Filmkritik zu "Die Passion Christi" von Peter Hasenberg
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Filmkritik zu "Die Passion Christi" von Peter Hasenberg
Pressespiegel Kritik von Peter Hasenberg in: film-dienst 06/2004 (18.03.2004) Filmkritik zu "Die Passion Christi" von Peter Hasenberg, Filmreferent der Deutschen Bischofskonferenz (in: film-dienst 06/2004): Mel Gibsons "Die Passion Christi" ist der vielleicht radikalste, brutalste und wahrscheinlich auch kurioseste Jesusfilm aller Zeiten. Was anfangs ein intimes Glaubenszeugnis des Regisseurs gewesen sein mag, wurde durch die gnadenlose Vermarktung ein spekulatives Produkt, das man kaum noch unvoreingenommen zur Kenntnis nehmen kann. Versucht man, sich vom Ballast der zahllosen Diskussionen zu befreien, kann man in Umrissen einen Film erkennen, der ein zentrales Mysterium des christlichen Glaubens in den Mittelpunkt stellt: die Deutung des Kreuzestodes Jesu als Erlösungstat für die Menschheit, wie es bereits im vorangestellten Motto aus Jesaja 53,5 ("Er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen ... durch seine Wunden sind wir geheilt") anklingt. Gibsons Film ist ein drastisches Passionsspiel. Es erzählt von den letzen zwölf Stunden im Leben Jesu. Die Handlung beginnt im Garten Getsemani und endet im Grunde mit Jesu Tod am Kreuz. Die Auferstehung ist als filmisch unbefriedigend umgesetzter Epilog nur angehängt. Der Film eröffnet mit dem betenden Jesus in der Zwiesprache mit Gott. Damit stellt Gibson seine Grundaussage an den Anfang: Jesus ist Gottes Sohn, der auf die Welt gekommen ist, um den Auftrag seines Vaters zu erfüllen, sein Leben hinzugeben, damit die Menschheit mit Gott versöhnt wird. Satan, der in androgyner Gestalt - dargestellt von einer Schauspielerin, aber mit männlich tiefer Stimme - als Versucher an ihn herantritt, ist der dritte Akteur im Heilsdrama. Mit dem Verrat Jesu und der Verhaftung durch die Knechte des Hohenpriesters beginnt die Leidensgeschichte - ein nicht enden wollender Weg der Grausamkeiten, an dessen Ende der Körper Jesu so gnadenlos zerstört ist, dass es keinen Zentimeter ohne Blut und Wunden gibt. Schon die Knechte des Hohenpriesters misshandeln Jesus rabiat, als er vor dem Hohen Rat als Gotteslästerer angeklagt wird. Noch erbarmungsloser sind die römischen Henkersknechte. In einer unglaublich brutalen Szene wird Jesus auf Befehl des Statthalters Pontius Pilatus ausgepeitscht, bis seine Haut in Fetzen hängt und große Blutlachen im Hof zurückbleiben. Der Weg zur Hinrichtung ist nochmals eine endlose Reihe von Stürzen und Schlägen. Neben Maria, Maria Magdalena und Johannes, die Jesus auf seinem Weg bis zum Ende begleiten, erscheint immer wieder Satan inmitten der Schriftgelehrten, römischen Soldaten oder im Volk. Jesus vollendet seine Mission am Kreuz mit dem Satz "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist". Im gleichen Moment schreit Satan, der den göttlichen Heilsplan nicht hat verhindern können, gellend auf. Damit verweist Gibson auf den Anfang und schließt den Kreis. Unterbrochen wird der Kreuzweg immer wieder durch kurze Rückblenden auf das Leben Jesu, die zum Teil erfunden (Kindheit, Jesus als Zimmermann), zum Teil klassischen Bibelstellen (Bergpredigt, Abendmahl) entlehnt sind. Gibson stellt den Opfertod Jesu in den liturgischen Kontext, montiert Szenen der Aufrichtung des Kreuzes und des Abendmahls parallel, bei dem Jesus Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut interpretiert. Diese Verknüpfung ist eine auch theologisch stimmige Umsetzung seines Konzepts. Sie kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film unter einem grundsätzlichen Problem leidet, weil er nämlich nicht als Meditation über Glaubenswahrheiten angelegt ist, sondern "die Wahrheit" als vorgeblich realistisches, in allen Details ausgemaltes Geschehen vermitteln will. Die Dialoge in Lateinisch und Aramäisch sollen historisch verbürgte Authentizität vermitteln, obwohl die Bibel doch ein Glaubenszeugnis und kein Dokumentarbericht ist. Die Mischung aus biblischen Texten, frommer Legende (Veronika), traditioneller Symbolik (Schlange, Taube) und Bildern einer ins Mittelalter zurückreichenden Blutmystik ergeben Bezugsebenen, die Katholiken z.T. durchaus vertraut sind. In Kirchenliedern heißt es beispielsweise, dass die Gläubigen "in seinem Blute gereinigt von Schuld" sind. Gibson bringt dies aber nicht metaphorisch, sondern meint, er könne dies darstellen, indem er Ströme von Blut über die Leinwand fließen lässt. Eine ganze Reihe von (rituellen) Waschungen kulminiert am Ende in der Blutfontäne, die sich aus der Seitenwunde Jesu über die unter dem Kreuz Stehenden ergießt. Das Thema des kostbaren Blutes, das für die Menschen vergossen wurde, beschäftigt Gibson dabei bis zur Besessenheit. In einer Szene nach der Geißelung, die Gibsons Vision von der Schlachtbank in Szene setzt, gibt es eine (nach Visionen der westfälischen Mystikerin Anna Katharina Emmerich inspirierte) Szene, in der Maria und Maria Magdalena die Blutlachen mit weißen Tüchern aufwischen: ein meditativer Akt der Trauerverarbeitung. Maria spielt in Gibsons Dramaturgie überdies eine zentrale Rolle. Sie ist das Gegengewicht zu der anderen Begleiterfigur im Passionsgeschehen, dem Satan als eine Art "Anti-Maria". Jesu Mutter ist Stellvertreterin des Zuschauers und Trägerin der Heilsperspektive, sie ist die einzige, die versteht, warum Jesus leiden und sterben muss. Der Regisseur hat in Interviews immer betont, dass er die Größe des Opfers verdeutlichen wollte. Dabei übersieht Gibson jedoch, dass es nicht darauf ankommen kann, die Größe des Opfers in der Menge vergossenen Blutes und der Zahl der Wunden zu messen, sondern seinen Sinn vor dem Hintergrund der "guten Nachricht", dem Evangelium vom anbrechenden Gottesreich, zu verstehen. Zwar bemüht sich Gibson, in Rückblenden die jesuanische Auslegung der Schrift zu vermitteln, diese aber sind so fragmentarisch, dass sie von Gläubigen vielleicht eingeordnet werden können, weniger bibelfeste Zuschauer aber ratlos machen: Es besteht ein eklatantes Ungleichgewicht zwischen den breit ausgemalten Gewaltbilden und dem auf wenige Zitate geschrumpften Kernbestand der Botschaft der Liebe. Einer der heikelsten Punkte des Films betrifft den Vorwurf des Antisemitismus. Gibson stellt in einer völlig unreflektierten Übernahme der biblischen Erzählungen die Beteiligung der Juden am Prozess gegen Jesus heraus. Der Hohe Rat bildet eine Mauer der Ablehnung, Kaiphas wirkt kalt und berechnend. Allerdings muss der Inszenierung zugute gehalten werden, dass sie immer wieder Figuren hervorhebt, die sich von der allgemeinen Hysterie absetzen. Das beginnt mit dem Knecht Malchus, setzt sich fort mit zwei Mitgliedern des Hohen Rates, die das Gerichtsverfahren kritisieren, und führt bis zu den weinenden Frauen sowie Veronika und Simon von Cyrene, dem ein römischer Soldat ein verächtliches "Jude!" entgegenschleudert, als er der Grausamkeit Einhalt gebieten will. Diese Abstufungen in der Figurenzeichnung geben zu erkennen, dass Gibson keine antisemitische Hetzkampagne beabsichtigt; dennoch tilgt das die mögliche Wirkung der negativen Bilder von Juden letztlich nicht. Gibsons öffentliche Beteuerungen, er sei kein Antisemit, sind problematisch, weil er sich nie von den offen antisemitischen Äußerungen seines Vaters distanzierte und auch die Befürchtungen jüdischer Organisationen nicht ernst genommen hat. Symptomatisch ist die Auseinandersetzung über den historisch so verhängnisvollen Satz "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder" (Mt 27,25). Diese Zeile wurde nicht, wie zunächst verlautet, herausgeschnitten, sondern lediglich in der Untertitelung weggelassen. Als eine im Film noch enthaltene Art Geheimcode könnte er aber erst recht für antisemitische Kampagnen instrumentalisiert werden. Es ist leicht, die künstlerischen Mängel zu kritisieren: die überzogenen Gewaltdarstellungen, die naive Symbolik, das drastische SoundDesign, die effekthascherische Musik, die taumelnde Dramaturgie des Deliriums, die von Gewalt zu Hysterie mit wenig Ruhepunkten dem Höhepunkt des Schreckens entgegenstrebt, schließlich die mangelnde visuelle Originalität der Bilder, für die Gibson Anleihen bei der bildenden Kunst, anderen Jesusfilmen von Pasolini bis Scorsese und bei Genres wie Horror- und Antikenfilm macht. Schwerer fällt es, die Opferthematik für erledigt zu erklären. Gibson stört sich nicht daran, was die aktuelle theologische Forschung dazu sagt; er beharrt darauf, dass der Opfertod Jesu für die Sünden der Menschheit, der in der Eucharistie gefeiert wird, der zentrale Punkt seines Glaubens ist. Er bewegt sich damit sicher nicht auf der Höhe der theologischen Diskussion, aber durchaus im Kontext der "Theologie" des Kinos, das auf dem Opfer beharrt und in zahllosen Filmen von "Breaking the Waves" (fd 32 145) bis zu "Der Herr der Ringe" inszeniert. Weil "Die Passion Christi" keine Kompromisse zulässt, zwingt der Film dazu, Stellung zu beziehen und in Abgrenzung von Mel Gibson die Kernfragen des Glaubens neu zu thematisieren. Der Wert seines Films an sich darf mit Fug und Recht bezweifelt werden, aber selbst wenn man ihn als gescheitert betrachtet, wirft er Fragen auf, denen sich Christen stellen müssen. Peter Hasenberg Pressespiegel Artikel von Uwe Siemon-Netto in: Rheinischer Merkur, 11.03.2004 PRO UND CONTRA (1) Ja, so litt Jesus für uns Autor: Uwe Siemon-Netto Wir leben im 21. Jahrhundert. Da kann die größte Leidensgeschichte aller Zeiten nicht im Flüsterton erzählt werden, wenn sie die Menschen wachrütteln soll, was Mel Gibson mit seinem Film „Die Passion Christi“ beabsichtigt. Wohl wahr: Gibson hat mit dem Vorschlaghammer draufgehauen. Aber Gewalt und Sex, Lärm, Drama, grelle Farben sind Hollywoods Erfolgsrezepte. Die Erotik passt hier nicht zum Thema, aber der anderen Elemente hat Gibson sich kräftig bedient. Er hat genial die Gewalt, die Christus angetan wurde, in den Dienst des Evangeliums gestellt. Es fließt schier unerträglich viel Blut. Aber viel Blut sprudelt auch von Jesu genagelten Füßen in Grünewalds Altarbild in Colmar. Weil auch im frühen 16. Jahrhundert den Zeitgenossen drastisch mitgeteilt werden musste, was Gott für seine Menschheit erlitten hat. Wir stehen heute noch beklommen vor diesem Altar – oder auch erschrocken, um ein Lieblingswort Luthers zu gebrauchen, so erschrocken wie die Millionen Amerikaner, die seit Aschermittwoch in die Kinos strömen, um Gibsons Film zu sehen. Hernach sind sie minutenlang unfähig, sich von ihren Sesseln zu erheben. „Die Erschrockenen muss man mit dem Wort der Gnade aufrichten“, sagte Luther. Ob dieses Wort in Gibsons Leinwandprodukt überkommt? Ich behaupte: Ja. Man kann Gibson wahrlich nicht vorwerfen, sich nicht treu an die Evangelien gehalten zu haben. Aber er hat auch andere, hochtheologische Themen eingeflochten, zum Beispiel die Figur des Satans, einer luminösen, androgynen Gestalt, die in diesem Film immer wieder auftaucht, zuerst im Garten Gethsemane, wo Satan den kosmischen Sinn der Passion Christi entdeckt und eine Schlange auf Jesus loslässt, der ihr den Kopf zertritt (vgl. 1 Mose 3,15). Hier wird uns, wie der amerikanische Theologe Robert Benne staunend kommentiert, die Geschichte des zweiten Adam auf einer Kinoleinwand präsentiert. In einer Zeit, in der Christen sich genieren, an den Teufel zu glauben – und Pfarrer ihn aus ihrer Predigt verbannt haben –, erinnert hier ein Filmemacher an seine Realität. Der Teufel ist am fleißigsten, wo das Heiligste am stärksten präsent ist, sagte Luther. Bei Gibson versucht Satan immer wieder, Christi Werk zu torpedieren. Kein Mensch allein könne die Sünde der Welt tragen, versucht er dem vor Angst Blut schwitzenden Jesus einzuflüstern. Zum Schluss fährt Satan unter Protestschreien in seine Unterwelt zurück. Er hat versagt. Dieser guten Nachricht entspricht das Motiv des Christus Victor, der Sünde, Tod und Teufel überwindet, am dritten Tag wiederaufersteht und den Sieg für alle, die an ihn glauben, davonträgt. Dass dieser Sachverhalt, für den Christen seit fast 2000 Jahren Gott danken, ausgerechnet in unserer geistlich verwahrlosten Zeit ein Kassenschlager werden kann, ist so spektakulär, dass gemessen daran alle hämischen Unterstellungen gegen diesen Film grotesk wirken. Zu diesen Unterstellungen gehört auch der Vorwurf der Judenfeindlichkeit des Gibson-Werkes, ein Vorwurf, der zuweilen selbst gegen Bachs Passionen erhoben wird. Dies ist aber eine Minderheitsmeinung. Gegen solche Unterstellungen empören sich fromme Juden wie der Rabbiner Daniel Lapin und der Filmkritiker Michael Medved, die von Gibsons „Passion Christi“ sogar segensreiche Konsequenzen erwarten. Lapin prophezeite, dass der Film die zweite große Erweckung in Amerika auslösen werde – aus seiner Sicht eine gute Sache, weil er weiß, dass Juden unter bekennenden Christen am sichersten aufgehoben sind. „The Bible Belt is our security belt“, sagt er – der „Gürtel“ bibeltreuer Landstriche in den USA sei der Sicherheitsgurt der Juden. Medved erinnert zudem seine Glaubensbrüder: „Gibsons Film handelt nicht von ,den Juden’, sondern von einem spezifischen Juden, den Mel Gibson und zwei Milliarden andere als den Messias und die fleischgewordene Gottheit verehren.“ Er selbst teile diese Verehrung nicht, betont Medved, „sonst wäre ich ein Christ“. Aber Christen – einschließlich des Katholiken Gibson – hätten das Recht, ihren Glauben zu leben und künstlerisch darzustellen. Viele Synago- gengemeinden teilen diese Ansicht und haben folglich Tausende von Kinoplätzen für „Die Passion Christi“ gebucht, so wie sich ihre Mitglieder ja auch nicht scheuen, in einer Nachbarkirche die Matthäusoder Johannespassion zu hören. Man mag einwenden, die Worte der Film-Maria „Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen?“ seien antijudaistisch. Sie stammen aus der Seder-Liturgie. Wird hier insinuiert, dass die Leidensnacht an die Stelle des Pessach-Festes tritt, will heißen: Ersetzt der neue Bund im Blut Christi den alten Bund Gottes mit seinem Volk? Mit Verlaub: Dies ist ein Film für Menschen, an denen solche theologischen Finessen, so sie denn beabsichtigt wären, was ich nicht glaube, völlig vorbeigehen. Dies ein Kunstwerk, dessen Autor sich selbstverständlich auch künstlerische Freiheiten nimmt, aber von der ersten Sekunde an klar macht, worum es geht: „Er ist um unserer Missetat willen verwundet und unserer Sünde willen zerschlagen“ (Jesaja 53,5). Diese Worte flimmern zu Beginn über die Leinwand. Gibsons Kritiker mögen das übersehen haben, nicht aber das Publikum, das stumm und mit feuchten Augen das Lichtspielhaus verlässt. Gibson schärft seinen Zuhörern nichts anderes ein als Johann Hermann, der mitten im Dreißigjährigen Krieg gedichtet hatte: „Was ist doch wohl die Ursach’ solcher Plagen?/ Ach, meine Sünden haben dich geschlagen./ Ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet,/ was du erduldet.“ Nicht von Juden ist da die Rede, sondern von allen. Es ist daher absurd, die Visagen des Jerusalemer Pöbels als Beweis für antijüdische Intentionen zu deuten. Der Pöbel ist immer scheußlich. Gibsons Mob setzte sich übrigens aus italienischen Statisten zusammen; die einzigen wirklich „jüdischen“ Antlitze hier, die der Maria und der (apokryphen) Veronika, sind schön und anziehend. Manche halten aus allgemeinprotestantischer Sicht Gibson vor, dass bei ihm eine dezidiert katholische Theologie durchschimmere. Seine Schilderung der Leiden Christi entspricht dem klassischen, „katholischen“ Sühneverständnis, das aber auch strenge Lutheraner teilen, für die der Karfreitag der höchste Tag im Kirchenjahr ist. Gibsons Erfolg ausgerechnet im kalvinistisch geprägten Amerika entscheidet die große ikonoklastische Kontroverse der Neuzeit zugunsten der Ikonodulen, also der Katholiken, Orthodoxen und Lutheraner, über deren Altären eben nicht das leere Kreuz hängt. Dies ist besonders in den USA wichtig, wo sich Protestanten gern am Kruzifix vorbei zur Auferstehung mogeln und damit eine „Christianity light“ erfanden, über das H. Richard Niebuhr lästerte: „Ein Gott ohne Zorn bringt den Menschen ohne Sünde in ein Reich ohne Gericht mittels der Dienste eines Christus ohne Kreuz.“ Dieser Illusion hat Gibson ein Ende gesetzt. Es ist das Ende der homöopathischen Variante der Passion, die das Christentum verludern ließ. Ja, in der „Passion Christi“ fließt viel Blut, weil dies einmal den Evangelien und zum anderen dem einzigen Genre entspricht, mit dem die Mehrheit der Menschen heute erreicht werden kann. Schade, dass Gibson unter Druck die Worte „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ aus den englisch- und deutschsprachigen Unterzeilen herausschnitt, wenn auch nicht aus dem aramäischen Dialog. Hier wurde christliche Theologie der Political Correctness geopfert. Für den Katholiken Gibson, dessen Berater wohl die Hermeneutik des Mittelalters im Sinne hatten, war gerade dieser Satz von hoher heilsgeschichtlicher Bedeutung. Im Mittelalter deuteten Theologen Bibelstellen auf vierfache Weise: wörtlich, moralisch, allegorisch und anagogisch. In Gibsons Film ist gerade die anagogische Sicht entscheidend: Wie eine Dusche sprüht die Speerwunde in der rechten Seite Jesu Blut und Wasser auf diejenigen, die unterm Kreuz stehen: „Sein Blut komme über uns“ – und wasche uns von der Erbsünde rein. Ein anderes Mittel gibt es nicht. Uwe Siemon-Netto ist Ressortleiter für Religion beim Nachrichtendienst UPI in Washington. Pressespiegel Artikel von Werner Schneider-Quindeau in: Rheinischer Merkur, 11.03.2004 PRO UND CONTRA (2) Nein, die Gewalt erschlägt alles Autor: Werner Schneider-Quindeau Ein erbarmungsloser Film erwartet die Besucher von Mel Gibsons „Passion Christi“, ein Faustschlag ins Gesicht oder in die Magengrube. Kein Exzess der Gewalt scheint brutal genug. Der Film schwelgt in blutrünstigen Details, als läge in der Ausgestaltung der Folter und der Erniedrigung eine besondere Lust. Während die Evangelien die Einzelheiten der Passion kaum beschreiben, löst der Film in ekstatischen Darstellungen der Gewalt gegen Jesus Faszination und Schrecken aus. Für Paulus sind die geschichtlichen Umstände der Gefangennahme und Hinrichtung Jesu nahezu bedeutungslos. Die heilsame Bedeutung des Todes Jesu im Lichte seiner Auferweckung wird umso stärker betont. Wer aber das Evangelium, die lebensbejahende Botschaft von Gottes Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, auf die Passion Jesu reduziert, steht in Gefahr, einem Leidens- und Opferkult zu huldigen. Das leere Grab am Ende des Films wirkt wie ein Fremdkörper. Es geht allein um die Zurichtung Jesu zum Opfer. Karfreitag und Ostern gehören aber zusammen, das Kreuz Jesu und seine Auferweckung von den Toten, damit nicht einerseits eine todesversessene Opfermythologie oder andererseits eine Leid und Tod vergessende Lebensverherrlichung herauskommt. Gibson unterschlägt diesen Zusammenhang. Die Passionsspiele aller Zeiten wollten durch den Anspruch effektvoller Inszenierung die Emotionen der Menschen erreichen. Auch ein Blick in die Filmgeschichte zeigt, dass die Passion Christi sehr oft dargestellt wurde, weil sie als Erzählung wie als ikonografische Tradition in der westlichen Kultur verwurzelt ist. Der Sozialwissenschaftler René Girard hat in seinem Werk „Das Heilige und die Gewalt“ die Bedeutung der Opfervorstellung für die Gesellschaft untersucht. Im Opfer, das widerstandslos wie ein Schaf zur Schlachtbank geführt wird, vergewissert sich die Gesellschaft ihres eigenen inneren Zusammenhalts. Durch das Opfer wird Gemeinschaft gestiftet. Ebenso scheint dem Film eine Gemeinschaft stiftende Funktion zuzukommen, die über Faszination und Schrecken auf eine spezifische Parteinahme des Publikums für das unschuldige Opfer zielt, die zu Rachegefühlen führt. Die Wirkungsforschung im Hinblick auf Darstellungen brutaler Gewalt in Film und Fernsehen hat das Paradox aufgewiesen, dass eine Identifizierung mit dem Opfer zur Erhöhung des Aggressionspotenzials führt. Im Film sind es vor allem die Repräsentanten der Juden und die römischen Schergen, auf die sich die gesteigerte Wut des Publikums richten könnte. Insofern ist der Antijudaismus des Films keine theologische Spitzfindigkeit, sondern durch seine affektive Wirkung besonders perfide, da er durch die Gewaltdarstellung geradezu unbewusst erzeugt wird. Dass Jesus wie seine Jüngerinnen und Jünger Jude ist, wird nebensächlich. Und wenn Maria und Maria Magdalena aus der Erzählung des Passahfestes im Kontext der Gethsemaneszene zitieren („Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?“), wird die Heilsgeschichte Israels durch die Heil stiftende Opfergeschichte Jesu ersetzt. An die Stelle der jüdischen Heilserfahrung ist der sich opfernde Christus getreten: Das ist traditioneller christlicher Antijudaismus pur. Die Passion Christi in der Geschichte des Christentums hat immer wieder eingeladen, sich dieses gewaltige Opfer am eigenen Leib zu vergegenwärtigen. Flagellanten und Asketen, die durch körperliche Züchtigung den Kreuzweg Jesu imitierten, sind sicher die auffälligsten Erscheinungen. Aber durch den Film erfährt die Gewalt eine die Realität übersteigende Anschauung. Insofern ist der Realismus, der dem Publikum durch den Gebrauch der antiken Sprachen Latein und Aramäisch nahe gelegt wird, ein falsches Versprechen. Die Gewalt wird überhöht, sie gewinnt gleichsam einen kultisch-transzendenten Charakter. Die Leinwand wird zur mythischen Projektionsfläche, auf der das Blut und die Wunden, die Spucke und die zerfetzte Haut, das rohe Fleisch und die überdimensionierten Nägel zu einem einzigen Bild des geschlachteten Opfers verschmelzen. Die Steigerung der Gewalt verankert dieses Bild selbst mit aller Gewalt in den Phantasien der Zuschauenden. Durch den missionarischen Anspruch verstärkt, stellt diese Inszenierung eine Überwältigungsstrategie dar, die keine Gnade und kein Erbarmen mit dem Publikum kennt. Insofern ist „Die Passion Christi“ nach meinem Verständnis ein zutiefst antichristlicher Film. Für Kirche und Theologie stellt sich die Frage, wie dieses Opfer zu verstehen ist: Trägt es zur Überwindung von Gewalt bei, oder führt es durch Visualisierung und Dramatisierung zu deren Steigerung? Viele Passionslieder betonen das Leiden Jesu, indem sie die erlittene Gewalt anschaulich vor Augen führen. Im Unterschied zum Film wird hier aber der Ton der Klage und der Trauer vernehmbar über ein Opfer, das schuldlos Gewalt und Spott, Folter und Tod erleidet. Dieser Ton ist bei Gibson nur mehr am Rande vernehmbar. Allein die Frauen scheinen dafür in klassischer Rollenzuschreibung zuständig zu sein. Der heroische Schmerzensmann steht dagegen bei ihm ganz im Zentrum. Zwar gibt es im Garten Gethsemane einen Moment des Ringens, der jedoch bereits durch die düstere Atmosphäre in den weltgeschichtlichen Kampf zwischen Gut und Böse eingebettet ist. Jesus ist bereits hier ein körperlich Gezeichneter, der diesen Kampf mit dem Teufel aufnehmen muss. Im Unterschied zu den biblischen Texten erscheint der Teufel in androgyner Gestalt als Phantasmagorie des Bösen während des gesamten Leidensweges Jesu immer wieder, um die universale Bedeutung seines Opfergangs zu versinnbildlichen. In den Juden und den Römern findet Satan seine Handlanger, die im wahrsten Sinne auf Teufel komm raus den Tod Jesu wollen. Während die Evangelien die Auseinandersetzung mit dem großen Verführer lediglich an den Anfang des Wirkens Jesu legen und ihm dann nur noch einen geringen Raum einräumen, erhält er bei Gibson die Rolle des großen Gegenspielers. Die biblische Passionsgeschichte verweigert sich der Phantasie von einem solchen dualistischen Machtkampf. Der Tod Jesu ist im Lichte der Auferstehungsbotschaft und der Verkündigung Jesu das letzte Opfer, mit dem jegliche Opfergeschichte an ihr Ende kommen soll. Nichts Heroisches und nichts Erhabenes hat dieses Opfer, und es bedarf keiner zweistündigen ekstatischen Gewaltphantasien, um das Elend und die Erbärmlichkeit der Kreuzigung zu beschreiben. Jesu Worte in der biblischen Passionsgeschichte verweisen alle über das Kreuz hinaus: auf Gott, auf die Wahrheit, auf den Menschensohn, auf den Messias. Die Heilsbedeutung des Todes Jesu wird nicht dadurch erkannt, dass sein Leiden in einer Gewaltorgie und im Blutrausch überdimensional ausgestaltet wird. Sein Tod steht im Gegenteil für die Überwindung der Gewalt, die durch Hass, Missachtung, Zynismus und Allmachtswahn entsteht. Wer die Nächsten-, ja sogar die Feindesliebe predigt, für den hat die Gewalt ihre Faszination verloren. Bei Gibson sind es besonders die filmischen Mittel, die seine Lust an der Gewalt demonstrieren: die Nahaufnahmen des zerschlagenen Körpers, die Zeitlupe, um die Qual des Schlags oder den verräterischen Kuss des Judas zu verstärken, und die dramatische Musik, die den körperlichen Schmerz bis in die Ohren klingen lässt. Dass mit Jesu Tod Vergebung, ja sogar Versöhnung und Friede zwischen Gott und Mensch Wirklichkeit wird, weil er unsere Feindschaft gegen Gott überwindet, damit wir unsere gewalttätige Feindschaft untereinander hinter uns lassen können, das wird in diesem Film nicht erkennbar. Bei aller Kritik bietet der Film jedoch Anlass, sich selbstkritisch über das Verhältnis der christlichen Tradition zur Gewalt und zum Opfer zu besinnen. Denn der eigene Anteil an der Gewaltgeschichte ist nicht gering. Dafür ist Gibsons Film ein erschreckendes Beispiel. Werner Schneider-Quindeau leitete die Jury des ökumenischen Filmpreises bei der Berlinale. Pressespiegel Stellungnahme der Evangelischen Kirche für Deutschland (EKD), 08.03.2004 / Artikel vom Evangelischen Pressedienst (epd), 08.03.2004 Hannover, 8. März 2004 Pressestelle der EKD Christof Vetter Schreiben des Kirchenamts der EKD an die Gliedkirchen: Thesen zu Mel Gibson's Film "The Passion of the Christ" 1. Trotz Latein und Aramäisch keine Authentizität "Es ist, wie es war", soll Papst Johannes Paul II. über den Film gesagt haben, was vom Vatikan umgehend bestritten wurde. Und Billy Graham soll gesagt haben: "Der Film macht uns alle zu Zeitzeugen!" Beides ist definitiv falsch. Mel Gibson ist zwar ein Authentizitätsfanatiker, aber einer auf Holzwegen, denn mit keinem noch so eindrücklichen aramäischen Originalton wird die Geschichte auch nur einen Millimeter authentischer. Was wir von Jesu Sterben wissen, wissen wir aus der Bibel, eine von seinen Auferstehungszeugen verfassten Erzählung, die zweifellos Anhalt an der Geschichte hat, aber eben gerade nicht authentisch im Sinne einer exakten Rekonstruktion des Ablaufes ist und auch gar nicht sein will. Der Film kann - wie alle Darstellungen des Leidens Jesu Christi - die Bibel illustrieren, darin auch interpretieren und inszenieren, aber eben nicht authentisch sein. So entstehen dann auch historische Fehler oder anachronistische Interpretationen: Die Kreuzigung wird historisch insofern falsch dargestellt, als die Nägel durch die Hände getrieben werden und nicht - wie es richtig wäre - durch Elle und Speiche vor dem Handwurzelknochen. Und auf dem Weg nach Golgatha tritt eine Frau an Jesu heran und reicht ihm ein Tuch, er drückt es sich in sein blutverschmiertes Gesicht, - und fertig ist das Schweißtuch der Veronika. 2. So viel Gewalt braucht wirklich niemand .... ... um das Erlösungswerk Jesu Christi eindrücklich zu finden. "Durch seine Wunden sind wir geheilt", wird Jesaja 53,5 zu Beginn des Gibson-Filmes zitiert. Mel Gibson missversteht diesen Satz aber und inszeniert ein grausiges, bluttriefendes Werk, das sich in den Schmerzen des Erlösers weidet (M. Drobinski SZ "Weiden am Leiden"). Dahinter liegt ein missverstandener Sündenbegriff: Die Exzeptionalität Jesu Christi liegt nicht in der Schwere seines Leidens oder in der besonderen Härte seines Schicksals, denn man muss befürchten, dass viele Menschen vor und nach ihm in noch viel grausamerer Weise malträtiert worden sind. Das Geheimnis der Erlösung ist die Art der "Wunde", die er getragen hat, nämlich die Sünde der Gottesferne. Gibson aber badet in einer Schmerzensmann-Frömmigkeit, die alles Gewicht auf die Äußerlichkeit des Leidens Jesu legt, so als könne von Menschen verursachte Brutalität und Grausamkeit des Leidens Jesu Christi die einzigartige Qualität des Erlösungswerkes Jesu Christi steigern. Der Leidens- und Schmerzensweg Jesu ist aber zuerst Abbild und Ausdruck der damals gewöhnlichen, römischen Menschenverachtung. Wohl deswegen ist den Passionsgeschichten die Geißelung lediglich einen Halbsatz wert, Mel Gibson macht daraus ein Viertel seines ganzen Films. 3. Wer Antisemitismus sucht .... Der Film von Mel Gibson bemüht sich auf seine etwas skurrile Weise die These zu illustrieren, dass es nicht "die Römer" oder "die Juden" waren, die Christus getötet haben, sondern dass jeder Mensch durch seine Sünde mitverantwortlich ist. "Ich bin's, ich sollte büßen" (EG 84,4), diese Paul-Gerhardt-Liedstrophe zeigt jedenfalls die Intention des Filmes an. Natürlich wird jeder, der entsprechende Sensoren mitbringt, manche Volksszenen, manche markanten Gesichter, manche Schuldverteilung zwischen Pontius Pilatus und "den Juden" für problematisch halten und als Wasser auf die Mühlen des Antisemitismus verstehen können. Als Kirche distanzieren wir uns von allem antisemitistischen Missbrauch des Filmes und verweisen darauf, dass die evangelischen Kirchen seit der "Erklärung von Weißensee" 1950, den rheinischen Synodalbeschlüssen Anfang der 80er Jahren und den EKD-Studien "Christen und Juden I-III, 19752000" deutlich gemacht haben, dass Antijudaismus durchaus zur christlichen Schuldgeschichte gehörte, dass die Kirchen heute aber entschiedene Gegner jeder Art von Antisemitismus und Rassismus sind. Und fairer Weise muss man Mel Gibson zubilligen, dass in seinem Film Römer und Juden gleichermaßen schlecht wegkommen; "die Juden" werden nicht anders als "die Römer" in ihrem Hass und ihrem Mitgefühl, in ihrer Brutalität und ihrem Erbarmen, in ihrer Schaulust und in ihrer Hetzerei zumeist als Individuen gezeigt, oft mit Namen kenntlich gemacht und selbst als namenlose Soldaten erkennbar als einzelne Individuen inszeniert. Gibson will offensichtlich doch zuerst die "Menschheitsschuld jedes einzelnen" am Tode des Erlösers zeigen, nicht eine spezifisch jüdische Schuld. 4. Empfehlung Der Film von Mel Gibson "The Passion of the Christ" sollte von den Kirchen weder empfohlen noch "skandalisiert" werden, sondern es sollte nüchtern gesagt werden, was der Film ist: eine auf die letzten zwölf Stunden reduzierte Illustration der biblischen Passionsgeschichte, der die theologische Tiefe fehlt, die seine Brutalität ausgleichen könnte. Der Film wird aufgrund seiner Grausamkeit vermutlich erst ab 16 Jahren FSK freigegeben, eine völlig richtige Entscheidung, denn der Film eignet sich nicht für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden. Auch sollten Pfarrer und Pfarrerinnen erst dann mit Gemeindegruppen in diesen Film gehen, wenn sie sich den Film zuvor allein angeschaut haben, um dann einzuschätzen zu können, ob sie diesen Grad an Brutalität ihrer jeweiligen Gemeinde zumuten können und wollen. EKD: Gibsons "Passion"-Film brutal und ohne theologische Tiefe Frankfurt a.M. (epd). Nach der katholischen Kirche hat jetzt auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den umstrittenen JesusFilm "The Passion of the Christ" deutlich kritisiert. Dem Film des Australiers Mel Gibson fehle theologische Tiefe, heißt es in einem Brief an die evangelischen Landeskirchen, der dem epd vorliegt. Die gezeigte Brutalität könne daher nicht ausgeglichen werden. Die EKD wolle das Werk weder empfehlen noch skandalisieren. Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte den Streifen beanstandet: Er verkürze die Botschaft der Bibel und könne antisemitische Sichtweisen fördern. Der Film, der die letzten zwölf Stunden im Leben von Jesus Christus darstellen will, soll am 18. März auch in Deutschland anlaufen. Die EKD befürwortete eine Freigabe erst ab 16 Jahren. "Der Film eignet sich nicht für die Arbeit mit Konfirmanden", hieß es in dem Schreiben aus dem Kirchenamt in Hannover. Pfarrer sollten erst den Film allein anschauen, bevor sie über den Besuch mit Gemeindegruppen entschieden, "um dann einschätzen zu können, ob sie diesen Grad an Brutalität ihrer jeweiligen Gemeinde zumuten können und wollen". Gibson bade "in einer Schmerzensmann-Frömmigkeit", die alles Gewicht auf die Äußerlichkeit des Leidens Jesu lege. Der Leidens- und Schmerzensweg Jesu sei aber vor allem das Abbild der damals gewöhnlichen römischen Menschenverachtung, beurteilt die EKD. Deswegen werde die Geißelung Jesu in den Passionsgeschichten der Bibel wohl nur in einem Halbsatz erwähnt. Mel Gibson mache daraus aber ein Viertel seines ganzen Films. Differenziert setzen sich die beiden großen Kirchen mit dem in dem öffentlich erhobenen Antisemitismus-Vorwurf gegen den Film auseinander. "Fairer Weise muss man Mel Gibson zubilligen, dass in seinem Film Römer und Juden gleichermaßen schlecht wegkommen", heißt es in dem Schreiben der EKD, die sich darin "von allem antisemitischen Missbrauch" des Films distanziert. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hatte am Donnerstag erklärt, dass die Bischöfe direkte antisemitische Äußerungen nicht hätten ausmachen können. "Aber die massiven Gewaltszenen können vielleicht doch indirekt eine negative Auswirkung auf die Menschen haben, die den Film sehen", sagte Lehmann. Er befürchte daher, dass zwar nicht der Film an sich, wohl aber dessen Rezeption "antisemitische Unterstützung" leisten könne. (02406/7.3.2004) Pressespiegel Pressebericht der Dt. Bischofskonferenz, 04.03.2004 (Quelle: dbk.de) / Stellungnahme der Katholischen Filmkommission für Deutschland Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Karl Lehmann (Mainz) im Anschluss an die Frühjahrs-Vollversammlung in Bensberg vom 01. bis 04. März 2004 Zum Film "Die Passion Christi" von Mel Gibson Die Publizistische Kommission hat aufgrund einer Vorabaufführung des Films "Die Passion Christi" einen Bericht gegeben. Auch der Erzbischof von Hamburg, Dr. Werner Thissen, hatte bereits Gelegenheit, den Film zu sehen, der am 18. März 2004 in den deutschen Kinos anlaufen soll. Der Film hat bereits heftige Kontroversen ausgelöst. Dieses filmische Passionsspiel spricht eine zentrale Frage des Glaubens an. Mit der drastischen Darstellung der Grausamkeiten verkürzt es jedoch auf problematische Weise die Botschaft der Bibel. Das kann vor allem bei einem Publikum, das mit dem christlichen Glauben nicht vertraut ist, zu Missverständnissen führen. Für ein besseres Verständnis des Films halten wir deshalb begleitende Angebote für notwendig. Mit ihrer Hilfe soll den Zuschauern die Möglichkeit gegeben werden, sich kritisch mit den aufgeworfenen Fragen und Problemen auseinander zu setzen. Im Hinblick auf den Vorwurf, der Film sei antisemitisch, fällt den kirchlichen Gemeinden und ihren Priestern eine große Verantwortung zu: Das Evangelium vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi ist als Erlösungsbotschaft zu feiern, die nicht bestimmte Gruppen verurteilt. Daher ist es in jenem Geist des Respekts gegenüber dem jüdischen Volk und dem Judentum zu verkünden, der aus der Karfreitagsfürbitte für die Juden spricht: Gott "bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen". Vor einer antisemitischen Instrumentalisierung des Leidens Jesu warnen wir eindringlich. Auf der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz (www.dbk.de) haben wir unter dem Stichwort "Passion" Informationsmaterial zum Film "Die Passion Christi" zusammengestellt. Darüber hinaus werden kirchliche Publikationen (zum Beispiel "filmdienst" oder "Herder-Korrespondenz"), katholische Akademien und Bildungseinrichtungen das Thema aufgreifen. Stellungnahme der Katholischen Filmkommission für Deutschland: In Anlehnung an Passionsspiele, die den Stationen des Kreuzweges folgen, stellt der australische Regisseur Mel Gibson den Kreuzestod Jesu als Erlösungstat für die Menschheit dar. Seine theologische Konzeption, die den Opfertod in Zusammenhang mit der Eucharistie stellt, ist in Ansätzen durchaus ernst zu nehmen, obwohl der Film in Grundpositionen, aber vor allem in der Wahl seiner darstellerischen Mittel extrem problematisch erscheint: in seinem völlig überzogenen Wahrheitsanspruch, die Bibel authentisch wiedergeben zu wollen, im besessenen Ausmalen der Grausamkeiten von Geißelung und Kreuzigung, dem eklatanten Ungleichgewicht zwischen den Abscheu erweckenden Bildern der "Abschlachtung" und der auf einen minimalen Zitatenschatz geschrumpften Botschaft der Liebe. Heikel ist die Überzeichnung der Juden, die offen ist für eine Instrumentalisierung im Sinne antisemitischer Propaganda. Gibson mutet dem Publikum einiges an schwer aushaltbaren Bildern von Blut und Gewalt zu und lässt nicht nur Bibel unkundige Zuschauer eher ratlos zurück. Er kann allenfalls christlich-religiös beheimatete Zuschauer provozieren, in distanziert-kritischer Aufarbeitung des Films Fragen nach Sinn und Stellenwert des Erlösungsgeschehens von Jesu Tod und Leben im christlichen Glauben neu zu überdenken. Pressespiegel Dt. Bischofskonferenz: Informationen über den Film „Die Passion Christi“, 03.03.2004 Quelle: dbk.de/stichwoerter/in_sw_passion_1.html Informationen über den Film "Die Passion Christi" von Mel Gibson Deutsche Bischofskonferenz 1. Film und Regisseur "Die Passion Christi" (USA 2004) ist ein Werk des in Hollywood lebenden australischen Schauspielers und Regisseurs Mel Gibson, das schon in der Produktionsphase erhebliche Kontroversen ausgelöst hat. Der Film schildert die letzten zwölf Stunden im Leben Jesu und erhebt den Anspruch, die Leidensgeschichte authentisch wiederzugeben. Dazu gehört, dass die Dialoge in Lateinisch und Aramäisch gehalten sind. Ursprünglich wollte der Regisseur ganz auf Untertitel verzichten, hat aber dann doch Zugeständnisse an das Publikum gemacht. Als wichtige Quelle dienen neben den Evangelien vor allem die Visionen der westfälischen Mystikerin Anna Katharina Emmerick (1774-1824). Mel Gibson, der den Film mit seiner eigenen Produktionsfirma Icon Pictures und unter Einsatz seines privaten Vermögens – die Rede ist von 23 - 25 Mio. Dollar - realisiert hat, hat in der Öffentlichkeit erklärt, dass er die Inspiration zu diesem Film bekommen habe, als er vor 13 Jahren nach einer Phase der Depression, in der er dem Selbstmord nahe gewesen sei, zum Glauben gefunden habe. Er bezeichnet sich als gläubigen Katholiken, ist verheiratet, hat sieben Kinder und gehört einer kleinen traditionalistischen Gemeinde ("The Holy Family") bei Los Angeles an, die die Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnt und die Messe weiterhin auf Lateinisch abhält. Sein 85jähriger Vater, Hutton Gibson, ist in der Öffentlichkeit durch extreme Äußerungen unangenehm aufgefallen. So hat er in Interviews beispielsweise das II. Vatikanum als Freimauererputsch mit jüdischer Unterstützung bezeichnet oder den Holocaust als Erfindung abgestritten. 2. Entwicklung der Kontroverse Die Kontroverse um den Film in den USA begann damit, dass eine Ad-hocKommission aus neun Theologen, Mitglieder eines Ausschusses für katholisch-jüdische Beziehungen der US Bischofskonferenz, und Experten der jüdischen Anti-Defamation League ein Gutachten über eine ihnen vorliegende Drehbuchfassung des Films anfertigten. Darin wurden dem Film mögliche antisemitische Tendenzen unterstellt. Das Drehbuch war der Arbeitsgruppe offenbar von einem besorgten Mitarbeiter der Produktionsfirma zugespielt worden. Gibson drohte mit rechtlichen Konsequenzen, da die nicht autorisierte Drehbuchfassung widerrechtlich an den Ausschuss gegangen war. Die US Bischofskonferenz stellte im Juni 2003 in einer Stellungnahme fest, dass die Arbeitsgruppe nicht im offiziellen Auftrag der Bischofskonferenz gehandelt habe und entschuldigte sich bei dem Regisseur. Die katholischen Mitglieder der Kommission erklärten, ihre Stellungnahme sei nie für die Öffentlichkeit gedacht gewesen, sondern als Hinweis für den Regisseur, in der Hoffnung, er werde dann gewisse Gefahren einer den Antisemitismus fördernden Wirkung vermeiden. Damit war aber eine intensive Diskussion entfacht, noch bevor jemand auch nur einen Meter des fertigen Films gesehen hatte. Im Spätsommer und Herbst veranstaltete Mel Gibson eine Reihe von Voraufführungen der noch unfertigen Fassung vor ausgewählten Fachleuten, was zu unterschiedlichen Reaktionen führte. Während es positive Stimmen von Kirchenvertretern der katholischen und protestantischen Kirche gab – auch einige positive Stimmen aus jüdischen Kreisen wie die des prominenten orthodoxjüdischen Filmkritikers Michael Medved, blieben nach wie vor Vorwürfe bestehen, der Film könne antisemtische Tendenzen bestärken, indem er die aus den alten Passionsspielen bekannten Darstellungen der Juden als "ChristusMörder" wieder aufleben lasse. Aufführungen einer Arbeitskopie im Vatikan im September 2003 erbrachten positive Reaktionen. Kardinal Dario Castrillon Hoyos, Präfekt der KlerusKongregation, wurde in der Presse zitiert mit der Aussage, der Film sei "ein Triumph des Glaubens und der Kunst". Der Präsident der internationalen katholischen Medienorganisation SIGNIS, P. Peter Malone, der den Film im Oktober 2003, sehen konnte, sprach von einem beachtlichen Kunstwerk und sah keine antisemitischen Tendenzen. Anfang Dezember 2003 gab es eine Vorführung vor dem Papst. Danach berichteten die Medien, der Papst habe sich zustimmend geäußert: "Es ist so dargestellt, wie es war." Später wurde vom Sekretär des Papstes, Erzbischof Stanislaw Dziwisz, und dem Pressesprecher Joaquin Navarro-Valls diese Äußerung des Papstes dementiert: der Papst habe keine Stellung bezogen, sondern überlasse die Kunstkritik grundsätzlich den Experten. P. Joseph Augustine di Noia OP, Untersekretär der päpstlichen Glaubenskongregation, gab im Dezember ein ausführliches Interview, in dem er feststellte: "Den Film zu sehen, wird für viele Menschen eine intensive religiöse Erfahrung bedeuten." Gibsons Film helfe "etwas zu begreifen, was fast jenseits uneres Verstehens liegt." Auch Erzbischof John P. Foley, der Präsident des Päpstlichen Rates für die Sozialen Kommunikationsmittel, gestand, der Film habe ihn "sehr bewegt" und erhalte ihn für "eine sehr gute Meditation über das Leiden Christi". Foley traf sich Mitte Februar 2004 mit Abraham Foxman, dem Direktor der Anti-Defamation League. Foxman wollte erreichen, dass der Vatikan den Film verurteilt, weil der der offiziellen Lehre der Kirche im Hinblick auf das Verhältnis zu Judentum widerspreche. Erzbischof Foley vertrat jedoch die Auffassung, der Film sei nicht antisemitisch: "Ich habe ihn als Meditation über das Leiden Jesu aufgefasst und über meine eigene Verantwortung und die Verantwortung von uns allen für das Leiden und den Tod Jesu." Im Januar hatte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper vor einer antisemitischen Instrumentalisierung des Leidens Jesu gewarnt. Handlungen von Juden zur Zeit Jesu könnten den heutigen Juden nicht zur Last gelegt werden, so der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates. Der Regisseur hat sich von jeder Form des Antisemitismus immer deutlichst distanziert. Er reklamiert, dass es ihm um die Wahrheit gehe, um eine getreue Wiedergabe des Leidens Christi auf Grundlage der Evangelien. In einem im Februar 2004 ausgestrahlten Interview des US-Senders ABC bezeichnete Gibson Antisemitismus als Sünde. Wörtlich sagte er: "Antisemitisch zu sein bedeutet unchristlich zu sein, und das bin ich nicht." Unabhängig von der Beurteilung der Glaubwürdigkeit dieser Aussage des Regisseurs, blieben Kritiker dabei, dass der Film antisemitische Tendenzen bestärken könne, weil er die Juden negativ darstelle und sie für den Tod Jesu verantwortlich mache. Problematisch blieb auch, dass sich der Regisseur nie von den offen antisemitischen Äußerungen seines Vaters distanziert und im Umgang mit den jüdischen Organisationen, die ihre Bedenken vorgetragen haben, wenig Dialogbereitschaft gezeigt hat. Grundsätzlich sind die Antisemitismus-Vorwürfe in Bezug auf Jesusfilme nicht neu. Sie begleiten die Geschichte des Bibelfilms von Anfang an. Auch in Bezug auf Passionsspiele (Oberammergau) ist die Frage aufgeworfen worden und hat zu Textbearbeitungen geführt. Die Veröffentlichung des jüdischen Historikers Daniel Jonah Goldhagen "Die katholische Kirche und der Holocaust" (2002) hatte die Frage nach den antisemitischen Stellen in der Bibel erneut thematisiert. Ein zweites Problem betrifft die Gewaltdarstellung. Mel Gibson, der schon in seinem Oscar-gekrönten Film "Braveheart" (1994) eine ausführliche Schilderung der Folterung seines schottischen Freiheitshelden geboten hatte, setzt in seinem Film auf eine kompromisslos realistische Darstellung der Folterungen und der Kreuzigung. Er hat diese extreme Gewaltdarstellung verteidigt mit der Erklärung, er müsse den Zuschauer "über eine gewisse Grenze hinaus" bringen, um so die "enorme Größe des Opfers" Christi begreiflich zu machen. Wer Gewaltdarstellungen nicht ertragen könne, dürfe sich den Film nicht anschauen oder solle gegebenenfalls nach der Hälfte das Kino verlassen, sagte der Regisseur in einem Interview. Der Start des Films in den USA am 25. Februar 2004 hat die Fronten nicht geklärt. Die Kritiker der Zeitungen waren sehr gespalten. Es gab vehemente Kritik, vor allem an der Gewaltdarstellung und an den antisemitischen Untertönen, wie auch Lob. Kirchenvertreter, die den Film sichteten, bemängelten in erster Linie die überzogene, drastische bis bizarre Ausmalung biblischer Szenen sowie die Gewaltdarstellung insgesamt. Die Kritik an den antisemitischen Zügen wird von jüdischen Organisationen und auch einzelnen Kritikern nach wie vor erhoben. In den USA hat die Bischofskonferenz vor dem Start des Films ein 128seitiges Buch veröffentlicht, das kirchliche Position zum Judentum dokumentiert. Das Amerikanische Jüdische Komitee hat eine 40-seitige Broschüre, die die theologischen Bedenken erläutern soll, angekündigt. In den USA werden zum Teil ganze Gemeinden mit dem Film konfrontiert und man debattiert darüber, ob er auch für Kinder und Jugendliche zugänglich sein sollte. In den USA ist der Film für Jugendliche unter 17 Jahren nicht freigegeben worden. Es steht zu erwarten, dass der Film in Deutschland eine Freigabe "ab 16 Jahren" erhalten wird. In Deutschland war der Film bisher nur in einzelnen Vorführungen für die Presse und ausgewählte Kirchenvertreter zu sehen. Die ersten Kritiken, die in der Presse erschienen, lassen darauf schließen, dass der Film hierzulande eine überwiegend negative Bewertung erhält. Auch hier spielt die Kritik an der Gewalt und die Gefahr antisemitischer Züge die Hauptrolle. 3. Ansätze zur Bewertung des Films Nach Sichtung des Films in der in den USA gezeigten Fassung mit englischen Untertiteln sind folgende Gesichtspunkte festzuhalten: 3.1. Allgemeine Einschätzung Der Film hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Er kann dem überzogenen Wahrheitsanspruch, das Leiden Jesu "so wie es war" zu schildern, in keiner Hinsicht gerecht werden. Er kann aber auch nicht als antisemitisches Pamphlet oder gewaltverherrlichendes Spektakel einfach abgetan werden, da er Fragen aufwirft, die diskussionswürdig sind, wenn auch die Mittel, die er einsetzt, oft höchst fragwürdig sind. Er wäre einerseits als das Werk eines Gläubigen, der von missionarischem Eifer besessen die Welt bekehren will, durchaus zu respektieren, auf der anderen Seite ist der Film aber inzwsichen – obwohl jenseits der großen Hollywood-Studios entstanden – ein kommerziell vermarktetes Produkt geworden, was z.T. mit höchst fragwürdigen Auswüchsen verbunden ist, wenn z.B. in Amerika Kreuznägel als Anhänger verkauft werden. Man kann das Werk als ein filmisches Passionsspiel, eine kinematographische Liturgie, sehen, als eine auf der Bibel basierende, aber letztlich in den Akzentsetzungen und Detailschilderungen extrem subjektive Vision des Regisseurs vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Dabei mag man sowohl einzelne ästhetisch und theologisch überzeugende Ansätze entdecken, aber insgesamt stellt der Film eine starke Verkürzung der Botschaft der Bibel dar. Vor allem für europäische Sensibilitäten wird ein z.T. überzogener Einsatz von Mitteln zur Effektsteigerung problematisch sein. Das Spektrum möglicher Wirkungen und Reaktionen wird von vehementer Ablehnung bis zu Impulsen zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den Geheimnissen des Glaubens reichen, wenn die aufgeworfenen Fragen in kritisch-distanzierter Haltung aufgearbeitet werden. Pressespiegel Dt. Bischofskonferenz: Informationen über den Film „Die Passion Christi“, 03.03.2004 Quelle: dbk.de/stichwoerter/in_sw_passion_1.html 3.2. Wahrheitsanspruch Der Film ist keine authentische Schilderung der Passion Jesu, auch wenn der Realismus immer betont worden ist. Der Ansatz des Films, die Bibel wahrheitsgetreu widerzugeben, ist grundsätzlich nicht tragfähig, weil die Bibel nicht als Dokumentarbericht gelesen werden kann und weil der Film neben wörtlichen Textzitaten viele detaillierte Ausschmückungen enthält, die durch die Bibel nicht abgesichert sind. Einige Details gehen auf die Visionen der Anna Katharina Emmerick zurück, die aber in keinem Fall eine der Bibel vergleichbare Autorität beanspruchen können. Auch die Tatsache, dass die Figuren nur Latenisch und Aramäisch sprechen, ist kein Beweis dass auch jedes andere Detail authentisch ist, zumal Historiker inzwischen auch deutliche Kritik an der sprachlichen Ebene geäußert haben, weil die Figuren – wie sie sagen – in manchen Kontexten eher Griechisch gesprochen hätten. 3.3. Aufbau des Films Der Film steht unter dem Motto von Jesaja 53,5 ("Er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen ... und durch seine Wunden sind wir geheilt."). Die Handlung beginnt mit dem betenden Jesus im Garten Getsemani und folgt seinem Weg bis zum Tod am Kreuz. Mit einem Tableau, das den klassischen PietàDarstellungen entspricht, scheint der Film zu enden, da eine Schwarzblende die Eisntellung abschließt. Danach ist gewissemaßen als Epilog eine in wenigen Bildern skizzierte Darstellung der Auferstehung angefügt. Ein Stein wird weggerollt, leere Leinebinden fallen in sich zusammen, der körperlich unversehrte Jesus steht auf, an seinen Händen sieht man noch die Wundmale. Die Eingangsszene vermittelt die Grundkonstellation der sich abspielenden Heilgeschichte. Jesus ist im Zwiegespräch mit seinem Vater. Hinzu tritt Satan in androgyner Gestalt – dargestellt von einer Frau, aber mit einer tiefen, fast männlichen Stimme -, ein Versucher, der Jesus vom vorgezeichneten Weg des Heils abzubringen versucht und ihn in Frage stellt. Mit dem Verrat des Judas und dem Erscheinen der Knechte des Hohenpriesters im Garten beginnt die eigentliche Passionsgeschichte. Schon bei der Verhaftung entsteht ein wüster Kampf. Jesus wird auf dem Weg zum Hohenpriester von den Knechten brutal misshandelt. Die Zerstörung des Leibes beginnt hier und setzt sich bis zum Ende fort, ein nicht enden wollender Prozess der Grausamkeiten, an dessen Ende der Leib Jesu völlig mit Wunden übersät ist, dass kein Zentimeter Haut mehr ohne Striemen und klaffende Wunden bleibt. Die Handlung folgt der in der Bibel bezeugten Stationen: das Verhör bei Kaiphas, die Vorführung bei Pilatus, die Überstellung an Herodes und wieder die Verhandlung bei Pilatus. Die Darstellung der Leiden nimmt dabei den größten Raum ein. Die Geißelung ist so brutal dargestellt, wie es nur geht. Auf dem Weg nach Golgotha sieht man einen taumelnden Jesu, der vor lauter Stürzen und Schlägen kaum vorwärts kommt. Die Kreuzigung bildet den blutigen Abschluss. Unterbrochen wird die Passionsgeschichte durch Rückblenden, die Leben und Wirken Jesu fragmentarisch vermitteln. Sie bestehen aus erfundenen Szenen (Jesus als kleiner Junge, Jesus als Zimmermann mit seiner Mutter) und klassischen biblischen Stellen (Bergpredigt, Fußwaschung, Abendmahl). Die Rückblenden sind äußerst kurz gehalten, zum Teil ohne Dialog oder beschränkt auf ein bis zwei markante Sätze, die in der Regel Originalzitate aus der Bibel sind. 3.4. Formale Aspekte Mel Gibson orientiert sich in seinen Bildern zum einen an Vorbildern der klassischen Kunst. Die Pietà-Einstellung ist wie ein lebendes Bild angelegt. Die Szenen vor dem Hohenpriester sind in bräunliche Farbgebung und in einer Lichtführung gehalten, die Assoziationen an den Stil der Gemälde Rembrandt hervorrufen, als wesentliches Vorbild hat Gibson auch die Gemälde von Caravaggio genannt. Zum anderen stützt sich Gibson auf Vorbilder aus der Geschichte der Jesusfilme von Pasolini bis Scorsese. Der Drehort seines Film lag nahe bei dem Drehort, an dem Pier Paolo Pasolini seinen Film "Das erste Evangelium – Matthäus" (1964) gedreht hat. Die Figur des Satans, verkörpert durch eine Frau, erinnert an eine ähnliche Figur des schwarzen Eremiten in George Stevens‘ "Die größte Geschichte aller Zeiten" (1965). Die Szenen vor dem Hohen Rat sind offenbar inspiriert durch Franco Zeffirellis "Jesus von Nazareth" (1976). Die blutigen Details der Kreuzigung greifen auf Scorseses "Die letzte Versuchung Christi" (1988) zurück und übertreffen dessen Darstellung sogar noch. Neben Vorbildern aus der Tradition malerischer und filmischer Darstellungen biblischer Szenen sind auch Muster aus populären Filmen zu erkennen. Der Film beginnt wie eine klassische Friedhofsszene im Horrorfilm: man sieht den Mond, hört unheilschwangere Musik, der Garten ist in bläulich-fahles Licht getaucht, man sieht eine schwarze Gestalt, die Unverständliches murmelt. Auch die Visionen der Judas, der einen Dämon sieht oder von Jungen verfolgt wird, deren Gesichter sich plötzlich fratzenhaft verzerren, sind ebenso dem Horrorfilm entlehnt, wie auch die Krähe, die dem mit Jesus gekreuzigten Verbrecher am Kreuz die Augen aushackt. Ein weiteres Vorbild liegt in den Antikenfilmen wie "Gladiator" (2000). Die Grausamkeiten, die Jesus angetan werden, sind so ausgiebig wie nur möglich geschildert und werden dramaturgisch in einer Art und Weise gesteigert, wie man es aus Hollywoodfilmen kennt. Bei der Geißelung demonstriert der römische Soldat die Wirkung der mit Widerhaken versehenen Peitsche an einem Holztisch, bevor er Jesus misshandelt. Der Zuschauer kann sich in Gedanken schon die Grausamkeitn ausmalen, bevor er sie sieht, was die Wirkung noch einmal steigert. Ein wesentliches Element ist auch das der Steigerung durch Wiederholung. Gibson vermittel den Eindruck eines nicht enden wollenden Leidens, weil die Stürze und Schläge kein Ende nehmen wollen, obwohl Jesus schon mehr tot als lebendig ist. Die Szenen der Misshandlungen heben immer wieder in Großaufnahmen Details hervor. Dagegen geschnitten sind Bilder von Menschen, die auf die Gewalt reagieren. Maria, die mit ihrem Sohn leidet, der Hohepriester, der kalt und unbeeindruckt zuschauet, ein Soldat, dem die Freude am blutigen Geschäft ins Gesicht geschrieben steht. Die Kameraführung verstärkt die emotionale Einbeziehung des Zuschauers. Er bleibt nicht auf Distanz, sondern wird an das Geschehen herangeführt. Immer wieder nimmt die Kamera auch die Position Jesu ein, der Zuschauer sieht also mit Jesu Augen, beispielsweise wenn er stürzt und die Welt aus seinem Blickwinkel buchständlich auf den Kopf gestellt wird. Immer wieder wird auch die vertikale Dimension betont, die Kamera fährt an Jesu Körper hoch oder sie blickt von oben, sozusagen aus der göttlichen Perpsketive auf das Geschehen. Die Szenen sind in einem Rhythmus von Bewegung und Ruhe angeordnet. Gewalttätige Sequenzen oder tumultartige Szenen wechseln sich mit Bilder der Ruhe ab, mit kurzen Rückblenden, die den unversehrten Jesus bei seinem Wirken zeigen oder Bilder von Menschen (Maria, Maria Magdalena, Veronika, Simon von Zyrene), die Mitleid zeigen. Immer wieder wird die Handlung durch Zeitlupenaufnahmen verlangsamt, was eigene Akzente setzt. Der Einsatz der Musik und der Toneffekte, die die Geräusche wie Peitschenhiebe hyperrealisitsch verstärken, sollen die Wirkung beim Zuschauer steigern. Dabei ist nicht zu übersehen, dass der Regisseur hier in der Intention, den Zuschauer durch die Bilder zu überwältigen, auch überzieht und eher gegenteilige Reaktionen der Abwehr provozieren kann. 3.5. Theologische Ansätze Die Darstellung der Passion dient dem Regisseur dazu, die Größe des Opfers Christi zu verdeutlichen. Daher versucht er, den Zuschauer bis an physsiche Grenzen zu bringen, meint durch Bilder der Gewalt einen heilsamen Schock, ein Glaubenserlebnis vermitteln zu können. Dabei spielt das Thema des teuer vergossenen Blutes eine zentrale Rolle. Die Leinwand wird für den Regisseur gewissermaßen wie das Tuch der Veronika, das jeden Tropfen des vergossenen Blutes festhält. Veronika, eine Gestalt der frommen Legende, die im Kontext der Kreuzwegdarstellungen bis heute präsent ist, hat in Gibsons Film auch einen hervorgehobenen Auftritt. Das Thema wird auch unterstrichen in einer Szene, in der Maria mit weißen Tüchern, die sie von der Frau des Pilatus erhalten hat, die Blutlachen auf dem Platz der Geißelung aufwäscht. Die filmisch überzeugendste Lösung einer theologischen Aussage ist die Parallelmontage von Bildern der Kreuzigung und Szenen der Einsetzung des Sakraments der Eucharistie. Eucharistie und Opfertod werden hier überzeugend zusammengebracht. Die Blutszenen stehen in Zusammenhang mit Szenen der Waschung und Reinigung, die besonders hervorgehoben werden: Jesus wäscht seine Hände vor dem Essen, Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld, Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße. Die Blutfontäne, die sich am Ende aus der Seitenwunde auf die unter dem Kreuz Stehenden ergießt, versucht die Erlösung als Reinigung nicht nur metaphorisch, sondern konkret ins Bild zu setzen, indem er Ströme von Blut zeigt. Der Film akzentuiert auch deutlich zwei Ebenen des Geschehens. Zum einen ist das historische Ereignis der Gefangenahme, des Prozesses und der Kreuzigung in einem Kontext der Auseinandersetzung zwischen den Juden und den römischen Besatzern die erste Ebene, zum anderen gibt es darin eingebettet das eigentliche Heilgeschehen, in dem Jesus, Gottvater und der Satan als Widersacher die Akteure sind. Der Film beginnt in dieser Dreierkonstellation und endet mit dem Kreuzestod auch mit dem Sieg über Satan, der einen Schrei der Verzweiflung ausstößt, wobei beide Bilder- Kreuzestod und Schrei Satans - von oben gefilmt sind, also aus der Perspektive Gottes. Eine zentrale Figur ist für Gibson auch Maria. Während Juden die Römer den tieferen Sinn dessen, was da vor sich geht, nicht begreifen, eröffnet Maria dem Zuschauer eine Perspektive auf das Geschehen, die vom Bewusstsein des göttlichen Wirkens geprägt ist. Zu Beginn sagt Maria: "Es hat begonnen, Herr. So sei es." Sie signalisiert damit, dass sie weiß, was sich ereignen muss. Sie ist in allen Szenen, im Hof des Hohenpriesters, bei Pilatus, bei der Geißelung, beim Kreuzweg immer an der Seite Jesu und leidet mit, ohne dass sie direkt einzugreifen versucht, weil sie die einzige Person ist, die erkennt, warum Jesus leiden und sterben muss. Sie überstrahlt durch ihre Präsenz als einer starke Gegenfigur die Frauengestalt, die Satan verkörpert und als eine Art "Anti-Maria" gezeichnet ist. Unzulänglich bleibt der Film, weil er in der Akzentuierung des Leidens die Botschaft der Bibel extrem verkürzt. Die Botschaft Jesu wird nur fragmentarisch in wenigen Zitaten aus der Bergpredigt oder dem Kontext des letzten Abendmahls verdeutlicht. Auch wird die Auferstehung, die in Zusammenhang mit dem Kreuzestod zu sehen ist, nur filmisch unbefriedigend umgesetzt. Es ergibt sich ein erhebliches Ungleichgewicht zwischen den Bild der erlittenen Gewalt, die ausgiebig Platz finden, und der auf einen minimalen Zitatenschatz zusammengeschrumpften Botschaft der Liebe. Zuschauer mit guten Bibelkenntnissen werden vielleicht problemlos damit umgehen können, da sie die nur angespielten Kontexte ergänzen können. Zuschauer, die weniger bibelfest sind, werden viele Details kaum einordnen können, weil die Zusammenhänge unklar bleiben. Der Film kann daher eigentlich nur mit einem richtigen Vorverständnis angemessen verarbeitet werden. Dem Film liegt kein reflektiertes theologisches Konzept zugrunde, er verarbeitet nur Ansätze, die theologische Relevanz besitzen. Er ist sicher nicht auf der Höhe der theologischen Debatte über den Opfertod und dessen Bedeutung. Der Hinweis, dass der Regisseur sich durch die Visionen der Mystikerin Anna Katharina Emmerick hat inspirieren lassen, weist darauf hin, das der Kern seines Denkens im 19. Jahrhundert verwurzelt ist. Dennoch wirft er die Frage nach einem angemessenen Verständnis des Erlösungsgeschehens, das Leben und Sterben Christi umfasst, auf. Der Film ist letztlich ein Symptom dafür, wieviel hier für die Theologie noch an Vermittlung zu leisten ist. Pressespiegel Dt. Bischofskonferenz: Informationen über den Film „Die Passion Christi“, 03.03.2004 Quelle: dbk.de/stichwoerter/in_sw_passion_1.html 3.6. Antisemitismus-Vorwurf Schon im Vorfeld wurde der Antisemitismus-Vorwurf erhoben, weil der Film die Schuld an Jesu Tod einseitig den Juden anlaste. Der Regisseur hat sich gegen diesen Vorwurf immer gewehrt. Der Film ist von seiner Intention her als nicht unbedingt antisemitisch einzustufen. Natürlich spielen Juden in der Passionsgeschichte eine wesentliche Rolle, dabei stützt sich der Film im Kern auf Passagen der Bibel. Vorzuwerfen ist ihm, dass er diese völlig unreflektiert und ohne Rücksicht auf die Problematik in Szene setzt. Der Hohepriester Kaiphas ist keine positive Figur, der Hohe Rat eine Mauer der Ablehnung und auch im Volk, das kein als solches kein Gesicht bekommt, gibt es negativ gezeichnete Figuren. Problematisch könnte erscheinen, dass Jesus schon von den Knechten des Hohenpriesters so mißhandelt wird, dass er bereits zerschunden ist, als er vor Kaiphas steht. Dies ist aber nur der Auftakt von noch größeren Grausamkeiten, die die römischen Soldaten Jesus zufügen. Die unbarmherzigen Henkersknechte der Römer sind ebenso negativ gezeichnet wie einige jüdische Vertreter. Gegen den Antisemitismus-Verdacht spricht, dass der Film erkennbar Wert darauf legt, immer wieder Gestalten hervorzuheben, die nicht der allgemeinen Hysterie verfallen. Schon der Knecht Malchus, dem Jesus das abgeschlagene Ohr wieder ansetzt, zieht danach nicht mit dem Pöbel weiter sondern bleibt nachdenklich und berührt durch Jesu Handeln zurück. Unter den Hohenpriestern gibt es Kritiker des Verfahren, die mundtot gemacht werden. Simon von Zyrene und Veronika sind hervorgehoben als Gestalten, die sich für Jesus einsetzen. Und diese Auftritte gewinnen in den sonst unruhigen Szenen ein ganz besonderes Gewicht. Wie bei den Juden gibt es auch bei den Römern gibt es die Figur eines Offiziers, der das Ausmaß der Quälereien einzugrenzen versucht und Mitleid empfindet. Der Hohepriester erscheint als Machtmensch von starker Autorität, der kaum emotionale Reaktionen zeigt. In der Auseinandersetzung mit Pilatus entsteht eher der Eindruck, dass Jesus nur eine Nebenfigur ist. Pilatur gesteht seiner Frau, dass er sich vor Kaiphas fürchtet und dvor, dass dieser einen Aufstand anzetteln könnte. Die Auseinandersetzung mit Kaiphas wird zu einem politischen Kräftemessen. Kaiphas signalisiert dem römischen Statthalter, wie er die Massen beherrscht, wenn er als erster "Kreuzige ihn" ruft. Problematisch ist besonders, wie der Regisseur mit diesem schon in der Frühphase des Projekts artikulierten möglichen Gefahren umgegangen ist. Kurz vor dem Start des Films vermeldete die Presse zwar noch, dass der in der Geschichte des Antisemitismus unheilvoll instrumentalisierte Fluch "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder" (Mt 27,25) geschnitten worden sei, doch wurde kurz danach bekannt, dass der Satz weiter im Film verblieben ist, dass er nur in den Untertiteln nicht auftaucht. Wenn Pilatus im Film seine Hände wäscht und feststellt "Ich bin unschuldig am Blute dieses Menschen", ist jedem mit der Bibel vertrauten Zuschauer eigentlich klar, was Kaiphas darauf antwortet. Wird diese Stellt als "Geheimcode" verstanden, ist er als unterschwellige Botschaft präsent und kann im Sinne antisemitischer Propaganda isntrumentalisiert werden. Eine kritische Distanz ist hier angebracht. Die Haltung der Katholischen Kirche in der Frage der Schuld der Juden am Tod Jesu, die die These von der Kollektivschuld klar zurückweist, ist eindeutig, wie Kardinal Kasper vor Start des Films nochmals herausgestellt hat. 3.7. Gewaltdarstellung Kritiker heben noch häufiger als die Antisemitismus-Problematik die Gewaltdarstellung des Film hervor. In der Darstellung der Passion Christi geht Mel Gibsons Film deutlich weiter als alle anderen Jesusfilme zuvor. Im Kontext der Gewaltbilder, die das Kino heutzutage verbreitet, überschreitet der Film aber keine neuen Grenzen. Zerstümmelte Körper, spritzende Blutfontänen gehören fast schon zum alltäglichen Repertoire der Darstellung in Horror- und Actionfilmen und diese gehen deutlich über das hinaus, was der Film von Mel Gibson zeigt. Darstellungen von Gewaltakten werden vor allem dann problematisch, wenn sie diese genüßlich zelebrieren oder auch noch Vergnügen daran vermitteln. Dies tut der Passionsfilm jedoch in keiner Weise. Die Gewaltdarstellung dient eindeutig dazu, Mitleid zu erzeugen. Dem Zuschauer wird das Unerträgliche zugemutet, er wird in eine Haltung versetzt, in der er der Gewalt Einhalt gebieten will. Auch die Spiegelung der Gewalt in den Reaktionen auf Gesichtern, beispielsweise dem Marias, betonen eine Distanzierung von der Gewalt. Der Regisseur betreibt die Gewaltdarstellung jedoch mit einer Besessenheit, die nicht nachzuvollziehen ist. Mit der Monotonie der Gewalt, der ständigen Wiederholung, erzeugt er nicht nur eine verstärkte Abwehrhaltung gegenüber der Gewalt, sondern läuft Gefahr, dass die Häufung beim Zuschauer auch eine Abstumpfung bewirkt. Das Ausmaß der Gewaltbilder ist insgesamt indiskutabel. Dass der Regisseur Bilder des Leidens zeigen muss, um sein Thema filmisch zu bearbeiten, ist nachvollziehbar, aber die thematische Intention wäre auch mit einem reduzierten Einsatz gewalthaltiger Bilder zu vermitteln gewesen. Der Film beweist das selbst, wenn er in der Geißelungsszene am Ende die Kamera auf das Gesicht von Maria lenkt. Hier ist der Schmerz nachvollziehbar und die Grausamkeit der Geißelung ist präsent, auch wenn man die Schläge nur akustisch hört. Die Überwältigung des Zuschauers behindert die unbedingt notwendige kritische Reflexion, als dass sie sie befördert. Pressespiegel Stellungnahme der Filmbewertungsstelle der US-amerikanischen Bischofskonferenz. Quelle: www.usccb.org/movies/p/thepassionofthechrist.htm The Passion of the Christ Full Review "The Passion of the Christ" (Newmarket) is an uncompromising interpretive dramatization of the final 12 hours of Jesus' earthly life. Unflinching in its brutality and penetrating in its iconography of God's supreme love for humanity, the film will mean different things to people of diverse backgrounds. Cowriter, producer and director Mel Gibson has undoubtedly created one of the most anticipated and controversial films of recent times. Like other films on Christ's life, "The Passion" does not simply translate a single Gospel narrative onto the screen. Rather it is a composite of the Passion narratives in the four Gospels embroidered with non-scriptural traditions as well as the imaginative inspiration of the filmmaker. The result is a deeply personal work of devotional art - a moving Stations of the Cross, so to speak. However, by choosing to narrow his focus almost exclusively to the Passion of Christ, Gibson has, perhaps, muted Christ's teachings, making it difficult for viewers unfamiliar with the New Testament and the era's historical milieu to contextualize the circumstances leading up to Jesus' arrest. And though, for Christians, the Passion is the central event in the history of salvation, the "how" of Christ's death is lingered on at the expense of the "why?" The film employs a visceral, undiluted realism in its retelling of the passion, eschewing Sunday School delicacy in favor of in-your-face rawness that is much too intense for children. That notwithstanding, the movie is an artistic achievement in terms of its textured cinematography, haunting atmospherics, lyrical editing, detailed production design and soulful score. It loses nothing by using the languages of the time, Aramaic and Latin, as the actors' expressions transcend words, saying as much - if not more than - the English subtitles. The film opens with a distraught Jesus (Jim Caviezel) facing down evil, personified as an androgynous being (played by Rosalinda Celentano), in the mist shrouded garden of Gethsemane and progresses to his death on the cross, followed by a fleeting, but poetically economic, resurrection coda. Flashbacks of his public ministry and home life in Nazareth with his mother, Mary (Maia Morgenstern) pepper the action, filling in some of the narrative blanks. Each flashback in the film is a welcome respite from the near incessant bloodletting, but more importantly for how it conveys Jesus' core message of God's boundless love for humanity, a love that does not spare his son death on the cross so that we might have eternal life. More of these flashbacks would have been helpful in fleshing out the life and teachings of Jesus. Concerning the issue of anti-Semitism, the Jewish people are at no time blamed collectively for Jesus' death; rather Christ himself freely embraces his destiny, stating clearly "No one takes it (my life) from me, but I lay it down of myself" (John 10:18). By extension, Gibson's film suggests that all humanity shares culpability for the crucifixion, a theological stance established by the movie's opening quotation from the prophet Isaiah which explains that Christ was "crushed for our transgressions." Catholics viewing the film should recall the teachings of the Second Vatican Council's decree, "Nostra Aetate," which affirms that, "though Jewish authorities and those who followed their lead pressed for the death of Christ, neither all Jews indiscriminately at that time, nor Jews today, can be charged with the crimes committed during his passion." Overall, the film presents Jews in much the same way as any other group - a mix of vice and virtue, good and bad. Yet while the larger Jewish community is shown to hold diverse opinions concerning Christ's fate - exemplified by the cacophony of taunts and tears along the Via Dolorosa - it fails to reflect the wider political nuances of first-century Judea. The scene of the stock frenzied mob uniformly calling for Christ's crucifixion in Pilate's courtyard is problematic, though once Christ begins his laborious way of the cross, Jewish individuals emerge from the crowd to extend kindness - including Veronica wiping his face and Simon of Cyrene helping carry the cross, as a chorus of weeping women lament from the sidelines. However, the most visually distinctive representatives of Jewish authority the High Priest Caiphas (Matia Sbragia) and those in the Sanhedrin aligned with him – do come across as almost monolithically malevolent. Caiphas is portrayed as adamant and unmerciful and his influence on Pilate is exaggerated. Conversely, Pontius Pilate (Hristo Naumov Shopov) is almost gentle with Jesus, even offering his prisoner a drink. This overly sympathetic portrayal of the procurator as a vacillating, conflicted and world-weary backwater bureaucrat, averse to unnecessary roughness and easily coerced by both his Jewish subjects and his conscience-burdened wife, does not mesh with the Pilate of history remembered by the ancient historians as a ruthless and inflexible brute responsible for ordering the execution of hundreds of Jewish rabble-rousers without hesitation. However, while the members of Sanhedrin are painted in villainous shades, the film is abundantly clear that it is the Romans who are Christ's executioners (a fact corroborated by both the Nicene Creed and the writings of the Tacitus and Josephus). The Roman soldiers are unimaginably -- even gleefully-- sadistic in flaying Jesus to within an inch of his life. "The Passion" is exceedingly graphic in its portrayal of the barbarities of Roman justice. According to Gibson, much of the visual grisliness of Christ's suffering sprung from his own personal meditations on the Passion. As depicted, the violence, while explicit and extreme, does not seem an end in itself. It is not the kind of violence made to look exciting, glamorized or without consequences. It attempts to convey the depths of salvific divine love. Nonetheless, viewers' justifiable reaction is to be repelled by such unremitting inhumanity. In the end, such savagery may be selfdefeating in trying to capture the imagination of the everyday moviegoer. In contrast to Jesus' physical agony is the emotional desolation seen in the figure of the Virgin Mary. When Mary utters, "When, how, where, will you choose to be delivered from this?" the viewer is pierced by the depth of Mary's understanding of Christ's divinity and her sublime acceptance of seeing her son suffer. It tears at one's heart to see Mary struggling to get close to Jesus as he walks through the winding, narrow streets carrying the cross. Seeing him suddenly fall, she is transported, along with the viewers, to Christ's childhood, to a time when she was able to scoop him up when he stumbled. When she finally reaches Jesus, and he is on the ground, crushed by the weight of the cross, it is he who comforts her with his words, "See, mother, I make all things new." Morgenstern's portrayal of Mary is beautifully rendered, never more so than in the Pieta-like tableau when Christ's body is laid in her arms. The juxtaposition of the wounded and bleeding body of Christ on the cross with scenes of the Last Supper compellingly underscores how the Eucharist is truly the body and blood of Christ. Other indelible images include a derided Jesus faltering under the weight of the cross intercut with his earlier triumphant entry into Jerusalem and a single raindrop - a tear from heaven - heralding Christ's death. The power of the cross is also keenly conveyed. Jesus does not recoil from either the horrific scourging at the hands of the Roman soldiers or from carrying the burdensome cross. Instead, he declares his "heart is ready" and embraces the cross as if comforting a fallen sinner. These are truly moving and emotional points in the film. Cinematically, there are flaws as well as triumphs in Gibson's film, such as a recurring tendency to slip into the horror-genre conventions, including a scene of a guilt-wracked Judas being taunted by little boys whose faces turn into those of grotesque, macabre ghouls. And close-ups of Christ's scarred and mutilated body are truly horrible. For those coming to the film without a faith perspective it may have little resonance. But for Christians, "The Passion of the Christ" is likely to arouse not only passionate opinions, but hopefully a deeper understanding of the drama of salvation and the magnitude of God's love and forgiveness. It is not about what men did to God, but what God endured for humanity. Subtitles. Due to gory scenes of torture and crucifixion, a suicide and some frightening images, the USCCB Office for Film & Broadcasting classification is A-III - adults. The Motion Picture Association of America rating is R - restricted. Unflinching dramatization of the final agonizing hours of the earthly life of Jesus Christ (Jim Caviezel), from the garden of Gethsemane to his crucifixion and resurrection, intercut with flashbacks to his childhood and public ministry. Although the film's brutality poignantly conveys the depth of Christ's love by showing him freely enduring such extreme agony for the redemption of all sinners, the graphic nature of the raw visuals is played to diminishing returns. Following the basic outline of the gospel passion narratives, director Mel Gibson embroiders his interpretive retelling of scripture with extra-biblical sources as well as his own imagination, to craft an at times profoundly moving movie which succeeds in stripping Christ's sacrificial suffering of its Sunday school sugar-coating. While it is the film's assertion that responsibility for Christ's torture and death rest squarely with the Roman authorities, and away from the collective Jewish populace, the movie presents a historically skewed depiction of the Temple elite's sway with their imperial overlords. Subtitles. Gory scenes of torture and crucifixion, a suicide and some frightening images. The USCCB Office for Film & Broadcasting classification is A-III -adults. (R) 2 Pressespiegel Stellungnahme von SIGNIS-Präsident Peter Malone. (10.11.2003) Quelle: www.film-dienst.de (auch auf der SIGNIS-Site: www.webzinemaker.net/signis-en/index.php3?action=page&id_art=71129 ) Mel Gibsons "The Passion of Christ" Mel Gibsons "The Passion of Christ" spaltet seit mehrere Monaten in Amerika, aber zunehmend auch in Europa die Geister, obwohl nur wenige den fertigen Film bislang gesehen haben. Peter Malone, Präsident der internationalen katholischen Filmorganisation SIGNIS, konnte sich über den von Mel Gibson inszenierten Film ein eigenes Urteil bilden. Eine "beachtliche filmkünstlerische Leistung" nennt Malone das blutige Drama, das sich auf die letzten Tage Jesu konzentriert. Nach Sichtung der Rohfassung und einem Gespräch mit Mel Gibson kam Malone zu einem "sehr positiven" Gesamturteil. In seiner ausführlichen Stellungnahme, die wir im folgenden im englischen Wortlaut dokumentieren, betont Malone die theologische Stärke der filmischen Evangelien-Adaption, auch wenn einige Szenen der Geißelung und Kreuzigung in ihrem Naturalismus für sensible Gemüter schwer erträglich seien. Gleichwohl sei der Rahmen der Darstellung sehr authentisch. Da Gibson jedoch nicht durchwegs auf Naturalismus setze, sondern auch Stilisierungen benutze, werden dem Zuschauer immer wieder verdeutlicht, dass es sich bei "The Passion of Christ" um eine filmische Fantasie und nicht um einen dokumentarischen Bericht oder die historische Wirklichkeit an sich handle. film-dienst Stellungnahme von Peter Malone, dem Präsidenten der internationalen katholischen Filmorganisation SIGNIS: STATEMENT ON THE PASSION OF CHRIST, directed by Mel Gibson 10th November 2003 THE PASSION OF CHRIST The Passion of Christ is a considerable cinematic achievement. BACKGROUND For over a year before the release of The Passion, scheduled for Ash Wednesday, February 25th 2004, there was worldwide discussion and quite some controversy about the film. This was based on apprehensions about how the film would be made as well as on sensitivities about Jewish-Christian history, anti-Semitism and current dialogue between Judaism and the Churches, especially in the United States. Some of the discussion, held on a high level, especially among theologians, biblical scholars and religious leaders was based on reports of initial drafts of the film. The Passion of Christ has been a long-cherished project of actordirector, Mel Gibson. Gibson's Catholic affiliation and his support of traditional Catholicism was another controversial factor in the discussions. Early screenings of The Passion as a work in process offered opportunities for Church leaders and Christians involved in media to see the actual film, offer their opinions and dialogue with Mel Gibson. There seemed to be a general consensus that the film was not antiSemitic. Some Jewish leaders and reviewers like Michael Medved spoke positively about the film. Several heads of Vatican offices saw a show-reel of the film and spoke in favour of the film, including Archbishop John Foley, head of the Ponticial Council for Social Communications and Cardinal Dario Castrillon of the Congregation for the Clergy who issued a statement urging all priests to see the film. Cardinal Walter Kasper received comments from Jewish leaders and issued a statement that the Vatican at large was not recommending the film and that any recommendation would depend on people seeing the completed film. This was the stance of many religious leaders in the United States including the American Bishops Catholic Conference. As regards the Jewish-Christian issues and the explicit language about the Jews in the Gospels, especially that of St John, it is important to realise that the more formal, 'official' antagonism between Christians and Jews emerged in the early decades of the second century. The Gospels of Matthew, Mark and John emerged from Jewish communities. Luke's Gospel draws strongly on the Jewish scriptures interweaving biblical references and motifs throughout the text. The clash between Jesus and the religious leaders of his time was a clash within Judaism, a religious controversy about the Messiah (of which there were a number in this period) and Jesus' claims. Disciples who became Christians accepted his claims. Many religious leaders amongst the priests and the pharisees did not. There were other converts like Paul, who was pround of his Jewish heritage and who took a strong stance about disciples of Jesus not being bound by details of Jewish law. It has been difficult, given the centuries of antagonism and the experience of repression and persecution of Jews by Christian, and Catholic, communities to enter into the context of Jesus' time and the mentality of the period. The long traditions of Christians accusing Jews of being 'Christkillers' also played their part in the debate. While the Catholic Church apologised for the long persecutions and the frequent anti-Semitism of the past in a Second Vatican Council document (1965) and Pope John Paul II visited the wailing wall in 2000 and inserted his own prayer in a crevice, questions about Jesus' death as being part of God's plan and how the Jewish religious leaders of the time and the Romans, with Pontius Pilate, fitted into this plan, continue to be raised. I received an invitation to see the film at the Icon offices in Santa Monica (Mel Gibson's Los Angeles production headquarters) on October 24th, 2003. The version we saw was still a work in progress. More work had to be done on special effects and on the sound track. Mel Gibson met with me briefly after the screening and I was able to have some discussion with him about the film. My attitude towards the film was very positive. BIBLICAL BACKGROUND The Passion draws its narrative from each of the four Gospels, for instance, the quake and the rending of the temple from Matthew, the fleeing young man from Mark, the women of Jerusalem (here, Veronica and her daughter) from Luke, the Pilate sequences on truth from John. This linking of incidents in one narrative is the way in which the Gospel stories were remembered and written down. There is some material drawn from the later legendary stories and apocryphal gospels (Veronica and her veil, Desmes the 'bad' thief). One of the difficulties that films of the life of Jesus encounter, especially from scholars and theologians who are not versed in the techniques and conventions of cinematic storytelling, is that they sometimes tend to be crititiqued and judged as if they were actual Gospels. They are found wanting at this level and dismissed or condemned. This is a danger for The Passion. It needs to be reiterated that this is a film and that the screenplay is a 'version' of the Gospel stories with no claim to be a Gospel. This use of the four Gospels means that there are different perspectives on the Jews of the time in each Gospel. Matthew's Gospel presupposes detailed knowledge of the Jewish scriptures and sees Jesus as the fulfilment of prophecy. Hence the more 'apocalyptic' scenes at his death. Mark and Luke look on from the outside, Luke writing for readers familiar with Greek and Roman ways of storytelling. John's Gospel from the end of the first century echoes the roots of Christianity in Judaism but acknowledges the growing rift. The screenplay is able to combine Gospel incidents into a coherent narrative of the passion with selected flashbacks to Jesus' infancy and life at Nazareth (his fall as a child, his making a table in the carpenter's shop, his relationship with his mother and his playful sprinkling her with water as he washes his hands) which are inventions in the spirit of the Gospels, to Mary Magdalene's past where she is combined with the woman taken in adultery of John 8, to Peter Pressespiegel Stellungnahme von SIGNIS-Präsident Peter Malone. (10.11.2003) Quelle: www.film-dienst.de (auch auf der SIGNIS-Site: www.webzinemaker.net/signis-en/index.php3?action=page&id_art=71129 ) and his protests of loyalty, to the Last Supper. There is a flashback to the palm welcome of Jesus to Jerusalem during the heckling of the crowd on the way to Calvary. There is dramatic development of characters like Pilate and his wife, Simon of Cyrene, the centurion, the good thief and the thief who reviles Jesus (with retribution seen in the form of a vicious crow attacking him). Of interest is the portrait of the Satan, the Tempter, who appears early as an androgynous character, visual suggestions of female but male voice, growing more obviously feminine as the film progresses and finally appearing at the crucifixion (with a visual technique reminiscent of William Wallace seeing his loved one at his execution) carrying a child. Once again, this is imaginative license in interpreting Jesus' being tempted and tested. As with most Jesus' films, much attention is given to Judas. His motivations are not made explicit in the film. It relies on audience knowledge of Judas. The film portrays his action in Gethsemane and subsequent dismay and return of his thirty pieces of silver. It introduces a theme of children meeting Judas and taunting him as he goes to his death. THEOLOGICAL BACKGROUND The principal theological issues that concern viewers of Jesus-films are: 1. The humanity and divinity of Jesus, 2. The resurrection of Jesus The humanity and divinity of Jesus. The Passion of Christ generally follows the approach to the person of Jesus used by the Synoptic Gospels, a 'low' Christology, a focus first on the humanity of Jesus and moving towards an awareness of his divinity. When the film uses John as a source, it reflects that Gospel's 'high' Christology, the presupposition in the narrative that Jesus is divine and expresses this divinity in word and action. The Synoptic approach is seen in the flashbacks of incidents before the Passion as well as in the main events of the Passion, the Agony in Gethsemane, the treatment of Jesus by the Sanhedrin and Herod, the scourging and crowning with thorns, the way of the Cross and the Crucifixion itself. The Joannine approach is found in Jesus' declaration of his being the Son of Man at his trial (which is also in the Synoptics) and the discussions with Pilate about truth and about his kingdom. This means that, theologically, the film presents the perennial teaching that Jesus, in his person, was both human and divine in nature. The humanity of Jesus is often presented in a striking manner: Jesus working in Nazareth, the experience of deep human pain in his agony, scourging, falling on the way to Calvary, the nailing and his experience on the cross. It is there in his dignity at his trial, his composure with Pilate and Herod. The film also highlights Jesus' human anguish of soul and sense of abandonment in his agony and on the cross, along with his profound surrender to the Father. While the Jesus of cinema is usually slight and slender in build, Jim Caviezel is a big and strong man, with some girth, a credible carpenter and a solid man. This makes the film's Jesus more real than usual. The Resurrection Some commentators criticise a film which focusses on the Passion for its meagre treatment of Jesus' resurrection. (This was a criticism in the 1960s and 1970s of Jesus Christ Superstar.) Theologically, the Passion makes sense only in the light of the resurrection. While Mel Gibson's film wants to immerse its audience in the experience of the Passion, the final sequence has the stone rolled over the tomb. The stone is rolled away, the cloths wound around Jesus' body are seen collapsing and the camera tracks to Jesus in profile, sitting in the tomb as a prelude to his risen life. These are the images with which the audience leaves the theatre. The resurrection, presented briefly, is still the climax of the Passion. The Eucharist There are flashbacks to the Last Supper during the Passion, especially to Peter protesting that he would not deny Jesus and to Jesus washing the disciples' feet. One of the major theological strengths of the film is the insertion of the eucharistic scenes of the Last Supper during the nailing and the lifting up of Jesus on the cross. As Jesus offers the bread as his body, we see the body which is painfully broken and given for us. As he offers the wine as his blood, we are only too conscious of the bloodletting, blood poured out for us. Jesus tells his disciples that there is no greater love than laying down one's life for friends - and we see it in its fulness. He tells them to celebrate the eucharist so that his passion and death will be present to them. In this way, the screenplay highlights both aspects of the Eucharist, the celebration of the meal, the communion and the sacrifice of Jesus. Mary Mary has a strong presence in The Passion. She appears as a woman in her 40s, striking rather than beautiful. She appears in two flashbacks. Her demeanour is serious. She says very little. With Mary Magdalene and John, she follows the passion and the way of the Cross without any of the histrionics that characterise a number of portraits of Mary, especially Pasolini's mother in The Gospel According to Matthew. At one stage, she wipes the blood of Jesus on the praetorium floor after his scourging. She kisses his bloody nailed feet. The bond between mother and son is suggested several times by significant eye contact rather than words. The request for John to take care of Mary is included. After Jesus is taken down from the cross, she holds him in a Pieta tableau. Most audiences should be satisfied with the portrayal of Mary. Those who find some of the cinema representations of the past too much like holy cards or plaster statues will appreciate a more biblically-grounded Mary. Cinema background The Passion of Christ comes after more than a century's old tradition of Jesus' films. The silent era produced short instructional films as well as features like From the Manger to the Cross, the Italian Christus and the Gospel section of D.W.Griffith's Intolerance. The major films of the 20s were Ben Hur and The King of Kings, Cecil B. de Mille's epic. For thirtyfive years, 1927-1961, Jesus was not seen face-on as a character in American studio Gospel films. He was seen in a number of features made by American Protestant companies. He was glimpsed in part (a hand, an arm, his legs on the cross or was seen from a distance) in films as The Robe and Ben Hur in the 1950s. After the gap, Jeffrey Hunter appeared as the King of Kings, Max Von Sydow in The Greatest Story Ever Told. When Jeffrey Hunter spoke in King of Kings, it was the first time audiences had heard an actor speak the words of Jesus. Pasolini made a powerful black and white version in the 1960s, The Gospel According to Matthew, and Rosselini made The Messiah in the early 1970s. Brian Deacon appeared as Jesus, a more evangelical approach in the film, Jesus (which was distributed in an edited version to pilgrims visiting Rome for the millennial Jubilee). This trend reached its peak with Zeffirelli's Jesus of Nazareth in the late 1970s. Popular musical movements of the late 60s produced Jesus Christ Superstar and Godspell which were both filmed in 1973. Most of the films aimed at presenting a 'realistic' Jesus but many of them (including Pasolini) used the straight Gospel texts (which were intended to be read) as a substanial part of their screenplays, an over-literal use of the Gospels. Zeffirelli, on the other hand, employed the same method as was used in the forming of the Gospels, taking incidents in Jesus' life and combining them dramatically to make an impact on the audience. Nevertheless, with the use of western actors, European or American locations, these films were not as realistic as intended. The musicals highlighted how screen Gospel storytelling is more 'stylised' than 'realistic'. Since 1988, there have been a number of screen portrayals of Jesus: The Last Temptation of Christ (1988), which was a 'novelised' version of the Gospels, Jesus of Montreal (1988) and Man Dancin' (2003) which were stories of putting on a passion play in a modern city, the animated Jesus in The Miracle Maker (2000) and Jeremy Sisto's engaging blend of the human and divine in the American telemovie, Jesus (1999). More recently, there has been the rather American picture of Jesus in Paulist Film Production's telemovie, Jesus (2001, due for screening in 2004) and a more traditional Jesus in Philip Saville's The Gospel of John. It is in this tradition that The Passion comes to the screen. Mel Gibson had indicated his skills in directing with Man Without a Face (1993) and his Oscar-winning, Braveheart (1995). One of the principal intentions of the director and his co-screenwriter, Ben Fitzgerald, is to immerse audiences in the realism of the passion of Jesus. Actor Jim Caviezel was chosen to play Jesus (the only other name performer is Italy's Monica Bellucci as Mary Magdalene). Caviezel was the same age as Jesus when the film was shot. As mentioned earlier, he is a believable human Jesus, a big, solid workingman who Pressespiegel Stellungnahme von SIGNIS-Präsident Peter Malone. (10.11.2003) Quelle: www.film-dienst.de (auch auf der SIGNIS-Site: www.webzinemaker.net/signis-en/index.php3?action=page&id_art=71129 ) was able to stand up to the terrible sufferings of the passion before he died. One of the controversial aspects of the film was the early decision to have the film's dialogue in Aramaic and Latin but to have no subtitles. The language decision was followed through and works well. We needed the subtitles, many of which are quotations from scripture. There is no distraction in hearing anachronistic American or British voices and accents. Rather the audience hears what conversation was like in those days. It is helpful to be reminded that Jesus spoke Aramaic and not English! A useful distinction to be made is that between 'realism' and 'naturalism'. The latter refers to film-making that portrays action as it is, home movies being a popular example, as is footage shot for newscasts. 'Realism' is film-making that helps audience have a genuine feel for what is going on on the screen, as if it were real. A number of cinematic devices, such as the style of different compositions for the screen, the types of shots and the pace of the editing can be used to give this impression of realism. Mel Gibson has opted for much of his film to be 'naturalistic'. He has plenty of time available and is in no hurry to take us away from the picture of Jesus' suffering. Perhaps a number of people in the audience will find the scourging (in two grim parts) too much to watch. With most of the characters being portrayed in a naturalistic way, the action seems authentic. However, Gibson is able to use cinematic devices which alter perceptions, helping us to realise that we are seeing a particular version of the Passion, as all of us do when we listen to the Passion narratives and use our imaginations. He frequently uses moments of slow-motion filming to make us dwell on a particular moment. This naturalism is seen in the confrontation in Gethsemane, at Jesus' trial, with the scourging and the crowning with thorns and, especially, the way of the cross as Jesus struggles with the cross, falls with thudding impact, is nailed and the cross raised. The stylisation is seen in the close-ups, with the differences in lighting (Gethsemane blue, the confined space of the High Priest's court lamplit, the broad daylight of the way of the cross), the framing of the characters with memories of the traditions of Christian painting, the lighting and some of the tableaux, the passing of time as Jesus hangs on the cross, his death and the apocalyptic aftermath, the intimations of the resurrection. This offers a credible picture and understanding of Jesus. Gibson has introduced some effective elements to reinforce this. For instance, in the garden, Jesus is hit in the eye and from then on and during the trial, he has the use only of one eye; when he is able to open his injured eye, Gibson makes a great deal of his ability with eye-contact, with Pilate, with his mother and with John at the foot of the cross, simply looking at Jesus and nodding as he agrees to care for Mary. Comment has already been made on the use and insertion of flashbacks. Dramatically, familiar Gospel characters are briefly developed which helps the narrative: Peter, Judas, Pilate, Pilate's wife, Simon of Cyrene, Herod, the two thieves crucified with Jesus. Veronica is introduced as she watches Jesus pass and wipes his face with her cloth - but Gibson shows restraint by letting us see her holding the cloth and, if we look closely, suggestions of the outline of Jesus' face can be glimpsed. The Roman soldiers are also vividly dramatised: the brutes at the scourging with their sadistic commander, the drunken soldiery mocking and brutalising Jesus along the way and on Calvary, the more sympathetic centurion. The key figure who has powerful dramatic impact in every Jesus' film is Judas. The taunting of the tormented Judas and the children pursuing him to his death is dramatically effective. The Passion of Christ offers a credible, naturalistic Jesus whose sufferings of body and spirit are real. What impact it will have on those who are not believers is very difficult to predict. For those who believe, there is the challenge of seeing pain and torture which are easier to read about than to see, but there is also the satisfaction of experiencing familiar Gospel stories in a different way. Peter Malone (SIGNIS-Präsident) Pressespiegel Artikel von Jens Jessen in: Die Zeit, Nr. 11, 04.03.2004 Keine Gnade Nur Blut, Schmerzen und Hass: Mel Gibsons unchristlicher Christus-Film Von Jens Jessen Zwei Stunden Blut, sickerndes Blut, spritzendes Blut, vertrocknendes Blut. Zwei Stunden Folter, platzende Haut, klaffendes Fleisch, mit Sachverstand durchbohrte Hände und Füße. Zwei Stunden Schadenfreude, höhnische Gaffer, triumphierende Plebs, lüsterne Priester und eine schweinisch begeisterte Soldateska. Zwei Stunden dauert Mel Gibsons Film über Leiden und Sterben Jesu, und nur selten zeigt er etwas anderes als die Großaufnahmen langsam und genüsslich zerstörten Menschenfleisches. Er schildert nicht Die Passion Christi, wie der Titel behauptet, es handelt sich um kein Heilsgeschehen, um keine Erlösung von den Sünden dieser Welt, die Jesus um der Menschen willen auf sich nahm. Es handelt sich um ein kalifornisches Splatter-Movie. Mel Gibson mag fromm sein; sein Film ist es nicht. Er gibt kein christliches Bekenntnis, er liefert christliche Pornografie. Sein Werk (man scheut sich, es so zu nennen) ist auf unvorstellbare Weise dumpf und dumm und blasphemisch. Die Passionsgeschichte, wie sie die Evangelisten schildern, folgt einem Heilsplan Gottes. Judas, der Jesus verrät, Petrus, der ihn verleugnet, die Hohenpriester, die seinen Tod fordern, Pilatus, der ihn zur Kreuzigung freigibt, sie alle sind Werkzeuge dieses Heilsplanes. Sie werden schuldig, aber sie können nicht anders. Mehr noch: Auch sie werden durch Jesu Tod von ihrer Schuld erlöst. Das ist die Frohe Botschaft des Evangeliums. Wollust der Folter Von diesem Evangelium weiß und erzählt der Film nichts. Sein Evangelium ist vielmehr eine Frohe Botschaft für die S/M-Szene von Los Angeles. Es gibt keine Erlösung von dem Bösen, aber ein geheimes Frohlocken über das Böse. Es ist die zitternde Erregung des Masochisten in der Erwartung von Schmerzen. Es ist die sabbernde Gier des Sadisten, den ersten Schlag zu tun. Das entzückte Auge der Kamera ruht auf den entzückten Augen der Folterknechte, die mit jedem Schlag dem Ziel ihrer Wollust näher kommen. Mit Genuss weidet sich Gibsons Fantasie an der Bosheit der Juden und Römer. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er den Juden größere Bosheit beimisst, aber es gibt auch keinerlei Erbarmen mit den Sündern, wie es das Evangelium predigt. Dieser Genuss und diese Erbarmungslosigkeit sind es, von denen die sinistre Wirkung des Films ausgeht und vielleicht auch der antisemitische Eindruck, den manche Zuschauer in Amerika empfanden. Mel Gibsons Film, selbst wenn man ihn nicht als blasphemisch bezeichnen wollte, legt einen befremdlichen und begeisterten Nachdruck auf alles, was an der Passionsgeschichte nicht als christlich, sondern als heidnisches Opferspektakel aufgefasst werden könnte. Darin liegt eine doppelte Ketzerei: einmal gegen das Alte Testament, dem doch die Befreiung des Volkes Israel vom menschlichen Blutopfer zugrunde liegt, und das zweite Mal gegen das Neue Testament, das die Vergebung der Sünden verheißt. Gibsons Film lehrt nicht die Versöhnung, sondern die Unversöhnlichkeit. Die Guten bleiben die Guten und die Bösen die Bösen. Das ist nicht christlich, sondern gnostisch, vorsichtig gesagt. Man könnte auch sagen: Er predigt nicht die Liebe, sondern den Hass. Das alles ist unfassbar traurig und dumm. Es ist aber auch unfassbar langweilig und lächerlich. In die Leidens- und Gewaltbegeisterung Mel Gibsons kann sich kein Zuschauer einfühlen, der diese Obsession nicht teilt. Es ist mit diesem Werk ein wenig wie mit Fassbinders kurioser später Genet-Verfilmung Querelle, in der unablässig muskulöse Matrosen auf einem Schiff hin und her laufen, es nimmt überhaupt kein Ende mit dem Auf-und-ab-Spazieren. Dem Heterosexuellen bleibt die besondere Schönheit dieser Szene naturgemäß verborgen; genau so, wie sich dem Homosexuellen der Reiz von David Hamiltons Zärtlichen Cousinen nur mühsam erschließt. Das ist unausweichlich; es ist aber auch komisch, und von dieser traurigen Komik hat Mel Gibson mehr in seinen Film eingeschleppt, als ihm bewusst sein dürfte. Es gibt nämlich nicht nur eine Pornografie der Sexualität, sondern auch eine Pornografie der Gewalt. Beide lassen sich leicht an einem Indiz erkennen: Es ist die Verkümmerung der Handlung zu einem bloßen Vorwand. Bei Mel Gibson bleibt von der Vorgeschichte der Passion nur das Gebet Jesu in Gethsemane; und schon die Gefangennahme vollzieht sich als Orgie der Gewalt. Sie setzt auf dem denkbar höchsten Pegel ein und wird auch durch die Verhandlungen der Hohenpreister mit Pilatus nur unterbrochen, aber niemals so lange, dass der gewaltlüsterne Zuschauer sich etwa betrogen fühlen könnte. Pornografie duldet keine Ablenkung von der Hauptsache. Sohn des Teufels Unfassbar lustlos ist auch die Schilderung der Nachgeschichte, das heißt der Auferstehung. In der Grabhöhle scheint Jesus, vom Leichentuch umhüllt, zu liegen; vielleicht aber auch nicht, denn das blütenweiße Paket ist offenbar hohl, es sackt in sich zusammen wie ein Schlauchboot, aus dem die Luft entweicht, und dann erscheint Jesus frisch und wohlgemut am linken Bildrand und schreitet von dannen. Noch ärgerlicher und verräterischer als die Beiläufigkeit der Rahmenhandlung sind aber die Hinzuerfindungen Mel Gibsons. Er hält sich im Allgemeinen an die Evangelien, wobei er sich freilich für keines entscheiden, sondern das Beste aus allen vier haben will. So offenbart sich Jesus nicht nur selbst den Häschern (nach Johannes), sondern wird außerdem noch zur sicheren Identifizierung von Judas geküsst (nach Matthäus, Markus, Lukas). Aber bei der Kreuzigung überkommt Gibson dann doch die Lust auf ein zusätzlich saftiges Detail. Dem mitgekreuzigten Verbrecher (es ist nur einer statt der biblischen zwei) hackt ein Rabe das Auge aus, tief taucht er in die blutige Höhle ein, nachher ist das ganze Köpfchen feucht verschmiert. Begeisternd dagegen (um einmal etwas Nettes über den Film zu sagen) ist eine andere Hinzudichtung. Es ist der Teufel, der gelegentlich zwischen anderen Passanten durchs Bild läuft. Er hat das androgyne Gesicht eines Transvestiten; einmal krabbelt ihm eine Made ins Nasenloch. Man kennt ihn aus der Szene in Gethsemane, wo er Jesus beim Gebet durch Einflüsterungen des Zweifels stört; eine Schlange schlüpft unter seinem Gewand hervor, man ahnt den Pferdefuß. Das alles ist von köstlicher Blödheit, aber die köstlichste Szene ist doch die, wo der Teufel ein Baby an der Brust trägt. Gibson verrät hier einen Sinn für Gerechtigkeit, den man nicht erwartet hätte. Wenn Gott ein Menschenkind haben darf, will Gibson es dem Teufel nicht verwehren. Natürlich sieht es recht garstig aus; aber auch der Teufel blickt mit Fortgang der Passion immer missmutiger. Dass Jesus so gar nicht aufgeben will, schlägt ihm auf die Laune. Der unfreiwillige Humor, den Gibson hier ein zweites Mal beweist, könnte am Ende versöhnlich stimmen. Aber vielleicht hat der Regisseur keineswegs nur seinen privaten Besessenheiten nachgegeben (deren Zurschaustellung immer peinlich ist). Vielleicht hat er im Gegenteil kühl kalkuliert, dass die Gewalt, die in den letzten Jahren zum beherrschenden Motiv des zeitgenössischen Films aufrückte, auch das geeignete Medium für eine Aktualisierung der Passionsgeschichte abgeben könnte. Vielleicht meint er, dass Jesu Blut, das sein Film bis zum Exzess feiert, überhaupt das Einzige ist, mit dem sich das Evangelium filmisch attraktiv machen ließe. Das hieße freilich, dass sein Film weder dumm noch privatistisch wäre – sondern ein schreckliches Zeichen für die Verfassung unserer Gegenwart. Pressespiegel Artikel von Christian Thomas in: Frankfurter Rundschau, 28.02.2004 Die Zerstörung des Gesichts Die Reaktionen der Kirche auf den Mel-Gibson-Film zeigen, dass die Institution mit ihren Bildern zur Passionsgeschichte vertraut ist VON CHRISTIAN THOMAS Die jüngste Sicht auf die Passion Christi, so wie sie jetzt brutal ins Kino kommt, ist mit ihrem Schreckensrepertoire spät dran. Mel Gibsons Passionsschocker mag heute schon und erst recht am Gründonnerstag, wenn die Leidensgeschichte auch in Deutschland auf die Leinwand kommt, der letzte Schrei unter den Kinokassenschlagern sein. Und doch muss man in diesen Tagen kein passionierter Kinogängern sein, um die Gewalt, die, wie man hören und lesen kann, der Regisseur zur Anschauung bereithält, dennoch vor Augen zu haben. Schaudern (lernen) kann der Augenmensch auch ohne jedwede Verfilmung der Passionsgeschichte. Spätgotischer Naturalismus Denn im Namen des Realismus darf man festhalten: Auch wenn Gibsons fundamentaler Katholizismus in der Filmgeschichte eine Zäsur markieren sollte, trotz Pasolini und Scorsese, trotz irgendwelcher Sandalenfilme oder TV-Evergreens wie Ben Hur, so darf der Kunstbetrachter schon länger bangen - ob nun innerweltlich gruselnd oder aber sich gottgefällig Furcht einflößend. Denn in der Kunsthistorie ist der entsetzliche Leidensweg, der auf Golgatha endet, mit Beginn der Romanik ein zentrales Thema in der christlichen Kunst. Zuvor ließ die Scham angesichts einer derart schmählichen Todesart ausgerechnet des Erlösers vor jeder Darstellung zurückschrecken. Die Gotik dann hat sich des Themas angenommen, binnen eines Jahrhunderts zunehmend derber, schließlich krude bis hin zur Darstellung des Widerwärtigen, vor dem auch der Christenmensch nur noch die Augen verschließen konnte. Schon Hans Multscher zeigte 1437 einen grimassierenden Pöbel, höhnende Frauen, den Schmerzensmann mit Steinen bewerfende Kinder. Multschers "Kreuztragung" aus dem Wurzacher Altar zeigt die Passion nicht mehr aus der Erlöserperspektive, sondern allein unter dem Eindruck umfassender Erniedrigung. Kein Beistand für die gefolterte Kreatur, keine Angehörigen, keine Engel, kein Gott. Erst recht die Spätgotik hat das Schaurige der Kreuzigung entdeckt. Und da ließe sich manche prominente Darstellung nennen - auch der Isenheimer Altar Matthias Grünewalds. Im geschlossenen Zustand zeigt der Mittelschrein das Leid Christi in entsetzlicher Anschaulichkeit, mit einem grauenhaft zerstörten Antlitz. Doch auch im Verborgenen, ob nun in einer heute unauffälligen Vorstadtkirche aus dem 14. Jahrhundert oder in einem gotischen Kleinod auf dem Lande, sind die Gläubigen seit Kindesbeinen ein- und ausgegangen, obwohl es vor Gewalttaten nur so gewimmelt hat. Randgruppen auf Golgatha Mit dieser Feststellung verbindet sich kein Vorwurf gegen die Kirche, denn das wäre zugleich ein Einwand gegen die Kunst der Schreckensdarstellung, zwischen transzendentaler Verklärung und innerweltlichem Geißelbegehren (das in zahllosen Fällen den Vergeltungsgedanken nicht versäumte). Denn wer auf Golgatha als Randgruppe ins Bild gerückt wurde, das wurde dem frommen Betrachter immer wieder auch wie steckbrieflich vor Augen geführt, an erster Stelle der Jude. Bereits das Holzschnittartige war eine gotische Angelegenheit - man denke an die illuminierte Handschrift im Eng- land des späten 13. Jahrhunderts. Karikaturenhaft gestaltet die Figuren, grotesk verzerrt deren Gesichter, erst recht das des Schergen, der Christus die Hände an den Kreuzbalken schlägt. Doch ebenso gilt das für den offensichtlich wohl Betuchten, der mit seiner krummen Nase den mittelalterlichen Antisemitismus bedient. Das Blut des Gemarterten spritzt aus einer Wunde, die ihm eine besser gekleidete Frau zufügt; sie zeigt ihrem Opfer den Vogel. Die Londoner Handschrift ist nur ein Beispiel für die Popularität einer Darstellungsweise, die an einem Naturalismus Gefallen fand, der nicht unbarmherziger hätte sein können, nicht ressentimentgesättigter. Vielleicht, um einen sehr großen Sprung von Alteuropa direkt in die Neue Welt zu machen, hat die Aufregung, die The Passion of Christ gerade in den USA ausgelöst hat, damit zu tun, das in God's own Country eine lebendige Anschauung gotischer Kirchen und ihrer zentralen Bildwerke fehlt. Anders als im christlichen Abendland, wo man nicht erst das sechzehnte Lebensjahr vollenden muss, auf dass einem als Kirchgänger das Motiv in Fleisch und Blut übergehe, scheint der Tumult um den Gibson-Film von einer gegenwartsfixierten Auffassung von Brutalität zu leben. Sollte an dieser These etwas dran sein, so bleibt dennoch die Feststellung bestehen, dass auch die Mittelalter-, Renaissance- und Barockabteilungen der amerikanischen Museen alles andere als jugendfrei sind. Denn auch hier stirbt Christus nicht einen bloß erhabenen, sondern den widerlichen Tod. Es ist unbestritten, dass bereits die kurzen Sequenzen und Standfotos, mit denen der Verleih das europäische Publikum in Erwartung oder Aufruhr versetzt, eine schier unerträgliche Brutalität zeigen, ein fanatisches Bekenntnis zur Brutalität - und das wäre tatsächlich ein ästhetischer Einwand gegen den Film. Doch daneben ist bereits das eine oder andere Bild veröffentlicht worden, das nicht nur aus der Fantasie eines Regiebarbaren stammt, sondern aus dem Bildervorrat der christlichen Ikonographie. Damit ist noch keine ästhetische Verteidigung des Films zu begründen, der auch wie ein Blutrausch daherzukommen scheint. Aber sie weist darauf hin, dass der Papst, nachdem ihm der Film vor Augen geführt worden ist, den Realismus hervorgehoben haben soll. Der Papst konnte sich mit dem Wie der Darstellung tatsächlich aus religiösen und aus ästhetischen Gründen arrangieren. Bischöfe und Erzbischöfe, so liest man seit Tagen, schließen sich mit ihrem Urteil an und dementieren damit wiederum das Dementi der katholischen Kirche, der Papst habe sich so nicht geäußert. Gerade die Urteile, die aus der Institution Kirche kommen, machen deutlich, dass sie damit vertraut ist, was sie hinter ihren Mauern an Schreckensschätzen birgt. Es geht um einen Bildervorrat seit der Gotik, zu dem die Kirche auch ästhetisch immer schon aufgeschaut hat - denn ansonsten hätte auch sie vom Glauben abfallen müssen. Es ist ein Arsenal, aus dessen ästhetischen Darstellungen allein nur der Erlösungsgedanke herausführt. Der eine oder andere Filmfreund aber könnte in so heillose Not geraten, dass er sich im Kino wird anderweitig umschauen müssen. Pressespiegel Artikel von Walter Schmithals in: Die Zeit, Nr. 10, 26.02.2004 Nicht die Juden, Gott selbst hat Christus ausgeliefert Mel Gibson muss den Antisemitismus-Vorwurf nicht fürchten. Problematisch ist aber die unhistorische Bibellektüre der Fundamentalisten Von Walter Schmithals Was den Oberammergauer Passionsspielen recht ist, ist Mel Gibsons Film Die Passion Christi billig, nämlich der Vorwurf der Judenfeindschaft. Indessen wird mit solchem Vorwurf nur der Sack geschlagen, wo doch der Esel gemeint ist; denn eine Passionsdarstellung, die sich an die Berichte der Evangelisten vom Leiden und Sterben Jesu hält, kann dem Vorwurf gar nicht entgehen. Es sind ja die Evangelien selbst, die vor allem in den Passionsberichten voll von vorwurfsvollen und schroff feindlichen Aussagen über die Juden sind. Dabei ist eine sich steigernde Feindseligkeit unverkennbar. Das frühe Glaubensbekenntnis – „unter Pontius Pilatus gekreuzigt“ – erwähnt die Juden noch gar nicht. Der ältesten Passionserzählung zufolge, wie wir sie aus dem Markusevangelium rekonstruieren können, überstellen die Führer der Juden Jesus zwar an Pilatus, der kurzen Prozess mit ihm macht, aber es sind nicht die Menschen, sondern Gott selbst ist es, der dies Geschehen bestimmt und Jesus an Leiden und Tod ausliefert. Erst die späteren Evangelien, die um die erste Jahrhundertwende geschrieben wurden, stellen die Juden als die eigentlich Schuldigen am Tod Jesu heraus, indem sie zugleich Pilatus, der seine Hände demonstrativ in Unschuld wäscht und sich schließlich dem Druck der Juden beugen muss, zum Fürsprecher Jesu machen. Diese Darstellungsweise wurde von den apokryphen Pilatus-Akten aufgenommen und erreichte ihren Höhepunkt, als Pilatus in der äthiopischen Kirche unter die Heiligen aufgenommen wurde. Wie kommt es zu dieser Entwicklung? Die Mehrzahl der christlichen Gemeinden verblieb in der frühen Zeit im Synagogenverband, der zu jener Zeit noch ganz unterschiedliche jüdische Glaubensrichtungen vereinte, und genoss damit ein nur den Juden vom römischen Kaiser gewährtes Privileg; denn wer die Tempelsteuer entrichtete, von der die Opfer bezahlt wurden, die täglich in Jerusalem für das Wohl des Kaisers dargebracht wurden, war von der Pflicht befreit, öffentlich dem vergöttlichten Kaiser selbst Opfer darbringen zu müssen. Aber nach der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 reorganisierte sich das Judentum unter dem bestimmenden Einfluss der Pharisäer und duldete fortan die Christen nicht mehr in der Gemeinschaft ihrer Synagogen. „Die Juden hatten beschlossen“, so erfahren wir aus dem Johannesevangelium, dass jeder aus der Synagoge ausgeschlossen werde, der Jesus als den Christus bekenne (Johannes 9,22). Damit verloren die Christen auch den Schutz, der den Angehörigen der Synagoge von Rom gewährt wurde, und da sie den allen Bewohnern des Reiches abverlangten Loyalitätsbeweis, nämlich das Opfer vor dem Bild des Kaisers zu bringen, nicht bereit und imstande waren, begann die Zeit der Christenverfolgungen. Justizmord oder Aufruhr? Die Synagogen waren gehalten, sich von ihren ehemaligen Mitgliedern zu distanzieren und die Grenze zu den christlichen Gemeinden deutlich sichtbar machen, um nicht selbst des Aufruhrs verdächtigt und in die Verfolgung verstrickt zu werden, und so kommt es zur öffentlichen Verleumdung und Anklage der Christen durch die Juden. Noch um das Jahr 200 nennt der Apologet Tertullian die Synagogen den „Quellort der Verfolgungen“, und der Bericht vom Martyrium des Bischofs Polykarp schildert eine Generation zuvor den Eifer, mit dem die Juden in ihrem Hass gegen die Christen die Heiden noch übertreffen. Im Rahmen solcher Vorwürfe spielte die Tatsache eine herausragende Rolle, dass Jesus durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus zum Tode am Kreuz verurteilt worden war, konnte dieser Hinweis doch als Erweis dessen dienen, dass die Christen von Anfang an politische Aufrührer gewesen sind. Gegen solche Vorwürfe vonseiten der Juden setzen sich die Verfasser der Evangelien zur Wehr. Sie kontern mit der Erklärung, dass die Juden schon immer die Christen verleumdet hätten, wenn sie zum Beispiel Pilatus gegenüber behaupteten, Jesus habe das jüdische Volk zum Aufstand gegen Rom angestiftet, sich selbst zum König gemacht und verboten, dem Kaiser Steuern zu zahlen (Lukas 23,2). Pilatus aber habe, so lesen wir in den Evangelien, solchen Verleumdungen keinen Glauben geschenkt. Immer wieder habe er öffentlich erklärt, dass er Jesus mehrmals verhört habe, ohne irgendeine Schuld an ihm zu finden. Wenn er Jesus trotzdem habe kreuzigen lassen, dann nur, weil die Juden gedroht hätten, ihn beim Kaiser zu denunzieren: „Läßt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht mehr; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser“ (Johannes 19,12). Es handele sich also bei Jesu Kreuzigung um einen von den Juden verschuldeten Justizmord. In den Passionsdarstellungen der Evangelien lagern folglich zwei historische Ebenen übereinander. In der ersten Ebene, den Jerusalemer Ereignissen um das Jahr 30 nach Jesu Geburt, spiegelt sich die zweite Ebene, der Konflikt zwischen Juden und Christen zur Zeit der Evangelisten und der beginnenden Verfolgungen um das Jahr 100 nach Christus. Über den jüdischen Anteil an den historischen Ereignissen, die um das Jahr 30 zu dem „gelitten unter Pontius Pilatus“ führten, können wir nur mit großer Zurückhaltung Aussagen machen. Er war jedenfalls sehr viel kleiner, als er in der Darstellung der Evangelien erscheint, man kann aber auch nicht ausschließen, dass er ohne Bedeutung gewesen ist. Die ersten Christen waren Juden Die Entwicklungen und Ereignisse, die zwei Generationen später die Passionsdarstellung unserer Evangelien bestimmten, liegen dagegen deutlich vor Augen. Was uns freilich heute nach einer fast 2000jährigen leidvollen Geschichte als Ausdruck von Judenfeindschaft erscheint, wenn wir die Evangelien lesen, war zu ihrer Zeit Ausdruck einer politisch-religiösen Auseinandersetzung am Rande der damaligen Gesellschaft, Anzeichen eines tragisch zu nennenden Konflikts zwischen der Synagoge, die nach der Katastrophe des jüdischen Aufstandes in ihrer Weise um ihr Überleben im römischen Reich kämpfte, und der jungen Kirche, die sich der Verfolgungen zu erwehren hatte und von Konfiskation des Vermögens, von Verbannung und von Martyrien bedroht war. Eigentliche Judenfeindschaft, wie sie in der antiken Gesellschaft verbreitet war, oder gar neuzeitlicher Antisemitismus waren dabei schon deshalb nicht im Spiel, weil etwa der Evangelist Matthäus, der die Juden besonders heftig für die Verurteilung Jesu verantwortlich macht, selbst ein Jude war, wie denn überhaupt damals die meisten Christen noch geborene Juden oder doch „Judengenossen“ waren, also Heiden, die sich dem Judentum geöffnet und der Synagoge angeschlossen hatten. Indessen zeigt sich bei der Diskussion über Mel Gibsons Film erneut, welche Schwierigkeiten der Umgang mit den auf solche Weise entstandenen Passionsberichten der Evangelisten bereiten kann. Christliche Fundamentalisten werden bestreiten, dass wir in ihnen zwei historische Ebenen zu unterscheiden haben, und werden also weiterhin die jüdischen Führer in Jerusalem für den Tod Jesu verantwortlich machen und Pilatus freisprechen. Ihnen gegenüber wäre darauf zu insistieren, dass daraus gerade für sie keine Judenfeindschaft folgen kann, weil doch, theologisch gesprochen, im Leiden und Sterben Jesu überhaupt keine Menschen am Werk sind, sondern Gott selbst. Einsichtige Leser und Ausleger der Passionsgeschichte werden dagegen die verschiedenen historischen Situationen wohl zu unterscheiden und zu bedenken wissen. Sie verstehen, was im Übergang vom 1. zum 2. Jahrhundert zu dem kaum vermeidlichen Konflikt zwischen Synagoge und Kirche führte, und sie sind infolgedessen dagegen gefeit, die darauf bezogenen Passagen der Passionsgeschichte anders als historisch zu betrachten und die vielen Jahrhunderte der christlichen Judenfeindschaft mit den Jahrzehnten zu rechtfertigen, in denen die Christen aufgrund jüdischer Denunziationen blutiger Verfolgung ausgesetzt waren. Walter Schmithals ist emeritierter Professor für evangelische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin Pressespiegel Artikel von Lloyd Baugh, SJ in: America, the national Catholic Magazin www.americamagazine.org/baugh-passion.cfm (23.02.2004) Palestinian Braveheart By Lloyd Baugh, S.J. - America for Feb. 23, 2004. - Copyright America Press Inc. 2004. Lloyd Baugh, S.J., teaches theology and film studies at the Pontifical Gregorian University in Rome and is the author of Imaging the Divine: Jesus and Christ-Figures in Film. When Mel Gibson’s film “The Passion of the Christ” is released on Ash Wednesday, it will bring the 106-year tradition of the Jesus-film full circle. The very first films about Jesus, silent films lasting only a few minutes, were Passion plays. Since then, the genre has ranged widely from Hollywood epic to didactic exposition, from musical to popular evangelical treatment. Where does Gibson’s “Passion” stand in this tradition? While any honest attempt to represent artistically the life of Christ is laudable, many of the Jesus-films offer object lessons in things to avoid when making a film about Jesus. The earliest Passions— precisely because they are silent and brief—favor exaggerated gestures by their actors and neatly divide characters into good guys and bad guys. In the brief Jesus episodes in D. W. Griffith’s “Intolerance” (1916), for example, the disciples of Jesus are unabashedly good, and the Jewish religious authorities are all unabashedly evil. The Hollywood-epic tradition tends to “enhance” the Gospel text with fictional characters and episodes, often disconnected from the central story of Jesus. A Mary Magdalene-Judas liaison, for example, opens “The King of Kings” (1927). The identity of Hollywood actors— Charlton Heston, Shelley Winters, Sidney Poitier, Angela Lansbury and Pat Boone in “The Greatest Story Ever Told” (1965)—can also overwhelm the characters they portray and thus interfere with the communication of the Gospel message. The Jesus musicals introduce the problem of the credibility of a Jesus character who, along with his disciples, regularly breaks into song. In “Godspell” the device works; in “Superstar” it does not (both 1973). The popular evangelical approach in “Jesus” (1999) also has difficulties. Here Jesus engages in a water-fight with his disciples at the well in Samaria and never gets around to talking with the woman. The Christian message is compromised so that the film might appeal to all. Even Franco Zefirelli’s “Jesus of Nazareth” (1977), while seamlessly crafted and breathtakingly beautiful, lacks the radical incisiveness that marks the Gospels. By contrast, last year’s “The Gospel of John” shows the problem of a too literal, and ultimately bland, transfer of biblical text, entire and verbatim, to the film genre. Likewise, the cool didacticism of “The Messiah” (1976)—Jesus teaches and preaches here more than in any other film—leaves the viewer strangely uninvolved. Before Gibson’s “Passion,” Martin Scorsese’s “Last Temptation of Christ” (1988) was the most controversial of the Jesus-films. When it appeared, many people were scandalized because of the “last temptation” sequence, which they erroneously viewed as an objective representation of Jesus’ sexual acting out. In fact, more serious issues involve the film’s inconsistent and often violent style, its heavily psychological analysis and the skewed anthropology it applies to Jesus. In spite of Scorsese’s repeated professions of faith to the press and the hastily produced disclaimer before the opening titles, the movie fails to resolve the mystery of the human/divine dimensions of Jesus’ existence and to represent a valid Christian theology of salvation. The latest of the Jesus-films, Mel Gibson’s “The Passion of the Christ” offers a very powerful emotional experience, at times painful to watch. While avoiding most of the excesses of the Hollywood epics, Gibson’s “Passion” does develop, at times annoyingly, some dimensions of the biblical narrative, usually moving them in the direction of the sentimental. The role of Pilate’s wife, for example, is much expanded and includes a meeting with Jesus’ mother. There is a seemingly endless scourging scene, represented in several episodes. And Gibson slips several times into the kitsch that characterizes the Hollywood Jesus-film. In order to have Jesus in chains meet Judas one more time, Gibson has him beaten by the arresting soldiers, then lose his balance and fall over a cliff and, in a weird imitation of bungee-jumping, remain suspended just a few feet from the ground above Judas. And to punish the bad thief for cursing Jesus, Gibson has a huge raven land on his cross and—a reference to Hitchcock’s “The Birds”?—peck out his eyes. Again, to suggest that the Roman soldier with the lance is “washed in the blood of the Lamb,” Gibson has him fall to his knees under a shower of Jesus’ sacred blood. “The Passion” has nothing of the musical about it, but its representation of Herod and of his encounter with Jesus seems directly lifted from “Superstar.” If “Jesus of Nazareth” lacked incisiveness and “The Messiah” lacked emotional impact, Gibson’s film makes up for both. Its theological point is crystal clear, and its emotional impact on the viewer is undeniably powerful. Gibson, like Scorsese in “Last Temptation,” subjects the viewer to an emotional roller-coaster ride. The two films share heavy production values—energetic photography, special effects, aggressive editing and a heavy music score—and at times an overpowering focus on physical and emotional violence. Pier Paolo Pasolini’s “Gospel According to Matthew” (1964) is still the greatest of the Jesus-films. Although radically different, Gibson’s “Passion” curiously has several elements in common with “Gospel.” Pasolini made his film because of a profound personal religious experience after reading Matthew’s Gospel during a retreat in Assisi. Gibson’s faith-commitment in the Catholic tradition—made even clearer to me when I spoke with him after a screening of “Passion”— is undeniable. And both men produced and made their films with unflagging courage and spiritual energy. The two films are strong, uncompromising documents in both content and style. The Christian messages they proclaim are unambiguous. They confront their viewers, perhaps uncomfortably, with radical choices—as did the preaching of Jesus. Perhaps because of this, both films have been subjected to a firestorm of controversy. During the production of Pasolini’s “Gospel,” condemnations were published in the Italian media by people who could have no idea what the finished film would be like. Critics said that Pasolini—a former member of the Italian Communist Party, an atheist and openly homosexual—could not possibly make a valid film about Jesus. The premiere of the film at the Venice Festival of 1964 was presided over by hundreds of armed carabinieri. Riots were expected. The film was also strongly criticized in the Vatican’s L’Osservatore Romano. But some 33 years later it was recognized by the Vatican as one of the greatest films ever made. A highly charged, polemical atmosphere has also developed around Gibson’s film. Accusations are made; church authorities are cited by one side and then the other; reviews prophesying doom are written by people who have not seen the film; and irrelevant and often inaccurate comments are made about the director’s personal life and faith. The accusations, for the most part, have to do with what is suspected to be the anti-Semitic stance of the film. Some are based on an early cut of the film and on copies of an early version of the script. The issue here—and it has been an issue for most of the Jesus-films—is the way the film portrays responsibility for the condemnation and execution of Jesus. Are the Romans blamed? Jewish religious leaders? Only some of these leaders? Or is the blame widened to the Jewish people? In the version I previewed just weeks before the opening, the film assumes a balanced position. Although Caiaphas and his colleagues who push the Romans to condemn Jesus may be slightly stereotyped and their power over a weak and perhaps too good Pilate exaggerated, their position is balanced by the several dissenting members of the council—Jews who strongly condemn the judicial inquiry as a “travesty...a beastly travesty” and angrily quit the assembly. During the “trials” of Jesus, regrettably, the film has too many people gathered in the courtyards, something against which the American bishops warn in published guidelines for the dramatization of the Passion (see Eugene J. Fisher’s article in America, 2/16). The bishops argue that the “small ‘crowd’” (historically more probable) should never be replaced by a “teeming mob.” As if to compensate for this lapse, Gibson does not include the usually offensive words of the crowd, “His blood be on us and on our children” (Mt 27:26), the sentence that has been perhaps the most notorious basis for the persecution of Jews by Christians over the centuries. Furthermore, not everyone in the large crowd is against Jesus. Dissenting voices can be heard. Pressespiegel Artikel von Lloyd Baugh, SJ in: America, the national Catholic Magazin www.americamagazine.org/baugh-passion.cfm (23.02.2004) A few moments later Gibson shows crowds of people crying out in favor of Jesus as he struggles to ascend Calvary. Their protests are so strong that the Roman soldiers have trouble controlling them. Furthermore, Gibson develops the character of Simon of Cyrene, referred to disparagingly by a Roman soldier as “You Jew!” The antiSemitism here is the Roman’s, and the film clearly condemns him. Simon’s interplay with the agonizing Jesus is a beautiful touch and a clear statement against anti-Semitism. Finally, the clearest evidence of the film’s stance is its striking penultimate scene. In a physically static but morally dynamic representation of the Pietà, Mary stares not at the dead Jesus but directly into the camera, and therefore directly at the viewer. This is the only time in the film that Gibson breaks the dramatic frame of the narrative and addresses the viewers directly. This shot, lasting a long 20 seconds, invites the viewers to enter the narrative and assume their responsibility, as sinners, for the death of this Jesus, who—the film repeatedly makes clear—has died for our sins. Gibson here is saying, more strongly than any other director has done, that it is not the Jewish people who killed Jesus; every one of us sinful human beings is responsible for his death. Although Pasolini’s “Gospel” and Gibson’s “Passion” have some elements in common, the differences between the two films are fundamental. The most obvious difference is that Gibson’s is a Passion play, while Pasolini’s covers almost all of Matthew’s Gospel. Pasolini limits the dialogue of his film exclusively to the words of Matthew, while Gibson develops it widely. While both films have English subtitles, Pasolini has his characters speak in Italian; Gibson’s communicate in Aramaic and Latin. Unique in the tradition of the Jesus-film, this audacious move on the director’s part is wonderfully effective. In the final analysis, Gibson’s film is a highly personal interpretation of the Jesus story, something to which he admits quite candidly. It is very much “The Gospel According to Mel.” In its content, it reflects elements from the Gospels, from other, noncanonical books and from the director’s own devotional interest. In its style, it reflects many elements from mainline Hollywood cinema—a genre Gibson knows well—and most obviously from Gibson’s previous directorial and acting effort, “Braveheart” (1995). The tagline, “All men die. Not all men really live,” from “Braveheart” is oddly similar to the tagline on some of the posters for “The Passion of the Christ”: “Dying was his reason for living.” In contrast to Pasolini’s film in ascetic black and white with straightforward linear editing, “Passion” is in vivid color and uses flashbacks and parallel-editing to present its narrative. While Pasolini inserts a few brief excerpts of classical music contrapuntally, Gibson enhances most of his film with an original music score. Where Pasolini favors very basic and unobtrusive camera angles and movements; Gibson employs a wide variety of self-conscious and often dizzying photographic techniques, including some shocking digital special effects, all staples of the contemporary Hollywood action drama. Each director also announces the theological position of his film in its title. Pasolini’s “Gospel” proclaims the good news of Jesus Christ, his life, preaching, healing, passion, death and resurrection as the definitive event of salvation and liberation for the people of God. Although uncompromising in its demands, Pasolini’s film has a theology of joy and hope in the risen Lord. In contrast, Gibson’s “Passion” evinces primarily a theology of atonement, a theology of the cross. He focuses narrowly on the suffering and death of Jesus and his free decision to take onto himself—like the scapegoat, like the Suffering Servant of Isaiah—the sins of humanity and to live this horrific ordeal to redeem sinners. To set up this focus, the film opens with a quotation from one of the Suffering Servant songs in Isaiah: “He was wounded for our transgressions, crushed for our iniquities” (Is. 53:5). Every lash of the whip during the extended scourging scenes represents one of these human transgressions. Gibson’s flashbacks to the Last Supper act as a hermeneutic for that agony: Jesus is the sacrificial lamb, the victim on the altar, whose body and blood—as in the eucharistic sacrifice— are offered in atonement. The resurrection scene of every Jesus-film reveals much about the director’s theological position. Pasolini creates a 15-second-long shot of Jesus standing on a hilltop, strongly and urgently proclaiming the concluding words of Matthew’s Gospel, “Go therefore and make disciples of all nations...I am with you always” (Mt. 28:19-20), while a group of disciples runs joyously toward him. On the soundtrack, an explosion of sacred music—the Gloria from the Congolese “Missa Luba,” with its pounding drums and joyful voices—underlines the significance of this Resurrection as a cosmic victory not only for Jesus but for the entire people of God, a victory with a clear communitarian and missionary thrust. In high contrast, Gibson’s resurrection scene—I won’t give away the specifics—represents that event not as a cosmic victory for all women and men of all times and for all of human history, but rather as a private experience of Jesus, with no implications either for his disciples or for the viewers of the film. There is no joy or hope in the scene. Mary the mother of Jesus, Mary Magdalene, John and the converted Roman soldier remain suffering and passive in the Pietà tableau, separated from the Resurrection by a screen that is black for six seconds, and by the self-centered and isolated risen Lord. Gibson, caught up in the extreme preoccupation with the sins of humanity that informs his atonement theology, misses a chance to give all of us sinners hope. Gibson’s “The Passion of the Christ” is not easy to watch. The physical violence visited on Jesus goes on seemingly without end and has earned the film an R rating. It is “over the edge” (Gibson’s own words), at times exaggerated beyond what is necessary to represent Jesus’ self-sacrifice for the redemption of us sinners. In the Spiritual Exercises of St. Ignatius, the “Third Week” explores Jesus’ Passion, contemplated in prayer at times as vividly as anything in Gibson’s film. But the Spiritual Exercises place the retreatants’ experience of the Passion between an experience of the ministry of Jesus (the “Second Week”) and the Resurrection of Christ (the “Fourth Week”), during which the retreatant lives the joy and power and victory of the risen Lord. This offers us hope. Gibson’s film is a devotional meditation in the Franciscan mode on the Stations of the Cross. We experience Jesus’ passion from the outside, separated from the good news of his preaching and healing ministry, and isolated from his Resurrection. We remain at the foot of the cross, passive and despairing with the other mourners. But for John and the soldier, for the women—who in the Gospel are the first witnesses of the Resurrection—and for us sinners who find hope in the victory of the risen Lord, Gibson’s “Passion” offers little hope. John O'Malley, S.J., "A Movie, a Mystic, and a Spiritual Tradition: Anne Catherine Emmerich & the Passion of the Christ" (America, Mar. 15, 2004) Richard Blake, S.J., "Mel O'Drama: The Passion of the Christ," (America, Mar. 15, 2004) Eugene J. Fisher, "The Bible, the Jews and the Passion" (America, Feb. 16, 2004) The Narratives of Jesus’ Passion and Anti-Judaism by Raymond E. Brown (America, April 1, 1995) Pressespiegel Artikel von Franziskus v. Ritter-Groenesteyn in: Rheinischer Merkur, 19.02. 2004 So muss es gewesen sein Judenfeindliche Ausfälle, blutige Exzesse: Heftige Kritik eilt dem Passionsdrama voraus, das in Deutschland erst Ostern zu sehen sein wird. Autor: Franziskus v. Ritter-Groenesteyn Noch jetzt, zwei Tage nach der Preview, stehe ich unter ihrem markerschütternden Einfluss. Ich weiß nicht, wie ich zu der Ehre kam, die Vorabversion von Mel Gibsons höchst umstrittenem neuen Film über die Passion Jesu – genauer: über die letzten qualvollen Stunden seines Lebens, hier auf Erden – in Salzburg in einem kleinen Kreis Erwähler zu sehen. War es die Exaltmedia-Gruppe aus Hamburg, war es Icon Pictures, Mel Gibsons Produktionsfirma aus Santa Monica – ich weiß nur eins: Es ging mir wie dem Jünger Johannes (der, den Jesus liebte): Ich kam, sah und glaubte. Seit Jahren schon waren mir die Hollywood- Maßkonfektionen christlichen Leids ein Dorn im Auge. Mit Ausnahme eines Filmes („Ben Hur“) ging mir keiner so unter die Haut, wie dies Mel Gibsons visionäre Sicht der Leiden Jesu vermochte. Sie alle spielen das Leid der Kreuzigung nur herunter auf das wie ein Sonntagnachmittagsspaziergang anmutende Gestolpere durch eine antike Stadt. Mel Gibson dagegen, der den Film aus eigener Tasche finanziert hat (30 Millionen Dollar) und keine der großen Hollywood-Schmieden für den Vertrieb begeistern konnte, stützt sich bei seinen Bildern, die an das urgewaltige Lichtspiel eines Caravaggio erinnern, auf die Passionsvisionen der Mystikerin Anna Katharina Emmerich (deren Seligsprechung kurz bevorsteht) und auf modernste medizinwissenschaftliche Erkenntnisse, wie sie die Analyse des Grabtuchs von Turin ergeben haben. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Einwohner der italienischen Stadt Matera – einer der Drehorte für „The Passion“ - ausriefen „E Gesù!“, als sie das geschlagene und zerschundene Gesicht des Jesus-Darstellers, Jim Caviezel („Der Graf von Monte Christo“, „Angel Eyes“, „Der schmale Grat“) das schwere Kreuz schleppend an sich vorbeikommen sahen. Im Film ist dies eine der bewegendsten Szenen, ist sie doch angereichert um eine Rückblende, wie man sie nicht genialer setzen kann: Als Jesus stolpert, stolpert er zugleich als kleines Kind. Maria, seine Mutter, sieht ihn in Zeitlupe stürzen, lässt alles fallen und eilt ihm zu Hilfe. Schnitt: Maria kniet neben ihrem blutüberströmten Sohn, der gerade das erste Mal unter der Last des bohlig-kantigen Kreuzes zu betörender Musik zusammenbricht, und tröstet ihn in der Sprache der Liebe, auf Aramäisch, mit den Worten einer Mutter, deren Herz vom Leid ihres Sohnes bereits zerrissen ist: „Ich bin da, ich bin doch da.“ Der Stiefel eines Soldaten stößt sie grob zur Seite, und wir bleiben mit Maria ohnmächtig zurück, eingeschlossen in den geifernden Hass einer vom Bösen aufgestachelten Stadt, die doch noch vor kurzem Palmwedel geschwungen hat. Originale Sprachen Es ist ein Film der Bilder. Worte, wenn sie gesprochen werden – meist sprechen die Augen -, klingen fremd und vergessen und doch vertraut. Mel Gibsons Darstellern, allen voran Caviezel, ist es gelungen, zwei tote Sprachen, Latein und Aramäisch, zu überzeugender Lebendigkeit zu erwecken. Wenn Pilatus tief vor sich hingrübelnd darüber sinniert „Quid est veritas?“ (Was ist Wahrheit?) und dabei an seinen Kopf in der Schlinge Cäsars denkt; oder wenn der sehr würdevoll und attraktiv aussehende Hohepriester Caiphas kalt lächelnd auf Aramäisch, der Alltagssprache der Juden, das todbringende „Kreuzige ihn“ fordert oder Maia Morgenstern darauf Monica Bellucci mit Worten ägyptischen Ursprungs fragt: „Warum ist diese Nacht anders als andere Nächte?“ – Worte aus der jüdischen PessachLiturgie –, so hat man das Gefühl, mittendrin zu sein, in einem unbegreiflichen Heilsgeschehen, das die Jahrtausende danach unumstößlich verändern wird. Man liegt mit Monica Bellucci als Maria Magdalena zu Füßen eines Mannes, der selbst im größten Schmerz noch Ruhe ausstrahlt, und weiß sich von ihm irgendwie getragen. Alles, was dieser Film vermittelt, vollzieht sich in der Bauchgegend, da krampft es sich zusammen, da wird es warm. Es ist ein beständiges Wechselbad der Gefühle. Und so wie bei einem über Jahrzehnte gereiften Cognac kommt der wohltuende Afterburner erst Tage danach. Furchtbar, wie römische Alltagsroutine sich zum tobenden, fleischzerfetzenden Blutrausch steigert. Grausam mit anzusehen die endlo- sen Tritte in den wie von Messern zerschnittenen Unterleib, in das dornendurchbohrte Jochbein-geschwollene Gesicht, roh und ohne Erbarmen. Wahrlich, der Leib Jesu, ein Abbild des jesajaschen Schmerzensmanns: „Vom Kopf bis zum Fuß kein heiler Fleck, nur Beulen, Striemen und frische Wunden.“ Einmal während des Geißelungsdrehs in Cinecittà in Rom wurde Caviezel tatsächlich getroffen, und er sagte dazu: „Dieser Kerl schlug mir quer über den Rücken und hinterließ eine 14 Zoll lange, offene Wunde, die mir förmlich das Licht ausblies.“ Diese Narbe diente ab da als Muster für die aufwändige Maske des von Geißelhieben zerfetzten Leibes. Es ist einfach unvorstellbar, was der Schmerzensmann gelitten hat, denn so stellt es sich für das Auge schonungslos offen und für Hollywood gänzlich ungewöhnlich dar. Maria – schön im Schmerz Und immer wieder die Mutter; sei es, wie sie den kalten Pflasterstein liebkost, unter dem metertief ihr Sohn im Verlies seiner Verhandlung in Ketten harrt, sei es, das frische Blut hilflos aufwischend, das die Spur der von römischer Grausamkeit davongezerrten Leibesfrucht am Boden hinterlassen hat, sei es der blutverschmierte Abschiedskuss unter dem Kreuz. Sie ist die Mater Dolorosa, die SchwertDurchbohrte, und sie sieht so aus, wie sie uns der alte Meister Fra Filippo Lippi so meisterhaft hinterlassen hat: verinnerlicht und schön im Schmerz. Nein, es ist kein gewöhnlicher Film, der da unaufhaltsam auf uns zurollt wie der mächtige Grabrollstein in der Szene der Auferstehung. Nimmt es wunder, wenn der Darsteller von Jesus, Jim Caviezel, dieselben Initialen trägt wie Jesus Christus und er, als er am Kreuze stundenlang dem kalten italienischen Nordwind ausgesetzt war, genauso alt war, wie Jesus selbst, nämlich 33 Jahre? Oder, als man wegen des aufziehenden Gewitters die kostenexplodierende Entscheidung trifft, den Drehtag abzubrechen, in diesem Moment der Blitz in das Kreuz einschlägt, so als wolle eine himmlische Macht sagen: „Hier geblieben!“ Nein, „Wunder“ sind von diesem Film nicht zu trennen, oder wie es Jim Caviezel formuliert: „Der ganze Film war ein einziges Wunder.“ Und so ist auch die Nachwirkung dieses Films. Ein Baptistenpastor aus Texas, Arch Bonnema, hat, nachdem er die Preview gesehen hatte, gleich 20 Kinoleinwände für seine Schäflein reservieren lassen und dafür tief in die Tasche gegriffen: 42 000 Dollar. Chuck Norris („Die Feuerwalze“) ließ sich sogar dazu hinreißen zu sagen: „Dieser Film wird Hollywood verändern!“ Und tatsächlich, mittlerweile werden die USA wie von einer Tsunami-Welle überrannt: Allein vier Millionen Karten Vorbestellung, acht Millionen Besucher auf der offiziellen Website (deutsche Version: www.passion.film.de), und täglich werden es mehr. Überall, wo der Film gezeigt wurde, gibt es die gleiche Reaktion: Stille! Minutenlange Stille! Man bleibt gebannt von dem Geschauten einfach sitzen, unfähig, Worte zu finden, die ausdrücken könnten, was man soeben erlebt hat. Und es bleibt einem unverständlich, wie eine jüdische Minderheit in den USA (Anti-Defamation League) diesem Film Antisemitismus nachsagen kann, sind es doch Juden, die Juden peinigen (Caiphas) und sind es doch Juden, die sich für Juden einsetzen (Simon von Cyrene), und ist es doch die Botschaft der Liebe, die so unmissverständlich an den Anfang des Filmes gesetzt ist und jeden einschließt, Juden, Christen, Moslems, überhaupt jeden Menschen, der sich davon berühren lassen will. Es bleibt das zugegebenermaßen gewagte Resümee, wenn „Die Passion Christi“ am Aschermittwoch in Amerika und danach in vielen anderen Ländern dieser Erde in die Kinos kommt (Deutschlandstart: Gründonnerstag, 8. April), wird es eine neue cineastische Zeitrechnung geben müssen: vor „Passion“ und nach „Passion“. Ein Film wie die Urgewalt eines Orkans, ein Film, der, wie es der Apostelgeschichtsschreiber Lukas formulierte, „mitten ins Herz“ trifft. Der Autor ist Jurist, tätig in der internationalen Filmfinanzierung („Der Herr der Ringe“ II und III) und Drehbuchautor. Pressespiegel Artikel auf der Internetseite www.kath.net (18.02.2004) Gibson verteidigt seinen Film: Es ist eine ,Passion der Liebe’ In einem Exklusiv-Interview mit dem US-Fernsehsender ABC erklärte der Regisseur, die Kritiker hätten Probleme mit dem Evangelium New York (www.kath.net) Am “Höhepunkt des spirituellen Bankrotts” habe er zum Glauben gefunden, erzählt Mel Gibson. Es war vor über einem Jahrzehnt, nach viel Alkohol und Drogen. Eines Tages habe er darüber nachgedacht, aus dem Fenster zu springen. Stattdessen griff er zur Bibel, und sein Leben veränderte sich nachhaltig – bis zu seinem letzten Film „The Passion of Christ“. Ich habe einfach gesagt „Hilfe“, sagte Gibson im Interview mit dem US-Fernsehsender ABC, das am Montagabend ausgestrahlt wurde. „Der Schmerz geht der Veränderung voraus, was eine großartige Sache ist“, sagte Gibson. „Das ist die gute Nachricht.“ Sein Glaube geht demnächst rund um die Welt – im Film „The Passion of Christ“. Über die Kontroversen rund um den Streifen diskutierte der Schauspieler und Regisseur mit ABC-Moderatorin Diane Sawyer in einer Spezialausgabe von „Primetime“. Gibson verteidigte seine Verfilmung der letzten zwölf Stunden im Leben Jesu gegen Antisemitismusvorwürfe. Antisemitismus sei „unchristlich“ und eine Sünde, die gegen die Glaubensbrüder verstoße. Gefragt, wer Jesus getötet habe, antwortete Gibson: „Die große Antwort ist: Wir alle haben es getan.“ Er selbst würde sich an die erste Stelle reihen. Der Schauspieler erklärte, er habe sein Bestes getan, um das Evangelium in „The Passion of Christ“ gut zu interpretieren. Zum Holocaust sagte Gibson: “Ob ich glaube, dass es Konzentrationslager gab, wo schutzlose und unschuldige Juden unter dem NaziRegime auf grausame Art und Weise umkamen? Natürlich glaube ich das – absolut. Das war eine Grausamkeit unendlichen Ausmaßes.” Jene, die ihn aufgrund des Films kritisierten, hätten eigentlich Schwierigkeiten mit den Evangelien, meinte Gibson. “Da liegt ihr wirkliches Problem.” Gibson bejahte die Frage, ob der Holocaust eine “besondere Art des Bösen” sei. Er fügte hinzu: “Warum brauchen Sie mich, damit Sie das hören? Es ist so, das ist ganz offensichtlich. Sie werden dafür getötet, für das, wer und was sie sind. Ist das nicht böse genug?” Foxman: “The Passion” ist kein antisemitischer Film Abraham Foxman, US-Direktor der jüdischen Anti-Defamation League (Liga gegen Verleumdung, ADL), erklärte in einem zugeschalteten Beitrag, er meine nicht, Gibson sei Antisemit. Er äußerte jedoch Bedenken gegenüber dem Film. “Ich glaube nicht, dass es ein antisemitischer Film ist”, sagte Foxman. “Ich glaube, dass dieser Film das Potential in sich trägt, Antisemitismus zu schüren und zu bestärken.” Der Film spiegelt Gibsons “Vision” und seinen Glauben wider, ist Foxman überzeugt: “Er ist ein tiefgläubiger Mensch, und ich respektiere das. Aber manchmal gibt es Konsequenzen, die nicht beabsichtigt sind.” Glaube, Hoffnung, Liebe, Vergebung Im Film gehe es um „Glaube, Hoffnung, Liebe und Vergebung“, erklärte Mel Gibson im ABC-Interview. Es handle vom „Opfer Christi“. Jesus sei für unsere Sünden geschlagen worden, „und durch seine Wunden sind wir geheilt. Das ist der entscheidende Punkt beim Film.“ Der Regisseur gab zu, dass der Streifen „sehr gewalttätig“ ist, meinte jedoch: „Wer das nicht mag, soll sich den Film nicht ansehen … Wer nach der Hälfte das Kino verlassen will, soll das tun.“ „Ich wollte, dass es schockiert“, gab Gibson zu. „Und ich wollte auch, dass es extrem ist. Ich wollte, dass der Zuseher dadurch eine Grenze überschreitet, damit er das enorme Ausmaß des Opfers erkennt – zu sehen, dass jemand all dies ertragen kann und noch immer mit Liebe und Vergebung antwortet, sogar inmitten extremer Schmerzen, Leiden und der Lächerlichkeit preisgegeben.“ Er wolle inspirieren, Gefühle ansprechen und hoffe, dass die Menschen den Film als „Passion der Liebe“ wahrnehmen. zusammengestellt von Matthias Ganter, Medienzentrale des Erzbistums Köln