Begleitmaterial Dornröschen

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Begleitmaterial Dornröschen
Begleitmaterial: Dornröschen nach den Gebrüder Grimm
Begleitmaterial
Dornröschen
nach den Gebrüder Grimm
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Begleitmaterial: Dornröschen nach den Gebrüder Grimm
Inhalt
Einführung >>
1. Der Dornröschenstoff + Praxis >>
Seite 03
1.1. Dornröschen - Fassung 1812
Seite 04
1.2. Dornröschen - Fassung 1857
Seite 04
2. Das Buch, die Schrift und das Lesen
Seite 05
2.1. Das Buch
Seite 05
2.2. Das Kinderbuch
Seite 06
2.3. Das Bilderbuch
Seite 07
2.4. Die Schrift
Seite 08
2.5. Das Lesen
Seite 09
Vertiefung >>
3. Die Inszenierung
Seite 10
3.1. Der Bühnenraum + Praxis >>
Seite 10
3.2. Die Figuren + Praxis >>
Seite 10
4. Literaturtipps
Seite 11
5. Bastelmaterial und Kopiervorlagen
Seite 12
6. Kontakt
Seite 22
1.
2
Begleitmaterial: Dornröschen nach den Gebrüder Grimm
1. Der Dornröschenstoff
Dornröschen, wie wir es heute kennen, hat seinen Ursprung in der ersten Hausmärchensammlung der Gebrüder Grimm von 1812 (Originaltext siehe 6.2). Da die Gebrüder Grimm
allerdings „nur“ Märchen aufgeschrieben haben, welche sie im „deytschen“ Lande damals
gehört haben, muss erwähnt werden, dass das Märchen der
„Schlafende[n] Schöne[n] im Wald“ aus Frankreich dem
Grimmschen Werk zugrunde liegt. Dieses in seinem Heimatland eher unbekannte Märchen erschien bereits 1696
Dornrösche
n woanders
...
als ein barockes Hofmärchen von Charles Perrault1 .
England: S
Interessant dabei ist noch, dass Jacob Grimm das Märchen 1810 in der Urfassung nach einer reinen Überlieferung notierte. Sein jüngerer Bruder Wilhelm fügte der
Geschichte nach und nach Teile des französischen Urmärchens zu. Über die Jahre veränderten die Gebrüder
Grimm ihr Märchen zu dem, wie wir es heute noch erzählen2 . Die letzte Fassung der beiden erschien 1857
in der 7. Auflage.
leeping Beaut
y
(Schlafende S
chönheit)
Frankreich: La
belle au bois
dormant
(Die Schlafen
de Schöne im
Wald)
Spanien: La b
ella durmiente
d
el
(Die Schlafen
bosque
de Schönheit
vo
m
W
ald)
Schweden: Tö
rnrosa
Dänemark: To
rnerose
Ungarn: Csip
kerózsika
Finnland. Prin
se
ss
a Ruusunen
Belgien und N
iederlande: D
oornroosje
(Eigennamen,
wie bei uns „D
ornröschen“)
Bis heute wurde der Dornröschenstoff auf ganz verschiedene Arten reflektiert3 . Es gibt verschiedenste Variationen des Märchens in der Belletristik. Auch auf der großen Bühne kann man das
Dornröschen sehen, u.a. in einer Oper, im Ballett, im Schauspiel und seit 2009 auch als
Musical. Komponisten und Musiker haben sich ebenso an das Grimmmärchen herangewagt
und so tragen Lieder, Sinfonien und Suiten Dornröschens Name. Nach dem Buch ist allerdings der Film und das Fernsehen vertreten. Über 20 Filme, Serien und Trickfilme greifen direkt auf das Thema zurück und weit über 100 Produktionen thematisieren „The Sleeping Beauty“4 (Die Schlafende Schönheit)5 . Die bekannteste Adaption des Märchens ist dabei die
„Walt Disney“-Verfilmung von 1959.
Praxis >>
1. Lest jeweils den Textauszug des Anfangs der ersten und siebenten Auflage
des Märchens (siehe 1.1. und 1.2.). Findet dann in der Gruppe Unterschiede und Gemeinsamkeiten heraus und überlegt, was sich in 45 Jahren alles
geändert hat. Was könnte der Grund für die Änderungen sein?
2. Bringt eure eigenen Märchenbücher mit und vergleicht diese mit den originalen Grimm-Texten.
3. Sprecht darüber, wo und wie ihr Dornröschen schon gesehen habt. Malt,
zeichnet oder spielt die schönsten und beeindruckendsten Szenen nach.
1
2
3
4
5
Das Märchen Dornröschen - Ein Vergleich der Fassung von Perrault mit der Fassung von den Gebrüdern Grimm;
Hanna Sieberkorb, Düsseldorf 2002.
http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCder_Grimm - Aufruf am 14. September 2010
http://de.wikipedia.org/wiki/Dornr%C3%B6schen - Aufruf am 13./14. September 2010
http://www.imdb.de/title/tt0053285/releaseinfo#akas - Aufruf am 14. September 2010
http://de.wiktionary.org/wiki/Dornr%C3%B6schen - Aufruf am 13. September 2010
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Begleitmaterial: Dornröschen nach den Gebrüder Grimm
1.1. Dornröschen - Fassung 1812
Dornröschen6.
Ein König und eine Königin kriegten gar keine Kinder, und hätten so gern eins gehabt. Einmal saß die Königin im Bade, da kroch ein Krebs aus dem Wasser ans Land und sprach:
„dein Wunsch wird bald erfüllt werden und du wirst eine Tochter zur Welt bringen.“ Das traf
auch ein, und der König war so erfreut über die Geburt der Prinzessin, daß er ein großes
Fest anstellen ließ, und dazu lud er auch die Feen ein, die im Lande waren, weil er nur
zwölf goldene Teller hatte, konnte er eine nicht einladen: es waren ihrer nemlich dreizehen.
Die Feen kamen zu dem Fest, und beschenkten das Kind am Ende desselben: die eine mit
Tugend, die zweite mit Schönheit und so die andern mit allem, was nur auf der Welt herrlich
und zu wünschen war, wie aber eben die elfte ihr Geschenk gesagt hatte, trat die dreizehnte herein, recht zornig, daß sie nicht war eingeladen worden und rief: „weil ihr mich nicht
gebeten, so sage ich euch, daß eure Tochter in ihrem funfzehnten Jahre an einer Spindel
sich stechen und todt hinfallen wird.“ Die Eltern erschracken, aber die zwölfte Fee hatte noch
einen Wunsch zu thun, da sprach sie: „es soll aber kein Tod seyn, sie soll nur hundert Jahr in
einen tiefen Schlaf fallen.“ [...]
1.2. Dornröschen - Fassung 1857
Dornröschen7.
Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag „ach, wenn wir doch
ein Kind hätten!“ und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade
saß, daß ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach, „dein Wunsch wird
erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen.“ Was der Frosch
gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, daß der
König vor Freude sich nicht zu lassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er ladete nicht
blos seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein,
damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche,
weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so mußte eine von
ihnen daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichthum, und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben gethan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie
wollte sich dafür rächen daß sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüßen oder nur
anzusehen, rief sie mit lauter Stimme „die Königstochter soll sich in ihrem funfzehnten Jahr
an einer Spindel stechen und todt hinfallen.“ Und ohne ein Wort weiter zu sprechen kehrte
sie sich um und verließ den Saal. Alle waren erschrocken, da trat die zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern nur
ihn mildern konnte, so sagte sie „es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt.“ [...]
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7
http://de.wikisource.org/wiki/Dornr%C3%B6schen_%281812%29 - Aufruf am 12. September 2010
http://de.wikisource.org/wiki/Dornr%C3%B6schen_%281857%29 - Aufruf am 13. September 2010
jeweils original aus Kinder- und Haus-Märchen Band 1, Große Ausgabe.
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2. Das Buch, die Schrift und das Lesen
In den folgenden Punkten beschäftigen wir uns mit den Aspekten Buch, Kinder- und Bilderbuch, sowie der Schrift und dem Lesen. Die Themen sollen helfen verschiedene Aspekte der
Inszenierung besser zu verstehen und den Kindern einen leichten Einstieg der verschiedenen
Kulturaspekten zu ermöglichen.
2.1. Das Buch
Am 23. April ist Welttag des Buches. Seit 1995 erinnert die UNESCO so an eine der größten Erfindungen der Menschheit: Das Buch. Laut UNESCO-Definition muss ein Buch folgende
Dinge erfüllen8 :
> Bindung (Bucheinba
nd)
> bedruckte, beschrieb
ene, bemalte oder leere
Blätter
aus Papier oder ein an
deres geeignetes Mate
ria
l
> unregelmäßige Hera
usgabe
> mindestens 49 Seite
n Umfang
Erste Vorläufer des heutigen Buches sind die Papyrusrollen der Ägypter. Griechen und Römer
hielten mit dem Kodex eine Vorform des Buches in ihren Händen9 . Ab dem 12. Jahrhundert
wurde Pergament, das sind Tierhäute meist von Ziegen, vom günstigerem Papier abgelöst.
1390 eröffnete in Nürnberg (Bayern) die erste Papiermühle Deutschlands. 1450 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck der bis Beginn des 16. Jahrhunderts so verbessert wurde,
dass es in Mitteleuropa einen ersten „Bücherboom“ gab. Doch schon 500 Jahre zuvor gab
es in Asien einen derartigen Verlauf. Bis heute haben sich aus dem Buchdruck unzählige
Möglichkeiten des Drucks weiterentwickelt. Künstler nutzten zum Beispiel den Druck zur Vervielfältigung von ihren Werken. Andernseits entwickelte sich im Buchsektor neuartige Druckverfahren - bis hin zum heutigen Drucker, den jeder zu Hause stehen hat und sich so theoretisch selber ein Buch drucken kann.
In der folgenden Übersicht finden Sie noch einmal eine Zusammenfassung der häufigsten
Bücherformen nach Ihren Hauptgattungen10 .
Fiktionale Bücher
Nicht-fiktionale Bücher
Sonderbücher
Kinderbuch (>> Seite 5)
Schulbücher
Tagebuch
Roman
Lehrbuch
Logbuch
Bilderbuch
Fachbuch
Drehbuch
Gedichtband
Handbuch
Manuskript
Liederbuch
Wörterbuch
Kassenbuch
Geschichtensammlung
Lexikon
Rechnungsbuch
> Erfundenes
> Sachbücher
> meist Einzelexemplare
8
http://de.wikipedia.org/wiki/Buch - Aufruf am 13. September 2010
http://www.altertuemliches.at/buecher/buch_druck_01.php - Aufruf am 13./14. September 2010
10 http://www.sin-net.de/xtrakt/newsletter/Newsletter06/Februar06/Thema/buecher_Arten.htm - Aufruf am 14.09.2010
9
5
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2.2. Das Kinderbuch
Oft geprägt von phantasievollen Illustrationen, ist das Kinder- und Jugendbuch eine eigenständige Literaturform (Kinder- und Jugendliteratur, kurz: KJL)11 . Sie unterscheiden sich
meist durch das jeweilige Zielalter der Lesegruppe. Weitere wichtige Unterscheidungen in
der Gruppe der KJL ist neben dem Alter das Geschlecht, die Erzählform und das Genre des
Handlungsstoffes. Als auffallendstes Beispiel sei hier der Anteil an Bildern, Fotografien und
Illustrationen in (Kinder-)Büchern erwähnt.
Wichtig bei derartigen Werken sind weiterhin folgende Punkte:
1.
Meist sind die Protagonisten nur wenige Jahre älter
als die Zielgruppe des Buches, wenn nicht gleichaltrig.
2.
Setzten die Bücher immer eine nachvollziehbare, altersgerechte Wahrnehmung der Umgebung (meist der Welt) voraus.
3.
Muss der Inhalt für das Kind einfach zu verstehen sein,
da sonst keine „Leselust“ entstehen kann.
4.
Leben Kinderbücher meist von lebendigen Dialogen bzw. Abläufen.
Die Geschichte der Kinderbücher beginnt später als man denkt12 . Im 16. Jahrhundert gab es
ausschließlich Bibeln bzw. biblische Geschichten für Kinder in gedruckter Form. Mit dieser
Ur-Form des Kinderbuches lernten die Kinder damals das Lesen. Schulen gab es aber nur für
Kinder reicher Familien.
Das nach Definition erste Kinderbuch brachte 1658 der Tscheche
Jan Ámos Komensky heraus - es
war ein Bilderbuch, der Vorläufer
des Comics (siehe auch „Interessantes aus der Comicwelt“ bei
2.3.). Bis heute entwickelten sich
viele kleine und große Gruppen
von Kinder- und Jugendbüchern und der Trend nimmt kein Ende.
11
12
http://de.wikipedia.org/wiki/Kinder-_und_Jugendliteratur - Aufruf am 14. September 2010
http://www.calsky.com/lexikon/de/txt/k/ki/kinder__und_jugendliteratur.php - Aufruf am 14. September 2010
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2.3. Das Bilderbuch
Das Bilderbuch 13 , das sich in erster Linie an den „unliterarischen Leser“ richtet, findet man
sowohl als textfreies wie auch als Bilderbuch mit Textbeigabe. Während bei Ersterem der
Fokus allein auf der bildlichen Darstellung gerichtet wird, stehen bei Letzterem Wort und Bild
in einem Verhältnis, bei dem nicht die Abbildung sondern der Text illustriert wird. Die gedruckte Sprache übernimmt die Hilfsfunktion, das Dargestellte zu benennen oder zu ergänzen, die Atmosphäre des Bildes zu unterstreichen oder den abgebildeten Geschehenszusammenhang zu verdeutlichen und regt Kinder somit zum selbstschöpferischen freien Sprechen und Erzählen an.
In Bilderbuchgeschichten begegnen die Leser
einer Handlung, die sich von Seite zu Seite
entwickelt. Der statische Charakter des Bildgehalts verwandelt sich in ein dynamisches Geschehen, dabei wird das Kind zum Erzählen
angeregt, denn Menschen, Tiere, Dinge sind
Akteure im Handlungsablauf – sie stehen im
wirkenden Mit- und Gegeneinander.
Die wichtigste Aufgabe des Bilderbuchs liegt in
seiner Umweltzeigenden und Umwelterklärenden Funktion. Bilderbücher ermöglichen es,
Kindern mit einem wiedergegebenen Stücken
Welt zu verfahren, es mit der eigenen Phantasie
anzureichern und darin zu verweilen. Dieses so
genannte vielfältige „Sich-in-Beziehung-setzen“
unterstützt das Kind ungemein im Habhaftwerden seiner Umwelt.
Interessantes aus der Comicwelt
>> Wusstest du, dass...
...Micky Maus, Donald Duck, Batman
und Spiderman in Deutschland beliebter
sind, als in ihrem Heimatland, den USA?
...die „Asterix“-Comics nicht nur
im französischen Gallien spielen,
sondern auch aus Frankreich kommen?
...„Tim und Struppi“, „Die Schlümpfe“
und „Lucky Luke“ aus Belgien kommen?
...„Fix und Foxi“ die bedeutendste
deutsche Comicserie ist - und das
mit einem Alter von fast 60 Jahren?
...der klassische Comic inzwischen durch
japanische Mangas abgelöst wurde?
Während das Kind sich mit dem Bilderbuch
auseinandersetzt, wird es unweigerlich zu Leistung und Aktivität animiert. Mit der Erschließung des Bildgehaltes zieht das Kind mit zunehmendem Interesse logische Folgerungen, spinnt Bildergeschichten phantasievoll weiter oder
deutet sie um. Das Kind trainiert auf diese Weise spielerisch seine geistigen Fähigkeiten, indem es interpretieren und deuten von Bildern und Texten erlernt. Des Weiteren besitzt das
Bilderbuch in seiner erzieherischen Funktion einen erheblichen Einfluss auf Werte, Haltungen
und Handlungsweisen des Kindes bis hin zu dessen äußerlichen Benehmen. Das Bilderbuch
bereitet frühzeitig die Aufgeschlossenheit für andere Literaturgattungen vor, ist also somit
„Ausstrahlungskern“ für spätere Lesestoffe, schafft Lesebahnen und ist Sprungbrett zu anderen literarischen Gattungen.
13
Die nachfolgende Abhandlung bezieht sich auf die wissenschaftliche Arbeit der Universität Halle http://www.erzwiss.unihalle.de/gliederung/grund/schulz/Material/aktuelleKJL/Bilderbuch.doc - Aufruf am 14.09.2010
7
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2.4. Die Schrift
„Schon seit jeher sind schriftliche Zeichen das wichtigste Mittel zur Verständigung unter den
Menschen. Um Geschehnisse und Ereignisse der Weltgeschichte zu dokumentieren und für
die Nachwelt zu sichern, ist die Schrift das maßgebliche Instrument. Die Schrift ist für Verkehr, Handel und Industrie ebenso unentbehrlich wie auch für die geistigen und gestaltenden
Berufe. Einige Autoren bezeichnen die Schrift gar als die „genialste Erfindung“ der Menschen, die nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken ist. [...] Die Entwicklung der Schrift
ist ein Prozess, der über viele Jahrtausende stattfand und sehr facettenreich ist. Der Ursprung
war die Bildsprache, deren erste Formen etwa um 50.000 vor Christus an Felswänden verewigt wurden. Die Entwicklung reicht bis in unsere heutige Zeit, wo die von Computer-Elektronik geprägte Schrift absolutes Gebrauchsgut eines jeden Einzelnen ist. In diesem Zeitraum
von etwa 60.000 Jahren erreichte die Schrift derart viele Entwicklungsstufen, so dass es unmöglich ist, [...]“14 jede einzelne hier aufzuzeigen.
Zur Vereinfachung der Schriftentwicklung für uns in Deutschland folgend eine Zusammenfassung15 . Im Anhang finden Sie eine Übersicht über die verschieden Schriften in der Welt, jeweils mit dem Beispielwort „Wikipedia“16.
Entwicklung der Schrift
50.000 v.Chr.
Erste Höhlenmalereien
(Erste Aufzeichnungen > Urform der Schrift)
5.000 v.Chr.
Keilschrift in Mesopotamien (heute: Irak)
3.000 v.Chr.
Ägyptische Schrift (heute: Hieroglyphen)
1.000 v.Chr.
Phönikisches Alphabet
(vereinfachte Keilschrift ohne Vokale)
900 - 400 v.Chr.
Entstehung des griechischen Alphabets
600 - 200 v.Chr.
Entstehung des lateinischen Alphabets
8. Jhd. n.Chr.
Vervollständigung des lat. Alphabets durch
Kalligraphie (die Kunst der Schönschrift)
größere
Übersich
t auf Seit
e 11
14
Die Geschichte des Schreibens/der Schrift; Robin Hemberger, Saarbrücken 2003.
Vom Felsenbild zum Alphabet; Karoly Földes-Papp, Gondrom Verlag Bayreuth 1975
16 Aufruf am 13. September 2010:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:WritingSystemsOfTheWorld_de.svg&filetimestamp=20100106103901
15
8
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2.5. Das Lesen
„Für viele von uns ist Lesen so selbstverständlich, dass wir uns kaum Gedanken darüber machen, welche Bedeutung es für [unsere] Entwicklung [...] hat. Sprach-, Lese- und Schreibkompetenz sind Schlüsselqualifikationen, die uns erst ein Verständnis der Welt und des
menschlichen Miteinanders ermöglichen. Sprache ist die elementarste Ausdrucksform des
Denkens. Das Verstehen von Sprache [und Schrift] füllt Denkprozesse mit Inhalt, gibt ihnen
Struktur und ist ihre Grundlage.
Lesen bedeutet die intensive Teilhabe an Denk- und Erlebensprozessen anderer Menschen.
[...] Vorlesen, Erzählen und Lesen fördert deshalb die individuelle Sprachentwicklung und
das Denken wie kein anderes Medium.
Das Erzählen von Geschichten, Vorlesen und Lesen, fördert auch die Vorstellungskraft und Fantasie.
[D]as [...] lesende Kind
stellt sich die Handlung im
Geiste vor: Es dreht einen
"inneren Film", dessen Darsteller, Handlungen und
Dramaturgie durch eigene
gefühlsmäßige Deutungen
und die persönliche Interpretation der Handlung
geprägt sind. Dies ist möglicher weise der Grund,
dass der nach einem beeindruckenden Buch gedrehte Film in aller Regel
negativer als das vorher
gelesene Buch bewertet
wird.
Nur der Lesende hat Zugriff auf alle möglichen Informationen und komplexen Inhalte, die er
dann zielorientiert auswählt und verarbeitet. [...] Lesen bereitet ganz einfach Freude, fördert
Kompetenzen und trägt damit zur Entwicklung von Kritik- und Urteilsfähigkeit bei.
Das Lesen von Büchern kann uns bilden, indem es uns ein Generationen übergreifendes
Wissen und damit ein tieferes Verständnis unserer Kultur und anderer Kulturen vermittelt. [...]
Außerdem setzen sich Lesende mit den Sichtweisen und daraus folgenden Handlungen anderer Menschen auseinander, fühlen und denken sich in sie hinein. Dies fördert das
Verständnis für Gefühle, Denken und Handeln anderer Menschen und ist ein Weg zum Erwerb sozialer Kompetenz. Aus diesen Gründen ist Lesen mit all seinen wichtigen Vorstufen
(Bilderbücher, Erzählen von Geschichten, Vorlesen) eine elementar wichtige Funktion der
Persönlichkeitsentwicklung und der sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, aber auch der Weiterentwicklung von Erwachsenen.“17
17
Zitiert nach: „Chancen und Risiken - Lese- und Hörmedien“; Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Quelle:
http://www.bundespruefstelle.de/bpjm/Jugendmedienschutz-Medienerziehung/lese-hoermedien,did=109680.html Aufruf am 15. September 2010; Quelle des Diagramms (Aufruf am 13. September 2010):
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Leseminuten_DE_2002.svg&filetimestamp=20081228151810
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>> Vertiefung
3. Inhalt der Inszenierung
Im Folgenden sollen die wichtigsten Merkmale der Dornröschenfassung des Puppentheaters
vorgestellte und mithilfe von Praxisübungen angereichert werden.
3.1. Der Bühnenraum
Der Bühnenraum in der Inszenierung des Puppentheaters wird maßgeblich durch die Verwendung des Klappbuchs geprägt.
Praxis >>
Lassen Sie die Kinder mithilfe des Bastelbogens ihr eigenes Dornröschen-Klappbuch erstellen. Lassen Sie die Kinder als Erinnerungshilfe die Orte, die im Schloss erwähnt/bespielt
werden, wie beispielsweise das Badezimmer von König und Königin, auf einzelne Blätter
malen und sammeln Sie die Orte an der Tafel.
Sammeln Sie auch die Orte, die nach Ansicht der Kinder im Stück fehlen und versuchen Sie
gemeinsam mit den Kindern das optimierte Dornröschenbuch zu erstellen.
Im Anschluss kann jedes Kind den individuellen Lieblingsort im Buch vorstellen.
3.2 Die Figuren
Die Geschichte des Dornröschens wird mithilfe der 14. Fee und des Frosches erzählt. Beide
Figuren bewegen sich innerhalb wie außerhalb der erzählten Geschichte, unterbrechen diese und greifen in sie ein.
Praxis >>
Sammeln Sie typische Bewegungen/Geräusche der 14. Fee und des Frosches. Überlegen
Sie gemeinsam welche Funktion Fee und Frosch in der Inszenierung erfüllen. Für Grundschulkinder eignet sich eine Einführung der Rolle und Funktion des Erzählers. Hierfür können
Sie die Figuren von Franz Zauleck nutzen, um die Figuren zu benennen und zu unterscheiden, ob sie innerhalb der erzählten Geschichte vorkommen oder außerhalb der erzählten
Geschichte stehen.
Für kleinere Kinder eignet sich die Figur des Frosches und seine Beziehung zu der 14. Fee
zu untersuchen: Worum bittet der Frosch die Fee immerzu? Warum möchte er geküsst werde? Welche Märchen mit Fröschen gibt es? Welche Szene war besonders lustig oder traurig? Warum?
Im Anhang finden Sie als Mal- bzw. Bastelvorlage einzelne Figuren von Franz Zauleck. Um
die Papierfiguren zu stabilisieren, befestigen sie diese z.B. Strohalmen oder Toilettenpapierrollen. Geben Sie den Kindern auch hier die Möglichkeit, nicht nur die ihnen bekannten Figuren zu gestalten, sondern weitere Figuren zu erfinden.
Rekonstruieren Sie gemeinsam mit den Kindern den chronologischen Ablauf der Geschichte.
Teilen Sie die Kinder in Kleingruppen ein und lassen Sie nun mithilfe des gebastelten Buchs
und der Figuren die erlebte Geschichte nachspielen. Jede Gruppe, wird für eine Schlüsseloder Lieblingsszene, beispielsweise das Eintreffen der Feen, verantwortlich gemacht.
10
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4. Literaturtipps
Zu Märchen in der Grundschule:
> Schulz, Gurdrun: Märchen in der Grundschule. Comelsen Verlag, Berlin 2005
> Klein, Sandra: Die entwicklungspsychologische und pädagogische Funktion von
Bilderbüchern. Grin Verlag 2008
> Märchen in Erziehung und Unterricht heute. Band II. Im Auftr. der Märchen-Stiftung
Walter Kahn (hrsg. Von Kristin Wardetzky und Helga Zitzlsperger in Verb. Mit der Europäischen Märchengesellschaft). Baltmannsweiler: Schneider- Verl. Hohengehren 1997
> Bettelheim, Bruno: Kinder brauchen Märchen
> Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co. KG. München 1980
> Rölleke, Heinz: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung. Philipp Reclam
jun. GmbH & Co. Stuttgart 2004
> Hoffmann, Ute: Die kreative Märchen-Werkstatt. Persen, 1. Auflage. 2009
Nützliche Online-Quellen:
> www.lehrmittelboutique.net
> www.lehrer-online.de
> www.bpb.de
> www.basteln-gestalten.de
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5. Bastelmaterial und Kopiervorlagen
>> Anleitung zum Klappbuch:
1. Lege das Blatt Papier quer vor dich hin.
2. Jetzt faltest du das Blatt einmal entlang der langen
schwarzen Mittellinie.
3. Danach faltest du zwei mal entlang der kurzen
schwarzen Linien, so dass aus den drei Quadraten am
Ende ein Quadrat wird. Falte dabei so, dass das Quadrat mit der gestrichelten Linie oben auf liegt.
4. Nimm dir nun eine Schere und schneide die gestrichelte Linie durch. Beachte das du nur ein Blatt durchschneidest und nicht beide.
5. Entdecke nun, wie sich das Buch verwandeln kann, in
dem du es nur etwas faltest. Viel Spass mit deinem ersten
eigenen Buch!
Die Kopiervorlage zum Basteln und ein fertig gebasteltes Buch liegt bei. Falls eines von beiden abhanden gekommen sein sollte, schicken wir Ihnen gerne ein Neues zu.
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TheaterFABRIK Gera
von Theater und Philharmonie Thüringen
Theaterplatz 1
07548 Gera
Tel/Fax >> (0365) 214 78 59
E-Mail >> [email protected]
Homepage >> www.theaterfabrik-gera.de
Ansprechpartner
bei Fragen und für Informationen:
TheaterFABRIK
Karen Becker
(Theaterpädagogin)
>> (0365) 214 78 60
>> [email protected]
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