Axiome nach Watzlawick

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Axiome nach Watzlawick
1. Axiom: Man kann nicht nicht kommunizieren.
- Jeder stimmt begründet diesem Axiom zu
- Die jeweilige Begründung ist jedem nachvollziehbar
- Die Frage kommt auf, was mit katatonischen Menschen ist?
Zunächst wird geklärt was katatonisch bedeutet:
„ Die Katatonie wird als ein psychomotorisches Syndrom
bezeichnet. […] Patienten, die sich in einer Katatonie befinden,
wirken oftmals weggetreten, emotionslos und bewegen sich nicht
oder, in manchen Fällen, in sich wiederholenden bizarren Mustern.
Andere wiederum bewegen sich abwechselnd überhaupt nicht oder
auf exzessive Weise bis zur Erschöpfung. Letzteres bezeichnet wohl
eine der gefährlichsten Formen, da diese Bewegungen ohne Ziel
oder Zweck ausgeführt werden und schnell zu Verletzungen führen
können.
Die gängigste Verwendung des Katatoniebegriffs wird wohl
diejenige sein, die katatonische Patienten als vollkommen erstarrt
und stumm begreift. Jene Menschen wirken in sich gefangen,
reagieren auf nahezu keine äußeren Reize und können für eine
eigenständige Nahrungsaufnahme und dergleichen grundsätzlich
nicht länger sorgen.“
Quelle: http://www.helpster.de/katatonisch-erklaerung_111646, 17.11.2015
Die Gruppe einigt sich, dass es sich hier um einen spezifischen Fall
handelt.
2. Axiom: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen
Beziehungsaspekt
- Jeder stellt sein Verständnis über das Axiom dar.
- Es liegt eine Unstimmigkeit vor:
a) Der Inhalt einer Nachricht hat nichts mit der Beziehungsebene
zu tun, da dieser sich nicht dadurch verändert
b) Wie der Inhalt einer Nachricht gesendet und vom Empfänger
verstanden (entschlüsselt) wird, hängt davon ab, wie die
Kommunikationspartner zueinander in Beziehung stehen.
- Nach einer kurzen Diskussion mit beispielhaften
Argumentationen aus der jeweiligen Lebenswelt, einigte die
Gruppe sich auf These b).
3. Axiom: Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
- Die Gruppe einigt sich schnell, dass jede Kommunikation eine
Wirkung verursacht.
- Die Frage nach der Ursache führt zu einer vertieften, lebendigen
Diskussion. Es kristallisieren sich zwei Kernthesen heraus:
a) Jeder Kommunikation geht eine Ursache voraus (vorherige
Kommunikation/Ereignis/ Erlebnis), über das der Mensch
berichten will.
Ursache + Mitteilungsbedürfnis -> Kommunikation
b) Die Ursache zur Kommunikation ist als Bedürfnis im Menschen
veranlagt, da der Mensch ein Beziehungswesen ist.
Bedürfnis zur Kommunikation = Ursache zur Kommunikation
(Die sich dabei stellende Frage ist, wieso ist der Mensch
grundsätzlich auf Beziehung/Sprache angewiesen – Ergänzung
von Dr. Lütjen – Hier wird die Metaebene diskutiert, es gibt
aber auch eine konkrete Ebene des Ursache-Wirkungsprinzips
zwischen kommunizierenden Menschen)
- Als argumentatives Beispiel zu b) wird Kaspar Hauser genannt:
Wer ist Kaspar Hauser?
„Am 26. Mai 1828 kam ein ungefähr 16-jähriger, völlig
verwahrloster Junge, der scheinbar geistig zurückgeblieben war
und kaum sprechen konnte, nach Nürnberg. […] Angeblich wurde
Kaspar Hauser sein Leben lang in einem dunklen Keller gehalten
und bekam nur Wasser und Brot. Ob der Junge tatsächlich die
Wahrheit gesagt hat, weiß man bis heute nicht genau. Es gibt
hierzu zwei Theorien. Die erste Theorie besagt, dass Kaspar-Hauser
ein Betrüger und Hochstapler war, der sich die ganze Geschichte
nur ausgedacht hat. Die zweite Theorie ist, dass es sich bei dem
Jungen um den erstgeborenen Sohn des badischen Großherzogs
Karl Beauharnais gehandelt hat, der nach der Geburt entführt,
eingesperrt und so um den Thron gebracht wurde.“
Das- Kaspar- Hauser- Syndrom
„[…] wenn Kinder aufgrund von Vernachlässigung seelische und
körperliche Verhaltensauffälligkeiten aufweisen. Wachsen Babys
und Kinder ohne emotionale Zuwendung und andere äußere Reize
auf, wie es z. B. in Isolationshaft oder Heimen der Fall ist, aber auch
bei gleichgültigen, überforderten oder bindungsunfähigen Eltern
sein kann, bleibt dies nicht ohne physische und psychische Folgen
für das Kind. Generell spricht man in diesem Fall von
Hospitalismus. (Untersuchungen von René Spitz). Dessen
schwerste Form, bei der neben vollständigem Reizentzug zum Teil
auch Misshandlungen eine Rolle spielen, wird als Kaspar-HauserSyndrom bezeichnet. Diese Deprivation, also der Zustand, der durch
Mangel an Zuwendung und Emotionen entsteht, ist seelischer und
körperlicher Art. Seelische Verhaltensauffälligkeiten sind z. B.
extreme Ängste, Depressionen, Apathie und starke Reizbarkeit.
Außerdem sind Menschen mit Kaspar-Hauser-Syndrom extrem
misstrauisch, da ihnen das Urvertrauen fehlt. Körperlich auffällig ist
v. a. mangelndes Konzentrationsvermögen, ständige innere Unruhe
und eine hohe Infektionsanfälligkeit. Unter dem Kaspar-HauserSyndrom leidende Kinder zeigen auch eine Reihe an
Verhaltensauffälligkeiten. Neben einem gestörten Essverhalten,
einem negativen Sozialverhalten und permanentem
Daumenlutschen oder monotonen, sich wiederholenden
Bewegungen, neigen an Kaspar-Hauser-Syndrom Leidende auch zu
selbstverletzendem Verhalten.“
Quelle: http://hospitalismus.com/das-kaspar-hauser-syndrom/, 17.11.2015
4. Axiom: Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und
digitaler Modalitäten
- Digitale Modalität: meint die direkte Kommunikation und somit
v. a. den Inhalt einer Nachricht (verschlüsselter Code)
- Analoge Modalität: meint die nonverbale Kommunikation und
somit v.a. die Beziehungsebene -> als Beispiel wird der
kultureller Hintergrund bzw. die kulturelle Beeinflussung
(Bedeutungskontext – Dr. Lütjen) genannt -> Gefahr der
Fehlinterpretation
5. Axiom: Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
- Symmetrisch: Gesprächsverlauf auf einer Ebene (z.B. Student –
Student)
- Komplementär: ergänzende Kommunikations- und
Interaktionsprozesse (z.B. Lehrer-Schüler)
 Fazit der Gruppe zur regulierenden Phase des dialogischen
Lernmodells:
Es stellte sich als schwierig heraus,
- … den eigenen Standpunkt zu vertreten und überzeugend
darzulegen
- … in die Argumentation des anderen einzutauchen: Was genau
meint mein Gegenüber?
- … die „fremde“ Sichtweise mit der „eigenen“ abzuwägen
- …Kritik, Unstimmigkeit, Unverständnis zu verbalisieren