Aberystwyth University, 2014-15
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Aberystwyth University, 2014-15
Erfahrungsbericht Name: L e i l a, V a z i r i Austauschjahr: WS 2014/15 Gastuniversität: Universität Aberystwyth Stadt: Aberystwyth Land: Wales/UK Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Am 18. September 2014 hat für mich das Abenteuer Aberystwyth angefangen und ich muss sagen, dass ich mich hier unglaublich wohl gefühlt habe und eine der schönsten Zeiten meines Lebens hatte. Die Stadt Aberystwyth: Als ich das erste Mal Aber (so wird es von den Einwohnern genannt) bei Tageslicht sah, kam ich mir vor wie in einer Postkarte. Dieses wunderschöne 10.000 Einwohner Städtchen an der walisischen Küste hat etwas unglaublich beruhigendes und friedliches an sich. Geprägt ist die Stadt einerseits von unzähligen Touristen, die hier besonders im Sommer Urlaub machen. Dies führt leider dazu, dass Hotels und Wohnungen unglaublich beliebt und demensprechend teuer sind. Zum anderen ist Aber von vielen Studenten geprägt, die der Stadt eine gewisse jugendliche Frische verleihen. Die Stadt an sich hat alles zu bieten, was man für den täglichen Gebrauch braucht. Es gibt mehrere Kleiderläden, die von Surfkleidung (Animals) über billigere Sachen (Store 21, Matalan) bis hin zur alternativen Boutique (Polli) alles bietet. Es gibt ein Reisebüro, ein Feinschmeckerladen, Fotostudios, ein Laden für Modelleisenbahnen, eine Post, einen Süßwarenladen, einen £1 Laden, mehrere Banken, ein Nagelstudio, einen Laden nur für Postkaten, Bücherläden, zwei Tattoo Studios, mehrere Schmuckläden (von günstig bis teuer), ein Geschäft für Verkleidungen und diverse andere kleine Geschäftchen. Coffee-Shops sind besonders beliebt in Aber. Hier gibt es ‚Starbucks‘, ‚Costa‘ und viele private süße Cafés. Möchte man als Student in Aberystwyth essen gehen, kann man sich zwischen KFC, Subway und ‚Domino’s Pizza‘, diversen günstigen Fish and Chips Shops und ‚Wetherspoon‘ (einem sehr günstigen, aber dennoch sehr gutem Restaurant) entscheiden. Leider ist der McDonalds so weit weg vom Stadtzentrum, dass er eher uninteressant ist. Für den etwas gehobeneren Genuss empfiehlt sich ‚Little Italy‘, ‚Light of Asia‘ oder ‚Shilam Tandoori‘. Um Lebensmittel einkaufen zu gehen eignet sich am besten ‚Lidl‘ (der leider nur mit englischen Produkten ausgestattet ist, jedoch an Weihnachten auch Christstollen und Plätzchen verkauft, was sehr angenehm ist) oder ‚Co-Op‘ (ein bisschen teurer als Lidl aber auch ein bisschen besser). Für Tiefkühljunkies gibt es einen ‚Icelander‘ und für Nachteulen einen 24/7 ‚Spar‘ und ‚Tesco‘. Für ganz besonders fleißige gibt es einen ‚Morrison’s‘. Dieser besonders günstige Riesensupermarkt befindet sich in der Nähe des McDonald‘s und ist demensprechend weit weg. Eine ganz besonders beliebte Eigenschaft von Aberystwyth sind die 50 Pubs. Hier findet sich wirklich für jeden etwas und bei Live Music, Pub Quiz und Billard lassen sich viele wunderschöne Abende verbringen. Möchte man in Aberystwyth feiern gehen, spart man sich viel Geld, wenn man vorher etwas Vorglüht (Ein Pint Bier im Pub kostet im Durchschnitt 4€). Danach geht es meistens zu einem der vielen Pubs (besonders beliebt sind ‚Rummers‘, ‚Scolars‘, ‚Harry’s‘, ‚Glenn‘ und ‚The Academy‘). Am Ende geht man entweder ins ‚Why Not‘ (Yoko‘s) oder ‚Pier Preassure‘, die einzigen zwei Discos in der Stadt. Diese machen jedoch um ca. 4 Uhr zu, sodass man noch einen kurzen Abstecher zu ‚Lip Licking‘ macht, wo man eine Portion Chicken Nuggets mit Beans bestellt und dann fröhlich am Strand nach Hause torkelt (sofern man am Strand wohnt). Die Student Union bietet auch sehr viele Partys, unter anderem eine ‚Blackhouse‘ Party (die etwas in Verruch steht Drogen zu sponsern) und ein Bayrisches Bierfest. Man darf jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass Aber eine relativ kleine Stadt ist und demensprechend muss man für größere Shoppingtouren und kulturelle Besonderheiten nach Birmingham oder Cardiff ausweichen. Die Zugfahrt nach Birmingham kostet hin und zurück ca. 40€ und dauert fünf Stunden. Nach Cardiff kommt man am besten mit Megabus, was umgerechnet nur ca. 15€ hin und zurück kostet und ebenfalls ca. fünf Stunden dauert. Einziges Manko: Der Bus fährt schon um 5:40 in der Früh los und kommt nachts um 12:45 wieder an. Das Wetter in Aber ist um einiges milder als in Deutschland. Im Winter kann es viel regnen und hageln und unglaublich windig werden. Dementsprechend wild ist auch das Meer und die Wellen können dabei manchmal sogar über die Bucht schlagen. Hat man diese Phase jedoch überstanden, wartet auch schon ein traumhafter Frühling mit viel Sonnenschein und mildem Wetter auf einem. Nur Schnee sucht man hier vergeblich. Ganz besonders schön lassen es sich sonnige Tage auf dem ‚Constitution Hill‘ genießen. Da der Aufstieg nur ca. 20 Minuten dauert, ist er der perfekte Ort für einen längeren Spaziergang, eine kurze Pause vom Alltag zum Nachdenken und Sonne tanken oder ein romantisches Picknick zu zweit. Von dort aus hat man einen atemberaubenden Blick über ganz Aberystwyth und Umgebung, was oft zu vielen wunderschönen Fotos führen kann. Natürlich kann man auch einfach ‚nur‘ am Strand spazieren gehen und das Meer genießen (und im Sommer darin schwimmen). Alles in allem ist Aberystwyth die perfekte Studentenstadt! Wohnen: Im Juni bekam ich eine Mail vom Internationalen Büro der Universität Aber, die mir einen Wohnheimplatz fest zugesagt hat. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut und gleich meine Prioritäten bezüglich des Wohnheims angegeben. Als ich jedoch Mitte August immer noch keine Rückmeldung bezüglich eines Platzes hatte, ist mir mit Schrecken eingefallen, dass ich meine Mails von der Uni Aber nicht gecheckt hatte und leider war es dann zu spät für den Wohnheimplatz. Was für mich als Tragödie angefangen hatte, wurde jedoch das Beste was mir passieren konnte. Hierauf habe ich ca. 20 Leute angeschrieben und verzweifelt nach einem Zimmer gesucht und zu meiner Überraschung hatte ich am Ende sogar mehrere zur Auswahl. Die Seite ‚spareroom.co.uk‘ hat mir bei meiner Suche sehr geholfen und am Ende habe ich mich für ein ca. 11 qm großes Zimmer mit Meerblick für £412 im Monat (alles inklusive) entschieden. Die Vermieter sind unglaublich nett und haben mich sogar vom Bahnhof abgeholt und zum Haus gefahren. Was ich bis dahin jedoch noch nicht wusste: Ich habe zehn Mitbewohner (zwei Frauen und acht Männer)! Dies hört sich jedoch um einiges dramatischer an als es war und ich habe alle als gute Freuden gewonnen und werde sie schrecklich vermissen, wenn ich wieder in Deutschland bin! Die zwei Mädchen kommen aus Norwegen und England und studieren an der Uni Aber, während die Männer aus Indien, Spanien und vor allem ebenfalls England kommen und alle schon arbeiten (bzw. einer ist Rentner und wohl eher aus Versehen in diesem Haus gelandet). Dies war für mich der beste Weg die Britische Kultur kennenzulernen und in unzähligen Gesprächen, beim Kochen oder Feiern konnte man schnell die Unterschiede zwischen der UK und Deutschland erkennen. Alles in allem eine perfekte Gruppe und ich habe mich super wohl gefühlt! Das Haus in dem wir wohnen wurde gerade erst renoviert. Das Badezimmer teile ich mir mit noch zwei Mitbewohnern, was in Ordnung ist. Die Küche und der Wohnbereich sind für alle elf Mitbewohner da. Leider funktioniert die Dusche nur mit Bewegungsmelder, wodurch man weder das an- und ausschalten, noch die Temperatur bestimmen kann. Gleiches gilt für den Wasserhahn. Der Herd schaltet sich nach 20 Minuten automatisch aus, woran man sich erst einmal gewöhnen muss. Ebenfalls gewöhnen muss man sich an die acht Überwachungskameras, die überall im Haus installiert sind (glücklicherweise nicht im Zimmer oder Badezimmer). Trotzdem habe ich mich in dem Haus sehr wohl gefühlt. Was gibt es schöneres als am Morgen vom Meeresrauschen geweckt zu werden und am Abend einen atemberaubenden Sonnenuntergang zu sehen und dazwischen eine fremde Kultur mit unglaublich tollen Menschen kennenzulernen? Meine Mitstudenten hatten leider nicht so viel Glück und diejenigen, die das Angebot der Uni angenommen hatten, mussten sich meistens ein Zimmer teilen und haben sich ununterbrochen über das Wohnheim beschwert. Universität: Die Universität in Aberystwyth ist eine der schönsten die ich je gesehen habe. Mit nur 10.000 Studenten ist es eine ganz andere Atmosphäre als in Augsburg. Hier hat man das Gefühl in guten Händen zu sein. Ich habe noch nie so viel in einem Semester gelernt! Das Sprachniveau der Kurse war eine perfekte Herausforderung und in keinem Fall zu schwer. Da man hier in verhältnismäßig kleinen Seminaren ist, muss man sich auf die Kurse viel besser vorbereiten. Dafür hat man nur etwa zwei bis drei Kurse, verglichen zu etwa sechs Kursen in Augsburg. Hier ist wirklich jeder sehr hilfsbereit und sehr um die Studenten bemüht. Professoren kennen einem beim Vornamen und man hat nicht das Gefühl ein unbedeutender Student zu sein, wie das manchmal in Augsburg der Fall sein kann. Die Bibliothek ist ebenfalls gut sortiert und abends bis ca. 22 Uhr offen. Im Winter sollte man sich jedoch besser einen warmen Pulli mitnehmen, da es nach einiger Zeit sehr kalt werden kann. Einziges Manko: die Universität liegt auf einem sehr steilen Berg, was dazu führt, dass man nach 25 Minütigem Aufstieg (wenn man in der Innenstadt wohnt) total verschwitzt und müde an der Uni ankommt. Für etwas bequemere Studenten gibt es jedoch einen Bus, der pro Fahrt £1 bzw. ca. £80 für das Jahr kostet. Das einzige, was mir hier ein bisschen gefehlt hat war ein Tutor, der mich am Anfang ein bisschen rumführen konnte. Dazu konnte ich am Ende jedoch einen Mitbewohner überreden. Im Unterschied zu Augsburg ist die Mensa hier recht klein (es gibt dafür mehrere verschiedene). Das Angebot ist ebenfalls kleiner, jedoch gibt es hier Frühstück, Mittag und Abendessen. Da die Mensa jedoch um einiges teurer ist als selber kochen und kaum jemand von meinen Freuden dort gegessen hat, habe ich mir einige Kochbücher geschnappt und die Chance genutzt meine eigenen Kochkünste zu verbessern. Mitten in der Uni gibt es die Student Union. Hier kann man Snacks, Schreibwahren und Pullover etc. mit dem Logo der Universität und anderen Krimskrams kaufen. Hier gibt es ebenfalls einen ‚Starbucks‘, ein Take-Away Restaurant, einen Billard Tisch und eine große Leinwand, die viele große (englische/walisische) Fußball und Rugby Spiele überträgt. Allgemein ist die Student Union sehr engagiert und aktiv. Eine weitere Besonderheit an der Uni in Aber sind die vielen ‚Socials‘. Hier kann man aus einer Übersicht von über 90 Vereinen und nochmal so vielen Sportsclubs für wenig Geld einen passenden aussuchen. Hier gibt es wirklich für jeden etwas: Von einer Travel Society über eine German Society bis hin zur Knitting Society und dazu jeden erdenklichen Sport. Socials sind perfekt um neue Leute kennenzulernen und die Pubs in Aber auszuprobieren. Ich hatte mich unter anderem in der Art Society angemeldet, muss jedoch sagen, dass ich etwas enttäuscht war, da man außer sich gegenseitig bei Partys anzumalen nicht viel Kunst gemacht hat. Es hat zwar wirklich viel Spaß gemacht, war aber nicht wirklich der Grund warum ich der Society beigetreten war. Die Travel Society war da schon etwas hilfreicher und ich konnte ein paar walisische Städte mit ihr auskundschaften. Einzig das Anrechnen der Kurse war unglaublich schwierig. Ich hatte erwartet, dass durch das Umsteigen vom Magister zum Bachelor/Master die Universitäten in Europa einheitlich geregelt sind. Dies war in der Uni Aber jedoch leider überhaupt nicht der Fall. Für einen Kurs gibt es hier 10, 20 oder 30 Punkte, in Augsburg 4,6 oder 8. Ebenfalls musste ich hier als Leistungsnachweis zwei Essays abgeben. Diese wurden jedoch in Augsburg nicht anerkannt und ich musste die beiden Essays extra noch einmal zu einer Arbeit zusammenschreiben. Nachdem ich dies meinem Dozenten in Aber erzählt hatte und ihn darum geben hatte mir zwei ähnliche Themen zu geben, um mir das Zusammenschreiben zu erleichtern, hat sich dieser recht aufgeregt und mir vorgeschlagen mich darüber zu beschweren. Da ich jedoch keinen Ärger mit der Augsburger Fakultät haben wollte, habe ich darauf dankend verzichtet. Hierbei ist es mir jedoch nicht klar, warum wir unser Magistersystem extra umstellen mussten, wenn am Ende dabei keinerlei Vorteile zu erkennen sind. Kultur: Humor! Das ist das A und O in diesem Land. Ganz egal worum es geht, am besten man nimmt es mit Humor. Dazu gehört natürlich auch der zweite Weltkrieg. Ich habe noch nie so viel über den Krieg nachgedacht, gelernt und gelacht. Als mich neulich ein englischer Freund gefragt habe, was ich so über den zweiten Weltkrieg denke, hab ich mit ‚Am besten man nimmt das Thema mit Humor‘ geantwortet. Vor sechs Monaten wäre das noch undenkbar für mich gewesen. Ebenfalls anders ist das Alter der Studenten. Viele meiner Kommilitonen/innen sind gerade erst 18 und von zuhause ausgezogen. Demensprechend sind sie viel mehr aufs Feiern und Tanzen aus. Die Frauen in Wales sind allgemein sehr weiblich angezogen und nicht ganz so auf ihre Karriere fixiert wie in Deutschland, während die Männer oftmals sehr Machohaft rüberkommen können. Was mich aber ganz besonders gefreut hat war, dass ich nach ein paar Monaten einfach in die Küche gekommen bin und im lokalen Dialekt mit meinen Mitbewohnern ‚herumshakern‘ konnte, ohne über die englische Sprache nachdenken zu müssen. Am Ende habe ich sogar angefangen britisches Essen zu kochen, was mich selbst etwas überrascht hat. Ich muss jedoch zugeben, dass mir deutsches Essen oftmals schon sehr gefehlt hat! Die Fernsehprogramme hier sind sehr ähnlich gestrickt wie in Deutschland und ich würde davon abraten vor 12 Uhr mittags den Fernseher einzuschalen. Besonders beliebt sind hier auch amerikanische Filme und Fernsehshows, ähnlich wie in Deutschland. Bis auf einen guten Freud kamen alle meine anderen Freunde aus England. So konnte ich ein bisschen die walisische Kultur und auch die Englische kennenlernen und vergleichen. Was mir jedoch schnell klar geworden ist: England ist in Wales einfach nicht beliebt. Was noch zu beachten ist, ist, dass die Lebenserhaltungskosten in der UK um einiges höher sind als in Deutschland. Hier muss man allgemein länger arbeiten, hat weniger Urlaub, verdient weniger und hat höhere Kosten als in Deutschland. Größere Shoppingtouren oder Reisen waren für mich leider aus finanziellen Gründen nicht möglich. Nichts desto trotz habe ich Wales in mein Herz geschlossen! Zusammenfassend muss ich sagen, dass Aberystwyth das Beste war, was mir passieren konnte! Ich habe mich hier wirklich weitergebildet, die walisische und englische Kultur kennengelernt, Freunde fürs Leben gefunden und auf eine ganz besondere Art und Weise Deutschland schätzen gelernt.