Clever-Express, Juni 2016

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Clever-Express, Juni 2016
JUNI 1. / 2016
Clever Express [email protected] www.clever-express.com
CLEVER-EXPRESS
T ÜRKE I : I E R U N G S C H E F
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GIRAFFE ERFORSCHT
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SPUR
TEENAGER NEUER FORMEL-1-STAR:
MAX VERSTAPPEN
Die Konkurrenz verneigt sich vor
einem Teenager: Max Verstappen
hat sich mit seinem Sieg in
Barcelona in den Geschichtsbüchern der Formel 1 verewigt.
18 Jahre, sieben Monate, elf Tage – das ist die neue
Bestmarke der Formel 1. Abgelöst hat der BarcelonaTriumphator damit Sebastian Vettel als jüngsten Formel1-Sieger der Geschichte. Der Teenager, der sich nach den
ersten Kilometern im neuen Auto wieder ein breites
Grinsen gestattete, ist eine Ausnahmeerscheinung. Selbst
die schillernde Formel 1 hat eine Geschichte wie seine
noch nie erlebt. Als jüngster Pilot der Geschichte fuhr er
im vergangenen Jahr so spektakulär, dass er nach der
Saison mit Trophäen überschüttet wurde: bester
Aufsteiger, waghalsigstes Überholmanöver, Fahrer des
Jahres. Allein: Siege und Podestplätze konnte er noch
nicht vorweisen, dafür war sein Toro-Rosso-Bolide zu
langsam. Mit dem Wechsel in den Red Bull ist dem Mann,
der allen Experten als kommender Weltmeister gilt, von
nun an alles zuzutrauen.
Max Verstappen wurde die Liebe zu hoher
Geschwindigkeit in die Wiege gelegt. Er ist der Sohn des
ehemaligen Formel-1-Piloten Jos Verstappen und auch
seine Mutter Sophie war eine erfolgreiche Kart-Fahrerin.
Max wurde 1997 im belgischen Hassalt geboren und die
Rennstrecke übte auf ihn schon als Kind eine grosse
Anziehungskraft aus. 2005 legte er richtig los und nahm
an seiner ersten Meisterschaft teil, der Belgium
Championship Mini: Er siegte in allen 21 Rennen. 2013
gewann Max so ziemlich alles, was man im Kart-Sport
gewinnen kann. Max war erst 16, als er dann die F3Meisterschaft im Sturm eroberte. Im sechsten Rennen
gelang ihm sein erster Sieg. Anschliessend feierte er
weitere unglaubliche sechs Rennsiege hintereinander in
der Serie und fuhr auf Platz drei der Gesamtwertung. Im
August 2014 wurde bekannt gegeben, dass Max in der
Saison 2015 für Toro Rosso fahren würde – er wird damit
der jüngste Formel-1-Pilot der Geschichte.
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Max hatte damals nicht mal einen Führerschein, als er
sein erstes Formel-1-Rennen bestritt. Die ersten Auftritte
des damals 17-jährigen Verstappen waren so furios, dass
zwischenzeitlich die Politiker in Belgien und den
Niederlanden stritten, unter welcher Flagge dieser
kommende Superstar künftig fahren solle. Bis der in
Hasselt/Belgien geborene Youngster, der wegen seines
niederländischen Vaters auch diese Staatsbürgerschaft
besitzt, ein Machtwort sprach: Er starte mit
niederländischer Lizenz, also solle, im Fall des Falles,
auch diese Hymne erklingen. «Ich bin da, wo ich immer
hinwollte», bekannte Max nun beim Rennen in Barcelona
mit fester Stimme. «Es fühlt sich unglaublich an», sagte er
und dankte auch seinem Vater: «Er hat mir von
Kindesbeinen an geholfen, das zu schaffen.» Max
Verstappen ist erst 18 Jahre alt, doch er wird schon mit
Ayrton Senna verglichen. Dass Verstappen das
fahrerische Talent und den nötigen Killerinstinkt hat, ist
schon klar. Dass er sich in ein System fügen und
strategisch fahren kann, muss er noch beweisen.
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ALEXANDER VAN DER BELLEN:
DER HÖCHSTE ÖSTERREICHER
Bis zum Schluss blieb es spannend, das
Rennen um das oberste Staatsamt in
Österreich. Am Ende setzte sich der
ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der
Bellen knapp mit 50,3 Prozent der
Stimmen gegen seinen Kontrahenten
Norbert Hofer (FPÖ) durch.
Nach Berücksichtigung der Urnenstimmen lag Hofer
noch vorne – die rund 740’000 Stimmen der Briefwähler
wurden allerdings erst einen Tag später ausgezählt.
Danach stand fest, dass Van der Bellen schlussendlich
nur 31’026 Stimmen mehr hatte – bei rund 4,6 Millionen
abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,7
Prozent. Van der Bellen holte vor allem in den Städten
viele Stimmen. In Wien als einem der wichtigsten
Bundesländer kam er auf fast 70 Prozent. Auch in allen
anderen Landeshauptstädten fand der
Wirtschaftsprofessor teils deutlich mehr Zuspruch als
der FPÖ-Kandidat. Hofer dagegen punktete vor allem im
ländlichen Raum. Erstmals waren in der Stichwahl keine
Kandidaten der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP
vertreten. Unter anderem wegen des Debakels in der
ersten Runde der Präsidentschaftswahlen war
Bundeskanzler Werner Faymann zurückgetreten. Mit
der Fast-Wahl von Norbert Höfer, eines
Rechtspopulisten, zum höchsten Mann Österreichs
haben die Wählerinnen und Wähler der Politik nun
einen starken Denkzettel verpasst. Der 72-jährige Van
der Bellen will – das macht er in seiner ersten
Ansprache deutlich – die Gräben zuschütten, die
während eines langen Wahlkampfes entstanden sind.
Und er findet manchen Gedanken, um die Spaltung des
Landes, die im Ergebnis zum Ausdruck kommt, ins
Positive zu wenden. Eigentlich, sagte der
Wirtschaftswissenschafter, sei sein Traumberuf ja
immer Professor gewesen. «Keinen Chef haben, immer
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von intelligenten jungen Leuten umgeben sein,
fabelhaft», so Van der Bellen. Mindestens ebenso gut
dürfte ihm aber die Arbeit in der Wiener Hofburg
gefallen, wo er nach der Angelobung am 8. Juli
einziehen wird. Van der Bellen steht nun für die
nächsten sechs Jahre an der Spitze der Alpenrepublik.
Van der Bellen umriss in seiner ersten Rede nach
Bekanntgabe des Wahlergebnisses sein Programm: «Ich
werde Österreich nach aussen und gegenüber Europa,
gegenüber der Welt bestmöglich vertreten und nach
innen versuchen, das Verbindende, das Verbindliche,
Kooperative in den Vordergrund zu stellen.» Sein
Augenmerk wolle er nicht auf die «Polarisierung»,
sondern auf die «Politisierung» richten. Zehn Jahre lang
führte Van der Bellen die Partei und die Fraktion der
Grünen. Gleichwohl hielt er einen gewissen Abstand zu
deren fundamentalen Glaubenssätzen.
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Gratulationen aus Europa
Die denkbar knappe Wahl von Van der Bellen ist
international überwiegend positiv bewertet worden.
Frankreichs Präsident François Hollande
beglückwünschte Van der Bellen und äusserte sich
erfreut, mit ihm zusammenzuarbeiten. Premierminister
Manuel Valls twitterte: «Erleichterung zu sehen, dass
die Österreicher Populismus und Extremismus
ablehnen.» Deutschlands Bundespräsident Joachim
Gauck schrieb in seinen Glückwünschen an Van der
Bellen: «Ich freue mich, dass Sie sich als überzeugter
Europäer auch im Rahmen Ihrer neuen Aufgabe für eine
starke, verlässliche und langfristig auch vertiefte
Europäische Union einsetzen wollen.»
Aber erst einmal will sich Alexander Van der Bellen
zurückhalten und zurücknehmen nach einem
Wahlkampf, der Wunden geschlagen, das Land
gespalten und die Frage nach dem Amtsverständnis
eines Staatsoberhaupts neu gestellt hat. Ruhe
reinbringen will er ins Land, nachdem mit einem neuen
Kanzler nun schon die Koalition aus der grössten Krise
heraus ist, fürs Erste jedenfalls. «Traditionell» wolle er
sein Amt anlegen, so der 72-Jährige. Van der Bellen, ein
Volkswirtschafts-Professor, langjähriger Sprecher der
grünen Partei, ein freundlicher Vorzeige-Intellektueller,
der lieber einmal zu viel nachdenkt, als einmal zu
schnell antwortet – der neue Bundespräsident
Österreichs.
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AUFGABE
1. Finde heraus, welche Parteien es in
Österreich gibt.
2. Wie findest du es, dass Politiker oft
schon über 70 Jahre alt sind, wenn
sie in ein Amt gewählt werden?
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LABOR-MENSCH:
DIE WISSENSCHAFT DISKUTIERT
Ist es möglich, in den nächsten zehn Jahren
einen Menschen aus dem Labor zu schaffen?
Kann man künftig Menschen mit bestimmten
Eigenschaften züchten? Wollen wir das
überhaupt? Diese Frage stellten sich 150
Wissenschaftler, Anwälte und Unternehmer
in der Harvard Medical School in Boston.
Marcy Darnovsky von der eher biotechkritischen
Organisation Center for Genetics and Society. «Ein halb
geheimes Meeting von Wissenschaftlern und
Geschäftsleuten, um Pläne zu schmieden, wie man
künstliches menschliches Genom herstellen könnte, ist
ein neuer Tiefpunkt, was die Verantwortung der
Wissenschaft betrifft», so Darnovsky. Einer der
Organisatoren des Events heisst George Church. Er sagt,
dass das Meeting eigentlich offen geplant gewesen sei.
Die Presse wie auch die Öffentlichkeit hatten keinen
Zutritt zur Konferenz. Auch die Teilnehmer wurden zur Eine bekannte Fachzeitschrift wollte über das Meeting
berichten, stellte aber die Bedingung, dass weder die
Verschwiegenheit verpflichtet und durften nicht mit
den Medien reden oder während des Meetings twittern. Presse noch die Öffentlichkeit zum Anlass zugelassen
werden dürften. Es sei nicht die beste Idee gewesen,
Lange blieb das Treffen aber nicht geheim. Ein paar
Tage nach der Konferenz berichtete die New York Times dieser Forderung nachzugehen, so Church. Der Bericht
soll aber demnächst im Fachmagazin erscheinen. Dazu
darüber und löste eine Welle von Kritik aus.
wollen die Veranstalter ein Video des gesamten
Geheimhaltung in der Forschung kommt bei der
Meetings ins Internet stellen.
Bevölkerung anscheinend nicht gut an. Noch ärger
betroffen fühlten sich andere Wissenschaftler. So auch
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Das menschliche Erbgut hat rund
3 Milliarden Bausteine in einer
genauen Abfolge. Während eines
Projekts zwischen 1990 und 2003
wurde diese Abfolge entschlüsselt. Das
Genom, als das Erbgut von allen
Lebewesen, ist aus denselben vier DNABausteinen, den Basen A, C, G und T,
aufgebaut. Bei einem neuen Projekt
geht es nicht mehr ums Entschlüsseln
oder Lesen des Erbgut-Textes. Die
Forscher beschäftigen sich jetzt mit
dem Schreiben eines neuen Textes.
Biologen fügen dabei im Labor Baustein
um Baustein zu einem langen
AUFGABE
Im Infotext haben wir Schreibfehler
eingebaut. Findest du sie alle? Lass dir
deine Lösung von deiner Lehrperson
korrigieren.
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Bisher konnten bereits ein
Bakteriengnom aus mehr als
einer Million Bausteine künstlich
hergestellt werden.
Grundsätzlich ist es somit
möglich, auch einen Menschen
im Labor zu züchten, resbektive
das menschliche Genom
herzustellen. Aktuel sind
Wissenschafftler dabei, dass
über 12 Millionen Bausteinen
grosse Erbgud von Heffe
künstlich herzustellen. In drei
bis fünf Jahren soll es so weid
sein.
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SCHWEIZ UND DIE U-BAHN:
NÖTIG ODER NICHT?
Die Schweiz wächst. In dreissig Jahren
werden in der Schweiz laut Berechnungen
des Bundesamts für Statistik 10,2
Millionen Menschen leben. In Zürich
alleine werden 300’000 Leute mehr zu
Hause sein.
Dementsprechend mehr Menschen werden in den
Zügen und auf den Strassen unterwegs sein.
Voraussichtlich werden die Schweizer auch längere
Strecken täglich pendeln. Zudem werden in dreissig
Jahren 490 Kilometer des Nationalstrassennetzes
regelmässig überlastet sein. Diese Zahlen geben Anlass
zum Diskutieren. Nach den Sommerferien wird ein
aktuelles Szenario auf der Basis der jüngsten
Bevölkerungsprognosen in der Schweiz publiziert.
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AUFGABE
1. Welche Stadt hat wohl das älteste UBahn-Netz und welche das kilometermässig
längste?
2. Finde Synonyme für diese Worte:
Publiziert, Prognose, Einschätzung
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Rolf Steinegger ist Experte für Verkehrssicherheit und
weiss, dass eine Lösung hermuss, um einen
Verkehrskollaps zu vermeiden. Das Auto werde in den
nächsten Jahren gegenüber den öffentlichen
Verkehrsmitteln an Bedeutung verlieren. Es gebe in den
bestehenden Städten und Dörfern nämlich gar keinen
Platz mehr für weitere Strassen. Der Wagen würde
schätzungsgemäss hauptsächlich auf Strecken benutzt,
auf denen die ÖV nicht verkehren. Der öffentliche
Verkehr könne im Gegensatz zum Strassennetz aber
noch lange ausgebaut werden. Falls die richtigen
Transportmittel eingesetzt würden, ergänzt er. Laut
seiner Einschätzung werden Busse zunehmend durch
Trams ersetzt. In Trams können mit dem gleichen
Platzbedarf mehr Leute transportiert werden. Am
effizientesten ist aber die U-Bahn. In vielen
Grossstädten ausserhalb der Schweiz ist das U-BahnNetz bereits seit vielen Jahren im Einsatz. In Basel wird
laut Rolf Steinegger gerade eine unterirdische
Verbindung zwischen den beiden Basler Bahnhöfen
entwickelt. Dass es in naher Zukunft ein grosses MetroNetz in der Schweiz geben wird, bezweifelt Rolf
Steinegger aber. Der Leidensdruck sei noch zu klein,
denkt er. Der Bau eines U-Bahn-Netzes sei teuer und
lohne sich grundsätzlich nur in Millionen-Städten. In
den Jahren 2017 bis 2020 sollen in der Schweiz 13,2
Milliarden Franken in die Bahninfrastruktur fliessen.
Alleine der Ausbau des Eisenbahnnetzwerkes sei
unumgänglich, so das Bundesamt für Verkehr. Zudem
müssten Lösungen her, um die steigenden
Pendlerströme im ÖV besser über den Tag zu verteilen.
Gesprochen wird über eine Anpassung der Arbeitszeiten
oder unterschiedliche Tarife für die Bahnbillete. So
könnte das Pendeln zu Stosszeiten teurer werden. Dazu
führte der Bundesrat bereits 2015 eine Anhörung durch.
Radioquiz
Lies dir den Artikel gut durch und beantworte
danach die Fragen zum Text.
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FUSSBALLSPIELEN:
STROM DANK TSCHUTTEN
Der Stromzähler eines Fussballstadions läuft oft
auf Hochtouren – schliesslich verbrauchen die
Flutlichter am Spielfeldrand Unmengen von
Energie. Muss die wohl beliebteste Sportart der
Welt zwangsläufig mit gigantischem WattVerbrauch zusammenhängen?
Rio de Janeiro ist momentan nicht gerade bekannt für
gute Nachrichten: fast pleite, der Küsten-Radweg
eingestürzt, wenig Vorfreude auf Olympia. Aber in einer
Favela funktioniert seit einiger Zeit eine innovative
Lösung, um auch abends Fussball zu spielen. Umgeben
von übereinandergebauten Häuschen, Müll und
streunenden Hunden, liegt ein grell beleuchteter grüner
Kunstrasenplatz. Es gibt dort eine Steintribüne und sechs
Flutlichtmasten. Eigentlich alles normal. Doch unter dem
Grün sind 200 Kinetikplatten verbaut worden, die 7 Watt
Strom erzeugen können, wenn die Spieler darüberlaufen.
In der Stadt, wo im August die Olympischen Spiele
eröffnet werden, ist das eine simple Lösung eines
Energieproblems, wie es gerade in den Armenvierteln
verbreitet ist. Jeder Schritt wird automatisch in
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elektrische Energie umgewandelt, dadurch Strom
produziert und in einem Speicher am Rande des
Fussballplatzes gespeichert. «Wenn wir nicht spielen,
geht das Licht irgendwann aus», sagt Jackson Peçanha,
der hier der Platzwart ist. Die gespeicherte Energie reicht
meist für zwei Stunden. So kann hier jeden Abend
gespielt werden, die fehlende Energie oder Stromausfälle,
die das zuvor unterbanden, gehören der Vergangenheit
an. Immer abends – von 20 Uhr an – wird der Platz
bevölkert und die Fussballer vergessen irgendwann, dass
sie hier ein laufendes Kraftwerk sind. Als Back-up sind
noch Solarpanels auf dem Tribünendach. Und bei einem
Sieg ihrer Mannschaft schlagen die Kinder Purzelbäume,
selbst das erzeugt Energie. Immer sonntags gibt es ein
Turnier. Der Mineral- und Erdgasgigant Shell finanzierte
dieses Projekt. Über die Kosten schweigt man sich aus.
Immerhin hat man jedoch bereits rund 100 Projekte
realisiert. So zum Beispiel einen weiteren Fussballplatz in
Nigeria oder auch am Flughafen London Heathrow, wo
das Licht in einem Terminalteil durch Schritte der
Passagiere erzeugt wird.
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EXTREMES ELEMENT:
DIE RAUMFAHRT SAGT DANKE
An 41. Stelle im Periodensystem der
chemischen Elemente steht die Abkürzung
Nb. Sie steht für Niob, ein Metall. Niob hat
erstaunliche Fähigkeiten. Es ist extrem hart,
leitet super und ist gut zu verarbeiten. Ein
wahres Wundermaterial.
Bis vor Kurzem war es sogar bei Rohstoffexperten noch
wenig bekannt – obwohl es in Raketentriebwerken,
Brücken und Pipelines oder in Kernbrennstäben steckt.
Den Stoff benötigen etliche Hightech-Konzerne. 100’000
Tonnen des Materials braucht die Welt jährlich. Das
Material ist aber sehr selten. Nur an drei Orten auf der
Erde wird Niob abgebaut. Fast das komplette Vorkommen
des Metalls liegt in der Hand eines einzigen
Unternehmens. Über 80 Prozent des weltweiten Angebots
an Niob kommen aus einem einzigen Bergwerk in
Brasilien. Der Preis des Materials ist in den letzten Jahren
in die Höhe gestiegen. Ein Kilo Niob kostet heute acht Mal
so viel wie ein Kilo Kupfer. Das Metall gewinnt an
Beliebtheit und zählt aktuell zu den begehrtesten
Metallen der Welt. Es wird dort eingesetzt, wo die
Bedingungen extrem sind. Zum Beispiel an ganz heissen
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Orten wie im Inneren von Raketentriebwerken. Nur dank
Niob können Raumschiffe den krassen Temperaturen
trotzen, die beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre
entstehen. Der Schmelzpunkt des Metalls liegt bei 2477
Grad. Die Raumfahrt wäre ohne die Bleche, Rohre,
Schrauben oder Drähte aus Niob noch nicht so weit
entwickelt wie heute. Der Bauindustrie geht es gleich.
Säulen von Brücken oder die Masten von
Hochspannungsleitungen wie auf kilometerlangen
Pipelines sind auf das Material angewiesen. Niob sorgt bei
diesen Konstruktionen dafür, dass sie starken
Belastungen standhalten.
AUFGABE
Hol das Chemiebuch heraus und
finde möglichst schnell raus,
welche Elemente an Platz 3 und 14
stehen. Die oder der Schnellste
gewinnt!
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Craig Burton ist der extremste und aggressivste
Niob-Jäger. Seit Jahrzehnten sucht er nach
Bodenschätzen, die gewinnbringend für ihn und seine
Investoren sind. Sein aktuelles Ziel ist ein grüner Hügel
im Osten Afrikas. In Tansania, nahe dem Tanganjikasee,
befindet sich Panda Hill. Der Hügel steckt voller Niob. Das
Metall ist schwer zu finden und zu bewerten. Craig Burton
möchte aber auch neben den grossen Niob-Konzernen
mitspielen. So will er 200 Millionen Dollar investieren, um
das Niob aus dem Hügel zu schaffen. Für Investoren sei es
ein interessantes Vorhaben. Niob werde im 21.
Jahrhundert noch mehr an Bedeutung gewinnen und in
vielen technologischen Branchen gebraucht werden. Auch
bei extrem tiefen Temperaturen kann Niob eingesetzt
werden. Nahe dem Nullpunkt transportiert Niob fast ohne
Verluste Energie. Grundsätzlich erlebt der Bergbau aktuell
eine Krise. Immer wieder müssen Minenkonzerne
ankündigen, dass sie Tausende von Jobs streichen
müssen oder die Tore schliessen. Vor einigen Jahren
waren Elemente wie Yttrium oder Scandium hoch im
Kurs. Sie wurden zum Beispiel für Handys oder LEDLampen gebraucht. Die Materialien könnten im Lauf der
Jahre aber durch andere Stoffe ersetzt werden, die
einfacher und günstiger zu beschaffen sind. So brachten
die Preise viele der noch kürzlich begehrten Metalle ein
und Investoren verloren eine Menge Geld. Mit Niob
kommt nun wieder Hoffnung in der Bergbauindustrie auf.
Charles Hatchett entdeckte das Metall 1801 in
einem Flussbett im US-Bundesstaat Massachusetts. Er
taufte das Element zu Ehren von Christoph Kolumbus
«Columbium». So wird Niob noch heute im
angloamerikanischen Sprachraum genannt. Hatchett
stellte das seltene Metall der Royal Society in London vor.
Das Element geriet nach seinem Tod aber wieder in
Vergessenheit. Experten gingen davon aus, dass es sich
um ein schon entdecktes Element handle. Erst vierzig
Jahre später wurde ein deutscher Mineraloge und
Chemiker zum Neuentdecker des Elements und konnte
beweisen, dass es sich um ein neues Element handelt.
Ein Metall voller Überraschung ist es jedenfalls seit jeher.
Viel Zeit verging, bis es seinen Platz fand auf Quadrat 41
im Periodensystem, in der Vanadium-Gruppe. Niob wurde
gleich zwei Mal entdeckt: zuerst von dem Briten Charles
Hatchett im Jahr 1801, in einem Flussbett im USBundesstaat Massachusetts. Zu Ehren von Christoph
Kolumbus taufte er das Element «Columbium». So wird es
noch heute oft im angloamerikanischen Sprachraum
genannt.
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NEUER REGIERUNGSCHEF:
BINALI YILDRIM
Binali Yildirim ist der Gefolgsmann von
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Nun
wurde Yildirim nach dem Rückzug des
türkischen Ministerpräsidenten Ahmet
Davutoglu zum Chef der AKP und der
Regierung gewählt.
Als Erdogan 2014 zum Staatspräsidenten gewählt
wurde, folgte Davutoglu an die Spitze der AKP und der
Regierung. Kritiker sind überzeugt, dass Erdogan einen
starken Einfluss auf die Auswahl von Yildirim gehabt
hat. Eigentlich ist Erdogan als Präsident des Landes dazu
verpflichtet, neutral zu sein. Er bekennt sich aber ganz
offen zur Regierungspartei AKP. Im Gegensatz zu
seinem Vorgänger will sich Yildirim Erdogan klar
Yildirim war der einzige Kandidat für den
Sonderparteitag der islamisch-konservativen Partei AKP unterordnen und ihn bei all seinen Vorhaben
unterstützen. Auf dem Parteitag hielt Yildirim eine 40in Ankara. Dort wurde der 60-Jährige kürzlich mit 100
minütige Ansprache. Er betonte immer wieder seine
Prozent der 1405 Stimmen als Parteichef bestätigt.
Loyalität zu Erdogan. Er werde den Kampf gegen
Künftig wird er auch das Amt des Ministerpräsidenten
übernehmen. Davutoglu wurde von Erdogan-Anhängern kurdische Extremisten in Syrien und in der Türkei
fortsetzen. Die neue Verfassungsreform habe für ihn
mangelnde Loyalität vorgeworfen. Er wurde auch
beschuldigt, die von Erdogan geplante Einführung eines dazu höchste Priorität.
Präsidialsystems in der Türkei nicht genug unterstützt
zu haben. So kündigte er Mitte Mai seinen Rückzug an.
Was ist ein präsidentielles Regierungssystem?
Das Präsidialsystem folgt dem US-amerikanischen Vorbild. Es ist ein
Regierungssystem, bei dem der Präsident des Landes die Funktion des
Staatsoberhauptes sowie die des Regierungschefs und teils auch des militärischen
Befehlshabers innehat. Der Präsident kann nicht vom Parlament abgewählt werden.
Im Gegenzug kann er aber auch nicht das Parlament auflösen.
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SOOO EIN LANGER HALS:
TIERFORSCHER UND DIE GIRAFFE
Forscher aus Tansania, Kenia, England und
den USA haben die Veränderungen im
Erbgut der Giraffe und des Okapis, des
nächsten Verwandten der Giraffe,
untersucht.
Dabei wurde das Genom des Tieres erstmals
entschlüsselt. Veränderungen des Herz-KreislaufSystems und des Skeletts entstanden laut den Forschern
im Verlauf der Evolution vermutlich gleichzeitig. Dank
den langen Beinen und dem langen Hals können
Giraffen bis zu sechs Meter in die Höhe ragen. Sie sind
derzeit die grössten landlebenden Tiere der Erde. Die
spezielle Statur der Tiere bringt viele
Herausforderungen für das Nerven- und Herz-KreislaufSystem mit sich. Das Blut muss vom Herz zwei Meter in
die Höhe des Gehirns gepumpt werden. Daher haben
Giraffen ein sehr starkes Herz. Ihr Blutdruck ist dabei
etwa doppelt so hoch wie bei anderen Säugetieren. Die
Blutgefässe können die Druckunterschiede abfangen,
wenn sich die Giraffe zum Trinken herunterbeugt.
Okapis haben keinen so langen Hals wie ihre
Verwandten. Die Untersuchungen zeigten, dass sich die
Entwicklungswege der beiden verwandten Tiere vor
etwa 11,5 Millionen Jahren trennten. Bisher wurde
angenommen, dass dies vor 16 Millionen Jahren der Fall
gewesen wäre. 70 Gene wurden über die Jahrmillionen
bei der Giraffe verändert. So entfernte sich die Giraffe
immer mehr vom Okapi und vielen anderen
Säugetieren. Nur so konnte das Tier seine spezielle
Biologie meistern. Unter anderem veränderte sich die
Abfolge der Bausteine in den Genen, die die Entwicklung
der Halswirbel steuern. Die Giraffe hat nicht mehr
Wirbel als andere Säuger, auch wenn ihr Hals viel länger
ist. Die Wirbel sind einfach extrem verlängert. Die
Forschungen hatten noch einen weiteren Nutzen. Die
Resultate der Forschung könnten aufschlussreich für die
Behandlung von Menschen mit Herz-KreislaufErkrankungen und Bluthochdruck sein.
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GRUNDEINKOMMEN:
BALD IN DER SCHWEIZ?
Am 5. Juni 2016 kommt es zur
grossen Abstimmungsfrage: JA
oder NEIN zur Initiative «Für ein
bedingungsloses
Grundeinkommen» in der
Schweiz?
Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist ein
sozialpolitisches Finanztransferkonzept. Klingt
kompliziert, ist aber simpel: Jeder Bürger soll einen
gesetzlich festgelegten Betrag vom Staat erhalten. Ohne
dass dieser an Bedingungen geknüpft ist (daher
«bedingungslos»), ohne dass die Bürger also eine
Gegenleistung erbringen müssen. Dieses soll es der
ganzen Bevölkerung ermöglichen, ein
menschenwürdiges Dasein zu führen und am
öffentlichen Leben teilzunehmen, unabhängig von einer
Erwerbsarbeit. Der Initiativtext ist allgemein gehalten.
Wie hoch das Grundeinkommen wäre und wer genau
anspruchsberechtigt wäre, müsste vom Parlament und
allenfalls in einer Volksabstimmung festgelegt werden.
Die Initianten schlagen als Diskussionsgrundlage vor,
dass alle Erwachsenen monatlich 2500 Franken und alle
Kinder und Jugendlichen 625 Franken Grundeinkommen
erhalten. Für alle Erwerbstätigen würde der Lohn auf
das Grundeinkommen geschlagen werden. Wer jetzt
6000 Franken Lohn erhält, dem würde dann das BGE von
2500 und ein Lohn von 3500 Franken ausbezahlt werden.
Damit sinken die Lohnkosten. Arbeitgeber müssten
deswegen dem Bund aber einen Teil der Differenz
überweisen. Was der Bund wiederum heute an
Sozialleistungen ausbezahlt (AHV, IV, ALV), würde neu
Teil des BGE sein. Damit der Staat dem Bürger das
Grundeinkommen auszahlen kann, muss das
Steuersystem umstrukturiert werden. Der Bund geht in
seinen Berechnungen, basierend auf den oben
genannten Zahlen, von einem Kostenpunkt von 25
Milliarden Franken pro Jahr aus. Diese 25 Milliarden
Franken können nicht rein über die Umstrukturierung
der Sozialwerke und Abgaben durch die Arbeitgeber
gedeckt werden. Woher also sollen diese 25 Milliarden
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Franken kommen? Darüber gehen die Meinungen der
Initianten auseinander. Ein Grossteil will die
Mehrwertsteuer um 8 Prozent erhöhen sowie
Subventionen umlenken.
Für das BGE spricht, dass mehr Lebensqualität möglich
wäre. Das Grundeinkommen schafft Sicherheit und
Freiheit. Marktwirtschaft und Menschlichkeit kommen
zusammen: Die Bürokratie wird reduziert und mehr
Unternehmertum möglich. Die Finanzierung des
Grundeinkommens ist gewährleistet, da das
Grundeinkommen kein zusätzliches Einkommen ist. Es
übernimmt seinen Betrag aus den heutigen
Erwerbseinkommen und Sozialleistungen. Die
Verteilung des Grundeinkommens benötigt weit
weniger Bürokratie als die bisherige Sozialhilfe, da keine
Bedürftigkeitsabklärung notwendig ist.
Gegen ein BGE spricht, dass die Schweizer Wirtschaft
durch das Grundeinkommen deutlich geschwächt
würde. Für Personen, die wenig verdienen (Teilzeit oder
im Niedriglohnbereich), wird es sich finanziell nicht
oder kaum mehr lohnen, erwerbstätig zu sein. Weil die
Beschäftigung und die Wirtschaftsleistung zurückgehen,
hat der Staat weniger Steuereinnahmen. Ein
Grundeinkommen wird für Menschen vieler Länder
einen Anreiz darstellen, in die Schweiz einzuwandern.
Bundesrat und Parlament empfehlen, die Initiative
abzulehnen. Der Nationalrat hat die Initiative mit 157:19
Stimmen bei 16 Enthaltungen abgelehnt, der Ständerat
mit 40:1 Stimme bei 3 Enthaltungen.
AUFGABE
Lies den Artikel gut durch und fasse
danach mündlch zusammen, um was
es bei der Initiative geht und wie
deine Meinung dazu ist.
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