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Leseprobe
Katrin Höfer
Bowling
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Katrin Höfer
Bowling
Geschichte & Regeln
Ausrüstung & Technik
Mit vielen Tipps & Adressen
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86910-162-2
Die Autorin: Katrin Höfer ist Sportjournalistin, Buch-Autorin (u. a. „Das große Kegelbuch“) und sowohl mit dem Bowling als auch mit dem Kegeln bestens vertraut.
Autorin und Verlag bedanken sich bei Michael Unger, Deutsche Bowling Union, und
Tanya Petty für die Bereitstellung der Fotos im Innenteil des Buches.
2., aktualisierte Auflage
© 2010 humboldt
Ein Imprint der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,
Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover
www.schluetersche.de
www.humboldt.de
Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann
dennoch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk
ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.
Lektorat:
Carolin Plaschke, Köln / Eckhard Schwettmann, Gernsbach
Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen
Innengestaltung: akuSatz Andrea Kunkel, Stuttgart
Titelfoto:
O.V.D./ shutterstock
Illustrationen im Innenteil: K. Höfer
Satz:
PER Medien+Marketing GmbH, Braunschweig
Druck:
Druckhaus „Thomas Müntzer“ GmbH, Bad Langensalza
Hergestellt in Deutschland.
Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
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Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Die Geschichte des Bowling . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einführung in das Bowling . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Allgemeine Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Zählweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Offizielle Regeln der Deutschen Bowling Union . . . .
Bevor es losgeht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10 goldene Regeln des Bowling . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Bowlingbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kleiner Exkurs: Virtuelles Bowling . . . . . . . . . . . .
Die richtige Ausrüstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Der Bowlingball . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Einige Bowlingbälle in der Übersicht . . . . . . . . . .
Die Öleinheit auf der Bahn . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schuhe, Kleidung, Zubehör . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Der ProShop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die richtige Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Umgang mit dem Bowlingball . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Der richtige Anlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Der Wurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Das richtige Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
Die Taktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pinbowling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Spotbowling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Linienbowling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Strike-Bowling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Der Gassenwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sparebowling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Pin-Ablenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Splits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bowling-Begriffe von A – Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bowlingbahnen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . .
Bowlingbahnen in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . .
Bowlingbahnen in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . .
Bowlingverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
International . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Landesverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sonstige Verbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schweizer Bowlingverband . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Internet-Seiten zum Thema Bowling . . . . . . . . . . .
Bowling Firmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bezugsadressen / Bowlingshops vor Ort . . . . . . . . .
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Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
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Vorwort
Eigentlich bin ich mit Kegeln aufgewachsen. Schon als
Kind nahmen mich meine Eltern mit auf die Bahn, wo
ich gemeinsam mit anderen Kindern das richtige Kegeln
lernte.
Wir bekamen dort eine „eigene“ Bahn neben den Erwachsenen und genossen es, auch mal gegen die „Großen“ anzutreten. Dabei haben wir einige lustige Spiele gemacht, die
ja auch den Erwachsenen Spaß machen (oder umgekehrt?),
von denen viele in meinem Buch „Das große Kegelbuch“
beschrieben sind (ISBN 3-89994-195-1).
Schon vor meinem Umzug nach Los Angeles kam ich mit dem
Bowling in Kontakt. Ich gestehe, dass ich ziemlich schnell
fasziniert war, denn Bowling ist nach meiner Meinung
technisch anspruchsvoller und vielseitiger als das Kegeln.
Auch wirkt das ganze Umfeld moderner und ansprechender. Ob Sie aber nun das Kegeln oder das Bowling bevorzugen, ist sicherlich Geschmackssache. Mit diesem Buch
möchte ich Ihnen den Einstieg in das Bowling erleichtern
und auch dann Anregungen geben, wenn Sie schon einmal
beim Bowling waren. Je mehr Sie über das Bowling wissen,
desto mehr Spaß haben Sie mit diesem herrlichen Freizeitsport. Und vielleicht finden Sie ja durch dieses Buch den
Weg in einen Verein und nehmen an Wettkämpfen teil?
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Vorwort
Bowling ist mittlerweile in Deutschland ein Breitensport,
der von vielen als ernsthafter Sport betrieben wird. Dieses
Buch wurde für rechtshändige Bowler geschrieben, man
möge mir das verzeihen. Aber es genügt völlig, sich alle
Anleitungen als Linkshänder spiegelbildlich vorzustellen.
Auch gibt es viele englische Fachbegriffe, die im Anhang erläutert sind. Normalerweise vermeide ich englische Begriffe
in der deutschen Sprache, wenn es gleichzeitig auch deutsche
Worte gibt und trenne beide Sprachen strikt voneinander.
Leider geht es aber nicht ohne sie (wie in vielen anderen Bereichen ja auch), denn schließlich kommt der Bowling-Sport
aus den USA. Im Anhang finde Sie die wichtigsten Bowling-Begriffe in einem kleinen Lexikon von A–Z erläutert.
Grundsätzlich sollten Sie nicht versuchen, alles, was in diesem kleinen Buch steht, gleichzeitig verstehen zu wollen.
Versuchen Sie lieber, sich schrittweise mit dem Bowling
vertraut zu machen. Sicherlich finden Sie Bowler, die Ihnen
gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen werden.
Wichtig ist es, die grundsätzlichen Verhaltensweisen,
Übungen und Techniken zu beherzigen, damit das Bowling Ihnen und Ihren Mitspielern auch richtig Spaß macht!
Katrin Höfer
Im August 2009
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Die Geschichte
des Bowling
Gekegelt wird seit mehr als 5 000 Jahren.
Das „moderne Kegeln“ heißt Bowling.
Die Geschichte des Bowling lässt sich kurz so zusammenfassen:
Die jahrhundertealte europäische (vor allem deutsche) Tradition des Kegelns wurde mit den vielen Auswanderern
nach Amerika exportiert, dort kultiviert und nach dem
2. Weltkrieg nach Europa (und übrigens auch Asien) getragen. Vor allem amerikanische Soldaten, sowie auch die
amerikanische Kultur insgesamt, brachten das Bowling in
alle Welt.
Aber der Reihe nach: Kegeln ist schon seit einigen Tausend Jahren bekannt und zählt zu den ältesten Sportarten:
Bei archäologischen Ausgrabungen in Ägypten fand man
(angeblich, ich habe das nicht überprüft) Teile eines Kinder-Kegelspieles, die mehr als 5000 Jahre alt sind. Dabei
sahen die Kegel damals den unsrigen heute täuschend
ähnlich. Die Kugel bestand aus Stein, andere kleine Steine
markierten das Spielfeld. Über die Regeln ist weiter nichts
bekannt.
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Die Geschichte des Bowling
Als Volksspiel wird das Kegeln in Deutschland urkundlich im Jahre 1157 in einer Chronik der Stadt Rothenburg
ob der Tauber erstmals erwähnt. Ein junger und offenbar
wohlhabender Mann hatte große Summen Geldes beim
Kegeln verspielt. Von seinem Onkel wurde er zu folgendem Schwur genötigt: „Zehn Jahre lang kein Spiel, sei
es Würfeln oder Kegeln, oder andere Spiele, womit man
seinen Mitmenschen Verluste beibringt.“ Der junge Mann
versprach weiter, dass er aus der Stadt ausgewiesen und
sein gesamtes Vermögen eingezogen werden solle, wenn
er den Schwur bräche.
In anderen Gemeinden wurde das Wettkegeln gleich ganz
verboten. Wir lernen: Schon vor fast 1000 Jahren war
Kegeln ein Wettsport, bei dem es um viel Geld ging.
Das belegen auch andere Quellens der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, z. B. der in der Nähe von Bamberg beheimatete
Magister und Rektor Hugo von Trimberg, der sich gegen das
Kegeln engagierte. Allerdings betraf dies wohl eine eher
kleinere Zahl an notorischen Spielern und Betrügern. Auf
Volksfesten behielt das Kegeln seine harmlose Form.
Nicht nur das Volk, sondern auch die Geistlichkeit, die Höfe
der vielen Fürstenhäuser und auch die Stadtväter selbst
waren dem Kegeln zugetan. In deutschen Klöstern wurde
das Kegelspiel sogar mit christlichen Absichten gespielt:
Der Kegel versinnbildlichte das Böse. Erste Besitzer eige-
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Die Geschichte des Bowling
Abbildung 1
ner Kegelbahnen waren die Kirchengemeinden. Zur Zeit
der Reformation gab es eine Reformationsverordnung von
1529 aus Basel, die sich mit dem Kegeln befasste: An Sonnund Feiertagen durfte während des Gottesdienstes und vor
ein Uhr mittags nicht gekegelt werden.
In einer Augsburger Chronik wird erstmals 1470 das Kegeln
erwähnt, 1463 fand in der „Frankfurter Patrizier Gesellschaft Limburg“ ein Kegeln statt, für welches „jedes Mitglied
drei silberne Kleinode ausgesetzt hatte“. Aus der Französischen Revolution stammt ein Flugblatt, das einen Offizier
und einen Geistlichen beim Spiel mit 15 Kegeln zeigt.
Bilddokumente schufen im 17. Jahrhundert holländische
Maler: Von David Teniers dem Älteren (1582–1649) stammt das
Bild „Vier Bauern beim Kegelspiel“ (siehe Abbildung 1).
Pieter de Hooch (1629–1683) malte sein Kegel-Bild während
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Die Geschichte des Bowling
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Abbildung 2
Abbildung 3
seiner Delfter Zeit 1665–1665 (Abbildung 2). Es belegt,
dass das Kegeln auch beim Hochadel sehr beliebt war, und
dass man bereits vor über 300 Jahren mit 9 Kegeln inklusive einem „König“ (!) gekegelt hat, „Schiffer und Bauern
beim Kegelspiel“ heißt ein weiteres historisches Bild, das
hier in diesem Buch abgebildet wird. Es wurde von Jan
Horemanns im 17. Jahrhundert gemalt (Abbildung 3).
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Die Geschichte des Bowling
So ging es vor rund 120 Jahren beim Kegeln zu: Damen und Herren
gleichberechtigt – aber die Herren notierten die Spielstände.
1786 schrieb der Berliner Mediziner und Gelehrte Johann
Georg Krünitz in seinem 242-bändigen Lexikon erstmals
von „13 Regeln für das Kegelspiel“, z. B. dass nicht übergetreten werden darf und die Kugel vor einer bestimmten
Markierung aufgesetzt werden muss.
Auch die Dichter Friedrich Schiller und Johann Wolfgang
von Goethe waren eifrige Anhänger des Kegelns, die gerne
in Weimar dieser Freizeitbeschäftigung nachgingen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es erste Gründungen von
Spielgemeinschaften, die das Kegeln regelmäßig betrieben.
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Die Geschichte des Bowling
Gleichzeitig entstand im 19. Jahrhundert in Nordamerika
das Bowlingspiel. Süddeutsche Einwanderer wollten in
den USA nicht auf ihre „Schwäbische Lattenbahn“ verzichten und führten das Spiel dort ein. Allerdings gab es in
der Neuen Welt Probleme mit dem Kegeln, da es (wie aus
Europa gewohnt) oftmals im Zusammenhang mit hohen
Wetteinsätzen betrieben wurde. Das „Spielen auf neun
Kegel“ wurde schließlich verboten. Findige Kegler kamen
dann aber auf die Idee, durch einen 10. Kegel das Verbot
zu umgehen – das Bowling war geboren. So – oder so ähnlich – werden die meisten Geschichten über die Entstehung
des Bowlings erzählt. Historisch erforscht und belegt ist es
nicht, könnte aber tatsächlich so gewesen sein.
Namentlich ist der deutsche Auswanderer Joe Thum (vormals Johann Thum) bekannt, der bereits 1876 auf zehn statt
auf neun „Kegel“ spielte. Am 9. September 1891 wurde in
den USA der „American Bowling Congress“ (ABC) gegründet und die Bowlingbahn mit zehn Pins, wie die Kegel im
Englischen genannt werden, zur Einheitsbahn (Internationale Bahn / I-Bahn) erklärt.
1926 fand das erste Bowling-Weltmeisterschaftsturnier in
Europa (Schweden) statt. In Deutschland wurden im gleichen Jahr die ersten Bowlingbahnen installiert; 1931 wurden die ersten Einzelmeisterschaften ausgetragen. Der Bowlingweltverband „International Bowling Association „(IBA)
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Die Geschichte des Bowling
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wurde gegründet. Am 21. Januar 1926 wurde die erste Bowlerin in den Deutschen Keglerbund (DKB) aufgenommen.
1929 wurde auf einer Sitzung des Gesamtvorstandes des
Deutschen Keglerbundes (DKB) beschlossen, die sogenannte „Amerikabahn“ als Bundesbahn aufzunehmen und
sie als vierte Bahnart den Bahnspieltypen Asphalt, Schere
und Bohle anzugliedern. Im Jahre 1931 gab es dann die
ersten deutschen Einzelmeisterschaften der Herren. Die
Damen und Senioren folgten erstmals im Jahre 1939. Die
ersten Clubmeisterschaften für 3er Teams wurden 1933
ins Leben gerufen. Bereits ein Jahr zuvor gab es die ersten Meisterschaften für Vereinsmannschaften der Herren.
1936 bei der Weltmeisterschaft in Berlin gewann Deutschland die erste Goldmedaille.
Als Nachfolgeorganisation des internationalen Dachverbandes, der sich durch den Krieg aufgelöst hatte, wurde
1952 die „Federation Internationale des Quilleurs“ (FIQ)
gegründet. Im FIQ sind zur Zeit 100 Nationen mit mehr
als 11 Millionen Sportkeglern und Bowlingspielern organisiert. Im Laufe der Zeit hat sich das Kegeln in seinen vier
Varianten (Scheren-, Bohlen-, Asphalt- und Bowlingbahn)
zu einem echten, anerkannten Leistungssport entwickelt,
der in hohem Maße technische Fähigkeiten und Kondition
verlangt und seine Anziehungskraft auch auf junge Leute
ausübt.
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Schon im 19. Jahrhundert haben Frauen aktiven Kegel- und Bowlingsport betrieben.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist ein Ligabetrieb für Mannschaften mit Bundesliga und mehrgleisigen Unterligen seit Jahrzehnten etabliert. Die Bowling
Bundesliga wurde 1970 gegründet (Herren), 1973 folgte
die Damenbundesliga. Insgesamt spielten in Deutschland
55 Mannschaften bei den Herren und 53 Mannschaften bei
den Damen in der höchsten deutschen Spielklasse. Rekordmeister sind bei den Herren mit jeweils 8 Titel der 1. BC
Duisburg und ASC Spandau Berlin.
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© Tanya Petty
Die Geschichte des Bowling
Martina Beckel (rechts) und Tanya Petty, mehrfache Deutsche
Meisterin, amtierende Weltmeisterinnen im Doppel, zählen zu
den weltbesten Amateurspielerinnen.
Bei den Damen ist die Mannschaft NSF Berlin mit 12 Titeln
die erfolgreichste Mannschaft aller Zeiten. Außerdem hat
Bowling in den Betriebssportligen eine hohe Beteiligung.
Am 1. Oktober 1995 gründeten Vertreter aus 17 Landesverbänden die DEUTSCHE BOWLING UNION e. V. (DBU).
Diese ist ein Verband im Deutschen Keglerbund (DKB), in
dem die DBU weiterhin den Status einer Sektion hat. Der
DKB übertrug seinerseits satzungsgemäß die Durchführung des Bowlingsports in Deutschland an die DBU.
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Die Geschichte des Bowling
In Deutschland sind vor allem die Damen im Bowling
erfolgreich, allen voran Martina Beckel und Tanya Petty,
die unlängst den Weltmeistertitel im Doppel gewannen.
Mit diesem Titel haben die beiden sympathischen Damen
dem gesamten Bowlingsport in Deutschland ein riesiges
Geschenk gemacht.
Seit mehr als 100 Jahren betreibt der Deutsche Keglerbund
(DKB) die vier Bahnarten Asphalt (heute Classic), Bohle,
Schere und Bowling.
Bowling war früh auch in Deutschland erfolgreich: ein
Deutscher wurde schon 1936 Weltmeister! 1995 kam es
dann, wie erwähnt, zur Gründung der Deutschen Bowling
Union (DBU). Achtzehn Landesfachverbände riefen diesen
Verband als seine Mitglieder ins Leben. Die DBU hat zwar
den Status einer Sektion im DKB, aber der DBU unterstehen
alle nationale Meisterschaften, die National-Teams und die
Bundesligen sowie die Präsenz auf internationaler Ebene.
Der eigentliche Vereinssport wird in den Clubs und Vereinen der 18 Landesfachverbände ausgeübt.
Für das Bowlen in diesen Vereinen, ob auf Meisterschaften
oder bei Turnieren, gibt die DBU die großen Richtlinien,
z. B. die international gültigen Regeln der World Tenpin
Bowling Association (siehe S. 38) vor, die Durchführung
aber liegt in der Verantwortung der Landesfachverbände
(Adressen Seite 176). International sind traditionell viele
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asiatische Länder, natürlich USA und Kanada, in Europa vor
allem auch die skandinavischen Länder Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden starke Bowling-Nationen
mit vielen Millionen Freizeit- und Leistungsbowlern.
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Heute hat Bowling in Deutschland diese Verbandsstruktur:
Die Deutsche Bowling Organisation (DBO) ist die Interessengemeinschaft Bowling in Deutschland der vier Verbände „Deutsche Bowling Union / DBU“ (Leistungssport),
„Deutscher Bowling Verband / DBV“ (Breitensport), „Deutscher Betriebssport Verband / Bowling / DBSV“ (Betriebssport) und „Bundesverband Bowling / BVB“ (Verband der
Anlagenbetreiber). Die Adressen finden Sie im Anhang des
Buches.
So sah ein Bowlingcenter vor mehr als 100 Jahren aus. Eigentlich
hat sich nicht viel geändert seither, außer natürlich dass sich die
technische Ausstattung verbessert hat.
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Einführung in das Bowling
Worum es beim Bowling geht und wie sich Bowling
von Kegeln unterscheidet, erfahren Sie in diesem
Kapitel. Dazu die offiziellen internationalen Turnierregeln.
Allgemeine Einführung
Beim Kegeln haben wir es mit 9 Hölzern zu tun, die am
Ende der Bahn in Form eines auf die Spitze gestellten Quadrats aus 3 x 3 Kegeln aufgebaut sind.
Die Aufstellung beim Kegeln (oben)
und beim Bowling (unten).
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Allgemeine Einführung
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Vergleich zwischen
Kegel (links) und
Bowling-Pin.
Beim Bowling werden die Kegel Pins genannt, und es gibt
auch einen mehr als beim Kegeln, nämlich zehn. Schon
an diesem englischen Begriff „Pin“ lässt sich erkennen,
dass Bowling ein Sport mit sehr vielen angloamerikanischen Begriffen ist. Was nicht wundert, da ja Amerika das
Ursprungsland des Bowling ist. Alle englischen Ausdrücke
werden in einem kleinen Lexikon im Anhang des Buches
erklärt.
Diese zehn Pins werden als sogenanntes gleichschenkliges
Dreieck aufgebaut, wobei eine Spitze Richtung Bowlingspieler zeigt.
Auch gibt es deutliche Unterschiede zwischen Kegeln und
Pins: Die Pins sind unten etwas bauchiger als die Kegel,
was ihnen eine bessere Standfestigkeit verleiht.
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Einführung in das Bowling
7
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9
5
2
6
3
1
10
Die 10 Pins haben
Nummern, die aber nicht
wirklich auf die Pins
geschrieben sind. Das
wäre aus der Distanz des
Bowlers auch nicht zu
lesen. Die Nummerierung
dient der Beschreibung
von Spielsituationen.
Die Bowling-Pins sind nummeriert, um verschiedene
Wurf-Situationen beschreiben zu können: Der vorderste
Pin, der sogenannte „Headpin“, ist die Nr. 1, weiter geht
es immer von links nach rechts und Reihe für Reihe. Der
hinterste rechte Pin ist entsprechend die Nr. 10.
Das Ziel des Kegelns ist das gleiche wie beim Bowling:
Es geht darum, mit möglichst wenigen Würfen möglichst
viele Pins mit dem Bowlingball umzuwerfen. Gespielt
wird im Bowling über zehn Durchgänge, die sogenannten
Frames. In jedem Frame müssen möglichst alle zehn Pins
auf dem vom Spieler entfernten Ende der Bahn getroffen
und umgekippt werden. Hierzu hat der Spieler pro Frame
maximal zwei Würfe mit dem Bowlingball, der übrigens
auf keinen Fall „Bowlingkugel“ genannt wird, weil der
englische Begriff verwendet wird und es im Englischen
keine Unterscheidung zwischen „Kugel“ und „Ball“ gibt.
Selbst Kanonenkugeln werden als Bälle bezeichnet.
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Allgemeine Einführung
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Der Ball wird über die Lauffläche auf die zehn Pins zugerollt. Sollten nach dem ersten Wurf noch Pins übrig bleiben, hat der Spieler noch einen zweiten Wurf.
© Fotolia.com
Werden beim ersten Wurf alle Pins abgeräumt, spricht man
von einem Strike, fallen die letzten Pins erst mit dem zweiten Wurf, ist das ein Spare. Bleiben nach dem ersten Wurf
zwei auseinander stehende Pins ohne den 1er Pin stehen,
als Extremfall etwa die am weitesten voneinander entfernten Pins 7 und 10, so nennt man das einen Split (hier auch
7–10er Split genannt). Für die Punkte werden pro Frame
die umgeworfenen Pins gezählt. Bei einem Spare werden zusätzlich zu den 10 Punkten (für 10 Pins) auch die
Punkte des nächsten Wurfs gezählt, die höchste erreichbare Punktzahl ist hierfür also 20. Beim Strike werden
Bowlingbahnen in einem Center.
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Einführung in das Bowling
sogar die nächsten zwei Würfe mitgezählt, so dass sich die
Höchstpunktzahl je Frame auf 30 erhöht. Wird im letzten,
dem zehnten Frame des Spiels, ein Spare erzielt, dann darf
noch ein dritter Ball geworfen werden. Wird ein Strike
geworfen, folgen noch zwei Extrawürfe (das gibt es nur im
10. Frame). Das höchste zu erreichende Ergebnis ist damit
300 Punkte, das sind 12 Strikes in Folge in einem Spiel.
Aber das erfordert viel Übung, Übung und noch mal
Übung. 12 Strikes in Folge haben bislang nur wenige geschafft. Hierfür müssen Sie zunächst das Material kennen und beherrschen. Beim Bowlingball mit seinen drei
Löchern geht es bereits los. Welche Geheimnisse er in sich
birgt und wie man richtig mit dem Bowlingball umgeht,
erfahren Sie in einem späteren Kapitel.
Bowling ist eine sogenannte „Indoor-Sportart“ und wird
in kommerziellen Bowling-Centern gespielt. Die Bowlingbahnen haben zwar in allen Centern die gleichen Maße,
aber dennoch ist die Preisstruktur auf Grund der regionalen Unterschiede sehr unterschiedlich. Es gibt Vormittags-, Nachmittags- und die Abendspielpreise, dann die
Wochenend- und die Happy-Hour Preise. Irgendwo zwischen 2 und 4 Euro wird derzeit wohl der Preis für ein
Spiel liegen. Am besten erkundigen Sie sich bei der Bowlingbahn in Ihrer Nähe nach Preisen und freien Terminen
der Bahnen. Anschriften von Bowlingcentern finden Sie im
Anhang dieses Buches.
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© Fotolia.com
Allgemeine Einführung
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Auch Kindern macht Bowling Spaß,
natürlich mit der richtigen Anleitung
und unter Aufsicht. Viele Bowlingcenter bieten eigene Kindertage an.
Das notwendige Zubehör wie Bowlingball und Bowlingschuhe kann man übrigens im Bowlingcenter ausleihen.
Den Ball in den verschiedenen Gewichtsklassen gibt es
kostenlos; für die Bowlingspezialschuhe muss man eine
geringe Leihgebühr entrichten. Sie werden nach jedem
Gebrauch vom Verleiher desinfiziert. Nichts desto trotz
empfiehlt es sich im eigenen sowie im Interesse Aller saubere Socken mitzubringen. Sollte man öfter spielen gehen,
lohnt sich der Ankauf von eigenen Schuhen allemal.
Natürlich kann man sich auch von einem Spezialisten in
der betreffenden Anlage seinen eigenen Ball fingergenau
anpassen, sprich „bohren“ lassen. Die Preise sind sehr
unterschiedlich und abhängig von der Beschaffenheit des
Bowlingballs. Die Anschaffungskosten für einen Bowlingball liegen zwischen 80 und 400 Euro.
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