ab in Die tiefe KanaDaS ab in Die tiefe KanaDaS

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ab in Die tiefe KanaDaS ab in Die tiefe KanaDaS
Die Zeitung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der K+S Gruppe
ZKZ 24832
www.k-plus-s.com
Deutsche Ausgabe
Legacy-Projekt
Ab in die Tiefe
Kanadas
In Saskatchewan wird erstmals
seit vierzig Jahren wieder ein
Greenfield-Kaliprojekt realisiert.
Gene Cochrane leitet die Riesen­baustelle. Eine Reportage
» Seite 3
Gene Cochrane auf
der Baustelle des
Legacy-Projektes
in der Nähe von
Moose Jaw.
Kunststoff
Landwirtschaft
Fortschritt
Spurennachweis:
Wie Gummistiefel
entstehen
Spurensuche:
Woher kommt der
Risotto-Reis?
Spurenelemente:
Damit die Ernte
reicher wird
Ob Kühlschrank oder Zahnbürste.
Ohne Plastik geht im Alltag nichts
mehr. Zur Herstellung ist ein
Element unverzichtbar: Salz.
» Seite 10
Reis kommt meist aus Asien. Aber
auch in Bella Italia kümmern sich
Landwirte um die beliebte Getreideart. Ein Besuch in der Poebene. » Seite 13
Justus von Liebig ist der Vater der
Agrikulturchemie. Seine Lehre ist
die Grundlage für den Einsatz von
Dünge­mitteln zur Ertragssteigerung.
» Seite 18
2
weltweit
Nachrichten aus der Branche, dem Konzern
und von unseren Standorten weltweit.
Ihr Norbert Steiner
Vorsitzender des Vorstands
der K+S Aktiengesellschaft
Sponsoring
K+S unterstützt
doCumenta
Kassel / Noch bis zum 16.
September 2012 findet in
­Kassel die bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer
Kunst statt, die dOCUMENTA
(13). 100 Tage lang werden 150
Künstler aus 55 Ländern an
über 30 Standorten in der
Stadt ihre Werke der Öffentlichkeit vorstellen. Die Kura­
torin Carolyn Christov-Bakargiev will die Kunstschau zu
einem Ort besonderer Welterfahrung machen, hat sich
jedoch nicht auf ein über­
greifendes Thema festgelegt.
Vielmehr sollen die KunstDiszi­plinen miteinander agieren. K+S gehört zu den För­
derern der Ausstellung.
Logistik
Kooperation
Neu: Transport
per Containerschiff
internationaler
Workshop der
Personalleiter
singapur / Zum ersten Mal
wurden K+S-Düngemittel im
Containerschiff von Hong
Kong nach Lahad Datu in Ostmalaysia transportiert. Kleine
Häfen wie dieser wurden bisher nur von Bulkschiffen angesteuert. Dem Projektteam
aus Logistik, Einkauf, K+STransport, KALI Supply Chain
und Vertrieb der K+S KALI
GmbH ist es nun gelungen,
regionale Reedereien für die
Zusammenarbeit zu gewinnen. Der Vorteil: Die Lademenge lässt sich in Containern variabler gestalten und
der Kunde ist viel besser
erreichbar.
IFA-jahresTagung
Austausch über
düngemittel-markt
dOha / Der Weltverband der
düngemittelproduzierenden
Unternehmen IFA (International Fertilizer Indu­stry Associaction) hat sein jährliches
Treffen im Mai in Doha, Katar,
abgehalten. 1.155 Dele­gierte
aus 72 Ländern – darunter
auch Norbert Steiner und
­Joachim Felker sowie weitere
Vertreter von K+S – tauschten
sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Düngemittel-Markt aus. Vorgestellt
wurde auch Charlotte Hebe­
brand, die als erste weibliche
Generaldirektorin der IFA ab
2013 ihr Amt antreten wird.
Das neue portal
Chicago / In diesem Jahr hat
der 1. internationale HR-Workshop des Geschäftsbereichs
Salz stattgefunden. HR steht
für Human Resources und bezeichnet Personalbetreuung.
Auf Einladung und unter der
Leitung von Karina Lakenbrink, Director HR der K+S
North America Salt Holdings
LLC, diskutierten in Chicago
die Leiter Personal für Europa,
Nordamerika, Südamerika
sowie Vertreter der K+SPersonal­kommissionen über
gemein­same Strategien im
HR-Bereich. „Zugleich bot das
Treffen den Kollegen eine hervorragende Gelegenheit, sich
nun auch persönlich kennenzulernen und Erfahrungen
auszutauschen“, sagt Orga­
nisatorin Karina Lakenbrink.
Langfristig wollen die Per­
sonalleiter ein globales HRNetzwerk aufbauen und sich
kontinuierlich austauschen.
Aufbauhilfe
weltweite
kommunikation
Neues Institut für pflanzenErnährung
platz für Glaube und
HOffnung
ALLE STANDORTE / Das neue
Portal der K+S Gruppe ist jetzt
online. Vor dem Hintergrund
des Wachstums des Unternehmens in den vergangenen
Jahren stellt es allen Mitarbeitern einen einheitlichen
modernen Zugang zu den
wesent­lichen Unternehmensinformationen und IT-Anwendungen in fünf Sprachen zur
Verfügung. Unser Portal fördert damit die internationale
Kommunikation und Zusammenarbeit.
göttingen / Die K+S KALI GmbH ist der Träger des im Mai neu
eröffneten Instituts für angewandte Pflanzenernährung (IAPN)
an der Göttinger Georg-August-Universität. Kaum eröffnet,
war es Austragungsort einer bedeutenden Veranstaltung: 120
Wissenschaftler aus 30 Ländern kamen zum ersten internationalen Magnesium-Symposium zusammen. Das IAPN will die
anwendungsorientierte Forschung zur Pflanzenernährung stärken. Es wird interdisziplinär arbeiten und weltweit Beiträge für
einen nachhaltigen Pflanzenbau liefern. Ein erster Schritt in
diese Richtung war das Magnesium-Symposium mit führenden
Forschern der Ernährung von Pflanze, Mensch und Tier. Über
den im wahrsten Sinne fruchtbaren Austausch auf der Veranstaltung freuten sich (Foto, von links): Prof. Dr. Andreas Gransee, Geschäftsführer des IAPN, Prof. Dr. Ismail Cakmak, Dr. Andrea Rosanoff und Prof. Dr. Klaus Dittert.
TALCAHUANO / Mithilfe von
K+S soll die vom schweren
Erdbeben im Feb­ruar 2010
zerstörte Kirche „Alle Heiligen“ in Talcahuano (Chile)
nun wieder aufgebaut werden. Der knapp 100-jährige
sakrale Bau ist für 50.000
Menschen ein wichtiger Ort
der Andacht und auch so­
zialer Treffpunkt. Nach Abschluss der jetzt laufenden
architektonischen Planungsphase wird die Kirche an
­ihrem Ursprungsstandort
nahe des SPL-Geländes neu
errichtet.
magnesium ist thema der experten
Titel: Jerry Humeny, thinkstock/Getty Images Fotos S. 2: documenta/Nils Klinger, thinkstock (2), K+S (4)
Liebe
Mitarbeiterinnen,
liebe Mitarbeiter,
knapp eineinhalb Jahre sind vergangen, seit K+S der Erwerb eines
kanadischen Kali-Explorationsunternehmens in der Provinz Saskatchewan gelang. In dieser Zeit ist
aus der früheren Potash One ein
Teil unserer K+S Gruppe geworden:
K+S Potash Canada. Vor einigen
­Tagen haben wir symbolisch den
ersten Spatenstich gesetzt. Das
war ein besonderer Augenblick und
wichtiger Meilenstein. Vor Ort
wurde spürbar, mit wie viel Tatkraft unsere kanadisch-deutschen
Teams ihre Aufgaben angehen, mit
was für einem Engagement sie
­dieses für uns so wichtige Zukunftsprojekt entstehen lassen.
­Lesen Sie selbst (ab S. 3), welche
Herausforderungen es zu meistern
gilt, damit die Produktion 2015 –
wie geplant – starten kann.
Wir schauen in dieser Ausgabe
aber nicht nur in die Zukunft, sondern auch zurück auf gemeinsame
Jahre mit unseren Kollegen von K+S
Nitrogen. Von ihnen verabschieden
wir uns in diesen Tagen, denn mit
dem Verkauf unseres Stickstoffgeschäfts an den russischen Düngemittelkonzern EuroChem beginnt
eine neue Zeitrechnung für unsere
langjährigen Kollegen (mehr dazu
ab S. 8).
K+S konzentriert sich damit kon­
sequent auf die beiden Geschäfts­
bereiche Kali- und Magnesium­
produkte sowie Salz. Auf welch
vielfältige Weise die zwei Säulen
unseres Geschäfts ins tägliche Leben der Menschen hineingreifen,
ist faszinierend: Erfahren Sie, wie
unsere Produkte dazu beitragen,
Italien zum größten Reisproduzenten Europas zu machen (S. 14) und
lesen Sie, weshalb auch der amtierende Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel beim Fahren seines Red
Bull auf unsere Rohstoffe angewiesen ist (S. 10).
Ich wünsche Ihnen eine ebenso
hori­zonterweiternde wie vergnügliche Lektüre.
worldwide / monde / Global / mundo
Arbeiten
working / travailler / trabajar / trabalhar
3
Der HErr
der Baustelle
Im Süden der kanadischen Provinz
Saskatchewan baut K+S Potash Canada
ein neues leistungsstarkes Kaliwerk.
Die Arbeiten laufen auf Hochtouren.
Mittendrin: Gene Cochrane. Zurzeit
leitet er die Mammut-Baustelle. Scoop
war einen Tag lang dabei.
Von Jörg Michel
Ein Hinweisschild
zeigt den Weg zur
Baustelle. Gene
Cochrane (u.) zeigt
auf der Karte die
verschiedenen
Standorte des
Lega­c y-Projekts.
Gene Cochrane
ist seit 28 Jahren
im Kaligeschäft.
Fotos: Jerry Humeny (3)
G
ene Cochrane hat das große Los
gezogen. Der Kanadier hat einen
Wohnwagen-Stellplatz direkt am
See gewonnen. Der Platz war so begehrt,
dass die regionale Parkbehörde Lose vergab und Gene hatte Glück. Jetzt darf er
seinen zehn Meter langen Trailer den
Sommer über am Ufer des „Buffalo Pound
Lake“ aufstellen. Wenn er an den Wochenenden hier ist, blickt er jedes Mal gebannt
auf den tiefblauen See, das Grasland und
die geschwungenen Hügel der Prärie. Die
Krönung ist ein Barbecue-Abend. Manchmal macht der Vater zweier Söhne ein Lagerfeuer. Oft sind auch Kollegen dabei.
„Mit einem Boot hätte ich es nicht weit
zur Arbeit“, scherzt Gene und zeigt hinüber auf die andere Uferseite. Dort liegt
die neue Pumpstation des Legacy Projekts. Will er dorthin, muss er um den See.
Aber nicht nur beim Campen findet
Cochrane seine Erfüllung – auch im Beruf. Der 47-Jährige ist Baustellenleiter bei
K+S Potash Canada und arbeitet an einem
der wichtigsten Zukunftsvorhaben der
K+S Gruppe:
Fortsetzung auf Seite 4
»
4
arbeiten
Working / travailler / trabajar / trabalhar
Scoop 2/2012
Bauarbeiten am Pumphaus am Ufer des
Buffalo Pound Lake.
Großartige Zukunft
in Saskatchewan
Fotos: Jerry Humeny (2), K+S (2) Infografik: KircherBurkhardt Infografik
»
dem Legacy-Projekt. 3,25 Milliarden kanadische Dollar investiert K+S in die neue
Kalilagerstätte in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Im Jahr 2015 soll unweit des Sees mit der Produktion begonnen werden. Cochrane ist einer von
derzeit 85 Mitarbeitern und Vertragsangestellten, die die Produktionsstätte vor
Ort aufbauen.
Unter der Woche lebt Gene Cochrane in der Stadt Moose Jaw. Von hier aus
fährt er in seinem weißen Truck zur Arbeit. Es ist Dienstag früh, kurz nach sechs
Uhr. Die Sonne steht über dem Horizont und taucht die Prärie in ein goldenes Licht. Nach einer Weile erscheint ein
grünes Schild: „K+S Potash Canada, Legacy Mine Site“. Ab hier geht es weiter über
eine Schotterpiste, vorbei an Weideland
mit Rindern, Feldern, Getreidespeichern
und bunten Farmhäusern. Dann taucht in
der Ferne ein großer Bohrturm auf, nach
und nach Baugeräte und Bürocontainer.
„Es macht mir große Freude, den Standort von Grund auf mit aufzubauen“, sagt
Cochrane. „So eine Chance bekommt man
nur einmal im Leben.“ Ês handelt sich um
den ersten Kaliwerk-Neubau in Saskatchewan seit 40 Jahren.
28 Jahre ist Cochrane im Kali-Geschäft.
Seit ein paar Monaten arbeitet er am Legacy-Projekt. Er überwacht und koordiniert die Bauarbeiten und hält Kontakt zu
den Fremdfirmen.
K+S investiert in das Legacy-Projekt
insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro.
Es gilt als eines der wirtschaftlich attraktivsten Kali-Greenfield-Projekte
weltweit. Der Produktionsstart ist
für 2015 geplant. Das Unternehmen
rechnet ab 2023 mit einer jährlichen
Fördermenge von 2,86 Millionen
Tonnen Kaliumchlorid. Bei Bedarf
könnte die Produktionskapazität
ausgebaut werden: auf vier Millionen Tonnen Kaliumchlorid im Jahr.
Auf einem Schotterplatz inmitten grüner Wiesen und Büsche sind 18 Container
aufgestellt. Die nutzt die Bauleitung als
Büros. Es ist kurz vor sieben. Gene Cochrane setzt sich an seinen Schreibtisch und
schaltet seinen Laptop an. Daneben hat
er ein paar Fotos mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen aufgestellt. An Haken an
der Wand hängen nagelneue Baustellen­
overalls mit Leuchtstreifen. „Meist bin ich
morgens der Erste und abends der Letzte
im Büro“, sagt er lachend.
Cochrane schreibt flink ein paar E-Mails.
Dann betritt sein engster Mitarbeiter das
Büro. Er berichtet über die Ereignisse vom
Wochenende. Das Dach der ersten Halle
ist fast fertig. Und es gibt Probleme mit
Gene Cochrane informiert
sich über den Status quo.
kanada
Saskatchewan
Regina
2.000 km
5
Scoop 2/2012
Solution Mining
1 Wasser wird in die Salz-
Kondensiertes Wasser
wird der Kaverne wieder
zugeführt
80 m
gesteinschicht gepumpt. Das Salz löst
sich im Wasser und
kann so, in Form einer
Salzsole, zur Erdoberfläche gefördert werden.
2 Die Kaverne ist hydrau-
lisch dicht. Das mittels
Pumpen der Kaverne zugeführte Wasser verdrängt die entstehende Sole, die so über eine
Rohrleitung an die Erdoberfläche gefördert
wird.
1.500 m
Dr. Ulrich Lamp, Tim McMillan,
Norbert Steiner und Richard L. Wilson
(v. l.) bei der Spatenstich-Zeremonie
Ground
Breaking
Ceremony
3 Im Rahmen einer übertägigen Aufbereitung wird
Wasser verdampft und
damit die gelösten Salzanteile der Sole in fester Form gewonnen. Das
verdampfte Wasser wird
kondensiert und der Kaverne wieder zugeführt.
Mit 300 Gästen ist am
19. Juni der offizielle
Baustart des LegacyProjekts gefeiert worden.
Kalivorräte im Lagerstättenvergleich
in Mio. t KCl
1.140
166
Flüssigkeitsgefüllter Hohlraum (Kaverne) als Folge
des sich auflösenden Salzes.
Legacy
Lizenzgebiet
(Kanada)
Zielitz*
(Deutschland)
Salzgesteinschicht
* Gesamtvorkommen vor Beginn der Förderung
der Gemeinde. Sie sorgt sich um dem Zustand der Schotterstraßen, die zum Bergwerk führen. Dann wollen einige Farmer
wissen, wo sie ihre Kühe weiden lassen
können. Die Duschen in den Umkleidekabinen sind ausgefallen. „Nichts, was wir
nicht in den Griff bekämen“, sagt der Bauleiter und greift zum Hörer.
Eine Stunde später setzt Cochrane seinen weißen Schutzhelm auf: Er will am
Solfeld nach dem Rechten sehen. Das
entsteht drei Kilometer entfernt vom
Standort der Container und der künftigen Fabrikanlage. „Wir werden hier Solungsbergbau praktizieren“, erklärt er
unterwegs. Bei dem Verfahren werden –
einfach ausgedrückt – Lösungen über ein
» Es macht mir große
Freude, das Werk
von Grund auf mit
aufzubauen. So eine
Chance bekommt
man nur einmal
im Leben. «
Bohrloch in das Gestein in der Tiefe gepumpt. Die Flüssigkeit löst den Rohstoff
aus den Flözen und sammelt sich in unterirdischen Kavernen. Über ein zweites
Bohrloch wird die Sole wieder an die Oberfläche befördert und in der geplanten Fabrik gereinigt und getrocknet. Ab 2023 sollen hier 2,86 Millionen Tonnen Kali im Jahr
produziert werden.
Rechts und links der Zufahrtspiste zum
Solfeld liegen im Graben bereits die Pipelines bereit. Durch sie sollen einmal die
Flüssigkeiten von der Fabrik zu den Bohrplätzen und zurück fließen. Noch ist außer
Wiese nicht viel zu sehen. Doch bald werden hier die ersten fünf Bohrplätze fertig
sein. Der erste davon ist schon eingeebnet
und präpariert worden. Zwei Bohrlöcher
sind ebenfalls fertig. Sie führen in 1.500
Meter Tiefe. Zum Produktionsstart wird
es 18 Löcher pro Bohrplatz geben.
Was ist Genes größte Herausforderung? Zeit und gute Leute. „Wir haben
enge Zeitpläne für die Bauarbeiten und
die Abstimmung mit den Fremdfirmen
und den Behörden.“ Es sei auch nicht
einfach, qualifiziertes Personal zu finden. Zum Höhepunkt der Bauphase in den Jahren 2014 und 2015 werden immerhin über 2.000 Menschen
hier arbeiten. „Ich bin aber optimistisch, dass alles klappt und pünktlich fertig wird“, sagt CochraFortsetzung auf Seite 6
»
G
emeinsam mit dem Minister
für Rohstoffe der Provinz
Saskat­chewan, Tim McMillan,
dem scheidenden CEO von K+S Potash Canada, Richard L. Wilson, sowie
dem designierten CEO, Dr. Ulrich
Lamp, hat Norbert Steiner, Vorstandsvorsitzender der K+S, mit einem offiziellen Spatenstich das Startsignal für
die umfangreichen Bauarbeiten des
neuen Kalistandorts im Süden der kanadischen Provinz Saskatchewan gegeben. „Das Legacy-Projekt ist für uns
von höchster Wichtigkeit“, sagte Norbert Steiner in seiner Rede. „Wir sind
überzeugt, dass Legacy für die gesamte K+S Gruppe ein entscheidender strategischer Schritt nach vorn ist
und im Zusammenspiel mit unseren
inländischen Kalibergwerken die internationale Wettbewerbsfähigkeit
von K+S deutlich stärken wird.“
Minister McMillan begrüßte im Namen der Landesregierung die Investitionen von K+S in seiner Provinz und
betonte, „dies ist ein großartiger Tag
für die Menschen in Saskatchewan!
Erstmals seit mehr als vierzig Jahren
wird in unserer Provinz wieder ein
neues Kaliwerk errichtet. Die dadurch
entstehende Wertschöpfung mit
zahlreichen neuen Arbeitsplätzen
wird sehr positiv zum weiteren Wirtschaftswachstum von Saskatchewan
beitragen.“
Sehr zufrieden über den gelungenen Tag war auch Michael Wudonig,
Pressesprecher der K+S Gruppe, der
das Event gemeinsam mit Christine
Stass, Kommunikation K+S Potash Canada, vorbereitet hatte: „Neben dem
großen Medieninteresse freut mich
vor allem, wie viel Vertrauen uns als
K+S von den Menschen in Saskatchewan entgegengebracht wird.“
6
arbeiten
Working / travailler / trabajar / trabalhar
Scoop 2/2012
„Gemeinsam etwas
neues schaffen“
Darauf kommt es Dr. Ulrich Lamp an. Seit Juli ist er Vorstandsvorsitzender und Präsident von K+S Potash Canada.
Gene Cochrane beim Mittagessen mit Kollegen (o.) und beim Grillen mit seiner Frau Sharon
(r.). Graugänse gehören hier zum Naturbild. Am anderen Seeufer die Pumpstation (M. l.)
»
ne. Auf dem Rückweg zum Büro schaut er
noch kurz bei Kollegen vorbei und organisiert Handwerker zum Reparieren der Betriebsduschen.
Mittagspause. Gene Cochrane fährt
zum Lunch ins nächste Dorf: nach Bethune. Das liegt 15 Minuten von der Baustelle
entfernt. Im „Central Avenue Grill“ sitzen
ein paar Arbeiter. Die Männer grüßen sich.
Cochrane bestellt ein Hähnchen-Sandwich und Fritten – Stärkung für den zweiten Teil des Tages: Ein Termin bei der Gemeindeverwaltung von Bethune steht an.
Der Ortsvorsteher fragt nach dem Ausbau der Straßen. Die Umweltreferentin
berichtet von schützenswerten Vogelnestern. Cochrane hört zu, beantwortet
Fragen und die Beamten sind zufrieden.
Dann geht es zurück auf die Baustelle.
Beinahe zehn Stunden ist er jetzt auf den
Beinen. Kurzer Stopp am Bohrturm auf
dem Fabrikgelände. Hier arbeiten Fremdfirmen rund um die Uhr an Versenkbohrungen. Durch sie soll einmal jene Lösung,
die bei der Entwicklung der Kavernen
entsteht, in die Tiefe gepumpt werden.
Das Prozesswasserbecken, in dem künftig das Wasser für die Mine gespeichert
wird, ist schon ausgehoben. Noch ist es
leer, aber das wird sich bald ändern. Dafür
sorgt die neue Pumpstation am „Buffalo Pound Lake“. Ab Juli soll sie Wasser
aus dem See ziehen und über eine sie-
ben Kilometer lange Röhre zur Mine bringen. „Wenn einmal alles auf vollen Touren läuft, bekommen wir über 50.000
Liter Wasser in der Minute“, so Cochrane.
Bis jetzt läuft alles, wie es soll. Er ist zufrieden. Auch privat scheint das Glück perfekt, denn sein Boot ist da. Mit dem kann
er nun Montagmorgen direkt vom Campingplatz zur Arbeit fahren.
Groß und größer
Kanada ist ein Land der
Superlative
Größe: Mit knapp zehn Millionen
Quadratkilometern ist Kanada nach
Russland der zweitgrößte Staat der
Erde. Bevölkerung: In Kanada leben
knapp 33 Millionen Menschen. Jährlich kommen 200.000 Einwanderer
dazu. Wirtschaft: Das Bruttoinlandsprodukt lag 2008 bei 1,2 Mil­
liarden US-Dollar. Infra­
struktur: Der 8.000
Kilometer lange TransCanada-Highway ist
die längste Straße der
Welt. Sie verbindet alle
Provinzen.
Herr Dr. Lamp, nachdem Sie Ihr bis­
heriges Berufsleben in Deutschland
verbracht haben, sind Sie nun auf die
andere Seite des Atlantiks gezogen.
Was bedeutet das für Sie?
Ich denke, damit habe ich etwas getan,
was zum Gelingen unseres GreenfieldProjektes beitragen soll: Ich habe mich
bewegt (schmunzelt). Das klingt jetzt
banal und scherzhaft, aber ich meine
es wirklich ernst: Dass alle im Team –
Kanadier und Deutsche gleicherma­­ßen – sich bewegen, ist meiner Ansicht
nach die Voraussetzung, damit das
Greenfield-Projekt eine Erfolgsgeschichte wird. Um im Bild zu bleiben:
Wir können uns nicht auf halber Strecke zwischen Deutschland und Kana­da treffen. Das wäre nämlich mitten
im Atlantik und dort würden wir im
wahrs­­ten Sinne des Wortes unter­
gehen.
Was meinen Sie konkret damit, sich
zu bewegen?
Ich habe in meiner Laufzeit bei vielen
internationalen Projekten mitgearbeitet. So auch bei der Integration unserer
süd- und nordamerikanischen Tochtergesellschaften. Was sich immer wieder
zeigt, ist Folgendes: Wer nicht bereit
ist, eigene Positionen kritisch zu hinterfragen und im Dienste der Sache womöglich auch mal zu ändern, wird das
Projekt nicht vorantreiben. In Bezug
auf das Greenfield-Projekt sind die internationalen Teams genau dazu aufgefordert. Denn wenn wir uns aufeinander zubewegen – da bin ich absolut
si­cher – können wir sehr viel auf die
Beine stellen.
An welchen Stellen können Kanadier
und Deutsche voneinander lernen?
Ohne jetzt in die Klischeefalle tappen
zu wollen, zeigt die Praxis, dass Kanadier eine eher anpackende und pragma­
tische Herangehensweise an Projekte
haben, während Deutsche dazu tendie-
ren, alles bis ins Detail durchzuplanen.
Beide Herangehensweisen haben ihre
Qualitäten und Schwachstellen. Entscheidend ist der richtige Mix. Den kriegen wir nur zusammen hin. Und nur
dann, wenn wir bereit sind, voneinander zu lernen. Aber verstehen Sie mich
nicht falsch: Ich bin weder für fade
Kompromisse, noch für ständige Wellness-Stimmung. Um die besten Lösungen muss mitunter gerungen werden.
» Sorgfältige Detailtreue
und beherztes Zupacken
sind wertvolle Quali­tä­ten. Kanadisch-deut­sche
Teams vereinen diese
Eigenschaften. «
Dr. Ulrich Lamp, CEO und Präsident von
K+S Potash Canada GP
Welche Herausforderungen gilt es, au­
ßerdem zu meistern?
Auch wenn die Teams noch so gut zusammenarbeiten, ist es damit nicht getan: Damit will ich sagen, dass es auch
auf Quantität ankommt, denn bis Ende
2015 wollen wir weitere 200 Mitarbeiter einstellen. Da K+S in Saskatchewan
noch recht unbekannt ist, müssen wir
hier sehr aktiv werden. Denn nur wer
K+S wahrnimmt, kann sich entscheiden, für K+S zu arbeiten.
Läuft auf der Baustelle alles rund?
Wenn ich sehe, dass hier, wo noch vor
wenigen Monaten nur die pure Prärie
zu sehen war, nun Straßen, Strom- und
Wasserleitungen gelegt sind, Telefonkabel verlegt wurden, die erste Bohrung durchgeführt, das Pumphaus fertig und die Pipeline im Bau ist, kann ich
nur sagen: Weiter so!
Fotos: Jerry Humeny (5), K+S
S
eit 25 Jahren ist Dr. Ulrich Lamp
schon für K+S tätig. Und das –
trotz zahlreicher internationaler
Projekte – bisher in Deutschland. Jetzt
hat es den promovierten Mathematiker,
zuletzt Leiter der K+S IT-Services GmbH,
weit nach Westen verschlagen: Seit 1. Juli
2012 ist der dreifache Vater gemeinsam
mit seiner Familie nach Saskatchewan
gezogen und hat seine neue Aufgabe
als Präsident und Vorstandsvorsitzender
der K+S Potash Canada GP angetreten.
7
Scoop 2/2012
Fragebögen unter der Lupe
„Die Befragung ist völlig anonym.“
Die erste globale
Mitarbeiterumfrage bei
K+S ist gelaufen. Wie
geht es jetzt weiter?
Ein Schulterblick bei der
Projektverantwortlichen
von Towers Watson.
Fotos: K+S, KircherBurkhardt, Towers Watson
D
rei Wochen lang hatten die Mitarbeiter von K+S Gelegenheit, ihre
Meinung zum Unternehmen abzugeben. Rund ein Drittel der über 14.000
Beschäftigten beantworteten die Fragen
online an ihrem Büro-PC. Der weitaus
größere Teil füllte Papierfragebögen aus,
die dann in Rücksendeboxen gesammelt
wurden. Wohin sind die Informationen
gegangen und was passiert jetzt damit?
„Die Fragebögen werden elektronisch ausgewertet. Dafür mussten wir die Papiervorlagen digitalisieren, also einscannen.
Die Informationen sind dann, ebenso wie
die Online-Rückläufe, in einen Datensatz
eingeflossen“, sagt Nina Blösinger. Sie ist
Projektleiterin bei Towers Watson, der Unternehmensberatung, die für die gesamte Koordination und Abwicklung der K+SMitarbeiterumfrage verantwortlich ist.
Die Antworten auf die offene Kommentarfrage im Papierfragebogen werden
hingegen abgeschrieben und von Muttersprachlern auf sensiblen Inhalt überprüft. „Damit wollen wir die Anonymität
wahren, etwa von Personen, die namentlich aufgeführt sind“, versichert Blösinger.
Bei der Auswertung liegt der Fokus auf
dem Anteil der positiven Antworten, aber
Nina Blösinger, Projektleiterin bei der Unternehmensberatung
Towers Watson, spricht über die K+S-Mitarbeiterumfrage.
Das Plakat-Motiv der ersten
Mitarbeiter­umfrage.
natürlich werden auch die anderen
Antwortoptionen berücksichtigt
werden. „Das klingt für Außenstehende vielleicht seltsam, aber
so lassen sich Abweichungen und
Veränderungen am besten nachvollziehen“, erklärt Nina Blösinger.
Darüber hinaus führt Towers Watson
zusätzliche Analysen durch. Daraus können dann für den jeweiligen Organisationsbereich passende Verbesserungen
entwickelt werden. Blösinger: „So soll das
Feedback der Mitarbeiter umfassend zum
Wohle aller genutzt werden.“
Dank den
Mitarbeitern
Der K+S-Vorstand und Gesamt­
betriebsrat bedanken sich sehr
­herzlich bei allen Mitarbeitern für
die Beteiligung bei der ersten K+S-­
Mitarbeiterumfrage weltweit.
* Sobald die Beteiligungsquote vorliegt, ­werden
wir Sie dazu informieren.
Was sind die größten Herausforderungen dieser Mitarbeiterumfrage?
Ein globales Projekt ist stets sehr anspruchsvoll, insbesondere, wenn erstmals eine unternehmensweite Befragung durchgeführt wird. Ein Frage­bogen muss entwickelt werden, der
rele­vante Themen abdeckt und ansprechend formuliert ist. Bei dessen
Ausgestaltung war besonders wichtig,
K+S-gebräuchliches Vokabular einfließen zu lassen, damit sich die Mitarbeiter direkt angesprochen fühlen und
der Inhalt der Fragen auch
regionsübergreifend gleichermaßen interpretiert
wird. Zudem mussten
wir bei K+S ein interna­
tionales Netzwerk aus
„Befragungsunterstützern“ aufbauen. Diese Koordinatoren brauchten
nicht nur die Materialien auf Englisch
oder Deutsch, sondern in vier weiteren
Sprachen.
Was geschieht mit den persönlichen Daten der Mitarbeiter?
Die Befragung ist völlig anonym. Bei der Papierbefragung haben die Mitarbeiter
ihren ausgefüllten Fragebogen in Sammelboxen geworfen, die dann zu den
Projektverantwortliche
Nina Blösinger.
Scannern von Towers Watson gesendet und dort bearbeitet wurden. Towers Watson erhält einen Datenfile, der
lediglich die Nummerncodes für die
Antworten auf die Fragen pro Teilnehmer enthält. Bei der Online-Befragung
hat der Teilnehmer durch die Bestätigung „Befragung absenden“ die Daten
auf den Server von Towers Watson
übermittelt. Auch hier wurden ausschließlich die Nummerncodes für die
in der Befragung gegebenen Antworten weitergegeben. Für sämtliche Daten gelten strenge Siche­rungs-, Verwahr- und Löschkonzepte sowie klare
Vorschriften hinsichtlich der Zugriffsrechte.
Wie lange dauert eigentlich eine Befragung dieser Größenordnung – vom
Konzept bis zum Abschlussbericht?
Bei einer ersten Befragung sollte aufgrund eines erhöhten Planungsaufwandes etwa ein Jahr veranschlagt werden. Bei
einer Wiederholungsbefragung sind auch
die in dieser Runde
sehr zeitintensiven
Themen „Fragebogenentwicklung“
und „Aufstellen
der Organisa­
tionsstruktur“
deutlich
schlanker.
arbeiten
Working / travailler / trabajar / trabalhar
Scoop 2/2012
Abschied und Neuanfa
Jetzt ist der Verkauf von K+S Nitrogen an
den russischen Düngemittelhersteller
EuroChem abgeschlossen. K+S fokussiert sich
damit konsequent auf das Kerngeschäft Kaliund Magnesiumprodukte sowie Salz.
Zeit für eine Bilanz: Rudolf Graf von Plettenberg,
bislang Geschäftsführer von K+S Nitrogen,
hat sie für uns gezogen.
Herr von Plettenberg, wie haben Sie die
Zeit erlebt, bevor der Verkauf von K+S
Nitrogen an EuroChem bekannt wurde?
Für uns als Nitrogen-Team hatte sich
schon im März 2011 gezeigt, dass eine
Zukunft innerhalb der K+S Gruppe un-
» Es war immer eine
Zuversicht zu spüren,
dass es für K+S Nitrogen
eine gute Zukunft gibt. «
wahrscheinlich sein würde. Denn damals
hatte BASF die Düngemittel-Anlagen in
Antwerpen zum Verkauf angeboten und
Großes Poster im
Heft: unsere K+S
K+S fokussiert sich konsequent auf
die beiden Kerngeschäftsbereiche:
Kali- und Magnesiumprodukte sowie
Salz. Das verändert auch das Gesicht
des Unternehmens. Wie das aussieht, sehen Sie auf unserem Poster.
Wie war denn die Stimmung unter den
Kollegen?
Ungewissheit bietet sicherlich Spielraum
für unterschiedlichste Stimmungen. Da
gab es natürlich auch Sorge, wie es nach
einem Verkauf weitergehen würde. Aber
trotz aller Bedenken – und das hat mich
beeindruckt – war immer eine Zuversicht zu spüren, dass es eine gute Zukunft für K+S Nitrogen gibt.
bald darauf war klar, dass K+S
diese nicht erwerben würde. Natürlich begann damit eine ungewisse Zeit. Mir war es besonders
wichtig, das Team zu motivieren,
mit unverändert hohem Engagement das operative
Geschäft zu betreiben.
Dass das gelungen ist,
Rudolf Graf von
sehe ich als Erfolg,
Plettenberg,
denn die Kollegen
langjähriger Gehaben weiterhin
schäftsführer der
K+S Nitrogen, ist
ganze Arbeit geleiszuversichtlich.
tet und im Jahr 2011
ein Ergebnis erzielt,
auf das sie stolz sein
können.
Und wie ist der Abschied für Sie
persönlich?
Nach zwölf sehr guten und lehrreichen Jahren bei K+S fällt es einerseits schon schwer, die Gruppe zu verlassen. Nicht zuletzt
wegen der vielen guten Kontakte
zu Kolleginnen und Kollegen. Andererseits bin ich
aber gespannt auf das
Neue. Die Devise ist: Wir
packen die Zukunft optimistisch an und blicken
nach vorne!
Welche Herausforderungen
gilt es jetzt zu meistern?
Abgesehen davon, dass es
schwierig ist, in der engli-
schen Kommunikation die sprachlichen
Nuancen so zu setzen, wie in der eigenen
Sprache, treffen nicht zuletzt auch unterschiedliche Mentalitäten aufeinander.
Sicher wird es einige Zeit brauchen, bis
wir uns bei EuroChem zu Hause fühlen
werden. Die ersten Kontakte verlaufen
aber positiv und wir bieten allen Mitarbeitern interkulturelle Trainings an. Toll
finde ich es, zu sehen, dass die Kollegen
der neuen Kultur aufgeschlossen gegen-
Das ist EuroChem
EuroChem ist ein weltweit führendes Unternehmen der Agrochemie
und stellt vor allem Stickstoff- und
Phosphatdünger her. Die Geschäftsaktivitäten des Konzerns erstrecken
sich von Bergbau und Erdgasförderung bis zu Produktion, Logistik und
Vertrieb. Im Erwerb der K+S Nitrogen
sieht EuroChem nach dem Erwerb
der BASF Düngemittel-Anlagen in
Antwerpen eine logische Ergänzung,
um die eigene Wettbewerbsfähigkeit weltweit weiter zu sichern.
www.eurochem.ru
Fotos: Bernd Roselieb, Markus Hintzen (2), Volker Straub, Thinkstock, K+S Grafik: KircherBurkhardt Infografik
8
9
Scoop 2/2012
ng
» mut zur veränderung?
Den haben Wir! «
überstehen. Einige haben sogar schon
begonnen, Russisch zu lernen.
Und wie sehen Sie die Chancen, die sich
K+S Nitrogen durch EuroChem bieten?
Ich denke, EuroChem ist für uns von allen
Alternativen der beste Käufer: Die Produktportfolios ergänzen sich hervorragend. Umgekehrt bietet K+S Nitrogen für
EuroChem eine perfekte Distributionsplattform für den weltweiten Verkauf
der EuroChem-Düngemittel.
Bei einem Neuanfang ist oft die Rede vom weinenden und vom lachenden Auge.
So auch in Mannheim. Doch im Vordergrund stehen eindeutig Elan und Optimismus.
» Als ich erfuhr, dass EuroChem die K+S Nitrogen
erwerben würde, war ich erleichtert. Denn die Dauer
der Verhandlungen hat doch an den Nerven
gezehrt, obwohl die meisten von uns – dank der
ausführlichen Informationen durch die
Geschäftsführung – ein gutes Gefühl
hatten. Die ersten Begegnungen mit
EuroChem bestätigten das: Der Konzern
hat eine klare Strategie, auf dem
Düngemittel-Weltmarkt eine führende Rolle
zu spielen. Ich finde es höchst interessant und
spannend, dabei mitwirken zu können. «
Jürgen Wetzel, Supply Chain
» Seit ich nach meinem Studium vor drei Jahren zu K+S Nitrogen kam, hat
sich das Unternehmen stark verändert und auch die Zukunft verspricht,
viel Neues bereitzuhalten. Ich bin gespannt auf das, was kommt. Ich
denke, dass uns EuroChem zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten
bietet. Das Leben, Lernen und Verändern geht also weiter! «
Felicitas Niebler, Controlling
» Ich habe schon einige Veränderungen
miterlebt und kann sagen, dass das
sehr positiv war: Zum einen wegen der
interessanten, neuen Kontakte, zum
anderen, weil sie das Arbeitsleben spannend
und abwechslungsreich machen. Somit bin ich
auch jetzt optimistisch, obwohl ein wenig Wehmut
darüber mitschwingt, dass die Kontakte zu vielen
geschätzten Kollegen weniger werden. Gemeinsam
haben wir viel erreicht. Herzlichen Dank dafür! «
Hubert Beyel, Vertrieb und Betriebsratsvorsitzender K+S Nitrogen
10 Leben
Living / Vivre / Vivir / Viver
Kunststoff:
Am Anfang
war das salz
Gummistiefel, Luftballon, Bade-Insel: Kaum zu
glauben, dass die Basis so vieler Alltagsgegenstände Salz ist. Aus Salz wird Chlor gewonnen –
ein Vorprodukt vieler Kunststoffe und wichtigstes
Standbein der chemischen Industrie.
Fotos: thinkstock (7), Stills-Online, Mauritius Images (2)
Von Lena Reseck
W
enn Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel in seinem Red
Bull RB8 durch die Kurven
des Hockenheimrings rast, kommt ihm
nichts so nahe wie Salz. Wenn Madonna ihr 276-millionstes Album verkauft,
dann geht das nicht ohne Salz. Doch die
Kristalle, chemisch in ihre Bestandteile aufgespalten, sind nicht nur Teil des
Herstellungsprozesses von feuerfester
Unterwäsche für Rennfahrer oder von
CDs. Ob Kunststoff-Fenster, Kugelschreiber, Gummistiefel, Spielzeug, Wärmedämmstoffe oder Kühlschränke: Ohne
Salz gäbe es das alles nicht. Der Weg allerdings vom Natriumchlorid zum PlastikGegenstand ist lang. Er führt über ein bedeutendes Vorprodukt: Chlor.
Salz muss hochwertig sein
„Chlor und Natronlauge sind Grundbausteine tausender nützlicher Substanzen und Produkte“, sagt Janusz
Kwasny, Leiter des Geschäftsbereichs
Chlor bei PCC Rokita im polnischen
Brzeg Dolny. Die Chlor-Alkali-Industrie macht allein in Europa 55 Prozent
der gesamten chemischen Industrie
11
Scoop 2/2012
Auch für die
Herstellung von
Bade-Insel und
Gummi-Ente
braucht man
hochwertiges
Steinsalz.
Chlor: eine kleine
Chemiekunde
Aussehen: gelbgrün
Geruch: stechend
Zustand bei Raumtemperatur (20
Grad Celsius): gasförmig. Unter
Druck wird es flüssig.
Das sind die Eigenschaften eines der
wichtigsten Rohstoffe der chemischen Industrie: Chlor (Cl). Es gehört
zu einer Gruppe von fünf Chemikalien, den sogenannten Halogenen.
Deren besondere Eigenschaft: Sie
sind Salz produzierend. Chlor ist in
verschiedenen Verbindungen in
der Natur reichlich vorhanden.
Auch menschliche Blutzellen, die Haut und die
Zähne enthalten etwas davon.
aus. Insgesamt 69 Fabriken in 22 europäischen Ländern produzieren Chlor. Zehn
Millionen Tonnen werden pro Jahr hergestellt – mithilfe von Salz. In den USA waren es im vergangenen Jahr elf Millionen
Tonnen. Auch bei den K+S-Kunden PCC in
Polen und der Solvay in Belgien wird Chlor
in großen Mengen produziert.
Janusz Kwasny: „Die sorgfältige Herstellung von Chlor ist nur mit einem hochwertigen Salz möglich. Also verwenden wir Steinsalz von der esco.“
Etliche tausend Tonnen pro Jahr
kaufen PCC und Solvay von der
K+S-Tochter ein.
Eingesetzt wird es im sogenannten Membran-Verfahren,
auch Chlor-Alkali-Elektrolyse genannt. Zwei Kammern sind dabei durch eine Membran voneinander getrennt. In einer
der Kammern zirkuliert die
Sole aus Steinsalz. Unter Zu-
führung von elektrischem Strom spaltet
sie sich in ihre Bestandteile auf: Chlor und
Natrium. Chlorgas wird auf der einen Seite freigesetzt und gewonnen. Für Natrium ist die Membran durchlässig, es wandert also in die Nachbarkammer. Dort
wird es in Verbindung mit Wasser zu Natronlauge. Kwasny erklärt: „Wir gewinnen
in diesem Prozess drei Stoffe: Chlor, Natronlauge und Wasserstoff. Mit jeder Tonne Chlor, die wir extrahieren, erhalten wir
gleichzeitig etwa 1.120 Kilogramm Natronlauge und 28 Kilogramm Wasserstoff. Alle
drei werden in hochtechnisierten Verfahren getrennt und gewonnen.“
Schritt für Schritt zum Kunststoff
Das gewonnene Chlorgas wird zunächst
gereinigt und verflüssigt. Dann kaufen es
Großkunden auf und verarbeiten es weiter. Aus mehr als zwei Dritteln stellen sie
in weiteren Schritten Kunststoffe her, zum
Beispiel Polymere, Elas- weiter auf Seite 12
»
12 leben
Scoop 2/2012
Living / Vivre / Vivir / Viver
„Ein Tag ohne Produkte aus Salz
ist einfach unvorstellbar“
Steve Pike, Manager National Accounts bei Morton Salt in
Chicago spricht über die Chlor-Produktion in den USA.
Hand aufs Herz, Herr Pike, könnten
Sie auf Chlor-Produkte verzichten?
Es ist unvorstellbar, nur einen Tag ohne
Produkte aus Chlor zu verbringen:
Dann gäbe es zum Beispiel keine Flugzeug-Windschutzscheiben, keine Kontaktlinsen, keine Beschichtungen an
Inlineskater-Rollen, keine Brillen, keine
Stahlproduktion, keine Süßungsmittel
und wir müssten auf viele Arzneimittel
verzichten.
In Europa ist die Herstellung von Chlor
eines der wichtigsten Standbeine der
chemischen Industrie. Wie ist das in
den USA?
Bei uns ist es ganz ähnlich. Pro Jahr produzieren wir etwa elf Millionen Tonnen
Chlor. Wir gewinnen es allerdings nicht
nur aus Natriumchlorid, sondern auch
aus Kaliumchlorid. Beides ist mit demselben Verfahren möglich. Verwenden
wir Natriumchlorid, entsteht als wich­
tiges Nebenprodukt Natronlauge. Nutzen wir Kaliumchlorid, erhalten wir als
Nebenprodukt Kalilauge.
In Europa gilt das Mem­
bran-Verfahren als modernste Methode zur
Chlor-Gewinnung. Nutzt
man in Amerika ebenfalls
dieses Verfahren?
Ja, wir haben 28 Membranzell-Anlagen in den USA
und Kanada. Drei zusätzliche werden gerade gebaut,
Im Alltag
unverzichtbar:
Ob Gieß­kanne,
Stuhl oder
Schuhe – überall
steckt Salz drin.
weitere Anlagen sind in Planung. Es
gibt allerdings auch noch wenige Anlagen, die mit anderen Methoden, dem
Diaphragma-Prozess und dem Amalgam-Verfahren, arbeiten.
Was sind die Vorteile des Membranverfahrens gegenüber den beiden anderen Methoden?
Beim Membranverfahren verbraucht
man viel weniger Energie, es ist deutlich effizienter. Außerdem benötigt
man dafür kein Quecksilber oder Asbest. Es ist also eine sehr umweltfreundliche Methode. Man gewinnt die
Endprodukte auch extrem rein, das
Chlor enthält zum Beispiel nur noch
sehr geringe Mengen an Sauerstoff. Ein
weiterer Vorteil: Die Entwicklung des
Membranverfahrens ermöglicht es
auch kleineren Unternehmen, im Chemiebereich Fuß zu fassen und mit den
großen Konkurrenten mitzuhalten.
Wie wird Chlor in den USA hauptsächlich weiterverarbeitet?
Chlor ist unter anderem Vorprodukt für Propylen, Oxid,
Epichlorhydrin, Polycarbonate
und Polyvinylchlorid. Natronlauge wird in der Zellstoffund Papierindustrie verwendet, außerdem kann man
damit unter anderem Waschmittel und Seife herstellen,
mit Kalilauge ist das übrigens
Steve Pike von Morebenfalls möglich.
ton Salt in Chicago
Beim Thema Chemie kann man Ihnen nichts vormachen?
Dann schreiben Sie uns einfach die richtige Lösung.
»
tomere, Polyurethane und nicht zuletzt Polyvinylchlorid (PVC). PCC Rokita verkauft
Chlor zum Beispiel an BASF, BRENNTAG
oder WACKER. Das von der Solvin – einer
» Chlor und Natronlauge
sind Grundbausteine
tausend nützlicher
Alltagsprodukte. «
Tochter von Solvay und BASF – im belgischen Lillo produzierte Chlor wird zu drei
Kunststoffen weiterverarbeitet und zum
Beispiel an BASF Antwerp durch eine Pipeline geliefert. „Unser Unternehmen stellt
PVC her, hauptsächlich für Wasserleitungen und Verpackungen“, sagt Yannick Vandendael, Geschäftsführer Industrial Affairs
and Supply Chain bei Solvin. „Bei unseren
Kunden im belgischen Zandvliet zum Beispiel wird Chlor zu Polyurethanen weiterverarbeitet. Auch Lösungsmittel und Farben enthalten Kunststoffe. “
Selbst die Natronlauge wird verkauft und verarbeitet. Janusz Kwasny: „Viele Branchen nutzen sie. In manchen Bereichen vermutet man das gar
nicht, wie beispielsweise bei der Lebensmittelindustrie.“ Hier wird sie gereinigt und – hochgradig verdünnt –
in den Backstuben als Brezellauge verwendet.
Welches wichtige Nebenprodukt
entsteht bei der Herstellung von
Chlor? Wählen Sie a oder b.
a) Schwefelsäure
b) Natronlauge
Eigentlich ist das Gewinnen
hier ganz einfach. Man muss
sich nur ein bisschen auskennen mit Chemie oder unseren Artikel lesen. Beantworten Sie die Frage und senden
Sie Ihre Lösung bitte bis
10. August 2012 per Postkarte oder E-Mail. Die ei-
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Fotos: thinkstock (3), iStockphoto, Leslie Garland Picture Library/Alamy, K+S, PR
Mitmachen und gewinnen!
13
Als wache sie über eine gute Ernte, so steht die marmorne Madonn
a am Rande des
Reisfeldes. Hier gedeiht das, was Gino Possi und seine Frau Andreina
verkaufen. Ihr
Laden liegt in Vercelli, der Hauptstadt des italienischen Reisanbaus.
Die REiskönige aus
dem Abendland
Im Frühsommer gleichen sie einem smaragdgrünen
Meer: die überfluteten Reisfelder im Schwemmland
der oberitalienischen Poebene. Die wenigsten
wissen, dass hier das größte Reisanbaugebiet
Europas liegt.
Fotos: Emily Pinna (4)
Von Christin Bernhardt
D
er Wind kräuselt die scheinbar
endlose Wasseroberfläche, in der
sich der Himmel spiegelt. Außer
dem entfernten Kläffen eines Hundes
und dem Rauschen in den Pappelhainen
ist nichts zu hören. Ruhig ist es auf den
Feldern rund um die Cascina Brarola, dem
Hof der Brüder Gasparotto. Als wache die
Madonna am Rande des Feldes nicht nur
über die gute Reisernte, sondern auch
über den Frieden des Hofes. Die Cascina
Brarola, nahe dem lombardischen Städtchen Vercelli, ist einer von 4.770 Höfen,
die Italien mit einer Million Tonnen Ertrag zum größten Reisproduzenten Europas machen. Vor 800 Jahren – ob durch
die Spanier oder die arabischen Herren
Sizi­liens – gelangte das Getreide nach Italien. Im feuchtwarmen Klima der wasserreichen Poebene boten sich optimale Bedingungen für den Anbau. Mönche aus
dem Zisterzienserorden waren es, die im
15. Jahrhundert auf Geheiß des Herzogtums Mailand ein Netz von Kanälen anlegten und den Reis hier erstmals kultivier-
ten. „Doch in den letzten 50 Jahren hat
sich der Anbau stärker verändert als in den
800 Jahren zuvor“, weiß Pietro Gasparotto. Gerade kommt er zurück vom Feld, wo
er im Frühnebel die zarten Halme gedüngt
hat. Sein Traktor ist ein beeindruckendes
Gefährt: Statt der üblichen breiten Reifen
besitzt er Stahlscheiben, die mit ihren Zacken an eine Kreissäge erinnern. „Gummireifen gehen nicht“, sagt Pietro. Die würden den Boden ruinieren. Vor der Aussaat
hat Pietro diesen durch spezielle Stahlwalzen und mithilfe von Lasertechnik so eingeebnet, dass auf der gesamten Fläche
des Feldes nicht mehr weiter auf Seite 14
»
14 leben
Scoop 2/2012
Living / Vivre / Vivir / Viver
Anbaugebiete Italien
Das größte Reisanbaugebiet Europas
erstreckt sich über Lombardei und
Piemont. Vercelli gilt als Hauptstadt
des Reisanbaus.
Pavia
Novara
Vercelli
Lombardei
Gazzo
Verona
Isola della
Scala
Piemont
Italien
»
als drei Zentimeter Höhenunterschied
bestehen. „Nur so bekomme ich beim
Fluten eine ebenmäßige Wasserschicht.
Die braucht der Reis zum Keimen, denn
sie sorgt für eine gleichmäßige Temperatur.“ Nach dem ersten Keimen werden die
Felder kurz trockengelegt. „Dadurch kräftigen sich die Wurzeln.“ Bis zu vier Mal
wird das Wasser während eines Wachstumszyklus abgeleitet. Auch zum Düngen. Pietro wendet schon seit Jahren den
Kalidünger von K+S an. Wichtig sei ihm,
dass der Dünger nicht staubt. Staub sei
fatal, denn der verätze die zarten Blätter
der Pflänzchen „und bei K+S kann ich mich
auf die Qualität verlassen“, sagt Pietro.
Die Brüder Gasparotto haben sich auf
den Anbau spezieller Sorten konzentriert.
Zum Beispiel auf den Carnaroli. Dieser
zählt zu den stärkehaltigen Risotto-Sorten, die beim Kochen ihre typisch cremige Konsistenz entwickeln. „Damit beliefern wir Kunden in ganz Italien und auch
außer Landes“, erzählt Roberto, der sich
vor allem um die geschäftlichen Angelegenheiten und die Vermarktung kümmert. Für die Brüder ist ihr Beruf zugleich
Berufung. In den vergangenen Jahren haben sie nicht nur ausgewählte Produkte
wie Pasta, Gebäck oder Vollkornspezialitäten aus Reis entwickelt, sondern auch
Qualitätszertifikate erhalten. Unter anderem das begehrte Siegel: „Riso di Qualità
» Bis zu vier Mal werden
die Felder zwischen Säen
und Ernten geflutet und
trockengelegt. «
Superiore“ (Reis von hervorragender Qualität). Kein Wunder also, dass auch bekannte Restaurants und Feinkosthändler
von hier ihre Produkte beziehen. So auch
Francesco Pasquino. In seinem ebenso urigen wie stilvollen Restaurant „Villa Sant
Espedito“ inmitten des Anbaugebiets zaubert die Köchin Silvia Rossi ihre Spezialitäten. Zu dieser Jahreszeit besonders gern
das Risotto con Asparagi Verdi (Risotto
mit grünem Spargel). Ihr Geheimnis für
den perfekten Genuss: „Passione!“ Leidenschaft – was sonst?
Aber nicht nur in Restaurants spielt der
Reis eine Hauptrolle: In Vercelli, der Hauptstadt des Reisanbaus, hat jede Familie ihr
eigenes Spezialrezept. 480.000 Tonnen
werden um Vercelli herum jedes Jahr produziert und der Pro-Kopf-Verbrauch liegt
in der Region bei stattlichen zehn Kilo pro
Jahr. Die Variationen reichen von bodenständigen Rezepten weiter auf Seite 16
»
Schöpft aus dem Vollen: Landwirt
Pietro Gasparotto lässt an seinen
Reis nur Kalidünger von K+S.
15
Scoop 2/2012
Reis wird auch das
Korn des Lebens
genannt – zu Recht
Risotto alla Salsiccia
Frühe Funde
Reis ist eine der ältesten
Kulturpflanzen. Sie wurde
schon vor 12.000 Jahren am
südlichen Himalaya angebaut. Alexander der Große
brachte sie vor 2.500 Jahren
nach Europa.
Auf den Feldern des
Reisforschungszentrums experimentieren
Agronomen mit neuen
Züchtungen.
In der „Villa Sant Espedito“ zaubert
Köchin Silvia Rossi köstliche Gerichte.
Hier ein Rezept zum Nachkochen
Eine Zwiebel und eine Knoblauchzehe mit 150
Gramm gewür felter, würziger Wurst (z. B. Salsiccia) in Butter anbraten. 200 Gramm RisottoReis (z. B. Carnaroli) hinzufügen und glasig anschwitzen. Mit 100 ml Weißwein ablöschen.
Etwas einkochen lassen und unter gelegentlichem Rühren nach und nach 500 Gramm Fond
hinzufügen (z. B. vom Kalb oder Rind). Der Reis
sollte dabei immer knapp mit Flüssigkeit bedeckt sein. Wenn der Risotto eine cremige Konsistenz erreicht hat, und das Korn dabei noch
bissfest ist, vom
Feuer nehmen,
gehack t­ e Kräuter
(z. B. Rosmarin,
Peter­silie und Thymian) dazugeben.
Butter und Parmesan untermischen
und genießen.
der Weg des Korns
Vom Säen bis zur Ernte vergehen vier bis sechs Monate:
So entwickelt sich der Keimling bis zur reifen Rispe.
Traktoren für den Reisanbau haben Räder aus Stahl. „Sonst
ruinieren sie den Boden“, weiß Roberto Gasparotto.
mai
Unter der
Wasseroberfläche
entwickelt sich das Blatt
Hier wird geschlemmt: Bei der jährlichen „Festa del Risotto“ in
Gazzo Veronese gehen 4.000 Risotti über den Tresen.
juni
juli
Das Blatt verzweigt
sich. Halm und Wurzelsystem bilden sich aus
Die wichtigste
Wachstumsphase des
Halmes hat begonnen
august
Blüten bilden sich.
Bienen, Vögel und Wind
übertragen die Pollen
april
september
Im gleichmäßig
warmen Wasser
beginnt es zu keimen
Jetzt naht die Ernte: In
den Rispen reichert
sich die Stärke an
Fotos: Emily Pinna (5), Davide Erbetta / SIME / Bildagentur Schapowalow, akg / De Agostini Picture Lib., Corbis, thinkstock Grafik: KircherBurkhardt Infografik
Fakten
rund um
den Reis
Scoop 2/2012
Living / Vivre / Vivir / Viver
Bitterer Reis
Glückssymbol
MOderner Anbau
So der Titel des legendären Films von Giuseppe de
Santi, der den Reisarbeiterinnnen (Mondine) ein
Denkmal setzte und Silvana Mangano (ganz
rechts) zur Ikone machte.
Reis hat eine hohe symbolische Bedeutung. Im
alten Japan galt er früher
als heilig. In vielen Ländern soll er – über Hochzeitspaare geworfen –
Glück und Segen bringen.
Heute gedeiht das Getreide
dank moderner Anbautechniken und bedarfsgerechter
Düngung besser denn je und ist
für drei Milliarden Menschen
auf der ganzen Welt das Hauptnahrungsmittel.
Vialone Nano
Der Kern der beliebten
Risot­to-Sorte mit den
oval gedrungenen
Körnern bleibt beim
Zube­reiten bissfest.
Granne
Deckspelze
Mehlkörper
PAtna
Die Körner sind lang,
dünn und durchsichtig
und bleiben beim Kochen
körnig und locker.
Silberhäutchen
Keimling
CArnaroli
Klassischer Risottoreis,
der beim Kochen cremig
wird. Die ovalen Körner
bleiben dabei bissfest.
BAsmati
Basmati heißt auf Hindi
„Duft“: aromatischer
Langkornreis, der aus
Afghanistan stammt.
»
mit Wurst bis hin zu ausgefallenen Gerichten mit Froschlaich und Kalbsleber.
Auf der Piazza in Vercelli herrscht buntes Markttreiben. Über dem Trubel wacht
hoch erhobenen Hauptes die Marmorstatue des Grafen Camillo Benso di Cavour. Seinem Leibesumfang nach zu urteilen wusste auch er ein gutes Risotto
zu schätzen. Den besten Reis dafür gibt
es in einer kleinen Seitengasse: Dort befindet sich der Laden von Gino Possi und
seiner Frau Andreina. Von der Decke baumeln Küchengeräte und alte Werkzeuge
für die Feldarbeit. Ginos Mutter hat diese
noch selbst benutzt. Sie gehörte zu den
260.000 Mondine (Jäterinnen), die bis in
Halm­ansatz
Das Reiskorn
Keimling, Silberhaut und
Randschichten enthalten besonders
viele Mineralstoffe, Vitamine und
Spurenelemente sowie
verdauungsfördernde Ballaststoffe.
Noch bis zur Mitte des
letzten Jahrhunderts
schufteten die Mondine
zwölf Stunden täglich in
den Reisfeldern
die 1950er-Jahre hinein morgens um vier
Uhr in die Plantagen zogen. Knietief im
Wasser, geplagt von schwüler Hitze und
Myriaden von Mücken, hieß es für die
Frauen zwölf Stunden lang Hacken, Jäten
und Bücken. Giuseppe De Santis’ Film „Bitterer Reis“ setzte den Mondine ein Denkmal und machte die bildschöne Silvana
Mangano in der Hauptrolle zu einer Ikone
der Filmgeschichte.
„Die Tage des bitteren Reis sind Gott sei
Dank längst gezählt“, sagt Gino. Und in
der Tat: Während ein Hektar Reis im Jahr
1939 noch 1.028 Stunden Arbeit kostete,
sind es heute 50. Der Reis selbst gedeiht
jedoch dank hoch entwickelter Anbaumethoden und bedarfsgerechter mineralischer Düngung besser denn je. Das ist
auch der Grund, weshalb sich viele asiatische Geschäftsleute in den Straßen von
Vercelli tummeln: Sie kommen nicht, um
die zahlreichen historischen Bauten und
Kunstwerke zu bestaunen, sie haben vorrangig eines im Sinn: Reis kaufen.
Kurze Lieferzeit
für Dünger
Verona: Die Heimat von
Romeo und Julia ist Sitz
von K+S Italia
In Verona spielt nicht nur Shakespeares
bekanntes Liebesdrama, die Stadt gilt
als die Landwirtschaftsmetropole
Oberitaliens. Dr. Hermann Bätz ist Geschäftsführer der hier ansässigen K+S
Italia. Er ist mit dem Reisanbau bestens
vertraut. „Der intensive Austausch mit
Landwirten ist für uns selbstverständlich“, sagt der promovierte Agrarwissenschaftler, „nur so lernen wir die Bedürfnisse unserer Kunden kennen und
können sie entsprechend bedienen.“
Zum Beispiel legten die Landwirte
Wert auf eine hohe Verfügbarkeit der
Ware bei relativ kurzen Anfahrtswegen
und bezögen 80 Prozent der Düngemittel bevorzugt in Säcken und Big
Bags, die somit im Frühjahr bewegt
werden müssen – eine große Herausforderung. Abgesehen vom Service ist
Bätz auch der Austausch mit Beratern
und Kollegen aus der Forschung ein Anliegen. Auf den Feldern des Reisforschungsinstituts „Ente Nazionale Risi“
in Castello D’Agogna prüft er mit seinem dort tätigen Kollegen Marco Romani eine neu gezüchtete Varietät.
„Die Forschung bringt die Anbaumethoden kontinuierlich voran und leistet
zudem wichtige Beiträge für eine bedarfsgerechte Düngung“, erklärt Bätz.
Im Institut finden regelmäßig Lehrgänge statt. Davon profitieren Landwirte
und Berater gleichermaßen.
Dr. Hermann Bätz (rechts) mit Marco
Romani im Feld des Forschungsinstituts
Fotos: Emily Pinna, dpa, Getty Images, KircherBurkhardt (4) Grafik: KircherBurkhardt Infografik
16 leben
Lernen
17
Learning / Apprendre / Aprender / Aprender
Se ri e
Atemschutz unter Tage:
der
Aus de
K+S-W e r
lt
selbstretter
Ohne dieses Gerät fährt kein
Bergmann nach unter Tage. Wir
zeigen und erklären die in den
USA und Kanada genutzte
Variante – einen Filter-Selbstretter
vom Modell MSA W 65.
metallhalterung
Eine schmale Edelstahlverbindung
zwischen Ausatemventil und Nasen­
klemme sorgt dafür, dass beim
Auspacken alles zusammenhält.
ausatemventil
Die Ausatemluft tritt durch das feder­
belastete Ausatemventil aus dem Gerät.
nasenklemme
Die Klemme aus Gummi verhindert im
Notfall, dass giftige Substanzen über
die Nase eingeatmet werden.
wärmetauscher
Hohe Lufttemperaturen werden hier
auf ein erträgliches Niveau abgekühlt.
Ausatemluft wandert ebenfalls wieder
durch den Wärmetauscher zum Aus­
atemventil.
mundstück
Durch die Öffnung des Mundstücks (latex­
frei) atmet man ausschließlich aufbereitete
Luft (frei von Kohlenmonoxid) ein.
grobstaub-filterbeutel
Der Filter-Selbstretter funktioniert
nicht unabhängig von der Umge­
bungsluft. Er nutzt sie, macht sie
aber unschädlich. Der GrobstaubBeutel aus Baumwolle hält Staub
und Rußpartikel zurück. Feine Parti­
kel werden dann vom Staubfilter
(siehe links) aufgefangen.
kinnstütze
Die Stütze sorgt für den richtigen
Sitz des Gerätes am Mund. Die
Hände bleiben frei.
co-Katalysator
Im Inneren des Selbstretters: Der
Oxidationskatalysator wandelt schädliches
Kohlenmonoxid in Kohlendioxid um.
Aktivkohle-Entfeuchter
Aktivkohle bindet im Filterinneren die
Feuchtigkeit der eingeatmeten Luft.
staubfilter
Fotos: KircherBurkhardt, Volker Straub
Feinste Partikel werden im Inneren
aufgefangen, damit sie nicht in die
Atemluft gelangen.
Sauerstoff für
eine Stunde
Deutsche Geräte
funktionieren durch
eine chemische
Reaktion.
Die in Deutschland eingesetzten so genannten Sauerstoff-Selbstretter der Firmen Dräger (Modell Oxy K 50) und MSA
AUER (Modell SSR 90, kleines Foto) setzen im Bedarfsfall eine chemische Reaktion in Gang. Dabei wird im Selbstretter
sekundenschnell Sauerstoff freigesetzt.
Der Bergmann atmet durch einen
edelstahlgehäuse
kopfband
Das luftdichte Gehäuse schützt
Ka­talysator und Filter im Inneren.
Das Gesamtgewicht des Selbst­retters
beträgt ungefähr 1,2 Kilogramm.
Im Notfall wird der Selbst­
retter am Kopf fixiert. Beim
Öffnen des Gehäuses kommt
das Kopfband zum Vorschein.
Schlauch. Das passiert unabhängig
von der Umgebungsluft. Der Sauerstoff reicht circa eine Stun­­de – Zeit, um den Gefahrenort sicher verlassen
zu können. Das ist ein
ganz anderes Verfahren
als das der Geräte in
den USA und Kanada. Denn diese Filter-Selbstretter wandeln im
Notfall schadstoffhaltige
Umgebungsluft in Atemluft um.
Im Notfall immer dabei:
der Sauerstoff-Selbstretter.
18 lernen
Scoop 2/2012
Learning / Apprendre / Aprender / Aprender
was pflanzen wollen
Damit sie gedeihen, brauchen Pflanzen Sonnenlicht, Wasser und – Nährstoffe.
Diese Erkenntnis bereitete der mineralischen Düngung den Weg.
W
as haben unsere Vorfahren
nicht alles getan: Sie verteil­
ten Sandstein, Ton oder Tang,
setzten schnell wachsende Pflanzen zur
Unterdrückung von Unkraut ein, streuten
Tierexkremente und führten die Dreifel­
derwirtschaft ein. All das, um den Boden
fruchtbar zu halten, ihm wiederzugeben,
was durch die Ernte genommen wurde:
wertvolle Mineralstoffe.
Dass Pflanzen lebensnotwendige Nähr­
stoffe brauchen, erkannte und formulier­
te erstmals der Agrarwissenschaftler Carl
Sprengel. 1828 identifizierte er zwölf Stof­
fe, darunter Kalium, Magnesium, Stickstoff
und Calcium – die Pflanze nimmt sie aus
dem Boden auf. Der deutsche Chemiker Jus­
tus von Liebig griff Sprengels Forschungser­
gebnisse auf und vertiefte sie: Er erkannte
anorganische Stoffe als Nahrung für Pflan­
zen, einfache Salze und Säuren. Das von ihm
formulierte „Gesetz des Minimums“ be­
sagt, dass Wachstum und Ertrag der Pflan­
zen von dem Faktor begrenzt werden, der
sich im Minimum befindet. Das heißt: Je­
der Nährstoff muss in der optimalen Men­
ge vorhanden sein, um dem Wachstum zu
dienen.
Illustration: Roman Bittner/Apfel Zet
Wie sollte die immens
wachsende Bevölkerung
ernährt werden?
Damit war die Antwort auf eine bren­
nende Frage gefunden: Wie sollte die seit
der Industrialisierung um Mitte des 19. Jahr­
hunderts immens wachsende Bevölkerung
ausreichend mit Nahrung versorgt werden?
Durch gezielte Versorgung der Pflanzen mit
mineralischen Düngemitteln. Mit seiner Er­
kenntnis, dass Pflanzen Stickstoff, Phosphat
und Kalium benötigen, bereitete Liebig den
Weg für alle wesentlichen Entdeckungen
der Düngemittelindustrie. Davon profitierte
die unter chronischer Lebensmittelknapp­
heit leidende Bevölkerung in besonderem
Maße. Im Ergebnis vervielfachten sich die
Ernteerträge. In Deutschland stieg die land­
wirtschaftliche Produktion zwischen 1873
und 1913 um beachtliche 90 Prozent!
Das waren die Anfänge: Heute wäre
Landwirtschaft ohne hochwertige mine­
ralische Düngemittel, wie die der K+S KALI
GmbH, nicht vorstellbar – und noch weni­
ger eine Zukunft, in der im Jahre 2050 vor­
aussichtlich 9 Milliarden Menschen leben
werden. Für die Nährstoffansprüche unter­
schiedlichster Böden und Pflanzen stellt K+S
aus kalium- und magnesiumhaltigen Roh­
salzen das passende Produkt her.
wichtigste nährstoffe
Stickstoff (N) steuert das Pflanzenwachstum.
Phosphor (P) beeinflusst den Stoffwechsel,
fördert die Blüten- und Fruchtbildung.
Kalium (K) reguliert den Wasserhaushalt, macht
­widerstandsfähiger gegen Frost, Trockenheit, Pilze, Schädlinge.
Magnesium (Mg) steckt im Chlorophyll und ist unentbehrlich für
die Photosynthese.
Schwefel (S) dient dem Eiweißaufbau und hilft bei der
­Bildung von Kohlehydraten, Vitaminen, Enzy­
men und Geschmacksstoffen.
Schritt 1
Wachstum Damit
sie gedeihen, brau­
chen alle Pflanzen
zunächst Wasser
und Sonnenlicht.
Auch die Kartoffel
ist auf die Kombina­
tion aus Feuchtig­
keit, Wärme und
Licht angewiesen.
Schritt 2
Geschichte des Düngens
Hungersnöte, spek­­takuläre Entde­ckun­gen, industrielles
Wachstum: der lange
Weg vom Mergel bis
zum hochwertigen
Mineraldünger
Reife Lebenswichtig für das
­P flanzenwachstum sind zusätzlich
Nährstoffe. Die Pflanzen nehmen sie
über ihre Wurzeln aus der Erde auf.
missernten im
mittelalter
suche nach
neuen wegen
Hungersnot Man düngt den Bo­
den mit Tierexkrementen, Mer­
gel (Kalk-Ton-Mischung), Tang.
Das genügt nicht. Immer wieder
gibt es schlimme Hungersnöte
wegen Missernten.
Agrarwissenschaft Carl Spren­
gel weist nach, dass Pflanzen
sich von zwölf wichtigen Mine­
ralien ernähren. Die Lösung für
den gestiegenen Nahrungsbe­
darf in der Industrialisierung?
19
Scoop 2/2012
historie: Erste
produktion von
Kali-düngemittel
Visionär:
Justus von Liebig
Bergwerke Erst durch den Bau der
ersten Kalibergwerke der Welt in
den 1860er Jahren in der Nähe
von Staßfurt war Kali in großen
Mengen als Düngemittel verfüg­
bar. Das löste in der ehemals länd­
lichen Gegend eine kleine indust­
rielle Revolution aus.
„Es wird eine Zeit kommen, wo man den
Acker, wo man jede Pflanze, die man da­
rauf erzielen will, mit dem ihr zukom­
menden Dünger versieht, den man in
chemischen Fabriken bereitet.“ Dies
schrieb der deutsche Chemiker Jus­
tus von Liebig (1803 bis 1873) in
seinem epochalen Werk „Die
Chemie in ihrer Anwendung
auf Agricultur und Physiolo­
gie“ von 1840. Seine Erkennt­
nisse über die Bedürfnis­
se von Pflanzen, die er zum
Teil von Vorgängern über­
nahm und weiterentwickel­
te, machten ihn zum Erfinder
der mineralischen Düngung,
zum Reformator des Feldbaus. Vie­
le berühmte Schüler folgten seinen
Lehren und entwickelten sie weiter.
Schritt 4
Düngung Mineralische
Düngemittel füllen die
­Lücke zielgerichtet auf und
geben dem Boden genau
die Nährstoffe zurück, die
die Pflanzen brauchen.
Schritt 3
Ernte Der Feldanbau des Menschen
unterbricht den natürlichen Kreis­
lauf. Mit der Ernte werden die Bo­
dennährstoffe vom Feld getragen.
Nur ein Teil gelangt mit organi­
schen Düngern in den Boden zu­
rück. Die Folge: Schon nach einigen
Ernten wäre der Boden ausgelaugt.
aufbruch in
kali-industrie
Entscheidender Schritt
Justus von Liebig formu­
liert das berühmte „Gesetz
des Minimums“, ebnet den
Weg für Herstellung mine­
ralischer Düngemittel.
Reise zum Salz unter der Erde
Unter Tage Erste Düngemittelfabriken in
Deutschland entstehen. 1856 Entdeckung
kalihaltiger Salze in Staßfurt.
1861 Inbetriebnahme
der ersten Kalibergwerke der Welt
(bei Staßfurt).
Bodenanalyse modern
Bestandsaufnahme Keine Düngung
ohne vorherige Bodenanalyse: Die K+S
KALI GmbH betreut rund 140 Feldversu­
che weltweit. Aus den Ergebnissen ent­
wickeln die Forscher Düngungsemp­
fehlungen über
Nährstoffmenge und Zu­
sammensetzung sowie
Düngezeitpunkt.
Eine wichtige
Rolle spielt die
Analyse des
Nährstoffgehalts
im Boden. Experten
sind weltweit im
Einsatz, um Versuche
vor Ort zu begleiten.
Anstieg der
produktion
Aufwärts Die agrarische
­Produktion in Deutschland
steigt in den Gründerjah­
ren der Kaliindustrie um 90
Prozent. Unter Kaiser Wilhelm
II. ist das Deutsche Reich bis 1918
einziger Kaliproduzent weltweit.
20 lernen
Learning / Apprendre / Aprender / Aprender
Scoop 2/2012
Wie sag ich’s meinen
Mitarbeitern?
Fast jeder Mitarbeiter im Unternehmen weiß, dass
es sie gibt. Führungsleitlinien gehören zu den
strategischen Wegweisern für Chefs im Umgang
mit ihren Mitarbeitern. Aber wie lassen sich diese
Prinzipien in den Berufsalltag übertragen?
D
as Wort ist abstrakt: Führungsleitlinie. Vier davon gibt es bei K+S
und sie sind Teil der Vision und
Mission – also des Selbstverständnisses
– des Konzerns. Einer der Kernsätze für
Führungskräfte der K+S Gruppe geht so:
„Miteinander reden und sich gegenseitig
vertrauen.“ Das hört sich gut an und wohl
niemand wird diesem Ideal des tagtäglichen Miteinander widersprechen. Aber
was heißt das denn nun konkret für den
Chef? Und wie kann er diesen Grundsatz
Je besser die Führungs­kräfte geschult sind, um
so erfolgreicher ist ein
Unternehmen.
bildet werden. Wann man sich wie verhalten sollte, sollen die Chefs in Trainings
lernen. „Je besser die Führungskräfte geschult sind, umso erfolgreicher ist auch
das Unternehmen“, sagt Holger Blannarsch, Personalleiter K+S. Deshalb sind
im vergangenen Jahr Seminare und Workshops zur Umsetzung der Führungsrichtlinien im Alltag gelaufen. Allerdings waren das keine Standardprogramme. Für die
1.200 Führungskräfte der K+S KALI GmbH
wurde von externen Beratern ein 3-Phasen-Seminar entwickelt. Um sich auf ihre
Klientel so gut wie möglich einstellen zu
können, sind die Trainer zum Beispiel zuvor in eine Grube eingefahren und haben
sich den Betrieb unter Tage angeschaut.
im dienstlichen Alltag zur Regel erheben?
„Diese Leitlinien sagen tatsächlich nichts
über das reale Verhalten in Führungssituationen“, bestätigt Sebastian Fröhlich,
Referent Personalentwicklung in Kassel.
„Dafür sind sie auch gar nicht da. Sie weisen die Richtung, damit alle Führungskräfte im Unternehmen wissen, nach welchen
Regeln gespielt wird.“ Die individuelle Situation im Team oder in der Abteilung
kann nicht in allgemeinen Regeln abge-
Fotos: Volker Straub (3), Mike Ging, Daniel Lukac, Patricio González
Was macht uns
einzigartig?
Will ein Unternehmen am Markt
beste­hen und wachsen, muss es für
sich zwei wichtige Fragen beantwor­
ten: Was und wohin wollen wir? Wie
wollen wir das erreichen? Das eine
ist die Vision. Das andere die Mis­
sion. Für K+S lautet Antwort 1: Wir
wollen Quelle für Wachstum und
Leben durch Nährstoffe und Mine­
ralien sein. Antwort 2: Um das zu
errei­chen, bestimmen festgelegte
Grundwerte und Verhaltensgrund­
sätze unser Handeln. Dazu gehören
auch die Führungsleitlinien.
Weitere Informationen gibt es unter
www.k-plus-s.com/de/vision-undwerte
Melissa Hadley, Betriebsleiterin
in Glendale, Morton Salt
Gutes Vorbild sein
Ich halte diese Art von Workshops für ein ausgezeichnetes
Lernfeld. Wenn sie hier in den USA angeboten werden,
dann bin ich sofort dabei. Eine gute Führungskraft sollte
immer mit gutem Beispiel vorangehen. Zugleich muss sie
den Mitarbeitern deutlich machen, was von ihnen erwartet wird. Entscheidend ist es, eine Vision für die jeweilige
Einheit zu entwickeln und dann für die entsprechenden
Ressourcen zu sorgen. Sehr wichtig ist es aber auch, als
Mensch ansprechbar zu sein. Bei Kummer oder auch
­Freude: Präsenz und Nähe zum Team sind unersetzlich.
Marie-José PARENT, Assistentin
der Geschäftsführung, K+S KALI
France, Reims
georg Pietsch, Leiter Energieund Elektrotechnik, KAssel
Wissen, das im Alltag hilft
Dieser Reality-Workshop war eines
der besten Seminare, an denen ich
teilgenommen habe. Ich habe viel
über Mitarbeiterführung und verantwortliche Personalentwicklung
gelernt. Dieses Wissen half mir ganz
konkret: Ich konnte zwei Kollegen für
eine Aufgabe in Kanada begeistern,
sodass sie mit ihren Familien dort
hingehen werden. Zugleich konnte
ich die verbleibenden Mitarbeiter
motivieren, die Aufgaben der Kollegen zusätzlich zu übernehmen.
Nachfragen verhindert
Missverständnisse
Es ist nicht einfach, gegenseitiges
Vertrauen aufzubauen. Deshalb war
das Rollenspiel besonders heraus­
fordernd. Es hat mit gezeigt, wie
wichtig Zuhören und Nachfragen
sind, um sicherzugehen, dass man
sich wirklich verstanden hat. Mir ist
Folgendes bewusst geworden: Wenn
ich mich auf den Mitarbeiter konzentriere, ihn zunächst sprechen lasse,
ihm zuhöre und ihm vertraue, dann
schenkt er mir auch sein Vertrauen.
Und dann kommen wir zu einem gemeinsamen erfolgreichen Ergebnis.
21
Scoop 2/2012
Alejandro Fuentes Herrera,
Sub-Operations Manager in PAtillos
Gemeinsam exzellente
Ergebnisse erzielen
Den Auftakt der Schulung bildete jeweils
eine dreistündige Veranstaltung am
Gut, dass es an den K+S-Standorten in
Standort mit allen Führungskräften, die
Deutschland und Frankreich diese Art von
dort arbeiten. Später folgte ein zweitägiTrainings bereits gibt. So lernt man, gemeinger Workshop. „So waren alle Betroffenen
sam an einem Strang zu ziehen. Wie wichtig
auf dem gleichen Stand und das schafft
das ist, konnte ich bei uns in Patillos erleben:
ein motivierendes Gemeinschaftsgefühl“,
Erst mussten wir unsere Organisationsstrukhat Sebastian Fröhlich beobachtet. Das
tur wesentlich effizienter gestalten, um so die
habe sich dann auch in den Workshops
Produktion und Verschiffung steigern zu könfortgesetzt. Dort lernten die Teilnehmer
nen. Dabei haben das Management und alle
in Rollenspielen, wie sie typische SituatiMitarbeiter ihre Energie in das Projekt geonen und Probleme lösen können. „Imsteckt und großartig kooperiert. Das Resultat
mer mit den Führungsleitlinien im Hinterkann sich sehen lassen: Ein Rekordgewinn.
kopf“, so Fröhlich. Allen Führungskräften
der K+S KALI GmbH – vom Steiger bis zum
Einheitenleiter – wurde die Teilnahme angeboten. 120 Veranstaltungen gab es insgesamt.
Für knapp 100 Führungskräfte der Holding hingegen hatte die Abteilung Personalentwicklung ein für K+S in Deutschland
bislang einmaliges Training durchführen
lassen. „Nichts ist spannender als das
wahre Leben“, sagt Fröhlich. Deshalb
bekamen die Vorgesetzten auch ein
beinhartes Reality-Training. In
einem leer stehenden Bürogebäude
wurde ein fiktives
Unternehmen
eingerichtet;
mit voll ausgestatteten Büroräumen, Briefpapier und Fuhrpark.
Frank C. Firnkes,
Bereichsleiter Globale
Logistik Strategie,
KAssel
Die Mitarbeiter waren allerdings
Aktoren,
Schauspieler.
Dazu
kamen Trainer. Diese Firma sollte –
so erfuhren die Trainingsteilnehmer zu
Beginn – in die K+S Gruppe eingebunden
werden. Innerhalb von drei Tagen. „Praxisnäher kann man Führung nicht lernen“, ist sich Sebastian Fröhlich sicher.
„Vielleicht war deshalb das Echo auf die
Für knapp 100
Füh­rungskräfte wurde
ein in dieser Form in
Deutschland einmaliges
Reality-Training
durchgeführt.
Trainings so groß“, ergänzt Holger Blan­
narsch zufrieden. Durch die lebensnahen
Situationen hätten die Kollegen richtiges
Führungsverhalten intensiver und wirkungsvoller üben können, als das bei herkömmlichen Seminaren möglich sei.
Damit noch mehr Führungskräfte lernen können, wie sie aus den abstrakten
Leitlinien lebendige Alltagskultur machen
können, sind diese in die regulären Fortbildungsseminare eingebettet.
Erfahrung
schützt vor
Fehlern nicht
Mir persönlich wurde
beim Reality-Seminar vor
Augen geführt, wie leicht
man – auch mit langjähriger Führungs­erfahrung –
zu Fehlverhalten manipuliert werden kann. Diese
Erkenntnis war wohl das
Wichtigste. Ich habe viel
über meine eigenen Verhaltensweisen gelernt.
Auf schwierige Situationen im Alltag kann ich
durch die neuen Erfah­
rungen und Einsichten
gelassener reagieren.
Guido Kamm, Leiter Einkauf, Material- &
Lagerwirtschaft im Werk Werra
Viel Anregung für persönliches
Verhalten
Besonders hat mir die Diskussion und Gruppen­
arbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus den ver­schiedensten Fachbereichen des Werkes gefallen.
Hierdurch konnte ich nicht nur mein kollegiales
Netzwerk erweitern, sondern mir wurde bewusst,
wie wichtig es ist, miteinander zu kommunizieren
und sich gegenseitig zu vertrauen, um gemeinsam
Ziele zu erreichen. Ich halte mich konsequent an die
Führungsleitlinien. Das hilft mir und meinem Team,
aktiv und positiv mit Veränderungen umzugehen.
22 lernen
Scoop 2/2012
Learning / Apprendre / Aprender / Aprender
Vorbereitung
Alle Gesprächspartner wissen,
wie die Technik funktioniert.
Verbindung Alle Teilnehmer schalten
sich zu. Der virtuelle Raum füllt sich.
Login Successful
Testing Connection
Zusatzgeräte Für einen störungsfreien Ablauf
müssen Mobilgeräte ausgeschaltet sein.
In wenigen Minuten
um die Welt
Konzentration Die Gesprächsteilnehmer
gehen höflich und respektvoll miteinander um.
Blickkontakt
Wer spricht, schaut auf den Monitor.
Darüber steckt die Kamera.
Aussprache
Wer spricht, redet
deutlich in Richtung
Mikrofon und Kamera.
Über Zeitzonen und Kontinente hinweg können
K+S-Mitarbeiter auch per Video miteinander
kommunizieren. Damit das Gespräch für alle
Beteiligten zum gewünschten Erfolg führt, sind
wichtige Regeln zu beachten.
E
ine K+S-Mitarbeiterin aus Kassel, ein
SPL-Mitarbeiter aus Santiago de Chile und ein Kollege von Morton Salt in
Chicago sitzen sich in einer Besprechung
gegenüber. Obwohl die Zusammenkunft
virtuell ist, also sich alles am Bildschirm
abspielt, treten die Beteiligten auf so reale und naturgetreue Weise miteinander
in Verbindung, dass der Eindruck entsteht,
sie säßen im selben Raum – selbst wenn
sie sich Tausende Kilometer voneinander
entfernt befinden. Möglich ist diese Form
globaler Kommunikation durch modernste Videosysteme.
Seit anderthalb Jahren nutzt die K+S
Gruppe die Ausstattung der Firma Cisco.
Es gibt insgesamt 13 Videokonferenz-Systeme, bei Potash Canada in Saskatoon, bei der Nash und bei Morton Salt in Chicago, bei der ISCO
Die Welt wird kleiner:
K+S nutzt für Videokonferenzen
das moderne System von Cisco.
GEsprächsende
Ist die Konferenz beendet, folgt ein
freundlicher Abschied.
Technik:
Und so geht’s
Ein Computer koordiniert
die Gesprächstermine.
Per E-Mail buchen sich Mitarbeiter
in die Videoräume ein. Der Compu­
ter antwortet binnen 15 Minuten.
Zum Starten der Konferenz genügt
ein Knopfdruck am Telefon. HDKameras an den Bildschirmen (37–
65 Zoll) und Tischmikros
schalten sich ein. Sprache und Bilder wer­den
online synchron übertragen. Zum Abschalten nur die Austaste
am Telefon drücken.
in Clarks Summit, der SPL in Santiago, bei
K+S in Kassel und der esco in Hannover.
Weitere sollen folgen. Die Vorteile liegen
auf der Hand: „Wir können damit Zeit und
Aufwand der Mitarbeiter sowie Reisekosten sparen“, sagt Norbert Deike, von der
K+S IT-Services GmbH, verantwortlich für
die Infrastruktur der Rechenzentren. „Und
es ist einfach zu bedienen.“
Sprache und Bilder werden synchron
übertragen. Es gibt keine Verzögerungen.
Kameras und Mikrofone stellen sich automatisch auf die sprechende Person ein.
Für Präsentationen während der Konferenz muss man nur einen Laptop anschließen. Marian Rostek, bei K+S unter anderem zuständig für Videokommunikation
sagt: „Der Raum muss schallgedämmt
sein und indirekt beleuchtet, um Schatten zu vermeiden. Und: nie durcheinander sprechen.“
Foto: cisco Grafik: KircherBurkhardt Infografik
Situation Einfarbige Kleidung wirkt
im Bild ruhiger. Die Umgebung sollte
aufgeräumt sein.
23
Scoop 2/2012
kleine kristalle ganz groSS
Salz hat viele Talente: Es kann die Grundlage für Weltrekorde sein, ganze Städte zum Blühen bringen,
Künstler inspirieren und Leben schützen. Fünf Beispiele, in denen es einfach der Star ist.
S
alz ist allgegenwärtig, vom Salzstreuer auf dem Tisch bis zum
Streusalz auf glatten Straßen. Dennoch gelingt es diesem Stoff immer wieder, uns zu überraschen. Wenn es zum Beispiel den Boden eines trocken gefallenen
Sees so speziell macht, dass Motorradliebhaber aus aller Welt dort auf Rekordjagd sind. Oder wenn es im Tee das Immunsystem der Einheimischen im rauen
tibetischen Klima stärkt. Wenn eine ganze Wirtschaftsmacht auf dem Handel mit
Salz fußt, und, und, und ... Aber lesen Sie
doch selbst, was Salz alles kann.
Serie
Salz als
t
Ku ltu rgu
salz und gesundheit
salz in der kunst
Fotos: Universum Film/Cinetext, dpa Picture-Alliance/epa apa, ddp images, Reinhard Golebiowski, akg-images
Ein salzfässchen
aus purem gold
Diese filigrane Gold­
schmiedearbeit ist ein
Behältnis für Salz. Salie­
ra (italienisch: Salzfass)
heißt das Kunstwerk des
italienischen Bildhauers
Benvenuto Cellini aus
den Jahren 1540 bis 1543.
Das Salzfässchen zeigt
Neptun, von Pferde­
wesen getragen, und
Tellus, die römische Göt­
tin der Erde. Ausgestellt
ist Cellinis Saliera in der
Kunstkammer des
Kunsthistorischen
Museums in Wien.
ein lebenswichtiges
heiSSgetränk
Salzig muss er sein, der Buttertee der Tibe­
ter. Mehrmals täglich bereiten sie ihn aus
gepressten Teeziegeln mit Salz und YakButter zu. Der Tee ist sehr dünn, für die
Gesund­heit der Tibeter in dieser extremen
Klimazone aber unerlässlich: Er versorgt sie
mit wichtigen Mineralien, wirkt nährend
und wärmt. Je nach Wohlstand
sind die Teeschalen aus Jade,
Keramik oder Holz.
salz im film
ein rennen mit
starbesetzung
Auf einem der berühmten Salz­
seen in Utah stellt Burt Munro
(gespielt von Anthony Hopkins)
mit seinem Motorrad einen
Geschwindigkeitsrekord auf.
Der Abenteuerfilm „Mit Herz
und Hand“ (USA, 2005, Regie:
Roger Donaldson) basiert auf
einer wahren Geschichte: Nach
einem Infarkt reist der „echte“
Burt Munro mit seiner Indian
nach Utah, um auf dem einzig­
artigen Boden des trockenen
Salzsees zu fahren.
traditionen und sport
ohne salz kämpft
kein sumoringer
Viele Zeremonien und Traditionen
sind seit Jahrhunderten mit dem
aus Japan kommenden Ringkampf
„Sumō“ verknüpft: Dazu gehört
unter anderem, dass die Kämpfer
vor dem ersten Betreten des Ringes
Salz in diesen werfen. Das auffällige
Ritu­al soll der symbolischen Reinigung des Ringes vor dem Wettkampf
dienen. Anschließend spülen die Kämpfer ihren Mund mit „Kraftwasser“
(reines Wasser) aus – ein weiteres Ritual vor dem Betreten des Ringes.
salz und wirtschaftsmacht
Fruchtbarer Handel in venedig
Die Venezianer hatten schnell erkannt, dass sich mit
dem An- und Verkauf von Salz viel Geld verdienen
lässt. Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert machte
Salz bis zu 50 Prozent aller Einfuhren aus. Mit den Er­
lösen unterstützte eine eigene Salzbehörde wiederum
andere Handelszweige. Das Resultat: Die venezianische
Wirtschaft florierte – gegründet auf Salz.
24 lernen
Scoop 2/2012
Learning / Apprendre / Aprender / Aprender
Stellrad
Einstellung des erfor­der­lichen Druckes auf den
jeweiligen Dünger
Messuhr
Anzeige des Federweges
Druckmessdose
Messung des anliegenden
Druckes
Druckstempel
Kraftübertragung auf
den Dünger
ProbengefäSSe
Edelstahlringe, in die der
Dünger eingefüllt wird
Forschung für die Praxis: Damit Dünger nicht
verbackt, haben K+S-Mitarbeiter ein Gerät
entwickelt, das diesen Prozess verhindern soll –
den Backwerttester.
W
er bei einem Backwerttester
an ein Gerät denkt, das prüft,
wann der Kuchen im Ofen fertig ist, liegt falsch. Hier geht es um Düngemittel. Jürgen Eidam, Projektleiter im
Ausbildungszentrum Werra, erklärt das
an einem Beispiel. „Bei einem Salzstreuer rieseln die Körner einzeln heraus und
lassen sich gut verteilen. Wenn das Salz
verklumpt, verstopfen die Öffnungen des
Streuers und das Salz rieselt nicht mehr
gleichmäßig.“ Das kann auch mit Dünger
passieren. Zum Beispiel dann, wenn das
noch warme Granulat aus der Produk­tion
kommt und im Produktschuppen landet.
Hier lagern schon mal mehrere Tausend
Tonnen Düngemittel auf einem Haufen,
bevor sie verladen werden. Die unteren
Schichten stehen unter starkem Druck
und werden zusammengepresst, die
Feuchtigkeit kann nicht entweichen und
die Körnchen verbacken. Wird das Düngemittel auf dem Seeweg verschifft, setzt
ihm die hohe Luftfeuchtigkeit zu. Auch
hohe Temperaturunterschiede zwischen
den Abfahrts- und Ankunftsländern wie
Südamerika, Asien und den nördlichen
Breitengraden müssen bedacht werden.
Walter Katzwedel, Jürgen
Eidam und Florian Seebauer
(v. l.) mit dem Backwerttester
im Produktschuppen.
Daher haben Eidam und seine Kollegen
vom K+S-Forschungsinstitut in Heringen
den Backwerttester entwickelt. Dieses
Gerät ist eine Neuheit auf dem Markt. Es
analysiert unter anderem, unter welchen
Bedingungen Düngemittel verkleben. Obwohl das Gerät klein und handlich ist, vollbringt es erstaunliche Dinge: Die Messdaten, die mit ihm gewonnen werden,
verbessern die Lager- und Streuqualität
enorm – egal welche regionalen, klimatischen Herausforderungen es gibt.
„Auf Basis der gewonnenen Daten können wir durch die Zugabe von einem sogenannten Antibackmittel gezielt entgegensteuern“, erklärt Miterfinder und
Verfahrensingenieur Florian Seebauer. In
der Praxis heißt das: kein Frust auf dem
Feld. Denn Dank des Backwerttesters kann
der Landwirt die Pflanzen mit streufeinen
Düngemitteln optimal versorgen.
Das Gerät ist 30 Zentimeter
hoch und wiegt 3 Kilogramm.
Backwerttester Das Gerät besteht
aus zwei Edelstahlringen, in die bis
zu 200 Gramm des zu testenden
Düngemittels gefüllt werden können. Über einen Stempel wird durch
eine Drehspindel 24 Stunden lang
ein zuvor festgelegter Druck auf das
Granulat ausgeübt. Zwei Messuhren geben Auskunft über den Wert
des Druckes und den Wert, wie sich
das Granulat zusammendrückt und
schließlich verklebt.
Backwert Der auf diese Weise ermittelte Wert wird in Newton
(Maßeinheit für Kraft) angegeben.
Hieraus lässt sich berechnen, wie
viel und welches Mittel dem Granulat hinzugefügt werden muss, damit es nicht verbackt.
Entwickelt wurde das Gerät vom
K+S-Forschungsinstitut in Heringen
und dem Ausbildungszentrum des
Werkes Werra in Deutschland.
Fotos: Heiko Meyer (2)
Damit der
Dünger fein
bleibt
Wie der Tester
arbeitet
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25
Serie
mein e
h eimat
Ein Arbeitstag bei K+S Brasileira in São Paulo: Cristina Oliveira in ihrem Büro.
Multitasking In
sÃO Paulo
Cristina Oliveira kocht gern. Aber nicht nur dabei
kommt es ihr auf die richtige Zusammensetzung
an. Ihr Erfolgsrezept bei K+S Brasileira: Teamarbeit.
Foto: Paulo Fridman
Von Christin Bernhardt
I
ch weiß, der Vergleich wird oft gezogen“, sagt Cristina Oliveira, „aber bei
uns im Büro sind wir wirklich wie eine
große Familie.“ Während sie von ihrem
Team erzählt, steuert Cristina ihren Wagen zügig durch das Labyrinth des Park-
hauses, auf der Suche nach einem freien
Platz. Das hindert sie keineswegs daran,
zu gestikulieren und jede Menge Begeisterung zu versprühen. Ihr elfjähriger Sohn
Enzo sitzt auf der Rückbank. Er ist das Multitasking seiner Mama offensichtlich ge-
wohnt. Ein ganz normaler Dienstag in São
Paulo. Cristina bringt Enzo in die deutschbrasilianische Schule. Und auch wenn im
Büro ein hektischer Tag auf sie wartet: Für
den obligatorischen Abschiedsschmatzer ist immer genügend Zeit. Manchmal
reicht es sogar noch für einen Sprung ins
Fitnessstudio, sagt Cristina. „Denn vom
Mausbewegen, Hörerhalten und Tippen
sei noch keiner fit geblieben, sagt die dynamische Ökonomin lachend.
Cristina liebt ihren Job. Das Tolle: „Ich
kann mich hundertprozentig auf die Kol-
legen verlassen. Wenn wir gemeinsam an
einem Ziel arbeiten, kommt jeder aus seiner Komfortzone heraus. Das schätze ich
besonders, denn das ist nicht selbstverständlich.“
Seit 13 Jahren arbeitet Cristina in
der brasilianischen Niederlassung der
K+S KALI GmbH in São Paulo. Sie selbst
stammt ebenfalls aus der Riesenmetropole, ist also eine waschechte Paulistana.
Die Stadt ist durch Einwanderer aus aller Welt extrem multikulturell geprägt,
mit starken
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Scoop 2/2012
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Pulsierende
Megacity
São Paulo ist nicht nur die größte Stadt Brasiliens, sondern mit
knapp 20 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der
Erde. Anders als Rio de Janeiro ist die Metropole kein Magnet für
Touristen, sondern eher ein Handels- und Finanzzentrum.
Cristina Oliveira mit zwei
ihrer Mitarbeiterinnen aus
dem dreizehnköpfigen Team.
rennSport
drei Tage Höllenlärm und
Benzingestank
»
Der „Große Preis von Brasilien“ gehört seit 1973 fest zur Formel-1-Welt-­
­meisterschaft. Im Herbst treffen sich
die besten Fahrer der Welt auf dem
„Autódromo José
Carlos Pace“. Die vier
Kilometer lange,
kurven­reiche Strecke
liegt zwischen zwei
Stauseen in einem
Vorort der Stadt und
wird deshalb auch
oft „Interlagos“ genannt.
portugiesischen, italienischen, japanischen und nicht zuletzt auch deutschen
Einflüssen.
Cristina hat eine Schwäche für Deutschland: „Es ist toll, für eine deutsche Firma
zu arbeiten“, sagt sie: „Ich mag die Mentalität und Kultur dort.“ Deshalb ist sie auch
froh, dass ihr Sohn eine deutsch-brasilianische Schule besucht: „Ich weiß, dass er
hier gut aufgehoben ist und eine vernünftige Ausbildung bekommt.“
Neben ihrer Begeisterung für Deutschland spielen für Cristina aber auch die Erfahrungen in anderen Kulturen eine wichtige Rolle: Schon vor ihrem Start bei K+S
im Jahr 1999 hatte sie für internationale
Konzerne, vor allem im Außenhandel, ge-
„Den echten Wert von
Teamarbeit habe ich erst
bei K+S kennengelernt.“
arbeitet: „Die Kontakte zu Menschen verschiedenster Kulturen haben mich vieles
gelehrt und kommen mir gerade in Kundengesprächen zugute.“
Seit zehn Jahren ist Cristina Hauptabteilungsleiterin der K+S Brasileira. Neben den
Geschäftsbereichen Handel und Logistik,
die sie gemeinsam mit Geschäftsführer
Burkhard Fürst leitet, ist sie mit zuständig für Finanzen und Verwaltung. „Klar
wird das manchmal hektisch. Aber das
gehört dazu. Obwohl, es tut auch mal
gut, wenn das Telefon eine Weile nicht
klingelt.“ Ihre Mitarbeiter schätzen sie
dafür, dass sie trotz Trubel nicht die
Nerven verliert und freundlich bleibt.
Cristina Oliveira und
Sohn Enzo in ihrer
Wohnung in Morumbi.
Dabei hilft Gelassenheit und ein gutes
Zeitmanagement. Das nützt ihr auch im
privaten Bereich. „Ich wohne zum Glück in
Firmennähe und Enzos Schule liegt auch
um die Ecke.“ So hat sie einen kurzen Arbeitsweg und das ist bei der Infrastruktur in São Paulo nicht selbstverständlich. Andere stehen stundenlang im Stau.
Auch wenn das Pendeln zwischen Wohnung und Arbeitsstätte reibungslos läuft,
sitzt Cristina manchmal die Angst im Nacken. Grund ist die hohe Kriminalitätsrate in der Metropole. „Wenn ich spät das
Büro verlasse, stehe ich ungern an den
Ampeln, denn da muss man doppelt vorsichtig sein. Leider haben wir hier nicht die
Sicherheit, die wir uns wünschen.“ Nach
Feierabend und am Wochenende steht
die quirlige Frau am Herd. Sie liebt das
Schnippeln, Brutzeln und Rühren. „Die Leidenschaft fürs Kochen habe ich von meiner Großmutter geerbt. Und Enzo vermutlich auch, denn der isst nicht nur, sondern
macht gerne mit. “
27
Scoop 2/2012
Brasilien
In São Paulo steht das
größte Wohnhaus der
Welt. Das „Copan“ wurde
vom brasilianischen StarArchitekten Oscar Nie­meyer entworfen. In dem
Wolkenkratzer wohnen
etwa 5.000 Menschen in
1.160 Wohnungen. Die
sechs eigenständige
Blocks haben jeweils 36
Stockwerke.
Brasilien
São Paulo
Das Land ist das größte Lateinamerikas und umfasst beinahe die Hälfte
der Fläche des Kontinents. Die Landschaft teilt sich in das Amazonas­
becken im Norden und das Hochplateau in der Mitte und im Süden des
Landes. Brasilien ist in 26 Bundesstaaten und den Bundesdistrikt mit der
Hauptstadt Brasília gegliedert. Mehr als die Hälfte der 205 Millionen Einwohner hat afrikanische und europäische Wurzeln. Während der Kolonialzeit florierte die brasilianische Wirtschaft durch den Export von Brasilholz,
Gold, Diamanten, Fleisch und Zucker sowie ab dem 19. Jahrhundert zu 50
Prozent durch Kaffeehandel. Die wichtigsten Ausfuhrerzeug­nisse sind
Soja­produkte, Zucker, Äthanol und Fleisch. Einen besonderen Wachstumsschub erwartet die Regierung von der Fußball-WM 2014, den Olympischen
Spielen 2016 und den 2008 entdeckten Rohöl- und Erdgasvorkommen an
der südöstlichen Atlantikküste.
Fauna Und Flora
Multikulti prägt
das Stadtbild
Vergnügen
irgendwo wird
immer gefeiert
Mehr als 70 verschiedene
Nati­onalitäten leben in São
Paulo. Die meisten bewahren
ihre Traditionen
weiter. Dazu gehört
eine ausgeprägte
volkstümliche Fes­
tekultur. Jeden
Mo­nat wird in
irgend­einem Stadtteil gefeiert. Die
Ehrentage der
katholi­­schen Heiligen Santo Antônio,
São João und São
Pedro liegen so
dicht bei­einander,
dass der gesamte
Juni ein einziges
Fest zu sein scheint.
São Paulo ist nicht nur die
größte Stadt Brasiliens,
sondern auch eine der
größten Kulturmetro­
polen der Welt. Laut der
Regierung des Bundesstaates São Paulo ist sie
die drittgrößte italienische Stadt der Welt, die
größte japanische Stadt
außerhalb von Japan und
die drittgrößte libanesische Stadt außerhalb des
Libanon. Diese multikulturelle Vielfalt hat ihre
Spuren hinterlassen: in
der Gastronomie, in der
Architektur und natürlich
auch im kulturellen Angebot der Megametropole.
Lebenswichtiges Ökosystem und
Schatztruhe der Artenvielfalt
Der Regenwald am Amazonas ist Millionen Jahre alt. Heute
ist er durch Großprojekte und massive Abholzung gefährdet.
Das riesige Waldgebiet umfasst
heute etwa vier Millionen Quadratkilometer und bedeckt fast 60 Prozent Brasiliens. Man geht davon
aus, dass bereits heute ein Fünftel
des Waldes zerstört ist. Deshalb
macht sich die seit 2011 amtierende
Präsidentin Dilma Rousseff stark
gegen illegale Rodungen und eine
weitere Zunahme der Waldzerstö-
rung. Die Politikerin mit bulgarischen Wurzeln packt Umweltthemen an: Bis 2020 will der Staat
nicht nur seine CO₂-Emissionen
drastisch reduzieren, sondern auch
die Waldabholzung um 80 Prozent
verringern. Exper­ten zufolge sei
das eine dringende Maßnahme zur
Rettung des Regenwaldes und für
die Stabilität des Ökosystems.
Brückenkopf im Finanz- und
Wirtschaftszentrum São Paulo
Die K+S Brasileira hat ihren Sitz
im Stadtviertel Morumbi, im
Westen von São Paulo. Die 1954
gegründete Vertretung von K+S
in Brasilien besteht derzeit aus 15
Personen. Das Unternehmen vertreibt die K+S-Produkte an große
Kunden im In-und Ausland. Ohne
direkten Im- oder Export erwirtschaftete die brasilianische Niederlassung 2011 ein Bruttoumsatz von 5,6 Millionen US-Dollar.
Fotos: Paulo Fridman (4), Thomas Melzer/action press, Travel Pix/Alamy, Corbis, Getty Images, Dominik Butzmann/laif, K+S Grafik: KircherBurkhardt Infografik
Bevölkerung
Bis Anfang des
20. Jahrhunderts
erstreckte sich der
Regenwald über
rund sechs Millionen
Quadratkilometer.
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kommt, der
BErg ruft
Scoop 2/2012
Heringen
Sie sind kilometerweit sichtbar. Ihre Form und Farbe
heben sich von der übrigen Landschaft ab: die
Kaliberge in Hessen oder Niedersachsen. Auf einigen
kann man laufen, Musik hören oder Theater erleben.
Das Interesse wächst, die Besucher kommen.
A
m 21. Juli ist es so weit. Dann
dröhnt es wieder vom Salzberg
im hessischen Neuhof-Ellers. Der
„Monte Kali“ wird rocken, da ist sich Dieter Friedrich sicher. Diesmal hat er die Rolling-Stones-Coverband „Starfucker“ oben
auf der Halde. „Die Leute lauern richtig
darauf“, sagt der Werksleiter. „Wer lässt
sich schon ein Konzert in 500 Meter Höhe
entgehen?“ Man brauche lediglich festes
Schuhwerk und eine gute Kondition, sagt
Friedrich. Einen Transfer gibt es nicht – dafür einen grandiosen Blick, Musik und eine
Die Halden-Besucher
werden mit einem
fantastischen Blick
belohnt
Imbissbude. Im vergangenen Jahr kamen
1.000 Konzertbesucher.
Robuste Fußbekleidung gehört auch zur
Grundausstattung der Besucher in Heringen. Denn: Wer die inzwischen 220 Meter hohen Halde bezwingen will, muss laufen. „Wenn die Leute dann oben stehen,
werden sie für die Anstrengung belohnt“,
sagt Hermann-Josef Hohmann, selbst
Bergtouren-Führer und bei der Stadt Heringen zuständig für Wirtschaft und Kultur. „Der Blick vom Monte Kali ist großar-
Der Monte Kali im hessischen
Philippsthal ist eine von
mehreren Kalihalden im
Werratal.
tig.“ Bis zu 100 Kilometer weit könne man
bei guter Sicht ins Land schauen. Das AhaErlebnis spricht sich herum. Bis zu 6.000
Menschen erklimmen jährlich die Halde und lassen sich von Bergbau-Experten wie Hohmann das ABC der Kaligewinnung erklären.
Auf dem „Kalimandscharo“ in Zielitz
gibt es neben den regelmäßigen Führungen auch Schauspielkunst. Seit 13 Jahren
veranstaltet das Holzhaustheater Zielitz gemeinsam mit dem Kaliwerk Zielitz,
der Gemeinde und dem Bergmannsverein im Sommer ein mehrwöchiges Festival. Jeweils an den Wochenenden zwischen dem 13. und 29. Juli werden die
Stücke aufgeführt. „In diesem Jahr rechnen wir allein zu den Aufführungen wieder mit 3.000 Besuchern“, sagt Hans-Joachim Kind, Leiter im Werk Zielitz. Schwung
an Aufmerksamkeit hat der Berg bereits
im Juni durch den ersten Halden-Erlebnislauf bekommen. Zur 1075-Jahrfeier von
Zielitz organisierte das ortsansässige Festkommitee einen 11,5-Kilometer-Lauf, wovon etwa fünf Kilometer über den „Kalimandscharo“ führten.
Alles steht und fällt mit dem Wetter.
„Aber“, so Dieter Friedrich, „bis jetzt ist
immer alles gut gegangen.“ Das hofft er
auch für die Rock-Nacht.
Führungen mit
Weitblick
Nach etwa einer Viertelstunde
ist es geschafft. Dann bietet sich
den Gästen ein fantastischer
Blick: Bei guter Sicht reicht der
weit über das Werratal und
Wald­hessen hinaus bis tief in die Rhön, den Thüringer Wald,
den Knüll und das nordhessische Bergland mit dem Hohen
Meiß­ner. Die Führungen dauern rund 1,5 Stunden. Eintrittskarten erhalten die Besucher im Kalibergbau-Museum Heringen.
Informationen zu den Führungen gibt es im Internet
unter: www.kalimuseum.de
Alphorn
Mit drei Alphörnern
und einer Sängerin
zog die Kölner Gruppe
„Alpcologne“ 2009
die Zuhörer in ihren
Bann. Zum Glück hat
das Wetter mitgespielt, auch zur
Freude der Besucher
und Gäste.
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Scoop 2/2012
neuhof
Gottesdienste und Rockkonzerte
zielitz
Das Kreuz auf der Halde ist unübersehbar. Es ist neun Meter hoch und nachts
leuchten darauf Lämpchen. Seit 1995 steht es auf dem Berg und von Zeit zu
Zeit werden auch Andachten abgehalten. Die Open-Air-Konzerte hingegen
finden regelmäßig auf dem Plateau statt. Gemeinsam organisieren
Werksmitarbeiter und der Bergmannsverein „Glückauf“ Neuhof 1907 e. V. das
jährliche Spektakel. Einmal im Jahr treffen sich Literaturbegeisterte zur
„Nacht der Poesie“. Die Zuhörer lauschen beim Picknick den Rezitationen des
Schauspielers Rudolf H. Herget.
Informationen zu den Veranstaltungen und Eintrittskarten gibt es in
der Personalabteilung des Werks Neuhof-Ellers, Telefon: +49 665 581 - 0
Theater und
Bergtouren
Ab 13. Juli lädt das Holzhaustheater Zielitz zu den diesjährigen
Kalimandscharo-Festspielen.
Zwei Wochen lang führt das kleinste Theater Sachsen-Anhalts verschiedene Stücke auf. Die Bergtouren allerdings gibt es öfter. Sie
werden zwischen Mai und September angeboten und von Mitgliedern des Bergmannsvereins Zielitz geleitet. Die Besucher legen dabei
in etwa drei Stunden einen fünf Kilometer langen Weg mit einer
Steigung von stellenweise 16 Prozent zurück. Beliebt sind auch die
Bergtouren, die unter einem bestimmten Motto laufen. Die nächste
heißt „Tag der süßen Tour“ und ist für den 20. Oktober 2012 geplant.
empelde
Kunst an der
grünen Halde
Nur in der Gruppe
und zu Fuß
Die Führungen auf die Kaliberge
müssen nach bestimmten Regeln ablaufen. Schließlich handelt es sich um Betriebsgelände.
Die Besucher erkunden die Halde ausschließlich in Gruppen
und mit versierten BergbauSpezi­alisten. Sie dürfen nur die
markierten Wege nutzen. Meist
gibt es eine zentrale Stelle, in
der Anmeldungen entgegengenommen und die Eintrittskarten
verkauft werden.
Installationen und Objekte mitten in
der Natur machen die Gegend um die
Kalihalde Empelde im niedersächsischen Ronnenberg zum Kunsterleb­nis. Jedes Jahr locken neue Objekte
die Besucher. Der fast vier Kilometer
lange LandschaftsKunstPfad zwischen Benthe und Empelde wurde
2009 als Beitrag Ronnenbergs zur
Gartenregion Hannover eröffnet.
Informationen unter: www.
hannover.de/gartenregion
Fotos: P. Castagnola (2), Werra-Kalibergbau-Museum, I. Balduf/K+S, D. Friedrich/K+S (2), B. Bostelmann/bildfolio, Art IG e.V., Region Hannover/C. Stahl, K+S (2)
Weitere Infos zu den diesjährigen Theater-Aufführungen und
Bergtouren unter: www.kalimandscharo.com
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Scoop 2/2012
Die fabelhafte Miniatur-Welt
des Thomas Weider
Modellbau ist etwas für
Tüftler und Besessene.
Thomas Weider ist so
einer. Seine Favoriten:
Mini-Fahrzeuge, deren
große Brüder unter Tage
Dienst tun
Klein, aber
wie echt
Modellbauer fertigen
konkrete, dreidimen­
sionale Objekte an. Das
kann, wie bei Thomas
Weider, die verkleinerte
Nachbildung eines realen
Vorbildes sein. Wichtig
für die Qualität eines
Modells ist die Maßstabsund Detailtreue. Welches
Verhältnis gewählt wird,
hängt vom Anwendungs­
bereich und dem Zweck
des Modells ab.
Z
um Glück stand Großmutters alte
Nähmaschine noch im Schuppen.
Und da hatte Thomas Weider die
Idee: So eine Garnspule wäre die ideale
Kabelwinde. „Und richtig, sie passt hervorragend auf den hinteren Teil des Kuppelbohrwagens“, sagt er. „Modellbau
macht erfinderisch.“ Weider ist noch immer von seinem Einfall begeistert. Ausführlich erklärt der 60-Jährige aus dem
thüringischen Tiefenort jedes Detail des
Miniatur-Fahrzeugs. Was wozu da ist und
wie sich welches Teil bewegt. Thomas
Weiders Augen leuchten. Er ist in seinem
Element.
Seit vielen Jahren baut der ehemalige
Bergmann bereits Miniatur-Fahrzeuge.
Er hat sich auf Untertagemodelle spezialisiert: Berauber-Scoops, Ankerbohrwagen, Großlochbohrwagen oder Sprenglochbohrer. Die sind detailreich und das
braucht Zeit. „Unter einem halben Jahr
schaffe ich es nicht“, erzählt Weider.
Aber jetzt, wo er Rentner ist, kann er werkeln, wann und so lange er will. Das wissen Freunde und Bekannte. Entsprechend
groß ist die Wunschliste an ihn. Wie baut
» Ich brauche für ein
Modell ungefähr ein
halbes Jahr. «
Thomas Weider in seiner Keller­
werkstatt. Hier entstehen seine
Modellfahrzeuge.
Für die filigranen Arbeiten nutzt Weider chirurgische
Instrumente oder Werkzeuge aus Dentallabors (o.). Die
fertigen Modelle stehen in Ausstellungsboxen, wie hier
der Kuppelbohrwagen.
Fotos: Pablo Castagnola (3)
Weider denn nun die Fahrzeuge? Dazu
kauft er Basismodelle im Maßstab 1:50.
Anschließend nimmt er sie komplett auseinander um sie – veredelt mit allem, was
das Modell auch in der Realität aufweist –
wieder zusammenzusetzen. Damit auch
alles originalgetreu wird, nutzt er technische Zeichnungen. Wenn das Fahrzeug
fertig ist, zeigt er es zur Prüfung anderen
Bergbau-Experten. „Die sind meine Gütekontrolleure“, meint Weider. Sein präzises
Arbeiten hat sich herumgesprochen. Wohl
auch deshalb baut er jetzt für
das Kalibergbau-Museum in
Heringen ein ganzes Abbaufeld plus Bandanlagen. Dafür sind sechs Fahrzeuge nötig und eine Schalttafel. „Ein
Traum“, sagt er begeistert.
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Scoop 2/2012
Ein Spaß für Groß
und Klein: Viele
Besucher aus der
ganzen Welt
kommen jährlich
in die Salzwelten
Hallstatt.
Mit der
Rutsche in die
hallstattzeit
E
ine rasante Zeitreise beginnt: Mit bis
zu 35 Kilometern pro Stunde sausen
Besucher auf 64 Metern einer einzigartigen Welt entgegen. Kilometerlange Stollen, von Hand in den Berg gehauen, führen tief hinein in den Felsen.
Als einen der bedeutendsten archäologischen Plätze der Welt hat die UNESCO
das Weltkulturerbe Hallstatt gewürdigt.
Allein dem Salz ist es zu verdanken, dass
das romantische 800-Seelen-Dörfchen
weltweit bekannt geworden ist. Das spiegelt sich auch in dem Wort „Hall“ wider:
Darüber, ob es keltischen oder germanischen Ursprungs ist, streiten sich die
Forscher, doch dass es „Salz“ bedeutet,
ist unstrittig. Seit 7.000 Jahren wird in
Hallstatt mit Salz gearbeitet und gelebt.
Das Hochtal war in prähistorischen Zeiten Arbeits- und Lebensraum für Bergleute und ihre Familien. Ihre Gräber wurden
1846 als spektakulärer Fund entdeckt und
gaben schließlich einer ganzen Epoche ihren Namen – Hallstattzeit (800–400 vor
Christi).
Einst begann der Salzabbau hier mit einer Spitzhacke aus Hirschhorn. Im Laufe
der Jahrtausende entstand dann ein Stollensystem von etwa 4.000 Metern. 1595
wurde erstmals durch eine hölzerne Leitung Sole aus dem Hallstätter Bergwerk
gewonnen und im Sudwerk verarbeitet.
Diese älteste Pipeline der Welt können
die Besucher hier besichtigen.
Ein weiteres Highlight: der legendäre „Mann im Salz“. Vermutlich wurde er
vor mehr als zwei Jahrtausenden bei einem Stolleneinbruch verschüttet. Das Salz
hat ihn so gut konserviert, dass er bei seiner Entdeckung im Jahr 1734 sogar noch
Haupt- und Barthaare trug.
Bis 1890 wurde das Steinsalz in mächtigen Klumpen von 50 Kilogramm ans Tageslicht befördert, in Holzkähne verladen
und bis nach Ungarn verschifft. Heute
gelangt der größte Teil als Streugut auf
die Straßen. Noch immer birgt Hallstatt viele Geheimnisse. Archäologen forschen weiter und finden
eine Sensation nach der anderen:
Das älteste Seil und die älteste Stiege der Welt, den älteste Handschuh
und den ältesten Rucksack. Jeder Besuch wird so zum Abenteuer.
Abenteuer: Bergmann Sepp
erzählt unter Tage den
Besuchern Geschichten.
Prähistorische
Expedition
Entdecken Sie –
ausgerüstet mit
Hallstatt
Schutzkleidung
und Grubenösterreich
lampe – Relikte aus 7.000 Jahren Salzabbau wie die
berühmten Hallstätter Herzen
oder die älteste Stiege der
Welt. Die Führungen starten
von Mai bis Oktober jeweils
freitags um 14 Uhr. Dauer:
vier Stunden. Voranmeldung
erforderlich unter Telefon:
+43 6132 200 2400.
Preis: 40 Euro Erwachsene,
20 Euro Kinder.
www.salzwelten.at
Fotos: Salzwelten Hallstatt (4)
Schwungvoll geht es auf Europas längster
Holzrutsche hinab ins Innere des Berges – ganz
nach dem Vorbild der Bergknappen vor vielen
Jahrhunderten.
Lachen und Lernen: 7.000
Jahre Salzabbau hautnah
erleben – das ist bis zum
4. November 2012 täglich
möglich.
32 bunte seite
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Scoop 2/2012
Wussten Sie
eigentlich
schon, dass …
turnier
Die Kicker-Könige von K+S
1595
die älteste Pipeline der Welt
Sole aus einem Salzbergwerk
förderte? Sie können sie noch
heute in Hallstatt besichtigen.
2,86
Millionen Tonnen Kali von der
K+S Potash Canada ab 2023 in
Saskatchewan jährlich produziert werden sollen?
4.770
sich den Pokal zu holen. Mit dabei waren
auch zwei gemischte Mannschaften: die Elf
von K+S Potash Canada und das esco-Team
aus Hannover. Das Endspiel allerdings war
ein deutsch-deutsches Männer-Match: Gewinner ist das Team vom Kaliwerk Neuhof-
Ellers. Die Hessen bezwangen die Mannschaft aus Bergmannssegen-Hugo mit 1:0.
Der Fairness-Pokal ging an das Team von
K+S Potash Canada.
In der beiliegenden Scoop News erfahren
Sie alles rund um das Turnier.
Was bedeutet Glück auf?
Das wollte Guillermo Fuentos aus Iquique, Chile in unserer letzten
Rundumfrage wissen. Lesen Sie hier nur einige der zahlreichen Antworten,
die dazu eingegangen sind:
Wechselnde Bedeutung
Der Gruß „Glück auf!“ stammt
aus dem 16. Jahrhundert. Der
Ursprung scheint aus dem Erzgebirge zu kommen. In dieser
Zeit hatte „Glück auf!“ die Bedeutung, dass der Bergmann
Glück beim Auftun des Erzganges haben soll. Heute ist die Bedeutung eher, dass der Bergmann unfallfrei nach seiner
verfahrenen Schicht wieder an
die Tagesoberfläche kommt.
Thorsten Kreß,
Neuhof-Ellers (GER)
Erzgängen wurde wohl häufig
der Satz „Glück, tu dich auf!“
gebraucht. Das heißt: Erzgang
komm herbei oder tu dich für
mich auf, weil damit Geld für die
Familie und also auch ein gewisser Wohlstand erreicht wurden.
Sollte ich dem Bergmann Guillermo Fuentes aus der Mine
Erzgang, tu dich auf!
Ursprung des Grußes ist der
Gangerzabbau aus dem 13.
Jahrhundert. Bei der Suche nach
Bergbau im Mittelalter: Haspelknechte ziehen Erz aus dem Schacht
Iquique geholfen haben, würde
ich mich sehr, sehr freuen!
Friedbert Arnold,
Bad Salzungen (GER)
Infos aus dem Netz
Bei Wikipedia heißt es: „Ich
wünsche dir Glück, tu einen
neuen Gang auf“. Ich tendiere
aller­dings mehr zu der anderweitig überlieferten Aussage:
„Ich wünsche dir Glück, wenn
du einen neuen Gang auftust.“
Im heutigen Sinne, also als all­
gemeiner Gruß unter Menschen,
die mit dem Bergbau zu tun
haben, wünsche ich Ihnen ein
herzliches „Glück auf!“
Dr. Christian Schütze,
Baunatal (GER)
1861
in Deutschland die ersten
­Kali-Bergwerke der Welt in
­Betrieb genommen wurden?
Gewinner des
Wissenstests
Liebe Leser, vielen Dank
für die zahlreichen Zuschriften mit dem richtigen Lösungswort, trotz
eines kleinen Fehlerteufels in der ersten Frage.
Hier die Gewinner:
1. Preis: Werkzeugkasten
Enrique Berrios Zegarra,
San Antonio (CL)
2. Preis: Stirnlampe
Michał Laszczyński,
Poznań (PL)
3. Preis: Survival Kit
Dr. Antje Uthoff,
Vacha (GER)
IMPRESSUM Herausgeber: K+S Aktiengesellschaft Redaktionsleitung: Christin Bernhardt Telefon: +49 561 9301-1424 Telefax: +49 561 9301-1666
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Auflage: 24.600 Erscheinung: Juli 2012
Die Rundumfrage
Was ich schon
immer wissen
wollte …
Warum ist die Heilige Barbara
die Schutzheilige der Bergleute in Deutschland? Diese Frage stellt Dr. Francesco Rigacci
von K+S Italia in Verona.
Sagen sie uns
ihre MEinung:
Dazu können Sie eine
Postkarte an die Redaktion Scoop (Adresse
­siehe Impressum)
oder eine E-Mail an
[email protected]
schreiben.
Nehmen Sie auch am
Gewinnspiel auf der
Seite 12 teil!
Fotos: Bernd Schoelzchen/K+S, Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz
Leidenschaftliche Fußballer lassen sich
von Nässe oder Kälte nicht abschrecken.
Das 16. internationale K+S-Fußballturnier
am 16. Juni war verregnet, aber spannungsgeladen. 24 Mannschaften aus verschiedenen Ländern waren nach Kassel gereist, um
Agrarbetriebe in Italien eine
Million Tonnen Reis jährlich
ernten und damit das Land der
größte Reisproduzent Europas
ist?