen - er ist einer der
erfolgreichsten Mittelfeldspieler der Gegenwart - sondern vor allem seine
ständig wechselnden Frisuren, seine Markenaffinität, Kleidung, Schmuck und
Stil betreffend, machen ihn zu einer Ikone und zum Vorbild für viele junge
2
Die Befragungen gehen auf eine Studie der University of Michigan in Kooperation mit dem
Max-Planck-Institut Berlin zurück. Befragt wurden rund 500 70-Jährige zur Einschätzung ihres
persönlich gefühlten Alters. Das Meinungsforschungsinstitut Emnid untersuchte Personen ab
30.
3
Untersuchungsmethoden waren Beobachtungen von für Jugendkultur relevanten Medien, wie
zum Beispiel blond magazine, Neon, de:bug und viele mehr sowie Experteninterviews. Befragt
wurden deutsche Personen zwischen zwölf und 18 Jahren.
96 Der sportliche Körper Menschen. Das Leben ist gekennzeichnet von Möglichkeiten zur Verbesserung
der körperlichen Attraktivität. Die Palette reicht von Kosmetika über
Sportangebote bis zu Schönheitsoperationen. Ebenso ist es üblich, die
errungene Attraktivität, den gestählten, fitten, schlanken, erotischen Körper, zu
präsentieren und in Szene zu setzen.
Durch Arbeit am Körper wird eine Verschönerung und Verbesserung des
Aussehens
erhofft.
In
unserer
Gesellschaft
werden
Sportlichkeit
und
Gesundheit mit Leistungsfähigkeit gleichgesetzt. Dies bedeutet also, dass
sportliche
Menschen
in
unserem
Bewusstsein
auch
leistungsfähigere
Menschen sind und scheinbar daher vor allem im Berufsleben höheren
Ansprüchen als weniger sportliche oder kranke Personen genügen (Berneder
1992, S.66).
97 Der sportliche Körper 16 Sporttreiben und Fitness in Österreich – eine Bestandsaufnahme Dieses Kapitel soll einen Überblick über die Wertigkeit des Sports im
Freizeitverhalten der Österreicher geben. Ebenfalls wird dabei der Stellenwert
des Körpers als Motiv zum Sporteln herausgearbeitet.
Eingangs muss festgestellt werden, dass durch die enorme Vielfalt an
Freizeitaktivitäten, die sich in den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelt hat,
die sportliche Betätigung enormer Konkurrenz ausgesetzt wurde. Die
Entwicklung
neuerer
Medien
wie
Internet
oder
die
Kreation
von
Computerspielen und Spielekonsolen fesseln vor allem Jugendliche und junge
Erwachsene immer mehr. Aktivitäten wie Faulenzen, SMS Versenden, Musik
Hören und vieles mehr haben enorm an Bedeutung gewonnen. Es kann also
eine Prioritätendiskrepanz zwischen 1970 und 2005 festgestellt werden
(Wendl/Dimitriou 2007, S.4).
Erste Anzeichen einer aufkeimenden sportlichen Aktivität in Österreich konnten
im Jahr 1746 bemerkt werden. Sportunterricht hatte in der Theresianischen
Militärakademie in Wien einen nicht unwesentlichen Stellenwert. Anfang des 19.
Jahrhunderts war es Friedrich Ludwig Jahn, der die Turnbewegung gründete
und bald darauf auch sportliche Wettkämpfe ausrichtete. Mitte des 19.
Jahrhunderts erschienen die verschiedensten Sportsparten auf der Bildfläche,
von Schwimmen, Leichtathletik, Rudern, Kraftsport, über Eislaufen und Rad
fahren, die ihrerseits vereinsähnliche Strukturen aufwiesen. Schon bald zeigten
Sportler aus Österreich, dass mit ihnen auch international zu rechnen ist.
Bereits bei den Olympischen Spielen 1896 konnten im Radsport und beim
Schwimmen zwei Goldmedaillen erobert werden. Ende des 19. Jahrhunderts
erschien erstmals der Name ASKÖ 4 in den Sportgeschichtsbüchern. Jener
Verein war es auch, der den Sport für die breite Masse zugänglich machte.
Einen erneuten Aufschwung der Wertigkeit von sportlicher Betätigung in
4
ASKÖ = Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur.
98 Der sportliche Körper Österreich ging mit der Einführung des 8-Stunden-Arbeitstages, Anfang des 20.
Jahrhunderts, einher. Mit der Gründung der Bundessportorganisation im Jahr
1969 wurde der Sport in Österreich auf noch breiterer Ebene aufgestellt, in der
eben
genannte
Organisation
bis
heute
als
Koordinator
agiert
(Bundespressedienst 1993, S.15).
Im Jahr 1993 haben Umfragen ergeben, dass über 37 Prozent aller
Österreicher in irgendeiner Form Sport betreiben. Zu diesem Zeitpunkt haben
sich bereits etwa 70 Sportarten etabliert, in denen auch Wettkämpfe
ausgetragen wurden. Dass Österreich ein sportbegeistertes Land ist, zeigt wohl
auch die Tatsache, dass 1993 im europäischen Ländervergleich, Österreich,
gemessen an der Einwohnerzahl, die meisten Tennisplätze verzeichnen konnte.
Vereine investierten damals vermehrt in den Bau von neuen, größeren
Sportanlagen, um ein noch umfassenderes Freizeitprogramm bieten zu können
(Bundespressedienst 1993, S.26).
Mit dem vermehrten sportlichen Interesse keimten auch neue Industriezweige
auf. Für die jeweilige Sportart wurden Ausrüstung, Bekleidung und andere
Utensilien erzeugt. Alleine die Fahrradindustrie verzeichnete ein stetiges
Wachstum. Im Jahr 1991 sind 700.000 Österreicher im Besitz eines Fahrrades,
die Tendenz ist steigend. Seit den 70er-Jahren des vorangegangenen
Jahrhunderts erfreut sich auch der Tennissport wachsender Beliebtheit.
Besonders durch die Erfolge des österreichischen Tennisspielers stieg die
Beliebtheit immer weiter an und die Industrie profitierte von diesem
Aufwärtstrend. In dieser Zeit fasste der Sport Fuß in Werbung und Medien
(Bundespressedienst 1993, S.31).
Im
Juli
1989
wurde
im
Auftrag
des
„Integral
Markt-
und
Meinungsforschungsinstituts“ eine Umfrage 5 zum Thema „Sport“ durchgeführt.
Ergebnis der Befragung war, dass nur 17 Prozent aller Befragten keiner
sportlichen
Betätigung
nachgehen.
Als
bevorzugte
Sportarten
wurden
Schwimmen, Radfahren und Schifahren genannt. Ebenso wurde das Interesse
der
Österreicher
an
Sportsendungen
und
Sportberichterstattungen
im
5
Umfrage: Stichprobe 596 Personen ab 14 Jahren.
99 Der sportliche Körper Fernsehen abgefragt. 83 Prozent der Befragten gaben an, diese zumindest hin
und wieder zu verfolgen. Im gleichen Jahr wurde eine Studie zum Thema „Sport
und Freizeit“ von Bässler in Auftrag gegeben, welche ergab, dass das Interesse
an Sport, nach Arbeit und Politik den dritten Rang in der Wertigkeit belegt.
Jedoch ist das Gros der Österreicher nicht am Erreichen von sportlichen
Höchstleistungen interessiert, sondern der soziale Faktor, das Treffen von
Freunden beim Sport und der Fitnessgedanke sind vorrangig als Motive für das
Sporttreiben angesehen worden. Drei Jahre später wurde eine Umfrage vom
Fessl-Meinungsforschungsinstitut zur Häufigkeit der sportlichen Betätigung in
Auftrag gegeben, die ergab, dass deutlich mehr Menschen als noch drei Jahre
zuvor sich mindestens einmal pro Woche sportlich betätigen. Ebenso sind
Divergenzen zwischen den Gebieten Österreichs zu erkennen. Während der
Westen sich durchaus sehr sportinteressiert zeigt, sind im Osten die inaktivsten
Österreicher zu Hause. Ferner lässt sich aufgrund der Ergebnisse feststellen,
dass auch Sportveranstaltungen in Österreich sehr häufig in den Medien
verfolgt werden. Spitzenreiter sind dabei Schirennen, die von mehr als 65
Prozent
der
Österreicher
über
das
Fernsehen
miterlebt
werden
(Bundespressedienst 1993, S.42f.)
Neben dem Schisport hat der Fußballsport einen hohen Stellenwert für die
Österreicher. Über 600.000 Österreicher sind ehrenamtlich, als Aktive oder
Trainer, im Bereich des Fußballsports tätig (Bundespressedienst 1993, S.51).
16.1 Sportverhalten der Österreicher in den 1970er Jahren Größing führte im Jahr 1970 eine Studie unter Jugendlichen durch, welche
bezogen auf ihr Freizeitverhalten Präferenzen eruieren sollte. Ergebnis der
Umfrage war, dass der Sport bei jungen Menschen eine sehr wichtige Rolle
einnimmt. Lesen, Handarbeiten und die Nutzung von damals zugänglichen
Medien dienen im Vergleich zum Sport nur selten als Freizeitbeschäftigung
(Größing 1970, S.23).
100 Der sportliche Körper Im Rahmen der Untersuchung 6 „Sportliches Freizeitverhalten der Österreicher“
wurden im Jahr 1979 folgende Ergebnisse veröffentlicht: Die IFES-Umfrage zu
Freizeitaktivitäten der Österreicher hat ergeben, dass 36 Prozent aller 16- bis
70-jährigen Österreicher gar keiner sportlichen Betätigung nachgehen. Nach
einer Analyse wurde schlussgefolgert, dass vor allem ältere Menschen glauben,
die Anstrengungen des Sports nicht ertragen zu können. Ebenso hat sich
gezeigt, dass vor allem die Österreicherinnen im Vergleich zu Österreichern mit
zunehmendem Alter noch weniger Sport betreiben. Ein weiteres Ergebnis der
Forschung
war,
dass
die
soziale
Schicht
ausschlaggebend
für
das
Sportengagement ist. Bei der Erhebung wurden das Einkommen und die zur
Verfügung stehende Freizeit herangezogen. Menschen mit der geringsten
Freizeit, nämlich Landwirte, betreiben am wenigsten Sport, hingegen sind
Selbstständige und leitende Angestellte sportlich am aktivsten. Unter den
Angaben, warum kein Sport betrieben wird, wurde am häufigsten Zeitmangel
genannt. Der Mangel an Möglichkeiten, um Sport zu betreiben, sowie hindernde
körperliche Verfassung um Sport zu machen, wurden nur in unbedeutendem
Ausmaß angegeben, vor allem von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren. Dieser
Punkt ist dahin gehend zu unterstreichen, da er als Einziger den menschlichen
Körper thematisiert. Es lässt sich ableiten, dass Ende der 1970er-Jahre das
Aussehen und die Körperpräsentation noch keine so exponierte Rolle wie heute
eingenommen haben. Die Motive, warum die Österreicher Sport betreiben,
zeigen ein ähnliches Bild. 45 Prozent geben an, dass gesundheitliche Gründe
sie zum Sporttreiben bewogen haben. 35 Prozent betreiben Sport, weil es Spaß
macht, für weniger als zehn Prozent ist die eigene Leistung Motivation genug,
um sich zu bewegen und mit zwei Prozent vernachlässigbar zeigt sich die
Motivation, um beim Sport Sozialkontakte zu pflegen. Hier wird wiederum
deutlich, dass der Körper zwar indirekt, beim Sport aus gesundheitlichen
Gründen thematisiert wird, jedoch nur in dem Maß, als dass ein gesunder
Körper neben einem gesunden Geist einen gesunden Menschen ausmacht.
Sport wird Ende der 1970er-Jahre nicht betrieben, um den Körper zu
6
Als Grundlage dienen die Ergebnisse der IFES-Umfrage aus dem Jahr 1974.
101 Der sportliche Körper präsentieren oder seinen Six-Pack zur Schau zu stellen, sondern um gesund zu
bleiben oder gesund zu werden.
Zusätzlich wurden die bevorzugt ausgeübten Sportarten der ÖsterreicherInnen
erhoben. Schwimmen ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen sehr beliebt.
Erst auf dem zweiten Platz geben Männer an, gerne Schi zu fahren, Frauen
hingegen bevorzugen den Radsport. Reine Männersportarten waren zum
damaligen Zeitpunkt Eishockey, Ringen und Boxen. Die Damen sind im
Gegensatz zu den Herren weitaus begeisterungsfähiger für Gymnastik und
Turnen.
Bei der IFES-Untersuchung von 1974 erfolgte eine geografische Aufteilung in
drei Gebiete Österreichs, nämlich Graz, Wien und Innsbruck, außerdem eine
Erhebung, welche Gesamtösterreich betraf. Während in Graz und Wien
Schwimmen die beliebteste und am häufigsten ausgeübte Sportart ist, nimmt
der alpine Schisport entgegen der Erwartung bei den Tiroler Befragten keinen
Spitzenplatz in der Beliebtheitsskala ein. Dominierend ist bei den Männern
Fußball,
bei
den
Damen
Gymnastik,
Reiten
und
Turnen
(vgl. Bonelli 1979/Bonelli & Richter 1979).
Aufgrund des vermehrten Interesses an sportlicher Betätigung, dessen sich
auch Bässler bewusst war, können Ursachen für diesen Trend gefunden
werden, die maßgeblich an der Verbreitung des Sports in anderen
Gesellschaftsbereichen beteiligt waren (Bässler 1987, S.230).
16.2 Vergleich Amerikaner und Österreicher zum Thema „Gesundheitsbewusstsein“ aus dem Jahr 1991 Im Jahr 1991 wurde eine Umfrage 7 mittels Fragebögen durchgeführt, die das
Gesundheitsbewusstsein von Amerikanern und Österreichern thematisierten.
7
Umfrage: 120 amerikanische Fitnessstudiobesucher aus sieben verschiedenen Fitnessclubs
und 124 österreichische Fitnessstudiomitglieder aus sechs verschiedenen Studios,
Befragungszeit: Juli-Oktober 1991, Bewertungsskala von 1-10, wobei 10 volle Zustimmung
bedeutet.
102 Der sportliche Körper Eine Aussage dieser Untersuchung bezieht sich auf den Faktor „Körper“ im
Sport. Der Formulierung „Ich betreibe Sport, um meinen Körper und seine
Leistungsfähigkeit besser kennenzulernen“ stimmen die Österreicher zu 70
Prozent mit mehr als sieben Punkten zu und ist somit in der Rangliste noch vor
dem Gesundheitsmotiv. In den USA hingegen stößt diese Aussage nur auf
wenig Zustimmung.
Für die Hälfte der befragten Amerikaner ist die Bereitschaft, Sport in erster Linie
aus gesundheitlichen Gründen zu betreiben, eine Option, wohingegen die
Österreicher
für
dieses
Motiv
durchschnittlich
sieben
Punkte
in
der
Körper
zu
Prioritätenskala vergeben.
Die
Aussage
„Ich
betreibe
Sport,
um
einen
schönen
bekommen/erhalten“ beantworteten sowohl Amerikaner als auch Österreicher
mit einer Angabe von sechs und knapp über sechs Punkten. Damit nimmt das
Motiv eines durchtrainierten, sportlichen, fitten, erotischen Körpers den zweiten
Platz nach dem Gesundheitsaspekt ein. Geschlechtsspezifisch können
bezüglich der Wertigkeit der körperlichen Attraktivität als Motivation zum
Sporttreiben ebenfalls Unterschiede festgestellt werden. In den USA sind es die
Damen, die mit knapp über sechs Punkten deutlich mehr dazu neigen, der
körperlichen Attraktivität wegen sportlicher Betätigung nachzugehen. In
Österreich hingegen legen die Männer mehr Wert auf einen durchtrainierten,
fitten Körper und bewerten diese Aussage mit knapp sieben Punkten von zehn.
Im Bezug auf altersspezifische Unterschiede kann festgestellt werden, dass mit
zunehmendem Alter das Gesundheitsmotiv zur Sportausübung an Bedeutung
gewinnt.
Das Motiv sportlicher Betätigung nachzugehen, um einen schönen, attraktiven
Körper zu bekommen, ist vor allem bei den jüngeren Befragten von hoher
Bedeutung (über neun Punkte). Dieser Aspekt nimmt aber mit zunehmendem
Alter deutlich ab (nur mehr knapp unter fünf Punkten bei den über 60-Jährigen).
Werden die Ergebnisse nach Schulbildung differenziert aufgezeigt, so lässt sich
feststellen, dass sowohl in den USA als auch in Österreich der Drang nach
103 Der sportliche Körper einem schönen Körper gerade in weniger gebildeten Schichten verstärkt
ausgeprägt ist. Genauso verhält es sich mit der Priorität für das Erproben der
körperlichen Leistungsfähigkeit und des Kennenlernens des eigenen Körpers.
Dem messen im Gegensatz Personen, mit niedrigem Bildungshintergrund,
höher gebildete Schichten weniger Bedeutung bei. (Berneder 1992, S.66f).
16.3 Vergleich: Amerikaner und Österreicher aus dem Jahr 1994 Da der Sport nicht nur Normen und Werte einer Gesellschaft in sich birgt,
sondern auch der Sport Gesetzmäßigkeiten und soziale Wertvorstellungen in
ein
bestehendes
grenzübergreifende
Gesellschaftsystem
Untersuchungen
einbringt,
anzustellen
lohnt
es
deren
Ergebnisse
und
sich,
aufzuzeigen. Hoyer zeigt in ihrer Untersuchung zum interkulturellen Vergleich
im Sportverhalten von Österreichern und Amerikanern auf, dass der Sport „ein
allumfassendes Phänomen ist, das vor Rassenunterschieden, Ländergrenzen
und sozialen Schichtungen nicht Halt macht“ (Hoyer 1994, S.5).
Im Zuge dieser Studie 8 aus dem Jahr 1994 wurden Studentinnen und
Studenten aus den USA und aus Österreich bezüglich ihres Sportverhaltens,
des Stellenwerts des Sports in Relation zu anderen Freizeitaktivitäten und des
Stellenwerts verschiedener Motive zum Sporttreiben befragt.
Bereits in Bezug auf die beliebtesten Sportarten der österreichischen und
amerikanischen
Studentinnen
und
Studenten
zeigen
sich
deutliche
Divergenzen. Während in den USA Ballsportarten sehr beliebt sind (mit knapp
50 Prozent), ist in Österreich Wintersport die beliebteste Sportart. Dieser Faktor
ist aufgrund der geografischen Lage Österreichs zu erklären und da Schi fahren
sich mit den Jahren zu einem „Volkssport“ entwickelt hat, sind auch Wirtschaft
und Handel auf diesen Erfolgszug aufgesprungen und treiben diesen weiter an.
In den USA sind Baseball und Football Nationalsportarten, das erklärt die hohe
Beliebtheit.
8
Befragt wurden 110 Studenten des Ithaca Colleges, einer Privatuniversität in New York/USA
und eben soviele Studenten der verschiedensten Studienrichtungen aus Wien.
Durchschnittsalter Österreich: 22, USA: 19 Jahre.
104 Der sportliche Körper Im Bezug auf das Sportengagement zeigen sich Amerikaner deutlich aktiver als
Österreicher. Im Schnitt gehen Österreicher knapp zweimal pro Woche einer
sportlichen Betätigung nach, während die amerikanischen Kollegen mehr als
fünfmal pro Woche Sport betreiben. Das mag daran liegen, dass der Sport im
Vergleich zu Österreich in anderen Formen organisiert wird. Während vor allem
dem Collegesport auf Universitäten sehr hohe Bedeutung beigemessen wird
und so in den Alltag der Studierenden und Schüler im Rahmen der Ausbildung
fix eingebunden ist, haben die Österreicher nur in Vereinen oder privaten
Sportanbietern die Möglichkeit sportlich zu sein, sofern sie dies nicht auch
selbstorganisiert tun. Ebenso zeigen amerikanische Sportler mit fast 85 Prozent
enorme Ambitionen an Wettkämpfen teilzunehmen, während in Österreich nur
46 Prozent dies erreichen wollen. Ein Schluss, der aus dieser Statistik gezogen
werden kann, ist, dass in Österreich der Sport eher auf Breiten-, Fitness- und
Gesundheitssport ausgelegt ist und nur ein geringer Anteil der Bevölkerung
ehrliches Interesse und Ehrgeiz zum Leistungs- oder Spitzensport besitzt.
Die Motive, warum körperliche Bewegung ausgeführt wird, greift die oben
genannte These auf. Österreichern sind soziale Aspekte beim Sporttreiben
wichtiger als Amerikanern. Das deutet wiederum daraufhin, dass die
Österreicher nicht die sportliche Betätigung in den Vordergrund ihres Tuns
stellen, sondern den Sport vermehrt dazu nützen, um soziale Kontakte zu
pflegen und eine gute Zeit zu verbringen. Die Amerikaner hingegen streben
nach individueller Leistung und legen weniger Wert auf den sozialen Faktor des
Sports. Der Faktor Fitness spielt in beiden Ländern eine nicht unwesentliche
Rolle. Nach dem Leistungsmotiv in den Vereinigten Staaten und dem
Sozialaspekt in Österreich findet sich der Fitnessgedanke in beiden Ländern auf
Platz zwei der Rangliste. Fitnessbewusstsein beinhaltet in dieser Befragung
auch Körperbewusstsein und Bedacht auf körperliche Attraktivität. Sowohl
österreichische als auch amerikanische Studierende betreiben Sport, um
körperlich attraktiver zu werden. Dies zeigt, dass Mitte der 1990er-Jahre die
Darstellung des Körpers, Figurbewusstsein und Attraktivität bereits eine
bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft und somit auch im Sport
übernommen haben. Freude an der Bewegung stellt ebenso ein nicht minder
105 Der sportliche Körper wichtiges Motiv zur sportlichen Betätigung dar.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Sport in Amerika
weitaus höheres Ansehen genießt, als in Mitteleuropa. In Österreich ist geistige
Arbeit – so scheint es – immer noch wertvoller, als körperliche Betätigung wie
Honorare und Entgelte zeigen. In Amerika erfahren Sportler deutlich mehr
Anerkennung für ihre Leistungen und werden von Kindheit an dazu motiviert,
dem Sport treu zu bleiben. Es ist nicht verwunderlich, dass die großen
Fitnessbewegungen und -trends von Amerika aus nach Europa und somit nach
Österreich gebracht wurden. Durch die Fitnessbewegung und ein vermehrtes
Gesundheitsbewusstsein erfuhr der Sport in den letzten drei Jahrzehnten des
20. Jahrhunderts nicht nur einen enormen Aufschwung, sondern auch eine
Aufwertung (vgl. Hoyer 1994).
16.4 Sporttreiben und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit – eine sozioökonomische Analyse Es
gibt
Studien,
Österreicherinnen
wirtschaftliche
welche
und
und
nicht
Österreicher
allein
das
zum
Bewegungsverhalten
Inhalt
sozioökonomischen
haben,
Aspekte
der
sondern
auch
miteinbeziehen
und
beleuchten. Eine im Jahr 2000 durchgeführte Untersuchung
9
zeigt eine
Gegenüberstellung des Nutzens sportlicher Betätigung gegenüber den dadurch
entstehenden Kosten desselbigen auf. Ergebnis des Abgleichs war, dass die
Kosten, die durch Sportunfälle oder krankheitsbedingtes Fernbleiben der Arbeit
mit insgesamt 4,15 Milliarden Schilling (umgerechnet 302 Millionen Euro)
weitaus
geringer
sind
als
der
Nutzen
und
die
Einsparungen
im
Gesundheitswesen durch den Sport (7,8 Milliarden Schilling, umgerechnet 567
Millionen Euro). Daraus kann abgeleitet werden, dass der Sport durchaus für
die Wirtschaft und vor allem für das Gesundheitssystem förderlich ist und eine
gelungene Institution darstellt. Es ist erschreckend, dass sportliche Inaktivität
beziehungsweise kaum vorhandene körperliche Betätigung Kosten von mehr
als 11,5 Milliarden Schilling (umgerechnet 836 Millionen Euro) verursachen.
Durch zahlreiche Veränderungen in der Gesellschaftsstruktur sowie auch der
vermehrte und immer wichtiger werdende Faktor „Freizeit“ tragen maßgeblich
9
Herangezogen wurden Ergebnisse und Zahlen aus dem Jahr 1998.
106 Der sportliche Körper zur Aufwertung der sportlichen Tätigkeit bei. Investitionen in den Ausbau der
sportlichen Möglichkeiten sind eine gute Anlage für die Zukunft.
Aufgeschlüsselt nach Schichtzugehörigkeit, Alter und Wohnort, Einkommen und
Bildungsniveau
ergaben
sich
folgende
Ergebnisse
bezüglich
des
Sportengagements der Österreicher: Personen mit höherem Einkommen
betreiben mehr Sport und finden auch mehr Gefallen an kostenintensiven
Sportarten, wohingegen Menschen mit geringerem Einkommen und niederem
Bildungsniveau eher preisgünstigeren Sportarten frönen, beziehungsweise
generell weniger Sport treiben. Spannend zu beobachten ist, dass Personen
aus niedrigen sozialen Schichten vermehrt Sportarten mit engem Körperkontakt
bevorzugen, während gebildetere Menschen diese eher meiden. Ferner wird
bei niedrigeren sozialen Schichten ein instrumentelles Verhältnis zum eigenen
Körper festgestellt. Ein sportlicher Körper wird mit Kraft und Männlichkeit
gleichgesetzt. Nebenbei spielt auch das Naturerlebnis nur eine marginale Rolle
im Sportengagement der Österreicher.
Halbwachs et al. liefern einen Vergleich 10 der Sportbereitschaft zwischen 1979,
1989 und 1997. Es zeigt sich, dass die Motivation der Befragten zwischen 1978
und 1989 gewachsen ist und 1997 ein anhaltender Trend zu mehr Sporttreiben
zu verzeichnen ist. Während zum ersten Untersuchungszeitpunkt sieben
Prozent aller Befragten dreimal wöchentlich sportlich tätig waren, so steigerte
sich die Begeisterung im Jahr 1989 auf 16 Prozent. Gleichzeitig ist die Zahl
jener Personen, die seltener als zweimal pro Monat Sport betreiben frappant
von anfangs drei Prozent auf 20 Prozent gestiegen (vgl. Fessel/GfK 1979,
WEIß/Russo 1991, Fessel/GfK 1997, In: Halbwachs et al 2000).
Im Jahr 1998 zeigte sich, dass die Mehrheit der Österreicher Breiten- und
Freizeitsportler sind und sich mit nur fünf Prozent eine Minderheit in
leistungssportlicher
Manier
körperlich
ertüchtigt.
Im
Bezug
auf
die
Organisationsformen des Sports lässt sich behaupten, dass für Besucher von
privaten Sportanbietern wie Fitnessstudios nicht das Wettkampferlebnis
10
Befragt wurden zu den ersten beiden Untersuchungszeitpunkten 2000 Personen ab 14
Jahren.
107 Der sportliche Körper ausschlaggebend ist, sondern die „hedonistische Dimension des Sports“
Priorität hat (Weiß et al. 2000, S.82). Der Effekt eines ästhetischen Körperbaus
wirkt sozusagen durch den Sport motivierend auf die Sportler. Dabei zeigt sich
jedoch ein geschlechtsspezifischer Unterschied in der Art, als dass Frauen
mehr zum körperbezogenen Aspekt tendieren und deswegen Sport treiben,
wohingegen Männer dem Wettkampfgedanken und dem Sich-Überwinden mehr
abgewinnen können. Es lässt sich ableiten, dass für Frauen ein schöner Körper
von großer Bedeutung beziehungsweise die Motivation für ihr sportliches
Handeln ist.
Aufgrund
der
unterschiedlichen
Motivationen
zum
Sporteln
kann
die
Organisationsform desselbigen abgeleitet werden. Während Männer, die
Mannschaftssportarten bevorzugen, vermehrt in Vereinen organisierten Sport
betreiben, frönen die Damen lieber der sportlichen Betätigung im Rahmen von
privaten
Sportanbietern
wie
Fitnessstudios
oder
selbstorganisiertes
Sporttreiben (vgl. Halbwachs et al. 2000).
16.5 Studie 2000 – Entwicklungen und Trends im österreichischen Sport Ziel der Studie „Sport 2000 – Entwicklungen und Trends im österreichischen
Sport“ ist es, eine Bestandsaufnahme des Sportgeschehens unter der
Berücksichtigung von Veränderungen in Österreich zu erhalten. Methodisch
gesehen wurden in dieser Studie eine Repräsentativerhebung und eine
Befragung von Sportvereinen herangezogen, um die bestehende Situation zu
analysieren.
Die Befragung von 1000 Österreicherinnen und Österreichern ab dem 15.
Lebensjahr erfolgte im Jahr 1998. Die Teilnehmer der Studie mussten Fragen
nach ihren Motiven zum Sporttreiben beantworten, genauso wie nach ihren
Bedürfnissen
und
Wünschen
im
Bezug
auf
die
Sportausübung
und
Sportorganisation.
Der zweite Teil der Studie widmete sich der Situation der Sportvereine in
Österreich. Nach dem Zufallsprinzip wurden an 1200 Sportvereine der
108 Der sportliche Körper Dachverbände
ASKÖ,
ASVÖ
und
Sportunion
Fragebögen
geschickt.
Letztendlich konnten die Daten von 410 Sportvereinen verarbeitet werden. Als
Stichprobe für folgende Ergebnisse wurden 668 Personen ausgewählt, die
österreichische Sport Treibende repräsentieren.
Weiß et al. (2007, S. 62 f.) klären auf, dass 60 Prozent aller Österreicher
zumindest gelegentlich, 48 Prozent regelmäßig und 40 Prozent häufig Sport
betreiben. Daraus geht hervor, dass Sport, nicht wie vorab angenommen, eine
Beschäftigung für die Jugend ist, sondern auch von Personen höherer
Altersgruppen gerne betrieben wird. Diese Studie zeigt auch auf, welche
Sportarten die Österreicher bevorzugt ausüben. Dabei konnten zwischen
Anfang der 1990er-Jahre und dem Jahr 2000 Verschiebungen aufgezeigt
werden. Während Schwimmen vom Radsport von der Spitze verdrängt wurde,
zeigte sich auch, dass durch die immer größer werdende Vielfalt an
angebotenen Sportarten auch solche, die Anfang der 90er Jahre noch nicht im
vorderen Bereich gelistet waren, genannt werden. So zum Beispiel Golf,
Klettern, Inline-Skaten, Fitness-Sport, wohingegen traditionelle Sportarten wie
Leichtathletik, Turnen oder Gewichtheben an Beliebtheit eingebüßt haben.
Zusätzlich beschäftigt sich die Studie 2000 auch mit den Motiven der
Österreicher bezüglich des Sporttreibens. Die Ergebnisse zeigen, dass die
Motive sowohl das Geschlecht betreffend, als auch im Bezug auf die
Organisationsform des Sports differieren. Unterschieden wurde dabei zwischen
Sportvereinen, privaten Sportanbietern und selbstorganisiertem Sporttreiben.
Weiß et al. (2007, S.63 f.) fanden heraus, dass die Freude an der Bewegung
bei allen drei Arten des organisierten Sporttreibens an erster Stelle als Grund
genannt wurde, warum überhaupt Sport betrieben wird. Danach folgte der
Drang fit und gesund zu sein und ferner wurde genannt, Sport zu treiben, um
sich zu entspannen oder Stress abzubauen. Unterschiede zwischen den
Organisationsformen
des
Sports
zeigen
sich
erst
ab
dem
vierten
Ranglistenplatz.
Bei Besuchern privater Anbieter zeigt sich, dass die Sportler dort dem Sport als
Erlebnis in der freien Natur keine Priorität zuschreiben. Genauso wenig geht es
109 Der sportliche Körper den Besuchern von Fitnessstudios darum, sich im sportlichen Wettkampf mit
anderen zu messen oder durch den Sport etwas Außergewöhnliches zu
erleben. Es ist jedoch ersichtlich, dass das Pflegen von sozialen Kontakten
beziehungsweise das Fithalten bis ins hohe Alter sehr wohl ein wichtiges Motiv,
sich sportlich zu betätigen, darstellt.
In den Sportvereinen geht es neben dem Ziel, sich fit zu halten, auch um das
Pflegen sozialer Kontakte oder darum, neue Bekanntschaften zu schließen. Die
Wenigsten treten einem Sportverein bei, um ästhetische oder erotische
Erlebnisse zu haben oder weil sie etwas Außergewöhnliches erleben wollen.
Der selbstorganisierte Sport zeichnet sich durch einen Drang nach Bewegung
in der freien Natur und nach dem Wunsch, die körperliche Leistungsfähigkeit bis
ins hohe Alter zu erhalten, aus.
Verwunderlich ist, dass der Wunsch nach einem schönen Körper, als Motiv
Sport zu betreiben, Ende der 1990er-Jahre augenscheinlich keine Priorität bei
den Österreichern hatte. Sowohl beim Sport im Verein als auch bei den
Besuchern eines Sportstudios sowie beim selbstorganisierten Sporttreiben
findet sich das Trainieren für einen schönen Körper im Mittelfeld der Rangliste
wieder.
Der Vergleich zwischen Männern und Frauen zeigt nach Weiß et al. (2007,
S.65), dass sich die Motive nur wenig voneinander unterscheiden. Einzig der
Wunsch, durch Sport einen schönen Körper zu bekommen, ist bei weiblichen
Personen stärker ausgeprägt als bei Männern. Für jene haben der sportliche
Wettkampf und die Selbstüberwindung zu hohen körperlichen Leistungen
Priorität.
Weiß et al. (2007, S.65) streichen zu diesem Ergebnis heraus:
„Die Motivstruktur der Frauen (ästhetische, erlebnis- und gefühlsbetonte
Ausrichtung) entspricht dem neuen Typus des Nichtvereinssportlers, der
lieber selbstorganisiert oder bei einem privaten Sportanbieter trainiert.“
Bezüglich der Organisationsform des Sports zeigt sich deutlich, dass
selbstorganisiertes Sporttreiben und das Trainieren bei privaten Sportanbietern
110 Der sportliche Körper nicht nur mit der Größe des Wohnortes wachsen, sondern auch größtenteils
von weiblichen Personen intensiver ausgeübt wird, während Männer den
Vereinssport bevorzugen. Das zeigt sich in dem Sinn, als dass viele Männer
Mannschaftssportarten wie Fußball betreiben. Ein Beispiel dafür kann das
Verhältnis von Wien angeführt werden, wo Sport im Verein im Vergleich zu
Sport bei privaten Anbietern bereits 4:3 ist. Im ländlichen Raum dominiert
weiterhin der Vereinssport.
Jüngste Veränderungen haben veranschaulicht, dass Individualsportarten wie
Golf, Radfahren oder Tennis immer mehr Zulauf gefunden haben. Das Streben
nach Individualisierung und die Verbesserung und Neuentwicklung im
technologischen Bereich des Sports zeichneten ein neues „Sportbild“ in
Österreich. Sportarten wie Snowboarden, Mountainbiking, Inline-Skaten und
Squash erlebten einen Aufschwung. Dazu tragen nicht selten kommerzielle
Interessen bei. Das Investieren in teure Sportkleidung und kostspielige
Ausrüstung
kennzeichnen
die
meist
nur
kurzzeitigen
Trends
im
Sportgeschehen. (Weiß et al. 2007, S. 66 f.)
Fest steht, dass der Trend vom verbindlichen Sport im Vergleich zum
unverbindlichen Sporttreiben nicht mehr aufzuhalten ist. Wie oben bereits
erwähnt, findet sportliches Handeln immer öfter selbstorganisiert oder bei
kommerziellen Anbietern wie Fitnessstudios statt. Sportler können dort nach
Belieben ohne fixe Trainingszeiten ihren Sport ausüben. Kommerzielle und
private Sportanbieter haben es geschafft, auf die Wünsche der Besucher
einzugehen. Schon lange bevor Studios – wie sie heute alltäglich sind –
entstanden sind, haben zumeist ehemalige Bodybuilder begonnen, ihre zuerst
reinen
Sportstudios
mit
Wohlfühl-Equipment
auszustatten.
Neben
den
modernsten Trainingsgeräten standen den Besuchern beispielsweise schon im
Jahr 1973 im Studio des in Wien geborenen, dann nach Amerika emigrierten,
Harry Geldfarb eine Sauna und ein Hot Whirlpool zur Verfügung (Dilger 2008,
S.250) Schon damals zeigte sich, dass man den Besuchern mehr als nur eine
Trainingsmöglichkeit bieten wollte.
111 Der sportliche Körper Weiß et al (2007, S.67) erklären auch, dass Menschen immer mehr auf ihre
Gesundheit bedacht sind. Mit diesem Effekt werben auch Sportstudios um ihre
Kunden. Ebenso ist es den Menschen wichtig, in ihrer Freizeit etwas für sich
und ihren Körper zu tun. Die Autoren der Studie erklären die wachsende
Nachfrage nach sportlicher Betätigung damit, dass verschiedene Aspekte
aufgelistet werden können. Einerseits stellt die Verbindung mit der Gesundheit,
Sport zu betreiben, das sich fördernd für das körperliche, geistige und das
soziale Wohlbefinden auswirkt, ein wichtiges Motiv da, andererseits wird Sport
als Unterhaltungsmöglichkeit gesehen, dies ist der sozusagen hedonistische
Sinn. Des Weiteren befriedigt er Bedürfnisse nach Spannung- und Affektsuche
(Weis et al. 2007, S.67).
16.6 Umfrage zum Gesundheitsbewusstsein in Österreich – Jahr 2001 Im April 2001 wurde im Auftrag des Instituts für Trendanalysen und
Krisenforschung von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft eine
Befragung 11
durchgeführt,
die
das
Gesundheitsbewusstsein
der
Österreicherinnen und Österreicher eruieren sollte. Zusammenfassend lässt
sich sagen, dass in Österreich die Gesundheit als besonders wichtiges Gut
eingeschätzt wird. Um einen guten Gesundheitszustand zu erreichen, werden
verschiedene Aspekte genannt und erhalten unterschiedliche Wertigkeit.
Besonders
Medizinische
Versorgung
im
Krankheitsfall
und
Vorsorgeuntersuchung halten die ÖsterreicherInnen für wichtig. Gesunde
Lebensweise und sportliche Betätigung finden sich gleich im Anschluss und
haben in den Augen der Österreicher ebenfalls hohe Wichtigkeit. Die
Prioritätensetzung der heimischen Befragten differiert nach Alter. Während
ältere Menschen Vorsorgeuntersuchungen und Versorgung im Krankheitsfall
als wertvoll im Bezug auf Gesundheit erachten, tendieren jüngere Menschen
eher zu gesunder Lebensweise und Sport (vgl. Präsentation von aktuellen
Meinungsumfragen 2001).
11
Für diese repräsentative Umfrage wurden 1177 Personen befragt.
112 Der sportliche Körper 16.7 Umfrage zum Thema „Wie wichtig ist Ihnen eine schlanke Figur?“ Eine im Jahr 2003 veröffentlichte Umfrage 12 zum Thema „Wie wichtig ist Ihnen
eine schlanke Figur?“ hatte zum Ergebnis, dass knapp 90 Prozent aller
Österreicher ihre Figur „als wichtig“ einschätzen. Laut dieser Studie wird
ersichtlich,
dass
das
Körperbewusstsein
der
Österreicherinnen
und
Österreicher so hoch ist, wie noch nie zuvor. Nur zwei Prozent der Befragten
geben an, dass ihnen ihr Gewicht egal sei, während knapp 90 Prozent einen
schlanken Körper präferieren. Rund 11 Prozent meinen, dass das eigene
Wohlbefinden und nicht das Körpergewicht für sie ausschlaggebend sei
(http://gesund.co.at/umfrage-figurbewusstsein-12334/, Zugriff am 26.05.2011,
10:05 Uhr).
Außerdem hat eine Studie 13 ergeben, dass fast jede Frau mit ihrem Aussehen
unzufrieden sei. Doch auch Männer stören unnötige Fettpölsterchen am Bauch
oder dicke Oberschenkel. 17 Prozent aller Befragten denken täglich beim
Ausziehen an ihre Problemzonen. Bezeichnend ist auch, dass 26 Prozent aller
befragten Frauen 30.000 Euro ausschlagen würden, wenn sie nur einen
schönen Körper dafür „geschenkt“ bekommen würden (Handelsblatt Deutsche
Presse Agentur, 19.01.2010).
Im Jahr 2004 wurde im Auftrag von Timescout Österreich eine Studie zum
Thema Attraktivität und Erfolg im Beruf unter Jugendlichen durchgeführt. 80
Prozent aller Befragten geben an zu glauben, dass schöne Menschen
erfolgreicher im Berufsleben sind und dementsprechend auch einfacher
Karriere machen können als weniger schöne Menschen. Ebenso geben mehr
als die Hälfte aller Jugendlichen an, dass ihnen ein schöner Körper wichtig sei.
Der aktuelle Trend zu schönem Aussehen geht so weit, dass es nicht gern
gesehen wird, wenn sich weniger schöne Menschen zum Beispiel am Strand
entblößt präsentieren. Mehr als die Hälfte der Befragten stimmt dieser These
12
Fragestellung: “Wie wichtig ist Ihnen eine schlanke Figur”, Zeitraum: März 2003, Online-
Umfrage, 551 Umfrageteilnehmer, davon 69 % weiblich, 31 % männlich, 0 bis15 Jahre 6 % – 16
bis 20 Jahre 22 % – 21 bis 30 Jahre 36 % - 31 bis 40 Jahre 19 % – 51 bis 60 Jahre 7 % – über
61 Jahre 1 %.
13
Studie: 1013 Frauen und Männer zwischen 18 und 55 Jahren.
113 Der sportliche Körper zu. Diese Tatsache deutet auf eine zunehmende Wichtigkeit und Wertigkeit von
Oberflächlichkeiten in unserer Gesellschaft hin, die von den Medien
nachweislich unterstützt und forciert werden. Bedenklich ist, dass ein Fünftel
aller Jugendlichen zwischen elf und 14 Jahren gibt an, dass es für sie denkbar
wäre, sich einem Schönheitschirurgen anzuvertrauen, um Fehlerhaftigkeiten,
die nicht dem allgemeingültigen Schönheitsideal entsprechen, ausmerzen zu
lassen. Die Studie zeigt ferner, dass jeder zweite Sport nicht nur als Ausgleich
betreibt, sondern auch um einen sportlichen, durchtrainierten Körper zu
bekommen. (vgl. Großegger/Moosbrugger 2004).
Das bedeutet wiederum, dass neben dem Ernährungsbewusstsein auch der
Sport als Möglichkeit zur Erlangung körperlicher Idealbilder in Betracht gezogen
wird und die These, dass allein Fasten ausreicht, um dem Ideal zu entsprechen,
keine Gültigkeit mehr hat. Heutzutage genügt es meist nicht mehr, schlank zu
sein. Definierte Muskeln und durchtrainierte Körper stellen das Bild des
„sportlichen Körpers“ dar.
Im Jahr 2005 veröffentlichte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
eine Studie 14 , die das subjektive Körperempfinden und das allgemeine
Körperbewusstsein von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren abgefragt
hat. Ein Ergebnis dabei war, dass Mädchen ihrem eigenen Körper gegenüber
generell kritischer eingestellt sind als Jungen. 62 Prozent der männlichen
Befragten gaben an, sich in ihrem Körper wohl zu fühlen, wohingegen nur 46
Prozent aller weiblichen Befragten dem zustimmten. Eine nicht minder wichtige
Rolle im Bezug auf den eigenen Körper spielt bei den jungen Leuten die
körperliche Attraktivität. 75 Prozent aller Mädchen und jeder zweite Junge
stylen sich gerne. Ebenso zeigt sich, dass Mädchen sich im Vergleich zu
Jungen häufiger zu dick fühlen. Positiv herauszustreichen ist, dass die Hälfte
aller
weiblichen
Befragten
und
gar
75
Prozent
aller
Jungen
eine
Schönheitsoperation zur Verbesserung ihres Aussehens ablehnen
(http://www.topwellnessoasen.de/news.php?id=d874b62f30d109763484f8ec11
a641a9&NewsID=621&newsart=mn, Zugriff am 26.05.2011, 10:18 Uhr).
14
Befragt wurden 2500 Jugendliche.
114 Der sportliche Körper 16.8 Bewegungsverhalten in Österreich – Befragung der WHO 2005/2006 Im Jahr 2005/2006 wurde im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
eine Befragung 15 an 4096 Schulkindern zwischen elf und 15 Jahren
durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die jüngeren Befragten deutlich aktiver
sind, folgernd das Sportengagement mit zunehmendem Alter abnimmt.
Außerdem kann ein geschlechtsspezifischer Unterschied festgestellt werden,
der beschreibt, dass männliche Befragte sportlich aktiver sind als die befragten
Frauen. Bezeichnend ist, dass nur etwa ein Fünftel aller Befragten in ihrer
Freizeit körperlichen Aktivitäten nachgeht und ein Drittel aller Befragten nur an
einem Tag der Woche körperliche Betätigung ausübt.
Im Jahr 2006/2007 fand eine „Gesundheitsbefragung“ statt, die von der Statistik
Austria in Auftrag gegeben wurde. 15.474 Österreicherinnen und Österreicher
ab 15 Jahren wurden zu ihrem Sportengagement befragt. Dabei zeigte sich,
dass 54 Prozent aller Befragten mindestens einmal pro Woche so intensiv Sport
betreiben, dass Schweißbildung einsetzt (Statistik Austria 2007).
16.9 Eurobarometer Spezialumfrage zu „Sport und körperliche Ertüchtigung“ Im Auftrag der Europäischen Union (EU) wird in regelmäßigen Abständen eine
öffentliche Meinungsumfrage zu verschiedensten Themen durchgeführt. Damit
will sich die EU einen Überblick über die Meinungen der EU-Bürger zu den
einzelnen Themengebieten schaffen. 1973 wurde die erste repräsentative
Umfrage durchgeführt.
15
Befragung: „Health Behaviour in Schoolaged Children (HBSC)”.
115 Der sportliche Körper Die Befragten sind mindestens 15 Jahre alt und es wurden jeweils 1000 Bürger
je EU-Land interviewt, mit Ausnahme vom Vereinigten Königreich, Luxemburg
und Deutschland 16 .
(vgl.
http://www.babylon.com/definition/Eurobarometer/German,
Zugriff
am
07.04.2011 um 10:46 Uhr)
Die neuesten Ergebnisse der Eurobarometer – Untersuchung von 2010
ergeben, dass Männer im Vergleich zu Frauen mehr Sport betreiben. Ferner
zeigt sich, dass 40 Prozent aller EU-Bürger mindestens einmal pro Woche
Sport betreiben.
Deutlich wird, dass die körperliche Aktivität mit dem Alter kontinuierlich
abnimmt, jedoch 22 Prozent aller über 70-Jährigen regelmäßig Sport betreiben.
Im Ländervergleich zeigen sich die skandinavischen Länder am aktivsten,
während Mittelmeerländer und die neuen EU-Staaten 17 deutlich weniger
sportlich aktiv sind. Von den Schweden, Finnen und Dänen treiben mehr als 70
Prozent der Befragten mindestens einmal oder mehrmals pro Woche Sport,
während in Bulgarien, Griechenland oder Italien nicht einmal fünf Prozent der
Bevölkerung zumindest einmal in der Woche einer sportlichen Tätigkeit
nachgehen. Die Österreicher treiben sehr unterschiedlich häufig Sport – es gibt
genauso viele, welche Sport regelmäßig betreiben, wie Personen, die nie Sport
betreiben.
Die freie Natur ist für knapp die Hälfte aller EU-Bürger (27 Mitgliedsstaaten) der
beliebteste Ort für Sport oder körperliche Betätigung. 64 Prozent aller
österreichischen Befragten teilen diese Meinung. Organisiertem Sporttreiben im
Verein oder im Fitnessstudio können nur 17 beziehungsweise 13 Prozent der
Österreicher etwas abgewinnen.
16
In Deutschland werden 500 Bürger in den Ländern der ehemaligen DDR und 1000 im
ehemaligen Westdeutschland befragt. In Luxemburg kommt es aufgrund der geringen Fläche
und Einwohnerzahl nur zu Interviews mit 600 Bürgern. In Großbritannien werden 1000
Personen befragt und zusätzlich dazu in Nordirland 300.
17
Länder, die seit 2004 der EU beigetreten sind: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen,
Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Zypern, Bulgarien (2007) und Rumänien (2007).
116 Der sportliche Körper Der häufigste Grund, der von den Befragten genannt wurde, warum sie sich
sportlich betätigen, ist, dass sie etwas für Ihre Gesundheit tun wollen, gefolgt
von der Verbesserung der körperlichen Fitness, Erholung und dem Spaßfaktor.
Der Aspekt, sich körperlich zu betätigen, um sein körperliches Erscheinungsbild
zu verbessern, ist nur für 24 Prozent aller Befragten EU-Bürger ein Kriterium,
wobei
Frauen
auf
diesen
Aspekt
mehr
Wert
legen
als
Männer.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Betrachtung rein österreichischer
Ergebnisse. Mit 63-prozentiger Häufigkeit geben die Österreicher an, aufgrund
von
gesundheitlichen
Überlegungen
Sport
zu
machen.
Was
jedoch
bemerkenswert bleibt, ist, dass die Österreicher dem Aspekt Sport zu treiben,
um mit Freunden zusammen zu sein, mit 39 Prozent die höchste Bedeutung
beimessen.
Ein weiteres Ergebnis der Befragung ist, dass ein hoher Zusammenhang
zwischen Bildungsstand und sportlicher Betätigung besteht. 64 Prozent der
Personen, die bereits mit 15 Jahren das Ende ihrer Ausbildung erreicht haben,
treiben keinen Sport.
Zeitmangel wird am häufigsten als Begründung für mangelnde körperliche
Betätigung genannt.
85 Prozent der befragten Österreicher stimmen der Aussage „Die Gegend, in
der ich lebe, bietet mir viele Möglichkeiten, mich körperlich zu ertüchtigen“ zu.
Mehr als die Hälfte aller befragten Österreicher geben an, sich ziemlich
regelmäßig 18 im Freien körperlich zu betätigen. Dazu gehören Aktivitäten wie
Tanzen,
Spazieren
oder
Gartenarbeit
http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_334_de.pdf,
(vgl.
Zugriff
am
07.04.2011, 12:00 Uhr).
18
Regelmäßig: mindestens fünfmal pro Woche körperliche Ertüchtigung, einigermaßen
regelmäßig: 1-2 oder 3-4 mal pro Woche, selten: 1-3 mal pro Monat oder weniger.
117 Der sportliche Körper 16.10 „So sportlich ist Österreich“ – die Sportausübung im Europa­ und Bundesländervergleich Im Forschungstelegramm Dezember 2010 des IFT (Institut für Freizeit- und
Tourismusforschung) wurden die Ergebnisse einer Befragung von 1000
Österreichern über 15 Jahren veröffentlicht.
Ein Ergebnis der Befragung ist, dass in Österreich weniger Personen keinen
Sport betreiben als im EU-Durchschnitt.
Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass in den westlichen Bundesländern
sportliche Betätigung höhere Wichtigkeit 19 hat als zum Beispiel in Wien und
Niederösterreich. Niederösterreich weist sogar mit 32 Prozent die meisten
Nicht-Sportler auf.
Die Studie zeigt auf, dass keineswegs in allen Bundesländern die gleichen
Sportarten gleichsam beliebt sind. Während in Oberösterreich Nordic Walking
am liebsten ausgeführt wird, vergnügen sich Steirer lieber beim Kegeln und
Bowling. Klarerweise führt in Salzburg und Tirol der Wintersport (vgl.
http://www.freizeitforschung.at/data/forschungsarchiv/2010/89.%20FT%20122010_So%20sportlich%20ist%20Oesterreich.pdf,
Zugriff
am
07.04.2011,
12:36).
Im selben Jahr wurde vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung eine
Studie in Auftrag gegeben, die die Bereitschaft zum Sport der Österreicherinnen
und Österreicher 2009 abgefragt hat. Ergebnis der Studie ist, dass nur mehr
jeder dritte Österreicher überhaupt in irgendeiner Weise sportlich aktiv ist Wandern, Rad fahren aber auch Schi fahren sind rückläufig. Die Studie hat
auch ergeben, dass seit dem Jahr 1987 nicht mehr so wenig Rad gefahren
wurde, wie 2009.
Zehn Prozent aller Österreicher gehen mindestens einmal pro Woche Laufen,
das ist ein Wert, der sich seit dem Jahr 2000 nicht verändert hat
19
Vorarlberg = 39 Prozent, Tirol = 37 und Salzburg = 36, wohingegen Wien und
Niederösterreich nicht einmal auf 30 Prozent verweisen können. 118 Der sportliche Körper (http://www.heute.at/news/oesterreich/bundeslaender/Ein-Drittel-derOesterreicher-betreibt-nie-Sport;art1303,192114, Zugriff am 26.05.2011).
Eine aktuelle Studie im Auftrag des Ludwig-Boltzmann Instituts für Freizeit- und
Tourismusforschung hat gezeigt, dass trotz des propagierten Fitness-Booms
und des scheinbar vermehrten Sporttreibens der Österreicher, ernüchternde
Zahlen
die
Wirklichkeit
darstellen.
Es
haben
zwar
drei
Millionen
Österreicherinnen und Österreicher angegeben in einem Sportverein oder
Sportzentrum Mitglied zu sein, jedoch sind nur knapp 1,5 Millionen davon
wirklich sportlich aktiv. Anfängliche Motivation zum Gang ins Fitnessstudio, aber
darauffolgende Inaktivität aufgrund von Mangel an ebendieser, ergeben
verfälschte Zahlen und erklären, dass trotz Fitnessboom und hohem
Gesundheitsbewusstsein Volkskrankheiten wie Rückenschmerz, Osteoporose,
Adipositas oder Altersdiabetes auch schon bei Kindern und Jugendlichen häufig
auftreten
(http://www.gesundheit.steiermark.at/cms/beitrag/10104757/447/,
Zugriff am 26.05.2011, 08:48 Uhr).
16.11 Umfrage zum Thema „Attraktivität“ Eine Umfrage 20 2011 zum Thema „Attraktivität hat ergeben, dass sich acht von
zehn Österreichern attraktiv fühlen und auch denken, dass sie von anderen so
wahrgenommen werden. Es zeigt sich dabei, dass Menschen, die in
Ballungsräumen leben, und Senioren kritischer mit dem eigenen Aussehen
umgehen
als
der
Rest
der
Bevölkerung.
Ferner
kann
ein
geschlechtsspezifischer Unterschied festgestellt werden. Demnach finden sich
Frauen attraktiver als Männer (85 Prozent im Vergleich zu knapp 75 Prozent).
Der Bundesländervergleich hat ergeben, dass sich Wiener weniger attraktiv
finden als Bewohner anderer Bundesländer. Um attraktiver zu werden, wählen
die Befragten gesündere Ernährung an erster Stelle mit mehr als 80 Prozent,
gefolgt schon von regelmäßiger sportlicher Betätigung mit mehr als 75 Prozent
(http://oesterreich.orf.at/stories/517183/, Zugriff am 26.05.2011).
20
Telefonumfrage, 500 Befragte, durchgeführt von GfK Austria Markt- und
Meinungsforschungsinstitut Wien.
119 Der sportliche Körper 16.12 Empfehlungen für gesundheitsorientiertes Bewegen in Österreich Die Arbeitsgemeinschaft „Fonds Gesundes Österreich“ hat in Kooperation mit
dem Bundesministerium für Gesundheit, der „Gesundheit Österreich GmbH“,
der
Österreichischen
Österreichischen
Gesellschaft
Sportwissenschaftlichen
Gesellschaft
für
für
Sportmedizin
Public
und
Health,
Gesellschaft,
der
Prävention
der
Österreichischen
sowie
mit
der
Bundessportorganisation Österreich im Jahr 2010 Bewegungsempfehlungen für
Kinder, Jugendliche und Erwachsene ausgearbeitet und veröffentlicht.
Ein Grund, wieso Bewegungsempfehlungen von anerkannten Experten auf
diesem Gebiet notwendig sind, ist, dass Sport im Bewusstsein der Menschen
verankert und dessen gesundheitsfördernde Wirkung von Forschern empirisch
belegt werden soll. Ebenso sollen sie Anstoß für mehr Aktivitäten im Bezug auf
Gesundheitsförderung durch Sport auf nationaler also gesamtösterreichischer
Ebene sein. Anspruch dieser Bewegungsempfehlungen ist es nicht, Menschen
zum Sport zu zwingen, sondern vielmehr Möglichkeiten zur Förderung von
gesundheitsorientierten
Sportmaßnahmen
aufzuzeigen
und
durch
eine
wissenschaftlich abgesicherte Bestandsaufnahme der neuesten Erkenntnisse
im
Bereich
des
gesundheitsorientierten
Sporttreibens
politischen
Entscheidungen als Unterstützung zu dienen, um geeignete Maßnahmen zur
Sportförderung zu liefern (vgl. Titze et al. 2010). Wie Studien zeigen, kann das
Gesundheitssystem durch vermehrte sportliche Aktivität der Menschen enorm
entlastet werden, denn kranke Personen belasten neben dem Arbeitgeber auch
das Gesundheitssystem (Halbwachs et al. 2000, S. 7f.).
Da für diese Arbeit vermehrt Studien mit erwachsenen Befragten herangezogen
wurden,
werden
hier
auch
Bewegungsempfehlungen
für
Erwachsene
angegeben und bewertet, jedoch jene für Kinder und Jugendliche außer Acht
gelassen. Die oben genannte Forschungsgruppe grenzt die Zielgruppe von
erwachsenen Personen ein und gibt ein Alter zwischen 18 und 64 Jahren als
Mindest- beziehungsweise Höchstalter an. Wie allgemein bekannt ist, soll Sport
im Leben von jedem eine Rolle spielen, und so geben die Experten auch keine
120 Der sportliche Körper schwerwiegenden Gründe an, Sport als schädlich, ungesund oder überflüssig
bewerten zu können. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die vorliegenden
Bewegungsempfehlungen grundsätzlich für gesunde Menschen konzipiert
wurden
und
bei
Menschen
mit
vorliegenden
Krankheitsbildern
dementsprechend abgewandelt werden müssen. Die Bewegungsempfehlungen
zielen
auf
gesundheitsorientiertes
Leistungsverbesserung
im
Sinn
Bewegen
von
ab,
Vergleich
was
mit
bedeutet,
anderen
dass
Sportlern
zweitrangig ist, sondern eher darauf abgezielt wird, den bestehenden
Gesundheits-
und
Fitnesszustand
zu
erhalten
oder
zu
verbessern.
Leistungsmaximierung spielt im Bereich des Gesundheitssports keine Rolle.
Grundsätzlich sollen erwachsene Personen versuchen, sich mindestens
zweieinhalb Stunden pro Woche bei mittlerer Intensität sportlich zu betätigen.
Natürlich ist es auch möglich, bei höherer Intensität für kürzere Zeit zu
trainieren, doch die Tatsache, dass ein gutes Grundlagenausdauerniveau
maßgeblich
ist,
für
einen
guten
Fitnesszustand
ist
das
mittlere
Anstrengungsniveau ansprechender. Bestenfalls könnte eine Kombination von
Trainingseinheiten
verschiedenster
Intensitäten
zum
Einsatz
kommen.
Jedenfalls gilt: Eine Trainingseinheit sollte mindestens zehn Minuten dauern.
Zusätzlich zum Ausdauertraining sollten mindestens zweimal pro Woche
Übungen zur Muskelkräftigung ergänzend durchgeführt werden.
Oft stellt sich die Frage: Wie viel Sport ist nötig, um eine verbesserte Wirkung
auf die Gesundheit zu erzielen. Experten sprechen dabei von einem „DosisWirkungs-Prinzip“,
das
auf
drei
verschiedene
Arten
erfolgen
kann.
Erstens zeigen Wissenschafter einen hyperbolischen Verlauf (A) des oben
genannten Prinzips auf. Dieser besagt, dass bereits ab einer geringen Dosis an
sportlicher Betätigung eine positive Entwicklung der Gesundheit erkennbar ist.
Zweitens gibt es die Möglichkeit, dass mit kontinuierlich ansteigender Belastung
(B) des Körpers auch die Verbesserung des Gesundheitsniveaus steigt. Die
dritte Version spricht von einem exponentiellen Verlauf des Zusammenhangs
(C), was bedeutet, dass ein gesundheitlicher Nutzen durch Sport ausschließlich
durch einen hohen Zeitaufwand an körperlicher Bewegung erfolgen kann.
121 Der sportliche Körper Abbildung 22 Exemplarische Dosis‐Wirkung‐Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit, modifiziert nach Bouchard 2001, S.349. Die oben gezeigte Grafik zeichnet ein genaues Bild des zuvor beschriebenen
Sachverhaltes.
122 Der sportliche Körper 17 Die Fitnessbewegung in Österreich „Leistung, Gesundheit und gutes Aussehen gelten als zentrale Werte in unserer
Gesellschaft und bereits der Versuch, sich darum zu bemühen, sichert
Anerkennung. Die Fitnessorientierung unseres Jahrzehnts belegt dies
nachdrücklich. Fit-sein heißt modern sein, leistungsfähig sein, gesund sein und
gut aussehen. Fit-sein heißt aber auch, sich ständig um dieses Ziel zu
bemühen.“ (Mrazek 1988, S.201).
Generell lässt sich behaupten, dass Sport zu einer Bewusst-Machung des
eigenen Körpers beiträgt. Vermehrte Angebote zur sportlichen Betätigung
erwecken den Anschein, dass der durch technologische, gesellschaftliche, oder
berufliche Entwicklungen in Vergessenheit geratene Körper eine Aufwertung
erfährt und den Menschen wieder in das Bewusstsein gerückt wird (Posch
2009, S.126).
Obwohl es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zögerliche Versuche, den
Fitnesssport aufleben zu lassen, gab, setzte die Bundessportorganisation
(BSO) Anfang der 1970er-Jahre erste konkrete Schritte in Richtung Etablierung
des Fitnesssports in Österreich. Projekte wie „Fit-Marsch zum Nationalfeiertag“
oder die Initiierung der Fit-Lehrwarteausbildung gaben dem Fitnesssport
zusätzlichen Schub in Richtung Aufwertung. Durch die zahlreichen Erfolge des
in Österreich geborenen, in die USA emigrierten Bodybuilder, Arnold
Schwarzenegger, erreichte Anfang der 1980er-Jahre die in den USA bereits
von hohem Stellenwert gesegnete Fitness-Welle auch Österreich. Ab dieser
Zeit
beteiligten
sich
auch
die
Massenmedien
am
Bewegungsboom.
Fernsehbeiträge und Sendereihen zum Thema „Bewegung als Therapie“ oder
Trainingsanweisungen im Radio begannen, eine allgemeine Sensibilisierung
der Menschen für ihre Körper beziehungsweise für ihre Gesundheit zu forcieren
(www.fitnessonline.at, Zugriff am 27.04.2011, 17:04 Uhr).
Im Besonderen ist hierbei Ilse Buck zu nennen, welche auch „Vorturnerin der
Nation“ oder „Päpstin der Isometrik“ genannt wurde und in den 1980er-Jahren
täglich morgens eine Gymnastiksendung im Radioprogramm auf Ö1, Ö3 und im
123 Der sportliche Körper Bayrischen Rundfunk leitete. Zusätzlich schrieb sie zahlreiche Fitnessratgeber
und nahm sich in ihrem jüngsten Werk mit dem Titel „So bleiben Sie länger fit –
Gesundheit und Beweglichkeit bis ins hohe Alter“ dem Ziel des gesunden, fitten
Alterns
an
(www.noe.orf.at/magazin/daheiminnoe/kulinarium/stories/17607,
Zugriff am 27.04.2011, 17:06 Uhr).
Schon in den frühen 1980er-Jahren konnte ein Trend hin zur Fitness, ein
gewisser Bewegungsdrang, verzeichnet werden. Vermehrte Ich-Bezogenheit
war kennzeichnend für diese Trendwende. Die Menschen hatten mehr Zeit und
mehr Möglichkeiten sich mit sich selbst, vor allem aber mit ihrem Körper zu
beschäftigen und etwas für ihn zu tun beziehungsweise in ihn zu investieren.
Ebenso erfuhr die Arbeit am Körper, aber auch der Sport einen Aufschwung,
sozusagen als Ausgleich oder als Kompensation zur Arbeit im Beruf
(Opaschowski 1995, S.226).
In den 1990er-Jahren gab es vermehrt Bestrebungen, den Sport unter
gesundheitlichen
Gesichtspunkten
zu
beleuchten.
Öffentliche
Gesundheitschecks und leistungsdiagnostische Untersuchungen waren für
jedermann zugänglich und somit wurden eine Sensibilisierung für den Körper
und eine Bewusstmachung seines Stellenwertes herbeigeführt und forciert. Es
ging in jener Zeit eine Etablierung neuer Berufsbilder vonstatten. PersonalTrainer ist die offensichtlichste neue Berufsgruppe, die in den späten 1990erJahren hervorgetreten war (www.Fitnessonline.at, Zugriff am 28.04.2011, 15:24
Uhr).
Zurzeit erfreuen sich Fitnessstudios immer noch steigender Beliebtheit. Der
große Boom jedoch war in den Jahren 2003 und 2004 zu verzeichnen. Zu
dieser Zeit beliefen sich die Umsatzsteigerungen pro Jahr im zweistelligen
Bereich.
124 Der sportliche Körper Insgesamt gibt es österreichweit rund 430 Fitnessstudios, in denen sich
425.000 Mitglieder fit halten. Branchenkenner zeigen auf, dass mit der älteren
Generation in Zukunft vermehrt zu rechnen sein wird. Ebenso zeigt sich ein
starker Trend in Richtung Individual- und Personal-Training ab
(http://www.wirtschaftsblatt.at/home/schwerpunkt/wochenend_dossier/beinharte
r-kampf-um-marktanteile-462000/index.do, Zugriff am 28.04.2011, 16:14 Uhr).
Opaschowski deutet an, dass Fitnessstudiobesuchern vier Charakteristika
zugeschrieben werden können. Sie haben eine höhere Ausbildung genossen,
sind jung, eher im städtischen Bereich angesiedelt und eher wohlsituiert
(Opaschowski 1995, S.228). Dies trifft in heutiger Zeit nicht mehr ganz zu.
Durch die fortschreitende Etablierung von Fitnessketten, die Besucher mit
niedrigen Mitgliedsbeiträgen locken, wird auch Teilen der Bevölkerung mit nicht
so hohem Einkommen die Möglichkeit eröffnet, ihre Ausdauer oder ihre
Kraftfähigkeit im Fitnessstudio zu verbessern. Dadurch kommt es zu einer
Verlagerung der Zielgruppen. Jene, die sich den Gang ins Fitnessstudio
ohnedies leisten können, verbringen ihre Trainingsstunden meist lieber in edlem
Ambiente
mit
allen
erdenklichen
Annehmlichkeiten
wie
Sauna
oder
Wellnessbereich und bleiben dort gerne auch unter sich. Die anderen tummeln
sich wiederum vermehrt in preisgünstigeren Sportstätten, um sich fit zu halten.
Auch im Nachbarland Deutschland kann ein hoher Zuspruch für Sport im
Fitnesscenter festgestellt werden.
Opaschowski bringt die Bedeutung und die Vielschichtigkeit des Fitnessbegriffs
auf den Punkt:
„Fitness ist heute Massenbewegung und Modeerscheinung, Lebensstil und
Lebensgefühl, Kommunikation und Kommerz“ (Opaschowski 1995, S.219)
125 Der sportliche Körper 17.1 Die Aerobic­Bewegung Der Aerobic-Sport mit all seinen Facetten und Ausformungen kann in die
Kategorie Fitnesssport eingeordnet werden.
Was zeichnet den Aerobic-Sport aus? Was ist die Faszination, die tausende
Menschen in die Studios lockte und in den letzten Jahren wieder vermehrt in
Mode kam?
Haas beschreibt die Mischung aus der „Ausdauergymnastik mit Musik“ gepaart
mit Spaß als eine „neue Art zu leben“, eine „neue Philosophie“. Positiv zu
vermerken ist, dass der Aerobic-Sport nicht nur das Herz-Kreislauf-System
verbessert, sondern gleichzeitig auch Koordination und Beweglichkeit trainiert,
das Körperbewusstsein verbessert und neben Wohlbefinden auch ein neues
Lebensgefühl vermittelt (Haas 1996, S.5).
Ausgehend von den Vereinigten Staaten von Amerika erreichte die AerobicBewegung schließlich Mitteleuropa. Im Jahr 1982 eröffnete die Stilikone,
Filmschauspielerin und begeisterte Fitnesssportlerin Jane Fonda ihr erstes
Aerobic-Studio in San Francisco und Los Angeles. Im selben Jahr wurde auch
der erste Internationale Aerobic-Verband (IDEA) gegründet. Ausbildungen und
zahlreiche Veranstaltungen trugen dazu bei, dass Aerobic in die Welt getragen
und berühmt wurde. Die Filmschauspielerin Sydne Rome etablierte den
Aerobic-Sport 1983 auch in Österreich und im Nachbarland Deutschland
(www.fitnessonline.at, Zugriff am 30.04.2011, 16:33 Uhr).
1983 eröffneten in Wien und Baden bei Wien die ersten Studios von Sydne
Rome (Spolenak 1984, S.13). Einige Jahre später begannen sich AerobicStudios
rasant
zu
einem
unaufhaltsamen
Trand
zu
entwickeln
(www.fitnessonline.at, Zugriff am 30.04.2011, 16:33 Uhr).
Im Zusammenhang mit der Berühmtheit Jane Fonda und dem neuen
Lebensgefühl, das durch Aerobic vermittelt wurde, strömten Massen von
Menschen in die Studios und eine enorme Umsatzsteigerung für die Betreiber
war die Folge. Erstmals zeichnete sich ein Trend in Richtung einer AerobicBewegung ab. Neben dem sportlichen Aspekt in Bezug auf Stärkung des Herz 126 Der sportliche Körper Kreislaufsystems und der Ausbildung eines Grundlagenausdauerniveaus
standen erstmals auch das Outfit, die Musik und die Freude am Tun im
Mittelpunkt des Interesses.
Zeitschriften wie die „Bunte“, der „Spiegel“, „Freundin“ oder das „Profil“ titelten
im
Jahr
1983
verschiedenste
Attribute, die mit
Aerobic
in
Verbindung
gebracht werden
konnten, um den
Menschen
noch
zusätzlich
das
„Lebensgefühl
Abbildung 23 Jane Fonda http://www.sodahead.com/living/jane‐fondas‐first‐workout‐tape‐
released‐29‐years‐ago‐get‐me‐one‐or‐next/question‐
1708671/?page=12&link=ibaf&imgurl=http://images.sodahead.com/
polls/001708671/fonda‐
43492663240_xlarge.jpeg&q=jane%2Bfonda%2Baerobic, Zugriff am 25.08.2011, 14:23. Aerobic“
zu
vermitteln.
Aerobic ist „die schnellste
Methode,
um
schlanker,
schöner und beweglicher
zu werden“, „Aerobic heißt die neue Fitnessformel“, „Das neue Glück der Frau
ab 50“, „Schönheit Selbstbewusstsein und Lebensfreude“, „Aerobic, das neue
Zauberwort für alle, die in Form bleiben wollen“ und vieles mehr (Spolenak
1984, S.16).
Aufgrund der Möglichkeit Aerobic-Stunden über das Fernsehen zu verbreiten,
gelang es dieser Bewegung sowohl Männer und Frauen anzusprechen. Neben
der medialen Aufmerksamkeit durch das Fernsehen gelang es Jane Fonda
auch die Massen zu begeistern, ihr Buch mit dem Titel „I Feel Good“ zu kaufen
und
im
Selbststudium
die
festgeschriebenen
Trainingsprogramme
durchzuführen. Gleichzeitig bietet ihr Buch wertvolle Tipps im Bereich
Ernährung und gesunde Lebensführung. Jane Fonda und Sydne Rome war es
gelungen, durch ihr abgestimmtes Aerobic-Programm erstmals auch vermehrt
Frauen zu motivieren ein Fitnessstudio zu besuchen. In den 1990er-Jahren
127 Der sportliche Körper kamen dann, ausgerichtet auf die jeweilige Zielgruppe und den gewünschten
Trainingseffekt, verschiedene Formen des Aerobic-Sports wie Aquaaerobic,
Step-Aerobic und viele mehr in Mode (Brucker 1999, S. 25f. in Anlehnung an
www.fitnessonline.at.)
Die Fitnessindustrie tat sich sehr schwer, die Begeisterung der Menschen und
ihren Eifer zu bändigen. Kurse waren überfüllt, Musikkassetten und Bücher über
Aerobic nahezu ausverkauft. Die Auswirkungen des Trends waren nicht
abschätzbar. In Österreich hatte man das Potential unterschätzt und
verabsäumt Profit daraus zu schlagen (Spolenak 1984, S.13).
Nach der anfänglichen Euphorie in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts folgte
ein Rückgang des Interesses. Training auf Betonböden, Gerüchte um
gesundheitsschädliche Wirkungen von Aerobic, nachgewiesene Verletzungen
durch Aerobic sowie wenig bis gar nicht qualifizierte Trainer versetzten dem
Image des vormals so beliebten Sports einen Dämpfer (Haas 1996, S.5).
Seit den 1990er-Jahren bemühen sich Sportwissenschafter, Mediziner,
Ausbildner für Aerobic-Training und andere Fachleute, das Image wieder
aufzupolieren und an die glanzvollen Zeiten der 80er-Jahre anzuschließen.
Heute findet der Aerobic-Sport auch in Österreich wieder wachsende
Beliebtheit. Stetig steigende Teilnehmerzahlen in Kursen und Studios sowie mit
Fokus auf Gesundheitsförderung ausgerichtete Trainingskonzepte zeugen von
einer Etablierung als moderner Fitnesssport. Ausbildungen zum Aerobic-Trainer
finden regen Zuspruch.
Im Internet wird die Sportart Aerobic als besonders abwechslungsreich,
motivierend und gesundheitsfördernd dargestellt. Ein Beispiel dafür ist die
Gesundheitsplattform der Uniqua Versicherung, die sich in den letzten Jahren
im Bereich des Gesundheitssports immer mehr etabliert hat und Tipps und
Tricks von Experten gerne bereitstellt.
„Aerobic ist ein ganzkörperliches Training zu rhythmischer Musik, das aus
Laufen, Hüpfen, Kräftigungs- und Stretchübungen besteht. Das AerobicTraining verbessert und aktiviert das Herz-Kreislauf-System, die Koordination,
128 Der sportliche Körper Kondition und muskuläre Ausdauer. Stressabbau, Ausgleich zum Job,
Figurprobleme, Muskelstraffung, ein gutes Körpergefühl und allgemeine Fitness
– dies alles bietet diese Sportart. Bei Aerobic gibt es verschiedene
Belastungsstufen: Low Impact und High Impact. Durch diese unterschiedlichen
Niveaus ist Aerobic sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene
geeignet“
(http://www.meduniqa.at/Ratgeber/Gesundheit/Bewegung/Sportarten_von_AZ/Aerobic/, Zugriff am 19.07.2011, 14:22 Uhr).
In Österreich ist der Aerobicsport als Wettkampfsportart noch nicht anerkannt.
Ganz im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika, wo bereits 1989
erstmals nationale Aerobic-Meisterschaften ausgetragen wurden (Brucker 1999,
S.38).
Eine Studie von Brucker 21 hat gezeigt, dass in Österreich vermehrt Frauen an
Aerobic-Kursen im Fitnessstudio teilnehmen. Ergebnisse dieser Untersuchung
sind, dass Personen, die regelmäßig Aerobic-Training besuchen, auch ihr
Können besser einstufen als jene, die nur selten trainieren. Ferner wird
sichtbar, dass 46 Prozent aller Befragten eine abgeschlossene Matura und 25
Prozent gar einen akademischen Titel vorweisen können. Es kann aus den
Ergebnissen abgelesen werden, dass 88 Prozent aller Befragten anmerken,
dass die Verbesserung der sportlichen Fähigkeiten für sie ausschlaggebend
sei, den Aerobic-Sport auszuführen. Rund 76 Prozent aller weiblichen
Befragten geben an, dass die Beendigung des Aerobic-Trainings einen großen
Verlust für sie bedeuten würde. Die Aussage, dass man durch Aerobic
wertvolles Herz-Kreislauf-Training erfährt, stimmen 92 Prozent aller Befragten
zu. Außerdem glauben 76 Prozent aller Befragten, dass sie durch Aerobic
gelernt haben, ihren Körper besser zu beherrschen. In Bezug auf Aerobic 21
Befragt wurden 178 Personen, zwischen 16 und 72 Jahren, die regelmäßig Aerobicstunden
im Fitnesscenter besuchen, davon waren 93 weibliche und 85 männliche Teilnehmer. Die
Befragung wurde mittels Fragebogen zum Thema „Wichtigkeit der Sportart Aerobic in Bezug
auf andere Lebensbereiche“, „Erwartungen anderer bezüglich ihrer Tätigkeit als
Aerobicsportler/in“ und „Bedeutung der Aerobic im Leben der Sportlerin“ sowie „Befriedigung
der Sportler/in durch die Ausübung der Sportart Aerobic“ ermittelt.
129 Der sportliche Körper Training zur Verbesserung des körperlichen Aussehens meinten 73 Prozent
aller Frauen und rund 52 Prozent der Männer, dass dies der Grund für ihr
regelmäßiges Training sei. Soziale Motive erhalten dagegen nur mäßige
Zustimmung
als
Motiv
für
das
Betreiben
des
Aerobic-Sports.
Überraschenderweise lehnen die Befragten die Aussage „Ich betreibe Aerobic,
um abzunehmen“ ab. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass
Frauen vornehmlich des Fitnessmotivs wegen Aerobic-Sport betreiben.
Männern dagegen sind soziale Aspekte wichtiger (Brucker 1999, S.40f.).
Im nachstehenden Kapitel zum Thema „Bodybuilding“ wird eine Sportart
beleuchtet, bei der das Ziel ist, seinen Körper in Bestform zu präsentieren.
17.2 Die Bodybuilding­Bewegung „Wer Bodybuilding als Lebensstil betreibt, bleibt immer gesund, ist intelligent
und attraktiv, schlichtweg der perfekte Übermensch.“ (Wedemeyer 1996, S.135)
Die Sportart Bodybuilding zeugte anfangs von keinem großem Bestand.
Philosophien über den Körper sowie das Allheilmittel Bodybuilding sind nur
einige wenige Versuche, dieses exzessive Körpertraining zu rechtfertigen und
ihn von seinem zweifelhaften Ruf zu befreien. Lisa Lyon, BodybuildingWeltmeisterin spricht vom „Zusteuern auf ein ganz anderes Leben“ und von
Veränderungen in der Gefühlswelt durch Bodybuilding. Erhöhte Attraktivität,
mehr Produktivität im Beruf und in der Liebe sind nur einige wenige positive
Faktoren, die Bodybuilding-Training laut Lyon mit sich bringt (Lyon/Hall 1983,
S.23).
Der österreichische Ausnahme-Bodybuilder sparte auch nicht mit Lob für seine
Sportart. Er spricht gar von einer „heilenden Wirkung“ dieser Bewegungsform
(Schwarzenegger 1992, S.19).
Zuallererst muss gesagt werden, dass das Phänomen Bodybuilding nicht immer
die Akzeptanz hatte, welche die Sportart heute genießt. Wedemeyer erklärte,
dass es einiger Überzeugungsarbeit bedurfte, um die Gesellschaft und auch die
Akteure
selbst
davon
zu
überzeugen,
dass
Bodybuilding
sowohl
„gesellschaftlichen Nutzen, als auch sozialen Vorbildcharakter“ in sich vereint
130 Der sportliche Körper (Wedemeyer 1996, S.129). Aufgrund des heutigen Forschungsstandes steht
fest, dass Kraftsport in Maßen gut für unseren Körper und für unser gesamtes
Wohlbefinden ist (ebd., S.132).
Ihre Anfänge nahm die Bodybuilding-Bewegung in den USA. Diese Bewegung
hatte nicht nur Auswirkung auf die Einstellung der Menschen zum Sport an sich,
sondern sie brachte den Sport auch in Zusammenhang mit wirtschaftlichen,
politischen und kulturellen Aspekten (Dilger 2008, S.245).
Dilger (2008, S.59) schreibt, dass die ersten kommerziellen Sportanlagen von
ehemaligen Bodybuildern aufgebaut wurden. Nebenerscheinungen und neue
Wirtschaftszweige wie die Abhaltung von Trainingskursen und die Einrichtung
von
Geräteversandhandelsgesellschaften
gingen
ebenfalls
mit
dieser
Sportbewegung einher.
Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Bodybuilding-Bewegung in Mitteleuropa,
genauer
gesagt
in
Deutschland,
ihren
Ursprung.
Verschiedenste
Sportbewegungen und Lebensreformbewegungen wie die Gymnastikbewegung
oder die Hygienebewegung im 20. Jahrhundert hatten Einfluss auf die
Entwicklung des Bodybuildings. Außerdem wurden zum Thema Kraft und der
Funktion von Muskelarbeit erstmals medizinische Abhandlungen geschrieben
und veröffentlicht (Wedemeyer-Kolwe 2004, S.293/294).
Erste Anzeichen einer Sportart mit Hanteln und Gewichten zeigten sich schon
im Laufe des 19. Jahrhunderts im Turnsport nach Jahn. Schon vor 1900 wurden
zum
Zweck
der
Therapie
und
Rehabilitation
Widerstandsgeräte
und
Kraftmaschinen zur Genesung und zum gezielten Muskeltraining erzeugt und
eingesetzt (Wedemeyer-Kolwe 2004, S.294).
Die Biografie des in Österreich geborenen, später nach Amerika emigrierten,
Harry Gelbfarb liest sich wie eine Werbeeinschaltung für Bodybuilding-Training.
Der von leichter Tuberkulose und einem nervösen Herzfehler geplagte Gelbfarb
begann zu Hause mit Alltagsgegenständen seinen Körper zu kräftigen und trat
anschließend einem Boxclub bei. Diese Körperarbeit soll ihm zur Genesung
verholfen haben (Gelbfarb 1993, S.138).
131 Der sportliche Körper In Vereinen und Verbänden wurde bereits ab 1870 das Gewichtheben
organisiert
trainiert,
welches
die
Bodybuilding-Bewegung
maßgeblich
beeinflusste. Haupteffekt des Gewichthebens sollte damals Kraftzugewinn und
Muskelaufbau sein. Ein harmonischer, makelloser Körper war damals kein
vorrangiges Ziel des Trainings (ebd. S.296). Fokussiert wurde die Ausbildung
zu einem vielseitigen Athleten, da dies für die goldene Zeit des Kraftsports der
Inbegriff von Schönheit, Kraft und Leistung war.
Der eigene Körper stellt im Leben der
Bodybuilder nicht nur Mittel zum Zweck dar,
sondern ist im Zentrum des Interesses. Ziel
beim
Bodybuilding
„Rohmaterial“
ist
mithilfe
es
aus
von
dem
gezieltem
Muskeltraining einen „neuen“ Körper zu
formen,
man
könnte
es
sogar
so
formulieren: einen neuen Körper zu züchten.
Bodybuilder
definieren
sich
über
ihren
Körper und fühlen sich aufgrund ihres, ihrer
Ansicht nach, perfekten Körpers, dem Rest
der Bevölkerung überlegen (Voll 2007,
S.71).
Abbildung 24 Harry Gelbfarb, www.ifbb.de/gelbfarb, Zugriff am 15.04.2011, 14:55 Uhr. Wedemeyer-Kolwe
(2004,
S.296)
bringt
die
verschiedenen Einflüsse auf die Bodybuilding-Bewegung so zum Ausdruck:
„Mit
den
Hantelübungen
der
Turner,
den
Gymnastiksystemen
der
Heilgymnastiker, den Kraftmaschinen der Krankengymnastikinstitute und der
Technik des Gewichthebens fusionierten die Bodybuilder die Elemente
Trainingslehre, Muskelwachstum, Körperharmonie und Gesundheit sowie die
Idee des Privatinstitutes und schufen daraus eine neue Bewegung.“
Wedemeyer erklärt, dass mit dem Ausrichten der „Mr. Olympia-Wahl“ in
München selbst die letzten Kritiker dessen belehrt wurden, dass Bodybuilding
132 Der sportliche Körper keine Sportart mehr ist, die hinter verschlossenen Türen trainiert wird, sondern
eine, die das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zieht. Die ausverkaufte
Olympiahalle in München läutete eine neue Ära der Bodybuilding-Bewegung ein
(Wedemeyer 1996, S.36).
Vor allem die Filmindustrie hat einen wertvollen Beitrag zur Etablierung des
Kraftsports beziehungsweise zur Anerkennung von Bodybuilding als Sport
beigetragen.
Die
mediale
Inszenierung
einiger
Bodybuilder
wie
des
Österreichers Arnold Schwarzenegger oder Steve Reeves hat scheinbar eine
gewisse
Akzeptanz
des
Körpertrainings
und
der
muskulösen
Körper
herbeigeführt. Daraus entwickelte sich auch die gemeinhin gängige Meinung,
dass es nur eines muskulösen Körpers bedarf, um Karriere beim Film zu
machen (Dilger 2008, S.246).
Wie bei Wedemeyer-Kolwe oben bereits beschrieben, kam mit der Etablierung
des Bodybuilding-Sports auch die Organisationsform in privaten Studios immer
mehr in Mode. Gleichzeitig wurden auch die vormals aus Alltagsgegenständen
zusammengestellten Geräte zunehmend professioneller. Die Brüder Wilczewski
importierten bereits 1974 Sportgeräte aus Übersee. Die beiden können als
Vorreiter bezüglich der professionellen Einrichtung ihrer Studios angesehen
werden. Das Geschwisterpaar war es auch, das bereits in den 1970er-Jahren
Gruppenkurse nicht nur für Bodybuilding, sondern auch für Aerobic, Stretching
und Balanceübungen sowie Gymnastik anboten. Externe Experten standen den
Teilnehmern mit Wissen und Know-how zur Seite (Dilger 2008, S.279).
Seine Anfänge nahm der Bodybuilding-Sport als Wettkampfsport durch die
Ausrichtung von Studiomeisterschaften. Gelbfarb schrieb, dass diese zur
Motivation der Studiomitglieder abgehalten wurden (Gelbfarb 1993, S.142).
Generell war die Einrichtung von Studios, die in ihren Anfängen nur auf
Hantelsport und Bodybuilding ausgerichtet waren, ein immer breiter werdendes
Sportprogramm zu bieten hatten und aus diesem Grund auch ein größeres
Publikum angesprochen werden konnte. (Dilger 2008, S.276).
133 Der sportliche Körper Neben Trainingsanweisungen in Kursen oder Personaltraining wurden auch
Ernährungsanweisungen und Fitnesstests durchgeführt. Das Umfunktionieren
der vormals reinen Sportstudios in so genannte „Wohlfühl-Studios“, in denen
nach einem harten Training die Möglichkeit geboten wurde, sich in
Sonnenbänken, Saunen oder Bädern zu entspannen, ließ nicht lange auf sich
warten. Ein Vorreiter diesbezüglich war Harry Gelbfarb. Da wie auch in den
heutigen
Fitnessstudios
der
kommunikative
Faktor
ein
wichtiger
Motivationsgrund war jenes zu besuchen, gab es auch schon Mitte der 1970erJahre Bars und Musik für Besuche mit Freunden nach dem Training (Dilger
2008, S.280).
Zusätzlich zur Darstellung von perfekten Körpern in Filmen wurden Bodybuilder
auch bald Werbeträger für Geräte, Nahrungsergänzungsmittel und Ähnlichem.
Durch die Verbreitung von Magazinen wie „Sport und Kraft“ wurden diese
allgemein bekannt und vermittelten so den Sport der breiten Masse.
In der heutigen Zeit, nachdem der Medienrummel und das Interesse um Arnold
Schwarzenegger abgeflaut sind, bleibt die Frage offen, inwieweit der
Bodybuilding-Sport als „sauberer Sport gelten kann. Zu oft wird Bodybuilding
und exzessives Körpertraining mit Einnahme von Steroiden oder verbotenen
Substanzen wie Anabolika in Verbindung gebracht. Gerüchte um das
Bodybuilding wirken heute noch trotz Versuchen diese auszuräumen auf das
Image dieser Sportart.
134 Der sportliche Körper 18 Zusammenfassung Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine Existenz ohne Körper nicht
nur rein biologisch gesehen nicht möglich wäre, sondern auch viele Bereiche
des Lebens, die sich des menschlichen Körpers bedienen, wie Wirtschaft, Sport
oder Medien, etwas Wichtiges fehlen würde. Sogar während der Zeit, in der
dem Körper aufgrund der Dominanz des „Geistigen“ wenig bis gar keine
Beachtung geschenkt wurde, fand er gerade aufgrund seiner Abstinenz Platz in
Überlegungen und Betrachtungen von Wissenschaftern und somit seinen Weg
zurück in den Mittelpunkt des Geschehens.
Heute kann nicht bestritten werden, dass Sport und unmittelbar damit
verbunden der „sportliche Körper“, nicht mehr aus wissenschaftlichen
Abhandlungen,
Diskussionen
von
Experten,
aber
auch
von
Stammtischgesprächen wegzudenken ist. Für Menschen aus allen sozialen
Schichten bietet der Sport Themen und Diskussionsmöglichkeiten.
Grundsätzlich lässt sich behaupten, dass in der heutigen Gesellschaft das
Aussehen immer mehr in den Vordergrund gerückt wird und aufgrund der
Forcierung durch die Medien diese Tatsache nochmals verstärkt wird.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die Aspekte des menschlichen
Körpers in seiner Ausdrucksweise als „sportlicher Körper“ darzulegen. Der
menschliche Körper kann unter Berücksichtigung verschiedenster äußerer
Einflussfaktoren wie Medien, Werbung, dem Gesellschaftssystem an sich
verschiedenartig auftreten. Gugutzer stellte die Theorie auf, dass der Sport
Auswirkungen auf die Gesellschaft habe, aber auch die Gesellschaft den Sport
beeinflusse (Gugutzer 2006, S.17f.). Aufgrund der bestehenden Literatur kann
zusammenfassend
behauptet
werden,
dass
sich
bestehende
Gesellschaftssysteme mit ihren vorgegebenen Werten und Normen auf den
Sport generell, auf die Bereitschaft der Menschen, sich sportlich zu betätigen
und auf die Rahmenbedingungen, unter denen sie dies tun, auswirken.
Beispielhaft dafür kann die nahezu fehlende körperliche Herausforderung im
Berufsleben genannt werden. Menschen, die im beruflichen Alltag keine
135 Der sportliche Körper Möglichkeit haben, ihren Körper zu fordern, oder/und von sitzenden Tätigkeiten
eingenommen
sind,
suchen
vermehrt
im
Sport
Herausforderung
und
Bestätigung zugleich. Sich etwas beweisen wollen, zu zeigen, dass man trotz
weniger Übung sportliche Leistungen erbringen kann, wirkt auf viele Menschen
anspornend.
In Bezug auf die Beziehung zwischen Sport und Gesellschaft lässt sich
behaupten, dass die Gesellschaft mit ihren allgemeingültigen Regeln und
Normen Einfluss auf Struktur, Organisation und Ausübung des Sports nimmt.
Genauso aber kann der Sport das gesellschaftliche System beeinflussen.
Ebenso charakteristisch für die heutige Zeit ist, unter Umständen durch die
Leistungsgesellschaft hervorgebracht, der Drang zur Selbstdarstellung und
Selbstinszenierung. Die Medien machen es vor, indem sie Idealbilder
präsentieren und diese ganz bewusst mit negativen und positiven Bewertungen
belegen. Das Aussehen spielt eine enorm wichtige Rolle. Wer Erfolg im Beruf,
im Privatleben oder im Sport haben will, muss neben Intelligenz, Charme, einer
Portion Esprit auch noch jede Menge Schönheit mitbringen, um den Sprung
ganz nach oben zu schaffen und das vollendete Glücksgefühl zu erlangen.
Mittel um wenig Attraktivität auszugleichen kennen keine Grenzen – das
Ergebnis
zählt.
Mittlerweile
haben
sich
ganze
Berufsgruppen
darauf
spezialisiert, den Menschen zu Schönheit zu verhelfen. Viele wollen die Mühen,
durch Sport jung, dynamisch, fit, gesund und durchtrainiert zu werden, nicht
mehr in Kauf nehmen und begeben sich stattdessen lieber in die Hände von
Schönheitschirurgen,
die
Unzulänglichkeiten
oder
vermeintliche
Fehlerhaftigkeiten korrigieren.
Der menschliche Körper findet in den von Heinemann definierten Modellen des
Sports unterschiedliche Ausdrucksformen. Während im traditionellen englischen
und im professionellen Sportmodell der Körper zur Leistungsmaximierung
eingesetzt und bis zur Ausreizung seiner Reserven getrieben wird, und
sozusagen Mittel zum Zweck ist, findet man bei Sportarten, die dem
expressiven
Sportmodell
zugeordnet
werden,
eine
ganz
andere
Darstellungsform vor. Freudvolles Bewegen, allein, in der Gruppe, ohne
136 Der sportliche Körper Leistungsgedanken, steht im Vordergrund. Das gemeinsame Erleben von
Bewegung, das Spüren des eigenen Körpers sind kennzeichnend für die heute
sehr beliebten Trend- und Funsportarten. Der Sport bietet dem Körper eine
Plattform zur Darstellung und Inszenierung. Im Bezug auf das funktionalistische
Sportmodell wird der Sport mit einem definierten Ziel betrieben. Durch die
sportliche Betätigung erwartet man sich zum Beispiel Gewichtsreduktion oder
eine gezielte Zunahme der Muskelmasse. Dafür unterzieht man den Körper
optimal abgestimmter Maßnahmen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Unter der Rubrik „Traditionelle Spielkultur“ finden sich Mannschafts- und
Ballsportarten
wieder.
Der
Körper
wird
hierbei
benötigt,
um
die
althergebrachten, an die Moderne adaptierten Spielweisen ausführen zu
können.
Der Körper ist bei sportlicher Betätigung maßgeblich involviert und somit
Voraussetzung für das Gelingen einer sportlichen Bewegungsausführung. Da
sich der Sport durch vier konstitutive Elemente definiert, hat auch der
menschliche Körper Einfluss auf diese. Körperliche Leistung wird erst durch den
menschlichen Körper ermöglicht. Sich im fairen Wettkampf zu messen, ist in
allen
Sportarten
zu
finden
und
zeigt
auf,
dass
nicht
nur
die
Leistungsmaximierung den Körper im Wettkampf ausmacht, sondern auch das
Erleben der körperlichen Bewegung, oder das In-Szene-setzen des Körpers
leistungsbestimmend sein kann. Einerseits definieren Regeln das sportliche
Tun in dem Sinn, als dass Wettkampfbestimmungen das faire Konkurrieren
unter den Teilnehmern festlegen. Beispiele dafür sind die Abseitsregel im
Fußball,
oder
die
vorgegebene
Bahnlänge
für
Schwimmwettkämpfe.
Andererseits werden auch dem Körper Normen vorgeschrieben. Zum Beispiel
gibt es wie im Judo Gewichtsklassen, die die Zugehörigkeit zu einer
Wettkampfgruppe bestimmen, in der man kämpfen darf. Ebenso existieren nicht
festgeschriebene Regeln oder Vorgaben, die das optimale Bewältigen einer
Bewegungsaufgabe unterstützen sollen. Gesunde Ernährung, abgestimmtes
Training, speziell entworfene Ausrüstung und vieles mehr. Das vierte Kriterium
bezeichnet die Unproduktivität des Sports, was bedeutet, dass Sporttreiben
nicht zweckgebunden ist, sondern um seiner selbst Wille betrieben wird.
137 Der sportliche Körper 19 Fazit und Ausblick In Zukunft wird es interessant zu beobachten werden, zu welchem Grad die
Medien Einfluss auf unser Handeln, unser Körperbewusstsein und unser
Lebensgefühl haben werden. Lässt man sich auch in 20 Jahren noch einreden,
dass spezielle Joghurts einem Körper zum Abnehmen verhelfen, oder AntiFaltencremes im Alter von 50 Jahren ein jugendliches Aussehen bescheren
können? Dass die Medien auch in 20 Jahren noch ein fixer Bestandteil unseres
Lebens sein werden, ist unbestritten. Doch kann es gelingen ihre Macht, Ideale,
Illusionen und surreale Wirklichkeiten zu propagieren, einzuschränken und der
Wissenschaft den Vortritt zu lassen.
Um dies zu erreichen, bedarf es noch Aufklärungsarbeit zu leisten und auch
eine das Selbstvertrauen der Menschen zu stärken. Der Drang, jeden Trend
mitzumachen, aus Angst nicht dazuzugehören, hat in den letzten Jahren
deutlich zugenommen. Waren in früherer Zeit weibliche Rundungen das Nonplus-Ultra, so gewinnt zur Zeit ein schlanker bis sehr dünner, fitter,
durchtrainierter, muskulöser und dadurch fast männlich anmutender Körper den
ersten Preis beim Schönheitswettbewerb. Mit welchen Methoden man zu
diesem Körperbild gelangt, spielt keine Rolle. Ganz im Gegensatz dazu stehen
jene Menschen, die nicht dem Ideal entsprechen, welche ein erfolgreiches,
erfülltes Leben von vornherein abschreiben können, wenn es nach den
propagierten Idealen ginge.
Es wurde gezeigt, dass der Sport, im Speziellen auch der menschliche Körper,
mit seinen Eigenschaften das Gesellschaftssystem beeinflusst, aber genauso
durch Wertvorstellungen innerhalb der Gesellschaft gekennzeichnet ist.
Interessant könnte die Entwicklung des Sportengagements der Menschen zu
beobachten werden. Wird man neben der beruflichen Tätigkeit überhaupt noch
Zeit finden, um Sport zu betreiben oder ist man derart beschäftigt, dass keine
Zeit bzw. Motivation für den Sport bleibt? Oder der Trend verläuft in eine andere
Richtung. Ein Weg, der noch mehr als jetzt von den Medien beeinflusst ist und
durch ein Streben nach dem immer sportlicheren, fitteren, anziehenderen,
schöneren
Körper
alle
anderen
Ambitionen
in
den
Schatten
stellt.
138 Der sportliche Körper Äußerlichkeiten haben in der heutigen Zeit forciert durch die Medien einen
derartig hohen Stellenwert erreicht, dass es wahrscheinlich unmöglich sein
wird, von diesem Trend abzuweichen.
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151 Der sportliche Körper 152 Der sportliche Körper 21 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Aerobic‐Outfit 1980er Jahre, http://famefit.com/tag/jane‐fonda/, Zugriff am 25.07.2011, 17:22. ........................................................................................................................ 9 Abbildung 2 Modell in Anlehnung an Gugutzer 2006, S.14f... .................................................... 14 Abbildung 3 Pyramidenmodell des Sports In: Scheid/Prohl 2009, S.57. .................................... 24 Abbildung 4 Körper als Gegenstand der Soziologie, Gugutzer 2006, S.13f. .............................. 38 Abbildung 5 Körper als Produkt der Gesellschaft, Gugutzer 2006, S.17. .................................... 39 Abbildung 6 Vorher‐Nachher‐Bild, Antifaltenpflegeprodukt aus der Werbung, http://hairstyles‐
clips.blogspot.com/2010/08/best‐anti‐aging‐wrinkle‐cream.html ........................................... 40 Abbildung 7 Reetone‐Werbung für spezielles Schuhwerk von Reebok, http://www.nextnewfashion.net/reebok‐easy‐tone‐reetone‐ad‐campaign/ ........................... 41 Abbildung 8 Cristiano Ronaldo, Model für Emporio Armani, http://www.stylelist.com/2010/01/14/cristiano‐ronaldo‐six‐pack‐emporio‐armani‐underwear‐
jeans‐ad‐campaign/ .................................................................................................................... 44 Abbildung 9 Bierbauch, http://www.bier.de/bier‐wissen/bier‐unter‐der‐
lupe/physiologisch.php .............................................................................................................. 44 Abbildung 10 Hot Stone Massage, http://www.holidaycheck.de/hotel‐
Urlaubsbilder_Hotel+Bayern+Vital‐ch_ub‐
hid_123253.html?action=detail&mediaId=1157523605 ........................................................... 45 Abbildung 11 Aspekte des Körpers in Anlehnung an Gugutzer 2006, S.20. .............................. 46 Abbildung 12 Entkörperlichung und Wiederentdeckung, Heinemann 2006, S.89 .................... 49 Abbildung 13 Popstar Madonna, americanmusicassociation.com/ tag/pop‐star‐madonna, Zugriff am 08.05.2011, 12:29 Uhr. .............................................................................................. 65 Abbildung 14 möglicher Zusammenhang: Körper ‐ Medien ‐ Gesellschaft ................................ 67 Abbildung 15 Franziska van Almsick, http://waldeagency.com/PROMIS/autogramme_franzi.html, Zugriff am 15.04.2011 um 14:41 Uhr............................................................................................................................................... 76 Abbildung 6 Fotos Beckham http://www.google.at/images?um=1&hl=de&rlz=1G1ACAW_DEAT413&biw=1175&bih=515&t
bm=isch&sa=1&q=beckham+frisuren&aq=f&aqi=g3&aql=&oq=, Zugriff am 15.04.2011, 14:49 Uhr............................................................................................................................................... 78 153 Der sportliche Körper Abbildung 17 Magisches Dreieck nach Görner 1995 ................................................................. 81 Abbildung 18 adaptiertes Modell in Anlehnung an Görner 1995/Hagenah 2004/Beck 2006. .. 82 Abbildung 19 Magisches Viereck, adaptiert nach Görner 1995. ................................................ 86 Abbildung 20 Anni Friesinger (dt. Eisschnellläuferin) http://gleeboo.de/bilder_anni_friesinger, Zugriff am 15.04.2011, 15:05 Uhr. ............................................................................................. 90 Abbildung 21 Franziska van Almsick, http://franziska_van_almsick.bilderr.com/franziska_van_almsick_.html, Zugriff am 15.04.2011, 15:26. .......................................................................................................................................... 90 Abbildung 22 Exemplarische Dosis‐Wirkung‐Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit, modifiziert nach Bouchard 2001, S.349. .............................................................. 122 Abbildung 23 Jane Fonda http://www.sodahead.com/living/jane‐fondas‐first‐workout‐tape‐released‐29‐years‐ago‐get‐
me‐one‐or‐next/question‐
1708671/?page=12&link=ibaf&imgurl=http://images.sodahead.com/polls/001708671/fonda‐
43492663240_xlarge.jpeg&q=jane%2Bfonda%2Baerobic , Zugriff am 25.08.2011, 14:23. .... 127 Abbildung 24 Harry Gelbfarb, www.ifbb.de/gelbfarb, Zugriff am 15.04.2011, 14:55. ............ 132 154 Der sportliche Körper 22 Quellenverzeichnis Abbildungen 1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
http://famefit.com/tag/jane‐fonda Modell in Anlehnung an Gugutzer 2006, S.14f. Scheid/Prohl 2009, S.57. Gugutzer 2006, S.13f. Gugutzer 2006, S.17. http://hairstyles‐clips.blogspot.com/2010/08/best‐anti‐aging‐wrinkle‐cream.html http://www.nextnewfashion.net/reebok‐easy‐tone‐reetone‐ad‐campaign http://www.stylelist.com/2010/01/14/cristiano‐ronaldo‐six‐pack‐emporio‐armani‐
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