Sexuelle und reproduktive Gesundheit
Transcrição
Sexuelle und reproduktive Gesundheit
Sexuelle und reproduktive Gesundheit Präventi on sexuell übertragbarer Krankheiten und Informationen zur Schwangerschaft Impressum Herausgeber: Bundesamt für Gesundheit (BAG) 3003 Bern Redaktion: Katja Delang 6900 Lugano Co-Redaktion: Verena Hanselmann Afrim Kurtani “ Projekt Migration und Gesundheit ” BAG – Programm, Bern Graphik: COLOR X SA 6900 Lugano Bestellungen: Aids Info Docu Schweiz Schauplatzgasse 26, 3001 Bern Tel. 031/ 312 12 66, Fax 031/ 311 64 14 e-mail: [email protected] Sprachversionen: Deutsch Französisch Italienisch Englisch Inhalt Sexuell übertragbare Krankheiten 1 - Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten in der Welt Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten in der Schweiz Bild 1 - A global view of HIV infection 2 - Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten Unbehandelte Geschlechtskrankheiten bei Frauen erhöhen das Risiko eines Gebärmutterhalskrebses Bild 2 - Abklärung über den eigenen sexuellen Gesundheitszustand ist wichtig Sofort den Partner / die Partnerin informieren, wenn eine Krankheit fesgestellt wird 3 - Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten: Beschwerden, Übertragung, Behandlung, Vorbeugung Bild 3 - Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten: Beschwerden 4 - Hepatitis Bild 4 - Hepatitis HIV / Aids 5 - Wer ist HIV-positiv ? Bild 5 - Wer ist HIV-positiv ? 6 - HIV – Aids Bild 6 - HIV – Aids 7 - Was ist das Immunsystem ? Bild 7 - Infektionen - Pilze - Parasiten - Bakterien 8 - Von der HIV-Infektion zum Vollbild Aids Bild 8 - Primoinfektion - Serokonversion - Latenzzeit - Aids 9 - HIV-Übertragung Bild 9 - HIV-Übertragung und Schutz 10 - Wie kann man sich schützen ? Bild 10 - Safer Sex 11 - Präservativ (Kondom) Bild 11 - Präservativ (Kondom) 12 - Safer Use Regeln Bild 12 - Safer Use 13 - Warum muss man sich schützen ? Bild 13 - Warum muss man sich schützen ? 14 - Wie wird das HI-Virus nicht übertragen ? Bild 14 - Müssen steril sein So wird HIV nicht übertragen 15 - HIV-Test Bild 15 - Risikokontakt - 3 Monate - Test – Resultat 16 - Aktuelle Behandlungsmöglichkeiten Solidarität mit denjenigen, die HIV-positiv sind Bild 16 - Behandlung Solidarität Schwangerschaft Auflage: 1000 Ausgabe: 2001 17 - Einige Daten… Schwangerschaft Bild 17 - Schwangerschaftstest 18 - Methoden zur Schwangerschaftsverhütung Bild 18 - Methoden zur Schwangerschaftsverhütung Informationsveranstaltungen 19 - Anregungen zur Informationsveranstaltung Mit freundlicher Unterstützung: Schweizerisches Rotes Kreuz Caritas Schweiz Literaturübersicht zum Thema HIV/Aids und Migration Nationale und internationale Kontaktadressen Bild 19 - Broschüren Liebe Benutzerin, lieber Benutzer Die sexuelle und reproduktive Gesundheit sind tragende Pfeiler unseres Wohlbefindens. Und seitdem sich die Immunschwäche Aids weltweit ausbreitet und sich immer mehr Menschen mit dem HI-Virus anstecken, wird den beiden Gesundheitsbereichen eine besondere Aufmerksamkeit zuteil. Bei gesundheitlichen Problemen oder Fragen bezüglich dieser Aspekte wissen sich SchweizerInnen zumeist leicht zu helfen. Selbst innerhalb unseres hochspezialisierten Gesundheitssystems ist den meisten bekannt, wohin sie sich für Beratung wenden können. Anders MigrantInnen: Ihnen bleibt der Zugang zu medizinischer und sozialer Hilfe oft erschwert. Besonders Asylsuchende sind von diesem Missstand stark betroffen. Die Gründe dafür sind vielfältig: • Viele MigrantInnen befinden sich in einer schlechteren sozialen und ökonomischen Situation als die einheimische Bevölkerung. Das kann negative gesundheitliche Auswirkungen haben. Es kann auch dazu führen, dass sich MigrantInnen grösseren Gesundheitsrisiken aussetzen. • Insbesondere Asylsuchende beherrschen die Umgangssprache oft schlecht oder gar nicht, sind mit dem sozialen und gesundheitlichen System wenig vertraut und haben nur wenige professionelle Kontaktpersonen, die für ihre Anliegen wirkungsvoll einstehen können. Zudem stehen MigrantInnen häufig Fachleuten in Schweizer Gesundheitsinstitutionen gegenüber, die über ungenügende migrationsspezifische Kenntnisse verfügen. • MigrantInnen können bereits vor ihrer Einwanderung an gesundheitlichen Problemen leiden, verursacht durch einen Mangel an gesundheitlicher Vorsorge in ihrem Herkunftsland, durch parasitäre respektive virale Krankheiten oder aufgrund von psychischer oder physischer Gewaltanwendung. Bisweilen ist ein schlechter Gesundheitszustand eine direkte Folge der Migration. • Jede Bevölkerungsgruppe besitzt andere Vorstellungen von Gesundheit oder Krankheit. Das kann das gegenseitige Verständnis zwischen dem schweizerischen Fachpersonal und den MigrantInnen erschweren. • Diskriminierung kann zu psychischen Problemen, aber auch zu einem qualitativ schlechteren Angebot an Diensten des Sozial- und Gesundheitswesens führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verlangt Chancengleichheit für alle – auch für MigrantInnen. Und daran orientieren wir uns. Allerdings ist dieses Ziel noch nicht erreicht. Denn Forschung und Praxis zeigen, dass der Gesundheitszustand vieler MigrantInnen schlechter ist als derjenige vergleichbarer Gruppen in der Schweizer Bevölkerung. Mit dem vorliegenden Lehrmaterial zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit wollen wir in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Flüchtlinge diesem Missstand entgegen wirken. Das Material soll im Migrations- und besonders im Asylbereich tätigen Personen ermöglichen, ohne eigene Recherchen ausführliche und inhaltlich korrekte Informationen zu sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV/Aids und zur Schwangerschaft zu erhalten und zu verbreiten. Das Lehrmaterial wurde eigens für MigrantInnen entwickelt, denn grosse Teile der Migrationsbevölkerung haben hinsichtlich Inhalt und Form der Informationen andere Bedürfnisse als die Schweizer Bevölkerung. So haben wir das Lehrmaterial dem weit verbreiteten Bedürfnis angepasst, in einer persönlichen Gesprächssituation informiert und beraten zu werden. Entsprechend ist es gestaltet: Die lehrende Person kann einem textlastigen Teil folgen. Die gegenüber sitzenden lernenden Personen können sich an den Illustrationen orientieren. Wir hoffen, dass wir mit diesem Lehrmaterial unserem Ziel – gleiche Chancen für alle – näher kommen und die Gesundheit eines Teils unserer Gesellschaft stärken können. Thomas Spang Leiter Dienst Migration Bundesamt für Gesundheit Verena Hanselmann Stv. Leiterin Dienst Migration Bundesamt für Gesundheit Bild 1 Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten in der Welt Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten in der Schweiz Die WHO rechnet pro Jahr weltweit mit über 330 Millionen neuen Fällen von heilbaren sexuell übertragenen Krankheiten (Gonorrhöe, Chlamydia, Syphilis und Trichomonas), davon 16 Millionen in Westeuropa. Nicht alle sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten sind in der Schweiz meldepflichtig. In den Entwicklungsländern sind die sexuell übertragenen Krankheiten (STD = Sexually Transmitted Disease) die zweithäufigste Todesursache der Frauen im Fortpflanzungsalter. Seit dem 1. Dezember 1987 gehört Aids zu den meldepflichtigen Krankheiten, wie auch Syphilis und Gonorrhöe. Ausserdem gibt es noch viele andere Krankheiten, die sexuell übertragen werden können (z.B. Hepatitis), wobei der Geschlechtsverkehr nicht die hauptsächliche Übertragungsform ist. Seit der Stop-Aids-Kampagne (Beginn 1987) hat sich die Zahl der Fälle von Gonorrhöe und Syphilis auf niedrigem Niveau stabilisiert. Seit 1992 ist die Zahl positiver HIV-Tests in der Schweiz generell rückläufig. Auch HIV/Aids ist eine Krankheit, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden kann (vgl. Kapitel HIV/Aids). Die Aidsepidemie hat sich in den verschiedenen Ländern der Welt sehr unterschiedlich entwickelt. Die Anzahl der HIV-infizierten, d.h. seropositiven Menschen ist schwer abzuschätzen. Es wird jedoch angenommen, dass sie in den wenig industrialisierten Ländern weiter steigt. Die UNAIDS schätzt, dass 95% der HIV-positiven Personen in diesen Ländern leben. Der Grossteil davon lebt in Afrika, in den Ländern südlich der Sahara (71%), wo 8,6% der gesamten Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren HIV-positiv ist. Mehr als die Hälfte davon sind Frauen. Auch in Europa hat sich die Aidsepidemie unterschiedlich entwickelt. In den meisten westeuropäischen Staaten nimmt die Anzahl neuer Aidsfälle seit 1996 ab. In Osteuropa sind die Gesamtzahlen noch gering, doch werden in einigen Ländern rasch wachsende Fallzahlen beobachtet. Die bei uns am häufigsten vorkommenden Infektionen sind vermutlich die Chlamydienurethritis, der genitale Herpes und die Gonorrhöe. Seit Beginn der Aidsepidemie haben sich die Anteile der Ansteckungswege kontinuierlich verändert: Seit 1990 dominiert der heterosexuelle Ansteckungsweg, und seit 1997 liegt er bei über 50 % der Neuansteckungen. Dabei stehen folgende Untergruppen im Vordergrund: sexuelle Kontakte zu (a) Personen aus Ländern mit vorwiegend heterosexueller HIV-Übertragung (darunter mehr als die Hälfte bei Personen, die selbst aus solchen Ländern stammen), (b) Personen, die Drogen injizieren oder bekanntermassen HIV-positiv sind, sowie (c) sexuelle Gelegenheitskontakte. Vergleicht man die Aidsfälle seit 1993 mit der Wohnbevölkerung Ende 1997 nach Nationalitäten getrennt, ergibt sich eine deutliche Überrepräsentation unter den Aidsfällen für Personen aus Afrika (vor allem aus den Ländern südlich der Sahara). Neueste Daten der weltweiten HIV-Situation: www.unaids.org/hivaidsinfo/ Lücken im HIV-Meldesystem Untersuchungen haben gezeigt, dass bei weitem nicht alle HIV-Infektionen automatisch gemäss Verordnung gemeldet werden. Aus diesem Grunde wertet das BAG zusätzlich die Meldungen von positiven HIV-Testergebnissen aus. Zwischen dem Zeitpunkt, zu dem das HIV in den Körper eindringt, und der Serokonversion (Bildung von HIV-Antikörpern – positiver HIV-Test) vergehen in der Regel drei Monate (siehe Seite 8: Primoinfektion – Serokonversion). Neueste Daten über Infektionskrankheiten in der Schweiz: www.bag.admin.ch/infekt/d Ein negatives Testergebnis während dieser Zeit (drei Monate) ist daher keine Garantie dafür, dass keine HIV-Infektion vorliegt. Neueste Daten der Schweizer HIV- und Aids-Situation: www.bag.admin.ch/infekt/aktuell/aids/d/ Sexuell übertragbare Krankheiten 1 ABKLÄRUNG ÜBER DEN EIGENEN SEXUELLEN GESUNDHEITSZUSTAND IST WICHTIG SOFORT DEN PARTNER/DIE PARTNERIN INFORMIEREN, WENN EINE KRANKHEIT FESTGESTELLT WIRD Bild 2 Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten Unbehandelte Geschlechtskrankheiten bei Frauen erhöhen das Risiko eines Gebärmutterhalskrebses Sexuell übertragbare Krankheiten sind Krankheiten, die vor allem beim Geschlechtsverkehr auf andere Personen übertragen werden können. Sie können auch während der Schwangerschaft auf den Fötus oder während der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden. Das Risiko der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses wird durch Faktoren wie Rauchen, frühes ungeschütztes Sexualverhalten und häufiger ungeschützter Partnerwechsel sowie unbehandelte Papillomavirus-Infektionen und Herpes erhöht. Der Gebärmutterhalskrebs tritt vor allem nach dem 35. Lebensjahr auf. In vielen Fällen kann eine Person mit mehr als einer Krankheit infiziert werden. Das Vorhandensein einer sexuell übertragbaren Krankheit kann das Risiko einer Ansteckung mit anderen Geschlechtskrankheiten, unter anderem auch die HIV-Infektion, erhöhen. In der Folge werden die häufigsten Geschlechtskrankheiten mit den entsprechenden Beschwerden beschrieben und deren Verhalten im Körper erklärt. Wenn eine dieser Beschwerden auftritt, braucht es dringend eine ärztliche Abklärung. Es ist wichtig, diese Krankheiten so schnell wie möglich zu erkennen und sich sofort behandeln zu lassen – viele sind heute heilbar. Geschlechtskrankheiten befallen neben den Geschlechtsorganen oft auch andere Körperteile. Bei Frauen, die nicht behandelt werden, kann es zu schmerzhaften Unterleibsentzündungen oder Unfruchtbarkeit kommen. Im Falle einer Schwangerschaft besteht das Risiko einer Fehlgeburt oder Totgeburt; beim Neugeborenen besteht die Gefahr von Untergewicht, Seh- oder Lungenschäden. Bei Männern können unbehandelte Geschlechtskrankheiten zu Unfruchtbarkeit führen. Die Vorbeugung dieser Krebserkrankung ist einfach: Man muss einen zytologischen Abstrich des Gebärmutterhalses machen, der den Krebs vor seinem Erscheinen diagnostiziert. So werden die frühen Anzeichen erkannt, und die Erkrankung kann medikamentös oder operativ geheilt werden. Deswegen wird empfohlen, ab Aufnahme des Geschlechtsverkehrs regelmässig einen zytologischen Abstrich zu machen. Diesen kann man in den Familienplanungszentren, in einer gynäkologischen Praxis oder in Frauengesundheitszentren vornehmen lassen. > Bei einem Befund ohne Besonderheiten bezahlt die Krankenkasse den Abstrich alle 3 Jahre. Als Vorsorge wäre es besser, ihn öfter zu machen. > Wenn ein Befund pathologisch ist, z.B. auch eine Infektion mit Papillomavirus oder Herpes diagnostiziert wird, bezahlt die Krankenkasse die Behandlung und weitere ärztlich verordnete notwendige Abstriche jedes Mal. Informieren Sie sofort Ihren Partner oder Ihre Partnerin, wenn eine dieser Krankheiten vom Arzt / von der Ärztin festgestellt wurde. Der Partner oder die Partnerin sollte sich sofort untersuchen und – falls nötig – behandeln lassen, selbst wenn er oder sie keine Beschwerden hat. Während der akuten Phase der Krankheit und noch einige Wochen danach ist es wichtig, Geschlechtsverkehr zu vermeiden. Zusätzliche Informationen auf Internet: www.bag.admin.ch/themen/d oder: Bundesamt für Gesundheit (BAG) (ed), “Infektionskrankheiten : Diagnose und Bekämpfung”, Ordner A und B, Bern, o.J., dt., Lose Blattsammlung zur Ergänzung. Sexuell übertragbare Krankheiten 2 SEXUELL ÜBERTRAGBARE INFEKTIONSKRANKHEITEN BLÄSCHEN UNTERLEIBSSCHMERZEN BLÄSCHEN UND ZWISCHENBLUTUNGEN BRENNEN UND AUSFLUSS GESCHWÜR GESCHWÜR AUSFLUSS UND UND UND HAUTAUSSCHLÄGE HAUTAUSSCHLÄGE SCHMERZEN BEIM WASSERLÖSEN Bild 3 Erkankungen mit Urethritis und Zervizitis Erkrankungen mit genitalen Geschwüren Vorbeugung Behandlung Übertragung Beschwerden Urethritis = Jucken und Brennen beim Wasserlössen Zervizitis = Gebärmutterhalsentzündung Erkrankungen mit Erkrankungen mit genitalem Ausfluss genitalen Warzen Chlamydieninfektionen: Gonorrhöe (Tripper): Syphilis (Lues, harter Schanker): Herpes: Trichomonaden, Candida-Mycosen (Moniliosen) und Bakterien (z.B. Gardnerella): Papillomavirus-Infektion: Die Infektion verläuft oft ohne Beschwerden. Bei Frauen wird die Entzündung oft nicht erkannt, da sie ohne Beschwerden verlaufen kann. Sie spüren am Anfang der Entzündung oft nur ein leichtes Brennen beim Wasserlösen. Später können sie folgende Beschwerden haben: grüngelblicher Ausfluss aus der Scheide, Jucken und Brennen in der Harnröhre, evtl. Beschwerden beim Stuhlgang, Unterleibsentzündungen mit Schmerzen und unregelmässige Menstruation. Etwa drei Wochen nach der Übertragung erscheint ein hartes, schmerzloses Geschwür an der Scheide, am Penis, seltener auch am Mund, am Anus oder in den Genitalorganen versteckt. In der Regel folgt kurz darauf eine schmerzlose Vergrösserung eines lokalen Lymphknotens. Diese Beschwerden verschwinden ohne Therapie nach 4 bis 6 Wochen. Wenige Tage nach der Übertragung bilden sich am Mund oder in der Genitalzone kleine Bläschen und ein schmerzhaftes Geschwür. Danach platzen und verkrusten die Bläschen. Die Abheilung dauert bis zu zwei Wochen. Abhängig von der Art der Infektion und der natürlichen Abwehrkraft treten leichte oder stärkere Beschwerden auf. Papillomavirus-Infektionen sind für Kondylome (Warzen) des Gebärmutterhalses, der Vulva und des Penis verantwortlich. Viele Papillomavirus-Infektionen verursachen keine Beschwerden und sind nur mikroskopisch erkennbar. Bei der Frau treten manchmal Ausfluss aus der Scheide auf, Brennen und Schmerzen beim Wasserlösen, undeutliche Unterleibsschmerzen, Zwischenblutungen. Bei Männern kann diese Infektion zu einem spärlichen Ausfluss und zu Brennen beim Wasserlösen führen. Nichtbehandlung kann zu Komplikationen führen. Bei der Frau z.B. zu Unterleibsentzündungen, die Unfruchtbarkeit (Infertilität) verursachen können, beim Mann zu Entzündungen. G e s c h l e c h t s v e r k e h r. Neugeborene können bei der Passage durch den Geburtskanal angesteckt werden. Wenige Tage nach der Übertragung spüren Männer ein Brennen und Jucken beim Wasserlösen, und es tritt ein eitriger Ausfluss aus der Harnröhre auf. Nichtbehandlung kann zu Komplikationen führen: z.B. Gelenksentzündungen, Herzprobleme und bei der Frau Unfruchtbarkeit. Gonorrhöe betrifft beide Gechlechter und praktisch alle Altersgruppen. Sie wird durch den Kontakt mit Schleimhautsekreten und Geschlechtsverkehr mit infizierten Personen übertragen. Neugeborene können bei der Passage durch den Geburtskanal angesteckt werden. Abhängig von der Infektion ist der Ausfluss: weisslich (Candida-Mycosen) cremefarben bis bräunlich, blasig, unangenehm fischig riechend (Gardnerella), gelb-grünlich, schaumig und übelriechend (Trichomonaden). Einige Wochen danach können Hautausschläge am ganzen Körper und grippeähnliche Beschwerden auftreten. Auch diese verschwinden ohne Behandlung. Bei unbehandelten Patientlnnen können später zerebrale Komplikationen auftreten, wie Meningitis, progressive Paralyse oder Gelenksstörungen. Ohne Behandlung führt Syphilis häufig zu dauernder Behinderung oder zum Tod. Geschlechtverkehr oder direkter Kontakt mit infektiösen Läsionen von Haut und Schleimhäuten. Bei der Frau: Rötung und Schwellung der Vulva und der Scheide mit Juckreiz, Brennen, Ausfluss, und evtl. Schmerzen beim Wasserlösen. Bei Frauen müssen diese Infektionen ärztlich diagnostiziert werden, weil sie mit einem Risiko für Krebs des Gebärmutterhalses verbunden sind. Die Diagnose wird mittels eines Abstrichs (PAP-Test) gemacht. Beim Mann: weniger Beschwerden, Rötung der Eichel mit Pünktchen, evtl. Schmerzen beim Wasserlösen. Beim Geschlechtsverkehr oder beim Küssen. Diese Erkrankungen können spontan auftreten oder beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Geschlechtsverkehr. Herpes ist eine Krankheit, die oft zu Rückfällen führt. Sie kann nicht geheilt werden. Es gibt Medikamente, die den Ausbruch vermindern und das Abklingen der Symptome beschleunigen können. Je nach Erkrankung: Candida-Mycosen mit pilztötenden Cremen oder Vaginalzäpfchen, die lokal angewendet werden. Gardnerella mit Antibiotika oder Antiinfektiva. Trichomonaden mit Antiinfektiva. Diese Infektion kann nach Monaten bis Jahren spontan abheilen.Die Heilung von leicht zugänglichen genitalen Warzen oder genitalen Kondylomen kann durch gezielte Behandlungen beschleunigt werden (z.B. Elektrokoagulation oder Laser). Bis ca. zwei Wochen nach dem Verschwinden der Symptome sollte auf Kontakt mit den befallenen Stellen (Geschlechtsorgane oder Mund) verzichtet werden. Es sollte auf sexuelle Kontakte verzichtet werden. Kondomgebrauch bei allfälligem Geschlechtverkehr. Es sind auch indirekte Übertragungen möglich durch feuchte Textilien (Handtücher), Finger oder Mund. Sexuellen Kontakt mit infizierten Personen vermeiden. Der Gebrauch von Kondomen reduziert wahrscheinlich die genitale Ansteckungsgefahr. In der Schwangerschaft kann Syphilis auf den Fötus übertragen werden, im Frühstadium auch während der Geburt. In Entwicklungsländern ist Gonorrhöe immer noch die häufigste sexuell übertragbare Infektion. In den Industrieländern, wie auch in der Schweiz, ist sie seit Mitte der 70er Jahre im Rückgang. Diese Infektionen sind frühzeitig gut mit Antibiotika behandelbar. Nichtbehandlung kann zu Komplikationen führen. Syphilis ist mit Antibiotika leicht zu behandeln, wenn früh genug damit begonnen wird. Nichtbeandlung kann zu Komplikationen führen. 1. Syphillis: während der akuten Phase kein Geschlechtsverkehr. 2. Kondomgebrauch. Vermeidung von ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnerinnen oder Partnern. Sexuell übertragbare Krankheiten 3 HEPATITIS Bild 4 Sexuell übertragbare Erkrankungen, gegen die man geimpft werden kann Hepatitis ist eine Leberentzündung, die durch Viren verursacht wird. Bisher wurden fünf verschiedene Formen entdeckt, die durch Buchstaben bezeichnet werden: A, B, C, D, E. Es bestehen Unterschiede bezüglich der Gefährlichkeit und der Ansteckungswege. Die akute Leberentzündung beginnt mit Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Abdominalbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen. Das bekannteste Krankheitszeichen ist die Gelbsucht: Die Haut und die Skleren (Augenweiss) werden gelb, der Urin braun und der Stuhl hell. Fieber kann ganz fehlen. Typ A und B sind die häufigsten. Hepatitis betrifft praktisch alle Altersgruppen und ist in der ganzen Welt verbreitet. Das Ansteckungsrisiko bei Hepatitis A und E ist höher in Ländern mit mangelhaften hygienischen Verhältnissen (z. B. Osteuropa, Asien, Ozeanien, Afrika, Mittel- und Südamerika). In der Schweiz ist das Ansteckungsrisiko gering. Hepatitis A und E werden beim Essen und Trinken übertragen. Hepatitis A und E Beschwerden Akute Leberentzündung. Hepatitis B, C und D Nur bei jeder dritten infizierten Person entsteht akute Leberentzündung. Akute Hepatitis D hat oft einen besonders schweren Verlauf. Später können sich Leberzirrhose (die Leber schrumpft) und Leberkrebs bilden, die tödlich sein können. Langzeitfolgen Die akute Leberentzündung heilt in der Regel innerhalb von 6 Monaten ab. Beim infizierten Neugeborenen tritt selten eine akute Leberentzündung (Gelbsucht) auf, hingegen kommt es dann bei den meisten infizierten Kindern zu einer chronischen Infektion. Das Risiko, später eine Leberzirrhose oder ein Leberzellkarzinom zu entwickeln, ist ausgeprägt. Es genügen eine sehr kleine Blutmenge (z.B. bei intravenösem Drogenkonsum) oder andere Körperflüssigkeiten (Speichel, Sperma, Vaginalflüssigkeit). Übertragungsweg Behandlung Beim E s s e n u n d Tri n k e n . Die Übertragungsarten sind: - Akzidentelle Nadelstiche oder Gebrauch von vorbenütztem Injektionsmaterial bei injizierendem Drogenkonsum - Ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem/r Hepatitisvirus-TrägerIn - Von der Mutter auf das Kind während der Geburt. Es stehen keine heilenden Medikamente zur Verfügung. Die Behandlung ist meist symptomatisch (Behandlung der Beschwerden). Es kann eine Therapie mit Substanzen, die das Abwehrsystem stimulieren (Interferon alfa), durchgeführt werden. Diese Therapie stoppt die Vermehrung des Virus nur bei 30 bis 40% der PatientInnen, und sie kann Nebenwirkungen haben. Die Impfung (gegen Hepatitis A) bietet Schutz für fünf bis zehn Jahre. Die Impfung gegen Hepatitis B (und D) bietet Schutz für fünf bis zehn Jahre. Vorsicht im Umgang mit Blut und Körperflüssigkeiten, Verwendung von Einmalgebrauch-Injektionsmaterial und adäquate Sterilisation von wiederverwendbarem Injektionsmaterial. “Safer Sex” und “Safer Use”. Hepatitis B, C und D sind besonders häufig in Afrika, Asien und Ozeanien, ausserdem in Osteuropa, im Mittelmeergebiet und in Südamerika. In den Industrieländern liegt die Häufigkeit chronischer Träger erheblich tiefer. (chronische Träger = Personen, die keine Beschwerden haben, aber das Hepatitisvirus im Körper tragen und es deshalb übertragen können) In der Schweiz sind schätzungsweise bis 0,3% der Bevölkerung VirusträgerInnen. Rund die Hälfte der neu Erkrankten sind injizierende DrogenkonsumentInnen. Am nächsthäufigsten werden ungeschützte sexuelle Kontakte mit Hepatitisvirus-TrägerInnen als Risikofaktoren genannt. Da es noch keine wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt, spielt die Impfung eine wichtige Rolle. Sie bietet Schutz für fünf bis zehn Jahre. Die Impfung gegen Hepatitis B (die auch gegen Hepatitis D schützt) wird grundsätzlich allen nicht geimpften Personen empfohlen und kann in jeder Arztpraxis durchgeführt werden. Auch die Impfung gegen Hepatitis A wird empfohlen. In der Schweiz sind derzeit Impfstoffe erhältlich, die gegen Hepatitis B (und D) oder gleichzeitig gegen Hepatitis A und B (und D) schützen. Weitere Informationen über Hepatitis B in der Broschüre: Vorbeugung Sexuell übertragbare Krankheiten “Hepatitis B. Ursachen, Folgen und Prävention” (14 Seiten, gratis) Schweizerische Hepatitis-Informationsstelle Hochstrasse 113, 4018 Basel Tel. 061/ 338 92 12 Fax 061/ 338 92 10 4 WER IST HIV-POSITIV ? Bild 5 Wer ist HIV-positiv ? Man sieht einer Person nicht an, ob sie HIV-positiv ist. Jeder Mensch, Mann oder Frau, jung oder alt, in jedem Land, kann sich mit HIV anstecken. HIV befällt nicht ausschliesslich bestimmte Personen. Es hat auch nichts mit unterschiedlichem Sexualverhalten oder mit bestimmten Berufsgruppen zu tun. HIV / Aids 5 H I V Human Immunodeficiency Virus A Acquired I D S Immune Deficiency Syndrome HIV ist ein Virus. HIV-positiv heisst mit dem Virus infiziert sein. Das HI-Virus kann Aids auslösen. Aids ist das Stadium der Erkrankung. Bild 6 H I Human vom Menschen Immunodeficiency V Virus Schwäche des Immunsystems ( Abwehrsystem) Virus (Erreger) A Acquired nicht vererbbar, sondern durch ein Virus erworben, dem die an Aids erkrankte Person im Laufe ihres Lebens begegnet ist. Immunsystem I Immune D S Deficiency Syndrome (körpereigenes Abwehrsystem) Schwächung des Immunsystems Gesamtheit der Symptome und Anzeichen verschiedener Krankheiten. HIV = Virus, das eine Schwäche im Aids = Gesamtheit der Symptome und Anzeichen Immunsystem des Menschen verursacht. verschiedener Krankheiten, verursacht durch eine erworbene Schwächung des Immunsystems. HIV ist ein Virus. HIV-positiv heisst mit dem Virus infiziert sein. Das HI-Virus kann Aids auslösen. Aids ist das Stadium der Erkrankung. HIV / Aids 6 INFEKTIONEN PILZE PARASITEN BAKTERIEN ABWEHRSTYEM KÖRPER OK GESUNDHEIT ABWERHRSYSTEM KÖRPER GESCHWÄCHT KRANKHEIT Bild 7 Was ist das Immunsystem? Um zu verstehen, was Aids ist, muss man zuerst wissen, was das Immunsystem ist und wie es funktioniert. Unsere Umwelt ist voller oft gefährlicher Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Parasite und mikroskopische Pilze), die in der Lage sind, unseren Organismus anzugreifen. Das Immunsystem hat die Aufgabe, den Organismus zu verteidigen und die Angreifer zu vernichten. Wenn das HI-Virus die weissen Blutkörperchen (Immunsystem) stak vermindert hat, kann jeder Krankheitserreger den geschwächten Körper angreifen, ohne auf Widerstand zu stossen. Das nennt man die Entwicklung von opportunistischen Krankheiten (Aids-Syndrom) (opportunistisch = eine Gelegenheit nutzend). 1. WORAUS BESTEHT DAS IMMUNSYSTEM? Das Immunsystem erkennt, bekämpft und vernichtet verschiedene Arten von Krankheitskeimen wie z.B. Viren, Bakterien, Mykosen und Parasiten, die den Körper bedrohen. Das Immunsystem ist komplex und besteht u.a. aus weissen Zellen (Blutkörperchen), die sich im Blut und in verschiedenen Organen befinden. Das Immunsystem ist für die Verteidigung des Körpers zuständig. 2. WIE FUNKTIONIERT DAS IMMUNSYSTEM? Die Wirkung des Immunsystems erfolgt mittels drei Phasen: Identifikation, Isolierung und Elimination der eingedrungenen Krankheitskeime. Sobald ein Krankheitskeim in den Körper eindringt, wird er von den weissen Blutkörperchen als schädlich erkannt und bekämpft. Die vorhandenen weissen Blutkörperchen bilden Substanzen, so genannte Antikörper, die die Krankheitskeime zerstören. Diese Antikörper bleiben im Körper und zerstören nun automatisch dieselben Krankheitskeime, wenn diese ein anderes Mal in den Körper eindringen. 3. WAS IST EIN VIRUS? Ein Virus ist ein winziger, unsichtbarer Krankheitskeim, der sich innerhalb von Zellen aufhält und sich nur dort vermehrt. Es gibt verschiedene Virusarten, die zu verschiedenen Krankheiten führen. Das Grippevirus greift z. B. den ganzen Körper an, was sich in Fieber, Erkältung, Kopfschmerzen usw. äussert; das Hepatitisvirus greift die Zellen der Leber an und führt zu deren Schädigung. Das HI-Virus greift die weissen Zellen an, die zum Immunsystem gehören, sodass der Organismus eine leichte Beute für andere Krankheitserreger wird. 4. WIE GREIFT DAS HI-VIRUS DAS IMMUNSYSTEM AN? Im Gegensatz zu den anderen Viren befällt das HI-Virus (Aids-Erreger) die weissen Blutkörperchen, die den Körper schützen sollten. Das kann zwei verschiedene Wirkungen haben: • Das Virus vermehrt sich in den weissen Blutkörperchen und zerstört sie. • Das Virus bleibt in den weissen Blutkörperchen bis günstige Bedingungen für seine Vermehrung gegeben sind (es bleibt latent). So werden die weissen Blutkörperchen im Laufe der Jahre immer mehr reduziert, und das Immunsystem wird geschwächt. Mit der Zeit ist das Immunsystem nicht mehr fähig, den Körper vor anderen Krankheitserregern zu schützen. HIV / Aids 7 Primoinfektion Serokonversion Ansteckung mit dem HI-Virus. Es kommt zu einer Abwehrreaktion. Der HIV-Test ist negativ. Positiver Test nach ca. 3 Monaten. Latenzzeit Keine Beschwerden während Jahren, dann Übergang zu allgemeinen Krankheitszeichen. Aids Schwächung des Immunsystems. Verschiedene opportunistische Infektionen und Krankheiten. Wenn man den Test nicht macht, weiss man nicht, dass man seropositiv ist. Das HI-Virus ist ab der Ansteckung übertragbar. Nicht alle HIV-infizierten Menschen entwickeln Aids, sie können das Virus jedoch übertragen. Bild 8 Von der HIV-Infektion zum Vollbild Aids Im Folgenden werden die Phasen beschrieben, die vom ersten Eintritt des HI-Virus in den Körper einer Person bis zur Entwicklung von Aids führen. Sobald eine Person mit dem HI-Virus infiziert ist, kann sie es auf andere übertragen. LATENZZEIT Das HI-Virus bleibt im Körper, ohne Krankheitserscheinungen zu verursachen. Erster Eintritt des HI-Virus in den Körper einer Person. Von dem Zeitpunkt an, zu dem das HI-Virus in den Körper eindringt, können Jahre vergehen, ohne dass sich der Mensch über besondere Beschwerden beklagt. Etwa 50 % der unbehandelten, infizierten Personen befinden sich nach 10 bis 12 Jahren noch ohne Symptome von Aids1. Bereits kurz nach der Übertragung des HIV beginnt das Virus, sich zu vermehren. Wenn diese Personen den Test nicht gemacht haben, wissen sie nicht, dass sie seropositiv sind. Mehr als die Hälfte der infizierten Personen hat keinerlei Beschwerden. Das Virus vermehrt sich langsam weiter und schwächt dadurch das Immunsystem (Immunsystem = Abwehrkräfte gegen Krankheitserreger). PRIMOINFEKTION Bei den übrigen infizierten Personen treten ca. zwei bis sechs Wochen nach der Ansteckung grippeähnliche Anzeichen auf, die nach ein bis zwei Wochen wieder abklingen. Die häufigsten Beschwerden sind ähnlich wie bei einer Erkältung: Fieber, Drüsenschwellungen am Hals, Müdigkeit, Kopfschmerzen, gelegentlich ein leichter Hautausschlag. Diese Beschwerden kommen häufig auch bei anderen Infektionskrankheiten vor, deshalb können auch erfahrene ÄrztInnen nicht immer sagen, ob sie Ausdruck einer akuten Infektion mit HIV sind. In jedem Fall ist der HIV-Test erst ca. drei Monate nach einer eventuellen Übertragung aussagekräftig (positiv bzw. negativ). Trotzdem kann man das HI-Virus natürlich während dieser Zeit übertragen. SEROKONVERSION Das Testergebnis wird positiv. Bei allen Infizierten kommt es zu einer Abwehrreaktion (es werden Antikörper produziert). Ein positives Testresultat bedeutet daher, dass Antikörper im Blut gefunden werden. Der getestete Mensch hat mit dem HI-Virus Kontakt gehabt und ist HIV-positiv = seropositiv. Hier spricht man von Aids. Zur Abklärung der Symptome (Anzeichen) sollte in jedem Fall ein Arzt / eine Ärztin aufgesucht werden. Während all dieser Zeit sieht die infizierte Person gesund aus und kann ein vollkommen normales Leben führen. Sie kann jedoch das HI-Virus übertragen. Wenn Beschwerden auftreten, sind sie meist allgemeiner Art, z.B. lang andauernde Lymphknotenschwellungen an mehreren Stellen (unter den Achseln, in der Leistengegend), starker Nachtschweiss, lang anhaltende Durchfälle, u.a.m. Meistens suchen die betroffenen Personen deswegen ärztlichen Rat. AIDS Das HI-Virus (Aids-Erreger) bleibt auf jeden Fall übertragbar. Aids ist keine Krankheit als solche, sondern das Stadium der Erkrankung infolge einer durch das HI-Virus verursachten Schwächung des Immunsystems. Bei einem schwachen Immunsystem können sich Krankheitserreger ungehindert vermehren. Es kann zu «opportunistischen Infektionen» (opportunistisch = eine Gelegenheit nutzend) kommen. Das heisst, Erreger, die normalerweise ohne Anzeichen im Körper leben, können bei einer Schwächung des Immunsystems auftreten (= manifest werden) und eine Krankheit verursachen. Zwischen dem Zeitpunkt, zu dem das HI-Virus in den Körper eindringt (Primoinfektion), und der Serokonversion vergehen mindestens drei bis sechs Wochen, in der Regel jedoch drei Monate. Während dieser Zeit, also schon vor einem positiven Testresultat, kann das HI-Virus übertragen werden, obwohl die Menschen oft keine Symptome haben. Die Krankheiten, die auftreten können, sind: > infektiöse Erkrankungen verschiedener Organe (z. B. Lungenentzündung, Hefepilz Candida albicans oder Herpesvirenentzündungen) > verschiedene Tumorformen (z. B. Kaposi-Sarkom, Lymphome und Gebärmutterhalskrebs) oder > Nervenentzündungen und Hirnleistungsausfälle (z.B. HIVEncephalopathie). Weitere Informationen über den Verlauf der HIV-Infektion und der Aids-Syndrome siehe: Aids Hilfe Schweiz (AHS) “ Behandlungsmöglichkeiten bei HIV und Aids ”, Zürich, 2000 und Bundesamt für Gesundheit (BAG) “ Aids und HIV in der Schweiz ” www.bag.admin.ch/infekt/aktuell/aids/d/ __________________________________________ 1 Quelle: HIV/Aids - Heutiger Wissensstand. Bundesamt für Gesundheit, Bern, 2000, S.6 HIV / Aids 8 HIV-ÜBERTRAGUNG UND SCHUTZ SAFER SEX GESCHLECHTSVERKEHR OHNE KONDOM BLUT ODER GEMEINSAME BENUTZUNG VON SPRITZEN SAFER USE STILLEN SCHWANGERSCHAFT VORBEUGENDE BEHANDLUNG Bild 9 HIV-ÜBERTRAGUNG Die wichtigsten Wege der Übertragung sind: Wie man sich schützen kann: Durch Geschlechtsverkehr ohne Kondom mit infizierten Personen Ein verantwortungsbewusstes Geschlechtsleben führen und Kondom (mit einem/er HIV-positiven Partner/in). benutzen, wann immer es nötig ist (Safer Sex). Über die Blutbahn: Austausch und gemeinsame Benutzung von Drogen und gemeinsame Benutzung von Nadeln und Spritzen vermeiden gebrauchten Spritzen beim Drogenkonsum. (Safer Use). Von einer infizierten Mutter kann das Virus auf ihren Fötus / auf ihr Kind Durch eine medikamentöse, vorbeugende Behandlung gegen HIV übertragen werden, während der Schwangerschaft, der Geburt während der Schwangerschaft sowie durch eine Entbindung mittels und beim Stillen. Kaiserschnitt wird das Risiko einer HIV-Übertragung gesenkt. Nach der Geburt wird auch der Säugling medikamentös behandelt. Man sieht einer Person nicht an, ob sie das HI-Virus oder einen anderen sexuell übertragbaren Erreger in sich trägt. HIV/Aids ist nicht heilbar. Nicht heilbare Krankheiten können schwerwiegende Folgen für die Lebensqualität der betroffenen Menschen haben. Eine konsequent durchgeführte HIV-Prävention (Safer Sex, Safer Use) ist heute immer noch das einzig mögliche Vorbeugungsmittel. Minimale risikoarme Situationen Wie wird das HI-Virus übertragen? 1. Durch besondere Verfahren wird sichergestellt, dass Blutprodukte (Blutplasmakonzentrat) keine HI-Viren enthalten. Das HI-Virus (Aids-Erreger) kann sich nur innerhalb von lebenden Körperzellen (weisse Blutkörperchen) vermehren. Es stirbt ausserhalb des Körpers rasch ab. 2. Das Übertragungsrisiko bei Bluttransfusionen ist heute in der Schweiz sehr gering, da sämtliches Spenderblut seit 1985 systematisch und sorgfältig auf HIV, Hepatitis B, C und Syphilis untersucht wird. Aber nicht in allen Ländern können Blutkonserven so kontrolliert werden wie in der Schweiz. Ein minimales Restrisiko bleibt bestehen durch die «diagnostische Lücke» (der Zeitraum, der zwischen einer eventuellen Infektion und der Bildung zuverlässig nachweisbarer Antikörper liegt: 3 bis 6 Wochen, spätestens 3 Monate). Bei infizierten Menschen befindet sich das Virus im Blut (auch im Menstruationsblut), im Sperma, in der Scheidenflüssigkeit (Vaginalsekret) sowie in der Muttermilch. Alle diese Flüssigkeiten enthalten weisse Blutkörperchen, in denen sich das Virus aufhalten kann. Das Virus wird mit diesen Körperflüssigkeiten übertragen. Wenn diese in die Blutbahn (durch Spritzen) oder auf die Schleimhäute des Mundes, der Geschlechtsteile oder des Darms eines anderen Menschen gelangen, kann das HIV übertragen werden. Auf eine lebensrettende Bluttransfusion sollte deshalb niemand verzichten. Bei geplanten Operationen kann auch eine Eigenblutspende sinnvoll sein. HIV / Aids 9 SAFER SEX Bild 10 Wie kann man sich schützen? Vorbeugen ist der einzige Weg, eine HIV-Infektion zu vermeiden, da es noch keine Heilung von Aids gibt. Um sich zu schützen, muss man den Kontakt mit den Körperflüssigkeiten, die das HI-Virus enthalten können, vermeiden. Der Schutz bei sexuellen Kontakten heisst Safer Sex, der Schutz beim Drogenkonsum heisst Safer Use. SAFER SEX REGELN Der sicherste Schutz vor einer HIV-Infektion oder anderen Geschlechtskrankheiten ist die Benutzung von geprüften Kondomen beim Geschlechtsverkehr mit einem / einer infizierten Partner/ Partnerin, oder bei Partnerwechsel ohne deren Sexual-Vorleben zu kennen. Man sieht einer Person nicht an, ob sie Trägerin des HI-Virus oder eines anderen sexuell übertragbaren Krankheitskeimes ist. Beim Geschlechtsverkehr mit einer Person, deren Gesundheitszustand man nicht kennt oder die mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Erregern infiziert ist, sollte jedes Mal ein neues Kondom benutzt werden. Man sollte diese zwei Regeln des Safer Sex befolgen: • Vaginaler und analer Geschlechtsverkehr nur mit geprüften Präservativen (und wasserlöslichem Gleitmittel) • Kein Sperma oder Menstruationsblut in den Mund nehmen Für eine Person, die selbst oder deren PartnerIn wegen einer sexuell übertragbaren Krankheit behandelt wird, ist es unbedingt nötig, geschützten oder keinen Geschlechtsverkehr zu haben. Alle Genitalinfektionen, insbesondere geschwürbildende Infektionen erhöhen das Übertragungsrisiko mit einem anderen, sexuell übertragbaren Krankheitserreger, inklusive HIV, stark. Die geprüften Präservative kauft man in grossen Kaufhäusern (Coop, Epa, Manor, Migros usw.), in Apotheken, Drogerien oder in Spezialgeschäften wie Condomerias, Erotikläden usw. HIV / Aids 10 PRÄSERVATIV (KONDOM) Bild 11 Präservativ (Kondom) Systematisch und richtig angewandt, bietet das Präservativ den besten Schutz vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten sowie vor einer HIV-Infektion und vor ungewollter Schwangerschaft. Geprüfte Präservative tragen den Vermerk «MD», «CE» oder zusätzlich noch «OK». Auf die richtige Grösse und das Verfalldatum achten. Bei korrekter Benützung sind Präservative sehr sicher. • Bei jedem Sexualkontakt immer ein neues Präservativ verwenden. • Vorsichtig benutzen, nicht mit Nägeln, Zähnen, usw. beschädigen. • Das Präservativ vor dem Sexualkontakt aufziehen, sobald der Penis steif ist. • Kontrollieren, dass keine Luft innerhalb des Kondoms bleibt. • Sich vergewissern, dass während des Sexualkontakts genügend Feuchtigkeit vorhanden ist: die Verwendung von zusätzlichen wasserlöslichen Gleitmitteln vermindert das Risiko, dass das Präservativ reisst. Auf keinen Fall fetthaltige Gleitmittel (Bodylotions, Massageöle, Babyöle, Vaseline) benutzen. Sie greifen den Gummi des Präservativs an und bringen ihn zum Reissen. • Am Schluss des Sexualkontakts das Glied vor dem vollständigen Erschlaffen herausziehen und das Präservativ hinten gut festhalten und abziehen. Danach das Glied waschen. • Präservativ verknoten und in den Müll werfen (nicht in die Toilette). Die Präservative nicht in der Hitze, der Sonne oder in der Geldbrieftasche aufbewahren. HIV / Aids 11 SAFER USE 1 BESTECK FÜR DEN DROGENKONSUM 1 - SCHACHTEL MIT NEUEM UND STERILEM SPRITZBESTECK 2 6 2 - STERILE SPRITZE 4 3 - STERILES LÖSUNGSMITTEL 4 - STERILER ALKOHOLTUPFER 5 - SAUBERE GAZE 5 6 - “ZITRONENEXTRAKT” 3 Bild 12 Safer Use Regeln Unsterile Spritzen führen zu vielen Infektionen. Auch Infektionserreger wie Hepatitisviren und HIV können übertragen werden. Rund die Hälfte der neu an Hepatitis B Erkrankten sind IVDrogenkonsumentInnen (IV = intravenös). Freiwillig getestete IV-DrogenkonsumentInnen waren zu 30 % bis 50 % Hepatitis-C-positiv1. Viele haben keinerlei Beschwerden, wissen daher nicht, dass sie infiziert sind und das Virus übertragen können. Das Ausleihen von gebrauchtem Spritzbesteck bedeutet ein hohes Infektionsrisiko. Es dürfen auf keinen Fall Spritzen oder Nadeln benutzt werden, die nicht steril sind oder die vorher von einer anderen Person benutzt wurden. Nur eigenes und sauberes Spritzbesteck und Zubehör verwenden. Neues und steriles Spritzbesteck kauft man in Apotheken oder in der Notfall-Station der Krankenhäuser. Je nach Region ist es auch bei speziellen Abgabestellen erhältlich. Wer Schwierigkeiten hat, in seiner Umgebung sterile Spritzen zu bekommen, kann sich an eine Drogenberatungsstelle wenden. • Vor dem IV-Drogenkonsum Hände waschen und die Injektionszone desinfizieren (mit einem Alkoholtupfer) • Nach dem Herausziehen der Spritze eine saubere und trockene Gaze auf die Injektionszone drücken • Auch der Rest des Spritzbestecks (Messer, Löffel) muss sauber und steril sein (steril bedeutet in diesem Fall: mindestens 10 Minuten auskochen) • Niemals Wasser aus einem gemeinsamen Behälter benutzen _______________________________________________ 1 Quelle: Bundesamt für Gesundheit (BAG) (ed), Infektionskrankheiten – Diagnose und Bekämpfung. Ordner A und B, Bern, o. J., dt., Lose Blattsammlung zur Ergänzung. HIV / Aids 12 WARUM MUSS MAN SICH SCHÜTZEN? Ohne Präservativ VERGANGENHEIT MIT HIV-POSITIVEN PARTNERINNEN = ÜBERTRAGUNG ERFOLGT Mit Präservativ PRÄSERVATIV BENUTZT = HIV-ÜBERTRAGUNG UNTERBROCHEN Bild 13 Warum muss man sich schützen? Ein Partner oder eine Partnerin, über dessen / deren gegenwärtiges oder vergangenes Geschlechtsleben man nichts weiss, oder dessen / deren Angewohnheit, Spritzen und Nadeln mit anderen zu teilen, nicht bekannt ist, kann das Risiko einer sexuell übertragbaren Krankheit oder der Virusübertragung bergen. Wer eine sexuelle Beziehung eingeht, tritt indirekt auch mit allen früheren Beziehungspersonen seines Partners oder seiner Partnerin in Kontakt. Falls eine dieser Personen infiziert war und Ohne Präservativ sexuelle Kontakte ohne Schutz durch Präservative erfolgten, ist die Übertragung einer Mit Präservativ Geschlechtskrankheit, unter anderem auch eine HIV-Übertragung, der ganzen Beziehungskette entlang, möglich. Über den intravenösen Drogenkonsum oder durch ungeschützte sexuelle Kontakte mit einem infizierten Menschen könnte in der Vergangenheit eine HIV-Übertragung oder die Übertragung einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit stattgefunden haben. Da man die Vergangenheit der Personen nicht immer kennen kann, muss man sich systematisch schützen. Durch Präservative kann jeder Mensch sich und seine Mitmenschen sicher vor Aids schützen. Aids ist nicht heilbar. Auch andere sexuell übertragbare Krankheiten sind zum Teil nicht heilbar. Nicht heilbare Krankheiten können schwerwiegende Folgen auf die Lebensqualität der betroffenen Menschen haben. Konsequentes Vorbeugen ist heute immer noch das einzig mögliche Mittel, sich vor HIV / Aids zu schützen. HIV / Aids 13 MÜSSEN STERIL SEIN SO WIRD HIV NICHT ÜBERTRAGEN DIE ANSTECKUNG DURCH SPEICHEL, ÜBER SCHMUTZIGES GESCHIRR (LÖFFEL, GABELN, GLÄSER) ODER DURCH SCHLUCKEN VON SCHWIMMBAD- ODER BADEWASSER IST UNMÖGLICH. ZAHNARZTINSTRUMENTE KONTAKTE IM ALLTAG FÜHREN ZU KEINER ÜBERTRAGUNG. ALLTÄGLICHE KÖRPERKONTAKTE WIE HÄNDESCHÜTTELN UND UMARMUNGEN SIND RISIKOFREI. HIV KANN AUCH NICHT DURCH HUSTEN ÜBERTRAGEN WERDEN. DURCHSTECHNADELN FÜR OHRLÄPPCHEN ODER PIERCING KÜSSE AUF DIE WANGE UND ZUNGENKÜSSE BERGEN KEIN ANSTECKUNGSRISIKO. BEI INSEKTENSTICHEN BESTEHT KEIN ÜBERTRAGUNGSRISIKO AKUPUNKTURNADELN DIE GEMEINSAME BENUTZUNG VON TOILETTEN, DUSCHEN, WÄSCHE USW. IST RISIKOFREI TÄTOWIERNADELN KRANKENHAUS- UND ARZTBESUCH SIND RISIKOFREI Bild 14 Wie wird das HI-Virus nicht übertragen? Das HI-Virus gehört zu den schwer übertragbaren Krankheitserregern. Das Virus ist sehr empfindlich und ausserhalb des menschlichen Körpers unter Alltagsbedingungen nicht UNTER VORAUSSETZUNG GEWISSER VORSICHTSMASSNAHMEN KANN DER lebensfähig. Es ist daher nicht in der gleichen Art ansteckend wie z. B. das Grippevirus. AIDS-ERREGER (HIV) IN FOLGENDEN FÄLLEN NICHT ÜBERTRAGEN WERDEN: Das HI-Virus braucht Körperflüssigkeiten, die weisse Blutkörperchen enthalten (siehe Instrumente, mit denen die Haut zerstochen wird, müssen steril sein oder es müssen Seite 9: HIV-Übertragung). Einweg-Instrumente sein: kein Übertragungsrisiko. Allerdings muss der Kontakt von Genitalsekret mit einer eventuell • Akupunktur- und Tätowierungsnadeln, Nadeln zum Zerstechen von Ohrläppchen oder anderen Körperteilen (Piercing) offenen Wunde vermieden werden. • Alle ärztlichen und zahnärztlichen Instrumente Die intakte Haut ist eine Schutzbarriere gegen das HIV. Gegenseitige Masturbation bedeutet Blutsaugende Insekten oder Zecken spielen bei der Übertragung von HIV keine Rolle. Stechfliegen übertragen bestimmte Krankheiten (Malaria, Gelbfieber) aber nicht HIV. Haustiere wie Hunde, Katzen, Vögel sind keine HIV-Träger und können daher das HI-Virus nicht übertragen. Durch Blutspenden kann das HI-Virus auf keinen Fall übertragen werden. Das zur Blutabnahme benutzte Material ist steril (neu) und wird nach jeder Blutabnahme weggeworfen. Durch alltägliche Sozialkontakte kann das HI-Virus nicht übertragen werden. HIV / Aids 14 Resultat - Ein negatives Testergebnis bedeutet, dass der betreffende Mensch bis drei Monate vor der Untersuchung mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mit HIV in Kontakt gekommen ist. Das Risiko einer Infektion besteht nach wie vor. Resultat + Ein positives Testergebnis bedeutet, dass die «seropositive» Person HIV-infiziert ist. Es bedeutet nicht, dass diese Person Aids-Symptome aufweist. 3 Monate Risikokontakt Test ? Das Testresultat ist vertraulich. Niemand kann ohne sein / ihr Wissen einem HIV-Test unterzogen werden. Der HIV-Test schützt nicht vor einer Infizierung. Bild 15 HIV-Test Jeder Mensch kann und muss selbst frei entscheiden, ob er sich testen lassen will oder nicht. In der Schweiz ist es verboten, Menschen zwangsweise oder heimlich zu testen. TESTERGEBNIS 1. Ein negatives Testergebnis bedeutet, dass im Blut des betreffenden Menschen keine HIVAntikörper gefunden werden. Der Befund ist nur zuverlässig, wenn der Test drei Monate nach einer möglichen Infektion erfolgt. Nur bei einer Blutspende, einer Organspende oder einer Spermaspende ist der Test obligatorisch. Frauen, die schwanger sind oder es werden wollen, wird der Test systematisch angeboten. 2. Auf ein positives Testergebnis folgt immer ein Bestätigungstest. Wenn beide Testergebnisse positiv sind, bedeutet das, dass die «seropositive» Person HIV-infiziert ist. Es bedeutet nicht, dass diese Person Aids-Symptome aufweist. Personen, die kein Risikoverhalten eingegangen sind, oder die keine Situation erlebt haben, in der sie sich mit dem HI-Virus hätten anstecken können, müssen keinen Test machen. Wenn man sich für den Test entschieden hat, hat man vor und nach dem Test das Recht auf eine sorgfältige Beratung. Eine seropositive Person muss sich als VirusträgerIn betrachten und sich bewusst sein, dass sie das Virus durch Blut, Sperma oder Scheidensekret übertragen kann. Da sie wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens infiziert bleiben wird, muss sie Vorsichtsmassnahmen treffen, um die Risiken der Aids-Entwicklung zu verringern und um die Ansteckung anderer Menschen zu verhindern. Der Inhalt dieses Gesprächs sowie das Testresultat sind vertraulich und durch das Arztgeheimnis geschützt. Bei einem positiven Testresultat muss das Beratungsgespräch Hinweise für die folgende Behandlung beim Arzt oder bei der Ärztin und – falls nötig – für die soziale oder psychologische Betreuung geben. BERATUNGSGESPRÄCH Im Gespräch mit einem Arzt / einer Ärztin oder mit einem Berater / einer Beraterin einer anonymen Teststelle oder einer der kantonalen Aids-Hilfen, zeigt sich, ob der HIV-Antikörpertest im Einzelfall sinnvoll ist, d.h. ob ein Übertragungsrisiko vorhanden war. Auch die Auswirkungen des Testergebnisses, die Grenzen der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, die rechtlichen, finanziellen und sozialen Folgen werden diskutiert. Ausserdem wird dem / der PatientIn geholfen, auf die eigene Person bezogene und durchführbare zukünftige Vorsichtsmassnahmen zur Vermeidung des Risikoverhaltens zu entwickeln. Aus versicherungsrechtlichen Gründen und Diskriminierung am Arbeitsplatz ist es heute immer noch wichtig, einen anonymen HIV-Test durchzuführen. HIV-ANTIKÖRPERTEST: WO UND WIE? Der Test kann beim Arzt oder bei der Ärztin oder auch anonym in der Aids-Sprechstunde (Teststelle) verschiedener Spitäler (siehe Adressen) vorgenommen werden. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten eines ärztlichen Tests. Ein anonymer Test muss jedoch selbst bezahlt werden. Das Vorhandensein von HIV-Antikörpern wird durch eine Blutprobe festgestellt. Diese wird mit einem anonymen Code versehen und untersucht. Das Testresultat wird in der Regel nach ca. 1-2 Wochen durch den Arzt oder die Ärztin oder von der anonymen Teststelle mitgeteilt. Bei einem positiven HIV-Testresultat, wie auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, sollten die Betroffenen ihre PartnerInnen informieren. Man darf nicht vergessen, dass nach der Infektion eine Frist von ungefähr 3 Monaten notwendig ist, damit der Test – im Falle einer Infektion – positiv ausfällt. Der HIV-Test schützt nicht vor einer Infektion. HIV / Aids 15 BEHANDLUNG SOLIDARITÄT Bild 16 Aktuelle Behandlungsmöglichkeiten Solidarität mit denjenigen, die HIV-positiv sind Verschiedene Medikamente stehen heute für die Behandlung der HIV-Infektion zur Verfügung. Diese Medikamente hemmen die Vermehrung des Virus und reduzieren die Auswirkungen der Infektion. Es gibt keinen Grund, HIV-positive und aidskranke Menschen zu meiden oder zu diskriminieren. Sie unterscheiden sich von anderen Menschen nur dadurch, dass sie ein Virus im Körper haben. Diskriminierung bekämpft nicht das Virus, sondern die Menschen, die sich infiziert haben. Die Behandlung ist eine Langzeitbehandlung und erfordert von den PatientInnen sehr viel Disziplin. Sie besteht aus einer Kombination von drei Wirkstoffen (Medikamenten), die beträchtliche, unangenehme Nebenwirkungen haben. Es gibt Menschen, die die notwendige Auseinandersetzung mit den Gefahren und Auswirkungen der Krankheit vermeiden, um nicht selbst in Verdacht zu geraten, HIV-positiv zu sein. Dadurch bringen sie, im Falle einer erfolgten HIV-Infektion, sich selbst und andere in Gefahr, und es erleichtert eine weitere Verbreitung des Virus. Zur Zeit existieren weder Impfungen noch heilende Behandlungen gegen Aids. Keinen Unterschied zwischen HIV-positiven und HIV-negativen Menschen machen ist ein wirksames Mittel gegen die Stigmatisierung von HIV-Infizierten und / oder an Aids Erkrankten. Das Präservativ bei jedem/r Sexualpartner/in benützen, von dem / der man das vergangene Geschlechtsleben nicht kennt, ist der sicherste Schutz vor einer HIVInfektion. Wenn man selbst HIV-positiv ist, sollte man sich nicht mit Selbstanschuldigungen oder Schuldgefühlen quälen. Man braucht sich nicht zu schämen, dass man sich informiert und die Unterstützung der Aids-Beratungsstellen in Anspruch nimmt. Es ist nicht möglich, von Aids geheilt zu werden. Daher bleibt die Prävention das einzige Mittel zur Bekämpfung des HI-Virus (Aids-Erreger). Menschen mit einer HIV-positiven Diagnose können durchaus ein erfülltes Sexualleben haben. Natürlich muss man die Safer-Sex-Regeln und die Safer-Use-Regeln beachten. HIV-PEP: NOTFALL-BEHANDLUNG Nach einer eventuellen HIV-Übertragung gibt es seit 1998 die Möglichkeit einer medizinischen Sofortmassnahme. In diesem Falle werden sofort nach einer eventuellen HIV-Infektion Medikamente eingenommen. Diese Behandlung heisst HIV-PEP (HIV Post Exposition Prophylaxis). • Die PEP-Behandlung muss innerhalb von 72 Stunden nach einer eventuellen HIV-Infektion begonnen werden. • Die PEP-Behandlung dauert in der Regel 4 Wochen. • Die PEP-Behandlung ist keine banale Therapie. Sie ist mit der täglichen Einnahme mehrerer Medikamente verbunden und hat entsprechende Nebenwirkungen. Es gibt noch keinen statistischen Nachweis für die Wirksamkeit der PEP-Behandlung. HIV / Aids 16 SCHWANGERSCHAFTSTEST 1 2 ERWARTEST DU EIN KIND ? 3 4 1 - SCHACHTEL MIT SCHWANGERSCHAFTSTEST 2 - TESTHEFTCHEN 3 - SCHACHTEL MIT SCHWANGERSCHAFTSTEST 4 - TESTSTREIFEN Bild 17 Einige Daten… Schwangerschaft Als erstes einige Daten1, die zeigen, wie wichtig es ist, Migrantinnen besser zu informieren. Wenige Tage nach dem normalen Menstruationsdatum kann man feststellen, ob man schwanger ist oder nicht. Es reicht ein Urintest, den man in den Familienplanungszentren oder in der Arztpraxis machen lassen kann. Man kann den Test auch selbst machen, wobei die entsprechenden Sets in Apotheken und in grossen Warenhäusern gekauft werden können. Migrantinnen sind demografisch eine junge Bevölkerung, daher ist der Anteil der Frauen im reproduktiven Alter höher als bei Schweizerinnen. 54,3% aller Frauen der gesamten ausländischen Bevölkerung findet man in der Altersgruppe der 15 - 44 Jährigen (Schweizerinnen: 38,9%). Die Fruchtbarkeit von Migrantinnen ist insgesamt deutlich höher als diejenige der Schweizerinnen. Die durchschnittliche Kinderzahl pro ausländische Frau (15 - 49 jährig) beträgt 1,8 (Schweizerinnen: 1,3). Für Migrantinnen verläuft die Schwangerschaft und Geburt nicht immer problemlos. Die Geburts- und die Kindersterblichkeitsrate sind sehr hoch, vor allem bei Frauen, die eine kurze Migrationsgeschichte haben. Die Säuglingssterblichkeit (im ersten Lebensjahr) liegt z.B. bei 5,1/1000 bei ausländischen Kindern (7,4/1000 Türkei, 11,9/1000 Afrika und 9,6/1000 Lateinamerika) (Schweiz: 4,7/1000). Während der Schwangerschaft ist es empfehlenswert, regelmässige Kontrollen beim Frauenarzt, bei der Frauenärztin oder bei einer diplomierten Hebamme machen zu lassen. Sie beantworten Fragen zur Schwangerschaft, zur richtigen Ernährung, zum Geburtsverlauf usw. Nach der Geburt wird alles Nötige für die Pflege, das Stillen oder die Ernährung des Kindes gezeigt. Die Hebamme besucht Mutter und Kind auch zu Hause während des Wochenbettes. Es ist auch möglich, einen Kurs zu besuchen, in dem man sich in einer Gruppe zusammen mit anderen zukünftigen Eltern auf die Geburt und die Ankunft des Babys vorbereiten kann. Migrantinnen unterziehen sich laut der Schweizerischen Vereinigung für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch (SVSS) drei mal mehr Schwangerschaftsabbrüchen als Schweizerinnen. Die Abtreibungsrate beträgt 18/1000 bei Migrantinnen (15 - 44 jährig) (Schweizerinnen: 5,3/10002). Diese Daten zeigen, dass es für junge Migrantinnen wichtig ist, mehr Informationen und Kenntnisse über Familienplanung und ungewollte Schwangerschaften zu erhalten. Die Familienplanungszentren stehen kostenlos zur Verfügung, um über die beste Entscheidung zu sprechen. Unabhängig von der Nationalität hat man ein Recht auf Information und Behandlung. Wenn man Schwierigkeiten mit der Sprache hat, kann man jemanden mitnehmen, der übersetzt. Manche Stellen arbeiten mit ÜbersetzerInnen. Ein Arztbesuch wird von der Krankenkasse bezahlt. Die Schwangerschaftsverhütungsmethoden werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Weitere Informationen über Schwangerschaftsverhütungsmethoden in der Broschüre: “ Partnerschaft, Verhütung, Rechte, Aids, Schwangerschaft ” (20 Seiten, gratis, 10 Sprachen) Schweizerische Stiftung für sexuelle und reproduktive Gesundheit (PLANeS) Av. de Beaulieu 9, 1000 Lausanne Tel. 021/ 661 22 33 Fax 021/ 661 22 34 ____________________________________________ 1 2 Quelle: Bundesamt für Statistik, 1998. Quelle: Schweizerische Vereinigung für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch (SVSS), 1998. Hochrechnung für die ganze Schweiz auf der Basis der 12 Kantone, aus welchen die Zahlen nach Nationalität aufgeschlüsselt sind. Schwangerschaft 17 METHODEN ZUR SCHWANGERSCHAFTSVERHÜTUNG 1 5 8 2 METHODEN ZUR SCHWANGERSCHAFTSVERHÜTUNG 6 1 - DIAPHRAGMA ODER SCHEIDENPESSAR 2 - CHEMISCHES VERHÜTUNGSMITTEL: SAMENABTÖTENDE SCHEIDENZÄPFCHEN 3 - CHEMISCHES VERHÜTUNGSMITTEL: SAMENABTÖTENDE CREME 4 - CHEMISCHES VERHÜTUNGSMITTEL: SAMENABTÖTENDER TAMPON 3 5 - SPIRALE 6 - PILLE 7 - PRÄSERVATIV 7 8 - FEMIDOM 4 Bild 18 Methoden zur Schwangerschaftsverhütung PRÄSERVATIV Frauen, die sich gegen eine ungewollte Schwangerschaft schützen, können fälschlicherweise glauben, sich auch gegen sexuell übertragbare Krankheiten genügend zu schützen. Viele schwangerschaftsverhütende Mittel sind aber kein Schutz gegen Krankheiten. Diese Frauen sollten daher trotzdem das Kondom bei einem risikoreichen Geschlechtsverkehr benutzen. Das Präservativ wird auch Kondom genannt. Es sind verschiedene Modelle und Marken erhältlich (siehe “Safer Sex”). Im Folgenden werden einige Schwangerschaftsverhütungsmethoden aufgeführt. Es werden nur die sichersten und am einfachsten anwendbaren Methoden beschrieben. Wenn das Kondom platzt, sich während des Verkehrs bewegt oder in der Scheide bleibt, kann die Frau die “Pille danach” nehmen, um eine Schwangerschaft zu verhüten. STERILISATION Kondome kann man ohne Rezept in Apotheken, Drogerien und den meisten Warenhäusern kaufen. Die Sterilisation ist die einzige Verhütungsmethode, die definitiv ist. Es ist eine hochsichere Methode. Sie ist geeignet für Personen oder Paare, die keine Kinder mehr möchten. Es existiert auch ein Präservativ für Frauen, das Femidom, das sich an die Wände der Scheide legt. Bei Frauen: Die Operation erfordert einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus. Der Zyklus und das sexuelle Leben ändern sich nicht. Man bekommt weiter Regelblutungen. Das Kondom und das Femidom sind die einzigen Verhütungsmethoden, die gleichzeitig vor einer ungeplanten Schwangerschaft und vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen. Bei Männern: Die Operation wird im Spital oder in der Praxis ambulant gemacht. Die sexuelle Erlebnisfähigkeit ändert sich nicht. Die Operation ist beim Mann einfacher und günstiger. “PILLE DANACH” SPIRALE Die Spirale ist eine gute Verhütungsmethode für Frauen, die schon geboren haben. Die Spirale wird auch Intrauterinpessar genannt, sie ist ein 2,5-3,5 cm langer Plastikgegenstand, der mit einem Kupferdraht umwickelt ist. Sie wird durch einen Arzt oder eine Ärztin während einer Konsultation in den Uterus eingeführt. Sie muss nur alle 5 Jahre gewechselt werden. PILLE Die Pille ist nur dann eine sichere Verhütungsmethode, wenn sie jeden Tag regelmässig eingenommen wird. Es gibt mehrere handelsübliche Pillenpräparate, auf die Frauen unterschiedlich reagieren können. Wenn man eine Pille nicht gut verträgt, kann man nach einer anderen Marke fragen. Die Pille ist ein Medikament und darf bei einigen Krankheiten nicht eingenommen werden. Sie muss nach gründlicher Untersuchung von einer Ärztin oder einem Arzt verschrieben werden. Auf Rezept ist sie dann in allen Apotheken erhältlich. Das Kondom muss man bei jedem Geschlechtsverkehr benützen, auch während der Regelblutung. Die Pille danach ist für den Notfall geeignet. Sie muss so schnell wie möglich, spätestens aber 3 Tage (72 Stunden) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Die “Pille danach” ist rezeptpflichtig. Sie kann in Apotheken, einer Arztpraxis oder in den Beratungsstellen für Familienplanung gekauft werden. CHEMISCHE VERHÜTUNGSMITTEL UND DIAPHRAGMA Chemische Verhütungsmittel sind samenabtötende Cremen und Zäpfchen, samenabtötendes Gel oder samenabtötender Schaum. Das Diaphragma oder Scheidenpessar ist eine kleine Gummikappe, die von einer elastischen Feder umgeben ist. Die Frau muss es vor dem Geschlechtsverkehr selber in die Scheide einführen. Bei richtiger Lage bedeckt es den Gebärmutterhals. Das Diaphragma muss immer zusammen mit einer samenabtötenden Creme verwendet werden. Der Arzt / die Ärztin muss die individuell richtige Grösse feststellen und das Einsetzen erklären. Ohne Präservativ benützte chemische Verhütungsmittel und das Diaphragma, bestrichen mit spermientötender Creme, verringern bei Frauen die Gefahr einer Gonorrhöe oder eine Chlamydieninfektion. Sie bieten jedoch keinen Schutz gegen die anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Schwangerschaft Schwangerschaftsabbruch Der Schwangerschaftsabbruch wird nicht als eine Verhütungsmethode betrachtet. Wenn man keine Schwangerschaft wünscht, sind Verhütungsmethoden auf jeden Fall immer besser als ein Abbruch. Falls man sich für einen Abbruch entschliesst, sollte man sich unbedingt an eine Ärztin oder einen Arzt wenden und es nicht mit Hausmitteln versuchen. In einer Beratungsstelle für Schwangerschaft und Familienplanung erhält man kostenlos Auskunft und Hilfe. In der Schweiz sieht das Gesetz vor, dass der Schwangerschaftsabbruch erlaubt ist, wenn die Schwangerschaft die Gesundheit der Mutter bedroht. Die Praxis des Schwangerschaftsabbruchs ist in der Schweiz von Kanton zu Kanton verschieden. Um einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu können, braucht es ein ärztliches Gutachten. In der Regel wird dieses bis zur zwölften Schwangerschaftswoche ausgestellt. Ein Arzt oder eine Ärztin führt den Abbruch in einer Klinik oder in einer Praxis durch. Zu Beginn der Schwangerschaft praktizieren manche Arztpraxen und Frauengesundheitszentren den Abbruch mit örtlicher Betäubung ohne Krankenhausaufenthalt. Der Krankenhausaufenthalt variiert je nach Ort zwischen einem und drei Tagen. Der Schwangerschaftsabbruch ist eine medizinische Pflichtleistung und wird von der Krankenkasse bezahlt. 18 Bild 19 Anregungen zur Informationsveranstaltung Die beste Art und Weise einer Gesundheitsförderung für und mit MigrantInnen besteht darin, ihnen die gleichen Informationen und Kenntnisse wie der einheimischen Bevölkerung zu übermitteln. Das Recht auf Gesundheit und diesbezüglichem Wissen gilt für alle Menschen gleichermassen. Im Folgenden einige Hinweise für die Informationsveranstaltungen oder Gesprächsführung mit fremdsprachigen TeilnehmerInnen1: VERSTÄNDNIS Es ist wichtig, dass MigrantInnen, die noch nicht lange in der Schweiz sind oder eine der Landessprachen nicht beherrschen, ihre Anliegen mitteilen können und die Informationen verstehen. Der Einsatz von muttersprachlichen MultiplikatorInnen ist das ideale Mittel. NONVERBALES VERHALTEN Es ist wichtig, dass die Symbole und Zeichen von den GesprächspartnerInnen verstanden werden. Man kann sich folgender Mittel bedienen: > Der Text dieses Informationsmaterials ist mit Bildern versehen. Es ist jedoch empfehlenswert, Originalmuster zur Verfügung zu haben (Kondomschachteln, Gleitmittel, Schwangerschaftsverhütungsmethoden, usw.) > Körpersprache einbeziehen > schriftliche Zusammenfassungen, Fotokopien oder Muster verteilen > schweigen, wenn andere sprechen oder über das Gesagte nachdenken. STRUKTUR DES GESPRÄCHS Wenn keine ÜbersetzerIn oder MultiplikatorIn vorhanden ist, sollte man sich an folgende Regeln halten: > davon ausgehen, dass bei Gesprächen in einer fremden Sprache häufig Missverständnisse auftreten > prüfen, was die Personen verstanden haben > die GesprächspartnerInnen normal behandeln (keine kindliche Sprache verwenden) > einen einfachen Wortschatz benutzen, der von allen verstanden wird > die Person nicht unterbrechen – sie soll sich mit ihren eigenen Worten ausdrücken können. > für jede Einheit genügend Zeit einsetzen > häufig Pausen im Programm machen Es ist wichtig, dass die Person sich wohl fühlt, mit der man über Gesundheit oder Krankheit spricht. MOTIVATION MultiplikatorIn: Jemand, der einer ausländischen Bevölkerungsgruppe angehört, mit ihr verbunden ist oder sie gut kennt und zudem mit der behandelten Thematik durch eigene Weiterbildung vertraut ist. Diese Personen können sowohl den Inhalt des Gesprächs der Realität der Gruppe anpassen, als auch den Gesprächsleitenden die Bedürfnisse der Gruppe vermitteln. Die Informationen, die das grösste Interesse hervorrufen, sind diejenigen, die die Gruppe mit einbeziehen. Daher ist es wichtig, dass sich die TeilnehmerInnen aktiv an den Informationsveranstaltungen beteiligen. > Die aktive Teilnahme fördern: Informationen über Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung beispielsweise müssten sich sowohl auf die Kenntnisse der Gesprächsführenden als auch auf die Erfahrungen der Mütter und Väter, die die Veranstaltung besuchen, stützen. > Um die TeilnehmerInnen einzubeziehen, sollte man offene Fragen stellen. > sich an passiv Teilnehmende wenden > SprachanfängerInnen unterstützen > aufpassen, dass TeilnehmerInnen, die die Muttersprache von den Gesprächsführenden sprechen, nicht dominieren > Respekt und ein Verhalten, das die GesprächspartnerInnen nicht verletzt, sind für eine gute Übermittlung der Präventivmassnahmen unerlässlich. Die Information muss nicht Wort für Wort übersetzt werden, sondern muss den Vorstellungen und Verhältnissen der MigrantInnen angepasst sein. Sie kann von einer Fachperson mit migrationsspezifischer Kompetenz geleitet werden evtl. in Zusammenarbeit mit einem/einer VertreterIn der Migrationsgruppe. VERBALES VERHALTEN Um die Informationen gut zu vermitteln, muss der Inhalt verstanden werden: > > > > > > > wenn möglich mit einer ÜbersetzerIn oder MultiplikatorIn zusammenarbeiten klar und einfach sprechen kurze Sätze bilden aktive Verben verwenden wichtige Aussagen wiederholen häufig Sprechpausen machen Abkürzungen, Jargon und Umgangssprache vermeiden Die Teilnehmenden aktiv einbeziehen, sich nach den persönlichen Erlebnissen erkundigen und diese respektieren. Sie dazu anhalten, ihre Erfahrungen und Kenntnisse auszutauschen. ______________________________________________________________ 1 Quelle: HIV-Prävention in Durchgangs-und Erstaufnahmezentren, INFO-SET, Aids-Hilfe Bern 1999 (Adler, N.J., International Dimensions of Organizational Behavior, 2 nd. Ed., Kent, Boston, p. 84-85, verändert nach Kopper, E. 1996) Informationsveranstaltungen 19 LITERATURÜBERSICHT ZUM THEMA HIV/AIDS UND MIGRATION A. Im Text verwendete Publikationen: Aids-Hilfe Schweiz (AHS); Behandlungsmöglichkeiten bei HIV und Aids; Zürich; 2000 (5. ed.); Ordner (Loseblattsammlung) Contact: Aids-Hilfe Schweiz (AHS), Postfach 1118, 8031 Zürich, Tel. 01/ 447 11 11; Fax 01/ 447 11 12 Aids-Hilfe Schweiz (AHS) (ed); Von Aids bis Z: Antworten auf Fragen; Zürich; 1996; S. 233; Fr. 25.50 Contact: Aids Info Docu Schweiz, Schauplatzgasse 26, 3001 Bern, Tel. 031/ 318 32 70, Fax 031/ 311 05 65, [email protected] Aids-Hilfe Schweiz (AHS) (ed); Bundesamt für Gesundheit (BAG) (ed); Frau und AIDS; Zürich; 1987; S. 32, vergriffen Contact: Aids-Hilfe Schweiz (AHS), Postfach 1118, 8031 Zürich, Tel. 01/ 447 11 11; Fax 01/ 447 11 12 Luc Montagnier (ed); AIDS: Tatsachen, Hoffnungen; Paris: MED-Edition; 1998; S. 64; FF. 60.-Contact: MED-EDITION, B.P. 1215-16, F-75765 Paris-Cedex 16 Schweizerische Gesellschaft für Infektiologie (ed); Schweiz. Gesellschaft für Pädiatrie (ed); Hepatitis B. Ursachen, Folgen und Prävention; Basel; 1999; S. 14; gratis Contact: Schweizerische Hepatitis-Informationsstelle (HepInfo), Hochstrasse 113, 4018 Basel, Tel. 061/ 338 92 12, Fax 061/ 338 92 10, [email protected] Aids-Infostelle Winterthur (ed); Stop AIDS; 1999; Ordner Contact: Aids-Infostelle Winterthur, Technikumstrasse 84, 8401 Winterthur, Tel. 052/ 212 81 41, Fax 052/ 212 80 95 Schweizerische Vereinigung für Familienplanung und Sexualerziehung (ed); Partnerschaft, Verhütung, Rechte, Aids, Schwangerschaft; Bern; 1999; S. 20; gratis; 10 Sprachen Contact: Aids Info Docu Schweiz, Schauplatzgasse 26, 3001 Bern, Tel. 031/ 318 32 70, Fax 031/ 311 05 65, [email protected] Annelise Aeschlimann; Lucia Meier; Margrit Schmid; Let's talk about health: Gesundheitshandbuch für lesbische und bisexuelle Frauen; Zürich: Aids-Hilfe Schweiz, 1999; S. 95; gratis Schweizerische Experten für Virale Hepatitis (SEVHEP), Hepatitis C, 50 Fragen und Antworten; Zürich; 2001; o.S.; gratis Contact: Schweizerische Hepatitis-Informationsstelle (HepInfo), Hochstrasse 113, 4018 Basel, Tel. 061/ 338 92 12, Fax 061/ 338 92 10, Contact: Aids Info Docu Schweiz, Schauplatzgasse 26, 3001 Bern, Tel. 031/ 318 32 70, Fax 031/ 311 05 65, [email protected] [email protected] Bericht: Nationale Informationstagung für MigrantInnen zum Thema “sexuelle Gesundheit und Familienplanung” – Bern, 11. Sept. 1999 Contact: Bundesamt für Gesundheit, Dienst Migration, 3003 Bern, Tel. 031/ 323 30 15 Bundesamt für Gesundheit (BAG) (ed); Aids Info Dossier; Bern; 1991; 100 Dias; 27 S.; 53 S.; 34 S.; 29 S. Contact: Aids Info Docu Schweiz, Schauplatzgasse 26, 3001 Bern, Tel. 031/ 318 32 70, Fax 031/ 311 05 65, [email protected] B. Weiteres Material: Bundesamt für Gesundheit (BAG); Aids und HIV in der Schweiz. Epidemiologische Situation Ende 1999; Bern; 2000; S. 58; gratis Contact: Abteilung Epidemiologie und Infektionskrankheiten, Sektion Virale Krankheiten und Sentinellasysteme, 3003 Bern, Internet:www.bag.admin.ch/infekt/aktuell/aids/d/ 1. Bücher über Migration und Gesundheit: Bundesamt für Gesundheit (BAG) (ed); Aktualisiertes Wissen zu HIV/Aids. Was bedeuten HIV und Aids?; Bern; 2000; S. 12; gratis; 13 Sprachen Contact: Aids Info Docu Schweiz, Schauplatzgasse 26, 3001 Bern, Tel. 031/ 318 32 70, Fax 031/ 311 05 65, [email protected] Archiv für Sozialpolitik (Frankfurt); Verband der Initiativgruppen in der Ausländerarbeit; Deutsche Aids-Hilfe (DAH); Handbuch Migration für AIDS-Hilfen AIDS-Fachkräfte und andere im AIDS-Bereich Tätige; Berlin: Deutsche AIDS-Hilfe; 1999; S. 446; gratis Contact: Deutsche Aids-Hilfe, Dieffenbachstr. 33, Postfach 610149, D-10967 Berlin 61 Bundesamt für Gesundheit (ed); Eidgenössische Kommision für Aidsfragen (ed.); HIV/Aids – Heutiger Wissensstand; Bern; 2000; S. 40; gratis Claus Buddeberg; Sexualberatung, eine Einführung für Ärzte, Psychotherapeuten und Familienberater; Stuttgart: Enke; 1996; S. 219; CHF 44.— Contact: Aids Info Docu Schweiz, Schauplatzgasse 26, 3001 Bern, Tel. 031/ 318 32 70, Fax 031/ 311 05 65, [email protected] Bundesamt für Gesundheit (BAG) (ed.); Eidgenössische Kommision für Aidsfragen (ed.); HIV – aktuelles Wissen zu Test und Diagnostik; Bern; 2000; S. 29; gratis Contact: Aids Info Docu Schweiz, Schauplatzgasse 26, 3001 Bern, Tel. 031/ 318 32 70, Fax 031/ 311 05 65, [email protected] Matthias David, Theda Borde, Heribert Kentenich (ed); Migration und Gesundheit. Zustandsbeschreibung und Zukunftsmodelle; Frankfurt a.M.: Mabuse; 1998; S. 211; CHF 35.80 2. Informationsmaterial Bundesamt für Gesundheit (BAG) (ed); Guide pour l‘organisation d‘une séance de prévention du VIH/SIDA auprès des requérants d‘asile; Bern; 1998; Loseblattsammlung Contact: Bundesamt für Gesundheit, Dienst Migration, 3003 Bern, Tel. 031/ 323 30 15 Aids Info Docu Schweiz (AID-CH), Schweiz. Bundesamt für Gesundheit (BAG); Safer Sex … sicher; Bern; 1999; S. 51; gratis Aids Info Docu Schweiz, Plakat-Versandkatalog; Lieferbare Plakate der Schweizer STOP AIDS-Kampagnen; gratis Bundesamt für Gesundheit (BAG) (ed); Infektionskrankheiten: Diagnose und Bekämpfung - Ordner A und B; Basel; o.J.; Loseblattsammlung zur Ergänzung Contact: Abteilung Epidemiologie und Infektionskrankheiten, 3003 Bern Bundesamt für Gesundheit (BAG); Infektionskrankheiten in der Schweiz 1999; Bern; 2001; S. 40; gratis Contact: Abteilung Epidemiologie und Infektionskrankheiten, 3003 Bern Aids Info Docu Schweiz, Publifix – Gesamtkatalog; Alle vom Dokumentationsdienst der AID-CH erfassten Dokumente (Bücher, Zeitschriften, graue Literatur, Videos, usw.) zu HIV/Aids. Zum grössten Teil mit Rezensionen; CD-ROM, Fr. 53.75 pro Jahr http://www.aidsnet.ch/media/frameset.htm Aids Info Docu Schweiz, Video-Katalog; Verzeichnis und Beschreibung aller Videofilme (Kauf und Miete) zum Thema HIV/Aids; gratis Christian Dietrich; HIV-Prävention in Durchgangs- und Erstaufnahmezentren INFO-SET; Bern: AIDS-Hilfe Bern; 1999; S. 14 + Beilagen Contact: Aids-Hilfe Bern, Postfach 5020, 3001 Bern, Tel 031/ 390 36 36, Fax 031/ 390 36 37, [email protected] Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH); Schweiz. Bundesamt für Gesundheit (BAG); Aids-Hilfe Schweiz (AHS); Diego Serraino e Giuseppe Ippolito, cur.; Linee-guida per il trattamento delle malattie a trasmissione sessuale; In: Giornale Italiano dell’AIDS; Pensiero Scientifico Editore; Roma; (Vol. 10, Nr. 4, 1999, p. 98-151) und (Vol. 11, Nr. 1, 2000, p. 1-33); Lit. 100.000 Contact: Aids Info Docu Schweiz, Schauplatzgasse 26, 3001 Bern, Tel. 031/ 318 32 70, Fax 031/ 311 05 65, [email protected] Vorbeugen und Erkennen von sexuell übertragbaren Krankheiten; Bern; 1994; S. 15; gratis NATIONALE UND INTERNATIONALE KONTAKTADRESSEN Aids-Hilfe Schweiz (AHS) Postfach 1118 8031 Zürich Tel. 01/ 447 11 11 Fax 01/ 447 11 12 e-mail: [email protected] Internet: http://www.aids.ch Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) Effingerstrasse 20 3003 Bern Tel. 031/ 322 90 11 Fax 031/ 322 78 80 e-mail: [email protected] Internet: http://www.bsv.admin.ch Aids Info Docu Schweiz Schauplatzgasse 26 3001 Bern Tel. 031/ 312 12 66 Fax 031/ 311 64 14 e-mail: [email protected] Internet: http://www.aidsnet.ch Eidgenössische Ausländerkommission (EKA) EKA- Sekretariat Quellenweg 9 3003 Bern Tel. 031/ 325 91 16 Fax 031/ 325 80 21 e-mail: [email protected] Internet: http://www.eka-cfe.ch Bundesamt für Flüchtlinge Quellenweg 6 3003 Bern-Wabern Tel. 031/ 325 11 11 Fax 031/ 325 93 79 e-mail: [email protected] Internet: http://www.bff.admin.ch Bundesamt für Gesundheit Dienst Migration Postfach 3003 Bern Tel. 031/ 323 30 15 Fax 031/ 322 24 54 e-mail: [email protected] Internet: http://www.bag.admin.ch Schweizerischer Hebammenverband Flurstrasse 26 Posfach 647 3000 Bern 22 Tel. 031/ 332 63 40 Fax 031/ 332 76 19 e-mail: [email protected] Internet: http://www.hebamme.ch Schweizerische Stiftung für sexuelle und reproduktive Gesundheit (PLANeS) Avenue de Beaulieu 9 C.P. 313 1000 Lausanne 9 Tel. 021/ 661 22 33 Fax 021/ 661 22 34 e-mail: [email protected] Internet: http://www.plan-s.ch Schweizerische Vereinigung für die Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs (SVSS) Postfach 630 3052 Zollikofen Tel. 031/ 911 57 94 Fax 031/ 911 69 94 e-mail: [email protected] Internet: http://www.svss-uspda.ch The Joint United Nations Program on HIV/AIDS (UNAIDS) Avenue Appia 20 1211 Genève 27 Tel. 022/ 791 36 66 Fax 022/ 791 41 87 e-mail: [email protected] Internet: http://www.unaids.org Schweizerische Hepatitis-Informationsstelle (HepInfo) Hochstrasse 113 4018 Basel Tel. 061/ 338 92 12 Fax 061/ 338 92 10 e-mail: [email protected] Internet: http://www.hepatitis-info.ch Die nebenstehenden nationalen Adressen geben Hinweise über regionale Kontaktmöglichkeiten