m a g a z i n Tarifrunde 2007
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m a g a z i n Tarifrunde 2007
Ausgabe Nr. 84 / März 2007 Brennpunkt m a g a z i n Informationen für die Beschäftigten der DaimlerChrysler AG am Standort Sindelfingen Tarifrunde 2007 Mehr dazu: www.igmetall.de Auszahlung Ende April Isabelle Barthel, 19 Verfahrensmechanikerin für Beschichtungstechnik: „Ich halte die Rente mit 67 für Blödsinn, weil die Kollegen schon heute nicht bis zur Rente an den Bändern stehen können. Viele haben zum Beispiel Rückenprobleme. Es ist außerdem wichtig, dass die Älteren weiterhin die Möglichkeit haben, in Vorruhestand zu gehen und wir Jungen auch in Zukunft eine reelle Chance haben, übernommen zu werden.“ Neues zu Chrysler NMM Rente mit 67 ERA-Reklamationen (Sonderteil) editorial zum Thema Chrysler Die IG-Metall-Arbeitnehmervertreter im Seit diesem Tag wird in den Medien und Aufsichtsrat hatten bereits im Herbst in der Belegschaft frei spekuliert, wohin 2006, als deutlich wurde, dass Chrysler die Reise für Chrysler und das Unter- erneut in Schwierigkeiten steckte, vom nehmen insgesamt geht. Vorstand einen "Plan B" verlangt. Er sollte ein Konzept vorlegen, das einerseits A Wichtig sind für uns Interessenvertreter den Gesamtkonzern voran bringt und zwei Punkte: zugleich Alternativen für eine nachhaltig 1. Das Gesamtunternehmen muss positive Entwicklung bei Chrysler auf- gestärkt werden. zeigt. Alle m 14. Februar 2007 hat der Vorstand auf der Jahresbilanz-Presse- zwei Jahre ein neues Personalabbauprogramm durchzuführen, 2. Die Belegschaften auf beiden ist auf jeden Fall keine Lösung. konferenz in Detroit verkündet, dass Seiten des Atlantiks dürfen nicht im Rahmen eines erneuten Restruk- Opfer phantasieloser Arbeits- Die Entscheidung des Vorstands, alle turierungsprogramms bei Chrysler platzvernichtung werden. Optionen zu prüfen, ist deshalb folgerich- 13.000 Stellen abgebaut werden. Die tig. Alternative Lösungen, z.B. mit strate- Börsen- und Medienwelt erschütterte Die Arbeitnehmervertreter der IG Metall gischen Partnern, müssen eine Wachs- aber vor allem eine Ankündigung, die im Aufsichtsrat haben in zwei gemeinsa- tumsstrategie für Chrysler und eine lang- bereits vorab verbreitet wurde: der men Erklärungen mit der amerikanischen fristige echte Chance für die Beschäftig- Vorstand beabsichtige "auch weitere, und der kanadischen Automobilarbeiter- ten von Chrysler bieten. darüber hinausgehende strategische gewerkschaft (UAW und CAW) das Optionen mit Partnern zu prüfen". Um Unternehmen aufgefordert: die Maßnahmen zu beschleunigen und Uns geht es um die Sicherheit der Arbeitsplätze auf beiden Seiten des die beste Lösung für die Chrysler 1. den Restrukturierungsplan für die Group und DaimlerChrysler zu finden, Chrysler Group in Nordamerika sozialver- werde "keine Option ausgeschlos- träglich umzusetzen. Atlantiks. sen". Auf der Pressekonferenz wurden vom Vorstand außerdem die Ergebnis- 2. bei der Prüfung der Optionen für zahlen präsentiert: die Mercedes Car Chrysler die Sicherheit der Arbeitsplätze Group verzeichnete im Jahr 2006 vorrangig im Blick zu haben. einen Operating Profit in Höhe von 2,4 (Text der gemeinsamen Erklärungen: Mrd Euro, die Chrysler Group einen siehe Seiten 3 und 4) Verlust von 1,1 Mrd Euro. Der Konzern verzeichnete ein Plus von 5,5 Mrd Erich Klemm, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Euro. 2 Brennpunkt 84/03-2007 7 chrysler UAW: United Auto Workers (US-amerikanische Automobilarbeiter-Gewerkschaft) CAW: Canadian Auto Workers Labor Committee: Gremium aus IG Metall, UAW- und CAW-Vertretern zur Vorbereitung von Aufsichtsratssitzungen Gemeinsame Erklärung von UAW, CAW und Arbeitnehmervertretern der IG Metall im Labor Committee von DaimlerChrysler zum Chrysler-Restrukturierungsprogramm Der Vorstand von DaimlerChrysler hat beschlossen, die Beschäftigung bei der Chrysler Group in Nordamerika erheblich zu reduzieren. Wir fordern, dass der Personalabbau mit einem sozialverträglichen Ausscheidensprogramm unter Einhaltung der geltenden Tarifvereinbarungen durchgeführt wird und die Bedürfnisse der Beschäftigten und Dies geschieht in einer Situation, in der die amerikanische Automobil- ihrer Familien berücksichtigt werden. industrie unter erheblichem Druck unter anderem durch fehlende Handelsabkommen und -politiken in den USA und Kanada steht. Die IG-Metall-Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von DaimlerChrysler verlangen gemeinsam mit der UAW und der CAW eine langfristige Der Personalabbau bringt für die Beschäftigten von Chrysler, ihre Wachstumsstrategie für Chrysler, die auf die Sicherheit der Arbeitsplätze Familien, für die Gemeinden und alle direkt oder indirekt Betroffenen und nicht auf Personalabbau setzt. große Belastungen mit sich. Unter diesen Voraussetzungen stimmten die Arbeitnehmervertreter im Gemeinsam mit der UAW und der CAW fordern die IG-Metall-Arbeit- Aufsichtsrat dem notwendigen finanziellen Rahmen zur Umsetzung die- nehmervertreter im Aufsichtsrat eine nachhaltige Wachstumsstrategie ser Programme zu. für die Chrysler Group, die auf die Sicherung der Arbeitsplätze und nicht auf Personalabbau abzielt. 3 chrysler Gemeinsame Erklärung des DaimlerChrysler Labor Committee, der UAW, der CAW und der IG Metall zur Aussage des Vorstands für Chrysler sei “keine Option ausgeschlossen” Das Labor Committee verfolgt Berichte über die Zukunft der Chrysler Group und ihre künftigen Beziehungen innerhalb von DaimlerChrysler. Das DaimlerChrysler Management muss die dadurch ausgelösten erheblichen Befürchtungen und Ängste bei den Beschäftigten von Chrysler in den USA und Kanada ernst nehmen. Das Labor Committee fordert das Unternehmen auf: sen der Beschäftigten, ihrer Familien und der Gemeinden zu berücksichtigen, weiterhin eng mit den Gewerkschaften zusammen zu arbeiten und sie voll umfänglich in alle Angelegenheiten einzubeziehen, die die Zukunft der Beschäftigten, Betriebsrentnerinnen und Betriebsrentner und ihrer Gemeinden betreffen, Wir haben die klare Erwartung und Forderung, dass, egal welche Lösung gefunden wird, sie zu einer sicheren und nachhaltigen Zukunft für die Chrysler Group und insbesondere der Beschäftigten, ihrer Familien und der Gemeinden beitragen muss. Diesem Ziel sind Labor Committee, UAW, CAW und IG Metall in allen ihren Anstrengungen und Handlungen verpflichtet. bei seinen Erwägungen und bei allen Optionen, die verfolgt werden, die Interes- Beschlossen vom DaimlerChrysler Labor Committee, der CAW, der UAW und der IG Metall am 26. Februar 2007 NEIN Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat lehnen Pläne der Chrysler Group zu einer Kooperation mit Chery ab Gegen die Stimmen der Arbeitnehmer- zu verkaufen anstatt sie zu entwickeln und Arbeitnehmerrechte verlangen. Es besteht vertreter hat der Aufsichtsrat der Daimler- herzustellen. Wie das Beispiel anderer die Sorge, dass DaimlerChrysler keinen Chrysler AG den Plänen des Vorstands zu Industriezweige - wie etwa der Elektronik- Einfluss auf die Einhaltung des Rechts auf einer Partnerschaft mit dem chinesischen branche - zeigt, kann dies der Marke des Tarifverhandlungen und die Koalitions- Autohersteller Chery zugestimmt. Die Herstellers schaden. freiheit nehmen kann. stimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden In China produzierte Fahrzeuge unter Angesichts der gegenwärtigen Qualitäts- nach dem deutschen Mitbestimmungs- einer Chrysler-Marke anzubieten, eröffnet und Sicherheitsstandards chinesischer gesetz ermöglicht. Die Chrysler Group den chinesischen Herstellern weitere Fahrzeuge sehen sie ein erhebliches Ri- kann nun eine Partnerschaft mit Chery Zugänge zum Weltmarkt und verhilft ihnen siko für Chrysler bezüglich des Ansehens abschließen, die die Entwicklung und zu einer Verbesserung ihres Ansehens. oder finanzieller Belastungen im Fall auf- Entscheidung wurde durch das Doppel- Produktion von B-Segment-Fahrzeugen tretender Qualitäts- oder Sicherheits- vorsieht. Die Fahrzeuge sollen in China Die beabsichtigte Kooperation wirft ernste hergestellt, in die USA und andere Länder Besorgnisse bezüglich der Grundsätze importiert und unter einem Markennamen Sozialer Verantwortung auf, die auch von Trotz dieser ernsten Einwände der Arbeitneh- der Chrysler Group vertrieben werden. den Geschäftspartnern von Daimler- mervertreter im Aufsichtsrat hat der Aufsichts- Chrysler die Einhaltung grundlegender rat den Plänen von Chrysler zugestimmt. Die Arbeitnehmervertreter nennen mehrere Gründe für ihre Ablehnung: mängel. Sollten sie chinesisch können, empfehlen wir Ihnen einen Blick auf die Hauptseite http://www.cheryglobal.com/qq.htm Hier finden Sie die gesamte Produktpalette in Landessprache. Für alle, die wissen wollen, was uns erwartet, empfehlen wir die Seite durch diese Entscheidung werden in Asien paultan.org/archives/2006/02/18/chery-qq-crash-test/. Chery-Fahrzeuge im Crashtest. (in engl. Sprache) Arbeitsplätze geschaffen, während gleichzeitig in Nordamerika 13.000 Stellen abgebaut werden sollen. es entspricht nicht dem Geschäftsmodell von Chrysler lediglich Autos zu kaufen und 4 Brennpunkt 84/03-2007 7 Prag Neues Management Modell muss vom Tisch Die Thomas Spohr Interessenausgleichsverhandlungen der Vorstand anstrebt, sind bereits 32 % realisiert BRENNPUNKT: Wie sieht es denn mit der über die Zukunft des Bereichs CC/AF haben worden. Unserer Auffassung nach ist das genug. ursprünglichen Zielsetzung von NMM aus, Anfang Februar begonnen. Der Vorstand Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen zur Doppelarbeiten und andere unsinnige Tätigkei- beabsichtigt, die gesamte Buchhaltung im Kosteneinsparung. Wir haben uns mal ange- ten in der Verwaltung zu vermeiden? Unternehmen Shared schaut, welche Arbeiten im Werk 50 und 59 ent- Service Centern (SSC) an drei Standorten zu fallen sollen. Dahinter stehen natürlich immer Thomas Spohr: Dagegen haben wir uns ja nie konzentrieren: Stuttgart (für die PKW-Werke AK-Zahlen. So soll z.B. nicht mehr jeder Lieferant gewehrt. Aber jetzt zeigt sich, dass nicht in erster und Zentralfunktionen), Wörth (für den Nutz- seine Rechnung direkt an das Unternehmen Linie Geschäft sondern Köpfe abgebaut werden. fahrzeugbereich) Prag/Tschechien schicken, sondern zu einem externen Dienst- Die Arbeit muss weiter erledigt werden - nur eben (Rechnungsprüfung für nicht-produktives leister. Der soll die Rechnungen erfassen und sie von weniger Menschen. Der Streit um die Über- Material Die DV-technisch aufbereitet an uns senden. Auch stunden in der Zentrale hat das ja sehr eindring- Kosten in diesem Bereich sollen damit um die Inventarisierung soll automatisiert werden. In lich gezeigt. Hier ging es nicht nur um die saison- 37 % sinken. Der Betriebsrat will vor allem die der Summe über das ganze Unternehmen erge- bedingt anfallenden Überstunden im Zusammen- betroffenen Beschäftigten schützen. In der ben diese Maßnahmen eine Kostensenkung von hang mit dem Jahresabschluss. Das Unterneh- Verhandlungskommission Gesamt- 32 %. Das Unternehmen besteht aber auf weite- men wollte über die Einigungsstelle auch in ganz betriebsrats sitzt für den Sindelfinger Be- re 5 % und verbindet das mit dem Lohnkosten- erheblichem Umfang Mehrarbeit für andere triebsrat Thomas Spohr. Der BRENNPUNKT vorteil in Prag. Von einer solchen Verlagerung Projekte durchsetzen. Offensichtlich fehlt schon hat ihn zum Stand der Verhandlungen befragt. wären unternehmensweit 86 Stellen betroffen. jetzt an allen Ecken und Enden Personal. BRENNPUNKT: Wie ist die erste Verhandlungs- BRENNPUNKT: Wie geht´s jetzt weiter? und in so genannten und Frachtenabrechnung). des runde gelaufen? Thomas Spohr: Am 5.2. war die erste und bisThomas Spohr: Im Prinzip hat uns das lang letzte Verhandlung. Am 6.3. war ursprüng- Unternehmen eingelullt mit Zahlen, die zeigen lich ein weiterer Termin anberaumt - dieser wurde sollen, dass man im Verwaltungsbereich die auf 19.3. verschoben, weil noch nicht an allen Kosten einsparen muss. In dem Zusammenhang Standorten Klarheit haben sie die Shared Service Center ausführlich über die geplanten BRENNPUNKT: Mit welcher genauen Ziel- begründet. Die Verhandlungskommission, die Einsparmaßnahmen setzung geht die Arbeitnehmerseite in die uns am Tisch gegenüber sitzt, weicht keinen bestand. Verhandlungen zum Interessenausgleich für die Millimeter von den - 37 % ab. Wir haben vehe- jetzt sehr gespannt, Buchhaltung? ment darauf bestanden, dass 32 % genug sind. ob dies am 19.3. klar Wir sind Wir haben geschildert, dass die Menschen in den auf dem Tisch liegt Thomas Spohr: Unser Anspruch ist, dass mög- betroffenen Bereichen sehr verunsichert und fru- und wir einschätzen lichst viele Arbeitsplätze an den Standorten in so striert sind. Außerdem haben wir bemängelt, können, was auf die genannten "Front Offices" erhalten bleiben. Und dass das Unternehmen keine Struktur vorlegen Menschen ganz wichtig: Prag als dritter Standort muss vom und auch nicht formulieren konnte, wer wo künf- zukommen soll. Tisch. Von den 37 % Kosteneinsparungen, die tig das Geschäft macht. wirklich 5 nmm Abdruck mit freundlicher Genehmigung des S eit einem Jahr ist klar, dass in der Staatsanzeiger für Baden-Württemberg GmbH Breitscheidstraße 69 70176 Stuttgart www.bwHEUTE.de Verwaltung von DaimlerChrysler 6000 Stellen gekürzt werden – für manchen Mitarbeiter war es ein Jahr in Angst VON MARTINA SCHÄFER D raußen auf den grau asphaltierten Straßen des Firmengeländes dreht ein silberfarbenes E-Klasse-Auto einige Runden. Es sind Testrunden, wie sie jeder Neuwagen dreht, der im DaimlerChrysler- Werk in Sindelfingen produziert wird. Drinnen in den Büroräumen eines rot-weißen Backsteinbaus hat Teoman Ün eine Runde überstanden. Eine Stellenkürzungsrunde. Doch anders als bei der E-Klasse ist es für ihn damit nicht getan. Es gibt noch eine weitere Runde, und er hat Angst davor. Teoman Ün ist 32, seit zwölf Jahren beim Konzern mit dem Stern, er hat Karriere gemacht. Erst eine Ausbildung zur Fachkraft für Logistikwirtschaft, dann ein Job als Staplerfahrer, nun einer in der Rechnungsprüfungsabteilung. Es ist ein kleiner Aufstieg, was eben möglich ist mit etwas Ehrgeiz und der nebenberuflichen Weiterbildung zum Industriefachwirt. Teoman Ün trägt ein hellblaues Hemd, eine dunkelblaue Krawatte, seine schwarzen Haare sind nach hinten gegelt, um das Grübchen am Kinn sprießt ein Dreitagebart. Er sieht aus wie einer, den nichts so schnell umwirft. Doch was er sagt, klingt anders: „Die Situation geht an niemandem spurlos vorbei. Das laugt aus.” Es ist der Stellenabbau, von demTeoman Ün spricht. Erst waren es 8500 Mitarbeiter in der Mercedes Car Group, die gehen sollten. „Aus Wettbewerbsgründen“, hatte der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche erklärt. Nun sind 6000 aus der Verwaltung an der Reihe, weil diese zentralisiert werden soll. Für die Buchhaltung sind drei Standorte im Gespräch: Stuttgart, Wörth und Prag. Doch der Gesamtbetriebsrat möchte von einer Verlagerung nach Tschechien nichts wissen. Vergangene Woche spitzte sich die Situation zu, die Arbeitnehmervertreter wollten nicht Überstunden genehmigen und gleichzeitig einen Stellenabbau hinnehmen. „Wir fordern, an allen Standorten Verwaltungsfunktionen zu erhalten“, sagt Betriebsratssprecherin Silke Ernst, „damit beispielsweise die Buchhalter aus Bremen nicht nach Stuttgart müssen.“ Oder die aus Ludwigsfelde nach Wörth. Oder Teoman Ün nach Prag. 6 Brennpunkt 84/03-2007 7 nmm Vom Himmel gefallen „Ins Ausland zu gehen, kommt für mich nicht nicht allein in der Produktion, alle Mitarbeiter tun und Jahr für Jahr. Dennoch, wenn er die Wahl infrage“, sagt er. Es ist ein Kratzen in seiner ihr Bestes dafür“, ein anderer. Acht Autos mit hätte, er würde sich für die früheren Zeiten ent- sonst so ruhigen Stimme, das sich erst legt, als Stern hat er bereits besessen, Limousine, scheiden. Weil er sich weniger Sorgen machen er seine Ehefrau erwähnt und das Kind. Eine Cabrio, Roadster. Inzwischen fährt er Golf, vier- müsste, über eine eigene Wohnung nachdenken Tochter, 14 Monate alt, „Papa“ war ihr erstes te Baureihe, vier Türen. Solange sich seine könnte oder sogar über ein Häuschen. Momen- Wort, er hat viel mit ihr geübt, seit kurzem macht Ehefrau zu Hause um die Tochter kümmert, ist tan ist er mit weniger zufrieden: „Ich wünsche sie Gehversuche. Teoman Ün ist nicht allein, da nicht mehr drin. Und solange er nicht weiß, wie mir, dass bald Klarheit herrscht.“ Als er das sagt, ist seine kleine Familie, die Eltern leben in Sin- es bei Daimler-Chrysler weitergeht. röhrt draußen auf dem Firmengelände ein Motor delfingen, Freunde aus der Schulzeit, Bekannte. auf. Es ist ein starker Motor, einer, den Teoman Sie geben ihm Kraft, gleichzeitig binden sie ihn Klar ist lediglich, dass niemand entlassen wird. auch. Sie sagen nicht, dass er bleiben soll. Aber Bis zum Ende des Jahres 2011 gilt ein Beschäf- er möchte das gern. Die 60 000-Einwohner- tigungspakt, betriebsbedingte Kündigungen sind Stadt, die lange wegen der marmornen Zebra- ausgeschlossen, Aufforderungen unter Kollegen streifen bekannt war, ist seine Heimat. Sie ist nicht. Teoman Ün hat mitbekommen, wie Ältere auch eine Heimat von DaimlerChrysler, die von Jüngeren gebeten wurden, in den Vorruhe- gesamte Region Stuttgart ist das, und sie wird es stand zu gehen. Es gibt noch mehr Möglich- Gekündigt zu werden, ist nicht schön. Doch auch bleiben. Dieter Zetsche hat das vorigen Montag keiten: Abfindungen, Teilzeit, Versetzungen und zu kündigen, ist kein Vergnügen. Zum einen, betont, als er beim Neujahrsempfang der SPD Sabbaticals – was die Palette der sogenannten weil es für die freizusetzenden Arbeitnehmer um Stuttgart war. „Wo der historische Ursprung des sozialverträglichen Maßnahmen so hergibt. existenzielle Bedrohungen geht. Zum anderen Automobils liegt, da ist auch seine Zukunft“, las Jeder betroffene Mitarbeiter bekommt eine Liste, sind Arbeitgeber meist unsicher, wie sie er von seinem Redemanuskript ab, und die ein Abfindungsbetrag steht auch darauf. „Um die Kündigungen vermitteln sollen. Zudem treibt sie Zuhörer im großen Saal des Rathauses applau- 85 000 Euro“ habe er bei ihm gelegen, erzählt die Sorge vor juristischen Schritten der Gekün- dierten. Teoman Ün. So genau weiß er das nicht. Er will digten um. Es gilt, Arbeitsgerichtsprozesse zu sich nicht von dem Geld blenden lassen. Es gab vermeiden und dafür zu sorgen, dass das Image Als der schmale Mann mit dem mächtigen grau- während der ersten Kürzungsrunde viele, die des Unternehmens nicht beschädigt wird. en Schnauzbart im Herbst 2005 während einer sich über das Angebot freuten. Die auswandern Der Wirtschaftspsychologe Ralf Brinkmann rät Betriebsversammlung die erste Stellenabbau- wollten, eine Tanzschule eröffnen, sich eine daher, Gekündigte bei der Suche nach einer runde rechtfertigte, als er die Lagerarbeiter, die Auszeit gönnen. Es wurden Zeitungsartikel über neuen Arbeitsstelle professionell zu begleiten. Frauen und Männer vom Band als „liebe diese Menschen geschrieben, auf den Bildern Vor allem in großen Firmen würden zu diesem Kolleginnen und Kollegen“ bezeichnete, da sol- strahlen sie glücklich in die Kamera. Gut ein Jahr Zweck sogenannte Outplacement-Berater enga- len auch sie geklatscht haben. Silke Ernst ist später will niemand von ihnen ein Interview giert, die mit den Betroffenen Bewerbungs- überzeugt, dass das kein Zeichen ihrer geben. Im Werk Sindelfingen erzählen sich die strategien entwickeln. Auf diese Weise werde Zustimmung war. Sie hätten vielmehr in dem verbliebenen DaimlerChrysler-Mitarbeiter Ge- der Trennung die Dramatik genommen und den Moment nicht wahrgenommen, dass es um die schichten über die Ex-Kollegen. Es sind Ge- ausscheidenden Mitarbeitern eine Zukunfts- eigenen Arbeitsplätze ging. Dieter Zetsche ist ein schichten von geplatzten Träumen, von leeren perspektive eröffnet. Der Professor an der guter Redner, witzig und charmant, mit glänzen- Konten und von Hartz IV. Teoman Ün weiß nicht, Fachhochschule Heidelberg hält das für wichtig: den Augen schwärmt er von neuen Auto- ob die Erzählungen wahr sind. Trotzdem macht „Selbst wenn klar ist, dass nicht jeder leicht ver- modellen, wie es auch DaimlerChrysler-Ange- er sich Sorgen. mittelbar ist.“ stellte tun, die sehnsüchtig auf die neuen Jah- Ün sich in nächster Zeit nicht leisten kann. info Darüber hinaus plädiert er dafür, sich um diejeni- reswagen warten. Als „Magier des Wortes“ ist er „Verlass dein Brot nicht, solange dich dein Brot gen zu kümmern, die im Unternehmen verblei- deshalb schon bezeichnet worden. nicht verlässt.“ Diesen Satz hat der Großvater ben. Brinkmann nennt sie Survivor, „Überleben- von Teoman Ün einmal gesagt, der Enkel nimmt de“. Deren „psychologischer Arbeitsvertrag“ mit Hinter dem silberfarbenen E-Klasse-Wagen fährt ihn sich zu Herzen. Er will bei DaimlerChrysler dem Arbeitgeber, in dem unausgesprochene eine C-Klasse-Limousine übers Firmengelände. bleiben, am liebsten bis zur Rente, wie es schon Erwartungen wie Fürsorge, Förderung und Die beiden Autos sind nicht schnell, 30 Stunden- sein Vater getan hat. Es gab Zeiten, da kam eine Arbeitsplatzssicherheit enthalten sind, sei gebro- kilometer, vielleicht 40, Teoman Ün blickt ihnen Anstellung bei dem Automobilhersteller einem chen worden. Um Konsequenzen wie zum hinterher, lächelnd. Mercedes ist seine liebste Beamtenverhältnis gleich. Doch sie sind vorbei Beispiel Leistungszurückhaltung zu vermeiden, Automarke. Er sagt Sätze, die aus einer Werbe- und Teoman Ün hat Verständnis dafür. Vor- empfiehlt Brinkmann Arbeitgebern eine Politik kampagne stammen könnten: „Ich weiß, mit wie standsvorsitzende müssten nun einmal schnelle der offenen Kommunikation zu betreiben und der viel Liebe und Umsicht die Wagen gebaut wer- Erfolge vorweisen, sagt er und tippt mit dem Belegschaft eine neue, nicht angstbesetzte den“, ist einer davon. „Die Fahrzeuge entstehen Finger auf die Tischplatte: Quartal für Quartal Basis der Zusammenarbeit anzubieten. 7 spezial era Zum Stand der Dinge Auftakt zu Protesten schon im Dezember Bereits auf der letzten Betriebsversammlung im Dezember 2006 machten die Kolleginnen und Kollegen der Sitzfertigung darauf aufmerksam, was sie von ihrer ERA- Einstufung halten. Viele weitere Aktionen folgten. Wir zeigen Ihnen die beeindruckendsten. Der BRENNPUNKT hat Erich Klemm zum aktuellen Stand der ERA-Umsetzung befragt BRENNPUNKT: Die Beschäftigten haben sich in Erich Klemm: Nun, die Entgelte sind durch die den vergangenen Wochen zum Teil heftig gegen Zusi 2012 abgesichert. Der TiB wird auch in ihre ERA-Zuordnung zur Wehr gesetzt. Haben Zukunft nicht angefasst - im Gegenteil: das die Aktionen was gebracht? Entgelt steigt bei jeder Tarifrunde. Besonders bei den Facharbeitern wird es sehr viele ERA- Erich Klemm: Ja, natürlich. Wir haben für viele Gewinner geben. Das haben wir so gewollt, das Bereiche durch den Druck aus der Belegschaft in war das Ziel von ERA: die Aufwertung der der Örtlichen Paritätischen Kommission klare Facharbeit. Auch dass alle Stellen - gleich ob es Verbesserungen durchsetzen können. Das Arbeiter oder Angestelltenstellen sind - Unternehmen hat versucht, durch die Zuordnun- dem gleichen System und Maßstab bewertet gen das Entgeltniveau der Zukunft deutlich nach werden, ist ein großer Fortschritt gegenüber ver- unten zu drücken. Wir haben auf allen Ebenen gangenen Zeiten. Durch die garantierten, über dagegen gehalten und viel erreicht. Tarif liegenden Entgeltanteile werden viele nach Beschäftigte vom neuen Entgeltsystem profitieBRENNPUNKT: Wo stehen wir denn jetzt bei ren, die aufgrund ihrer Zuordnung eher vermutet den ERA-Verhandlungen auf zentraler Ebene? haben, dass sie zu den Verlierern gehören. Aber wie gesagt: ERA-Verlierer gibt es ohnehin nicht, Erich Klemm: Im gesamten Unternehmen lagen weil die Entgelte dauerhaft geschützt sind. über 40.000 Reklamationen vor - das einspricht ATS (Ausstattung/ Sitzfertigung) Hulb: 1/3 der Zuordnungen. Schon daran wird deutlich, BRENNPUNKT: Trotzdem empfinden weiterhin welche Politik hier das Unternehmen betrieben viele ihre Zuordnung als ein Zeichen fehlender Das Problem: hat. Uns ist es inzwischen gelungen, einen Wertschätzung, nicht wahr? Anders als in der Montage waren die Großteil der Reklamationen in so genannten Ört- Beschäftigten in der ATS/ Sitzfertigung mehr- lichen Paritätischen Kommissionen zu bearbei- Erich Klemm: Ich verstehe, dass sich einige heitlich der Entgeltgruppe 4 zugeordnet wor- ten. Hunderte von Kolleginnen und Kollegen Kolleginnen und Kollegen im Vergleich unge- den - selbst diejenigen, die den vollen Grup- wurden dadurch einer höheren Entgeltgruppe recht behandelt fühlen: im Vergleich zum alten penumfang beherrschen. Bei den Kolleginnen zugeordnet. Am 15. März werden die Entgel- System, im Vergleich zu Kollegen und im und Kollegen hat das zu erheblichem Unmut tlinien festgelegt. Das heißt, es werden die über- Vergleich zu anderen Bereichen. Dieses Emp- geführt, der sich in zahlreichen Informations- tariflichen Anteile an den Entgelten deutlich. Und finden von Ungerechtigkeit können wir nicht veranstaltungen des Betriebsrats Luft ver- es ist der Tag der großen Abrechnung: Am Ende völlig auflösen - dazu reichen unsere Mittel nicht schaffte. Der Betriebsrat hat die Zuordnungen darf die Entgeltsumme aller Beschäftigten um aus. Aber die ERA-Umsetzung ist ja mit der für ATS natürlich pauschal reklamiert. Nach nicht mehr als 1,5 % steigen. Das haben wir so ERA-Einführung noch nicht endgültig abge- zähen Verhandlungen in der örtlichen Paritä- in der Zukunftssicherung 2012 vereinbart. schlossen. Da die Entgelte abgesichert sind, tischen Kommission konnte der Betriebsrat haben wir ja später noch jede Menge Zeit noch nun einen Erfolg erzielen: Die Beschreibungen BRENNPUNKT: Zeichnet sich denn schon ab, einmal in Ruhe auf die Zuordnungen drauf für die Entgeltgruppen 4 und 5 werden neu for- welche Wirkung ERA auf die Entgelte der zu schauen und offensichtliche Fehler zu korri- muliert. Damit gibt es für die Mehrheit der Beschäftigten haben wird? gieren. ATS-Beschäftigten die Chance, der Entgeltgruppe 5 zugeordnet zu werden. 8 Brennpunkt 84/03-2007 7 spezial era-reklamationen ERA bleibt das beherrschende Thema im Betrieb. Rund 450 Meister versammelten sich Anfang Februar vor dem Bau 1, um gemeinsam im ERA-Büro ihre Reklamationen abzugeben. Zuvor hatten zahlreiche Sekretärinnen am Standort das Gleiche getan. In vielen Bereichen gab es seit Ende letzten Jahres ERA-Informationsveranstaltungen des Betriebsrats, zu denen die Beschäftigten der jeweiligen Bereiche in Scharen strömten. Der BRENNPUNKT beschreibt die Probleme, die jetzt vorliegenden Lösungen und lässt die Betroffenen zu Wort kommen: Meister: Das Problem: Die Meister sind aus Sicht die Entgeltgruppe 15 durch Meister des Betriebsrats zu rund 80 % einer zu belegt werden kann, ist nicht ein einziger niedrigen Entgeltgruppe zugeordnet wor- dieser zugeordnet worden. den. Die Meister in der Montage, Qualität und Fertigung haben beispielsweise alle lediglich die Entgeltgruppe 13 erhalten. In der ERA-Funktionsbeschreibung für E 5Leiter der Entgeltgruppe 13 heißt es: "weitgehend standardisierte / operative Fachaufgabe". Obwohl in den Verhandlungen zwischen Unternehmen und Betriebsrat vereinbart wurde, dass auch 9 ERA Wertschätzung mit Schätzwerten Stimmen von Meistern: "Wir Meister in der Montage sind ohne ERA-Gespräch alle pauschal der Entgeltgruppe 13 zugeordnet worden. Ich dachte, da muss jeder Arbeitsplatz individuell angeschaut werden. Wir mussten doch auch mit allen unseren Mitarbeitern ein ERA-Gespräch führen. Da heißt es von oben immer "die Meister führen die Fabrik" - aber die ganze Art und Weise wie die ERA-Umsetzung stattgefunden hat, ist überhaupt nicht wertschätzend. Ich selber komme zwar in die Alterssicherung, aber ich bin solidarisch mit meinen Kollegen und reklamiere deshalb jetzt." "Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Die hohen Herren drücken uns über Zielvereinbarungen immer neue Aufgaben auf, aber bei der ERA-Einstufung rutschen wir noch ab. Herr Zetsche hat immer gesagt, wir Meister seien die Stütze des Unternehmens - und jetzt werden wir so abgewatscht. Die einzige Begeisterung, die ich noch habe, ist auf die Barrikaden zu gehen. "In jedem zweiten Mail heißt es ‘verantwortlich: E 5-Leiter’ und gleichzeitig wird am Meister nur gespart." "Wir kommen alle wegen dem Geld zum Schaffen in die Firma. Bei der Leistungsbeurteilung kommt aber seit Jahren nix mehr rum. Die Motivation fehlt einfach. Täglich wächst die Zahl der werksübergreifenden Schnittstellen, die wir zu bewältigen haben Bei ERA interessiert das jedoch niemand! Nur mit guten Worten kann ich meine Familie nicht ernähren." 10 vlnr. Ralf Kieferle (QTQ/BPA), Klaus Peterson (MOS/SL), Karl Wörner (LOG/TL), Jürgen Kollmar (RB) ,Steffen Rebmann (MOS/S2) , Hartmut Lutz (LOG/TL) Brennpunkt 84/03-2007 7 spezial era-reklamationen Es ist eine Schande, wie das Unternehmen mit seinen Meistern umgeht. Helmut Roth, 46, Fachbeauftragter des Betriebsrats für die Ebene 5: "Es ist eine Schande, wie das Unternehmen mit seinen Meistern umgeht. Jede Woche werden neue Projekte, neue Ziele, neue Aufgaben definiert, die von den Meistern umgesetzt werden müssen. Und trotzdem werden sie bei der ERA-Umsetzung unter Wert eingruppiert. Das nehmen wir nicht hin und haben deshalb den Großteil der Zuordnungen reklamiert." Wolfgang Schneider, 44, (rechts im Bild) Meister in MOG/ E4 und Vorsitzender der Meistervereinigung am Standort Sindelfingen: "Bei uns treten jeden Tag Fehler auf und wir müssen die Lösungen dafür selbst erarbeiten. Wir arbeiten nicht standardisiert. Die Teamleiter brauchen uns zum Abstellen der Fehler. Die Aufgaben sind völlig heterogen und jeder Tag ist eine neue Herausforderung." Anton Hermanutz, 43, (links im Bild) Rohbau, Stellvertretender Vorsitzender der Meistervereinigung am Standort Sindelfingen: "Wir im Rohbau haben hochkomplexe Anlagen mit Robotertechnik, die Prozesse sind hoch kompliziert, wir machen die Umbauten über Weihnachten in Eigenregie und das alles wird nicht honoriert. Die Stimmung ist ganz schlecht unter uns Meistern. Es ist nicht in Ordnung, wenn die Instandhalter Entgeltgruppe 12 haben und die Meister mit der ganzen Personalführung nur Entgeltgruppe 13. Wir haben doch die Verantwortung für jeden einzelnen Mitarbeiter, auch bei Unfällen usw." 11 spezial era-reklamationen Qualitäts management (QM und MCG/Q) Das Problem: Carsten Gießel, QM/QKT: QM und MCG/Q sind bei der ERA- "Wir laufen nicht nur mit Messschiebern dass die QM hierzu einen enorm hohen Einstufung unterhalb der Entwicklung, bewaffnet durch die Fabrik und prüfen Beitrag leistet und in der Vergangenheit PP und dem Einkauf angesiedelt. Die irgendwelche Bauteile. Wir von der QKT schon geleistet hat. Beschreibungen für Qualitätsingenieu- sind weltweit im Einsatz, nehmen Pro- Ebenso gibt es die tollsten Broschüren, re enden mit der Entgeltgruppe 15. Nur zesse für sämtliche Kaufteile die in unsere Videos und sonstige Mitteilungen seitens in seltenen Ausnahmen kann in der QM Fahrzeuge kommen ab und das auch auf der Unternehmensleitung bezüglich Wert- überhaupt die Entgeltgruppe 16 verge- Englisch; wir entscheiden, ob der Lieferant schätzung, Motivation, Loyalität usw. Zu ben werden. uns beliefern kann oder nicht, wir erteilen den Themen Loyalität und Wertschät- Wir fühlen uns massiv benachteiligt! Die Wut der Beschäftigten war in diesem die Freigaben für unse- Bereich so groß, dass die ERA-Infor- re Einzelbauteile; wir mationsveranstaltung des Betriebsrats am müssen die Bauteil- 14. Dezember 2006 zeitweilig einen technik verstehen, die schwierigen Verlauf nahm. Einige Redner Herstellungsprozesse nachvollziehen kön- Unternehmensleitung gegenüber ihren erhoben den Vorwurf, die QM sei abgewer- nen, wir müssen ein umfassendes Wissen Mitarbeitern wahrnehmen konnte. Zu die- tet worden - und der Betriebsrat habe dies mitbringen und das tun wir auch. Kurzum, ser Zeit waren wir Mitarbeiter noch ‘das nicht verhindert. Die anwesenden Be- unsere Qualitätswelt hat sich seit dem Kapital’ triebsräte hatte Mühe zu vermitteln, wie Krieg weiter gedreht, aber das ist leider Meinung hierüber hat sich in den letzten weit ihr Einfluss im Bewertungsprozess noch nicht bei allen Kollegen angekom- Jahren sehr einseitig verlagert spätestens faktisch reicht. Tatsächlich sind die Auf- men. Wir fühlen uns massiv benachteiligt. seit dem Schlagwort ‘Baden-Württem- gabenbeschreibungen und ihre Bewer- Es kann nicht sein, dass Ingenieure aller bergische Krankheit’. Man hat als Mitar- tungen Ergebnisse eines schwierigen Orten besser eingestuft sind als im Center beiter nicht mehr das Gefühl, Kapital des Verhandlungsprozesses, in dem immer QM." Unternehmens sondern, nur noch ein zuerst das Unternehmen dem Betriebsrat zung kann ich nur sagen, dass ich bis vor ein paar Jahren noch Loyalität der des Unternehmens. Meine Kostenfaktor bzw. Einsparpotenzial zu seine Vorstellungen bezüglich der Stan- Ein Mitarbeiter aus der QM sein. Auch bei dem anscheinend so wichti- dardaufgabenbeschreibungen und der (Name der Red. bekannt): gen Thema Qualität kann ich lediglich zugehörigen Entgeltgruppe vorgelegt hat. "Egal in welcher offiziellen Mitteilung, bei Kosteneinsparungsmaßnahmen im Ent- Das Unternehmen hatte gerade für die QM den Reden von Herrn Haller auf der Be- wicklungsbereich sowie jetzt aktuell im zum Teil noch deutlich niedrigere Bewer- triebsversammlung, überall ist das Thema Zuge von ERA die Abwertung der gesam- tungen eingebracht. Außerdem wurden die Nummer eins die Qualität. ten QM erkennen. Zuordnungen der Beschäftigten - wie in Verursacht durch diese Dinge ist ein allen anderen Bereichen auch - allein Ich weiß sehr gut, dass Qualität nicht Stimmungs- bzw. Motivationstief eigentlich durch das Unternehmen vorgenommen. erprüft werden kann, sondern erzeugt wer- vorprogrammiert und man kann sehr leicht den muss, jedoch bin ich der Meinung, zum ‘Bewohner des Werkes’ werden." 12 Brennpunkt 84/03-2007 7 spezial era-reklamationen IT Am gleichen Tag fand auch eine große gemeinsame Protestveranstaltung der PP und IT statt. WIr haben ein paar Stimmen eingefangen. Anforderungsprofile wachsweich formuliert Das Problem: Die IT-Beschäftigten ste- und -Beratungsanteil den Großteil der hen bei den Tarifgehältern nach der Arbeit aus." ERA-Zuordnung zum Großteil schlechter da als im alten Gehaltssystem. Sie "Hier sind keine eindeutigen Kritierien defi- sehen den niert und somit hat man hier auch keinen Ingenieuren in der Entwicklung und konkreten Punkt, auf dem man eine Produktionsplanung benachteiligt. Argumentation gegen eine Fehleinstufung sich auch gegenüber aufbauen kann, da hier jeder seine eigene "Es kann und darf nicht sein, dass Sichtweise haben kann." Kollegen ‘in der Fabrik’ z.B. im Bereich SNT höher eingestuft sind als wir. Beide "Aus meiner Sicht wird die Komplexität machen Projektmanagement. Hier muss Systemen besteht, der Verbund und des- einer IT oder Prozessentwicklung bei der es bei der Gleichheit bleiben, die es vor sen Beherrschung allerdings die höhere ERA-Einstufung etwas schwächlich be- ERA auch gegeben hat!!!" Komplexität darstellt. Weiter wird von uns wertet. Im Vergleich zur Einstufung von gefordert, dass wir über die gesamte Tätigkeiten in den "Entwicklungs-Inge- "Aus IT- Systemkette die Prozesse betreuen sollen nieurabteilungen" ist die IT zu niedrig an- Anforderungsprofile der verschiedenen meiner und dabei muss man auch Wissen über gesetzt." Entgeltgruppen ‘wachsweich’ formuliert. Systeme haben, die man nicht direkt Was der betreut bzw. die sogar vom Fachbereich Komplexität der betreuten Systeme? Hier betreut werden. In Summe sind wir nicht kann es zwar sein, dass ein Verbund aus reine Systemgestalter, sondern bei mir mehreren einzelnen weniger komplexen zumindest macht der Prozess-Analyse- verbirgt Sicht sich sind z.B. die hinter 13 spezial era-reklamationen fehlende Wertschätzung Haufenweise ERA-Reklamationen der Sindelfinger Sekretärinnen Das Problem: Die Sekretärinnen wurden entlang der Hierarchieebene ihres Chefs zugeordnet - ohne Berücksichtigung ihrer tatsächlichen Aufgaben. Laut einem Vorstandsbeschluss dürfen nur E1-Sekretärinnen der Entgeltgruppe 9 zugeordnet werden, alle anderen liegen darunter. Dies hat erheblichen Protest unter den Sekretärinnen ausgelöst, den sie unter anderem bei zwei ERA-Informationsveranstaltungen des Betriebsrats Ende letzten Jahres (wir berichteten) und bei der Fotos: gemeinsamen Abgabe ihrer Reklamatio- Enttäuschung, Skepsis, Neugierde, nen im Januar zum Ausdruck brachten. Ungewissheit: Weder der ERA-Tarifvertrag noch eine Es gab viele Motive für die vielen Betriebsvereinbarung sieht eine Zuord- Sekretärinnen, an den ERA-Informations- nung nach Hierarchieebene des Chefs veranstaltungen teilzunehmen. Die vor - hier wurde klar gegen gültige Resonanz übertraf alle Erwartungen und am Ende wurden zahlreiche Reklamationen von Betriebsrat Jürgen Hesse an Herrn Egon Rau (HRM) überreicht. 14 Regelungen verstoßen. Deshalb hat der Betriebsrat alle Zuordnungen der Sekretariate am Standort pauschal reklamiert. Brennpunkt 84/03-2007 7 spezial era-reklamationen Dimitra Koemtzidou, 33, VKP/PKC: "Wir reklamieren, weil unsere Tätigkeiten nicht mit unseren Zuordnungen übereinstimmen. Wir haben uns am Anfang sehr geärgert, jetzt machen wir schon Witze darüber. Da sagt manch eine, dass wir dann eben Dienst nach Vorschrift machen, wenn sich an dem jetzigen Zustand nichts ändert. Da gibt´s dann auch mal bissige Bemerkungen, wie ‘das können wir nicht laut unserer Tätigkeitsbeschreibung’. Wenigstens bekommen wir vom Betriebsrat die notwendige Hilfestellung." Tesé Gerard, 26, PW/FL2: "Mir fehlt die Wertschätzung. Mein Chef hatte nicht die Möglichkeit, mich richtig zu bewerten. Das hat stattdessen jemand getan, der meinen Arbeitsplatz gar nicht kennt. Was ich will, ist, dass wir genauso behandelt werden wie andere Berufsgruppen. Wir Sekretärinnen sind immer diejenigen, die ‘dazwischen’ stehen, weil wir eng mit unseren Vorgesetzten zusammenarbeiten müssen - und das wird ausgenützt. Da heißt es ‘die werden schon nichts sagen’…." Andrea M., 39: "Die Sekretariate sollten fast alle von Entgeltgruppe 8 auf 9 angehoben werden, weil die Beschreibung von EG 9 auf jedes normal geführte Sekretariat am besten passt. Die Synopse und Aufgabenbeschreibungen im Funktionsbereich Sekretariat/Verwaltung sind insgesamt allerdings sehr schwammig. Deshalb ist die Reklamation auch nicht einfach. Glücklicherweise hat der Betriebsrat uns Unterstützung dabei angeboten. Für gerade ausgelernte Kräfte ist Entgeltgruppe 7 in Ordnung. Aber dass Sekretärinnen, die schon 25 Jahre und länger im Unternehmen sind, nur Entgeltgruppe 8 haben, versteht keiner. Ob die Tätigkeit einer Sekretärin der Beschreibung der Entgeltgruppe 8 oder 9 zugeordnet wird, ist Auslegungssache. Wie gesagt, die Beschreibungen sind nicht eindeutig." Yvonne Schindler, 23, DCmove: "Wir wurden nach DCmove in Entgeltguppe 6 eingestuft. Das ist nicht fair. Es werden einfach nicht die Tätigkeiten bewertet, die wir tatsächlich machen. O.k. uns fehlt die Erfahrung vielleicht, aber die Aufgaben müssen wir trotzdem erfüllen." 15 spezial era-reklamationen Wir wollen eine gerechte Einstufung! W i e d e r g r o ß e E R A - P r o t e s ta k t i o n ! D i e s e s M a l M o n ta g e b e r e i c h e . Rund 300 Einfahrer, Nacharbeiter, Anlagen- bzw. Maschinenführer, Meisterstellvertreter, Flaschner, Lackierer, Polierer, Verfahrensauditoren und Instandhalter der Montagebereiche des Standorts haben sich am 1. März vor dem Gebäude 1 versammelt, um sich über den Stand der ERA-Verhandlungen der örtlichen Paritätischen Kommission zu informieren. Anschließend haben viele Beschäftigte der Paritätischen Kommission ihre Reklamationen übergeben. Der Verhandlungsführer des Betriebsrats, Ergun Lümali, berichtete, dass die Unternehmensvertreter des zentralen ERAProjekts immer noch der Auffassung seien, dass alle Montagetätigkeiten mit den 2004 vereinbarten Referenzen erfasst werden Übergabe der ERA-Reklamationen an Professor Dr. Eckhard Kreßel, P-Leitung MCG 16 könnten. Der Vergleich des Unternehmens mit Beschäftigten an anderen Standorten sei nicht zulässig, da beispielsweise die Arbeit in der Einfahrabteilung in Sindelfingen ein hohes Maß an Nacharbeitsanteilen beinhaltet, die wertigkeitsprägend sind und die Forderung nach einer höheren Entgeltgruppe rechtfertigen. Auch Maschinen- bzw. Anlagenführer, die häufig meistereiübergreifend eingesetzt werden, müssten höher bewertet werden. Leistungen der Beschäftigten rechtfertigen die Vorgehensweise Der Druck in der örtlichen Paritätischen Kommission sei "unheimlich groß und bisher bewegen sich die Unternehmensvertreter keinen Millimeter," sagte Ergun Selten zuvor wurde der Bau 1 von so vielen Mitarbeitern aufgesucht, wie in den letzten Wochen Lümali. Aber auch die Betriebsratsvertreter seinen in der aktuellen Situation überhaupt nicht gewillt, zurück zu weichen. Die Kolleginnen und Kollegen seien unter den gegeben Umständen momentan nicht bereit, Überstunden zu leisten. Mit Blick in die nächste Zukunft sagte der Vorsitzende des Ausschusses für Entgelt und Zeitwirtschaft: "Auch wenn mit der ERAEinführung keiner Geld verlieren wird, werden wir uns weiterhin nicht zurück lehnen, denn wir wollen eine gerechte Einstufung und dafür werden wir gemeinsam kämpfen. Die guten Leistungen der Sindelfinger Beschäftigten und die Arbeit an PremiumProdukten rechtfertigen unsere Vorgehensweise absolut." Am Ende des (ERA-) Tunnels, womöglich doch noch Licht? Brennpunkt 84/03-2007 7 spezial era-reklamationen wir können nicht alle über einen Kamm geschoren werden! "Wir Meisterstellvertreter sind in EG 10 eingestuft worden und damit nicht zufrieden. Verglichen mit anderen Facharbeitern fühlen wir uns zu niedrig eingestuft, denn wir tragen als Vertreter des Meisters ein hohes Maß an Verantwortung und übernehmen immer wieder auch Sonderaufgaben." Michael Schwarzer (49) Meisterstellvertreter, MOG/E3, Geb. 3/10 "Meine Kollegen und ich glauben, dass bei der Einstufung der Instandhalter zu wenig differenziert wurde. Unsere Tätigkeiten sind unterschiedlich und deshalb können wir auch nicht alle über einen Kamm geschoren werden. Die Entgeltgruppe, die uns Ende des vergangenen Jahres mitgeteilt wurde, mag in manchen Fällen ja hinhauen, aber bei vielen Kollegen wird die notwendige langjährige Erfahrung als Facharbeiter damit völlig unzureichend berücksichtigt." Marc Wozniak (25) Instandhalter; MOG, Geb. 3/10 "Wir Fahrer wollen gerecht eingestuft werden. Wir sind Facharbeiter, denn unsere Arbeit hat mit normalen Montiertätigkeiten nichts zu tun. Unsere Aufgaben sind eher mit denen eines TÜV-Abnehmers vergleichbar, also sehr verantwortungsvoll. Auch in der Nacharbeit setzen wir uns intensiv mit den Fahrzeugen auseinander. Wir müssen technischen Änderungen schnell folgen können, in der Lage sein, uns neuen Situationen umgehend anzupassen und uns rasch neu zu integrieren." Siegfried Weiß (48) Einfahrabteilung/Nacharbeit, MOG, Geb. 36 17 ig metall 10.000 protestieren gege 10.000 Beschäftigte haben Ende Januar vor Tor 3 gegen die Regierungs- In Wahrheit geht es um eine weitere Rentenkürzung pläne zur Rente mit 67 demonstriert. arbeiten können. "In Wahrheit geht es darum, eine weitere Kürzung der Rente zu begründen," sagte Erich Klemm. Rund 100 Buchhalter waren aus der Erich Klemm verwies auf den engen Möhringer Zentrale angereist, denn der Zusammenhang der geplanten Renten- Unmut richtete sich auch gegen die reform mit heutigen Arbeitsbedingungen. aktuelle von Er kritisierte, dass sich das Unternehmen DaimlerChrysler. Der Betriebsratsvor- in Produktionsbereichen von arbeitspoliti- sitzende Erich Klemm kritisierte insbe- schen Grundsätzen verabschiedet hat, Die Regierungspläne zur Rente mit 67 sondere die Folgen des massiven die in den 1990er Jahren gemeinsam mit seien zynisch, erklärte Uwe Meinhardt, 2. Personalabbaus in den Verwaltungen, dem wurden, Bevollmächtigter der Stuttgarter IG Metall. die Vorstandspläne zur Verlagerung indem "Arbeit wieder in ihre Einzelteile Nur dann "wenn wir zu viel Arbeit hätten von Arbeitsplätzen aus dem Bereich zerstückelt wird." Nicht nur am Fließband, und zu wenig junge Leute, die die Arbeit Rechnungswesen ins Ausland und die auch in der Verwaltung und der Entwick- machen könnten, müssten wir wirklich ERA-Zuordnungen durch das Unter- Unternehmenspolitik Betriebsrat vereinbart Arbeitslosigkeit durch Abschaffung der Altersteilzeit lung macht der Rationalisierungsdruck länger nehmen, die viele DaimlerChrysler- Arbeit bis 67 nur schwer vorstellbar. Auch Unternehmen in den vergangenen beiden Beschäftigte verärgert haben. die politisch Verantwortlichen glauben Jahren zehntausende Arbeitsplätze ver- nicht, dass Menschen tatsächlich bis 67 nichtet und tausende junger Leute nicht 18 arbeiten." Tatsächlich hätten Brennpunkt 84/03-2007 en "Rente mit 67" 7 eingestellt bzw. nicht übernommen. Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit würden die Konsequenzen der Regierungspläne deutlich machen, mit der bisherigen Rente auch die Altersteilzeit abzuschaffen. Demnach wären ab 2013 zwischen 1,2 und 3 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze notwendig, damit die Zahl arbeits- weiterhin einen gesetzlichen Rahmen, um loser Menschen nicht weiter wächst. tariflich und betrieblich auch künftig Ausstiegsmodelle regeln zu können, die Arbeit und Sicherheit für die Jungen ähnlich wie die Altersteilzeit funktionieren: "Sorgen wir dafür, dass die Jungen wieder Arbeit und Sicherheit haben. Was Neben Möglichkeiten zur betrieblichen dabei hilft, ist, dass die Älteren den Altersvorsorge forderte Erich Klemm Jungen Platz machen." 19 ig metall Tarifrunde 2007 6,5% Für gerechten Anteil am wirtschaftlichen Fortschritt! Ende IG-Metall- ein mögliches Volumen von 4,1 %. Dieses Doch der IG-Metall-Vorstand hat entspre- Vorstand für die Tarifrunde 2007 eine Februar Volumen setzt sich aus einem Produktivi- chenden Ankündigungen der Arbeit- Forderung von 6,5 % beschlossen, bei tätsanstieg von 1,8 % und aus um 2,3% geberseite bereits eine deutliche Absage einer Laufzeit von 12 Monaten. Dem gestiegenen Verbraucherpreisen zusam- erteilt: Es gibt weder eine "Einmal-Pro- Beschluss gingen wochenlange Dis- men. Die Produktivitätsentwicklung und duktivität" noch eine "Einmal-Inflation", kussionen in Betrieben, Verwaltungs- die Ertragsaussichten in der Metallwirt- deshalb ist auch nicht nachvollziehbar, stellen und Bezirken voraus. Dabei schaft sind sogar noch günstiger als die warum wir uns mit einer "Einmal-Zahlung" lagen der gesamten Wirtschaft. zufrieden geben sollen. Für 2007 wird in der Metall- und Angesichts dieser klaren Ausgangslage - einige hat der Metaller mit ihren Vorstellungen unter 6,5 %, nicht wenige aber auch deutlich darüber. Elektroindustrie eine Produktionssteige- Konzentration auf die Erhöhung der Bereits wenige Tage vorher hatte die rung von 4,5 % bis 5,5 % erwartet. Entgelte Große Tarifkommission Baden-Württem- Außerdem sind Lohnquote und Lohn- Rahmenbedingungen - fordern wir die berg beschlossen, die Erhöhung der stückkosten in der Metall- und Elektro- Arbeitgeber auf, von Anfang an konstruk- Entgelte und Ausbildungsvergütungen um industrie seit Jahren rückläufig: Die tive Verhandlungen zu führen. Die erste 6,5 % zu fordern. Außerdem sollen die Lohnquote ist seit Mitte der neunziger Verhandlungsrunde mit Südwestmetall Arbeitgeber in Baden-Württemberg künf- Jahre von gut 24 % auf unter 17 % gesun- findet am 14. März in Sindelfingen statt. tig die Studiengebühren für Berufsakade- ken, die Lohnstückkosten liegen 10 % Die Laufzeit der Tarifverträge endet am mie-Studierende und für Studierende in unter dem Niveau des Jahres 2000. 31. März, die Friedenspflicht am 28. April. anderen dualen Ausbildungsgängen an Hochschulen von 500 € pro Semester übernehmen. 6,5 % sind gut zu verkraften bei guten wirtschaftlichen Für einen gerechten Anteil der Beschäf- Beschäftigte erwarten angemessene Beteiligung tigten am wirtschaftlichen Fortschritt - für 6,5 % mehr Entgelt! Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Übrigens: in der Metall- und Elektroindustrie erwar- Wer Mitglied der IG Metall ist, trägt aktiv Die Metall- und Elektroindustrie kann eine ten angesichts dieser guten Rahmen- dazu bei, dass wir ein gutes Ergebnis Entgelterhöhung in der Größenordnung bedingungen, dass sie angemessen am erreichen. von 6,5 % sehr gut verkraften und finan- wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden. zieren. Allein der Blick auf den gesamt- Die Arbeitgeber versuchen, sich dem Es ist eine alte Wahrheit: wirtschaftlich neutralen Spielraum aus Erwartungsdruck in dieser Tarifrunde Inflation und Produktivitätsanstieg zeigt durch Einmalzahlungen zu entziehen. Sind mehr drin ist mehr drin! 20 Brennpunkt 84/03-2007 7 ig metall Mr. Monopoly- das Maskottchen des erfolgreichsten Spiels aller Zeiten. Fundgrube Mitgliederwerbeaktion Ziele erreichen Wir verlosen eine Wackel-Figur für Ihren Schreibtisch! Kreuzworträtsel lösen und Lösungswort bitte bis zum 1.4.2007 an: Wir gratulieren folgenden Gewinnern unserer Aktion W050 +++ HPC: D100 +++ Redaktion Brennpunkt „Ziele erreichen“: 1. Andreas Antunovic (MOG/E3) gewinnt eine Fahrt im Heißluftballon für zwei Personen 2. Jens Greiner (DCmove) gewinnt ein easy-ticket Gutschein für Konzertveranstaltungen 3. Florian Jakob (MOG/E2) gewinnt ein Candle-Light-Dinner für 2 Personen im Paladion aktuell Lesen Sie auch die MärzAusgaben der metall und metallnachrichten mit den Schwerpunkten Tarifrunde 2007. 21 jugendvertretung Stuttgarts IG-Metall-Jugend macht Druck A nlässlich des Berufsbildungstages der Industrie- und Handelskammer Selbständigkeit und finanzielle Unabhängigkeit (IHK) Region Stuttgart übergaben die diesem Gespräch wollen wir klären, inwiefern Ausbildungsvergütungen ein Hemmnis sind, wo wir aus IHK-Sicht doch überhaupt beiden Sindelfinger DaimlerChrysler- Laut besagter Presseinformation zeigt sich kein Lehrstellenproblem haben", kündigt Jugend- und Auszubildendenvertrer Dr. Günter Baumann außerdem überzeugt, Frank Büchner an. "Außerdem interessiert Marc Dessecker (23) und Frank Büchner dass auch eine Absenkung der Lehrlings- uns, wo denn eigentlich Ausbildungsplätze (24) im Namen des Ortsjugendaus- vergütung für mehr Ausbildungsplätze sor- in ausreichender Zahl vorhanden sind, schuss der IG Metall Stuttgart den IHK- gen würde. Diese Einschätzung wird von obwohl viele junge Menschen lediglich im Vertretern Anfang Februar rund 2.000 den Auszubildenden- Berufsvorbereitungsjahr und im Einstiegs- Protestpostkarten. Anlass der Postkar- vertretern überhaupt nicht geteilt. "Es kann qualifizierungsjahr untergebracht sind," tenaktion war eine Presseinformation doch nicht wahr sein, das Herr Braun ergänzt Marc Dessecker. "Die gelten dann der Ende ernsthaft glaubt, gekürzte Ausbildungs- als vermittelt, tauchen im betreffenden Jahr September des vergangenen Jahres zur vergütungen würden die schlechte Ausbil- in keiner Statistik auf und drängen Ausbildungsplatzsituation in Baden- dungsplatzsituation verbessern", schimpft anschließend wieder auf den Ausbildungs- Württemberg. Marc Dessecker. Er fordert, "dass diejeni- markt." Wir warten gespannt auf die gen, die jungen Menschen ein hohes Maß Antworten. IHK Baden-Württemberg Jugend- und Die IHK Region Stuttgart zog damals den an Flexibilität und Selbständigkeit abver- Unmut der jungen Metaller auf sich, weil langen ihnen auch finanzielle Unabhängig- deren Präsident, Dr. Günter Baumann, in keit zugestehen müssen." der Presseinformation zur Ausbildungsbilanz im Südwesten betont, dass es in I m p r e s s u m Gesprächstermin vereinbart Baden-Württemberg "keine Lehrstellen- brennpunktmagazin katastrophe" gibt. "Das sehen wir ganz Am Rande des Berufsbildungstages konn- anders," kritisiert Frank Büchner, denn ten die umstritten diskutierten Themen "selbst wenn die Zahl der abgeschlosse- natürlich nur angerissen werden. Immerhin nen Lehrverträge gestiegen ist, sind immer führte die Konfrontation mit den Protest- noch viel zu viele Jugendliche gezwungen, postkarten dazu, dass die IHK-Vertreter sich mit einem Praktikumsplatz statt mit den jungen Metallern ein Gespräch ange- einem boten haben, um die aufgeworfenen qualifizierten abspeisen zu lassen." 22 Ausbildungsplatz Fragen angemessen zu diskutieren. "In Herausgeber: IG Metall Stuttgart V.i.S.d.P.: Hans Baur, 1 Bevollmächtigter IG Metall Stuttgart, Sattlerstr. 1, 70174 Stuttgart. e-mail: [email protected]; internet: www.igmetall-stuttgart.de Redaktion: Silke Ernst, Jürgen Uppenthal, Frank Schmid Guido Santanello Petra Wassermann, IGM 07031 / 90Tel. 81523 Tel. 81432 Gestaltung: Edgar Jörg, Tel. 44711 Leserbriefe an: BRENNPUNKT, HPC: D100 oder [email protected] Brennpunkt 84/03-2007 7 betriebsrat Personelle Änderungen beim Betriebsrat Frischer Wind B ereits Mitte Dezember hat der Betriebsrat personelle Entscheidungen im Änderungen in Fachausschüssen neu dabei Dieter Bartl Ulrich Lippert Lütfü Özkan Winfried Sender Zusammenhang mit dem Ausscheiden von Willi Lux zum Jahresende 2006 getroffen. Helmut Roth ist als Nachfolger von Willi Seit 1. Januar wird der Koordinationsaus- Lux seit Anfang des Jahres einer der bei- schuss MOS von Frank Strümpel geleitet, den stellvertretenden Vorsitzenden des der für den ausgeschiedenen Willi Lux seit Personalausschusses. Anfang dieses Jahres auch Mitglied des Betriebsausschusses ist. Insgesamt haben sich in den Fachausschüssen verschiedene personelle Frank Zischeck ist zu Beginn dieses Änderungen ergeben. Den aktuellen Stand Jahres als ständiges Ersatzmitglied in den der Ausschussbesetzungen (Koordina- Betriebsrat betreut tions-, Fachausschüsse, Fachbeauftragte) Bereiche im Koordinationsausschuss MOS nachgerückt und des Betriebsrats entnehmen Sie bitte dem betreut. Struktur-Ratgeber. Die Broschüre (Bild) ist ab sofort beim Betriebsrat erhältlich. Winfried Sender ist am 1. Februar 2007 Frank Zischeck aktuell im intranet als ständiges Ersatzmitglied in den Betriebsrat nachgerückt. Er betreut Bereiche im Koordinationsausschuss MOG. NEU ab sofort erhältlich! Umweltzone: Pkw-Instandsetzung rüstet Fahrzeuge um Um den Anteil des Feinstaubs aus bestimmten Verkehrsbereichen zu reduzieren, richten zahlreiche deutsche Großstädte ab dem 1. März so genannte Umweltzonen ein. Fahrzeuge mit älterem Katalysator und alte Dieselfahrzeuge dürfen in diesen Verkehrsbereichen dann nicht mehr fahren. Ist Ihr Fahrzeug auch von diesem Fahrverbot betroffen? Die Pkw - Instandsetzung (PWI) bietet Ihnen eine umfassende Beratung an und sorgt gegebenenfalls für Abhilfe. Sie führt schnell und kostengünstig Fahrzeugumrüstungen durch: für Dieselfahrzeuge ab 799 Euro inklusive Mehrwertsteuer, für Benzinfahrzeuge schon ab 406 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Die Preise sind abhängig vom Fahrzeugtyp. Preisinformationen erhalten Sie direkt in der Kundendienstannahme der PWI oder telefonisch unter 44595. Halten Sie hierzu bitte Ihren Fahrzeugschein oder Ihre Zulassungsbescheinigung bereit. Tel. 44595 23 abschied W er sich mit Willi Lux (54) über des- Betriebsrats in unzähligen Verhandlungen dung, der Anstellung in einer Ford-Ver- sen Hobbies unterhält, kommt sehr mit dem Personalbereich hat Willi Lux mit tragswerkstatt und der Bundeswehr ist wahrscheinlich in kürzester Zeit auf seiner Arbeit deutlich sichtbare Spuren der gebürtige Badener im Frühjahr 1976 das Thema Arbeitspolitik zu sprechen. am Standort Sindelfingen hinterlassen. zunächst befristet zu Daimler-Benz nach In vielen Berufsjahren hat sich Willi Ende des vergangenen Jahres hat er das Gaggenau gegangen. Schon wenige Lux aber nicht nur mit großer Leiden- Unternehmen gesundheitlichen Monate später ist er zur Unterstützung schaft, sondern als Betriebsrat auch Gründen verlassen und Ende Februar des Anlaufs des W 123 "zunächst eigent- sehr professionell für die Gruppen- 2007 sein ehrenamtliches Mandat im lich nur vorübergehend" nach Sindelfin- arbeit eingesetzt. Ortsvorstand der IG Metall Stuttgart gen gekommen: "Zum einen hat mich die niedergelegt. Arbeit mit PKW gereizt. Außerdem war aus Er hat in der Gruppenarbeit immer "große ich zu diesem Zeitpunkt frisch verheiratet, Chancen für Beschäftigte gesehen hat, Schon in der Kindheit hat Willi Lux in der unsere Tochter Nicole war schon geboren sich kreativ, motiviert, inspiriert und mit elterlichen Nebenerwerbslandwirtschaft und so kam mir die Chance 200,- DM im enormer Innovationskraft in ihren Job ein- "tüchtig mit anpacken müssen", wie er Monat mehr zu verdienen ganz gelegen," bringen zu können und für das Unterneh- sagt. Nach der Kfz-Mechaniker-Ausbil- erinnert er sich. men mit großem Nutzen zu arbeiten." Bewerbungsfoto von 1976 Von Beginn an dabei Spuren Die Tätigkeit in der Wechselschicht im Inzwischen hat das Unternehmen zwar Gebäude 36 hat ihm viel Spaß gemacht einen anderen Kurs eingeschlagen, doch und bereits ein Jahr später war er als als langjähriger Vorsitzender des Aus- Vorarbeiter in der gesamten Kostenstelle schusses für Arbeitsorganisation, als einsetzbar. Drei Jahre danach ist er zur Betriebratskoordinator der S-Klasse, als Vorbereitung der damals neuen S-Klasse Verantwortlicher der Durchführung von in das Gebäude 46 gekommen, das Betriebsratswahlen und als Vertreter des gerade aufgebaut wurde: "In dieser Zeit 24 Brennpunkt 84/03-2007 7 betriebsrat Wir verlieren einen guten Freund bin ich verstärkt mit Arbeitnehmerfragen "Damals wurde das Fundament der heuti- einer Neuausrichtung der Arbeitspolitik konfrontiert worden, da ich von Beginn an gen Betriebsratsstrukturen gelegt." Willi und anderen Problemen aus gesundheit- dabei war und mich vor Ort bestens aus- Lux wurde Koordinator der Gesamt- lichen Gründen ausscheiden zu müssen." kannte und so wurde ich Ende der 1970er montage. Auch die ehemaligen Kolleginnen und IG-Metall-Vertrauensmann und 1987 Betriebsrat im Gebäude 46”. Seine ersten Betreuungsbereiche waren überwiegend Kollegen werden ihn vermissen: Er ge- Wind im Unternehmen ist rauer geworden nießt nicht nur wegen seiner fachlichen Leistung großen Respekt, sondern wie es im Fahrwerksbereich beim Hängedreh- der Betriebsratsvorsitzende Erich Klemm förderer, der Motorenaufrüstung und der In den beiden vergangenen Jahrzehnten anlässlich seiner Verabschiedung formu- ‚Hochzeit', sowie der gesamte Finish- hat sich die Arbeitswelt und damit die liert hat: "Wir verlieren mit Willi Lux nicht Bereich. Außerdem hat er das damalige Arbeit der Interessenvertreter stark verän- nur einen äußerst kompetenten Kollegen, Pilotwerk im Bau 36/3 - die heutige dert. Das Aufgabenspektrum von Be- sondern auch einen guten Freund." Nullserie - betreut. triebsräten ist wesentlich breiter geworden. "Der Stellenwert von Kommunika- Wie Gruppenarbeit aussehen könnte aus dem Archiv tion, Information und Qualifizierung ist enorm gewachsen und der Wind im Unternehmen ist rauer geworden, " sagt Nur wenig später war Willi Lux stellvertre- er. Anfang der 1990er Jahre kündigte der tender Vorsitzender des Planungsaus- damalige Mercedes-Vorstand an, die schusses und in dieser Eigenschaft als Brutalität des Marktes in das Unterneh- Mitglied der damaligen Planungs-Projekt- men tragen zu wollen und Willi Lux gruppe Rastatt unter anderem mit der beschreibt Frage konfrontiert, wie Gruppenarbeit Werkleitung "die mehr und mehr vom künftig aussehen könnte. Anfang der unbedingten Sparwillen geprägt waren, 1990er Jahre gehörte er bereits zum egal ob es um Pläne zu mehr Flexibilität geschäftsführenden Betriebsausschuss bei der Arbeitszeit, zur Ausweitung der und war somit intensiv am Neustrukturie- Betriebsnutzungszeit, zur Kürzung von rungsprozess des Betriebsrats beteiligt. Erholzeitansprüchen oder von Schicht- Verhandlungen mit der Im September 2001 feierte Willi Lux gemeinsam mit Christa Bürkle und dem ebenfalls ausgeschiedenen damaligen Schwerbehindertenvertreter Hans Christ das 25jährige Betriebsjubiläum zuschlägen ging." Mitte der 1990er Jahre waren monatelange Gespräche zwischen Fachmann in vielen Ressorts Trotz seines schwer zu verstehende badischen Dialekts gelang es Willi Lux immer, in zahlreichen Schulungen den Mitarbeitern die Kernbotschaften zu vermitteln. (Anm. d. Red.) Betriebsrat und Werkleitung nötig, ehe die Standortsicherung zustande kam, mit der "Willi steht beispielhaft für eine Unter- "wir ein hohes Investitionsvolumen und nehmens- und Mitbestimmungskultur, die die Konzentration des Entwicklungsbe- er selbst auch über viele Jahre geprägt reichs am Standort erreicht haben." Auch hat: Bei allen Konflikten, denen er nie aus die Zukunftssicherung 2012 vor zweiein- dem Weg ging, darf es am Ende weder halb Jahren belegt, dass "Beschäfti- Sieger noch Besiegte geben, sondern gungssicherung in Zeiten der Globalisie- Regelungen, mit denen alle Beteiligten im rung für Belegschaften nicht zum Nulltarif Betrieb leben können. Vielleicht ist es zu haben ist." kein Zufall, dass der "Vater" der Gruppenarbeit zu einem Zeitpunkt geht, da das Respekt nicht nur vor der fachlichen Leistung Unternehmen nicht nur die Gruppenarbeit selbst, sondern auch die Streitkultur der Generation Lux zunehmend in Frage Willi Lux ist der Abschied aus dem Unter- stellt. Einer wie Willi wird der IG Metall nehmen nicht leicht gefallen: "Es tut weh, nicht nur im Werk Sindelfingen, sondern in einer schwierigen Situation mit Perso- auch im Ortsvorstand der Verwaltungs- nalabbau in Verwaltungsbereichen, vielen stelle Stuttgart fehlen." Fällen mit ungerechter ERA-Einstufung, 25 betriebsrat Abschied Klaus Pirk Alles tun, um unsere Organisation zu erhalten N ach 35 Jahren Betriebszugehörigkeit konnte nachhaltig verbessert werden. In Handwerkszeug in ihrer Arbeit intensiv nutzen. hat Klaus Pirk (50) Ende Januar das Kooperation mit der IG-Metall-Bildungsstätte Sie haben engen und unmittelbaren Kontakt zu Unternehmen mit Ausscheidensverein- Lohr wurden Vertrauensleute zu Moderatoren den IG-Metall-Mitgliedern und sollten sie einer- barung verlassen. Der gelernte Feinblech- ausgebildet und haben ihre Kenntnisse seits unterstützen, aber auch Bedürfnisse, ner war zuletzt Betriebsrat in der Anlauf- anschließend in vielen Tageschulungen an Stimmungen und Meinungen aufnehmen fabrik und seit drei Jahren als Vertrauens- andere gegeben. und weiter geben, sodass wir uns als Gewerk- körperleiter Chef der rund 1.000 IG-Metall- "Dieser Weg hat sich gelohnt," stellt Klaus Pirk schaft in die richtige Richtung bewegen." Mit Vertrauensleute am Standort. fest, "denn durch den Erwerb sozialmethodi- Blick in die Zukunft sieht er eine Kern- Vertrauensleute weiter scher Kompetenzen haben wir heute eine aufgabe der Organisation darin, die "verschie- Nach der Ausbildung hat er in der Produktion deutlich bessere Diskussionskultur, begegnen denen Beschäftigtengruppen mit zum Teil gearbeitet und wechselte anschließend als uns mit mehr Respekt und gehen fairer mitein- unterschiedlichen Interessen ernst zu nehmen, Karosseriebauer im Prototypenbau in den ander um." Ein Ergebnis des rund zehnjähri- tragfähige Konzepte zu entwickeln und ent- damaligen Versuch. Bereits in jungen Jahren gen Prozesses ist, dass wir "heute von ande- sprechende Ziele zu formulieren." Insbe- hat er "Ungerechtigkeiten und wie man in der ren Werken kopiert werden." sondere um Gruppen anzusprechen, die wir bisher nicht in zufrieden stellendem Maße Arbeitswelt teilweise mit Leuten umgeht" nicht akzeptiert. Die IG Metall bot ihm die Möglichkeit "mit der notwendigen Rückendeckung und Unterschiedliche Interessen ernst nehmen erreichen. "Immerhin ist im Unternehmen durch das Neue Management Modell und die ERA-Umsetzung inzwischen vielen ein Licht gut informiert" die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen im Bereich wirkungsvoll zu Klaus Pirk sieht selbstverständlich noch aufgegangen." Auch diese Beschäftigten vertreten, sagt Klaus Pirk. So wurde er Anfang Verbesserungsbedarf, Infor- haben erkannt, dass man allein auf verlorenem der 80er Jahre Vertrauensmann, später Mit- mationsfluss haben wir heute eine ganz ande- Posten steht, nichts erreicht und wir uns glied der Vertrauenskörperleitung, 1996 Ge- re Durchlässigkeit als früher." Es ist wichtig, gemeinsam und geschlossen für unsere schäftsführer und 2003 Vertrauenskörper- dass Interessen einsetzen müssen. alle aber Vertrauensleute "beim das "erlernte leiter. Neue Strukturen und bessere Qualifizierung Der damalige Vertrauenskörperleiter Thomas Freund hatte einen Kurs innovativer Verän- Beschlüsse, Resolutionen und viele andere wichtige Entscheidungen: Klaus Pirk war immer dabei. derungen eingeschlagen, und zum Beispiel mit der Einrichtung von Vertrauensleute-Bereichsleitungen effizientere gewerkschaftliche Strukturen im Betrieb geschaffen. Außerdem hat die Qualifizierung von Vertrauensleuten in diesen Jahren einen neuen Stellenwert erhalten und 26 Brennpunkt 84/03-2007 7 Neuanlauf der C-Klasse Leiharbeitnehmer-Einsatz in der Produktion Im Februar haben über 600 Leiharbeitnehmer die Arbeit hier im Werk aufgenommen. Mit dem Anlauf der neuen C-Klasse wird im Gebäude 38 seit Ende Februar wieder eine zweite Schicht aufgebaut. Der zusätzliche Personalbedarf, der außerdem eine vernünftige Urlaubsplanung in der Produktion garantieren soll, kann nur zum Teil durch ins Werk zurück gekehrte DCmove- bzw. Stammmitarbeiter gedeckt werden. Im Zusammenhang mit dem Einsatz von Leiharbeitnehmern werden auch betriebsbedingte Versetzungen von Beschäftigten aus den Centern MOG und MOS notwendig. Der Betriebsrat wird dabei auf strikte Unabhängig und von niemandem gesteuert Einhaltung der geltenden Auswahlrichtlinie bestehen. Nachdem Klaus Pirk vor rund drei Jahren die "Klaus Pirk hat als Vertrauenskörperleiter Leitung der Vertrauenskörperleitung übernom- menschliche Wärme wunderbar mit einer kla- men hatte, stellte er die Stärkung der IG Metall ren Zielorientierung verknüpft: motivierte und durch die Weiterentwicklung des Organi- gut ausgebildete Vertrauensleute, die weder sationsgrades und die Beitragsehrlichkeit der Handlanger der Betriebsräte sind, noch deren Mitglieder in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Gegner, sondern immer, wenn's drauf an- "Das hat zwar nicht immer allen geschmeckt, kommt, im Werk etwas bewegen. Und er hat aber wir müssen alles tun, um unsere unab- dafür gesorgt, dass Mitgliederwerbung nicht hängige Organisation zu erhalten, die von nie- als lästige Pflicht, sondern als vornehmste mandem gesteuert wird, von niemandem Aufgabe der Vertrauensleutearbeit verstanden abhängig ist und vor niemandem Angst haben wurde. Ich würde mich nicht wundern, wenn es muss. Das schaffen wir nur dann, wenn wir sie in seinem künftigen Refugium - wo immer das auch selbst finanzieren." Wir danken Klaus sein wird - bald ein paar IG-Metall-Mitglieder Pirk für seinen Einsatz als Betriebsrat und für gibt." sein Engagement als IG-Metall-Funktionär und Uwe Meinhardt, wünschen ihm für die Zukunft alles Gute. 2. Bevollmächtigter der IG Metall Stuttgart Uwe Meinhar Alles besser, alles schneller! So oder ähnlich wird zur Zeit “draußen” bei Mediamarkt & Co. für das neueste Betriebssystem von Microsoft geworben. Die im Verkauf stehenden PCs sind schon teilweise mit dem neuen Betriebssystem “betankt”. Fast automatisch stellt sich hier die Frage, wann es denn bei DaimlerChrysler eingeführt wird, um das bisherige Windows XP abzulösen. Klar ist, dass so ein Systemwechsel jedes Mal eine große Herausforderung für unsere IT bedeutet und mit sehr viel Aufwand verbunden ist. Wir haben mal nachgefragt und folgende Antwort erhalten: ++++ Das Betriebssystem Microsoft Vista ist ein Teil des Enterprise Agreements zwischen DaimlerChrysler AG und Microsoft. Für den Einsatz bei DaimlerChrysler wurde nun ein zentrales Projekt unter ITI/SG gestartet, in dem - in Zusammenarbeit mit ITM und Applikationsbereichen - untersucht wird, ob und unter welchen Voraussetzungen ein Einsatz in unserer Infrastruktur möglich ist. Die Ergebnisse werden in den entsprechenden Gremien vorgestellt und im 4. Quartal 2007 wird entschieden, ob, wie und wann Windows Vista produktiv eingesetzt wird.” ++++ 27 standardbegehung im rohbau der Kunde bezahlt nicht für unsere Schwächen Dieter Zetsche Stabeg Am 25.09.2006 startete im Rohbau die Standardbegehung - kurz: "Stabeg" genannt. Als Beauftragte des Betriebsrats begleiteten der Kollege Klaus Raible und ich, Guido Santaniello, den Prozess. Und das war auch gut so. O bwohl es hier eine klare Prozessbe- uns in unsere Betriebsvereinbarungen und Nur durch ein energisches Donnerwetter des schreibung gab, die sich im Rahmen der Absprachen eingewiesen werden. Auch mus- Betriebsrats konnte eine Eskalation vermie- Betriebsvereinbarungen Gruppenarbeit, sten wir ihnen beibringen, dass nach REZEI den werden. Wir Rohbauer können hier mit REZEI und KVP bewegt - diese gilt im Übri- vorhandene Daten auch zeitwirtschaftliche voller Überzeugung sagen: Führungskräfte gen auch für Bereiche ohne REZEI - wurde Methoden sind. Obwohl die Betriebsverein- und Arbeiter machen in Punkto KVP und seitens des Unternehmens immer wieder ver- barungen klar und verständlich formuliert REZEI einen erstklassigen Job - am besten sucht, davon abzuweichen. Vorhandene sind, haben die MPS-Experten doch einiges ohne Bevormundung von außen. Daten werden bewusst ignoriert, um das vor- offensichtlich missverstanden. P.S.: gegebene Ziel zu erreichen und 20-25 % der Kollegen abzubauen. Außerdem hat uns dann Um ein Beispiel zu nennen: Die Industrie- Liebe Stabeg-Verantwortliche: Haben wir doch sehr geschockt, mit welch einem arro- mechaniker lieferten ZDF (Zahlen, Daten, nicht ganten Auftreten die MPS-Experten auf uns Fakten), EDGA-Auswertungen (Stördaten- Rechnung aufgemacht? losgingen. analysen) und Selbstaufschriebe für bestimm- schon am 25.09.2006 folgende te Wartungs- und Reparaturarbeiten. Diese Mit starker Unterstützung unserer Betriebs- wurden ignoriert oder man wollte ihnen kei- räte konnten wir uns aber allen Heraus- nen Glauben schenken. forderungen, die auf uns zukamen, entschlossen stellen. Die MPS-Experten, die zum Teil Meine Frage lautet nun: Entspricht ein solcher ohne Plan agierten, mussten erst einmal von Umgang mit qualifizierten Mitarbeitern dem Leitsatz der Wertschätzung, die der Vorstand predigt? Durch solche Aktionen des MPS-Teams wurde die Motivation der Kollegen bis auf den Gefrierpunkt gesenkt. Dazu muss man wissen, dass die Rohbau-Kollegen auch ohne aufwändige Begehungsteams schon bisher sehr gute KVP´s abgeliefert haben. Die vielen Kollegen, die ich hier nicht genannt habe, mögen es mir verzeihen. Und, lohnt sich das? 28 Brennpunkt 84/03-2007 7 standardbegehung in der montage und wieder einmal zieht die Karawane weiter "StaBeg" ist die Abkürzung für Standard- So finden mit massiver Unterstützung Arbeits- Erfahrung gemacht werden, dass viele PPG- begehung und ist die aktuelle Waffe des versuche unter "Laborbedingungen" statt. Dabei Massnahmen aus technischen und Kostengrün- Unternehmens im Kampf für mehr Wirt- geht es vor allem darum, die zuvor theoretisch den von der Entwicklung verworfen werden. schaftlichkeit. Die Erinnerung an KVP und ausgetüftelten Arbeitsabläufe zu verifizieren. Sehr viele echte Einsparpotenziale scheitern an eKVP wird vom ersten Moment an geweckt, Wenn das nicht so richtig klappt, wird so lange der unglaublichen Variantenvielfalt, die sich doch neu ist die Entschlossenheit und der geschoben und experimentiert, bis es irgendwie Mercedes leistet. Soweit es sich im Augenblick gewaltige Aufwand mit dem die Workshops passt. Ein Arbeitsversuch gilt als erfolgreich, abschätzen lässt, wird sich auch beim W212 vonstatten gehen. In der Anfangszeit der wenn die theoretische Auslastung nicht über daran nichts wesentliches ändern. Es ist somit Workshops sitzen bis zu 15 hochkarätige 100 % liegt und die Fabrik dadurch nicht gerade zu befürchten, dass künftige "StaBegs" ihre Gier Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen im hingestellt wird. Spätestens ab diesem Moment nach "Potenzial" wieder einmal im Arbeitsablauf Raum, gekrönt von einem amerikanischen haben grundsätzliche Einwände der Mitarbeiter und beim Personal befriedigen. Berater von "Harbor Consulting" einschließ- keine Chance mehr. Alles was jetzt noch beein- lich Dolmetscher. flusst werden kann, hat nur noch kosmetischen Charakter. Mit diesem Aufwand signalisiert das Unternehmen, dass "etwas dabei rauskommen muss". Das "Line-Back-Prinzip" Es wird auch konkret gesagt, wieviel. Die Rede ist von 20 % Einsparung. Am Ende muss die ist der Name der Methode, mit der indirekte durchschnittliche Auslastung mindestens bei Tätigkeiten aus dem Verantwortungsbereich der 95 % liegen. Gruppe zu anderen Bereichen transferiert wer- Die Begehungen haben den Anspruch, auch im den. Die Zielsetzung besteht darin, den Anteil Hinblick auf Qualität und stabile Prozesse eine sogenannter Tätigkeiten" Verbesserung zu bewirken. Wenn aber Einspar- (= Bandarbeit mit wenig Wegezeiten) in der potenzial gesehen wird, wird bei der Stabilität Gruppe zu lassen und den Rest nach Möglich- von Prozessen gerne einmal ein Auge zuge- Bei der theoretischen Betrachtung der Arbeits- keit in andere Bereiche oder Werke abzugeben. drückt. Man verlässt sich lieber darauf, dass bereiche bleibt kein Stein auf dem anderen und Konsequent umgesetzt besteht dabei die Mitarbeiter trotz erschwerter Bedingungen gelegentlich hat man den Eindruck, dass es Gefahr, dass Kommisionierungen, Vormontagen immer noch die geforderte Leistung bringen. Es keine Tabus mehr gibt. Nach kurzer Zeit wird und sonstige Umfeldaufgaben aus der Gruppen- wird daher ganz bewusst in Kauf genommen, deutlich, um was es geht: Wegezeiten und verantwortung verschwinden könnten. Damit dass selbst bei geringen Störungen und indirekte Tätigkeiten. Und immer wieder: unterläuft dieses Prinzip den Grundgedanken Schwierigkeiten der ganze Prozess ins Stocken "Potenzial". Einsparungen also. ganzheitlicher Arbeitsinhalte in der Gruppen- kommen kann. Wie oft kann man eine Zitrone auspressen? "wertschöpfender arbeit. Was hat es gebracht? Irritierenderweise sind die Workshopmoderatoren schon in der frühesten Phase der Begehung Es ist interessant zu beobachten, dass beim darauf bedacht, jede Maßnahme gleich mit Versuch, das "Line-Back-Prinzip" anzuwenden Noch vor Ende des Prozesses ist sicher, dass einem bestimmten "Potenzial" zu bewerten und keinerlei Rücksicht darauf genommen wird, ob wieder einmal eine Leistungsverdichtung statt- zu dokumentieren. Das geschieht auch mit klein- dadurch die Kosten nur in andere Bereiche ver- gefunden hat. Man hat 20 % oder mehr einge- sten Massnahmen und scheinen sie noch so schoben werden und dort womöglich sogar spart, um "konkurrenzfähiger" zu werden. Trotz- bedeutungslos. Noch bevor überhaupt klar ist, höher ausfallen könnten. Bis auch dort die "Stan- dem kann nach der Erfahrung früherer Rationali- ob bestimmte nötige Änderungen überhaupt dardbegehung" stattfindet - und die Arbeits- sierungswellen niemand beschwören, dass machbar sind, beginnt der Workshop mit einer umfänge womöglich nach derselben Logik wie- damit das Produkt für den Kunden billiger wird. sogenannten "Grobplanung", die stillschweigend der zurückgeschoben werden. Sicher dürfte auch sein, dass StaBeg dazu bei- davon ausgeht, dass ein Grossteil der ge- getragen hat, dass künftige Neueinstellungen wünschten technischen und organisatorischen Gelegentlich (wenn nicht gerade vom "Poten- Voraussetzungen vorhanden sein werden. zial" gesprochen wird), ist auch von Ergonomie weniger wahrscheinlich werden. oder "Produktionsgerechter Produktgestaltung" Und was ganz sicher ist: Die nächste Begehung (PPG) die Rede. Leider muss sehr oft die kommt bestimmt. Ehrlich. 29 soziales DC & Ich/Arbeitsumfeld & Soziales/Arbeit und Gesundheit Sindelfingen/Sozialberatung/Fairer Umgang MSD-Hotline S ie erinnern sich an die Initiative gegen Mobbing, Diskriminierung und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, die im November 2004 in den Pilotwerken Sindelfingen und Zentrale gestartet wurde? Die Pilotphase ist abgeschlossen - das Thema selbst bleibt aktuell! Die Sindelfinger Projektgruppe hat in Kooperation mit der Konzernzentrale Informations- und Schulungsmaterialien für alle Beschäftigten entwickelt sowie Prozesse Mitarbeiterinnen unterstützen betroffene Kolleginnen und Kollegen zum Umgang mit Vorwürfen von Diskri- Als Kolleginnen aus eigenen Reihen leisten sie neben ihrer Tätigkeit Rufbereitschaft für Betroffene und stehen vor Ort als minierung, Mobbing und sexueller Belästi- Für die ehrenamtliche Tätigkeit haben sich erste Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. gung für Betroffene und Führungskräfte 24 engagierte Mitarbeiterinnen bereit er- Die rasche und unproblematische Erreich- zum Laufen gebracht. klärt und ihre Arbeit als "MSD-Beauftragte" barkeit per Telefon-Hotline ermutigt Be- im Dezember 2006 aufgenommen. In zwei troffene, Hilfestellung anzunehmen und Seit 2004 haben rund 120 Mitarbeiter das Workshops wurden sie von Frau Eva lange Leidenszeiten mit psychischen und Angebot genutzt. Sie hatten den Mut, Kunert geschult und in ihre Tätigkeit einge- körperlichen Folgen zu vermeiden. Probleme offen anzusprechen und Hilfe- wiesen. stellung anzunehmen. Die Ex-Projektgruppe setzt als Arbeitskreis Müssen wir von einer hohen Dunkelziffer ausgehen? ihre Arbeit fort. Unter der Leitung von Eva Kunert, Sozialberatung, hat der Kreis ein Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Folgeprojekt auf die Beine gestellt und für Arbeitsmedizin kommuniziert seit 2002 die gesamte Montage C- und E-Klasse eine weit größere Problemdimension zum eine MSD-Hotline eingerichtet, eine Hotline Thema Mobbing: Betroffenheitsquote ca. insbesondere gegen sexuelle Belästigung 11 % aller Beschäftigten. Den dadurch ent- am Arbeitsplatz, aber auch für Mitarbeite- stehenden volkswirtschaftlichen Schaden rinnen und Mitarbeiter, die von Mobbing schätzt der Deutsche Gewerkschaftsbund und Diskriminierung betroffen sind. auf 15 bis 25 Milliarden Euro. 30 Brennpunkt 84/03-2007 7 initiative "fairer umgang am arbeitsplatz" Interne Hotline Business Practices Office für alle Standorte in Deutschland Telefon: 0711/17-96528 wir tun was gegen Mobbing, sexuelle Belästigung und Diskriminierung! Zum Thema Diskriminierung von Frauen alle Beschäftigten aufzuklären und zu Die Mitglieder des Arbeitskreises veröffentlichte das Bundesministerium für schulen "Fairer Umgang am Arbeitsplatz" Familie, Senioren, Frauen und Jugend Untersuchungsergebnisse, wonach 3 von Verstöße zu unterbinden ggf. durch 4 Frauen am Arbeitsplatz sexuell belästigt Abmahnung, Umsetzung, Versetzung, wurden. Lediglich 300.000 Mitarbeiterin- Kündigung der Verursacher Sozialberaterin Tel. 5556 nen haben das diskriminierende Verhalten ihrer Kollegen oder Vorgesetzten Eva Kunert betroffene Mitarbeiter zu schützen offen gemacht. Das Ministerium geht von einer hohen Dunkelziffer aus. ein Beschwerdeverfahren einzurichten und es bekannt zu geben Der Gesetzgeber reagiert Eva von der Weide Betriebsrätin Tel. 83476 Wir bleiben am Ball Am 14.08.2006 trat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, AGG, in Kraft Monika Tielsch Betriebsrätin und gebietet ein Benachteiligungsverbot Obgleich wir im Werk Sindelfingen im wegen des Geschlechts, einer Behin- Rahmen der Initiative "Fairer Umgang am Arbeitsplatz" den Gesetzesvorgaben Tel. 84588 Dr. Barbara Losch-Hintze bereits entsprochen haben, bleiben wir Werksärztin am Ball. Im Herbst wird "Fairer Umgang Tel. 2659 am Arbeitsplatz" wiederholt in Gruppengesprächen zur Diskussion gestellt. Die Institutionalisierung der MSD-Hotline soll Modell sein für alle Fachbereiche. Sieglinde Dreher HR-Management, Werk 50 Tel. 5044 derung, ethnischer Herkunft und Rasse, Der Betriebsrat unterstützt alle Initiativen Hans-Dieter Eisenmann des Alters, sexueller Identität, Religion- für ein respektvolles und faires Mitein- HR-Management RDP, Werk 59 und Weltanschauung. ander. Unter anderem verpflichtet es alle Arbeitgeber, Tel. 76729 Ralph Lambright E3-Leiter MOG/E2 Tel. 5140 erforderliche und vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor Benachteiligungen zu treffen Armin Weiss, Führungskräftequalifizierung Tel. 84419 31 "Als die Ärzte im vergangenen Sommer bei unserem Justin Blutkrebs diagnostizierten waren wir zunächst alle ziemlich helft Justin A u c h D e i n Ty p i s t g e f r a g t schockiert," sagt Kasimir Wojtaschek (48), Nacharbeiter im Cockpitbereich der unseren kleinen Justin als potenzielle Registrierung/Registrierungsformular) per E-Klasse. “Schon kurze Zeit später Stammzellenspender typisieren zu lassen," Email oder telefonisch unter 07071/943-0 haben wir gemeinsam beschlossen, kommt Kasimir Wojtaschek angesichts der angefordert werden. Spendengelder zur nichts unversucht zu lassen, um mei- über 3.000 Personen, die sich in Stuttgart- Unterstützung der Arbeit der DKMS im nem zweijährigen Enkelkind zu helfen." Stammheim bei der DKMS registrieren lie- Kampf gegen die Leukämie werden ausAuch der BRENNPUNKT unterstützt die ßen, aus dem Staunen nicht heraus. schließlich zum weiteren Ausbau der Datei Aktion ‚helft Justin'. Trotz Chemotherapie und Bestrahlung ist eingesetzt. Für Spenden über 100 Euro Auch Geldspenden sind wichtig die Stammzellen-Transplantation oft die stellt die DKMS bei Angabe der genauen Anschrift gerne eine Spendenbe- scheinigung aus. einzige Rettung für Betroffene. Voraus- "Toll fand ich, dass sich auch einige meiner gesetzt, es gibt einen gesunden Spender, Arbeitskollegen an der Typisierungsaktion dessen Gewebemerkmale mit denen des beteiligt haben." Ihre Hilfsbereitschaft hatBlutkrebs-Patienten übereinstimmen. Die ten seine Kollegen bereits bei einer spontan Suche danach gleicht der Suche nach der organisierten Spendensammlung im BeNadel im Heuhaufen. Seit Anfang der reich bewiesen, bei der im Januar über 1990er Jahre werden Blutzellenspender in 1.400.- Euro zusammen kamen. "Auch der DKMS (Deutsche Knochenmark- Geldspenden helfen und sind wichtig, denn spenderdatei) erfasst. Momentan sind rund jede Typisierung kostet die DKMS rund anderthalb Millionen Spender registriert. 50.- Euro," sagt Kasimir Wojtaschek. Allein Die Chancen geeignete genetische die Typisierungaktion in Stammheim hat Zwillinge zu finden wachsen, je mehr rund 120.000.- Euro gekostet. Spender sich registrieren lassen. Überwältigende Hilfsbereitschaft DKMS-Spendenkonto: Alle Infos unter www.dkms.de Mit Unterstützung von Bekannten haben Auf der gut gemachten Homepage der die Angehörigen von Justin Hauf eine eige- DKMS kann man sich rund um das Thema ne Webseite (www.helftjustin.de) einge- informieren, auch über bundesweite Terrichtet. Gemeinsam mit der DKMS wurde mine von Typisierungsaktionen. Unabhän- Volksbank Zuffenhausen eG BLZ 600 903 00 Konto 424 748 002 Mitte Februar eine Typisierungsaktion in gig davon besteht jederzeit die MöglichStuttgart-Stammheim durchgeführt. "Wir keit, sich bei der DKMS registrieren zu lassind immer noch überwältigt von der groß- sen. Die erforderlichen Unterlagen können artigen Bereitschaft der Menschen sich für auf der DKMS-Homepage (Spender/ 32 www.helftjustin.de Brennpunkt 84/03-2007 7 frauen 2007 So steht´s in WIKIPEDIA Internationaler Frauentag Der Internationale Frauentag 1911 demonstrierten Frauen in (International Women's Day) wird Deutschland, Dänemark, Öster- weltweit von Frauenorganisatio- reich, Schweden, der Schweiz nen am 8. März begangen. Die und den USA für Gleichberech- Idee dazu wurde am 27. August tigung. Seit 1921 wurde der Tag, 1910 auf der Internationalen der bis dahin am 19. März began- Sozialistischen Frauenkonferenz gen worden war, auf den 8. März in Kopenhagen von der deutschen festgelegt. Frauenrechtlerin und Sozialistin Clara Zetkin ins Leben gerufen: Da die sozialistische Bewegung Der 19. März wurde als Inter- maßgeblich an der Entstehung Auch dieses Jahr am 8. März wurde der internationale nationaler Sozialistischer Frauen- des Frauentages Anteil hatte, Frauentag würdig am Standort gefeiert. In zahlreichen tag zum Kampftag für das Frauen- wurde er in Deutschland zwischen extra eingerichteten Frauencafes konnten sich die wahlrecht bestimmt. 1933 und 1945 verboten. Alter- Kolleginnen informieren und austauschen, was sonst im nativ wurde der Muttertag hoch Jahr so gut wie unmöglich ist. Mit freundlicher Zur Erklärung des Datums werden gehalten, der auch mehr dem Unterstützung einzelner Center war auch für das leibliche je nach Quelle verschiedene Er- nationalsozialistischen Wohl ausreichend gesorgt. Vielen Dank. eignisse erwähnt, darunter eine (=Mutter)-Ideal entsprach. Wegen Arbeiterinnendemonstration in St. seines Ursprungs wurde nach Petersburg während der russi- 1945 der Frauentag in den Ost- schen Revolution 1917 (damals blockländern verstärkt gefeiert, galt noch der julianische Kalender, während er in Westdeutschland das russische im Schatten des Muttertages und Datum war der 23. Februar), die des Valentinstages eine unterge- brutale ordnete Rolle spielte. entsprechende Niederschlagung einer Frauen Demonstration New Yorker Textilarbeiterinnen im Jahr 1857 (die 1975 wurde der 8. März von der von mehreren Wissenschaftlerin- UNO zum Internationalen Frauen- nen als Mythos bezeichnet wird, tag ausgerufen. da bisher keine Belege dafür erbracht werden konnten) oder Zum Internationalen Frauentag ein New Yorker Textilarbeiterin- 2003 war ein von der UNICEF nenstreik am 8. März 1908 (dieser propagiertes wird in Zusammenhang gebracht Bildung für Mädchen“ mit dem mit dem dem Triangle-Brand vom Ziel, Mädchen besser vor Diskri- 25. März 1911, bei dem 129 minierung, Gewalt und Ausbeu- Arbeiterinnen ums Leben kamen, tung zu schützen. Ferner wendet die von den Fabrikbesitzern in sich der publizierte Aufruf gegen ihren Arbeitsräumen eingeschlos- jede Diskriminierung von Frauen sen wurden). und Mädchen, gegen weibliche Motto „bessere Genitalverstümmelung und gegen In Bangladesh finden aufgrund Kinderheirat. 2004 hatten einige von Arbeitsbedingungen wie 1900 Initiativen in Europa Schwerpunk- in New York für Frauen in der te zum Thema Nepal. Das Motto Textilindustrie am 8. März Demon- des Frauentages 2007 ist: strationen für bessere Arbeitsund Lebensbedingungen statt. "Weitergehen. Zwei Schritte Dort arbeiten rund 2 Millionen vor. Keinen Zurück." Frauen in der Textilindustrie. ww.wikipedia.de 33 nichtraucherschutz rauchfrei Gesamtbetriebsrat und Unternehmens- geblich beteiligt war. Ganz besonders aber Wie so etwas aussehen könnte, zeigt dieleitung stimmen überein, dass in den kommt die Ausrichtung auf einen ganzheit- ses Bild. Werkshallen und Büros von Daimler- lichen Arbeits- und Gesundheitsschutz Chrysler ein konsequenter Nichtrau- dadurch zum Ausdruck, dass sich die cherschutz umgesetzt werden soll. Unternehmensleitung verpflichtet hat, die Gefährdungsbeurteilung gleichfalls konse- Hierzu haben Gesamtbetriebsrat und quent in der DaimlerChrysler AG umzuset- Unternehmensleitung nach entsprechen- zen. Damit soll auch ein Schutz vor andeden Verhandlungen - losgelöst von dem ren Gesundheitsgefährdungen gewährleipolitischen Gerangel um ein einheitliches stet werden, wie sie zum Beispiel durch Rauchverbot in Gaststätten, öffentlichen gesundheitsbelastende Emissionen in Hierzu wird eine örtliche Umsetzungs- Einrichtungen usw. - die Einführung eines Gießereien oder anderen Räumlichkeiten gruppe eingerichtet, an der der Betriebsrat allgemeinen Rauchverbots innerhalb von bestehen. beteiligt ist. Ausnahmen vom Rauchverbot allen Gebäuden der DaimlerChrysler AG in den Gebäuden sind nur in wenigen beschlossen. Des Weiteren wird die Umsetzung des begründeten Einzelfällen möglich (z.B. in Nichtraucherschutzes durch Angebote zur Zusammenhang mit Reinräumen). Solche Das Rauchverbot wird zum 01.07.07 wirk- Raucherentwöhnung und eine entspre- Ausnahmebereiche sam, sofern bis chende Kommunikation begleitet. dahin die bau- werden zwischen Werks-/Geschäftsleitung und örtlichem Betriebsrat vereinbart. lichen und infra- Alle Details zur Umsetzung der Verein- strukturellen barung zum Nichtraucherschutz, wie z.B. Aber damit eines klar ist: Das Rauchverbot Voraussetzungen geschaf- Anzahl und Standorte der Raucher- gilt ausnahmslos auch für die Führungs- fen sind, die den Rauchern unterstände, werden auf örtlicher kräfte aller Führungsebenen bis hin zum das Rauchen außerhalb von Ebene geregelt. Vorstand! Gebäuden unter zumutbaren Bedingungen ermöglichen. Der vereinbarte Nichtraucherschutz ist keine isolierte Aktion, sondern die Überschrift lautet: Ganzheitlicher Gesundheitsschutz. So bekräftigt die Unternehmensleitung in der Vereinbarung die konsequente Umsetzung der Leitsätze "Arbeit und Gesundheit", an deren Zustandekommen der Gesamtbetriebsrat maß- sudoku 34 Brennpunkt 84/03-2007 7 ig metall mehr: SCHUTZ. Die IG Metall setzt sich für alle Arbeitnehmer ein. Sie schützt vor unternehmerischer Willkür. Sie sichert die tarifvertraglichen und betrieblichen Rechte jedes Einzelnen - also auch Ihre. Setzen Sie auf einen starken Partner - Jetzt Mitglied werden. Bitte beachten Sie auch die laufende MitgliederKampagne “mehr:” lastminute AKTION Für Schnellentschlossene Am 20. März 2007 fährt ein Bus von Sindelfingen nach Hannover. Abfahrt 3.00 Uhr. Rückfahrt gegen 16 Uhr. Es gibt noch einzelne Plätze. Preis pro Teilnehmer 25.-EURO. (incl. Eintritt CEBIT!) Anmeldung bei der Jugendvertretung Tel. 74495 35 zum schluss Leserbrief Hin und weg! Mitnahme-Markt oder Kundencenter? BRENNPUNKT Nr. 83, Dezember 2006 Vor zwei Wochen hat mich eine Freundin gebeten, ihr ein Mercedes-Feuerzeug zu besorgen. Gesagt, getan bin ich in's Kundencenter gefahren und habe dort im Shop nachgefragt. Die Mitarbeiterin kramte aus der Schublade sage und schreibe zwei Feuerzeuge hervor…das war's. Ich entsinne mich, dass die Auswahl früher einmal stattlicher gewesen ist. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die Vitrinen auf der Verkaufstheke äußerst mager bestückt waren. Lediglich Ansteckpins, die allenfalls Kinderherzen höher schlagen lassen, waren in Unmengen vorhanden…aber welcher Erwachsener steckt sich schon einen Miniatur-Mercedes an's Revers??!! Mir bot sich jedenfalls ein Bild, das mich stark an Ausverkauf erinnert hat. Schade, denn das Kundencenter sollte doch eigentlich auch so eine Art Visitenkarte sein…oder? Fahrzeugaufbrüche in Parkhäusern am Standort Sindelfingen Am Mi. 31.01.2007 und Do. 01.02.2007 wurden in den Parkhäusern 307 und 301 mehrere Fahrzeuge aufgebrochen. Die Aufbrüche wurden bei der Polizei angezeigt. Es wurden Radios, sichtbar im Fahrzeug angebrachte mobile Navigationsgeräte, Mobiltelefone und sonstige Wertgegenstände entwendet. Zusätzlich wurden die Fahrzeuge von den Tätern durchsucht und Handschuhfächer teilweise aufgebrochen. Der vermutliche Tatzeitraum liegt in der Zeit zw. 08:00 – 12:00 Uhr. Wie können Sie vorbeugen: Lassen Sie keine Wertgegenstände/Taschen sichtbar im Fahrzeug liegen Lagern Sie keine Wertgegenstände in den Handschuhfächern Verschließen Sie die Handschuhfächer nicht Entnehmen Sie ebenfalls mobile Navigationsgeräte und abnehmbare Radiobedienteile Melden Sie alle Diebstähle und verdächtige Wahrnehmungen dem Werkschutz, damit er und die Polizei Ermittlungsansätze erhalten. Für Diebstahlsmeldungen und bei verdächtigen Wahrnehmungen erreichen Sie die Sicherheits-Leitstelle unter: 07031/90 - 2488 fahrbörse Else Lehmann, MOS/ATS (S)uche (B)iete Ort(e) Tor(e) S, B Calw-Heumaden BB Hulb S Entringen Tor 9, 10 S FDS-Schopfloch S, B Gechingen S, B B Schicht Name Vorname Telefon geschäftlich Telefon privat Hienz, Werner 63111/ 77448 07051 / 953520 B-Schicht Maurer, Wolfgang 70008 0174 / 9990353 Tor 10 B-Schicht Mantai, Reinhard 41244 07443 / 280993 Tor 9, 10 B-Schicht Leonardi, Rosario 835643 07056 / 966511 Heilbronn / Weinsberg Tor 9 B-Schicht Homeier, Achim 70678 06264 / 929049 Herrenberg Gültstein, Tor 7, 9, 10 B-Schicht Weber, Jens 66346 Tor 7, 9 B-Schicht Gerteis, Richard 87712 B-Schicht Beirith, Rudolf Mönchberg, Kayh S, B LB u. Umgebung S, B Mössingen, Dußlingen, Tor 5, 7, 9, 10 0175 / 9270597 07473 / 23538 Tübingen, Lustnau 0173 / 3828696 S, B Neubulach Tor 1 Normalarbeitszeit Burkhardt, Werner 84222 S, B Ötisheim/Wiernsheim Tor 1 A+D Schicht Grauf, Wolfgang 62146 0174 / 9847193 B Pforzheim-Huchenfeld Tor 7, 9 A-Schicht Prax, Jürgen 47186 07231 / 789083 S, B Reutlingen Gleitzeit Akbar, Ilker 65264 0172 / 3548961 S Rottenburg / Hailfingen Tor 5 B-Schicht Schön, Bernhard 07457 / 931054 S, B Stuttgart-Vaihingen A-Schicht Braak, Markus 0178 / 9327174 Tor 7, 9 Tor 10 0711 / 6740540 B Suche Weil der Stadt Biete Tor 7, 9 B-Schicht Szpilczak, Alfred Von 64629 0174 / 3178506 bis Tor A-Schicht B-Schicht Name C-Schicht D-Schicht (WE) Telefon privat Normalarbeitszeit Gleitzeit Datum Coupon ausfüllen, ausschneiden und an folgende Adresse schicken: 36 Unterschrift Brennpunkt, W50, HPC: D100 Brennpunkt 84/03-2007