ttm 57 sl
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ttm 57 sl
ra tt ne m 57 s l technix | Rane TTM 57SL Die Welt der DJ-Mixer hat sich im letzten Jahr sehr verändert – war es anfänglich noch etwas sehr besonderes, wenn unser zentrales Werkzeug per Midi-, Firewire- oder USB-Port an einen Rechner angeschlossen werden konnte, erscheint diese Möglichkeit heutzutage bestenfalls noch erwähnenswert. Die Spanne geht von der im Einsteigerbereich anzusiedelnden Hercules DJ-Console bis zum Allen&Heath Xone3D. Nun kommt mit dem Rane TTM 57SL ein brandneues Gerät in den den Ring, das die Gewichtsklasse der Battle-Mixer sprichwörtlich aufmischen soll. Die Gene sind vielversprechend. In den Standardfunktionen gibt sich der neue Rane also erwartungsgemäß oberklassig. Einen kleinen Punktabzug bekommt er von mir für die Gestaltung der Poti-Kappen. Alle 20 Potis sehen gleich aus und sind nicht gerade die Königslösung in Sachen Griffigkeit. Wie das besser geht, zeigt beispielsweise Urei. Aber dies ist eher ein kleiner Schönheitsfehler. Kennt man schon... Was ganz was neues... Eine einfache – aber dennoch wichtige Erkenntnis gleich am Anfang. Der Rane TTM57SL ist in erster Linie (auch) ein klassischer Rane Battle Mixer – ganz dem 56er Modell verpflichtet. Das bedeutet, dass man auch ohne Rechner die Hardware nutzen kann wie gewohnt – mit allen Rane-typischen Eigenschaften wie gute Verarbeitung, Spitzenklang, hochwertige Fader...etc. Mit Scratch Live hat Rane in Zusammenarbeit mit dem Softwarehersteller Serato seit gut zwei Jahren eine Vinyl/MP3-Lösung im Rennen, die sich aufgrund ihrer Tightness weltweit eine große Fangemeinde erarbeitet hat. Eigentlich liegt es da nahe, die externe Hardware-Box direkt in einen DJ-Mixer zu integrieren und dadurch alleine schon mal vier Stereo Chinch Kabel bei der Verkablung zu sparen. Neben dem obligatorischen Mikrofoneingang werden vier weitere Kanäle geboten, die sich per DIP-Schalter wahlweise als Phono- oder Line fahren lassen. Die dreibandingen EQs klingen gut und muten bei Linksanschlag das entsprechende Band. Diese „Killfunktion“ lässt sich zusätzlich auch durch dedizierte Taster aktivieren – hierbei leuchten Frequenz-selektiv kleine rote Totenkopf-LEDs auf – fancy! Die Taster rasten nicht ein (sonst wären es ja auch keine Taster sondern Buttons), was ich persönlich als weniger praktisch empfinde. Als ausgesprochen umfangreich kann man die FaderSektion bezeichnen. Sowohl die Kanal- als auch der magnetische Crossfader lassen sich per Hamster-Switch umkeheren und in ihrem Ansprechverhalten einstellen. Zusätzlich können die Kanalfader per „Channel Swap“ getauscht werden. Die Hardware der Fader ist in gewohnter Heavy-Duty Qualtität gefertigt. Kurzum: Hier läßt der neue Rane keine Wünsche offen und der nächste Battle kann kommen. 072 | raveline Der Rane TTM 57SL ist also nicht nur Mixer sondern auch „Steuerbox“ und Mutli-IO Soundkarte. Per USB an den Rechner angeschlossen erkennt dieser sofort eine externe Soundkarte und das Signal lässt sich auf zwei Stereokanäle routen. Das hat mit Ableton sofort „plug and play“-mässig funktioniert. Gleichzeitig bietet der SL auch zwei Stereo-INs, so lassen sich Mixe sofort aufzeichnen. Das Signal lässt sich wahlweise pre- oder postfader pro Kanal, am Main-out oder am Aux-In abgreifen und sofort aufzeichnen. Schöne neue DJ-Welt. Aber der Rane kann noch mehr – Herzstück der Hardware ist die „Fernsteuerung“ der ScratchLive Software – hierzu stehen je zwei Joysticks und Endlosregler, beide mit Taster-Funktion und sechs Funktionsbuttons mit einem Group-Schalter zur Verfügung. Über letzteren lassen sich je sechs verschiedene Funktionen pro Button anwählen – macht 36 Funktionen! Die Funktionen der Buttons lassen sich über die Scratchlive-Software frei belegen so dass der neue Rane zum ersten komplett personifizierten DJ-Mixer mutiert. Was man damit im Detail alles anstellen kann sprengt sicher den Umfang dieses Artikels – aber ich sag mal: Da geht einiges! Der Griff zur Maus gehört der Vergangenheit an und der Rechner fungiert neben dem Rane TTM 57SL nur als Monitor und Speicher. Sogar die Timecode-Vinyls könnte man weglassen denn mit den Potis und Joysticks lässt es sich auch mixen. Da Soft- und Hardware perfekt aufeinander abgestimmt sind, erscheint mir diese Lösung als die derzeit kompletteste und durchdachteste auf dem Markt. Analoge und digitale Signale lassen sich gleichzeitig anpassen und mischen, das ganze kann direkt aufgezeichnet und als 44khz 16bit Datei gespeichert werden. Als wäre diese Funktionsflut noch nicht genug, hat der 57SL auch noch eine Effektsektion an Bord. Diese besteht aus einem resonanzfähigen Multibandfilter (HP, BP, LP) und einer Delaysektion, beide rhytmisch sinnvoll modulierbar. Die Effekte sind in der Hardware integriert und funktionieren somit auch ohne angeschlossenen Rechner. Bedient werden sie über eine „Group“ der (Multi-)Funktionstasten. Die Effekte lassen sich Kanal-spezifisch, auf das AUX-Signal oder im Mastermix anwenden. Man munkelt, dass über die USB-Verbindung zukünftig auch Effekt-Updates angedacht sind – somit arbeitet der Rane-Mixer ähnlich wie ein Nord Modular: Programme lassen sich über den Rechner in die Hardware übertragen und sind PC-unabhängig nutzbar. Wer die Update-Politik von Serato in den letzten beiden Jahren verfolgt hat, freut sich sicher schon. Die Funktionsvielfalt hat natürlich auch gewisse Nachteile. Will man alle Funktionen des Rane TTM 57SL nutzen, will eine Menge auswendig gelernt werden. Einfach mal ransetzen und mit Effekten oder MP3Software spielen ist ohne ausgiebiges Lesen der Bedienungsanleitung quasi unmöglich. Besonders im Cluballtag bedeutet der Verzicht auf ein Display dass man schon genau wissen sollte, in welcher Funktions-Group man sich gerade befindet, sonst hat eine Drehbewegung am Poti statt eines Filtersweeps schnell mal ein Runterpitchen des laufenden Tracks zur Folge. Fazit Der Rane TTM 57SL ist ein mächtiges Tool und die eierlegende Wollmilchsau für Digital-DJs. Ganz nach alter Swinger-Philosophie „Alles geht, nichts muss“ lässt er sich entweder als High-End Analog Battlemixer, als Soundkarte, Vinyl- zu MP3-Controller oder DJ-Software-Fernsteuerung einsetzen. Wahlweise all das gleichzeitig. Der Funktionsumfang hat eine gewisse Komplexität in der Bedienung zur Folge, welche sich daher leider nicht mehr als „intuitiv“ bezeichnen lässt. Man muss den Mixer lernen wie ein Instrument... dann ist er allerdings eine Waffe, die derzeit sicher kaum schlagbar ist. Text: Irwin Leschet TECHNISCHE DATEN: Zwei Eingangsbusse mit: • PGM 1 wählt: Analog 1, Analog 2, Digital 1, Digital 2 • PGM 2 wählt: Analog 3, Analog 4, Digital 1, Digital 2 • alle analogen Eingänge sind Phonooder Linepegel fähig • Gain und Balance Regler • 3-Band, „full cut“ Equalizer mit „kill-switches“ Magnetic Faders für Kanäle und Crossfader • Non-contact magnetische PositionsSensor-Technologie • unabhängige Contour- und ReverseEinstellung Mikrofoneingang • mit Einschalter, Gain und 2-BandEqualizer Drei Ausgangsmöglichkeiten, jeweils mit unabhängigen Lautstärkereglern • Masterausgang auf XLR, symmetrisch • Booth-Ausgang auf 6,3-mm-TRS-Klinke, symmetrisch • Aux Ausgang auf Cinch, unsymmetrisch Interne Filter und Delay-Effekte mit 6 mögl. Insertpunkten • Pre- oder Post Fader für Programm 1 und Programm 2 • Mastermix • Aux Eingang Kopfhörer-CUE-Monitor System • Crossfader für Kanalwahl, zusätzlich Mastermix-Schalter 8-Kanal Audio Streaming • 16 Bit / 44,1 kHz Audio Streaming • 4 Kanäle vom Computer, Stereo Quellen Digital 1 und Digital 2 • 4 Kanäle zum Computer, Stereo Aufnahme 1 und Aufnahme 2 Stereo Recording • Record 1 und Record 2 für Aufzeichnungen: Pre- oder Post Fader für Programm 1 oder Programm 2, Mastermix, Aux Eingang Vinyl / CD Control Eingänge • Stereo Record 1 kann für 4-Kanal Steuerung genutzt werden • Wahlweise Analog 1 oder Analog 2 für Steuereingang 1 • Wahlweise Analog 3 oder Analog 4 für Steuereingang 2 Zusätzliche „Soft“ Mixer-Kontroller zum Steuern der Scratch LIVE Software • Fußschalter Eingang (Fußschalter ist nicht im Lieferumfang) • Schalter für Deck 1 und 2 • Gruppenschalter • B 1 bis B 6 programmierbare Schalter • P 1 bis P 2 programmierbare Encoder mit Drucktasten • J 1 bis J 2 programmierbare Joysticks mit Drucktasten Preis UVP: 2192,-EUR (Straße: ca. 1600,-EUR)