"Der Polizist mit dem Helfersyndrom" in "Freie Presse"

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WETTERAUSSICHTEN FÜR ROCHLITZ
Der Polizist mit dem "Helfersyndrom"
Heute werden in Dresden drei KinderOskars vergeben. Auch Polizeihauptmeister
Jens Thiele gehört zu den Kandidaten. Ob er
nun den Preis gewinnt oder nicht, eines
steht fest: Hinter seiner Nominierung steckt
eine berührende Geschichte.
Rochlitz. Er erzählt begeistert von seinem Job, der
Familie, der Freizeit und davon, welchen Stellenwert
Kinder und Jugendliche in seinem Leben besitzen.
Dabei macht es für Jens Thiele keinen Unterschied,
ob sie erfolgreich oder gestrauchelt sind. Als
Polizeihauptmeister beim Polizeirevier Rochlitz
bearbeitet er Strafanzeigen, bei denen 14- bis
20-Jährige Tatverdächtige sind. Doch nicht nur dies:
Er sucht außerdem den Kontakt zu den Opfern.
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Mittendrin und mit Eifer bei der Sache: Jens Thiele
leitet einen Kurs für acht- bis zwölfjährige Kinder
in der Tanzgemeinschaft Saphir.
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Foto: Andreas Seidel
Auch wegen dieses Engagements zählt er zu den 54 Nominierten für den diesjährigen Kinderarche-Oskar.
Heute werden drei Personen in der Staatskanzlei in Dresden mit dem Preis der Kinderarche Sachsen
ausgezeichnet. Ob Thiele zu den Gewinnern zählt, ist für den 46-Jährigen zweitrangig. Er spricht viel lieber
über die Arbeit: "In der Ermittlertätigkeit muss man einfühlsam sein, sich in die Lage der Heranwachsenden
hineinversetzen können, mit ihnen die Problematik aufarbeiten, gemeinsam nach Lösungen suchen." Dass es
im Jugendgerichtsgesetz nicht um Strafe, sondern vorrangig um Erziehung geht, ist dem Beamten bewusst.
Er sehe sich als Vermittler zwischen Opfer und Täter, sagt er deshalb.
Das kann nur zu Stande kommen, wenn beide Seiten es wollen. In den Gesprächen möchte ich Werte
vermitteln und helfen, das fast nicht vorhandene Selbstwertgefühl wieder aufzubauen", bemerkt Thiele. Bei
ihm könne bei einer Anhörung jeder reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Thiele wird deshalb von
den jungen Menschen akzeptiert. Er bietet ihnen und den Eltern Lösungsvorschläge an, zeigt, wie man aus
Krisensituationen herauskommen kann, begleitet sie. Jedes Gespräch mit Kindern und Jugendlichen ist für
den Polizeihauptmeister Prävention. Davon leistet er auch außerhalb des Reviers im Kinder- und Jugendheim
Burgstädt und in dem von ihm im Vorjahr gegründeten Verein Tanzgemeinschaft (TG) Saphir Chemnitz
mehr als genug.
Helfen, für andere da sein, das ist bei Thiele nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern das lebt er täglich.
"Nichts ist für mich schöner, als mit fröhlichen Menschen zu tun zu haben und in strahlende Kinderaugen zu
schauen", sagt er. Der Erfolg gibt ihm Recht. Im Vorjahr rief er den Tanzverein ins Leben. Heute zählt er
130 Mitglieder - fast täglich gibt es neue Anmeldungen. Jens Thiele: "Ich kann, was da passiert ist, selbst
nicht fassen und habe keine plausible Begründung, warum wir so einen großen Zulauf haben. Ich bin
überwältigt und glücklich." Das könnte am Angebot des Vereins liegen. Die Angebote reichen vom Kinderund Jugendtanz, Standard- und Lateintanz für Hobbytänzer bis zum Turniertanz in allen Altersgruppen.
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Mit seinem "Helfersyndrom" hat der Polizist mittlerweile seine Familie angesteckt: Ehefrau Annett und die
Töchter Olivia und Emily sind ebenfalls in die Vereinsarbeit eingebunden. Olivia Thiele wurde sogar für ihr
Engagement beim Aufbau und der Leitung einer Rollstuhl-Tanzgruppe mit dem "Joker im Ehrenamt"
ausgezeichnet. "Dieser Vorschlag kam von außerhalb. Diese Anerkennung hätten weitere Mitglieder
verdient", sagt der Chemnitzer.
Die TG schaut auch über den Tellerrand und wolle gemeinsam mit anderen Vereinen der Stadt etwas
bewegen, spricht Thiele ein Nahziel an. Das lasse sich umsetzen, wenn die Aufgaben auf mehrere Schultern
verteilt werde. "Das funktioniert bei uns wunderbar."www.tg-saphir.de
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Der Polizist mit dem "Helfersyndrom"
Kinderarche-Oskar - ein symbolisches Dankeschön und zugleich Wertschätzung des Engagements für
Kinder in Sachsen
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erschienen am 22.10.2013 ( Von Christine Hirschfelder )
© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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22.10.2013 13:00