Kriminalprävention in Deutschland - Länder-Bund

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Kriminalprävention in Deutschland - Länder-Bund
Ziele des Infopool Prävention sind u. a. das Erkennen von
Entwicklungen, Schwerpunkten aber auch Defiziten im Bereich
der Kriminalprävention, das Erkennen von relevanten Themenfeldern für die präventionsbezogene Forschung inklusive
der Initiierung und Durchführung von Forschungsprojekten.
Der Infopool Prävention ist auch als Angebot eines Forums
für den nationalen und internationalen Erfahrungsaustausch
zwischen Polizei und sonstigen Akteuren der Kriminalprävention zu verstehen.
Nachahmenswerte Präventionsprojekte werden regelmäßig
in Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern in Form der
vorliegenden „Länder-Bund-Projektsammlung“ oder in Form
von themenspezifischen Sonderbänden veröffentlicht.
Unter http://www.bka.de stellt das Bundeskriminalamt zudem
eine Datenbank mit bisher veröffentlichten
fentlichten Präventionsprojekten aus dem Infopool Prävention zur Verfügung.
Länder-Bund-Projektsammlung
Der Band „Kriminalprävention in Deutschland“ stellt nachahmenswerte nationale Präventionsobjekte aus dem „Infopool
Prävention“ des Bundeskriminalamtes vor. Der Infopool Prävention des Bundeskriminalamtes ist eine im November 1995
begonnene Informationssammlung zu nationalen Präventionsakteuren, -aktivitäten, -projekten und -modellen.
Kriminalprävention
Infopool Prävention
BKA
Polizei + Forschung
Bundeskriminalamt (Hrsg.)
Kriminalprävention
in Deutschland
Länder-Bund-Projektsammlung
Luchterhand
Kriminalprävention in Deutschland
Länder-Bund-Projektsammlung
BKA
Reihe Polizei + Forschung
Bd. 4
herausgegeben vom Bundeskriminalamt
Kriminalistisches Institut
Beirat:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Kerner
Direktor des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen
Wolfgang Sielaff
Leiter der Landespolizeiinspektion Hamburg
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Klaus Tiedemann
Direktor des Instituts für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht der
Universität Freiburg i. Br.
Klaus Jürgen Timm
Direktor des Hessischen Landeskriminalamts
Bundeskriminalamt (Hg.)
Kriminalprävention
in Deutschland
Länder-Bund-Projektsammlung
Ausgewählte Dokumente aus dem
„Infopool Prävention“
Luchterhand
BKA
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Kriminalprävention in Deutschland / Hg.: Bundeskriminalamt. Neuwied ; Kriftel : Luchterhand , 2000
ISBN 3-472-04547-7
Redaktion:
Jörg Bässmann
Jürgen Becker
Kathrin Obert
Fachbereich KI 16 – Polizeiliche Kriminalprävention und Öffentlichkeitsarbeit
Alle Rechte vorbehalten
© 2000 by Hermann Luchterhand Verlag GmbH, Neuwied und Kriftel.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist
ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung
und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Umschlaggestaltung: arttec grafik simon & wagner, St. Goar
Satz: Satz Offizin Hümmer, Waldbüttelbrunn
Druck: Druckerei Wilhelm & Adam, Heusenstamm
Printed in Germany, August 2000
∞ Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem und chlorfreiem Papier
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S. 5
Vorwort
Unter dem Titel ¹Kriminalprävention in Deutschland ± Länder-Bund-Projektsammlungª liegt nunmehr eine neue Ausgabe ausgewählter nationaler Präventionsprojekte aus dem ¹Infopool Präventionª des Bundeskriminalamtes vor.
Die Ausgabe basiert, neben eigenen Erfassungen, in erster Linie auf Zulieferungen der lokalen Polizeidienststellen beziehungsweise der Landeskriminalämter als zentralen Polizeidienststellen der Länder. Nachgefragt wurde wie in
den Vorjahren zudem bei den Bundesministerien. Darüber hinaus bestand auch
für andere Institutionen die Möglichkeit, Projekte beziehungsweise Initiativen
vorzustellen.
Beim ¹Infopool Präventionª geht es darum, das Wissen um wirkungsvolle oder
potenziell wirkungsvolle Präventionsansätze zu verbreitern. Diesem Ziel und
nicht dem quantitativen Vergleich der Aktivitäten bestimmter Akteure oder
Organe dient der vorliegende Band. Ein gleiches Anliegen hat auch eine
1999 vorgenommene Erweiterung der Erfassungsstruktur der Projekte. Die
Projektdatenbank wurde im Register ¹Sachstand / Ergebnisseª um Zusatzfelder
ergänzt.
Auch im vorliegenden Band sind keine Projekte erfasst, die bereits in den beiden Vorjahren veröffentlicht wurden. Projekte der ausschlieûlichen Verkehrsprävention wurden nicht ausgewählt. Dem Bundeskriminalamt ist bekannt,
dass Polizeidienststellen der Länder verstärkt sowohl die Verkehrs- als auch
die Kriminalprävention abdecken. Sofern hier ein Dokumentationsbedarf gesehen wird, wäre ± getrennt vom Infopool Prävention ± zu prüfen, wie dieser
abgearbeitet werden könnte. Projekte wurden auch dann nicht ausgewählt,
wenn sie in ihrer Beschreibung als unzureichend angesehen wurden. Zugelieferte, in diesem Band aber nicht enthaltene Projekte sind jedoch ohne Ausnahme in den ¹Infopoolª-Gesamtbestand eingeflossen und insoweit über das
Bundeskriminalamt, KI 16, einer Recherche zugänglich.
Mit der letzten Ausgabe ¹Kriminalprävention in Deutschland ± Länder-BundProjektsammlungª im Frühjahr 1999 hatte das Redaktionsteam eine Fragebogenaktion durchgeführt. Bei etwas mehr als 90 % der Fragebogenrückläufe
wurde die Frage, ob die Sammlung ausgewählter Dokumente aus dem ¹Infopool Präventionª schon einmal bei der Arbeit hat helfen können, mit ¹jaª beantwortet. Häufigste Antwortkategorie war, dass es ¹Anregung für eigene Arbeitª gegeben hat. Auch die 1999 vollzogenen Layoutänderungen fanden Akzeptanz, wobei positiv hier vor allem ¹Gliederungª und ¹Handlichkeitª herausragten. Im Ergebnis bestätigt die Fragebogenauswertung die Akzeptanz des
¹Infopool Präventionª und seiner Projektauswahlsammlungen. Die unter anderem zur ¹Gliederungª oder zum ¹Layoutª geäuûerten Anregungen wurden ausnahmslos geprüft und sind in Teilen bereits in diesen Band eingearbeitet.
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Vorwort
Das Bundeskriminalamt verarbeitet Projektinformationen mittels MS-Access.
Um auch Nutzer, die nicht über diese Software verfügen, jahrgangsübergreifend eine möglichst zielgenaue Recherche von Präventionsprojekten zu ermöglichen, wurden Projekte beginnend mit dem nationalen Auswahlband 1999 ins
Internet (http://www.bka.de) eingestellt.
Auch die Herstellung dieses Auswahlbandes war nur durch die groûe Unterstützung und engagierte Mitarbeit einer Vielzahl von Personen und Institutionen möglich. Ich möchte daher erneut die Gelegenheit nutzen, den Landeskriminalämtern, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Bundesministerium des Innern sowie den vielen Projektbetreibern
herzlich zu danken, die durch ihre informatorische Zuarbeit und Korrekturen
sowie durch konzeptionelle Anregungen bei der Erstellung des Bandes unterstützt haben. Dies gilt auch den Mitarbeitern des Fachbereiches KI 13 (¹Umsetzungª) für ihre fortwährende Unterstützung bei der Drucklegung der Auswahlbände sowie den Mitarbeitern des Fachbereiches KI 16 (¹Polizeiliche Kriminalpräventionª) für ihre engagierte Arbeit, ohne die es den ¹Infopool Präventionª nicht gäbe.
Rainer Hofmeyer
Abteilungspräsident
Kriminalistisches Institut des Bundeskriminalamtes
VI
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1
Themenbereich Drogen/Sucht
Osnabrücker (Anti-Drogen-) Modell
¹Kids in Actionª zur Suchtprävention
Aktionsbündnis Suchtprävention 1999
Alternative Sport ± ein Projekt zur Drogenprävention
Erlebnis, Aktion, Spaû, Information (EASI)
Night Events zur Gewalt- und Suchtprävention
Nürnberger Woche zur Suchtprävention
Rosenheimer Anti-Drogen-Modell (RADM)
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3
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9
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15
17
19
2
Themenbereich Eigentumskriminalität
Einbruchsdiebstähle in Kleingärten
FEIN (Friedberger-Eigentums-Identifizierungs-Nummer)
Kriminalitätsverhütung in Freizeiteinrichtungen
Präventionspreis zur Verhinderung von Ladendiebstahl für die
Stadt Osnabrück
Präventive Bekämpfung des Kfz-Diebstahls in Deutschland
Problemorientierte Bekämpfung von Kraftfahrzeugaufbrüchen
in Heidelberg
INFO-Reihe des Landeskriminalamtes Sachsen, Nr. 5 ¹Happy
birthday, Opa!ª
Programm Polizeiliche Kriminalprävention ± Medienpaket
¹Sicher wohnenª
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25
27
3
29
31
35
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41
Themenbereich Frauen
¹Polizei und Frauen ± Gemeinsam gegen Gewaltª
Bundesweite Arbeitsgruppe Frauenhandel
Modellversuch ¹Schwerpunktsachbearbeitung bei häuslicher
Gewaltª
43
45
47
4
Themenbereich Fremdenfeindlichkeit
Integration von Spätaussiedlern
Medienverbund-Trainings-Programm ± ¹Störenfriedeª
Sonderkommission Rechtsextremismus (Soko REX)
Sport mit Aussiedlern
Netzwerk ¹Beratungssystem Schuleª
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55
57
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61
5
Themenbereich Gewalt
Beratungsstelle ¹Männer gegen Männer-Gewaltª
Hildesheimer Sozialisations- und Anti-Gewalt-Training
Modellveranstaltung ± Gewaltprävention an der Schule
Pilotprojekt ¹Gewaltfreie Klasse als Konfliktschlichterª
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65
67
71
73
49
VII
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S. 8
Inhaltsverzeichnis
Schulvertrag über Gewaltverzicht
Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt
Eisenacher Projekt ¹Gewalt in der Schuleª
Fair Play ± Gegen Gewalt
Gemeinsames Präventionsprogramm von Schule und Polizei
¹Herausforderung Gewaltª
Landauer-Anti-Gewalt-Programm für Schülerinnen und
Schüler (LAPSuS)
Mannschaftszeitfahren/Radrennen der Neubrandenburger
Schulen unter dem Motto ¹Sport statt Gewaltª
Plakataktion gegen Jugendgewalt
Theaterprojekt gegen Gewalt: Gewalt im Alltag ± ganz normal?
Wege aus der Gewalt ?! ± Modellprojekt Gewaltprävention an
Schulen
6
7
VIII
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87
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93
95
97
101
Themenbereich Jugendkriminalität/Jugendschutz
Modellprojekt ¹Jugendkriminalitätspräventionsprogrammª
PIT ± Schulische Prävention im Team
¹AGGASª -Arbeitsgemeinschaft gegen Gewalt an SchulenKinospot gegen Jugendkriminalität ¹Kriminalität macht einsamª
Kooperatives Konfliktlösetraining
Aktionsprogramm ¹Gewaltfreie Erziehungª
Cottbuser Jugendrechtshaus
Erstellung einer Broschüre ¹Kids und Computer ± Probleme im
Umgang mit den neuen Medien!ª und Info-Abende zum Thema
¹Jugendgefährdende Spieleª
Familienaktivierungsmanagement (FAM)
INFO-Reihe des Landeskriminalamtes Sachsen
Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª
Ohne Gewalt stark
Präventions-Jugendstreifen
Präventionspreis 1997/98 des Landeskriminalamtes BadenWürttemberg für beispielhafte Projekte gegen Jugendkriminalität und Jugendgefährdung
Praxisleitfaden ¹Prävention von Straûenkarrieren bei Jugendlichenª
Schule mal anders
Schulprojekt ¹Schlichten statt Richtenª
Theaterprojekt ¹Comic onª
105
107
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115
117
119
123
125
Themenbereich Kinder/Primärprävention
¹Ich bin ich, Du bist du und das sind wir!ª ± Das Präventionsprojekt des Kinderschutz-Zentrums Oldenburg
¹Schlau sein wie der Fuchsª ± Gewaltprävention in der
Grundschule
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149
151
155
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Inhaltsverzeichnis
Kindergarten-Cop
¹Kriminell, Krise, oder was?ª ± Neue Zugangswege und
Unterstützungsangebote der Sozialpädagogik im Bereich der
Kinderdelinquenz
Gemeinsames Präventionsprogramm ¹Kinder und Kriminalitätª des Innen-, Kultus- und Sozialminsteriums Baden-Württemberg
Malheftserie ¹Super Tips für Klein und Groûª
Primärprävention bei Kindern mit den Sympathiefiguren der
Landespolizei ¹Leo Listigª und ¹Locki Wachsamª
Programm Polizeiliche Kriminalprävention ± Kinderbuchreihe
zur Kriminalprävention
Kinderpolizeiausweise
Selbstsicherheitsparcours für Kinder
163
169
173
8
Themenbereich Nachbarschaft/Wohnumfeld
Präventionsprojekt ¹Nachbarschaftshilfeª
Nachbarn schützen Nachbarn
Wachsame Nachbarn in Bensheim
183
185
187
189
9
Themenbereich Öffentlicher Raum (incl. ÖPVN)
Gewaltpräventives Projekt ¹Busengelª
Gewaltpräventives Projekt ¹Schulbuslotsendienstª
Sicherheit und Sauberkeit in Berliner Bahnhöfen und deren
Umfeld
Vogelstang Center Serviceteam
Aktionsbündnis ¹Sichere Sächsische Städteª
191
193
195
10
Themenbereich Opferhilfe/Opferschutz
Zeugenbetreuung beim Amts- und Landgericht Düsseldorf
VIKTIM
207
209
213
11
Themenbereich Sachbeschädigung/Vandalismus
GAP (Graffiti, Anhäufung von Unrat und sonstige Problembereiche)
Kölner Anti-Spray-Aktion (KASA)
Schalker-Fan-Projekt ¹Mit uns nicht ± Spieler und Fans gegen
Zerstörungª
215
217
221
12
Themenbereich Senioren
Mehr Sicherheit für Senioren
225
227
13
Themenbereich Sexueller Missbrauch
Beratung und Therapie für jugendliche und erwachsene Täter
sexueller und ¹häuslicherª Gewalt
229
165
175
177
179
181
197
201
205
223
231
IX
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S. 10
Inhaltsverzeichnis
Prävention sexueller Gewalt durch die Arbeit mit männlichen
sexuellen Kindesmisshandlern (Sexualtätern)
Hänsel & Gretel Stiftungspreis 1999
Prävention sexueller Gewalt ± Entwicklung von Material für
männliche Jugendliche
Spot gegen die sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Jungen
im Tourismus
235
239
241
243
14
Themenbereich Sicherheitsgefühl
Landesaktionstage für öffentliche Sicherheit
Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 1996/97
245
247
249
15
Themenbereich Städtebauliche Prävention
Zusammenarbeit mit Bauplanungsämtern
253
255
16
Themenbereich Zeugen- und Helferverhalten
Initiative ¹Zivilcourageª
257
259
17
Themenbereich Sonstiges
Heidelberger Kriminalitätsatlas
Präventions- und Ermittlungsteam eines Polizeiabschnitts
(Abschnitt 41)
¹Mobile Wacheª der Polizeidirektion Augsburg
¹Mobiler Informationsstandª des Polizeipräsidiums Schwaben
Gemeinschaftsaktion ¹Clevere Sachsen beugen vorª
Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des
Bundes (ProPK)
Verkehrs- und Sicherheitstag an Schulen
261
263
267
271
273
275
18
Anhang
283
19
Themenbereich Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Koordinationsstelle Fan-Projekte
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS),
Landesstelle Nordrhein-Westfalen e. V.
Bundesweite Koordinierungsstelle der Frauenhäuser
K 314±Opferschutz und Verhaltensprävention
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes ±
Gremienstruktur
Präventionsverein Osnabrück e. V. (PrävOS)
Theaterpädagogische Werkstatt
Informations- und Koordinierungsstelle der Notrufe
Koordinierungsstelle des Bundesweiten Koordinierungskreises
gegen Frauenhandel und Gewalt im Migrationsprozess (KOK)
X
277
281
285
287
291
295
297
301
303
307
311
313
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S. 11
Inhaltsverzeichnis
20
21
Themenbereich Gremien nach Art Kriminalpräventiver
Räte
Ressortübergreifende Präventionskommission Osnabrück
(RePrOS)
Arbeitsgemeinschaft zur Eindämmung der Kinder- und
Jugendkriminalität in Westmittelfranken ± ¹Wir gegen
Jugendkriminalitätª
Sicherheitsgemeinschaft Bürger und Polizei im Dienstbereich
der Polizeiinspektion Prien e. V.
325
Stichwortverzeichnis
327
315
317
321
XI
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S. 1
1
Themenbereich
Drogen/Sucht
1
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S. 2
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S. 3
Drogen/Sucht
Osnabrücker (Anti-Drogen-) Modell
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt, Zentraler Kriminaldienst, Rauschgift, Kollegienwall 6±8, 49074 Osnabrück
Internet: http://www.polizei.land-ni.dbp.de/~bruecke/
e-mail: pressestelle@pi-osnabrück-stadt.polizei.ni.de
Organisation
Das Osnabrücker Modell ist ein im Mai 1995 aufgebautes Maûnahmenbündel
zur polizeilichen Kriminalitätskontrolle (Prävention, Repression) und zur Drogenhilfe. Das Modell ist in besonderem Maûe auf Prävention, Therapie und
Hilfe abgestellt.
Einbezogen sind Polizei, Stadtverwaltung (insbesondere die Fachbereiche Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, Soziales und Gesundheit), Vereine, Suchthilfeeinrichten (z. B. niedrigschwelliges Angebot, Entgiftung, Therapie).
Ausgangspunkt für das Modell war eine Verschärfung der Drogenkriminalität
einschlieûlich der Begleit- und Folgekriminalität (insbesondere indirekte ¹Beschaffungª zur Finanzierung des Drogenkonsums) in den Jahren 1994/95, auch
bedingt durch die Grenzöffnung nach Osten und den Zuzug von Spätaussiedlern.
Konzeptioneller Ansatz
Z
Besondere Aufbauorganisation Rauschgift (BAO RG) bei der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt mit den Einsatzabschnitten (EA) Präsenz (Bestreifung/Kontrolle von Szenetreffs in Uniform und Zivilkleidung, auch in Zusammenarbeit mit der Bereitschaftspolizei, 7. Einsatzhundertschaft Osnabrück), EA Zentrale Anlaufstelle (besetzt mit zwei Stadtinspektoren für
schriftliche Verfügungen wie Platzverweisungen, Durchsetzungsgewahrsame, Zwangsgelder), EA Operative Einheit (Observation von Szenetreffs,
Dealerwohnungen; Zugriffsmaûnahmen) und EA Ermittlungen (AG
Rauschgift, AG Beschaffung).
Z
Ausbau der Programme ¹Substitutionª und ¹Betreutes Wohnenª.
Z
Abstimmung von Maûnahmen in der Ressortübergreifenden Präventionskommission Osnabrück (RePrOS, Ü).
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S. 4
Drogen/Sucht
Z
Mitförderung der Drogenprävention durch den Präventionsverein Osnabrück e. V. (PrävOS, Ü).
Sachstand/Ergebnisse
Das Osnabrücker Modell hat weiterhin Bestand.
Die ¹offene Drogenszeneª (Anbieter, Konsumenten) konnte weitgehend aufgelöst werden.
Festzustellen ist eine Verlagerung des Drogenhandels in Wohnungen.
Die registrierte Rauschgiftkriminalität (Verstöûe gegen das BtMG) und die
registrierte indirekte Beschaffungskriminalität sind seit 1995 rückläufig.
Der Anteil zumeist junger Spätaussiedler an der indirekten Beschaffungskriminalität beträgt von der Personenzahl her etwa 25 %, beim Straftatenaufkommen
wegen der besonderen ¹Beschaffungsintensitätª schon mehr als 50 %.
In der örtlichen Drogenszene sind die Spätaussiedler mit etwa 25 % vertreten.*
*
4
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Ernst Hunsicker: ¹Der Staat und sein Drogendilemmaª. In: Kriminalistik 11/96, S. 711±719.
Ders.: ¹Das Osnabrücker Anti-Drogen-Paketª. In: Kriminalistik 4/97, S. 234±241.
Ders.: ¹Es muss ja nicht gleich New York sein ± Noch einmal: Das ,Osnabrücker Modell` für eine sichere
Stadt.ª In: Kriminalistik 7/98, S. 493 ff.
Schreiben der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt vom 30. 7. 1998 mit Anlagen.
Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 1996/97, Fortschreibung der Grunddaten für 1998, Osnabrück,
im Juli 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Niedersachsen vom 4. 10. 1999 mit Anlagen.
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S. 5
Drogen/Sucht
¹Kids in Actionª zur Suchtprävention
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Wuppertal, Kommissariat Vorbeugung, Friedrich-Engels-Allee 228, 42285 Wuppertal
Organisation
In der zweiten Jahreshälfte 1999 wurden vom Polizeipräsidium Wuppertal,
Kommissariat Vorbeugung, Aktionswochen zur erlebnisorientierten Suchtprävention für Kinder und Jugendliche in Remscheid veranstaltet.
Aus dem Arbeitskreis ¹Sucht Remscheidª fanden sich folgende Kooperationspartner:
Stadt Remscheid, Diakonisches Werk Remscheid, Kontaktzentrum Schüttedelle.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel der Aktion ¹Kids in Actionª war, die Entwicklungsmöglichkeiten von
Kindern zu fördern, die im Alter von 11 bis 13 Jahren erstmals mit Suchtmitteln
wie Zigaretten, Alkohol, Haschisch, Ecstasy etc. in Berührung kommen und
damit experimentieren.
Die Zielgruppe, Schüler der 6. Klassen verschiedener Schulformen, sollen
durch eine eng vernetzte Zusammenarbeit der mit Suchtvorbeugung befassten
Institutionen erreicht werden. Sinnvolle Freizeitangebote wurden durch ein erlebnispädagogisch orientiertes Sport- und Freizeitangebot dargestellt.
Die Projektkonzeption umfasste vier Phasen:
Z
Phase 1 ± Erlebnispädagogischer Sporttag.
Z
Phase 2 ± Erlebnisorientierter Aktionstag.
Z
Phase 3 ± Erlebnisorientierte Klettertage.
Z
Phase 4 ± Der Abschlussabend.
5
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S. 6
Drogen/Sucht
Sachstand/Ergebnisse
Die Projektdurchführung zeigte folgende Ergebnisse:
In Phase 1 (Sporttag) boten Sportlehrer der teilnehmenden Schulen an der Sophie-Scholl-Gesamtschule schulübergreifend eine breitgefächerte erlebnispädagogisch orientierte Palette sportlicher Betätigungen an. Die Schülermannschaften mischten sich aus Schülern aller Schulformen. Die 480 teilnehmenden
Schüler und eingesetzten Lehrer waren hochmotiviert. Der eingerichtete Buspendelverkehr mit einem Polizeibus von der Schule zum Sportbad funktionierte
ausgezeichnet.
In Phase 2 (Erlebnisorientierter Aktionstag) wurde 27 Organisationen, Institutionen und Vereine, die Jugendarbeit betreiben, die Gelegenheit gegeben, ihre
Angebote eigenständig darzustellen. Es war sichergestellt, dass interessierte
Kinder nach der Aktion auch in den jeweiligen Vereinen aufgenommen werden
konnten. Der Zulauf war trotz strömenden Regens gut, 700±800 Schüler erschienen und nahmen das Angebot wahr. Eine Teilnahmebescheinigung berechtigte zur Beteiligung an einer für alle offenen Tombola aus gespendeten
Preisen.
In Phase 3 (Erlebnisorientierte Klettertage) fuhren alle 520 Schüler der fünf
teilnehmenden Schulen an drei Tagen mit Polizeibussen in das Erlebnis- und
Kletterzentrum (Kletter-Max) nach Dortmund. Hier stellten sie ihre Geschicklichkeit unter Beweis. Ein hoher Erlebniswert, bei gleichzeitiger Erhöhung des
Selbstwertgefühls, der persönlichen Stärke und Selbstsicherheit als suchtpräventive Faktoren, wurde geboten. Der Transport mit Polizeibussen war eine
gute Gelegenheit, die Polizei bei Kindern/Jugendlichen positiv darzustellen.
In Phase 4 (Abschlussabend) wurde im Anschluss an ein Gruûwort der Schirmherren eine Preisverleihung für die Gewinner der zuvor durchgeführten Wettkämpfe veranstaltet. Eine Vielzahl von Remscheider Bürgern hatte Geld oder
alternative Sachpreise für die Preisverleihung zur Verfügung gestellt. Als Höhepunkt konnte dem Gewinner des ersten Preises ein Fahrrad im Wert von
1.100 DM überreicht werden.*
*
6
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
e-mail des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen vom 5. 1. 2000.
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Drogen/Sucht
Aktionsbündnis Suchtprävention 1999
Ansprechpartner/Dienststelle
Kriminalpräventiver Rat der Stadt Schleswig, Geschäftsführung, Rathausmarkt
1, 24837 Schleswig
e-mail: [email protected]
Organisation
Das Aktionsbündnis wurde vom Kriminalpräventiven Rat der Stadt Schleswig
in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt, der Fachklinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie in Schleswig, dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises
Schleswig (Mobile Suchtprävention), dem Kreisjugendamt (Sachgebiet Jugendförderung und Jugendhilfeplanung) und der Polizei Schleswig (dem Präventionsbeauftragten) entwickelt.
Konzeptioneller Ansatz
Mit dem Aktionsbündnis Suchtprävention verfolgten die Projektpartner folgende Maûnahmen:
Z
Podiumsdiskussion:
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit der Überschrift ¹Drogen? Unser Kind
doch nicht!ª in der Volkshochschule Schleswig stellten sich die verschiedenen
Beratungs- und Hilfseinrichtungen im Stadtgebiet gemeinschaftlich der Öffentlichkeit vor.
Z
Plakatwettbewerb:
Der Kriminalpräventive Rat führte einen Plakatwettbewerb an allen Schulen im
Stadtgebiet zum Thema ¹Suchtª durch. An dem Wettbewerb konnten sich
Schüler von der 1. bis zur 13. Klasse beteiligen. Durch die räumliche Begrenzung des Wettbewerbes auf das Stadtgebiet wurde eine hohe Identifikation mit
der Maûnahme erreicht, so dass eine relativ hohe Rücklaufquote verzeichnet
werden konnte. Insgesamt wurden 102 Plakate und Klassenentwürfe eingereicht, die teilweise qualitativ sehr hochwertig waren. Die ausgezeichneten Einzelentwürfe können bei der Geschäftsführung des Kriminalpräventiven Rates
per Dia oder im Original ausgeliehen werden. In der Jury des Wettbewerbes
waren eine Schulrätin, das Kreisjugendamt, ein Kunstlehrer des Jugendaufbauwerkes der Stadt Schleswig sowie zwei Schüler vertreten. Neben attraktiven
Einzel- und Klassenpreisen ist vor allem der Preis der Verkehrsbetriebe des
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S. 8
Drogen/Sucht
Kreises Schleswig-Flensburg hervorzuheben, die den ausgezeichneten Entwurf
von einem Designer überarbeitet auf einem ihrer Busse öffentlichkeitswirksam
angebracht haben.
Z
Informations- beziehungsweise Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiter
von Kindergärten und Lehrer der Sekundarstufe I:
Mit dieser Fortbildungsveranstaltung sollten sowohl Kenntnisse über Sucht
(einschlieûlich legaler und illegaler Drogen) sowie alltägliche Suchtgefahren
vermittelt werden. Problemlösungsmechanismen ohne Drogen sollten erlernt
werden. Übungen zur Stärkung des Selbstbewusstseins der Kinder im Kindergartenalter beziehungsweise der Sekundarstufe I wurden angeboten.
Z
Theateraufführungen zum Thema Sucht:
Das Kreisjugendamt bot für Schleswiger Schüler zwei Aufführungen des Jugendtheaterstückes ¹Der Blaumannª an. Durch dieses 1-Mann-Stück werden
die Gefahren von Alkoholkonsum gerade unter Jugendlichen auf plakative Art
und Weise deutlich gemacht. Auûerdem wurden zwei Aufführungen des Theaterstückes ¹Forget Madonnaª angeboten. Hierbei handelt es sich um ein Jugendtheaterstück, das sich speziell an Mädchen und junge Frauen richtet und
sich mit dem Druck, einem bestimmten Frauenideal entsprechen zu wollen,
auseinandersetzt.
Z
Elternbrief:
Das Kreisjugendamt informierte über Drogen, Süchte und alltägliche Suchtgefahren in Form eines Elternbriefes.
Sachstand/Ergebnisse
Durch die Zusammenarbeit im Rahmen des Aktionsbündnisses fand eine Vernetzung verschiedener Einrichtungen und Institutionen im Stadtgebiet statt, die
als sehr positiv empfunden wurde. Der Zusammenschluss der Akteure fand vor
allem in der Öffentlichkeit eine gröûere Aufmerksamkeit und führte zu einer
erhöhten Akzeptanz. Die einzelnen Projektbestandteile sind unterschiedlich
angenommen worden. Die angebotenen Theateraufführungen sind von den
Schulen sehr stark genutzt worden. Auch der stadtweit ausgelobte Plakatwettbewerb stieû auf sehr groûe Resonanz und wird zu einem anderen Thema in den
nächsten Jahren wiederholt werden.*
*
8
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Kriminalpräventiven Rates der Stadt Schleswig vom 1. 12. 1999 mit Anlagen.
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Drogen/Sucht
Alternative Sport ± ein Projekt zur Drogenprävention
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Saarbrücken, Dezernat 25, Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, Graf-Johann-Str. 25±29, 66121 Saarbrücken
Organisation
Das Konzept des Projektes wurde im Landeskriminalamt Saarbrücken entwickelt. Die Federführung des seit Beginn 1998 laufenden Pilotprojektes hat die
Stabsstelle für Gesundheitsförderung der Landeshauptstadt Saarbrücken übernommen. Das Projekt wurde teilweise aus eigenen Mitteln (Stadt und Landeskriminalamt) und aus Mitteln der Saarland Sporttoto GmbH bestritten.
Konzeptioneller Ansatz
Das Projekt will
Z
die besonderen Chancen des organisierten Jugendsports aufzeigen und damit
zur Profilierung beitragen (z. B. die positiven Beiträge zur Persönlichkeitsentwicklung und Suchtvorbeugung),
Z
Jugendliche und deren Eltern für die Mitgliedschaft und Mitarbeit im Sportverein motivieren und damit gegen die Vereinzelung und Isolation (z. B. in
Fitness-Studios) angehen,
Z
gemeinsam mit Sportvereinen entwickeln, was zur Steigerung der Attraktivität insbesondere im Bereich Kinder- und Jugendsport getan werden kann,
Z
die Trainer und Jugendbetreuer in die Lage versetzen, Suchtprävention verantwortlich wahrzunehmen.
Diese Ziele sollen durch Schulung von Jugendbetreuern und Trainern (Suchtprävention), durch Initiierung von runden Tischen für Vereinsvorstände (Strukturfragen), durch Mitwirkung bei der Gestaltung von Vereinsfesten und Freizeiten sowie durch Öffentlichkeitsarbeit realisiert werden.
Die Inhalte werden gemeinsam mit den kooperierenden Vereinen und anderen
Partnern entwickelt.
Erfahrungsgemäû werden folgende Inhalte der Suchtprävention angefragt:
Z
Wissen über Sucht, Suchtentstehung und -behandlung,
Z
Reflexion des eigenen Konsum- beziehungsweise Suchtverhaltens,
9
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S. 10
Drogen/Sucht
Z
Vorbildfunktion im Sportverein,
Z
Umgang mit Suchtgefährdeten,
Z
das saarländische Suchthilfenetz,
Z
praktische Ansätze von Suchtprävention im Sportverein (gute Beispiele).
Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. Im ersten Jahr (2000) stehen Schulungsmaûnahmen, Runde Tische und Beratung der Vereine im Mittelpunkt. Im zweiten Jahr (2001) sind Dokumentation und Auswertung, Öffentlichkeitsarbeit und
Transfer als Schwerpunkte vorgesehen.
Sachstand/Ergebnisse
Der hier beschriebene konzeptionelle Ansatz berücksichtigt die in der ersten
Projektphase, die zum Jahresende 1998 abgeschlossen wurde, gesammelten
Erfahrungen.
Eine im November 1998 zum Projektverlauf gefertigte Dokumentation kann
über das Landeskriminalamt Saarbrücken bezogen werden.*
*
10
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Saarbrücken vom 12. 1. 1999 mit Anlagen.
Schreiben des Landeskriminalamtes Saarbrücken vom 23. 9. 1999 mit Anlagen.
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S. 11
Drogen/Sucht
Erlebnis, Aktion, Spaû, Information (EASI)
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz, Dezernat 55, Postfach 29 40, 55019
Mainz
Organisation
Im Rahmen der Initiative ¹Erlebnis, Aktion, Spaû, Information (EASI)ª sollen
suchtpräventive Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz durchgeführt werden. Ansprechpartner sind neben Städten bis etwa 20.000 Einwohner auch interessierte
Behörden, Institutionen und sonstige Einrichtungen.
Die Veranstaltungen werden jeweils in enger Kooperation zwischen den jeweiligen Stadtverwaltungen, den örtlichen Polizeidienststellen sowie dem Landeskriminalamt durchgeführt.
Innerhalb des Landeskriminalamtes wird die Planung, Durchführung und
Nachbereitung organisatorisch und personell von der Rauschgiftaufklärungsgruppe begleitet.
Eine generelle Aussage über den Personalansatz lässt sich nicht machen.
Zur Finanzierung der Maûnahmen steht ein eigener Haushaltstitel zur Verfügung.
Eine wissenschaftliche Begleitung (Evaluation) ist aus Kostengründen nicht
vorgesehen.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel des Projektes ¹EASIª ist die weitere Sensibilisierung der Bevölkerung zum
Thema ¹Sucht und Drogenª. Einer Tabuisierung sowie Verharmlosungstendenzen soll auch künftig entgegengewirkt werden.
Die Rauschgiftaufklärungsgruppe des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz
hat sich seit 1993 an der ¹Konzeption zur Intensivierung der polizeilichen Aufklärungsarbeit über illegale Drogen in Rheinland-Pfalzª orientiert. Diese Konzeption konzentrierte sich, bezogen auf das Hauptaufgabengebiet der zielgruppenorientierten Aufklärungsmaûnahmen, im Wesentlichen auf Anti-DrogenDiscos (ADD) und Eltern-Informationsveranstaltungen (EV).
Von Beginn an stand die Anti-Drogen-Disco in der Kritik anderer in der Drogenprävention tätigen Behörden, Einrichtungen und Institutionen. Mit nachlas11
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S. 12
Drogen/Sucht
sendem Medieninteresse und sinkenden Besucherzahlen entschloss man sich,
mit einem neuen Logo und einer neuen Initiative der polizeilichen Sucht- und
Drogenprävention neue Impulse zu geben.
In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung e. V.,
Vertretern des Fachkräfteprogramms, der Jugendarbeit und dem Landesdrogenbeauftragten wurde unter der Bezeichnung ¹EASIª (Erlebnis, Aktion, Spaû
und Information) ein neues Konzept entwickelt, das aus Multiplikatorenveranstaltungen sowie ¹anderen Angebotenª besteht.
Jede der zwei Säulen setzt sich aus mehreren sogenannten ¹Modulenª zusammen.
Der Teilbereich der Multiplikatorenveranstaltungen gliedert sich in die Module
Sucht-Informationsveranstaltungen (ehemalige EV) und in zielgruppenspezifische Multiplikatorenveranstaltungen mit den möglichen Zielgruppen: Medienvertreter, Lehrer, Jugendbetreuer, Bundeswehr, Berufs- und Sportverbände.
Dabei unterbreitet die Polizei für die in beiden Teilbereichen genannten Multiplikatoren ein Angebot, das nur von ihr in dieser Form geleistet werden kann
(z. B. Vorstellung von Suchtstoffen und Gebrauchsutensilien, Beschreibung
des Strafverfahrens und ¾hnliches).
Die Säule ¹andere Angeboteª gliedert sich in folgende Teilbereiche:
¹Veranstaltungenª des Landeskriminalamtes mit anderen Trägern der Suchtprävention, zum Beispiel in Form von ¹Spielfestenª und ¹Beachpartiesª sowie sogenannte ¹Sonderaktionenª, die nicht auf Einmaligkeit angelegt und sowohl
überregional als auch punktuell angeboten werden können (z. B. interaktives
Spiel auf CD-ROM, Internet-Präsenz, TV-/Kino-Spot, Hörfunk und ¾hnliches).
Bei dem beschriebenen Modulsystem ist es für Interessierte möglich, sich aus
dem Gesamtangebot des Landeskriminalamtes die Module zusammenzustellen, für die im örtlichen Bereich in der Region Bedarf besteht. Dadurch ist das
Konzept, obwohl in sich geschlossen, von den Bedarfsträgern sehr flexibel abruf- und damit anpassungsfähig.
Dem Grundsatz folgend, dass Prävention langfristig angelegt sein muss und
sich nicht auf wenige Einzelmaûnahmen beschränken darf, ist die Initiative
zeitlich nicht beschränkt.
Sachstand/Ergebnisse
Die Projektbeschreibung wurde allen politischen Parteien auf Landesebene,
den Stadt-, Kreis- und Verbandsgemeindeverwaltungen, den Jugendämtern,
den kommunalen kriminalpräventiven Gremien sowie allen Polizeipräsidien
und -direktionen des Landes zur Verfügung gestellt.
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S. 13
Drogen/Sucht
Das Programm löste vielfache positive Resonanz aus.
Am 3. 11. 1999 sollte als gemeinsames Projekt des Landeskriminalamtes, der
Kreisverwaltung Altenkirchen, des Polizeipräsidiums Koblenz und unterstützt
durch lokale Vereine und Verbände unter dem Motto ¹swim and funª die Pilotveranstaltung in Betzdorf stattfinden. Zielgruppe der Veranstaltung waren die
Schüler der 6. Klassen der Schulen in Betzdorf und Kirchen.
Darüber hinaus waren für den selben Tag eine Veranstaltung für Jugendliche im
Alter zwischen 15 und 17 Jahren sowie am darauf folgenden Tag eine Elterninformations- und eine Lehrerfortbildungsveranstaltung geplant.
Im Jahr 2000 ist vorgesehen, die Veranstaltungsreihe des Landeskriminalamtes
im Landkreis Altenkirchen fortzusetzen, um alle Schüler der Zielgruppe im
Kreisgebiet mit dem Angebot zu erreichen.
Als Rahmen und Bindeglied der Veranstaltungen ist ein Wettbewerb zur Gestaltung einer Web-Site zum Thema ¹Prävention im Jugendbereichª in Vorbereitung, an dem sowohl Schulen als auch Jugendliche aus der auûerschulischen
Jugendarbeit teilnehmen können.
Aufgrund von Anfragen aus dem südlichen Landesteil von Rheinland-Pfalz
sind für das Jahr 2000 bereits weitere ¹EASIª ± Veranstaltungen projektiert.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz vom 27. 2. 1998 mit Anlage (Artikel der Mainzer Rhein
Zeitung vom 2. 12. 1997).
Schreiben des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz vom 30. 11. 1998 mit Anlagen.
Schreiben des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz vom 20. 9. 1999 mit Anlagen.
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Drogen/Sucht
Night Events zur Gewalt- und Suchtprävention
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeibehörde Paderborn, Kommissariat Vorbeugung, Aldegrever Straûe 16,
33102 Paderborn
Organisation
In Paderborn ist ein Arbeitskreis ¹Sucht und Spätaussiedlerª unter Beteiligung
des Kommissariates Vorbeugung eingerichtet. Aus der Behandlung des Themas der Suchtproblematik von jugendlichen Spätaussiedlern heraus wurde der
Entschluss gefasst, in einem Stadtteil mit ¹sozialem Brennpunktcharakterª für
Jugendliche samstags von 19:30 Uhr bis 24:00 Uhr unterschiedliche Sportangebote anzubieten.
Unterstützt wurden die Überlegungen und Vorbereitungen von der Sportjugend
des Stadtsportverbandes Paderborn, die im Rahmen einer Förderung des Landessportbundes sogenannte ¹Night-Eventsª anbot. Mitarbeiter des Kommissariates Vorbeugung begleiteten und betreuten die jeweiligen Sportangebote.
Die Veranstaltungen wurden vom Arbeitskreis ¹Sucht und Spätaussiedlerª in
Zusammenarbeit mit der Sportjugend Nordrhein-Westfalen durchgeführt.
Konzeptioneller Ansatz
Die Sportjugend Nordrhein-Westfalen will mit breitgefächerten Sportangeboten in belasteten Wohngebieten Jugendlichen alternative und sinnvolle Freizeitgestaltung näherbringen. Das Angebot ist ein Beitrag zur Gewalt- und
Suchtprävention und soll kontinuierlich fortgesetzt werden.
Zielgruppe der ¹Night Eventsª sind Jugendliche und jugendliche Spätaussiedler in Stadtteilen mit ¹Brennpunktcharakterª.
Die Aktionen wurden jeweils als alkohol- und drogenfreie Sporttreffs angekündigt und durchgeführt.
Sachstand/Ergebnisse
An den Paderborner ¹Night Eventsª nahmen jeweils bis zu 200 vorwiegend
jugendliche Spätaussiedler teil. Nachdem bislang die Sportarten Fuûball und
Basketball angeboten wurden, sollen auch Sportarten nach freier Wahl, zum
Beispiel Badminton, angeboten werden.
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S. 16
Drogen/Sucht
Möglicherweise werden die Night Events landesweit bezuschusst; ein entsprechender Antrag der Sportjugend Nordrhein-Westfalen liegt dem zuständigen
Ministerium vor.*
*
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Quellenhinweis für vorstehenden Text:
e-mail des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen vom 5. 1. 2000.
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Drogen/Sucht
Nürnberger Woche zur Suchtprävention
Ansprechpartner/Dienststelle
Kriminalpolizeidirektion Nürnberg, K 34±Drogenprävention, Jakobsplatz 5,
90402 Nürnberg
Organisation
Im Rahmen der Nürnberger Woche zur Suchtprävention, die im Zeitraum vom
16. bis zum 20. 3. 1999 veranstaltet wurde, waren alle Sucht- und Selbsthilfeorganisationen der Stadt Nürnberg einschlieûlich der Kliniken beteiligt. Die
Veranstaltungen wurden in der Ladenpassage Frankencenter (ECE-Management) durchgeführt. Die Polizei war durch eine Beamtin des Kommissariats
K34 ± Drogenprävention und durch Beamte der Verkehrspolizeiinspektion
(VPI), die ein neues Alkoholmessgerät vorstellten, vertreten.
Die Polizei präsentierte einen eigenen Infostand, verteilte Plakate, Prospekte
und führte eine Fotoaktion durch, die von einer groûen Kaufhauskette unterstützt wurde.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel der Nürnberger Woche zur Suchtprävention war unter anderem die
Z
Aufklärung über die Gefahren und
Z
die Verhinderung von Suchtmittelmissbrauch am Arbeitsplatz, im Straûenverkehr, während einer Schwangerschaft.
Zielgruppe der Veranstaltung waren Jugendliche sowie Multiplikatoren.
Sachstand/Ergebnisse
Im Rahmen der Aufklärungskampagne wurden Informationen sowie Beratungen und Vorträge angeboten.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 19
Drogen/Sucht
Rosenheimer Anti-Drogen-Modell (RADM)
Ansprechpartner/Dienststelle
Förderverein Rosenheimer Anti-Drogen-Modell, 83569 Vogtareuth, Hölking
Organisation
Das Rosenheimer Anti-Drogen-Modell (RADM) wurde im Jahre 1990 gegründet und ist ein Zusammenschluss von Vertretern aus Organisationen, Verbänden, Behörden und Privatpersonen, die sich mit der Drogenprävention befassen. Es wird von einem Förderverein getragen, der sich in erster Linie aus Beiträgen und Spenden finanziert. Im RADM arbeiten eine Suchtberatungsstelle,
eine Präventionsfachstelle, eine Suchtambulanz, die Suchthilfe für drei Justizvollzugsanstalten sowie eine Methadonambulanz, die vom Diakonischen Werk
getragen werden. Daneben existieren ein Präventions-, Kindergarten-, Schul-,
Jugend- ¾rzte-/Apotheker- und ein Justizzirkel. Die Polizei ist durch den Leiter
der Rauschgiftermittlungsgruppe der Kriminalpolizeiinspektion (KPI) Rosenheim vertreten.
Konzeptioneller Ansatz
Ziele des Rosenheimer Anti-Drogen-Modells sind:
Z
Erkennen von Trends auf dem Drogenmarkt und bei den Konsumgewohnheiten;
Z
Entwicklung und Durchführung von Präventionsprojekten;
Z
Multiplikatorenschulung;
Z
Koordinierung der Präventionsarbeit der verschiedenen Organisationen;
Z
regelmäûiger Erfahrungsaustausch und verbesserte Zusammenarbeit der
verschiedenen Organisationen.
Die KPI Rosenheim beteiligt sich am RADM insbesondere durch Vortrags- und
Unterrichtsveranstaltungen, Teilnahme an Diskussionsveranstaltungen usw.
Sporadische publikumswirksame Unternehmungen (Filmwochen, KabarettAufführungen, gröûere Schulveranstaltungen usw.) sollen zur Diskussion anregen.
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S. 20
Drogen/Sucht
Sachstand/Ergebnisse
Folgende Maûnahmen wurden bislang (November 1999) umgesetzt:
Z
Broschüre ¹Rosenheimer Anti-Drogen-Modellª;
Z
Satzung des Fördervereins.
Darüber hinaus werden Jahresberichte erstellt.*
*
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Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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2
Themenbereich
Eigentumskriminalität
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S. 22
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S. 23
Eigentumskriminalität
Einbruchsdiebstähle in Kleingärten
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Schleswig-Holstein Süd, Polizeiinspektion Lübeck, 2. Polizeirevier Lübeck, Hansestr. 22, 23558 Lübeck
Internet: http://www.polizei.schleswig-holstein.de
e-mail: [email protected]
Organisation
Um der Vielzahl von Gartenlaubenaufbrüchen im Raum Lübeck entgegenzuwirken, entschied sich die Dienstgruppe ¹Cª des 2. Polizeireviers Lübeck zur
Ausarbeitung des Präventionskonzeptes ¹Projekt Kleingärten l997ª. Die Zusammenarbeit fand dabei überwiegend zwischen der Polizei und den Vereinsvorständen der Kleingartenvereine statt.
Nach Erstellung eines lokalen Kriminalitätslagebildes, der analytischen Auswertung sowie den daraus gewonnenen Erkenntnissen wurde zusammen mit
den Kleingärtnern ein kontinuierliches Präsenz- und Präventionskonzept erarbeitet.
Konzeptioneller Ansatz
Zu Projektbeginn wurden Lagepläne über die revierzugehörigen Gartenanlagen
erstellt, die Parzellenzahl (ca. 4.000) ermittelt und Kontakt zwischen Kleingärtnern und Polizei hergestellt beziehungsweise intensiviert. Um das Projekt
bekanntzumachen, wurden Flugblätter und Aufkleber (¹Einbruch lohnt nicht ±
Laube geräumtª) verteilt.
Die Aktion konzentrierte sich auf die im Revierbereich liegenden Kleingartenkolonien, ist aber auch uneingeschränkt auf andere Revierbereiche übertragbar.
Ziele des Projektes:
± Sensibilisierung der Kleingärtner zur Sicherung des Eigentums,
± Optimierung des Informationsflusses,
± Erhöhung der Anzeigen- und Kooperationsbereitschaft,
± Reduzierung von Gartenlaubenaufbrüchen.
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Eigentumskriminalität
Sachstand/Ergebnisse
Intensive Beratungen und Durchführung von Informationsveranstaltungen hat
die Anzeigebereitschaft erhöht. Durch den engen Kontakt zu den Vereinsvorständen und Laubenbesitzern sowie die Kooperation mit ihnen konnte eine
Diebstahlsserie von 60 Straftaten aufgeklärt werden. Im polizeilichen Innenverhältnis führte dieser ¹praxisnaheª Umgang mit dem Thema der polizeilichen
Präventionsarbeit zu einem deutlichen Motivationsschub bei den Polizeibeamten und zu einem spürbaren Interesse, bürgernah, lageorientiert und aktuell
Polizeiliche Kriminalprävention zu betreiben. Für diese Präventionsmaûnahme
erhielt das 2. Polizeirevier den Präventionspreis 1997 der Landespolizei.*
*
24
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Projektbeschreibung ¹Kleingärten 1997ª, 2. Polizeirevier Lübeck.
Landeskriminalamt Schleswig Holstein, Präventionspreis 1997.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999.
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S. 25
Eigentumskriminalität
FEIN (Friedberger-Eigentums-Identifizierungs-Nummer)
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Friedberg, Grüner Weg 3, 61169 Friedberg
Konzeptioneller Ansatz
Nachdem die Fahrradcodierung inzwischen bundesweit in immer stärkeren
Maûe praktiziert wird, mangelt es noch an der Kennzeichnung anderer hochwertiger, beweglicher Gegenstände.
Das Konzept FEIN (Friedberger-Eigentums-Identifizierungs-Nummer), das
von der Polizeidirektion Friedberg/Hessen entwickelt wurde, ist ± wie auch
das sogenannte Bergisch-Gladbacher Modell ± eine Möglichkeit zur Kennzeichnung beweglicher Gegenstände.
FEIN ermöglicht einen sofortigen Rückschluss auf den Eigentümer eines Gegenstandes bei jeder Sichtkontrolle. Weitere Vorteile sind:
± Die FEIN-Kennzeichnung erleichtert die polizeiliche Ermittlungsarbeit für
einen Anfangsverdacht auf einen Blick.
± Vergessene oder nicht mehr bekannte FEIN-Kennzeichnungen lassen sich
mit Hilfe des Eigentümers eines in Verlust geratenen Gegenstandes leicht
rekonstruieren und in die Sachfahndung eingeben.
± Fundsachen mit FEIN-Kennzeichnung können zugeordnet werden.
± Mit der FEIN-Kennzeichnung können individuelle Eigentumsnachweise erreicht werden.
± Die FEIN-Kennzeichnung erfordert keinerlei Aufwand für die Erfassung
und Pflege von Daten.
± Eine FEIN-Kennzeichnung von Gegenständen, die Ziel der Eigentumskriminalität sind, erhöht das Entdeckungsrisiko für den Täter und mindert das
Interesse des Hehlers an gekennzeichneten Gegenständen.
± Da die FEIN-Kennzeichnung nur jeweils einer bestimmten Person oder
einem Partner für dessen Interessenbereich bekanntgegeben wird, ist eine
Anonymisierung der Kennzeichnungs-Systematik sichergestellt.
Eine FEIN-Kennzeichnung kann auf vielfache, in der Regel nach auûen sichtbare, möglichst unveränderliche Art und Weise erfolgen. Denkbare Vorgehensweisen sind unter anderem eingravieren, einritzen, einschmelzen, einbrennen,
einschlagen, einfräsen sowie UV-Beschriftungen.
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S. 26
Eigentumskriminalität
Die Kennzeichnung ist nicht notwendigerweise von der Polizei vorzunehmen.
Vielmehr soll dies durch die Partner beziehungsweise die Bürger selbst vorgenommen werden. Partner von FEIN können unter anderem alle potentiellen
Opfer von Eigentumsdelikten, zum Beispiel Firmen, Juweliere, Fahrradhändler, Kirchen oder Verbände (IHK, Kreishandwerkerschaft, ADFC, Radfahrvereine) und vieles mehr sein.
Das System der FEIN-Codierung besteht aus einem Zahlen- und Buchstabenschlüssel, der eine eindeutige Zuordnung jedes Gegenstandes zu seinem rechtmäûigen Eigentümer ermöglicht. Die FEIN setzt sich aus der
± Stadt- oder Kreiskennung (wie bei Kraftfahrzeugkennzeichen),
± Gemeindekennung (zweistellig),
± Straûenschlüssel (fünfstellig),
± Hausnummer (dreistellig),
± Initialen des Besitzers (zweistellig) zusammen.
Die Codierung ist selbsterklärend und ermöglicht ohne zentrale Erfassung und
Pflege von Datenbeständen sowie datenschutzrechtliche Probleme die Zuordnung des Gegenstandes zu seinem Eigentümer.
Sachstand/Ergebnisse
Im Bereich der Fahrradcodierung (Ü) werden rückläufige Fahrraddiebstähle
unter anderem der verstärkten Codierung von Fahrrädern zugeordnet. Zudem
sind Zuordnungen gestohlener Fahrräder möglich und polizeiliche Ermittlungen werden erleichtert.
Mit Umlaufbeschlussverfahren vom 30. 6. 1997 hat sich die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder für die Codierung von Fahrrädern als einer Möglichkeit der Prävention des Fahrraddiebstahls ausgesprochen. Das von ihr empfohlene Codierungssystem entspricht inhaltlich dem
FEIN-System.
Ein ähnliches Projekt läuft in Heidelberg unter der Bezeichnung Heidelberger
Eigentums-Identifizierungssystem (HEIS).*
*
26
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
FEIN ± Eine Konzeption zur Kennzeichnung von Gegenständen, die Ziel der Eigentumskriminalität sind.
Eine Variante der Kriminalitätsbekämpfung und -prävention: Konzept FEIN (Friedberger-Eigentums-Identifizierungs-Nummer). In: Die Polizei, Heft 11/98, Seiten 332 f.
Umlaufbeschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder vom 30. 6. 1997.
Einführung einer bundeseinheitlichen Codierung von Fahrrädern zur Verhinderung von Fahrraddiebstählen.
¹Zum Schutz vor Dieben. Bürger heiû auf ,Heis`?ª In: Mannheimer Morgen vom 16. 3. 1999.
Faltblatt ¹Schützen Sie Ihr Eigentum mit dem Heidelberger-Eigentums-Identifizierungs-Systemª des Vereins
Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar e. V.
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S. 27
Eigentumskriminalität
Kriminalitätsverhütung in Freizeiteinrichtungen
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Schleswig-Holstein West, Polizeiinspektion Pinneberg, Polizeirevier Wedel, Gorch-Fock-Str. 9±11, 22880 Wedel
Internet: http://www.polizei.schleswig-holstein.de
e-mail: [email protected]
Organisation
Aufgrund erhöhten Kriminalitätsaufkommens in Freizeiteinrichtungen führte
ein Polizeibeamter des Polizeireviers Wedel eine Aufklärungsaktion zur Verhütung beziehungsweise Eindämmung von Diebstählen in Freizeiteinrichtungen durch. Für das Projekt entwickelte der Beamte einen speziellen Vorbeugungsspot (Audiokassette). Diese Maûnahme erfolgte ausschlieûlich in Vernetzung mit den örtlichen Schwimmbadbetrieben der Stadtwerke Wedel und in
Zusammenarbeit mit einer Hamburger Wach- und Schlieûgesellschaft.
Konzeptioneller Ansatz
Um die Bevölkerung auf die Gefahren der Eigentumskriminalität (Handtaschen-, Wertsachendiebstahl) hinzuweisen, wurden entsprechende Informationsmaterialien hergestellt. Im Bereich der Schlieûfächer des Schwimmbades
wurden zusätzlich Videokameras installiert.
Die Aufklärung über richtiges Verhalten zur Verhinderung von Diebstählen im
Freizeitbad Wedel erfolgte über das Abspielen der Audiokassette über die betriebseigene Lautsprecheranlage des Schwimmbades. Die Musik wurde von
dem Beamten selbst komponiert und aufgezeichnet.
Sachstand/Ergebnisse
Das Projekt fand groûe Zustimmung unter den Badegästen.
Nach der Aktion stellte die Polizei Wedel eine Verlagerung der Straftaten im
Eigentumsbereich fest. Anfänglich wurden überwiegend hochwertige Gegenstände entwendet, danach erfolgten nur noch Diebstähle von Sachen mit geringem Wert. Die Zahl der Straftaten reduzierte sich so sehr, dass das Schwimmbad Wedel keinen polizeilichen Brennpunkt mehr darstellte.
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S. 28
Eigentumskriminalität
Diese Präventionsmaûnahme wurde während der jährlichen Schwimmbadsaison wiederholt.*
*
28
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Informationsschrift Polizeirevier Wedel.
LKA Schleswig-Holstein, Präventionspreis 1993.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999.
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S. 29
Eigentumskriminalität
Präventionspreis zur Verhinderung von Ladendiebstahl für
die Stadt Osnabrück
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt, Zentraler Kriminaldienst, Prävention, Kollegienwall 6±8, 49074 Osnabrück
Internet: http://www.polizei.land-ni.dbp.de/~bruecke/
e-mail: pressestelle@pi-osnabrück-stadt.polizei.ni.de
Organisation
Die Landesregierung Niedersachsen will in Zusammenarbeit mit den Einzelhandelsorganisationen die Gemeinden dafür gewinnen, geeignete Präventionsstrategien zur Reduzierung des Ladendiebstahls im kommunalen Bereich zu
entwickeln. Deshalb wurde ein Präventionspreis ausgeschrieben, der an diejenigen Gemeinden vergeben werden soll, die die drei besten Präventionskonzepte zur Reduzierung oder Verhinderung des Ladendiebstahls entwickelt haben.
Der Präventionspreis soll dazu beitragen, vorbildliche Präventionsinitiativen
oder -modelle bei den Kommunen der Öffentlichkeit bekanntzumachen und
damit für Nachahmung zu sorgen. Preisgelder in Höhe von insgesamt
30.000 DM für die ersten drei Plätze sollen für jugendnahe Projekte Verwendung finden.
Die Stadt Osnabrück, vertreten durch
± den Oberbürgermeister,
± den Leitenden Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Osnabrück,
± den Leiter der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt,
± die Ressortübergreifende Präventionskommission (RePrOS, Ü) und
± den Präventionsverein Osnabrück e. V. (PrävOS, Ü),
hat sich unter der Federführung des Leiters des Zentralen Kriminaldienstes
(Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt) um diesen ausgeschriebenen Präventionspreis beworben.
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Eigentumskriminalität
Konzeptioneller Ansatz
Folgende Aktionen und Aktivitäten in der Stadt Osnabrück zur Kontrolle des
Ladendiebstahls wurden für den Präventionspreis beschrieben:
± Arbeitsgruppe der Polizei zur Bekämpfung der indirekten Beschaffungskriminalität (AG Beschaffung);
± Ressortübergreifende Präventionskommission Osnabrück (RePrOS, Ü);
± Präventionsverein Osnabrück e. V. (PrävOS, Ü);
± ¹Runder Tisch Eversburgª (RTE);
± ¹City-Sicherheitsdienstª des Unternehmerverbandes Einzelhandel Osnabrück-Emsland e. V.;
± spezielle Aktionen gegen den Warenhaus-/Ladendiebstahl durch die Polizei
in der Vorweihnachtszeit;
± Besondere Aufbauorganisation Rauschgift (BAO RG) der Polizeiinspektion
Osnabrück-Stadt als Bestandteil des ¹Osnabrücker (Anti-Drogen-) Modellsª
(Ü);
± Beschleunigtes Verfahren (¹Bochumer Modellª);
± Arbeitskreis Sozialisierung im Forum Osnabrück und
± Projekt ¹Kriminologische Regionalanalyse Osnabrückª.
Sachstand/Ergebnisse
Die Stadt Osnabrück hat den mit 15.000 DM dotierten 1. Preis vor Hannover
(2. Preis) sowie Göttingen und Delmenhorst (zusammen 3. Preis) gewonnen.
Der in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) registrierte Ladendiebstahl
(klassisch) konnte in der Stadt Osnabrück zwischen 1993 (3.153 Ladendiebstähle) und 1998 (2.183 Ladendiebstähle) um 970 Straftaten (minus 30,76 %)
reduziert werden.*
*
30
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Niedersächsischer Präventionspreis zur Verhinderung von Ladendiebstahl ± Bekanntmachung der Staatskanzlei vom 26. 7. 1996. In: Nds. Ministerialblatt Nr. 37/1996, S. 1429.
Osnabrück aktiv im Kampf gegen den Ladendiebstahl. In: Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) vom 12. 4. 1997.
Vorreiter bei Kriminalitätsbekämpfung ± Stadt Osnabrück gewann den niedersächsischen Präventionspreis.
In: NOZ vom 28. 8. 1997.
In Osnabrück bricht harte Zeit für Diebe an. In: Ostfriesen-Zeitung vom 3. 9. 1997.
¹Man darf nicht wegschauen, sondern muss hinsehenª ± Innenminister Glogowski überreichte gestern den
Präventionspreis der Landesregierung an die Stadt Osnabrück. In: NOZ vom 5. 9. 1997.
Erfolge im Kampf gegen den Ladendiebstahl ± Auszeichnung für das ¹Osnabrücker Modellª. In: Frankfurter
Allgemeine Zeitung vom 5. 9. 1997.
Niedersächsischer Präventionspreis 1997 für Osnabrück. In: Kriminalistik 10/97, S. 657.
Präventionspreis: Osnabrück erster Sieger. In: Polizei-Extrablatt Nr. 11/1997, S. 2 (Informationen für die
Niedersächsische Polizei).
Schreiben des Landeskriminalamtes Niedersachsen vom 4. 10. 1999 mit Anlagen.
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Eigentumskriminalität
Präventive Bekämpfung des Kfz-Diebstahls in Deutschland
Ansprechpartner/Dienststelle
Bundeskriminalamt, 65173 Wiesbaden
Internet: http://www.bka.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Seit 1989 verzeichneten Polizeibehörden in Deutschland einen erheblichen Anstieg der Anzahl entwendeter Kraftfahrzeuge auf 144.057 (Fahndungen) im
Jahre 1993. Der Schaden der Kaskoversicherer betrug im selben Jahr rund
1,6 Milliarden DM.
Neben einer deutlichen Zunahme von sogenannten ¹Gebrauchsentwendungenª
wurde als eine Ursache des erreichten drastischen Anstiegs das zunehmende
Tätigwerden krimineller Organisationen angenommen. Insbesondere seit den
Grenzeröffnungen in Osteuropa war ein deutlicher und permanenter Anstieg
von im Ergebnis auf Dauer verschwundenen Personenwagen und Kombis registriert worden.
Auf Basis dieser Ausgangslage wurde beim Bundeskriminalamt eine Bekämpfungskonzeption ¹Kraftfahrzeugkriminalitätª erarbeitet. Diese wurde ab 1994
zusammen mit den Polizeien der Länder und dem Bundesgrenzschutz im Inund Ausland umgesetzt. Parallel zu diesen polizeilichen Aktivitäten fanden
Abstimmungsgespräche unter anderem mit der Versicherungswirtschaft und
der Fahrzeugindustrie statt.
Konzeptioneller Ansatz
Die Bekämpfungskonzeption ¹Kraftfahrzeugkriminalitätª sah nicht allein
Maûnahmen der Prävention vor. In diesem Bereich jedoch wurden neben mechanischen Sicherungseinrichtungen, die sich zum Beispiel auf Türen, Klappen, die Verglasung sowie Schlösser und Verriegelungssysteme bezogen, auch
elektronische Sicherungseinrichtungen vorgeschlagen, deren Kernelement die
elektronische Wegfahrsperre war.
Weitere Maûnahmen bezogen sich unter anderem auf die Sensibilisierung des
Bürgers durch Öffentlichkeitsarbeit.
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Eigentumskriminalität
Sachstand/Ergebnisse
Gegenüber dem Höchststand an Diebstählen von Personenwagen und Kombis
von 144.057 Fahndungen im Jahr 1993 sank die Diebstahlszahl bis 1998 auf
82.781 (- 42,55 %). Allein gegenüber dem Jahr 1997 lag der Rückgang bei
13,2 %. Bei den auf Dauer verschwundenen Fahrzeugen ist eine ähnliche Tendenz festzustellen. Die Zahlen gingen binnen Jahresfrist um 7,2 % auf 36.881
zurück.
Auch wenn eine wissenschaftliche Evaluation fehlt, ist davon auszugehen, dass
die starken Rückgänge der Fallzahlen den 1994 eingeleiteten Maûnahmen der
Polizei, Fahrzeugindustrie und Versicherungswirtschaft zuzurechnen sind.
Durch das Zusammenwirken von sorgfältig aufeinander abgestimmten Entwicklungen/Verbesserungen im Bereich der mechanischen/elektronischen Sicherungseinrichtungen sowie organisatorischen Maûnahmen konnte die Diebstahlsproblematik nachhaltig vermindert werden.
So wurde bereits 1994 ein hoher Anteil von Gebraucht- und Neufahrzeugen mit
einer elektronischen Wegfahrsperre ausgestattet beziehungsweise nachgerüstet. Seit Jahresbeginn 1995 statten alle Fahrzeughersteller Neufahrzeuge mit
einer elektronischen Wegfahrsperre aus.
Die Versicherer haben unter anderem insofern auf die Diebstahlsproblematik
reagiert, dass sie die Neupreisregelung innerhalb der ersten zwei Vertragsjahre
in den Bedingungen abschafften und eine 10-prozentige Selbstbeteiligung beim
Fehlen von Wegfahrsperren einführten (Stand 1997).
In Anbetracht der zwar rückläufigen aber für deutsche Verhältnisse dennoch
auf einem hohen Niveau befindlichen Diebstahlszahlen ist auch in Zukunft mit
einer weiteren Optimierung des Diebstahlschutzes von Kraftfahrzeugen zu
rechnen. Neben der Weiterentwicklung der elektronischen Wegfahrsperre werden vor allem Satellitennavigation und -ortung, wie sie heute schon vielfach
über das Global Positioning System (GPS) von Autofahrern genutzt wird, als
sinnvoll angesehen, gestohlene beziehungsweise unterschlagene Fahrzeuge
schnell und zielgenau wiederzufinden.
Die Weiterentwicklungen der Automobilindustrie laufen darauf hinaus, dass
zukünftig mechanische Schlösser und damit die Schlüssel ganz fortfallen. Der
Fahrer wird mittels speziellem Code seine Fahrberechtigung nachweisen müssen.
Abschlieûend ist festzuhalten, dass nach übereinstimmender Auffassung der
Sicherheitsbehörden eine wirksame Prävention vor allem durch das sinnvolle
Zusammenwirken verschiedener Maûnahmen erzielt werden kann. Die polizeiliche Erfahrung zeigt, dass sich versierte Straftäter auch durch aufwendige elektronische Sicherungssysteme nicht von einer Tatbegehung abschrecken lassen,
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Eigentumskriminalität
wohingegen einfache mechanische Sicherungen bei Gelegenheitstätern (z. B.
Jugendliche) durchaus Wirkung erzielen können.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Bundeskriminalamt (Hg.): Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Landeskriminalämter mit dem Bundeskriminalamt: Protokoll der 129. Tagung am 13./14. 4. 1994, TOP 8.
Deutsche Akademie für Verkehrswissenschaft (Hg.): Presse-Information zum 35. Deutschen Verkehrsgerichtstag vom 29.±31. 1. 1997 in Goslar.
DPA-Meldung: Die Zahl der Autodiebstähle in Deutschland ist 1998 weiter gesunken.
Stumpf, Rolf: Das Zusammenwirken verschiedener Sicherungstechnologien ist am effektivsten. In: Polizeiheute. Heft 5/99, S. 154±158.
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Eigentumskriminalität
Problemorientierte Bekämpfung von
Kraftfahrzeugaufbrüchen in Heidelberg
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Heidelberg, Römerstr. 2±4, 69115 Heidelberg
Organisation
Der Kriminalitätsatlas Heidelberg (Ü) wies Baublock 009301 hinsichtlich der
Kraftfahrzeugaufbrüche als Kriminalitätsbrennpunkt aus. Im Zeitraum
1. 6. 1996 ± 31. 12. 1997 wurden 43 Straftaten dieser Art statistisch erfasst.
An den nachfolgend herausgearbeiteten und umgesetzten Präventionsmaûnahmen waren in Form einer Projektorganisation die Polizeidirektion Heidelberg,
Sachgebiet Vorbeugung, das Polizeirevier Heidelberg-Süd, der Polizeiposten
Wieblingen, die Schulleitungen dreier Schulen, die Klassenlehrer, die Städtischen ¾mter für Grünflächen und den Hochbau sowie Parkplatzbenutzer beteiligt.
Die zuständigen ¾mter der Stadt Heidelberg wendeten für gärtnerische und
bauliche Maûnahmen insgesamt 25.000 DM auf.
Konzeptioneller Ansatz
Basierend auf den Daten des Kriminalitätsatlas wurde eine nähere Problemanalyse durchgeführt.
So handelte es sich bei dem betroffenen Baublock um ein Berufsschulzentrum
mit der Johann-Gutenberg-Schule (2.000 Berufsschüler), der Karl-BoschSchule (1.300 Berufsschüler) sowie der Marie-Baum-Schule (300 Ausbildungsplätze).
Über eine Tatzeituntersuchung wurden die am stärksten belasteten Monate
(Oktober bis Februar, Juli), Wochentage (insbesondere der Mittwoch mit 14
Taten) sowie tägliche Belastungsspitzen (32 der 43 Straftaten wurden zwischen
7:00 und 14:00 Uhr verübt) identifiziert. Eine örtliche Analyse machte deutlich,
dass fast die Hälfte der Taten (20) auf dem Parkplatz der Karl-Bosch-Schule
begangen wurden.
In einem weiteren Schritt wurden folgende kriminalitätsbegünstigenden Faktoren identifiziert:
± unkontrollierte Zugangsmöglichkeiten zu den Parkflächen, die sich in einer
Mulde/Senke befinden,
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Eigentumskriminalität
± eine durch Bewuchs zusätzlich eingeschränkte Sicht,
± unzureichende Beleuchtung der angrenzenden, überbauten, nach drei Seiten
offenen Parkflächen,
± fehlende Lichtreflektion infolge fehlenden Betonanstriches,
± sichtbare Auslage von Wertsachen in Fahrzeugen und
± in der Karl-Bosch-Schule ausgebildete Kraftfahrzeughandwerker haben
mittwochs Unterricht und sind in den Pausen, bei Lehrerausfällen oder Befreiung vom Religionsunterricht unbeaufsichtigt.
Als mögliche Interventionsmaûnahmen wurden herausgearbeitet:
± Pflanzenrückschnitt,
± zerstörungssichere Instandsetzung der Beleuchtung,
± heller Wand- und Deckenanstrich,
± Anbringung von Spiegeln, um von Werkräumen aus Parkplätze einsehen zu
können,
± Videoüberwachung,
± Ausweitung des Wachdienstes vom benachbarten Berufsförderungswerk auf
die Karl-Bosch-Schule,
± Beaufsichtigung der Schüler bei Lehrerausfällen und in den Pausen,
± Information der Parkplatzbenutzer über Diebstahlsprävention,
± Thematisierung des Diebstahlsproblems in den Schulen und
± Erhöhung der lagebildorientierten Polizeipräsenz.
Sachstand/Ergebnisse
Im einzelnen umgesetzt wurden unter anderem folgende Präventionsmaûnahmen:
± Pflanzenrückschnitt,
± heller Wand- und Deckenanstrich,
± neue Deckenbeleuchtung,
± Information der Parkplatzbenutzer,
± Thematisierung des Diebstahlsproblems in den Schulen und
± Erhöhung der Polizeipräsenz.
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Eigentumskriminalität
Eine im Zeitraum Juni 1998 bis Dezember 1998 durchgeführte Nachuntersuchung zeigt eine deutliche Wirkung der umgesetzten Maûnahmen auf:
Wurden von Juni bis Dezember 1996 16 Straftaten und von Juni bis Dezember
1997 20 Straftaten verübt, so ging die Zahl im Anschluss an die im ersten Halbjahr 1998 umgesetzten Maûnahmen im Zeitraum Juni bis Dezember 1998 auf 7
Straftaten zurück.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schmalz, Bernd: ¹Kommunale Kriminalprävention in Baden-Württemberg am Beispiel der Polizeidirektion
Heidelbergª. In: 21. Seminar für Leiterinnen und Leiter von Polizeibehörden an der Polizei-Führungsakademie Münster-Hiltrup vom 7.±8. Juli 1999. Seminarband.
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Eigentumskriminalität
INFO-Reihe des Landeskriminalamtes Sachsen, Nr. 5 ¹Happy
birthday, Opa!ª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Sachsen, Abteilung 2, Dezernat 202, Neuländer Straûe 60,
01129 Dresden
Internet: http://www.lka.sachsen.de; e-mail: [email protected]
Konzeptioneller Ansatz
Die Ausgabe Nr. 5 der INFO-Reihe des Landeskriminalamtes Sachsen mit dem
Titel ¹Happy birthday, Opa!ª befasst sich mit dem Thema Ladendiebstahl und
ist an Schüler der 5. und 6. Klassen, ihre Eltern und Lehrer gerichtet. Nur bei
diesen engen Zielgruppendefinitionen erscheinen effektive Bekämpfungsansätze sinnvoll und erfolgversprechend.
Im wesentlichen werden unter Berücksichtigung des Sozialisationsgrades 11bis 12-jähriger Kinder vordergründige Reaktionen, Verfahrensabläufe und
sonstige unmittelbare Tatfolgen des Ladendiebstahls beschrieben, so dass sich
der minderjährige Leser in jeder Situation mit der emotionalen Verfassung des
ertappten Ladendiebes identifizieren kann. Objektiv reiht sich Peinlichkeit an
Peinlichkeit, im Ergebnis wird die Haltung erzeugt: was der erlebt hat, ist so
unangenehm, das soll mir mal nicht passieren.
Es geht um Ladendiebstahl, mehr nicht. Aber eben auch nicht um weniger.
Analog der Verfahrensweise bei den INFO-Reihen Nr. 3 und Nr. 4 (Ü) wurde
die Mittelseite der Nr. 5 mit der ¹Diebischen Elsterª ausgekoppelt und als Aktionsplakat beziehungsweise Aufkleber gestaltet. Der Aufkleber wurde in zwei
verschiedenen Varianten gestaltet, zum einen als Aufkleber für die Zielgruppe
selbst, zum anderen als Aktionsmaterial für Handelseinrichtungen, so dass die
Symbolik der ¹Diebischen Elsterª über die Schule hinaus in den Freizeitbereich
der Zielgruppe transportiert wird.
Sachstand/Ergebnisse
Die INFO-Reihe Nr. 5 wird im Rahmen der Sicherheitspartnerschaft ¹SchulePolizeiª durch die Jugendsachbearbeiter der sächsischen Polizei an die Mittelschulen und Gymnasien im jeweiligen Zuständigkeitsbereich übergeben.
Durch die Pädagogen erfolgt eine Einbeziehung der Broschüren in den Regelunterricht, wodurch ein flächendeckender und zielgruppenumfassender Einsatz
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Eigentumskriminalität
bei allen Schülern der 5. und 6. Klassen gewährleistet wird. Bei der schulischen
Erarbeitung bietet sich die sächsische Polizei als unterstützender Partner an.*
*
40
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 31. 3. 1999 mit Anlagen.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 8. 11. 1999 mit Anlagen.
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Eigentumskriminalität
Programm Polizeiliche Kriminalprävention ± Medienpaket
¹Sicher wohnenª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Taubenheimstraûe 85,
70372 Stuttgart
Internet: http://www.polizei.propk.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Das Medienpaket ¹Sicher wohnenª des Programms Polizeiliche Kriminalprävention erschien zum 1. 1. 2000.
Es besteht aus einer Themenbroschüre und einer CD-ROM zum Thema Einbruchschutz, sowie einem Faltblatt zum Thema Alarmanlagen.
Die Erstauflage der 36-seitigen Themenbroschüre betrug 500.000, die der CDROM 50.000 und die des Faltblatts 200.000.
Konzeptioneller Ansatz
Das Medienpaket ¹Sicher wohnenª soll die Bürgerinnen und Bürger für den
Einbruchschutz sensibilisieren, die Polizeidienststellen vor Ort bei ihrer Präventionsarbeit unterstützen und das Beratungsangebot der Polizei in Sachen
Wohnungssicherheit darstellen.
Die Themenbroschüre mit dem Titel ¹Ungebetene Gästeª trägt dazu bei, sich
wirksam vor Einbrechern zu schützen. Neben richtigen Verhaltenstipps beinhaltet sie auch viele technische Sicherheitsempfehlungen für den privaten
Wohnraum und nützliche Querverweise zu (Kriminal)Polizeilichen Beratungsstellen, die kompetent, individuell, produktneutral und kostenlos zum Thema
Einbruchschutz beraten.
Die CD-ROM vermittelt die gleichen Inhalte, enthält aber neben einer Vielzahl
interaktiver Elemente auch noch Tipps gegen Kraftfahrzeug- und Fahrraddiebstahl.
Das Faltblatt Alarmanlagen gibt vertiefende Hinweise zu Überfall- und Einbruchmeldeanlagen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Schreiben vom
3. 2. 2000 mit Anlagen.
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Themenbereich
Frauen
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Frauen
¹Polizei und Frauen ± Gemeinsam gegen Gewaltª
Ansprechpartner/Dienststelle
Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein, Referat IV 4217, 24116 Kiel
Internet: http://www.schleswig-holstein.de
e-mail: [email protected]
Organisation
Das Projekt ¹Polizei und Frauen ± Gemeinsam gegen Gewaltª wird seit 1996 in
Schleswig-Holstein durchgeführt. Die Projektleitung und Organisation liegen
beim Innenministerium, Referat Aus- und Fortbildung (IV4217). Die kostenlos
angebotenen Kurse werden ausschlieûlich von erfahrenen Beamtinnen und Beamten der Kriminal- beziehungsweise Schutzpolizei und besonders qualifizierten Selbstverteidigungsausbildern oder Sportübungsleitern des Polizeilichen
Einzeldienstes durchgeführt. Die Ausbildung und Betreuung dieser Teams wird
durch die Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung (PDAFB) gewährleistet
und vom Psychologischen Dienst der Landespolizei unterstützt. Um die Öffentlichkeit zu informieren, wurde vom Innenministerium ein Faltblatt entworfen.
Die für die Teilnehmerinnen angebotenen Kurse werden in zehn Doppelstunden absolviert.
Die Beschulung findet ausschlieûlich in Polizeidienststellen in Freizeitkleidung statt.
Den Teilnehmerinnen wird nach Beendigung eine Bescheinigung ausgestellt.
Anfänglich wurde das Projekt finanziell durch die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Schleswig-Holstein unterstützt. Zur Zeit (1999) werden die Beschulungen durch neue Kooperationspartner (u. a. Kreissparkasse) finanziert.
Konzeptioneller Ansatz
Die Maûnahme ist an die anderer Bundesländer angelehnt. Konzipiert ist sie für
Frauen und Mädchen ab 16 Jahren, deren subjektives Sicherheitsgefühl stabilisiert und gestärkt werden soll. Dazu wird ein Sicherheitstraining mit vielfältigen Theorie- und Praxisanteilen der Selbstverteidigung angeboten. In Rollenspielen soll das situationsgerechte Verhalten bei Gefahren geübt werden. Ziel
der Trainingseinheiten ist der Abbau von Angst vor Gewalt- und Sexualstraftaten durch intensive Stärkung des Selbstbewusstseins beziehungsweise des
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Frauen
selbstsicheren Auftretens der Frauen. Auûerdem soll mit dem Training der Abbau von Hemmschwellen gegenüber der Polizei erreicht werden.
Durch Aushändigung kursbegleitender Unterlagen (z. B. Broschüren, Faltblätter) soll das angestrebte Lehrgangsziel gefestigt werden.
Sachstand/Ergebnisse
Im Rahmen der bis August 1999 durchgeführten 92 Beschulungen wurden
1.901 schleswig-holsteinische Bürgerinnen in das Sicherheits- und Gefahrentraining der Polizei eingewiesen.
Die Anfragen zu diesen Kursen und das Interesse der Bevölkerung für dieses
Projekt sind unvermindert groû. Ende 1999 stehen 15 speziell ausgebildete
Trainerteams der Polizei zur Verfügung.
Das Institut für Suchtprävention und Angewandte Pädagogische Psychologie
(ISAPP) in Kiel hat eine Evaluation des Projektes durchgeführt. Diese wissenschaftliche Untersuchung wurde von der AOK Schleswig-Holstein finanziert.
Das Abschlussgutachten liegt noch nicht vor.
Auch in anderen Bundesländern gibt es vergleichbare Konzeptionen und Aktivitäten der Polizei beziehungsweise mit polizeilicher Beteiligung: So beispielsweise in Hamburg (¹Konzept Selbstbehauptung/Selbstverteidigungª, Ü), Bayern (vgl. Beauftragte der Polizei für Frauen und Mädchen, Ü), Niedersachsen
(Selbstbehauptungstraining ± ¹Modell Hannoverª, Ü), Nordrhein-Westfalen
(u. a. Selbstbehauptungstraining für Frauen und Mädchen in Bielefeld, Ü),
Sachsen (Projekt ¹Gewalt gegen Frauenª), Baden-Württemberg (Landesweite
Arbeitsgruppe ¹Gewalt gegen Frauen), Hessen und Saarland (Selbstbehauptungs-/-verteidigungskurse).
Eine Übersicht zu weiteren Projekten/Aktivitäten gibt die Dokumentation ¹Gewalt im sozialen Nahraum ± Modellprojekte mit Vernetzungsstrukturen unter
Beteiligung der Polizei zur Bekämpfung der Gewalt im sozialen Nahraumª, die
im Februar 1997 von der ¹Kommission Polizeiliche Kriminalpräventionª
(KPK, Ü) herausgegeben wurde.*
*
46
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Innenministeriums des Landes Schleswig-Holstein, Az.: IV 423 d ± 29.05, vom 11. 11. 1996.
Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein (Hg.): Pressespiegel 1996±Polizei und Frauen ± Gemeinsam gegen Gewalt.
Schreiben des Innenministeriums Schleswig-Holstein vom 7. 11. 1997 mit Anlagen.
Schreiben des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 7. 10. 1999 mit Anlagen.
Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein: Polizei und Frauen ± Gemeinsam gegen Gewalt. Ein Sicherheits- und Selbstverteidigungstraining der Landespolizei Schleswig-Holstein mit Unterstützung der
AOK und des Weissen Ringes. Faltblatt, Stand 10/98.
Bericht des Innenministeriums des Landes Schleswig-Holstein 1996.
Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, Einreichung Präventionspreis 1997.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999.
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S. 47
Frauen
Bundesweite Arbeitsgruppe Frauenhandel
Ansprechpartner/Dienststelle
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Referat 405,
53107 Bonn
Internet: http://www.bmfsfj.de
Organisation
Im Februar 1997 wurde auf Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die bundesweite Arbeitsgruppe (AG) Frauenhandel
gegründet.
In der AG Frauenhandel sind die Bundesressorts vertreten, in deren Zuständigkeitsbereich der Frauenhandel beziehungsweise Teilaspekte des Frauenhandels
fallen. Darüber hinaus arbeiten das Bundeskriminalamt, die Bundesländer
(durch Vertreter der betroffenen Fachministerkonferenzen) und Nichtregierungsorganisationen in der Arbeitsgruppe mit. Je nach behandeltem Schwerpunktthema werden auch andere Experten und Institutionen zu den Sitzungen
hinzugezogen.
Konzeptioneller Ansatz
Zu den Aufgaben der Arbeitsgruppe gehören:
± kontinuierlicher Informationsaustausch über die vielfältigen Aktivitäten in
den Bundesländern und in den nationalen und internationalen Gremien,
± Analyse der Probleme bei der Bekämpfung des Frauenhandels, die u. a. daraus herrühren, dass unterschiedliche Institutionen und Gruppierungen mit
zum Teil einander widersprechenden Zielen kooperieren müssen,
± Erarbeitung von Empfehlungen und ggf. gemeinsamen Aktionen zur Bekämpfung des Frauenhandels.
Sachstand/Ergebnisse
Bisherige behandelte Themen (Stand November 1999) waren unter anderem:
± Prävention,
± Verabschiedung eines Kooperationskonzeptes zwischen Fachberatungsstellen und Polizei für den Schutz von Opferzeugen von Menschenhandel,
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Frauen
± ¾nderungsvorschläge zu den Verwaltungsvorschriften zum Ausländergesetz,
± Entwicklung von Aufklärungsmaterialien für Frauen zur Verteilung in den
Herkunftsländern,
± Gewinnabschöpfung und
± Zeugnisverweigerungsrecht für Beraterinnen.*
*
48
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 17. 12. 1998 mit Anlagen.
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999.
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Frauen
Modellversuch ¹Schwerpunktsachbearbeitung bei häuslicher
Gewaltª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Schweinfurt-Stadt, Mainberger Str. 14 a, 97422 Schweinfurt
Organisation
Das Polizeipräsidium Unterfranken erprobt im Einzugsbereich der Stadt
Schweinfurt für den Zeitraum November 1998 bis Dezember 1999 eine
Schwerpunktsachbearbeitung für Gewaltdelikte im sozialen Nahraum. Der Ermittlungsgruppe der Polizeiinspektion Schweinfurt-Stadt wurde eine Polizeibeamtin zugeteilt, die schwerpunktmäûig alle Fälle häuslicher Gewalt in Absprache mit dem Sonderdezernenten bei der Staatsanwaltschaft bearbeitet.
Konzeptioneller Ansatz
Mit der Schwerpunktsachbearbeitung sollen folgende Ziele verfolgt werden:
± Erhöhung der Anzeigenbereitschaft,
± Aufhellung des Dunkelfeldes,
± Erreichen einer verstärkten Verhängung strafrechtlicher Sanktionen, insbesondere einer Erhöhung der Verurteilungsquote,
± Erkenntnisgewinnung zur Phänomenologie des Deliktsbereiches ¹häusliche
Gewaltª,
± Erreichen einer präventiven Wirkung (Spezial- und Generalprävention),
± Koordinierung der Reaktionen aller beteiligten Stellen, Optimierung der
Vernetzung.
Die Aufgaben der Beamtin sind:
± Sachbearbeitung aller Fälle häuslicher Gewalt im Rahmen des Zuständigkeitskataloges in Absprache mit dem Sonderdezernenten bei der Staatsanwaltschaft Schweinfurt,
± Auswertung der Neuigkeitsmeldungen im Hinblick auf Einträge wegen ¹Familienstreitigkeitenª, ¹Ruhestörungenª und ähnliches,
± Kontaktpflege zu Behörden, Institutionen wie Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen im Hinblick auf eine Intensivierung der Kooperation
und Vernetzung, insbesondere Teilnahme am Arbeitskreis ¹Interventionsmöglichkeiten bei häuslicher Gewaltª,
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Frauen
± Teilnahme an polizeiinternen und auûerpolizeilichen Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen zum Themenbereich ¹Gewalt im sozialen Nahraumª.*
*
50
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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Themenbereich
Fremdenfeindlichkeit
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S. 52
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Fremdenfeindlichkeit
Integration von Spätaussiedlern
Ansprechpartner/Dienststelle
Landrat Steinfurt, Kommissariat Vorbeugung, Grüner Weg 24, 48268 Greven
Organisation
Im Auftrag des Arbeitsamtes führte die Volkshochschule Rheine gemeinsam
mit dem Institut für Spracherziehung und Erwachsenenbildung (ISE) Sprachkurse für erwachsene Spätaussiedler für die Region Steinfurt durch. Es handelt
sich um eine sogenannte Eingliederungshilfe, die ausschlieûlich durch das Arbeitsamt finanziert wird. Der Sprachkurs hat eine Dauer von sechs Monaten und
wird mit einer Prüfung und der damit verbundenen Aushändigung eines Zertifikates abgeschlossen.
Neben deutschen Sprachkenntnissen werden im Rahmen der Kurse durch Vertreter aus verschiedenen Verwaltungsbereichen wesentliche Informationen zur
Förderung der Integration und als Orientierungshilfe vermittelt.
Das Projekt wird inhaltlich durch das Kommissariat Vorbeugung der Polizeibehörde Steinfurt unterstützt und begleitet.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel ist, durch das Projekt die Integration von erwachsenen Spätaussiedlern zu
ermöglichen.
Durch die Vermittlung deutscher Sprachkenntnisse und die mit dem Fortbildungskurs einhergehende sozialpädagogische Betreuung wird den Teilnehmern die Übernahme in das Berufsleben und die Eingliederung in ein zum Teil
völlig neues System von Gesetzen, Werten und Normen erleichtert.
Im Rahmen einer eintägigen Veranstaltung vermitteln Mitarbeiter des Kommissariats Vorbeugung innerhalb der Kurse zielgruppenorientiert Grundkenntnisse für die Bereiche ¹Politik/Staatsbürgerkundeª und ¹Rechtª:
± das Wesen der Demokratie und insbesondere die Stellung der Polizei in der
Demokratie,
± Aufgaben und Befugnisse der Polizei in der Demokratie,
± Strafrecht/Verkehrsrecht,
± wesentliche Aspekte der Sucht- und Drogenprävention,
± Jugendschutz und Jugendkriminalität.
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S. 54
Fremdenfeindlichkeit
Am Ende jeder Veranstaltung steht eine ¹offene Fragestundeª.
Sachstand/Ergebnisse
Derzeit (November 1999) werden halbjährlich jeweils zwei Fortbildungskurse
mit 20 Teilnehmern durchgeführt. Die Rückmeldungen insbesondere zu dem
durch die Polizei geleisteten Teilbeitrag sind durchgehend positiv. Derzeit wird
die Einbindung der Arbeitsgruppe ¹Integration von Aussiedlerinnen und Aussiedlern/Ausländerinnen und Ausländernª des kriminalpräventiven Rates der
Stadt Rheine in der Veranstaltung erörtert.*
*
54
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
e-mail des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen vom 5. 1. 2000.
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Fremdenfeindlichkeit
Medienverbund-Trainings-Programm ± ¹Störenfriedeª
Ansprechpartner/Dienststelle
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Postfach 11 02
07, 10832 Berlin
Internet: http://www.bmfsfj.de
Konzeptioneller Ansatz
Das Medienverbund-Trainings-Programm ¹Störenfriedeª ist ein Programm zur
Stärkung der Verhaltenssicherheit von Jugendleitern, Sozialarbeitern und Pädagogen gegenüber rechtsextremistischen Aktivitäten und Ausländerfeindlichkeit bei Jugendlichen. Es soll vor allem Lehrern, Erziehern sowie Multiplikatoren und Gruppenleitern in der Jugendarbeit sachliche Informationen über
Extremismus und seine Erscheinungsformen vermitteln und Sicherheit geben,
auf extremistische ¾uûerungen und Handlungen frühzeitig zu reagieren und
erzieherisch Einfluss zu nehmen. Das Programm, bestehend aus Videofilm
und Handbuch, beinhaltet ein interaktives Informations- und Verhaltenstraining, ist pädagogisch-didaktisch aufgebaut und gibt praxisnahe konkrete Handlungsanleitungen.
Oft herrscht Ratlosigkeit und Unsicherheit bei Lehrerinnen und Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern, Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern: Was tun,
wenn ein Jugendlicher im Unterricht einen Sticker mit NS-Symbol trägt? Wie
verhält man sich, wenn in der Jugendeinrichtung rechte Musik dröhnt? Nach
Auffassung vieler, die sich täglich solchen Fragen stellen müssen, fehlt es vor
allem an erforderlichem Handwerkszeug, um den rechten Ideologien und Strömungen wirksam entgegenzutreten.
Um dem abzuhelfen, wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend ein Medienverbund-Trainings-Programm zur
Prävention gegen rechtsextremistische Aktivitäten erarbeitet. Es ist gedacht
als Weiterbildungsangebot für alle, die es in irgendeiner Weise mit rechtsextremistisch orientierten Jugendlichen zu tun haben.
Damit sind Jugendliche gemeint, die aus unterschiedlichen Gründen mit
Rechtsextremisten sympathisieren, ohne schon selbst überzeugte Neonazis zu
sein. Die durch das Medienverbund-Programm vermittelte bewusste Arbeit mit
diesen Jugendlichen soll verhindern, dass sie als Gewalttäter in einer ideologischen Sackgasse enden und dadurch ausgegrenzt und kriminalisiert werden.
Das Trainingsprogramm will deshalb zunächst seine pädagogischen Adressaten stärken, indem es ihnen u. a. Sicherheit gibt, mit rechtsextremistischen Auffälligkeiten umzugehen, zu Jugendlichen eine Vertrauensbasis aufzubauen, die
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Fremdenfeindlichkeit
Botschaft ihrer Signale richtig einzuschätzen und verlässliche Hilfestellung
und Orientierung anzubieten, die den Jugendlichen die Chance gibt, durch sich
selbst zu sich zu finden. Darüber hinaus enthält das Trainingsprogramm zahlreiche Materialien und konkrete Anregungen für die praktische Präventionsarbeit vor Ort.
Sachstand/Ergebnisse
Das Medienverbund-Trainings-Programm kann über die Broschürenstelle des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Postfach 20 15
51, 53145 Bonn bezogen werden.*
*
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Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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Fremdenfeindlichkeit
Sonderkommission Rechtsextremismus (Soko REX)
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Sachsen, Neuländer Str. 60, 01129 Dresden
Internet: http://www.lka.sachsen.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Aufgrund eines Kabinettsbeschlusses der Sächsischen Landesregierung vom
7. 5. 1991 wurde festgelegt, dass der Bekämpfung des Rechtsextremismuses
besondere Priorität gebührt.
Am 1. 7. 1991 wurde die Sonderkommission Rechtsextremismus (Soko REX)
beim Landeskriminalamt Sachsen eingerichtet. Die Soko verfügt über Regionale Ermittlungsabschnitte (REA) in den drei sächsischen Regierungsbezirken
Chemnitz, Leipzig und Bautzen sowie einen Zentralen Ermittlungsabschnitt
(ZEA) beim Landeskriminalamt. Fallbezogen können weitere REA eingerichtet werden.
Konzeptioneller Ansatz
Aufgaben der Soko REX sind
Z
die Durchführung der Strafverfolgung im deliktspezifischen Bereich und
Z
die Vorbereitung von verhaltensorientierten Präventionsmaûnahmen.
Das strategische Ziel, insbesondere fremdenfeindliche Straftaten wirksam auf
niedrigem Niveau zu halten, soll auf vier taktischen Ebenen erreicht werden:
Z
konsequente Strafverfolgung,
Z
General-/Spezialprävention,
Z
Objekt-/Raumschutzmaûnahmen,
Z
flankierende Maûnahmen.
Die Präventionsaktivitäten bestehen in Maûnahmen und Veranstaltungen zur
Aufklärung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit gegenüber Straftaten mit
rechtsextremem Hintergrund. Hauptzielgruppe sind Jugendliche.
Auûerdem werden Funktionsträger der Jugendarbeit an den Landratsämtern
und in den Kommunen mit einbezogen sowie polizeiinterne Fortbildungsmaûnahmen durchgeführt.
57
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S. 58
Fremdenfeindlichkeit
Dies erwies sich unter anderem bei folgenden Maûnahmen als positiv:
Z
aufklärende Gespräche mit unbeteiligten Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden im Rahmen eines polizeilichen Einsatzes vor Ort,
Z
Mitarbeit der Soko REX am Runden Tisch aus gegebenen Anlässen,
Z
Teilnahme von Beamten der Soko REX an Diskussionsrunden in Jugendclubs,
Z
Veranstaltungen und Vorträge an Schulen, berufsbildenden und sonstigen
Einrichtungen,
Z
Gespräche und Veranstaltungen mit Bildungsträgern und ¾mtern.
Sachstand/Ergebnisse
1998 wurde eine Briefaktion zur ¹Heû-Aktionswocheª durchgeführt. Bereits
im Vorfeld wurden einschlägig bekannte Personen persönlich durch das Landeskriminalamt angeschrieben und darauf aufmerksam gemacht, dass jegliche
Aktivitäten, die man mit dem Todestag von Heû in Verbindung bringen könnte,
durch die zuständigen Verwaltungsbehörden verboten worden sind. Gleichzeitig wird unmissverständlich mitgeteilt, dass Zuwiderhandlungen geahndet werden.
Im Rahmen der polizeilichen Gefahrenabwehr im Sinne des sächsischen Polizeigesetzes (SächsPolG) wurde bei einem Jugendlichen ein Trageverbot für
Springerstiefel mit Stahlkappeneinsätzen, das Führen von Messern, Baseballschlägern und Eisenketten in der Öffentlichkeit durch das Landeskriminalamt
Sachsen beantragt und durch die Stadt Leipzig auf die Dauer von zwei Jahren
angeordnet.*
*
58
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Informationen zur Soko REX. Internet, Stand 17. 7. 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 8. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 59
Fremdenfeindlichkeit
Sport mit Aussiedlern
Ansprechpartner/Dienststelle
Bundesministerium des Innern, Referat SH II 3, Graurheindorfer Str. 198,
53117 Bonn
Internet: http://www.bmi.bund.de
Organisation
Das Projekt ¹Sport mit Aussiedlernª wurde 1989 unter Federführung des Bundesministeriums des Innern (BMI) und in Trägerschaft des Deutschen Sportbundes (DSB) als Modellprojekt zur Eingliederung der Aussiedler zunächst in
den vier Modellregionen Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen eingerichtet. Im Jahr 1990 erfolgte die Ausweitung des Projektes auf
alle alten, 1991 schlieûlich auf die fünf neuen Länder. Seit 1994 ist das Projekt
in die Strukturen der Mitgliedsorganisationen der 16 Landessportbünde eingebunden.
Der DSB übernimmt die Bundeskoordination für seine Mitgliedsorganisationen. Die Projektkonzeption wird von den einzelnen Mitgliedsorganisationen
den landesspezifischen Gegebenheiten angepasst.
Koordiniert von hauptamtlichen Kräften wirken an der Projektdurchführung
bundesweit 20 Landes- und Regionalkoordinatoren, rund 300 Stützpunktvereine, rund 30 Starthelfer sowie mehrere hundert ehrenamtliche Kräfte in den
beteiligten Sportvereinen mit. Des weiteren wird mit über tausend Kooperationsvereinen und Trägern der Sozialarbeit kooperiert.
Das Projekt wird zu etwa 93 % aus Integrationsmitteln des Bundesministeriums
des Innern finanziert (1999: 8,5 Mio. DM). Die Restfinanzierung erfolgt in
unterschiedlichem Umfang aus Länderprogrammen und Eigenmitteln der beteiligten Mitgliedsorganisationen.
Eine wissenschaftliche Begleitung des Gesamtprojektes ist flächendeckend
bislang nicht durchgeführt worden. Einige der am Projekt beteiligten Mitgliedsorganisationen arbeiten in Teilbereichen jedoch mit sportwissenschaftlichen
Institutionen zusammen. Hingewiesen sei auf die projektbegleitende Studie
¹Sport- und bewegungsorientierte Jugendsozialarbeit in Niedergörsdorf/OT
Flugplatzª von Stefan Telschow, Universität Potsdam.
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S. 60
Fremdenfeindlichkeit
Konzeptioneller Ansatz
Das Projekt zielt unmittelbar auf die gesellschaftliche Integration der Aussiedler in Deutschland durch deren Einbindung in die örtlichen Gemeinschaften ab.
Besonders für jugendliche Aussiedler, bei denen aufgrund ihrer sozialen Situation eine spezifische Kriminalitätsgefährdung zu erkennen ist, stellt Sport nicht
nur das beste Mittel zur Integration sondern auch zur Prävention dar. Damit
sollen die Zugangschancen von Aussiedlern zum Handlungsfeld Sport und seinen Organisationen erhöht werden. Die Umsetzung dieses Ziels wird durch
einen Zwei-Wege-Plan bestimmt, das heiût zum einen werden die Aussiedler
an die Vereine, zum anderen die Vereine an die Aufgabe der Integration herangeführt.
Insbesondere für jugendliche Aussiedler, die zunehmend durch Drogen und
Kriminalität gefährdet sind, wird Sport nicht nur als das beste Mittel zur Integration, sondern auch zur Prävention gesehen.
Über diese ¹soziale Offensive des Sportsª werden mit den beteiligten Sportverbänden und -vereinen auch Netzwerke zur Kooperation zwischen Vereinen,
Wohlfahrtsverbänden, Schulen, ¾mtern und sonstigen Partnern aufgebaut.
Als Projektmaûnahmen werden Sport- und Spielfeste, Ferienfreizeiten, feste
Sportgruppen in Zusammenarbeit von Vereinen und sozialen Einrichtungen,
Stützpunktvereine sowie Kooperationen angeboten. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf dem Bemühen, die Isolation der Spätaussiedler aufzubrechen und
sie mittels der Heranführung an die Sportvereine dauerhaft in das gesellschaftliche Umfeld vor Ort einzubinden.
Sachstand/Ergebnisse
Das Projekt erreicht jährlich mehrere hunderttausend Menschen und trägt somit
in hohem Maûe zur Akzeptanzsteigerung bei. Nicht zuletzt der tradierte gesellschaftliche Stellenwert des Sports sowohl in den Herkunftsgebieten der Aussiedler als auch in Deutschland eröffnen der Integration ebenso wie der Kriminalprävention gute Erfolgschancen.*
*
60
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Deutscher Sportbund (Hg.): Projekt ¹Sport mit Aussiedlernª. Informationen und Tips für die praktische Umsetzung, Berichte und Analysen, Heft 112, Frankfurt am Main 1994.
Deutscher Sportbund (Hg.): Sport mit Aussiedlern. Arbeitsbeispiele, Berichte und Analysen, Heft 113, Frankfurt am Main 1995.
Telschow, Stephan / Koch, Uwe/Meisel, Ralph: Integration findet nicht nur in der Turnhalle statt. Bericht zur
Evaluation des Projektes ¹Sport- und bewegungsorientierte Jugendsozialarbeit in Niedergörsdorf/OT Flugplatzª, Universität Potsdam, Potsdam 1998.
e-mail des Bundesministerium des Innern vom 15. 11. 1999 mit Anlagen und vom 24. 11. 1999.
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S. 61
Fremdenfeindlichkeit
Netzwerk ¹Beratungssystem Schuleª
Ansprechpartner/Dienststelle
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg, Steinstraûe 104±106,
14480 Potsdam
Internet: http://www.brandenburg.de/land/mbjs
e-mail: [email protected]
Organisation
Die brandenburgische Landesregierung hat im Sommer 1998 ein Handlungskonzept gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit unter
dem Titel ¹Tolerantes Brandenburgª initiiert.
Ein wesentliches Element dieses Handlungskonzeptes ist das Netzwerk ¹Beratungssystem Schuleª, das am 12. 4. 1999 von der brandenburgischen Ministerin für Bildung, Jugend und Sport vorgestellt wurde.
An diesem Netzwerk sind insgesamt 70 Lehrkräfte, Schulräte, Schulpsychologen und Mitarbeiter der Regionalen Arbeitsstellen für Ausländerfragen (RAA),
Jugendarbeit und Schule beteiligt. Sie sind in 16 Expertenteams, bis zu sechs
Mitgliedern, zusammengefasst und über das jeweilige Schulamt erreichbar.
Konzeptioneller Ansatz
Im Rahmen des Konzeptes ¹Tolerantes Brandenburgª wird ausdrücklich auf
die Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte im Umgang mit Gewalt und
Rechtsextremismus abgezielt. Lehrkräfte, Schulleitung und Schulaufsicht sollen fremdenfeindliche oder rechtsextreme Tendenzen in ihrem Arbeitsbereich
frühzeitig wahrnehmen und sich aktiv mit den entstehenden Problemen auseinandersetzen können.
Die Aufgaben des Netzwerkes liegen in der Durchführung systematischer Beratungen zur Unterstützung von Schulen, die prophylaktisch gegen Gewalt,
Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit wirksam werden und entsprechende Schulkonzepte entwickeln wollen. Dazu gehören unter anderem:
Z
die schriftliche Fixierung der Arbeitsgrundlagen, Festlegung der Zielsetzungen (Ausgangslage an den Schulen, Vernetzung mit anderen Unterstützungssystemen, Planung der Vorhaben),
61
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Fremdenfeindlichkeit
Z
Beratung einzelner Lehrkräfte, Kollegien ganzer Schulen oder anderer
Schulangehöriger im Bereich Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit,
Z
Unterstützung der Schulleitungen bei der Organisation von schulischen Veranstaltungen, zum Beispiel Informationsabenden, Diskussionsrunden und
Projekten zum Thema,
Z
Unterstützung der Fachlehrer im themenbezogenen Fachunterricht beziehungsweise in der Projektarbeit,
Z
Beschaffung und Bereitstellung von Unterrichts- und Informationsmaterialien,
Z
Durchführung von Supervisionen und schulübergreifenden Fortbildungen
der Lehrkräfte.
Darüber hinaus koordinieren die Mitarbeiter des Netzwerkes ¹Beratungssystem Schuleª die Zusammenarbeit des staatlichen Schulamtes und der Schulen
mit regionalen und überregionalen Arbeitsgruppen und Initiativen gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.
Neben dem Ausbau des thematischen Schwerpunktes sollen die Lehrkräfte
Verhaltenssicherheit im Umgang mit den Jugendlichen sowie in der Zusammenarbeit mit den Eltern gewinnen. Hierzu werden Möglichkeiten zum Verhaltenstraining und zum Erlernen von Konfliktlösungsstrategien angeboten. In
Fort- und Weiterbildungsangeboten der Jugendhilfe wird verstärkt die Entwicklung von Deeskalationsstrategien und Konfliktlösungskompetenz thematisiert.*
*
62
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
¹Experten beraten Schulen bei Rechstextremismus und Gewaltª, KNA Pressemitteilung vom 12. 4. 1999.
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (Hg.): ¹Tolerantes Brandenburg ± Handlungskonzept der Landesregierung gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeitª, Informationsbroschüre, August
1998.
Schreiben des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport vom 21. 4. 1999 mit Anlagen.
Schreiben des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport vom 28. 9. 1999.
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Themenbereich
Gewalt
5
63
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S. 64
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Gewalt
Beratungsstelle ¹Männer gegen Männer-Gewaltª
Ansprechpartner/Dienststelle
Männer gegen Männer-Gewalt, Kontakt- und Beratungsstelle, Paulinenallee
59, 22769 Hamburg
e-mail: [email protected]
Organisation
Die Hamburger Beratungsstelle ¹Männer gegen Männer-Gewaltª (MgM) ist
1988 aus einer Selbsthilfegruppe hervorgegangen und bietet seither Gewaltberatung und Tätertherapie an.
Die positiven Erfahrungen und die konzeptionellen Inhalte und Herangehensweisen werden über das ¹INSTITUTforMALEª, Hamburg, in einer berufsbegleitenden Fortbildung weitervermittelt.
Im Mai 1999 existierten in Hamburg, Oldenburg, Bielefeld, Greifswald, Nordhorn, im Ruhrgebiet und in Salzburg (Österreich) Beratungsstellen ¹Männer
gegen Männer-Gewaltª, die zum Teil aus kommunalen oder Landesmitteln
gefördert werden. Weitere Beratungsstellen, unter anderem in Wolfsburg und
Köln, befanden sich im Aufbau.
Konzeptioneller Ansatz
Primäres Ziel der Beratungsstelle ist es, die Hilfesuchenden zu befähigen, die
Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, um den Gewaltkreislauf hinter
sich lassen zu können. In einem weiteren Beratungsschritt werden Männer,
Jugendliche und Jungen darin unterstützt, mit dem gesamten Spektrum ihrer
Emotionalität in Kontakt zu treten und diese zum Ausdruck zu bringen.
Die Idee, die hinter dem Konzept steht ist folgende:
Männer, die spüren, wie es ihnen wirklich geht und im Stande sind, dies auszudrücken, sind nicht gewalttätig; sie sind (sich) selbst-bewusst und daher frühzeitig in der Lage, alternative Verhaltensmuster zur Konfliktlösung anzuwenden.
¹Männer gegen Männer-Gewaltª ist ein Beratungsangebot von Männern für Männer und heranwachsende männliche Jugendliche, die gewalttätig oder sexualisiert
gewalttätig sind, die Gewalt androhen oder an der Schwelle dazu stehen.
Die Täter delegieren die Verantwortung an ihre Opfer und schaffen so eine paradoxe Situation, in der sie nicht mehr in der Lage sind, ihr gewalttätiges Verhalten
tatsächlich zu erkennen beziehungsweise zu verändern. Täter kreieren so, unter ±
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Gewalt
angstbedingter ± Mitwirkung der Opfer, einen Gewaltkreislauf. An dieser Stelle
setzt die Beratungstätigkeit der Beratungsstelle ¹Männer gegen Männer-Gewaltª
(MgM) an. Im Laufe der Beratung sind die Gewalttäter in der Lage, die Auswirkungen ihres Handelns zu erkennen und die Konsequenzen ihrer Tat zu spüren.
Die Täter lernen, Verantwortung zu tragen und dadurch weitere Gewalt zu verhindern. Die Beratung erfolgt zunächst in verbindlichen, wöchentlichen Einzelberatungen und kann auf Wunsch in einer Trainingsgruppe weitergeführt werden.
Die Beratung erfolgt anonym und die Berater unterliegen der Schweigepflicht.
Das Angebot der Beratungsstelle umfasst:
Z
Einzelberatungen für gewalttätige beziehungsweise sexualisiert gewalttätige Männer beziehungsweise Jungen,
Z
Trainingsgruppen für gewalttätige beziehungsweise sexualisiert gewalttätige Männer nach vorausgegangener Einzelberatung,
Z
begleitende Beratung von Eltern und Bezugspersonen sowie Betreuern,
Z
fachbezogene Supervision,
Z
Durchführung von Informationsveranstaltungen zum Thema ¹Männer-Gewaltª,
Z
Fortbildung und Weiterbildung in Zusammenarbeit mit dem ¹INSTITUTforMALEª, Hamburg.
Sachstand/Ergebnisse
Nach 10 Jahren Erfahrung in der Beratungsarbeit kann festgestellt werden, dass
über das explizite Angebot einer ¹Beratungsstelle für Täterª Gewalttäter erreicht werden können. Die Erfolgsquote für Täter, die eine Beratung abschlieûen, ist Teil einer Untersuchung zu der Zahlen allerdings noch nicht vorliegen.
Weitere Literatur zum Thema:
Joachim Lempert/Burkhard Oelemann: ¹. . . dann habe ich zugeschlagenª,
Männergewalt gegen Frauen. München: Deutscher Taschenbuch Verlag
1998.*
*
66
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
¹Die Arbeit der Hamburger Beratungsstelle ¹Männer gegen Männergewaltª. In: Frankfurter Rundschau vom
27. 1. 1996.
¹Warum Mütter aus Jungen keine Männer machen könnenª. In: Marie Claire 1/94.
Beratungsstelle Männer gegen Männer-Gewalt: ¹Ist den Tätern noch zu helfen?ª. Auszug aus Materialien des
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Kampagne ¹Gewalt gegen Frauenª 1994.
Konzept und Beratungsangebot ¹Männer gegen Männer-Gewaltª. Ruhrgebiet.
Kurzinformation ¹Männer gegen Männer-Gewaltª. Ostwestfalen e. V.
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Fachtagung ¹Kinder und Jugendliche als Kriminalitätsopferª am 28. 4. 1999. Tagungsband. PFI Neuss 1999.
Schreiben INSTITUTforMALE an KI 16 vom 28. 10. 1999.
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Gewalt
Hildesheimer Sozialisations- und Anti-Gewalt-Training
Ansprechpartner/Dienststelle
Niedersächsische Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, ± Fachbereich Polizei ±, Lübecker Str. 3, 31141 Hildesheim
Organisation
Im Rahmen des Projektes ¹Polizei und Sozialarbeitª des Fachbereiches Polizei
der Niedersächsischen Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege und
des Fachbereiches Sozialpädagogik der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden, wurde ein schulisches Präventionsvorhaben zum Thema ¹Gewaltª initiiert. Dieses Präventionsprojekt wurde in Hildesheim, Orientierungsstufe
Ochtersum, in Zusammenarbeit von Schule, Polizei, Sozialarbeit und dem Niedersächsischen Landesinstitut für Fortbildung und Weiterbildung im Schulwesen und Medienpädagogik (NLI) an drei Aktionstagen (vom 14. bis 16. 7. 1998)
durchgeführt.
Maûgebend bei der Durchführung waren zwei Polizeibeamte des Polizeikommissariats Hildesheim, die Klassenlehrerin sowie eine Sozialarbeiterin des Jugendamtes der Stadt Hildesheim.
Projekte dieser Art werden generell durch die Arbeitsgruppe ¹Gewalt an Schulenª des Hildesheimer Präventionsrates unterstützt. Auf Grund der Initiative
einer Lehrerin und eines Polizeibeamten (Angehörige der AG ¹Gewalt an Schulenª) wurde eine Lehrer-Fortbildung ¹Prävention, Selbstbehauptung und
Selbstverteidigung für Mädchen aller Schulstufenª in Zusammenarbeit mit
der Regionalen Lehrerfortbildung Hameln-Hildesheim (RLFB) durchgeführt.
Konzeptioneller Ansatz
Das Konzept beruht darauf, dass das Programm im Team der genannten drei
Berufsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Anteilen an den einzelnen Tagen umgesetzt wird. Ziele dieser Aktionstage sind die Förderung der
Sozialisationsprozesse innerhalb des Klassenverbandes, die Akzeptanz von
Normen, Entwicklung der Fähigkeit zum Perspektivenwechsel, der Einfühlsamkeit und der Selbstreflexion. Ferner kam der Stärkung der Fähigkeiten
der (rhetorischen) Selbstverteidigung besondere Bedeutung zu.
Das Projekt setzt sich aus insgesamt vier Kursbausteinen zusammen.
Das erste Modul ¹Vorprogrammª wird vom Klassenlehrer bereits vor den Aktionstagen realisiert. Hier stellen die Schüler ihre Definition von Gewalt und
67
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Gewalt
ihre Erfahrungen in kurzen Aufsätzen dar. Die dargelegten Aspekte und Erlebnisse der Schüler dienen als Ausgangspunkt für die Aktionstage. Die Ergebnisse stehen zudem den beteiligten Berufsgruppen vorab zur Verfügung.
Der erste Aktionstag steht unter dem Thema ¹Werte und Normenª. Ziele sind
unter anderem das bewusste Wahrnehmen der Situation der Gewaltanwendung,
das Erkennen und Abbauen von Vorurteilen sowie die Sensibilisierung auf
rationaler und emotionaler Basis. Dieser Aktionstag wird von zwei Polizeibeamten in Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer umgesetzt.
Der zweite Aktionstag hat ¹Gewaltalternativenª zum Thema. Während des
Tages werden Rollenspiele mit dem Ziel durchgeführt, unterschiedliche Verhaltensweisen von Täter, Opfer und Zuschauer im Spiel zu beobachten, zu
bewerten und schlieûlich alternative Verhaltensweisen zu erproben. Damit sollen insbesondere die Stärkung des Selbstvertrauens, das Erarbeiten von Lösungsstrategien, die Schulung der Rhetorikfähigkeit sowie die Auseinandersetzung mit dem Thema ¹Selbst- und Fremdhilfeª gefördert werden. Dieser Programmteil wird von den Lehrern und Sozialpädagogen unter Einbeziehung der
weiteren Beteiligten realisiert.
Der dritte Aktionstag steht unter dem Motto der ¹Ich-Stärkungª. Während dieses Kursbausteins wird ein Selbstbehauptungstraining mit dem Ziel der Stärkung der Selbstsicherheit des Opfers und der wirksamen Verteidigung, rhetorischer Befähigung, Stress- und Konfliktbewältigung veranstaltet. Dieser Aktionstag dient der Umsetzung der Erkenntnisse aus den Vortagen in praktische
Lösungs-/Umgangsstrategien. Das abschlieûende Modul wird von Polizeibeamten mit Ausbildung im Bereich der Selbstverteidigung unter Einbeziehung
der weiteren Beteiligten durchgeführt.
Das Seminar wird mit einer intensiven Rückmeldung aller Beteiligten beendet.
Im Rahmen dieser Diskussion wird als Fazit eine Anti-Gewalt-Vereinbarung,
zum Beispiel ¹Gewalt ohne unsª, zwischen den Schülern angestrebt.
Sachstand/Ergebnisse
Nach Einschätzung der Beteiligten können die Aktionstage als voller Erfolg
angesehen werden. Die Ziele wurden im Wesentlichen erreicht. Das Thema
wird in der Klasse weiterhin verfolgt und vom Lehrer nachbereitet werden.
Die Schüler äuûerten sich positiv über die Aktionstage. Einige ausgewählte
Rückmeldungen belegen den positiven Effekt, den die Aktionstage erzielten:
Z
¹Ich weiû jetzt, wie ich mich verhalten soll, wenn ich angegriffen werde.ª
Z
¹Das Projekt war sehr schön. Jetzt weiû ich mich auch richtig zu verteidigen
und wenn sich zwei streiten, kann ich die auch auseinander bringen und ich
weiû, was ich machen muss, wenn ich bedroht werde. Ich habe viel mitgenommen. Am meisten aber von Tai-Chi.ª
68
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S. 69
Gewalt
Z
¹Ich fand gut, dass wir in Gruppen arbeiten durften und es so lebensnah war.ª
Z
¹Ich habe viel mitgenommen, am meisten aber die Techniken. Jetzt fühle ich
mich sicherer.ª
Die Ergebnisse dieses ersten dreitägigen Präventionskonzeptes wurden im Hinblick auf die Übertragbarkeit auf andere Schulen Niedersachsens und die örtlich zuständigen Polizeidienststellen überarbeitet und ergänzt.
Ein zweiter Durchlauf des Drei-Tage-Projektes wurde in der Zeit vom 26. bis
28. 1. 1999 ebenfalls an der Orientierungsstufe Ochtersum, jedoch mit einer
anderen Klasse und deren Klassenlehrer organisiert. Ein dritter Durchlauf
wurde in der Zeit vom 10. bis 12. 5. 1999 unter Verantwortlichkeit der Stadt
Hildesheim, Fachbereich Soziales, Jugend und Wohnen sowie des Polizeikommissariates Hildesheim an einer Hauptschule in Hildesheim veranstaltet.
Die Fortsetzung dieser Projekte unter Verantwortlichkeit der Stadt Hildesheim
ist geplant, die Resonanz bei allen Beteiligten war äuûerst positiv.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Niedersächsische Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege ± Fachbereich Polizei -(Hg.): Präventionstag am 9. 6. 1999 in Hildesheim, Rathaus. Workshop 5: Hildesheimer Sozialisations- und Anti-GewaltTraining: Präventionsprojekt in Kooperation von Schule, Polizei und Sozialarbeit. Dokumentation mit Abschlussbericht.
Schreiben des Landeskriminalamtes Niedersachsen vom 19. 7. 1999 mit Anlagen.
Schreiben der Niedersächsischen Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege ± Fachbereich Polizei ±
vom 18. 10. 1999.
69
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S. 70
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S. 71
Gewalt
Modellveranstaltung ± Gewaltprävention an der Schule
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizei Hamburg, Landeskriminalamt 153, Eiffestr. 664 b, 20537 Hamburg
Organisation
In der Zeit vom 11. bis 13. 10. 1999 organisierten Angehörige des Fachkreises
¹Gewaltpräventionª an der Julius-Leber-Schule, einer Gesamtschule in Hamburg-Schnelsen, die ¹Modellveranstaltung ± Gewaltprävention an der Schuleª.
Der Fachkreis ¹Gewaltpräventionª ist ein behördenübergreifendes Forum von
Mitarbeitern Hamburger Behörden, Einrichtungen freier Träger und einzelner
Fachkräfte, aus dem Bereich der Jugendhilfe, der Schule und des Jugendzentrums. Er setzt sich zusammen aus Vertretern der Institutionen Amt für Jugend,
Amt für Schule (Schülerhilfe), Schulinformationszentrum, Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz, Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände,
HSV-Fanprojekt, Beratungsstelle ¹Männer gegen Männergewaltª (Ü), Aktion
¹Lass dasª (Ü) und dem Landeskriminalamt 153.
An der Durchführung der Modellveranstaltung waren neben den Organisatoren
des Fachkreises, der Schulleiter, neun Lehrkräfte, zwei Vertreter des Elternrates, zehn Schüler der 10. Klasse (zur Dokumentation und Rollenspiel) und
105 Schüler der 8. Klassen beteiligt.
Konzeptioneller Ansatz
Die ¹Modellveranstaltung ± Gewaltprävention an der Schuleª wollte im Rahmen der Prävention nicht nur Informationen über Gewalttaten und ihre Folgen
vermitteln beziehungsweise nicht nur vor Gewalt abschrecken. Ziel war vielmehr die Förderung der eigenen Persönlichkeit, der persönlichen Kompetenzen
sowie die Erweiterung der Verhaltensalternativen im Konfliktfall und die Fähigkeit, sich mit der eigenen Person und seinen Handlungen bewusst auseinanderzusetzen.
Um dies zu erreichen, wurde die Modellveranstaltung an drei aufeinanderfolgenden Tagen folgendermaûen durchgeführt:
Als Projektauftakt wurde der Film ¹Kinder der Gewaltª (Tatort-Krimi des
Westdeutschen Rundfunkes, WDR, aus 5/99) gezeigt. Der Film zeigt realistisch die gegenwärtige Situation an vielen bundesdeutschen Schulen und bietet
damit entsprechende Anknüpfungspunkte für eine Diskussion. Im Rahmen
einer Diskussionsrunde wurden im Anschluss mit den Schülern, Elternvertre71
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Gewalt
tern und Lehrern Inhalte des Films, aber auch Erscheinungsformen und Hintergründe von Jugenddelinquenz an Schulen, angesprochen.
Der zweite Tag stand im Zeichen eines ¹Anti-Gewalt-Parcoursª. Der Parcour
war als Rally konzipiert, an der die Schüler acht verschiedene Stationen als
Gruppe durchlaufen und sich dort jeweils mit verschiedenen Aspekten des Themas ¹Gewaltª und ihrer eigenen Person auseinandersetzen sollten.
Am Vormittag des dritten Tages wurden drei Workshops durchgeführt. Diese
hatten zum Ziel, in kleinen Gruppen, über einen Schulweg hinweg, intensiver
mit dem Thema Gewaltprävention zu arbeiten und den Teilnehmenden andere
Methoden im Umgang mit Gewalt und Konflikten vorzustellen. Themen in den
Workshops bewegten sich über die Erstellung einer ¹Konfliktlandkarteª, Regel- und Rahmenbedingungen für ein konstruktives Miteinander bis hin zur
aktiven Freizeitgestaltung am Beispiel der Schulpause.
Der Abend des dritten Tages diente der Präsentation und Vorstellung der Arbeitsergebnisse aus den Arbeitsgruppen der Vortage. Ergänzend zeigte die Projektgruppe Dokumentation in Form von Fotos und einem kurzem Videofilm
erste Ergebnisse.
Die Schülerband der Julius-Leber-Schule rundete die Abendveranstaltung
durch einen musikalischen Beitrag ab.
Sachstand/Ergebnisse
Die Organisatoren und die Schule äuûerten sich positiv über die Veranstaltung
und die Zusammenarbeit. Hervorgehoben wird, dass sich die Vertreter des
Fachkreises Gewaltprävention während der gesamten Planungs- und Durchführungsphase durch ein hohes Maû an persönlichem Engagement und Motivation
auszeichneten.
Die Gesamtveranstaltung wurde von den beteiligten Schülern, Lehrern und Eltern positiv bewertet. Insbesondere wurde zum Ausdruck gebracht, dass durch
die Gruppenarbeit das ¹Wir-Gefühlª gestärkt und damit das kriminalpräventive
Ziel erreicht wurde.
Zum Abschluss unterschrieben die Schüler eine gegenseitige ¹Gewaltverzichtserklärungª.
In der Gesamtbewertung war das Projekt erfolgreich und wird allen Schulen als
Modell vorgeschlagen.*
*
72
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Fax des Landeskriminalamtes Hamburg vom 4. 1. 2000.
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S. 73
Gewalt
Pilotprojekt ¹Gewaltfreie Klasse als Konfliktschlichterª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Heidelberg, Sachgebiet Vorbeugung, Römerstraûe 2±4, 69115
Heidelberg
Internet: http://home.t-online.de/home/pdhd-pressestelle.aktion.htm
Organisation
Im Februar 1998 haben das Innen- und Kultusministerium Baden-Württemberg
das Programm ¹Herausforderung Gewaltª (Ü) auf den Weg gebracht, mit dem
der zunehmenden Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen entgegengewirkt werden soll.
Ergänzend zu diesem Projekt, mit dem im Schuljahr 1998/1999 im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Heidelberg etwa 20 % der Klassenstufen 5
und 6 erreicht werden konnten, wurde in Kooperation zwischen der Polizeidirektion Heidelberg und der Geschwister-Scholl-Schule Leimen ein Pilotprojekt ¹Gewaltfreie Klasse als Konfliktschlichterª mit einer 8. Klasse durchgeführt.
Der Schulalltag an dieser Schule wurde unter anderem durch die Sprachprobleme von Aussiedlerkindern erschwert. Die Schule wurde zudem mit einer
steigenden Gewaltbereitschaft der Kinder und Jugendlichen konfrontiert.
In die Durchführung des Projektes, das sich über das gesamte Schuljahr (80
Unterrichtsstunden) erstreckte, war neben der Schule, insbesondere dem Klassenlehrer, maûgeblich die Polizei eingebunden. Der örtliche Jugendsachbearbeiter, der Leiter des zuständigen Polizeipostens, das Jugenddezernat der Kriminalpolizei und das Sachgebiet Vorbeugung waren regelmäûig an den Projektveranstaltungen sowohl im Unterricht als auch auûerschulisch, beteiligt.
Die anfallenden Personal- und Sachkosten wurden durch die Schule und die
Polizei getragen. Die Kosten für die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation durch Erziehungswissenschaftler der Universität Heidelberg wurden durch
den Verein ¹Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar e. V.ª (Ü) getragen.
73
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S. 74
Gewalt
Konzeptioneller Ansatz
Das Projekt zielte unter anderem ab auf die Vermittlung sozialer Kompetenz,
die Wahrnehmung der Eigenaggression und die Befähigung, mit Konflikten
anderer Schüler streitschlichtend umzugehen.
Inhaltlich wurden Themen wie die Definition von Grenzen, Sanktionen durch
Institutionen der formellen Sozialkontrolle, Rechtssicherheit durch eine Modifizierung der Schulordnung, Umgang mit Gewalt, Projektion der erlernten Verhaltensmuster und reflektorisches Erarbeiten und Umsetzen des Erfahrenen
behandelt.
Sachstand/Ergebnisse
Bisher (Stand November 1999) wurden unter anderem folgende Maûnahmen
durchgeführt:
Z
Zum Projektbeginn wurden Schüler, Elternvertreter und Eltern über die Projektinhalte informiert.
Z
Ist-Standserhebung in der Klasse: Die Wertehaltung innerhalb der Klasse
wurde mittels eines Fragebogens zu einer künstlichen Klasse abgefragt. Danach rangierten Coolness, Gewalt und Drogen ganz oben. Die Schüler haben
sich dieser Werthaltung in der Vergangenheit unterworfen, ohne dass das
Werteverständnis endgültig geprägt war.
Z
Aktionstag bei der Polizei: Im Rahmen einer Tagesveranstaltung wurde den
Schülern die Problematik Gewalt und ihre Auswirkungen verdeutlicht. Die
Schüler wurden aktiv an diversen Demonstrationen beteiligt. Der Klassenlehrer und Elternvertreter waren ebenfalls eingebunden. Die Eindrücke und
Erfahrungen wurden einige Tage später in der Klasse zusammen mit Vertretern der Polizei und der wissenschaftlichen Projektbegleitung aufgearbeitet.
Z
Im Rahmen einer Unterrichtsverlagerung wurde die Klasse mit den Folgen
einer gewaltsamen Auseinandersetzung konfrontiert. Ein der Klasse unbekannter Jugendlicher wurde so geschminkt, als habe er massive Kopfverletzungen erlitten. Durch Stellung dieser Situation konnte das Werte- und Helferverhalten abgefragt werden. Unmittelbar danach schloss sich eine Nachbereitung mit der Klasse an.
Z
Die Klasse wurde durch einen professionellen Konfliktschlichter in der Anwendung von Vermittlungstechniken unterwiesen. Im Mittelpunkt standen
hierbei die Kommunikation ± Reaktion auf einen Konflikt in Form von
Selbstbehauptung, Vermeidung, Provokation und Gesprächstechniken. Dieser für eine erfolgreiche Streitschlichtung sehr wichtige Themenkomplex
wird ständig fortentwickelt.
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S. 75
Gewalt
Z
In einer von der Klasse nach eigenem Drehbuch gestalteten Gerichtsverhandlung wurden die Schüler mit den justiziellen Folgen einer Gewalttat
(Raub unter Jugendlichen im öffentlichen Raum) konfrontiert. Durch Übernahme der Rollen der Prozessbeteiligten und der Zuschauer wurden deren
Sichtweisen verinnerlicht. Die Prozessbeteiligten wurden durch Polizeibeamte, eine Erziehungswissenschaftlerin und durch einen Jugendrichter des
Amtsgerichtes Heidelberg beraten. Die Verhandlung eignete sich dazu, die
Tragweite auch von unbedachten Handlungen aufzuzeigen.
Z
Sich selbst behaupten zu können ist wichtig, um Konflikte anderer erfolgreich schlichten zu können. Die Klasse erhielt durch vier Verhaltenstrainer
der Polizei ein mehrere Einheiten umfassendes Selbstbehauptungstraining.
Möglichkeiten für ein selbstbewusstes Auftreten wurden gemeinsam erarbeitet und auch in Rollenspielen eingeübt.
Z
Zur Verdeutlichung von Gewalteinwirkungen konnte die Klasse das Institut
für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg besuchen und sich über Gewaltfolgen aus medizinischer Sicht informieren.
Z
In Kooperation mit der Drogenberatungsstelle konnte die Klasse am ¹Team
Work Towerª erfahren, wie wichtig Teamwork ist. Geduld, Vertrauen, Verständnis, aufeinander hören, Kooperation und Verantwortung für sich und
andere übernehmen wurde am Tower ± einem Erlebnispädagogik-Parcours ±
eingeübt; persönliche Grenzen konnten festgestellt werden.
Z
Zum Projektende hat die Klasse eine Anti-Gewaltkonvention mit dem Ziel
erarbeitet, sich künftig mit ihrem Handeln daran auszurichten. Diese Klassenregeln umfassen insgesamt fünf Punkte:
Z
Wir wollen einen Streit friedlich und schnell beenden!
Z
Wir wollen unsere Mitschülerinnen und Mitschüler so behandeln, wie wir
selbst behandelt werden wollen!
Z
Wir wollen Probleme friedlich und ohne Gewalt lösen!
Z
Wir wollen uns gegenseitig und anderen helfen!
Z
Wir erklären ausdrücklich, dass wir uns an diese Vereinbarung halten!
Weitere Projektmodule waren unter anderem ¹Aggressionen im Straûenverkehrª, ¹Erste-Hilfe-Kursª, ¹Kurzreferateª und die Möglichkeit, die ¹Mofaprüfbescheinigungª zu erwerben.
Über einzelne Stationen des Projektes wurden Videodokumentationen durch
die Polizei und das Audiovisuelle Zentrum der pädagogischen Hochschule der
Universität Heidelberg (AvZ) erstellt. Neben der Veröffentlichung des Evaluationsberichtes war die Produktion einer interaktiven CD-ROM mit Inhalten des
Projekts vorgesehen.
75
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Gewalt
Im Ergebnis werden (Stand November 1999) folgende Erfolge beschrieben:
Z
Bei den Schülern konnten positive Veränderungen der Einstellungen und
Werte festgestellt werden.
Z
Konflikte in der Klasse werden angesprochen, wobei bereits Klassenkameraden vermitteln.
Z
Gerade die zurückhaltenden Schüler wurden durch das Projekt darin bestärkt, ihre positiven Einstellungen innerhalb der Klasse und auch nach auûen hin zu vertreten.
Z
Eine Kooperation mit dem schulpsychologischen Dienst wird mit dem Ziel
angestrebt, die Schüler im nächsten Schuljahr zu Konfliktschlichtern fortzubilden.
Z
Das Projekt hat dazu beigetragen, dass sich innerhalb des Lehrerkollegiums
eine stärkere Sensibilität dahingehend entwickelt hat, konstruktiv mit dem
Phänomen der steigenden Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen umzugehen.
Z
Andere Schulen im Rhein-Neckar-Kreis haben sich bereits durch das Projekt
inspirieren lassen und möchten die gesammelten Projekterfahrungen nutzen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg vom 5. 1. 1999 mit Anlagen.
Schreiben der Polizeidirektion Heidelberg vom 28. 10. 1999 mit Anlagen.
76
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S. 77
Gewalt
Schulvertrag über Gewaltverzicht
Ansprechpartner/Dienststelle
Grundschule ¹Jenfelder Straûeª, Jenfelder Straûe 252, 22045 Hamburg
Organisation
In der Hamburger Grundschule ¹Jenfelder Straûeª wird seit Beginn des Schuljahres 1998/1999 ein ¹Schulvertragª zwischen den Schülern der ersten Klasse
und der Schulleitung abgeschlossen. In dieses Friedensabkommen werden über
die Eltern auch die Vorschüler miteinbezogen.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel des Hamburger Schulvertrages ist es, der steigenden Gewaltbereitschaft ±
bei sinkender Bereitschaft der Eltern sich für ihre Kinder und die Schule zu
engagieren ± entgegenzutreten.
Zielgruppe sind die Erstklässler sowie die Vorschüler.
Selbstverständliche Verhaltensregeln wie:
Z
Ich störe niemanden beim Spiel!
Z
Ich tue niemandem weh (z. B. durch Treten, Hauen, Kneifen)!
Z
Ich spucke nicht!
Z
Ich erpresse nicht!
Z
Ich habe immer alle meine Schulsachen dabei!
Z
Morgens und nach der Pause komme ich pünktlich in meine Klasse!
wurden in einen offiziellen Schulvertrag gefasst.
Bevor die Erstklässler zu Beginn ihrer Schullaufbahn ihre Unterschrift unter
das Dokument setzen, wird der Vertrag ausführlich besprochen.
Sachstand/Ergebnisse
Nachdem das Projekt mit Beginn des Schuljahres 1998/1999 für alle vier Jahrgänge und die Vorklasse startete, stellte die Schulleiterin fest, dass die Schüler
ihren Vertrag sehr ernst nehmen. Die Kinder erinnern sich bei kleinen Verstöûen gegenseitig daran.
77
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S. 78
Gewalt
Die Elternschaft steht hinter dem Projekt. Die Kritik zweier Mütter entstand
lediglich an der Bezeichnung ¹Vertragª. Gerade dieser Begriff symbolisiert
aber für die Kinder die Ernsthaftigkeit des Abkommens.
In Zusammenarbeit mit dem Lehrerkollegium und der Elternschaft erarbeitete
die Schulleiterin im Oktober 1998 einen vergleichbaren Leitfaden für Eltern
und Lehrkräfte.
Der Leitfaden ¹Erwartungen an Lehrkräfteª beschreibt, dass jeder Lehrer sich
dafür einsetzt, in der Klasse eine Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens, von
Wertschätzung und Achtung zu schaffen. Der Lehrer ist sich dabei seiner Vorbildfunktion bewusst. Er achtet unter anderem auf
Z
das Wohlbefinden der Kinder,
Z
angemessene Kleidung und Verpflegung der Kinder und benachrichtigt ggf.
die Eltern,
Z
das Hinterlassen der Klassen und Fachräume in einem gutem Zustand,
Z
das Einhalten des Schulvertrages sowie
Z
das Einhalten des schulischen Organisationsrahmens.
Der Leitfaden ¹Erwartungen an Elternª orientiert sich am Sorgerecht der Eltern
(§ 41 HmbSG). Er beschreibt ausdrücklich die Erwartung, dass die Eltern für
die seelische und körperliche Entwicklung ihrer Kinder Sorge tragen mögen.
Der Leitfaden sieht unter anderem vor, dass die Eltern auf
Z
regelmäûigen Schulbesuch und pünktliches Erscheinen,
Z
sofortige Benachrichtigung des Schulbüros im Krankheitsfall,
Z
ausreichend Schlaf, Frühstück und Pausenbrot,
Z
angemessene Kleidung,
Z
die zuverlässige Bearbeitung der Hausaufgaben
achten.
In beiden Leitfäden wird insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Lehrern
und Eltern erwähnt.*
*
78
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
¹Kinder schlieûen Vertrag über Gewaltverzicht in der Schule abª. In: Weisser Ring 4/98.
Schreiben der Schule Jenfelder Straûe vom 16. 2. 2000 mit Anlagen.
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S. 79
Gewalt
Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt
Ansprechpartner/Dienststelle
BIG e. V., Berliner Initiative gegen Gewalt gegen Frauen, Koordinationsstelle
des Berliner Interventionsprojektes gegen häusliche Gewalt, Paul-Lincke-Ufer
7, 10999 Berlin
Internet: http://www.bmfsfj.de
Organisation
Das Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt nahm als Modellprojekt am 1. 10. 1995 seine Arbeit auf. In der Koordinationsstelle des Projektes
arbeitet ein Koordinationsteam von fünf Teilzeitkräften (Juristen, Sozialwissenschaftler) sowie eine Verwaltungskraft (halbtags).
Die wissenschaftliche Begleitung untersucht nicht nur die Arbeit des Berliner
Projektes sondern bezieht auch andere deutsche Interventionsmodelle gegen
häusliche Gewalt mit ein.
Konzeptioneller Ansatz
Zentrale Aufgabe des Interventionsprojektes ist die Entwicklung von Strategien gegen häusliche Gewalt durch alle mit der Problematik befassten Berliner
Institutionen und Projekte.
Hierzu gehört der effektive Schutz der betroffenen Frauen, die Inverantwortnahme der Täter und die gesellschaftliche ¾chtung häuslicher Gewalt. Zur Erreichung dieser Ziele wurden sieben Fachgruppen eingesetzt (Polizei, Strafund Zivilrecht, Unterstützungsangebote für Frauen, Migrantinnen, Kinder, Täterarbeit).
Beteiligt sind die Senatsverwaltung für Inneres (als Verantwortliche für die
Bereiche Polizei, Fachaufsicht Polizei, Ausländerbehörde), die Senatsverwaltung für Justiz (Zivil- und Strafrecht), die Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, die Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport,
die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (die Ausländerbeauftragte),
die Landeskommission Berlin gegen Gewalt (Ü), das Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern,
Zufluchtswohnungen für Frauen und Mädchen und von Frauenberatungsstellen.
79
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S. 80
Gewalt
Sachstand/Ergebnisse
Umgesetzt wurde bisher unter anderem folgendes:
Z
Aus- beziehungsweise Fortbildung bei Polizei und Justiz,
Z
kontinuierliche Zusammenarbeit aller Beteiligten in institutionalisierten
Gremien,
Z
Sondererhebung über Anzahl und Ausgang der strafrechtlichen Verfahren
wegen häuslicher Gewalt,
Z
Sondererhebung im Zivilrecht über Verfahren zur Erlangung von Schutzanordnungen und zur Zuweisung der Ehewohnung.
Das Projekt hat drei Broschüren (sowie mehrere Faltblätter) veröffentlicht:
Z
Broschüre 1: Gewalt gegen Frauen im häuslichen Bereich (informiert über
Gewalt gegen Frauen und Interventionsmöglichkeiten),
Z
Broschüre 2: Jetzt erst Recht (informiert über die rechtlichen Rahmenbedingungen effektiver Interventionen gegen häusliche Gewalt),
Z
Broschüre 3: Grenzen setzen ± verantwortlich machen ± Veränderung ermöglichen (informiert über Möglichkeiten und Grenzen sinnvoller Täterarbeit im Rahmen eines Interventionsprojektes gegen häusliche Gewalt).
Die Projektförderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend und die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche
Bildung und Frauen lief am 31. 12. 1999 aus.*
*
80
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Informationsbroschüre über das Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt. Hg.: BIG e. V., Berliner Initiative gegen Gewalt gegen Frauen, Koordinierungsstelle.
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 17. 12. 1998 mit Anlagen.
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999.
¹Mehr Schutz für Opfer häuslicher Gewalt ± Neue Leitlinien für Polizeieinsätzeª. In Berliner Zeitung vom
3. 9. 1999.
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S. 81
Gewalt
Eisenacher Projekt ¹Gewalt in der Schuleª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Eisenach, August-Bebel-Straûe 6, 99817 Eisenach
Organisation
Im Rahmen der vom Innenministerium Thüringen initiierten Aktion ¹Hinsehen
und Einmischen ± gegen Kriminalitätª führte die Polizeiinspektion Eisenach in
Kooperation mit der 2. Regelschule in Eisenach das Projekt ¹Gewalt in der
Schuleª durch. Kernstück des Projektes waren differenzierte Befragungen
durch Schüler der 9. Klasse zum Thema Gewalt nach erarbeiteten Fragebögen,
jeweils für Schüler und Lehrer. Antworten wurden eingeholt von 1.376 Schülern verschiedener Schulen und Schultypen einschlieûlich Gymnasium, 49
Lehrern und 112 Passanten.
Konzeptioneller Ansatz
Primär wurden folgende Ziele verfolgt:
Z
Thematisierung real existierender, problematischer Situationen an der
Schule,
Z
Auseinandersetzung mit der Gewaltproblematik durch eigene Aktivität der
Schüler,
Z
Feststellung, wie die Gewaltbereitschaft unter den Schülern verschiedener
Schulen aussieht,
Z
verbesserter Informationsaustausch bei jugendspezifischen Straftaten,
Z
Klärung von sicherheitsrelevanten Fragen zwischen den Schulen und der
Polizei,
Z
Ableitung konkreter Präventions- und Lösungsansätze für die Schule.
Sachstand/Ergebnisse
Auf der Abschlussveranstaltung am 23. Juli 1999 setzten sich die Schüler mit
der Problematik Gewalt anhand der Ergebnisse der Befragungen auseinander.
Gefördert wurde die Diskussion durch ein stimmiges Programm, wie ein von
Schülern selbstgestaltetes Rollenspiel ¹Prügelei in der Schuleª, gefertigte Collagen/Schautafeln zum Projekt sowie den Bericht über die vorher stattgefun81
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S. 82
Gewalt
dene Gesprächsrunde ¹Angst und Gewaltª mit Vertretern der Polizei, der Stadt
sowie mit Senioren.
Im Ergebnis wurde das Projekt als eine lohnende und nachahmenswerte Maûnahme eingeschätzt, frühzeitig Gewalttätigkeiten beziehungsweise deren Entwicklung, auch im Vergleich zwischen den Schulen, zu erkennen um darauf
reagieren zu können. Zur Fortsetzung des Projektes ist ein Treffen von Vertretern der Justiz, der Polizeiinspektion, der Stadtverwaltung, des Schulamtes, der
Schülervertretung und des Elternbeirates geplant.
Als wichtig sahen es die Schüler an, dass ständig Lehrer, Schüler, eventuell
auch Eltern in Kontakt bleiben, so dass sich die Schüler unverzüglich nach
einem Gewaltfall hilfesuchend an diese wenden können. Auch soll durch regelmäûige Gespräche das Lehrer-Schüler-Verhältnis verbessert werden. Durch
eine Vielzahl von Pausen-, Freizeit- und Unterstützungsangeboten ist vorgesehen, der Gewaltbereitschaft von Schülern entgegenzuwirken. Das Sicherheitsgefühl der Schüler könnte durch Veränderungen im Schulgebäude, in den Klassenräumen, auf dem Schulhof und durch einen Kontaktbriefkasten verbessert
werden.
Ein Novum besteht im Einsatz von 10 Schülern, die ab dem Schuljahr 1999/
2000 als Konfliktschlichter helfen sollen, Streitigkeiten in einem frühen Stadium zu klären.
Auch für das nächste Schuljahr sind Projekttage zum Thema ¹Gewaltfreie
Schuleª mit Behörden, anderen Institutionen und auch der Polizei geplant.
Ergänzend wird eine Informationsbroschüre ¹Gewalt in der Schuleª in Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Eisenach und der 2. Staatlichen Regelschule Eisenach für Schüler, Lehrer, Eltern über die Veranstaltung vom 23.
Juni 1999 herausgegeben.
Dem Kultusministerium wurde das Projekt zur thüringenweiten Veröffentlichung vorgeschlagen. Es soll in der Aus- und Fortbildung für Lehrer vorgestellt werden.*
*
82
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Thüringen vom 5. 12. 1999 mit Anlagen.
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S. 83
Gewalt
Fair Play ± Gegen Gewalt
Ansprechpartner/Dienststelle
128. Mittelschule Dresden, Rudolf-Bergander-Ring 3, 01219 Dresden
Organisation
Im Rahmen der Auslobung des Wettbewerbes ¹Landespräventionspreis 1999ª
in Sachsen wurde von der 128. Mittelschule das Projekt ¹Fair Play ± Gegen
Gewaltª eingereicht.
Konzeptioneller Ansatz
Das Projekt besteht aus drei Teilprojekten:
Z
zwei Kurzfilmen, die mit einfachen schauspielerischen Mitteln die Gewalt
und deren Folgen verdeutlichen,
Z
der Anfertigung eines Plakates mit der Überschrift ¹Wie verhalte ich mich
bei Konfliktenª und
Z
einem ausgedachten Spiel der Projektbeteiligten zum Thema ¹Gewaltª.
Die zwei Kurzfilme wurden zu den Themen ¹Der Diebstahlª und ¹Die Auûenseiterinª gestaltet. In beiden Filmen werden besondere Formen der Gewalt gezeigt, die in der Schule keine Seltenheit sein dürften. Am Ende eines jeden
Filmes wird eine gewaltfreie Form der Konfliktbewältigung vorgestellt, die
nach Meinung der Schüler angebracht erscheint.
¹Der Diebstahlª
Zwei Schüler (Sven und Michael) einer 8. Klasse können sich nicht ¹ausstehenª
und es kommt zwischen ihnen ständig zu kleineren Auseinandersetzungen.
Eines Tages nimmt M. aus der Jacke des S. dessen Geldbörse und steckt sie
ein. Dabei wird er von anderen Schülern beobachtet. S. erfährt so von dem
Diebstahl, es kommt zu einer erneuten Auseinandersetzung, in deren Verlauf
S. dem M. die Geldbörse gewaltsam wieder wegnimmt. Diese Auseinandersetzung wird von einem anderen Schüler geschlichtet und es wird beiden Schülern
ein Weg dargestellt, die Konflikte gewaltfrei zu lösen.
Hierbei soll M. sich bei S. entschuldigen und versprechen, dass derartige Dinge
nicht wieder geschehen werden. Die Entschuldigung wird von S. angenommen.
83
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S. 84
Gewalt
¹Die Auûenseiterinª
Eine Schülerin einer Klasse ist aufgrund finanzieller Probleme der Eltern (beide
sind Sozialhilfeempfänger) nicht in der Lage, Markenkleidung zu tragen. Aus
diesem Grund wird die Schülerin von den Mitschülern gehänselt. Diese Hänselei geht so lange, bis es zwei Mitschülern reicht. Sie ergreifen Partei für die
betroffene Schülerin und bringen laut ihr Missfallen darüber zum Ausdruck.
Nach einer kurzen Aussprache zwischen den Schülern der Klasse entschuldigen
sich alle bei der betroffenen Schülerin.
Die Schüler sollen über die Probleme sprechen und sich auch einmal in die Lage
des anderen versetzen.
Darüber hinaus waren zwei weitere Filme zu den Themen ¹Die Erpressungª
und ¹Der Ausländerª geplant, wurden aber nicht realisiert. Eine Beschreibung
des geplanten Filminhaltes liegt dem Landeskriminalamt Sachsen vor.
Die Kurzfilme ¹Der Diebstahlª und ¹Die Auûenseiterinª wurden in anderen
Klassen der Schule gezeigt und anschlieûend besprochen.
Die 6. Klasse fertigte ein Plakat an, das sich mit Konfliktlösungen beschäftigt.
Das Thema lautete ¹Wie verhalte ich mich bei Konflikten?ª. Die Vorschläge
der Schüler sind:
Z
Ich lasse andere ausreden.
Z
Ich höre aufmerksam zu.
Z
Ich greife niemanden körperlich an.
Z
Ich sage meine Meinung.
Z
Ich sage die Wahrheit.
Z
Man kann mir vertrauen.
Z
Ich habe das Ziel ¹eine Lösung zu finden.ª
Ein weiterer Bestandteil des Projektes ist ein Spiel mit dem Namen ¹Bitte Aufstehenª. Hierbei werden von Schülern Aussagen zum Thema ¹Ausgrenzungª
vorgegeben. Trifft eine Vorgabe zu, steht dieser Schüler schweigend auf. Am
Ende des Spiels sollen alle Teilnehmer die beiden Fragen
Z
Wie habe ich mich bei dem Spiel gefühlt?
Z
Habe ich den Mut gehabt, meine eigenen Erfahrungen der Ausgrenzung zuzugeben?
schriftlich beantworten. Die Antworten werden eingesammelt und ausgewertet.
84
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S. 85
Gewalt
Sachstand/Ergebnisse
Am 18. 5. 1999 wurde in den Räumen des Landeskriminalamtes Sachsen die
Preisverleihung des Landespräventionspreises vom Landespolizeipräsidenten
vorgenommen. Der Wettbewerb, der bundesweit unter dem Motto ¹Gegen Gewalt! Für fair play!ª stand, richtete sich an Schüler der 6. bis 8. Klassen. Ziel des
Wettbewerbs war es, Schüler zu Projekten zu ermuntern, die sich mit Gewaltvermeidung befassen. Insgesamt beteiligten sich 14 Schülergruppen und Schulen, die allesamt mit Sachpreisen wie T-Shirts und Basketbällen mit dem Aufdruck ¹My Way, Fair playª belohnt wurden. Eine Jury, bestehend aus Vertretern des Innen- und des Kultusministeriums, des Landeskriminalamtes und der
Polizeipräsidien in Sachsen, wählte die Preisträger aus.
Der Klasse 8R2 der 128. Mittelschule Dresden wurde der mit 1.000 DM dotierte
3. Preis des Landespräventionspreises Sachsen zuerkannt, da die verschiedenen
Teilprojekte gut geeignet erscheinen, andere Schüler mit dem Thema Gewalt in
präventiver Form zu konfrontieren und Lösungsansätze aufzuzeigen.
Mit der Verleihung des Landespräventionspreises Sachsen hat sich der Preisträger für den Präventionspreis auf Bundesebene (Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK): Präventionspreis der
Polizei, Ü) qualifiziert, der am 17. 6. 1999 in Dresden verliehen wurde.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
¹Schüler-Projekte gegen Kriminalität und Gewalt, Mädchen und Jungen mit Landespräventionspreis geehrtª.
In: ¹Freie Presseª vom 18. 5. 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 29. 5. 1999 mit Anlagen.
Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (Hg.): Dokumentation zum Präventionspreis 1998/99.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 8. 11. 1999 mit Anlagen.
85
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S. 86
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Gewalt
Gemeinsames Präventionsprogramm von Schule und Polizei
¹Herausforderung Gewaltª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Dezernate 422/423, Taubenheimstraûe 85, 70372 Stuttgart
Organisation
Das Anfang 1998 durch eine gemeinsame Landespressekonferenz von Kultusministerin und Innenminister gestartete unbefristete Präventionsprogramm thematisiert die Gewaltproblematik landesweit im schulischen Unterricht, ergänzend in Schulprojekten. An dem Programm sind Kultusbehörde, Innenministerium, Landeskriminalamt, Landespolizeidirektionen und ± als Zuständige für
die Umsetzung ± Jugendsachbearbeiter von Schutz- und Kriminalpolizei von
Polizeidirektionen und -revieren beteiligt.
Das Programm wurde in einem gemeinsamen Schreiben von Kultus- und Innenminister an die Leiter der allgemeinbildenden Schulen und der Polizeidirektionen/-präsidien des Landes angekündigt.
Die Finanzierung von 13.500 Lehrerhandreichungen ¹Herausforderung Gewaltª wurde durch das Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder
und des Bundes (ProPK, Ü) sichergestellt; die Finanzierung von 400 Infoordnern ¹Jugend und Gewaltª für die Jugendsachbearbeiter mit 10.000 DM aus
Haushaltsmitteln des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg.
Konzeptioneller Ansatz
Ziele des Präventionsprogrammes sind unter anderem
Z
für Pädagogen: Sensibilisierung für interaktive Zusammenhänge bei Gewaltanwendung, Beratung für Intervention in Konfliktfällen, Grenzen des
pädagogischen Handelns aufzeigen, erzieherische Kompetenz stärken,
Z
für Schüler: Erhöhung der sozialen Kompetenz, Einsicht für gewaltfreie
Konfliktlösungen fördern, Verbesserung des ¹sozialen Klimasª an den Schulen, Beeinflussung von Einstellungen und Verhaltensweisen, Verringerung
von Straftaten inner- und auûerhalb der Schulen,
Z
für Eltern: Gewalt als Bedrohung des sozialen Konsens erkennen, Information über Handlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote, Engagement für Gewaltprävention bekräftigen.
87
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S. 88
Gewalt
Die Zielgruppe des Programmes umfasst Schüler der Klassenstufen 6 bis 8 (12
bis 14 Jahre) der allgemeinbildenden Schulen sowie deren Lehrer und Eltern.
Sachstand/Ergebnisse
Durchgeführte Maûnahmen waren unter anderem
Z
Erstellung von spezifischen Arbeitshilfen für Pädagogen und Polizeibeamte,
Z
Vorschläge zur inhaltlichen/methodischen Gestaltung von Unterrichtsveranstaltungen für Schüler (zwei Unterrichtseinheiten) und Informationsabend
für Eltern durch Polizeibeamte,
Z
eintägige Einweisung in die Materialien für die Jugendsachbearbeiter auf
Ebene der Landespolizeidirektionen,
Z
Durchführung von Schüler- und Elternprogramm durch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Dezernat 423, als Demonstrationsveranstaltung
für örtliche Jugendsachbearbeiter, in Verbindung mit Infoveranstaltungen
über methodisch-didaktische Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung,
Z
Vorstellung des Programms in den Lehrgängen zur Ausbildung von Jugendsachbearbeitern an der Landes-Polizeischule,
Z
Förderung von möglichst vielen schulischen Präventionsveranstaltungen
durch Jugendsachbearbeiter örtlicher Dienststellen durch die gezielten Fortbildungsmaûnahmen,
Z
Informationsveranstaltungen für Multiplikatoren (Landeselternbeirat, Staatliche Akademien zur Lehrerfortbildung u. a.) durch das Landeskriminalamt
Baden-Württemberg, Dezernat 423.
Die Handreichung ¹Herausforderung Gewaltª wurde von den Jugendsachbearbeiterinnen und Jugendsachbearbeitern zumeist persönlich, teilweise mit einem
Anschreiben des Leiters der Polizeidirektion, an die Schulleiterinnen und
Schulleiter beziehungsweise Lehrerinnen und Lehrer überbracht. Dabei wurde
das Programm vorgestellt und angeboten, themenbezogene Veranstaltungen
mit Schülern, Lehrern und Eltern durchzuführen.
In Baden-Württemberg wurden im ersten Umsetzungsjahr 1.349 Veranstaltungen (691 Grund- und Hauptschulen, 238 Realschulen, 147 Gymnasien, 193
Sonstige) mit einem Aufwand von insgesamt 3.567 Stunden durchgeführt.
Zusammenfassend wird festgestellt, dass das Programm ¹Herausforderung Gewaltª in hohem Maûe dazu beiträgt, ¹Gewaltª zu thematisieren. Die Polizei
kann diese Plattform nutzen, um ihr Wissen zu diesem gesellschaftlich wichtigen Thema einzubringen. Dort, wo sie dies tut, ist sie als kompetenter Gesprächspartner anerkannt.
88
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S. 89
Gewalt
Die Handreichung ¹Herausforderung Gewaltª wurde überwiegend positiv und
für die Praxis als geeignet bewertet. Dies wurde auch durch die groûe Anzahl
der beim Landeskriminalamt angeforderten Exemplare deutlich. Nicht nur von
Lehrerinnen und Lehrern sondern aus allen Bereichen der Jugendhilfe und der
offenen Jugendarbeit wurde die Handreichung angefordert. Aufgrund der groûen Resonanz wurde Ende 1998 gemeinsam von Kultusministerium und Innenministerium ein Nachdruck von 1.500 Exemplaren in Auftrag gegeben.
Das Programm wurde in externen Publikationen, zum Beispiel ¹Eltern-Journalª des Kultusministeriums, ¹SICHER LEBENª des Programms Polizeiliche
Kriminalprävention (ProPK, Ü) und polizeiintern (Landeskriminalblatt 9±10/
98) dargestellt.
Ein vergleichbares Konzept zur Gewaltprävention an Schulen wurde in Schleswig-Holstein unter der Überschrift ¹Prävention im Team (PIT, Ü)ª entwickelt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg vom 5. 1. 1999 mit Anlagen.
e-mail des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg vom 9. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 90
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S. 91
Gewalt
Landauer-Anti-Gewalt-Programm für Schülerinnen und
Schüler (LAPSuS)
Ansprechpartner/Dienststelle
Universität Landau, Zentrum für empirische pädagogische Forschung, Friedrich-Ebert Str. 12, 76829 Landau
Internet: http://www.rhrk.uni-kl.de/~zentrum/
e-mail: [email protected]
Organisation
Das ¹Landauer-Anti-Gewalt-Programm für Schülerinnen und Schülerª (LAPSuS) wurde 1996 auf Initiative des Präventionsrates der Stadt Landau entwickelt. Es wird vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung (ZepF) der
Universität Landau mit Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung des Landes Rheinland-Pfalz durchgeführt.
Konzeptioneller Ansatz
Das Landauer-Anti-Gewalt-Programm für Schüler richtet sich überwiegend an
Schulen und umfasst ein umfangreiches Angebot, das den Schulen eine ¹Hilfe
zur Selbsthilfeª geben soll. Im Zentrum des Programms stehen Maûnahmen zur
Schaffung von Strukturen an Schulen, die eine längerfristig orientierte und
gezielte Auseinandersetzung mit der Gewaltproblematik erleichtern. Die Schulen sollen in die Lage versetzt werden, selbständig Lösungsansätze zu erarbeiten und umzusetzen.
Ein Schulteam, bestehend aus Schulleitung, Lehrern, Schülern und Elternvertretern der betreffenden Schulen koordiniert die schulinterne Arbeit. Strategien
zur Organisation und Gestaltung werden den Vertretern der Teams im Rahmen
einer Multiplikatorenschulung vermittelt, die vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung angeboten werden. Ausgangspunkt für zielgerichtete und
schulspezifische Maûnahmen bilden die Ergebnisse von Schüler- und Lehrerbefragungen, die an die Schulteams gemeldet werden.
Externe Fachleute (z. B. vom schulpsychologischen Dienst, der Polizei, Beratungsstellen etc.) stehen als Ansprechpartner für die Schulteams zur Verfügung und können bei der Planung und Umsetzung von Projekten mit einbezogen werden. Darüber hinaus wird den Schulteams ein ¹Info-Paketª,
bestehend aus einem Material- und Literaturordner zur Verfügung gestellt,
die einen ersten Überblick über das breite Spektrum an Präventions- und Inter91
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S. 92
Gewalt
ventionsmaûnahmen gibt und die gezielte Suche nach spezifischer Literatur
erleichtert.
Die Umsetzung des Programms erfolgt in mehreren Stufen. In der Kommunikationsphase werden Inhalte und Zielsetzungen des Programms vermittelt. Die
Durchführung und praktische Umsetzung des Programms erfolgt nach einem
Votum der Beteiligten und politischen Entscheidungsträger im Rahmen der
Etablierungsphase. In einem bestimmten zeitlichen Abstand zur Einleitung
der Interventions- und Präventionsmaûnahmen wird in der Kontrollphase eine
Untersuchung der Effektivität des Programmes vorgenommen. Die gewonnen
Erkenntnisse werden in der Optimierungsphase zu einer Verbesserung der
Maûnahmen herangezogen. Im Rahmen der Konsolidierungsphase werden erfolgreiche Maûnahmen fortgeschrieben.
Sachstand/Ergebnisse
Das Landauer-Anti-Gewalt-Programm orientiert sich an Programmen, die sich
in anderen Städten und Ländern bereits bewährt haben.
Ein wichtiger Bestandteil dieses Programms ist unter anderem eine Linksammlung, die einen Überblick über Projektbeschreibungen, Verhaltenstipps, Informationsmaterialien, Grundlagenartikel etc. zum Thema ¹Gewalt bei Kindern
und Jugendlichenª gibt. Die Linksammlung (http://www.rhrk.uni-kl.de/~zentrum/lapsus/lapsus.html) ist als Arbeitshilfe insbesondere für Lehrer, Eltern,
Schüler, Fachleute sowie andere interessierte Personen gedacht, die sich gezielt
darüber informieren wollen, welche Maûnahmen gegenwärtig zur Verhinderung beziehungsweise Eindämmung von Gewalt ± insbesondere im Schulbereich ± eingesetzt werden. Mit Hilfe der Besucher der Linksammlung sollen
diese Seiten ständig aktualisiert und erweitert werden.*
*
92
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Internet-Seite des Landauer-Anti-Gewalt-Programms für Schülerinnen und Schüler (LAPSuS) vom
26. 4. 1999.
Schreiben der Universität Landau (e-mail) vom 7. 6. 1999.
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S. 93
Gewalt
Mannschaftszeitfahren/Radrennen der Neubrandenburger
Schulen unter dem Motto ¹Sport statt Gewaltª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Neubrandenburg, SB 12/Prävention, Darrenstraûe 3, 17033
Neubrandenburg
Organisation
Das Projekt ¹Mannschaftszeitfahren/Radrennen der Neubrandenburger Schulenª ist das Schwerpunktprojekt in der Präventionsarbeit des Jahres der Polizeidirektion Neubrandenburg. Unter dem Motto ¹Sport statt Gewaltª (Ü) wird die
Präventionsveranstaltung unter Federführung einer extra dafür eingerichteten
Arbeitsgruppe langfristig geplant und vorbereitet. Hierbei hat sich die enge
Zusammenarbeit mit dem Polizeisportverein Neubrandenburg 90 e. V. bewährt. An dem Hauptwettkampf nehmen jährlich etwa 500 Kinder und Jugendliche in den Altersklassen 11±16 (5. bis 10. Klasse) teil.
Es gehen Teams von jeweils vier Kindern/Jugendlichen pro Schule an den
Start. Jeder Teilnehmer bringt sein eigenes Fahrrad mit. Die Teilnehmer erhalten eine Urkunde und ein T-Shirt mit dem Logo/Motto der Veranstaltung. Darüber hinaus erfolgt die Vergabe von Sachpreisen, Urkunden und Pokalen differenziert nach Einzelplazierung beziehungsweise für die Gesamtwertung der
Schulen. Personell wird der Hauptwettkampf mit etwa 30 Polizeivollzugsbeamten aus verschiedenen örtlich ansässigen Polizeidienststellen sowie 10 durch
den Polizeisportverein (PSV) gestellten Kampfrichtern abgesichert. Dazu kommen 15 weitere Kampfrichter aus umliegenden Schulen unter anderem zur Absicherung des Rahmenprogramms.
Die Finanzierung/das Sponsoring erfolgt über den Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung beim Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern (Ü, Förderprojekt), das Landesjugendamt Mecklenburg-Vorpommern, den Verein zur
Förderung der Kriminalprävention Neubrandenburg e. V. sowie örtlich ansässige Unternehmen.
Konzeptioneller Ansatz
Mit dem Projekt wird die sinnvolle Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen gefördert. Weitere Effekte bestehen in der Darstellung von Sportvereinen und deren Mitgliederwerbung, Verbesserung des Ansehens der Polizei,
Darstellung polizeilicher Arbeit sowie Ausprägung von Teamgeist und Gemeinschaftsgefühl bei der Zielgruppe. Neben örtlich ansässigen Polizeidienst93
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S. 94
Gewalt
stellen beteiligen sich das Schulamt der Stadt Neubrandenburg, der Präventionsrat der Stadt, freie Träger der Jugendhilfe, Sportvereine, Weisser Ring,
Europaunion sowie weitere örtliche Institutionen als Kooperationspartner.
Sachstand/Ergebnisse
Es konnte erreicht werden, dass fast alle eingeladenen Schulen an der Veranstaltung teilnahmen; alle Altersklassen wurden durch die Schulen besetzt. Bei
durchgeführten Wissenstesten stellten sich viele Teilnehmer kriminalpolizeilichen wie auch verkehrsrechtlichen Problemen. Die anwesenden Vereine fanden ebenfalls regen Zuspruch, was sich unter anderem durch Anmeldungen bei
diesen Vereinen bemerkbar machte. Für eine jährliche Durchführung (Wiederholung) des Projektes gibt es eine groûe Erwartungshaltung bei Schülern und
Pädagogen.
Die Veranstaltung wird langfristig in den Medien (Rundfunk/Presse) angekündigt. Regionale/überörtliche Medienvertreter sind während der Veranstaltung
vor Ort.*
*
94
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern vom 29. 11. 1999 mit Anlagen.
{luchterh_neu}Bka-prae/Kap02.3d
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Gewalt
Plakataktion gegen Jugendgewalt
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Mannheim, Koordinierungsstelle Kommunale Kriminalprävention, L 6, 1, 68161 Mannheim
Konzeptioneller Ansatz
Im Rahmen der Gewaltprävention des Stadtjugendamtes Mannheim und des
Polizeipräsidiums an Mannheimer Schulen wurde die Idee entwickelt, durch
eine Plakataktion das Thema ¹Gewaltª verstärkt in die Diskussion unter die
Jugendlichen zu bringen.
Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitarbeitern des Stadtjugendamtes, der Polizei sowie Graphikerinnen hat hierzu ein Plakat entwickelt, das zum einen
Jugendliche geistig in eine Bedrohungssituation versetzen soll und andererseits
Handlungsalternativen für den Umgang mit dieser Situation liefert. Das Plakat
soll nachdenklich stimmen, zum aktiven Meinungsaustausch auffordern und
Anlass für Diskussionen insbesondere unter Jugendlichen geben.
Auf dem Plakat werden zudem zwei Hotlines beim Stadtjugendamt und der
Polizei genannt, an die sich Betroffene (Jugendliche, Eltern, Lehrer u. a.) wenden können.
Die Jugendlichen sind die vorrangige Zielgruppe der Plakataktion gegen Jugendgewalt. Dies zeigt sich unter anderem in der Sprache sowie der graphischen Gestaltung des Plakates. Ab 21. 6. 1999 wurde in Kooperation mit der
Mannheimer Verkehrs AG, die 200 Plakate in ihren Bussen und Bahnen aushängte und der Mannheimer Stadtreklame, die ihre 320 Werbeträger zur Verfügung stellte, auf dieses Problem hingewiesen. In öffentlichen Gebäuden und
an Mannheimer Haltestellen der Oberrheinischen Eisenbahngesellschaft waren
Plakate ebenfalls zu sehen. Die Aktion wurde vom Förderverein Sicherheit in
Mannheim (SiMA) e. V. finanziert.
Begleitend zu der Plakataktion wird eine Broschüre erstellt , die eine Auflistung
aller in Mannheim verfügbaren Hilfs- und Präventionsangebote zum Thema
Gewalt enthält. Zur Wiedererkennung ist die Vorderseite der Broschüre entsprechend dem Plakat gestaltet.
Sachstand/Ergebnisse
Erste Testläufe des Plakatentwurfes unter den Jugendlichen haben gezeigt, dass
die erwünschten Reaktionen bei den Jugendlichen eingetreten sind.
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Gewalt
Die Plakate wurden in einer Pressekonfenz in der 25. Kalenderwoche durch die
Bürgermeisterin für Jugend, Soziales und Gesundheit sowie dem Polizeipräsidenten der Öffentlichkeit präsensentiert. Anschlieûend kamen die Plakate für
mindestens vier Wochen zum Aushang.
Die Aktion wird im Frühjahr 2000 wiederholt.*
*
96
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Polizeipräsidiums Mannheim vom 19. 5. 1999 mit Anlagen.
Schreiben des Polizeipräsidiums Mannheim vom 21. 10. 1999.
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Gewalt
Theaterprojekt gegen Gewalt: Gewalt im Alltag ± ganz
normal?
Ansprechpartner/Dienststelle
Kreispolizeibehörde Neuss, Kommissariat Vorbeugung, Jülicher Landstr. 1±8,
41464 Neuss
Organisation
Das Theaterprojekt gegen Gewalt wurde gemeinsam von der Polizei Neuss und
der Theaterwerkstatt MIKADO aus Korschenbroich in der Hauptschule in
Neuss-Gnadental veranstaltet. Mit diesem Projekt sollten Jugendlichen Lösungswege bei Gewalt im Alltag vermittelt werden.
Konzeptioneller Ansatz
Zielgruppe dieses Projektes waren Jugendliche im Alter zwischen 13 und 19
Jahren. An der Hauptschule boten sich die Jahrgänge 6 bis 10 an, die in einem
Zeitraum von einer Woche in dieses Projekt eingebunden waren. Die Jahrgangsstufe wechselte täglich, sodass gewährleistet war, alle Schüler dieser
Hauptschule zu erreichen.
Durch das Ensemble der MIKADO-Spiel- und Theaterwerkstatt wurden drei
verschiedene Szenen vorgeführt, in denen ein ganz ¹normalerª Alltag von Jugendlichen gezeigt wurde: zu Hause, in der Schule, in der Clique.
Den Zuschauern wurden Situationen ihres Lebens vorgeführt, die es in sich
hatten: die Ohrfeige, die Lehrerschelte, die Wut und der Hass.
Die Zuschauer sahen sich als Täter, aber auch als Opfer. Die theatrale Verarbeitung drängte zugleich folgende Fragen auf:
Z
Wie kann es anders laufen?
Z
Was soll anders sein?
Z
Wie wird es anders?
Nach der Vorführung wurden die Schüler in Jungen- und Mädchengruppen
aufgeteilt und arbeiteten an diesen Themen weiter:
Z
Warming up mit Spielen und Übungen zum Thema Gewalt ± Herrschen und
Dienen, Täter- beziehungsweise Opfer-Sein, Trauen und Vertrauen,
Z
Gespräche über persönliche Opfer- beziehungsweise Tätererlebnisse,
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Gewalt
Z
Feedback-Gespräch beziehungsweise Körperspracherunde,
Z
spielerisches Reproduzieren von selbst erfahrener Gewalt als Täter beziehungsweise Opfer: Stellprobe, Rollenklärung, Rollenspiel, Rollenträger.
Die Schüler durften jetzt auswählen, welche Gewaltsituation sie schauspielerisch umsetzen wollten:
Z
Die Schauspieler präsentierten die morgens vorgespielten Alltagsszenen,
diesmal aber mit Vorschlägen der Schüler oder
Z
die Schüler schrieben die Szenen gänzlich um.
So entstanden neue Bilder, neue Situationen von Utopie und Realität, die anregten, über die eigenen Alltagserfahrungen hinaus zu sprechen.
Die verwirklichten Ziele dieser Projektwoche waren:
Z
Auflösen der Sprachlosigkeit der Jugendlichen durch den ¹Spielraum
Bühneª,
Z
Förderung emotionaler Auseinandersetzung mit Gewaltsituationen als Täter
beziehungsweise Opfer,
Z
Verdeutlichung von Konfliktsituationen und deren Ursachen ± Erprobung
von alternativen Rollenübernahmen,
Z
Anregung beziehungsweise Realisierung alternativer Handlungen.
So konnte den Schülern durch das Medium ¹Theaterª Gewalt sowie deren Ursachen und Folgen nähergebracht werden. Das Konzept konnte spielerisch auf
Konflikte, Auslöser, Ursachen und Rollenzuweisungen hinarbeiten, sie bewusster machen durch die ¹Als-ob-Realitätª der Bühne. Hier konnte Erlebtes
angesprochen, die eigene Rolle nochmals erlebt und andere Rollen ausprobiert
werden, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Es konnten Konfliktlösungsstrategien entwickelt und probeweise umgesetzt werden, Werte und
Normsysteme standen zur Disposition und konnten sinnlich unmittelbar erlebt
und reflektiert werden.
Probeweise lieûen sich sogar Anti-Gewalt-Strategien entwickeln.
Abgerundet wurde dieses Projekt durch eine Nachbereitung, an der die Lehrerschaft und die Schulleitung teilnahmen.
Gerade hier stellte sich heraus, dass die Schüler Konfliktsituationen oftmals
selbst lösen mussten. Es hat sich gezeigt, dass es in der Lehrerschaft groûe
Unterschiede gibt in der Bewertung dessen, was als Gewalt gesehen und erlebt
wird, denn die Gewalttoleranz ist bei den Lehrkräften unterschiedlich ausgeprägt.
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Gewalt
Sachstand/Ergebnisse
Das Projekt hat offen dargelegt, dass das Medium ¹Theaterª nicht nur aktuelle
Gewaltsituationen in der Schule aufzeigt, sondern auch die teilweise blockierten Sichtweisen von Lehrkräften und Schülern gegenseitig transparenter macht
und somit einen intensiven kommunikativen Umdenkungsprozess zum Thema
Gewalt einleitet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Eifert, Ewald: ¹Gewalt im Alltag ± ganz normal?ª In: Zeitschrift ¹Streifeª 4/99, S. 26.
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Gewalt
Wege aus der Gewalt?! ± Modellprojekt Gewaltprävention an
Schulen
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Saarbrücken, Dezernat 25, Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, Graf-Johann-Str. 25±29, 66121 Saarbrücken
Organisation
Seit März 1996 trifft sich an der Gesamtschule Saarbrücken-Bellevue ein Arbeitskreis ¹Jugendkriminalität und Gewaltpräventionª, bestehend aus dem
Schulleiter und Mitgliedern des Lehrerkollegiums, Vertretern des Stadtteilbüros Alt-Saarbrücken, der Jugendämter des Stadtverbandes und der Stadt, des
Kinderschutzzentrums Saarbrücken, einer Kindertagesstätte und eines Kontaktzentrums der Caritas, eines Kinder- und Jugendhauses, des Landeskriminalamtes und der Polizeidirektion Saarbrücken-Mitte sowie einer Musikpädagogin.
Die Federführung liegt bei der Gesamtschule Bellevue in Saarbrücken.
Konzeptioneller Ansatz
Die Gesamtschule Saarbrücken-Bellevue ist eine sogenannte ¹Team-Kleingruppen-Modell-Schuleª der zweiten Generation, die von Kindern unterschiedlichster sozialer Schichten besucht wird. In der Schule prallen die Lebensbilder
dieser verschiedenen Schichten aufeinander und führen nicht selten zu handfesten Konflikten. Seit Mitte der 80 er Jahre wurden zahlreiche Anstrengungen
unternommen, diese Probleme zu lösen. Ein befriedigendes Ergebnis konnte
nicht erreicht werden. Initiiert wurde das Projekt letztendlich aufgrund der Tatsache, dass vermehrt Schüler der Schule in kriminelle Delikte verwickelt waren.
Ziel des Projektes ist, das Kind als Individuum stärker ins Zentrum der pädagogischen Überlegungen zu stellen, um positiv auf sein soziales Verhalten
einwirken zu können. Dabei konzentriert man sich auf die Jahrgangsstufe 5,
da hier noch am ehesten alternative Konfliktlösungsstrategien einzuüben und
neue Strukturen aufzubauen sind.
Das Projekt sollte so konzipiert sein, dass es landesweit in allen Schulformen
umgesetzt werden kann.
101
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Gewalt
Elemente des Projektes sind sogenannte Bausteine, durch deren Kombination
individuell auf die Probleme des Kindes, aber auch der Eltern und Lehrer eingegangen werden kann:
Z
Modifikation des Lehrverhaltens: durch Kooperation mit Jugendhilfe, Arbeit in Teamgruppen;
Z
Systempädagogische Erprobungsfelder: Artistik, Klettern, Kanu, Freizeiten,
Folklore, Theater;
Z
Gesundheitszirkel: Produktion und Verkauf gesunder Nahrungsmittel, Klassenfrühstück;
Z
Entlastung im Schulalltag: ästhetische und ökologische Gestaltungsprojekte, Schulhofgestaltung, Ruhezonen, Bewegungs- und Spielprojekte;
Z
Förderung individueller Begabungen: Arbeitsgemeinschaften, Abenteuerpädagogik, Schullandheim;
Z
Stärkung der Lernmotivation: fächerübergreifende Projekte, Integrationspädagogik, offener Unterricht;
Z
Förderung der Erziehungskompetenz des Lehrteams: Kooperation mit Jugendhilfe, Schulsozialarbeit, Supervision;
Z
Förderung der Erziehungskompetenz der Eltern: Beratungsangebot, Mitarbeit in Projekten, Vorträge, Seminare, Hausbesuche durch Klassenlehrer/
Tutoren.
Zeitlicher Rahmen/Organisationsstruktur:
Z
Studientag für Lehrer des 5. Jahrganges,
Z
Elterninformation,
Z
vier Projekttage mit anschlieûendem Präsentationstag,
Z
Nachbereitung und Auswertung.
Sachstand/Ergebnisse
Während zahlreiche Projekte in den Schulalltag intergriert sind, fanden ausgewählte Projekte zur Gewaltprävention im Rahmen einer Projektwoche vom
17.±21. 2. 1997 mit folgenden Bausteinen statt:
Z
Geschlechterdifferenzierung, ¹Wie ein Junge/Mädchen gemacht wirdª,
Z
sexueller Missbrauch von Jungen und Mädchen,
Z
Kooperationsmodell von Polizei und Schule,
Z
musikalische Gestaltung eines mythischen Märchens aus Australien,
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Gewalt
Z
Konfliktbewältigung und Streitschlichtung, Mediation,
Z
Aktion und Entspannung.
Die Projekte wurden unter Leitung der Experten und nach Möglichkeit in Anwesenheit der Klassenlehrer im Klassenverband durchgeführt. Für die Aktionen und Diskussionen wurden Kleingruppen oder Stuhlkreise gebildet. Die
Schüler erarbeiteten sich die Themen unter Anleitung der Experten weitgehend
selbständig, konnten eigene Erfahrungen einbringen und gegebenenfalls ihre
Einstellung ändern.
Die Auswertung der Projektwoche am 12. 3. 1997 vermittelte den vorherrschenden Eindruck, dass sie für die Schüler ein positives Erlebnis war. Die
Fortführung des Projektes im Jahrgang und die Wiederholung in den folgenden
Jahrgängen wurde als sinnvoll erachtet. Auûerdem beschloss man, die bestehenden Ansätze der Mediation, zum Beispiel Streitschlichtungs-AG, auszubauen und die unterschiedlichen Präventions- und Interventionskonzepte,
zum Beispiel Schülertreff mit inhaltlichem Konzept, Kummerlöser-AG und
Schulsozialarbeit, stärker zu koordinieren.
Unter dem Schwerpunkt der Gewaltprävention sollen weitere thematisch orientierte Projekte auch für die anderen Jahrgangsstufen entwickelt werden; so zum
Beispiel ¹Umgang mit Gewalt von peer-groups: Zuschauen, wegschauen, handeln?ª für die Jahrgangsstufe 6 und Projekte zum Thema ¹Drogenª in der Jahrgangsstufe 7.
Die Präventionsmaûnahmen an der Gesamtschule Saarbrücken-Bellevue wurden mit Unterstützung des saarländischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft dokumentiert und die Dokumentation landesweit an Schulen verteilt.
Zur Umsetzung der einzelnen Projekte wurden im Saarland im November 1998
etwa 40 Polizeibeamte geschult.
Das Schulprojekt der Gesamtschule Bellevue in Saarbrücken wurde im Rahmen des Präventionspreises der Polizei 1998/99 (Ü) mit dem dritten Preis ausgezeichnet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Gerd Wagner (Hg.): ¹Wege aus der Gewalt?!ª, Beiträge und Materialien zur Schulreform.
Fernschreiben des Landeskriminalamt Saarbrücken vom 6. 10. 1998.
Schreiben des Landeskriminalamtes Saarbrücken vom 12. 1. 1999 mit Anlagen.
Schreiben des Landeskriminalamtes Saarbrücken vom 23. 9. 1999 mit Anlagen.
Schreiben des Landeskriminalamtes Saarbrücken vom 18. 11. 1999 mit Anlagen: Präventionspreis der Polizei
1998/1999 ¹Jugend gegen Kriminalität ± Ideen wanted! Gegen Gewalt. Für Fair play!ª Dokumentation.
November 1999.
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Themenbereich
Jugendkriminalität/ 6
Jugendschutz
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S. 107
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Modellprojekt ¹Jugendkriminalitätspräventionsprogrammª
Ansprechpartner/Dienststelle
Thüringer Ministerium für Soziales und Gesundheit, Werner-SeelenbinderStraûe 6, 99096 Erfurt
Organisation
Das Thüringer Ministerium für Soziales und Gesundheit sowie das Thüringer
Innenministerium führen in einem gemeinsamen Modellprojekt mit einer Laufzeit von drei Jahren (Beginn: Oktober 1997, Ende: September 2000) kriminalpräventive Maûnahmen in Kooperation von Jugendhilfe und Polizei mit gefährdeten Jugendlichen in acht Standorten durch.
In den Modellstandorten wurden Kontaktstellen der Jugendhilfe eingerichtet,
insbesondere bei Jugendeinrichtungen, die niedrigschwellige Angebote vorhalten, Beratung und Einzelfallhilfe leisten und hinreichend mit anderen Jugendhilfeangeboten und Diensten (z. B. Straffälligenhilfe, Projekte der Jugend- und
Schulsozialarbeit, Kulturangebote der Allgemeinen Sozialen Dienste etc.) sowie weiteren Institutionen (Schule, Sportvereine etc.) vernetzt sind. Das örtliche Vernetzungsumfeld soll durch die Einbindung lokaler Kriminalpräventionsräte intensiviert werden.
Die Umsetzung der Gesamtkonzeption Modellprojekt ¹Jugendkriminalitätspräventionsprogrammª (JKPP) erfolgt über die Realisierung von insgesamt
sieben ¹Leistungsteilenª (Erarbeitung der Rahmenbedingungen, Projektarbeit,
Erprobung der Kooperationsmaûnahmen, Vernetzung, Erfahrungstransfer,
Programmsteuerung sowie Praxisberatung und Evaluation) mit jeweils festgelegten Arbeitsschritten und Vorgehensweisen.
Das Institut für Sozialpädagogik und Sozialarbeit (ISS, Ü), Landesbüro Thüringen, ist mit der Beratung und Moderation des JKPP an den acht Modellstandorten beauftragt. Darüber hinaus ist eine wissenschaftliche Begleitung in einem
Evaluationsverbund unter Koordination der Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention (Ü) beim Deutschen Jugendinstitut München vorgesehen.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Konzeptioneller Ansatz
Das Modellprojekt ¹Jugendkriminalitätspräventionsprogrammª verfolgt drei
zentrale Zielsetzungen:
± Erprobung tragfähiger Konzepte verbindlicher Kooperation zwischen Jugendhilfe und Polizei zur Kriminalprävention bei Kindern und Jugendlichen,
± Erprobung eines geeigneten Hilfsangebotes für gefährdete Kinder und Jugendliche im Rahmen der Jugendhilfe ± wobei besonders auf das Prinzip der
Freiwilligkeit hinzuweisen ist ±,
± paralleler Erfahrungstransfer in zielgruppenorientierte Projekte, Jugendämter und Polizeiinspektionen.
Bei der Umsetzung der ersten Zielsetzung sollen nach einer Überprüfung der
gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten und Handlungsvorstellungen in den
Modellstandorten Kontaktstellen der Jugendhilfe eingerichtet werden, die sich
den jeweiligen örtlichen Polizeiinspektionen als direkte Ansprechpartner anbieten und für auffällige Jugendliche sozialpädagogische Beratung und Betreuung bereitstellen.
Den Polizeiinspektionen bekanntgewordene straffällige beziehungsweise auffällige Jugendliche werden auf die Möglichkeit einer persönlichen Beratung
hingewiesen. Aufgabe ist es, die Jugendlichen über die Angebote und Beratungszeiten der oben genannten Kontaktstellen zu informieren und sie zu einer
(ausdrücklich) freiwilligen Inanspruchnahme der Angebote zu motivieren.
Aufgabe der Kontaktstellen im Sinne der zweiten Zielsetzung ist die Bereitstellung beziehungsweise Erschlieûung möglichst geeigneter, notwendiger
Hilfen und Angebote für den einzelnen Jugendlichen. Hierzu gehört, dass die
Kontaktstelle die Jugendlichen berät und gegebenenfalls Einzelfallhilfe leistet.
Die geforderte Vernetzung ist Voraussetzung bei der Vermittlung der Jugendlichen in bestehende Angebote der Jugendhilfe beziehungsweise andere Institutionen (z. B. Sportvereine). Die Kontaktstellen informieren darüber hinaus
die Polizei quantitativ, wie viele Kontaktaufnahmen durch vermittelte Jugendliche erfolgten.
Die Konzeption sieht in Umsetzung der dritten Zielsetzung vor, dass Professionalisierungsprozesse in den zuständigen ¾mtern und Behörden dadurch gefördert werden sollen, dass bereits während der Laufzeit des Modellprogramms
mit Hilfe von Fortbildungen und Workshops ein Erfahrungstransfer in weitere
Einrichtungen und Institutionen (zielgruppenorientierte Projekte, Jugendämter,
Schulen, Schulämter, Polizeiinspektionen) erfolgt.
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S. 109
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Sachstand/Ergebnisse
In den meisten Standorten wurde das Projekt am 1. 1. 1998 gestartet. Im Juli
1998 erfolgte eine erste Auswertung durch die Beteiligten. Die Evaluation ergab, dass an den meisten Standorten die Vernetzungsarbeit erfolgreich verlaufen ist. In der Einzelfallbearbeitung traten bisher jedoch Anlaufschwierigkeiten
zutage. Bezüglich der Qualität der polizeilichen Vernehmung und des Informationsflusses innerhalb der Polizei und besonders nach auûen (Jugendamt,
Kontaktstellen) müssen noch Korrekturen und Qualifizierungen vorgenommen
werden. In einigen Standorten wurden Zielgruppenpräzisierungen vorgenommen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Fernschreiben des Landeskriminalamtes Thüringen vom 7. 11. 1997 und vom 15. 10. 1998.
Konzeption ¹Modellprojekt ,Jugendkriminalitätspräventionsprogramm` des Thüringer Ministeriums für Soziales und Gesundheit in Kooperation mit dem Thüringer Innenministeriumª übersandt mit Telefax des Thüringer Landeskriminalamtes vom 16. 12. 1997.
¹Kriminalprävention in Kooperation von Jugendhilfe und Polizeiª, Projekt 41.4, dargestellt in KABI (Konzertierte Aktion Bundes Innovation) Nr. 41 vom 29. Mai 1998, herausgegeben vom Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
¹Bei jungen Kriminellen geht Erziehung vor Strafeª. In: Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom 26 .9. 1998.
Schreiben des Landeskriminalamtes Thüringen vom 5. 12. 1999 mit Anlagen.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
PIT ± Schulische Prävention im Team
Ansprechpartner/Dienststelle
Landesinstitut Schleswig-Holstein für Praxis und Theorie der Schule (IPTS),
Schreberweg 5, 24115 Kronshagen
e-mail: [email protected]
Organisation
Das Projekt ¹PIT ± Schulische Prävention im Teamª wurde 1996 im Rat für
Kriminalitätsverhütung des Landes Schleswig-Holstein (Ü) gemeinsam von
Pädagogen, Psychologen und Polizeibeamten für Schüler an allgemeinbildenden Schulen erarbeitet. Das Konzept wird vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein den Schulen
zur Umsetzung angeboten. Die Organisation im schulischen Bereich erfolgt
durch das Landesinstitut Schleswig-Holstein für Praxis und Theorie der Schule
(IPTS). Die Koordination innerhalb der Polizei wird vom Landeskriminalamt,
HSG 130, Zentralstelle für Kriminalprävention, durchgeführt.
Konzeptioneller Ansatz
Das Projekt ¹PITª ist ein schulisches Programm zur Prävention von Kriminalität. Lehrer und Polizeibeamte, aber auch externe Suchtberater, gestalten das
Programm mit den 6. bis 8. Klassen nach entsprechender Unterweisung. Sie
werden gemeinsam (Team) während einer eintägigen Veranstaltung ausgebildet. Ein entsprechender Arbeitsordner (einschlieûlich Video- und Audiocassette) steht dazu zur Verfügung.
Die Eltern werden informiert und über die Ergebnisse in Kenntnis gesetzt.
Ziele von ¹PITª:
± Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen für Gefahren und Konsequenzen kriminellen Verhaltens.
± Verringerung der von/an Kindern und Jugendlichen begangenen Straftaten.
± Förderung der Entwicklung ¹sozialer Kompetenzª durch Vermittlung von
Fähigkeiten zu konstruktiver Problemlösung.
± Verbesserung des sozialen Klimas in der Klasse.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Die Durchführung erfolgt in vier Schritten:
± Die Pädagogen wählen eines der drei deliktischen Themen (Gewalt, Diebstahl, Sucht) aus und führen im Unterricht allgemein in die Thematik ein
(mindestens vier Stunden).
± Im zweiten Schritt wird die Thematik ± anknüpfend an den gewählten
Schwerpunkt im ersten Schritt ± aus der persönlichen Berufserfahrung durch
Beamte der örtlichen Schutz-/ Kriminalpolizei beziehungsweise Suchtberater mit Zusatzinformationen vertieft (mindestens drei Stunden).
± In der dritten Phase geht es um die Wertevermittlung und Persönlichkeitsentwicklung sowie Interaktionsfähigkeit der Schüler (mindestens fünf Stunden).
± Damit die positiven Interaktionserfahrungen längerfristig wirken, ist es notwendig diese organisatorisch abzusichern. Dazu sind Vereinbarungen über
Regeln des Zusammenlebens wichtig. Bedeutsam ist auch, auf die Einhaltung dieser Regeln zu bestehen und sie zu kontrollieren. Diese Phase ist ohne
Zeitlimit angelegt.
Sachstand/Ergebnisse
Das schulische Präventionsprojekt ¹PITª wird seit 1996 den Schulen in Schleswig-Holstein angeboten. Bisher (Stand: 3. 2. 2000) haben 151 Schulen aller
Schularten mit insgesamt 185 Pädagogen an dem Projekt teilgenommen. 177
Polizeibeamte wurden zu den angebotenen Bausteinen ausgebildet. Inzwischen
ist ¹PITª ein fester Bestandteil der Präventionsarbeit in den Schulen SchleswigHolsteins.
Das Projekt wurde von einigen anderen Bundesländern, unter anderem Rheinland-Pfalz, übernommen. Konkrete Anfragen bestehen aus der Schweiz, Dänemark und Kanada.
Das Projekt wurde in der Testphase 1996 vom Institut für Therapie und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) Kiel wissenschaftlich begleitet. In die Auswertung
wurden Daten von über 500 Schülerinnen und Schülern (25 Klassen an 18
Schulen, Durchschnittsalter 13,5 Jahre) sowie von 24 Lehrkräften und 24 Polizeibeamten einbezogen.
Untersucht wurde, wie das Projekt von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften
und Polizeibeamten hinsichtlich der Vorbereitung, Durchführung, Inhalte und
Materialien beurteilt wird und welche Veränderungen die Teilnehmenden bezüglich der Zielsetzungen des Projektes festgestellt hatten.
Bei den Stundenbeurteilungen (Unterricht des Polizeibeamten) durch Schülerinnen und Schüler gaben die Befragten (Diebstahl 79 %, Gewalt 71 % und Sucht
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S. 113
Jugendkriminalität/Jugendschutz
93 %) an, dass sie etwas gelernt hätten, das sie für den Alltag gebrauchen können.
Bei den Themen Diebstahl (36 %), Gewalt (43 %) und Sucht (58 %) haben die
Schülerinnen und Schüler über sich selbst und ihr Verhalten nachgedacht.
Für die Unterrichtung in dem Bereich ¹Diebstahlª (80 %) und ¹Gewaltª (82 %)
nahmen die meisten, für den Bereich ¹Suchtª sogar alle Lehrkräfte an, dass die
Schüler eindeutig für die verschiedenen Problemschwerpunkte sensibilisiert
werden konnten.
Bemerkenswert ist auch, dass 73 % der Lehrkräfte, die das Thema ¹Gewaltª
durchführten, überzeugt waren, dass sich die Gewaltbereitschaft in der von
ihnen betreuten Klasse verringert hatte. Immerhin meinte die Hälfte der Lehrer,
dass das Suchtverhalten bei den Schülern reduziert werden konnte.
Nach Durchführung des Unterrichts im Abschnitt der ¹Persönlichkeitsentwicklung und Interaktionª waren 62 % der Lehrkräfte der Auffassung, dass sich die
soziale Kompetenz ihrer Schüler erhöht hat. 77 % der befragten Lehrkräfte
gaben sogar an, dass sich das Klassenklima verbessert habe.
Im Evaluationsbericht wird festgestellt, dass ¹PITª Elemente enthält, deren
Präventionswirksamkeit in anderen Programmen eindeutig belegt werden
konnte. Eine weitere Evaluation ist in Planung. Eine zusätzliche, regionale
Prozessevaluation wurde 1999 durchgeführt. Das Ergebnis wird demnächst
veröffentlicht.
Ein weiteres schulisches Projekt für die Grundschulen der 1. bis 4. Klassen wird
derzeit (Stand: 3. 2. 2000) von einer Arbeitsgruppe des Rates für Kriminalitätsverhütung (AG 7.2) erarbeitet und soll in diesem Jahr noch den interessierten
Schulen zur Verfügung gestellt werden (PIT 2).*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Abschlussbericht der AG 7.1 des Rates für Kriminalitätsverhütung Schleswig-Holstein.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999 und 4. 2. 2000.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
¹AGGASª ± Arbeitsgemeinschaft gegen Gewalt an Schulen ±
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Schleswig-Holstein Süd, Polizeiinspektion Lübeck, 2. Polizeirevier Lübeck, Hansestr. 22, 23558 Lübeck
Internet: http://www.polizei.schleswig-holstein.de
e-mail: [email protected]
Organisation
Der Jugendsachbearbeiter des 2. Polizeireviers Lübeck stellte im Jahre 1997
eine besorgniserregende Zunahme von Gewalt- und Eigentumsdelikten durch
Schüler in den nahegelegenen Schulen fest. Bei weiteren Ermittlungen wurde
deutlich, dass viele Schüler Angst hatten, Opfer einer Straftat zu werden beziehungsweise nicht wussten, an wen sie sich bei einer Straftat als Opfer hätten
wenden sollen.
Die ¹Arbeitsgemeinschaft gegen Gewalt an Schulenª (AGGAS) wurde am
1. 3. 1998 auf Initiative des 2. Polizeireviers Lübeck in Anlehnung an das
Wetzlarer Modell (Ü, Hessen) an drei Lübecker Schulen eingerichtet. Beteiligt
waren die Schulleiter zweier Grund- und Hauptschulen sowie einer Förderschule und drei Polizeibeamte, die als ständige Ansprechpartner zur Verfügung
standen. In die Planung wurden auch Schulamt, Lehrer, Elternvertreter, Soziale
Dienste/Jugendamt, Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtsbarkeit und andere in
der Jugendarbeit tätige Behörden/Institutionen einbezogen.
Nach einer Informationsveranstaltung auf dem 2. Polizeirevier Lübeck, zu der
ein Referent der ¹AGGASª Wetzlar sowie andere Vertreter der regionalen Behörden und Institutionen Lübecks eingeladen waren, vereinbarten die drei
Schulleiter mit den drei Mitarbeitern des 2. Polizeireviers Lübeck in mehreren
Gesprächen die Einrichtung der ¹Arbeitsgemeinschaft gegen Gewalt an Schulenª (AGGAS).
Zunächst erfolgte die Vorstellung der Polizeibeamten in den Schulen bei den
Lehrern auf Schulinternen Lehrerfortbildungstagen (Schilf). Hierbei wurden
die Lehrkräfte in das Projekt eingewiesen und beschult. Danach wurde den
Schülern das Projekt vorgestellt.
Um diese Aktion in den Schulen bekanntzumachen, wurden Informationsblätter und Plakate gedruckt.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Konzeptioneller Ansatz
Mit dem Projekt wurden folgende Ziele verfolgt:
± Erkennen und Zurückdrängen der Täter,
± schnelle tatnahe Reaktion (sofortige Anzeigenaufnahme und Beginn der
Vernehmungen),
± Aufzeigen der Folgen und Konsequenzen einer Tat,
± positive Beeinflussung der Anzeigebereitschaft,
± verstärkter Opferschutz und Abbau von ¾ngsten.
Zur Zielerreichung wurde die Präsenz der Polizei in den Schulen erhöht und auf
Unregelmäûigkeiten (inkl. ¹Schulschwänzenª) zeitnah reagiert.
Die Vorgangsbearbeitung wurde wie folgt gestaltet:
Die Anzeigenaufnahme beginnt schon in der Schule. Dort werden auch weitere
Tatbeteiligte angehört. Eigens dafür eingerichtete Räumlichkeiten mit Telefonanschluss stehen den Mitarbeitern der ¹AGGASª dazu zur Verfügung. In den
meisten Fällen kann der jeweilige Vorgang noch am gleichen Tag oder wenige
Tage später zum Abschluss gebracht werden, was sowohl für das Opfer als auch
für den Täter vorteilhaft ist.
Für die direkte Kommunikation zwischen den Beteiligten (Kontaktbeamte und
Opfer bzw. Täter) wurde eine Telefonleitung (Hotline) eingerichtet. Die Polizeibeamten wurden in den Schulen in ziviler Kleidung eingesetzt.
Sachstand/Ergebnisse
Während der Sensibilisierungsphase fand nach anfänglicher Zurückhaltung in
den Schulen eine rege Kontaktaufnahme zu den AGGAS-Mitarbeitern statt, bei
der auch sachdienliche Hinweise erlangt werden konnten. Gleichzeitig kam es
zu einer Vielzahl von Anzeigenerstattungen. Die direkte, schnelle und tatnahe
Reaktion der Polizei führte zu einer erheblichen Minderung von Straftaten in
diesen Schuleinrichtungen.
Nach aktuellen Schulinformationen konnte durch die ständige Erreichbarkeit
der Kontaktbeamten in den Schulen das Sicherheitsgefühl sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern erheblich verbessert werden.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Projektbeschreibung ¹AGGASª 2. Polizeirevier Lübeck.
Beschreibung ¹AGGASª Wetzlar.
Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, Einreichung Präventionspreis 1998.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Kinospot gegen Jugendkriminalität
¹Kriminalität macht einsamª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Schleswig-Holstein Mitte, Polizeiinspektion Plön, Polizeizentralstation Preetz, Gasstr. 11, 24211 Preetz
Internet: http://www.polizei.schleswig-holstein.de
e-mail: [email protected]
Organisation
Eine Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 1998 für die Stadt
Preetz ergab, dass rund 60 % aller aufgeklärten Straftaten von Personen unter
21 Jahren begangen wurden, wobei der gröûte Anteil auf Jugendliche im Alter
von 14 bis 17 Jahren entfiel. Als Straftaten wurden insbesondere Sachbeschädigungen, Ladendiebstähle, Brandstiftungen, Raubüberfälle und Erpressungen
festgestellt. Diese hohe Zahl von Straftaten durch Jugendliche war Anlass für
die Polizeizentralstation Preetz, einen Kinospot herzustellen, der im Werbeteil
des jeweiligen Kinoprogramms gezeigt werden soll. Für diesen Kinospot konnten Schülerinnen und Schüler von Preetzer Schulen als Akteure gewonnen werden.
Die Maûnahme wurde durch den Rat für Kriminalitätsverhütung der Stadt
Preetz unterstützt.
Der Kostenaufwand für den Spot betrug 8.000 DM, die durch Sponsoren aufgebracht wurden. Der Kinospot dauert 80 Sekunden und läuft ab März 1999 in
jeweils einem Filmtheater der Landkreise in Schleswig-Holstein. Er ist landesweit und über das ganze Jahr einsetzbar.
Der Vertrieb und die Koordination erfolgen durch die Präventionsbeauftragten
der Polizeiinspektionen. Weiterhin stehen für interessierte Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, Vereine etc. Videokassetten zur Verfügung, die für 10 DM bei
der Polizeizentralstation Preetz käuflich erworben werden können. Neben den
Film- und Videokassetten wurden auch Filmplakate hergestellt.
Konzeptioneller Ansatz
Um die Zielgruppe schnell und direkt an den Örtlichkeiten zu erreichen, an
denen sie sich ständig aufhalten, wurde die Idee eines Kinospots für Filmtheater
entwickelt. Der Kinospot enthält die Botschaft ¹Kriminalität macht einsam!ª
und dient in erster Linie der Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen.
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S. 118
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Wer eine kriminelle Karriere einschlägt, verliert seine Freunde und bleibt am
Ende allein zurück.
Gemeinsam mit der Filmgruppe des Polizeiverwaltungsamtes (PVA) Kiel
wurde ein Drehbuch geschrieben, das auf der bekannten Geschichte der ¹Zehn
kleinen Negerleinª basiert. Zunächst sind noch viele Kinder und Jugendliche
zusammen, die sich gemeinsam ihre Zeit vertreiben und dabei auch Straftaten
begehen. Je schwerwiegender die Straftaten werden, desto kleiner wird die Zahl
der Freunde, die dabei noch mitmachen.
Bei dem Kinospot handelt es sich um einen kreativen Beitrag zur Auseinandersetzung mit Jugendkriminalität. Er ist insbesondere für die direkte Ansprache
von Jugendlichen vorgesehen und soll Nachdenklichkeit bei den Betroffenen
auslösen.
Sachstand/Ergebnisse
Die bisherige Reaktion auf den Kinospot ¹Kriminalität macht einsamª war bei
den Jugendlichen in Preetz überaus positiv. Aufgrund der Vorführung des Spots
wurde an verschiedenen Schulen kriminalpräventiver Unterricht mit der Polizei
durchgeführt. Eine Sensibilität im Zusammenhang mit Kriminalität wurde von
den Schülerrinnen und Schülern schon nach kurzer Zeit entwickelt. Weiterhin
wurde eine erhöhte Anzeigenbereitschaft festgestellt.
Ergänzend erfolgten verschiedene Veranstaltungen mit dem Einzelhandel und
eine damit verbundene Beschulung zum Thema ¹Ladendiebstahlª.
Das Projekt wurde zwischenzeitlich an der Verwaltungsfachhochschule
(VFHS-FB Polizei) und an der Fakultät Sozialwesen der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel (CAU) vorgestellt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Kieler Nachrichten vom 22. 2. 1999.
Schreiben der Polizeizentralstation Preetz, Az. 12.90±Kinospot ± vom 28. 3. 1999.
Informationsschrift der Polizeizentralstation Preetz.
LKA Schleswig-Holstein, Einreichung Präventionspreis 1998.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999.
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S. 119
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Kooperatives Konfliktlösetraining
Ansprechpartner/Dienststelle
Theodor-Heuss-Schule, Grund- und Hauptschule, AG Konfliktlösetraining/
Streitschlichtung, Ringstraûe, 55129 Mainz
Organisation
Seit September 1997 arbeiten die Klassenlehrer der Theodor-Heuss-Schule in
Mainz mit der Programmvorlage ¹Kooperatives Konfliktlösetraining/Die
Schüler-Streit-Schlichter-Ausbildungª. Sie treffen sich im Abstand von drei
Wochen einmal nachmittags im Arbeitskreis ¹Konfliktlösetraining/Streitschlichtungª. Unterstützt und begleitet werden die Lehrer von der Schulpsychologischen Beratungsstelle Mainz.
Konzeptioneller Ansatz
Im Rahmen des Kooperativen Konfliktlösetrainings vermitteln die Lehrer den
Schülern ¹soziales Lernenª. Hierbei geht es um Toleranz und Einfühlung, um
das Erkennen und das Ausdrücken von Gefühlen, um
± die eigene Selbstkontrolle in belastenden Situationen,
± Ermutigung und Entspannung in diesen Augenblicken,
± Ich-Botschaften und wie man sich akzeptabel mitteilt,
± aktives Zuhören und Konzentration sowie
± die kooperative Konfliktlösung.
Die Schulpsychologische Beratungsstelle ergänzt das Konzept des Konfliktlösetrainings durch Übungen und Methoden aus eigenen Erfahrungen und hilft
bei Problemen mit Schülern sowie in der Arbeit mit dem Programm.
Als anerkannte Schule im sozialen Brennpunkt hat die Theodor-Heuss-Schule
wöchentlich insgesamt sieben Stunden zu Verfügung, sodass in jeder Klassenstufe wenigstens eine Stunde ¹soziales Lernenª unterrichtet werden kann. Oft
werden Themen aus dem Programm in andere Unterrichtsfächer eingearbeitet.
Darüber hinaus wurde eine Gesprächserziehung durch Übungen und Rollenspiele eingeführt und bei aktuellen Anlässen werden Konflikte sofort gemeinsam gelöst.
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S. 120
Jugendkriminalität/Jugendschutz
In einem weiteren Schritt werden seit November 1998 in der Theodor-HeussSchule ¹Schüler-Streitschlichterª ausgebildet. Seit Mai 1999 stehen die ersten
acht Schülerschlichter zur Verfügung. Die Schüler haben durch die Ausbildung
persönlich an Sozialkompetenz gewonnen und konnten erste Streitigkeiten bereits erfolgreich schlichten. Die Regeln der neutralen Streitschlichter sind vor
allem, dass die Kontrahenten sich gegenseitig ausreden lassen und sich nicht
beschimpfen sowie dass das Gesagte vertraulich bleibt. Die Streitschlichter
schauen nach Gemeinsamkeiten und sprechen Unterschiede an. Es wird angestrebt, dass die streitenden Parteien selbst einen Lösungsvorschlag vorbringen.
Sachstand/Ergebnisse
Durch die Einbeziehung des Konfliktlösetrainings in den Unterricht hat eine
positive Veränderung bei den Schülern stattgefunden:
± Die Schüler sind offener und gesprächsbereiter geworden,
± sie ¹trauenª sich, Gewalthandlungen anzuprangern, sodass frühzeitig eingegriffen werden kann,
± kleinere und gröûere Schlägereien haben deutlich abgenommen oder werden
im Vorfeld entschärft.
Darüber hinaus hat auch innerhalb des Lehrerkollegiums eine Veränderung
stattgefunden:
± Die Lehrer müssen nicht mehr den Richter ¹spielenª sondern leiten an, wie
der Konflikt von den Betroffenen selbst gelöst werden kann. Das hat sehr zur
Verbesserung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses beigetragen.
± Das Klima innerhalb des Kollegiums ist ebenfalls offener geworden, was
sich darin zeigt, dass die Lehrer kooperativer zusammenarbeiten.
Im Schuljahr 1999/2000 ist geplant, mit dem Programm in den neuen 5. Klassen
wieder einzusteigen, in den anderen Klassen zu verschiedenen Themen weiter
zu arbeiten und ab November 1999 neue Streitschlichter auszubilden.
Zusammen mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle Mainz wollen die
Lehrer der Theodor-Heuss-Schule ihr Programm an anderen Schulen im Stadtbereich Mainz vorstellen.
Einen anderen Ansatz zur Mediatoren-/Streitschlichterausbildung verfolgt das
Mainzer Team für Mediation (MTM). Hier werden zunächst die Schüler zu
Streitschlichtern und erst zu einem späteren Zeitpunkt werden die betreuenden
Lehrer ausgebildet. Seit März 1999 lassen sich 15 Schüler auf freiwilliger Basis
in einer AG an zwei zusätzlichen Stunden pro Woche zu Streitschlichtern ausbilden. Die Nachfrage ist so groû, dass im Herbst 1999 ein zweiter Kurs ange120
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
boten wird. Im Herbst 2000 werden schlieûlich die Lehrer in Blocks von mehreren Tagen in Mediation fortgebildet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
¹Wenn zwei sich streiten, helfen die Schlichterª. In: Allgemeine Zeitung Mainz vom 12. 6. 1999.
Schreiben der Theodor-Heuss-Schule vom 21. 6. 1999.
Protokolle der Sitzungen der Arbeitsgruppe ¹Jugend und Gewaltª der Lenkungsgruppe Kommunaler Präventivrat, Mainz (Ü).
Schreiben der Theodor-Heuss-Schule an KI 16 vom 30. 9. 1999.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Aktionsprogramm ¹Gewaltfreie Erziehungª
Ansprechpartner/Dienststelle
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Rochusstr. 8±
10, 53123 Bonn
Internet: http://www.bmfsfj.de
Organisation
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ref. 202, 53107
Bonn
Konzeptioneller Ansatz
Umfragen und Untersuchungen haben gezeigt, dass in Familien immer noch
Gewalt als Erziehungsmittel angewandt wird und Opfer elterlicher Gewalt später vermehrt selbst Gewalt anwenden. Diese Situation kann und darf nicht akzeptiert werden. Ein Paradigmenwechsel in der Erziehung hin zu einer Erziehung ohne jegliche Anwendung von Gewalt wird daher als notwendig erachtet.
Die Koalitionsfraktionen haben aus diesen Gründen einen Gesetzentwurf zur
¾chtung der Gewalt in der Erziehung vorgelegt.
Das geplante Gesetz zur ¾chtung der Gewalt in der Erziehung sieht vor, jedem
Kind ein Recht auf gewaltfreie Erziehung zu verleihen. Mit der Neuformulierung des § 1631 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) ¹Jedes Kind hat
ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maûnahmen sind unzulässigª ± soll so
deutlich wie möglich klargestellt werden, dass Gewalt kein geeignetes Erziehungsmittel ist.
Diese Neufassung des § 1631 Abs. 2 BGB soll die zur Zeit geltende Regelung
¹Entwürdigende Erziehungsmaûnahmen, insbesondere körperliche und seelische Misshandlungen, sind unzulässigª ablösen.
Die neue Formulierung wird als notwendig erachtet, da sie ± anders als die derzeitige Regelung ± dem Kind ein eigenständiges Recht auf gewaltfreie Erziehung einräumt. Von groûer Bedeutung wird gesehen, dass ein Recht auf Erziehung ohne jegliche Gewalt ± nicht nur ohne Misshandlung ± festgeschrieben
wird. Mit der neuen Regelung wird noch stärker als bisher hervorgehoben, dass
Gewalt nicht aus dem Erziehungszweck heraus gerechtfertigt werden kann.
Das mit der geplanten Gesetzesänderung verfolgte Ziel, ist aber nicht nur die
Stärkung der Rechtsstellung des Kindes, sondern auch ganz besonders das Er123
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
reichen einer Bewusstseinsänderung bei den Eltern, ohne ihnen mit strafrechtlichen Sanktionen zu drohen.
Erfahrungen in europäischen Nachbarländern, insbesondere in Schweden, bestärken in dem Vorhaben. In Schweden wurde bereits im Jahre 1979 ein ausdrückliches Verbot, Gewalt als Mittel der Erziehung einzusetzen, gesetzlich
festgeschrieben und von umfassenden Informationskampagnen und Maûnahmen im Rahmen der Elternbildung begleitet. In den darauffolgenden Jahren
sank die Zahl der Kindesmisshandlungen, die eine Krankenhausbehandlung
erforderlich machten, erheblich, und Umfragen zufolge hat ein tiefgreifender
Bewusstseinswandel in der schwedischen Bevölkerung stattgefunden: Im Jahre
1994 hielten nur noch 11 % der Schweden körperliche Bestrafungen für ein in
bestimmten Situationen notwendiges Erziehungsmittel, im Jahre 1971 waren
noch 35 % dieser Ansicht.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
wird ein begleitendes Aktionsprogramm zu dem geplanten Gesetz durchführen.
Übergreifendes Ziel des Aktionsprogramms ist, eine allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz der gewaltfreien Erziehung zu fördern. Die Gesetzesänderung
soll bekannt gemacht, Eltern und Gesellschaft sollen auf den Paradigmenwechsel in der Erziehung aufmerksam gemacht und sensibilisiert werden. Die Eltern
sollen mit Methoden der gewaltfreien Erziehung in Konfliktsituationen sowie
in Situationen der Überlastung und Überforderung vertraut gemacht werden, da
sich allein durch eine ¾nderung des Gesetzes nur schwer eine Veränderung des
Bewusstseins und eine Verbesserung der Erziehungskompetenz hin zur gewaltfreien Konfliktbewältigung erreichen lässt. Übergreifendes Ziel des Aktionsprogramms ist, eine allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz der gewaltfreien
Erziehung zu fördern.
Sachstand/Ergebnisse
Das Programm wird zur Zeit (November 1999) in Zusammenarbeit mit Experten und Verbänden erarbeitet. Es soll in bestehenden Strukturen wie Familienbildungsstätten, Familienberatung oder Kindertageseinrichtungen sowie kommunalen Strukturen ansetzen und die Eltern dort erreichen. Auûerdem soll mit
verschiedenen Maûnahmen eine breit angelegte Diskussion in der Öffentlichkeit über Erziehungsfragen initiiert werden.
Mit der Umsetzung des Programms durch einzelne Projekte wurde begonnen.
Das Aktionsprogramm ¹Gewaltfreie Erziehungª wird im Zeitraum 1999 bis
2001 durchgeführt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 Anlagen.
124
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Cottbuser Jugendrechtshaus
Ansprechpartner/Dienststelle
Cottbuser Jugendrechtshaus e. V., Greifenhainer Straûe 14, 03048 Cottbus
Organisation
Das ¹Cottbuser Jugendrechtshausª hat im Mai 1999 seine Arbeit aufgenommen. Es wird von der Stiftung Deutsche Jugendmarke e. V., dem Land Brandenburg sowie der Stadt Cottbus finanziell gefördert.
Der Verein ¹Cottbuser Jugendrechtshaus e. V.ª ist eine Einrichtung innerhalb
des im Land Brandenburg tätigen Vereins ¹Jugendrechtshaus Brandenburg
e. V.ª, der wiederum eine Einrichtung im bundesweit tätigen Verein ¹Recht
und Gesellschaft e. V.ª mit Sitz in Oldenburg ist. Der Verein soll einvernehmlich das eigens konzipierte Modell des sogenannten ¹Jugendrechtshausesª unter Berücksichtigung der regionalen Belange in die Praxis umsetzen und unter
anderem wissenschaftlich weiterentwickeln.
Konzeptioneller Ansatz
Das Jugendrechtshaus will in enger Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrern, Ausbildungsbetrieben, Schulen, Jugendamt, Jugendhilfeeinrichtungen, Kirchen,
Polizei, Handwerk, Industrie, Justiz, sozialen Organisationen und Medien junge
Menschen an das Recht heranführen, ihnen soziale Kompetenz vermitteln und
bei der Konfliktbewältigung beistehen und sie für die Zukunft aktivieren. Das
Jugendrechtshaus soll konzeptionell verschiedene Funktionen erfüllen:
± Es soll Anlauf- und (Rechts-)Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und
Heranwachsende sein;
± es versteht sich als Vermittlungsbörse zwischen Kindern, Eltern, Lehrern,
Schulen, Behörden und Fachinstitutionen;
± es will Denkwerkstatt im Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft,
die an ein Zusammenleben in einer multi-kulturellen High-Tech-Gesellschaft gestellt werden, und
± Partner im Jugendstrafverfahren sein.
Unter dem Motto ¹Offene Türen statt Zuständigkeitsmauernª versteht sich das
Jugendrechtshaus als erste allgemeine unbürokratische (auch telefonische) Anlaufstelle beziehungsweise Auffangbecken im Netz der regionalen Einrichtungen, wenn sich keine sonstige Einrichtung zuständig fühlt.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Im einzelnen will das Jugendrechtshaus das Rechtsbewusstsein bei Kindern,
Jugendlichen und Heranwachsenden fördern, beziehungsweise so intensiv vermitteln, dass sich dies positiv auf das gesamte Rechtsverhalten auswirkt. Es soll
durch Gruppenarbeit im Hinblick auf Streitschlichtung, Konfliktvermeidung,
Kommunikationsfähigkeit und Orientierung zur Kriminalprävention beitragen.
Die im Projekt enthaltenen Angebote wie kostenlose Rechtsberatung (z. B.
Schulrecht, Arbeitsrecht, Jugendstrafrecht, Familienrecht, Verbraucherrecht,
Asylrecht, Schadensersatz, sexueller Missbrauch, etc.), Vermittlung zu Behörden und anderen Institutionen, Denkwerkstatt für ein reibungsloses Zusammenleben, Ausbildung von Konfliktlotsen sowie Partner im Jugendstrafverfahren
(enge Zusammenarbeit mit den am Jugendstrafverfahren Beteiligten), ergänzen
und vervollständigen die Jugendhilfsangebote.
Sachstand/Ergebnisse
Das Cottbuser Jugendrechtshaus ist aktiv beteiligt am Informationsaustausch
zwischen Schulen und Rechtspflege zu Themen wie ¹Regelung des Zusammenlebensª, ¹Rechtª, ¹Extremismusª, ¹Gewaltª, ¹Toleranzª; Beratung bei
wichtigen Lebensfragen und so weiter.
Auûerdem ist es eingebunden in die Vorbereitung von Tagungen und veranstaltet den Lehrgang ¹Sozialkompetenz für junge Leuteª mit Zertifikat Wissenschaftlicher Begleitung durch die Fachhochschule Lausitz.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Verein Recht und Gesellschaft e. V. (Hg.): Das Jugendrechtshaus. Denkwerkstatt für ein reibunsloses Zusammenleben. Broschüre o. J.
Schreiben des Vereines Recht und Gesellschaft e. V. vom 14. 1. 2000 mit Anlagen.
Flyer ¹Das Cottbuser Jugendrechtshausª.
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S. 127
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Erstellung einer Broschüre ¹Kids und Computer ± Probleme
im Umgang mit den neuen Medien!ª und Info-Abende zum
Thema ¹Jugendgefährdende Spieleª
Ansprechpartner/Dienststelle
Arbeitskreis der Polizei, c/o Polizeidirektion Traunstein, Postfach 1160, 83261
Traunstein
Organisation
Aufgrund der Jugendschutzkontrollen, die der Einsatzzug der Polizeidirektion
Traunstein in Videotheken und PC-Spiele-Geschäften durchführte, wurde immer wieder festgestellt, dass ein enormer Aufklärungsbedarf, sowohl bei den
Händlern, als auch bei den Käufern, zum Thema ¹jugendgefährdende Spieleª
besteht. Aus diesem Grund wurde eine Broschüre unter Mitwirkung fachlich
kompetenter Autoren zusammengestellt, um vor allem die Konsumenten, insbesondere aber auch Eltern und Erzieher, über jugendgefährdende Spiele und
deren negative Auswirkungen zu informieren.
Konzeptioneller Ansatz
Die Broschüre richtet sich an Kinder und Jugendliche, Computerspiele-Händler, Erziehungsberechtigte und Pädagogen. Sie soll bei der Erziehung und dem
richtigen Umgang mit elektronischen Spielen behilflich sein. Die an der Erstellung beteiligten Autoren sind kompetente Pädagogen, die sich schon jahrelang
mit dem Thema beschäftigen.
Im zweiten Teil der Broschüre werden auszugsweise Spiele vorgestellt, die
keine jugendgefährdenden Inhalte aufweisen.
Der letzte Abschnitt befasst sich mit dem Kauf eines Spiele-PCs. Vor allem
Eltern können sich hier über die erforderliche Ausstattung eines PCs informieren.
Sachstand/Ergebnisse
Finanziert wurde der Druck über Sponsoren. Die Broschüre ist in einer Gesamtauflage von 9.000 Exemplaren erschienen und über die Landratsämter Traunstein, Altötting, Mühldorf und Berchtesgadener Land (Jugendämter) sowie den
Einsatzzug der Polizeidirektion Traunstein kostenlos verteilt worden. Alle Autoren haben ihre Beiträge unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
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S. 128
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Nach Fertigstellung im Oktober 1998 wurde die Broschüre in zwei Öffentlichkeitsveranstaltungen in den Landratsämtern Traunstein und Berchtesgadener
Land vorgestellt. In der Ausstellung ¹Neue Medienª konnten sich die Besucher
bei kompetenten Fachhändlern über die positiven Einsatzmöglichkeiten der
Computertechnologie informieren. Bei den beiden abendlichen Vorträgen
eines in der Broschüre vertretenen Mitgestalters war die regionale und überregionale Presse vertreten, die anschlieûend in Rundfunk, Fernsehen und Tageszeitungen über die Aktion berichtete.
Nach der Veröffentlichung eines Beitrages über die Broschüre in der Zeitschrift
¹Bayerns Polizeiª wurden weitere Exemplare an zahlreiche interessierte Kollegen in ganz Bayern verteilt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 129
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Familienaktivierungsmanagement (FAM)
Ansprechpartner/Dienststelle
Ministerium für Kultur, Jugend, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz, Mittlere
Bleiche 51, 55116 Mainz
Organisation
Das Projekt ¹Familienaktivierungsmanagementª (FAM), auch unter dem Namen ¹Families Firstª bekannt, ist ein Modellprojekt, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Ministerium für
Kultur, Jugend, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz gemeinsam gefördert
wird.
Das Modell-Projekt läuft seit Herbst 1996 und wird wissenschaftlich begleitet.
Konzeptioneller Ansatz
Das Familienaktivierungsmanagement (FAM) ist eine in den Vereinigten Staaten (USA) entwickelte Methode, die in akuten familiären Krisensituationen
eingesetzt wird, um drohende Fremdunterbringung von Kindern und Jugendlichen zu vermeiden.
Zielgruppe sind Familien mit Kindern bis zu einem Alter von 18 Jahren. Das
Angebot von ¹Families Firstª wird eingesetzt, wenn:
± sich die Familie in einer akuten Krise befindet,
± die Fremdunterbringung eines oder mehrerer Kinder beziehungsweise Jugendlicher droht,
± allen Familienmitgliedern die Bedeutung einer Fremdunterbringung bewusst ist,
± mindestens ein Elternteil die Kooperation bejaht.
Das Angebot des Familienaktivierungsmanagements wird nicht unterbreitet,
wenn
± Kinder beziehungsweise Jugendliche durch den Verbleib in ihren Familien
physisch beziehungsweise psychisch gefährdet wären,
± Kinder beziehungsweise Jugendliche trotz intensiver Nachfrage nicht weiter
in ihren Familien leben wollen,
± schwere psychische Schädigungen vorliegen,
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
± eine Sucht lebensdominierend ist und dadurch bedingt Fähigkeiten und Bereitschaft zur Mitarbeit an der Maûnahme fehlen.
Das Programm versteht sich als ein an den Bedürfnissen des Einzelfalls orientiertes Angebot für einen Zeitraum von vier Wochen. Im Einzelfall kann die
Maûnahme auf sechs Wochen verlängert werden. Es wird Familien angeboten,
die konkrete Ziele (bis zu drei) für ihr Zusammenbleiben formulieren können
und Hilfe zum Erreichen dieser Ziele wünschen.
Die Mitarbeiter von ¹Families Firstª achten darauf, dass die Ziele überschaubar, erreichbar und an den Bedürfnissen der Familie orientiert sind. Speziell
ausgebildete Fachkräfte arbeiten intensiv in und mit der Familie, um deren
Erziehungskompetenz zu stärken.
Die Mitarbeiter von ¹Families Firstª handeln nach folgenden Grundsätzen:
± Die Sicherheit des Kindes in der Familie ist der wichtigste Punkt der Hilfe.
± Kinder können am besten in einer Familie aufwachsen.
± Das Programm ist Hilfe zur Selbsthilfe.
± Die ¹Families Firstª-Mitarbeiter erkennen die Expertenschaft der Familie
bezüglich ihrer Möglichkeiten und Lösungsstrategien an.
± Unterschiedliche kulturelle, ethnische und religiöse Traditionen und die damit verbundenen Lebensstile werden respektiert.
Die Methoden und Techniken des Programms sind unter anderem:
± Einschätzung der Familie, systematische Diagnostik,
± Herausarbeiten von Ressourcen und Stärken,
± Erstellung eines Zielkataloges (kurzfristig erreichbare Ziele) mit den Familien,
± Schritte eines Verhaltensplanes, konkrete Veränderungen,
± Problemlösungsverhalten in vier Schritten,
± Unterrichtung der Eltern ± Vermittlung von Fähigkeiten,
± aktives Zuhören,
± Folgeplanung.
Am Ende der Maûnahme, wenn die akute Krise überwunden wurde, sollte die
Familie in der Lage sein, eine für sie hilfreiche und sinnvolle Anschlussmaûnahme zu benennen.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Sachstand/Ergebnisse
¹Families First (FF)ª wird seit Ende der 80 er Jahre im Staat Michigan/USA
flächendeckend eingesetzt. Mittlerweile kann man auf die Erfahrungen mit
mehr als 40.000 Familien (Stand 1998) zurückblicken und eine hohe Effektivität im Hinblick auf die Vermeidung von Fremdplatzierung feststellen.
In Europa ist dieses Programm in Schweden, England und vor allem in den
Niederlanden sehr erfolgreich.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Families First-Maûnahmen aus Unterlagen. (2. 1. 1997±17. 11. 1998).
Schreiben des Ministeriums für Kultur, Jugend, Familie und Jugend Rheinland-Pfalz vom 24. 6. 1999 mit
Anlagen:
Stiftung Hospital St. Wendel (Hg.): FAM ± Eine neue Methode in der Jugendhilfe.
Families First ± Hilfen und Unterstützung für Familien in Krisensituationen. Konzeption, Stand Januar 1999.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
INFO-Reihe des Landeskriminalamtes Sachsen
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Sachsen, Abteilung 2, Dezernat 202, Neuländer Straûe 60,
01129 Dresden
Internet: http://www.lka.sachsen.de; e-mail: [email protected]
Konzeptioneller Ansatz
Das Landeskriminalamt Sachsen erarbeitet und veröffentlicht seit zwei Jahren
(1997) eine INFO-Reihe, die sich verschiedenen Kriminalitätsphänomenen
zielgruppenspezifisch widmet.
Durch die hohe Auflage pro Ausgabe (je 100.000 Stück, Nachdruck bei Erfordernis) ist gewährleistet, dass komplette Zielgruppen flächendeckend erreicht
werden.
Wesentlich für den Präventionsansatz ist die Absicht, jungen Menschen und
ihren erwachsenen Bezugspersonen diejenigen Informationen zu vermitteln,
die zum Erwerb ausreichender sachlicher und persönlicher Kompetenz zwingend benötigt werden.
Das System der INFO-Reihe basiert auf folgender Konzeption:
± Die Polizei stellt ihr täglich bestätigtes, kriminalistisch-kriminologisches
Erfahrungswissen in anschaulicher Form zur Verfügung.
± Verschiedene Kriminalitäts- und Gefährdungsphänomene werden im Hinblick darauf analysiert, welche Faktoren präventive Handlungsansätze bieten.
± Enge Ziel- und Zielgruppendefinitionen bieten die Möglichkeit, genau jene
Informationen und Argumentationen einzusetzen, die für die Entwicklung
des jeweils erwünschten Verhaltens notwendig sind.
± Polizeilicher Sprachgebrauch wird aus Gründen der Verständlichkeit weitgehend vermieden.
± Handliches Format.
± Überschaubarer (gut lesbarer) Informationsumfang.
± Kostengünstige hohe Auflagen.
± Verbreitung i. d. R. als Klassensatz, nicht als ¹Streumittelª im ursprünglichen Sinn.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
± Hohe Zielgruppenspezifik durch differenzierte Symbolik, z. B. Pilz, Stiefel,
Mistkäfer, Elster.
Sachstand/Ergebnisse
Wo es erforderlich schien, wurden komplette Arbeitsmaterialien für die schulische Präventionsarbeit entwickelt. So konnte aus den INFO-Reihen Nr. 2 und
4 und einer zusätzlichen Handreichung für Pädagogen sowie entsprechenden
Aktionsmaterialien (Plakate, Aufkleber) ein sehr differenziertes und auf die
Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmtes ¹Drogenpräventionspaketª angeboten werden, das allen 6. bis 9. Klassenstufen in Sachsen zur Verfügung gestellt
wird. Bei der schulischen Erarbeitung bietet sich die sächsische Polizei als
unterstützender Partner an.
Bislang sind erschienen:
± INFO-Reihe Nr. 1: ¹Christian & Coª ± Bekämpfung des Rechtsextremismus, Zielgruppe: 6. bis 8. Klassen;
± INFO-Reihe Nr. 2: ¹Unsere Sandra macht das nicht . . . oder?ª ± Drogenprävention, Zielgruppe: Eltern und Lehrer;
± INFO-Reihe Nr. 3: ¹Der Neueª ± Schulische Gewaltprävention, Zielgruppe:
6. bis 8. Klassen;
± INFO-Reihe Nr. 4: ¹Mach's gut Konny.ª ± Drogenprävention, Zielgruppe:
6. bis 9. Klassen;
± INFO-Reihe Nr. 5: ¹Happy birthday, Opa!ª ± Prävention des Ladendiebstahls, Zielgruppe: 5. bis 6. Klassen.
Bis Ende 1999 erscheint die Ausgabe:
± INFO-Reihe Nr. 6: ¹Bad4Uª ± Thematik illegaler Graffiti, Zielgruppe 6. bis
7. Klassen.
Weitere Ausgaben befinden sich in Planung.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 8. 11. 1999 mit Anlagen.
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Brandenburg, Abteilung 3, Dezernat 34 (Prävention),
Prenzlauer Straûe 66±70, 16352 Basdorf
e-mail: [email protected]
Organisation
Als zentrales Medium der kriminalpolizeilichen Präventionsarbeit für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen erarbeitete das Landeskriminalamt Brandenburg 1998 die Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª. Ausgangspunkt
für die Erstellung einer neuen Ausstellung waren die positiven Erfahrungen mit
der 1992 erstellten Jugendschutzausstellung ¹Fluchtª. Die inhaltlichen Grundlagen der Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª entstanden im Landeskriminalamt Brandenburg in Zusammenarbeit mit den Polizeipräsidien und polizeiexternen Experten der Jugendarbeit sowie der Sucht- und Drogenprävention.
Die grafische Umsetzung erfolgte durch Auszubildende des Oberstufenzentrums II in Britz, Abteilung Bauholz/Farbe.
Konzeptioneller Ansatz
Das als Wanderausstellung konzipierte Diskussionsforum wurde für die Zielgruppe der 13- bis 14-Jährigen (+/- 2 Jahre) mit vielen interaktiven Komponenten entwickelt und steht sinnbildlich für das Abenteuer ¹Lebenª.
Die Gesamtausstellung lässt sich in die eigenständigen Problemfelder ¹Sucht
und Drogenª sowie ¹Gewaltª unterteilen. Der Bereich ¹Sucht und Drogenª
richtet sich grundsätzlich an Personen, die noch nicht in den Kontakt mit illegalen Drogen gekommen sind und soll sensibilisieren, Konsum- und Verhaltensmuster im Zusammenhang mit legalen Suchtstoffen zu überdenken. Inhaltlich erfolgt eine ursachenorientierte Auseinandersetzung mit dem Thema unter
Einschluss aller psychoaktiven Substanzen.
Der Teilbereich ¹Gewaltª bietet Anregungen, etwas gegen Gewalt zu unternehmen und alltägliche Sachverhalte von allen Seiten zu beleuchten. Der Opferschutz steht bei der Darstellung im Vordergrund. Verschiedene Erscheinungsformen der Gewalt, deren Auswirkungen auf den Einzelnen und das Umfeld, die Hinterfragung eigener aktiver Beiträge sowie die rechtliche Beurteilung von Fehlverhalten werden zur Diskussion angeboten. Für die
Auseinandersetzung mit der Problematik Zeugenverhalten wurde durch das
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
Landeskriminalamt Brandenburg zusammen mit dem ¹Aktionsbündnis gegen
Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit Brandenburgª (Ü), gefördert durch den Verein proKV (Verein zur Förderung der Kriminalitätsprävention im Land Brandenburg e. V. (proKV, Ü), die Check-Karte ¹Gemeinsam
gegen Gewaltª gestaltet. Diese Karte, die Verhaltensempfehlungen für jugendliche Zeugen enthält, wird im Rahmen der Ausstellung zur Vertiefung der Diskussionsinhalte an die Besucher ausgegeben.
Im Zentrum der Ausstellung steht die Stärkung des Bewusstseins, sich aktiv in
die Gesellschaft einzubringen sowie die Vermittlung, dass die Mitwirkung
eines jeden Einzelnen gefragt ist. Aktivität statt Passivität, Freiräume lassen,
aber auch Grenzen setzen, Grundwerte der menschlichen Beziehungen erfahren, alles das sind Kernaussagen der Ausstellung.
Ziele der Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª sind:
± Einbettung polizeilicher Präventionsarbeit in die kommunale Kriminalitätsverhütung,
± Förderung der regionalen Präventionsstrukturen,
± gedankliche Überprüfung des eigenen Verhaltens,
± ¹in Frage stellenª alltäglich gewordener Verhaltensmuster,
± Stärkung des Selbstbewusstseins, insbesondere des ¹Nein-Sagen-Könnensª,
± Förderung von Haltungen, die auf einen kontrollierten Umgang mit legalen
Rauschmitteln orientieren und auf völlige Abstinenz bei illegalen Drogen
sowie auf möglichst gewaltfreies Lösen von Problemen ausgerichtet sind,
± Unterstützung bei der Herausbildung von Gefahr- und Problembewusstsein
und zur Entwicklung eigener Entscheidungs- sowie Konfliktfähigkeit.
Methodisch ist generell eine Führung durch die Ausstellung vorgesehen. Die
dazu erforderlichen Moderatoren werden durch das Landeskriminalamt geschult. Als Moderatoren engagieren sich hierbei neben den Präventionskräften
der Polizei auch örtliche Fachkräfte, wie Sozialarbeiter, Streetworker, Mitarbeiter von Jugend-, Schul- und Gesundheitsämtern. So leistet die Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª wertvolle Dienste bei der Vernetzung der Präventionsarbeit ¹vor Ortª.
Sachstand/Ergebnisse
Die Jugendschutzausstellung ¹Fluchtª wurde von 1992 bis 1998 von etwa
50.000 Besuchern in annähernd 100 brandenburgischen Städten und Gemeinden besucht.
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S. 137
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Die Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª ist seit April 1999 im Land
Brandenburg als Wanderausstellung unterwegs. In einer ersten Halbjahresbilanz wurde sie bisher von etwa 10.000 Besuchern in 12 Städten und Gemeinden
besucht. Vor allem die jugendgemäûe und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe
ausgerichtete Aufbereitung der Themen bescheinigten der Ausstellung bisher
eine hohe Akzeptanz und führte zu einer breiten Resonanz und intensiven Auslastung. Auch pädagogische und soziale Einrichtungen anderer Bundesländer
haben die Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª in ihr Präventionsprogramm aufgenommen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Landeskriminalamt Brandenburg (Hg.): Jugendschutzausstellung ¹Fluchtª, 3. Auflage, September 1996.
Ders.: Jugendschutzausstellung ¹Gratwanderungª, 1. Auflage, November 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Brandenburg vom 28. 10. 1999 mit Anlagen.
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S. 138
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S. 139
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Ohne Gewalt stark
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Bochum, Kommissariat Vorbeugung, Uhlandstraûe 35,
44791 Bochum
Organisation
Seit Oktober 1997 bietet das Kommissariat Vorbeugung dieses Projekt zur Gewaltprävention an. Das Projekt ist auf Dauer angelegt und wird laufend überprüft.
Es wird in Kooperation der beteiligten Schulen durchgeführt.
Konzeptioneller Ansatz
Ziele des Projektes ¹Ohne Gewalt starkª sind das Erkennen des persönlichen
Gewaltempfindens, die Vermittlung von Inhalten zum staatlichen Gewaltmonopol und zu gruppendynamischen Prozessen. Zielgruppe ist die achte Jahrgangsstufe aller weiterführenden Schulen.
Zu Beginn findet ein Projekttag im Polizeipräsidium Bochum statt. Jeweils eine
Schulklasse nimmt (mit Klassenlehrerin/Lehrer) an der etwa vierstündigen
Veranstaltung teil.
In einem Raum werden auf dem Boden durch zwei Blätter mit der Aufschrift
¹Gewaltª beziehungsweise ¹keine Gewaltª zwei mehrere Meter voneinander
entfernte Pole gebildet. An die Schüler werden kurze Sachverhalte verteilt, die
dann zwischen den beiden Polen eingeordnet werden sollen. Durch das unterschiedliche Einordnen wird herausgestellt, dass es in der Klasse keine einheitliche Meinung zur Einordnung von Gewalt gibt. Anschlieûend wird über die
unterschiedlichen Auffassungen diskutiert.
Im nächsten Schritt befragt der Moderator die Schüler, wer in welcher Form
zum Beispiel auf eine Beleidigung reagieren würde. Es wird dargestellt, dass
aus einer verbalen Auseinandersetzung unter Umständen ein gewalttätiger
Streit entstehen kann, ja sogar Waffen eingesetzt werden können. Zum Thema
der Gewaltspirale werden unter anderem die Folgen verbaler Gewalt, die Einschätzung beziehungsweise Fehleinschätzung der eigenen oder einer anderen
Person, das Rollenverhalten in der Gruppe und die Gefährdung durch Waffen
besprochen.
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S. 140
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Weitere Themen dieser Veranstaltung sind die Ausgrenzung von Personen und
ihre Folgen sowie Opfer-, Zeugen- und Helferverhalten. Dieser Tag soll Impulse und Anregungen zur weiteren Behandlung des Themas im Unterricht
geben.
Sachstand/Ergebnisse
Etwa ein bis drei Monate später findet eine Nachbereitung in den Schulen statt.
Es soll festgestellt werden, welche Inhalte des Projekttages noch in Erinnerung
der Schüler sind und ob sich eventuell eine Verhaltensänderung eingestellt hat.
Schulklassen, die an dem Projekt teilgenommen haben, können sich anschlieûend an einem Videowettbewerb beteiligen. In einem etwa zehnminütigen Film
soll dargestellt werden, wie Gewaltsituationen vermieden werden können und
wie man sich als Zeuge oder Opfer richtig verhält.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
e-mail des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen vom 5. 1. 2000.
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S. 141
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Präventions-Jugendstreifen
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Brandenburg, Dezernat 34 (Prävention), Jugendschutz,
Prenzlauer Straûe 66±70, 16352 Basdorf
e-mail: [email protected]
Organisation
Die fünf Polizeipräsidien entscheiden in eigener Zuständigkeit über die Bildung von Präventions-Jugendstreifen in den 21 Schutzbereichen. Diese sollen
aus jeweils zwei geeigneten jungen Polizeibeamten bestehen, welche auf freiwilliger Basis für einen längeren Zeitraum ihren Streifendienst als PräventionsJugendstreife mit spezifischen Aufgaben und daraus abgeleiteten dienstorganisatorischen Besonderheiten versehen.
Die Präventions-Jugendstreifen sind den jeweiligen Führungsstellen der
Schutzbereiche unterstellt und obliegen der Dienstaufsicht durch den Dienstgruppenleiter.
Sie versehen ihren Dienst mit aufgabenspezifischer Bekleidung und Ausrüstung.
Konzeptioneller Ansatz
Durch den Einsatz von jungen und szenekundigen Polizeibeamten mit besonders ausgeprägten Kommunikationsfähigkeiten im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden wird angestrebt,
± die Polizeipräsenz an den relevanten Treffpunkten und zu den Treffzeiten
Jugendlicher spürbar zu erhöhen,
± die Anonymität jugendlicher Gruppen aufzubrechen, Transparenz polizeilichen Handelns zu schaffen und auf normgerechtes Verhalten hinzuwirken,
± das Sicherheitsgefühl der Bürger zu verbessern und
± den Kontakt zu anderen Institutionen der Jugendarbeit zu intensivieren.
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S. 142
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Sachstand/Ergebnisse
Insbesondere das Pilotprojekt in Fürstenwalde (Präventions-Jugendstreife in
Fürstenwalde, Ü) stieû bei der Zielgruppe selbst, bei anderen Institutionen
der Jugendarbeit, bei der Kommunalverwaltung und den Bürgern auf groûe
Zustimmung. Dieses Projekt war 1997 entwickelt worden, um dem im Bereich
Fürstenwalde in den Jahren 1995 bis 1997 verzeichneten Anstieg der Kriminalität durch Straftäter unter 21 Jahren entgegenzuwirken. Kinder und Jugendliche hatten in diesem Zeitraum vor allem Straftaten (Raub, Körperverletzung
u. ä.) verübt, die sich negativ auf das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung
auswirkten.
Die Präventions-Jugendstreife demonstriert nicht nur Bürger-, sondern auch
Jugendnähe der Polizei. Sie wurde zu einem ¹erwünschtenª Bestandteil polizeilicher Arbeit.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Lagebilder und Berichte der Polizeipräsidien und Schutzbereiche.
Schreiben des Landeskriminalamtes Brandenburg vom 12. 4. 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Brandenburg vom 28. 10. 1999 mit Anlagen.
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S. 143
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Präventionspreis 1997/98 des Landeskriminalamtes BadenWürttemberg für beispielhafte Projekte gegen
Jugendkriminalität und Jugendgefährdung
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Dezernat 422±Vorbeugung, Jugendschutz und Jugendkriminalität, Taubenheimstraûe 85, 70372 Stuttgart
e-mail: [email protected]
Organisation
Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat im Auftrag des Innenministeriums Baden-Württemberg landesweit drei Preise im Gesamtwert von 10.000
DM ausgelobt. Einsendeschluss beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg
war der 31. 8. 1998. Die Laufzeit betrug 18 Monate, um möglichst vielen Initiativen Gelegenheit zu bieten, an dem Präventionspreis teilzunehmen.
Konzeptioneller Ansatz
Kinder und Jugendliche werden in den letzten Jahren immer häufiger zu Tätern,
aber auch zu Opfern von Straftaten. Die Ursachen dafür, die überwiegend in
gesellschaftlichen Veränderungen liegen, können von Polizei und Justiz nicht
alleine bekämpft werden. Sie brauchen vielmehr die Mithilfe aller gesellschaftlichen Kräfte, um in gemeinsamer Anstrengung gefährdeten Kindern und Jugendlichen Hilfe und Orientierung zu geben und um Bedingungen zu schaffen,
die sich auf das Kriminalitätsgeschehen hemmend auswirken.
Mit dem Präventionspreis beabsichtigte die Polizei, bei möglichst vielen Bürgern Interesse für die Beteiligung an lokalen Präventionsvorhaben zu wecken
und einen zusätzlichen Impuls zur Initiierung von konkreten Projekten gegen
Jugendkriminalität und Jugendgefährdung zu geben. Teilnehmen konnten Einzelpersonen, Initiativen und Gruppierungen jeder Art, die in Baden-Württemberg Projekte gegen Jugendkriminalität und Jugendgefährdung auf örtlicher
Ebene ins Leben gerufen haben.
Sachstand/Ergebnisse
Der Präventionspreis fand groûes Interesse. Es gingen beim Landeskriminalamt bis zum Einsendeschluss 82 Bewerbungen ein. Doch nicht nur die Anzahl
der Bewerbungen übertraf alle Erwartungen, sondern auch die Qualität der
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S. 144
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Projekte überzeugte. Der Präventionspreis wird künftig jährlich zur Förderung
der Kommunalen Kriminalprävention ausgeschrieben.
Für 1999/2000 ist das Thema ¹Gewalt im sozialen Nahraumª vorgesehen.
Alle 82 eingesandten Projekte/Initiativen werden in einem Projektband zusammengefasst und der Öffentlichkeit vorgestellt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg vom 5. 1. 1999 mit Anlagen.
e-mail des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg vom 9. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 145
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Praxisleitfaden ¹Prävention von Straûenkarrieren bei
Jugendlichenª
Ansprechpartner/Dienststelle
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Postfach
11 02 07, 10832 Berlin
Internet: http://www.bmfsfj.de
Organisation
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat in den
Jahren 1994 bis 1997 das Forschungsprojekt des Deutschen Jugendinstitutes
¹Endstation Straûe ± Straûenkarrieren aus der Sicht von Jugendlichenª aus
Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des Bundes gefördert. Aufgabe des Projektes war es, fundiertes Wissen über die Lebenslage von Jugendlichen auf der
Straûe und zur Entwicklung von Straûenkarrieren zu erhalten. Der Endbericht
von Hanna Permien und Gabriele Zink ¹Endstation Straûe?ª ist im DJI Verlag
erschienen.
Von 1995 bis 1998 förderte das BMFSFJ aus Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des Bundes an vier Standorten in Deutschland das Modellprojekt ¹Lebensort Straûeª, um modellhaft Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation
von Straûenkindern zu erproben. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte
durch das Institut für Soziale Arbeit in Münster. Der Endbericht ¹Kinder und
Jugendliche auf der Straûeª von Peter Hansbauer (Hg.) ist im Votum Verlag
erschienen.
Konzeptioneller Ansatz
Zur Zeit gibt es in Deutschland schätzungsweise 5.000 bis 7.000 sogenannte
Straûenkinder. Als Straûenkinder werden in der Regel junge Menschen bezeichnet, die von den Sorgepflichtigen vernachlässigt werden oder sich deren
Aufsicht entziehen, so dass sie einen erheblichen Teil ihres Lebens, häufig auch
nachts, auf der Straûe verbringen. Ihren Lebensunterhalt verdienen sich diese
Jugendlichen teilweise durch Bettelei, Diebstahl, Drogenhandel und Prostitution. Als Ursachen sind nur selten Wohnungs- oder Obdachlosigkeit festzustellen, wenngleich dies gelegentlich erschwerend hinzukommen kann. Im Hintergrund stehen zumeist schwerwiegende Familienkonflikte, Vernachlässigung,
Verwahrlosung und Schulmüdigkeit der Jugendlichen. Wie das Forschungsprojekt des Deutschen Jugendinstitutes ¹Endstation Straûe ± Straûenkarrieren
aus der Sicht von Jugendlichenª (siehe oben) zeigt, sind es bis auf seltene Aus145
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Jugendkriminalität/Jugendschutz
nahmen nicht Kinder, sondern fast immer Jugendliche und junge Erwachsene,
die diesen vermeintlichen Ausweg aus bedrückenden Verhältnissen suchen.
Dies führt häufig zu ¹Pendlerkarrierenª zwischen Familie, Jugendhilfe und
Straûe.
Wenn den Behörden auf der Straûe lebende Jugendliche auffallen, sind sie zum
Handeln verpflichtet. Straûenkindern steht das gesamte Spektrum der Hilfen
zur Erziehung sowie der vorläufigen Maûnahmen zum Schutz von Kindern und
Jugendlichen nach dem VIII. Sozialgesetzbuch (Kinder- und Jugendhilfegesetz) offen. Studien des Deutschen Jugendinstitutes und des Institutes für Soziale Arbeit (siehe oben) zeigen allerdings, dass diesem Instrumentarium Grenzen des Zugangs und der Erfolgschancen gesetzt sind. Deshalb wird neuerdings
vermehrt versucht, solchen Jugendlichen niederschwellige Angebote der Unterkunft und Betreuung nahezubringen. Es hat sich gezeigt, dass eine bessere
Vernetzung der verschiedenen Dienste und Institutionen (Jugendhilfe, Schule,
Polizei, Gesundheitsfürsorge) zur Prävention von Straûenkarrieren von besonderer Bedeutung ist.
Sachstand/Ergebnisse
Im Oktober 1999 veranstaltete das BMFSFJ im Rahmen seines neuen Programmes ¹Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunktenª
ein Fachforum zum Thema ¹Prävention von Straûenkarrieren bei Kindern und
Jugendlichenª. Aufbauend auf den beiden oben genannten Projekten sollen hier
präventive Lösungsansätze erarbeitet werden, die in einem Praxisleitfaden veröffentlicht werden, der zunächst an alle Jugendämter, Schulämter und Polizeipräsidien in Deutschland verteilt wird, um die Vernetzung zwischen den Behörden anzuregen beziehungsweise zu verbessern.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 19999 mit Anlagen.
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S. 147
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Schule mal anders
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Schwerin, Kriminalkommissariat, SB Jugend, Amtstraûe
21±23, 19055 Schwerin
Organisation
¹Schule mal andersª ist ein Projekt der Präventionsbeamten im Bereich der
Kriminalprävention der Polizeiinspektion Schwerin.
Angesprochen werden in diesem Projekt alle Schüler einer Schule der Stadt
Schwerin. Für die Durchführung wird an der betreffenden Einrichtung ein Präventionstag geplant. Miteinbezogen ist das gesamte Lehrpersonal.
Seitens der Polizei erfolgt der Einsatz der Kontaktbereichsbeamten, angeforderter Kräfte und Mittel der Bereitschaftspolizei, der Inspektion Zentrale Dienste sowie zusätzlicher Beamten der Polizeiinspektion Schwerin.
Desweiteren agieren an diesem Tag die Jugendgerichtshilfe, die Jugendstaatsanwaltschaft, die Drogenprävention des Landeskriminalamtes MecklenburgVorpommern, ein Referent zum Thema Gewaltprävention, die Puppenbühne
IZD Rostock, die Verkehrslehrer der Polizeiinspektion Schwerin sowie Mitarbeiter der BARMER-Ersatzkasse.
Konzeptioneller Ansatz
Aufgrund der Entwicklung der zunehmenden Kinder- und Jugendkriminalität
in Mecklenburg-Vorpommern und der Gewaltbereitschaft unter den Kindern
und Jugendlichen starteten die Beamten der Polizeiinspektion Schwerin ein
Aufklärungsprojekt für 6 bis 16-jährige Kinder und Jugendliche.
Ziel des Präventionstages ist, in interessanten Gesprächsrunden einen Einblick
in die Jugendkriminalität, die Jugendgerichtsbarkeit, die Jugendstrafbarkeit,
die Drogenproblematik sowie die Gewaltbereitschaft zu geben. Gleichzeitig
wird dieser Tag genutzt, um die Akzeptanz der Polizei bei den Mädchen und
Jungen zu erhöhen und ihnen konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen oder zu
bieten, ihr Leben und ihre Freizeit sinnvoll und zukunftsorientiert zu gestalten.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird der Erlebnistag wie folgt geplant:
± Altersgerechte Gesprächsrunden mit Polizeibeamten, Jugendstaatsanwaltschaft, Jugendrichter, Jugendgerichtshilfe, Drogenbeauftragte, Präventions147
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S. 148
Jugendkriminalität/Jugendschutz
beamten zum Thema ¹Gewalt und Jugendkriminalitätª sowie ¹Kinderdelinquenzª in allen Klassenstufen.
± Auftritt der Puppenbühne im Bereich der Grundschule.
± Gestaltung von Gesprächsrunden durch die BARMER-Ersatzkasse mit drogenabhängigen Jugendlichen.
± Vorstellung des Berufsbildes ¹Polizeibeamterª.
± Besuch einer Polizeistation, um Einblick in das Alltagsgeschehen eines Polizisten zu geben.
± Technikschau mit Erläuterungen der Bereitschaftspolizeiabteilung (z. B.
Wasserwerfer, Sonderwagen, Taucherbasisfahrzeug mit Boot, Unimog etc.).
± Aufzeigen von sportlichen Freizeitmöglichkeiten sowie Durchführung von
sportlichen Wettkämpfen, die durch Polizeibeamte begleitet werden.
± Gemeinsame Wettkämpfe mit Schülern, Lehrern und Polizisten.
± Malwettbewerb zum Thema ¹Gewalt ± Du bist nicht mein Freundª.
Sachstand/Ergebnisse
Der Erlebnistag ¹Schule mal andersª fand in der Stadt Schwerin bereits zum
zweiten Mal statt. Es werden im Durchschnitt 600 bis 700 Mädchen und Jungen
angesprochen. Durch Medien und Mundpropaganda bewerben sich jährlich
mehrere Schulen bei der Polizei, um diesen Tag mit ihren Schülern durchführen
zu können.
Der zweite Erlebnistag wurde unter Einbeziehung einer Schule von Körperbehinderten und einer Haupt- und Realschule durchgeführt. Damit wurde ein
weiteres Ziel des Projekttages, die Integration von behinderten Kindern und
Jugendlichen erreicht.
Der angeführte Malwettbewerb findet jährlich seine Veröffentlichung durch
die Unterstützung der BARMER-Ersatzkasse. Die besten Bilder werden prämiert.
¹Schule mal andersª wird als wichtiger Grundstein dafür gesehen, dass Kinder
und Jugendliche weder Straftäter, noch Opfer von Kriminalität und Gewalt
werden.
In Anlehnung an diesen Erlebnistag werden mit vielen Schulen Projekttage
gestaltet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben der Polizeiinspektion Schwerin vom 18. 10. 1999 mit Anlagen.
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S. 149
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Schulprojekt ¹Schlichten statt Richtenª
Ansprechpartner/Dienststelle
Friedrich-Dethloff-Schule, Kirschenweg 2, 17192 Waren
Organisation
In Anlehnung an ähnliche Projekte bundesweit entstanden in MecklenburgVorpommern insgesamt 13 Schlichterprojekte an Schulen.
Im Jahre 1997 wurde durch einen Pädagogen der ¹Otto-Bennecke-Stiftungª das
Projekt ¹Schlichten statt Richtenª vor Schülern (Klassensprecher der Klassen 8
bis 10) vorgestellt. Die Idee der gewaltlosen Problemlösung griffen unter anderem Schüler der Friedrich-Dethloff-Schule in Waren auf. In der Folgezeit
entstand an ihrer Schule eine Schlichtergruppe, die sich aus acht Schülern
der Klassenstufen 7 bis 10 zusammensetzt. Zur Vertiefung der Problematik
nahmen einige Schlichter an weiteren Seminaren der Otto-Bennecke-Stiftung
teil. Darüber hinaus stehen die Akteure im regelmäûigen Erfahrungsaustausch
mit anderen Schlichtergruppen.
Das Projekt wird durch Pädagogen der Schule (u. a. Schulsozialarbeiterin) unterstützt und gefördert.
Konzeptioneller Ansatz
Junge Menschen verfügen über eine altersspezifische Kompetenz, auf Gleichaltrige einzuwirken; eine Kompetenz, die sie zum Schlichten prädestiniert. Jugendliche sind mit den Normen und Werten ihrer Altersgruppe besser vertraut
als Erwachsene. Damit besitzen sie in den Augen ihrer Altersgefährten eine
höhere Interventionsberechtigung und werden in ihrer Funktion eher akzeptiert.
Die Schlichter der Schule wirken durch ihre Fähigkeit der Gesprächsführung
auf an Konflikten Beteiligte ein. Sie bewegen die Konfliktparteien, ihre Interessen klar zu formulieren, um Alternativen zu festgefahrenen Positionen zu
finden. Die Schlichter geben keine Lösungen vor; sie helfen den Beteiligten,
eigene Lösungen zu erarbeiten. Bei Nichteinhaltung der Termine und bei Missachtung des vorgeschlagenen Lösungsweges zwischen den betroffenen Parteien erfolgt ein Gespräch in der gesamten Schlichtergruppe. Im Falle der
Nichteinigung der Kontrahenten wird die Schulleitung informiert.
Wöchentlich werden zwei Schlichter bestimmt, die für anfallende Probleme
zuständig sind. Sie erstatten der Schlichtergruppe über die durchgeführten
Maûnahmen Bericht.
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S. 150
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Sachstand/Ergebnisse
Die Schlichtergruppe wird von den Schülern überwiegend akzeptiert und bei
Problemen in Anspruch genommen.
Im Jahr 1999 wurde die Schlichtergruppe der Friedrich-Dethloff-Schule in Waren für die hervorragende Umsetzung des Projektes ¹Schlichten statt Richtenª
mit dem Landespräventionspreis Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern vom 29. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 151
Jugendkriminalität/Jugendschutz
Theaterprojekt ¹Comic onª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landrat Neuss, Kommissariat Vorbeugung, Jülicher Landstraûe 178, 41464
Neuss
Organisation
Das Theaterprojekt ¹Comic onª wurde aufgrund der Zunahme von Aggression
und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen im Umfeld Schule initiiert. Die
Federführung liegt beim Kommissariat Vorbeugung.
Das Projekt wird in Kooperation mit den jeweiligen Schulen durchgeführt.
Konzeptioneller Ansatz
Mit dem speziell für die Seh- und Hörgewohnheiten von Jugendlichen konzipierten Musiktheaterstück und dem anschlieûenden Diskussionsangebot soll
den jugendlichen Zuschauern eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten sowie mit der Thematik insgesamt ermöglicht werden. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren.
Zum Einsatz kommt dabei das Jugendtheater ¹Comic onª mit dem Stück
¹Durchgeknalltª. Kinder und Jugendliche werden im Rahmen eines theaterpädagogischen Ansatzes mit verschiedenen Begrifflichkeiten zum Themenkomplex ¹Gewaltª konfrontiert. An das Theaterstück schlieût sich eine Diskussion
mit den Schauspielern an.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
e-mail des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen vom 5. 1. 2000.
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S. 152
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Themenbereich
Kinder/
Primärprävention
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Kinder/Primärprävention
¹Ich bin ich, Du bist du und das sind wir!ª ± Das
Präventionsprojekt des Kinderschutz-Zentrums Oldenburg
Ansprechpartner/Dienststelle
Kinderschutz-Zentrum Oldenburg, Friederikenstraûe 3, 26133 Oldenburg
Organisation
Das Projekt zur Prävention von sexueller Gewalt gegen Mädchen und Jungen in
der Grundschule wird seit 1997 vom Kinderschutz-Zentrum Oldenburg durchgeführt. Es ist entstanden aus der Weihnachtsspendenaktion der Nord-WestZeitung aus dem Jahre 1996 und wird rein aus diesen Spendenmitteln finanziert.
Den Kern der Präventionsarbeit bilden Unterrichtsprojekte in Grundschulen,
die von drei qualifizierten Mitarbeiterinnen in Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Eltern in den Schulen durchgeführt werden. Diese Arbeit in den
Schulen wird durch Fachberatungs-, Kooperations- und Fortbildungstätigkeiten auf der einen und einer begleitenden Evaluationsstudie in Zusammenarbeit
mit der Carl von Ossietzky Universität auf der anderen Seite durchgeführt.
Konzeptioneller Ansatz
Das Konzept baut auf einer Analyse des gegenwärtigen Standes der Präventionsdiskussion und -praxis auf und orientiert sich an den momentanen Möglichkeiten der Grundschulen. Im Gegensatz zu kurzen isolierten Programmen,
bei denen fremde Personen für wenige Stunden punktuell auftreten und damit
vertrauensbildende Arbeit nur begrenzt möglich ist, wird mit diesem Programm
die aktive Einbeziehung der Eltern, der Lehrkräfte als auch der Mädchen und
Jungen, angestrebt. Dadurch kann das Thema ¹sexueller Missbrauchª in ein auf
Ich-Stärke ausgerichtetes Rahmenthema (¹Ich bin ich, Du bist du und das sind
wir!ª) eingebettet werden. Durch die jeweils angebotenen Beratungsmöglichkeiten für die Mädchen und Jungen vor Ort in den Schulen, wird dafür Sorge
getragen, dass ± eventuell auch betroffene ± Mädchen und Jungen nach Erhalt
von Informationen mit ihren Fragen, Sorgen und vielleicht auch ¾ngsten nicht
alleine zurechtkommen müssen.
Die Arbeit teilt sich in eine Vorbereitungs-, eine Durchführungs- und eine Auswertungsphase auf und wird in enger Kooperation mit der Beratungsstelle und
Wohngruppe des Kinderschutz-Zentrums als fachlichem (Reflexions-)Hintergrund durchgeführt. Vor der Arbeit mit den Kindern steht die Arbeit mit den
Erwachsenen (Absprachen mit der Schule, Fortbildung für das Kollegium, Elternabende zur Information, insgesamt zwei Fortbildungen und fünf Elterna155
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S. 156
Kinder/Primärprävention
bende). Danach folgt eine im Kern fünfwöchige (unterschiedlich intensive, insgesamt etwa 32 bis 35 Stunden umfassende) Unterrichtstätigkeit von zwei Projektmitarbeitern (eine Frau, ein Mann) in Kooperation mit den Lehrern. Der
Ansatz einer geschlechterbewussten Arbeit mit den Kindern (zeitweise Mädchen- und Jungengruppen) wurde auch auf die begleitende Arbeit mit den Eltern
übertragen (Mütter- und Väterabende als fester Bestandteil des Konzeptes).
Den Abschluss bilden Reflexionsgespräche mit den Lehrern, ein Auswertungselternabend und eine weitere Fortbildung für das Kollegium. Nach ein beziehungsweise drei Monaten folgen weitere Unterrichtsbesuche zur Auffrischung
(follow up) und als Möglichkeit für weitere Beratungsgespräche.
Sachstand/Ergebnisse
Auf der Basis dieses Konzeptes wurde bis Ende des Schuljahres 1998/99 in drei
Grundschulen der Region mit zehn Klassen gearbeitet. Die Weiterführung der
Arbeit im folgenden Schuljahr ist geplant. Es wurde mit einer 3. Klasse und
neun 4. Klassen gearbeitet. An der Projektarbeit nahmen bisher insgesamt 203
Kinder (88 Mädchen und 115) Jungen im Alter von 8 bis 12 Jahren teil. Die
Beteiligung der Eltern je Elternabend lag zwischen 33 % und 84 %. Im Durchschnitt besuchten bei einer durchschnittlichen Klassengröûe von 21 Kindern 12
Erziehungsberechtigte die Elternabende (neun Mütter und drei Väter). Eine im
Verhältnis sehr gute Beteiligung gab es bei den Väterabenden. Von den vier bis
acht Vätern, die jeweils kamen, waren immer zwei oder drei neue Väter beziehungsweise Väter, die noch nie auf einem Elternabend gewesen sind. Das heiût,
durch gezielte Ansprache und Angebote lassen sich Väter für die Präventionsarbeit gewinnen.
Mit dem Konzept wurden sehr gute Erfahrungen gemacht. Es gab bislang viele
positive Rückmeldungen von allen Beteiligten. Dabei waren in Teilen der Elternschaft gerade im Vorfeld und zu Beginn doch auch Bedenken und ¾ngste
vorhanden. Solche Bedenken und ¾ngste konnten durch die Arbeit weitgehend
beseitigt werden. Die beteiligten (Klassen-) Lehrerinnen konnten sich alle im
Anschluss vorstellen, nun auch in Zukunft dieses Thema zu behandeln, an das
sie sich zuvor zum Teil nicht richtig herangetraut hatten. Auch den Kindern hat
die Arbeit viel Spaû gemacht. Insbesondere die Mädchen- und Jungengruppen
waren sehr beliebt. Sie haben auûerdem intensiv die Möglichkeit, Gespräche
mit den Projektmitarbeitern in der Schule zu führen, genutzt. Insgesamt kam es
zu 110 Gesprächen mit 74 Kindern (52 Mädchen und 22 Jungen) vor Ort in der
Schule. Bei den Themen handelte es sich um ein breites Spektrum, angefangen
von relativ harmlosen Streitigkeiten unter Kindern bis hin zu Vernachlässigung, Kindesmisshandlung und auch sexuellen Übergriffen. Auffällig war, dass
in den weitaus meisten Gesprächen die groûe Sorge der Mädchen und Jungen
um die Eltern (Verschuldung, Alkoholismus, Trennung, Krankheit, Tod usw.)
im Mittelpunkt stand.
156
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S. 157
Kinder/Primärprävention
Um die Wirkung systematisch überprüfen und das Konzept weiterentwickeln
zu können, wurde in Kooperation mit der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg eine Selbstevaluationsstudie durchgeführt. In dieser empirischen Untersuchung wurde die Präventionsarbeit in zwei 4. Klassen (d. h. zwei Durchgänge, eine in einer städtischen und eine in einer ländlichen Schule) mit Hilfe
von schriftlicher Befragung evaluiert. Im Mittelpunkt stand die Überprüfung
des Wissenserwerbs bei den Mädchen und Jungen und den Eltern/Bezugspersonen. Darüber hinaus sollten etwaige Negativeffekte (insbesondere eine eventuell gesteigerte ¾ngstlichkeit bei den Kindern) überprüft und analysiert werden. Dazu wurden Pre- und Posttests mit entsprechenden Erhebungsinstrumenten (Fragebogen für Kinder, Fragebogen für Mütter/Väter) durchgeführt. Jeweils eine Parallelklasse fungierte dabei als Kontrollgruppe. In dieser fand dann
im Anschluss ebenfalls die Präventionsarbeit statt. Die Studie wurde unter wissenschaftlicher Leitung ausgewertet. Es konnten Wissenszuwächse bei den
Kindern durch die Präventionsarbeit nachgewiesen werden. Kinder wie Eltern
bewerteten darüber hinaus das Projekt positiv. Eine gesteigerte ¾ngstlichkeit
lässt sich nicht beobachten.
Die Zukunft des Projektes ist angesichts der sich neigenden Spendenmittel offen.
Publikationen
Herschelmann, Michael / Könnecke, Angela / Pech, Detlef (1999): ¹Ich bin ich,
Du bist du und das sind wir!ª ± Ein Projekt zur Stärkung des Selbstbewusstseins
in der Grundschule. In: Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren
(Hg.): ¹Wenn Kinder und Jugendliche Gewalt ausüben . . . Grundlagen für ein
strategisches Handeln der Jugendhilfeª. Dokumentation der Fachtagung in Erfurt am 9./10. Juni 1999. In Vorbereitung.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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Kinder/Primärprävention
¹Schlau sein wie der Fuchsª ±
Gewaltprävention in der Grundschule
Ansprechpartner/Dienststelle
Kinderschutz-Zentrum Kiel, Zastrowstraûe 12, 24114 Kiel
Organisation
Das Projekt umfasst
± drei vorbereitende Elternabende,
± drei Unterrichtseinheiten und Fortbildungs- beziehungsweise Koordinationstermine mit der Lehrerschaft sowie
± einen Elternabend zur Auswertung.
In Schleswig-Holstein sollen in jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt zwei
Schulen vom ¹Fuchsprojektª erreicht werden.
Die Anleitung und Begleitung des Projektes geschieht durch eine Mitarbeiterin
des Kinderschutz-Zentrums Kiel. Darüber hinaus sind ein Sozialpädagoge
(19,25 Stunden), ein Diplompädagoge oder Diplompsychologe (10 Stunden),
Studenten im Hauptstudium an der Fachhochschule für Sozialpädagogik oder
dem Lehramtsstudium (10 Stunden) und eine Sekretärin (5 Stunden) im Rahmen des Projektes tätig.
Der Projektzeitraum beträgt zwei Jahre.
Die Finanzierung muss noch abgesichert werden. Vorläufig wurde ein erster
modellhafter Durchlauf aus bestehenden Mitteln ermöglicht.
Eine wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Heilpädagogische Institut
der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
Konzeptioneller Ansatz
Sinnvolle Gewaltprävention mit Grundschulkindern ist nach den Erfahrungen
der Projektbetreiber nur unter Einbeziehung der Elternschaft möglich.
In dem Projekt ¹Schlau sein wie der Fuchs ± Gewaltprävention in der Grundschuleª werden drei spezielle Unterrichtseinheiten in Verbindung mit intensiver Elternarbeit angeboten. Die Mitarbeiterinnen des Projektes haben beraterisch-therapeutische Erfahrung im Problemfeld Gewalt gegen Kinder. Das Angebot wird in enger Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrern vorbereitet. Es
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Kinder/Primärprävention
wird vorausgesetzt, dass die Schule eine fächerübergreifende Einbindung von
Themen wie Ich-Stärkung, Wahrnehmung von Gefühlen und Grundlagen der
Sexualaufklärung übernimmt.
Ziel des Fuchsprojektes ist, Kinder, Eltern und Lehrer darin zu stärken, in Krisensituationen angemessene Verhaltensweisen zu entwickeln. Das heiût: Sensibilisierung der Wahrnehmungsfähigkeit, Entwicklung von Handlungs- und
Entscheidungsalternativen in Krisensituationen, Unterstützung der Fähigkeit,
Hilfe zu holen beziehungsweise zu helfen.
Zielgruppe des Projektes sind Grundschulkinder der 1. und 2. Klasse, deren
Eltern und Lehrerinnen.
Bei der Durchführung der Unterrrichtseinheiten spielen der Fuchs (eine Handpuppe) und der Einsatz von Theaterszenen eine zentrale Rolle. Jeweils zwei
Mitarbeiterinnen des Kinderschutz-Zentrums Kiel spielen eine Konfliktszene
und der/die dritte Erwachsene übernimmt gemeinsam mit dem Fuchs die Moderation zwischen Darstellern und Kindern. Die Szenen können von den Kindern gestoppt werden, werden zurückgespult und gemeinsam verändert. Der
Fuchs bringt Fragen, Kommentare und ¹Fuchsmerksätzeª zu den gespielten
Situationen ein und (ganz wichtig) entlastet die Kinder, falls Spannungen
und Druck entstehen. Die Eltern haben über die Elternabende Einblick und
Einwirkungsmöglichkeiten auf die Unterrichtseinheiten, so dass sie die Präventionsarbeit mit den Kindern unterstützen können.
Sachstand/Ergebnisse
Ergebnis des durchgeführten Fuchsprojektes war, dass sowohl Kinder als auch
Eltern ein gröûeres Gefühl von Sicherheit formulierten bezüglich möglicher
Gefahren durch sexuellen Missbrauch und Gewalt (Befragung der Eltern nach
einem halben Jahr). Die Eltern fühlten sich ermutigt und angeregt, mit den
Kindern Handlungsmöglichkeiten für schwierige Situationen zu entwickeln.
Die Kinder fühlten sich unterstützt und befähigt, mit den Eltern, den Lehrerinnen und anderen Kindern über schwierige Situationen zu sprechen und um Hilfe
nachzufragen.
Bei Realisierung des zweijährigen Modellprojektes ist eine Erfolgsevaluation
unter wissenschaftlicher Begleitung des Heilpädagogischen Instituts der Universität Kiel bezüglich folgender Ziele geplant:
± Erweiterung des Handlungspielraumes in schwierigen Situationen bei den
Kindern,
± Erziehungskompetenzerweiterung der Eltern und
± bessere Vernetzung zwischen Schule und Einrichtungen der Jugendhilfe.
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Kinder/Primärprävention
Kooperationspartner sind jeweils die Lehrerschaft und Beratungsstellen vor
Ort.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 163
Kinder/Primärprävention
Kindergarten-Cop
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Schwerin, Kriminalkommissariat, SB Jugend, Amtsstraûe
21±23, 19055 Schwerin
Organisation
¹Kindergarten-Copª ist ein Projekt der Präventionsbeamten im Bereich Kriminalprävention der Polizeiinspektion Schwerin. Durch die ständig wachsenden
Kriminalitätszahlen im Bereich der Jugendkriminalität, die von einer beängstigenden Gewaltbereitschaft begleitet sind, wurden die Klassenstufen 1 bis 12
der Schweriner Schulen zum ständigen Betätigungsfeld der beiden Präventionsbeamten. Ihr regelmäûiger Einsatz machte sie nach Meinung von vielen
Lehrern zu unentbehrlichen Gesprächspartnern. Anlass zur Besorgnis gab es
auch dadurch, dass den Beamten von Lehrern des Grundschulbereiches mitgeteilt wurde, dass bereits ¹gewaltbereiteª Kinder eingeschult werden.
Diese Informationen führten zu der Erkenntnis, die Gewaltprävention noch vor
der Einschulung zu beginnen und das Projekt ¹Kindergarten-Copª ins Leben zu
rufen.
Konzeptioneller Ansatz
Das sich gegen die Anfänge von Gewalt wendende Präventionsprogramm verfolgt das Ziel, schon bei Kindern im Kindergartenalter das Unrechtsbewusstsein
mit den Begriffen ¹Gutª und ¹Böseª zu entwickeln. Hierzu wird zunächst mit
Tiergeschichten sowie mit einem selbst gestalteten Schaublatt gearbeitet. In der
Gruppe werden Geschehnisse mit Kindern aus dem Polizeialltag dargestellt.
Auch kleine Rollenspiele finden Begeisterung bei den Kindern. Hier wird nach
Empfinden und Gefühlen gefragt, die auftreten, wenn Kinder mit ¹Gewalt im
Kleinenª konfrontiert werden. Im Alltagsgeschehen des Kindergartens sind das
Handlungen wie Kratzen, Beiûen, Kneifen, Schubsen, an den Haaren ziehen,
mit Sand werfen und Anschreien.
Spielerisch wird den Kindern vermittelt, was ein Kind empfindet, wenn es geschubst, angeschrien oder vielleicht auch gekniffen wird. Aufgrund dieser Auseinandersetzungen werden den Kindern Wege aufgezeigt, die mit einer einfachen Entschuldigung beginnen. Die Lösungsansätze wurden vor Beginn des
Projekts mit einem Kinderpsychologen besprochen, um eine Grundlage für
die Reaktionen zu schaffen.
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S. 164
Kinder/Primärprävention
Der Einsatz der Beamten dauert in der Regel 30 Minuten, um die Kinder in
ihrem Aufnahmevermögen nicht zu überfordern.
Sachstand/Ergebnisse
Nachfolgende Gespräche mit Erziehern zeigen, dass die Zusammenkünfte mit
den Kindern ihre Wirkungen nicht verfehlt haben. Die Kinder sprechen sich
danach untereinander auf ihr Verhalten an und weisen noch auf Dinge hin, die
¹böseª sind.
Auf Elternabenden wird dieses ebenfalls deutlich. Auch hier berichten Eltern
über Ereignisse, die ihnen ihre Kinder nach einer Veranstaltung mit der Polizei
erzählt haben. Die Reaktionen zeigen auch, dass sich die Kinder selbst später
noch mit dem Erlebten beschäftigen und es umsetzen.
Erzieher sowie Eltern sind der einheitlichen Meinung, dass dieses Projekt seine
Fortsetzung finden muss, da Themen angesprochen werden, die im allgemeinen
für das Alter der vier- bis sechsjährigen Mädchen und Jungen noch nicht relevant waren.
Wenn Kinder merken, dass sie mit den übermittelten Argumenten dem ¹Bösenª
nicht mehr entgegentreten können, fragen sie nach dem Wiederkommen der
Polizisten. In der Regel erfolgt der Einsatz im Kindergarten quartalsmäûig.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
¹Kindergarten-Copsª helfen gegen Anfänge von Gewalt. In: ¹Schweriner Volkszeitung onlineª vom
13. 4. 1999.
Schreiben der Polizeiinspektion Schwerin vom 18. 10. 1999 mit Anlagen.
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S. 165
Kinder/Primärprävention
¹Kriminell, Krise, oder was?ª ± Neue Zugangswege und
Unterstützungsangebote der Sozialpädagogik im Bereich der
Kinderdelinquenz
Ansprechpartner/Dienststelle
Kinderschutz-Zentrum Kiel, Zastrowstraûe 12, 24114 Kiel
Organisation
Das im Februar 1999 in Kiel gestartete Projekt ¹Kriminell, Krise oder was?ª
erprobt verschiedene Zugangswege und Unterstützungsangebote der Sozialpädagogik im Bereich Kinderdelinquenz. Es wird durch die Stiftung zur Förderung des Kinderschutzes, das Ministerium für Frauen, Jugend, Wohnungs- und
Städtebau des Landes Schleswig-Holstein und den Rat für Kriminalitätsverhütung des Landes Schleswig-Holstein (Ü) gefördert.
Eine wissenschaftliche Begleitung wird durch die Forschungsstelle für Jugendstrafrecht und Kriminalprävention an der Christian-Albrechts-Universität Kiel
durchgeführt.
Konzeptioneller Ansatz
Kinder und Jugendliche, die Diebstahls- oder Raub- und Gewaltdelikte begehen, haben sich den Einflussmöglichkeiten von Erwachsenen ± Eltern, Lehrkräften, Mitarbeitern aus Jugendhilfeeinrichtungen ± weitgehend oder gänzlich
entzogen. Sie sind entweder isoliert oder eingebunden in Cliquen oder Banden.
Insbesondere Raub- und Gewaltdelikte verüben Kinder und Jugendliche zunehmend aus Gruppen heraus. Damit erhebt sich die Frage, wie man zu diesen
Kindern und Jugendlichen Zugang gewinnen kann, um eine Beziehungsgrundlage für Veränderungen zu schaffen. Darüber hinaus stellt sich die Frage der
Erreichbarkeit bereits im Vorfeld der Delinquenz, das heiût, auch für den Bereich der Prävention ist zu klären, ob die vorhandenen Zugangswege zu besonders problematischen Kindern und Jugendlichen ausreichend sind. Vor diesem
Hintergrund werden Jugendliche für besonders geeignet gehalten, dem ¹Lebensentwurfª dieser Kinder zu begegnen. Aus Amerika und England stammt
die Idee (peer-education-Ansatz), sogenannte Peers (Gleichrangige) in die sozialpädagogische Arbeit mit einzubeziehen, also Jugendliche, die von der Sprache und den Gedanken her auf der gleichen Ebene von Kindern und Jugendlichen stehen. Jugendliche werden unterstützt, sich für Kinder zu engagieren,
die gestohlen haben und gewalttätig geworden sind, aber auch für Kinder im
Vorfeld von Delinquenz.
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S. 166
Kinder/Primärprävention
Das Projekt richtet sich an Kinder unter 14 Jahren, die sowohl Opfer von Hänselei, ¹Abzockenª und Gewalttätigkeit sind oder durch abweichendes Verhalten wie zum Beispiel Ladendiebstahl, Gewalttätigkeit, Vandalismus und so
weiter auffallen.
Jugendliche sind in diesem Projekt zusammen mit pädagogischen Fachkräften
Ansprechpartner für Kinder, die Gewalt, extremer Hänselei oder ¹Abzockeª
anderer Kinder ausgesetzt sind oder diese selbst ausüben.
Sie arbeiten in folgenden Bereichen mit:
± Grundschule oder Grund- und Hauptschule
Stärkung der Kinder durch Jugendlichen-Coaching im Sinne eines Ansprechpartners im Schulalltag oder einem wöchentlichen Freizeitangebot auf dem
Schulgelände.
± Einzelhandel
Aktion ¹Bauen statt Klauenª oder ¹Rocken statt Zockenª. Alternative Freizeitgestaltung für Kinder, die auf der Suche nach einem Kick, aus Langeweile oder
Einsamkeit ihre Tage in Kaufhäusern verbringen. Mit den Jugendlichen zusammen soll für diese Kinder langfristig eine Gruppen- und alternative Freizeitanbindung geschaffen werden.
± Kinder- und Jugendtelefon
Aktionen mit Infostand, Fragebogen, Flyern, Plakaten zu den Themen: extreme
Hänselei, ¹Abzockeª, Gewalt, ¹Klauenª etc., die Kinder selbst erledigen oder
ausüben. Diese Aktionen haben das Ziel, dass Kinder eine anonyme Telefonberatung über die kostenlose Nummer des Kinder- und Jugendtelefons nutzen
und sich dort Rat und Hilfe holen.
± Gruppenangebot
In Kontakt mit Schule, Eltern und Kaufhaus können Kinder, die besonderer
Hilfe bedürfen, sei es als Opfer von Gewalt und Delinquenz oder sei es, weil
sie sich selbst gewalttätig und dissozial verhalten, in ein regelmäûiges, intensives Gruppenangebot vermittelt werden. Dieses Gruppenangebot ist eine Mischung aus sozialer Gruppe und sozialer Trainingsgruppe.
± Elternbrief
Die Eltern, die aktuell mit zum Beispiel Diebstahl ihres Kindes konfrontiert
sind, erhalten einen Elternbrief, der als Leitfaden für einen angemessenen Umgang mit den Normverstöûen ihrer Kinder dient. Auf Wunsch können die Eltern
zudem eine persönliche Beratung in Anspruch nehmen.
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S. 167
Kinder/Primärprävention
Sachstand/Ergebnisse
Erste Erfahrungen mit dem Peer-Education-Ansatz:
Bis zum Sommer wurde eine erste Gruppe von zehn Jugendlichen im Alter von
10 bis 17 Jahren aus sozialen Brennpunkten der Stadt Kiel ausgebildet. Diese
Ausbildung umfasste 55 Stunden, wurde am Wochenende durchgeführt und
soll die Jugendlichen auf die Arbeit mit den Kindern vorbereiten. Das Ausbildungscurriculum beinhaltet Themen wie: Gewalt, Diebstahl, Werte und Normen, Kommunikation und Gesprächsführung, Leitung einer Gruppe, Maûnahmen der Ersten Hilfe und so weiter. Eine erste wichtige Erfahrung stand im
Zusammenhang mit der Werbung, Motivation und Ausbildung der Jugendlichen. Nach Werbeaktionen an zwei Kieler Schulen gab es 30 Interessierte,
davon etwa 2/3 weibliche und 1/3 männliche Jugendliche. Bis zum Beginn der
Ausbildung gab es eine Fluktuation von 50 %, so dass 15 Jugendliche die Ausbildung begannen. Zehn Jugendliche haben die Ausbildung erfolgreich beendet. Alle zehn sind weibliche Jugendliche. Als Gründe für den Ausstieg gaben
insbesondere die Jungen an, dass eine zu groûe Verbindlichkeit gefordert wird,
insgesamt eine zu groûe Zuverlässigkeit, die zu wenig Zeit lässt für eigene
Freizeit. Da es sich aber gerade im Zusammenhang mit der Problematik der
Delinquenz überwiegend um männliche Kinder handelt, wird weiter der Frage
nachzugehen sein, wie männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren
für diese Tätigkeit motiviert und dann auch verbindlich gehalten werden können.
Deutlich wurde in einer ersten Befragung, dass sich insbesondere Jugendliche
für diese Arbeit melden, die selbst betroffen sind. In der weiteren Arbeit wird
sich erweisen müssen, ob dies ein positiver Effekt ist, der ihr Verständnis für die
problembelasteten Kinder schärft, oder ob sich dieses eher als ungünstig erweist.
Während mit dem Projekt für die Telefonberatung eher Jugendliche erreicht
werden, die aus der sogenannten Mittelschicht stammen, wurden für dieses
Projekt gezielt Jugendliche geworben, die selbst in sozialen Brennpunkten leben und eher selbst aus problembelasteten und sozial schwachen Familien
stammen. Wie sich schon in der ersten Phase zeigt, ist hier die Fluktuation höher
als sie aus dem Telefonprojekt bekannt ist.
Die aktive Arbeit mit den Kindern wird mit Beginn des neuen Schuljahres
anlaufen.
Weitere Gruppen von Jugendlichen sollen ausgebildet werden. Im Frühjahr
2000 soll darüber berichtet werden, wieweit es gelungen ist, mit Hilfe der vorbereiteten Jugendlichen Kontakt zu den Kindern mit auffälligem delinquenten
Verhalten herzustellen, wieweit es gelungen ist, über den angedachten Weg auf
die peer-groups Einfluss zu nehmen, in denen sich diese Kinder aufhalten und
wieweit es gelungen ist, die betreuenden Jugendlichen an der aktiven Mitarbeit
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S. 168
Kinder/Primärprävention
zu halten und ihnen eine weitergehende Kompetenz für Konfliktlösungen zu
vermitteln.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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Kinder/Primärprävention
Gemeinsames Präventionsprogramm ¹Kinder und
Kriminalitätª des Innen-, Kultus- und Sozialministeriums
Baden-Württemberg
Ansprechpartner/Dienststelle
Innenministerium Baden-Württemberg, Abteilung 3±Landespolizeipräsidium
±, Dorotheenstr. 6, 70173 Stuttgart
Organisation
Das landesweite Präventionsprogramm wurde am 13. 7. 1998 vom Ministerrat
des Landes Baden-Württemberg beschlossen. Es ist vorgesehen, das Programm
bis zum Jahr 2000 stufenweise umzusetzen und dieses dann in institutionalisierter Form fortzuführen. Mit der Umsetzung wurde 1998 begonnen. Die Finanzierung erfolgt anteilig durch die beteiligten Ministerien.
Vom Ministerrat wurde die Durchführung eines Forschungsprojektes zur Jugendkriminalität in Baden-Württemberg zur Gewinnung von Präventionsansätzen und zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der statistischen Entwicklung beschlossen.
Konzeptioneller Ansatz
Die Zielsetzung der Konzeption besteht darin, Kinder durch abgestimmte und
langfristig angelegte Präventionsmaûnahmen von Kindergärten, Schulen und
Polizei ± unter Einbeziehung primärer Sozialisationsträger, wie insbesondere
der Eltern ± davor zu schützen, Opfer oder Täter von Straftaten zu werden.
Wichtige Feinziele sind dabei:
± die Stärkung des Rechtsbewusstseins von Kindern,
± die Aufklärung der Kriminalitätsgefahren allgemein,
± eine gezielte Sensibilisierung im Hinblick auf besonders relevante Kriminalitätsbereiche und Gefahrensituationen für Kinder,
± die Förderung eines Gefühls von Sicherheit und Geborgenheit bei Kindern
sowie
± eine Steigerung der sozialen Kompetenz von Kindern.
Primäre Zielgruppe sind Kinder vom Vorschulalter bis zum Alter von 14 Jahren.
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S. 170
Kinder/Primärprävention
Sekundäre Zielgruppe ± über die die Kinder indirekt erreicht werden können ±
sind Eltern und Multiplikatoren, insbesondere Erzieher, Lehrer sowie Polizeibeamte.
Beteiligt an diesem Programm sind das Innen-, Kultus- und Sozialministerium,
das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (Konzeption/Erstellung der Materialien) sowie Erzieher, Lehrer und Polizeibeamte (Umsetzung vor Ort).
Ausgehend von den für Kinder unter Opfer- und Täteraspekten besonders bedeutsamen Kriminalitätsfeldern sollen sich die gemeinsamen Präventionsaktivitäten auf die Themenfelder
± sexueller Missbrauch von Kindern,
± Gewalt (Körperverletzung, Sachbeschädigung, Vandalismus),
± Eigentum (Schwerpunkt Diebstahl, Ladendiebstahl) und
± Sucht (legale und illegale Drogen)
erstrecken.
Die Themen sollen stufenweise beim betroffenen Personenkreis thematisiert
werden. Nach einer Vorabinformation der Eltern bereitet der Erzieher beziehungsweise der Lehrer das jeweilige Thema in einer ersten Informations-/Anregungsphase im Rahmen des Unterrichts vor. In einer anschlieûenden Vertiefungsphase kommt ein Polizeibeamter in den Unterricht und ergänzt die bisherige Themenbehandlung durch Informationen auf Grundlage seiner Erfahrungen. In zeitlichem Zusammenhang mit dieser Vertiefungsphase erfolgt eine
nochmalige Elterninformation (Rundbrief, Elternabend). Als zentrale Unterstützungsleistung sollen ± bezogen auf die einzelnen Themenbereiche ± Handreichungen für Erzieher, Lehrer und Polizeibeamte,
± Informationsmaterialien für Eltern und Schüler und
± Arbeitsmaterialien für den Einsatz im Unterricht
entwickelt und beteiligten Stellen zur Verfügung gestellt werden.
Sachstand/Ergebnisse
Bisher wurden Materialien zu den Themenbereichen Gewalt (siehe Programm
¹Herausforderung Gewaltª, Ü) und ¹Sexueller Missbrauch an Jungen und
Mädchenª fertig gestellt.
Themenhefte für Polizeibeamte zu den Bereichen
± Eigentum/Diebstahl,
± Gefährdung/Hilfsangebote,
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S. 171
Kinder/Primärprävention
± Gewalt gegen Personen und Sachen sowie
± Recht und Unrecht
werden derzeit (November 1999) von Arbeitsgruppen erarbeitet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Arbeitsgruppe des Innen-, Kultus- und Sozialministeriums: Gemeinsames Präventionsprogramm Kinder und
Kriminalität. Konzeption. 1. 7. 1998.
Schreiben des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg vom 5. 1. 1999 mit Anlagen.
e-mail des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg vom 9. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 172
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S. 173
Kinder/Primärprävention
Malheftserie ¹Super Tips für Klein und Groûª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt, Abteilung 1, Dezernat 13, Sachgebiet
13.1/Jugendsachen, Lübecker Straûe 53, 39124 Magdeburg
Internet: http://www.polizei.sachsen-anhalt.de
Organisation
Bei dem Präventionsprojekt Malheftserie ¹Super Tips für Klein und Groûª
handelt es sich um ein landesweites Projekt des Landeskriminalamts (LKA)
Sachsen-Anhalt, dem seit 1995 ein Beamter fortlaufend zugeordnet ist. Dieser
konzipierte das Projekt und zeichnet und textet die Malhefte.
Als Kooperationspartner fungierten themenbezogen das Referat für Brand- und
Katastrophenschutz im Ministerium des Innern von Sachsen-Anhalt, der Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt e. V., der Bundesgrenzschutz und die
Deutsche Verkehrswacht.
Die Finanzierung erfolgt über Mittel des LKA, des Ministeriums des Innern und
des Ministeriums für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales sowie themenbezogen teilweise durch Sponsoring (z. B. Kaufland und öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt).
Konzeptioneller Ansatz
Das Projekt hat zur Zielsetzung, Kindern frühzeitig präventive Aspekte altersgerecht zu vermitteln, damit sie sich selbständig vor Kriminalität und anderen
Gefahren schützen können. Schwerpunkte bilden kindertypische Delikte (z. B.
Ladendiebstahl) beziehungsweise charakteristische Gefährdungsbereiche dieser Altersgruppe (z. B. Straûenverkehr oder sexuelle Selbstbestimmung). Die
Themenauswahl erfolgt dabei nach den Schwerpunkten, die sich im Jahresbericht ¹Jugendkriminalität und Jugendgefährdung im Land Sachsen-Anhaltª für
die Zielgruppe abzeichnen sowie nach den Erkenntnissen und Erfahrungen der
Polizeibeamten bei der Arbeit mit Kindern.
Zielgruppe sind Kinder der Altersgruppe vom 6. bis 12. Lebensjahr.
Hinweise für Eltern, Lehrer und Erzieher fördern dabei die Umsetzung der
Themen innerhalb der Zielgruppe.
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Kinder/Primärprävention
Sachstand/Ergebnisse
Die Malhefte, in denen jeweils eine themenbezogene Geschichte in Versform
erzählt wird, erscheinen seit Mitte 1995 in vierteljährlichen Abständen. Bis
Ende 1998 sind bereits 13 Hefte erschienen, weitere Themen sind konzipiert.
Die bisherige Resonanz auf das Projekt ist groû. Die Auflagenhöhe der Malhefte beträgt 60.000 Stück pro Folge, wobei das Erscheinen landesweit in der
Presse angekündigt wird. Schulen, Kindereinrichtungen, Eltern und Lehrer
können die Exemplare je nach Bedarf bestellen. Insgesamt wurden bisher
550.000 Broschüren ausgeliefert.
Der Bekanntheitsgrad der Figuren aus den Heften unter den Kindern führte
dazu, dass die von der Polizeidirektion Magdeburg betreute Puppenbühne
mit den Themen und Figuren dieser Heftserie arbeitet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Fernschreiben des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt vom 10. 9. 1998.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt vom 10. 11. 1998.
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S. 175
Kinder/Primärprävention
Primärprävention bei Kindern mit den Sympathiefiguren der
Landespolizei ¹Leo Listigª und ¹Locki Wachsamª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, Zentralstelle Polizeiliche Kriminalprävention, HSG 130, Mühlenweg 166, 24116 Kiel
Internet: http://www.polizei.schleswig-holstein.de
e-mail: [email protected]
Organisation
Dieses Projekt wird vom Landeskriminalamt Schleswig-Holstein durchgeführt.
In der Vernetzung mit Eltern, Erziehern in Kindergärten, Lehrern in Grundschulen und den örtlichen Polizeidienststellen werden die ¹Lebendfigurenª für
die unmittelbare Kommunikation mit Kindern eingesetzt.
Die Finanzierung erfolgt aus dem Präventionstitel des Landes; eine Evaluation
ist in Planung.
Konzeptioneller Ansatz
Schleswig-Holstein hat sich seit Jahren verstärkt in der Primärprävention bei
Kindern engagiert. Mit den Sympathiefiguren sollen Präventionsbotschaften zu
Themen wie Diebstahl, Gewalt, Sachbeschädigung, Umweltschutz, das verkehrssichere Fahrrad, Rückhaltesysteme für Kinder, sicheres Überqueren der
Straûe und viele andere mehr im direkten Dialog spielerisch vermittelt werden.
Seit 1995 sind die Figuren mit einer Beamtin und einem Beamten besetzt.
Die Themenauswahl erfolgt nach enger Abstimmung mit den Verantwortlichen
im Kindergarten und in der Schule.
Zielgruppe sind Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren. Sie können
ihre ¹Problemeª auch an ¹Leoª und ¹Lockiª schreiben. Alle Briefe werden
beantwortet.
Sachstand/Ergebnisse
Der Einsatz der Sympathiefiguren in Schleswig-Holstein als Sozialmittler seit
1995 hat sich konzeptionell bewährt. Die unmittelbare Kommunikation in Verbindung mit Rollenspielen mit Kindern ist auch nach Auffassung externer
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Kinder/Primärprävention
Fachleute das geeignete Medium, Präventionsmaûnahmen mit dieser Zielgruppe durchzuführen. In die Arbeit der Sympathiefiguren sind die Erzieher
und Pädagogen fest eingebunden. Ihnen obliegt die pädagogische Vor- und
Nachbereitung dieser Präventionsmaûnahme zu von ihnen ausgewählten Themenbereichen.
Eltern und die örtlich zuständigen Polizeibeamten sind in das Projekt einbezogen.
Die Reaktionen aus dem erzieherischen und pädagogischen Bereich der Kindergärten und Schulen sind bisher ausschlieûlich positiv. Im Jahre 1999 werden
über 80 Einsätze durchgeführt. Erreicht werden dabei etwa 7.500 Kinder.
Das Präventionskonzept wurde zur bundesweiten Übernahme angeboten. Eine
Übernahme durch das Programm Polizeiliche Kriminalprävention (ProPK, Ü)
erfolgte jedoch nicht, unter anderem mit der Begründung, die vielfältigen Initiativen anderer Bundesländer, wie zum Beispiel das Maûnahmenpaket POLDI
in Sachsen (Ü) und das Projekt LEXI in Bayern (Ü), nicht zu unterlaufen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Dembeck, Edgar: ¹Hauptthema Kinderprävention . . . und es geht doch!ª In: Der Innenminister der Landes
Schleswig-Holstein (Hg.): Informationen der Polizei Schleswig-Holstein. Ausgabe 3/93, Seite 6 ff.
Fernschreiben des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein an alle KPK-Mitglieder vom 14. 8. 1996 bezüglich des ProPK Schwerpunktthemas 1997 ¹Jugendª.
Landeskriminalamt Schleswig-Holstein: Wir stellen uns vor: ¹Leo Listigª und ¹Locki Wachsamª ± die Sympathiefiguren der Landespolizei Schleswig-Holstein, Faltblatt, Kiel Februar 1997.
Fernschreiben des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein an alle KPK-Mitglieder vom 28. 8. 1998.
Handreichung während der 40. Arbeitstagung der KPK vom 28.±30. 9. 1999 in Wertheim.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999.
176
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S. 177
Kinder/Primärprävention
Programm Polizeiliche Kriminalprävention ±
Kinderbuchreihe zur Kriminalprävention
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Taubenheimstraûe 85,
70372 Stuttgart
Internet: http://www.polizei.propk.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Die Kinderbuchreihe zur Kriminalprävention ist ein Projekt der Arbeitsgruppe
¹ProPK-Medienª der Kommission Polizeiliche Kriminalprävention (KPK) und
der Zentralen Geschäftsstelle (ZGS) der Polizeilichen Kriminalprävention der
Länder und des Bundes.
Der erste Band mit dem Titel ¹Bobby, hör auf!ª entstand in Zusammenarbeit
mit einer Stuttgarter Verlag Servicegesellschaft, einem Kinder- und Jugendbuchautor und -illustrator und unter fachlicher Beratung eines Dozenten für
Kinder- und Jugendliteratur an der Fachschule für Sozialpädagogik in Stuttgart.
Das Kinderbuch wurde in einer Erstauflage von 100.000 Exemplaren produziert, hat einen Umfang von 36 Seiten und ist vierfarbig auf Recycling Papier
gedruckt. Neben drei inhaltlich abgeschlossenen kindgerecht aufbereiteten
Episoden enthält es auf einer Doppelseite dargestellt didaktisch-methodische
Hilfestellungen für Erzieherinnen und Erzieher. Weiterhin enthält es eine Reihe
von kindgerecht aufbereiteten Informationen über die Polizei.
Konzeptioneller Ansatz
Immer öfter werden heute bereits Kinder im Vorschulalter mit Situationen konfrontiert, in denen ein hohes Maû an sozialer Kompetenz gefordert ist. Oft
bekommen sie das dazu erforderliche Verhaltensrepertoire allerdings nirgendwo vermittelt. Faires und situationsgerechtes Verhalten kann man jedoch
lernen und trainieren ± die ¹Kinderbuchreihe zur Kriminalpräventionª des
ProPK will dazu einen fundierten Beitrag leisten.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik spricht eine deutliche Sprache: Immer mehr
Jugendliche unter 18 Jahren geraten in den Sog der Kriminalität. So schnellte
die Zahl der Tatverdächtigen unter 18 Jahren von 296.220 Personen im Jahre
1993 auf 455.187 (1998) hoch ± eine Steigerung von 53,6 Prozent (bei den unter
14-Jährigen sogar um 73 Prozent).
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Kinder/Primärprävention
Diese alarmierende Tendenz verdeutlicht: Es bestand dringend Handlungsbedarf. Zwar verfügen die meisten Kinder bereits im Vorschulalter über ein in
Grundzügen entwickeltes Rechts- beziehungsweise Unrechtsbewusstsein;
doch das dazu erforderliche Maû an sozialer Kompetenz ist nicht angeboren.
Anreize zum Erlernen muss die Umwelt ± sprich das familiäre Umfeld ± schaffen. Eine Aufgabe, der allerdings offenbar immer weniger Väter und Mütter in
ausreichendem Maûe nachkommen.
Angesichts dieser Entwicklung sehen sich Erzieherinnen und Erzieher zusehends dazu veranlasst, in die pädagogische Bresche zu springen und Kinder
möglichst frühzeitig für ein gewaltfreies Konfliktbewältigungsverhalten zu
sensibilisieren. Wirksamen Beistand will hierbei die neue Kinderbuchreihe
des Programms Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes
(ProPK) leisten. Sie verfolgt das Ziel, Kinder im Vorschulalter mit Problemlösungsstrategien vertraut zu machen, die helfen, jugendspezifischen Erscheinungsweisen der Kriminalität ¹von Kindesbeinen anª den Boden zu entziehen.
Den Auftakt der Buchreihe bildet der Band ¹Bobby, hör auf!ª zum Thema
¹Kinder und Gewaltª. Auf 36 farbig illustrierten Seiten werden in kindgerechter Sprache Konfliktsituationen und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, mit denen sich Vorschulkinder beziehungsweise Kinder der ersten Grundschulklassen auf spielerische Weise frühzeitig für aggressionsfreies und faires Verhalten
sensibilisieren lassen.
Weitere Bände mit gleicher Zielsetzung sind in Vorbereitung. Bereits im Herbst
2000 soll ein Band zum Thema ¹Kinder und Eigentumª erscheinen, der auf
altersgemäûe Art ¹Mein und Deinª vermitteln will und der in den ersten Grundschulklassen eingesetzt werden soll.
Sachstand/Ergebnisse
Im Rahmen des Projektes ist im Dezember 1999 ein erster Band der Kinderbuchreihe zur Kriminalprävention zum Thema ¹Kinder und Gewaltª mit dem
Titel ¹Bobby, hör auf!ª erschienen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Schreiben vom
3. 2. 2000 mit Anlagen.
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Kinder/Primärprävention
Kinderpolizeiausweise
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Niederbayern/Oberpfalz, SG E 3, Bismarckplatz 1, 93047
Regensburg
Internet: http://www.pp-nopf/baypol/
Konzeptioneller Ansatz
Nach wie vor gilt der Spruch: ¹Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehrª, weshalb der Prävention bei Kindern hohe Priorität eingeräumt wird.
Mit dem Kinderpolizeiausweis wird der Polizei die Möglichkeit gegeben, bei
Veranstaltungen direkten Kontakt zu Kindern zu bekommen. In spielerischer
Form kann auf Fragen der Kinder zu sicherheitsrelevanten Themen eingegangen werden. Wenn die Kinder die entsprechenden Fragen beantworten, bekommen sie den Kinderpolizeiausweis.
Als wichtig wird gesehen, dass jedem Kind ein Ausweis ausgehändigt wird.
Notfalls wird der ¹Geprüfteª zur Lösung hingeführt.
Voraussetzung für den Kinderpolizeiausweis ist, dass die Kinder ein Passbild
bei sich haben.
Geplant sind Folgeveranstaltungen mit ¹schwierigeren Fragenª, so dass die
kleinen Kommissare/Kommissarinnen schlieûlich zu Oberkommissaren/kommissarinnen befördert werden können.
Auf diesen Ausweisen sind auch die Notrufnummern der Polizei und des Rettungsdienstes vermerkt.
Das Muster für den Kinderpolizeiausweis wurde dem bayernweit verteilten
Hausaufgabenheft (vgl. Hausaufgabenheft für Schülerinnen und Schüler der
3. Klasse mit Begleitheft für Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Ü) entnommen.
Die Kosten für die Satz- und Filmerstellung wurden bereits von der Polizeidirektion Amberg bezahlt. Bei Nachbestellungen müssen lediglich die Ausweise bezahlt werden. 1.000 Stück kosten etwa 125 DM.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 180
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S. 181
Kinder/Primärprävention
Selbstsicherheitsparcours für Kinder
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Mittelfranken, Jakobsplatz 5, 90402 Nürnberg
Organisation
Das Projekt ¹Selbstsicherheitsparcours für Kinderª wird in Zusammenarbeit
zwischen dem Polizeipräsidium Mittelfranken und der Regierung Mittelfranken, Schulabteilung, durchgeführt.
Das Pilotprojekt wird in den Schulämtern Nürnberg und Fürth mit etwa 35
Lehrern aus Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien getestet. Sportlehrer
der 5. und 6. Klassen werden fortgebildet und die gewonnenen Erkenntnisse in
den Parcours eingebaut.
Auûer den Personalkosten sind keine weiteren Aufwendungen erforderlich.
Das Projekt ist als fester Bestandteil des bayernweiten Sportunterrichts geplant;
die Inhalte sind bereits in den jetzigen Lehrplan integrierbar.
Eine wissenschaftliche Begleitung und die Erstellung von Dialogbeispielen für
das Rollenspiel erfolgt durch die Universität Bamberg, Psychologie I. Eine
weitere wissenschaftliche Unterstützung erfolgt durch das Dezernat 13 des
Bayerischen Landeskriminalamtes.
Konzeptioneller Ansatz
Es wird ein interdisziplinärer Präventionsansatz verfolgt. Die Themenbereiche
Prävention von Kinder-/Jugendkriminalität, Gewalt an Schulen, Drogenkonsum, Gewalt gegen Kinder allgemein und sexueller Missbrauch von Kindern
sind tangiert.
Die Inhalte des Parcours sind offen und können von pädagogischen Fachkräften
für alle Altersstufen variiert werden.
Der Parcours besteht aus einem präventionsbezogenen Aufwärmtraining,
einem Hauptteil mit ¹Fallschulstationª, ¹Schreistationª, Station ¹nonverbale
Signaleª, Station ¹Widerstandsübung gegen den Sandsackª, ¹Rollenspielstationª und einem fachbezogenen Schlussteil.
Ziel des Trainings ist insbesondere die Steigerung des Selbstbewusstseins und
das Erlernen eines selbstbestimmten Körperkontaktes. Weiterhin sollen The181
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S. 182
Kinder/Primärprävention
menbereiche wie Kanalisierung von Aggressionen, Hilfe holen, Verhalten in
Bedrohungssituationen und selbstsicheres Auftreten behandelt werden.
Sachstand/Ergebnisse
Die praktische Umsetzung des Parcours wird voraussichtlich im Frühjahr 2000
beginnen. Diesbezügliche Genehmigungen sind bereits erteilt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
182
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S. 183
Themenbereich
Nachbarschaft/Wohnumfeld
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S. 184
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S. 185
Nachbarschaft/Wohnumfeld
Präventionsprojekt ¹Nachbarschaftshilfeª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Sachsen, Abt. 2 Prävention/Fahndung, Postfach 230122,
01111 Dresden
Internet: http://www.lka.sachsen.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Auf der Grundlage eines Erlasses des Landespolizeipräsidiums des Sächsischen Staatsministeriums des Innern vom 20. 1. 1998 wurden Aktionstage
¹Nachbarschaftshilfeª durchgeführt. Ein entsprechendes Präventionskonzept
wurde durch das Landeskriminalamt Sachsen erarbeitet.
Unter Verantwortung der Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen und der Bürgerpolizisten, mit Unterstützung des Landeskriminalamtes Sachsen und Kräften der Bereitschaftspolizei Sachsen, wurden die Bürger an ihren Wohngrundstücken aufgesucht und gezielt auf sicherheitsrelevante Defizite und Präventionsmöglichkeiten angesprochen.
Konzeptioneller Ansatz
Aufbauend auf den Erfahrungen bei der Umsetzung des Schwerpunktthemas
¹Nachbarschaftshilfeª des Programmes Polizeiliche Kriminalprävention
(ProPK, Ü) der Länder und des Bundes wurden in besonders kriminalitätsgefährdeten Gebieten von Städten mit über 50.000 Einwohnern Aktionstage
durchgeführt. In Abhängigkeit von der regionalen Kriminalitätslage wurden
auch kleinere und mittlere Städte in die Maûnahmen einbezogen.
Die Zielstellung der Aktionstage ¹Nachbarschaftshilfeª bestand darin, durch
eine offensive Präventionsarbeit der sächsischen Polizei die sicherungstechnische Ausstattung von Häusern und Wohnungen, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung, die Bürgernähe und das Image der Polizei weiter zu verbessern.
Sachstand/Ergebnisse
An insgesamt 46 Aktionstagen in acht Polizeidirektionen wurden mehr als
6.000 Einzelgespräche mit Bürgern geführt. In den Gesprächen standen die
Fragen des Einbruchschutzes, der Nachbarschaftshilfe, das Verhalten bei Haustürgeschäften und allgemeine Vorbeugungstipps im Vordergrund.
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S. 186
Nachbarschaft/Wohnumfeld
Bestandteil der Aktionstage ¹Nachbarschaftshilfeª war die Durchführung eines
landesweiten Preisausschreibens in den regionalen und überregionalen Medien,
an dem sich über 3.200 Bürger beteiligten. Preise im Wert von etwa 6.000 DM
wurden von der Polizei beziehungsweise von Sponsoren aus Industrie und Handel zur Verfügung gestellt.
Die Aktionstage fanden erstmals im Zeitraum Mai bis Juli 1998 statt.
Auch 1999 hat die Polizei Sachsen ihre Aktion ¹Nachbarschaftshilfeª neu aufgelegt. Das Programm umfasst bis Ende Juli 1999 unter dem Slogan ¹Vorsicht!
Wachsamer Nachbarª nicht nur eine umfassende Beratung für die Bürger, sondern es gibt auch wieder ein Preisausschreiben mit attraktiven Preisen.
Während der Aktionstage suchen Polizeibeamte die Bewohner in besonders
gefährdeten Gebieten auf, um sie umfassend zu beraten. Verstärkt einbezogen
waren diesmal der ländliche Bereich und kleinere Städte. 1998 führte die sächsische Polizei rund 12.000 Beratungen von Privatpersonen zur Sicherheit ¹rund
um das eigene Zuhauseª durch.
Wesentlich reduzierten sich die Zahlen bei Tageswohnungseinbrüchen sowie
beim Diebstahl von Kraftfahrzeugen. Jedoch erhöhte sich die Anzahl der Versuche in diesem Kriminalitätsfeld deutlich; insbesondere der Anteil, wo das
Vorhaben des Täters an Schutzmaûnahmen des angegriffenen Objektes scheiterte.
Um dem anhaltenden Interesse der Bürger, sich am Schutz des Eigentums und
der persönlichen Sicherheit zu beteiligen, im Rahmen einer aktiven Nachbarschaftshilfe Rechnung zu tragen, wird die Aktion ¹Nachbarschaftshilfeª ausgeweitet beziehungsweise fortgesetzt. Dabei steht im Mittelpunkt, die Bürger
und kommunalen Verantwortungsträger zu sensibilisieren, sich zu dieser
Schwerpunktaktion auch öffentlich zu bekennen und das auch zu dokumentieren.
Auf Grundlage des Aufklebers ¹Vorsicht! Wachsamer Nachbarª und dem Zusatz ¹Wir passen auf!ª soll durch Einsatz von Plakaten, Schildern und Aufklebern insbesondere in den Stadtteilen, Häuserzeilen, Straûenzügen, die von der
Polizei zurückliegend beraten wurden, das Engagement der Bürger deutlich
erkennbar angebracht werden.
Der Mehrwert gegenüber der bisherigen Aktion wird in der sichtbaren Anbringung von Schildern, Plakaten und Aufklebern gesehen, die potentiellen Tätern
signalisieren, dass hier die Bürger besonders gut aufpassen und Täter kaum eine
Chance haben, Straftaten zu begehen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 26. 11. 1998 mit Anlagen.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 14. 6. 1999 mit Anlage.
Internetauszüge zum Preisausschreiben 1999, Stand 17. 7. 1999.
Sächsisches Staatsministerium des Innern (Hg.): Präventionsfibel, März 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 8. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 187
Nachbarschaft/Wohnumfeld
Nachbarn schützen Nachbarn
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Gelsenkirchen, Kommissariat Vorbeugung, Rathausplatz 4,
45894 Gelsenkirchen
Organisation
Im Jahr 1996 war ¹Nachbarn schützen Nachbarnª Schwerpunktthema im ¹Programm Polizeiliche Kriminalprävention (ProPK, Ü) und somit der Kommissariate Vorbeugung in Nordrhein-Westfalen.
In Gelsenkirchen wurden mit der Aufnahme des Themas die Bezirksbeamten
umfassend hinsichtlich der Inhalte der Aktion informiert und beauftragt,
entsprechende Initiativen bei den Bürgern anzuregen und dem Kommissariat
Vorbeugung mitzuteilen. Darüber hinaus wurde das Projekt im Rahmen einer
Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt und durch die Mitarbeiter des
Kommissariates Vorbeugung in die kriminalpräventive Gremienarbeit getragen.
Konzeptioneller Ansatz
Mit dem Projekt werden Nachbarschaftsinitiativen gefördert und initiiert. Es ist
beabsichtigt, auf häufig vorhandene Anonymität in Wohnsiedlungen und
Wohnblocks aufmerksam zu machen und diese langfristig abzubauen. Zielgruppe sind alle Bürger.
Das Programm zu dem Projekt wird ständig aktualisiert, weitergeführt und in
den Medien in Gelsenkirchen vorgestellt. Regelmäûig eingehende Anfragen
von interessierten Bürgern werden beantwortet, entsprechendes Informationsmaterial wird verschickt.
Sachstand/Ergebnisse
Im Jahre 1997 hat sich neben zahlreichen anderen Bewerbern eine Hochhausinitiative aus Gelsenkrichen beim Bundeswettbewerb des Programms Polizeiliche Kriminalprävention beworben und wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Durch Presseveröffentlichungen im europäischen Ausland wurde
eine Siedlungsgemeinschaft in Antwerpen auf die Nachbarschaftsinitiative aufmerksam und stellte Kontakte her. Unter Beteiligung der Polizei Gelsenkirchen
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S. 188
Nachbarschaft/Wohnumfeld
und des Landeskriminalamtes fanden gegenseitige Besuche und ein inhaltlicher
Austausch statt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
e-mail des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen vom 5. 1. 2000.
188
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S. 189
Nachbarschaft/Wohnumfeld
Wachsame Nachbarn in Bensheim
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Heppenheim, Weiherhausstr. 21, 64646 Heppenheim
Organisation
Mit einem Konzept der Nachbarschaftshilfe (Neighbourhood-Watch) wollen
Bürger und Verantwortliche der Stadt Bensheim die Wohnstadt in eine Wohlfühlstadt verwandeln.
950 von 14.000 Haushalten in fünf Bezirken sind bisher in das Programm einbezogen, das nach dem Prinzip der betroffenen Bürger (¹concerned citizensª),
das in der englischen Partnerstadt Amersham praktiziert wird, funktioniert:
Nachbarn kommen ins Gespräch, helfen sich gegenseitig und schützen sich
vor Kriminalität. Dabei arbeiten sie eng mit der Polizei und städtischen Einrichtungen zusammen.
Initiatoren dieses Projektes sind der Leiter der Zentralen Kriminaliätsbekämpfung der Polizeidirektion Heppenheim, der Bürgermeister und der Sozialamtsleiter der Stadt Bensheim.
Konzeptioneller Ansatz
Bei dem Neighbourhood Watch-Projekt geht es darum, dass sich Nachbarn
umeinander kümmern, aus der Anonymität herauskommen, sich kennenlernen
und sich gegenseitig unterstützen. Die Verbundenheit der wachsamen Nachbarn in Bensheim wird mit knallgelben Schildern an Briefkästen und Laternen
öffentlich gemacht. Ihr Konzept geht über die Programme anderer deutscher
Städte hinaus. Das Programm aus Amersham will die Bürger zusammenführen
und ihnen das Gefühl geben, dass ihre Vorstellungen und Ideen gefragt sind.
Es soll nicht Misstrauen schüren. Die Bürger sollen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt, die Polizei benachrichtigen Es geht darum, dass sich die Menschen um ihre Mitmenschen kümmern und aufpassen, dass den anderen nichts
passiert. Dazu gehört, dass man auch einen Fremden fragt, ob man behilflich
sein kann.
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S. 190
Nachbarschaft/Wohnumfeld
Sachstand/Ergebnisse
Wenn in Bensheim ein neuer Stadtbezirk für das Programm erschlossen wird,
gehen hochrangige Vertreter der Stadt und der Polizei von Haus zu Haus, um für
das Sicherheitskonzept zu werben. Bei Infoveranstaltungen sollen sich die
Nachbarn kennenlernen.
Eine gezielte und schnelle Information der Beteiligten ermöglicht ein Computerprogramm, das aus Amersham übernommen wurde. Der Hersteller stellte die
Software für ¹Ringmasterª kostenlos zur Verfügung. Per Knopfdruck kann die
Polizei die Bevölkerung in den einzelnen Stadtvierteln über wichtige Ereignisse informieren. Ein digitales Sprachaufzeichnungsgerät sendet die Nachrichten per Telefon an die rund 400 angeschlossenen Haushalte.
Seit Anfang 1998 (Stand Juli 1999) praktizieren die Bensheimer das Konzept.
Konkrete Ergebnisse lassen sich noch nicht erkennen. Aber aus der Partnerstadt
weiû man vom langfristigen Erfolg, der unter anderem dazu führte, dass ein
Versicherungsunternehmen den angeschlossenen Haushalten Rabatte gewährt
(Neighbourhood Watch in Groûbritannien Ü).*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Zeitschrift in: Weisser Ring 2/99 Seite 24 ¹Wachsame Nachbarn machen die Stadt Bensheim zur Wohlfühlstadtª.
Fax des Hessischen Landeskriminalamtes vom 29. 10. 1999.
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S. 191
Themenbereich
Öffentlicher Raum
(incl. ÖPNV)
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S. 192
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S. 193
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
Gewaltpräventives Projekt ¹Busengelª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Schleswig-Holstein Nord, Polizeiinspektion Schleswig, Sachbereich 13, Friedrich-Ebert-Straûe 8, 24837 Schleswig
Internet: http://www.polizei.schleswig-holstein.de
e-mail: [email protected]
Organisation
Dieses Projekt wurde auf Initiative der Polizeiinspektion Schleswig ± Sachbereich 13 (Polizeiliche Verkehrsangelegenheiten) ± durchgeführt. Träger dieses
Projektes sind die Polizeiinspektion Schleswig, die Straûenverkehrsbehörde
und die Verkehrsbetriebe des Kreises Schleswig-Flensburg. Die Finanzierung
des Gesamtvorhabens erfolgt durch Verkehrsbetriebe und das Arbeitsamt. Beteiligt sind auch der Schulpsychologische Dienst des Kreises, die Schulen, die
Elternbeiräte sowie der Rat für Kriminalitätsverhütung der Stadt Schleswig.
Konzeptioneller Ansatz
Im Kreis Schleswig-Flensburg sind der Verkehrsgemeinschaft durch Vandalismus, Sachbeschädigung und Diebstahl in und aus öffentlichen Verkehrsmitteln
und Schulbussen im Jahre 1998 Schäden in Höhe von etwa 50.000 DM entstanden. Eltern und Schulen beklagten eine zunehmende Gewaltbereitschaft von
Schülerinnen und Schülern auf dem Schulweg und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Gewalthandlungen von Schülerinnen und Schülern an Bushaltestellen
und in den Bussen beeinträchtigten erheblich die Verkehrssicherheit.
Das Projekt ¹Busengelª hat zum Ziel, durch eine Busbegleitung im gesamten
Kreisgebiet, die Gewaltbereitschaft und die Sachbeschädigungen zu reduzieren, sozialkonformes und situationsangemessenes Verhalten der Schülerinnen
und Schüler zu fördern und damit einen weiteren Beitrag zur Verkehrssicherheit auf dem Schulweg zu leisten. Zu diesem Zweck wurde eine ausgebildete
Erzieherin (ABM) durch die Verkehrsbetriebe eingestellt und von der Polizei
auf ihre Aufgabe vorbereitet. Mit ihr wurde ein umfassendes Konzept erarbeitet, in das Jugendliche und Eltern aktiv einbezogen werden. Es werden nur
Schülerinnen und Schüler als ¹Busengelª eingesetzt, die mindestens das dreizehnte Lebensjahr vollendet haben und von den jeweiligen Schulen ausgewählt
wurden. Die Beschulung und Betreuung erfolgt durch Lehrkräfte. Die ¹Busengelª sind durch ein spezielles T-Shirt erkennbar und besitzen einen ¹Busengelausweisª.
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S. 194
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
Sachstand/Ergebnisse
Seit Projektbeginn (Schuljahr 1998/1999) hat sich der Umgang der Schülerinnen und Schüler miteinander in den Bussen verbessert. Die ¹Busengelª genieûen eine hohe Akzeptanz bei ihren Mitschülern und den übrigen Fahrgästen.
Die Fahrer können sich wieder mehr dem verantwortungsvollen Führen der
Busse widmen. Die Gewaltbereitschaft der Schülerinnen und Schüler an den
Haltestellen und in den Bussen hat deutlich abgenommen. Bisher konnten 81
Jugendliche zu ¹Busengelª ausgebildet werden (Stand 4/99).
Durch ihren Einsatz wurde die Eigen- und Mitverantwortung der Kinder und
Jugendlichen gestärkt. Auf den täglichen Fahrten zur und von der Schule traten
sie als kompetente Ansprechpartner für die Mitschülerinnen und Mitschüler
auf.
Nach Auskunft der Verkehrsbetriebe wurde 1998 ein Rückgang der Sachbeschädigungen um 20±40 % festgestellt.
Für diese Präventionsmaûnahme erhielt die Polizeiinspektion Schleswig den
Präventionspreis 1998 der Landespolizei (Zusammen mit der Polizeiinspektion
Itzehoe, ¹Schulbuslotsendienstª, Ü).*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Informationsschrift der Polizeiinspektion Schleswig.
Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, HSG 130, Präventionspreis 1998.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999.
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S. 195
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
Gewaltpräventives Projekt ¹Schulbuslotsendienstª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Schleswig-Holstein West, Polizeiinspektion Itzehoe, Sachbereich 13, Groûe Paaschburg 66, 25524 Itzehoe
Internet: http://www.polizei.schleswig-holstein.de
e-mail: [email protected]
Organisation
Das Projekt wurde von der Polizeiinspektion Itzehoe, Sachbereich 13 (Polizeiliche Verkehrsangelegenheiten) initiiert und gemeinsam mit den Lehrkräften
des Schulzentrums Krempe durchgeführt. Die Betreuung der Schulbuslotsen
wurde in Absprache mit dem Schulverband von einer Mutter (Erzieherin) übernommen.
Die materielle Unterstützung (Umhänge, Mützen, etc.) erfolgte durch die
Kreisverkehrswacht Steinburg, die auch eine entsprechende Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat.
Konzeptioneller Ansatz
Die Polizeiinspektion Itzehoe richtete 1998 aufgrund von häufig auftretenden
strafbaren Handlungen (insbesondere Vandalismus) durch jugendliche Fahrgäste auf den Buslinien einen Schulbuslotsendienst ein.
Schülerinnen und Schüler, die mindestens 13 Jahre alt sind, können für ein Jahr
diese Aufgabe übernehmen. In enger Zusammenarbeit mit den Schulleitungen
in Krempe sowie der Kreisverkehrswacht konnten insgesamt 28 Schülerinnen
und Schüler als ¹Schulbuslotsenª ausgewählt, ausgebildet und eingesetzt werden.
Sachstand/Ergebnisse
Unter dem Aspekt des gemeinsamen Vorgehens stellt sich dieses Projekt als ein
gutes Beispiel vernetzter Präventionsarbeit in einer Kommune dar.
Nach anfänglicher Skepsis, dieses Projekt als festen Bestandteil in den Schulalltag zu integrieren, ist es gelungen, die in den Bussen aufgetretenen Störungen, Verstöûe und Beschwerden, zu reduzieren. Die Busunternehmer, Busfahrer, Rektoren, Eltern und Schüler bestätigen den erfolgreichen Einsatz der
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S. 196
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
¹Schulbuslotsenª. Besonders bemerkenswert ist, dass das Projekt mit geringem
personellen und finanziellen Aufwand durchgeführt wurde.
Für diese Präventionsmaûnahme erhielt die Polizeiinspektion Itzehoe den Präventionspreis 1998 der Landespolizei (Zusammen mit der Polizeiinspektion
Schleswig, Projekt ¹Busengelª, Ü).*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Infomationsschrift der Polizeiinspektion Itzehoe.
Landeskriminalamt Schleswig Holstein, HSG 130, Präventionspreis 1998.
e-mail des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein vom 28. 10. 1999.
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S. 197
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
Sicherheit und Sauberkeit in Berliner Bahnhöfen und deren
Umfeld
Ansprechpartner/Dienststelle
Senatsverwaltung für Inneres, Fehrbelliner Platz 2, 10707 Berlin-Wilmersdorf
Organisation
Der Berliner Senat und die Deutsche Bahn AG vereinbarten in der 18. Sitzung
am 21. 5. 1996, unter Federführung der Senatsverwaltung für Inneres, eine
Sicherheitskonferenz einzuberufen, um die damaligen Zustände bezüglich Sauberkeit und Sicherheit in den Berliner Bähnhöfen und deren Umfeld nachhaltig
zu verbessern.
Zur Ausarbeitung von Konzepten wurden in den ersten Sitzungen im August
und Oktober 1996 Untergruppen zu den Arbeitsgebieten ¹Sicherheit im engeren Sinneª, ¹Sauberkeitª und ¹Schadensfälleª gebildet, an denen in unterschiedlicher Konstellation die Senatsverwaltungen für Inneres, Justiz, Wirtschaft und Bauen/Wohnen/Verkehr beteiligt sind, sowie das Innenministerium
Brandenburg, die S-Bahn Berlin GmbH, die Deutsche Bahn AG, die Berliner
Verkehrsbetriebe, der Bundesgrenzschutz (BGS), die Staatsanwaltschaft, der
Polizeipräsident, die Landeskommission gegen Gewalt (Ü), die Berliner Stadtreinigungsbetriebe, die Feuerwehr und das Eisenbahnbundesamt.
Die Finanzierung der Projekte erfolgt durch Gelder der Landesregierung, wobei
zu veranlassende Investitionen im Rahmen der jeweils zur Verfügung stehenden Budgets getätigt werden.
Konzeptioneller Ansatz
Die Unterarbeitsgruppen analysierten die Situation an den Berliner Bahnhöfen
und in deren Umfeld und erarbeiteten einen umfangreichen Maûnahmenkatalog zur Behebung personeller, organisatorischer und baulich-technischer Probleme.
Herausragende Maûnahmen sind folgende:
Bereich Sicherheit:
± Schaffung rechtlicher Möglichkeiten für den BGS, auf die Datenbestände
des Informationssystems Verbrechensbekämpfung der Berliner Polizei zugreifen zu können,
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S. 198
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
± konsequentere Ausnutzung des Strafrahmens bezüglich Graffiti- und Vandalismusstraftaten durch die Justiz,
± Information der Verkehrsbetriebe über Verfahrensausgänge, um die Geltendmachung zivilrechtlicher Ansprüche zu ermöglichen,
± Information der Öffentlichkeit über das Ergebnis von Ermittlungsverfahren
zur Stärkung des Sicherheitsgefühls und des Vertrauens in den Rechtsstaat,
± Ausweitung des beschleunigten Verfahrens bei Heranwachsenden und Erwachsenen,
± Ausnutzen der vorhandenen Sanktionsmöglichkeiten auch bei kleineren
Verschmutzungen,
± verstärkte Nutzung der Möglichkeit der Freifahrt im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch Polizeibeamte in Uniform,
± erhöhte Polizeipräsenz in Form von Fahrzeug- und Fuûstreifen im Bahnhofsbereich,
± allgemein bessere Koordination von Maûnahmen unterschiedlicher Institutionen im Bahnhofsbereich.
Bereich Sauberkeit:
± Verkürzung der Reinigungsintervalle im Bereich der groûen Umsteigebahnhöfe,
± Klärung von Zuständigkeitsfragen bezüglich der Reinigung der Bahnhöfe
und des Umfeldes,
± Verbesserung des Know-how zur Beseitigung von Graffiti,
± stärkere technische und personelle Überwachung der Anlagen des ÖPNV,
± Maûnahmen gegen Verschmutzung durch Taubenkot und Wildplakatierung,
± Aufstellung von Toilettenanlagen,
± konsequente Durchsetzung des Rauchverbots in U- und S-Bahnzügen sowie
den Bahnhöfen,
± zügige Durchführung von Bau- und Renovierungsmaûnahmen,
± Verhinderung von Müllablagerung im Umfeld der Gleiskörper beziehungsweise Unrat auf Bahnanlagen.
Bereich Schadensfälle in Bahnanlagen:
± Prüfung der festgelegten Meldewege auf ihre Funktionalität durch die Feuerwehr,
± Schulung und Fortbildung des Betriebspersonals, praktische Übungen mit
der Feuerwehr,
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S. 199
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
± Erstellung von Feuerwehrplänen für die noch nicht erfassten Bereiche von
U- und S-Bahn,
± gemeinsame Objektbegehung von Risikobereichen durch Polizei und Feuerwehr, Austausch von Einsatzplänen,
± Kenntnisnahme der Polizei von Lagerstellen gefährlicher Güter im Bahnhofsbereich,
± Beseitigung brennbarer Abfälle aus dem Bahnhofsbereich, Entfernung ölhaltiger Kabel,
± Ausarbeitung der Maûnahmen zur Brandbekämpfung durch die S-Bahn Berlin GmbH,
± Verbesserung bautechnischer Maûnahmen des vorbeugenden Brandschutzes an Verkaufsstellen in unterirdischen Bahnhöfen,
± Kennzeichnung von Flucht- und Rettungswegen in unterirdischen Bahnhöfen und -strecken gemäû den Vorgaben der Feuerwehr, automatische Einschaltung einer Notbeleuchtung im unterirdischen S-Bahnbereich,
± Sicherstellung der Kommunikationsmöglichkeit von Polizei und Rettungskräften in Tunnel- und Bahnhofsbereichen,
± Möglichkeit des Einsatzes von Schienentransportwagen im Schadensfall gewährleisten,
± Modernisierung von Zügen älterer Bauart hinsichtlich Sicherheitsmaûnahmen.
Sachstand/Ergebnisse
Der Bericht der Konferenz ¹Sicherheit und Sauberkeit in Berliner Bahnhöfen
und deren Umfeldª wurde dem Senat vorgelegt. Der Senat beschloss alle vorgeschlagenen Maûnahmen und beauftragte die Senatsverwaltung für Inneres,
einen Sachstandsbericht zur Umsetzung der einzelnen Maûnahmen vorzulegen.
1998 wurden in den Berliner Bussen, U- beziehungsweise S-Bahnen insgesamt
8.043 Straftaten registriert. Im Vergleich zu 1997 (13.739 registrierte Straftaten) bedeutet dies ein Rückgang von 5.696 Straftaten (41,5 %).*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Bericht der Konferenz ¹Sicherheit und Sauberkeit in Berliner Bahnhöfen und deren Umfeldª
Senatsvorlage zur Beschlussfassung.
Der Polizeipräsident in Berlin, Schreiben vom 6. 10. 1999 mit Anlagen:
± Bericht zur Umsetzung der einzelnen Maûnahmen zur Sicherheit und Sauberkeit auf Berliner Bahnhöfen
und deren Umfeld.
± ¹Weniger Gewalt in Bussen und Bahnenª. In: ¹Berliner Morgenpostª vom 6. 10. 1999.
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S. 200
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S. 201
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
Vogelstang Center Serviceteam
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiposten Mannheim-Vogelstang, Freiberger Ring 14, 68309 Mannheim
Organisation
Der Mannheimer Stadtteil Vogelstang entstand in den 60 er Jahren. Mittelpunkt
des Stadtteils ist das Einkaufszentrum, das in der Vergangenheit ein beliebter
Treffpunkt bei älteren Kindern und Jugendlichen war. In den Jahren 1997 und
1998 mehrten sich die Beschwerden über Lärm, Verschmutzung und Belästigung durch die Gruppe. Der Einzelhandel beklagte Störungen in den Geschäften, weil an den Treffpunkten die Verunreinigungen zunahmen, Kunden angepöbelt wurden und einige Jugendliche Ladendiebstähle und Sachbeschädigungen begingen. Polizeiliche Präsenzmaûnahmen zeigten temporär Verbesserung, ohne jedoch die bestehenden Probleme dauerhaft zu lösen.
Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft als Eigentümer des Einkaufszentrums, die Interessengemeinschaft der Geschäftsleute im Vogelstang Center
und die Jugendsachbearbeiter der Polizei des Polizeipostens Vogelstang gründeten daraufhin die gemeinsame Aktion ¹Vogelstang Center Serviceteamª.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel der Aktion ¹Vogelstang Center Serviceteamª ist, die auffälligen Jugendlichen in den Alltag des Vogelstang Centers einzubinden und in Verantwortung
zu nehmen, um ihnen
± eine sinnvolle Aufgabe zu geben,
± ein positives Gefühl für ihren Stadtteil zu vermitteln und sich für ihn verantwortlich zu fühlen,
± zu vermitteln, dass sie in ihrem Stadtteil gebraucht werden und für ihr Engagement Anerkennung erfahren.
Dem Serviceteam gehören Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren an.
Zu den Aufgaben des Vogelstang Center Serviceteam gehört, zu festgelegten
Zeiten
± Einkäufe, inbesondere für ältere Menschen, zu erleichtern (z. B. Tragen
schwerer Taschen und Getränkekisten),
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S. 202
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
± Auskünfte über die Lage von verschiedenen Einrichtungen, Geschäften,
Arztpraxen, Dienstleitern etc. zu erteilen,
± auf Sauberkeit zu achten und gegebenenfalls leicht entfernbare Verunreinigungen zu beseitigen,
± Präsenz bei Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Weihnachtsmarkt, zu
zeigen.
Interessierte Jugendliche werden in die erwarteten Verhaltensweisen eingewiesen und mit Zustimmung ihrer Eltern für eine zunächst dreimonatige Probezeit
in das ¹Vogelstang Center Serviceteamª aufgenommen. Es wird insbesondere
deutlich aufgezeigt, dass das Serviceteam keinesfalls die Funktion eines Sicherheitsdienstes wahrnimmt und auch nicht das Hausrecht ausübt. Diese Aufgabe
bleibt einem privaten Sicherheitsdienst vorbehalten, der zusammen mit der
Inhaberin eines Einzelhandelsgeschäftes den Jugendlichen als Ansprechpartner
bei Problemen vor Ort dient. Der örtlich zuständige Jugendsachbearbeiter der
Polizei hält ständigen Kontakt zu den Jugendlichen und steht den anderen Beteiligten des Projektes sowie den Eltern als Ansprechpartner zur Verfügung.
Sachstand/Ergebnisse
Das Vogelstang Center Serviceteam wurde in lokalen Presseberichten und
durch Faltblätter der Öffentlichkeit vorgestellt. Gestiftete einheitliche Jacken
und Mützen machen die Angehörigen des Serviceteams erkennbar und fördern
gleichzeitig die ¹Corporate Identityª. Die Gestaltung eines Dienstplans erfolgt
in Absprachen mit den Jugendlichen. Dabei werden die schulischen Belange
und Anforderungen des Elternhauses berücksichtigt. Die Kosten der Unfall-/
Haftpflicht-Versicherung, wie die absichtlich gering gehaltene Entlohnung im
Rahmen einer ¹Taschengeldregelungª, trägt die ¹Interessengemeinschaft Vogelstang Centerª.
Von anfangs 20 Jugendlichen des Serviceteams mussten zwischenzeitlich zwei
ausscheiden, weil sie volljährig wurden, vier weitere wurden ausgeschlossen,
weil sie sich trotz Ermahnung nicht an die getroffenen Vereinbarungen gehalten hatten. Nachwuchsprobleme hat das Serviceteam keine, Interessenten werden derzeit (Oktober 1999) in eine Warteliste aufgenommen.
Das Selbstwertgefühl und die soziale Kompetenz der Jugendlichen konnten
erkennbar gestärkt werden. Jugendliche, die vor Eintritt in das Serviceteam
negativ ± auch durch Straftaten ± aufgefallen waren, traten polizeilich nicht
mehr in Erscheinung. Ordnungsstörungen und Verschmutzungen sind im Vogelstang Center spürbar zurückgegangen. Die Angehörigen des Serviceteams
bewirkten durch ihr gutes Vorbild teilweise auch bei anderen Jugendlichen eine
positive Veränderung ihres Verhaltens.
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S. 203
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
Aufgrund der insgesamt erfreulichen Resonanz, insbesondere bei den eingebundenen Jugendlichen und deren Eltern, kamen die Träger überein, das Projekt fortzusetzen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Referat ¹Das Mannheimer Modellª ± Tagung vom 26.±28. 3. 1999, Evangelische Akademie in Bad Boll.
Schreiben des Polizeipräsidiums Mannheim vom 19. 5. 1999 mit Anlagen.
Schreiben des Polizeipräsidiums Mannheim vom 21. 10. 1999.
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S. 204
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Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
Aktionsbündnis ¹Sichere Sächsische Städteª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landespolizeipräsidium Sachsen, Albertstraûe 4, 01097 Dresden
Organisation
Das Aktionsbündnis ¹Sichere Sächsische Städteª wurde 1998 auf Initiative des
Sächsischen Staatsministeriums des Inneren ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit von Mitgliedern der Landesregierung, der Polizei und der Städte, Kreise
und Kommunen des Landes sollen neue Handlungskonzepte entwickelt und in
die Praxis umgesetzt werden.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel des Aktionsbündnisses ¹Sichere Sächsische Städteª ist die Erarbeitung und
Umsetzung eines ganzheitlichen Präventionskonzeptes zur
± Vorbeugung/Zurückdrängung von Straûenkriminalität, Vandalismus und
Erscheinungen der Unordnung im öffentlichen Bereich,
± Erhöhung des subjektiven Sicherheitsgefühls aller Bürger,
± verbesserten Kommunikation mit den Bürgern.
Dazu wurden zunächst die landesweiten Erfahrungen aus bewährten Konzepten
zusammengetragen. Das hieraus entwickelte Aktionsbündnis zielt auf eine intensivierte Zusammenarbeit von Polizeidienststellen, Stadtverwaltung und anderen kommunalen Einrichtungen ab, wobei die Anliegen der Bevölkerung im
örtlichen Bereich stärker berücksichtigt werden sollen.
Folgende Handlungsansätze wurden definiert:
± Koordinierungsgremien: Diese beurteilen in regelmäûigen Abständen die
stadtbezogene Lagesituation, fördern den Informationsaustausch zwischen
den beteiligten Behörden und initiieren konkrete Maûnahmen.
± Lagebilder: Diese werden durch den Polizeivollzugsdienst und die städtischen Ordnungsämter gemeinsam erarbeitet. Schwerpunkte sollen erkannt
werden, um so gezielte Aufgabenstellungen und konkrete Einsatzmaûnahmen zu ermöglichen.
± Gemeinsame Fuûstreifen von Polizeibeamten und Ordnungskräften: Durch
offene Präsenz werden Ordnungsverstöûe und Straftaten verhindert und das
Sicherheitsgefühl der Bürger gestärkt. Ein sachgerechtes Einschreiten wird
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S. 206
Öffentlicher Raum (incl. ÖPNV)
durch die jeweilige Zuständigkeit und die Kompetenz der Mitarbeiter ermöglicht.
Eine zeitnahe Bestrafung des Täters erhöht die präventive Wirksamkeit der
Maûnahme.
± Täter-Opfer-Ausgleich: Jugendliche Straftäter sollen nach Möglichkeit zu
solchen Arbeitsleistungen verpflichtet werden, die der Beseitigung des durch
sie verursachten Schadens dienen.
± Bürgertelefon: Diese Anlaufstelle für die Bevölkerung nimmt Hinweise jeder Art entgegen und leitet diese an die zuständige Stelle weiter, von wo aus
eine möglichst schnelle Beseitigung des angemahnten Zustandes veranlasst
wird.
± Sauberes Stadtbild durch gemeinnützige Arbeit: ABM-Kräfte und Sozialhilfeempfänger beseitigen die durch Vandalismus, Graffiti, illegale Müllablagerung, wilde Plakatierung etc. entstandenen Schäden und Verschmutzungen. Dieser Ansatz beruht auf dem ¹broken-windowsª-Konzept, nach dem
Schäden gerade dort entstehen, wo bereits solche vorhanden sind.
± Vandalismusschwerpunkt ± illegale Graffiti: Dieses Problem soll durch Ermittlungsgruppen mit speziell geschulten Sachbearbeitern bei den örtlichen
Polizeidienststellen gezielt bekämpft werden.
Sachstand/Ergebnisse
Das vom Aktionsbündnis ¹Sichere Sächsische Städteª erarbeitete Konzept
wurde zunächst im ersten Halbjahr 1998 in fünf Musterstädten (Dresden, Leipzig, Aue, Görlitz, Hoyerswerda) in unterschiedlichen Varianten erprobt. Die
durchaus positiven Erfahrungen wurden auf der 2. Arbeitstagung ¹Kommunale
Kriminalpräventionª (3. bis 5. Juni 1998 im Jagdschloss Rehefeld) dargestellt.
Im Rahmen der landesweiten Umsetzung sind bisher (November 1999) 40
Städte über 20.000 Einwohner beziehungsweise 60 kreisangehörige Städte
dem Aktionsbündnis beigetreten.
Weitere Veranstaltungen des Aktionsbündnisses ¹Sichere Sächsische Städteª
werden auf den Ebenen der Regierungspräsidien fortlaufend durchgeführt. Ergebnisse und Erfahrungen aus den sächsischen Städten werden dort vorgestellt
und erörtert.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Kommunale Kriminalprävention ± Informationsbroschüre zur kriminalpräventiven Gremienarbeit in den
Landkreisen, Städten und Gemeinden des Freistaates Sachsen; Ausgaben 1/98 und 2/98.
Präventionsfibel des Sächsischen Staatsministeriums des Inneren, März 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 8. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 207
Themenbereich
Opferhilfe/Opferschutz
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S. 208
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S. 209
Opferhilfe/Opferschutz
Zeugenbetreuung beim Amts- und Landgericht Düsseldorf
Ansprechpartner/Dienststelle
Landgericht Düsseldorf, Neubrückenstr. 3, 40213 Düsseldorf
Organisation
Der Aufbau eines Zeugenschutzprogrammes in Düsseldorf wurde vom Frauenbüro der Stadt und dem lokalen Arbeitskreis ¹Sexualisierte Gewaltª initiiert.
Auf Anregung des Präsidenten des Landgerichtes beteiligten sich Vertreter der
Staatsanwaltschaft, der Anwaltskammer, der Frauenberatungsstelle, des Frauenbüros, des Weissen Ringes (Ü), des Polizeipräsidiums, des Amts- und Landgerichts sowie des projektbegleitenden Forschungsprojektes gemeinsam an der
Umsetzung des Zeugenbetreuungsprogrammes.
Im Dezember 1997 nahm die Zeugenbetreuungsstelle beim Amts- und Landgericht Düsseldorf die Arbeit auf. Zwei Diplom-Sozialpädagoginnen mit Erfahrungen in Gesprächsführungstechnik, Krisenintervention und Beratung
wurden als Zeugenbetreuerinnen auf der Basis von Arbeitsbeschaffungsmaûnahmen (ABM-Maûnahmen) eingestellt. In einer zweimonatigen Einarbeitungsphase wurden ihnen weitere rechtliche und psychologische Grundkenntnisse zur Betreuung von und zur Vermittlung gerichtsrelevanten Wissens an
Zeugen vermittelt. Mittels Dienstanweisung wurden sie zur Verschwiegenheit
verpflichtet. Sie sind ebenfalls verpflichtet, keine Rechtsberatung vorzunehmen sowie Erörterungen von Zeugenaussagen oder Einflussnahmen auf das
Aussageverhalten von Zeugen zu unterlassen.
Zu Beginn des Projektes wurden im Gerichtsgebäude zwei zentral gelegene
Räume, ein Büroraum und ein Betreuungszimmer, renoviert. Das Betreuungszimmer wurde hierbei mittels Spenden eines lokalen Möbelhauses eingerichtet.
Wesentlich für eine effektive Zeugenbetreuung bei Gericht ist eine Vernetzung
mit anderen Opferhilfeeinrichtungen beziehungsweise Stellen, die mit den Opfern Kontakt haben, um eine über das Gerichtsverfahren hinausgehende Betreuung von Zeugen gewährleisten zu können. Daher arbeitet die Zeugenbetreuungsstelle in enger Kooperation mit der Frauenberatungsstelle Düsseldorf,
dem Jugendamt Düsseldorf, der Polizei, der Staatsanwaltschaft, dem Weissen
Ring, dem Mädchenhaus e. V., der Kinderschutzambulanz, dem Frauenhaus
und der Beratungsstelle ¹Gewalt in Familienª.
Im Rahmen eines auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojektes, das vom
Ministerium für Inneres und Justiz Nordrhein-Westfalen finanziell gefördert
wird, wird der Aufbau der Zeugenbetreuungsstelle wissenschaftlich begleitet
und evaluiert.
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S. 210
Opferhilfe/Opferschutz
Konzeptioneller Ansatz
Ziele des Zeugenbetreuungsprogrammes sind insbesondere:
± der Abbau von ¾ngsten bei den Zeugen,
± die Reduzierung aktueller Belastungen während des Verfahrens,
± die Verhinderung langfristiger Schädigung,
± eine Verbesserung der Aussage in der Hauptverhandlung.
Die Zeugenbetreuungsstelle richtet sich primär an Opfer von Straftaten, die
über ihr Erleben als Zeuge vor Gericht aussagen sollen. Die Betreuungsmöglichkeit steht auch Zeugen zur Verfügung, die zwar nicht selbst Opfer einer
Straftat geworden sind, die aber durch das von ihnen erlebte Geschehen beziehungsweise der bevorstehenden Vernehmung besonders belastet sind. Berufszeugen wie zum Beispiel Polizeibeamte sind von der Betreuungsmöglichkeit
ausgenommen, sofern sie nicht selbst Opfer einer Straftat geworden sind.
Die Aufgaben der Zeugenbetreuung werden von den Sozialpädagoginnen als
Justizangestellte wahrgenommen. Als Angehörige des Gerichtes sind sie neutral und unparteiisch. Den Zeugen werden vor allem
± bei Fragen, die im Zusammenhang mit der Ladung zum Termin auftauchen,
± bei Fragen zur Anreise und zur Orientierung im Gerichtsgebäude,
± durch Informationen zum formalen Ablauf des Verfahrens,
± bei der Überbrückung von Wartezeiten und der Betreuung von Kindern,
± durch Informationen zur Zeugenentschädigung und
± durch Informationen über weitere Unterstützungsangebote
individuelle Hilfestellungen angeboten.
Die Mitarbeiter der Zeugenbetreuungsstelle
± sorgen dafür, dass die in den Räumen der Zeugenbetreuung sich aufhaltenden Personen nicht belästigt werden,
± versuchen eine möglichst angstfreie Atmosphäre zu schaffen und den Zeugen ihre Aufregung und Anspannung zu nehmen,
± geben Auskunft zu allen Fragen, die keiner Rechtsberatung bedürfen,
± stehen den Zeugen während der gesamten Dauer der Hauptverhandlung als
Ansprechpartner zur Verfügung, vermitteln Kontakte zu Gerichtsangehörigen und informieren über weitere Unterstützungsangebote anderer psychosozialen Einrichtungen und helfen bei der Kontaktaufnahme mit diesen Einrichtungen.
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S. 211
Opferhilfe/Opferschutz
Sachstand/Ergebnisse
Der Hauptschwerpunkt der wissenschaftlichen Begleitforschung liegt in der
kontinuierlichen Dokumentation und Beobachtung des Programmaufbaus. Es
sollen Aussagen über die Wirksamkeit und Notwendigkeit eines Zeugenbetreuungsprogrammes auf eine wissenschaftlich fundierte Grundlage gestellt werden. Langfristiges Ziel der wissenschaftlichen Begleitforschung ist die Erstellung eines Leitfadens zum Aufbau derartiger Opferschutzprogramme, die in
anderen Landgerichtsbezirken Verwendung finden können (¹Düsseldorfer Modellª).
Ein weiteres Ziel des Forschungsprojektes besteht in der Erstellung eines Curriculums für die Ausbildung von Zeugenbetreuern.
Bereits im Januar 1998 begann in einer ersten Stichprobe von 25 Verfahren eine
umfassende Untersuchung der Auswirkungen der Zeugenbetreuung. Hierzu
wurden die Zeugen, Zeugenbetreuer, vorsitzenden Richter, Vertreter der
Staatsanwaltschaft, Verteidiger und Nebenklagevertreter befragt.
Zwei Drittel der befragten Zeugen gaben an, bereits vor der Verhandlung mit
den Zeugenbetreuern in Kontakt getreten zu sein. Hierbei lag der Schwerpunkt
in der Aufklärung über Gerichtsverfahren im allgemeinen. Eine Betrachtung
des psychischen Zustandes der Zeugen ergab, dass sie vor der Verhandlung eine
hohe Angst hatten, die nach der Betreuung jedoch deutlich abgenommen hatte.
Die Eigeneinschätzung der Zeugen auf die Auswirkungen der Betreuung ergab,
dass 76 % der Zeugen die Betreuung als sehr hilfreich und 24 % als hilfreich
empfunden haben. 96 % der befragten Zeugen gaben an, durch den Aufenthalt
im Zeugenbetreuungszimmer viel ruhiger geworden zu sein. Dies sei vor allem
durch ein beruhigendes persönliches Gespräch, die vermittelten Informationen
beziehungsweise durch die Überbrückung der Wartezeit, die nicht auf dem
Gerichtsflur verbracht werden musste, erreicht worden.
Die Zeugenbetreuerinnen gaben an, dass 44 % der Zeugen eine zumindest zeitweilige Zuwendung und 14 % eine ständige Aufmerksamkeit benötigten.
Vor der Einrichtung der Zeugenbetreuungsstelle wurden vor allem seitens der
Verteidiger Bedenken geäuûert, die Betreuung könne einen negativen Einfluss
auf den Verfahrensausgang bewirken. Eine Befragung im Rahmen der Stichprobe ergab jedoch, dass lediglich in einem der untersuchten Fälle von einem
Beteiligten ein negativer Einfluss gesehen wurde. Etwa zu je einem Drittel
wurde ein positiver, kein Einfluss oder fehlende Beurteilungsmöglichkeit auf
den Verfahrensablauf eingeschätzt. Alle Verfahrensbeteiligten sahen die Zeugenbetreuung überwiegend als notwendig beziehungsweise unbedingt notwendig an. Die Auffassung, diese Betreuungseinrichtung sei nicht notwendig beziehungsweise überflüssig tendierte sogar gegen Null.
Eine bundesweit an allen Amts- und Landgerichten durchgeführte Umfrage
ergab, dass an etwa 9 % der Gerichte unterschiedlichste Maûnahmen der Zeu211
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S. 212
Opferhilfe/Opferschutz
genbetreuung angeboten werden, beziehungsweise 6 % der Gerichte die Einführung von Zeugenbetreuungsmaûnahmen beabsichtigen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schneider, Frank / Weiss, Ute: ¹Psychosoziale Betreuung von Opferzeugen in Strafprozessen ± Der Beginn
der Düsseldorfer Zeugenbetreuungsstelleª. In: Betrifft JUSTIZ Nr. 55, S. 306 ff. September 1998.
Betreuung von Zeuginnen und Zeugen bei dem Amts- und Landgericht Düsseldorf. Dienstanweisung. Düsseldorf, 3. 12. 1997.
¹Betreuung von Zeugen und Opfern hat sich bewährt ± Düsseldorfer Pilotprojekt mit positiver Zwischenbilanzª. In ¹Rheinische Postª vom 17. 6. 1998.
Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Was Sie über die Rechte und Pflichten des Zeugen
wissen sollten. Informationsbroschüre o. J.
Prof. Dr. Dr. Frank Schneider: ¹Zeugenbetreuung beim Amts- und Landgericht Düsseldorfª. Vortrag während
der Fachtagung ¹Opferschutz/Opferhilfe ± Kinder und Jugendliche als Kriminalitätsopferª. Düsseldorf am
28. 4. 1999.
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Fachtagung ¹Kinder und Jugendliche als Kriminalitätsopferª am 28. 4. 1999. Tagungsband. PFI Neuss 1999.
212
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S. 213
Opferhilfe/Opferschutz
VIKTIM
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeifortbildungsinstitut Neuss, Dezernat FB 3.1, Hammfelddamm 7 a,
41460 Neuss
Organisation
Im Rahmen des vom Polizeifortbildungsinstitut Neuss konzipierten Programms ¹Fortbildung im Polizeidienstª (FiP) wurden bisher Themen behandelt, die als dv-gestützte Lern- und Trainingsprogramme aufbereitet wurden.
Mit der ¹FiP-Infothekª wird das Angebot um den Bereich der dv-gestützten
Sachbearbeitungshilfen und -informationen erweitert. VIKTIM 2.0 ist das erste
Programm einer Serie, die ständig ergänzt wird.
VIKTIM 2.0 ist eine Software, die in Zusammenarbeit von Polizeifortbildungsinstitut Neuss (PFI) und Polizeipräsidium Köln entstanden ist. Die Version 2.0
basiert auf der Idee von VIKTIM 1.0, die ausschlieûlich zur Verwendung im
Bereich des Polizeipräsidiums Köln entwickelt wurde. Aufgrund einer hohen
Nachfrage aus anderen Behörden, die ebenfalls an der Verwendung interessiert
waren und der Notwendigkeit, Standards bei der Bereitstellung von Softwareangeboten einzuhalten, wurde VIKTIM 2.0 entwickelt.
Konzeptioneller Ansatz
VIKTIM 2.0 möchte
± die Bereitschaft wecken, sich der Sache der Opfer anzunehmen.
Polizeibeamten wird der gesetzliche Auftrag zu Opferschutz und Opferhilfe
verdeutlicht. Es wird dargestellt, warum Opferhilfe und Opferschutz in die polizeiliche Arbeit zu integrieren sind. Durch Beschäftigung mit dem Thema sollen Lern- und Überzeugungseffekte entstehen, die die Grundlage der Opferarbeit darstellen.
± wissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln.
Das Programm vermittelt insbesondere die Forschungsergebnisse des Kölner
Opferhilfemodells (Ü) soweit es für die polizeiliche Arbeit von Bedeutung ist.
Dabei wird auf die Umsetzbarkeit für die polizeiliche Praxis besonderer Wert
gelegt, was die auf diesem Projekt basierenden Handlungsempfehlungen verdeutlichen.
213
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S. 214
Opferhilfe/Opferschutz
± mit bestimmten Personengruppen vertraut machen.
Um Berührungsängste abzubauen, aber auch um durch bedürfnisorientiertes
Verhalten die Kommunikation mit dem polizeilichen Gegenüber zu erleichtern,
wird in dem Programm auf den richtigen Umgang mit bestimmten Personengruppen hingewirkt. Wissenslücken sollen geschlossen und eine Sensibilisierung im Umgang mit Opfern erreicht werden.
± Adressen von Hilfsorganisationen verfügbar machen.
Dieser Programmteil bietet systematisch geordnet Telefonnummern und Anschriften, zusammen mit einer Kurzbeschreibung der jeweiligen Organisation
an. Im Interesse einer schnellen Hilfe besteht die Möglichkeit, schnell und
kundenorientiert Hilfsorganisationen zu vermitteln. Das Programm bietet dabei
die Möglichkeit, örtliche Ansprechpartner etc. in den Angebotskatalog aufzunehmen und ebenso abrufbar zu machen.
± über relevante Informationsmaterialien, Vorschriften und Fortbildungsangebote informieren.
± Entscheidungshilfen geben.
In Zusammenarbeit mit der Universität Köln entstand ein Fragenraster, mit dem
die Wahrscheinlichkeit ermittelt werden kann, ob ein Opfer psychologischer
Hilfe bedarf.
± Argumentationshilfen und Präventionshinweise geben.
Um in Gesprächen die Sache der Opfer vertreten zu können, bietet das Programm einen Fundus an Argumenten und Hintergrundwissen. Für die Beratung
der Bürger hält das Programm Präventionshinweise bereit.
± Fortbildungsinhalte präsent halten.
Basis von Opferschutz und Opferhilfe sind sensibilisierende Fortbildungseinheiten. Das Programm soll deren Inhalte präsent halten. Fortbildungsmaûnahmen und VIKTIM 2.0 sind daher aufeinander abgestimmt.
Sachstand/Ergebnisse
VIKTIM 2.0 wurde den Behörden zwischen den Sommerferien und Herbst
1999 zur Verfügung gestellt. Auch Behörden anderer Bundesländer haben ihr
Interesse an dem Programm bekundet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Fachtagung ¹Kinder und Jugendliche als Kriminalitätsopferª am 28. 4. 1999. Tagungsband. PFI Neuss 1999.
Schreiben des Polizeifortbildungsinstitutes Neuss vom 31. 8. 1999.
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S. 215
Themenbereich
Sachbeschädigung/
Vandalismus
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S. 216
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S. 217
Sachbeschädigung/Vandalismus
GAP (Graffiti, Anhäufung von Unrat und sonstige
Problembereiche)
Ansprechpartner/Dienststelle
Ordnungsamt der Stadt Heppenheim, ± Sicherheitsforum ±, 64646 Heppenheim/Bergstr.
Organisation
Das Projekt GAP (Graffiti, Anhäufung von Unrat und sonstige Problembereiche) ist ein Pilotprojekt des Sicherheitsforums der Stadt Heppenheim. Beteiligt
sind die örtliche Polizeidirektion, die Stadtverwaltung sowie die ansässigen
Schulen. Die Federführung liegt beim Ordnungsamt.
Konzeptioneller Ansatz
Das Pilotprojekt GAP richtet sich in erster Linie an die örtliche Polizeidienststelle, an die Stadt Heppenheim, an alle Heppenheimer Schulen, an den örtlichen Groû- und Einzelhandel sowie an alle Personen, die durch Schmierereien
(Graffiti) betroffen sind.
Ziel dieses Projektes ist die Eindämmung von Schmierereien (Graffiti) und die
Registrierung von Straftätern sowie die Beseitigung von Schmierereien durch
die ermittelten Personen.
Zielgruppe ist insoweit die örtliche Jugend.
Aufgaben der örtlichen Polizeidienststelle sind:
± Intensivierung der repressiven Maûnahmen, gegebenenfalls Einrichtung
einer Arbeitsgruppe,
± verstärkte Pressearbeit,
± Abhalten von Unterrichtsstunden (Rechtskunde, angerichteter Schaden
etc.),
± Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Polizei und Justiz und gegebenenfalls anderen Verantwortungsträgern (z. B.: Jugendgerichtshilfe) mit
dem Ziel, dass seitens der Justiz themenbezogene Auflagen (z. B.: Arbeitsstunden mit dem Ziel der Schadensbeseitigung) erteilt werden.
Aufgaben der Stadt sind zum einen das Erstellen und ständige Aktualisieren
einer ¹GAP- Belastungskarteª und zum anderen die Einrichtung einer ¹GAP217
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S. 218
Sachbeschädigung/Vandalismus
Einheitª (diese besteht aus städtischen Bediensteten und speziell beauftragten
Personen) mit folgenden Aufträgen:
± Feststellen und Registrieren von GAP,
± Mitteilung an die Zentralstelle zwecks Anzeigenerstattung/Strafantrag und
Registrierung in der Belastungskarte,
± umgehende Beseitigung/Entfernung der Beanstandung nach Aufnahme des
Tatbestandes,
± Behandlung von Graffiti-Anreiz-Flächen mit einer speziellen Imprägnierung,
± Bepflanzung von Problembereichen,
± Aufhellung dunkler Bereiche durch bessere/zusätzliche Beleuchtung,
± Aufklärungsarbeit und Aktionen durch die Stadtjugendpflege,
± intensive Öffentlichkeitsarbeit,
± Feststellen von Graffitis an Privatgebäuden und Kontaktierung der Besitzer
mit dem Ziele der Hinwirkung auf die Stellung von Strafanzeige/-antrag
sowie
± Ansprache von Groû- und Einzelhandelsbetrieben bezüglich wirksamer
Maûnahmen gegen Sprühdosendiebstahl.
Aufgaben der örtlichen Schulen sind:
± Aktionen zur Verschönerung des Schulgebäudes,
± Registrierung, Strafanzeige/-antrag und sofortige Beseitigung von Graffitis,
Schmierereien und sonstigen Sachbeschädigungen,
± Thematisierung im Unterricht (zum Teil in Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei), gegebenenfalls mittels Durchführung von Workshops,
± Verstärkung der Kontrollen im inneren und äuûeren Schulbereich,
± Erörterung der Problematik mit den Eltern (z. B.: Darstellung der rechtlichen
und finanziellen Folgen sowie Aufzeigen von Indikatoren, die für GraffitiAktivitäten des Kindes sprechen könnten).
Sachstand/Ergebnisse
Das 1999 gestartete Projekt wird als erfolgversprechend bewertet. Über die
Auslobung von Belohnungen für Hinweise auf Graffiti-Täter kam es zu Anzeigen dritter Personen; Selbstanzeigen wurden ebenfalls verzeichnet.
218
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S. 219
Sachbeschädigung/Vandalismus
Das Projekt wird konzeptionsgemäû in die Schulen getragen, um dort zum Beispiel im Rahmen des Sozialkundeunterrichts über das Graffiti-Problem zu informieren.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Claus D. von der Fink: ¹Pilotprojekt Wachsame Nachbarn der Stadt Bensheim/Bergstraûeª anlässlich Seminar der Polizei-Führungsakademie ¹Kriminalpräventionª vom 10.±12. 11. 1998 in Münster-Hiltrup.
Schreiben der Polizeidirektion Heppenheim vom 15. 12. 1998 mit Anlagen.
Fax Hessisches Landeskriminalamt vom 29. 10. 1999.
Fernmündliche Mitteilung des Ordnungsamtes der Stadt Heppenheim gegenüber KI 16 vom 1. 11. 1999.
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S. 220
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S. 221
Sachbeschädigung/Vandalismus
Kölner Anti-Spray-Aktion (KASA)
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Köln, Abteilung GS, GS 22, Waidmarkt 1±3, 50676 Köln
Organisation
Im Sommer 1998 wurde auf Betreiben der Stadtverwaltung, der Polizei und des
Haus- und Grundbesitzvereines die Kölner Anti-Spray-Aktion (KASA) gegründet. Der Initiative schlossen sich weitere Kooperationspartner (z. B. Bezirksregierung, Einzelhandel, Gebäudereinigungsfirmen, Ring Deutscher Makler, Kölner Verkehrsbetriebe, Westdeutscher Rundfunk, Banken, gemeinnützige WohnungsbauAG) an.
Die Koordination der Initiative erfolgt über das von der Stadt Köln im Bezirksamt Innenstadt eingerichtete KASA-Büro. Darüber hinaus übernahm die Stadt
Köln die Schirmherrschaft über das Projekt und stellte 870.000 DM für die
Reinigung einiger Gebäude zur Verfügung.
Innerhalb des Polizeipräsidiums Köln wurde zum 1. 9. 1999 eine Ermittlungskommission eingerichtet. Hier werden zentral und täterorientiert Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung durch Farbschmierereien bearbeitet und
anhand der Datenbank Kriminalitätsauswertung-Datei (Kri-Dat) erfasst und
ausgewertet. Interessierte Beamte des Wach- und Wechseldienstes haben seit
dem 1. 3. 1999 die Möglichkeit zur Hospitation in der Ermittlungskommission,
um in diesem Deliktsbereich langfristig eine Qualitätssteigerung auch im sogenannten ersten Angriff zu gewährleisten.
Ergänzend zu den repressiven Maûnahmen der Ermittlungskommission wird
durch Mitarbeiter des Kommissariats Vorbeugung ein Präventionskonzept auf
der Basis des landesweiten Konzepts gegen Farbschmierereien umgesetzt.
Konzeptioneller Ansatz
Im Rahmen der zentralen Bearbeitung und Erfassung der Strafanzeigen in diesem Deliktsbereich ist zeitnah das Erkennen von Brennpunkten, Tatzusammenhängen und gegebenenfalls von Tatverdächtigen möglich. Gleichzeitig werden
zügig Farbschmierereien von Gebäuden insbesondere in der Innenstadt entfernt.
Mit der Umsetzung des Präventionskonzeptes werden Jugendliche in Schulen
hinsichtlich der durch Farbschmierereien verursachten materiellen Schäden für
die Allgemeinheit und über rechtliche Konsequenzen aufgeklärt. Begleitend
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S. 222
Sachbeschädigung/Vandalismus
hierzu wird die Allgemeinheit durch verschiedene Informationsmaterialien um
Unterstützung des Projektes gebeten und aufgefordert, Farbschmierereien im
öffentlichen Raum nicht länger hinzunehmen und frühzeitig anzuzeigen.
Das Gesamtprojekt richtet sich an potentielle Tatverdächtige, Betroffene beziehungsweise Geschädigte und Bürger der Stadt Köln.
Zur Gewährleistung einer unbürokratischen und bürgerfreundlichen Anzeigenaufnahme und Bearbeitung wurde ein Vordruck entworfen, der eine Zeugenbelehrung enthält und in jeder Kölner Polizeidienststelle und dem KASA-Büro
vorliegt. Mit der zentralen Bearbeitung und Erfassung in der Datenbank ist ein
frühzeitiges Erkennen von Brennpunkten, Tatzusammenhängen und ein Ermittlungsansatz sichergestellt.
In Absprache mit der Staatsanwaltschaft wird der Täter-Opfer-Ausgleich in
diesem Deliktsbereich intensiviert.
Sachstand/Ergebnisse
Bis Ende Mai 1999 wurden in der Kriminalitätsauswertungs-Datei 1.597 Strafanzeigen erfasst. Die Ermittlungskommission erzielte eine Aufklärungsquote
von 44 % der angezeigten Delikte und wird ihre Arbeit fortführen. Durch konsequentes Entfernen von Farbschmierereien an öffentlichen Gebäuden konnte
das Stadtbild verbessert werden. Die Resonanz in der Bevölkerung und in den
Medien ist durchgehend positiv.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
e-mail des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen vom 5. 1. 2000.
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S. 223
Sachbeschädigung/Vandalismus
Schalker-Fan-Projekt
¹Mit uns nicht ± Spieler und Fans gegen Zerstörungª
Ansprechpartner/Dienststelle
Stadtmarketing Gesellschaft Gelsenkirchen mbH, Nordensternstr. 1, 45899
Gelsenkirchen
Organisation
In das Sicherheitsprogramm ¹Schalker-Fan-Projektª sind der Verein Schalke
04, der Fan-Club-Dachverband, der Ordnungsdienst sowie Polizei und Bundesgrenzschutz eingebunden.
Aufgrund des jährlichen Schadens von etwa 500.000 DM durch Vandalismus
wurde das Fan-Projekt ¹Mit uns nicht ± Spieler und Fans gegen Zerstörungª
von dem Schalker-Fan-Projekt in Zusammenarbeit mit der Bochum-Gelsenkirchener-Straûenbahn-AG (BOGESTRA), dem FC Schalke 04 und mehreren
Fanclubs initiiert.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel des Fan-Projektes ist es, den Vandalismus in Straûenbahnen vor und nach
Fuûballspielen zu verhindern. Idee des Fan-Projektes war die Übernahme von
Patenschaften durch prominente Fuûballspieler des FC Schalke 04. Mehrere
Straûenbahnen bekamen die Namen von bekannten Fuûballspielern des Vereins. Mit Plakaten und dem Verteilen von Handzetteln wurde das Projekt publik
gemacht. Die Initiatoren hofften, auf diese Weise die Fans für das Problem des
Vandalismus zu sensibilisieren und durch eine Identifikation mit ihren Spielern
und den ¹Paten-Bahnenª die Zerstörungswut zu verhindern.
Um diese Ziele zu erreichen werden die Fans darüber hinaus vor und nach den
Fuûballspielen durch Mitglieder des Fan-Club-Dachverbandes in den Straûenbahnen begleitet, die bei kleineren Zwischenfällen sofort vermittelnd eingreifen können.
Sachstand/Ergebnisse
1994 entstand durch Vandalismus vor und nach Fuûballspielen jährlich ein
Schaden von 500.000 DM. Die ¹Paten-Bahnenª blieben in der Rückrunde
1995 unbeschädigt.
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S. 224
Sachbeschädigung/Vandalismus
Vom Fan-Club-Dachverband ist eine Ausweitung des Fan-Projektes auf die
Deutsche Bahn AG geplant. Die Fans sollen, unter anderem durch Sondertarife
und sogenannten ¹Fanwagenª (d. h. die Wagen werden in den Vereinsfarben
lackiert) verstärkt auf die Schiene geholt werden. Dadurch soll der Vandalismus eingedämmt beziehungsweise verhindert werden.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben der Stadtmarketing GmbH Gelsenkirchen vom 10. 11. 1997 und Pressespiegel.
Schreiben der Stadtmarketing GmbH Gelsenkirchen vom 28. 9. 1999.
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S. 225
Themenbereich
Senioren
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Senioren
Mehr Sicherheit für Senioren
Ansprechpartner/Dienststelle
Sächsisches Staatsministerium des Innern, Landespolizeipräsidium, Koordinierungsstelle Prävention, Wilhelm-Buck-Str. 2, 01097 Dresden
Internet: http://www.sachsen.de
Organisation
Das Projekt ¹Mehr Sicherheit für Seniorenª wurde durch das Sächsische Staatsministerium des Innern initiiert. Teilprojekte werden durch die Bereitschaftspolizei Sachsen (Seniorenbetreuung), die Landespolizeidirektion ¹Zentrale
Dienste Sachsenª (Seniorenkonzerte) und das Landeskriminalamt Sachsen (Sicherheitsberater für Senioren) gemeinsam mit den Polizeidirektionen und den
örtlichen Seniorenbeiräten umgesetzt.
Konzeptioneller Ansatz
Im Rahmen der Laufbahnausbildung nehmen Beamte der Bereitschaftspolizeiabteilung an örtlich organisierten Begegnungsveranstaltungen mit Seniorengruppen teil. Dabei sollen junge Polizeibeamte mit älteren Bürgern zusammengeführt werden, um somit persönliche Eindrücke zu Alltagshindernissen für
ältere Menschen zu erlangen. In Kontaktgesprächen sprechen ältere Menschen
ihre Sicherheitsbedürfnisse und Lebensansprüche an, was durch die Polizeibeamten in der späteren Dienstdurchführung beachtet werden soll.
Unter dem Titel ¹Mit Ihrer Polizei sicher durch Sachsenª wendet sich eine neue
Konzertreihe des Polizeikorps Sachsen im Rahmen der polizeilichen Kriminalprävention speziell an Senioren. Mit einer Konzertkonzeption, deren charakteristisches Merkmal die Koppelung von Information und Unterhaltung ist,
wird einerseits Neuland auf dem Gebiet der Kriminalprävention für Senioren
betreten, andererseits soll der Verlust an Lebensqualität durch gesteigerte Kriminalitätsfurcht teilweise kompensiert werden. Mit der Musik als mittelbarem
Kommunikationsträger werden in entspannter Atmosphäre spezielle Fragen
und Probleme von Senioren aufgegriffen. In den Musikpausen vermitteln Interviews mit Personen des öffentlichen Lebens Tipps und Ratschläge einer opferorientierten Prävention.
Unter dem Motto ¹Senioren helfen Seniorenª werden geeignete ältere Bürger
oder Vertreter etablierter Organisationen in ehrenamtlichen Funktionen als
Multiplikatoren in den Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen tätig. Sie erhal227
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Senioren
ten durch die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen Fachwissen, welches der
Zielgruppe angepasst ist. Bei Beratungsveranstaltungen sollen von Senioren für
Senioren hilfreiche präventive Verhaltenstipps sowie praktische Ratschläge zur
Handhabung von Sicherungstechnik aus eigenem Erleben vorgetragen und praxisnahe Vorbeugungsmöglichkeiten vermittelt werden.
Sachstand/Ergebnisse
Die Begegnungsveranstaltungen der Bereitschaftspolizei und die Seniorenkonzerte fanden bisher (November 1999) eine durchweg positive Resonanz.
Die Seniorenberater werden durch die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen
ausgewählt und auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Vergleichbare Projekte gibt es mittlerweile in fast allen Bundesländern (vgl.
beispielsweise Projekt ¹Senioren beraten Seniorenª Ü in Brandenburg und das
Projekt ¹Sicherheitsberater für Senioren (SfS)ª Ü in Hessen).*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Sächsisches Staatsministerium des Innern (Hg.): Präventionsfibel, März 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 8. 11. 1999 mit Anlagen.
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Themenbereich
Sexueller Missbrauch
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Sexueller Missbrauch
Beratung und Therapie für jugendliche und erwachsene Täter
sexueller und ¹häuslicherª Gewalt
Ansprechpartner/Dienststelle
KKG ± Beratungs- und Informationsstelle Konflikt-Krise-Gewalt, Neue Straûe
3, 26122 Oldenburg
e-mail: [email protected]
Organisation
Träger der Einrichtung ist der Verein zur Verhütung von Kindesmisshandlung
e. V., Oldenburg, der Mitglied im Diakonischen Werk ist. KKG ist hervorgegangen aus der Arbeit des Kinderschutzzentrums Oldenburg. Seit Januar 1999
ist der Bereich Täterarbeit ausgegliedert in eigenen Räumlichkeiten im Zentrum Oldenburgs.
Für das erste Jahr hat der Verein die vollständige Finanzierung übernommen.
Für das Jahr 2000 liegen Anträge auf Projektförderung bei der Stadt und dem
Land Niedersachsen vor.
Zusätzliche Einnahmen ergeben sich durch die Dienstleistungen der Informationsstelle, die gegen Honorar Vorträge, Fortbildungen und Maûnahmen der
öffentlichen Aufklärung durchführt.
Hierzu zählt auch die Entwicklung von Materialien für männliche Jugendliche
zur Prävention sexueller Gewalt, die im Rahmen des DAPHNE-Programmes
der EU gefördert wird.
Die Arbeit der Beratungsstelle unterliegt einer Qualitätskontrolle, die durch
eine Fachaufsicht, interne und externe Supervision sowie einen wissenschaftlichen Beirat gewährleistet ist.
Einzelne Projekte werden von der Universität Oldenburg wissenschaftlich begleitet.
Konzeptioneller Ansatz
Vornehmliches Ziel der Einrichtung ist die Prävention und Verminderung interpersonaler Gewalt im sozialen Nahraum.
Als eine Zielgruppe sind jugendliche und erwachsene Sexualtäter und Sexualstraftäter ausgewiesen, die innerhalb eines familiären Zusammenhangs oder in
einer intimen Beziehung sexualisierte Gewalt anwenden. Dabei wird sowohl
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Sexueller Missbrauch
mit Tätern im vorjustitiellen Bereich gearbeitet, als auch mit Tätern, die sich in
einem Strafverfahren befinden oder eine Auflage oder Weisung im Rahmen
eines Strafverfahrens haben.
Eine weitere Zielgruppe sind Misshandler, die ihren Partner oder ihre Partnerin
im häuslichen Bereich körperlich oder seelisch verletzen. Auch hier gilt das
Angebot für Freiwillige, Selbstmelder und Überwiesene.
Die Bandbreite der Behandlungsformen reicht von Krisenintervention, Einzelberatung, Therapie, Gruppentherapie bis zu sozialen Trainingskursen.
Im Zentrum der Behandlung stehen die Einhaltung von Grenzen und Schutzmaûnahmen, die intensive Auseinandersetzung mit der Tat und die Übernahme
der Verantwortung für das Gewaltverhalten und dessen Folgen sowie die Bearbeitung der Ursachen und Ermöglichung von Veränderung. Dabei ist die Arbeit mit dem Täter in jedem Schritt dem Opferschutz verpflichtet.
Eine solche Täterarbeit bedarf einer guten Kooperation mit einer Vielzahl von
Institutionen:
Polizei, Justiz, Jugendamt, Therapeuten, Rechtsbeistände, Schutzeinrichtungen für Betroffene und ± wegen der notwendigen Weiterentwicklung von Behandlungskonzepten ± wissenschaftliche Institutionen.
Dies gilt auch und insbesondere für die geplante Entwicklung eines Interventionsprojektes gegen häusliche Gewalt in Oldenburg.
Mit der angeschlossenen Informationsstelle soll eine Sensibilisierung und Qualifizierung der allgemeinen wie der Fach-Öffentlichkeit angestrebt werden.
Durch Vorträge, Fortbildungen, Schulungen sowie der Entwicklung von Aufklärungsmaterialien und lokalen Kampagnen soll gegen Mythen und Vorurteile
angegangen werden, die den Hintergrund zahlreicher Gewalthandlungen im
sozialen Nahraum darstellen.
Sachstand/Ergebnisse
Die Angebote der Beratungs- und Informationsstelle sind gleich nach ihrer
Veröffentlichung gut angenommen worden. Täter aller drei Zielgruppen werden seit Jahresbeginn 1999 behandelt. Die wenigsten Klienten kommen aus
freiem Willen; nur eine kleine Gruppe ist bislang über Staatsanwaltschaft
und Gericht an die Einrichtung verwiesen worden. Der Groûteil der Täter
kommt aufgrund ¹sozialen Druckesª (Ehefrau, Jugendamt, Arbeitgeber) in
das Behandlungsprogramm.
Der Bedarf an Informationen und Fortbildungen zum Thema zeigt sich durch
eine ständig steigende Nachfrage aus Einrichtungen und Institutionen aus der
Stadt und dem Umland.
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Sexueller Missbrauch
Die Abbruchquote liegt bei dieser niedrigschwelligen, ambulanten Hilfe bei
etwa 50 %. Doch schon während der ersten Stunden kann erfolgreich darauf
eingewirkt werden, dass Schutzmaûnahmen für die Opfer und deren Familien
eingehalten werden.
Ende 1999 wird das DAPHNE-Projekt (s. o.) wissenschaftlich ausgewertet und
abgeschlossen sein. Für die Jahresmitte 2000 ist mit der Fertigstellung des
Handbuches mit den Arbeitsmaterialien für männliche Jugendliche zur Prävention sexualisierter Gewalt zu rechnen.
Material und Publikationen:
KKG ± Beratungs- und Informationsstelle Konflikt-Krise-Gewalt: Faltblätter
und Informationen zur Einrichtung.
KKG ± Beratungs- und Informationsstelle Konflikt-Krise-Gewalt: Abschlussbericht des DAPHNE-Projektes ¹Entwicklung von Materialien für männliche
Jugendliche zur Prävention sexualisierter Gewaltª (vorauss.: Dezember 1999).
Spoden, Christian (1999): Jenseits von Polizei und Justiz: Möglichkeiten und
Grenzen einer Arbeit mit Sexualtätern in Beratungsstellen. In: Wodtke-Werner/Mähne: ¹Nicht wegschauen!ª ± Vom Umgang mit Sexual(straftätern), Nomos-Verlag, Baden-Baden.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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Sexueller Missbrauch
Prävention sexueller Gewalt durch die Arbeit mit männlichen
sexuellen Kindesmisshandlern (Sexualtätern)
Ansprechpartner/Dienststelle
Kinderschutzzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes Ortsverband München e. V., Pettenkoferstr. 10 a, 80336 München
Organisation
In Zusammenarbeit der beiden Institutionen, Kinderschutzzentrum und
Münchner Informationszentrum für Männer e. V. (Landwehrstaûe 85, 80336
München), finden in München derzeit (Stand: November 1999) zwei Psychotherapiegruppentreffen mit jeweils zwei Therapeuten für männliche sexuelle
Kindesmisshandler statt. Die Männer kommen häufig durch Druck im Helfersystem der Kinder zur Therapie oder sie haben eine Auflage von seiten der
Justiz. Mit dem Aufbau des Projektes wurde 1995 begonnen, nachdem der Bedarf an Einzelfallarbeit von den Institutionen nicht mehr geleistet werden
konnte: Von 1996 bis 1998 fand eine erste zweijährige Therapiegruppe als
Pilotprojekt statt. Über deren Verlauf liegen nach einem halben Jahr nach Therapieende erste Erfahrungen und Daten vor. Seit Sommer 1999 wird das Therapieprogramm in zwei weiteren Gruppen umgesetzt. Das Gruppenangebot
wird durch Vor- und Nachgespräche sowie begleitende Familiensitzungen
und Hilfekonferenzen ergänzt.
Für den gesamten neuen Arbeitsbereich stehen den beiden Einrichtungen bis
auf geringe Eigenanteile der Klienten keine zusätzlichen projektbezogenen
Mittel zur Verfügung. Eine kostendeckende Finanzierung ist somit nicht gewährleistet, wird aber für den Fortbestand der Arbeit als dringend erforderlich
gesehen.
Eine wissenschaftliche Begleitforschung ist in Vorbereitung.
Konzeptioneller Ansatz
Die Arbeit mit sexuellen Misshandlern ist eine notwendige Prävention und ein
wirkungsvoller Schutz für Kinder. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass Haftoder Geldstrafen alleine keine Verhaltensänderung und keinen Schutz auf
Dauer für Kinder bewirken. Gleichzeitig zeigt sich in Beratung und Therapie
von sexuellen Misshandlern, dass herkömmliche Konzepte nach dem Prinzip
von Freiwilligkeit ebenfalls oft zu kurz greifen.
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Sexueller Missbrauch
Grundlage der Überlegungen der beiden Institutionen ist deshalb eine enge
Zusammenarbeit zwischen Klient, Therapeut, Helfersystem und Justiz. Durch
diese Zusammenarbeit soll für den Misshandler ein verpflichtender Rahmen
geschaffen werden, der dann als Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit
dient. Damit wird ermöglicht, dass der behandelnde Therapeut umfassende Informationen über Art, Ausmaû und zeitlichen Umfang der sexuellen Misshandlungen erhält.
Zugleich wird eine Öffentlichkeit hergestellt, die dem Missbrauchssystem eine
der Hauptgrundlagen entzieht, nämlich die der Geheimhaltung und Verschwiegenheit. Auûerdem werden die Folgen bei Verweigerung der Mitarbeit in der
Therapie und/oder bei Wiederholung des Misshandlungsverhaltens vertraglich
festgelegt.
Vertragspartner in diesem Setting sind Klient, Therapeut und beteiligte Personen, die mit Sanktionen drohen (z. B. die Eltern der missbrauchten Kinder) oder
Auflagen erteilen beziehungsweise ausführen (z. B. Richter und Bewährungshelfer).
Vorrangiges Ziel der Behandlung ist die dauerhafte Unterbrechung von Misshandlungsmustern. Dies soll erreicht werden, indem an der Fähigkeit zur
Selbstkontrolle, an der Verantwortungsübernahme für die sexuellen Misshandlungen und an der Einfühlung in das Erleben des Kindes gearbeitet wird.
Die Therapie beginnt mit einer Phase von Einzelgesprächen, in denen die
Grundlagen für ein Arbeitsbündnis geschaffen werden. Im Mittelpunkt der
zweiten Phase steht die Durcharbeitung des Deliktszenarios. In der dritten
Phase geht es um die Entwicklung von Schuld und Konfliktbewusstsein. In
der vierten und fünften Phase geht es um den Aufbau eines neuen Selbstbewusstseins und um die Klärung der Perspektiven nach Abschluss der Behandlung (vgl. dazu 5-Stufen-Plan nach Bullens).
Damit ist die therapeutische Haltung wesentlich aktiver und konfrontativer als
in der Psychotherapie mit Klienten bei deutlicher Eigenmotivation. Die wesentlichen Behandlungsthemen sind somit vorgegeben und werden flexibel ± je
nach Stand der Gruppe ± eingeführt. Mittels der Technik des Videofeedback
werden zu verschiedenen Zeitpunkten der momentane Stand in der Aufarbeitung und Reflexion über das Missbrauchsgeschehen deutlich gemacht, und
Therapeut wie Klient können einschätzen, ob kognitive Veränderungen beim
Misshandler stattgefunden haben. In der Gruppe arbeitet ein Therapeutenpaar
in Co-Therapie.
Die Arbeit geschieht in einer halb offenen Gruppenstruktur. Die Gruppe bleibt
für einen festgelegten Zeitraum von zehn Gruppenstunden geschlossen, danach
können neue Männer dazukommen, die auf einem unterschiedlichen Reflexionsstand sind. Somit können die Gruppenmitglieder sich gegenseitig konfrontieren und zugleich von der schon geleisteten Arbeit in der Gruppe profitieren.
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Sexueller Missbrauch
Die Gruppe ist offen für sexuelle Misshandler in der Familie (Inzest) und im
auûerfamiliären Bereich (§§ 173, 174, 176 StGB).
Der Misshandler verpflichtet sich zu Beginn bei der Gruppenaufnahme an der
Therapie für zwei Jahre teilzunehmen. Jedoch wird nach einer Phase von zehn
Gruppensitzungen die Eignung für die Gruppentherapie erneut besprochen. Die
Gruppe findet bis auf Ausnahmen in Ferienzeiten wöchentlich statt. Der zeitliche Rahmen umfasst zwei Zeitstunden. Therapie wird somit als eine ¹Einspannungsverpflichtung auf Zeitª verstanden. Die maximale Gruppenstärke ist
acht Personen.
Der Gruppenarbeit und der Aufnahme in die Gruppe gehen mehrere Vorgespräche voraus. Hier wird geklärt, ob der Misshandler eigene Motivation mitbringt beziehungsweise ob er für die Gruppentherapie gewonnen werden kann.
In den Erstgesprächen wird auûerdem eine ausführliche Anamnese erhoben und
das Maû potentieller Selbstkontrolle eingeschätzt. Zumindest einer dieser Termine wird mit einer Helferkonferenz verbunden. In dieser Konferenz werden
mit dem sexuellen Misshandler und den sanktionierenden Dritten die Bedingungen für die Therapie und die Konsequenz bei Therapieabbruch besprochen
und festgelegt. Der sexuelle Misshandler muss individuelle und gegebenenfalls
gerichtliche Bedingungen erfüllen.
Die individuellen Voraussetzungen sind:
± Schutz der Kinder ist erarbeitet und gewährleistet während der Zeit der
Gruppenarbeit;
± schriftlicher Bericht über die sexuellen Handlungen, (Teil-)Geständnis;
± ausreichende Kenntnis und Beherrschung der deutschen Sprache;
± Schweigepflichtsentbindung bezüglich des Missbrauchsverhaltens und bezüglich Kooperationsabsprachen;
± finanzielle Eigenleistung als Beitrag (orientiert am Nettogehalt).
Ausschlusskriterien:
± akute psychische Erkrankung sowie akute Suchtmittelabhängigkeit;
± Kontaktverweigerung.
Finden im Zeitraum der Gruppentherapie weitere Übergriffe statt, muss der
Misshandler mit dem Ausschluss aus der Gruppe rechnen. Die Entscheidung
darüber behält sich die Gruppenleitung vor.
Kooperation zwischen sozialen Einrichtungen und Justiz:
Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie/Beratung ist die Kooperation
beteiligter Institutionen und professioneller Helfer mit dem Ziel, einen für
den Misshandler verpflichtenden Rahmen zu schaffen.
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S. 238
Sexueller Missbrauch
Damit können Männer aufgenommen werden, die
± selbst freiwillig Kontakt aufnehmen,
± gerichtliche Auflagen erhalten haben,
± wenn die Freiheitsstrafe ausgesetzt werden kann für eine Bewährungsstrafe
bis zu zwei Jahren,
± wenn bei einer Vollzugsstrafe die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt werden kann.
Im Einzelfall wird ein Netzwerk der beteiligten Institutionen aufgebaut.
Sachstand/Ergebnisse
Bisher konnte das vorrangige Ziel der Behandlung, die dauerhafte Unterbrechung des Misshandlungsmusters, nach Wissen der Einrichtungen erreicht werden. Weder von den Männern selbst noch von den Kindern oder ihren Bezugspersonen (als soziale Kontrollinstanzen) oder von der Polizei sind bisher Rückfälle bekannt geworden.
Beobachtbar und beschreibbar (in Selbst- und Fremdeinschätzung, Videoanalyse und Fragebögen) sind eine individuelle unterschiedliche Zunahme an Verantwortungsbewusstsein, eine Entwicklung von Scham und Schuldempfinden
und zunehmendes Einfühlungsvermögen in die betroffenen Kinder. Eine nähere Selbstaufmerksamkeit und ein gesteigertes Selbstvertrauen weist auf eine
allgemeine Stabilisierung hin.
Publikationen:
R. Kirchmann: Beziehungsorientierte Arbeit mit sexuell misshandelten Erwachsenen. In: Kinderschutz in München.
Jahresbericht des Kinderschutzbundes e. V. München.
R. Kirchmann, W. Hinz: Gruppentherapie mit männlichen sexuellen Misshandlern. In: Eine Lobby für Kinder, Jahresbericht des DKSB e. V. München. 1996/
97.
Jahresbericht des Münchner Informationszentrums für Männer.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 239
Sexueller Missbrauch
Hänsel & Gretel Stiftungspreis 1999
Ansprechpartner/Dienststelle
Stiftung ¹Hänsel & Gretelª, Geschäftsstelle, Friedrich-Eberle-Str. 4 d, 76227
Karlsruhe
Internet: http://www.haensel-und-gretel.org
e-mail: [email protected]
Organisation
Die Stiftung ¹Hänsel & Gretelª (Ü) vergab 1999 erstmalig den ¹Hänsel &
Gretel Stiftungspreisª. Die Schirmherrschaft hat der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg übernommen.
Die ¹Bundesarbeitsgemeinschaft Prävention & Prophylaxeª (Ü) wurde mit der
Vorauswahl der eingesandten Projekte beauftragt. Der von ¹Hänsel & Gretelª
benannten fünfköpfigen Jury sollen maximal 20 Projekte zur Endauswahl vorgelegt werden. Einsendeschluss war der 30. 4. 1999. Im Mai 1999 entschied die
Jury über die eingereichten Vorschläge.
Die Bewerbung sollte beinhalten:
± Beschreibung eines Projektes, das vom Verein geplant und realisiert werden
soll (Konzept bestehend aus Kurzprofil, Gesamtdarstellung und ExposØ),
± Zeit- und Finanzierungsrahmen des Vereins / der Organisation (Finanzierungsinstrumente),
± Entwicklungsbeschreibung des Vereins seit der Entstehung,
± Jahresbericht 1998,
± Zielsetzung und Arbeitskonzeption des Vereins,
± Faltblätter, Broschüren, Presseberichte und so weiter,
± Liste von Publikationen.
Weitere Voraussetzung ist die inhaltliche Bindung des Projektes an den Komplex ¹Prävention von sexuellem Missbrauchª mit explizitem Bezug auf
± Information, Aus- und Fortbildung von Erwachsenen oder
± Aufklärung, Information und/oder Stärkung von Kindern und Jugendlichen
beziehungsweise geschlechtsspezifische Arbeit mit Mädchen oder Jungen.
Die eingereichten Projekte werden dokumentiert.
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S. 240
Sexueller Missbrauch
Konzeptioneller Ansatz
Mit der Ausschreibung des Stiftungspreises 1999 soll Beratungsstellen und
Hilfsorganisationen die Möglichkeit gegeben werden, ein Präventionsprojekt
durchzuführen, das wegen Finanzierungsschwierigkeiten normalerweise nicht
zu verwirklichen wäre. Mit dem Preisgeld in Höhe von 15.000 DM soll ein
wegweisendes Projekt ¹aus der Schublade geholtª und umgesetzt werden.
Neben der Umsetzung eines konkreten Projektes bietet sich auch die Möglichkeit, Interessen und Gemeinsamkeiten von Organisationen zu erkennen und so
Kontakte und Verknüpfungen herzustellen beziehungsweise zum Ideenaustausch beizutragen.
Zur Zielgruppe des Preises gehören vorrangig gemeinnützige Vereine und Organisationen.
Sachstand/Ergebnisse
Der 1. Gewinner des ¹Hänsel & Gretel Stiftungspreis 1999ª ist die Beratungsstelle für sexuell missbrauchte Mädchen ¹Wildwasser Nürnberg e. V.ª. Das
Projekt selbst sowie das Ergebnis und die Auswertung nach erfolgter Realisierung werden in der Zeitschrift ¹Prävention und Prophylaxeª vorgestellt.
Bewertungskriterien waren das ¹Preis-Leistungs-Verhältnisª, die Realisierbarkeit im Rahmen der Finanzierungsinstrumente des Vereins, die Übertragbarkeit
auf andere Organisationen, der Modellcharakter sowie die Möglichkeit der
überregionalen Wiederholung und regionalen Kontinuität des Projektes.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Internet-Seiten der Bundesarbeitsgemeinschaft Prävention & Prophylaxe mit Stand 22. 4. 1999.
Schreiben der Stiftung ¹Hänsel & Gretelª, Geschäftsstelle vom 1. 10. 1999 mit Anlagen.
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S. 241
Sexueller Missbrauch
Prävention sexueller Gewalt ±
Entwicklung von Material für männliche Jugendliche
Ansprechpartner/Dienststelle
EU-Daphne-Projekt des ¹Verein zur Verhütung von Kindesmisshandlung
e. V.ª Oldenburg, c/o Beratungs- und Informationsstelle Konflikt-Krise-Gewalt, Neue Straûe 3, 26122 Oldenburg
Organisation
Das Projekt ist eine Maûnahme zur primären Prävention sexueller Gewalt mit
männlichen Jugendlichen und wird im Rahmen der Daphne-Initiative der Europäischen Gemeinschaft gefördert (Laufzeit: 15. 11. 1998 bis 15. 11. 1999). Beteiligt sind Kooperationspartner aus Spanien (Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität La Laguna, Santa Cruz de Tenerife) und Dänemark (Zentrum für feministische Forschung und Gender Studies der Universität Arhus).
Die Federführung und Gesamtverantwortung liegt in Deutschland beim Verein
zur Verhütung von Kindesmisshandlung e. V. Oldenburg.
Im Projekt arbeiten etwa 40 Fachleute und etwa 100 Jungen in den drei Ländern
mit. Das Projekt wird in Deutschland durch die Carl-von-Ossietzky-Universität
Oldenburg wissenschaftlich begleitet.
Konzeptioneller Ansatz
Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Frauen ist ein komplexes soziales Problem, das differenzierte Problemlösungsansätze erfordert. Dabei sind strukturelle Veränderungen ebenso notwendig wie personenbezogene Maûnahmen.
Im Rahmen der DAPHNE-Initiative fördert und koordiniert die Europäische
Gemeinschaft unterschiedlichste Projekte, die dem gemeinsamen Ziel dienen,
dieser Gewalt zu begegnen. Das Projekt des Vereins zur Verhütung von Kindesmisshandlung e. V. konzentriert sich dabei auf das Problem sexueller Gewalt.
Es versteht sich als innovative Maûnahme zur primären Prävention. Die Ursachen dieses gesellschaftlichen Problems sind vielfältig, deutlich ist aber eins:
sexuelle Gewalttaten werden überwiegend von Männern und männlichen Jugendlichen ausgeübt. Dabei spielt die traditionelle männliche Sozialisation und
Geschlechtsidentität eine zentrale Rolle. Ziel des Projektes ist es daher, Materialien zu entwickeln, mit deren Hilfe männliche Jugendliche für das Problem
sexuelle Gewalt sensibilisiert werden können.
Die Zielgruppe der männlichen Jugendlichen befindet sich ab dem 12. Lebensjahr in einer kritischen Phase, die mit ihren spezifischen Anforderungen und
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Sexueller Missbrauch
Problemen besonders konfliktträchtig ist. Eine wichtige Aufgabe ist die Herausbildung einer sozialen Geschlechtsidentität. Dieser Prozess ist krisenhaft
und orientiert sich oft an Vorstellungen traditioneller Männlichkeit, die Abwertungen von Frauen sowie Legitimationen und Bagatellisierungen von sexueller
Gewalt beinhalten. Zusätzlich nimmt die Auseinandersetzung mit der Sexualität eine zentrale Stellung ein. Mit ihr sind Wünsche und Erwartungen, aber auch
¾ngste, Verunsicherungen und Konflikte verbunden, aus denen sexuelle
Grenzüberschreitungen resultieren können. In dieser Zeit finden erste Sexualkontakte, zumeist mit dem anderen Geschlecht, statt, die häufig in einem Kontext von Unfreiwilligkeit (peer-pressure) stehen und als Beweis einer erwachsenen Männlichkeit dienen. Hier setzt das Curriculum an, das Themen beinhaltet, über deren Beschäftigung das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein der
männlichen Jugendlichen gestärkt und ihre Handlungskompetenzen im Umgang mit (schwierigen) Situationen gefördert werden können.
Themen des Curriculums sind: Mannsein, Sexualität, Partnerschaft und Geschlechterbeziehungen, Sexuelle Gewalt, Probleme und Konflikte.
Inhalte des Projektes sind:
± Entwicklung eines Curriculums für die Arbeit mit männlichen Jugendlichen
in Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen;
± Erprobung in unterschiedlichen Jungengruppen in drei europäischen Ländern;
± Wissenschaftliche Begleitung zur Auswertung der Erfahrungen unter Einbeziehung der Jugendlichen und der Sicht von sexueller Gewalt Betroffener;
± Erstellung eines Handbuchs zur Darstellung des Curriculums mit Vorschlägen zum Einsatz der Materialien;
± Entwicklung von Material für eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit.
Sachstand/Ergebnisse
Die Erprobungsphase des Projektes ist abgeschlossen. Die Erfahrungen werden
nun systematisch unter Einbeziehung der wissenschaftlichen Ergebnisse ausgewertet und gebündelt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 243
Sexueller Missbrauch
Spot gegen die sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Jungen
im Tourismus
Ansprechpartner/Dienststelle
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Referat Kinderund Jugendschutz, 53107 Bonn
Internet: http://www.bmfsfj.de
Organisation
Seit Ende der 80 er Jahre engagiert sich das internationale Kinderhilfswerk
¹Terre des hommesª (terre des hommes Deutschland e. V., Bundesgeschäftsstelle, Postfach 41 26, 49031 Osnabrück) im Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern. Dies geschieht durch die Unterstützung von Projekten
vor Ort und durch die verstärkte Aufklärungsarbeit in Deutschland.
Das Projekt zur Förderung der Produktion eines Informationsspots für Reisende
wurde 1998/99 durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend, die Europäische Kommission, DG XXII, Brüssel und die Deutsche
Lufthansa gefördert und finanziert.
Durch die Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend aus dem Arbeitsprogramm der Bundesregierung zur Umsetzung der Ergebnisse des ersten Weltkongresses gegen die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern 1996 in Stockholm, wurde auch die Produktion
der deutschen TV-Version des Fernsehspots ¹Spielsachenª ermöglicht.
Konzeptioneller Ansatz
Sensibilisierung zum Thema Kinderprostitution im Tourismus auf dem Weg
ins Urlaubs- oder Reiseland ± das ist das Ziel eines 30/40-Sekunden-Spots, der
auf Flügen gezeigt wird. Der Spot soll die europäischen Urlauberinnen und
Urlauber für die Problematik und das erschreckende Ausmaû der Kinderprostitution sensibilisieren und sie ermutigen, in ihren Zielländern und zu Hause
Stellung gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern zu beziehen. Die Produktion wurde in englischer Sprache gehalten, um die internationale Einsatzmöglichkeit zu gewährleisten.
Seit Januar 1998 liefen die Vorbereitungen zur Produktion dieses Inflight
Videos ¹TOYSª.
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S. 244
Sexueller Missbrauch
Terre des hommes entwickelte einen Fragebogen, der europaweit an Expertinnen und Experten aus den Bereichen Soziales, Kommunikation und Tourismus
versandt wurde. Aus 13 europäischen Ländern kamen die Antworten, die die
jeweilige Sichtweise und die Schwerpunkte zum Thema deutlich machten. So
entstand ein Querschnitt der europäischen öffentlichen Meinung, der die Problemlage benannte und den Handlungsbedarf fixierte.
Die Agentur (ABC-Berlin/EURO RSCG), die die Produktion des Spots übernahm, orientierte sich an diesen Ergebnissen des Fragebogens. Nach längerem
Abstimmungsprozess, der die unterschiedlichen Partner und die verschiedenen
Nationalitäten zusammenbrachte, wurde der Spot im November 1998 in Hamburg gedreht und direkt nach Fertigstellung auf Langstreckenflügen eingesetzt.
Sachstand/Ergebnisse
Die Deutsche Lufthansa war die erste europäische Fluglinie, die den Spot
zeigte. Es folgten Air Europa (Spanien), Olympic Airways (Griechenland),
Sabena (Belgien) und Al Italia (Italien).
Seit dem 1. 7. 1999 hat die LTU die kostenlose Ausstrahlung der deutschen
Version des Spots für ein Jahr auf allen Flügen mit Bordprogramm übernommen und weitere Fluglinien sollen gewonnen werden.
Von den bisher beteiligten Fluglinien beziehungsweise den dort Reisenden sind
keine Negativ-Reaktionen auf die Ausstrahlung bekannt.
Über die bereits erreichte Aufmerksamkeit bei Reisenden hinaus eine breitere
Öffentlichkeit zu unterstützen, ist das Ziel der TV-Version des Spots, dessen
kostenfreie Ausstrahlung bisher 17 deutsche TV-Sender zugesagt haben.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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Themenbereich
Sicherheitsgefühl
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Sicherheitsgefühl
Landesaktionstage für öffentliche Sicherheit
Ansprechpartner/Dienststelle
Hessisches Ministerium des Inneren und für Sport, Friedrich-Ebert-Allee 12,
65185 Wiesbaden
Organisation
Träger und Initiator der im Oktober 1997 erstmals durchgeführten Landesaktionstage zur öffentlichen Sicherheit der Hessischen Polizei ist das Hessische
Ministerium des Inneren und für Sport (HMdI).
Konzeptioneller Ansatz
Unter dem Motto ¹Handeln statt redenª sollen Landesaktionstage als Form
bürgernaher Polizeiarbeit regelmäûig zu unterschiedlichen Themen durchgeführt werden.
Im Rahmen der Aktionstage soll die Bevölkerung mittels Hausbesuchen, Informationsständen und auf Veranstaltungen über bestimmte Kriminalitätsphänomene sowie die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zum Schutz vor
einzelnen Kriminalitätserscheinungen informiert werden.
Sachstand/Ergebnisse
Bei den ersten beiden Veranstaltungen im Oktober 1997 wurde die Bevölkerung im Rahmen der ¹Aktionstage zur Öffentlichen Sicherheitª über den
Schutz vor Wohnungseinbrüchen informiert. Zur Durchführung des ersten Landesaktionstages waren neben den eingesetzten Polizeibeamten auch Mitarbeiter des Ordnungsamtsauûendienstes für gemeinsame Patrouillen eingesetzt.
Die Polizei war insgesamt mit mehr als 2.000 Fuû- und 1.000 Fahrzeugstreifen
vor allem in Wohngebieten präsent.
Weitere Landesaktionstage wurden unter den Themen ¹Halt mich festª (November 1997) mit dem Schwerpunkt ¹Gesundheitsprävention im Straûenverkehrª und der Anschnallpflicht für Kinder sowie (im Dezember 1997) zum
Thema ¹Straûenkriminalitätª (Handtaschenraub, Taschen-, Trick- oder Ladendiebstahl) veranstaltet. Neben der Bevölkerung wurde an diesem Aktionstag
auch der Einzelhandel verstärkt über das Kriminalitätsphänomen informiert.
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S. 248
Sicherheitsgefühl
Im Februar 1998 fand der Landesaktionstag unter dem Motto ¹Senioren als
Opferª statt, im Mai 1998 wurde er zu dem Thema ¹Radfahrer und Inline-Skaterª mit dem Ziel der Erhöhung der Sicherheit im Straûenverkehr durchgeführt.
Dabei wurden etwa 20.000 Bürger angesprochen und insbesondere auf Diebstahlssicherungen von Fahrrädern und auf Schutzausrüstungen für Inline-Skater hingewiesen.
Im Rahmen des im Juli 1998 durchgeführten Landesaktionstages ¹Sicherheit
im Urlaub und in der Freizeitª sprachen 1.500 Polizisten Bürger in Raststätten,
Freibädern, Einkaufszentren und Fuûgängerzonen an und gaben Ratschläge,
wie man sich im Urlaub/in der Freizeit verhalten soll.
Im Dezember 1998 wurde ± wie im Vorjahr ± ein Landesaktionstag zur Information darüber durchgeführt, wie man sich in der Vorweihnachtszeit vor Straûenräubern, sowie Trick-, Taschen- und Ladendieben schützen kann.
Weitere Landesaktionstage widmeten sich den Schwerpunkten ¹Geschäfte an
der Türª (28. 1. 1999), ¹Alkohol am Steuerª (11. 2. 1999), ¹Sinnlose Zerstörung/Vandalismus/Graffitiª (13. 9. 1999) und dem Thema ¹Sicherer Einkaufª
(24. 11. 1999).
Die bisher durchgeführten Landesaktionstage erfuhren eine groûe Akzeptanz in
der Bevölkerung, was vor allem daran lag, dass sich die Polizei als Ansprechpartner präsentierte und Informationen vermittelte. Nach Ansicht des hessischen Innenministers stärken die Landesaktionstage das Sicherheitsgefühl
der Bevölkerung und fördern den Kontakt zwischen Polizei und Bürger.
Der im Februar 1998 veranstaltete Aktionstag zum Thema ¹Senioren als Opferª
wurde von einem Studierenden der Polizeidirektion Fulda untersucht. Dabei
wurde als Ergebnis unter anderem festgestellt, dass 76 % der befragten Senioren durch solche Aktionen ihr Sicherheitsgefühl gestärkt sehen und 86 % eine
Wiederholung der Landesaktionstage wünschten.
Eine Befragung der eingesetzten Polizeibeamten ergab unter anderem, dass die
Mehrheit der Beamten die Aktionstage zwar befürworten, 57 % jedoch der
Auffassung sind, die Konzeption sei nicht praxisnah.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Pressemitteilungen des Hessischen Ministeriums des Inneren und für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz vom 14. 10. 1997 und 12. 12. 1997.
¹Über Schutz vor Einbrechern aufklärenª. In: Frankfurter Rundschau vom 15. 10. 1997.
¹2000 Polizisten gingen unter die Leuteª. In: Wiesbadener Kurier vom 15. 10. 1997.
¹Handeln statt reden ± Landesaktionstageª. In: Hessische Polizeirundschau 12/97, S. 17 ff.
¹Landesaktionstag Radfahrer und Inline-Skaterª. In: Hessische Polizeirundschau 6/98, S. 11.
¹Zehnter Landesaktionstag zu Sicherheit im Urlaub und in der Freizeitª. In: Frankfurter Rundschau vom
30. 7. 1998.
¹Aktionstag gegen Langfingerª. In: Wiesbadener Tagblatt vom 8. 12. 1998.
Fax Hessisches Landeskriminalamt vom 29. 10. 1999.
¹Kriminalprävention ± aber wie?ª, In: Hessische Polizeirundschau, Ausgabe 10/99, S. 12 ff.
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Sicherheitsgefühl
Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 1996/97
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt, Kollegienwall 6±8, 49074 Osnabrück
Internet: http://www.polizei.land-ni.dbp.de/~bruecke/
e-mail: [email protected]
Organisation
Für das Projekt Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 1996/97 (KRA
OS 1996/97) zum Thema ¹Mehr Sicherheit für uns in Osnabrückª konnten im
September 1996 die Stadtverwaltung Osnabrück, die Katholische Fachhochschule Norddeutschland, Osnabrück, die Ressortübergreifende Präventionskommission Osnabrück (RePrOS, Ü), der Präventionsverein Osnabrück e. V.
(PrävOS, Ü) und die Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt gewonnen werden.
Gesamtträger des Projekts ist ± auch wegen der Mischfinanzierung ± der gemeinnützige Präventionsverein Osnabrück e. V. Die Finanzierung erfolgt aus
Mitteln des Landes Niedersachsen, der Stadtverwaltung Osnabrück und des
Präventionsvereins Osnabrück e. V. Der Finanzrahmen liegt bei etwa
60.000 DM.
Die Durchführung der KRA OS übernahm eine polizeiliche Projektgruppe. Der
wissenschaftliche Part lag, bezogen auf die Bevölkerungs- und Schülerbefragung, bei der Katholischen Fachhochschule Norddeutschland, Osnabrück. Wesentliche Unterstützung in Bezug auf die Dateneingabe/-auswertung hat die
Projektgruppe durch zwei Mitarbeiterinnen der Stadt erhalten, die für diese
Analyse von der Stadtverwaltung Osnabrück befristet eingestellt wurden.
Grundlagen der Analyse sind in der Hauptsache
± Daten der polizeilichen Eingangs- und Ausgangsstatistik aus 1996,
± Bevölkerungsstruktur- und Entwicklungsdaten einschlieûlich Sozialdaten
aus 1996
sowie die Ergebnisse
± einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung,
± einer repräsentativen Befragung von Schülern neunter Schulklassen zur
selbstbehaupteten Delinquenz und
± eine Medienanalyse (erstellt durch die Polizei-Führungsakademie Münster).
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Sicherheitsgefühl
Konzeptioneller Ansatz
Projektziele:
± Finden von mittleren und langfristigen Entscheidungen im Bereich der Prävention,
± Entwicklung von städtischen Sicherheitskonzepten,
± Einschätzung stadtteilbezogener Probleme,
± Erkennen der Bürgermeinung zu Sinn und Zweck strafrechtlicher Sanktionen,
± Finden von Prioritäten für die Stadtplanung,
± Einschätzung der Serviceleistung der Polizei,
± Planung von lokaler und kommunaler Präventionsarbeit,
± Erkennen von Bedingungen des Anzeigeverhaltens der Bevölkerung,
± Optimierung des polizeilichen Angebots,
± Einschätzung der Kriminalität in den Wohngegenden,
± Finden von Opferdaten,
± Reduktion der Kriminalitätsfurcht,
± Erfassen von infrastrukturellen Bedürfnissen der Bürger in ihrem Stadtteil.
Sachstand/Ergebnisse
In einem Auswahlverfahren (Randomisierung bzw. Random-sample) erstellte
das Einwohnermeldeamt der Stadt Osnabrück eine Adressenliste von etwa 4 %
der Bevölkerung in der Altersphase von 14 Jahren und älter. 5.560 Fragebögen
wurden verschickt, 2.367 Rücksendungen waren zu verzeichnen, wovon 57
nicht ausgewertet werden konnten. Mit Hilfe der PC-Programme MS-Access
und SPSS konnten 2.310 Fragebögen (41,54 % von 5.560) bearbeitet werden.
Bei 2.310 auswertbaren Fragebögen sind somit effektiv 1,65 % der Bürger ab
14 Jahre in die Analyse einbezogen worden.
Das Schulamt der Stadt Osnabrück hat Übersichten der 9. Schulklassen zur
Verfügung gestellt. Von den 1.891 Schülern in allen 9. Schulklassen Osnabrükker Schulen wurden 1.346 (71,2 %) in das Auswertungsverfahren einbezogen.
Die Grunddaten aus 1996 wurden für die Jahre 1997 und 1998 fortgeschrieben.
Es ist geplant, die Befragungen nach fünf Jahren zu wiederholen.
Zur Auswertung und Umsetzung der Analyseergebnisse wurde eine Lenkungsgruppe eingesetzt, in der Fachbereiche der Stadtverwaltung Osnabrück (Bür250
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Sicherheitsgefühl
ger- und Ordnungsangelegenheiten, Städtebau, Soziales und Gesundheit, Jugend und Familie), die Frauenbeauftragte der Stadt Osnabrück und die Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt vertreten sind.
Mit dem Einsatz der Lenkungsgruppe wurden die Analyseergebnisse ausgewertet und in den vorhandenen Strukturen (Fachbereiche der Stadtverwaltung
Osnabrück, Polizei, Ausländerbeirat, Stadtelternrat, Frauenbeauftragte, Seniorenbeirat usw.) umgesetzt, wobei der Umsetzungsprozess noch nicht abgeschlossen ist.
Es konnte weiterhin erreicht werden, dass die Präventionsbeauftragen der Polizei zu Planungsbesprechungen (z. B. Städtebau, Stadtentwicklung) eingeladen werden.
Von der Polizei wurde insbesondere eine Erhöhung der sichtbaren polizeilichen
Präsenz gefordert. Dem wurde inzwischen durch Ausbau des Fuûstreifendienstes und durch den Einsatz von Radstreifen Rechnung getragen, und zwar auch
unter Einbeziehung der Bereitschaftspolizei, 7. Einsatzhundertschaft Osnabrück (auch: Mobile Wache in der Innenstadt). Auûerdem hat die Stadt Osnabrück einen Ordnungsauûendienst eingerichtet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Ernst Hunsicker / Bernhard Bruns / Martin Oevermann / Martin Ratermann: Forschungsbericht ¹Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 1996/97ª (Osnabrück, im Juni 1998), ca. 250 Seiten, Druck: Print &
Media Center Wallenhorst (Bezugspreis: 50 DM).
Ernst Hunsicker / Martin Oevermann / Martin Ratermann: 1. Fortschreibung der Grunddaten für 1997.
Ebd.: 2. Fortschreibung der Grunddaten für 1998.
Schreiben des Landeskriminalamtes Niedersachsen vom 4. 10. 1999 mit Anlagen.
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Themenbereich
Städtebauliche Prävention
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Städtebauliche Prävention
Zusammenarbeit mit Bauplanungsämtern
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Essen, Kommissariat Vorbeugung, Büscherstraûe 2±6, 45117
Essen
Organisation
Mit Runderlass des Innenministeriums ¹Kriminalitätsvorbeugung durch die
Polizeiª wurden die Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen aufgefordert, die Bildung von Kriminalpräventiven Räten und/oder entsprechenden Arbeitskreisen anzuregen und zu initiieren. Basierend auf der Erkenntnis kriminologischer Regionalanalysen soll unter anderem hinsichtlich der Städteplanung die Zusammenarbeit mit den städtischen Bauämtern intensiviert werden.
Im Kommissariat Vorbeugung des Polizeipräsidiums Essen wurde zur Unterstützung und Verstärkung der in den entsprechenden Gremien geleisteten Arbeit ein Mitarbeiter ausschlieûlich mit dem Aufgabenfeld ¹Zusammenarbeit
mit Bauplanungsämternª beauftragt.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel der Zusammenarbeit mit Bauplanungsämtern ist, dass Erkenntnisse der
Kriminalprävention unmittelbar in städtebauliche Planungen und Maûnahmen
einflieûen und somit zur Entstehung und Neugestaltung von ¹angstfreien Stadträumenª beitragen.
Zielgruppe sind die Bürger der Stadt Essen sowie die mit Stadtplanung und
Städtebau befassten Institutionen.
In enger Kooperation mit dem Bauamt Essen erfolgte eine Prüfung der vorgelegten Bauanträge im Hinblick auf Möglichkeiten der Prävention durch eine
Verbesserung der technischen Sicherung und des Wohnumfeldes. Bauträgern
und Bauherren wird ± sofern erforderlich und gewünscht ± eine entsprechende
Beratung angeboten.
Das Kommissariat Vorbeugung wird an der Erstellung von Bauleitplänen, Rahmenplanungen und Bebauungsplänen beteiligt. Erkenntnisse über Entstehungsfaktoren von Kriminalität werden bei der Erstellung von städtebaulichen Konzepten berücksichtigt und können
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Städtebauliche Prävention
± die objektive Sicherheit verbessern, da zum Beispiel die Einsehbarkeit und
Überschaubarkeit von Eingängen, Fluren, Parkplätzen, Tiefgaragen und so
weiter gewährleistet ist und
± das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger stärken, da zum Beispiel die
Entstehung von Angsträumen vermieden werden kann.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt liegt in der Öffentlichkeitsarbeit. Unter anderem anlässlich der Bürgeranhörung stellte der Mitarbeiter des Kommissariats
Vorbeugung in Essen städtebauliche Aspekte der Kriminalprävention vor, um
zur Akzeptanz der entsprechenden Konzepte in der Bevölkerung beizutragen.
Sachstand/Ergebnisse
Das Projekt wird insgesamt von der Bevölkerung und den beteiligten Institutionen angenommen. Bisher wurden von dem Mitarbeiter des Kommissariats
Vorbeugung 29 Bauberatungen durchgeführt. Drei Bauträger von geplanten
Neubaumaûnahmen in Essen-Bredeney und Heisingen mit einem Bauvolumen
von etwa 40 Millionen DM baten um entsprechende Beratung.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
e-mail des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen vom 5. 1. 2000.
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Themenbereich
Zeugen- und Helferverhalten
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Zeugen- und Helferverhalten
Initiative ¹Zivilcourageª
Ansprechpartner/Dienststelle
Senator für Bildung und Wissenschaft, Rembertiring 8±12, 28195 Bremen
Organisation
Die Initiative ¹Zivilcourageª wurde am 24. 3. 1999 mit einer Auftaktveranstaltung im Bremer Rathaus der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Bürgerschaftspräsident und der Bürgermeister der Hansestadt Bremen übernahmen die Schirmherrschaft.
Die von der Initiative öffentlichkeitswirksam durchgeführten Aktionen ¹Wir
mischen uns einª finden in Kooperation mit verschiedenen bremischen Behörden und Institutionen statt.
Konzeptioneller Ansatz
Das Ziel der Initiative ist, die Menschen aller Altersstufen in der Stadt Bremen
zu motivieren, ¹Stoppª zu sagen, wenn andere in ihrer Umgebung bedroht oder
belästigt werden. Die innere Einstellung ¹Das geht mich nichts anª soll abgebaut werden. Es gilt Courage und Selbstbewusstsein zu demonstrieren. Je stärker sich ein couragiertes Verhalten im Alltag in der Stadt verbreitet, je eher wird
eine Steigerung der gemeinsamen Lebensqualität erzielt. Die Initiative will
keine ¹Heldenª schaffen, vielmehr soll die Entwicklung einer Bewusstseinskultur des ¹Hinschauensª und des ¹Sich-Einmischensª gefördert werden.
Die Gespräche, Aktionen, Auseinandersetzungen sollen öffentlich in Betrieben, Schulen und auf der Straûe stattfinden.
Sachstand/Ergebnisse
Im Rahmen der Initiative ¹Zivilcourageª wurden 1999 folgende Aktionen
durchgeführt:
± Im Mai wurden Selbstbehauptungskurse für Frauen durch Unterweisung in
Techniken der Selbstverteidigung durchgeführt.
± Im Juni wurde eine Aktion in der Straûenbahn mit einer Theatergruppe veranstaltet. Es wurden Diskussionen mit den Fahrgästen geführt sowie Informationen an diese weitergegeben. Für die Auûenwirkung wurde die Straûenbahn mit dem Schriftzug ¹Zi/vil/cou/ra/geª versehen.
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Zeugen- und Helferverhalten
± Im September wurde ein Vortrag der Volkshochschule im Bremer Überseemuseum unter dem Thema ¹Und keiner schaut hin ± Was bedeutet Zivilcourage heute?ª gehalten.
± Im November wurden Bildungsurlaubsseminare an der Volkshochschule
Bremen unter der Überschrift ¹Zivilcourage ± oder: Was geht mich das
an?ª angeboten. Des weiteren wurden Trillerpfeifen und Informationsmaterialien an Passanten auf dem Bremer Marktplatz verteilt.
Sämtliche Aktionen wurden durch Veröffentlichungen in den Medien begleitet.
Als weiterführende Aktionen sind eine Kunstausstellung mit Plakaten und Exponaten um den Gedanken ¹der Kultur des Wegschauensª im Haus der Bremischen Bürgerschaft (April 2000) sowie ein Bildungsurlaubseminar der Angestellten-Kammer Bremen ¹Mit eigener Stimme sprechen ± von der Schwierigkeit mit der Zivilcourageª (Juni 2000) geplant.
Die Resonanz seitens der Bevölkerung, insbesondere bei der TrillerpfeifenAktion, war positiv und belegt nach Meinung der Initiatoren, dass die Aktionen
eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung finden.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Bremen vom 16. 12. 1999 mit Anlagen.
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Themenbereich
Sonstiges
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Sonstiges
Heidelberger Kriminalitätsatlas
Ansprechpartner/Dienststelle
Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Postfach 10 55 20, 69045 Heidelberg
Organisation
In Heidelberg wurde Anfang 1997 ein für Fragen der Kommunalen Kriminalprävention (KKP) zuständiges Lenkungsgremium unter Leitung der Oberbürgermeisterin, unter fachlicher Federführung der Polizeidirektion und einer Geschäftsführung beim Amt für Öffentliche Ordnung gebildet. Die Polizeidirektion ist durch den Leiter sowie die entsprechenden Referate vertreten, die Stadtverwaltung neben dem Amt für Öffentliche Ordnung durch das OB-Referat, das
Kinder- und Jugendamt, das Amt für Frauenfragen sowie das Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Andere Fachämter werden themenspezifisch hinzugezogen.
Die Mitarbeit des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik in dem Lenkungsgremium beruht unter anderem auf dem sich aus dem Koordinierungsauftrag
für alle Stadtteilrahmenpläne ergebenden hohen analytischen und prognostischen Wissen über die sozio-demographische und städtebauliche Struktur vor
Ort sowie aus der Initiierung des Kriminalitätsatlasses, den das Amt auf der
Basis einer Polizeilichen Kriminalstatistik-(PKS-)Datenbank kontinuierlich
fortschreibt.
Konzeptioneller Ansatz
Seit Juni 1996 werden vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik sämtliche,
in Heidelberg angefallenen Delikte aus der PAD (Personen-Auskunfts-Datei)
und der MOD (Modus-Operandi-Datei) der Polizeidirektion in einer PKS-Datenbank (MS-Access) auf Ebene der stadtweit etwa 1.200 Baublöcke ausgewertet. Die Darstellung erfolgt in Diagrammen sowie in Plots als sogenannte
Lagebilder. Entsprechend den Zielvereinbarungen werden ¹nurª Delikte/Deliktgruppen, Tatorte und Tatzeiten erhoben. Auf eine Erfassung der Täter und
Tatopfer sowie der Täter- und Opfer-Herkunftsräume (Wohnstandorte) wurde
vorerst verzichtet, um eine negative Etikettierung von Wohnquartieren zu vermeiden.
Seit der zweiten Stufe der Datenlieferungsvereinbarung (ab Juni 1997) können
sämtliche in der PKS enthaltenen Merkmale und insgesamt 2.500 Deliktarten
ausgewertet werden. Das Schwergewicht der Darstellung liegt in Absprache
mit der Polizeidirektion auf Delikten im öffentlichen Raum sowie auf Ein263
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Sonstiges
brüchen. Dabei wird nach der Schwere des Falles (z. B. einfacher, schwerer
Diebstahl) unterschieden. Die Auswertung erfolgt im monatlichen Rhythmus
auf der Basis von etwa zehn Deliktgruppen. Zum überwiegenden Teil werden
die Auswertungen (Grafiken, Tabellen) aus Kostengründen nur virtuell vorgenommen und auf Nachfrage ausgedruckt.
Durch die Auswertung auf Baublockebene wird ein feinmaschiges räumliches
Deliktverteilungsprofil (ökologische Verteilung) erzeugt. Die Auswertung erfolgt über die Programme Excel (Tabellen, Diagramme) und Mercator (Plots).
Ab dem Jahr 2000 ist die Übernahme der Daten in das GIS (SmallWorld) geplant, über das auch Punktplots und Blockseitenauswertungen (Straûenkartierungen) erzeugt werden können.
Die differenzierte Delikterfassung ermöglicht eine nach Bedarf tief gegliederte
Datenaufbereitung und Schätzparameterbildung. Bedingt können auch ExPost-Evaluierungen durch verlaufsstatistische Auswertungen vorgenommen
werden.
Die Datenüberlieferung erfolgt in anonymisierter Form auf Diskette. Sämtliche
Auswertungen werden an die Polizei rückübermittelt und an die weiteren Lenkungsgruppenmitglieder weitergeleitet.
Sachstand/Ergebnisse
Insgesamt wurden bis August 1999 rund 36.000 Fälle erfasst.
Der Kriminalitätsatlas der Stadt Heidelberg wird als Beispiel einer gelungenen
Kooperation von Stadtverwaltung und örtlicher Polizeibehörde im Rahmen der
Kommunalen Kriminalprävention gesehen. Die Akzeptanz der beteiligten Stellen für den Mehraufwand ist sehr hoch. Der gegenseitige Vorteil überwiegt bei
weitem den zu leistenden Aufwand, so dass das Amt für Stadtentwicklung und
Statistik davon ausgeht, dass sich der bisher benötigte Ressourceneinsatz in
Heidelberg bereits nach einem Jahr amortisiert hat.
Durch die systematische Erfassung und kontinuierliche Fortschreibung der
räumlichen Verteilung der Tatorte nach Deliktgruppen (Lagebild) wird die
Steuerung präventiver Maûnahmen unterstützt. Veränderungen im Verteilungsmuster sind rasch erkennbar, so dass eine Evaluierung erleichtert wird.
Desgleichen kann durch die Datentransparenz ± besser als dies durch Tabellen
gelingen könnte ± ein Teilbeitrag zum Abbau übertriebener ¾ngste (Kriminalitätsfurcht), aber auch zur Sensibilisierung geleistet werden.
Das von Beginn an als Kooperationsmodell zwischen der Stadt und der Polizei
im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention angelegte Datenübermittlungs- und Auswertungsverfahren konnte nur durch die Aufgeschlossenheit
der Polizeidirektion und der Oberbürgermeisterin erreicht werden. Vorteilhaft
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Sonstiges
waren auch die Bemühungen des Landes, die KKP flächendeckend einzuführen.
Eine sich aus der Erkenntnislage des Kriminalitätsatlas ergebende beispielhafte
Präventionsinitiative war die erfolgreiche Bekämpfung von Kraftfahrzeugaufbrüchen in Baublock 009301 (Ü).*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Heidelberg (Hg.): Der Heidelberger Kriminalitätsatlas ± ein
Kooperationsmodell zwischen Polizei und Kommunalverwaltung. In: Schriften zur Stadtentwicklung. Juli
1999.
Schmalz, Bernd: ¹Kommunale Kriminalprävention in Baden-Württemberg am Beispiel der Polizeidirektion
Heidelbergª. In: 21. Seminar für Leiterinnen und Leiter von Polizeibehörden an der Polizei-Führungsakademie Münster-Hiltrup vom 7.±8. Juli 1999. Seminarband.
Schmaus, Bruno: ¹Kommunale Kriminalprävention. Der Heidelberger Kriminalitätsatlas ± ein Kooperationsmodell zwischen Polizei und Kommunalverwaltungª. In: 21. Seminar für Leiterinnen und Leiter von Polizeibehörden an der Polizei-Führungsakademie Münster-Hiltrup vom 7.±8. Juli 1999. Seminarband.
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Sonstiges
Präventions- und Ermittlungsteam eines Polizeiabschnitts
(Abschnitt 41)
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsident in Berlin, Landesschutzpolizeiamt Direktion 4, Polizeiabschnitt 41, Gothaer Str. 19, 10823 Berlin-Schöneberg
Organisation
Die Hauptproblemfelder im Berliner Innenstadtbezirk Schöneberg sind die
Straûenprostitution, die Drogenkriminalität, das illegale Glücksspiel und der
Taschendiebstahl. Im Juni 1997 kam es anlässlich einiger Festnahmen, die im
Rahmen der Bekämpfung der genannten Deliktsfelder erfolgten, zu öffentlichkeitswirksamen Widerstandshandlungen. Die Presse befürchtete die Verslumung ganzer Wohnkomplexe, berichtete von ¹Berlins gefährlichstem Karreeª
und beklagte ¹rechtsfreie Räumeª, die von der Polizei nur noch in einer Mindeststärke von sechs Beamten betreten werden könnten.
Die polizeilichen Überlegungen, welche parallel zu der Gründung des Präventionsrates Schöneberg Nord (Beteiligung: Bürger des Bezirks sowie unterschiedlichste Institutionen und Behörden) und dem vom Senat unterstützten
Quartiersmanagement angestellt wurden, mündeten in eine Konzeption, die
gleichermaûen repressive und präventive Maûnahmen vorsieht.
Kernstück der präventiven polizeilichen Komponente ist das sogenannte Präventions- und Ermittlungsteam (PE-Team). Es besteht aus vier Beamten, die
bedarfsorientiert ihren Dienst versehen und dem Leiter des Polizeiabschnitts
direkt unterstellt sind.
Konzeptioneller Ansatz
Aufgabe des PE-Teams ist es, durch bürgerorientierte Arbeit auf den unterschiedlichsten Ebenen die Kommunikation zwischen der Polizei und den Behörden / Organisationen des Stadtteils zu verbessern. Hierzu werden unter anderem die Beschwerden und Anregungen von Anwohnern, Geschäftsleuten,
Wohnungsbaugesellschaften, staatlichen Institutionen und aus dem Bereich
des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ausgewertet und bearbeitet.
Ziel der Arbeit ist es,
± gemeinsame und von allen Beteiligten getragene ± gegebenenfalls ressortübergreifende Lösungsmöglichkeiten zu finden (¹nicht nur Amtsleiterrundenª),
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Sonstiges
± polizeiliche Brennpunkte bei der Lagebilderstellung durch Zusatzinformationen zu unterlegen,
± das Sicherheitsgefühl der Bürger zu verbessern,
± präventive polizeiliche Maûnahmen der Öffentlichkeit und auch gegenüber
den eigenen Mitarbeitern transparent zu machen,
± eine Verfestigung der Strukturen in der Betäubungsmittelszene ± auch durch
die fachliche Vorbereitung gesetzlicher Möglichkeiten wie der eines Aufenthaltsverbotes ± zu verhindern und
± frühzeitig Gefahrenbereiche zu erkennen, so dass rechtzeitig präventive Gegenmaûnahmen erarbeitet werden können.
Einige beispielhaft aufgeführte Punkte sollen verdeutlichen, wie diese Ziele
auch auûerhalb der Bürodienstzeiten in der praktischen Arbeit umgesetzt werden:
± Mitarbeit im Präventionsrat Schöneberger Norden und seiner verschiedenen
Arbeitsgruppen.
± Bedarfsorientierte Hausbesuche bei Anwohnern und Geschäftsleuten.
± Vorträge bei Seniorengruppen, bei denen auf die Besonderheiten des Stadtteils eingegangen wird.
± Organisation verschiedenster Aktionen (z. B. Streetballturnier).
± Teilnahme an Nachbarschaftsfesten.
± Betreuung der im Bezirk liegenden Schulen. Dies erfolgt unter anderem über
altersgerechte Vorträge und Diskussionsrunden, die durch jüngere Beamte
aus dem Wechseldienst gestaltet werden
± Teilnahme an Mietersprechstunden und Sensibilisierung der zum Teil sehr
groûen und anonym wirkenden Wohnungsgesellschaften. Die Folge ist, dass
Hauseingänge, Tordurchfahrten und Tiefgaragen kontrolliert, abgeschlossen, gereinigt oder umgebaut werden. Die Kellereingänge oder Hinterhöfe
stehen den Drogenabhängigen damit nicht (mehr) als Rückzugsräume für
ihren Konsum oder die Straûenprostitution zur Verfügung.
± Regelmäûige Kontaktaufnahme mit den Ordnungsbehörden/Bezirksämtern.
Unübersichtliche Ecken auf Grünanlagen und Spielplätzen, die regelmäûig
Freier und Abhängige als Rückzugsräume nutzen, werden gereinigt, als
Sichtschutz dienende Hecken und Büsche gestutzt oder durch Zäune abgetrennt. Ebenso gehen aufgrund des erworbenen Vertrauensverhältnisses regelmäûig Anfragen des Wirtschaftsamtes vor der Vergabe neuer Lokalkonzessionen ein.
± Kontaktaufnahme mit Schul- und Jugendämtern, um Kinder und Jugendliche
aus ihrem gefährdeten Umfeld herauszulösen.
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Sonstiges
± Beratung des Sicherheitspersonals der Berliner-Verkehrs-Gesellschaft
(BVG). Der ständige Informationsaustausch, der auch zur Planung von Einsätzen zur Unterbindung der Handelstätigkeit auf den U-Bahnhöfen genutzt
wird, ist sichergestellt.
Sachstand/Ergebnisse
Die auszugsweise aufgeführten Maûnahmen zeigen, dass ämterübergreifende
Prävention und Zusammenarbeit nicht unbedingt mit hohen Kosten verbunden
sein muss. Es wird deutlich, dass stadtteilbezogen mit koordinierten und engagiert vorgetragenen Anliegen bereits kurzfristig Erfolge zu erzielen sind.
Die aktuelle Kriminalstatistik (1998) weist für das erste Halbjahr 1998 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Straftaten in Schöneberg Nord von
17 % aus. Der Rückgang des offenen Drogenhandels, Diebstahl und anderer
Delikte im Bereich zwischen Kurfürstenstraûe und Rathaus Schöneberg, Wittenbergplatz und Yorkbrücken erklärt die Polizei durch die präventive Ausrichtung ihrer Arbeit.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Tischpapier zum Informationsbesuch über das P/E Team A 41 des Innensenators, April 1999.
¹Erfolg präventiver Polizeiarbeit: 17 Prozent weniger Kriminalität an der Potsdamer Straûeª. In: Berliner
Zeitung, 3. 9. 1998.
Der Polizeipräsident in Berlin, Schreiben vom 13. 10. 1999 mit Anlagen.
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S. 271
Sonstiges
¹Mobile Wacheª der Polizeidirektion Augsburg
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Augsburg, Gögginger Str. 43, 86159 Augsburg
Internet: http://www.polizei.bayern.de/ppschw/schutz/mobiwa.htm
Organisation
Im Januar 1999 stellte die Polizeidirektion Augsburg das multifunktionale Gesamtkonzept der ¹Mobilen Wacheª der Öffentlichkeit vor.
Zunächst war nur beabsichtigt, das mit voller Büroausstattung bestückte Einsatzfahrzeug lediglich im Stadtgebiet Augsburg und den unmittelbar angrenzenden Kommunen einzusetzen. Aufgrund der positiven Erfahrungen und auch
hohen Akzeptanz in der Bevölkerung ist seit Mai 1999 eine zweite ¹Mobile
Wacheª in gröûeren Orten des übrigen (ländlich strukturierten) Zuständigkeitsbereiches unterwegs.
Mit der ¹Mobilen Wacheª ist immer ein Beamter unterwegs, dem diese Tätigkeit als Hauptaufgabe obliegt. Er wird von einem Beamten der für den Einsatzort zuständigen Dienststelle unterstützt.
Die Einsatzorte/-zeiten werden vom Sachgebiet ¹Einsatzª der Polizeidirektion
Augsburg festgelegt und wöchentlich in den regionalen Medien sowie im Internet bekanntgegeben. Die kommunalen Sicherheitsbelange finden bei der
Einsatzplanung Berücksichtigung.
Konzeptioneller Ansatz
Durch den Einsatz der ¹Mobilen Wacheª wird die sichtbare und ansprechbare
Polizeipräsenz erhöht, um
± das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung positiv zu beeinflussen,
± die Kontaktpflege zwischen Polizei und Bevölkerung zu verbessern,
± das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei zu erhöhen,
± das Hinweisaufkommen aus der Bevölkerung bei sicherheitsrelevanten Belangen zu fördern
und
± die Information der Bevölkerung über präventionsrelevante polizeiliche Erkenntnisse zu optimieren.
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Sonstiges
Sachstand/Ergebnisse
Die ¹Mobile Wacheª wird insbesondere an stark frequentierten Örtlichkeiten
eingesetzt. Auch bei veranstaltungsbezogenen Einsätzen (Volksfeste, Messen
etc.) hat sie sich bereits bewährt.
Das Serviceangebot der ¹Mobilen Wacheª kommt dem auf einer Dienststelle
gleich und umfasst auch die Anzeigenaufnahme.
Die Beamten suchen offensiv das Gespräch mit Passanten, halten sich nach
Möglichkeit vor dem Einsatzfahrzeug auf und sind im Umfeld des jeweiligen
Standorts auch zu Fuû unterwegs.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 273
Sonstiges
¹Mobiler Informationsstandª des Polizeipräsidiums
Schwaben
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Schwaben, Präsidialbüro, Gögginger Str. 43, 86159 Augsburg
Internet: http://www.polizei.bayern.de/ppschw/schutz
Organisation
Alle schwäbischen Polizeidirektionen (Augsburg, Dillingen, Kempten und
Krumbach) und das Polizeipräsidium Schwaben haben im März 1999 einstimmig die Beschaffung eines ¹Mobilen Informationsstandesª als Gemeinschaftsaufgabe beschlossen. Die Anschaffungskosten des unter praxisorientierten
Vorgaben konstruierten Anhängers mit bayernspezifischem Auûendesign betrugen über 50.000 DM.
Die Koordinierung der Verfügbarkeit für die einzelnen Polizeidirektionen erfolgt durch das Präsidialbüro.
Konzeptioneller Ansatz
Die Anschaffung erfolgte mit dem Ziel, die polizeiliche Präventions- und sonstige Öffentlichkeitsarbeit vor Ort zu optimieren.
Der ¹Mobile Informationsstandª eignet sich nicht nur für den Einsatz in Hallen,
sondern vor allem auch für die Verwendung im Freien (auch bei Regen und
¹normalemª Wind). Je nach Platz und Witterungsverhältnissen ist eine individuelle Nutzung auch in nur teilweise ausgeklapptem Zustand möglich. Der
Stand ist so konstruiert, dass er von nur einer Person in kürzester Zeit aufund abgebaut werden kann.
Der ¹Mobile Informationsstandª steht für die verhaltensorientierte und technische Kriminalprävention, die Verkehrsaufklärung und -erziehung, die Nachwuchswerbung und die sonstige polizeiliche Öffentlichkeitsarbeit (¹Tag der
offenen Türª etc.) zur Verfügung.
Technische Daten:
Leergewicht 860 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1200 kg, Gesamtlänge
(einschl. Deichsel) 4,65 m, Breite 2,20 m, Gesamthöhe (bei eingeschobenen
Fahnenmasten) 2,75 m, benötigte Stellfläche bei vollständigem Aufbau etwa
7,5 m ” 4,4 m. Für die Nutzung der Beleuchtung und elektrischen Geräte ist eine
externe Stromquelle mit 220 Volt erforderlich.
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Sonstiges
Besondere Ausstattungsdetails:
TV-/Videogerät ± Lautsprecheranlage mit Verstärker und Mikrofon ± Beleuchtung und Stromversorgung (220 Volt) ± Stromversorgungskabel mit automatischer Aufrollbox (Länge 10 m) ± Verlängerungskabel (Länge 25 m) ± Kühlbox
(220 Volt) ± rundumlaufende Planenschürze mit Klettband ± Sicherungszurrbänder für Befestigungsleisten ± Aluminiumleiter ± Stehtisch ± Rundtisch mit
vier Klappstühlen ± zwei Plakatständer (DIN A 0) ± selbstklebendes Klettband
zur Anbringung von Befestigungspunkten auf Plakaten/Schriftzügen/Wappen
und so weiter, die an den teppichbespannten Wänden und Plakatständern aufgehängt werden sollen ± Hängeregal mit Exponaten für die kriminalpolizeiliche
Fachberatung ± Fähnchenhalter an der Vorderseite mit Fähnchen ± zwei höhenverstellbare Fahnenmasten an der rechten Auûenseite des Anhängers zum Anbringen von groûen Fahnen, Transparenten und sonstigen ¹Aufmerksamkeitsweckernª (Blaulicht, Leuchtreklame und so weiter).
Sachstand/Ergebnisse
Der ¹Mobile Informationsstandª ist seit Mitte Juli 1999 im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben im Einsatz. Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 275
Sonstiges
Gemeinschaftsaktion ¹Clevere Sachsen beugen vorª
Ansprechpartner/Dienststelle
Landeskriminalamt Sachsen, Postfach 230122/230126, 01111 Dresden
Internet: http://www.lka.sachsen.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Nachdem im Landeskriminalamt Sachsen die Grundidee ¹Clevere Sachsen
beugen vorª geboren war und der landesweit ausstrahlende private Radiosender
¹Hit Radio Antenne Sachsenª für die Übertragung der entsprechenden Präventionsspots gewonnen werden konnte, wurde am 7. 6. 1999 die langfristig angelegte Gemeinschaftsaktion der sächsischen Polizei und des Radiosenders gestartet.
Konzeptioneller Ansatz
Die Verantwortlichen des Senders hatten sich bereit erklärt, die vom Landeskriminalamt Sachsen gefertigten Präventionsspots zu den Themen
± Diebstahl an / aus Kraftfahrzeugen,
± Betrugshandlungen an der Haustür,
± Taschendiebstahl,
± Wohnungseinbruch,
± Gewaltkriminalität und
± Sachbeschädigung,
die in Längen von 30, 40 und 60 Sekunden laufen, soweit machbar, den ganzen
Tag über in die zweimal pro Stunde ausgestrahlten Werbeblöcke einzubauen.
Computergesteuert werden die seit dem 7. 6. 1999 gesendeten Spots ± je nach
Dichte der zahlenden Kundschaft ± entweder in der verkürzten, in der mittleren
oder langen Version in die Werbeblöcke eingespielt.
Da diese Aktion mit der Absicht verbunden ist, die breite Masse der Bevölkerung zu erreichen, wurde vereinbart, die Spots über einen Zeitraum von zwei bis
drei Wochen auszustrahlen.
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S. 276
Sonstiges
Mit jedem neuen Präventionsspot der sächsischen Polizei wird gleichzeitig eine
begleitende Presseerklärung des Landeskriminalamtes Sachsen, wie am
7. 6. 1999 zum Thema ¹Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugenª, herausgegeben.
Sachstand/Ergebnisse
Durch die bereits festgelegten weiteren Themen, die mit der Pressemitteilung
des Sächsischen Staatsministeriums des Innern am 4. 6. 1999 der Öffentlichkeit
bereits zugänglich gemacht wurden, wird sich die Ausstrahlung zu den sechs
unterschiedlichen Kriminalitätsbereichen auf mindestens drei Monate erstrecken. Die gesamte Aktion wird zunächst mit dem am 16. 8. 1999 startenden
letzten Präventionsspot zur Thematik der ¹Sachbeschädigungª enden.
Der technische Bereich des Landeskriminalamtes Sachsen hat bereits damit
begonnen, die Spots der gesamten Themen auf ¹Compact Discsª (CD) zu überspielen, um sie zunächst den Polizeidirektionen in Sachsen zur Verfügung stellen zu können. Es wird überlegt, diese CDs bei Bedarf / auf Wunsch auch an
andere Landeskriminalämter zu versenden.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 10. 6. 1999 mit Pressemitteilungen des Innenministeriums
Sachsen vom 4. 6. 1999 und des Landeskriminalamtes Sachsen vom 7. 6. 1999.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 3. 8. 1999 mit den Presseerklärungen zu den Themen der
Spots.
Schreiben des Landeskriminalamtes Sachsen vom 8. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 277
Sonstiges
Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder
und des Bundes (ProPK)
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Taubenheimstraûe 85,
70372 Stuttgart
Internet: http://www.polizei.propk.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Bereits seit 1964 wurde über das gemeinsame ¹Kriminalpolizeiliche Vorbeugungsprogrammª von den Landeskriminalämtern ¹Massenberatungª über
Presse, Rundfunk und Fernsehen praktiziert. Mit Beschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) im Jahre 1975 wurde
die länderübergreifende kriminalpräventive Öffentlichkeitsarbeit unter der Bezeichnung ¹Kriminalpolizeiliches Vorbeugungsprogramm des Bundes und der
Länderª (KPVP) institutionalisiert.
Im Rahmen der Neuorganisation polizeilicher Präventionsgremien wurde das
KPVP im Juli 1997 umbenannt in ¹Programm Polizeiliche Kriminalprävention
der Länder und des Bundesª (ProPK).
Das ProPK erhält im Rahmen seiner Aufgabenwahrnehmung seine strategischen Vorgaben von der Projektleitung Polizeiliche Kriminalprävention (PL
PK) und kooperiert mit den Polizeien der Länder und des Bundes u. a. im Rahmen der Beratungen in der ¹Kommission Polizeiliche Kriminalpräventionª
(KPK); zudem aufgabenbezogen auch mit Werbe- und Presseagenturen, Fernsehanstalten, Wirtschaftsverbänden, anderen Präventionsträgern, wissenschaftlichen Institutionen und Forschungseinrichtungen und anderen relevanten Akteuren in der Kriminalprävention.
Konzeptioneller Ansatz
Für eine länderübergreifende Wahrnehmung der polizeilichen Kriminalprävention sind die ¹Projektleitungª (PL PK) und die ¹Kommissionª (KPK) der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes zuständig. Diese
Gremien bedienen sich für die Aufgabe der öffentlichen Kommunikation und
zur medienunterstützten Wahrnehmung ihrer anderen Aufgaben des ProPK.
Mittels ProPK soll kriminalpräventive Kommunikation betrieben werden.
Diese Kommunikation richtet sich nach innen und auûen.
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S. 278
Sonstiges
Die nach innen gerichtete Kommunikation stellt mit Hilfe der ProPK-Referenten die Akzeptanz für das Programm innerhalb der Polizei (Anwender) sicher.
Im Rahmen der nach auûen gerichteten kriminalpräventiven Kommunikation
sollen folgende Aufgaben durch das ProPK erfüllt werden:
± Unterstützung der örtlichen Polizeibehörden bei ihrer Beratung unmittelbar
Beteiligter durch die zur Verfügungstellung beratungsunterstützender Medien.
± Unterstützung der örtlichen Polizeibehörden bei ihrer Zusammenarbeit mit
Multiplikatoren durch die zur Verfügungstellung von Medien, die bestimmte
Probleme zielgruppenspezifisch aufarbeiten.
± Unterstützung der örtlichen Polizeibehörden bei ihrer Zusammenarbeit mit
Verantwortungsträgern durch die Bereitstellung von Werbe- und Informationsträgern.
± Eigenständige kriminalpräventive Werbung des ProPK, die die Identifikation mit grundgesetzlich verankerten Werten fördern soll.
± Redaktionelle Medienarbeit mit Redaktionen von bundesweiter Bedeutung
und Unterstützung der Polizeibehörden zur Erreichung einer professionellen
Medienarbeit auf landes- und örtlicher Ebene.
± Unterstützung der Polizeibehörden zur Erreichung einer professionellen
Pressearbeit.
Bei dieser Aufgabenwahrnehmung orientiert sich das ProPK an den Zielen,
Aufgaben und Vorgehensweisen für die polizeiliche Kriminalprävention, die
sich aus der Vorlage ¹Polizeiliche Kriminalprävention in der Fassung vom
26. 9. 1996ª sowie den ¹Leitlinien Polizeiliche Kriminalprävention (Stand:
17. 9. 1998)ª ergeben. Ziele Polizeilicher Kriminalprävention sind danach
das Hinwirken auf
± die Förderung des Präventionsgedankens in der Bevölkerung,
± die Reduzierung erkannter Kriminalitätsursachen,
± die Stärkung des Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung.
Zentraler Punkt des ProPK ist die Öffentlichkeitsarbeit, die im Wesentlichen
noch über Printmedien (Broschüren, Faltblätter, Plakate und Presseinformationen) betrieben wird. Seit 3. 1. 2000 ist das ProPK unter www.polizei.propk.de
auch im Internet eingestellt. Daneben greift das ProPK Schwerpunktthemen
auf: 1995 war dies der Themenbereich ¹Sicher Wohnenª, 1996 ¹Nachbarn
helfen Nachbarnª und seit 1997 ist dies bis auf weiteres das Thema ¹Jugend
und Kriminalitätª.
Seit 1995 wird auf Bundesebene in Anlehnung an das jeweilige Schwerpunktthema ein Präventionspreis für herausragende Aktivitäten im Bereich der Kri278
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S. 279
Sonstiges
minalprävention vergeben. Die von der ARD produzierte und ausgestrahlte
Sendereihe ¹Die Kriminalpolizei rätª wird ab April 2000 in einer neuen Sendekonzeption unter dem Titel ¹Aufgepasstª fortgeführt und vom ProPK weiterhin inhaltlich vorbereitet.
Im Rahmen der Aktualisierung des ProPK-Kommunikationskonzeptes liegt
seit 1997 ein Schwerpunkt der Aktivitäten auf der Öffentlichkeitsarbeit nach
innen, das heiût Steigerung und Erhaltung der Akzeptanz für Maûnahmen der
polizeilichen Kriminalprävention und für Maûnahmen und Projekte des ProPK
innerhalb der Polizei. Hierfür wurden ProPK-Referenten als ¹Botschafterª in
den jeweiligen Landeskriminalämtern gewonnen, welche die Praktiker vor Ort
informieren und beraten und deren spezifische Bedürfnisse erheben.
Sachstand/Ergebnisse
Herausgegeben werden vor allem Broschüren, Plakate, Faltblätter zu verschiedenen Delikts- und Themenfeldern der Kriminalprävention sowie das Kinderbuch zur Kriminalprävention (Ü) und die CD-ROM ¹Sicher wohnenª (Ü),
erhältlich bei jeder Polizeidienststelle beziehungsweise (kriminal-) polizeilichen Beratungsstelle.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Schreiben vom
3. 2. 2000 mit Anlagen.
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S. 280
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S. 281
Sonstiges
Verkehrs- und Sicherheitstag an Schulen
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium Unterfranken, Frankfurter Str. 79, 97082 Würzburg
Organisation
Bereits seit 1988 werden vom Polizeipräsidium Unterfranken jährlich Verkehrssicherheitstage abgehalten. Unter Mitwirkung von anderen Trägern der
Verkehrssicherheitsarbeit (TÜV, DEKRA, ADAC, BRK, Feuerwehr, Verkehrswacht) wird das Thema Verkehrssicherheit an wechselnden Grundschulen in Unterfranken dargestellt. Erstmals im Jahre 1999 wurde die Veranstaltung in modifizierter Form durchgeführt. Unter Berücksichtigung der laufenden Entwicklungen (Sicherheitsnetz, Verstärkung der Präventionsbemühungen) wurde der Rahmen weiter gefasst und Themen der allgemeinen
Sicherheit integriert. Auûerdem erfolgt eine Umbenennung in Verkehrs- und
Sicherheitstag. Die bisher angesprochenen Zielgruppen der Schüler von Grundund Hauptschulen wurden erweitert. Realschüler und Kindergartenkinder, aber
auch die Eltern und interessierte Erwachsene wurden mit einbezogen. Neben
den Kernthemen der Verkehrssicherheit wurden insbesondere auch die Probleme der Jugendkriminalität, Jugendgewalt und der Sucht behandelt.
Konzeptioneller Ansatz
Mit der ganzheitlichen Präventionsveranstaltung Verkehrs- und Sicherheitstag
werden folgende Ziele verfolgt:
± ganzheitlicher Präventionsansatz (Verkehrs- und Kriminalprävention),
± Erweiterung der Zielgruppen (Grund- und Hauptschule, Kindergarten, Realschule und Eltern),
± Erhöhung der Wirkung der Prävention durch themenbezogene Unterrichte in
den Schulen und Kindergärten über einen Zeitraum von drei Monaten vor
dem Verkehrs- und Sicherheitstag,
± stärkere Einbindung auch anderer Behörden (Amtsgericht, Staatsanwaltschaft, Jugendamt, Gesundheitsamt) und
± gröûere Öffentlichkeitswirksamkeit durch breitere Themenpalette und gröûeren Teilnehmerkreis.
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S. 282
Sonstiges
Sachstand/Ergebnisse
Die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung erfolgte unter Projektleitung des Polizeipräsidiums Unterfranken. Für die einzelnen Teilprojekte der
Veranstaltung wurden jeweils örtliche Projektleiter bestimmt. Folgende Themen wurden sowohl in der Vorbereitungsphase bei Vortragsveranstaltungen als
auch beim Aktionstag angesprochen:
± Sucht (Drogen und Alkohol),
± Jugendkriminalität und Jugendgewalt,
± Verkehrssicherheit (Verhalten an Signalampelanlagen, Fuûgängerüberwegen, Bushaltestellen, Sicherung im Fahrzeug, Radfahrausbildung, InlineSkaten, Mofa, Leichtkraftrad, Alkohol / Drogen im Straûenverkehr und Diskounfall) und
± Malwettbewerb.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Polizeipräsidium Unterfranken, Verlaufs- und Erfahrungsbericht zum Verkehrs- und Sicherheitstag 1999 am
19. 6. 1999 in Dettelbach.
Internet: PP Unterfranken Verkehr Verkehrssicherheitstag 1999.
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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Anhang
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S. 284
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S. 285
Themenbereich
Institutionen mit fester
Themenzuschreibung
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Koordinationsstelle Fan-Projekte
Ansprechpartner/Dienststelle
Koordinationsstelle Fan-Projekte, Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt
a. M.
e-mail: [email protected]
Organisation
Die Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS) wurde 1993 bei der Deutschen
Sportjugend eingerichtet und beschäftigt seitdem drei Mitarbeiter.
Die KOS wird zu einem Drittel vom Deutschen Fuûballbund (DFB) und zu
zwei Dritteln vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert.
Konzeptioneller Ansatz
Die Koordinationsstelle Fan-Projekte der Deutschen Sportjugend stellt eine
Antwort auf die zunehmend gewaltbereiten Fan-Gruppen bei Fuûballspielen
in den 80 er Jahren dar. Die KOS hat die Aufgabe, die im 1992 entwickelten
¹Nationalen Konzept Sport und Sicherheitª festgelegten Maûnahmen durchzusetzen. Dazu zählen unter anderem:
± die Koordinierung des Informationsaustausches zwischen den örtlichen FanProjekten und mit dem Ausland,
± Erarbeitung von Konzepten für die anlassbezogene Jugend- und Sozialarbeit,
± Erarbeitung von Lehrplänen für die Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern
in Fan-Projekten sowie die Vorbereitung und Ausrichtung von nationalen
und internationalen Tagungen,
± Beratung im Aufbau neuer Fan-Projekte und
± Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fuûballbund.
Ziele der Fan-Projekte sind,
± über Arbeit im Präventivbereich (z. B. Hinführung zu gewaltfreien Konfliktlösungsmöglichkeiten) auch zu einer Eindämmung von Gewalt im Fuûball
zu kommen,
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S. 288
Institutionen mit fester Themenzuschreibung
± der Abbau extremistischer Orientierungen sowie delinquenter oder Delinquenz begünstigender Verhaltensweisen,
± eine Steigerung von Selbstwertgefühl und Verhaltenssicherheit bei jugendlichen Fuûballfans,
± die Schaffung eines Klimas, in dem gesellschaftliche Institutionen zu mehr
Engagement für Jugendliche bewegt werden können und
± die Rückbindung jugendlicher Fuûballanhänger an ihre Vereine.
Hierfür soll die Zusammenarbeit des bundesweiten Netzwerkes der lokalen
Fan-Projekte koordiniert und professionalisiert werden.
Sachstand/Ergebnisse
Im Zeitraum von 1993 bis 1998 ist die Zahl der Fan-Projekte bundesweit von
zwölf auf 28 angewachsen. So existiert unter anderem beim Polizeipräsidium
Frankfurt ein solches Projekt, bei dem sozialpädagogische und präventive Arbeit mit Fuûballfans betrieben wird.
Die Vorgaben des ¹Nationalen Konzepts Sport und Sicherheitª, das im Umfeld
zumindest aller Vereine der ersten und zweiten Bundesliga (= 36 Vereine) FanProjekte vorsieht, sind damit fast erfüllt. Obwohl es in Ostdeutschland gelungen
ist, vielerorts Fan-Projekte zu initiieren, fehlt es dort oftmals an einer langfristigen materiellen Absicherung.
Als Ergebnis der wirksamen Prävention ist unter anderem eine spürbare Verbesserung der Atmosphäre rund um Fuûballspiele zu beobachten und damit
einhergehend ein spürbarer Rückgang von gewalttätigen Ausschreitungen bei
Fuûballspielen zu verzeichnen.
Die Arbeit der Fan-Projekte ist geeignet, vor allem Mitgliedern jugendlicher
Problemgruppen bei der Bewältigung ihrer Schwierigkeiten zu helfen und sie
vor abweichendem Verhalten zu bewahren. Daneben sollen Fan-Projekte verhindern, dass jüngere Jugendliche in derartige Problemgruppen abrutschen.
Die Vorgänge innerhalb der jugendlichen Subkultur der Fuûballfans und Hooligans werden von der KOS kontinuierlich evaluiert und auf ihre Auswirkungen
hin analysiert. Hier wird die in den vergangenen Jahren (seit ca. 1994) zu beobachtende Entwicklung in der Fanszene, in der rechtsextreme Ideologien zunehmend Einfluss gewinnen, als vordringlichstes Aufgabenfeld angesehen.
Der 1998 vom DFB den Vereinen empfohlene Anti-Rassismus-Katalog, der
rassistisches, rechtsextremes oder fremdenfeindliches Verhalten ahndet, kann
eine Hilfe bei zukünftiger, erfolgreicher Präventionsarbeit darstellen, wenn er
von den Vereinen konsequent angewandt und umgesetzt wird.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Trotz der erfolgreichen Umsetzung des ¹Nationalen Konzepts Sport und Sicherheitª durch alle Beteiligte (Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend, Innenministerkonferenz, Sportministerkonferenz, Jugendministerkonferenz, Deutscher Städtetag, Deutscher Fuûballbund etc.) gilt es,
angesichts der Vorkommnisse bei der letzen Weltmeisterschaft in Frankreich,
bei der ein Gendarm von gewalttätigen Jugendlichen schwer verletzt wurde, die
Anstrengungen aller Beteiligten weiter zu intensivieren und zu verfeinern.
Weitere veröffentlichte Beiträge:
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Pressereferat (Hg.): Nationales Konzept und Sicherheit.
¹Soziale Arbeit mit Fuûballfansª ± Deutschlands Fan-Projekte im Portrait. In:
KOS-Schriften 1 (1994).
¹Fuûball ± Alles nur Show?ª Eine Dokumentation der 1. Fan-Projekte-Werkstatt in Mainz und der 5. Bundeskonferenz der Fan-Projekte in Bremen. In:
KOS-Schriften 6 (1997).
¹Kontrollierte Offensiveª ± Texte zum Selbstverständnis der Fan-Projekte: In:
KOSMOS (1998).
Zum Stand der sozialen Arbeit mit Fuûballfans, Fan-Projekte 1998.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Informationsschrift ¹KABIª ± Konzertierte Aktion Bundes Innovation, Ausgabe Nr. 44, November 1998.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.).
Schreiben der Koordinierungsstelle Fan-Projekte bei der Deutschen Sportjugend vom 14. 10. 1999.
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 19. 10. 1999.
Fernmündliche Information des Hessischen Landeskriminalamtes vom 15. 11. 1999.
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S. 290
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S. 291
Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS),
Landesstelle Nordrhein-Westfalen e. V.
Ansprechpartner/Dienststelle
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS), Landesstelle Nordrhein-Westfalen e. V., Poststraûe 15±23, 50676 Köln
Internet: http://www.jugendschutz.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) wurde 1953 (als
Aktion Jugendschutz) gegründet und ist eine landeszentrale gemeinnützige
Einrichtung zur Förderung und Unterstützung des gesetzlichen und erzieherischen Jugendschutzes. Mitglieder sind hauptsächlich Landesverbände und Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe, der Schulen, der Wohlfahrtspflege,
pädagogische Berufsvereinigungen, Eltern- und Familienverbände. Gefördert
wird die AJS aus Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen über das Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit.
In der Geschäftsstelle in Köln sind acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig
(Geschäftsführer, fünf Fachreferentinnen bzw. -referenten, zwei Sachbearbeiterinnen).
Konzeptioneller Ansatz
Kinder und Jugendliche sind einer Vielzahl von Einflüssen im privaten und
öffentlichen Raum ausgesetzt, die ihre körperliche, geistige und psychische
Entwicklung prägen und unter ungünstigen Umständen gefährden können. Derzeit sind dies vor allem Angebote auf dem Medienmarkt, gewalt- und kriminalitätsfördernde Umweltfaktoren, legale und illegale Drogen, sexueller Missbrauch, Entwicklungen im Psycho- und Sektenbereich.
Die AJS hat zur Aufgabe, die breite Bevölkerung, Eltern, die Fachkräfte in der
Kinder- und Jugendhilfe, in Schulen, bei der Polizei und in sonstigen Vereinen
und Verbänden sowie Politik und Wirtschaft über Gefährdungen kontinuierlich
zu informieren und notwendige Korrekturen aufzuzeigen und anzuregen.
Dabei bietet die AJS folgende Serviceleistungen an:
± Aktuelle Studien zur Jugendkriminalität, Gewalt, zum sexuellen Missbrauch, Medienkonsum, Drogenproblematik und anderes mehr werden regelmäûig ausgewertet und interessierten Personen und Fachkräften zur Verfügung gestellt;
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S. 292
Institutionen mit fester Themenzuschreibung
± Fortbildung in Form von Seminaren, Workshops und Kongressen;
± Informationen über Praxisansätze und Erfahrungen (unter anderem StreitSchlichter-Programme, Deeskalationstraining, soziale Gruppenarbeit);
± Veröffentlichungen: AJS FORUM (vier Mal im Jahr erscheinende Fachzeitschrift der AJS), Broschüren, Faltblätter, Tagungsdokumentationen, Literaturlisten zu allen Themenbereichen;
± Erstellung von umfangreichen Unterrichtsmaterialien (u. a. Arbeitsmappe
¹Jugendkriminalität ± Wir diskutierenª. Informationen und Bausteine für
Unterricht und auûerschulische Jugendarbeit);
± Beratung von Fachkräften über geeignete Präventionskonzepte und -maûnahmen;
± Expertisen und Stellungnahmen für Politik und Verwaltung;
± Anregung und Begleitung von Praxisprojekten und wissenschaftlichen Untersuchungen zu Jugendschutzthemen.
Die AJS kooperiert mit vielen Institutionen, die präventiv arbeiten, insbesondere mit Stellen der Kinder- und Jugendhilfe, der Polizei, Medieneinrichtungen
unter anderem vorwiegend auf Landesebene im Rahmen von ständigen Arbeitskreisen. Im Vorstand der AJS sind je ein Vertreter des Ministeriums für
Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit sowie ein Vertreter des Ministeriums
für Schule, Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung vertreten.
Sachstand/Ergebnisse
Seit mehr als zwanzig Jahren informiert die AJS interessierte Fachleute, Eltern,
Politik und Verwaltung über Konzepte, Maûnahmen und Methoden der Vorbeugung von Jugendkriminalität und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen.
Sie trägt damit zur Weiterentwicklung der präventiven Praxis und zur Weiterqualifizierung der damit betrauten Fachkräfte bei.
In all den Jahren hat sich die AJS besonders für die Zusammenarbeit und Zusammenführung aller mit Vorbeugung befassten Stellen engagiert. Fachtagungen finden in aller Regel interdisziplinär statt: Fachleute aus der Kinder- und
Jugendhilfe, aus Schulen, Polizei, gegebenenfalls auch aus der Justiz, der ¾rzteschaft, des Sports, der Wissenschaft und so weiter nehmen gemeinsam an
Fortbildungsveranstaltungen teil. Schon Anfang der 80 er Jahre hat die AJS
in Kooperation mit dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen die Tagungsreihe ¹Jugendhilfe und Polizeiª ins Leben gerufen, die bei bislang zehn
Fachtagungen verschiedene Präventionsthemen behandelt hat. Seit 1984 besteht ein landeszentraler Arbeitskreis ¹Jugendhilfe und Polizeiª, der unter anderem für die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung dieser Tagungsreihe verantwortlich ist.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Die wichtigsten Fortbildungsthemen der letzten Jahre bezogen sich auf die Vermittlung von Programmen und Methoden der Streit-Schlichtung, von Deeskalations- und Anti-Gewalt-Trainings.
Hier die wichtigsten Arbeitshilfen und Veröffentlichungen der AJS zum Thema
der Gewalt- und Kriminalprävention:
± Arbeitsmappe ¹Jugendkriminalität ± Wir diskutierenª, die seit 1979 in einer
Auflagenhöhe von 80.000 Exemplaren (zusätzlich zwei Nachdrucke des
WEISSEN RINGS in Höhe von 40.000 Exemplaren) an Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, Bildungsinstitutionen und so weiter abgegeben wurde.
± Informationsbroschüre ¹Jugendkriminalität in Nordrhein-Westfalenª, die
gemeinsam vom Landeskriminalamt NRW und der AJS erstellt wurde und
mittlerweile in einer Stückzahl von 200.000 Exemplaren verteilt wurde.
± Ein umfangreicher Reader zum Thema ¹Gewalt und Gewaltpräventionª
(AJS-Dokumentation Nr. 28) dokumentiert die Bandbreite des gesellschaftlichen Diskurses über Gewalt unter Kindern und Jugendlichen und gibt einen
Überblick über die vielfältigen Ansätze, Methoden und Materialien zur Gewaltprävention in allen gesellschaftlichen Bereichen. Die umfassend aktualisierte Neuauflage der AJS-Dokumentation 28 erscheint voraussichtlich im
März 2000.
Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz hat bislang mehrere Beiträge veröffentlicht:
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS), Landesstelle Nordrhein-Westfalen e. V. (Hg.): AJS FORUM. Vierteljährlicher Info-Dienst
1997 im 21. Jahrgang.
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) Landesstelle NordrheinWestfalen e. V./Landeskriminalamt NRW (Hg.): Jugendkriminalität in Nordrhein-Westfalen. 3. überarbeitete Auflage, Düsseldorf/Köln 1994.
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW (Hg.): Arbeitsmappe
¹Jugendkriminalität ± Wir diskutierenª. 7. umfassend überarbeitete Auflage,
Köln 1997 (gegen Schutzgebühr zu beziehen über die AJS).
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) Landesstelle NordrheinWestfalen e. V./Landeskriminalamt NRW (Hg.): Kinderpornografie. Köln
1997.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS), Landesstelle Nordrhein-Westfalen e. V. (Hg.): Informationsblatt und Organisationsübersicht. April 1997.
Diverse Ausgaben der Zeitschrift AJS-Forum (vgl. Sachstand/Ergebnisse).
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Fachtagung ¹Kinder und Jugendliche als Kriminalitätsopferª am 28. 4. 1999. Tagungsband. PFI Neuss 1999.
e-mail der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) vom 6. 12. 1999.
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S. 294
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Bundesweite Koordinierungsstelle der Frauenhäuser
Ansprechpartner/Dienststelle
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband ± Gesamtverband e. V., HeinrichHoffmann-Str. 3, 60528 Frankfurt/Main
Organisation
Die Frauenhauskoordinierungsstelle wird seit 1997 für die Dauer von sechs
Jahren durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
(BMFSFJ) mit finanziert und ist mit einer Referenten- sowie einer halben Verwaltungsstelle ausgestattet.
Konzeptioneller Ansatz
Die Koordinierungsstelle Frauenhäuser richtet sich an Frauenhäuser aller Träger und generell an alle Interessierten. Ihr Hauptziel ist die Unterstützung der
Frauenhäuser in der Alltagspraxis durch Informationen, Austausch und Vernetzung.
Ferner will sie dazu beitragen, Fachwissen der Frauenhausmitarbeiterinnen zu
bündeln und breiter in die politische Diskussion, die Öffentlichkeit und die
Gesetzgebung einzubringen.
Die Frauenhauskoordinierungsstelle wird über einen Zeitraum von sechs Jahren gefördert.
Sachstand/Ergebnisse
Die Koordinierungsstelle hat eine Arbeitsgruppe zur Frauenhausfinanzierung
eingerichtet. Darüber hinaus hat sie Veröffentlichungen unter anderem zu § 19
des Ausländergesetzes und zum neuen Kindschaftsrecht herausgegeben.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 mit Anlagen.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
K 314 ± Opferschutz und Verhaltensprävention
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeipräsidium München, Kriminalpolizeidirektion 3, Kommissariat 314,
Ettstraûe 2, 80333 München
Internet: http://www.polizei.bayern.de/pp muc/schutz
Organisation
Das Kommissariat ¹K 314ª nahm am 1. 9. 1997 seine Arbeit auf und wurde der
Kriminaldirektion 3, Zentrale Dienste der Kriminalpolizei, angegliedert.
Konzeptioneller Ansatz
Inhaltlich bearbeitet das K 314 die Bereiche Opferschutz, Verhaltensprävention
und Koordinationsstelle für Jugendfragen.
Ziel des Bereiches Opferschutz ist es, allen Opfern den oftmals belastenden
Weg der Anzeigeerstattung und des folgenden Ermittlungsverfahrens zu erleichtern, sie in der Wahrnehmung ihrer Rechte zu unterstützen und ihnen zu
helfen, sich aus schwierigen und gefahrvollen Situationen zu befreien. Sekundär soll das Vertrauen in die Polizei gestärkt und die Bereitschaft zur Anzeigeerstattung erhöht werden. Dies dient wiederum nicht nur der Aufhellung des
Dunkelfeldes, sondern auch der Prävention und somit dem Schutz potentieller
Opfer.
Weiterhin entsteht durch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen mehr
und mehr eine Vernetzung der Hilfsangebote staatlicher und nicht staatlicher
Organisationen, wodurch ein effektives, opferorientiertes Agieren und Reagieren ermöglicht wird.
Polizeiliche Einsatzkräfte werden über den adäquaten Umgang mit Opfern unterrichtet.
Das K 314 berät und unterstützt alle Opfer, unabhängig von Geschlecht und
Alter als erste polizeiliche Anlaufstelle nach der Tat, oftmals vermittelt durch
andere Institutionen (z. B. Jugendämter, Frauenhäuser) und Privatpersonen. Es
ist Ansprechpartner nach der Anzeigenerstattung zur individuellen Beratung
und Weitervermittlung an andere (Hilfs-) Organisationen und nimmt die Aufgaben gemäû der Konzeption ¹Beauftragte für Frauen und Kinderª wahr.
Die Beratungen erfolgen persönlich oder (ggf. anonym) telefonisch über die
Anzeigeerstattung, den Ablauf des Ermittlungsverfahrens, die Rechte des Op297
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fers sowie auf die persönliche Situation bezogene Vorbeugungsmaûnahmen
und Verhaltenstipps. Zu diesem Zweck ist während der Dienstzeit je ein Beratungs-Telefon ¹Frauenª und ¹Allgemeine Beratungª mit einer Beamtin beziehungsweise einem Beamten besetzt.
Unterstützung erfahren die Opfer und ihre Angehörigen durch
± Weitervermittlung an Facheinrichtungen wie zum Beispiel Psychologen,
Frauenhäuser und so weiter,
± Einleitung persönlicher Schutzmaûnahmen,
± Nennung von Anwälten,
± Begleitung zu Gerichtsterminen,
± menschlichen Beistand und
± die Möglichkeit zur Aussprache.
Der Bereich Verhaltensprävention umfasst themenbezogene Vortragstätigkeit,
polizeiinterne Fortbildungen, Info-Stände, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
(z. B. Publikationen und Erstellen von Informationsbroschüren), insbesondere
zu den Bereichen
± Gewalt (gegen Kinder, Frauen und Männer sowie gegen Senioren)
± Drogen (Multiplikatoren-Unterrichtung an Schulen und staatlichen Einrichtungen)
± Sekten/Okkultismus (u. a. Info-Datei, Unterstützung von Polizeidienststellen des Polizeipräsidiums München, Beratung von Bürgern sowie Zusammenarbeit und Informationsaustausch mit anderen Behörden).
Der Bereich Verhaltensprävention ist ferner verantwortlich für die Mitwirkung
bei der Umsetzung des Programms Polizeiliche Kriminalprävention (ProPK;
Ü) durch Schwerpunktaktionen, Veranstaltungen, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Durchführung eines POLIZEI-Kurses (Potentielle Opfer
Lernen Individuell Zivilcourage und Eigensicherheit Im-Kurs). Dieser Kurs
wurde für die Münchner Bürger zur Stärkung des Sicherheitsgefühls und der
Zivilcourage entwickelt. Er findet an zwei aufeinanderfolgenden Abenden kostenlos im Polizeipräsidium München statt. Am ersten Abend werden theoretische, psychologische und rechtliche Inhalte vermittelt und in Verhaltensübungen (Rollenspielen) Situationen durchgespielt. Am zweiten Abend wird dies
durch eine praktische Vertiefung und diverse Übungen zum Beispiel zur Körperhaltung, Stimme als Waffe und so weiter ergänzt. Es werden Handlungsstrategien vermittelt, also Hilfe zur Selbsthilfe gegeben.
Der Koordinationsstelle für Jugendfragen beim K 314 obliegt die Koordinierung der präventiven Öffentlichkeitsarbeit durch Jugendbeamte, sowie der Vortragstätigkeit zu jugendspezifischen Themen. Die Stelle ist Ansprechstelle in
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
allen polizeilich relevanten Jugendfragen, die entsprechende Informationen zu
Jugendthemen sammelt. Ihr obliegen unter anderem die Durchführung von aufgabenbezogenen Besprechungen mit Jugendbeamten, die Teilnahme an
Dienstbesprechungen der Jugendbeamten bei den regionalen Polizeidirektionen, die Planung und Durchführung der Aus- und Fortbildung der Jugendbeamten, die Teilnahme an Arbeitskreisen mit jugendrelevantem Bezug sowie die
Durchführung von Maûnahmen der Tertiärprävention (u. a. Gesprächsrunden
mit Insassen der Jugendarrestanstalt ¹Neudeckª über Themenbereiche wie
Drogenmissbrauch, individuelle Straffälligkeit, Perspektiven nach dem Arrest,
etc.).
Sachstand/Ergebnisse
Zum Themenbereich ¹Opferschutzª sind als Faltblätter erhältlich
± Informationen zu Gewalt in der Familie / Partnerschaft,
± Informationen zu sexuellen Gewalttaten,
± Informationen zum sexuellen Missbrauch von Kindern.
Publikationen zur Verhaltensprävention beziehen sich auf die Themen Sekten/
Okkultismus und den POLIZEI-Kurs.
Nach nahezu zweijährigem Bestehen des Kommissariats 314 steigt die Akzeptanz dieser neuen Dienststelle stetig bei Polizeibeamten, die Opfer weitervermitteln, bei Hilfseinrichtungen privater und staatlicher Träger sowie bei der
Bevölkerung.
1998 erfolgten 4.372 Beratungen (telefonisch und persönlich). 428 Vorträge /
Veranstaltungen zur Verhaltensprävention wurden durchgeführt; 438 Beiträge
zur Öffentlichkeitsarbeit wurden geleistet. Durch die Jugendkoordination wurden 44 Aktionen für Jugendliche (Sport-Turniere, Infostände etc.) durchgeführt.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben der Polizeidirektion München, K 314, vom 21. 6. 1999 mit Anlagen.
¹Dienststelle mit Opfer-Bereitschaftª. Opferberatung bei der Polizei. In: ¹W&S 8±9/99ª.
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes ±
Gremienstruktur
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Taubenheimstraûe 85,
70372 Stuttgart
Internet: http://www.polizei.propk.de; e-mail: [email protected]
Organisation
Die Gremienstruktur für die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und
des Bundes wurde auf der Basis eines Beschlusses des Arbeitskreises Innere
Sicherheit (AK II) vom Oktober 1996, abschlieûend von der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) im November 1996
mit Wirkung zum 1. 7. 1997 neu geregelt:
Unterhalb des AK II wurde ein Bereich ¹Polizeiliche Kriminalprävention der
Länder und des Bundesª, bestehend aus Projektleitung (PL), Zentraler Geschäftsstelle (ZGS) und Kommission Polizeiliche Kriminalprävention (KPK),
eingerichtet. Diese Struktur soll klare Zuständigkeiten der Gremien im Bereich
der Polizeilichen Kriminalprävention, kürzere Geschäftswege und eine bessere
Koordination der länderübergreifenden sowie Bund-Länder Zusammenarbeit
gewährleisten.
Die Projektleitung erörtert alle Grundsatzfragen der Polizeilichen Kriminalprävention mit länderübergreifender Bedeutung und ist zuständig für das Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK
Ü, früher KPVP).
Die Kommission (KPK) leistet innerhalb der strategischen Vorgaben der Projektleitung die konzeptionelle Sacharbeit. Dazu haben sich einzelne Mitglieder
auf bestimmte Präventionsthemen spezialisiert. Insgesamt vertritt die Kommission alle 16 Bundesländer und den Bund. Mitglieder der regulär zweimal jährlich tagenden Kommission sind im Regelfall die Leiter der Zentralstellen für
Prävention der Landeskriminalämter sowie des Bundeskriminalamtes (vgl. Referat ¹Kriminalprävention und Öffentlichkeitsarbeitª, Ü); als beratende Mitglieder nehmen je ein Vertreter der Polizei-Führungsakademie sowie der
Grenzschutzdirektion teil.
Der / die Vorsitzende der KPK wird turnusmäûig aus dem Kreis der KPK-Mitglieder gewählt und vertritt die Kommission in der Projektleitung Polizeiliche
Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Die Zentrale Geschäftsstelle (ZGS) koordiniert als Anlaufstelle alle länderübergreifenden Aktivitäten der Polizeilichen Kriminalprävention im Gremienstrang und im Zusammenwirken mit auûerpolizeilichen Präventionsträgern.
Sie steuert das Programm Polizeiliche Kriminalprävention und führt die Geschäfte der Projektleitung sowie der Kommission.
Darüber hinaus hält die ZGS Kontakt zu anderen polizeilichen Gremien.
Konzeptioneller Ansatz
Während die Projektleitung das Gremium darstellt, das länderübergreifend relevante Grundsatz- und Strategiefragen der Polizeilichen Kriminalprävention
erörtert und über die Verwendung von Mitteln aus dem Etat des ProPK entscheidet, ist die KPK für die konzeptionelle und fachlich-inhaltliche Gestaltung
und Umsetzung der länderübergreifenden Präventionsarbeit zuständig (Vorbeugung, Beratung, kriminalpräventive Öffentlichkeitsarbeit). Sie bereitet als
Fachgremium die Beschlussfassung der Projektleitung vor.
Zu den Aufgaben der KPK gehören insbesondere:
± Bearbeitung aller für die Polizei national und international relevanten beziehungsweise länderübergreifend bedeutsamen Fragestellungen aus dem Bereich der Polizeilichen Kriminalprävention,
± systematische Kriminalitätsanalyse sowie Planung, Entwicklung und Umsetzung polizeilicher Präventionsmaûnahmen,
± Vertretung polizeilicher Interessen in organisationsübergreifenden Projekten und ressortübergreifenden Gremien, Zusammenarbeit mit der gewerblichen Wirtschaft, insbesondere der Versicherungswirtschaft, dem privaten
Sicherheitsgewerbe sowie Verbraucherschutzorganisationen; Mitarbeit in
Normungsgremien (vgl. Europäisches Komitee für Normung, Ü),
± die Auswertung und bedarfsorientierte Weitergabe von Erkenntnissen mit
Relevanz für die Polizeiliche Kriminalprävention, unter anderem durch das
Erstellen von Dokumentationen zu verschiedenen Themen- und Deliktsschwerpunkten (z. B. Dokumentation ¹Gewalt im sozialen Nahraumª ± Modellprojekte mit Vernetzungsstrukturen unter Beteiligung der Polizei zur
Bekämpfung der Gewalt im sozialen Nahraum, Februar 1997),
± Sammlung und Auswertung von modi operandi,
± Empfehlung von sicherungstechnischen Präventionsmaûnahmen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Schreiben vom
3. 2. 2000 mit Anlagen.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Präventionsverein Osnabrück e. V. (PrävOS)
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt, Zentraler Kriminaldienst, Prävention, Kollegienwall 6±8, 49074 Osnabrück
Internet: http://www.polizei.land-ni.dbp.de/~bruecke/
e-mail: [email protected]
Organisation
Am 14. 3. 1996 wurde der gemeinnützige Präventionsverein Osnabrück e. V.
gegründet.
Gründungsmitglieder unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der
Stadt Osnabrück waren unter anderem der Oberstadtdirektor, der Leiter und der
ehemalige Leiter der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt, die Frauenbeauftragte, der Stadtrat für Soziales und Kultur, der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, eine Redakteurin der ¹Neue Osnabrücker Zeitungª, ein Revisionsdirektor der Sparkasse Osnabrück, der Vorsitzende des Ausländerbeirats und der
Mitinhaber einer Wach- und Sicherheitsorganisation.
Die Gemeinnützigkeit des Vereins ist durch das Finanzamt Osnabrück-Stadt
für die Zwecke ¹Förderung der Jugendpflege und der Jugendfürsorgeª anerkannt.
Zwischenzeitlich wurde der Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück zum
1. Vorsitzenden gewählt.
Die Geschäftsstelle wird von dem ehemaligen Leiter der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt und dem Leiter des Zentralen Kriminaldienstes bei der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt geführt.
Sitz der Geschäftsstelle: Mühlenstr. 65, 49186 Bad Iburg.
Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt 100 DM (für Studierende und Schüler 30
DM). Bei Firmen ist der Jahresbeitrag nach der Anzahl der Beschäftigten gestaffelt (max. 2.000 DM). Auûerdem ist der Verein in das Verzeichnis der gemeinnützigen Einrichtungen als Empfänger von Geldauflagen in Ermittlungs-,
Straf- und Gnadenverfahren aufgenommen.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Konzeptioneller Ansatz
Zweck und Ziele sowie Aufgaben des Vereins sind gemäû § 2 der Satzung:
± Die Förderung der Zusammenarbeit aller mit Prävention befassten Institutionen und gesellschaftlichen Gruppierungen wie kommunale Verwaltung,
Polizei und Justiz, Verbände, freie Träger der Sozialarbeit, caritative und
konfessionelle Organisationen und Vereine zur Unterstützung der interdisziplinären Arbeit auf dem Gebiet der Prävention,
± Information der Bevölkerung sowie der in Absatz (1) genannten Institutionen und so weiter über Neuerungen, richtungsweisende Modellprojekte,
Veröffentlichungen, aktuelle Entwicklungen und Erfordernisse auf dem
Gebiet der Kriminalprävention im In- und Ausland durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit,
± Förderung von modellhaften Projekten zum Beispiel in den Bereichen Jugendarbeit und Jugendfreizeit sowie der Schul-, Ausbildungs-, Familien-,
Wohn-, Städtebau-, Frauen-, Kultur- und Ausländerpolitik,
± Auszeichnung von Personen, die sich um Ziele des Vereins besonders verdient gemacht haben,
± Förderung der Forschung im Bereich der Kriminalprävention.
Sachstand/Ergebnisse
Der Verein hat insbesondere folgende Projekte oder ähnliche unterstützt / begleitet:
± Kriminologische Regionalanalyse Osnabrück 1996/97 (Ü; mit Fortschreibungen) zum Thema ¹Mehr Sicherheit für uns in Osnabrückª (ca. 25.000
DM für Soft- und Hardware, Druck der Forschungsberichte),
± Selbstbehauptungskurse für Frauen und Mädchen (zusammen mit der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt und dem WEISSEN RING),
± Mitfinanzierung des Friedenstages Osnabrücker Schulen am 5. 6. 1998
(4.200 DM),
± Beitrag zur Ausstattung des Kinder- und Jugendtreffs Eversburg-Atter
(10.000 DM),
± Anschubfinanzierung für ¹Runde Tischeª,
± Aktion ¹Osnabrücker Notruf-Handysª (zusammen mit der Polizeiinspektion
Osnabrück-Stadt),
± Aktion ¹GOOD BEARS OFF THE WORLDª; Kauf und Verteilung von
¹Kuschelbären zum Tröstenª (Polizeidienststellen, Flüchtlingskinder),
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
± Anschaffung von Gerät für Fahrradcodierungen (ca. 2.600 DM),
± Finanzielle Unterstützung der Theaterpädagogischen Werkstatt Lagerhalle
e. V. (Ü), Osnabrück, für Präventionstheater ¹Mein Körper gehört mirª
(Verhinderung sexueller Gewalt an Kindern, Ü) und ¹Natürlich bin ich
starkª (Drogenprävention für Kinder und Jugendliche, Ü),
± Finanzielle Beteiligung an Broschüren / Dokumentationen und so weiter
(z. B. ¹Wege aus der Gewalt ± es gibt sie!ª, ¹Mitmach-Parcours zu Aids,
Liebe & Sexualitätª, ¹Schulische Hilfe als Schlüsselª).*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Ernst Hunsicker: ¹Vereine zur Förderung der Kriminalpräventionª. In: Kriminalistik, Heft 7/96, S. 499.
Ders.: ¹Gemeinnützige Präventionsvereineª. In: Kriminalistik, Heft 8±9/98, S. 590.
Ders.: ¹Vernetzte Kriminalprävention auf internationaler bis lokaler Ebeneª. In: Polizei-heute, Heft 2/98,
S. 54.
Ders.: ¹Kommunale und lokale Kriminalprävention in Osnabrück seit 1989 ± Erfahrungen und Ergebnisseª.
In: Europäische Beiträge zu Kriminalität und Prävention, Heft 3/98, S. 25.
Schreiben des Landeskriminalamtes Niedersachsen vom 4. 10. 1999 mit Anlagen.
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S. 307
Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Theaterpädagogische Werkstatt
Ansprechpartner/Dienststelle
Theaterpädagogische Werkstatt in der Lagerhalle e. V., Rolandsmauer 26,
49074 Osnabrück
Organisation
Die Theaterpädagogische Werkstatt wurde 1994 mit zwei Theaterpädagogen in
Festanstellung gegründet. Aufgrund der groûen Nachfrage nach den Projekten
der Theaterpädagogischen Werkstatt, werden im September 1999 zudem eine
Koordinatorin auf ABM-Basis sowie 40 freie Mitarbeiter auf Honorarbasis beschäftigt.
Die Theaterpädagogische Werkstatt arbeitet in Kooperationen mit dem Jugendamt Osnabrück, Stadt, Landkreis, Bezirksregierung, Volkshochschule, Kinderschutzbund, Pro familia, Lions Club, Schule 2000 und Kriminalpolizei zusammen. Darüber hinaus nehmen die Mitarbeiter an Arbeitskreisen der Diakonie,
Caritas und so weiter teil.
Konzeptioneller Ansatz
Die Theaterpädagogische Werkstatt will Kinder und Jugendliche gegen Drogen, Gewalt und sexuellen Missbrauch stark machen. Probleme und Konflikte
werden hierzu schauspielerisch dargestellt und in gemeinsamen Gesprächen
interpretiert. Methode der Aufklärung ist die emotionale wie rationale Herausforderung zur Selbstbestimmung.
Nach intensiver theoretischer Bearbeitung anstehender Themen gehen die Mitarbeiter der Theaterpädagogischen Werkstatt ¹vor Ortª in die Schulen oder in
die ¹Szeneª, um den direkten Dialog zur Zielgruppe herzustellen. Durch detailliert vorbereitete Interviews erhalten die Mitarbeiter Informationen über die
Bedürfnisse, Wünsche, Erwartungen, Freuden und Sorgen der angesprochenen
Gruppe. In enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Institutionen (Kinderschutzbund, Pro familia, Kriminalpolizei etc.) erstellen sie einen umfassenden
Katalog der Problemsituationen und ihrer Wirkungen. In Gesprächen mit Pädagogen, Psychologen und Sozialarbeitern versuchen sie dann Lösungsmodelle
zu finden, die in Szenedialogen und möglichen Interaktionen umgesetzt werden. Diese werden durch Improvisation und Rollenspiel mit einem Regisseur
erarbeitet.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Ein besonderes Interesse besteht in der Vermittlung von Strategien, an denen
sich die Zielgruppe orientieren kann, wenn sie mit den jeweiligen Problemen in
Berührung kommen. Dieses Ziel ist aller Erfahrung nach vor allem im Anschluss an die Vorführung von Szenen zu erreichen, mit der sich die Zuschauer
in hohem Maûe identifizieren können. Musik bedeutet hierfür eine groûe Bereicherung und richtet sich nach der jeweiligen Zielgruppe.
Im Anschluss erstellt die Theaterpädagogische Werkstatt ein Informationsblatt,
das den Schulpädagogen Konzept, Inhalt und Ziele des Projektes erläutert und
eine erfolgreiche und effektive Eingliederung in den gesamtdidaktischen Unterrichtsrahmen garantieren soll.
Das transportable Bühnenbild, Kostüme und Requisiten werden in Eigenarbeit
entwickelt und angefertigt.
Sachstand/Ergebnisse
Die Theaterpädagogische Werkstatt
± geht mit ihren Programmen direkt in die Schulklassen, um im kleinen intimen Kreis Vertrauen aufzubauen und problemnahe Überzeugungsarbeit zu
leisten,
± gibt Pädagogen und Eltern die Möglichkeit, sich an einem regelmäûig stattfindenden Präventionsabend vorab über ihre Tätigkeit zu informieren,
± organisiert in Zusammenarbeit mit dem Schulamt Lehrerfortbildungen zum
Thema Prävention und Intervention.
Die Theaterpädagogische Werkstatt hat bis Mai 1999 Programme zu den Themen
± ¹sexueller Missbrauch bei Kindernª (Theaterpädagogisches Projekt ¹Mein
Körper gehört mirª mit etwa 3.800 Aufführungen; Ü),
± ¹Verkehrserziehung im Vorschulalterª (¹Gulli und Tütchen im Straûenverkehrª),
± ¹Suchtprävention für Jugendlicheª (¹Natürlich bin ich stark!ª, ein theaterpädagogisches Projekt zur Sucht- und Drogenprävention mit etwa 1.000
Aufführungen; Ü),
± ¹Trickbetrügereien bei Seniorenª (¹Aufregung an der Haustürª mit etwa 10
Aufführungen; vgl. ähnliches Projekt ¹Aufregung an der Haustürª der Polizeidirektion Hannover, Ü)
durchgeführt.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Weitere Programme zu den Themen
± ¹Gewaltª (¹Groûe Klappe ± Stumme Seeleª) und
± ¹Rechtsradikalismusª werden vorbereitet.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Theaterpädagogische Werkstatt in der Lagerhalle e. V. (Hg.): Informationsblatt ¹Mein-Körper-gehört-mir!ª
Theaterpädagogische Werkstatt in der Lagerhalle e. V. (Hg.): Informationsblatt ¹Natürlich bin ich stark!ª
Fachtagung ¹Opferschutz / Opferhilfe ± Kinder und Jugendliche als Kriminalitätsopferª, Düsseldorf am
28. 4. 1999.
¹Theaterpädagogische Werkstattª, Informationsmappe.
Schreiben der Theaterpädagogischen Werkstatt vom 1. 10. 1999.
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S. 311
Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Informations- und Koordinierungsstelle der Notrufe
Ansprechpartner/Dienststelle
Informations- und Vernetzungsstelle der Notrufe, Knooper Weg 32, 24103 Kiel
Organisation
Die Informations- und Koordinierungsstelle der Notrufe wird für die Dauer von
drei Jahren durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend mit 1,75 Referentenstellen zuzüglich der dazugehörigen Sachausgaben
gefördert.
Konzeptioneller Ansatz
In Deutschland gibt es über 160 Notrufe, die sich für das Recht auf sexuelle
Selbstbestimmung einsetzen und Maûnahmen zur Bekämpfung der sexualisierten Gewalt gegen Mädchen und Frauen durchführen.
Die Informations- und Koordinierungsstelle der Notrufe soll der Sammlung,
Aufbereitung und Weitervermittlung von Informationen dienen. Die kontinuierliche und strukturierte Vernetzung der Notrufe soll ermöglichen, gemeinsame politische Strategien zu verfolgen und sich für das sexuelle Selbstbestimmungsrecht einzusetzen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999 Anlagen.
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Institutionen mit fester Themenzuschreibung
Koordinierungsstelle des Bundesweiten
Koordinierungskreises gegen Frauenhandel und Gewalt im
Migrationsprozess (KOK)
Ansprechpartner/Dienststelle
Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt im Migrationsprozess (KOK), c/o agisra e. V., Ludolfusstr. 2±4, 60487 Frankfurt / Main
Internet: http://www.bmfsfj.de
Organisation
Der KOK gründet sich im November 1999 als Verein mit Sitz in Potsdam. Die
eigentliche Geschäftsstelle wird voraussichtlich im Dezember 1999 ebenfalls
in Potsdam eingerichtet.
Dort werden durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend (BMFSFJ) voraussichtlich zwei Referentenstellen à 30 Wochenstunden
sowie eine halbe Verwaltungsstelle ab 1. Dezember 1999 für die Dauer von drei
Jahren als Anschubfinanzierung gefördert.
Konzeptioneller Ansatz
Für eine bessere und schnellere Informationsweitergabe sowie zur zielgenauen
Einsetzung von Ressourcen (Arbeitsaufteilung) und nicht zuletzt für eine effektive Lobbyarbeit zugunsten der von Gewalt betroffenen Migrantinnen ist es
notwendig, dass sich die Beratungsstellen bundesweit vernetzen. Auch in Anbetracht der zunehmenden nationalen und internationalen Zusammenarbeit ist
eine zentrale Ansprechstelle erforderlich.
Die Koordinierungsstelle oben angegebener Nichtregierungsorganisationen,
die auch bei der Bekämpfung des Frauenhandels eine wichtige Rolle spielen,
soll folgende Aufgaben wahrnehmen:
± Vergabe von Informationen und Anfragen aus dem politischen Raum und
aus der AG Frauenhandel an die Beratungsstellen,
± Bündelung und Koordination von Stellungnahmen der Beratungsstellen zu
anstehenden politischen Vorhaben und Entwicklungen,
± Professionalisierung der Zusammenarbeit zwischen BMFSFJ und Beratungsstellen an dieser wichtigen Schnittstelle zwischen Politik und Praxis,
± internationale Vernetzung der Beratungsstellen.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. 11. 1999.
313
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S. 314
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S. 315
Themenbereich
Gremien nach Art
Kriminalpräventiver Räte
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S. 316
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S. 317
Gremien nach Art Kriminalpräventiver Räte
Ressortübergreifende Präventionskommission Osnabrück
(RePrOS)
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt, Zentraler Kriminaldienst, Prävention, Kollegienwall 6±8, 49074 Osnabrück
Internet: http://www.polizei.land-ni.dbp.de/~bruecke/
e-mail: [email protected]
Organisation
Im Dezember 1989 hat sich die Ressortübergreifende Präventionskommission
Osnabrück (RePrOS) konstituiert.
¾hnlich einem kriminalpräventiven Rat arbeiten in der RePrOS im August
1999 27 Repräsentanten von Behörden / Einrichtungen, Dienststellen und Institutionen (Fachbereiche der Stadtverwaltung Osnabrück, Justizbehörden,
Kirchen, Freie und Kirchliche Wohlfahrtspflege, Universität Osnabrück, Präventionsverein Osnabrück e. V., Arbeitskreis Sozialisierung / Diversion, Schulabteilung der Bezirksregierung Weser-Ems, Ausländerbeirat, WEISSER
RING, Niedersächsisches Landeskrankenhaus, Stadtelternrat, Bundesgrenzschutz, Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt).
Die RePrOS ist ein lockerer Zusammenschluss ohne Geschäftsordnung.
Sitzungsleitung, Geschäftsführung und so weiter liegen bei der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt.
Die RePrOS tritt viermal pro Jahr zusammen.
Konzeptioneller Ansatz
Ziel ist es, die kommunale Kriminalprävention in der Stadt Osnabrück zunehmend zu vernetzen (Konzeption ¹Vernetzte Kriminalprävention Osnabrückª).
Aus der RePrOS haben sich eigenständige Arbeitsgruppen gebildet, zum Beispiel:
± gegen sexuelle Gewalt (Vorsitz: Frauenbeauftragte),
± für Sicherheit von Migranten und Integration von Spätaussiedlern (Vorsitz:
Beamter der Polizeiinspektion Osnabrück-Stadt),
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S. 318
Gremien nach Art Kriminalpräventiver Räte
± gegen Sachbeschädigung durch Farbe/¹Graffitiª (Vorsitz: Jugendamt),
± zur Drogensituation im Schlossgarten (Vorsitz: Präsident der Universität
Osnabrück).
1993 wurde auf Initiative von RePrOS und Polizei der erste ¹Runde Tischª im
Osnabrücker Stadtteil Eversburg gegründet (¹Runder Tisch Eversburgª ±
RTE). Der RTE sieht seine Aufgabe nicht in der Kriminalprävention im engeren Sinne, sondern mehr als einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität
im Stadtteil (fundamentale Basisprävention). Der RTE kümmert sich inzwischen um alle Belange im Stadtteil, wobei die Kinder- und Jugendarbeit stark
ausgeprägt ist.
Die Organisation liegt bei den Bürgern im Stadtteil.
Der RTE trifft sich grundsätzlich alle sechs Wochen. Die Beamten der Polizeistation Eversburg und der Polizei-Beauftragte für Kriminalprävention werden
zu diesen Treffen eingeladen.
Alle zwei Jahre veranstaltet der RTE ein Stadtteilfest, an dem sich alle Vereine,
Schulen, Kirchen und so weiter beteiligen.
Nach dem Eversburger Vorbild haben sich inzwischen in acht weiteren (von 23)
Stadtteilen ¹Runde Tischeª gegründet.
Neben den ¹Runden Tischenª arbeiten Nachbarschaftshilfen (gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt, Behinderten und Nichtbehinderten, Einheimischen und Zugereisten, Deutschen und Migranten), die überwiegend auf Initiative der ¹Runden Tischeª aufgebaut wurden.
Der Präventionsverein Osnabrück e. V. unterstützt die ¹Runden Tischeª in
finanzieller Form.
Sachstand/Ergebnisse
Die Vernetzung (kriminal-)präventiver Gremien konnte zunehmend ausgebaut
werden.
Durch die vielfältige Präventionsarbeit ist es gelungen, immer mehr Fachpersonal ressortübergreifend für Präventionsprojekte und -modelle zu gewinnen.
Ein wesentlicher Beitrag ist auch die Präventionsarbeit vor Ort in den Stadtteilen durch ¹Runde Tischeª und in Ergänzung dazu durch Nachbarschaftshilfen. Die Anonymität als ein kriminogener Faktor wird so ganz erheblich abgebaut.
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S. 319
Gremien nach Art Kriminalpräventiver Räte
Aus Sicht der Polizei ist der Rückgang der Straftaten von 1995 bis 1998 einschlieûlich (ca. 17 %) und die Verbesserung der Aufklärungsquote um mehr als
10 % bemerkenswert.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Ernst Hunsicker: ¹Erfahrungen mit dem ,Ressortübergreifenden Präventionsmodell Osnabrück` (Kommunale Kriminalprävention)ª. In: Die Polizei 7/92, S. 173.
Ders.: ¹Kriminalitätsverhütung ± Kommunale und lokale Basisprävention als Ausformung der Idee ,Räte für
Verbrechensverhütung`ª. In: Kriminalistik, Heft 11/93, S. 725 ff.
Ders.: ¹Lokale Basisprävention ± Oder: Was hat ein Wochenmarkt mit einem ,Runden Tisch zur Kriminalitätsverhütung` zu tun?ª. In: Kriminalistik, Heft 8±9/94, S. 543 ff.
Ders.: ¹Kommunale und lokale Kriminalprävention in Osnabrück seit 1989 ± Erfahrungen und Ergebnisseª.
In: Europäische Beiträge zu Kriminalität und Prävention 3/1998, S. 25.
Schreiben des Landeskriminalamtes Niedersachsen vom 4. 10. 1999 mit Anlagen.
319
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S. 320
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S. 321
Gremien nach Art Kriminalpräventiver Räte
Arbeitsgemeinschaft zur Eindämmung der Kinder- und
Jugendkriminalität in Westmittelfranken ± ¹Wir gegen
Jugendkriminalitätª
Ansprechpartner/Dienststelle
Polizeidirektion Ansbach, Feuchtwanger Str. 1, 91522 Ansbach
Organisation
Basierend auf etwa zwei- bis dreimal jährlich stattfindenden Fachgesprächen
aller gesellschaftlichen Kräfte und Institutionen hat sich im Januar 1998 die
Arbeitsgemeinschaft ¹AG ± Wir gegen Jugendkriminalitätª als ein selbstständiger Arbeitskreis konstituiert. Er setzt sich aus leitenden Vertretern der
Schulen, Jugendämter, Rechts- und Ordnungsämter, Justiz, Polizei und des Arbeitsamtes in der Region Westmittelfranken (Landkreise Neustadt/A.- Bad
Windsheim, Ansbach und Stadt Ansbach) zusammen und versteht Kinderund Jugendkriminalität als ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und Problem.
Funktionell sieht sich die Arbeitsgemeinschaft als Koordinations- und Leitungsgremium für die zielgerichtete behörden- und institutionsübergreifende
Kooperation. Neben der Beratungs- und Koordinierungsfunktion liegt der Arbeitsschwerpunkt bei der flächendeckenden Umsetzung des auf einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz ausgerichteten Maûnahmenkatalogs. Themenbezogen werden zu den AG-Sitzungen (ca. 10-mal jährlich) Fachberater hinzugezogen.
Eine Vereinsgründung wird angestrebt.
Die auf einem gesamtgesellschaftlichen Ansatz begründete Zusammenarbeit
entspricht zugleich weitgehend der gemeinsamen Bekanntmachung der Bayerischen Staatsministerien des Innern, der Justiz, für Unterricht und Kultus sowie
für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit vom 3. 3. 1999
Nrn. I C 5±6526±1, 4210-II-2176/92, V/7-K6541±10/002 026 und VI 1/7316±
6/6/98, abgedruckt im AllMBl NR. 6/1999.
Konzeptioneller Ansatz
Eine in die Zukunft gerichtete, erfolgversprechende Kriminalprävention wird
durch ein kooperatives, aufeinander abgestimmtes, Behörden und Institutionen
übergreifendes Bündnis aller relevanten Einrichtungen und Instanzen ange-
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S. 322
Gremien nach Art Kriminalpräventiver Räte
strebt, das sich neben dem Vollzug der gesetzlichen Jugendschutzbestimmungen folgende Hauptziele gegeben hat:
± Hilfe vor Strafe.
± Offensive zielgruppen- und verhaltensorientierte gemeinsame Präventionsmaûnahmen auch im Vorfeld der Kinder- und Jugenddelinquenz.
± Koordiniertes Entwickeln und Initiieren von individuellen / lokalen / regionalen Präventions- und Repressionsmaûnahmen.
± Optimierung der behördenübergreifenden Kooperation und Informationssteuerung.
± Behördenübergreifende Abstimmung von Resozialisations- und Repressionsmaûnahmen.
± Forcierte themenbezogene Öffentlichkeitsarbeit zur Mobilisierung von
Kräften ± auch ehrenamtlichen ± aus allen gesellschaftlichen Kreisen.
± Einbindung externer Organisationen und Gruppen.
Primäre Zielgruppen sind dabei insbesondere Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, sekundäre Zielgruppen Mitarbeiter und Multiplikatoren der verschiedensten Behörden und Organisationen, einschlieûlich der Eltern.
Nach einer Erfassung des Ist-Standes in der bisherigen Zusammenarbeit der
Institutionen wurde ein fortlaufend weitergeführter Maûnahmenkatalog entwickelt, der sukzessive umgesetzt wird. Beispielhaft seien aufgeführt:
± Prämierter Jugendwettbewerb zum Thema Jugendkriminalität an den Schulen mit Erarbeitung eines Logos für die Arbeitsgemeinschaft.
± Initiierung von Sportwettkämpfen und Übernahme von Vortragstätigkeiten
an den Schulen.
± Beschleunigung des Verfahrens durch Gewährleistung eines schnelleren Informationsflusses zwischen den Jugendsachbearbeitern der Polizei und dem
Jugendamt, der Schule und Staatsanwaltschaft und dem Jugendrichter, ergänzt durch eine Ermächtigung des Jugendamtes, in geeigneten Fällen und
unter bestimmten Bedingungen erzieherische Maûnahmen zu veranlassen,
die dann als staatsanwaltschaftlich und gerichtlich angeordnet gelten.
± Richterliche Weisung in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt an arbeitslose, straffällig gewordene Jugendliche und Heranwachsende für die Dauer
von zunächst längstens einem Jahr, an einer ausbildungsfördernden beziehungsweise berufsvorbereitenden Maûnahme teilzunehmen.
± Projektierung eines Langzeitkonzeptes zur verhaltensorientierten Prävention in einer Stadt (Rothenburg o. d. T.).
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S. 323
Gremien nach Art Kriminalpräventiver Räte
Sachstand/Ergebnisse
Pressemappe der Polizeidirektion Ansbach anlässlich der Präsentation der behördenübergreifenden Initiative zur Eindämmung der Kinder- und Jugendkriminalität in Westmittelfranken und zur Preisverleihung anlässlich des Wettbewerbs ¹Jugendkriminalität OHNE UNSª.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 324
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S. 325
Gremien nach Art Kriminalpräventiver Räte
Sicherheitsgemeinschaft Bürger und Polizei im Dienstbereich
der Polizeiinspektion Prien e. V.
Ansprechpartner/Dienststelle
Sicherheitsgemeinschaft Bürger und Polizei im Dienstbereich der Polizeiinspektion Prien e. V., Alte Rathausstr. 13, 83209 Prien
Organisation
Die Sicherheitsgemeinschaft wurde am 3. 10. 1993 von etwa 50 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Erster Vorsitzender ist seitdem der erste Bürgermeister der Gemeinde Prien.
Derzeit besteht die Sicherheitsgemeinschaft aus 295 Mitgliedern aus allen Bevölkerungsschichten, den 12 Gemeinden des Polizeiinspektions-Bereiches und
deren Bürgermeistern, mehreren Firmen und Vereinen sowie Polizeibeamten.
Die Bürgermeister unterstützen aktiv als Leiter der Sicherheitsbehörden und
persönliches Vorbild die Vereinsarbeit und Sicherheitsbemühungen der Polizeiinspektion Prien und tragen so viel zum guten Verhältnis zwischen Bürger
und Polizei und zur Hebung des Sicherheitszustands bei.
Konzeptioneller Ansatz
In Erfüllung des Sicherheitspartnerschaftsgedankens sollen das Verhältnis zwischen Bürgern und Polizei verbessert und vertieft und etwa vorhandene gegenseitige Vorbehalte abgebaut werden. Enge Vereinskontakte fördern nicht nur
ein bürgerfreundliches Verhalten der Polizei, sondern auch das Vertrauen der
Bevölkerung zur Polizei und das Bewusstsein, dass zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auch die Mithilfe des Bürgers erforderlich ist.
Sachstand/Ergebnisse
Die Arbeit der Sicherheitsgemeinschaft bestand in den letzten Jahren unter
anderem in der Durchführung verschiedener Informationsveranstaltungen in
Sälen, Gasthäusern und Schulen, die zu einem Groûteil präventiven Charakter
hatten; so wurde zum Beispiel informiert zu den Bereichen
± Zeugenrechte und -pflichten,
± Diebstahlsvorsorge,
325
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S. 326
Gremien nach Art Kriminalpräventiver Räte
± Berg- und Lawinengefahren,
± Drogengefahren,
± Verkehrssicherheit,
± Verhalten auf dem Wasser,
± Kindesentführung,
± Jedermann-Rechte.
Bei zahlreichen Altennachmittagen wurden ältere Mitbürger über Haustürgeschäfte und richtiges Verhalten im Straûenverkehr aufgeklärt.
Seit mehreren Jahren werden in Zusammenarbeit mit örtlichen Firmen unter
Mitwirkung der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle die ¹Chiemgauer
Sicherheitstageª durchgeführt, bei denen sich interessierte Bürger über die
Möglichkeiten elektronischer und mechanischer Sicherungseinrichtungen informieren können.
Die Sicherheitsgemeinschaft hat im Rahmen der Projektarbeit eine Broschüre
¹5 Jahre Sicherheitsgemeinschaftª herausgegeben.*
*
Quellenhinweis für vorstehenden Text:
Schreiben des Bayerischen Landeskriminalamtes vom 5. 11. 1999 mit Anlagen.
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S. 327
Stichwortverzeichnis
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S. 328
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S. 329
Stichwortverzeichnis
A
Aggression 65, 67, 115, 151, 175,
195, 291
Alltagskriminalität 29, 267
Anti-Drogen-Disco 11
Aus- und Fortbildung 7, 55, 61, 79,
213, 291
Ausstellung 135
B
Baden-Württemberg 35, 73, 87, 95,
143, 169, 201, 263
Bauliche Gestaltung 35, 255
Bayern 17, 19, 49, 127, 179, 181,
271, 273, 281, 297, 321, 325
Begleitforschung 73, 129, 209
Beratung 41, 61, 65, 125, 133, 185,
209, 227, 231, 235, 247, 255, 271,
273, 277, 287, 297
Berlin 79, 197, 267
Betrug 31, 275
Bevölkerungsbefragung 249
Brandenburg 61, 125, 135, 141
Bremen 259
Bund 31, 41, 47, 55, 59, 123, 145,
155, 159, 165, 177, 231, 235, 239,
241, 243, 277, 287, 295, 301, 311,
313
Bürgerinitiative 189
Bürgernahe Polizeiarbeit 141, 185,
227, 247, 249, 267, 271
C
Codierung 25, 303
D
Datenverarbeitung 213, 263
Diebstahl 23, 25, 27, 31, 111, 115,
117, 175, 275
Dokumentation 291
Drogen 3, 9, 11, 19, 111, 117, 135,
169, 181, 267, 281, 307, 317
Drogenhilfe 3
Drogenpolitik 3
E
Einbruch 27, 35, 41, 185, 275
Eltern 111, 175, 193
Erlebnispädagogik (Freizeit) 5
Erziehung 123, 169
Europäische Zusammenarbeit 241
Evaluierung 45, 73, 79, 107, 111,
129, 155, 159, 165, 175, 209, 231,
235, 241, 247
F
Familie 129
Fan-Projekt 223, 287
Finanzierung 249
Förderverein 3, 303
Forschung 303
Frauen 7, 45, 47, 295, 311, 313
Freizeit 9, 15, 27, 59, 93
Fremdenfeindlichkeit 55, 57, 61,
317
G
Gemeinwesensorientierung 145,
187, 259, 267
Geschäftsstelle 277, 301
Gewalt 15, 87, 97, 115, 117, 135,
139, 151, 159, 163, 169, 175, 193,
195, 275, 281, 291, 313
Gewalt gegen Ausländer/Minderheiten 61
Gewalt gegen Frauen 45, 47, 49, 65,
79, 155, 295, 311, 313
Gewalt gegen Kinder 49, 181, 239
Gewalt im Sport 287
Gewalt in der Familie 49, 65, 79,
123, 231
Gewalt in der Schule 67, 71, 81, 83,
91, 101, 111, 115, 181, 317
Graffiti 217, 221, 317
H
Hamburg 65, 71, 77
Hessen 25, 189, 217, 247
329
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S. 330
Stichwortverzeichnis
I
Informationsdienst 91, 213, 273,
295, 311, 325
Integration 53, 59, 317
Internet 91
J
Jugend 7, 39, 55, 81, 95, 97, 101,
107, 111, 117, 123, 133, 143, 147,
181, 193, 217, 243, 281, 297, 307,
321
Jugend-/Kinderbeteiligung 7, 15,
67, 71, 119, 139, 141, 159, 165,
179, 193, 195, 201
Jugendarbeit 5, 11, 15, 165, 303
Jugendhilfe 107, 125, 129, 145, 291
Jugendschutz 127, 135, 291
K
Kfz-Kriminalität 31, 35, 275
Kinder 39, 77, 111, 123, 133, 147,
155, 159, 165, 169, 173, 175, 177,
193, 195, 243, 291, 307, 321
Kindergarten 163, 175, 281
Kommunale Kriminalprävention 217, 263, 317
Konfliktbewältigung 67, 73, 87,
119, 125, 149
Kontaktbereichsbeamte 141
Kriminalpräventiver Rat 3, 321
Kriminologische Regionalanalyse 249, 263, 303
L
Ladendiebstahl 29, 39, 117
Lagebild 23, 35, 263
M
Mecklenburg-Vorpommern 93,
147, 149, 163
Medien 27, 41, 55, 91, 117, 127,
177, 243, 275
Multi-Media 41, 277
330
N
Nachbarschaft 185, 187, 189, 317
Nationale Programme 31, 277, 295,
301
Neighbourhood Watch 187, 189
Niedersachsen 3, 29, 67, 249, 303,
307, 317
Nordrhein-Westfalen 5, 15, 53, 97,
139, 151, 187, 209, 213, 221, 223,
255, 291
Notruf 303, 311
O
Öffentliche Sicherheit und Ordnung 3, 197, 201, 205, 259, 267,
325
Öffentlicher Personennahverkehr 197, 223
Öffentlicher Verkehrsraum 145,
193, 195, 197, 205, 223
Öffentlichkeitsarbeit 173, 273, 275,
277, 281, 291, 325
Opfer 45, 115, 169, 209, 213, 297
P
Pädagogik 111, 159, 163, 307
peer-group 73, 119, 149, 165, 201
Polizeiladen/polizeiliche Beratungsstelle 41, 271, 273
polizeiliche Jugendarbeit 87, 115,
127, 141, 163, 173, 179
Präsenz 3, 23, 35, 141, 249, 271
Präventionspreis 23, 29, 83, 101,
143, 149, 239, 277
Private Sicherheitsdienste 29
Problemorientierte Polizeiarbeit 35,
267
R
Rechtsextremismus 55, 61
Rheinland-Pfalz 11, 91, 119, 129
S
Saarland 9, 101
Sachbeschädigung 117, 223, 275
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S. 331
Stichwortverzeichnis
Sachsen 39, 57, 83, 133, 185, 205,
227, 275
Sachsen-Anhalt 173
Schleswig-Holstein 7, 23, 27, 45,
111, 115, 117, 175, 193, 195
Schmierereien (Graffiti) 195, 217,
221
Schulische Prävention 67, 71, 77,
81, 83, 87, 91, 93, 97, 101, 111,
115, 119, 133, 139, 147, 149, 151,
159, 163, 169, 179, 281, 307
Selbstbehauptung/-verteidigung 45,
67, 73, 297, 303
Senioren 227
Sexuelle Gewalt 45, 155, 181, 231,
235, 239, 241, 243, 291, 311
Sexueller Missbrauch 155, 169,
181, 235, 239, 243, 307, 311, 317
Sicherheits-/Präventionsvertrag 77
Sicherheitsanalyse 249, 263, 303
Sicherheitsgefühl 45, 115, 185, 201,
227, 255, 259, 267, 271, 297
Sicherheitspartner 325
Soziale Prävention 67, 125, 165,
241
Sponsoring (Finanzierung) 303
Stadtentwicklung/-planung 255,
317
Straûenkriminalität 117, 145
Streifentätigkeit 141, 249
Suchtberatung/-hilfe 7, 9, 17
Sympathiefiguren 173, 175
W
Wohnumfeldverbesserung 41, 187,
221, 255
Z
Zeugenverhalten 139, 259, 297
T
Täter-Opfer-Ausgleich 221
Technische Prävention 31, 185, 247,
255, 273
Thüringen 81, 107
V
Vandalismus 117, 175, 193, 195,
223
Videoüberwachung 27, 35
Vorbeugungsprogramm 301
331

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