pdf-Datei, ca. 1 MB - SPD-Landtagsfraktion Sachsen
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WoherkommtderRechtsextremismus?Wer sindheuteinDeutschlanddierechtsextremenAkteure?WassindihreZiele?Warum träumen sie vom Vierten Reich? Welche StrategienverfolgendieNazisvonheute? WiesinddieMaschenderVerführer?Wie redendieRechtenalsBiedermänner?Wie sprechenNazis,wennsiesichnichtverstellen? Welche Rolle spielen Frauen in der rechtenSzene?WastreibenNazisinden Parlamenten?ZwischenBaseballschlägern und Terrornetzwerken – Wie sieht rechte Gewaltvonheuteaus?Warumkannund mussdieNPDverbotenwerden?WieerkenneicheinenNazi?TragensienurBomberjackenundSpringerstiefel?Wiesehen dieverbotenenSymboleundverborgenen CodesderNazisaus? R E C H T S E X TR E M I S M U S INHALTSVERZEICHNIS I. Der Nationalsozialismus in neuem Gewand – Woher der Rechtsextremismus kommt II. Die neuen Nazis – Wer sie sind und was sie wollen III. Das spricht für sich – Wenn Nazis Klartext reden IV. Die Strategien der Neonazis – Die Maschen der braunen Verführer 12 V. Zwischen Baseballschlägern und Terrornetz- werken – Die Gewalt der Nazis 16 VI. Mit Kind und Kegel – Nazis, Frauen und Familie 18 VII. Skandale statt Sacharbeit – Nazis in den Parlamenten 21 VIII. Die wehrhafte Demokratie – Für ein neues NPD-Verbot IX. Zwischen Bomberjacke und Nadelstreifen – Wie erkenne ich einen Nazi? 25 Dresscodes und Bekleidungsmarken Rechte Symbolik Die rechten Zahlencodes 25 28 30 4 6 9 23 Liebe Leserinnen und Leser, Willy Brandt hat einmal gesagt, „Nazismus, alter Nazismus, aufgewärmter Nazismus, Neonazismus ist Verrat an Land und Volk“. Dieser Satz hat seine Gültigkeit bis heute nicht verloren. Die Toten des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust künden auf ewig davon, was passiert, wenn Nazis an die Macht gelangen. Auch wenn die Methoden heute andere sind, die Ziele bleiben die gleichen. Nazis wollen ein Land ohne Demokratie, ohne Freiheit und ohne Toleranz, ein Land, in dem der Einzelne nichts zählt, ein Land, in dem willkürliche Gewalt gegen Menschen legal sein soll. Diese Ziele versuchen Nazis zu verbergen. Mit immer subtileren Methoden versuchen sie, die Köpfe und Herzen der Menschen zu gewinnen. Die Nazis von heute sind nicht mehr nur die stumpfen Glatzen in Bomberjacken und Springerstiefeln, der heutige Rechtsextremismus trägt immer öfter feinen Zwirn und verbirgt sich hinter einer menschlichen Maske. Dabei führen sich die neuen Biedermänner von NPD und DVU vielerorts als verständnisvolle Fürsprecher von vermeintlich Benachteiligten auf. Für wichtige Themen wie Arbeitslosigkeit, Bildung oder die Finanzkrise bieten sie scheinbar einfache „Lösungen“ an. Dabei steckt hinter der netten Maske nach wie vor nichts anderes als Menschenverachtung, Hass, Rassismus, Intoleranz und Gewalt. (Er)kenne deinen Gegner! Das ist die wichtigste Voraussetzung im Kampf gegen den Rechtsextremismus! Wie aber erkennt man heute Nazis, wenn sie sich als normale Menschen geben? Welche Ziele verfolgen sie und welche Strategien, um in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen? Die vorliegende Broschüre gibt Antworten auf diese Fragen, um allen Bürgerinnen und Bürgern eine Handreichung im täglichen Umgang mit Nazis zu geben. Wir alle sind die Mitte der Gesellschaft. Nazis haben da nichts verloren! Katrin Budde Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt 3 I. Der Nationalsozialismus in neuem Gewand – Woher der Rechtsextremismus kommt Die Wurzeln des Rechtsextremismus liegen im Nationalsozialismus des Dritten Reiches, der nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland entstand. Im Jahr 1920 wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gegründet. Ihr Vorsitzender war ab 1921 Adolf Hitler. Von Anfang an benutzte er die Partei und ihre zeitweise bis zu 7,5 Millionen Mitglieder, um Deutschland systematisch zu einem rassistischen, totalitären und auf einen Aggressionskrieg eingestellten Staat umzubauen. Adolf Hitler während einer Rede. 4 Die Machtergreifung Der entscheidende Schritt beim Aufbau ihrer menschenverachtenden Diktatur war die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933. Reichspräsident Paul von Hindenburg hatte Hitler an diesem Tag zum Reichskanzler ernannt und ihm damit den Weg zur Abschaffung der Demokratie geebnet. Knapp zwei Monate später, am 24. März, über- trug der Reichstag mit einer Zweidrittelmehrheit alle politische Macht auf Hitler. Die Nationalsozialisten erhielten dafür die Zustimmung der konservativen Parteien – allein die SPD unter Otto Wels stimmte gegen das Ermächtigungsgesetz. Mit dem Tode Hindenburgs übernahm Hitler auch das Amt des Reichspräsidenten und hatte damit alle Macht in seinen Händen. Verfolgung und Gleichschaltung Die Nationalsozialisten verboten nach dem Machtantritt alle anderen politischen Parteien, die Gewerkschaften und nichtnationalsozialistische Vereine. Parallel dazu begann das NS-Regime mit der rücksichtslosen Verfolgung politisch Andersdenkender und aller Menschen, die nicht in die nationalsozialistische „Blut- und Schicksalsgemeinschaft“ passten. Dazu wurden 1935 die so genannten Nürnberger Rassengesetze erlassen, die Ehen und andere Beziehungen zwischen Deutschen und Juden verboten und die Juden aus dem öffentlichen Leben verbannten. Viele von ihnen wurden in Konzentrationslager verschleppt und grausam ermordet. Insgesamt fielen rund sechs Millionen Juden dem Holocaust zum Opfer. Zweiter Weltkrieg und Holocaust Am 1. September 1939 begannen die Nationalsozialisten mit dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Er brachte insgesamt mehr als 60 Millionen Menschen den Tod, kostete Abermillionen Menschen die Heimat und brachte Not und Elend über die Welt. Mit der bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reiches am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa und die Diktatur der Nazis. cherischen Organisation“ erklärt. Die überlebenden Hauptverantwortlichen wurden wegen Verschwörung, Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und in den meisten Fällen zum Tode verurteilt. n Verurteilung der Verbrecher Noch im gleichen Jahr verboten die Alliierten die NSDAP mit allen ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden. Ein solches Verbot gilt bis heute und erstreckt sich auch auf das Tragen von NS-Symbolen als verfassungsfeindliche Zeichen. 1946 wurde die NSDAP in den Nürnberger Prozessen zu einer „VerbreGesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich (Ermächtigungsgesetz) vom 23. März 1933 (Reichsgesetzblatt T. I. (1933), Nr. 25, S.141) Art.1 Reichsgesetze können außer in dem in der Reichsverfassung vorgesehenen Verfahren auch durch die Reichsregierung beschlossen werden. […] Art.2 Die von der Reichsregierung beschlossenen Reichsgesetze können von der Reichsverfassung abweichen, soweit sie nicht die Einrichtung des Reichs- tags und des Reichsrats als solche zum Gegenstand haben. Die Rechte des Reichspräsidenten bleiben unberührt. Die Anklagebank während des Kriegsverbrecherprozesses in Nürnberg gegen die führenden Nazis bei der Urteilsverkündung am 11.10.1946. Art.3 Die von der Reichsregierung beschlossenen Reichsgesetze werden vom Reichskanzler ausgefertigt und im Reichsgesetzblatt verkündet. Sie treten, soweit sie nichts anderes bestimmen, mit dem auf die Verkündung fol- genden Tage in Kraft. […] Art.4 Verträge des Reiches mit fremden Staaten, die sich auf Gegenstände der Reichsgesetzgebung beziehen, bedürfen für die Dauer der Geltung dieser Gesetze nicht der Zustimmung der an der Gesetzgebung beteilig- ten Körperschaften. Die Reichsregierung erläßt die zur Durchführung dieser Verträge erforderlichen Vorschriften. Art.5 Dieses Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündung in Kraft. Es tritt mit dem 1. April 1937 außer Kraft, es tritt ferner außer Kraft, wenn die gegenwärtige Reichsregierung durch eine andere abgelöst wird. 5 II. Die neuen Nazis – Wer sie sind und was sie wollen Der Rechtsextremismus in Deutschland ist kein homogenes Gebilde. Er besteht aus zahlreichen Gruppierungen, die sich in ihren Ausrichtungen und Zielen zum Teil unterscheiden oder sogar gegenseitig bekämpfen. In allen Erscheinungsformen spielen jedoch nationalistische, rassistische und antisemitische Elemente eine entscheidende Rolle. Ebenso verbindet alle Neonazis eine offene oder latente Gewaltbereitschaft. Nazis bei einer Demonstration in Halberstadt Rechte Parteien und Organisationen Der politisch organisierte Arm der neuen Nazis bestand bis vor kurzem vor allem aus der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD, gegründet 1964) mit ihren rund 6.600 Mitgliedern und der Deutschen Volksunion (DVU, gegründet 1987). Nach längerer Auseinandersetzung hatten NPD und DVU Ende 2010 ihre Fusion beschlossen, um sich nicht weiter gegenseitig das 6 Wählerpotential abzugraben. Einige DVU-Landesverbände hatten jedoch auf Grund von Verfahrensfehlern gegen den Zusammenschluss geklagt, die Klage jedoch am 26. Mai 2012 zurückgezogen. Im Ergebnis erklärten sie: „Die DVU hat damit zu existieren aufgehört.“ Neben den rechtsextremen Parteien registrierte das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) Ende 2010 insgesamt 219 weitere rechtsextremistische Organisationen. Dazu zählen Freie Kameradschaften sowie andere Zusammenschlüsse und Organisationen, unter anderem für Frauen, Kinder, Jugendliche oder Studenten. Die Anzahl ihrer Mitglieder und aller nichtorganisierten Neonazis beziffert der Verfassungsschutz bundesweit auf etwa 25.000 Personen. In einigen Regionen existieren regelrechte rechtsextremistische Subkulturen. In Sachsen-Anhalt registrierte der Verfassungsschutz im gleichen Zeitraum rund 1.400 aktive Neonazis, von denen etwa 800 dem gewaltbereiten, subkulturell geprägten Spektrum zugeordnet werden. Den rechtsextremistischen Parteien gehörten 2010 landesweit rund 300 Mitglieder an, ca. 250 davon waren in der NPD. In der Öffentlichkeit bestreiten die rechtsextremen Parteien jegliche Verbindung zu externen rechten Gruppierungen. Experten sind sich jedoch sicher, dass in Wahrheit eine weltweite Vernetzung des gesamten rechtsextremen Spektrums existiert. Ebenso gehen die Behörden davon aus, dass sich die Mitgliederschaft von NPD und DVU teilweise aus ehemaligen Mitgliedern diverser Freier Kameradschaften rekrutiert. Die Ziele der neuen Nazis Das erklärte Ziel der Neonazis ist es, unser demokratisches System abzuschaffen. Statt einer offenen pluralistischen Gesellschaft wollen sie einen „völkisch homogenen Führerstaat“. Nach der Weltsicht der Neonazis ist nur ein nach außen abgeschottetes Staatsgefüge dazu geeignet, Sicherheit, Geborgenheit und Schutz gegen alles Bedrohliche zu bieten. Dabei lehnen sie nicht nur die Einflüsse fremder Kulturen ab, sondern bekämpfen auch die wirtschaftliche Globalisierung. In der Ideologie der Neonazis ist sogar von einer „existenziellen Bedrohung“ des deutschen Volkes durch Fremde die Rede. So sagt beispielsweise die NPD in ihrem 2010 beschlossenen Parteiprogramm einer „rasch voranschreitenden Überfremdung“ den Kampf an. Im Aktionsprogramm der Partei heißt es dazu, „die Volksgemeinschaft wurde in Deutschland zerstört. An ihre Stelle trat eine multikulturelle Ansammlung von Individuen, die egoistische Ziele verfolgen“. Die NPD knüpft damit direkt an die Blut- und Schicksalsgemeinschaft der Nationalsozialisten an. Ihr ideologisches Hauptziel ist die Wiederherstellung der „Volksgemeinschaft“, in der die Individualität und Freiheit des einzelnen Menschen nichts gelten. Im Verständnis der Neonazis schließt die „Volksgemeinschaft“ nicht alle Deutschen ein. Menschen mit abweichender politischer Einstellung sowie alle Menschen, die den nationalistischen Rassekriterien nicht vollständig entsprechen, sollen aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen werden. Alle Menschen, die in Deutschland leben, aber nicht „biologische“ Deutsche sind, sollen nach dem Willen der Neonazis keine oder nur sehr eingeschränkt Rechte erhalten. Quelle: Bundesministerium des Innern – Verfassungsschutzbericht 2010 7 Das Vierte Reich „Das Reich ist das Ziel, die NPD ist der Weg“, formulierte Udo Voigt, NPDChef von 1996–2011, das Ziel seiner Partei. In einem Interview mit iranischen Journalisten in Report Mainz vom 10. Dezember 2007 wurde Voigt noch deutlicher. Er sagte: „Ein Drittel des Gebietes des Deutschen Reiches steht nach wie vor unter polnischer Verwaltung. Pommern, Westpreußen, Ostpreußen, Schlesien. Ob das Königsberg ist, ob das Danzig ist, ob das Breslau ist, das sind alles deutsche Städte für uns. Und die uns nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges entgegen dem Völkerrecht abgenom- Im gleichen Interview leugnet Voigt den Holocaust: „Die sechs Millionen [Anm. d. Red.: Voigt meint die Anzahl der von den Nazis ermordeten Juden] kann nicht stimmen. Es können maximal 340.000 in Auschwitz umgekommen sein. Da sagen zwar die Juden immer, auch wenn nur ein Jude umgekommen ist, weil er Jude ist, ist das ein Verbrechen. Aber es ist natürlich ein Unterschied, ob wir für sechs Millionen zahlen oder für 340.000. Das sage ich dann entsprechend wieder dagegen. Und dann ist auch irgendwann die Einmaligkeit dieses großen Verbrechens – men wurden und auf die wir natürlich Anspruch erheben. […] Aber es sind ja nicht nur diese Gebiete. Es gibt ja auch Österreich, zählt ja auch zu Deutschland. Wien war tausend Jahre länger Hauptstadt als Berlin.“ angeblich eines großen Verbrechens – dann fällt auch die Einmaligkeit weg.“ Ungeschminkter kann man das Vierte Reich als Ziel seiner Arbeit nicht nennen. n Das Konzentrationslager Dachau, kurz nach der Befreiung (29. April 1945) Heute befindet sich auf dem Gelände die KZ-Gedenkstätte Dachau, die jährlich von etwa 800.000 Menschen aus aller Welt besucht wird. 8 III. Das spricht für sich – Wenn Nazis Klartext reden Eines der obersten Prinzipien der neuen Nazis lautet: Verbirg Deine wahren Gedanken! Nazis wissen, dass sie mit martialischem Auftreten und gewaltverherrlichenden Parolen viele Bürgerinnen und Bürger abschrecken. Doch so sehr sich die neuen Nazis auch als Biedermänner und -frauen zu tarnen versuchen, sie bleiben die Brandstifter, die sie immer waren. Ein Beleg ist die folgende Auswahl an Zitaten führender deutscher Neonazis. So reden Nazis, wenn sie „keine Kreide gefressen“ haben und sagen, was sie wirklich denken. „Wir, der Nationale Widerstand, sind die einzige wirkliche Weltanschauungsbewegung in der bundesdeutschen Parteienlandschaft, mit der NPD als die organisierte Partei, die das politische System in der BRD bis auf die Wurzel bekämpft, auf die Wurzel ablehnt. [...] Jawohl, wir sind verfassungsfeindlich.“ Holger Apfel (NPD-Vorsitzender) als Vorsitzender der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag „Es dämmert langsam einigen, sogar einigen Juden, die jetzt langsam kalte Füße kriegen, wenn sie das durchsetzen, dass dann einmal wirklich ein Holocaust passieren könnte, den es ja bekanntlich noch nie gegeben hat. [...] Alles Humbug, was uns da erzählt wird. Ich weiß, was los war und natürlich kann man nicht darüber reden, weil ich sonst sofort wieder ins Gefängnis müsste. Und für Auschwitz würde ich nicht einen Tag mehr ins Gefängnis gehen. Für Deutschlands Freiheit jeder Zeit, da gebe ich auch mein Leben, aber nicht mehr für die Holocaust-Lüge.“ Manfred Roeder, verurteilter Rechtsterrorist und Bundestagskandidat der NPD 1998 „In Zeiten der Massenarbeitslosigkeit ist jede weitere Aufnahme von ausländischen Arbeitsplatzdieben und Sozialschnorrern zu unterbinden und die Rückführung der Ausländer in ihre Heimatländer anzustreben. Gibt es keine Arbeit, ist jeder ausländische Arbeitsplatzbesitzer und Sozialschnorrer einer zu viel.“ Holger Apfel, (NPD) bei einer Rede. Im Hintergrund ein Plakat mit der Aufschrift: ‚Kriminelle Ausländer raus‘. Jürgen Gansel, Mitglied der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag „Der Bomben-Holocaust von Dresden steht ursächlich weder im Zusammenhang mit dem 1. September 1939 noch mit dem 30. Januar 1933. Die 9 Pläne zur Vernichtung des Deutschen Reiches existierten nämlich schon lange, bevor in Versailles der erste Nationalsozialist geboren wurde.“ Jürgen Gansel, Mitglied der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag „Nur wer deutsches Blut in seinen Adern fließen lässt, kann für uns ein Deutscher sein.“ NPD-Chef Holger Apfel als Vorsitzender der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag „Zweifellos handelt es sich bei Hitler um einen großen deutschen Staatsmann.“ Udo Voigt, ehemaliger NPD-Bundesvorsitzender „Dass wir sechs Jahre durchgehalten haben gegen die ganze Welt, ist eine enorme Leistung, die letztendlich ohne die charismatische Persönlichkeit Hitlers nicht möglich gewesen wäre.“ Jürgen Rieger, Bundestagskandidat der NPD Udo Voigt spricht während einer Kundgebung der NPD anlässlich des 17. Juni „Wir hingegen halten das liberalkapitalistische System für gescheitert. Wir wollen es weder stützen, noch reformieren – wir wollen es ablösen!“ Udo Voigt, ehemaliger NPD-Bundesvorsitzender „Innerhalb des Systems gibt es keine Hoffnung auf Erneuerung. Erst die rücksichtslose und restlose Beseitigung des korrupten, liberalkapitalistischen Systems kann den Weg freimachen für einen nationalen und sozialen Neuanfang in Frieden und Freiheit für unser Volk.“ Winfried Petzold, NPD-Landesvorsitzender in Sachsen 10 „Für uns ist das kein Holocaust-Gedenkmal, sondern wir bedanken uns dafür, dass man uns dort jetzt schon die Fundamente der neuen deutschen Reichskanzlei geschaffen hat.“ Udo Voigt, ehemaliger NPD-Bundesvorsitzender „Vielleicht wird ja aber schon bald das Antidiskriminierungsgesetz dafür Sorge tragen, dass in Deutschland nicht mehr nur die Rechte des rot-grünen Klientels – Schwule, Ausländer und Kiffer – geschützt werden, sondern auch nationale Deutsche!“ NPD-Chef Holger Apfel als Vorsitzender der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag „Lasst uns diese ganze verfaulte Republik unterwühlen. Lasst sie uns unterwühlen. Und es ist heute schon ungleich viel einfacher, und wir haben ja schon auch den ein oder anderen politischen Tunnel gegraben, um dieses Konstrukt der Siegermächte zum Einsturz zu bringen.“ Udo Pastörs, Vorsitzender der NPDFraktion im Landtag von MecklenburgVorpommern „Die einzigen anständigen Menschen, die in Dachau umgekommen sind, waren die Männer der WaffenSS!“ ist das eine vollkommen andere Geschichte.“ Udo Voigt, ehemaliger NPD-Bundesvorsitzender „Vorbild können für uns deutsche Nationalisten einzig und allein die Helden der Deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS sein, die ihr Leben im Kampf gegen den Bolschewismus gelassen haben.“ NPD-Chef Holger Apfel als Vorsitzender der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag Michael Praxenthaler, bayrischer NPDFunktionär „Unser Kampf ist erst dann zu Ende, wenn Deutschland wieder frei ist. Seien wir uns des hohen Blutzolls bewusst, den unsere Väter und Großväter im Kampf um Deutschland geleistet haben. Nehmen wir uns ein Vorbild. Kämpfen wir wie sie.“ NPD-Chef Holger Apfel als Vorsitzender der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag Udo Pastörs (NPD) spricht auf einer Wahlkampfkundgebung der NPD auf dem Alexanderplatz in Berlin. „Er [Hitler] ist ja ein Phänomen gewesen dieser Mann, militärisch, sozial, ökonomisch – er hat ja wahnsinnige Pflöcke eingerammt auf fast allen Gebieten. “ Udo Pastörs, Vorsitzender der NPDFraktion im Landtag von MecklenburgVorpommern „Ein Aufstand der Deutschen ist überfällig. [...] Gewalt sollte da keine Rolle spielen. Wenn aus der Bewegung heraus jedoch etwas entsteht, was wir nicht kontrollieren können, dann „ [...] dann wird es dereinst einen Sternmarsch nach Berlin geben, und da wird uns keiner dieser Hochverräter mehr entkommen. Da wird jede Ausfallstraße gesperrt sein. Barrikaden werden stehen. Dann ist Deutschland wieder erwacht.“ Neonazi Dieter Riefling auf einer NPDDemonstration 11 „Auf diesen bundesdeutschen StasiStaat, der keine Demokratie, sondern deren Karikatur ist, spucke ich.“ Jürgen Gansel, Mitglied der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag „Jedes verhinderte Asylbewerberheim ist ein Sieg der Deutschen gegenüber Bevormundung. Jedes verhinderte Asylbewerberheim erhöht den Druck auf die Verantwortlichen, dem Zustrom endlich Einhalt zu gebieten und jedes verhinderte Asylbe- werberheim entlastet den deutschen Steuerzahler.“ Frank Schwerdt, NPD-Landeschef in Thüringen Viele dieser Zitate finden sich in offiziellen Parlamentsprotokollen. Man kann davon ausgehen, dass das nur die Spitze des Eisberges ist. Rechtsextremismus-Experten wissen, dass der Sprachgebrauch innerhalb rechter Gruppen noch viel gewalttätiger und eindeutiger ist. Das spricht für sich! n IV. Die Strategien der Neonazis – Die Maschen der braunen Verführer Das mittelfristige Ziel rechtsextremistischer Parteien und Gruppierungen ist es, in alle Bereiche der Gesellschaft einzudringen, rechtsextremes Gedankengut hoffähig zu machen und sich so „in der Mitte der Gesellschaft“ zu verankern. Sie wollen damit das rechtsextremistische Potential in der Bevölkerung vergrößern und Menschen an ihre Organisationen binden. Obwohl es in der rechten Szene immer wieder Streit um die richtige Linie gibt, hat die NPD in den letzten Jahren eine Strategie vorgegeben, die in abgewandelter Form auch von anderen rechtsextremen Parteien und Organisationen benutzt wird. Sie basiert nach eigenen NPDPapieren auf vier Säulen. Säule I: Der Kampf um die Parlamente Einer der NPD-Ansätze ist die Profilierung als Protestpartei und das Eindringen in die Parlamente. Sie 12 will zum einen von der Infrastruktur profitieren. So laufen viele Aktivitäten in der rechten Szene über die Abgeordneten und die Mitarbeiter in den Landtagsfraktionen. Dabei ist die NPD häufig wegen der illegalen Verwendung ihrer Fraktionsmittel in der Diskussion. Zum anderen nutzt die NPD die Parlamente als Bühne, um die Wirkung ihrer Propaganda zu vergrößern. Gremien- oder Sacharbeit spielen dabei jedoch keine Rolle. Anträge werden meist nur gestellt, um symbolisch Skandale zu produzieren. Säule II: Der Kampf um die Straße Die andere Bühne der NPD ist die Straße. Hier versucht sie, rechtsextreme Ideologien in die Gesellschaft zu tragen. Dazu gehören eigene Demonstrationen ebenso wie die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen – wie Bürgerinitiativen und Kundgebungen – die von anderen Institutionen initiiert werden. Hier präsentiert sich die NPD entweder als Protestalternative oder versucht, sich als normalen Teil der Gesellschaft darzustellen. Säule III: Der Kampf um den organisierten Willen Die NPD war lange bestrebt, die verschiedenen rechtsextremistischen Lager unter ihrer Führung zu vereinen, um eine höhere Schlagkraft zu erreichen. Die DVU hatte schon zur Landtagswahl 2011 auf ihre erneute Kandidatur für den sachsen-anhaltischen Landtag verzichtet. Heute gilt sie als aufgelöst. Obwohl die eindeutige Orientierung am NS-Regime und die Affinität zu Waffen und Wehrsportübungen laut Bundesamt für Verfassungsschutz nach wie vor eine herausragende Rolle in der rechten Szene spielen, vermeiden es viele organisierte Neonazis zunehmend, durch Gewaltaktionen aufzufallen. Denn die rechten Vordenker (die längst Nadelstreifen statt Bomberjacke tragen) haben längst erkannt, dass Gewalt eine weitergehende gesellschaftliche Isolation zur Folge hat. Säule IV: Der Kampf um die Köpfe Beim Kampf um die Köpfe geht es um die Stärken der internen Bildungsarbeit in der NPD und um die Verbreitung des nationaldemokratischen Gedankengutes nach außen. So versucht die NPD, insbesondere Jugendliche anzusprechen und für rechtsextremistisches Gedankengut zu gewinnen. Zudem versucht die NPD, aktuelle politische Themen zu besetzen und als Anknüpfungspunkte zu nutzen. Hier ein paar „Maschen“ der braunen Verführer: Der „nette“ Nazi von nebenan Um ihre Ziele zu erreichen, tarnen sich die neuen Nazis immer öfter als „gute Nachbarn“ und versuchen, ihre menschenverachtende Ideologie durch Engagement, z.B. in Vereinen und Bürgerinitiativen, verdeckt zu verbreiten. Kapitalismuskritik Neonazis nutzen immer öfter klassische sozialpopulistische Argumentationsmuster wie die Kapitalismuskritik für ihre Propaganda. Der Grund ist einfach. Laut einer Studie der Freien Universität Berlin üben knapp 60 Prozent aller Deutschen Kritik am kapitalistischen System. In Ostdeutschland teilen sogar ein Viertel aller Bürger diese Kritik. Für die Neonazis ist dies ein optimaler Ansatzpunkt zur Verbreitung ihrer Ideologie. Dabei werden rassistische und fremdenfeindliche Vorurteile und Klischees systematisch bedient. Die am meisten strapazierte Propagan- Der NPDPressesprecher Frank Franz als Biedermann bei Facebook. 13 da-Behauptung der Nazis ist, dass Ausländer in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden müssten, weil sie (biologischen) Deutschen die Arbeit wegnehmen. Am Beispiel Sachsen-Anhalts wird deutlich, dass dies eine glatte Lüge ist. In unserem Bundesland leben derzeit rund 44.400 Ausländerinnen und Ausländer. Gemessen an der Einwohnerzahl von rund 2,3 Millionen sind das gerade mal 1,8 Prozent. Viele von ihnen sind Selbstständige, rund 7.400 sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Unter ihnen ist eine große Anzahl hochqualifizierter Fachleute, die durch ihre Leistungsfähigkeit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung unseres Landes leisten und zahlreiche Jobs für Deutsche erst ermöglichen. Als zweites Scheinargument behaupten die Neonazis, die globalisierte Wirtschaft vernichtet Unternehmen und Jobs in Deutschland. Als Antwort schlagen sie die ökonomische Abschottung Deutschlands und den sofortigen Ausstieg aus dem Euro vor. Tatsache ist jedoch, dass die Exportnation Deutschland wirtschaftlich in hohem Maße auf Euro und Welthandel angewiesen ist. Millionen von hiesigen Arbeitsplätzen hängen von florierenden Wirtschaftkontakten in die ganze Welt ab. Zudem schaffen ausländische Investitionen tausende von Arbeitsplätzen in Deutschland. Allein in SachsenAnhalt investierten ausländische Unternehmen seit der Wende rund 9,5 Milliarden Euro. Durch Investitionen aus den USA entstanden in unserem Land rund 12.000 Jobs. 14 Katastrophen-Szenarien Die braunen Demagogen beschreiben vermeintliche oder wirkliche gesellschaftliche Probleme in der Regel als Katastrophen-Szenarien und liefern die vermeintlich Schuldigen gleich mit. Es sind in der Regel Ausländer und politisch Andersdenkende (nämlich Demokraten). Die scheinbaren Lösungen stehen in gerader NSTradition. Wie die Neonazis mit nationalistischen und rassistischen Themen Stimmung machen, beschreibt der sächsische NPD-Abgeordnete Jürgen Gansel im NPD-Parteiorgan Deutsche Stimme: „Insofern haben wir Nationalisten zwingend Gegenwartsthemen aufzugreifen und die soziale Frage konsequent zu nationalisieren. Laden wir die soziale Frage weiterhin völkisch auf – ‚Wir Deutschen oder die Fremden’, ‚Unser Deutschland oder das Ausland’ – und untermauern wir den Schlachtruf ‚Gegen Verausländerung, Europäische Union und Globalisierung’ noch stärker programmatisch, werden wir die etablierten Volksbetrüger schon bald das Fürchten lehren.“ Demokratie-„Bashing“ Ein zentrales Element der Nazi-Propaganda ist das Demokratie-„Bashing“. Nazis verunglimpfen die parlamentarische Demokratie als untauglich und behaupten, demokratische Verfahren würden die aktuellen Probleme nicht lösen können. Als Alternative bieten sie einen „Führer“ an, der im Sinne der Volksgemeinschaft entscheidet. Die Nazis verweigern damit den Bür- gerinnen und Bürgern die Mitwirkung an der Gestaltung von Land und Gesellschaft, ganz zu schweigen davon, welches Elend der letzte „Führer“ über die Menschheit gebracht hat. 60 Millionen Tote sind 60 Millionen Gründe FÜR die Demokratie. NPD unmissverständlich klar, dass ihre Forderungen, etwa nach Mindestlohn, nur für die Angehörigen des deutschen Volkes gelten. Ebenso soll die Armut von Alten und Kindern nur für Deutsche gemildert werden müssen. Braune Trittbrettfahrer Rechtsextremistische Parteien sind typische Trittbrettfahrer aktueller politischer Themen. Sie greifen Debatten der demokratischen Parteien auf und versuchen Themen wie Mindestlohn, Leiharbeit, Alters- und Kinderarmut oder die Finanzkrise zu besetzen. Ihre Strategie ist dabei denkbar plump. Zumeist besteht sie einfach darin, mehr zu fordern als alle anderen – ohne diese Forderungen in eine soziale und wirtschaftliche Gesamtstrategie einzubetten. So beschloss die NPD 2010 Forderungen nach einem Austritt Deutschlands aus der EU und der NATO sowie die Rückkehr zur D-Mark. Die wirtschaftlichen Folgen eines EU-Austritts wurden hier bereits beschrieben. Ein Verlassen der NATO würde Deutschland überdies international isolieren und deutsche Sicherheitsinteressen gefährden. Die Strategie wird auch auf kommunaler Ebene angewandt. Häufig formulieren Nazis in den Kommunalparlamenten Anträge und Anfragen zu Themen wie der Erhöhung von Kita-Beiträgen, Schulschließungen oder der Lage von ALG II-Empfängern. Doch selbst bei solchen Forderungen wird schnell ihr rassistischer Hintergrund deutlich. So macht die Dieses Plakat hing bei der Abgeordnetenhauswahl 2011 vor dem Jüdischen Museum in Berlin. „Coole“ Nazis für die Jugend Besonders intensiv bemüht sich die Neonazi-Propaganda um junge Menschen. Dazu wird die rechtsextreme Ideologie als besonders „cool“ dargestellt. Mit antikapitalistischen und sozialpopulistischen Themen soll die Jugendkultur systematisch unterwandert werden. Im Mittelpunkt der Argumentation stehen dabei immer wieder Rassismus und Intoleranz gegen alles Fremde. Die Mittel, die braune Agitation in die Köpfe der Jugendlichen zu transportieren, sind vielfältig. Unter anderem werden CDs mit rechtsextremistischer Musik, Schülerzeitungen und Aufkleber verteilt. Mit bestimmten Modemarken und einer ausgeklügelten Symbolik versuchen die Neonazis eine rechte Identität zu schaffen, der sich gerade Jugendliche schnell zugehörig fühlen sollen. 15 Eine Vielzahl Bands, Labels, Läden und Versände versorgen den Markt mit allen Musikstilen – von Heavy Metal über Techno bis zu Liedermachern. Zu den bekanntesten Formationen der rechten Szene zählt die Berliner Band Landser, die im März 2005 vom Bundesgerichtshof als erste Musikband zur kriminellen Vereinigung erklärt worden ist. Wegen des hohen Verfolgungsdrucks durch die Sicherheitsbehörden ist die Anzahl rechtsradikaler Konzerte in Sachsen-Anhalt stark zurückgegangen. Im Jahr 2010 registrierte der Verfassungsschutz landesweit sieben Nazi-Konzerte, im Vorjahr waren es noch 16. n V. Zwischen Baseballschlägern und Terrornetzwerken – Die Gewalt der Nazis Die Polizei beschlagnahmte 2009 ein Waffenarsenal bei Neonazis in Südniedersachsen. 16 Sie versuchen, sich den Anschein friedlicher Bürger zu geben, aber die Fakten beweisen das Gegenteil: Neonazis sind so aggressiv wie eh und je. Gewalt ist und bleibt ein fester Bestandteil der rechtsextremen Ideologie. Dabei reicht das Spektrum der rechten Gewalt von Droh- und Prügelattacken gegen Andersdenkende bis hin zum Rechts-Terrorismus mit brutalen Sprengstoffanschlägen, Überfällen und Morden. Gewalt mit Fäusten und Waffen Im Jahr 2010 registrierte der Verfassungsschutz bundesweit rund 9.500 gewaltbereite Nazis – etwa 800 davon in Sachsen-Anhalt – und die rechte Szene rüstet auf. Ihre Waffen sind längst nicht mehr nur Fäuste, Springerstiefel und Baseballschläger. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes stellten Ermittler bei rechtsradikalen Gruppierungen allein in den Jahren 2009 und 2010 deutschlandweit 811 Waffen sicher. Darunter waren 15 Pistolen und Revolver, 16 Gewehre und sogar acht Kriegswaffen. Darüber hinaus beschlagnahmten die Behörden 40 Sprengkörper und Brandvorrichtungen, 331 Hieb- und Stichwaffen, 210 Reizgaswaffen sowie 34 Gas-, Luft- und Schreckschusswaffen. Hinter den nüchternen Statistiken steht eine gefährliche Bedrohung, die sich nicht nur gegen die Demokratie als abstraktes Ideal unserer Gesell- schaft richtet. Die Opfer sind reale Menschen aus unserer Mitte, Menschen, die nicht den kruden Vorstellungen der Neonazis entsprechen, die einfach nur anders sind und die für Demokratie und Freiheit eintreten. Gewalt auf der Straße Exemplarische Beispiele für die „alltägliche“ Neonazi-Gewalt, wie sie in Sachsen-Anhalt viel zu oft vorkommt, dokumentiert der Verfassungsschutzbericht des Landes. Tatort Laucha im Burgenlandkreis, 16. April 2010: Hier hatte ein 20-Jähriger einen 17-jährigen gebürtigen Israeli zusammengeschlagen und dabei als „Judensau“ beschimpft. Während der polizeilichen Ermittlungen stellte sich später heraus, dass der Täter ein Angehöriger des örtlichen Fußballvereins BSC 99 war. Dessen damaliger Jugendtrainer Lutz Battke saß für die NPD im Stadtrat von Laucha sowie im Kreistag des Burgenlandkreises. Der Täter wurde am 31. August 2011 vom Amtsgericht Naumburg wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten (ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung) und zu einer Geldstrafe von 300 Euro verurteilt. Ein weiterer im Verfassungsschutzbericht benannter Fall von Fremdenhass ereignete sich in Magdeburg: Ein Neonazi hatte in einem sozialen Netzwerk im Internet angekündigt, einen Kubaner „wegklatschen“ zu wollen. Ein anderer Nutzer dokumentierte die massive Bedrohung und erstattete Anzeige. Im Chat hieß es wörtlich: „Ich hasse ihn und er hat meinen Namen in sein reudiges Maul genommen! Ich hau den um und gut […] drei Leute und das Kanackenschwein. Drei Leute in schwarz, vermummt, autonom und militant, glatzen-anhalt-widerstand!“ Am 11. September 2010 konnte in der Magdeburger Jakobstraße ein Kubaner vor drei ihn verfolgenden, vermummten Personen flüchten. Quelle: Bundesministerium des Innern - Verfassungsschutzbericht 2010 17 Nazis als Terroristen rere Banküberfälle und zwei Sprengstoffanschläge, bei denen 23 MenDas bislang erschütterndste Beispiel rechtsextremer Gewalt in der deut- schen starben, vorgeworfen. Fast alle schen Nachkriegsgeschichte ist die Opfer waren türkischer Herkunft. Das grausame Mordserie, die der so ge- Motiv für die Morde war offensichtlich nannten „Zwickauer Terrorzelle“ des Fremdenhass. Beate Zschäpe sitzt inNationalsozialistischen Untergrundes zwischen in U-Haft, ihre Komplizen begingen Selbstmord. Die Bundes(NSU) zur Last gelegt wird. Die drei mutmaßlichen Haupttäter Be- anwaltschaft, die den Fall untersucht, ate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe bezeichnete den NSU als „rechtsextreBöhnhardt haben zwischen 2000 und mistische Gruppierung“, deren Zweck 2006 in Nürnberg, Hamburg, Kassel, es sei, „aus einer fremden- und staatsRostock und Dortmund neun Ge- feindlichen Gesinnung heraus vor alschäftsleute türkischer und griechi- lem Mitbürger ausländischer Herkunft scher Herkunft sowie in Heilbronn eine zu töten“. Im Januar 2012 setzte der 22-jährige Polizistin ermordet. Dabei Deutsche Bundestag einen Untersuwar die Tatwaffe – ein seltenes Pisto- chungsausschuss ein, der die rechtslenmodell – bei allen Taten identisch. extremen Verbrechen der Zwickauer Außerdem werden dem Nazi-Trio meh- Terrorzelle untersuchen soll. n VI. Mit Kind und Kegel – Nazis, Frauen und Familie gerückt, das bei der Betrachtung des Rechtsextremismus scheinbar ein Randthema ist: die Rolle der Frau in der rechten Szene. Galten NeonaziFrauen jahrelang als unpolitische Mitläuferinnen, wird an den Taten der NSU sehr deutlich, dass auch Frauen in rechten Netzwerken treibende Kräfte sind. Sie spielen eine zentrale Rolle dabei, rechtsextreme Ideologie in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Frauen in der rechtsextremen Szene Die Taten der NSU und vor allem die Beteiligung von Beate Zschäpe an den Morden der Terrorgruppe haben ein Thema in den öffentlichen Fokus 18 Der Rechtsextremismus ist ohne Frauen nicht denkbar, denn es sind gerade Frauen, die die rechtsextreme Szene stabilisieren. Sie stellen fast ein Drit- tel der NPD-Mitglieder und sind auch an rechtsextremistischen Gewalttaten beteiligt, Schätzungen zufolge bei 10 Prozent der Taten. Mädchen und Frauen treten in den unterschiedlichsten Kontexten des rechtsextremen Milieus – also sowohl in rechtsextremen Skinheadgruppen und Kameradschaften, in ultrarechtsextremen Gruppierungen und in rechtsextremen Parteien – in unterschiedlichsten Funktionen auf. Sie nehmen am gesamten rechts- extremen Aktionsspektrum teil, wie dem Anmelden von Demonstrationen, dem Veranstalten von Konzerten und Lesungen oder rechtsextremen Netzaktivitäten. Dennoch werden das öffentliche Bild rechter Frauen und ihr Bild in den Medien nach wie vor vom Klischee der unpolitischen Mitläuferin geprägt. Das hat u.a. das Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Beate Zschäpe und die Morde der NSU kritisiert. „Frauen haben nach dieser Logik zum einen keine politische Überzeugung und wenn, dann keinesfalls eine so gewalttätige wie die rechtsextreme“, heißt es in einem offenen Brief des Netzwerks vom 15. November 2011. „Frauen gelten immer noch als das ‚friedfertige’ Geschlecht. Wenn überhaupt, dann erscheinen Frauen in der Szene nur als sexualisierte Anhängsel denkbar. Diese Sichtweise prägt auch die Arbeit des Verfassungsschutzes, der die Aktivitäten rechtsextremer Frauen kaum wahrnimmt – im Fall von Beate Zschäpe mit tödlichen Folgen.“ Die Unterschätzten Die Konzentration auf männliche Nazis hilft Rechtsextremistinnen, „unter dem Radar“ zu bleiben. Ihre Aktivitäten werden oft unterschätzt, sind damit unkontrollierter. „Diese Unterschätzung kann und wird z.T. auch im rechtsextrem orientierten Milieu bewusst eingesetzt, beispielsweise bei der Anmietung von Räumen für Veranstaltungen, bei der Sammlung von Daten (vermeintlich) politischer GegnerInnen, des Fotografierens derselben, die Ansprache von BürgerInnen an Infoständen oder beim Betrieb von Internetportalen“, so das Forschungsnetzwerk. Die Ignoranz weiblicher Aktivistinnen erleichtere zum einen ihre strategische Nutzung durch die Szene. Zum anderen können sie sich darauf verlassen, dass selbst beim Erkennen ihrer Taten noch immer „die Vorstellung greift, sie könnten für die politisch motivierten Taten nicht verantwortlich sein.“ 19 Emotionale und familiäre Bindung Frauen nehmen in der rechtsextremen Szene wichtige soziale Funktionen wahr. Sie stabilisieren die Szene nach innen und geben ihr nach außen einen normalen Anstrich. Frauen auf rechtsextremen Sommerfesten werden als weniger bedrohlich empfunden als ihre männlichen Gegenstücke. Sie nehmen damit auch (Berührungs)ängste vor dem rechtsextremen Milieu. Zudem etablieren sich immer mehr Frauen als Vordenkerinnen und Ideologinnen der rechten Szene. Sie treten als Liedermacherinnen und Autorinnen auf. Eine Strategie von Rechtsextremistinnen ist das Ergreifen von Berufen, in denen sie die Ideologie weiter in die Gesellschaft tragen können. Sie werden Erzieherin, Lehrerin, Therapeutin oder Juristin und bilden so ein unauffälliges Bindeglied zwischen der Gesellschaft und dem rechtsextremen Milieu. Zudem sorgen Frauen in der rechten Szene für ein geschlossenes Lebensmilieu. So werden Kinder aus rechten Familien schon von Kindheit an in rechtsextremistischer, rassistischer Ideologie erzogen. Eine Steigerung sind rechtsextreme Exklaven, die nach einem eigenen, geschlossenen Lebensmodell leben. Es wird schwer werden, diese Kinder als Erwachsene zu erreichen, wenn sie eine normale, bürgerliche Welt nicht einmal kennen. n Die „Kriegerin“ Die 20-jährige Marisa aus einer ostdeutschen Kleinstadt rennt wie eine Rasierklinge durchs Leben. Wenn ihr jemand dumm kommt, schlägt sie zu, selbst wenn das die eigenen Leute aus der Jugendclique sind, die sich der rechtsextremen Szene zugehörig fühlen. Der Respekt, den sich Marisa dadurch verschafft hat, wird allerdings durch Svenja bedroht. Die ist erst 15, stammt aus gutbürgerlichem Haus und ist von der Neonaziszene fasziniert. Ihren Hass auf die „Gesellschaft“, die auch ihren Freund hinter Gitter gebracht hat, lässt Marisa vor allem an Ausländern aus. Als sie Jamil und Rasul, zwei junge Asylbewerber auf dem Moped nach einem Streit absichtlich mit dem Auto rammt, löst sie eine Kette von Ereignissen aus, die ihr Weltbild ins Wanken geraten lassen und von ihr einen hohen Preis fordern. Am 19. Januar 2012 startete bundesweit der Film „Kriegerin“ des Regisseurs David Wnendt, der das ansonsten in der Filmbranche sehr rare Thema rechtsextreme Frauen und Gewalt aufgreift. 20 VII. Skandale statt Sacharbeit – Nazis in den Parlamenten NPD und DVU in Landtagen Bundesweit ist die NPD zurzeit als einzige rechtsextreme Partei noch in zwei Landtagen vertreten. 2011 erreichten die Neonazis in Mecklenburg-Vorpommern sechs Prozent Stimmenanteil (fünf Sitze), in Sachsen (2009) 5,6 Prozent (acht Sitze). Wie für Neonazis typisch, spielt die parlamentarische Arbeit jedoch in beiden Bundesländern keine Rolle. Stattdessen provozieren die Fraktionsvorsitzenden Apfel (Sachsen) und Pastörs (Mecklenburg-Vorpommern) im Parlament immer wieder mit fremdenfeindlichen und antisemitischen Hetz-Reden. So bezeichnete Pastörs die Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“ durch Hitler als „eine gute Idee“. Apfel sprach bei den Bombenangriffen auf Dresden im Februar 1945 von einem „Bombenholocaust“. Ihren bislang größten Wahlerfolg verbuchten Rechtsextremisten bei der Landtagswahl am 26. April 1998 in Sachsen-Anhalt. Hier erreichte die DVU 12,9 Prozent der Wählerstimmen und zog mit 16 Abgeordneten in den Landtag ein. Aber auch hier war das Auftreten der Nazis nicht durch Sacharbeit geprägt. Ihre Abgeordneten fielen lediglich durch verbale Entgleisungen, innerparteiliche Zerwürfnisse und kriminelle Aktivitäten auf. So bezeichnete DVU-Fraktionschef Wolf die damalige Landesregierung als „Höppner-Regime“ und verunglimpfte Homosexualität als „sexuelle Abartigkeit“. Gegen drei Fraktionsmitglieder der DVU wurde Mitte 2000 ein Ermittlungsverfahren wegen unrechtmäßiger Verwendung von Fraktionsgeldern aufgenommen. Fraktionschef Kannegießer wurde daraufhin im Dezember 2005 wegen Untreue und Beihilfe zum Betrug zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Wegen innerparteilicher Querelen spaltete sich die DVU-Fraktion im Jahr 2000. Die Hälfte der Abgeordneten gründete die Freiheitliche Deutsche Volkspartei (FDVP), die bis zum Ende der Legislaturperiode im Parlament blieb, bei der Landtagswahl 2002 jedoch nur noch 0,8 Prozent der Stimmen erreichte. Die DVU war 2002 wegen der internen Zerwürfnisse gar nicht erst angetreten. Bei einem erneuten Versuch, ins Parlament zu gelangen, scheiterte sie im Jahr 2006 mit 3,0 Prozent Stimmenanteil deutlich an der 5-Prozent-Hürde. Knapper war es bei der Landtagswahl 2011. Im Vorfeld hatten sich DVU und NPD geeinigt, dass nur die NPD in Sachsen-Anhalt antreten würde. Verstärkt durch Nazi-Kader aus dem gesamten Bundesgebiet, vor allem aber aus Sachsen und MecklenburgVorpommern, setzten die Neonazis auf eine Materialschlacht mit Plakaten und Wählerbriefen. Am Ende war es denkbar knapp. Mit 4,6 Prozent verpasste die NPD den Einzug in den Landtag. Beruhigen kann das nicht. 21 Als eine Reaktion hat die Landesregierung von Sachsen-Anhalt am 67. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus ein neues Programm zur Stärkung der Demokratie und des Engagements gegen Rechtsextremismus verabschiedet. Das „Landesprogramm für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit“ setzt auf eine aktive Zivilgesellschaft und soll die politische Bildung der Bürger fördern. Die Kreis- und Kommunalparlamente Lange Gesichter bei der NPDFührungsriege nach dem Scheitern bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011. (v.l.n.r) Udo Pastörs, Udo Voigt, Spitzenkandidat Matthias Heyder und Holger Apfel. 22 In Sachsen-Anhalt sitzen derzeit 30 NPD-Abgeordnete in sechs Kreistagen sowie in Gemeinde- und Stadträten (u.a. Halle, Zeitz, Weißenfels, Sangerhausen, Eisleben, Quedlinburg, Bernburg, Aschersleben und Köthen). Auch in der Landeshauptstadt war nach den Kommunalwahlen 2009 ein Neonazi als NPD-Abgeordneter in den Stadtrat eingezogen. Er hat die Partei inzwischen verlassen. Die gleichen Zerfallserscheinungen im rechtsextremen Lager auch im Stadtrat von Halle: Auch hier hatte der im Jahr 2009 gewählte NPDAbgeordnete sein Mandat im Juni 2011 niedergelegt. Ein Nachrücker sitzt jetzt für ihn im Parlament. Mit politischer Arbeit glänzte indes keiner der Neonazis. So brachte die NPD im Hallenser Stadtrat in den Jahren 2010 und 2011 gerade mal jeweils vier schriftliche Anfragen ein. Kriminelle mit Mandat Aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage vom 23. Februar 2012 (Drucksache 6/840) geht hervor, dass sieben der rechtsradikalen Mandatsträger in den Kreis- und Kommunalparlamenten im Land insgesamt 21-mal rechtskräftig verurteilt sind. Unter den Delikten befinden sich schwere Straftaten wie Volksverhetzung, vorsätzliche und gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Betrug, Bankrott mit Insolvenzverschleppung, Veruntreuung von Arbeitsentgelt, Trunkenheit im Verkehr und versuchte räuberische Erpressung. Sieben der 21 genannten Straftaten waren laut Innenministerium politisch motiviert. Insgesamt verhängten die Gerichte gegen Neonazis, die in Sachsen-Anhalt als Abgeordnete in Parlamenten sitzen, vier Bewährungsstrafen, in zwei Fällen musste die Bewährungsfrist sogar zusätzlich verlängert werden. Die verbleibenden 17 Delikte wurden mit Geldstrafen geahndet. n VIII. Die wehrhafte Demokratie – Für ein neues NPD-Verbot Nie wieder Weimar Die Demokratie der Weimarer Republik ging auch deshalb unter, weil die Republik verfassungsrechtlich keine Mittel hatte, sich ihrer Feinde zu erwehren. Dadurch konnten die Nazis erst ins Parlament eindringen, es dann entmachten und damit quasi abschaffen. „Im modernen Staat werden die Machtkämpfe mit dem Ziel, die bestehende Ordnung zu beseitigen, immer weniger offen und mit unmittelbarer Gewalt geführt, vielmehr in steigendem Maße mit den schleichenden Mitteln innerer Zersetzung. Offen und mit Gewalt durchgesetzt werden die verfassungsfeindlichen Ziele erst, nachdem die politische Macht bereits errungen ist“, stellte das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 23. Oktober 1952 (Az. 1 BvB V51) dazu fest. Nach diesen historischen Erfahrungen der Nazidiktatur wurde die bundesdeutsche Demokratie von den Müttern und Vätern des Grundgesetzes als wehrhafte Demokratie konzipiert. So sieht das Grundgesetz die Möglichkeit vor, Parteien, die die freiheitlich demokratische Grundordnung abschaffen wollen, zu verbieten. Ein Parteiverbot ist kein einfacher Vorgang, dennoch gab es in der Geschichte bereits zwei erfolgreiche Verbotsverfahren. 1952 wurde als erste bundesdeutsche Partei die rechtsextreme Sozialistische Reichspartei (SRP) verboten. 1956 erfolgte das Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Bei der SAP begründete das Bundesverfassungsgericht das Verbot mit ihrer Verfassungsfeindlichkeit und dem Versuch, das Dritte Reich wiederzuerrichten. „Schon eine oberflächliche Betrachtung der Führerschicht, des organisatorischen Aufbaus, des Programms und des Auftretens der SRP in der Öffentlichkeit legt die Vermutung nahe, dass es sich bei ihr um den Versuch einer Neubelebung rechtsradikaler Ideen handelt, wie sie sich zuletzt im Nationalsozialismus manifestiert haben.“ (Urteil des BVerfG vom 23. Oktober 1952, Az. 1 BvB V51). Art. 21 Abs. 2 Grundgesetz: „Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig. Über die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidet das Bundesverfassungsgericht.“ Der erste Versuch Bereits im Januar 2001 unternahm die damalige rot-grüne Bundesregierung einen ersten Anlauf vor dem Bundesverfassungsgericht, auch die NPD verbieten zu lassen. Dem schlossen sich Bundestag und Bundesrat an. Die Antragsteller begründeten ihren Antrag mit der besonderen Aggressivität der NPD in ihrem Kampf gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung. So habe u.a. der Verfassungsschutzbericht 2000 erwiesen, 23 dass die NPD ihren „Kampf um die Straße“ fortgesetzt habe. Zahlreiche NPD-Mitglieder und -Funktionäre seien an rechtsextremistischen Straftaten beteiligt gewesen. Zudem arbeite die NPD offen mit gewaltbereiten Neonazis aus den Kameradschaften zusammen. Laut Verfassungsschutz bilde die NPD „eine Basis für die organisierte Unterwanderung des demokratischen Rechtsstaates […]. Die NPD sieht sich seither nicht mehr schwerpunktmäßig als Wahlpartei, sondern als Spitze einer breiten sozialen Protestbewegung, in der die Partei mit Neonazis und Skinheads Aktionsbündnisse eingeht, um ihre auf die Überwindung des Systems angelegten Ziele zu verfolgen.“ Das Verfahren scheiterte jedoch am Vorhandensein zu vieler V-Leute in den Führungsgremien der NPD. Vier der sieben Richter entschieden: „Die Beobachtung einer politischen Partei durch V-Leute staatlicher Behörden, die als Mitglieder des Bundesvorstands oder eines Landesvorstands fungieren, unmittelbar vor und während der Durchführung eines Verfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit der Partei ist in der 24 Regel unvereinbar mit den Anforderungen an ein rechtsstaatliches Verfahren […].“ (Urteil des BVerfG vom 18. März 2003, Az. 2 BvB 1/01). Ein neuer Anlauf Seither gab es immer wieder Bestrebungen, die NPD verbieten zu lassen. Einer der Auslöser war ein Eklat im sächsischen Landtag. Im Januar 2005 weigerten sich NPD-Abgeordnete an einer Gedenkminute für die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft teilzunehmen und bezeichneten dann in der aktuellen Stunde die Alliierten als „Massenmörder“. Sie hätten mit der Bombardierung Dresdens einen „Bomben-Holocaust“ verschuldet, der nicht im Zusammenhang mit der Machtergreifung Hitlers und dem von den Nationalsozialisten entfesselten Zweiten Weltkrieg zu sehen sei. Daraufhin wurde ein Verfahren wegen Volksverhetzung eingeleitet. Ebenso flammte die Debatte mit dem Bekanntwerden der Morde der NSU auf. „Dieses NPD-Verbot ist notwendig und richtig und geboten!“, erklärte die SPD-Fraktionsvorsitzende Katrin Budde in einer Aktuellen Debatte im Dezember 2011 im Landtag von Sachsen-Anhalt. „Ich wundere mich, dass es heute immer noch Leute gibt, die diskutieren, ob es ein Verbot geben soll. Was muss denn noch passieren? Die NPD ist Teil einer rechten Szene, die sich Terror und Gewalt bedient. Sie ist das Feigenblatt für Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Menschenverachtung. Sie ist die bürgerliche Maske derer, die diese bürgerliche Gesellschaft abschaffen wollen. Diese Maske müssen wir herunterreißen. Ich bin nicht bereit, das noch länger mit Steuergeld zu finanzieren. Die Parteienfinanzierung ist für demokratische Parteien da und nicht für Terrornetzwerke.“ Auf einer Sonderkonferenz zum NPDVerbot am 22. März 2012 beschlossen die Innenminister von Bund und Ländern, die V-Leute aus der NPDFührung abzuschalten und Beweise für ein erneutes NPD-Verbotsverfahren zu sammeln. n Argumente für ein NPD-Verbot 1. Die NPD ist gefährlich, rassistisch, antisemitisch und menschenverachtend. 2. Die NPD will Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat abschaffen! 3. Die Propaganda und Umtriebe der NPD dürfen nicht länger aus Steuermitteln unterstützt werden! 4. Die NPD hält Gewalt für ein legitimes Mittel in der Politik! 5. Ein NPD-Verbotsverfahren ist juristisch möglich. 6. Der Staat unterstützt durch ein NPD-Verbot gesellschaft- liches Handeln gegen Rechtsextremismus. IX. Zwischen Bomberjacke und Nadelstreifen – Wie erkenne ich einen Nazi? Die Zeiten, in denen Neonazis an ihren Glatzen und Springerstiefeln zu erkennen waren, gehören der Vergangenheit an. Da sind auf der einen Seite die Abgeordneten von NPD und DVU, die ihre braune Gesinnung in edles Tuch und Nadelstreifen hüllen. Auf der anderen Seite stehen Freie Kameradschaften, rechte Subkulturen und vor allem die rechtsradikale Jugendszene. Seit den 1990er Jahren weisen Umfragen regelmäßig zwischen 10 und bis zu 30 Prozent aller Jugendlichen als rechtsextrem eingestellt aus. Ein Potential, das die Strategen der NaziSzene durch eine geschickte Unterwanderung der Jugendkultur dauerhaft an sich binden wollen. Jugendliche setzen Trends, gelten als „cool“. Deshalb werden bereits vorhandene Formen der Jugendkultur wie Mode oder Musik genutzt und mit rechtsextremen Inhalten gefüllt. Als Erkennungszeichen dienen dabei u.a. bestimmte Kleidermarken und Codes. An Stelle verbotener Symbole aus der NS-Zeit wird beispielsweise auf allgemein eher unbekannte germanische Runen zurückgegriffen oder einfach eine bestimmte Kleiderkombination als Erkennungszeichen verwendet. Derzeit sind mehr als 120 Symbole, Marken und Codes bekannt, die verschlüsselt oder offen auf eine rechtsradikale politische Orientierung hinweisen. In diesem Kapitel werden die wichtigsten, aber längst nicht alle vorgestellt. Dresscodes und Bekleidungsmarken Die hier dokumentierten Bekleidungsstile, Marken und Codes sind in der rechtsextremen Jugendszene beliebt. Nicht alle der hier aufgeführten Produkte werden jedoch explizit für das neonazistische Spektrum hergestellt. Viele, teils weltweit erfolgrei25 che Marken, werden von der rechten Szene lediglich benutzt. Die Bomberjacke Die sogenannte Bomberjacke zählt zum Bekleidungsstandard der Naziszene. Sie ist den Jacken der USBomberpiloten im Zweiten Weltkrieg nachempfunden und wird von Nazis gern getragen, weil ihr Schnitt ein breites Kreuz vortäuscht und martialisch aussieht. nisationen aufwies. Mehrere Träger derartiger Kleidungsstücke wurden daraufhin angeklagt und verurteilt. Nach diesem kurzen Rückschlag ist Thor Steinar seit Anfang 2005 mit neuem Logo (Abb. 2) wieder bundesweit am Markt. Auch das neue Logo stellt eine Rune dar, die allerdings im Nationalsozialismus nicht verwendet wurde. ALPHA INDUSTRIES Die kommerzielle US-Marke ALPHA INDUSTRIES (auch Ausstatter der US-Army) ist in der Neonaziszene beliebt, weil ihr Logo dem verbotenen Zivilabzeichen der SA (siehe Abb. 2) ähnelt. Angeboten werden u.a. qualitativ hochwertige Bomberjacken mit dem Alpha Logo meist als Brustemblem. Das Unternehmen ALPHA INDUSTRIES hat jedoch keine Verbindung zu Neonazi-Kreisen. Abb.1 Abb.2 Thor Steinar ist in vielen nichtrechten Ladengeschäften und Bekleidungsketten erhältlich, obwohl im Zuge der juristischen Auseinandersetzungen um diese Marke ein rechtsradikaler Hintergrund deutlich wurde. LONSDALE Abb.1 Abb.2 Thor Steinar Die Bekleidungsmarke Thor Steinar wird ausgehend vom brandenburgischen Königs-Wusterhausen bundesweit in der rechten Szene über deren Versände verbreitet. Ende 2004 war die Marke zunehmend unter juristischen Druck geraten, weil ein Markenlogo (Abb. 1) Ähnlichkeit mit Symbolen verbotener NS-Orga26 Die Marke LONSDALE ist in der rechten Szene wegen der in ihrem Schriftzug enthaltenen Buchstaben NSDA besonders beliebt, der bei geöffneter Jacke oftmals der einzig erkennbare Namensbestandteil ist. Der Legende nach war LONSDALE ein englischer Arbeitersportverein und BoxsportClub, dem in den 1960er Jahren viele Skinheads angehört haben sollen. Der sich zur Mitte hin verengende LONSDALE-Schriftzug war Vorbild für Neonazi-Marken wie CONSDAPLE oder MASTERRACE EUROPE. 1999 hat sich das Unternehmen LONSDALE von ihrem rechtsradikalen Kundenkreis distanziert und die Belieferung einiger Neonazi-Versände eingestellt. LONSDALE unterstützt antirassistische Kulturinitiativen. Jogginghosen, T-Shirts und Pullover werden ausschließlich in NeonaziLäden und auf entsprechenden Internetseiten verkauft. New Balance Das Symbol der weltweit bekannten Sportschuh-Marke ist ein aufgenähDie Marke CONSDAPLE ist eine der tes „N“. In Neonazikreisen wird das von Neonazis favorisierten Marken. Kürzel für Nationalsozialist/NationaDer Grund dafür ist die im Wort list umgedeutet. Das Unternehmen enthaltene Buchstabenkombination New Balance distanziert sich entschieden von diesem Kundenkreis. NSDAP. CONSDAPLE Troublemaker Der Begriff ist eine Ableitung von dem englischen Wort Constable („Schutzmann“). Der Schriftzug ist angelehnt an den der Marke LONSDALE und wird auf T-Shirts, Base-Caps, als Aufnäher und als Bomberjackenaufdruck angeboten. Die von Neonazis entworfene CONSDAPLE-Bekleidung wird nur in neonazistischen Läden verkauft. Der Betreiber des extrem rechten Patria-Versandes aus Landshut brachte die Marke auf den Markt, nachdem LONSDALE seinen Liefervertrag gekündigt hatte. MASTERRACE EUROPE Die deutsche Übersetzung des Markennamens MASTERRACE EUROPE lautet „Herrenrasse Europa“. Sie ist in allen Neonazi-Spektren sehr beliebt. Die mit dem Aufdruck versehenen Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Markenname „Krawallmacher“. Die Hosen, Jacken, T-Shirts, Aufnäher, Wollmützen und Base-Caps der Marke sind deshalb bei Hooligans und Skinheads ebenso beliebt wie im Rockermilieu. Vertrieben wird Troublemaker auch über rechtsextreme Versände und Läden. Pitbull Benannt nach der als aggressiv geltenden Hunderasse bietet diese Bekleidungsmarke alle nur erdenklichen Kleidungsstücke von T-Shirts über Bademäntel, Jogginghosen, Handtücher, Aufnäher, Trainingsanzüge bis zu kugelsicheren Überwurfwesten. 27 Die Firma aus Frankfurt am Main wird dem Rocker- und Hooligan-Milieu zugerechnet. Pitbull ist auch über den einschlägigen Versandhandel erhältlich. Rechte Symbolik Den Reichsadler, das Hakenkreuz und die SS-Runen kennt jeder von uns. Aber darüber hinaus gibt es eine große Anzahl von Nazi-Symbolen und Codes, die weitgehend unbekannt sind. Dennoch kann man ihnen jeden Tag begegnen – ob als Aufdruck auf eines der am meisten verwendeten Symbole in der Neonazi-Szene und häufig als Aufnäher oder als Motiv auf T-Shirts, Schlüsselanhängern und CDs zu sehen. Nach der gültigen Rechtsprechung kann das öffentliche Zeigen der Reichskriegsflagge (in der Variante von 1867 bis 1921) im Einzelfall eine polizeiliche Sicherstellung „zur Abwehr konkreter Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ (z.B. bei Nazi-Aufmärschen) nach sich ziehen. Abb.1 Abb.2 Hammer und Schwert Kleidungsstücken von Rechtsradikalen oder auf Transparenten bei Naziaufmärschen. Im folgenden Abschnitt werden die wichtigsten Nazisymbole und ihre Bedeutung erklärt. Die gekreuzten Hammer und Schwert werden heute von verschiedenen Neonazi-Gruppierungen als Aufnäher, Anstecknadel oder T-Shirt-Motiv genutzt. In der NS-Zeit stand das Symbol für eine Volksgemeinschaft aus Soldaten und Arbeitern. Benutzt wurde das Zeichen u.a. von den Gebrüdern Gregor und Otto Strasser, die den „nationalrevolutionären“ Flügel in der NSDAP anführten. Die Reichskriegsflagge Die Reichskriegsflagge existiert seit 1867 in verschiedenen Darstellungsformen. Unter Neonazis ist die ursprüngliche Variante (Abb. 1) am beliebtesten. Die Variante aus der NS-Zeit ist heute verboten, weil sie ein Hakenkreuz in der Mitte enthält (Abb 2). Die Reichskriegsflagge ist 28 Ab 1929 war es das Gaufeldzeichen der Hitlerjugend (HJ). In den 1990er Jahren wurde es in der Neonazi-Szene u.a. als „Symbol der Nationalen Revolution“ gedeutet. Die schwarze Sonne Die Schwarze Sonne kann als ein zwölfarmiges Hakenkreuz oder ein Rad aus SS-Runen gedeutet werden. Hitlers Schutzstaffel verstand sie als Sinnbild einer nordisch-heidnischen Religion. In der SS-Kultstätte Wewelsburg ist die Schwarze Sonne deshalb als Bodenmosaik „verewigt“ worden. Heute symbolisiert sie in extrem rechten Kreisen die „Verbundenheit mit der eigenen Art und mit den arteigenen Wertvorstellungen“. Entge- zu ihrem Verbot 1995. In originaler Darstellung wie auch mit dem Schriftzug FAP ist die Verwendung des Zahnrades verboten. Es findet ohne diese Zusätze jedoch straffreie Verwendung in der Neonazi-Szene. Die NPD nutzt das Symbol z. B. auf Transparenten. Auch Freie Kameradschaften wie der „Selbstschutz Sachsen-Anhalt“ zeigen das Zahnrad in ihren Logos. Das Keltenkreuz Das Keltenkreuz ist ein weltweit genutztes Symbol der extrem rechten Szene. Es steht für die „Vormachtstellung der weißen Rasse“. gen mancher Darstellungen aus der rechten Szene ist die Schwarze Sonne jedoch kein historisches Symbol, sondern ein Kunstprodukt der SS. In der Neonaziszene findet die Verwendung als Schmuckstück, Anstecknadel, Tischdecke, Fahne, Uhrzifferblatt und T-Shirt-Motiv. Das Symbol ist nicht verboten. Das Zahnrad Im Nationalsozialismus hatte das Zahnrad in Verbindung mit dem Hakenkreuz eine zentrale Bedeutung in der Symbolik der Deutschen Arbeitsfront (DAF), der größten NS-Massenorganisation. Es war auch Teil des Organisationsabzeichens der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) bis Häufig wird in Schriftzügen der Buchstabe „O“ durch das Einfügen eines Kreuzes zum Keltenkreuz verfremdet. Die White-Power-Faust In der deutschen Übersetzung bedeutet White Power Weiße Macht. Die White-Power-Faust soll das Gegenstück zur Faust der US-amerikanischen Black-Power-Bewegung sein. Die Bedeutung ist ähnlich der des Keltenkreuzes. Im rechten Spektrum findet die White-Power-Faust als TShirt-Aufdruck, Aufnäher und Anstecker Verwendung. 29 Die rechten Zahlencodes Zahlencodes sind in der rechten Szene eine oft benutzte Verschlüsselung für verbotene Begriffe, Grußformeln oder Organisationszeichen. Sie werden häufig in T-Shirt-Motiven, Emblemen, Gruppen- und Bandnamen verwendet. Dabei stehen in den meisten Fällen die Zahlen synonym für die entsprechenden Buchstaben im Alphabet. Die wichtigsten Zahlencodes der Nazis folgen in diesem Abschnitt. auf Kleidung, aber auch in den Namen wie dem der extrem gewalt- bereiten internationalen Nazi-Organisation „Combat 18“ Verwendung. 28 Seit dem Verbot der rassistischen Nazi-Organisation Blood & Honour (Blut und Ehre) im September 2000 wird die 28 als Synonym für B&H verwendet. 88 Die 88 steht für Heil Hitler und ist häufig auf T-Shirts, Aufnähern, Fahnen oder Emblemen zu finden. Anstelle des ursprünglichen Schriftzuges wird nun der entsprechende Zahlencode verwendet. Beispiele für T-Shirt-Motive: „28 – Ich lass mich nicht verbieten“, „28 Supporter“ (B&H Unterstützer). Nazi-Organisationen oder -Bands nutzen die 88 als Bestandteil ihrer Namen (z.B. Kampfruf 88 oder Frontal 88). Die Ziffer ist, eingerahmt von einem Lorbeerkranz, auch als Brustemblem auf Polohemden zu finden und wird häufig als Grußformel in Briefen benutzt. 168:1 Die Zahlenkombination 168:1 steht für den antisemitisch motivierten Sprengstoffanschlag 1995 in Oklahoma/USA, bei dem 168 Menschen ums Leben kamen. 18 Die 18 steht für Adolf Hitler. Die Zahlenkombination findet als Aufdruck Der rechtsextreme Attentäter Timothy McVeigh wurde zum Tode verurteilt und 2001 hingerichtet. Der Code gibt das „Ergebnis“ wieder. n 30 IMPRESSUM Herausgeber SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg Telefon 0391/5 60 30 05, Telefax 0391/5 60 30 20, Internet www.spd-lsa.de Redaktion Falko Grube, SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt Dirk Münster, freier Journalist Gesamtherstellung Spectrum Wirtschaftswerbung GmbH, Julius-Bremer-Straße 10 39104 Magdeburg, www.spectrumww.de Druck print24 GmbH, Friedrich-List-Straße 3, 01445 Radebeul Fotoquellen Scherl/Süddeutsche Zeitung - S. 4 Otto Belina - S. 6, 16, 18, 19 SZ Foto/Süddeutsche Zeitung - S. 5, 8 Robert Haas/ Süddeutsche Zeitung - S. 9 Screenshot - S. 13 snapshot-photography/Tobias Seeliger/Süddeutsche Zeitung - S. 10, 11, 15 Acot Elite Filmverleih - S. 20 Hendrik Schmidt/dpa Picture-Alliance - S. 22 bonn-sequenz/Süddeutsche Zeitung - S. 24, 28 Aktion Zivilcourage - S. 26, 27, 28, 29, 30 Juli 2012