Werner Maier - Aquarellmalerei: Die Faszination der Blumen
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Werner Maier - Aquarellmalerei: Die Faszination der Blumen
S C H W E R P U N K T T H E M A Eine natürlich gewachsene Farbzusammenstellung übt einen besinnlichen Einfluss auf den Menschen aus Blumen als unentgeltliches Äquivalent zur Hektik des modernen Lebens Werner Maier - Aquarellmalerei: Die Faszination der Blumen Ausstellung vom 9. Mai bis zum 10. Juni 2012 beim Kunsthandel Rainer Masset, Ingolstadt Werner Maier; Tulpenstrauß; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, 36,0 cm x 48,0 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Blumen sind etwas Wunderbares, Geheim- ruhigenden Farben der Blumen wohl, unser mag, wenn die Natur wieder erwacht und nisvolles und Vielsagendes. Es gibt wohl inneres Empfinden verändert sich. Blumen auch wir Menschen diesen Einfluss spüren, keinen Menschen, der Blumen nicht mag. scheinen einen ausgleichenden Impuls auf oder ob die Farbsymbolik, der Geruch oder die Warum? Blumen sind Balsam für die Seele; unsere häufig gestresste Psyche auszuüben: reine Ästhetik eine Rolle spielt, ist eigentlich wir fühlen uns im Angesicht der oftmals be- Ob dies an frühlingshafter Energie liegen nebensächlich. Menschen spüren einfach das 6 ARTPROFIL S C H W E R P U N K T T H E M A Werner Maier; Lilienzauber; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, Werner Maier; Rosen II; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, 42 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 42 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 sinnliche, synästhetische Erlebnis „Blume“ eine Rolle wie Pflanzen- und Gartendarstellun- Das Naturhafte spiegelte sich in Einzelwerken mit allen Sinnen. Blumen verweisen genauso gen in römischen und pompejanischen Wand- wider, die allerdings selten so künstlerisch auf die Ewigkeit wie sie auch gleichzeitig malereien. Die farblich kräftigen Darstellungen nachhaltig wirkten wie Albrecht Dürers „Feld- Symbole der Vergänglichkeit darstellen. In standen oftmals im Dienste der Obrigkeit, die hase“ oder dessen „Rasenstück“. Im Ausland, ihrer Brillanz, ihrer Luftig- und Leichtigkeit, so aus dem reichen Kanon einer moralisch- wie beispielsweise in Italien oder auch in den ihrem Schwermut und ihrer Farbanalogie sind dogmatisierten Kirchenlehre schöpfen konnte. Niederlanden, gelangte die Kunst im wahrsten sie konkurrenzlos. Blumen sind Symbole des Und daher ist es auch kein Zufall, dass die Sinne des Wortes zu neuer Blüte. In der glo- Übersinnlichen, des Fremdartigen, die den Malerei bereits im Mittelalter auf Blumen als balen Wertschätzung neuer Erkenntnisse aus Menschen das Magisch-Sinnliche, vor allem religiöses Motiv zurückgriff und sie zu Illustra- Wissenschaft und Forschung profitierte auch aber das Poetische (wieder) nahe bringt. Sie tionszwecken heranzog. Die dokumentarische die Kunst. Die importierten exotischen Pflan- sind sinnstiftend, indem sie symbolhaft das Abbildung der Blumen als Heilmittel war dem zen und Blüten aus Übersee gaben der Malerei ausdrücken, was der menschlichen Sprache Wohle des Menschen verpflichtet. Die Heilkraft neue Energien und Anreize (Beispiele finden zu grob und zu ungenau ist und auch nicht von Pflanzen und Kräutern stand beim Klerus, sich hier bei Maria Sibylla Merian (etwa die ver- annähernd so charmant und vielsagend deut- den Mönchen und Schwestern der Klöster und schiedenen Teile des „Neuen Blumenbuches“ bar ist - wie eben eine nonverbale Kommunikation durch die farbintensive Leuchtkraft und zärtliche Poesie einer Blüte. Der Künstler Werner Maier nimmt sich dieser Thematik in seinen warmen Blumenaquarellen in seiner aktuellen Ausstellung in Ingolstadt an. Auch die nachfolgenden Gedanken sind mit dieser Ausstellung eng verknüpft und können - nicht nur in seinem neuen Buch - sondern auch vor Ort in Ingolstadt nachvollzogen werden. Abteien in hoher Gunst. Auf künstlerischer Ebene entwickelte sich das Tafelbild im Laufe der Zeit zu einer selbständigen, realistischen Darstellung. Symbolik und Religiosität veränderten sich - zwar langsam, aber stetig - zu einer säkuralisierteren, in Teilen offeneren Gesellschaft, deren religiöses Diktum andererseits natürlich unangefochten blieb. Die Darstellung von Pflanzen um ihrer selbst willen und aufgrund ihres Symbolgehaltes erreichte insbesondere mit detailgenauen und vielfältigen Die historische Entwicklung des Blumenbildes Darstellungen in der Renaissance eine große Pflanzendarstellungen in der bildenden Kunst liegen dann auch die nachweisbaren Anfänge gibt es bereits seit der paläolithischen Zeit. der Blumen- und Stilllebenmalerei, welche Vegetabile Ornamente spielten als Schmuck in sich im Barock (17. Jahrhundert) langsam als der römischen Kunst und Architektur ebenso eigenständige Kunstform etablieren konnte. Naturtreue. Spätestens in der Spätrenaissance Werner Maier studierte Malerei und Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste in München. Anschließend unterrichtete er von 1991-1998 an der Meisterschule für Mode, Akt- und Figürliches Zeichnen und hatte zwei Jahre lang den Lehrauftrag „Aktzeichnen“ an der Akademie der Bildenden Künste in München inne. Heute ist er freischaffender Künstler und arbeitet in einer Ateliergemeinschaft mit Ekkehardt Hofmann, Leutershausen. Zahlreiche seiner Arbeiten sind in Museen und öffentlichen Sammlungen zu sehen, unter anderem in der Albertina in Wien und der Grafischen Sammlung München. ARTPROFIL 7 S C H W E R P U N K T T H E M A Werner Maier; Stiefmütterchen I; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, Werner Maier; Pfingstrosen I; Hahnemühle Bamboo, 265 g/qm, 38 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 42 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 von 1675 ff., oder auch in den Werken von deten Farben anstrebten. Die Landschaftsa- Techniken von Malerei, Bildhauerei, Collagen, Jan Brueghel des Älteren, dem so genannten quarellmalerei gewann an Ausdruck und Mischtechniken - oder kombiniert alles mit- „Blumen-Brueghel“). Einfluss und wurde so zu einem Vorreiter der einander (Koons). Dennoch blieb der reinen Blumenmalerei ein Impressionisten. Farbe und Licht greifen hier Blumen auf Porzellan eigentlicher Durchbruch verwehrt. Noch im- machtvoll in die Komposition von Landschaft Einer der profiliertesten Künstler dieser Malerei mer waren Historienbilder und vor allem das und Natur ein. Einer der großen malerischen Porträt maßgebend. Das Stillleben als anzuer- Neuerer in Farbe und Form bzw. Struktur war war der Wiener Joseph Nigg (1782-1863). kennende Kunstform stand sozusagen in den neben van Gogh oder Seurat auch Cézanne. Startlöchern, wenngleich die Arrangements Die Jahrhundertwende um 1900 rückte da- nicht selten an Schwung und dynamischer Ver- mit auch die Gartenkunst, die freie Natur in änderung in Farbe und Anordnung gewannen. ihrer Gesamtheit in den Fokus des Künstlers, Letztlich änderte sich dies spürbar aber erst in etwa bei dem schwedischen Maler Anders den Zeiten der Romantik, als der Blumenmarkt Zorn. Monets Werke - wie die mittlerweile endlich flächendeckend präsent war. Ein gro- zu mainstreamhaftem Ruhm gekommenen ßer verfügbarer Markt etablierte sich, und so Seerosen und Wasserlilien - aber auch die konnten beispielsweise Schnittblumen von übrigen Gartenbilder seines Anwesens in jedermann bzw. -frau erworben werden. Giverny, zeigen die typische impressionistische Caspar David Friedrich in Deutschland oder Handschrift. Andere Künstler wie Matisse, William Turner in England waren die heraus- Marc, Nolde - und später dann natürlich auch ragenden Protagonisten, die eine beseelte Georgia O´Keefe mit ihren prachtvollen, ab- Darstellung und eine Loslösung von der Zeich- strahierten Blumendarstellungen in Nahansicht nung mit einer tiefen Deckkraft der verwen- folgten - mit ihren speziellen Eigenheiten der Bildkomposition verhalfen sie der Blumendar- Weitere Infos: Werner Maier Am Vogelherd 8 82140 Olching Deutschland Telefon: +49 (0) 171-1962078 Web: www.werner-maier-kunst.de E-Mail: [email protected] 8 ARTPROFIL stellung zu neuem Ansehen und vergrößerten die bildnerische Ausdruckskraft. Die Pop Art mit Warhol und die Comic-Darstellungen von Lichtenstein gingen noch einen Schritt weiter und abstrahierten Alltagsgegenstände (wie Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Johann Baptist Drechsler. Sein künstlerisches Talent fiel früh auf. In den Jahren von 1800 bis 1843 arbeitete er in der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten; 1816 wurde er dort zum „Obermaler“ der Manufaktur ernannt. In der Festschrift der Wiener Manufaktur, die im Jahre 1818 anläßlich der Hundertjahrfeier enstand, wurde vor allem Niggs „Nachahmung der classischen Künstler seines Faches, eines Huysums, Ruysch ec.“ gelobt. Die Hochblüte der Blumenmalerei auf großformatigen Porzellanplatten setzte durch das Biedermeier ein, Nigg gilt als hervorragendster Künstler auf diesem Gebiet, fertigte aber auch qualitativ gute Ölbilder, Aquarelle und Pastellzeichnungen an. Zur Weltausstellung in London 1851 steuerte Nigg als Vertreter der Wiener Manufaktur ein Blumenstück auf einer 30 Zoll hohen Platte bei. Er starb am 19. September 1863 in Wien. auch Blumen) in Struktur, Hintergrund und Die Blumenkunst: Aquarellmalerei Farbe bis hin zum Banalen. Die zeitgenössische Aquarelle und Blumen passen künstlerisch sehr Kunst beruft sich einerseits auf die Tradition, gut zusammen. Die Art der Darstellung des verwendet andererseits aber verschiedenartige umfließenden Bildraumes und des leuchten- S C H W E R P U N K T T H E M A eine plastische Stimmung, deren Atmosphäre gehoben, entrückt, sehr real oder schimmernd sein kann. Die sich dadurch ergebenden Möglichkeiten sind dabei unendlich. Der „Tulpenstrauß“ - auch dieses Werk von Werner Maier ist in Ingolstadt ausgestellt gewinnt seine Ästhetik und Plastizität durch seine ausgewogene Symmetrie von filigraner Schlichtheit und farblicher Deckkraft, die jedoch - feinziseliert - die Blüten eher andeutet als dass sie malerisch ausgeformt werden. Überhaupt entspricht das Anrührende, das „Schöne“, eher dem Unsagbaren, also faktisch dem „Un-Sichtbaren“, welches in den Blumen zum Ausdruck kommt. Die verschiedenen Ebenen von Blattwerk und Hintergrund verschmelzen mit dem Eigentlichen, den Tulpen nämlich, zu einem feinen, innerlich strahlenden Gesamtkunstwerk. Werner Maier; Abstrakter Tulpenstrauß, Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, matt, 38 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Die künstlerische Herangehensweise entwickelt sich anhand des Objektes - und diese mag durchaus unterschiedlich sein. In „Stiefmütterchen I“ ist die Komposition eine gänz- Werner Maier; Mohn I; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, 38 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 lich andere als im „Tulpenstrauß“. Zwar kommt den Einflusses von Licht und Schatten verhel- auch hier der Maskierstift zum Einsatz, aber die Blätter bringen eine kraftvolle Präsenz und fen dieser Abbildung zu einem eigentümlichen Beschaffenheit der Blütenblätter verlangt eine Dynamik in das Bild. Eine Art Farbenspiel, in Glanz, zu einer nahezu magischen Kraft und andere Raumwirkung. Die in sich gewölbten dem Tiefe und Leichtigkeit miteinander ab- Durchdringung - wie dies in der aktuellen Aus- wechseln und dadurch eine Korrespondenz stellung von Werner Maier zu sehen ist. des Objekts hervorgerufen wird („Leuchtendes Blumenaquarelle setzen sich aus verschiede- Gelb“). Die Blumen wirken nicht nur erzählend, nen kompositorischen Techniken zusammen, sondern sie erzählen, indem sie wirken. Und die verwendeten Farben sind entscheidend die Assoziationen, die uns beim Anblick der für den Ausdruck und die Bildaussage. So verschiedenartigen Pflanzen erreichen, sind nicht bestimmt die Kombination von Licht und nur der persönlichen Biografie des Betrachters Farbe den inneren Zusammenhang und den geschuldet. Denn der seidige Glanz, der über Charakter des Bildes. Soll die Helligkeit der im den Blumen liegt, ist zweifelsfrei mit dem Licht stehenden Pflanzen beispielsweise einen Charakter der Farben verbunden - unabhängig Eindruck von Frische und Lebendigkeit hinter- von der persönlichen Biografie des Rezipienten. lassen, so ist die Breite der weißen Kanten, Farbe ist „über-sinnlich“ und ruft in uns sehr durch die das Licht symbolisiert wird, eher breit unterschiedliche wie auch gleichsam archety- und unscharf abgeschnitten. Im umgekehrten pische Emotionen hervor. Und diese wiederum Falle (ein geringer Abstand) verschwimmt die sind in jedem Menschen ähnlich, vergleichbar Realität, wird das Wahrgenommene schemen- und damit auch kalkulierbar und kompositorisch haft, mystisch, magisch. Eine exakt begrenzte bewusst hervorzurufen. Nicht nur die Tiefe des Fläche stärkt die Intensität der verwendeten Raumes, des Raumes außerhalb des sichtbaren Farbe. Es kommt also nicht nur auf die Farbe Bildraumes, imaginiert eine Flächigkeit und ein an sich an - sondern das Zusammenwirken Werner Maier; Königslilien; Hahnemühle Wachsen in eine nonverbale Unendlichkeit - das verschiedener Farben in Abstufung mit dem Cézanne, 300 g/qm, 29 cm x 38 cm gefühlte Volumen eines Blumenarrangements Weiß (der nicht kolorierten Fläche) suggeriert © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 ist auch in anderer Fasson möglich: Natürlich ARTPROFIL 9 S C H W E R P U N K T T H E M A Werner Maier Blumen im Licht Die Kunst-Akademie - Serie Englisch Das künstlerische Aquarell 25,5 cm x 28,5 cm, 112 Seiten, Hardcover, gedruckt auf Kunstdruckpapier, [D] 39,99 Euro, Art.Nr. EN30105 • ISBN 978-3-86230-105-8, ET: Seit März 2012; Christophorus Verlag GmbH & Co KG, Freiburg Werner Maier; Leuchtendes Gelb; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, 36 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 sind erst einmal die Blütenblätter als solche zurückhaltenden farblichen Kraft liegt. Wasser- entscheidend für die Wirksamkeit einer beach- farbenes Ocker, ein gelbliches Grün und lilaartige tenswerte Fülle der Wahrnehmung. Gerade die Knospen und ein Weiß zwischen den Blüten, das unterschiedlichen Malprozesse können auch in als reines Licht eine harmonische Fernwirkung der aktuellen Schau in Ingolstadt vom Besucher erzielt, die fast jenseits des Diesseits liegt. Über- nachvollzogen werden. haupt ist die Arbeit mit Licht eine der wichtigsten In „Pfingstrosen I“ werden die dicht nebenei- künstlerischen Mittel: im Bild „Rosen II“ sind die nander liegenden Blätter (wieder) durch den Blüten von einem strahlenden Lichtkranz umge- Maskierstift vorgezeichnet - und zwar durch ben, einfach durch die Kombination von nicht die schon erwähnten weißen Linien. Licht und kolorierter Fläche und dunklem, beigefarbenem Schatten werden dann durch eine Lasur ermög- Hintergrund. Dieses sehr ausdrucksstarke Bild er- licht. Je kontrastreicher die Farben auseinander innert an eine Natursicht, wobei sich emotionale liegen, desto größer ist die Leuchtkraft und Expression und impressionistische Sicht perfekt Brillanz der Farben. Sehr treffend beschreibt ergänzen. Natürlich dürfen aufgrund der Form der Autor sein fertiges Bild: „Das typische Rosa auch die Pflanzen als solche im Mittelpunkt der vielblättrigen Pfingstrosen erinnert mich an, stehen: In „Lilienzauber“ dominiert die abstra- durch einen leichten Windstoß aufgebauschte, hierte Fassung von den drei Lilien - in Weiß und wallende Vorhänge, die mich zu immer neuen Rot - die mit ihren ausladenden Blättern den Aquarellvarianten auffordern“. Nicht nur wäss- Bildraum gestalten. Aufgrund der kraftvollen rige Farbdeckkraft, sondern die Wirkung aller Farbe des Rotes dominieren die unteren Lilien die Blumen insgesamt ist wuchtig, überschäumend, innere Struktur des Bildes; die Pflanzen bleiben warm und voll. aber in ihrer Form abstrahiert und tragen so zu Die Magie der Bilder liegt in ihrer Bildhaftigkeit. einer zeitlosen Wirkung entscheidend bei. Im Die Faszination des Ästhetischen erwächst aus Vergleich der einzelnen Blumenbilder im Original dem inneren Bild, was wir durch die Sicht des ist der Blick noch viel intensiver, die aktuelle Aus- Äußeren gewinnen, wie im Bild „Gladiolen“. stellung von Werner Maier bestätigt dies. „Wie ein Feuerwerk“ eben, meint der Autor. Realität und Abstraktionsgrad sind hier untrenn- Farben, die sich zaghaft an die Öffentlichkeit bar miteinander verbunden: Im „Abstrakten trauen, deren nachhaltige Wirkung in ihrer Tulpenstrauß“ ist dies exemplarisch gelungen. 10 ARTPROFIL Die Faszination der Blumen, wie sie sich in der Aquarellmalerei entwickeln mag, ist nicht nur ein Augen- sondern auch ein Leseschmaus. Der freischaffende Künstler Werner Maier vermittelt das klassische Sujet der Blumenmalerei in einem anschaulich und nachvollziehbaren neuen Licht. In verschiedensten Blumenaquarellen lässt er den Leser teilhaben am ausgeklügelten Lichtund Farbenspiel der zarten Blütenblätter. Er kombiniert dabei die Technik des Aquarells mit dem gekonnten Einsatz von Maskiermitteln und linearen Elementen. Farbkontraste, spannungsreiche Kompositionen und eine lockere Pinselführung beleben die abstrahierten Blütenandeutungen. Nicht nur die Verwendung von Licht und Schatten ist für ein gelungenes Aquarell entscheidend, sondern ebenso wesentlich ist ein stimmiger Hintergrund, der Blick für Wirkung und die Kenntnis der Reduktion. Anhand vieler Blumen-Beispiele, die sprachlich ansprechend und informativ erläutert werden, entsteht im Blick des Lesers ein künstlerisch hochwertiges Blumenbild. Aus einer genauen Beobachtung und einem freien Farbverlauf heraus vermittelt der Autor ein Gefühl für die eigene malerische Ausdruckskraft. Ob der Leser tatsächlich die Fähigkeit zur Schaffung solch hochwertiger Gemälde entwickeln kann oder nicht, ist dabei nicht entscheidend. Es ist vielmehr der malerische Blick, das Staunen über die vielfältigen Möglichkeiten einer bildhaften Annäherung zu einem der unterschätzten Sujets des Stillleben, der reinen Blumendarstellung - das vermag dieser Band mit Lust zu erwecken. Die traditionelle Malerei und ein zeitgenössischer Blick sind für Blumenstillleben kein Widerspruch, wie dieses Buch eindrucksvoll beweist. MB S C H W E R P U N K T T H E M A einander, darf aber auch nicht zu sehr getrennt Aquarelle vermögen uns innere Welten der Ausstellung vom 9. Mai - 10. Juni 2012 werden. Eine Gratwanderung, die - wenn sie Schönheit und der emotionalen Berührung zu gelingt - dem Betrachter ein Gefühl von tiefer vermitteln, die außerhalb unseres Bewusstseins Kunsthandel Rainer Masset Milchstraße 23 (Rückgebäude, 2. Stock) 85049 Ingolstadt Deutschland emotionaler Entrückung beschert. Darin ist auch liegen. Blumen sind eine wunderbare Gabe der die Reduktion als künstlerisches Mittel enthalten, Natur, die in künstlerischer Form uns ein Gefühl die Konzentration auf eine Farbe, auf einen der Nähe zu uns selbst ermöglichen. Blumen Fleck („Königslilien“), in denen die Diagonalen sind und bleiben ein Mysterium: sie wirken so Besichtigung nach Vereinbarung: Telefon: +49 (0) 172 8092412 E-Mail: [email protected] das Bild - vor allem auch durch den blauen natürlich wie eindrücklich. Und vielleicht ist es Hintergrund - spannungsvoll durchteilen. Mehr dies, was sie für uns so einzigartig und wertvoll als die Form ist nicht sichtbar, dennoch reicht macht. die Struktur, um dem Bild eine formale Ord- Michaela Buchheister Ineinanderverschachtelte Blüten und fließende nung und darüber hinaus auch eine wahrhafte Farbübergänge konzipieren ein fantastisches Aussage zu verleihen. Nicht zu vergessen ist Farbspektrum, das einen Raum innerhalb des natürlich das „Beiwerk“, das reine Blätterwerk. Bildes konzipiert. Losgelöst von jeglicher Struk- In all seinen Grünschattierungen ist es unab- tur befinden sich die Pflanzen im Nirgendwo, dingbar für einen „runden“ Gesamteindruck, dabei aber so pointiert und von scheinbaren denn etwas, das man scheinbar nicht sieht, Lichtstrahlen gebrochen, dass eine Art Prisma bedeutet häufig, dass es umso wichtiger ist, als uns zu einem emotionalen Wechselspiel voll- dass man es wahrnimmt. Wie beispielsweise in führt. Die Farbe wächst über eine reine Technik „Mohn I“, eine durch die grünliche Begrenzung hinaus, sie ist stattdessen sinnstiftend und unglaublich tiefe, emotionale Berührung durch verwirrend gleichermaßen. Farbe ist Raum ist den farblichen Kontrast von rot, blau und grün. Tiefe. Der Spiegeleffekt ist durchdringend und Meisterhaft, nur in Andeutungen malerisch berührend, denn der Realismus der Pflanzen gesetzt, durchdringt die Darstellung die Realität Werner Maier; Gladiolen; Hahnemühle Cézanne, dringt umso tiefer, je klarer die Abstraktion sich und wird zu einem Kunstwerk, das jenseits des 300 g/qm, matt, 38 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, von der Realität unterscheidet. Beides bedingt Originals liegt. Bonn 2012 16. Mai bis 1. Juli 2012 Das trifft sich – Thomas Kitzinger und Kunstwerke des mpk Thomas Kitzinger, A15-03, 2003, 100x170cm, Foto: E. Bezold © VG Bild Kunst, Bonn 2012, Peter Rösel, Ficus Elastica decora, 1998, 80 x 50 x 50 cm, Foto: G. Balzer ARTPROFIL 11