Begegnungszone und Einsiedlerhof - Mona Birchler

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Begegnungszone und Einsiedlerhof - Mona Birchler
Einsiedeln/REGION
5. Juli 2013 • Nummer 52 • Seite 5
Das Monatsgespräch
Mona Ziegler trifft Livia Egli, Auswanderin, Studentin, Familienmensch
Wohnhaft in Stratford, Ontario,
Kanada seit 1996
Geboren in Trachslau
Bürgerin von Alt St. Johann
und Kanada
Erinnern Sie sich an den unauffälligen Stall eingangs Trachslau? Die
Schweinemästerei der Familie Egli.
Der Stall ist Neubauten gewichen,
die Strasse führt jetzt in eine kleine
Einfamilienhaus-Siedlung.
Hier
wohnt Livia Egli während ihrer Sommerferien bei Tante und Onkel in
einem grosszügigen Landhaus. Die
Eltern Charlotte und Sepp EgliKenel sind Mitte der Neunzigerjahre mit ihren vier Kindern nach
Kanada ausgewandert. Sie fanden
einen Ort, wo die Felder riesig sind
und die Farmen auch. Das Richtige
für eine rentable Schweinezucht.
Heimweh-Einsiedler sind sie geblieben und haben den Virus ihren Kindern vererbt. Gerne erinnert sich
Livia ans grosse Eglitreffen im April
2010, als ihre Grosseltern Sophie
und Arnold Egli die diamantene
Hochzeit feierten. Livia nutzt die
vier Monate Semesterferien von
Mai bis August für einen weiteren
Aufenthalt in der Schweiz. Auf dem
Programm steht neben Verwandtenbesuchen und Sightseeing auch
Geld verdienen. Bruder Fabian arbeitet bei Daniel Schuler Landmaschinen in Schindellegi und Livia
bedient die Gäste vom Bistro Tulipan am Klosterplatz.
*
Livia, arbeitest du gerne im Service?
Ja, weil ich gerne mit Menschen
in Kontakt bin. Auch verdiene ich
hier mehr als in Kanada. Aber äs
isch scho ä Challenge. Zum Beispiel
wenn Gäste Hochdeutsch sprechen.
Ich spreche nur Schweizerdeutsch.
Mit meinen Geschwistern rede ich
Englisch. Mami und Papi reden mit
uns Schweizerdeutsch. Bei der Arbeit fragen die Leute oft: «Woher
bist du?» Cool ist es mit Gästen aus
Amerika. Ich kann helfen und sie
sind voll erstaunt, dass ich keinen
Akzent habe. (Livia strahlt) Die Mentalität ist ähnlich wie in Kanada. Ich
habe dort ab und zu in einem kleinen Restaurant gearbeitet. Hier ist
es mehr fancy, mehr Etikette. Die
Arbeit hier gefällt mir total gut. Im
Service musst du viel reden – das
chan i guet.
Du wohnst bei Verwandten in
Trachslau?
Bei Onkel Kurt und Tante Josie
fühle ich mich wie deren Tochter,
welcoming. Sie machen so viel für
mich. Besonders freut mich, wieder
mit Fiona und Oliver (Cousine und
Cousin) zusammen zu sein. Wenn
ich frei habe, unternehme ich immer etwas. Letzte Woche war ich
zum ersten Mal auf der Rigi. Auch
gibt es viele Leute zu besuchen,
Gotte und Götti oder Verwandte.
«Mir sind vill Eglis.» Fabian und ich
sehen uns zurzeit wenig, weil er bei
unserem Cousin Ben Hensler
wohnt. Im August werden wir zwei
Wochen zusammen reisen. Wir
haben’s immer gut zusammen. Es
gibt viele Orte, wo ich noch gerne
hinfahren will, ins Tessin zum Beispiel oder sogar eine Europatour.
Was ist anders als in Kanada?
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onats
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Badminton,
Rennen, Volleyball und
Camping.
Dann
möchte ich immer
wieder in die Schweiz
reisen. Mein Grosspapi
Franz Kenel wohnt grad hinter dem
Pfauen. Ich möchte meine Grosseltern öfters sehen. Dass sie so weit
weg sind, das ist wirklich hart. Kanada ist meine Heimat, hier aber
voll auch. Meine Eltern haben den
Einsiedler Anzeiger abonniert. So
wissen sie immer, was läuft. Einfach ein paar Tage später.
Wie feiert ihr den 1. August in Kanada?
Es gibt eine grosse Schweizer
Community. Am 1. August treffen
sich alle in einer riesigen Halle und
es wird gefeiert. Es gibt einen
Schweizer Brunch und Papi singt
im Chor. Viele Ausgewanderte singen in einer Tracht. Gruppen blasen das Long Horn, man kann
Steine werfen, Pfeilbogen schiessen, singen. Wir machen viel für
diese Community.
Foto: Mona Ziegler
Foto: Mona Ziegler
*
Hier darf man mit 16 ein Bier kaufen, aber nicht Auto fahren. In Kanada ist es umgekehrt. Ich bin erstaunt, wie viele Junge hier
rauchen. In Bars und Restaurants
ist Rauchen generell verboten.
Dann gibt es in Kanada ganz viel
Platz. Wir wohnen 45 Minuten weg
vom Lake Huron mit einem riesigen
Sandstrand. In den Ferien gingen
wir jedes Jahr campen. Man kann
weit weg oder mit dem Trailer auf
riesige Plätze fahren. Unser Haus
bauten wir selber. Die Farm ist voll
cool. Vor zwei Jahren hat der Stall
gebrannt, ein Blitz schlug in die Powerbox. Es war frühmorgens. 1000
Schweine und 1500 Ferkel sind
verbrannt. Das war traurig. Inzwischen ist vieles wieder aufgebaut.
Was hast du für Zukunftspläne?
Zurzeit studiere ich «Physical and
Health education» an der Nippis-
sing University, das heisst ich werde
Physiotherapeutin. Das Studium
dauert vier Jahre. Das will ich abschliessen. Tante Jacqueline und
Onkel Pascal sind beide Physiotherapeuten in Magglingen. Dort besuchte ich sie und meine drei Cousinen schon zweimal. Gerne würde
ich später mit älteren Menschen
arbeiten oder im Sportbereich. Ich
bin ein Bewegungsmensch und
liebe Reiten, Schwimmen, Tschutte,
Charlotte und Sepp Egli wissen
nichts vom Interview ihrer Tochter.
Vielleicht hat Livia ihnen auch nie
gesagt, was sie uns verraten hat:
«Ich bin eine stolze Schweizerin.»
Dass sie auch auf ihre Familie stolz
ist, spürt man.
Livia ergänzt den Text zum Schluss:
«Thank you mom and dad for an
amazing childhood and everything
you’ve done for me, I truly have incredible parents and I am so grateful. Love always. Livia»
Begegnungszone und Einsiedlerhof
Ausserordentliche Parteiversammlung der CVP
Die CVP Einsiedeln zeigt
sich aktiv und innovativ:
Mittels Petition verlangt sie
die Einführung einer Begegnungszone. Diskutiert
wurden auch die drei
Projekte zum Einsiedlerhof.
nen, unbestritten notwendige Anpassungen an der Hauptstrasse für
eine Begegnungszone zur Attraktivitätssteigerung des Dorfkerns verbunden werden können. Nach reger
und interessanter Diskussion fand
die Petition fast einstimmigen Zuspruch.
CVP. Präsident Benno Kälin zeigte
sich am Dienstag, 2. Juli, hocherfreut über den grossen Aufmarsch
zur ausserordentlichen Parteiversammlung im Hotel Drei Könige.
Etliche aktuelle und ehemalige
amtliche Würdenträger erfuhren einen speziellen Willkommensgruss.
Im Vorfeld erahnt, bestätigte sich
das grosse Interesse speziell zum
Thema «Einsiedlerhof». Das angekündigte Traktandum versprach die
beiden Projekt-Präsentationen der
Einsiedlerhof AG, vertreten durch
Bruno Frick und das der beiden
Gastronomen Werner Hübscher
und Ermanno Bassi.
Visionäre Projekte
Verbunden mit Gratulationswünschen zur ehrenvollen Wahl in den
Verwaltungsrat der Finma übergab
der Präsident alt Ständerat Bruno
Frick das Wort. Als Vertreter der
Einsiedlerhof AG erläuterte dieser,
dass er bereits vor 30 Jahren mit
dem Thema Einsiedlerhof in Berührung kam und unterstrich somit die
unsäglich langatmige Geschichte
dieses Areals.
Die Idee der AG wolle etwas Gutes entstehen lassen, das primär
der Bevölkerung dient. Sie besticht durch die Kombination von
Hallenbad, Alterswohnungen und
Saal, wobei auch die Bedürfnisse
der Pfarrei integriert sind. Der Bezirk käme mit einer zinslosen
100-jährigen Baurechtsabgabe zu
Petition wird eingereicht
Aber schön der Reihe nach. Erst
stand das Traktandum «Beschlussfassung Begegnungszone» auf dem
Plan. Aufgrund der Präsentation
von Bezirksrat Hanspeter Egli an
der letzten Parteiversammlung
über die Strategie des Bezirksrats
betreff «Neugestaltung des öffentlichen Raums» (Hauptstrasse/Klosterplatz) hat sich der Vorstand intensiv mit dem Thema befasst und
befand, dass für die Einreichung
einer Petition «Einführung einer Begegnungszone» jetzt der absolut
richtige Zeitpunkt ist. Die Petition
fordert den Bezirksrat auf, das Konzept und die Erfahrungen aus den
Jahren 2005/06 wieder aufzunehmen und zu überarbeiten.
Im aktuellen Geschehen reger
Bautätigkeit entlang der Hauptstrasse und dem Umstand, dass die veralteten Werkleitungen entlang der
Hauptstrasse dringend erneuert
werden müssen, sieht das Begehren Möglichkeiten zur optimalen
Nutzung von Synergien. Dies in der
Überzeugung, dass mit möglichst
wenig Aufwand, sprich Investitio-
Der Vorstand der CVP Einsiedeln
entschloss sich für die Einreichung
einer Petition «Einführung einer Begegnunszone». Foto: Victor Kälin
einem schlüsselfertigen Hallenbad. Um die Ernsthaftigkeit ihres
Vorhabens zu unterstreichen,
habe man sich ganz bewusst, und
etwas keck, für die Benennung Einsiedlerhof AG entschieden. Mit
viel Applaus wurden seine Ausführungen bedacht.
Werner und Maja Hübscher sowie Ermanno Bassi sind Gastronomen aus Leidenschaft. Bassi präsentierte mit spürbarem Herzblut
die Vision eines Vier-Sterne-Hotels
Einsiedlerhof mit Spa und Kongressräumlichkeiten. Der Leitspruch «Begegnen – Entspannen –
Sein» würde auch internationale
Kundschaft anziehen. Dabei werden Prosperität und globale Vernetzung in den Mittelpunkt gestellt.
Nebst einem Mehrwert für Einsiedeln erfülle das Projekt ganz klar
die Erwartungen des Bezirksrats
hinsichtlich touristischer Wertschöpfung und Generierung von
neuen Arbeitsplätzen.
Plattform zur Meinungsbildung
Nach so viel spannenden Informationen wurde die Diskussionsrunde
rege für Fragen sowie Pro und Kontra genutzt. Durch die Anwesenheit
von Richard Schönbächler konnte
auch seine Idee, die er bereits anlässlich der Parteiversammlung im
November 2011 vorgestellt hatte,
in die Diskussion miteinbezogen
werden und ergab somit ein umfassendes Bild zur Meinungsbildung.
Aufgrund
fortgeschrittener
Stunde empfahl der Präsident die
Aufschiebung der übrigen Traktanden auf die nächste Parteiversammlung und erntete Zustimmung. Er bedankte sich bei den
Präsentatoren für die Professionalität und betonte die Attraktivität und
Innovation aller drei Projekte. Er
zeigte sich sichtlich erfreut, dass
alle diese innovativen Ideen mitunter von Köpfen aus der CVP-Gemeinschaft stammen. In der Vorfreude auf den CVP-Ausflug am 31.
August auf dem Sihlsee mit Brückenneubau-Besichtigung schloss
er diese spannende und zukunftsträchtige Versammlung.
Ein rauchumhüllter Bus stand am Montagabend eingangs Rothenthurm.
Vier Statistinnen spielten die Passagiere.
Foto: Fritz Lengacher
Busunfall war zum
Glück nur eine Übung
Eine gemeinsame Übung der
Feuerwehr Rothenthurm
zusammen mit dem Ersteinsatzelement der Samariter
und dem Rettungsdienst
Schwyz fand am Montagabend in Rothenthurm statt.
Die Ausgangslage war ein
verunfallter Linienbus, aus
welchem auch Rauch drang.
fl. Verkehrsteilnehmer auf der Strecke Sattel–Biberbrugg ahnten am
Montagabend wohl Schlimmes. Am
Dorfeingang von Rothenthurm ein
Linienbus, er wurde von der Auto
AG Schwyz (AAGS) kostenlos zur
Verfügung gestellt, stand halb neben der Strasse und war von Rauch
eingehüllt. Kein Grund zur Aufregung. Es war nur die Ausgangslage
für eine Übung. Das Fahrzeug
wurde wegen einer gesundheitlichen Störung des Fahrers führerlos
und strandete an der Ortstafel.
Rascher Einsatz
Von den vier Passagieren (jugendliche Statistinnen) irrten zwei
draussen umher und die anderen
beiden waren mit unbestimmten
Verletzungen noch im Bus. Es dauerte nicht lange bis die Feuerwehr
anrückte und den Brandschutz aufbaute.
Auch der Verkehrsdienst trat sofort
in Aktion und übernahm Signalisation und Verkehrsregelung. Ebenfalls traf sehr rasch das Ersteinsatzelement der Samariter
(SEE) ein, welches eine erste Aufnahme der Verletzten vornehmen
konnte. Später wurde es von der
Mannschaft des ebenfalls angerückten Sanitätsfahrzeuges aus
Schwyz unterstützt. Diese würden
im Ernstfall, als Vollprofis, auch das
Kommando über die Verletzten
übernehmen. Letztere wurden an
einem einigermassen geschützten
Platz behandelt. Nachdem die «Gefahren» gebannt waren und alle Verletzten geborgen waren, konnte die
Übung abgebrochen werden.
Neue Erkenntnisse gewinnen
An der gemeinsamen Besprechung
konnten viele wichtige Punkte angesprochen werden und es zeigte
sich auch, wie wichtig solche Übungen sind. Vor allem ist es auch
wichtig, dass die verschiedenen
Dienste sich in einer Lagebeurteilung über das Vorgehen absprechen. Es dürfte aber auch klar sein,
dass in einem Ernstfall der Ablauf
kaum so ruhig sein würde. Es konnten aber wichtige Schlüsse aus der
Übung gezogen werden. Am besten
wäre natürlich, wenn der Ernstfall
gar nie eintreten würde, aber man
kann nie wissen.