Wärmepumpenanlagen
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Wärmepumpenanlagen Johannes Wegesin Das kleine Helferlein für Einsteiger Erläuterungen und Tipps im Umgang mit Wärmepumpenanlagen IMPRESSUM Dieses Buch wurde mit fachlicher Unterstützung der REHAU AG + Co erarbeitet. Wegesin, Johannes: Wärmepumpenanlagen Das kleine Helferlein für Einsteiger / Johannes Wegesin [REHAU]. REHAU AG + Co (Hrsg.): Erlangen, 2011 Erste Auflage, 2011 ©2011 Alle Rechte bei REHAU AG + Co, Erlangen Druck: bonitasprint gmbh, 92224 Amberg Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der REHAU AG + Co unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. 6 INHALTSVERZEICHNIS 1 . . . . .Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2 . . . . .Funktionsprinzip Wärmepumpe . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.1 . . . . . Wasser-/Wasser- und Sole-/Wasserwärmepumpen . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 . . . . . Luft-/Wasserwärmepumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 . . . . . Elektrische/Hydraulische Anschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 21 30 3 . . . . .COP und Co . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4 . . . . .Wärmequellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.1 . . . . . Grundwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 . . . . . Erdwärme/Sole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 . . . . Erdwärmesonden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.2 . . . . Erdwärmekollektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3 . . . . Energiepfähle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 . . . . . Luft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 42 42 44 45 46 5 . . . . .Kühlen mit der Wärmepumpe . . . . . . . . . . . . . . . . 50 5.1 . . . . . Die Passive Kühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 . . . . . Die Aktive Kühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 . . . . . Aktive und Passive Kühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 51 52 6 . . . . .Auslegung von Wärmepumpen . . . . . . . . . . . . . . . 54 7 . . . . .Auslegung der Wärmequelle Erdreich . . . . . . . . . . 56 7.1 . . . . . Erdwärmekollektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 7.2 . . . . . Erdwärmesonden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 7.3 . . . . . Bereitstellung der Sole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 8 . . . . .Auslegung der Wärmequelle Luft . . . . . . . . . . . . 62 9 . . . . .Auslegung der Wärmequelle Grundwasser . . . . . . 64 10 . . . .Speichertechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 10.1 . . . . Pufferspeicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 10.2 . . . . Trinkwarmwasserspeicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 11 . . . .Elektroheizstäbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 11.1 . . . . Einbau in den Pufferspeicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 11.2 . . . . Einbau in den Wärmepumpenvorlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 12 . . . .Wärmepumpenregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 7 1Einleitung Die Verbrennung fossiler Energieträger wie Erdöl, Kohle oder Gas zur Erzeugung von Heizwärme in Gebäuden ist zu Recht in die heutige Kritik geraten. Zum einen werden die Anzahl der Fundstätten und Ausschöpfungspotenziale geringer, zum anderen wird der Weltenergiebedarf weiter steigen. Das ist an der zunehmenden Zahl der Weltbevölkerung und dem wachsenden Bedarf in Ländern wie China und Indien ersichtlich. Aus dieser Zwangssituation heraus hat sich ein übermäßiger Bedarf im Gegensatz zur tatsächlichen Fördermöglichkeit entwickelt. Die Förder-/Verbrauchsabhängigkeit ist in den stark ansteigenden Energiepreisen deutlich ablesbar. Erdölexportierende Länder wie Dubai haben sich bereits auf das Nachölzeitalter eingestellt und bereiten sich alternativ mit der Schaffung von Urlaubsparadiesen auf dieses neue Zeitalter vor. Ein Rohstoff wie Erdöl oder Erdgas sollte zudem nicht einfach verbrannt werden, um Wärme zu erzeugen, sondern der Herstellung von heute und morgen wichtigen Produkten, z.B. aus der Medizin- und Kunststofftechnik, vorgezogen werden. Als Antwort auf diese Situation ist in den letzten Jahren ein „Zauberwort“ aufgetaucht, das bei Architekten, Handwerkern und nicht zuletzt bei energiebewussten Verbrauchern in aller Munde ist: Die Wärmepumpe. Sie soll uns den Weg in eine ökologisch bessere und saubere Welt zeigen und vor allem soll sie dem Nutzer klare Vorteile bei der Schonung unserer Umweltressourcen bringen. Die Wärmepumpe ist im Gegensatz zu den konventionellen Wärmeerzeugern keine Verbrennungsmaschine. Deshalb ist sie in Anlagenbauerkreisen, die mit den herkömmlichen Ressourcen wie Öl oder Gas arbeiten, relativ unbekannt. Die Wärmepumpe ist in der Lage, kostenlose Umweltenergie (regenerative Energien aus Grundwasser, Erdwärme oder der Luft) mit einem Anteil von bis zu 75% der gesamt eingesetzten Energie zu nutzen. Die restlichen ca. 25% müssen aus dem Stromnetz zugeführt werden. Diese Energie ist zum Temperaturhub auf ein höheres Ni4 Einleitung 1 veau erforderlich. Sie ist weiterhin in der Lage, Wärmeerzeuger mit konventionell betriebenen fossilen Brennstoffen vollständig zu ersetzen. Regenerative Energien stehen im Gegensatz zu fossilen Energieträgern für das menschliche Ermessen in unbegrenzter Menge zur Verfügung und sind daher energetisch interessant. Bei genauer Betrachtung ist die Wärmepumpe kein Novum der Technik, sondern eine Kraftmaschine, die bereits im Jahre 1870 von Carl von Linde erfunden wurde (Kühlschrank), als Heizungsbzw. Brauchwasserwärmepumpen in Deutschland in den 1970er Jahren auflebten, jedoch nach ruhmlosen Jahren wieder vom Markt verschwanden. Doch warum nur? Mit dem Blickwinkel jener Zeit ist die Frage einfach zu beantworten: Bei Heizölpreisen von unter 10 Pfennig1) pro Liter war es für Heizungsbauer sowie Gas- und Wasserinstallateure ein leichtes, gegen mit (teurem) Strom betriebene Wärmepumpen zu argumentieren. Es war eine Zeit, in der die Energiequellen Öl und Gas in schier unendlichen Mengen zur Verfügung standen. Es war eine Zeit ohne Thermostatventile an den Heizkörpern (warum auch, wenn das Öl so preiswert war) und wenn die Raumtemperatur zu hoch war, wurden die Fenster geöffnet – bestenfalls die Heizungspumpe durch einen bimetallgesteuerten Raumthermostaten abgestellt. Mittlerweile hat (fast) jeder Heizungsbauer – und nicht nur der – erkannt, dass die Wärmequellen Öl und Gas nicht mehr lange die Rolle spielen können, die ihr einst zugedacht waren. Ein Blick auf die Ölpreisentwicklung (Abb. 1-1) und die naturbedingt nachlassenden Ölfördermengen (Abb. 1-2) zeigt klar und deutlich, dass diese Ressourcen jetzt in wirklich absehbarer Zeit als unerschwingliche Güter gelten und für die Beheizung von Gebäuden einfach nicht zukunftsorientiert eingesetzt werden können. 1) Für jüngere Leser, die die Währungsreform von 2001 nicht bewusst erlebten: 1 Pfennig war der hundertste Teil der ruhmreichen Deutschen Mark, die dann im Verhältnis 1,956:1 dem EURO wich. 5 1Einleitung Abb. 1-1: Ölpreisentwicklung, Quelle: Tecson Abb. 1-2: Ölfördermengen, Quelle: Energy Watch Group 6 Einleitung 1 Ein weiterer Aspekt ist die Berücksichtigung, dass Öl und Gas in überwiegend geopolitisch unsicheren Regionen gewonnen wird. Die Bundesrepublik verfügt über eine äußerst geringe Anzahl an Primärenergiequellen und das macht uns politisch von anderen Staaten abhängig. Die zunehmende Abhängigkeit der westlichen von den erdölexportierenden Ländern wird immer größer. Diese Abhängigkeit schürt bei den Verbrauchern Angst, und genau diese Angst gibt ökologischen Heizsystemen, wie der Wärmepumpe, den nötigen Auftrieb, den sie nun als preiswerte und zukunftssichere Alternative gegenüber konventionellen Heizsystemen verdient. Wir, die heutige Generation, müssen den Sprung ins Nachölzeitalter durch konsequenten Einsatz erneuerbarer Energien vorantreiben. Nur auf diese Weise können wir für unsere Nachfolger eine gesicherte Zukunft schaffen, die heute noch bekannte Energieträger ersetzen kann und dazu beiträgt, die Umwelt zu entlasten. Dieses Buch soll einen Einblick in die Wärmepumpentechnik vermitteln mit dem Ziel, durch praktische Tipps und Hinweise diejenigen zu unterstützen, die vor der Aufgabe stehen, ihrem Auftraggeber eine sinnvolle Alternative in der Gebäudeheizung durch den Einsatz von regenerativen Energien zu bieten. Hinweis zum Inhalt dieses Buches: Alle nachfolgenden Fotos, Grafiken, Tabellen und Anlagenprinzipien sind dem REHAU Wärmepumpenprogramm bzw. dem REHAU Energiekomfort-System entnommen. 7 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Warum ist eine Wärmepumpe, obwohl sie ausschließlich mit elektrischem Strom als Antriebsenergie arbeitet, energetisch effizient? Antwort: Weil sie in der Tat in der Lage ist, bis zu 3/4 der an das Heizsystem abzugebenden Wärme aus der Umwelt zu entnehmen. Was ist der Trick? Ganz einfach: Das Bertelsmann-Lexikon1 gibt zum Begriff „Wärmepumpe“ folgende Definition: „i. w. S. eine Anlage, in der mechan. Arbeit zur Erzeugung einer Temperaturdifferenz oder zum „Pumpen“ von Wärmemengen aus einem Wärmespeicher tieferer Temperatur in einen anderen mit höherer Temperatur verwendet wird, wie in einer Kühlmaschine; i. e. S. eine Anlage, deren Zweck die Heizung des höher temperierten Niveaus ist, im Gegensatz zur Kühlmaschine, bei der es auf die Temperaturerniedrigung des tieferen Niveaus ankommt. Der Arbeitsvorgang der W. ist (idealisiert) ein umgekehrt laufender Carnotscher Kreisprozess. Dem tiefer temperierten Wärmeträger wird Wärme entzogen, indem eine Flüssigkeit verdampft oder ein Gas von hohem auf niederen Druck entspannt wird; bei der höheren Temperatur erfolgt mit mechan. Arbeitsaufwand u. unter Abgabe von Wärme eine Verdichtung des Arbeitsmediums. Als Arbeitsmedien dienen leicht verdampfbare Flüssigkeiten, die unter 0 °C in den gasförmigen Zustand übergehen.“ Alles klar? Wohl kaum, aber immerhin sind Anhaltspunkte gegeben, auf denen man eine recht simple Erklärung für die Funktion einer Wärmepumpe aufbauen kann. 1) Bertelsmann Lexikothek Verlag GmbH (Hrsg.): Bertelsmann Lexikothek, Gütersloh 1988 D 8 Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 Wir haben es hier also mit einer elektrisch angetriebenen Kraftmaschine zu tun, die mit Hilfe von Arbeitsmitteln (in der Technik spricht man von Kältemitteln) Wärme auf einer Seite entzieht und Wärme auf der anderen Seite mit erhöhtem Niveau abgibt. Nachstehendes Modell soll die Arbeitsweise verdeutlichen (Abb. 2-1): Verdichter Verdampfer Kondensator verdichten verdampfen verflüssigen entspannen Expansionsventil Wichtig bei diesem Vorgang ist die Erkenntnis, dass bei Aggregatzustandsänderungen (hier: des Kältemittels) vom flüssigen in den dampfförmigen Zustand und umgekehrt eine Unmenge an Energie benötigt bzw. abgegeben wird. Abb. 2-1: Funktionsprinzip Wärmepumpe Reinstoffe (z.B. Wasser) können in drei Aggregatzuständen vorkommen: -Fest (Eis) -Flüssig (Wasser) -Dampfförmig (Wasserdampf) 9 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Am Beispiel des Mediums Wasser, das uns am besten bekannt ist, sieht das folgendermaßen aus: Temperatur in °C 100 0 419 Erwärmung Abb. 2-2: Phasenwechsel am Beispiel Wasser 10 2676 Verdampfen Energie in KJ/kg Überhitzter Dampf In der Technik ist die Nutzung von Energie am Umwandlungspunkt des Aggregatzustandes am effektivsten bzw. möglich bei dem Übergang vom flüssigen in den dampfförmigen Zustand und umgekehrt. Aus diesem Grund ist es ausreichend, diese Zustandsänderung am Beispiel Wasser zu betrachten. Bei der Erwärmung von 1 kg Wasser um 1 K (bei Temperaturdifferenzen spricht man in der Technik von Kelvin) ist die spezifische Wärmemenge (c) von 1,163 Wh erforderlich. Für die Erwärmung von 1 kg Wasser von 0 °C bis zum Verdampfungspunkt von 100 °C ist demnach eine Wärmemenge (Q = m ∙ c ∙ Δt) von 116,3 Wh erforderlich. Und jetzt kommt der Hammer: Um Wasser mit einer Temperatur von 100 °C in Dampf von 100 °C zu verwandeln (die Temperatur bleibt während dieser Zustandsänderung konstant 100 °C, bis alles Wasser restlos in Dampf umgewandelt ist) ist eine Wärmemenge von 627 Wh/kg erforderlich. Die dazu erforderliche Wärmemenge beträgt somit Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 627 Wh. Das ist eine Energiemenge, die ca. 6 mal größer ist als die, die für die Erwärmung des Wassers von 0 °C auf 100 °C aufgewendet wurde. Die gleiche Wärmemenge wird vom Medium wieder abgegeben, wenn es vom dampfförmigen in den flüssigen Zustand zurückkehrt. In der Wärmepumpentechnik wird deshalb die enorme Wärmemenge genutzt, die bei der Aggregatzustandsänderung eines Mediums (hier: Kältemittel) benötigt bzw. abgegeben wird. Zum Verdampfen wird Wärmeenergie benötigt bzw. aufgenommen (in der Praxis der Umwelt entzogen) und auf der anderen Seite (Heizungssystem) wird Wärmeenergie beim Kondensieren abgegeben. Nun könnte man prinzipiell Wasser als Kältemittel verwenden – wenn das Temperaturniveau am Umwandlungspunkt zur eingesetzten Wärmequelle (hier: Grundwasser, Erdwärme, Luft) passen würde. Denn es gibt keine praktisch verwendbare Wärmequelle (außer in Island, dort wird das aus der Erde austretende bis zu 90 °C heiße Thermalwasser direkt zur Wärmeerzeugung verwendet), die Wasser bei 100 °C verdampfen lassen würde. Der Trick liegt also darin, ein Medium zu verwenden, das bei Wärmequellentemperaturen von: -- Grundwasser: +7 bis +25 °C -- Sole: -5 bis +25 °C -- Luft: -18 bis +38 °C verdampfen kann und auf diese Weise der Wärmequelle während der Aggregatzustandsänderung die dazu benötigte Wärmemenge entzieht. Diese aufgenommene Energie wird im weiteren Prozess der Wärmesenkenseite (Heizung) wiederum zugeführt. Solche Arbeitsmittel sind z.B. R 407 C oder R 134a. Allerdings kann das Kältemittel dabei maximal das Temperaturniveau der Wärmequelle annehmen. Also im Bereich von -18 °C bis + 30 °C, was für die Übertragung auf Heizungs11 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe wasser und vor allem an Trinkwarmwasser zu niedrig ist. An dieser Stelle müssen wir innehalten, um uns über die Begriffe „Wärme“ und „Temperatur“ Klarheit zu verschaffen. Wärme ist eine Form der Energie und wird in Wattstunden (Wh), Joule (J) oder Kalorien (cal) gemessen. (Darum müssen einige Menschen aufpassen, dass sie über die Nahrung nicht allzu viele Kalorien aufnehmen und auf diese Weise übermäßig Energie tanken.) Dabei kann Energie in verschiedenen Formen auftreten: Elektrische Energie, chemische Energie, Gravitationsenergie und Bewegungsenergie (kinetische Energie genannt). Diese Energien lassen sich mit den nötigen technischen Geräten ineinander umwandeln. Zum Beispiel chemische Energie einer Batterie in elektrische. Kinetische Energie des Windes über ein Windrad angetriebenen Generator in elektrische Energie. Gravitationsenergie können wir in elektrische Energie umwandeln, indem wir einen Wasserfall über eine Turbine führen. Die Temperatur ist dagegen ein menschlicher Begriff, wie stark Energie in einem Körper konzentriert ist. Menschlich deshalb, weil wir uns untereinander über einen Wert für die Temperatur von Gegenständen austauschen müssen. Wissenschaftler haben deshalb in der Vergangenheit darüber nachgedacht, wie eine solche Temperaturskala aufgebaut werden kann. So hat z.B. Anders Celsius festgelegt, dass bei dem Schmelzen von Eis die Temperatur Null Grad und beim zweiten Umwandlungspunkt, dem Siedepunkt, die Temperatur Hundert Grad betragen soll. Daraufhin teilte er diesen Bereich in hundertstel Grade ein und schon war die uns geläufige Gradeinteilung in Celsius geschaffen. Nun ist es aber nicht so, dass bei 0 °C keine Wärme (Energie) mehr vorhanden wäre. Auch auf der Temperaturskala von Daniel Gabriel Fahrenheit (32 Grad Fahrenheit entspricht 0 °C) enthält ein Körper bei 0 ° Fahrenheit Wärme. Es galt also einen Punkt Null zu finden, an dem wirklich keine Wärme mehr vorhanden ist. Hier trat 12 Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 William Thomson (der spätere Lord Kelvin) auf den Plan. Dieser erkannte, dass Energie eine mehr oder weniger starke Bewegung von Molekülen eines Körpers darstellt. Sprich: Enthält ein Körper viel Energie, schwingen die darin enthaltenen Moleküle weiter aus; bei Körpern mit weniger Energieinhalt schwingen die Moleküle weniger. Das ist auch der Grund, warum sich Körper bei Temperaturerhöhung ausdehnen. Es muss also einen Punkt geben, bei dem die Moleküle sich nicht mehr bewegen und dementsprechend der Energieinhalt gleich Null ist. Kelvin bezeichnete diesen Punkt als absoluten Nullpunkt und markierte damit den Anfangspunkt seiner Temperaturskala mit 0 K. Bei dieser Verfahrensweise stellte sich heraus, dass der Nullpunkt um 273 Grad unterhalb der Schmelztemperatur von Eis lag. Indem er die Hundertgradeinteilung von Celsius beibehielt lag somit der Siedepunkt von Wasser bei 373 Kelvin, die Körpertemperatur des Menschen (37 °C) bei 310 Kelvin. Ein Beispiel soll den vorgenannten Zusammenhang verdeutlichen: Der Energieinhalt (oder die Wärme) einer mit warmen Wasser gefüllten Badewanne von 150 Litern Inhalt und einer Wassertemperatur von 40 °C ist wesentlich größer als der Inhalt eines Grogglases mit einem Inhalt von 0,25 Litern und einer Temperatur von 80 °C. Über die physikalische Beziehung Q = m ∙ c ∙ t (m = Masse, c = spezifische Wärmekapazität von Wasser, t = Temperatur) lässt sich dies nachweisen. Die vor beschriebene Badewannenfüllung enthält eine Wärmemenge von (150 l x vereinfacht 1 Wh/kg ∙ K ∙ 40 °C) 6.000 Wh, während der Wärmeinhalt des Grogglases 20 Wh beträgt. Energie bzw. Wärme ist demnach im Wesentlichen abhängig von der Masse des betrachteten Mediums. Da eine Wärmepumpe aufgrund der Nutzung von Umweltenergie auf einem niedrigen Temperaturniveau arbeitet, muss sie demnach mit großen Massen der verfügbaren Energieart versorgt werden. 13 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Zurück zum Funktionsprinzip der Wärmepumpe. Im Folgenden sieht der Arbeitskreislauf einer Wärmepumpe so aus: Ein Kältemittel mit geringer Siedetemperatur wird mittels eines Wärmetauschers über eine Wärmequelle (Wasser, Sole, Luft) geführt. Die höhere Temperatur der Wärmequelle veranlasst das Kältemittel zu verdampfen. Dabei benötigt das Kältemittel die immense Verdampfungswärme, die es der Wärmequelle entzieht. Ein Kompressor verdichtet das Kältemittel anschließend auf ein höheres Temperaturniveau. Dabei steigt neben dem Druck auch die Temperatur. Am besten zu bemerken bei der Betätigung der Fahrradluftpumpe: Der Kompressionsbereich wird spürbar warm. In einem weiteren Wärmetauscher (Kondensator) kühlt sich das jetzt heiße Kältemittel an der Wärmesenke (Fußbodenheizung, Heizkörper) ab und kondensiert dabei. Während es kondensiert (die Temperatur bleibt bei diesem Vorgang bei Reinstoffen konstant), gibt es die zuvor aufgenommene Wärmemenge in Form von Kondensationswärme an das Heizungswasser über den Wärmetauscher (Kondensator) ab. Nach Verlassen des Kondensators (wir sind immer noch im Hochdruckbereich des Kältemittels) wird das Kältemittel in einem Expansionsventil entspannt, verliert so an Druck und Temperatur (Niederdruckbereich) und verflüssigt sich zum größten Teil. Der Kreislauf beginnt von vorn. Eines ist jetzt klar: Das Arbeitsmittel hat eine so geringe Verdampfungstemperatur, das es bei Kontakt mit der Wärmequelle verdampfen und bei Kontakt mit der Wärmesenke kondensieren muss. Die Temperatur der Wärmequelle muss demnach größer als die Verdampfungstemperatur des Kältemittels, die Temperatur des Kältemittels am Kondensationspunkt (nach der Komprimierung durch den Verdichter) größer als die der Wärmesenke (Heizung) sein. Das heißt: Je geringer der Temperaturunterschied zwischen der Wärmequelle und der Wärmesenke ist, desto weniger Arbeitshub muss der Kompressor verrichten, was die Betriebskosten minimiert. 14 Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 Und weiterhin ist klar: Um die große Kondensationswärme über den Wärmetauscher aufnehmen zu können, muss der der Heizungsanlage so groß sein . Wasservolumenstrom . (Q = m ∙ c ∙ Δt), dass dadurch das Δt einen Wert von nur 5 - 7 K einnimmt. Somit kann die Wärmepumpe auf die zurückströmende Rücklauftemperatur maximal eine Temperaturerhöhung im Vorlauf von 5 - 7 K aufbauen. Das unterscheidet die Wärmepumpe von mit herkömmlich fossilen Brennstoffen betriebenen Wärmeerzeugern, die durch die Verbrennung hohe Arbeitstemperaturen (ca. 1000 °C) erzielen und mit geringeren Volumenströmen und einer Temperaturspreizung von 10 - 20 K arbeiten. Bei der Auswahl der Rohrdimensionen ist die geringe Temperaturspreizung zwischen Vor. und. Rücklauf von 5 - 7 K zu beachten. Aus der Beziehung Q = m ∙ c ∙ Δt ergeben sich aus den resultierenden Massenströmen größere Nennweiten der Rohre und Anlagenkomponenten. Die Mindestvolumenströme auf der Wärmequellen- und der Wärmesenkenseite sind daher unbedingt zu beachten (siehe Herstellerangaben) und einzuhalten. TIPP! Die niedrigste Arbeitstemperatur auf Wärmesenkenseite kann mit einer gut ausgelegten Flächenheizung (35 °C Vorlauftemperatur) realisiert werden. Dabei kommen Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungssysteme zum Einsatz. Hochtemperatursysteme wie Heizkörperheizungen (45 - 70 °C Vorlauftemperatur) sind daher für die Wärmepumpe weniger geeignet. Der Einsatz ist im Einzelfall zu prüfen. TIPP! Aufgrund der oben angeführten Abhängigkeiten ist erkennbar, dass die Wärmequelle Grundwasser am effektivsten ist, da die Grundwassertemperatur über das Jahresmittel gesehen am höchsten und zudem konstant mit ca. 10 - 15 °C ist. Ebenso verlässlich ist die Wärmequelle Erdreich, da in einer Tiefe von ab einem Meter immer die Temperatur größer 0 °C TIPP! 15 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe ist. Durch Regeneration des Erdreichs durch Regen und Sonneneinstrahlung wird die Wärmequellentemperatur weiter erhöht und wirkt dadurch wie ein Akku, der im Winterbetrieb entladen werden kann. Die Wärmequelle Luft wird bei abnehmender Lufttemperatur im Winter ineffektiver, da die Wärmeleistung der Wärmepumpe durch erhöhte Kompressorleistung abnimmt und die benötigte Heizlast des Gebäudes allein durch die Wärmepumpe nicht mehr gedeckt werden kann. Es ist deshalb ein zweiter Wärmeerzeuger (Öl-, Gas- oder Feststoffkessel) oder ein Elektroheizstab erforderlich. In diesem Fall spricht man vom Bivalenzbetrieb bzw. monoenergetischer Betriebsweise. Obwohl Luft als Wärmequelle aufgrund der schwankenden Außentemperaturen nicht so effektiv wie Grundwasser und Erdwärme ist, wird sie dennoch häufig eingesetzt, weil sie überall verfügbar und in der Erschließung praktisch kostenlos ist. 16 Funktionsprinzip Wärmepumpe Verdichter Verdampfer Verdichter Verdampfer verdampfen Kondensator verdichten verdichten verdampfen verflüssigen entspannen 2 Kondensator verflüssigen entspannen Expansionsventil Expansionsventil 2.1 Wasser-/Wasser- und Sole-/Wasserwärmepumpen Wasser-/Wasser- und Sole-/Wasserwärmepumpen sind prinzipiell baugleich. Verdampfer (Wärmeaufnahme) und Kondensator (Wärmeabgabe) bestehen aus Edelstahl-Plattenwärmetauschern. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch den unterschiedlichen Aufbau und die Anbindung der Wärmequellen. Diese Wärmepumpen sind ausschließlich für eine Aufstellung innerhalb von Gebäuden geeignet. Abb. 2-3: Wasser-/Wasserwärmepumpe und Sole-/Wasserwärmepumpe 17 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe 8 min. 0,5 m 7 6 4 5 3 9 M17 min. 0,5 m M2 min. 0,5 m 1 2 min. 15 m Abb. 2-4: Schematische Darstellung des Grundwasseranschlusses einer Wasser-/Wasserwärmepumpe 18 Legende: 1 Förder-/ Entnahmebrunnen 2Schluckbrunnen/Sickerschacht 3 Filter (Maschenweite min. 0,3 mm/ max. 0,6 mm) 4 Wasserzähler (falls vorgeschrieben, sonst Passstück vorsehen) 5Drosselventil 6Thermometer 7 Wasserdruckschalter (Montage am Sicherheitswärmetauscherset) 8Sicherheitswärmetauscherset 9Spülleitung M2 Grundwasserpumpe M17Wärmequellenpumpe TIPP ! Die Mindestvolumenströme auf der Wärmequellenseite sind unbedingt einzuhalten und bei der Dimensionierung der Rohrleitungen zu berücksichtigen (Temperaturspreizung zwischen Ein- und Austritt Grundwasser: 3 - 5 K). TIPP ! Der Mindestvolumenstrom im Grundwasserkreis ist in Abhängigkeit der Wärmepumpenleistung den Herstellerunterlagen zu entnehmen oder anhand der Entzugsleistung und der Temperaturspreizung zwischen Ein- und Austritt zu berechnen. Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 In einem Grundwasserkreis ist unbedingt ein Wasserdruckschalter (Zubehör) einzubauen. Dieser schaltet die Wärmepumpe bei unzureichender Wasserzufuhr aus und verhindert so ein Einfrieren des Verdampfers. TIPP! Bei der ersten Aufheizung des Gebäudes (Bauaustrocknung) kann die Heizlast wesentlich größer sein als berechnet. Wärmepumpenanlagen mit Erdkollektoren oder Erdwärmesonden sind in der Regel nicht für diesen zusätzlichen Leistungsbedarf ausgelegt. Wird dennoch eine Bauaustrocknung mit der Wärmepumpe allein durchgeführt, können aufgrund der Überbelastung der Wärmequelle (Vereisung des Erdreichs) irreparable Schäden an den Sonden oder Erdkollektoren auftreten. Es ist jeweils zu prüfen, ob ein weiterer Wärmeerzeuger (Heizstab oder mobiles Heizgerät) eingesetzt werden muss. TIPP! Die Temperaturen der Wärmequellen liegen im Allgemeinen unterhalb der Taupunkttemperatur der Raumluft. Damit der Wasserdampf in der Luft nicht an den kalten Rohren kondensiert, sind diese mit einer dampfdiffusionsdichten Isolierung zu versehen. Das gilt gleichermaßen für Armaturen, Absperrorgane sowie für die Wärmequellenpumpe. Geeignete Dämmungen bestehen z.B. aus synthetischem Kautschukmaterial und sind mit einem Spezialkleber untereinander diffusionsdicht zu verbinden. Neben Dämmschläuchen für Rohre ist der Dämmstoff für die Isolierung von Pumpen und Armaturen auch als Plattenmaterial erhältlich. TIPP! Der Solekreis muss über eine sicherheitstechnische Ausrüstung, bestehend aus Sicherheitsventil, Ausdehnungsgefäß, Manometer und Entlüfter verfügen. Verwenden Sie vorzugsweise vorkonfektionierte Sole-Anschlusssets. TIPP! Der Mindestvolumenstrom im Solekreis ist in Abhängigkeit der Wärmepumpenleistung den Herstellerunterlagen zu ent- TIPP! 19 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe nehmen oder anhand der Entzugsleistung und der Temperaturspreizung zwischen Ein- und Austritt zu berechnen. Auf Basis des Volumenstroms kann mit Hilfe von Druckverlusttabellen die entsprechende Rohrdimension ermittelt werden. Die spezifische Wärmekapazität von Glykol-/Wassergemischen ist abhängig von der Konzentration des Glykols und variiert dementsprechend. Mit steigendem Glykolgehalt sinkt die spezifische Wärmekapazität, wobei der Druckverlust im Rohrsystem steigt. Darum ist die Einstellung der Frostschutzgrenze auf maximal -15 °C zu begrenzen. 20 Funktionsprinzip Wärmepumpe 2.2Luft-/Wasserwärmepumpen Bei der Luft-/Wasserwärmepumpe besteht der Verdampfer aus einem Lamellen-Wärmetauscherregister, der die Wärmemenge aus der Luft an den Kältekreislauf übergibt. Aufgrund der geringen spezifischen Wärmekapazität der Wärmequelle Luft sind die Luftvolumenströme relativ hoch und es wird deshalb eine große Tauscherfläche am Verdampfer der Wärmepumpe benötigt. Bei einer Heizleistung von beispielsweise 10 KW ist ein Luftvolumenstrom von ca. 4.000 m³/h erforderlich. Die Abmessung des Heizregisters (Verdampfer) beträgt dabei ca. 1.000 x 800 mm. 2 Abb. 2-5: Luft-/Wasserwärmepumpe mit Wetterschutzgitter, Außenaufstellung Abb. 2-6: Luft-/Wasserwärmepumpe mit Schalldämmhauben, Außenaufstellung Der Luftvolumenstrom wird durch einen Ventilator über das Wärmetauscherregister des Verdampfers geleitet. Die hohe Laufgeschwindigkeit des Ventilators und die dadurch hervorgerufene Luftbewegung erzeugt Strömungsgeräusche. Diese sind bei der Wahl des Aufstellungsortes zu berücksichtigen. 21 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Verdichter Verdampfer Verdampfer verdampfen Kondensator verdichten verdichten verdampfen verflüssigen entspannen Abb. 2-7: Wärmetauscherregister einer Luft-/ Wasserwärmepumpe TIPP ! 22 Verdichter Kondensator verflüssigen entspannen Expansionsventil Expansionsventil Für die Luft-/Wasserwärmepumpe gibt es verschiedene Möglichkeiten der Aufstellung, Innen- und Außenaufstellung (siehe auch Kapitel 4.3). Funktionsprinzip Wärmepumpe Der Regler sowie die elektrischen Anschlüsse sämtlicher Fühler und Aktoren sind in einem Schaltschrank untergebracht. Dieser ist immer im Gebäude anzubringen. Bei der Planung ist die Führung der Stromleitungen zwischen Elektroverteilung und Schaltschrank sowie zwischen Schaltschrank und Wärmepumpe zu beachten (siehe Abb. 2-16). 2 Abb. 2-8: Schaltschrank 23 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Innenaufstellung: Bei der Innenaufstellung sind für die Leitung der Luftzufuhr und der Ableitung des genutzten Luftstromes Durchbrüche durch die Außenhülle des Gebäudes vorzusehen. Dabei dürfen sich die Volumenströme für die Zu- und Abluft nicht beeinflussen, d.h. die abgekühlte (energieärmere) Abluft darf nicht über einen Kurzschluss erneut angesaugt werden. Aus diesem Grund bietet sich eine Aufstellung der Wärmepumpe im Gebäudeeck an. Die Luft wird auf einer Gebäudeseite angesaugt und über die 90° versetzte Gebäudeseite ausgeblasen. Abb. 2-9: Eckaufstellung 24 Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 Weitere Möglichkeiten der Luftführung sind mit Luftkanälen oder flexiblen Schläuchen realisierbar. Abb. 2-10: Kanalaufstellung Abb. 2-11: Schlauchaufstellung 25 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe TIPP ! Abb. 2-12: Innenaufstellung einer Luft-/Wasserwärmepumpe 26 Die Wangen der Mauerdurchbrüche diffusionsdicht isolieren, damit einerseits Schallübertragungen vermieden werden und andererseits auftretendes Kondenswasser nicht in die Gebäudestruktur eindringen kann. Daher sind die Durchbrüche um die Isolierungsstärke größer auszuführen. Die Lage und Abmessungen der Durchbrüche sind den Herstellerunterlagen zu entnehmen. Legende: 1Wärmepumpe 2Reglerschaltkasten 3Stromverteilung 4 REHAU Systemspeicher 5 Hauptstrom Wärmepumpe 6 Hauptstrom Elektroheizstab 7Steuerstrom 8Verbindungsleitungen 9 Heizungsleitungen, gedämmt Funktionsprinzip Wärmepumpe Während des Betriebs von Luft-/Wasserwärmepumpen entsteht Kondenswasser, das durch die Abkühlung der Zuluft zwangsweise entsteht. Dieses wird in der Wärmepumpe in der Wanne unterhalb des Verdampfers gesammelt und über eine Kondensatablaufleitung abgeführt. Aus diesem Grund ist für eine ausreichende Abführung des Kondensatwassers ein Abflussanschluss mit Siphon vorzusehen, der an eine Kanalisation angeschlossen wird. Außenaufstellung: Bei der Außenaufstellung sind Vorkehrungen für die Führung von Heizungs- und Elektroleitungen zu treffen. Die Leitungen werden vom Gebäude bis zum Aufstellungsort durch das Erdreich geführt. Dabei ist zu beachten, dass die Heizungsleitungen gut isoliert sind, um Wärmeverluste zu vermeiden. Hilfreich sind hierbei vorkonfektionierte Rohrleitungen, die werkseitig als Duorohre in einem Schutzrohr mit Wärmedämmung versehen sind. Vorteilhaft für den Einsatz als Heizungsrohre sind hier PEX-Rohre, weil diese flexibel in der Verlegung sind und zudem passende Hauseinführungen mit Abdichtungen gegen drückendes und nichtdrückendes Grundwasser erhältlich sind. 2 TIPP! Abb. 2-13: Vorkonfektionierte Duorohre RAUVITHERM 27 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Für die Außenaufstellung ist in der Regel ein Fundament für die Wärmepumpe zu erstellen. Dieses sollte für das Gewicht der Wärmepumpe geeignet und waagerecht ausgerichtet sein. 28 TIPP ! Das Fundament sollte die gleichen Maße haben wie die Außenmaße der Wärmepumpe, da in diesem Fall alle Anschlussleitungen (Elektro-/Kondensatablauf-/Wärmeleitungen) außerhalb des Fundaments frei in das Erdreich eingeführt werden können. TIPP ! Während des Betriebs von Luft-/Wasserwärmepumpen entsteht Kondenswasser, das durch die Abkühlung der Zuluft zwangsweise entsteht. Dieses wird in der Wärmepumpe in der Wanne unterhalb des Verdampfers gesammelt und über eine Kondensatablaufleitung abgeführt. Aus diesem Grund ist für eine ausreichende Abführung des Kondensatwassers ein Abflussanschluss vorzusehen, der entweder an eine Kanalisation oder an eine Versickerung im Erdreich angeschlossen wird. TIPP ! Luft-/Wasserwärmepumpen verursachen Geräusche, die vornehmlich durch die Rotation des Ventilators entstehen. Wählen Sie für den Aufstellungsort eine Lage, die Belästigungen zum Nachbargrundstück nicht begünstigt. Meiden Sie daher die Nähe von Terrassen und Schlafzimmerfenstern. Weitere wirksame Maßnahmen sind die Verwendung von Schalldämmhauben und die Reduzierung der Ventilatordrehzahl während des Nachtbetriebes. Funktionsprinzip Wärmepumpe Legende: 1 Wärmepumpe auf Fundament 2Reglerschaltkasten 3Stromverteilung 4 REHAU Systemspeicher 5 Hauptstrom Wärmepumpe 6 Hauptstrom Elektroheizstab 7Steuerstrom 8Verbindungsleitungen 9 Heizungsleitungen, gedämmt 10Abdeckkasten (Zubehör) 11Frostgrenze beachten! 2 Abb. 2-14: Außenaufstellung einer Luft-/Wasserwärmepumpe 29 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe 2.3Elektrische/Hydraulische Anschlüsse Im Gegensatz zu konventionellen Wärmeerzeugern (Öl-/Gas-/ Feststoffkessel) teilt sich die Energiezufuhr in zwei Bereiche auf: -- Energiezufuhr aus einer Wärmequelle (Grundwasser, Erdwärme oder Luft) mit einem Anteil bis zu 75 % -- Energiezufuhr über das Stromnetz für den Betrieb des Kompressors mit einem Anteil von ca. 25 % Energiezufuhr der Wärmequelle: Bei Luft-/Wasserwärmepumpen ist der Anschluss für die Energiezufuhr der Wärmequelle bereits werkseitig durch den Einbau eines Ventilators, der die Außenluft über den Verdampfer fördert, vorinstalliert. Bei Grundwasser- und Solewärmepumpen befindet sich ein Vorund Rücklaufanschluss für die Anbindung der Wärmequelle am Gerät. Die Anschlussdimension variiert in Abhängigkeit von der Entzugsleistung. Die Anschlüsse für Vor- und Rücklauf der Wärmesenke bzw. des Pufferspeichers befinden sich ebenfalls am Wärmepumpengerät. Da die Wärmepumpe durch einen Kompressor angetrieben wird, unterliegt sie durch die mechanische Antriebskraft wahrnehmbaren Vibrationen. Damit diese Schwingungen nicht auf das Gebäude übertragen werden, sind die Wärmepumpen durch gummigelagerte Füße zum Aufstellungsraum entkoppelt. Damit diese Schwingungen nicht auf die Rohrsysteme übertragen werden können, sind sämtliche Rohranschlüsse (Wärmequelle, Wärmesenke) mit flexiblen Leitungen (Zubehör) auszuführen. Energiezufuhr über das Stromnetz: Die Antriebsenergie für den Kompressor erfolgt mit Hilfe elektrischer Energie. Da Wärmepumpen einen vergünstigten Tarif nutzen, ist für die Bereitstellung ein separater Stromzähler vorzusehen. Als Gegenleistung für den günstigen Stromtarif 30 Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 behält sich das Energieversorgungsunternehmen (EVU) vor, die Stromversorgung der 400 V-Spannung in Spitzenzeiten zum Lastausgleich abschalten zu können. Die Abschaltung kann bis zu dreimal am Tag für maximal jeweils zwei Stunden erfolgen. Man bezeichnet dies als Sperrzeit für die Wärmepumpe. Während dieser Zeit muss der Pufferspeicher oder die Speicherfähigkeit einer Flächenheizung die Wärmeversorgung sicherstellen. Die Abschaltzyklen sind jedoch regional sehr unterschiedlich. Die Versorgung von Aktoren wie Umwälzpumpen, Regler, Umschaltventile und Mischer erfolgt über den Strom-Normaltarif (230 V). Sie sind von einer Abschaltung des Energieversorgers nicht betroffen und können so ihre Funktionen aufrecht erhalten. Die Anbindung der elektrischen Stromversorgung ist nachstehend am Beispiel einer Luft-/Wasserwärmepumpe beschrieben. Abb. 2-15: Elektrischer Anschluss Luft-/Wasserwärmepumpe Zwischen Regelschaltkasten und Spannungsversorgung / Fühlern / Antrieben: Name Verbindung Kabeltyp Hauptstrom Wärmepumpe (3 x 400 V/50 Hz) Netz zu Reglerschaltkasten x) Hauptstrom Elektroheizstab (3 x 400 V/50 Hz) Netz zu Reglerschaltkasten x) Steuerstrom (1 x 230 V/50 Hz) Netz zu Reglerschaltkasten x) Fühlerleitungen Reglerschaltkasten zu Fühler 2 x 2 x 0,8 mm² Steuerstromkabel (230 V) Reglerschaltkasten zu Aktoren (z.B. Pumpen, Ventile) x) Zwischen Regelschaltkasten und Wärmepumpe: Stromversorgung Verdichter (3 x 400 V/50 Hz) x) Stromversorgung Ventilator (3 x 400 V/50 Hz) x) Stromversorgung Elektroheizstab (3 x 400 V/50 Hz) Reglerschaltkasten zu Wärmepumpe Steuerstrom (1x230 V/50 Hz) x) 18 x 1,0 mm² (18G1) Sensoren (24 V) 7 x 1,0 mm² (7G1) Fühler (0 - 10 V) 12 x 0,75 mm² (12G0,75) x) Nach Leitungslänge und Stromaufnahme zu definieren. 31 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Hydraulische Anschlüsse Eine komfortable und wirtschaftliche Form der Bereitstellung von Heizungs- und Trinkwarmwasser wird mit einem Systemspeicher erreicht, der Heizungswasser in zwei getrennten Bereichen (Trennspeicher) puffern kann: -- In einem oberen Bereich zur Pufferung von Heizungswasser für die Trinkwarmwasserbereitung mit einem höheren Temperaturniveau -- In einem unteren Bereich zur Pufferung von Heizungswasser mit einem niedrigen Temperaturniveau zur Versorgung der Heizkreise Pufferbereich für Trinkwarmwasserbereitung 50 °C Trennplatte Pufferbereich für Heizung 30 - 40 °C Abb. 2-16: Systemspeicher mit Trennplatte 32 Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 Dazu muss der Wärmepumpenvor- und -rücklauf jeweils aufgeteilt und gezielt in die betreffenden Bereiche oberhalb und unterhalb der Trennplatte eingespeist werden. Zur Umschaltung der Volumenströme in den oberen oder unteren Bereich werden 3-Wege-Umschaltventile eingesetzt (Aufbau und Funktion siehe nachfolgendes Beispiel). Die hydraulische Verschaltung der Wärmepumpe mit dem Systemspeicher kann der Abb. 2-17 entnommen werden. A AB B A AB B Abb. 2-17: Hydraulischer Anschluss Wärmepumpe an Systemspeicher 33 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Der Anschluss der Heizkreise sowie einer Frischwasserstation zur Bereitung von Trinkwarmwasser ist der nachfolgenden Abb. 2-18 zu entnehmen. A AB B Abb. 2-18: Hydraulischer Anschluss Heizkreise und Frischwasserstation 34 Beispiel eines Anlagenschemas für Heizungs- und Trinkwarmwasserbereitung Im vorliegenden Beispiel ist ein Systemspeicher mit Schichttrennplatte eingebunden, der im oberen Speicherbereich das Heizungswasser für die Trinkwarmwasserbereitung mit einem höherem Temperaturniveau (50 °C) bereithält. Das Trinkwarmwasser wird über eine Frischwasserstation (Aufbau und Funktion siehe Kapitel 10.) aufbereitet. Im unteren Speicherbereich wird unterhalb der Schichttrennplatte ein Volumen für die Versorgung der Wärmesenke mit einem niedrigeren Temperaturniveau gepuffert. Für eine effiziente Bewirtschaftung dieser einzelnen Bereiche wird über 3-Wege-Umschaltventile (Abb. 2-20) eine gezielte Aufteilung des Wärmepumpenvor- und -rücklaufs für die beiden Bereiche durchgeführt: Funktionsprinzip Wärmepumpe 2 -- Trinkwarmwasserbereitung: Vorlauf in Anschluss I, Rücklauf aus Anschluss III -- Heizungswasserbereitung: Vorlauf in Anschluss II, Rücklauf aus Anschluss IV Die Anbindung des Heizungsvorlaufes für den/die Heizkreis/e erfolgt vorzugsweise vor dem Speicheranschluss, damit die Wärmepumpe mit voller Leistung in die Heizkreise einspeisen oder bei abnehmender Leistung der Heizkreise (Schließen des Mischers) den Puffer bewirtschaften kann ohne dabei in eine Hochdruckstörung zu laufen. Die Anbindung des Heizungsrücklaufs erfolgt im unteren Bereich des Heizungspuffers. Durch die Anbindung an den Heizungspuffer ist zudem eine hydraulische Entkopplung (Weiche) des Wärmepumpenkreises zum Heizkreis gegeben. Abb. 2-19: Beispiel eines Anlagenschemas M I A AB M B II III A RL_____K TWZ TWW AB M TWK V B IV 35 2 Funktionsprinzip Wärmepumpe Abb. 2-20: 3-Wege-Umschaltventil TIPP ! 36 Ein 3-Wege-Umschaltventil verfügt über drei Anschlusstore mit der Bezeichnung A, B und AB. Das Tor AB ist stets in geöffneter Stellung und wird an den Vor- und Rücklauf der Wärmepumpe angeschlossen, so dass eine Freigabe des Volumenstromes entweder über das Tor A oder das Tor B erfolgt. Die Ansteuerung des Stellmotors erfolgt über die Wärmepumpenregelung. Grundsätzlich hat die Bewirtschaftung des Trinkwarmwasserbereichs den Vorrang vor dem Heizbetrieb, was durch die Brauchwasservorrangschaltung in der Wärmepumpenregelung übernommen wird. Während der Trinkwarmwasserbewirtschaftung wird der Mischer der Heizkreise geschlossen und die Heizungsumwälzpumpe(n) abgestellt. Der Status wird im Hauptmenü der Wärmepumpenregelung angezeigt. Bei der Montage und bei der Inbetriebnahme unbedingt auf den richtigen Einbau der Ventile (Tor A für Trinkwarmwasserbereitung, Tor B für Heizungsbewirtschaftung) achten und den Wirksinn der Stellantriebe prüfen. Falsch betriebene 3-Wege-Umschaltventile sorgen für eine Fehlbewirtschaftung des Systemspeichers und mindern die Leistung und damit die Jahresarbeitszahl (JAZ) der gesamten Anlage. COP und Co 3 Bei konventionellen Wärmeerzeugern mit Beheizung durch fossile Energieträger wird der .Wirkungsgrad (Eta) durch das .Verhältnis von abgegebener (Q ab) zu zugeführter Leistung (Q zu) beschrieben: . . Eta = Q ab / Q zu Dabei ist die abgegebene Wärmeleistung diejenige, die ins . Heizungssystem .eingespeist wird (Q ab) und die zugeführte Wärmeleistung (Q zu) die Wärmemenge pro Zeit darstellt, die dem Wärmeerzeuger in Form des fossilen Energieträgers zuteil kommt. Dies wird durch den Heizwert oder Brennwert des fossilen Energieträgers ausgedrückt. Dadurch ist erkenntlich, dass der Wirkungsgrad immer kleiner als 1 bzw. 100 % ist. Ausgenommen bei der Brennwerttechnik, weil hier die latente (verborgene) Wärmeleistung aus dem Abgas zusätzlich genutzt wird und auf Basis des Heizwertes (ohne latente Wärmenutzung aus dem Abgas) gegenübergestellt wird. So werden bei Nutzung des Heizwertes Wirkungsgrade bis ca. 90 - 96 % und bei Brennwerttechnik Wirkungsgrade bis 106 % bei modernen Wärmeerzeugern erzielt. Die Wirkungsgrade von Wärmepumpen werden anders dargestellt, da sie keine Verbrennungsmaschinen sind und die Wärme aus der Umwelt nutzen. Die Wirkungsgrade sind demnach nicht direkt mit denen der konventionellen Wärmeerzeuger vergleichbar. In der Wärmepumpentechnik wird der Wirkungsgrad durch die Jahresarbeitszahl (JAZ) dargestellt, welche das Verhältnis der erzeugten, dem Heizungssystem zur Verfügung gestellten, zur eingesetzten elektrischen Energie (Kompressor, Umwälzpumpen und Regelungstechnik) entspricht. Da die Wärmepumpe in der Tat etwa 75 % der erzeugten Wärme aus der Umwelt entnehmen kann und die restlichen ca. 25 % mit Hilfe von elektrischer 37 3 COP und Co Antriebsenergie zustande kommen, ist die Jahresarbeitszahl größer als 1. Je nach Qualität der Wärmequelle können Jahresarbeitszahlen zwischen 3-5 erreicht werden. So bedeutet z.B. eine Jahresarbeitszahl von 4,0: Die abgegebene Wärmemenge der Wärmepumpe ist vier mal größer als die eingesetzte Antriebsarbeit für den Kompressor, Pumpen und Regelungstechnik. Aus diesem Zusammenhang ist ersichtlich, dass die Jahresarbeitszahl, wie der Name es schon sagt, üblicherweise über einen Zeitraum von einem Jahr gemessen und dann gemittelt werden muss. Dazu sind folgende Messinstrumente erforderlich: -- Stromzähler für Kompressor-, Pumpen- und Regelungstechnik -- Wärmemengenzähler im Rücklauf der Wärmepumpe mit Fühler im Wärmepumpenvorlauf Für den Vergleich der Leistungszahlen von Wärmepumpen unterschiedlicher Hersteller kann der COP (Coefficient of performance) herangezogen werden. Dieser wird auf einem Prüfstand ermittelt und gibt im Gegensatz zur JAZ (gemessene Energiemengen) einen augenblicklichen Leistungswert (Energie pro Zeit) der Maschine wieder. Demnach ist der COP die Momentaufnahme der dem Heizsystem zugeführten Wärmeleistung zu der eingesetzten elektrischen Leistung. Dabei ist die Art und Temperatur der Wärmequelle sowie der Wärmesenke entscheidend und vom Hersteller anzugeben. Beispiel: COP bei B 0 °C / W 35 °C = 4,4 Die Art der Wärmequelle mit dazugehöriger Temperatur wird zuerst angegeben, darauf folgt die Wassertemperaturangabe (W) auf der Wärmesenkenseite. 38 COP und Co 3 Dabei haben die vorangesetzten Buchstaben folgende Bedeutungen für die Darstellung des Wärmeträgermediums: Sole Wasser Luft Abkürzung: Abkürzung: Abkürzung: B W A (Brine) (Water) (AIR) In diesem Beispiel handelt es sich um die Wärmequelle Sole mit einer Temperatur von 0 °C und die Wärmesenke Wasser (Fußbodenheizung) mit einer Temperatur von 35 °C im Vorlauf. Die Wärmepumpe gibt unter diesen Bedingungen eine Heizleistung von 17,1 KW ab. Somit ist die aufgewendete elektrische Leistung: 17,1 KW : 4,4 = 3,9 KW Sprich: Es werden 3,9 KW Leistung in Form von elektrischer Antriebsleistung aufgewendet, 13,2 KW der Umwelt entnommen, um 17,1 KW dem Heizungssystem zuführen zu können. COPs werden nach den europäischen Normen EN 255 oder EN 14511 ermittelt, die jedoch unterschiedliche Prüfbedingungen vorgeben. Bei einem Vergleich von Wärmepumpen unterschiedlicher Hersteller unbedingt darauf achten, dass die Werte den gleichen Normen entsprechen. Die EN 255 ist mittlerweile ungültig und durch die EN 14511 ersetzt. TIPP! COPs von Wärmepumpen geben Aufschluss über die Effizienz des Aggregates selbst, nicht jedoch über die der Gesamtanlage, weil hier viele Randbedingungen wie Anlagenaufbau, Vorlauftemperaturen, hydraulischer Abgleich, Rohrauswahl und Pumpenwahl Einfluss nehmen. Die Effizienz einer Wärmepumpenanlage kann also nur über die real gemessenen Werte der Jahresarbeitszahl (JAZ) ermittelt werden. Daher ist die Einstellung von notwendigen Parametern wie z.B. der Heizkurve bei der Inbetriebnahme und während des späteren Betriebs sehr wichtig. TIPP! 39 3 COP und Co TIPP ! 40 Werden Fördergelder im Rahmen des Marktanreizprogramms der Bundesregierung, z.B. über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), beantragt, so ist der Einbau eines separaten Stromzählers sowie eines Wärmemengenzählers erforderlich, um die Jahresarbeitszahl (JAZ) nachzuweisen. Der Nachweis der JAZ im Vorfeld des Antrags durch Berechnung nach VDI 4650-1 ersetzt diese Verpflichtung nicht, zumal diese Werte aufgrund der Randbedingungen praktisch nicht übereinstimmen. Beachten Sie hierzu die aktuellen Fördermaßnahmen unter www.bafa.de. wärmequellen 4 Grundwasser ist die effektivste Wärmequelle, da die Temperaturen über das Jahresmittel mit ca. 10 - 15 °C bei dieser Wärmequelle am höchsten sind. Es werden zwei Bohrungen für den sogenannten Saugbrunnen und den Schluckbrunnen benötigt, wobei die Zubringerpumpe in der Regel am Grund des Saugbrunnens angebracht ist und den Grundwasservolumenstrom zum Verdampfer der Wärmepumpe transportiert. Dem Grundwasser wird über den Kältekreis die benötigte Wärmemenge entnommen. Das so abgekühlte Grundwasser wird dann über den Schluckbrunnen dem Erdreich wieder zugeführt. Abb. 4-1: Saug- und Schluckbrunnen 4.1Grundwasser 41 4wärmequellen TIPP ! Grundsätzlich sollte die Übertragung der Energie der Wärmequelle nicht direkt auf den Verdampfer der Wärmepumpe erfolgen, da bei schlechter Wasserqualität eine dauerhafte Schädigung des Verdampfer-Wärmetauschers nicht auszuschließen ist. Ein Sicherheits-Wärmetauscherset mit einem vorgeschalteten Wärmetauscher kann hier zwischengeschaltet werden und über einen separaten Solekreis die Entzugsleistung vom Grundwasser auf den Verdampfer erfolgen. TIPP ! Der Grundwasservolumenstrom muss entsprechend der Entzugsleistung eingestellt werden können. Darum ist ein Regulierventil mit Wasserzähler unerlässlich. TIPP ! Die Strömungsrichtung des Grundwassers ist zu beachten. So muss der Saugbrunnen in Fließrichtung des Grundwassers mit einem Mindestabstand von 15 m vor dem Schluckbrunnen angeordnet werden, um einen Kurzschluss der Wärmeaufnahme-/-abgabe zu vermeiden. 4.2Erdwärme/Sole Bei der Nutzung von Erdwärme stehen mehrere Varianten zur Auswahl: 4.2.1Erdwärmesonden Erdwärmesonden sind Rohre, in der Regel aus polymeren Werkstoffen, die durch Bohrungen senkrecht in das Erdreich eingebracht werden (siehe Abb. 4-2). Je nach Entzugsleistung sind ein oder mehrere Erdsonden erforderlich, die, da oberflächennah, bis zu einer Tiefe von bis ca. 150 m eingebracht werden können. Das mit einem Glykol/Wassergemisch gefüllte Rohr führt also senkrecht ins Erdreich und wird am Fuß der Sonde um 180° umgelenkt, um senkrecht aufzusteigen und die aufgenommene Erdwärme der Wärmepumpenanlage zuzuführen. 42 wärmequellen 4 Je nach Bodenqualität sind hier unterschiedliche Entzugsleistungen zu erwarten, etwa 20 - 50 W/m Sondenlänge. Erdwärmesonden benötigen den geringsten Platzbedarf, vorausgesetzt eine entsprechende Bodenqualität und die Zugänglichkeit für Bohrgeräte sind vorhanden. Abb. 4-2: Erdwärmesonden 43 4wärmequellen 4.2.2 Erdwärmekollektor Abb. 4-3: Erdwärmekollektor TIPP ! 44 Eine Alternative zu den Erdwärmesonden ist ein Kollektorfeld, das in ca. 1,20 - 1,50 m Tiefe durch erdverlegte Rohre eingebracht wird (Abb. 4-3). Der Abstand der Rohre beträgt ca. 50 - 80 cm. Für einen hydraulischen Abgleich der einzelnen Stränge werden diese an einen Verteiler, vorzugsweise in einem im Erdreich eingebrachten Schacht, angeschlossen. Vom Verteiler erfolgt die Einführung des Vor- und Rücklaufes in das Gebäude vorzugsweise mit erdverlegten und vorisolierten Kunststoffrohren. Erdkollektoren können je nach Bodenqualität eine Entzugsleistung von 20 - 40 W/m² Boden/Erdreich erzielen. Erdwärmekollektoren können, wie Fußbodenheizungsrohre, vom Ersteller der Wärmepumpenanlage (Installateur) installiert werden, weil dazu kein aufwändiges Know-how sowie Bohrgeräte erforderlich sind. wärmequellen Für die Verwendung von Sonden- und Kollektorrohren steht PE- und PE-X-Rohrmaterial zur Verfügung. Vernetztes PERohr (PE-X) ist resistent gegenüber Kerbeinwirkung und darum ohne Sandeinbettung verlegbar. Der Mehrpreis gegenüber PE-Rohrleitungen wird durch Verwendung des Aushubmaterials ohne zusätzliche Sandeinbettung in der Regel wettgemacht. 4 TIPP! 4.2.3 Energiepfähle Alternativ zu Erdwärmesonden und Kollektoren lassen sich solegefüllte Rohre in Baufundamente unterbringen (siehe Abb. 4-4). Die Rohre werden vor Ort in die Bewährung eingebracht. Abb. 4-4: Energiepfähle 45 4wärmequellen 4.3 Luft Abb. 4-5: Wärmequelle Luft Luft steht praktisch überall zur Verfügung, benötigt keine aufwändigen Bereitstellungsarbeiten und ist darum wohl die meistgenutzte Wärmequelle. Doch aufgemerkt: Mit fallender Außenlufttemperatur fällt auch die Leistung einer Luft-/Wasserwärmepumpe. Mit abnehmender Lufttemperatur ist der Energieinhalt der Luft geringer und somit die Entzugsleistung für eine ausreichende Versorgung der Heizlast eines Gebäudes evtl. nicht mehr ausreichend. Aus diesem Grund ist eine Zusatzheizung in Form eines Elektroheizstabes (oder im Sanierungsfall eines bestehenden Öl-, Gas- oder Feststoffkessels) unbedingt erforderlich. Der Elektroheizstab kann dabei sowohl als Rohrheizstab in den Vorlauf der Wärmepumpe oder direkt in den Systemspeicher der Anlage im Trinkwarmwasser- oder/und Heizungsbereich installiert werden. Der Vorteil eines Rohrheizstabes im Vorlauf einer Wärmepumpenanlage liegt darin, dass er sowohl die Versor- 46 wärmequellen 4 gung der Heizwärme als auch die Bewirtschaftung des Trinkwarmwasserbereiches übernehmen kann. Ab einer Außentemperatur von unter +7 °C kommt es bei anhaltendem Wärmeentzug aufgrund des Feuchtegehaltes der Luft zu Vereisungen am Verdampfer der Wärmepumpe. Die Eisbildung behindert den Wärmeaustausch und verringert so die Wärmeleistung. In diesem Fall muss die Luft-/Wasserwärmepumpe in der Lage sein, einen Abtauvorgang am Verdampfer vornehmen zu können. Über ein Vier-Wege-Umschaltventil im Kältekreis wird der Kältekreislauf dann automatisch umgekehrt gefahren. So gelangt der heiße Kältemitteldampf vom Kompressor nicht zum Kondensator (wie im Heizbetrieb), sondern zum Verdampfer, wo nun die Wärme zum nötigen Abtauvorgang abgegeben wird. Dabei wird dem Kondensator auf der anderen Seite Wärme entzogen, die von einem Pufferspeicher bereitgestellt werden muss. Aus diesem Grund ist der Betrieb einer Luft-/ Wasserwärmepumpe ohne einen Heizungspufferspeicher nicht möglich. Die Temperaturverhältnisse der zuströmenden Außenluft sowie des Verdampferpaketes wird von der Wärmepumpenregelung erfasst, die dann bei Bedarf den Abtauvorgang bedarfsgerecht automatisch einleitet. Bei einer Erstinbetriebnahme im Winter hat der Pufferspeicher oftmals nicht die ausreichende Temperatur für einen Abtauvorgang. In diesem Fall kann der Abtauvorgang nicht gestartet werden. Die Wärmepumpe geht nicht in Betrieb. Es muss die Möglichkeit gegeben sein, mittels des elektrischen Heizstabes eine Aufheizung des Pufferspeichers zu ermöglichen, damit die Wärmepumpenanlage in Betrieb gehen kann. Dies ist z.B. mit dem Notbetrieb im Reglerprogramm durchführbar. TIPP! 47 4wärmequellen Aufgrund dieser Abhängigkeiten ist der Vorteil der Wärmequellen Grundwasser und Erdreich ersichtlich. Jedoch können mit einer gut ausgelegten Luft-/Wasserwärmepumpe gute Jahresarbeitszahlen erzielt werden, da sie in den Übergangszeiten (das sind die häufigsten Arbeitszeiten) durchaus wirtschaftlich arbeiten kann. Bei einer Luft-/Wasserwärmepumpe sind drei Arten der Aufstellung möglich: -- Innenaufstellung der Wärmepumpe (komplette Wärmepumpe innerhalb des Gebäudes) -- Außenaufstellung der Wärmepumpe (komplette Wärmepumpe außerhalb des Gebäudes) -- Split-Aufstellung (Verdampfer im Außenteil, Kondensator im Gebäude) Wenn Platzbedarf oder Zugänglichkeit für Erdwärmesonden oder Erdwärmekollektoren sowie Grundwasserbrunnen nicht vorhanden sind, ist die Entscheidung für eine Luft-/Wasserwärmepumpe gefallen. In diesem Fall ist die weitere Entscheidung für eine Außen- oder Innenaufstellung zu treffen. Vorteile Innenaufstellung: -- Frostfreie Aufstellung -- Keine Geräuschbelästigung von Nachbarn -- Kein Fundament erforderlich -- Kurze Leitungslängen (Vor-/Rücklauf, Elektroleitungen) -- Geringe Wärmeverluste Vorteile Außenaufstellung: -- Geringere Transportkosten -- Kein Platzbedarf innerhalb von Gebäuden -- Keine Durchbrüche durch die Außenhülle des Gebäudes für Luftleitungen -- Keine Geräuschübertragungen auf das Gebäude 48 wärmequellen Bei außen aufgestellten Wärmepumpen kann das Podest (Fundament) der Wärmepumpe in den gleichen Ausmaßen erstellt werden, die die Wärmepumpe hat, dadurch können Vor- und Rücklaufleitungen, die Kondensatablaufleitung sowie elektrische Leitungen außerhalb des Podestes einfach in das Erdreich eingeführt werden. 4 TIPP! 49 5KÜHLEN MIT DER WÄRMEPUMPE Ein weiterer Vorteil, die Wärmepumpenanlagen gegenüber konventionellen Wärmeerzeugern haben: Neben der Beheizung können sie das Gebäude auch kühlen. Es gibt drei Möglichkeiten der Gebäudekühlung: 5.1 Die Passive Kühlung Die passive Kühlung kann ausschließlich mit den Wärmequellen Grundwasser und Erdreich ausgeführt werden, weil in den warmen Sommermonaten die relativ kalte Wärmequelle die warme Wärmesenkentemperatur in der Flächenkühlung des Gebäudes beeinflussen kann. Dazu wird ein Wärmetauscher eingesetzt, der in die Zuführung der Wärmequelle eingebunden wird und über Umschaltventile angesteuert wird. Der Wärmetauscher entzieht der Heizung die Wärme (kühlt sie ab) über die jetzt relativ kalte Sole oder das Grundwasser. Dabei arbeitet der Kompressor der Wärmepumpe nicht (darum passive Kühlung) und es wird lediglich die Antriebsenergie für die Umwälzpumpen benötigt. Abb. 5-1: Schaltschema der passiven Kühlung Abb. 5-1: Schaltschema der passiven Kühlung M A M B AB I A M B A AB AB B II III A AB M V B IV 50 TWZ TWW M TWK A KÜHLEN MIT DER WÄRMEPUMPE 5 5.2 Die Aktive Kühlung Bei der aktiven Kühlung unternimmt die Wärmepumpe eine Umkehrung des Kälteprozesses (in der Technik spricht man vom reversiblen Betrieb), indem sie die Positionen der Wärmetauscher der Wärmequelle und Wärmesenke im Kältekreis tauscht. So werden jetzt der Heizungsseite die Wärme entzogen und der Wärmequelle „aufgepackt“, die sie dann im Erdreich oder Grundwasser versenkt. Dabei ist die Wärmepumpe aktiv im Betrieb und versorgt mit dem abgekühlten Heizungswasser einen zusätzlichen Kältepuffer. Die Umschaltung Heizen/Kühlen wird dabei mit 3-Wege-Umschaltventilen realisiert. Abb. 5-2: Schaltschema der aktiven Kühlung Abb. 5-2: Schaltschema der aktiven Kühlung M AB A M B I TWZ B M A TWW AB B AB II M III A A M AB TWK V B IV AB A M B 51 5KÜHLEN MIT DER WÄRMEPUMPE Vorteil: -- Hohe konstante Kühlleistung über den Wärmepumpenregler exakt einstellbar und den Bedingungen regelungstechnisch anzupassen (Kältepuffer) -- Grundsätzlich möglich mit Sole-/Wasser-, Wasser-/Wasserund Luft-/Wasserwärmepumpen Nachteil: -- Hohe Investitionskosten (reversible Wärmepumpe, Kältespeicher, zusätzliche Verdrahtung) -- Höhere Betriebskosten (Laufzeit Wärmepumpe) 5.3 Aktive und passive Kühlung Die beiden Kühlfunktionen können miteinander kombiniert werAbb. 5-3: den. Vorrang erhält die passive Kühlung, reicht diese nicht mehr Schaltschema einer über den Kühlwärmetauscher aus, wird über die Wärmepumaktiven kombiniert penregelung die aktive Kühlung zugeschaltet und der Kältepufmit einer passiven Abb. 5-3: Schaltschema einer aktiven kombiniert mit einer fer bewirtschaftet. Kühlung passiven Kühlung M AB M A B M I TWZ TWW AB WW B AB II M III A K A AB AB A M M A AB 52 B B TWZ B A V M B IV TWK KÜHLEN MIT DER WÄRMEPUMPE 5 Bei der Abkühlung von Bauteilen immer eine Überwachung des Taupunktes einbeziehen. Das erfordert den Einbau von Taupunktwächtern (an den kältesten Elementen der Baustruktur: Verteiler, Fußbodenfliesen). Weiterhin ist zur Ermittlung des Taupunktes (über die Wärmepumpenregelung) ein Raumfeuchte-/-temperaturfühler in einem Referenzraum zu installieren. Der momentane Taupunkt kann so ermittelt werden und die Regelung sorgt dafür, dass die gefahrene Kaltwassertemperatur immer über dem Taupunkt liegt. TIPP! Eine Gebäudekühlung kann nur über große Heiz-/Kühlflächen ermöglicht werden: TIPP! -- Fußbodenheiz-/-kühlflächen -- Wandheiz-/-kühlflächen -- Deckenheiz-/-kühlflächen Am besten sind hier Deckenheiz-/-kühlflächen geeignet, da kein unmittelbarer Körperkontakt zu den abgekühlten Bauteilen besteht. Bei Fußbodenkühlungen sollte das Bad und die Küche ausgeschlossen werden, da hier eine unterkühlte Bodenfläche das Behaglichkeitsempfinden stört und die stark wechselnden Feuchtelasten zu Rutschgefahr und Bauteilschädigungen führen können. 53 6Auslegung von Wärmepumpen Die Wärmeleistung von Wärmepumpen wird nach folgenden Kriterien ermittelt: -- Heizlast des Gebäudes (Berechnung nach DIN EN 12831) -- Trinkwarmwasserbedarf (Berechnung nach DIN 4708) -- Leistungsbedarf für Sonderanwendungen (z.B. Schwimmbadbeheizung) -- Sperrzeiten des Energieversorgungsunternehmens (EVU) Sperrzeit des Energieversorgers Der Energieversorger bietet in der Regel spezielle Tarife für den Betrieb von Wärmepumpen an. Diese Stromtarife sind günstiger als der Normaltarif. Im Gegenzug können die Energieversorger die Wärmepumpe für gewisse Zeiten vom Stromnetz trennen. Das sind die Zeiten hohen Stromverbrauchs im Stromnetz des Energieversorgers, um Lastspitzen im Stromnetz zu vermeiden. Während dieser Unterbrechung können die Wärmepumpen nicht betrieben werden. Die dann benötigte Heiz/Kühl-Energie wird üblicherweise aus einem Pufferspeicher bezogen. Um nach einer Sperrzeit über eine ausreichende Leistung verfügen zu können, sollte bei der Auslegung ein Sperrzeitfaktor für die Wärmepumpenleistung berücksichtigt werden. Die Sperrzeit beträgt maximal 3 x 2 h pro Tag. Der Sperrzeitfaktor ermittelt sich wie folgt: Sperrzeitfaktor f = 24 h/(24 h - Sperrzeit) Daraus ergibt sich ein Sperrzeitfaktor: Tab. 6-1 54 Sperrzeit Faktor 1 x 2 Stunden 1,1 2 x 2 Stunden 1,2 3 x 2 Stunden 1,33 Auslegung von Wärmepumpen 6 Somit ergibt sich die auszulegende Leistung der Wärmepumpe: . Q Wärmepumpe = . . . (Q Heizlast + Q TWW-Bedarf + Q Sonderanwendung) x Sperrzeitfaktor Da die Technische Regel DIN EN 15450 „Heizungsanlagen in Gebäuden – Planung von Heizungsanlagen mit Wärmepumpen“ zur Auslegung keine klaren praktisch verwendbaren Regeln vorgibt, sollen an dieser Stelle Erfahrungswerte weiterhelfen: Der Wärmebedarf für die Trinkwarmwassererwärmung wird in der Fachliteratur mit 0,25 KW/Person angegeben. Ist dieser Wert, multipliziert mit der Anzahl der Personen im Gebäude kleiner als 20% der Heizlast, so wird der Bedarf für die Warmwasserbereitung vernachlässigt. TIPP! Bei Neubauten mit Fußbodenheizungen ist in der Regel die Speicherfähigkeit des Bodenaufbaus ausreichend genug, um Abschaltzeiten des Versorgungsunternehmens (EVU) zu überbrücken. In diesem Fall kann der Sperrzeitfaktor unberücksichtigt bleiben. Je niedriger die Leistung der Wärmepumpe an den tatsächlichen Auslegungspunkt gelegt wird, um so weniger taktet sie und arbeitet wirtschaftlicher durch lange Laufzeiten, was die Jahresarbeitszahl (JAZ) erhöht. TIPP! 55 7Auslegung der Wärmequelle Erdreich 7.1 Erdwärmekollektoren Die dem Erdreich zu entziehende Leistung (Entzugsleistung) kann, je nach Betriebszustand, bis zu 75 % der an das Heizungssystem abzugebenden Gesamtleistung betragen. . Q Wärmepumpe = . . Q elektr + Q Verdampfer . Kompressor-, Pumpen- und (mit Q elektr = Regelungstechnikleistung) . (Q Verdampfer = Verdampferleistung, Entzugsleistung des Erdreichs) Die an der Wärmepumpe zuzuführende Verdampferleistung ergibt sich demnach mit: . . . Q Verdampfer = Q Wärmepumpe - Q elektr . Q elektr kann über die Leistungszahl (COP) im Normpunkt, d.h. bei Sole B0/W35 der Wärmepumpe bestimmt werden: . . Q elektr = Q Wärmepumpe /COP Beispiel: . Heizleistung (Q Wärmepumpe) : 10 KW Leistungszahl (COP B0/W35): 4,0 . Q elektr = 10 KW / 4,0 = 2,5 KW Daraus ergibt sich die Verdampferleistung von 7,5 KW. Dies ist die Leistung, die dem Erdreich entzogen werden muss. Die spezifische Entzugsleistung des Erdreichs ist in erster Linie von der Bodenqualität (Aufbau und Beschaffenheit) abhängig. 56 Auslegung der Wärmequelle Erdreich Untergrund 7 spezifische Entzugsleistung bei 1800 h bei 2400 h Nichtbindiger Boden 10 W/m² 8 W/m² Bindiger Boden, feucht 20 - 30 W/m² 16 - 24 W/m² Wassergesättigter Boden 40 W/m² 32 W/m² Die Jahresbetriebsdauer einer Wärmepumpe (1800 h bei Heizbetrieb bzw. 2400 h bei Heizungs- und Trinkwarmwasserbetrieb) ist ebenfalls zu berücksichtigen. Tab. 7-1: spezifische Entzugsleistungen Die benötigte Kollektorfläche errechnet sich: Kollektorfläche = Verdampferleistung / spezifische Entzugsleistung Beispiel: Feuchter, bindiger Boden Jahresbetriebsdauer Wärmepumpe: 2400 h Kollektorfläche = 7500 W / 20 W/m² = 375 m². Nach VDI 4640 beträgt der empfohlene Verlegeabstand 50 - 80 cm. Bei einem gewählten Verlegeabstand von 75 cm ergibt sich ein Rohrbedarf von: Rohrbedarf = Kollektorfläche / Verlegeabstand Rohrbedarf = 375 m² / 0,75 m = 500 m. Die zu wählende Rohrdimension hängt von der Entzugsleistung und damit vom erforderlichen Volumenstrom, der Temperaturspreizung und der Länge der einzelnen Kreise ab. Bei einer Temperaturspreizung von 3 - 5 K können die Werte der nachfolgenden Tabelle angenommen werden: 57 7Auslegung der Wärmequelle Erdreich Bodenart Außendurchmesser x Wandstärke Nichtbindiger Boden 20 x 1,9 mm Bindiger Boden, feucht 25 x 2,3 mm Wassergesättigter Boden 32 x 2,9 mm Tab. 7-2: Auswahl Rohrabmessung TIP P! Erfahrungsgemäß sollte ein Kollektorkreis die Länge von 100 m nicht überschreiten. Somit ergeben sich für dieses Beispiel fünf Kreise zu je 100 m. Bei Überschreitung der Entzugsleistung kann die (durchaus erwünschte) Vereisung des Erdreiches im Bereich der Rohrleitungen zu groß werden, so dass eine ausreichende Regenerierung des Bodens durch Sonneneinstrahlung und Versickerung von Regenwasser zunehmend behindert wird. Aus diesem Grund ist bei einer ersten Aufheizung eines Gebäudes durch den zusätzlichen Wärmebedarf für die Bauaustrocknung zu prüfen, ob die Entzugsleistung ausreichend ist. Der Wärmebedarf für die zusätzliche Bauaustrocknung kann bis zu 40 % höher sein. Gegebenenfalls ist ein weiterer Wärmeerzeuger (mobiles Heizgerät oder Heizstab) einzusetzen. 7.2 Erdwärmesonden Die Auslegung von Erdwärmesonden erfolgt ebenfalls über die Ermittlung der Entzugs- bzw. Verdampferleistung. Die benötigte Sondenlänge ergibt sich aus: Sondenlänge = Verdampferleistung / spezifische Entzugsleistung Spezifische Entzugsleistungen können für eine annähernde erste Ermittlung von Sondenlängen folgender Tabelle entnommen werden: 58 Auslegung der Wärmequelle Erdreich Untergrund 7 spezifische Entzugsleistung in W/m (Sondenlänge) bei 1800 h bei 2400 h Schlechter Untergrund (trockenes Sediment, λ > 1,5 W/m.K) 25 20 Normaler Festgesteinsuntergrund und wassergesättigtes Sediment (λ > 1,5 W/m.K) 60 50 Festgestein mit hoher Wärmeleitfähigkeit 84 70 Allgemeine Richtwerte Einzele Gesteine Kies, Sand, trocken < 25 < 20 Kies, Sand, wasserführend 65 - 80 55 - 85 Bei starkem Grundwasserfluss in Kies und Sand, für Einzelanlagen 80 - 100 80 - 100 Ton, Lehm, feucht 35 - 50 30 - 40 Kalkstein, massiv 55 - 70 45 - 60 Sandstein 65 - 80 55 - 65 Saure Magmatite (z.B. Granit) 65 - 85 55 - 70 Basische Magmatite (z.B. Basalt) 40 - 65 35 - 55 Gneis 70 - 85 60 - 70 Mit den Werten des vorangegangenen Beispiels und der Annahme einer Bodenqualität Ton, Lehm, feucht ergibt sich eine Sondenlänge von: Tab. 7-3: spezifische Entzugsleistungen Sondenlänge = 7500 W/30 W/m = 250 m In diesem Beispiel können drei Sonden je 90 m Länge gewählt werden. 59 7Auslegung der Wärmequelle Erdreich TIPP ! Detaillierte Angaben zur Auslegung und zum Einbau von Erdsonden können der VDI 4640 entnommen werden. TIPP ! Die Effizienz von Erdwärmesonden ist in erster Linie von der Bodenqualität, dessen Aufbau und Struktur abhängig. Deshalb kann es notwendig sein, ein geologisches Gutachten erstellen zu lassen. Dies kann nur von ausgebildeten Spezialisten durchgeführt werden. Grundsätzlich sollte daher die Auslegung und der Einbau von Erdsonden durch eine qualifizierte Fachfirma (Brunnenbauunternehmen) vorgenommen werden. 7.3 Bereitstellung der Sole (Glykol/-Wassergemisch) Damit bei Temperaturen unter 0 °C keine Frostschäden auftreten, werden die Rohre zur Erdwärmenutzung mit einem Glykol-/ Wassergemisch gefüllt. Dabei sind grundsätzlich zwei Glykolarten zu unterscheiden: -- Propylenglykol -- Ethylenglykol Propylenglykol wird aufgrund seiner hohen Temperaturstabilität (bis 140 °C) bevorzugt als Frostschutzmittel in Solarkollektoren eingesetzt. Des Weiteren kann es wegen der guten biologischen Abbaubarkeit auch dort eingesetzt werden, wo besondere Anforderungen an den Gewässerschutz (Wasserschutzgebiete) gestellt werden. Ab Temperaturen von -5 °C, die bei der Erdwärmenutzung durchaus auftreten können, neigt es jedoch zu Ausfallbildung (Vergrießung), was den Wärmetransport hemmt und die Druckverluste erhöht. Aus diesem Grund, des günstigeren Preises und wegen weiterer guter physikalischer Eigenschaften (Viskosität, Wärmeübergangskoeffizient) ist i.d.R. Ethylenglykol für die Nutzung von Erdwärme vorzuziehen. 60 Auslegung der Wärmequelle Erdreich 7 Erkundigen Sie sich im Vorfeld der Planungen über mögliche Einschränkungen wie Gewässerschutz oder ähnliches. Auf diese Weise ist die Entscheidung für die optimale Auswahl des Glykol-/Wassergemisches zweifelsfrei zu treffen. TIPP! Aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften Propylen- und Ethylenglykole niemals miteinander mischen. TIPP! Stellen Sie ein Glykol-/Wassergemisch nicht unter eine Frostschutztemperatur von -15 °C ein. Ein zu hoher Glykolanteil beeinflusst die Viskosität sowie den Wärmeübergang, was zu überhöhtem Pumpenaufwand und zur Leistungsminderung führt. TIPP! Mischen Sie Glykol und Wasser in einem ausreichend großen Behälter vor dem Einfüllen in das Rohrsystem, um ein homogenes Gemisch mit einer einheitlichen Frostschutztemperatur zu erhalten. Setzen Sie spezielle Spülgeräte ein, um Lufteinschlüsse vollständig zu entfernen. Lufteinschlüsse können den Durchfluss auf der Wärmequellenseite verhindern und führen damit zu einer Niederdruckstörung. TIPP! 61 8Auslegung der Wärmequelle LUFT Die Wärmequelle Luft ist über das Jahresmittel gesehen starken Temperaturschwankungen ausgesetzt. Dementsprechend ändert sich die Heizleistung der Wärmepumpe. Es gilt: -- Mit abnehmender Außentemperatur sinkt die Heizleistung -- Mit zunehmender Außentemperatur steigt die Heizleistung TIPP ! Tab. 8-1: Ermittlung des Bivalenzpunktes 3 4 Steigt mit zunehmender Außenlufttemperatur die Heizleistung, nimmt in diesem Fall auch der Volumenstrom in den Rohrleitungen zu. Dimensionieren Sie die Rohrleitungen dementsprechend nach dem maximalen Volumenstrom. Im Winter nimmt also die Heizleistung der Wärmepumpe mit fallender Temperatur ab, so dass ab einem gewissen Punkt die Heizleistung nicht mehr ausreichend und ein zusätzlicher Wärmeerzeuger notwendig ist. Dieser Punkt wird als Bivalenzpunkt bezeichnet. Oder, anders ausgedrückt, die Linie der Wärmepumpenleistung schneidet die Gebäudekennlinie im Bivalenzpunkt. Nachfolgende Darstellung soll dies verdeutlichen: 2 { 1 5 1 Gebäudekennlinie (Heizwärmebedarf) 2 Bivalenzpunkt REHAU AERO 8 3 Erforderliche Heizleistung bei Normaußentemperatur 62 4 Elektrische Nachheizung 5 Normaußentemperatur (für den Standort) Auslegung der Wärmequelle LUFT 8 Beispiel: Normaußentemperatur: -16 °C Benötigte Wärmepumpenleistung: 10 KW Die Wärmepumpe sollte so bemessen sein, dass der Bivalenzpunkt zwischen -3 und -10 °C liegt. Die Gebäudekennlinie (1) schneidet die Leistungskurven der Wärmepumpen. Dabei wird davon ausgegangen, dass bei einer Norminnentemperatur von 20 °C und einer Außentemperatur von 20 °C die Heizlast gleich 0 ist (die Gebäudekennlinie beginnt bei einer Heizlast von 0 bei 20 °C und schneidet die Linie der erforderlichen Heizlast von 10 KW in der Auslegungstemperatur von -16 °C). Der Bivalenzpunkt (2), hier für die Wärmepumpe AERO 8, zeigt die Außentemperatur an, bei der die Leistung der Wärmepumpe den Wärmebedarf (Heizlast) des Gebäudes gerade noch deckt. Bei Außentemperaturen unterhalb des Bivalenzpunktes wird ein zweiter Wärmeerzeuger benötigt. Bei Sanierungen kann dies ein bereits bestehender Öl-/Gasoder Feststoffkessel sein, bei Neubauten wird üblicherweise ein Elektroheizstab eingesetzt. Bei der Normaußentemperatur (5) von hier -16 °C leistet diese Wärmepumpe am Bivalenzpunkt 6 KW. Das Gebäude benötigt aber 10 KW (3). Daraus ergibt sich die zusätzliche Wärmeleistung (4) für den Heizstab von: . . . Q Elektroheizstab = Q Gebäude Normtemperatur - Q Wärmepumpe Normtemperatur . Q Elektroheizstab = 10 KW - 6 KW = 4 KW Eine Luft-/Wasserwärmepumpe nicht bewusst größer auslegen, da die maximale Heizlast nur an wenigen Tagen im Jahr erforderlich ist und somit die Wärmepumpe für die restliche Laufzeit überdimensioniert wäre, was kurze Laufzeiten und ein hohes Maß an Schaltvorgängen zur Folge hat, die den Wirkungsgrad (JAZ) senken. TIPP! 63 9Auslegung der Wärmequelle Grundwasser Grundwasser eignet sich als Wärmequelle besonders gut, da die Temperatur meist ganzjährig auf hohem Niveau zwischen 10 - 12 °C liegt. Wird die Erschließung der Wärmequelle Grundwasser in Erwägung gezogen, so sind folgende Parameter von entscheidender Bedeutung: ----- Ausreichendes Temperaturniveau (mind. +7 °C) Ausreichender Wasservolumenstrom Ausreichende Wasserqualität (siehe nachfolgende Tabelle) Fließrichtung des Grundwassers (vom Förder- zum Schluckbrunnen) -- Antragsstellung erforderlich (Ausschluss bei Wasserschutzzonen) Tab. 9-1: Grenzwerte Grundwasserbeschaffenheit Die Wasserqualität ist in der Regel sehr unterschiedlich, darum sollten die Werte nachfolgender Tabelle eingehalten werden, um Korrosion oder andere Beschädigungen an Wärmepumpe und Rohrleitungen zu vermeiden: Inhaltsstoff 64 Chemisches Symbol Grenzwert Chloride Cl < 100 mg/kg Sulfate SO42- < 50 mg/kg Nitrate NO3 < 100 mg/kg Mangan, gelöst Mn < 0,1 mg/kg Kohlensäure, gelöst CO2 < 5 mg/kg Ammoniak NH3 < 2 mg/kg Eisen, gelöst Fe < 0,2 mg/kg freies Chlorid Cl < 0,5 mg/kg Sauerstoff O2 < 2 mg/kg Schwefelwasserstoff H2S < 0,05 mg/kg Sulfite SO3 < 1 mg/kg Freies Chlorgas Cl2 < 1 mg/kg pH-Wert 6,5 - 9 elektrische Leitfähigkeit > 50 μS/cm und < 600 μS/cm Auslegung der Wärmequelle Grundwasser 9 Die benötigte Mindestwassermenge ist den technischen Daten der Wärmepumpenhersteller zu entnehmen und müssen eingehalten werden. Die Temperaturspreizung des Grundwassers beträgt hierbei zwischen 3 - 5 K. Das Grundwasser nie direkt über den Verdampfer der Wärmepumpe führen. Dies kann über eine Systemtrennung mittels Sicherheitswärmetauscher erfolgen. So wird der Verdampfer vor Korrosion oder Verschlammung geschützt. Einige Hersteller bieten vorkonfektionierte Sets an, die alle notwendigen Komponenten enthalten, wie: ------ TIPP! Wärmetauscher aus Edelstahl Umwälzpumpe Ausdehnungsgefäß Manometer Sicherheitsventil Der Tauscherkreis vom Sicherheitswärmetauscher zur Wärmepumpe ist mit einem Wasser-/Glykolgemisch zu füllen, damit Frostschäden bei unzureichender Wasserzufuhr vermieden werden. Abb. 9-1: Sicherheitwärmetauscher-Set 65 9Auslegung der Wärmequelle Grundwasser TIPP ! Abb. 9-2: Wasserdruckschalter 66 Immer einen Wasserdruckschalter installieren, der bei nicht ausreichendem Grundwasservolumenstrom die Förderung und damit den Betrieb der Wärmepumpe unterbricht, so dass keine Schäden durch übermäßigen Entzug (Einfrieren) entstehen können. SPEICHERTECHNIK 10 Grundsätzlich wird zwischen zwei Speicherprinzipien unterschieden: -- Speicherung von Heizungswasser (Pufferspeicher/Systemspeicher) -- Speicherung von erwärmten Trinkwasser (Trinkwarmwasserspeicher) 10.1Pufferspeicher/Systemspeicher Für eine lange Laufzeit der Wärmepumpe ohne häufiges Einund Ausschalten (Takten) des Kompressors sollte ein Heizungspuffer zwischen Wärmepumpe und Heizkreis eingebaut werden. Der Pufferspeicher kann zudem Sperrzeiten des Energieversorgers überbrücken und sorgt für eine hydraulische Entkopplung (hydraulische Weiche) der Heizkreise zum Wärmepumpenkreis. Wird zudem Trinkwarmwasser über eine Frischwasserstation bereitet – es wird das Trinkwarmwasser im Durchflussverfahren über einen Wärmetauscher mittels Heizungspufferwasser in einem Systemspeicher erwärmt – so ist der Systemspeicher vorzugsweise in zwei Zonen durch eine Schichttrennplatte unterteilt (siehe Markierung in Abb. 10-3). Vorteile eines Systemspeichers gegenüber eines separaten Trinkwarmwasserspeichers: -- Es wird kein Trinkwarmwasser bevorratet, was die Gefahr der Legionellenbildung minimiert -- Die Wärmepumpenregelung bewirtschaftet die beiden Bereiche exakt mit den notwendigen Temperaturen, wobei die Trinkwarmwasserbewitschaftung den Vorrang vor der Heizungsbereitung erhält (Vorrangschaltung) 67 10SPEICHERTECHNIK I A TWZ TWW M AB B II III A AB M TWK V B IV Abb. 10-1: Anlagenvariante mit Systemspeicher Legende: 1Kaltwasserleitung 2Durchflussschalter 3 Plattenwärmetauscher der Frischwasserstation 4Temperaturfühler Trinkwarmwasser 5Warmwasserleitung 6Umwälzpumpe 7 Rücklauf Frischwasserstation 8Pufferwassertemperatur 9 Thermostatisches Mischventil Abb. 10-2: Warmwasserbereitung mit Frischwasserstation 68 SPEICHERTECHNIK 10 Der obere Bereich (8) wird mit erhöhtem Niveau (50 °C) für die Trinkwarmwasserbereitung versorgt, während die untere Pufferzone mit der nötigen Temperatur für die Heizwärme versorgt wird. Der Systemspeicher kann zusätzlich mit einem Wärmetauscher versehen werden, der solare Einträge einbringt. Dies kann beispielsweise ein zusätzlicher Heizwendelwärmetauscher sein (siehe Abb. 10-3), der über einen Flansch im unteren Bereich des Puffers nachträglich eingebaut werden kann oder bereits werkseitig integriert ist. Dabei ist der Einsatz eines thermostatischen Mischventils (9) – hier im Primärkreis – erforderlich. Funktionsweise einer Frischwasserstation: Sämtliche notwendigen Abläufe werden dabei von der Wärmepumpenregelung übernommen. Wird an einer beliebigen Warmwasserzapfstelle Trinkwasser entnommen, so strömt kaltes Trinkwasser durch den Wärmetauscher (3). Ein Durchflussschalter (2) registriert die Wasserströmung und gibt ein Signal an die Wärmepumpenregelung. Gleichzeitig wird die Frischwasserpumpe (Umwälzpumpe) (6) eingeschalten, die Heizungswasser aus dem oberen Pufferbereich an die Primärseite des Wärmetauschers abgibt. Das Trinkwasser wird dabei im Gegenstromverfahren auf der Sekundärseite erwärmt. Die Frischwasserpumpe wird über die Wärmepumpenregelung in Abhängigkeit des Trinkwasserdurchflusses drehzahlgeregelt. Die Drehzahlregelung erfolgt über die Erfassung der austretenden Trinkwarmwassertemperatur durch einen Temperaturfühler (4) im Wärmetauscheraustritt. Somit ist auch bei unterschiedlichen Wasservolumenströmen eine gleichbleibende Warmwassertemperatur (bis 47 °C) gewährleistet. 69 10SPEICHERTECHNIK Abb. 10-3: Systemspeicher mit Schichttrennplatte und Solarwärmetauscher Der erforderliche Inhalt eines Pufferspeichers richtet sich nach der Heizleistung der Wärmepumpe. Da in der Fachliteratur sowie den Regelwerken keine übereinstimmenden Werte für die Auslegung zu finden sind, helfen Erfahrungswerte weiter. So kann für die Größenbestimmung ein Wert von 70 - 90 Liter pro KW angenommen werden. Für die alleinige Bewirtschaftung eines Heizungspuffers ohne Trinkwarmwasserbereitung reicht ein Wert von 20 - 30 Liter pro KW Heizleistung der Wärmepumpe. 10.2Trinkwarmwasserspeicher Eine einfache Einbindung eines Trinkwarmwasserspeichers ohne Pufferspeicher für ein Einfamilienhaus zeigt die nachfolgende Abb. 10-4. Dabei sind folgende Grundregeln zu beachten: -- Eine Luft-/Wasserwärmepumpe benötigt für den Abtauvorgang Heizungspufferwasser und ist für diese Variante nicht einsetzbar -- Der Heizkreis wird direkt über die Wärmepumpe versorgt und ist für einen konstanten Wasservolumenstrom ohne Mischer auszuführen 70 SPEICHERTECHNIK 10 -- Eine konstante Wasserumlaufmenge ist durch den Verzicht von Einzelraumregelung (Zonenventile) oder den Einbau Abb. 10-4: Anlagenvariante eines Überströmventiles zu erreichen. mit Trinkwarmwasserspeicher TWZ TWW TWK Trinkwarmwasserspeicher sind in der Ausführung „monovalent“ (ein Glattrohrwärmetauscher) und „bivalent“ (ein zweiter Wärmetauscher zur solaren Unterstützung) erhältlich. Abb. 10-4: Anlagenvariante mit Trinkwarmwasserspeicher Die maximale Speichertemperatur beträgt in der Regel 50 °C. Sollten höhere Speichertemperaturen gewünscht oder erforderlich sein, ist dies mit einem Elektroheizstab möglich (15). Für eine gleichmäßige Schichtung im gesamten Speicherbereich bei einer thermischen Desinfektion ist zwischen Trinkwassereinund -austritt eine trinkwassergeeignete Umwälzpumpe (M16) einzubauen. 71 10SPEICHERTECHNIK 72 TIPP ! Ist eine thermische Desinfektion des Trinkwarmwasserspeichers zur Legionellenbekämpfung gewünscht oder erforderlich sind die allgemein anerkannten Regeln der Technik nach dem DVGW Arbeitsblatt W 551 zu beachten. TIPP ! Die direkte Versorgung eines oder mehrerer Heizkreise über die Wärmepumpe erfordert einen exakten hydraulischen Abgleich des Heizungswassers und somit eine exakte Auslegung und praktische Umsetzung. TIPP ! Werden erhöhte Anforderungen an den Komfort und einen sicheren Betrieb gestellt, sollte die Variante eines Systemspeichers (Pufferspeicher für die Bewirtschaftung eines Heizungs- und Trinkwarmwasserbereichs) Vorrang erhalten. Die Bevorratung von Trinkwarmwasser in einem separaten Speicher ist nicht mehr zeitgemäß. Die Frischwassertechnik hat sich durch die prägnanten Vorteile -- Keine Bevorratung von erwärmten Trinkwarmwasser (Hygiene) -- Wirtschaftliche Arbeitsweise -- Verringerung der Gefahr von Legionellenbildung -- Platzsparende Montage ohne zusätzlichen Trinkwarmwasserspeicher -- Geringerer Montageaufwand, Einsparung von Rohr- und Zubehörteilen durchgesetzt. TIPP ! Die Wärmeübertragungsfläche der Heizwendel im Trinkwarmwasserspeicher muss groß genug sein, um die Wärmleistung der Wärmepumpe störungsfrei auf das Trinkwarmwasser übertragen zu können. Ist die Übertragungsfläche einer Heizwendel zu gering ausgelegt, kann die Wärmeleistung der Wärmepumpe nicht abgenommen werden und es kommt zu einer Hochdruckstörung. Für die Bestimmung der Mindestfläche wird in der Praxis ein Wert von 0,25 m² pro KW Heizleistung angenommen. Siehe Hinweise der Hersteller. Elektroheizstäbe 11 Grundsätzlich wird bei Heizstäben zwischen zwei Einbauvarianten unterschieden: -- Einbau in den Pufferspeicher (Heizungs-/und-oder Trinkwarmwasserbereich) -- Einbau in den Wärmepumpenvorlauf (über die Umschaltventile für beide Bereiche) 11.1Einbau in den Pufferspeicher Bei Einsatz von Systemspeichern sowohl für die Trinkwarmwasserbereitung als auch für die Heizungsbewirtschaftung können bis zu zwei Elektroheizstäbe integriert werden: -- Elektroheizstab in den oberen (Trinkwarmwasser-) Bereich für eine Temperaturerhöhung des Trinkwarmwassers für eine thermische Desinfektion -- Elektroheizstab in den unteren (Heizungs-) Bereich für eine Beheizung bei Ausfall der Wärmepumpe (Notbetrieb) Abb. 11-1: Elektroheizstab 73 11Elektroheizstäbe 11.2Einbau in den Wärmepumpenvorlauf Abb. 11-2: Elektroheizstab im Rohrgehäuse, Einbau in den Vorlauf 74 -- Heizstab im Rohrgehäuse, eingebaut in den Vorlauf der Wärmepumpe -- Besonders zu empfehlen bei dem Einsatz einer Luft-/ Wasserwärmepumpe zur Sicherstellung eines bivalenten Betriebes (zur Unterstützung der Heizleistung bei Unterschreitung des Bivalenzpunktes) und bei Ausfall der Wärmepumpe (Notbetrieb) -- Kann als alleiniger Heizstab ausreichen, da durch die Warmwasservorrangschaltung sowohl der Speicher- als auch der Heizungsbereich versorgt wird Elektroheizstäbe Grundsätzlich gilt: Der beste Heizstab ist kein Heizstab, da er keine Umweltenergie nutzen kann und die notwendige elektrische Energie aus dem Volltarif des Stromversorgers entnimmt, der teuer bezahlt werden muss. Bei Luft-/Wasserwärmepumpen ist ein Heizstab jedoch zwingend erforderlich, um bei niedrigen Außentemperaturen die dann fehlende Wärmeleistung zu ergänzen. In der Technik spricht man dann vom monoenergetischen Betrieb (zweiter Wärmeerzeuger ebenfalls elektrisch betrieben). Die Wärmepumpenregelung erfasst und behandelt einen Elektroheizstab praktisch als bivalenten Wärmeerzeuger (da sie nicht unterscheiden kann, ob die zugeführte Energie auf elektrischem oder konventionellem fossilen Weg bereitet wird). 11 TIPP! Das Zuschalten eines Elektroheizstabes erfolgt durch die Wärmepumpenregelung. Eine gute Wärmepumpenregelung schaltet den Heizstab bei Unterschreitung des Bivalenzpunktes nicht einfach ein, sondern erkennt aufgrund weiterer Zustandswerte der Anlage die Notwendigkeit für eine Zuschaltung und bestimmt daraus das sogenannte Bivalenzkriterium. So wird ein Heizstab nur dann sinnvollerweise zugeschaltet, wenn -- der Bivalenzpunkt unterschritten wird und -- über einen definierten Zeitraum (einstellbar) die ebenfalls einstellbare Puffertemperaturerhöhung nicht allein durch die Wärmepumpe mehr erfolgen kann. 75 12Wärmepumpenregelung Die Wärmepumpenregelung ist das Herzstück der gesamten Anlage und sorgt für eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Arbeitsweise einer Wärmepumpenanlage. Sie sollte so ausgestattet sein, dass sämtliche Bedienungs- und Konfigurationsschritte leicht und verständlich ausgeführt werden können. Die Regelung übernimmt die Überwachung zum Beispiel folgender Funktionen: -- Heizbetrieb -- Kühlbetrieb (aktive sowie aktive und/oder passive Kühlung) -- Trinkwarmwasserbereitung -- Bewirtschaftung von Trinkwasser- oder Pufferspeicher -- Regelung von gemischten und ungemischten Heizkreisen -- Zirkulationspumpenbetrieb -- Einbindung von Solarkollektoren in den Heizbetrieb -- Bivalenzbetrieb -- Handbetrieb -- Notbetrieb -- Funktionsheizen nach DIN EN 1264 -- Speichertemperaturüberhöhung vor einer EVU-Sperrzeit -- Anzeige von Störungen -- Frostschutzfunktion -- Pumpenantiblockierschutz -- Inbetriebnahmeassistent 76 Wärmepumpenregelung Unter anderem ist die Einstellung der Heizkurve für einen effizienten Heizbetrieb entscheidend. Die Auswahl der Heizkurve gibt in Abhängigkeit der Außentemperatur die Vorlauftemperatur vor. In der nachfolgenden Grafik sind verschiedene Heizkurven dargestellt. Die einzelnen wählbaren Heizkurven unterscheiden sich in der sogenannten Steilheit. Für den jeweiligen Gebäudetyp sollte die Heizkurve so flach wie möglich gewählt werden. Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto sparsamer ist der Heizbetrieb und umso niedriger ist der Arbeitshub des Kompressors. Die Vorlauftemperatur ist dabei im Wesentlichen abhängig von der Art und Größe der Heizfläche. Je größer die Heizfläche, desto geringer kann die Vorlauftemperatur ausfallen. Die niedrigsten Vorlauftemperaturen können mit einer Flächenheizung (Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung oder eine Kombination aus den genannten) erzielt werden. So sind bei einer maximal auszulegender Außentemperatur (z.B. -16 °C) Vorlauftemperaturen von 35 °C möglich. 12 Abb. 12-1: Display Wärmepumpenregelung Die Abhängigkeit der Vorlauftemperatur zur Außentemperatur verdeutlicht nachfolgende Grafik. 77 12Wärmepumpenregelung Abb. 12-2: Heizkurven 78 Bei der Inbetriebnahme sind neben den Einstellungen an der Regelung auch sämtliche Aktoren wie Umschaltventile, Umwälzpumpen, Filter, Mischer und Ventilatoren auf einwandfreie Funktion zu prüfen. Falsch ausgelegte bzw. betriebene Systembestandteile bedeuten gleichzeitig eine Minderung des Gesamtwirkungsgrades. Die Einstellungen an der Wärmepumpenregelung müssen daher mit aller Sorgfalt und nach Kenntnis der bestehenden Anlagenkonfiguration vorgenommen werden. Wärmepumpenregelung 12 Die Begrenzung der Vorlauftemperatur kann je °C eine Energieeinsparung von bis zu 2,5 % bedeuten. TIPP! Durch den Einbau eines Wärmemengenzählers und entsprechender Stromzähler kann die Jahresarbeitszahl (JAZ) ermittelt werden. Die Einstellungen sind, gerade über die Heizperiode, zu überwachen und kontinuierlich zu verbessern, um einen optimalen Wirkungsgrad zu erzielen. TIPP! 79 ©REHAU DRE00034 09.2011