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Die Zeitung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der K+S Gruppe ZKZ 24832 www.k-plus-s.com Deutsche Ausgabe Legacy-Projekt Ab in die Tiefe Kanadas In Saskatchewan wird erstmals seit vierzig Jahren wieder ein Greenfield-Kaliprojekt realisiert. Gene Cochrane leitet die Riesenbaustelle. Eine Reportage » Seite 3 Gene Cochrane auf der Baustelle des Legacy-Projektes in der Nähe von Moose Jaw. Kunststoff Landwirtschaft Fortschritt Spurennachweis: Wie Gummistiefel entstehen Spurensuche: Woher kommt der Risotto-Reis? Spurenelemente: Damit die Ernte reicher wird Ob Kühlschrank oder Zahnbürste. Ohne Plastik geht im Alltag nichts mehr. Zur Herstellung ist ein Element unverzichtbar: Salz. » Seite 10 Reis kommt meist aus Asien. Aber auch in Bella Italia kümmern sich Landwirte um die beliebte Getreideart. Ein Besuch in der Poebene. » Seite 13 Justus von Liebig ist der Vater der Agrikulturchemie. Seine Lehre ist die Grundlage für den Einsatz von Düngemitteln zur Ertragssteigerung. » Seite 18 2 weltweit Nachrichten aus der Branche, dem Konzern und von unseren Standorten weltweit. Ihr Norbert Steiner Vorsitzender des Vorstands der K+S Aktiengesellschaft Sponsoring K+S unterstützt doCumenta Kassel / Noch bis zum 16. September 2012 findet in Kassel die bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst statt, die dOCUMENTA (13). 100 Tage lang werden 150 Künstler aus 55 Ländern an über 30 Standorten in der Stadt ihre Werke der Öffentlichkeit vorstellen. Die Kura torin Carolyn Christov-Bakargiev will die Kunstschau zu einem Ort besonderer Welterfahrung machen, hat sich jedoch nicht auf ein über greifendes Thema festgelegt. Vielmehr sollen die KunstDisziplinen miteinander agieren. K+S gehört zu den För derern der Ausstellung. Logistik Kooperation Neu: Transport per Containerschiff internationaler Workshop der Personalleiter singapur / Zum ersten Mal wurden K+S-Düngemittel im Containerschiff von Hong Kong nach Lahad Datu in Ostmalaysia transportiert. Kleine Häfen wie dieser wurden bisher nur von Bulkschiffen angesteuert. Dem Projektteam aus Logistik, Einkauf, K+STransport, KALI Supply Chain und Vertrieb der K+S KALI GmbH ist es nun gelungen, regionale Reedereien für die Zusammenarbeit zu gewinnen. Der Vorteil: Die Lademenge lässt sich in Containern variabler gestalten und der Kunde ist viel besser erreichbar. IFA-jahresTagung Austausch über düngemittel-markt dOha / Der Weltverband der düngemittelproduzierenden Unternehmen IFA (International Fertilizer Industry Associaction) hat sein jährliches Treffen im Mai in Doha, Katar, abgehalten. 1.155 Delegierte aus 72 Ländern – darunter auch Norbert Steiner und Joachim Felker sowie weitere Vertreter von K+S – tauschten sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Düngemittel-Markt aus. Vorgestellt wurde auch Charlotte Hebe brand, die als erste weibliche Generaldirektorin der IFA ab 2013 ihr Amt antreten wird. Das neue portal Chicago / In diesem Jahr hat der 1. internationale HR-Workshop des Geschäftsbereichs Salz stattgefunden. HR steht für Human Resources und bezeichnet Personalbetreuung. Auf Einladung und unter der Leitung von Karina Lakenbrink, Director HR der K+S North America Salt Holdings LLC, diskutierten in Chicago die Leiter Personal für Europa, Nordamerika, Südamerika sowie Vertreter der K+SPersonalkommissionen über gemeinsame Strategien im HR-Bereich. „Zugleich bot das Treffen den Kollegen eine hervorragende Gelegenheit, sich nun auch persönlich kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen“, sagt Orga nisatorin Karina Lakenbrink. Langfristig wollen die Per sonalleiter ein globales HRNetzwerk aufbauen und sich kontinuierlich austauschen. Aufbauhilfe weltweite kommunikation Neues Institut für pflanzenErnährung platz für Glaube und HOffnung ALLE STANDORTE / Das neue Portal der K+S Gruppe ist jetzt online. Vor dem Hintergrund des Wachstums des Unternehmens in den vergangenen Jahren stellt es allen Mitarbeitern einen einheitlichen modernen Zugang zu den wesentlichen Unternehmensinformationen und IT-Anwendungen in fünf Sprachen zur Verfügung. Unser Portal fördert damit die internationale Kommunikation und Zusammenarbeit. göttingen / Die K+S KALI GmbH ist der Träger des im Mai neu eröffneten Instituts für angewandte Pflanzenernährung (IAPN) an der Göttinger Georg-August-Universität. Kaum eröffnet, war es Austragungsort einer bedeutenden Veranstaltung: 120 Wissenschaftler aus 30 Ländern kamen zum ersten internationalen Magnesium-Symposium zusammen. Das IAPN will die anwendungsorientierte Forschung zur Pflanzenernährung stärken. Es wird interdisziplinär arbeiten und weltweit Beiträge für einen nachhaltigen Pflanzenbau liefern. Ein erster Schritt in diese Richtung war das Magnesium-Symposium mit führenden Forschern der Ernährung von Pflanze, Mensch und Tier. Über den im wahrsten Sinne fruchtbaren Austausch auf der Veranstaltung freuten sich (Foto, von links): Prof. Dr. Andreas Gransee, Geschäftsführer des IAPN, Prof. Dr. Ismail Cakmak, Dr. Andrea Rosanoff und Prof. Dr. Klaus Dittert. TALCAHUANO / Mithilfe von K+S soll die vom schweren Erdbeben im Februar 2010 zerstörte Kirche „Alle Heiligen“ in Talcahuano (Chile) nun wieder aufgebaut werden. Der knapp 100-jährige sakrale Bau ist für 50.000 Menschen ein wichtiger Ort der Andacht und auch so zialer Treffpunkt. Nach Abschluss der jetzt laufenden architektonischen Planungsphase wird die Kirche an ihrem Ursprungsstandort nahe des SPL-Geländes neu errichtet. magnesium ist thema der experten Titel: Jerry Humeny, thinkstock/Getty Images Fotos S. 2: documenta/Nils Klinger, thinkstock (2), K+S (4) Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, knapp eineinhalb Jahre sind vergangen, seit K+S der Erwerb eines kanadischen Kali-Explorationsunternehmens in der Provinz Saskatchewan gelang. In dieser Zeit ist aus der früheren Potash One ein Teil unserer K+S Gruppe geworden: K+S Potash Canada. Vor einigen Tagen haben wir symbolisch den ersten Spatenstich gesetzt. Das war ein besonderer Augenblick und wichtiger Meilenstein. Vor Ort wurde spürbar, mit wie viel Tatkraft unsere kanadisch-deutschen Teams ihre Aufgaben angehen, mit was für einem Engagement sie dieses für uns so wichtige Zukunftsprojekt entstehen lassen. Lesen Sie selbst (ab S. 3), welche Herausforderungen es zu meistern gilt, damit die Produktion 2015 – wie geplant – starten kann. Wir schauen in dieser Ausgabe aber nicht nur in die Zukunft, sondern auch zurück auf gemeinsame Jahre mit unseren Kollegen von K+S Nitrogen. Von ihnen verabschieden wir uns in diesen Tagen, denn mit dem Verkauf unseres Stickstoffgeschäfts an den russischen Düngemittelkonzern EuroChem beginnt eine neue Zeitrechnung für unsere langjährigen Kollegen (mehr dazu ab S. 8). K+S konzentriert sich damit kon sequent auf die beiden Geschäfts bereiche Kali- und Magnesium produkte sowie Salz. Auf welch vielfältige Weise die zwei Säulen unseres Geschäfts ins tägliche Leben der Menschen hineingreifen, ist faszinierend: Erfahren Sie, wie unsere Produkte dazu beitragen, Italien zum größten Reisproduzenten Europas zu machen (S. 14) und lesen Sie, weshalb auch der amtierende Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel beim Fahren seines Red Bull auf unsere Rohstoffe angewiesen ist (S. 10). Ich wünsche Ihnen eine ebenso horizonterweiternde wie vergnügliche Lektüre. worldwide / monde / Global / mundo Arbeiten working / travailler / trabajar / trabalhar 3 Der HErr der Baustelle Im Süden der kanadischen Provinz Saskatchewan baut K+S Potash Canada ein neues leistungsstarkes Kaliwerk. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Mittendrin: Gene Cochrane. Zurzeit leitet er die Mammut-Baustelle. Scoop war einen Tag lang dabei. Von Jörg Michel Ein Hinweisschild zeigt den Weg zur Baustelle. Gene Cochrane (u.) zeigt auf der Karte die verschiedenen Standorte des Legac y-Projekts. Gene Cochrane ist seit 28 Jahren im Kaligeschäft. Fotos: Jerry Humeny (3) G ene Cochrane hat das große Los gezogen. Der Kanadier hat einen Wohnwagen-Stellplatz direkt am See gewonnen. Der Platz war so begehrt, dass die regionale Parkbehörde Lose vergab und Gene hatte Glück. Jetzt darf er seinen zehn Meter langen Trailer den Sommer über am Ufer des „Buffalo Pound Lake“ aufstellen. Wenn er an den Wochenenden hier ist, blickt er jedes Mal gebannt auf den tiefblauen See, das Grasland und die geschwungenen Hügel der Prärie. Die Krönung ist ein Barbecue-Abend. Manchmal macht der Vater zweier Söhne ein Lagerfeuer. Oft sind auch Kollegen dabei. „Mit einem Boot hätte ich es nicht weit zur Arbeit“, scherzt Gene und zeigt hinüber auf die andere Uferseite. Dort liegt die neue Pumpstation des Legacy Projekts. Will er dorthin, muss er um den See. Aber nicht nur beim Campen findet Cochrane seine Erfüllung – auch im Beruf. Der 47-Jährige ist Baustellenleiter bei K+S Potash Canada und arbeitet an einem der wichtigsten Zukunftsvorhaben der K+S Gruppe: Fortsetzung auf Seite 4 » 4 arbeiten Working / travailler / trabajar / trabalhar Scoop 2/2012 Bauarbeiten am Pumphaus am Ufer des Buffalo Pound Lake. Großartige Zukunft in Saskatchewan Fotos: Jerry Humeny (2), K+S (2) Infografik: KircherBurkhardt Infografik » dem Legacy-Projekt. 3,25 Milliarden kanadische Dollar investiert K+S in die neue Kalilagerstätte in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Im Jahr 2015 soll unweit des Sees mit der Produktion begonnen werden. Cochrane ist einer von derzeit 85 Mitarbeitern und Vertragsangestellten, die die Produktionsstätte vor Ort aufbauen. Unter der Woche lebt Gene Cochrane in der Stadt Moose Jaw. Von hier aus fährt er in seinem weißen Truck zur Arbeit. Es ist Dienstag früh, kurz nach sechs Uhr. Die Sonne steht über dem Horizont und taucht die Prärie in ein goldenes Licht. Nach einer Weile erscheint ein grünes Schild: „K+S Potash Canada, Legacy Mine Site“. Ab hier geht es weiter über eine Schotterpiste, vorbei an Weideland mit Rindern, Feldern, Getreidespeichern und bunten Farmhäusern. Dann taucht in der Ferne ein großer Bohrturm auf, nach und nach Baugeräte und Bürocontainer. „Es macht mir große Freude, den Standort von Grund auf mit aufzubauen“, sagt Cochrane. „So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben.“ Ês handelt sich um den ersten Kaliwerk-Neubau in Saskatchewan seit 40 Jahren. 28 Jahre ist Cochrane im Kali-Geschäft. Seit ein paar Monaten arbeitet er am Legacy-Projekt. Er überwacht und koordiniert die Bauarbeiten und hält Kontakt zu den Fremdfirmen. K+S investiert in das Legacy-Projekt insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro. Es gilt als eines der wirtschaftlich attraktivsten Kali-Greenfield-Projekte weltweit. Der Produktionsstart ist für 2015 geplant. Das Unternehmen rechnet ab 2023 mit einer jährlichen Fördermenge von 2,86 Millionen Tonnen Kaliumchlorid. Bei Bedarf könnte die Produktionskapazität ausgebaut werden: auf vier Millionen Tonnen Kaliumchlorid im Jahr. Auf einem Schotterplatz inmitten grüner Wiesen und Büsche sind 18 Container aufgestellt. Die nutzt die Bauleitung als Büros. Es ist kurz vor sieben. Gene Cochrane setzt sich an seinen Schreibtisch und schaltet seinen Laptop an. Daneben hat er ein paar Fotos mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen aufgestellt. An Haken an der Wand hängen nagelneue Baustellen overalls mit Leuchtstreifen. „Meist bin ich morgens der Erste und abends der Letzte im Büro“, sagt er lachend. Cochrane schreibt flink ein paar E-Mails. Dann betritt sein engster Mitarbeiter das Büro. Er berichtet über die Ereignisse vom Wochenende. Das Dach der ersten Halle ist fast fertig. Und es gibt Probleme mit Gene Cochrane informiert sich über den Status quo. kanada Saskatchewan Regina 2.000 km 5 Scoop 2/2012 Solution Mining 1 Wasser wird in die Salz- Kondensiertes Wasser wird der Kaverne wieder zugeführt 80 m gesteinschicht gepumpt. Das Salz löst sich im Wasser und kann so, in Form einer Salzsole, zur Erdoberfläche gefördert werden. 2 Die Kaverne ist hydrau- lisch dicht. Das mittels Pumpen der Kaverne zugeführte Wasser verdrängt die entstehende Sole, die so über eine Rohrleitung an die Erdoberfläche gefördert wird. 1.500 m Dr. Ulrich Lamp, Tim McMillan, Norbert Steiner und Richard L. Wilson (v. l.) bei der Spatenstich-Zeremonie Ground Breaking Ceremony 3 Im Rahmen einer übertägigen Aufbereitung wird Wasser verdampft und damit die gelösten Salzanteile der Sole in fester Form gewonnen. Das verdampfte Wasser wird kondensiert und der Kaverne wieder zugeführt. Mit 300 Gästen ist am 19. Juni der offizielle Baustart des LegacyProjekts gefeiert worden. Kalivorräte im Lagerstättenvergleich in Mio. t KCl 1.140 166 Flüssigkeitsgefüllter Hohlraum (Kaverne) als Folge des sich auflösenden Salzes. Legacy Lizenzgebiet (Kanada) Zielitz* (Deutschland) Salzgesteinschicht * Gesamtvorkommen vor Beginn der Förderung der Gemeinde. Sie sorgt sich um dem Zustand der Schotterstraßen, die zum Bergwerk führen. Dann wollen einige Farmer wissen, wo sie ihre Kühe weiden lassen können. Die Duschen in den Umkleidekabinen sind ausgefallen. „Nichts, was wir nicht in den Griff bekämen“, sagt der Bauleiter und greift zum Hörer. Eine Stunde später setzt Cochrane seinen weißen Schutzhelm auf: Er will am Solfeld nach dem Rechten sehen. Das entsteht drei Kilometer entfernt vom Standort der Container und der künftigen Fabrikanlage. „Wir werden hier Solungsbergbau praktizieren“, erklärt er unterwegs. Bei dem Verfahren werden – einfach ausgedrückt – Lösungen über ein » Es macht mir große Freude, das Werk von Grund auf mit aufzubauen. So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben. « Bohrloch in das Gestein in der Tiefe gepumpt. Die Flüssigkeit löst den Rohstoff aus den Flözen und sammelt sich in unterirdischen Kavernen. Über ein zweites Bohrloch wird die Sole wieder an die Oberfläche befördert und in der geplanten Fabrik gereinigt und getrocknet. Ab 2023 sollen hier 2,86 Millionen Tonnen Kali im Jahr produziert werden. Rechts und links der Zufahrtspiste zum Solfeld liegen im Graben bereits die Pipelines bereit. Durch sie sollen einmal die Flüssigkeiten von der Fabrik zu den Bohrplätzen und zurück fließen. Noch ist außer Wiese nicht viel zu sehen. Doch bald werden hier die ersten fünf Bohrplätze fertig sein. Der erste davon ist schon eingeebnet und präpariert worden. Zwei Bohrlöcher sind ebenfalls fertig. Sie führen in 1.500 Meter Tiefe. Zum Produktionsstart wird es 18 Löcher pro Bohrplatz geben. Was ist Genes größte Herausforderung? Zeit und gute Leute. „Wir haben enge Zeitpläne für die Bauarbeiten und die Abstimmung mit den Fremdfirmen und den Behörden.“ Es sei auch nicht einfach, qualifiziertes Personal zu finden. Zum Höhepunkt der Bauphase in den Jahren 2014 und 2015 werden immerhin über 2.000 Menschen hier arbeiten. „Ich bin aber optimistisch, dass alles klappt und pünktlich fertig wird“, sagt CochraFortsetzung auf Seite 6 » G emeinsam mit dem Minister für Rohstoffe der Provinz Saskatchewan, Tim McMillan, dem scheidenden CEO von K+S Potash Canada, Richard L. Wilson, sowie dem designierten CEO, Dr. Ulrich Lamp, hat Norbert Steiner, Vorstandsvorsitzender der K+S, mit einem offiziellen Spatenstich das Startsignal für die umfangreichen Bauarbeiten des neuen Kalistandorts im Süden der kanadischen Provinz Saskatchewan gegeben. „Das Legacy-Projekt ist für uns von höchster Wichtigkeit“, sagte Norbert Steiner in seiner Rede. „Wir sind überzeugt, dass Legacy für die gesamte K+S Gruppe ein entscheidender strategischer Schritt nach vorn ist und im Zusammenspiel mit unseren inländischen Kalibergwerken die internationale Wettbewerbsfähigkeit von K+S deutlich stärken wird.“ Minister McMillan begrüßte im Namen der Landesregierung die Investitionen von K+S in seiner Provinz und betonte, „dies ist ein großartiger Tag für die Menschen in Saskatchewan! Erstmals seit mehr als vierzig Jahren wird in unserer Provinz wieder ein neues Kaliwerk errichtet. Die dadurch entstehende Wertschöpfung mit zahlreichen neuen Arbeitsplätzen wird sehr positiv zum weiteren Wirtschaftswachstum von Saskatchewan beitragen.“ Sehr zufrieden über den gelungenen Tag war auch Michael Wudonig, Pressesprecher der K+S Gruppe, der das Event gemeinsam mit Christine Stass, Kommunikation K+S Potash Canada, vorbereitet hatte: „Neben dem großen Medieninteresse freut mich vor allem, wie viel Vertrauen uns als K+S von den Menschen in Saskatchewan entgegengebracht wird.“ 6 arbeiten Working / travailler / trabajar / trabalhar Scoop 2/2012 „Gemeinsam etwas neues schaffen“ Darauf kommt es Dr. Ulrich Lamp an. Seit Juli ist er Vorstandsvorsitzender und Präsident von K+S Potash Canada. Gene Cochrane beim Mittagessen mit Kollegen (o.) und beim Grillen mit seiner Frau Sharon (r.). Graugänse gehören hier zum Naturbild. Am anderen Seeufer die Pumpstation (M. l.) » ne. Auf dem Rückweg zum Büro schaut er noch kurz bei Kollegen vorbei und organisiert Handwerker zum Reparieren der Betriebsduschen. Mittagspause. Gene Cochrane fährt zum Lunch ins nächste Dorf: nach Bethune. Das liegt 15 Minuten von der Baustelle entfernt. Im „Central Avenue Grill“ sitzen ein paar Arbeiter. Die Männer grüßen sich. Cochrane bestellt ein Hähnchen-Sandwich und Fritten – Stärkung für den zweiten Teil des Tages: Ein Termin bei der Gemeindeverwaltung von Bethune steht an. Der Ortsvorsteher fragt nach dem Ausbau der Straßen. Die Umweltreferentin berichtet von schützenswerten Vogelnestern. Cochrane hört zu, beantwortet Fragen und die Beamten sind zufrieden. Dann geht es zurück auf die Baustelle. Beinahe zehn Stunden ist er jetzt auf den Beinen. Kurzer Stopp am Bohrturm auf dem Fabrikgelände. Hier arbeiten Fremdfirmen rund um die Uhr an Versenkbohrungen. Durch sie soll einmal jene Lösung, die bei der Entwicklung der Kavernen entsteht, in die Tiefe gepumpt werden. Das Prozesswasserbecken, in dem künftig das Wasser für die Mine gespeichert wird, ist schon ausgehoben. Noch ist es leer, aber das wird sich bald ändern. Dafür sorgt die neue Pumpstation am „Buffalo Pound Lake“. Ab Juli soll sie Wasser aus dem See ziehen und über eine sie- ben Kilometer lange Röhre zur Mine bringen. „Wenn einmal alles auf vollen Touren läuft, bekommen wir über 50.000 Liter Wasser in der Minute“, so Cochrane. Bis jetzt läuft alles, wie es soll. Er ist zufrieden. Auch privat scheint das Glück perfekt, denn sein Boot ist da. Mit dem kann er nun Montagmorgen direkt vom Campingplatz zur Arbeit fahren. Groß und größer Kanada ist ein Land der Superlative Größe: Mit knapp zehn Millionen Quadratkilometern ist Kanada nach Russland der zweitgrößte Staat der Erde. Bevölkerung: In Kanada leben knapp 33 Millionen Menschen. Jährlich kommen 200.000 Einwanderer dazu. Wirtschaft: Das Bruttoinlandsprodukt lag 2008 bei 1,2 Mil liarden US-Dollar. Infra struktur: Der 8.000 Kilometer lange TransCanada-Highway ist die längste Straße der Welt. Sie verbindet alle Provinzen. Herr Dr. Lamp, nachdem Sie Ihr bis heriges Berufsleben in Deutschland verbracht haben, sind Sie nun auf die andere Seite des Atlantiks gezogen. Was bedeutet das für Sie? Ich denke, damit habe ich etwas getan, was zum Gelingen unseres GreenfieldProjektes beitragen soll: Ich habe mich bewegt (schmunzelt). Das klingt jetzt banal und scherzhaft, aber ich meine es wirklich ernst: Dass alle im Team – Kanadier und Deutsche gleichermaßen – sich bewegen, ist meiner Ansicht nach die Voraussetzung, damit das Greenfield-Projekt eine Erfolgsgeschichte wird. Um im Bild zu bleiben: Wir können uns nicht auf halber Strecke zwischen Deutschland und Kanada treffen. Das wäre nämlich mitten im Atlantik und dort würden wir im wahrsten Sinne des Wortes unter gehen. Was meinen Sie konkret damit, sich zu bewegen? Ich habe in meiner Laufzeit bei vielen internationalen Projekten mitgearbeitet. So auch bei der Integration unserer süd- und nordamerikanischen Tochtergesellschaften. Was sich immer wieder zeigt, ist Folgendes: Wer nicht bereit ist, eigene Positionen kritisch zu hinterfragen und im Dienste der Sache womöglich auch mal zu ändern, wird das Projekt nicht vorantreiben. In Bezug auf das Greenfield-Projekt sind die internationalen Teams genau dazu aufgefordert. Denn wenn wir uns aufeinander zubewegen – da bin ich absolut sicher – können wir sehr viel auf die Beine stellen. An welchen Stellen können Kanadier und Deutsche voneinander lernen? Ohne jetzt in die Klischeefalle tappen zu wollen, zeigt die Praxis, dass Kanadier eine eher anpackende und pragma tische Herangehensweise an Projekte haben, während Deutsche dazu tendie- ren, alles bis ins Detail durchzuplanen. Beide Herangehensweisen haben ihre Qualitäten und Schwachstellen. Entscheidend ist der richtige Mix. Den kriegen wir nur zusammen hin. Und nur dann, wenn wir bereit sind, voneinander zu lernen. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin weder für fade Kompromisse, noch für ständige Wellness-Stimmung. Um die besten Lösungen muss mitunter gerungen werden. » Sorgfältige Detailtreue und beherztes Zupacken sind wertvolle Qualitäten. Kanadisch-deutsche Teams vereinen diese Eigenschaften. « Dr. Ulrich Lamp, CEO und Präsident von K+S Potash Canada GP Welche Herausforderungen gilt es, au ßerdem zu meistern? Auch wenn die Teams noch so gut zusammenarbeiten, ist es damit nicht getan: Damit will ich sagen, dass es auch auf Quantität ankommt, denn bis Ende 2015 wollen wir weitere 200 Mitarbeiter einstellen. Da K+S in Saskatchewan noch recht unbekannt ist, müssen wir hier sehr aktiv werden. Denn nur wer K+S wahrnimmt, kann sich entscheiden, für K+S zu arbeiten. Läuft auf der Baustelle alles rund? Wenn ich sehe, dass hier, wo noch vor wenigen Monaten nur die pure Prärie zu sehen war, nun Straßen, Strom- und Wasserleitungen gelegt sind, Telefonkabel verlegt wurden, die erste Bohrung durchgeführt, das Pumphaus fertig und die Pipeline im Bau ist, kann ich nur sagen: Weiter so! Fotos: Jerry Humeny (5), K+S S eit 25 Jahren ist Dr. Ulrich Lamp schon für K+S tätig. Und das – trotz zahlreicher internationaler Projekte – bisher in Deutschland. Jetzt hat es den promovierten Mathematiker, zuletzt Leiter der K+S IT-Services GmbH, weit nach Westen verschlagen: Seit 1. Juli 2012 ist der dreifache Vater gemeinsam mit seiner Familie nach Saskatchewan gezogen und hat seine neue Aufgabe als Präsident und Vorstandsvorsitzender der K+S Potash Canada GP angetreten. 7 Scoop 2/2012 Fragebögen unter der Lupe „Die Befragung ist völlig anonym.“ Die erste globale Mitarbeiterumfrage bei K+S ist gelaufen. Wie geht es jetzt weiter? Ein Schulterblick bei der Projektverantwortlichen von Towers Watson. Fotos: K+S, KircherBurkhardt, Towers Watson D rei Wochen lang hatten die Mitarbeiter von K+S Gelegenheit, ihre Meinung zum Unternehmen abzugeben. Rund ein Drittel der über 14.000 Beschäftigten beantworteten die Fragen online an ihrem Büro-PC. Der weitaus größere Teil füllte Papierfragebögen aus, die dann in Rücksendeboxen gesammelt wurden. Wohin sind die Informationen gegangen und was passiert jetzt damit? „Die Fragebögen werden elektronisch ausgewertet. Dafür mussten wir die Papiervorlagen digitalisieren, also einscannen. Die Informationen sind dann, ebenso wie die Online-Rückläufe, in einen Datensatz eingeflossen“, sagt Nina Blösinger. Sie ist Projektleiterin bei Towers Watson, der Unternehmensberatung, die für die gesamte Koordination und Abwicklung der K+SMitarbeiterumfrage verantwortlich ist. Die Antworten auf die offene Kommentarfrage im Papierfragebogen werden hingegen abgeschrieben und von Muttersprachlern auf sensiblen Inhalt überprüft. „Damit wollen wir die Anonymität wahren, etwa von Personen, die namentlich aufgeführt sind“, versichert Blösinger. Bei der Auswertung liegt der Fokus auf dem Anteil der positiven Antworten, aber Nina Blösinger, Projektleiterin bei der Unternehmensberatung Towers Watson, spricht über die K+S-Mitarbeiterumfrage. Das Plakat-Motiv der ersten Mitarbeiterumfrage. natürlich werden auch die anderen Antwortoptionen berücksichtigt werden. „Das klingt für Außenstehende vielleicht seltsam, aber so lassen sich Abweichungen und Veränderungen am besten nachvollziehen“, erklärt Nina Blösinger. Darüber hinaus führt Towers Watson zusätzliche Analysen durch. Daraus können dann für den jeweiligen Organisationsbereich passende Verbesserungen entwickelt werden. Blösinger: „So soll das Feedback der Mitarbeiter umfassend zum Wohle aller genutzt werden.“ Dank den Mitarbeitern Der K+S-Vorstand und Gesamt betriebsrat bedanken sich sehr herzlich bei allen Mitarbeitern für die Beteiligung bei der ersten K+S- Mitarbeiterumfrage weltweit. * Sobald die Beteiligungsquote vorliegt, werden wir Sie dazu informieren. Was sind die größten Herausforderungen dieser Mitarbeiterumfrage? Ein globales Projekt ist stets sehr anspruchsvoll, insbesondere, wenn erstmals eine unternehmensweite Befragung durchgeführt wird. Ein Fragebogen muss entwickelt werden, der relevante Themen abdeckt und ansprechend formuliert ist. Bei dessen Ausgestaltung war besonders wichtig, K+S-gebräuchliches Vokabular einfließen zu lassen, damit sich die Mitarbeiter direkt angesprochen fühlen und der Inhalt der Fragen auch regionsübergreifend gleichermaßen interpretiert wird. Zudem mussten wir bei K+S ein interna tionales Netzwerk aus „Befragungsunterstützern“ aufbauen. Diese Koordinatoren brauchten nicht nur die Materialien auf Englisch oder Deutsch, sondern in vier weiteren Sprachen. Was geschieht mit den persönlichen Daten der Mitarbeiter? Die Befragung ist völlig anonym. Bei der Papierbefragung haben die Mitarbeiter ihren ausgefüllten Fragebogen in Sammelboxen geworfen, die dann zu den Projektverantwortliche Nina Blösinger. Scannern von Towers Watson gesendet und dort bearbeitet wurden. Towers Watson erhält einen Datenfile, der lediglich die Nummerncodes für die Antworten auf die Fragen pro Teilnehmer enthält. Bei der Online-Befragung hat der Teilnehmer durch die Bestätigung „Befragung absenden“ die Daten auf den Server von Towers Watson übermittelt. Auch hier wurden ausschließlich die Nummerncodes für die in der Befragung gegebenen Antworten weitergegeben. Für sämtliche Daten gelten strenge Sicherungs-, Verwahr- und Löschkonzepte sowie klare Vorschriften hinsichtlich der Zugriffsrechte. Wie lange dauert eigentlich eine Befragung dieser Größenordnung – vom Konzept bis zum Abschlussbericht? Bei einer ersten Befragung sollte aufgrund eines erhöhten Planungsaufwandes etwa ein Jahr veranschlagt werden. Bei einer Wiederholungsbefragung sind auch die in dieser Runde sehr zeitintensiven Themen „Fragebogenentwicklung“ und „Aufstellen der Organisa tionsstruktur“ deutlich schlanker. arbeiten Working / travailler / trabajar / trabalhar Scoop 2/2012 Abschied und Neuanfa Jetzt ist der Verkauf von K+S Nitrogen an den russischen Düngemittelhersteller EuroChem abgeschlossen. K+S fokussiert sich damit konsequent auf das Kerngeschäft Kaliund Magnesiumprodukte sowie Salz. Zeit für eine Bilanz: Rudolf Graf von Plettenberg, bislang Geschäftsführer von K+S Nitrogen, hat sie für uns gezogen. Herr von Plettenberg, wie haben Sie die Zeit erlebt, bevor der Verkauf von K+S Nitrogen an EuroChem bekannt wurde? Für uns als Nitrogen-Team hatte sich schon im März 2011 gezeigt, dass eine Zukunft innerhalb der K+S Gruppe un- » Es war immer eine Zuversicht zu spüren, dass es für K+S Nitrogen eine gute Zukunft gibt. « wahrscheinlich sein würde. Denn damals hatte BASF die Düngemittel-Anlagen in Antwerpen zum Verkauf angeboten und Großes Poster im Heft: unsere K+S K+S fokussiert sich konsequent auf die beiden Kerngeschäftsbereiche: Kali- und Magnesiumprodukte sowie Salz. Das verändert auch das Gesicht des Unternehmens. Wie das aussieht, sehen Sie auf unserem Poster. Wie war denn die Stimmung unter den Kollegen? Ungewissheit bietet sicherlich Spielraum für unterschiedlichste Stimmungen. Da gab es natürlich auch Sorge, wie es nach einem Verkauf weitergehen würde. Aber trotz aller Bedenken – und das hat mich beeindruckt – war immer eine Zuversicht zu spüren, dass es eine gute Zukunft für K+S Nitrogen gibt. bald darauf war klar, dass K+S diese nicht erwerben würde. Natürlich begann damit eine ungewisse Zeit. Mir war es besonders wichtig, das Team zu motivieren, mit unverändert hohem Engagement das operative Geschäft zu betreiben. Dass das gelungen ist, Rudolf Graf von sehe ich als Erfolg, Plettenberg, denn die Kollegen langjähriger Gehaben weiterhin schäftsführer der K+S Nitrogen, ist ganze Arbeit geleiszuversichtlich. tet und im Jahr 2011 ein Ergebnis erzielt, auf das sie stolz sein können. Und wie ist der Abschied für Sie persönlich? Nach zwölf sehr guten und lehrreichen Jahren bei K+S fällt es einerseits schon schwer, die Gruppe zu verlassen. Nicht zuletzt wegen der vielen guten Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen. Andererseits bin ich aber gespannt auf das Neue. Die Devise ist: Wir packen die Zukunft optimistisch an und blicken nach vorne! Welche Herausforderungen gilt es jetzt zu meistern? Abgesehen davon, dass es schwierig ist, in der engli- schen Kommunikation die sprachlichen Nuancen so zu setzen, wie in der eigenen Sprache, treffen nicht zuletzt auch unterschiedliche Mentalitäten aufeinander. Sicher wird es einige Zeit brauchen, bis wir uns bei EuroChem zu Hause fühlen werden. Die ersten Kontakte verlaufen aber positiv und wir bieten allen Mitarbeitern interkulturelle Trainings an. Toll finde ich es, zu sehen, dass die Kollegen der neuen Kultur aufgeschlossen gegen- Das ist EuroChem EuroChem ist ein weltweit führendes Unternehmen der Agrochemie und stellt vor allem Stickstoff- und Phosphatdünger her. Die Geschäftsaktivitäten des Konzerns erstrecken sich von Bergbau und Erdgasförderung bis zu Produktion, Logistik und Vertrieb. Im Erwerb der K+S Nitrogen sieht EuroChem nach dem Erwerb der BASF Düngemittel-Anlagen in Antwerpen eine logische Ergänzung, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit weltweit weiter zu sichern. www.eurochem.ru Fotos: Bernd Roselieb, Markus Hintzen (2), Volker Straub, Thinkstock, K+S Grafik: KircherBurkhardt Infografik 8 9 Scoop 2/2012 ng » mut zur veränderung? Den haben Wir! « überstehen. Einige haben sogar schon begonnen, Russisch zu lernen. Und wie sehen Sie die Chancen, die sich K+S Nitrogen durch EuroChem bieten? Ich denke, EuroChem ist für uns von allen Alternativen der beste Käufer: Die Produktportfolios ergänzen sich hervorragend. Umgekehrt bietet K+S Nitrogen für EuroChem eine perfekte Distributionsplattform für den weltweiten Verkauf der EuroChem-Düngemittel. Bei einem Neuanfang ist oft die Rede vom weinenden und vom lachenden Auge. So auch in Mannheim. Doch im Vordergrund stehen eindeutig Elan und Optimismus. » Als ich erfuhr, dass EuroChem die K+S Nitrogen erwerben würde, war ich erleichtert. Denn die Dauer der Verhandlungen hat doch an den Nerven gezehrt, obwohl die meisten von uns – dank der ausführlichen Informationen durch die Geschäftsführung – ein gutes Gefühl hatten. Die ersten Begegnungen mit EuroChem bestätigten das: Der Konzern hat eine klare Strategie, auf dem Düngemittel-Weltmarkt eine führende Rolle zu spielen. Ich finde es höchst interessant und spannend, dabei mitwirken zu können. « Jürgen Wetzel, Supply Chain » Seit ich nach meinem Studium vor drei Jahren zu K+S Nitrogen kam, hat sich das Unternehmen stark verändert und auch die Zukunft verspricht, viel Neues bereitzuhalten. Ich bin gespannt auf das, was kommt. Ich denke, dass uns EuroChem zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Das Leben, Lernen und Verändern geht also weiter! « Felicitas Niebler, Controlling » Ich habe schon einige Veränderungen miterlebt und kann sagen, dass das sehr positiv war: Zum einen wegen der interessanten, neuen Kontakte, zum anderen, weil sie das Arbeitsleben spannend und abwechslungsreich machen. Somit bin ich auch jetzt optimistisch, obwohl ein wenig Wehmut darüber mitschwingt, dass die Kontakte zu vielen geschätzten Kollegen weniger werden. Gemeinsam haben wir viel erreicht. Herzlichen Dank dafür! « Hubert Beyel, Vertrieb und Betriebsratsvorsitzender K+S Nitrogen 10 Leben Living / Vivre / Vivir / Viver Kunststoff: Am Anfang war das salz Gummistiefel, Luftballon, Bade-Insel: Kaum zu glauben, dass die Basis so vieler Alltagsgegenstände Salz ist. Aus Salz wird Chlor gewonnen – ein Vorprodukt vieler Kunststoffe und wichtigstes Standbein der chemischen Industrie. Fotos: thinkstock (7), Stills-Online, Mauritius Images (2) Von Lena Reseck W enn Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel in seinem Red Bull RB8 durch die Kurven des Hockenheimrings rast, kommt ihm nichts so nahe wie Salz. Wenn Madonna ihr 276-millionstes Album verkauft, dann geht das nicht ohne Salz. Doch die Kristalle, chemisch in ihre Bestandteile aufgespalten, sind nicht nur Teil des Herstellungsprozesses von feuerfester Unterwäsche für Rennfahrer oder von CDs. Ob Kunststoff-Fenster, Kugelschreiber, Gummistiefel, Spielzeug, Wärmedämmstoffe oder Kühlschränke: Ohne Salz gäbe es das alles nicht. Der Weg allerdings vom Natriumchlorid zum PlastikGegenstand ist lang. Er führt über ein bedeutendes Vorprodukt: Chlor. Salz muss hochwertig sein „Chlor und Natronlauge sind Grundbausteine tausender nützlicher Substanzen und Produkte“, sagt Janusz Kwasny, Leiter des Geschäftsbereichs Chlor bei PCC Rokita im polnischen Brzeg Dolny. Die Chlor-Alkali-Industrie macht allein in Europa 55 Prozent der gesamten chemischen Industrie 11 Scoop 2/2012 Auch für die Herstellung von Bade-Insel und Gummi-Ente braucht man hochwertiges Steinsalz. Chlor: eine kleine Chemiekunde Aussehen: gelbgrün Geruch: stechend Zustand bei Raumtemperatur (20 Grad Celsius): gasförmig. Unter Druck wird es flüssig. Das sind die Eigenschaften eines der wichtigsten Rohstoffe der chemischen Industrie: Chlor (Cl). Es gehört zu einer Gruppe von fünf Chemikalien, den sogenannten Halogenen. Deren besondere Eigenschaft: Sie sind Salz produzierend. Chlor ist in verschiedenen Verbindungen in der Natur reichlich vorhanden. Auch menschliche Blutzellen, die Haut und die Zähne enthalten etwas davon. aus. Insgesamt 69 Fabriken in 22 europäischen Ländern produzieren Chlor. Zehn Millionen Tonnen werden pro Jahr hergestellt – mithilfe von Salz. In den USA waren es im vergangenen Jahr elf Millionen Tonnen. Auch bei den K+S-Kunden PCC in Polen und der Solvay in Belgien wird Chlor in großen Mengen produziert. Janusz Kwasny: „Die sorgfältige Herstellung von Chlor ist nur mit einem hochwertigen Salz möglich. Also verwenden wir Steinsalz von der esco.“ Etliche tausend Tonnen pro Jahr kaufen PCC und Solvay von der K+S-Tochter ein. Eingesetzt wird es im sogenannten Membran-Verfahren, auch Chlor-Alkali-Elektrolyse genannt. Zwei Kammern sind dabei durch eine Membran voneinander getrennt. In einer der Kammern zirkuliert die Sole aus Steinsalz. Unter Zu- führung von elektrischem Strom spaltet sie sich in ihre Bestandteile auf: Chlor und Natrium. Chlorgas wird auf der einen Seite freigesetzt und gewonnen. Für Natrium ist die Membran durchlässig, es wandert also in die Nachbarkammer. Dort wird es in Verbindung mit Wasser zu Natronlauge. Kwasny erklärt: „Wir gewinnen in diesem Prozess drei Stoffe: Chlor, Natronlauge und Wasserstoff. Mit jeder Tonne Chlor, die wir extrahieren, erhalten wir gleichzeitig etwa 1.120 Kilogramm Natronlauge und 28 Kilogramm Wasserstoff. Alle drei werden in hochtechnisierten Verfahren getrennt und gewonnen.“ Schritt für Schritt zum Kunststoff Das gewonnene Chlorgas wird zunächst gereinigt und verflüssigt. Dann kaufen es Großkunden auf und verarbeiten es weiter. Aus mehr als zwei Dritteln stellen sie in weiteren Schritten Kunststoffe her, zum Beispiel Polymere, Elas- weiter auf Seite 12 » 12 leben Scoop 2/2012 Living / Vivre / Vivir / Viver „Ein Tag ohne Produkte aus Salz ist einfach unvorstellbar“ Steve Pike, Manager National Accounts bei Morton Salt in Chicago spricht über die Chlor-Produktion in den USA. Hand aufs Herz, Herr Pike, könnten Sie auf Chlor-Produkte verzichten? Es ist unvorstellbar, nur einen Tag ohne Produkte aus Chlor zu verbringen: Dann gäbe es zum Beispiel keine Flugzeug-Windschutzscheiben, keine Kontaktlinsen, keine Beschichtungen an Inlineskater-Rollen, keine Brillen, keine Stahlproduktion, keine Süßungsmittel und wir müssten auf viele Arzneimittel verzichten. In Europa ist die Herstellung von Chlor eines der wichtigsten Standbeine der chemischen Industrie. Wie ist das in den USA? Bei uns ist es ganz ähnlich. Pro Jahr produzieren wir etwa elf Millionen Tonnen Chlor. Wir gewinnen es allerdings nicht nur aus Natriumchlorid, sondern auch aus Kaliumchlorid. Beides ist mit demselben Verfahren möglich. Verwenden wir Natriumchlorid, entsteht als wich tiges Nebenprodukt Natronlauge. Nutzen wir Kaliumchlorid, erhalten wir als Nebenprodukt Kalilauge. In Europa gilt das Mem bran-Verfahren als modernste Methode zur Chlor-Gewinnung. Nutzt man in Amerika ebenfalls dieses Verfahren? Ja, wir haben 28 Membranzell-Anlagen in den USA und Kanada. Drei zusätzliche werden gerade gebaut, Im Alltag unverzichtbar: Ob Gießkanne, Stuhl oder Schuhe – überall steckt Salz drin. weitere Anlagen sind in Planung. Es gibt allerdings auch noch wenige Anlagen, die mit anderen Methoden, dem Diaphragma-Prozess und dem Amalgam-Verfahren, arbeiten. Was sind die Vorteile des Membranverfahrens gegenüber den beiden anderen Methoden? Beim Membranverfahren verbraucht man viel weniger Energie, es ist deutlich effizienter. Außerdem benötigt man dafür kein Quecksilber oder Asbest. Es ist also eine sehr umweltfreundliche Methode. Man gewinnt die Endprodukte auch extrem rein, das Chlor enthält zum Beispiel nur noch sehr geringe Mengen an Sauerstoff. Ein weiterer Vorteil: Die Entwicklung des Membranverfahrens ermöglicht es auch kleineren Unternehmen, im Chemiebereich Fuß zu fassen und mit den großen Konkurrenten mitzuhalten. Wie wird Chlor in den USA hauptsächlich weiterverarbeitet? Chlor ist unter anderem Vorprodukt für Propylen, Oxid, Epichlorhydrin, Polycarbonate und Polyvinylchlorid. Natronlauge wird in der Zellstoffund Papierindustrie verwendet, außerdem kann man damit unter anderem Waschmittel und Seife herstellen, mit Kalilauge ist das übrigens Steve Pike von Morebenfalls möglich. ton Salt in Chicago Beim Thema Chemie kann man Ihnen nichts vormachen? Dann schreiben Sie uns einfach die richtige Lösung. » tomere, Polyurethane und nicht zuletzt Polyvinylchlorid (PVC). PCC Rokita verkauft Chlor zum Beispiel an BASF, BRENNTAG oder WACKER. Das von der Solvin – einer » Chlor und Natronlauge sind Grundbausteine tausend nützlicher Alltagsprodukte. « Tochter von Solvay und BASF – im belgischen Lillo produzierte Chlor wird zu drei Kunststoffen weiterverarbeitet und zum Beispiel an BASF Antwerp durch eine Pipeline geliefert. „Unser Unternehmen stellt PVC her, hauptsächlich für Wasserleitungen und Verpackungen“, sagt Yannick Vandendael, Geschäftsführer Industrial Affairs and Supply Chain bei Solvin. „Bei unseren Kunden im belgischen Zandvliet zum Beispiel wird Chlor zu Polyurethanen weiterverarbeitet. Auch Lösungsmittel und Farben enthalten Kunststoffe. “ Selbst die Natronlauge wird verkauft und verarbeitet. Janusz Kwasny: „Viele Branchen nutzen sie. In manchen Bereichen vermutet man das gar nicht, wie beispielsweise bei der Lebensmittelindustrie.“ Hier wird sie gereinigt und – hochgradig verdünnt – in den Backstuben als Brezellauge verwendet. Welches wichtige Nebenprodukt entsteht bei der Herstellung von Chlor? Wählen Sie a oder b. a) Schwefelsäure b) Natronlauge Eigentlich ist das Gewinnen hier ganz einfach. Man muss sich nur ein bisschen auskennen mit Chemie oder unseren Artikel lesen. Beantworten Sie die Frage und senden Sie Ihre Lösung bitte bis 10. August 2012 per Postkarte oder E-Mail. Die ei- Tolle Preise! Die Mühe lohnt sich: Als 1. Preis gibt es eine BadeInsel zu gewinnen. Der 2. Preis: bunte Badeschuhe in Ihrer Größe. Der Drittplatzierte bekommt einen Zauberwürfel. gene Anschrift samt Bezeichnung Ihrer Tätigkeit dazu und ab geht die Post an: Scoop Redaktion K+S Aktiengesellschaft Kommunikation und Medien Bertha-von-Suttner-Straße 7 34131 Kassel oder: [email protected] Fotos: thinkstock (3), iStockphoto, Leslie Garland Picture Library/Alamy, K+S, PR Mitmachen und gewinnen! 13 Als wache sie über eine gute Ernte, so steht die marmorne Madonn a am Rande des Reisfeldes. Hier gedeiht das, was Gino Possi und seine Frau Andreina verkaufen. Ihr Laden liegt in Vercelli, der Hauptstadt des italienischen Reisanbaus. Die REiskönige aus dem Abendland Im Frühsommer gleichen sie einem smaragdgrünen Meer: die überfluteten Reisfelder im Schwemmland der oberitalienischen Poebene. Die wenigsten wissen, dass hier das größte Reisanbaugebiet Europas liegt. Fotos: Emily Pinna (4) Von Christin Bernhardt D er Wind kräuselt die scheinbar endlose Wasseroberfläche, in der sich der Himmel spiegelt. Außer dem entfernten Kläffen eines Hundes und dem Rauschen in den Pappelhainen ist nichts zu hören. Ruhig ist es auf den Feldern rund um die Cascina Brarola, dem Hof der Brüder Gasparotto. Als wache die Madonna am Rande des Feldes nicht nur über die gute Reisernte, sondern auch über den Frieden des Hofes. Die Cascina Brarola, nahe dem lombardischen Städtchen Vercelli, ist einer von 4.770 Höfen, die Italien mit einer Million Tonnen Ertrag zum größten Reisproduzenten Europas machen. Vor 800 Jahren – ob durch die Spanier oder die arabischen Herren Siziliens – gelangte das Getreide nach Italien. Im feuchtwarmen Klima der wasserreichen Poebene boten sich optimale Bedingungen für den Anbau. Mönche aus dem Zisterzienserorden waren es, die im 15. Jahrhundert auf Geheiß des Herzogtums Mailand ein Netz von Kanälen anlegten und den Reis hier erstmals kultivier- ten. „Doch in den letzten 50 Jahren hat sich der Anbau stärker verändert als in den 800 Jahren zuvor“, weiß Pietro Gasparotto. Gerade kommt er zurück vom Feld, wo er im Frühnebel die zarten Halme gedüngt hat. Sein Traktor ist ein beeindruckendes Gefährt: Statt der üblichen breiten Reifen besitzt er Stahlscheiben, die mit ihren Zacken an eine Kreissäge erinnern. „Gummireifen gehen nicht“, sagt Pietro. Die würden den Boden ruinieren. Vor der Aussaat hat Pietro diesen durch spezielle Stahlwalzen und mithilfe von Lasertechnik so eingeebnet, dass auf der gesamten Fläche des Feldes nicht mehr weiter auf Seite 14 » 14 leben Scoop 2/2012 Living / Vivre / Vivir / Viver Anbaugebiete Italien Das größte Reisanbaugebiet Europas erstreckt sich über Lombardei und Piemont. Vercelli gilt als Hauptstadt des Reisanbaus. Pavia Novara Vercelli Lombardei Gazzo Verona Isola della Scala Piemont Italien » als drei Zentimeter Höhenunterschied bestehen. „Nur so bekomme ich beim Fluten eine ebenmäßige Wasserschicht. Die braucht der Reis zum Keimen, denn sie sorgt für eine gleichmäßige Temperatur.“ Nach dem ersten Keimen werden die Felder kurz trockengelegt. „Dadurch kräftigen sich die Wurzeln.“ Bis zu vier Mal wird das Wasser während eines Wachstumszyklus abgeleitet. Auch zum Düngen. Pietro wendet schon seit Jahren den Kalidünger von K+S an. Wichtig sei ihm, dass der Dünger nicht staubt. Staub sei fatal, denn der verätze die zarten Blätter der Pflänzchen „und bei K+S kann ich mich auf die Qualität verlassen“, sagt Pietro. Die Brüder Gasparotto haben sich auf den Anbau spezieller Sorten konzentriert. Zum Beispiel auf den Carnaroli. Dieser zählt zu den stärkehaltigen Risotto-Sorten, die beim Kochen ihre typisch cremige Konsistenz entwickeln. „Damit beliefern wir Kunden in ganz Italien und auch außer Landes“, erzählt Roberto, der sich vor allem um die geschäftlichen Angelegenheiten und die Vermarktung kümmert. Für die Brüder ist ihr Beruf zugleich Berufung. In den vergangenen Jahren haben sie nicht nur ausgewählte Produkte wie Pasta, Gebäck oder Vollkornspezialitäten aus Reis entwickelt, sondern auch Qualitätszertifikate erhalten. Unter anderem das begehrte Siegel: „Riso di Qualità » Bis zu vier Mal werden die Felder zwischen Säen und Ernten geflutet und trockengelegt. « Superiore“ (Reis von hervorragender Qualität). Kein Wunder also, dass auch bekannte Restaurants und Feinkosthändler von hier ihre Produkte beziehen. So auch Francesco Pasquino. In seinem ebenso urigen wie stilvollen Restaurant „Villa Sant Espedito“ inmitten des Anbaugebiets zaubert die Köchin Silvia Rossi ihre Spezialitäten. Zu dieser Jahreszeit besonders gern das Risotto con Asparagi Verdi (Risotto mit grünem Spargel). Ihr Geheimnis für den perfekten Genuss: „Passione!“ Leidenschaft – was sonst? Aber nicht nur in Restaurants spielt der Reis eine Hauptrolle: In Vercelli, der Hauptstadt des Reisanbaus, hat jede Familie ihr eigenes Spezialrezept. 480.000 Tonnen werden um Vercelli herum jedes Jahr produziert und der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in der Region bei stattlichen zehn Kilo pro Jahr. Die Variationen reichen von bodenständigen Rezepten weiter auf Seite 16 » Schöpft aus dem Vollen: Landwirt Pietro Gasparotto lässt an seinen Reis nur Kalidünger von K+S. 15 Scoop 2/2012 Reis wird auch das Korn des Lebens genannt – zu Recht Risotto alla Salsiccia Frühe Funde Reis ist eine der ältesten Kulturpflanzen. Sie wurde schon vor 12.000 Jahren am südlichen Himalaya angebaut. Alexander der Große brachte sie vor 2.500 Jahren nach Europa. Auf den Feldern des Reisforschungszentrums experimentieren Agronomen mit neuen Züchtungen. In der „Villa Sant Espedito“ zaubert Köchin Silvia Rossi köstliche Gerichte. Hier ein Rezept zum Nachkochen Eine Zwiebel und eine Knoblauchzehe mit 150 Gramm gewür felter, würziger Wurst (z. B. Salsiccia) in Butter anbraten. 200 Gramm RisottoReis (z. B. Carnaroli) hinzufügen und glasig anschwitzen. Mit 100 ml Weißwein ablöschen. Etwas einkochen lassen und unter gelegentlichem Rühren nach und nach 500 Gramm Fond hinzufügen (z. B. vom Kalb oder Rind). Der Reis sollte dabei immer knapp mit Flüssigkeit bedeckt sein. Wenn der Risotto eine cremige Konsistenz erreicht hat, und das Korn dabei noch bissfest ist, vom Feuer nehmen, gehack t e Kräuter (z. B. Rosmarin, Petersilie und Thymian) dazugeben. Butter und Parmesan untermischen und genießen. der Weg des Korns Vom Säen bis zur Ernte vergehen vier bis sechs Monate: So entwickelt sich der Keimling bis zur reifen Rispe. Traktoren für den Reisanbau haben Räder aus Stahl. „Sonst ruinieren sie den Boden“, weiß Roberto Gasparotto. mai Unter der Wasseroberfläche entwickelt sich das Blatt Hier wird geschlemmt: Bei der jährlichen „Festa del Risotto“ in Gazzo Veronese gehen 4.000 Risotti über den Tresen. juni juli Das Blatt verzweigt sich. Halm und Wurzelsystem bilden sich aus Die wichtigste Wachstumsphase des Halmes hat begonnen august Blüten bilden sich. Bienen, Vögel und Wind übertragen die Pollen april september Im gleichmäßig warmen Wasser beginnt es zu keimen Jetzt naht die Ernte: In den Rispen reichert sich die Stärke an Fotos: Emily Pinna (5), Davide Erbetta / SIME / Bildagentur Schapowalow, akg / De Agostini Picture Lib., Corbis, thinkstock Grafik: KircherBurkhardt Infografik Fakten rund um den Reis Scoop 2/2012 Living / Vivre / Vivir / Viver Bitterer Reis Glückssymbol MOderner Anbau So der Titel des legendären Films von Giuseppe de Santi, der den Reisarbeiterinnnen (Mondine) ein Denkmal setzte und Silvana Mangano (ganz rechts) zur Ikone machte. Reis hat eine hohe symbolische Bedeutung. Im alten Japan galt er früher als heilig. In vielen Ländern soll er – über Hochzeitspaare geworfen – Glück und Segen bringen. Heute gedeiht das Getreide dank moderner Anbautechniken und bedarfsgerechter Düngung besser denn je und ist für drei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt das Hauptnahrungsmittel. Vialone Nano Der Kern der beliebten Risotto-Sorte mit den oval gedrungenen Körnern bleibt beim Zubereiten bissfest. Granne Deckspelze Mehlkörper PAtna Die Körner sind lang, dünn und durchsichtig und bleiben beim Kochen körnig und locker. Silberhäutchen Keimling CArnaroli Klassischer Risottoreis, der beim Kochen cremig wird. Die ovalen Körner bleiben dabei bissfest. BAsmati Basmati heißt auf Hindi „Duft“: aromatischer Langkornreis, der aus Afghanistan stammt. » mit Wurst bis hin zu ausgefallenen Gerichten mit Froschlaich und Kalbsleber. Auf der Piazza in Vercelli herrscht buntes Markttreiben. Über dem Trubel wacht hoch erhobenen Hauptes die Marmorstatue des Grafen Camillo Benso di Cavour. Seinem Leibesumfang nach zu urteilen wusste auch er ein gutes Risotto zu schätzen. Den besten Reis dafür gibt es in einer kleinen Seitengasse: Dort befindet sich der Laden von Gino Possi und seiner Frau Andreina. Von der Decke baumeln Küchengeräte und alte Werkzeuge für die Feldarbeit. Ginos Mutter hat diese noch selbst benutzt. Sie gehörte zu den 260.000 Mondine (Jäterinnen), die bis in Halmansatz Das Reiskorn Keimling, Silberhaut und Randschichten enthalten besonders viele Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente sowie verdauungsfördernde Ballaststoffe. Noch bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts schufteten die Mondine zwölf Stunden täglich in den Reisfeldern die 1950er-Jahre hinein morgens um vier Uhr in die Plantagen zogen. Knietief im Wasser, geplagt von schwüler Hitze und Myriaden von Mücken, hieß es für die Frauen zwölf Stunden lang Hacken, Jäten und Bücken. Giuseppe De Santis’ Film „Bitterer Reis“ setzte den Mondine ein Denkmal und machte die bildschöne Silvana Mangano in der Hauptrolle zu einer Ikone der Filmgeschichte. „Die Tage des bitteren Reis sind Gott sei Dank längst gezählt“, sagt Gino. Und in der Tat: Während ein Hektar Reis im Jahr 1939 noch 1.028 Stunden Arbeit kostete, sind es heute 50. Der Reis selbst gedeiht jedoch dank hoch entwickelter Anbaumethoden und bedarfsgerechter mineralischer Düngung besser denn je. Das ist auch der Grund, weshalb sich viele asiatische Geschäftsleute in den Straßen von Vercelli tummeln: Sie kommen nicht, um die zahlreichen historischen Bauten und Kunstwerke zu bestaunen, sie haben vorrangig eines im Sinn: Reis kaufen. Kurze Lieferzeit für Dünger Verona: Die Heimat von Romeo und Julia ist Sitz von K+S Italia In Verona spielt nicht nur Shakespeares bekanntes Liebesdrama, die Stadt gilt als die Landwirtschaftsmetropole Oberitaliens. Dr. Hermann Bätz ist Geschäftsführer der hier ansässigen K+S Italia. Er ist mit dem Reisanbau bestens vertraut. „Der intensive Austausch mit Landwirten ist für uns selbstverständlich“, sagt der promovierte Agrarwissenschaftler, „nur so lernen wir die Bedürfnisse unserer Kunden kennen und können sie entsprechend bedienen.“ Zum Beispiel legten die Landwirte Wert auf eine hohe Verfügbarkeit der Ware bei relativ kurzen Anfahrtswegen und bezögen 80 Prozent der Düngemittel bevorzugt in Säcken und Big Bags, die somit im Frühjahr bewegt werden müssen – eine große Herausforderung. Abgesehen vom Service ist Bätz auch der Austausch mit Beratern und Kollegen aus der Forschung ein Anliegen. Auf den Feldern des Reisforschungsinstituts „Ente Nazionale Risi“ in Castello D’Agogna prüft er mit seinem dort tätigen Kollegen Marco Romani eine neu gezüchtete Varietät. „Die Forschung bringt die Anbaumethoden kontinuierlich voran und leistet zudem wichtige Beiträge für eine bedarfsgerechte Düngung“, erklärt Bätz. Im Institut finden regelmäßig Lehrgänge statt. Davon profitieren Landwirte und Berater gleichermaßen. Dr. Hermann Bätz (rechts) mit Marco Romani im Feld des Forschungsinstituts Fotos: Emily Pinna, dpa, Getty Images, KircherBurkhardt (4) Grafik: KircherBurkhardt Infografik 16 leben Lernen 17 Learning / Apprendre / Aprender / Aprender Se ri e Atemschutz unter Tage: der Aus de K+S-W e r lt selbstretter Ohne dieses Gerät fährt kein Bergmann nach unter Tage. Wir zeigen und erklären die in den USA und Kanada genutzte Variante – einen Filter-Selbstretter vom Modell MSA W 65. metallhalterung Eine schmale Edelstahlverbindung zwischen Ausatemventil und Nasen klemme sorgt dafür, dass beim Auspacken alles zusammenhält. ausatemventil Die Ausatemluft tritt durch das feder belastete Ausatemventil aus dem Gerät. nasenklemme Die Klemme aus Gummi verhindert im Notfall, dass giftige Substanzen über die Nase eingeatmet werden. wärmetauscher Hohe Lufttemperaturen werden hier auf ein erträgliches Niveau abgekühlt. Ausatemluft wandert ebenfalls wieder durch den Wärmetauscher zum Aus atemventil. mundstück Durch die Öffnung des Mundstücks (latex frei) atmet man ausschließlich aufbereitete Luft (frei von Kohlenmonoxid) ein. grobstaub-filterbeutel Der Filter-Selbstretter funktioniert nicht unabhängig von der Umge bungsluft. Er nutzt sie, macht sie aber unschädlich. Der GrobstaubBeutel aus Baumwolle hält Staub und Rußpartikel zurück. Feine Parti kel werden dann vom Staubfilter (siehe links) aufgefangen. kinnstütze Die Stütze sorgt für den richtigen Sitz des Gerätes am Mund. Die Hände bleiben frei. co-Katalysator Im Inneren des Selbstretters: Der Oxidationskatalysator wandelt schädliches Kohlenmonoxid in Kohlendioxid um. Aktivkohle-Entfeuchter Aktivkohle bindet im Filterinneren die Feuchtigkeit der eingeatmeten Luft. staubfilter Fotos: KircherBurkhardt, Volker Straub Feinste Partikel werden im Inneren aufgefangen, damit sie nicht in die Atemluft gelangen. Sauerstoff für eine Stunde Deutsche Geräte funktionieren durch eine chemische Reaktion. Die in Deutschland eingesetzten so genannten Sauerstoff-Selbstretter der Firmen Dräger (Modell Oxy K 50) und MSA AUER (Modell SSR 90, kleines Foto) setzen im Bedarfsfall eine chemische Reaktion in Gang. Dabei wird im Selbstretter sekundenschnell Sauerstoff freigesetzt. Der Bergmann atmet durch einen edelstahlgehäuse kopfband Das luftdichte Gehäuse schützt Katalysator und Filter im Inneren. Das Gesamtgewicht des Selbstretters beträgt ungefähr 1,2 Kilogramm. Im Notfall wird der Selbst retter am Kopf fixiert. Beim Öffnen des Gehäuses kommt das Kopfband zum Vorschein. Schlauch. Das passiert unabhängig von der Umgebungsluft. Der Sauerstoff reicht circa eine Stunde – Zeit, um den Gefahrenort sicher verlassen zu können. Das ist ein ganz anderes Verfahren als das der Geräte in den USA und Kanada. Denn diese Filter-Selbstretter wandeln im Notfall schadstoffhaltige Umgebungsluft in Atemluft um. Im Notfall immer dabei: der Sauerstoff-Selbstretter. 18 lernen Scoop 2/2012 Learning / Apprendre / Aprender / Aprender was pflanzen wollen Damit sie gedeihen, brauchen Pflanzen Sonnenlicht, Wasser und – Nährstoffe. Diese Erkenntnis bereitete der mineralischen Düngung den Weg. W as haben unsere Vorfahren nicht alles getan: Sie verteil ten Sandstein, Ton oder Tang, setzten schnell wachsende Pflanzen zur Unterdrückung von Unkraut ein, streuten Tierexkremente und führten die Dreifel derwirtschaft ein. All das, um den Boden fruchtbar zu halten, ihm wiederzugeben, was durch die Ernte genommen wurde: wertvolle Mineralstoffe. Dass Pflanzen lebensnotwendige Nähr stoffe brauchen, erkannte und formulier te erstmals der Agrarwissenschaftler Carl Sprengel. 1828 identifizierte er zwölf Stof fe, darunter Kalium, Magnesium, Stickstoff und Calcium – die Pflanze nimmt sie aus dem Boden auf. Der deutsche Chemiker Jus tus von Liebig griff Sprengels Forschungser gebnisse auf und vertiefte sie: Er erkannte anorganische Stoffe als Nahrung für Pflan zen, einfache Salze und Säuren. Das von ihm formulierte „Gesetz des Minimums“ be sagt, dass Wachstum und Ertrag der Pflan zen von dem Faktor begrenzt werden, der sich im Minimum befindet. Das heißt: Je der Nährstoff muss in der optimalen Men ge vorhanden sein, um dem Wachstum zu dienen. Illustration: Roman Bittner/Apfel Zet Wie sollte die immens wachsende Bevölkerung ernährt werden? Damit war die Antwort auf eine bren nende Frage gefunden: Wie sollte die seit der Industrialisierung um Mitte des 19. Jahr hunderts immens wachsende Bevölkerung ausreichend mit Nahrung versorgt werden? Durch gezielte Versorgung der Pflanzen mit mineralischen Düngemitteln. Mit seiner Er kenntnis, dass Pflanzen Stickstoff, Phosphat und Kalium benötigen, bereitete Liebig den Weg für alle wesentlichen Entdeckungen der Düngemittelindustrie. Davon profitierte die unter chronischer Lebensmittelknapp heit leidende Bevölkerung in besonderem Maße. Im Ergebnis vervielfachten sich die Ernteerträge. In Deutschland stieg die land wirtschaftliche Produktion zwischen 1873 und 1913 um beachtliche 90 Prozent! Das waren die Anfänge: Heute wäre Landwirtschaft ohne hochwertige mine ralische Düngemittel, wie die der K+S KALI GmbH, nicht vorstellbar – und noch weni ger eine Zukunft, in der im Jahre 2050 vor aussichtlich 9 Milliarden Menschen leben werden. Für die Nährstoffansprüche unter schiedlichster Böden und Pflanzen stellt K+S aus kalium- und magnesiumhaltigen Roh salzen das passende Produkt her. wichtigste nährstoffe Stickstoff (N) steuert das Pflanzenwachstum. Phosphor (P) beeinflusst den Stoffwechsel, fördert die Blüten- und Fruchtbildung. Kalium (K) reguliert den Wasserhaushalt, macht widerstandsfähiger gegen Frost, Trockenheit, Pilze, Schädlinge. Magnesium (Mg) steckt im Chlorophyll und ist unentbehrlich für die Photosynthese. Schwefel (S) dient dem Eiweißaufbau und hilft bei der Bildung von Kohlehydraten, Vitaminen, Enzy men und Geschmacksstoffen. Schritt 1 Wachstum Damit sie gedeihen, brau chen alle Pflanzen zunächst Wasser und Sonnenlicht. Auch die Kartoffel ist auf die Kombina tion aus Feuchtig keit, Wärme und Licht angewiesen. Schritt 2 Geschichte des Düngens Hungersnöte, spektakuläre Entdeckungen, industrielles Wachstum: der lange Weg vom Mergel bis zum hochwertigen Mineraldünger Reife Lebenswichtig für das P flanzenwachstum sind zusätzlich Nährstoffe. Die Pflanzen nehmen sie über ihre Wurzeln aus der Erde auf. missernten im mittelalter suche nach neuen wegen Hungersnot Man düngt den Bo den mit Tierexkrementen, Mer gel (Kalk-Ton-Mischung), Tang. Das genügt nicht. Immer wieder gibt es schlimme Hungersnöte wegen Missernten. Agrarwissenschaft Carl Spren gel weist nach, dass Pflanzen sich von zwölf wichtigen Mine ralien ernähren. Die Lösung für den gestiegenen Nahrungsbe darf in der Industrialisierung? 19 Scoop 2/2012 historie: Erste produktion von Kali-düngemittel Visionär: Justus von Liebig Bergwerke Erst durch den Bau der ersten Kalibergwerke der Welt in den 1860er Jahren in der Nähe von Staßfurt war Kali in großen Mengen als Düngemittel verfüg bar. Das löste in der ehemals länd lichen Gegend eine kleine indust rielle Revolution aus. „Es wird eine Zeit kommen, wo man den Acker, wo man jede Pflanze, die man da rauf erzielen will, mit dem ihr zukom menden Dünger versieht, den man in chemischen Fabriken bereitet.“ Dies schrieb der deutsche Chemiker Jus tus von Liebig (1803 bis 1873) in seinem epochalen Werk „Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiolo gie“ von 1840. Seine Erkennt nisse über die Bedürfnis se von Pflanzen, die er zum Teil von Vorgängern über nahm und weiterentwickel te, machten ihn zum Erfinder der mineralischen Düngung, zum Reformator des Feldbaus. Vie le berühmte Schüler folgten seinen Lehren und entwickelten sie weiter. Schritt 4 Düngung Mineralische Düngemittel füllen die Lücke zielgerichtet auf und geben dem Boden genau die Nährstoffe zurück, die die Pflanzen brauchen. Schritt 3 Ernte Der Feldanbau des Menschen unterbricht den natürlichen Kreis lauf. Mit der Ernte werden die Bo dennährstoffe vom Feld getragen. Nur ein Teil gelangt mit organi schen Düngern in den Boden zu rück. Die Folge: Schon nach einigen Ernten wäre der Boden ausgelaugt. aufbruch in kali-industrie Entscheidender Schritt Justus von Liebig formu liert das berühmte „Gesetz des Minimums“, ebnet den Weg für Herstellung mine ralischer Düngemittel. Reise zum Salz unter der Erde Unter Tage Erste Düngemittelfabriken in Deutschland entstehen. 1856 Entdeckung kalihaltiger Salze in Staßfurt. 1861 Inbetriebnahme der ersten Kalibergwerke der Welt (bei Staßfurt). Bodenanalyse modern Bestandsaufnahme Keine Düngung ohne vorherige Bodenanalyse: Die K+S KALI GmbH betreut rund 140 Feldversu che weltweit. Aus den Ergebnissen ent wickeln die Forscher Düngungsemp fehlungen über Nährstoffmenge und Zu sammensetzung sowie Düngezeitpunkt. Eine wichtige Rolle spielt die Analyse des Nährstoffgehalts im Boden. Experten sind weltweit im Einsatz, um Versuche vor Ort zu begleiten. Anstieg der produktion Aufwärts Die agrarische Produktion in Deutschland steigt in den Gründerjah ren der Kaliindustrie um 90 Prozent. Unter Kaiser Wilhelm II. ist das Deutsche Reich bis 1918 einziger Kaliproduzent weltweit. 20 lernen Learning / Apprendre / Aprender / Aprender Scoop 2/2012 Wie sag ich’s meinen Mitarbeitern? Fast jeder Mitarbeiter im Unternehmen weiß, dass es sie gibt. Führungsleitlinien gehören zu den strategischen Wegweisern für Chefs im Umgang mit ihren Mitarbeitern. Aber wie lassen sich diese Prinzipien in den Berufsalltag übertragen? D as Wort ist abstrakt: Führungsleitlinie. Vier davon gibt es bei K+S und sie sind Teil der Vision und Mission – also des Selbstverständnisses – des Konzerns. Einer der Kernsätze für Führungskräfte der K+S Gruppe geht so: „Miteinander reden und sich gegenseitig vertrauen.“ Das hört sich gut an und wohl niemand wird diesem Ideal des tagtäglichen Miteinander widersprechen. Aber was heißt das denn nun konkret für den Chef? Und wie kann er diesen Grundsatz Je besser die Führungskräfte geschult sind, um so erfolgreicher ist ein Unternehmen. bildet werden. Wann man sich wie verhalten sollte, sollen die Chefs in Trainings lernen. „Je besser die Führungskräfte geschult sind, umso erfolgreicher ist auch das Unternehmen“, sagt Holger Blannarsch, Personalleiter K+S. Deshalb sind im vergangenen Jahr Seminare und Workshops zur Umsetzung der Führungsrichtlinien im Alltag gelaufen. Allerdings waren das keine Standardprogramme. Für die 1.200 Führungskräfte der K+S KALI GmbH wurde von externen Beratern ein 3-Phasen-Seminar entwickelt. Um sich auf ihre Klientel so gut wie möglich einstellen zu können, sind die Trainer zum Beispiel zuvor in eine Grube eingefahren und haben sich den Betrieb unter Tage angeschaut. im dienstlichen Alltag zur Regel erheben? „Diese Leitlinien sagen tatsächlich nichts über das reale Verhalten in Führungssituationen“, bestätigt Sebastian Fröhlich, Referent Personalentwicklung in Kassel. „Dafür sind sie auch gar nicht da. Sie weisen die Richtung, damit alle Führungskräfte im Unternehmen wissen, nach welchen Regeln gespielt wird.“ Die individuelle Situation im Team oder in der Abteilung kann nicht in allgemeinen Regeln abge- Fotos: Volker Straub (3), Mike Ging, Daniel Lukac, Patricio González Was macht uns einzigartig? Will ein Unternehmen am Markt bestehen und wachsen, muss es für sich zwei wichtige Fragen beantwor ten: Was und wohin wollen wir? Wie wollen wir das erreichen? Das eine ist die Vision. Das andere die Mis sion. Für K+S lautet Antwort 1: Wir wollen Quelle für Wachstum und Leben durch Nährstoffe und Mine ralien sein. Antwort 2: Um das zu erreichen, bestimmen festgelegte Grundwerte und Verhaltensgrund sätze unser Handeln. Dazu gehören auch die Führungsleitlinien. Weitere Informationen gibt es unter www.k-plus-s.com/de/vision-undwerte Melissa Hadley, Betriebsleiterin in Glendale, Morton Salt Gutes Vorbild sein Ich halte diese Art von Workshops für ein ausgezeichnetes Lernfeld. Wenn sie hier in den USA angeboten werden, dann bin ich sofort dabei. Eine gute Führungskraft sollte immer mit gutem Beispiel vorangehen. Zugleich muss sie den Mitarbeitern deutlich machen, was von ihnen erwartet wird. Entscheidend ist es, eine Vision für die jeweilige Einheit zu entwickeln und dann für die entsprechenden Ressourcen zu sorgen. Sehr wichtig ist es aber auch, als Mensch ansprechbar zu sein. Bei Kummer oder auch Freude: Präsenz und Nähe zum Team sind unersetzlich. Marie-José PARENT, Assistentin der Geschäftsführung, K+S KALI France, Reims georg Pietsch, Leiter Energieund Elektrotechnik, KAssel Wissen, das im Alltag hilft Dieser Reality-Workshop war eines der besten Seminare, an denen ich teilgenommen habe. Ich habe viel über Mitarbeiterführung und verantwortliche Personalentwicklung gelernt. Dieses Wissen half mir ganz konkret: Ich konnte zwei Kollegen für eine Aufgabe in Kanada begeistern, sodass sie mit ihren Familien dort hingehen werden. Zugleich konnte ich die verbleibenden Mitarbeiter motivieren, die Aufgaben der Kollegen zusätzlich zu übernehmen. Nachfragen verhindert Missverständnisse Es ist nicht einfach, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Deshalb war das Rollenspiel besonders heraus fordernd. Es hat mit gezeigt, wie wichtig Zuhören und Nachfragen sind, um sicherzugehen, dass man sich wirklich verstanden hat. Mir ist Folgendes bewusst geworden: Wenn ich mich auf den Mitarbeiter konzentriere, ihn zunächst sprechen lasse, ihm zuhöre und ihm vertraue, dann schenkt er mir auch sein Vertrauen. Und dann kommen wir zu einem gemeinsamen erfolgreichen Ergebnis. 21 Scoop 2/2012 Alejandro Fuentes Herrera, Sub-Operations Manager in PAtillos Gemeinsam exzellente Ergebnisse erzielen Den Auftakt der Schulung bildete jeweils eine dreistündige Veranstaltung am Gut, dass es an den K+S-Standorten in Standort mit allen Führungskräften, die Deutschland und Frankreich diese Art von dort arbeiten. Später folgte ein zweitägiTrainings bereits gibt. So lernt man, gemeinger Workshop. „So waren alle Betroffenen sam an einem Strang zu ziehen. Wie wichtig auf dem gleichen Stand und das schafft das ist, konnte ich bei uns in Patillos erleben: ein motivierendes Gemeinschaftsgefühl“, Erst mussten wir unsere Organisationsstrukhat Sebastian Fröhlich beobachtet. Das tur wesentlich effizienter gestalten, um so die habe sich dann auch in den Workshops Produktion und Verschiffung steigern zu könfortgesetzt. Dort lernten die Teilnehmer nen. Dabei haben das Management und alle in Rollenspielen, wie sie typische SituatiMitarbeiter ihre Energie in das Projekt geonen und Probleme lösen können. „Imsteckt und großartig kooperiert. Das Resultat mer mit den Führungsleitlinien im Hinterkann sich sehen lassen: Ein Rekordgewinn. kopf“, so Fröhlich. Allen Führungskräften der K+S KALI GmbH – vom Steiger bis zum Einheitenleiter – wurde die Teilnahme angeboten. 120 Veranstaltungen gab es insgesamt. Für knapp 100 Führungskräfte der Holding hingegen hatte die Abteilung Personalentwicklung ein für K+S in Deutschland bislang einmaliges Training durchführen lassen. „Nichts ist spannender als das wahre Leben“, sagt Fröhlich. Deshalb bekamen die Vorgesetzten auch ein beinhartes Reality-Training. In einem leer stehenden Bürogebäude wurde ein fiktives Unternehmen eingerichtet; mit voll ausgestatteten Büroräumen, Briefpapier und Fuhrpark. Frank C. Firnkes, Bereichsleiter Globale Logistik Strategie, KAssel Die Mitarbeiter waren allerdings Aktoren, Schauspieler. Dazu kamen Trainer. Diese Firma sollte – so erfuhren die Trainingsteilnehmer zu Beginn – in die K+S Gruppe eingebunden werden. Innerhalb von drei Tagen. „Praxisnäher kann man Führung nicht lernen“, ist sich Sebastian Fröhlich sicher. „Vielleicht war deshalb das Echo auf die Für knapp 100 Führungskräfte wurde ein in dieser Form in Deutschland einmaliges Reality-Training durchgeführt. Trainings so groß“, ergänzt Holger Blan narsch zufrieden. Durch die lebensnahen Situationen hätten die Kollegen richtiges Führungsverhalten intensiver und wirkungsvoller üben können, als das bei herkömmlichen Seminaren möglich sei. Damit noch mehr Führungskräfte lernen können, wie sie aus den abstrakten Leitlinien lebendige Alltagskultur machen können, sind diese in die regulären Fortbildungsseminare eingebettet. Erfahrung schützt vor Fehlern nicht Mir persönlich wurde beim Reality-Seminar vor Augen geführt, wie leicht man – auch mit langjähriger Führungserfahrung – zu Fehlverhalten manipuliert werden kann. Diese Erkenntnis war wohl das Wichtigste. Ich habe viel über meine eigenen Verhaltensweisen gelernt. Auf schwierige Situationen im Alltag kann ich durch die neuen Erfah rungen und Einsichten gelassener reagieren. Guido Kamm, Leiter Einkauf, Material- & Lagerwirtschaft im Werk Werra Viel Anregung für persönliches Verhalten Besonders hat mir die Diskussion und Gruppen arbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten Fachbereichen des Werkes gefallen. Hierdurch konnte ich nicht nur mein kollegiales Netzwerk erweitern, sondern mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, miteinander zu kommunizieren und sich gegenseitig zu vertrauen, um gemeinsam Ziele zu erreichen. Ich halte mich konsequent an die Führungsleitlinien. Das hilft mir und meinem Team, aktiv und positiv mit Veränderungen umzugehen. 22 lernen Scoop 2/2012 Learning / Apprendre / Aprender / Aprender Vorbereitung Alle Gesprächspartner wissen, wie die Technik funktioniert. Verbindung Alle Teilnehmer schalten sich zu. Der virtuelle Raum füllt sich. Login Successful Testing Connection Zusatzgeräte Für einen störungsfreien Ablauf müssen Mobilgeräte ausgeschaltet sein. In wenigen Minuten um die Welt Konzentration Die Gesprächsteilnehmer gehen höflich und respektvoll miteinander um. Blickkontakt Wer spricht, schaut auf den Monitor. Darüber steckt die Kamera. Aussprache Wer spricht, redet deutlich in Richtung Mikrofon und Kamera. Über Zeitzonen und Kontinente hinweg können K+S-Mitarbeiter auch per Video miteinander kommunizieren. Damit das Gespräch für alle Beteiligten zum gewünschten Erfolg führt, sind wichtige Regeln zu beachten. E ine K+S-Mitarbeiterin aus Kassel, ein SPL-Mitarbeiter aus Santiago de Chile und ein Kollege von Morton Salt in Chicago sitzen sich in einer Besprechung gegenüber. Obwohl die Zusammenkunft virtuell ist, also sich alles am Bildschirm abspielt, treten die Beteiligten auf so reale und naturgetreue Weise miteinander in Verbindung, dass der Eindruck entsteht, sie säßen im selben Raum – selbst wenn sie sich Tausende Kilometer voneinander entfernt befinden. Möglich ist diese Form globaler Kommunikation durch modernste Videosysteme. Seit anderthalb Jahren nutzt die K+S Gruppe die Ausstattung der Firma Cisco. Es gibt insgesamt 13 Videokonferenz-Systeme, bei Potash Canada in Saskatoon, bei der Nash und bei Morton Salt in Chicago, bei der ISCO Die Welt wird kleiner: K+S nutzt für Videokonferenzen das moderne System von Cisco. GEsprächsende Ist die Konferenz beendet, folgt ein freundlicher Abschied. Technik: Und so geht’s Ein Computer koordiniert die Gesprächstermine. Per E-Mail buchen sich Mitarbeiter in die Videoräume ein. Der Compu ter antwortet binnen 15 Minuten. Zum Starten der Konferenz genügt ein Knopfdruck am Telefon. HDKameras an den Bildschirmen (37– 65 Zoll) und Tischmikros schalten sich ein. Sprache und Bilder werden online synchron übertragen. Zum Abschalten nur die Austaste am Telefon drücken. in Clarks Summit, der SPL in Santiago, bei K+S in Kassel und der esco in Hannover. Weitere sollen folgen. Die Vorteile liegen auf der Hand: „Wir können damit Zeit und Aufwand der Mitarbeiter sowie Reisekosten sparen“, sagt Norbert Deike, von der K+S IT-Services GmbH, verantwortlich für die Infrastruktur der Rechenzentren. „Und es ist einfach zu bedienen.“ Sprache und Bilder werden synchron übertragen. Es gibt keine Verzögerungen. Kameras und Mikrofone stellen sich automatisch auf die sprechende Person ein. Für Präsentationen während der Konferenz muss man nur einen Laptop anschließen. Marian Rostek, bei K+S unter anderem zuständig für Videokommunikation sagt: „Der Raum muss schallgedämmt sein und indirekt beleuchtet, um Schatten zu vermeiden. Und: nie durcheinander sprechen.“ Foto: cisco Grafik: KircherBurkhardt Infografik Situation Einfarbige Kleidung wirkt im Bild ruhiger. Die Umgebung sollte aufgeräumt sein. 23 Scoop 2/2012 kleine kristalle ganz groSS Salz hat viele Talente: Es kann die Grundlage für Weltrekorde sein, ganze Städte zum Blühen bringen, Künstler inspirieren und Leben schützen. Fünf Beispiele, in denen es einfach der Star ist. S alz ist allgegenwärtig, vom Salzstreuer auf dem Tisch bis zum Streusalz auf glatten Straßen. Dennoch gelingt es diesem Stoff immer wieder, uns zu überraschen. Wenn es zum Beispiel den Boden eines trocken gefallenen Sees so speziell macht, dass Motorradliebhaber aus aller Welt dort auf Rekordjagd sind. Oder wenn es im Tee das Immunsystem der Einheimischen im rauen tibetischen Klima stärkt. Wenn eine ganze Wirtschaftsmacht auf dem Handel mit Salz fußt, und, und, und ... Aber lesen Sie doch selbst, was Salz alles kann. Serie Salz als t Ku ltu rgu salz und gesundheit salz in der kunst Fotos: Universum Film/Cinetext, dpa Picture-Alliance/epa apa, ddp images, Reinhard Golebiowski, akg-images Ein salzfässchen aus purem gold Diese filigrane Gold schmiedearbeit ist ein Behältnis für Salz. Salie ra (italienisch: Salzfass) heißt das Kunstwerk des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini aus den Jahren 1540 bis 1543. Das Salzfässchen zeigt Neptun, von Pferde wesen getragen, und Tellus, die römische Göt tin der Erde. Ausgestellt ist Cellinis Saliera in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien. ein lebenswichtiges heiSSgetränk Salzig muss er sein, der Buttertee der Tibe ter. Mehrmals täglich bereiten sie ihn aus gepressten Teeziegeln mit Salz und YakButter zu. Der Tee ist sehr dünn, für die Gesundheit der Tibeter in dieser extremen Klimazone aber unerlässlich: Er versorgt sie mit wichtigen Mineralien, wirkt nährend und wärmt. Je nach Wohlstand sind die Teeschalen aus Jade, Keramik oder Holz. salz im film ein rennen mit starbesetzung Auf einem der berühmten Salz seen in Utah stellt Burt Munro (gespielt von Anthony Hopkins) mit seinem Motorrad einen Geschwindigkeitsrekord auf. Der Abenteuerfilm „Mit Herz und Hand“ (USA, 2005, Regie: Roger Donaldson) basiert auf einer wahren Geschichte: Nach einem Infarkt reist der „echte“ Burt Munro mit seiner Indian nach Utah, um auf dem einzig artigen Boden des trockenen Salzsees zu fahren. traditionen und sport ohne salz kämpft kein sumoringer Viele Zeremonien und Traditionen sind seit Jahrhunderten mit dem aus Japan kommenden Ringkampf „Sumō“ verknüpft: Dazu gehört unter anderem, dass die Kämpfer vor dem ersten Betreten des Ringes Salz in diesen werfen. Das auffällige Ritual soll der symbolischen Reinigung des Ringes vor dem Wettkampf dienen. Anschließend spülen die Kämpfer ihren Mund mit „Kraftwasser“ (reines Wasser) aus – ein weiteres Ritual vor dem Betreten des Ringes. salz und wirtschaftsmacht Fruchtbarer Handel in venedig Die Venezianer hatten schnell erkannt, dass sich mit dem An- und Verkauf von Salz viel Geld verdienen lässt. Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert machte Salz bis zu 50 Prozent aller Einfuhren aus. Mit den Er lösen unterstützte eine eigene Salzbehörde wiederum andere Handelszweige. Das Resultat: Die venezianische Wirtschaft florierte – gegründet auf Salz. 24 lernen Scoop 2/2012 Learning / Apprendre / Aprender / Aprender Stellrad Einstellung des erforderlichen Druckes auf den jeweiligen Dünger Messuhr Anzeige des Federweges Druckmessdose Messung des anliegenden Druckes Druckstempel Kraftübertragung auf den Dünger ProbengefäSSe Edelstahlringe, in die der Dünger eingefüllt wird Forschung für die Praxis: Damit Dünger nicht verbackt, haben K+S-Mitarbeiter ein Gerät entwickelt, das diesen Prozess verhindern soll – den Backwerttester. W er bei einem Backwerttester an ein Gerät denkt, das prüft, wann der Kuchen im Ofen fertig ist, liegt falsch. Hier geht es um Düngemittel. Jürgen Eidam, Projektleiter im Ausbildungszentrum Werra, erklärt das an einem Beispiel. „Bei einem Salzstreuer rieseln die Körner einzeln heraus und lassen sich gut verteilen. Wenn das Salz verklumpt, verstopfen die Öffnungen des Streuers und das Salz rieselt nicht mehr gleichmäßig.“ Das kann auch mit Dünger passieren. Zum Beispiel dann, wenn das noch warme Granulat aus der Produktion kommt und im Produktschuppen landet. Hier lagern schon mal mehrere Tausend Tonnen Düngemittel auf einem Haufen, bevor sie verladen werden. Die unteren Schichten stehen unter starkem Druck und werden zusammengepresst, die Feuchtigkeit kann nicht entweichen und die Körnchen verbacken. Wird das Düngemittel auf dem Seeweg verschifft, setzt ihm die hohe Luftfeuchtigkeit zu. Auch hohe Temperaturunterschiede zwischen den Abfahrts- und Ankunftsländern wie Südamerika, Asien und den nördlichen Breitengraden müssen bedacht werden. Walter Katzwedel, Jürgen Eidam und Florian Seebauer (v. l.) mit dem Backwerttester im Produktschuppen. Daher haben Eidam und seine Kollegen vom K+S-Forschungsinstitut in Heringen den Backwerttester entwickelt. Dieses Gerät ist eine Neuheit auf dem Markt. Es analysiert unter anderem, unter welchen Bedingungen Düngemittel verkleben. Obwohl das Gerät klein und handlich ist, vollbringt es erstaunliche Dinge: Die Messdaten, die mit ihm gewonnen werden, verbessern die Lager- und Streuqualität enorm – egal welche regionalen, klimatischen Herausforderungen es gibt. „Auf Basis der gewonnenen Daten können wir durch die Zugabe von einem sogenannten Antibackmittel gezielt entgegensteuern“, erklärt Miterfinder und Verfahrensingenieur Florian Seebauer. In der Praxis heißt das: kein Frust auf dem Feld. Denn Dank des Backwerttesters kann der Landwirt die Pflanzen mit streufeinen Düngemitteln optimal versorgen. Das Gerät ist 30 Zentimeter hoch und wiegt 3 Kilogramm. Backwerttester Das Gerät besteht aus zwei Edelstahlringen, in die bis zu 200 Gramm des zu testenden Düngemittels gefüllt werden können. Über einen Stempel wird durch eine Drehspindel 24 Stunden lang ein zuvor festgelegter Druck auf das Granulat ausgeübt. Zwei Messuhren geben Auskunft über den Wert des Druckes und den Wert, wie sich das Granulat zusammendrückt und schließlich verklebt. Backwert Der auf diese Weise ermittelte Wert wird in Newton (Maßeinheit für Kraft) angegeben. Hieraus lässt sich berechnen, wie viel und welches Mittel dem Granulat hinzugefügt werden muss, damit es nicht verbackt. Entwickelt wurde das Gerät vom K+S-Forschungsinstitut in Heringen und dem Ausbildungszentrum des Werkes Werra in Deutschland. Fotos: Heiko Meyer (2) Damit der Dünger fein bleibt Wie der Tester arbeitet Teilen Sharing / partager / compartir / Compartilhar 25 Serie mein e h eimat Ein Arbeitstag bei K+S Brasileira in São Paulo: Cristina Oliveira in ihrem Büro. Multitasking In sÃO Paulo Cristina Oliveira kocht gern. Aber nicht nur dabei kommt es ihr auf die richtige Zusammensetzung an. Ihr Erfolgsrezept bei K+S Brasileira: Teamarbeit. Foto: Paulo Fridman Von Christin Bernhardt I ch weiß, der Vergleich wird oft gezogen“, sagt Cristina Oliveira, „aber bei uns im Büro sind wir wirklich wie eine große Familie.“ Während sie von ihrem Team erzählt, steuert Cristina ihren Wagen zügig durch das Labyrinth des Park- hauses, auf der Suche nach einem freien Platz. Das hindert sie keineswegs daran, zu gestikulieren und jede Menge Begeisterung zu versprühen. Ihr elfjähriger Sohn Enzo sitzt auf der Rückbank. Er ist das Multitasking seiner Mama offensichtlich ge- wohnt. Ein ganz normaler Dienstag in São Paulo. Cristina bringt Enzo in die deutschbrasilianische Schule. Und auch wenn im Büro ein hektischer Tag auf sie wartet: Für den obligatorischen Abschiedsschmatzer ist immer genügend Zeit. Manchmal reicht es sogar noch für einen Sprung ins Fitnessstudio, sagt Cristina. „Denn vom Mausbewegen, Hörerhalten und Tippen sei noch keiner fit geblieben, sagt die dynamische Ökonomin lachend. Cristina liebt ihren Job. Das Tolle: „Ich kann mich hundertprozentig auf die Kol- legen verlassen. Wenn wir gemeinsam an einem Ziel arbeiten, kommt jeder aus seiner Komfortzone heraus. Das schätze ich besonders, denn das ist nicht selbstverständlich.“ Seit 13 Jahren arbeitet Cristina in der brasilianischen Niederlassung der K+S KALI GmbH in São Paulo. Sie selbst stammt ebenfalls aus der Riesenmetropole, ist also eine waschechte Paulistana. Die Stadt ist durch Einwanderer aus aller Welt extrem multikulturell geprägt, mit starken weiter auf Seite 26 » 26 teilen Scoop 2/2012 Sharing / partager / compartir / Compartilhar Pulsierende Megacity São Paulo ist nicht nur die größte Stadt Brasiliens, sondern mit knapp 20 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Erde. Anders als Rio de Janeiro ist die Metropole kein Magnet für Touristen, sondern eher ein Handels- und Finanzzentrum. Cristina Oliveira mit zwei ihrer Mitarbeiterinnen aus dem dreizehnköpfigen Team. rennSport drei Tage Höllenlärm und Benzingestank » Der „Große Preis von Brasilien“ gehört seit 1973 fest zur Formel-1-Welt- meisterschaft. Im Herbst treffen sich die besten Fahrer der Welt auf dem „Autódromo José Carlos Pace“. Die vier Kilometer lange, kurvenreiche Strecke liegt zwischen zwei Stauseen in einem Vorort der Stadt und wird deshalb auch oft „Interlagos“ genannt. portugiesischen, italienischen, japanischen und nicht zuletzt auch deutschen Einflüssen. Cristina hat eine Schwäche für Deutschland: „Es ist toll, für eine deutsche Firma zu arbeiten“, sagt sie: „Ich mag die Mentalität und Kultur dort.“ Deshalb ist sie auch froh, dass ihr Sohn eine deutsch-brasilianische Schule besucht: „Ich weiß, dass er hier gut aufgehoben ist und eine vernünftige Ausbildung bekommt.“ Neben ihrer Begeisterung für Deutschland spielen für Cristina aber auch die Erfahrungen in anderen Kulturen eine wichtige Rolle: Schon vor ihrem Start bei K+S im Jahr 1999 hatte sie für internationale Konzerne, vor allem im Außenhandel, ge- „Den echten Wert von Teamarbeit habe ich erst bei K+S kennengelernt.“ arbeitet: „Die Kontakte zu Menschen verschiedenster Kulturen haben mich vieles gelehrt und kommen mir gerade in Kundengesprächen zugute.“ Seit zehn Jahren ist Cristina Hauptabteilungsleiterin der K+S Brasileira. Neben den Geschäftsbereichen Handel und Logistik, die sie gemeinsam mit Geschäftsführer Burkhard Fürst leitet, ist sie mit zuständig für Finanzen und Verwaltung. „Klar wird das manchmal hektisch. Aber das gehört dazu. Obwohl, es tut auch mal gut, wenn das Telefon eine Weile nicht klingelt.“ Ihre Mitarbeiter schätzen sie dafür, dass sie trotz Trubel nicht die Nerven verliert und freundlich bleibt. Cristina Oliveira und Sohn Enzo in ihrer Wohnung in Morumbi. Dabei hilft Gelassenheit und ein gutes Zeitmanagement. Das nützt ihr auch im privaten Bereich. „Ich wohne zum Glück in Firmennähe und Enzos Schule liegt auch um die Ecke.“ So hat sie einen kurzen Arbeitsweg und das ist bei der Infrastruktur in São Paulo nicht selbstverständlich. Andere stehen stundenlang im Stau. Auch wenn das Pendeln zwischen Wohnung und Arbeitsstätte reibungslos läuft, sitzt Cristina manchmal die Angst im Nacken. Grund ist die hohe Kriminalitätsrate in der Metropole. „Wenn ich spät das Büro verlasse, stehe ich ungern an den Ampeln, denn da muss man doppelt vorsichtig sein. Leider haben wir hier nicht die Sicherheit, die wir uns wünschen.“ Nach Feierabend und am Wochenende steht die quirlige Frau am Herd. Sie liebt das Schnippeln, Brutzeln und Rühren. „Die Leidenschaft fürs Kochen habe ich von meiner Großmutter geerbt. Und Enzo vermutlich auch, denn der isst nicht nur, sondern macht gerne mit. “ 27 Scoop 2/2012 Brasilien In São Paulo steht das größte Wohnhaus der Welt. Das „Copan“ wurde vom brasilianischen StarArchitekten Oscar Niemeyer entworfen. In dem Wolkenkratzer wohnen etwa 5.000 Menschen in 1.160 Wohnungen. Die sechs eigenständige Blocks haben jeweils 36 Stockwerke. Brasilien São Paulo Das Land ist das größte Lateinamerikas und umfasst beinahe die Hälfte der Fläche des Kontinents. Die Landschaft teilt sich in das Amazonas becken im Norden und das Hochplateau in der Mitte und im Süden des Landes. Brasilien ist in 26 Bundesstaaten und den Bundesdistrikt mit der Hauptstadt Brasília gegliedert. Mehr als die Hälfte der 205 Millionen Einwohner hat afrikanische und europäische Wurzeln. Während der Kolonialzeit florierte die brasilianische Wirtschaft durch den Export von Brasilholz, Gold, Diamanten, Fleisch und Zucker sowie ab dem 19. Jahrhundert zu 50 Prozent durch Kaffeehandel. Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Sojaprodukte, Zucker, Äthanol und Fleisch. Einen besonderen Wachstumsschub erwartet die Regierung von der Fußball-WM 2014, den Olympischen Spielen 2016 und den 2008 entdeckten Rohöl- und Erdgasvorkommen an der südöstlichen Atlantikküste. Fauna Und Flora Multikulti prägt das Stadtbild Vergnügen irgendwo wird immer gefeiert Mehr als 70 verschiedene Nationalitäten leben in São Paulo. Die meisten bewahren ihre Traditionen weiter. Dazu gehört eine ausgeprägte volkstümliche Fes tekultur. Jeden Monat wird in irgendeinem Stadtteil gefeiert. Die Ehrentage der katholischen Heiligen Santo Antônio, São João und São Pedro liegen so dicht beieinander, dass der gesamte Juni ein einziges Fest zu sein scheint. São Paulo ist nicht nur die größte Stadt Brasiliens, sondern auch eine der größten Kulturmetro polen der Welt. Laut der Regierung des Bundesstaates São Paulo ist sie die drittgrößte italienische Stadt der Welt, die größte japanische Stadt außerhalb von Japan und die drittgrößte libanesische Stadt außerhalb des Libanon. Diese multikulturelle Vielfalt hat ihre Spuren hinterlassen: in der Gastronomie, in der Architektur und natürlich auch im kulturellen Angebot der Megametropole. Lebenswichtiges Ökosystem und Schatztruhe der Artenvielfalt Der Regenwald am Amazonas ist Millionen Jahre alt. Heute ist er durch Großprojekte und massive Abholzung gefährdet. Das riesige Waldgebiet umfasst heute etwa vier Millionen Quadratkilometer und bedeckt fast 60 Prozent Brasiliens. Man geht davon aus, dass bereits heute ein Fünftel des Waldes zerstört ist. Deshalb macht sich die seit 2011 amtierende Präsidentin Dilma Rousseff stark gegen illegale Rodungen und eine weitere Zunahme der Waldzerstö- rung. Die Politikerin mit bulgarischen Wurzeln packt Umweltthemen an: Bis 2020 will der Staat nicht nur seine CO₂-Emissionen drastisch reduzieren, sondern auch die Waldabholzung um 80 Prozent verringern. Experten zufolge sei das eine dringende Maßnahme zur Rettung des Regenwaldes und für die Stabilität des Ökosystems. Brückenkopf im Finanz- und Wirtschaftszentrum São Paulo Die K+S Brasileira hat ihren Sitz im Stadtviertel Morumbi, im Westen von São Paulo. Die 1954 gegründete Vertretung von K+S in Brasilien besteht derzeit aus 15 Personen. Das Unternehmen vertreibt die K+S-Produkte an große Kunden im In-und Ausland. Ohne direkten Im- oder Export erwirtschaftete die brasilianische Niederlassung 2011 ein Bruttoumsatz von 5,6 Millionen US-Dollar. Fotos: Paulo Fridman (4), Thomas Melzer/action press, Travel Pix/Alamy, Corbis, Getty Images, Dominik Butzmann/laif, K+S Grafik: KircherBurkhardt Infografik Bevölkerung Bis Anfang des 20. Jahrhunderts erstreckte sich der Regenwald über rund sechs Millionen Quadratkilometer. 28 teilen Sharing / partager / compartir / Compartilhar kommt, der BErg ruft Scoop 2/2012 Heringen Sie sind kilometerweit sichtbar. Ihre Form und Farbe heben sich von der übrigen Landschaft ab: die Kaliberge in Hessen oder Niedersachsen. Auf einigen kann man laufen, Musik hören oder Theater erleben. Das Interesse wächst, die Besucher kommen. A m 21. Juli ist es so weit. Dann dröhnt es wieder vom Salzberg im hessischen Neuhof-Ellers. Der „Monte Kali“ wird rocken, da ist sich Dieter Friedrich sicher. Diesmal hat er die Rolling-Stones-Coverband „Starfucker“ oben auf der Halde. „Die Leute lauern richtig darauf“, sagt der Werksleiter. „Wer lässt sich schon ein Konzert in 500 Meter Höhe entgehen?“ Man brauche lediglich festes Schuhwerk und eine gute Kondition, sagt Friedrich. Einen Transfer gibt es nicht – dafür einen grandiosen Blick, Musik und eine Die Halden-Besucher werden mit einem fantastischen Blick belohnt Imbissbude. Im vergangenen Jahr kamen 1.000 Konzertbesucher. Robuste Fußbekleidung gehört auch zur Grundausstattung der Besucher in Heringen. Denn: Wer die inzwischen 220 Meter hohen Halde bezwingen will, muss laufen. „Wenn die Leute dann oben stehen, werden sie für die Anstrengung belohnt“, sagt Hermann-Josef Hohmann, selbst Bergtouren-Führer und bei der Stadt Heringen zuständig für Wirtschaft und Kultur. „Der Blick vom Monte Kali ist großar- Der Monte Kali im hessischen Philippsthal ist eine von mehreren Kalihalden im Werratal. tig.“ Bis zu 100 Kilometer weit könne man bei guter Sicht ins Land schauen. Das AhaErlebnis spricht sich herum. Bis zu 6.000 Menschen erklimmen jährlich die Halde und lassen sich von Bergbau-Experten wie Hohmann das ABC der Kaligewinnung erklären. Auf dem „Kalimandscharo“ in Zielitz gibt es neben den regelmäßigen Führungen auch Schauspielkunst. Seit 13 Jahren veranstaltet das Holzhaustheater Zielitz gemeinsam mit dem Kaliwerk Zielitz, der Gemeinde und dem Bergmannsverein im Sommer ein mehrwöchiges Festival. Jeweils an den Wochenenden zwischen dem 13. und 29. Juli werden die Stücke aufgeführt. „In diesem Jahr rechnen wir allein zu den Aufführungen wieder mit 3.000 Besuchern“, sagt Hans-Joachim Kind, Leiter im Werk Zielitz. Schwung an Aufmerksamkeit hat der Berg bereits im Juni durch den ersten Halden-Erlebnislauf bekommen. Zur 1075-Jahrfeier von Zielitz organisierte das ortsansässige Festkommitee einen 11,5-Kilometer-Lauf, wovon etwa fünf Kilometer über den „Kalimandscharo“ führten. Alles steht und fällt mit dem Wetter. „Aber“, so Dieter Friedrich, „bis jetzt ist immer alles gut gegangen.“ Das hofft er auch für die Rock-Nacht. Führungen mit Weitblick Nach etwa einer Viertelstunde ist es geschafft. Dann bietet sich den Gästen ein fantastischer Blick: Bei guter Sicht reicht der weit über das Werratal und Waldhessen hinaus bis tief in die Rhön, den Thüringer Wald, den Knüll und das nordhessische Bergland mit dem Hohen Meißner. Die Führungen dauern rund 1,5 Stunden. Eintrittskarten erhalten die Besucher im Kalibergbau-Museum Heringen. Informationen zu den Führungen gibt es im Internet unter: www.kalimuseum.de Alphorn Mit drei Alphörnern und einer Sängerin zog die Kölner Gruppe „Alpcologne“ 2009 die Zuhörer in ihren Bann. Zum Glück hat das Wetter mitgespielt, auch zur Freude der Besucher und Gäste. 29 Scoop 2/2012 neuhof Gottesdienste und Rockkonzerte zielitz Das Kreuz auf der Halde ist unübersehbar. Es ist neun Meter hoch und nachts leuchten darauf Lämpchen. Seit 1995 steht es auf dem Berg und von Zeit zu Zeit werden auch Andachten abgehalten. Die Open-Air-Konzerte hingegen finden regelmäßig auf dem Plateau statt. Gemeinsam organisieren Werksmitarbeiter und der Bergmannsverein „Glückauf“ Neuhof 1907 e. V. das jährliche Spektakel. Einmal im Jahr treffen sich Literaturbegeisterte zur „Nacht der Poesie“. Die Zuhörer lauschen beim Picknick den Rezitationen des Schauspielers Rudolf H. Herget. Informationen zu den Veranstaltungen und Eintrittskarten gibt es in der Personalabteilung des Werks Neuhof-Ellers, Telefon: +49 665 581 - 0 Theater und Bergtouren Ab 13. Juli lädt das Holzhaustheater Zielitz zu den diesjährigen Kalimandscharo-Festspielen. Zwei Wochen lang führt das kleinste Theater Sachsen-Anhalts verschiedene Stücke auf. Die Bergtouren allerdings gibt es öfter. Sie werden zwischen Mai und September angeboten und von Mitgliedern des Bergmannsvereins Zielitz geleitet. Die Besucher legen dabei in etwa drei Stunden einen fünf Kilometer langen Weg mit einer Steigung von stellenweise 16 Prozent zurück. Beliebt sind auch die Bergtouren, die unter einem bestimmten Motto laufen. Die nächste heißt „Tag der süßen Tour“ und ist für den 20. Oktober 2012 geplant. empelde Kunst an der grünen Halde Nur in der Gruppe und zu Fuß Die Führungen auf die Kaliberge müssen nach bestimmten Regeln ablaufen. Schließlich handelt es sich um Betriebsgelände. Die Besucher erkunden die Halde ausschließlich in Gruppen und mit versierten BergbauSpezialisten. Sie dürfen nur die markierten Wege nutzen. Meist gibt es eine zentrale Stelle, in der Anmeldungen entgegengenommen und die Eintrittskarten verkauft werden. Installationen und Objekte mitten in der Natur machen die Gegend um die Kalihalde Empelde im niedersächsischen Ronnenberg zum Kunsterlebnis. Jedes Jahr locken neue Objekte die Besucher. Der fast vier Kilometer lange LandschaftsKunstPfad zwischen Benthe und Empelde wurde 2009 als Beitrag Ronnenbergs zur Gartenregion Hannover eröffnet. Informationen unter: www. hannover.de/gartenregion Fotos: P. Castagnola (2), Werra-Kalibergbau-Museum, I. Balduf/K+S, D. Friedrich/K+S (2), B. Bostelmann/bildfolio, Art IG e.V., Region Hannover/C. Stahl, K+S (2) Weitere Infos zu den diesjährigen Theater-Aufführungen und Bergtouren unter: www.kalimandscharo.com 30 teilen Sharing / partager / compartir / Compartilhar Scoop 2/2012 Die fabelhafte Miniatur-Welt des Thomas Weider Modellbau ist etwas für Tüftler und Besessene. Thomas Weider ist so einer. Seine Favoriten: Mini-Fahrzeuge, deren große Brüder unter Tage Dienst tun Klein, aber wie echt Modellbauer fertigen konkrete, dreidimen sionale Objekte an. Das kann, wie bei Thomas Weider, die verkleinerte Nachbildung eines realen Vorbildes sein. Wichtig für die Qualität eines Modells ist die Maßstabsund Detailtreue. Welches Verhältnis gewählt wird, hängt vom Anwendungs bereich und dem Zweck des Modells ab. Z um Glück stand Großmutters alte Nähmaschine noch im Schuppen. Und da hatte Thomas Weider die Idee: So eine Garnspule wäre die ideale Kabelwinde. „Und richtig, sie passt hervorragend auf den hinteren Teil des Kuppelbohrwagens“, sagt er. „Modellbau macht erfinderisch.“ Weider ist noch immer von seinem Einfall begeistert. Ausführlich erklärt der 60-Jährige aus dem thüringischen Tiefenort jedes Detail des Miniatur-Fahrzeugs. Was wozu da ist und wie sich welches Teil bewegt. Thomas Weiders Augen leuchten. Er ist in seinem Element. Seit vielen Jahren baut der ehemalige Bergmann bereits Miniatur-Fahrzeuge. Er hat sich auf Untertagemodelle spezialisiert: Berauber-Scoops, Ankerbohrwagen, Großlochbohrwagen oder Sprenglochbohrer. Die sind detailreich und das braucht Zeit. „Unter einem halben Jahr schaffe ich es nicht“, erzählt Weider. Aber jetzt, wo er Rentner ist, kann er werkeln, wann und so lange er will. Das wissen Freunde und Bekannte. Entsprechend groß ist die Wunschliste an ihn. Wie baut » Ich brauche für ein Modell ungefähr ein halbes Jahr. « Thomas Weider in seiner Keller werkstatt. Hier entstehen seine Modellfahrzeuge. Für die filigranen Arbeiten nutzt Weider chirurgische Instrumente oder Werkzeuge aus Dentallabors (o.). Die fertigen Modelle stehen in Ausstellungsboxen, wie hier der Kuppelbohrwagen. Fotos: Pablo Castagnola (3) Weider denn nun die Fahrzeuge? Dazu kauft er Basismodelle im Maßstab 1:50. Anschließend nimmt er sie komplett auseinander um sie – veredelt mit allem, was das Modell auch in der Realität aufweist – wieder zusammenzusetzen. Damit auch alles originalgetreu wird, nutzt er technische Zeichnungen. Wenn das Fahrzeug fertig ist, zeigt er es zur Prüfung anderen Bergbau-Experten. „Die sind meine Gütekontrolleure“, meint Weider. Sein präzises Arbeiten hat sich herumgesprochen. Wohl auch deshalb baut er jetzt für das Kalibergbau-Museum in Heringen ein ganzes Abbaufeld plus Bandanlagen. Dafür sind sechs Fahrzeuge nötig und eine Schalttafel. „Ein Traum“, sagt er begeistert. 31 Scoop 2/2012 Ein Spaß für Groß und Klein: Viele Besucher aus der ganzen Welt kommen jährlich in die Salzwelten Hallstatt. Mit der Rutsche in die hallstattzeit E ine rasante Zeitreise beginnt: Mit bis zu 35 Kilometern pro Stunde sausen Besucher auf 64 Metern einer einzigartigen Welt entgegen. Kilometerlange Stollen, von Hand in den Berg gehauen, führen tief hinein in den Felsen. Als einen der bedeutendsten archäologischen Plätze der Welt hat die UNESCO das Weltkulturerbe Hallstatt gewürdigt. Allein dem Salz ist es zu verdanken, dass das romantische 800-Seelen-Dörfchen weltweit bekannt geworden ist. Das spiegelt sich auch in dem Wort „Hall“ wider: Darüber, ob es keltischen oder germanischen Ursprungs ist, streiten sich die Forscher, doch dass es „Salz“ bedeutet, ist unstrittig. Seit 7.000 Jahren wird in Hallstatt mit Salz gearbeitet und gelebt. Das Hochtal war in prähistorischen Zeiten Arbeits- und Lebensraum für Bergleute und ihre Familien. Ihre Gräber wurden 1846 als spektakulärer Fund entdeckt und gaben schließlich einer ganzen Epoche ihren Namen – Hallstattzeit (800–400 vor Christi). Einst begann der Salzabbau hier mit einer Spitzhacke aus Hirschhorn. Im Laufe der Jahrtausende entstand dann ein Stollensystem von etwa 4.000 Metern. 1595 wurde erstmals durch eine hölzerne Leitung Sole aus dem Hallstätter Bergwerk gewonnen und im Sudwerk verarbeitet. Diese älteste Pipeline der Welt können die Besucher hier besichtigen. Ein weiteres Highlight: der legendäre „Mann im Salz“. Vermutlich wurde er vor mehr als zwei Jahrtausenden bei einem Stolleneinbruch verschüttet. Das Salz hat ihn so gut konserviert, dass er bei seiner Entdeckung im Jahr 1734 sogar noch Haupt- und Barthaare trug. Bis 1890 wurde das Steinsalz in mächtigen Klumpen von 50 Kilogramm ans Tageslicht befördert, in Holzkähne verladen und bis nach Ungarn verschifft. Heute gelangt der größte Teil als Streugut auf die Straßen. Noch immer birgt Hallstatt viele Geheimnisse. Archäologen forschen weiter und finden eine Sensation nach der anderen: Das älteste Seil und die älteste Stiege der Welt, den älteste Handschuh und den ältesten Rucksack. Jeder Besuch wird so zum Abenteuer. Abenteuer: Bergmann Sepp erzählt unter Tage den Besuchern Geschichten. Prähistorische Expedition Entdecken Sie – ausgerüstet mit Hallstatt Schutzkleidung und Grubenösterreich lampe – Relikte aus 7.000 Jahren Salzabbau wie die berühmten Hallstätter Herzen oder die älteste Stiege der Welt. Die Führungen starten von Mai bis Oktober jeweils freitags um 14 Uhr. Dauer: vier Stunden. Voranmeldung erforderlich unter Telefon: +43 6132 200 2400. Preis: 40 Euro Erwachsene, 20 Euro Kinder. www.salzwelten.at Fotos: Salzwelten Hallstatt (4) Schwungvoll geht es auf Europas längster Holzrutsche hinab ins Innere des Berges – ganz nach dem Vorbild der Bergknappen vor vielen Jahrhunderten. Lachen und Lernen: 7.000 Jahre Salzabbau hautnah erleben – das ist bis zum 4. November 2012 täglich möglich. 32 bunte seite Fun Page / Page de fin / Página en color / Última página Scoop 2/2012 Wussten Sie eigentlich schon, dass … turnier Die Kicker-Könige von K+S 1595 die älteste Pipeline der Welt Sole aus einem Salzbergwerk förderte? Sie können sie noch heute in Hallstatt besichtigen. 2,86 Millionen Tonnen Kali von der K+S Potash Canada ab 2023 in Saskatchewan jährlich produziert werden sollen? 4.770 sich den Pokal zu holen. Mit dabei waren auch zwei gemischte Mannschaften: die Elf von K+S Potash Canada und das esco-Team aus Hannover. Das Endspiel allerdings war ein deutsch-deutsches Männer-Match: Gewinner ist das Team vom Kaliwerk Neuhof- Ellers. Die Hessen bezwangen die Mannschaft aus Bergmannssegen-Hugo mit 1:0. Der Fairness-Pokal ging an das Team von K+S Potash Canada. In der beiliegenden Scoop News erfahren Sie alles rund um das Turnier. Was bedeutet Glück auf? Das wollte Guillermo Fuentos aus Iquique, Chile in unserer letzten Rundumfrage wissen. Lesen Sie hier nur einige der zahlreichen Antworten, die dazu eingegangen sind: Wechselnde Bedeutung Der Gruß „Glück auf!“ stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der Ursprung scheint aus dem Erzgebirge zu kommen. In dieser Zeit hatte „Glück auf!“ die Bedeutung, dass der Bergmann Glück beim Auftun des Erzganges haben soll. Heute ist die Bedeutung eher, dass der Bergmann unfallfrei nach seiner verfahrenen Schicht wieder an die Tagesoberfläche kommt. Thorsten Kreß, Neuhof-Ellers (GER) Erzgängen wurde wohl häufig der Satz „Glück, tu dich auf!“ gebraucht. Das heißt: Erzgang komm herbei oder tu dich für mich auf, weil damit Geld für die Familie und also auch ein gewisser Wohlstand erreicht wurden. Sollte ich dem Bergmann Guillermo Fuentes aus der Mine Erzgang, tu dich auf! Ursprung des Grußes ist der Gangerzabbau aus dem 13. Jahrhundert. Bei der Suche nach Bergbau im Mittelalter: Haspelknechte ziehen Erz aus dem Schacht Iquique geholfen haben, würde ich mich sehr, sehr freuen! Friedbert Arnold, Bad Salzungen (GER) Infos aus dem Netz Bei Wikipedia heißt es: „Ich wünsche dir Glück, tu einen neuen Gang auf“. Ich tendiere allerdings mehr zu der anderweitig überlieferten Aussage: „Ich wünsche dir Glück, wenn du einen neuen Gang auftust.“ Im heutigen Sinne, also als all gemeiner Gruß unter Menschen, die mit dem Bergbau zu tun haben, wünsche ich Ihnen ein herzliches „Glück auf!“ Dr. Christian Schütze, Baunatal (GER) 1861 in Deutschland die ersten Kali-Bergwerke der Welt in Betrieb genommen wurden? Gewinner des Wissenstests Liebe Leser, vielen Dank für die zahlreichen Zuschriften mit dem richtigen Lösungswort, trotz eines kleinen Fehlerteufels in der ersten Frage. Hier die Gewinner: 1. Preis: Werkzeugkasten Enrique Berrios Zegarra, San Antonio (CL) 2. Preis: Stirnlampe Michał Laszczyński, Poznań (PL) 3. Preis: Survival Kit Dr. Antje Uthoff, Vacha (GER) IMPRESSUM Herausgeber: K+S Aktiengesellschaft Redaktionsleitung: Christin Bernhardt Telefon: +49 561 9301-1424 Telefax: +49 561 9301-1666 E-Mail: [email protected] Internet: www.k-plus-s.com Anschrift: K+S Aktiengesellschaft, Kommunikation und Medien, Bertha-von-SuttnerStraße 7, 34131 Kassel Bildredaktion, Layout und Realisation: KircherBurkhardt GmbH Druck: Werbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg Auflage: 24.600 Erscheinung: Juli 2012 Die Rundumfrage Was ich schon immer wissen wollte … Warum ist die Heilige Barbara die Schutzheilige der Bergleute in Deutschland? Diese Frage stellt Dr. Francesco Rigacci von K+S Italia in Verona. Sagen sie uns ihre MEinung: Dazu können Sie eine Postkarte an die Redaktion Scoop (Adresse siehe Impressum) oder eine E-Mail an [email protected] schreiben. Nehmen Sie auch am Gewinnspiel auf der Seite 12 teil! Fotos: Bernd Schoelzchen/K+S, Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz Leidenschaftliche Fußballer lassen sich von Nässe oder Kälte nicht abschrecken. Das 16. internationale K+S-Fußballturnier am 16. Juni war verregnet, aber spannungsgeladen. 24 Mannschaften aus verschiedenen Ländern waren nach Kassel gereist, um Agrarbetriebe in Italien eine Million Tonnen Reis jährlich ernten und damit das Land der größte Reisproduzent Europas ist?