Printausgabe als PDF - GIT
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D 30 121 E 54. Jahrgang Juli 2010 7 Schwerpunkt: Einrichtung Sicherheit Temperieren Qualitätskontrolle Pharma Sonderteil: Life Sciences nis an n a d ea kou s/Fotolia.com © io ONLINE! DIE NEUEN GIT LABOR-PORTALE fi www.git-labor.de fi www.laboratory-journal.com www.gitverlag.com Editorial Liebe Leser und Fans der GIT, Getreu dem Motto „Better Life with Chemistry“, setzten wir heute wie versprochen unseren Ausflug in die Molekulare Küche mit unserem Lieblingsrezept für das perfekte Sommermärchen fort. Lassen Sie den flüssigen Stickstoff fließen und genießen Sie Ihren Feierabend nach einem langen Tag im Labor bei einem kühlen GIT Labor-Eis. Experimentieren Sie ruhig mit den Zutaten und erfinden Sie neue Sorten! GIT Schoko-Eis ▪▪ ▪▪ ▪▪ ▪▪ ▪▪ ▪▪ 0,75 Liter Vollmilch 3,5 % 1 Liter Schlagsahne 30 % 3 Eigelb (frisch!) 2 Pack Puddingpulver zum Aufkochen 2 Pack Vanillezucker 800 g Schokoladenstreussel oder -stückchen, am besten Zartbitter. 0,5 l Vollmilch und 1 Becher Sahne in einen Topf geben, aufkochen. Puddingpulver nach Angabe zubereiten und in die heiße Milch/Sahne einrühren. Das Eigelb ebenfalls in die noch heiße Mischung rühren. Alles in eine große Metallschüssel geben und die restliche Sahne und Milch, sowie Vanillinzucker und die Hälfte der Schokostreusel dazugeben, erkalten lassen. Stickstoff unter starkem Rühren Portionsweise zugeben, bis die Flüssigkeit langsam eindickt. Rest Schokostreusel zugeben, weiter unter Stickstoffzugabe rühren, bis das Eis eine cremige und feste Konsistenz hat. GIT Erdbeer-Eis ▪▪ ▪▪ ▪▪ ▪▪ ▪▪ 500 g frische reife Erdbeeren 3 Becher flüssige Schlagsahne à 200 g 50-100 g Zucker (je nach Süßegrad der Erdbeeren) 2 Pck. Vanillezucker ca. 200 ml Erdbeersauce oder Erdbeermarmelade Erdbeeren waschen, entstielen, halbieren und zuckern. In einer Metallschüssel ½ h ziehen lassen. Wenn es schneller gehen soll, die Erdbeeren zusammen mit dem Zucker kurz in einem Topf erhitzen. 2 Becher Sahne und den Vanillinzucker zu den Erdbeeren geben und diese dann zerdrücken. Restliche Sahne dazu und mit Erdbeermarmelade abschmecken. Stickstoffzugabe wie oben ... lecker! Bitte beachten Sie die Sicherheitsvorschriften im Umgang mit flüssigem Stickstoff! Mehr zum Thema Sicherheit erfahren Sie übrigens in unserem Schwerpunkt Laboreinrichtung & Sicherheit ab Seite 508 in dieser Ausgabe Ihrer GIT. Viel Spaß beim Lesen – am besten mit einem leckeren N2-Eis dazu – wünscht Ihr GIT-Team GIT Labor 24/7 Bald können Sie rund um die Uhr aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft und Industrie, neueste Forschungsergebnissen und innovative Produktneuheiten abrufen, denn in Kürze geht das GIT Laborportal online. Mit 1 Click zu den relevanten Informationen, die Sie wirklich brauchen – wann Sie wollen, wo Sie wollen und wie Sie wollen! GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 499 Inhalt EDITORIAL 499 INTERVIEW Branchentreff in Basel Ilmac 2010 im Zentrum von Chemie und Pharma R. APPEL 504 CHROMATOGRAPHIE 512 H. MORGENSTERN Modularität und Flexibilität Entwicklung der Multi-Laborwand 506 Speziationsanalytik Ein wertvolles Werkzeug im Dienste des Verbraucherschutzes DR. M. SPERLING, PROF. DR. U. KARST PHARMA 515 C. VÖLK Biopharmazeutika der nächsten Generation Kooperationsforum präsentiert Spitzentechnologien für neue Therapeutika DR. B. HAUPT, DR. M. KONRAD SCHWERPUNKT EINRICHTUNG UND SICHERHEIT Sicher ist sicher Gefahrstofflagerung gesetzeskonform, funktional und praktisch im Arbeitsalltag SONDERTEIL LIFE SCIENCES Flüssiger Stickstoff Richtiger Umgang für mehr Sicherheit B. FRANZ, G. SCHRoeDER 518 508 Kunststoffe kunststoffgerecht verarbeiten Werkzeugkonzept für innovative Temperierung 510 521 R. HEIN, H. BERTEL Labil oder stabil? Axialchiralität im Fokus DR. M. BREUNING PROF. Dr. H. WALDMANN, PROF. Dr. P. BASTIAENS 536 Wenn das Blut zu dick wird Molekularen Mechanismus für Thrombose und Bluterkrankheit entdeckt 538 524 Signale zur Bildung von Blut- und Lymphgefäßen Molekülstrukturen als Grundlage zur Entwicklung neuer Medikamente Zertifizierte Standards für die qNMR Quantitative 1H-NMR Spektrometrie auf die Spitze getrieben DR. M. WEBER, DR. C. HELLRIEGEL Transport nach einfachen Regeln Wie Zellen die räumliche Verteilung von Proteinen aufrecht erhalten DR. F. GRÄTER QUALITÄTSKONTROLLE 527 PROF. DR. K. BALLMER-Hofer et al 540 TITELSTORY Sicherheit und Nachhaltigkeit Laboreinrichtungen im Wandel DR. F. BUCHHOLZ 516 News 501 Labormarkt 543 Index/Impressum 500 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 533 TEMPERIEREN Laboreinrichtung und Nachhaltigkeit Aktueller Stand und zukünftige Trends E. DITTRICh 530 514 B. BURGER Sicherheit im „Green-Lab“ Abluftfiltersystem 100 % ATEX-konform Schottland – Eldorado für Life Sciences Gestern, heute und morgen R. Allison Sitzkomfort und Ergonomie Anforderungen an einen Laborstuhl 3. US News Hitzeschutz für Proteine Kommunikation per Chemie Das Bakterium Escherichia coli ist nicht nur im menschlichen Darm zu Hause, es ist auch eines der wichtigsten „Arbeitspferde“ im Labor. Während in der chemischen Produktion die Faustregel gilt, dass eine um 10 °C höhere Temperatur eine Verdoppelung der Reaktionsgeschwindigkeit zur Folge hat, sind die Verhältnisse in der Biotechnologie viel Elektronenmikroskopische Aufnahme von Dünnschnitten der E. coli-Bakterien komplizierter. Zwar steigt die Quelle: Dr. Jeannette Winter / TU München Produktivität von E. coli bei höheren Temperaturen zunächst, oberhalb von 42 °C gerät der Organismus jedoch zunehmend unter Stress und produziert weniger brauchbare Proteine. Temperaturen über 46 °C sind für Wildtyp-E. coli bereits tödlich. Dem Team um Jeannette Winter im Department Chemie der TU München, gelang es, E. coli-Bakterien durch Evolution über mehrere Jahre hinweg stufenweise eine sehr viel höhere Hitzeresistenz anzuzüchten. Ihre Bakterien wachsen mittlerweile bei Temperaturen von 48,5 °C. Hier scheint aber für den Organismus E. coli eine natürliche Grenze zu existieren. Höhere Wachstumstemperaturen wurden nicht erreicht. Im Vergleich zu einer bei 37 °C aus den gleichen Vorfahren gezüchteten Kontrollpopulation enthielten die hitzeresistenten Bakterien das als Hitzeschutzprotein bekannte GroE schon bei normalen Bedingungen in 16-fach höherer Konzentration. Allerdings hat die Hitzeresistenz ihren Preis: Da der Organismus durch den andauernden Stress Veränderungen im Erbgut trägt und sehr viel Energie in die Produktion von Hitzeschutzproteinen steckt, wächst er insgesamt langsamer als seine Vorfahren. Die Fähigkeit der hitzeresistenten Bakterien, wesentlich höhere Konzentrationen an GroE produzieren zu können scheint ein entscheidender Faktor für die Überlebensfähigkeit unter diesen Bedingungen zu sein. Über die evolutionsbiologischen Aspekte hinaus liefert die Untersuchung wertvolle Hinweise darauf, wie sich Organismen an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Ein besseres Verständnis der Arbeit der Chaperone könnte auch neue Wege für die gezielte Züchtung von Organismen für spezielle Aufgaben öffnen. www.tum.de Unsere heutige Informationsübertragung läuft elektronisch, die zukünftige soll auf Photonen basieren. Das sind aber nicht die einzigen Alternativen. Auch mithilfe chemischer Reaktionen lassen sich Informationen übertragen. George M. Whitesides und seine Kollegen von der Harvard University (Cambridge, USA) haben ein Konzept entwickelt, mit dem sich alphanumerische Informationen per „Infozündschnur“ stromlos in Form von Lichtpulsen übermitteln lassen. Wie die Forscher berichten, könnte man auf dieser Basis Systeme entwickeln, die auch unter Bedingungen arbeiten, in denen Elektronik oder Batterien nicht mehr funktionieren. Sie hoffen, dass sich ein leichtes, tragbares, stromunabhängiges System zur Informationsübertragung entwickeln lässt, das in eine moderne Informationstechnologie integriert werden kann. Es könnte z. B. Umweltdaten erfassen und weitergeben oder zur Aussendung von Botschaften im Rettungswesen genutzt werden. http://presse.angewandte.de www.gdch.de Der Energie des Lebens auf der Spur Wissenschaftler um Dr. Martin van der Laan haben an der Universität Freiburg einen neuen Mechanismus entdeckt, der für den Aufbau und das Wachstum von Mitochondrien von zentraler Bedeutung ist. Die Forscher untersuchten an Mitochondrien der Bäckerhefe die Insertion einer Familie von Membranproteinen, die ABC Transporter genannt werden und von großem pharmakologischem Interesse sind. Dabei machten sie die Entdeckung, dass manche Segmente der Transporter von der Insertionsmaschinerie offenbar zunächst überlesen und vollständig über die Membran transportiert werden. Diese Fehler in der Membraninsertion werden anschließend von einer anderen, stammesgeschichtlich sehr alten Translokase repariert. Somit konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass mindestens zwei verschiedene Protein-Translokasen bei der Insertion kompliziert gebauter Proteine in die innere Mitochondrienmembran eng zusammen arbeiten. Die gewonnenen Einsichten können helfen die Mechanismen von Krankheiten aufzuklären, die durch Defekte in der Biogenese der Mitochondrien entstehen. www.uni-freiburg.de Pflanzliche Wirkstoffe aus Afrika Afrikanische Pflanzen aus der Familie der Affodill-Gewächse enthalten interessante Naturstoffe: Einige davon wirken im Laborversuch gegen Malaria-Erreger und Tumorzellen. Prof. Gerhard Bringmann von der Universität Würzburg erforscht diese Naturstoffe; er kooperiert dabei mit den Universitäten Johannesburg (Südafrika) und Nairobi (Kenia). Das afrikanisch-deutsche Forschungsteam hat aus den Pflanzen mehrere potentielle Wirkstoffe gegen Tumoren und den Malaria-Erreger isoliert und ihre chemischen Strukturen aufgeklärt. Die medizinisch interessanten Stoffe heißen Phenylanthrachinone. Sie kommen z.B. in der Fackellilie (Kniphofia) vor oder in der Bulbine. Beide Pflan- Aus diesen Pflanzen stammen Nazen sind in Afrika heimisch und in turstoffe (Phenylanthrachinone), die gegen Tumorzellen und den MalariaSüdafrika weit verbreitet. Zuchtfor- Erreger wirken: Oben Bulbine frumen der Fackellilie gedeihen als Zier- tescens auf einer südafrikanischen pflanzen auch in deutschen Gärten. Briefmarke und in der Nahaufnahme, unten eine Fackellilie (Kniphofia Phenylanthrachinone besitzen ein spec.) im Botanischen Garten der bestimmtes Bauelement, das auch in Universität Würzburg und eine Knianderen Anti-Tumor-Wirkstoffen vor- phofia-Blüte in der Nahansicht. Quelle: A. Irmer kommt. In Labortests zeigten die Stoffe, etwa das Knipholon, zum Teil ganz exzellente Wirkungen gegen bestimmte Leukämiezellen. Aufgefallen sind einige der Naturstoffe bei Testreihen im Labor auch dadurch, dass sie gegen den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum wirken. Dieser einzellige Parasit befällt im Organismus des Menschen u.a. die roten Blutkörperchen. Durch die Arbeiten ist die Zahl der bekannten Phenylanthrachinone von fünf auf über 20 gestiegen. Doch immer noch seien die Inhaltsstoffe vieler Kniphofia- und Bulbine-Arten gar nicht oder unzureichend erforscht. Das zu ändern, ist ein zentraler Ansatzpunkt des Dreiecksprojektes Johannesburg – Nairobi – Würzburg. www.uni-wuerzburg.de GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 501 News Markus Jaquemar zum Geschäftsführer ernannt Wie Bakterien Spritzen bauen Seit einem Jahr ist Mag. Markus Jaquemar (47) beim MedizintechnikUnternehmen Anagnostics Bioanalysis tätig und für den Vertriebsaufbau verantwortlich. Ab sofort verstärkt der international erfahrene Vertriebs- und Marketingprofi die Geschäftsführung von Anagnostics, die zudem aus den beiden Firmengründern Dr. Bernhard Ronacher und Mag. Christoph Reschreiter besteht. Die 3-köpfige Geschäftsleitung teilt sich schwerpunktmäßig die Bereiche Vertrieb (Jaquemar), Technologie Mag. Markus Jaquemar verstärkt die Geschäftsführung von (Ronacher) und Organisation (Re- Anagnostics Bioanalysis schreiter). Der Biologe Markus Jaquemar (Universität Wien) verfügt über eine 20-jährige Erfahrung in der Life Science Branche und medizinischen Diagnostik, die er u.a. bei Beckman Coulter und zuletzt bei Agilent Technologies Inc. sammelte. Die unmittelbaren Ziele sind der weitere Aufbau des Vertriebs in den deutschsprachigen Ländern und in den relevanten Märkten Europas. Anagnostics Bioanalysis mit Sitz in St. Valentin/NÖ ist auf die Entwicklung von Systemen und Tests für die Life Science Forschung und klinische In-Vitro-Diagnostik spezialisiert. Seit 2005 entwickelt das mittlerweile 10-köpfige Team an der multiplexen Assay-Technologie. Ein zylindrisches Microarray, die patentierte hybcell, stellt den Kern dar. www.anagnostics.com. Um eine erfolgreiche Infektion durchzuführen, müssen Bakterien die Zellen ihres Wirts manipulieren, so dass ihr eigenes Überleben gewährleistet ist. Zu diesem Zweck schleusen Bakterien über ein Transportsystem in der Bakterienmembran gezielt Virulenzfaktoren in die WirtszelQuerschnitt durch Shigella flexneri. Deutle ein. Einige Bakterien, wie die lich zu erkennen ist das von den beiden Erreger von Bakterienruhr, Le- Membranen (orange) eingeschlossene bensmittelvergiftung, Typhus Zellinnere (blau) sowie die nach außen ragenden Nadeln (orange, blau umranund Pest, haben dabei ein be- det). Der Balken entspricht 1µm. sonderes Transportsystem entwi- Quelle: Ulrike Abu Abed, Diane Schad ckelt, das als Typ-III-Sekretions- und Michael Kolbe system bezeichnet wird. Unter dem Elektronenmikroskop sieht dieses Sekretionssystem wie eine Spritze aus, wobei der Spritzenkörper in die Bakterienmembran eingebettet ist und die Nadel nach außen weist (s. Abb.). Die Bakterien können mit Hilfe dieser Nano-Spritzen die Virulenzfaktoren direkt in die Wirtszelle injizieren. Wie die Bakterien diese Nano-Spritze aufbauen, war bisher weitestgehend unbekannt. Wissenschaftler des MPI für Infektionsbiologie in Berlin und des MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen haben es zusammen mit dem Bundesamt für Materialforschung und -prüfung geschafft, grundlegende Mechanismen des Zusammenbaus der Spritze zu entschlüsseln. Diese Analysen waren möglich, weil es den Forschern gelang, den Spritzenapparat im Reagenzglas nachzubauen. Die nähere Untersuchung dieser Vorgänge zeigte, wie die Proteine zu einer Hohlnadel zusammengebaut werden: Das Bakterium synthetisiert die Proteine in seinem Zellinneren, schleust sie durch die Spritze nach außen und setzt sie eines nach dem anderen auf die Spitze der wachsenden Nadel. Auch konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Proteine beim Zusammenbau der Nadel ihre räumliche Struktur ändern. Es gelang ihnen, die Strukturänderungen während des Nadelaufbaus für jede Aminosäure des Proteins genau zu verfolgen. Diese Erkenntnisse eröffnen einen Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten, die zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Infektion wirken könnten. www.mpg.de www.mpiib-berlin.de Ausgezeichnetes Innovationsklima Die Peter Huber Kältemaschinenbau zählt in diesem Jahr erneut zu den 100 innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand. Das Familienunternehmen stellt hochgenaue und umwelt verträgliche Temperiersysteme für Temperaturen von –120 °C – 425 °C her. Ein Drittel der Produkte sind Sonderanfertigungen. Beispielsweise für die pharmazeutische Industrie, die mit den innovativen Huber-Geräten chemische oder biologische Substanzen in Glas- oder Stahlreaktoren temperiert. Dabei ist sie auf kompromisslose Prozesssicherheit, höchste Prozessstabilität und auf reproduzierbare Ergebnisse angewiesen. Das Innovationsmanagement des Mittelständlers zeichnet sich durch flache Hierarchien und kurze Wege aus. Ideenreichtum wird hier nicht verwaltet, sondern gelebt. Das brachte das Unternehmen zudem auf den fünften Platz in der Top 100-Kategorie Innovationsklima. Die Geschäftsführer Peter, Daniel und Joachim Huber freuten sich sehr über die von Prof. Dr. Lothar Späth übererreichte Urkunde (Bild) und sind entschlossen, ihre Innovationsstrategie auch in Zukunft kompromisslos fortführen: „Unsere Technologieführerschaft können wir dauerhaft nur mit Innovationen für umweltgerechte Kälteerzeugung und für ökologische Temperiertechnik behaupten. Die erneute Bestätigung für unsere Innovationsstrategie wird die Motivation, zu den Besten gehören zu wollen, erst recht steigern.“ www.huber-online.com 502 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Artel jetzt auch in Deutschland, der Schweiz und Österreich präsent Um der wachsenden internationalen Nachfrage nach den führenden Produkten und Dienstleistungen zur Qualitätssicherung beim Liquid Handling nachzukommen, expandiert Artel nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz, und wird hier den Direktverkauf und -vertrieb der Systeme MVS (Multichannel Verification System) und PCS (Pipette Calibration System) anbieten. Von diesem Frühsommer an werden Forschungseinrichtungen verschiedener Fachgebiete wie der Wirkstoffforschung, Forensik sowie klinische Labore direkt mit einer Artel-Vertretung in der Nähe von Freiburg (Deutschland) in Verbindung treten können. Außerdem wird Artel technische Unterstützung und Schulungen anbieten, um Laboratorien bei der Optimierung der Arbeitsvorgänge beim Pipettieren, beim automatisierten Liquid Handling, sowie bei der Verbesserung der Datenqualität Hilfe zu leisten. www.artel-usa.com News Fesseln für unbekannte Grippeviren Bakterielle Nitratatmung im Zahnbelag Bei einer Infektion mit neuen, dem Körper unbekannten Grippenviren kann das menschliche Immunsystem rasch einen angeborenen Schutzmechanismus gegen die Erreger aktivieren. Dabei spielt ein Protein, Mx (kurz für: Myxovirus-Resistenz) genannt, eine wichtige Rolle. Es hindert die Viren daran, sich ungehemmt zu vermehren. Wie, war jedoch bislang unverstanden. Den StrukturMolekulares Modell für die ringförmige biologen Oliver Daumke, Song Anordnung des Mx Proteins. In infizierten Gao, Susann Paeschke und Joa- Zellen werden Bestandteile des Grippevichim Behlke vom Max-Delbrück- rus von diesem Ring umschlossen und das Virus damit an der Vermehrung geCentrum für Molekulare Medizin hindert. Quelle: Oliver Daumke/MDC) (MDC) Berlin-Buch ist es in Zusammenarbeit mit den Virologen Otto Haller, Alexander von der Malsburg und Georg Kochs in Freiburg gelungen, wichtige strukturelle Einsichten zu gewinnen. Das Mx Protein ist eine molekulare Maschine, die ihre volle Kraft erst nach Aneinanderlagerung der Einzelmoleküle zu einem hochmolekularen Verbund entfaltet, wobei sich Ringstrukturen ausbilden. Ein zentrales Element der Ringbildung besteht in der besonderen Faltung eines Teils von Mx, der als Stiel (engl. stalk) bezeichnet wird. Nach der genauen Struktur dieses Stiels wird seit Jahren gefahndet. Die jetzt auf atomarer Ebene entschlüsselte „Stalk“-Struktur erklärt den Aufbau von Mx und erlaubt testbare Voraussagen zur Funktionsweise des antiviralen Moleküls. Zusammen mit Ergebnissen aus früheren biochemischen Untersuchungen wird klar, dass Mx mit der „Stalk“-Struktur eine Art Fußangel bildet, die wichtige Bestandteile des Influenzavirus in der infizierten Zelle fesselt und inaktiviert. Dass es dennoch bei dem Auftreten neuer Grippeviren zu Epidemien oder gar Pandemien kommen kann, hängt mit der Aggressivität und Massivität dieser Erreger zusammen. Die Forscher sind zuversichtlich, mit ihren neuen Erkenntnissen die Grundlage für die Entwicklung neuer antiviraler Medikamente gegen die gefährlichen Influenzaviren gelegt zu haben. Sie sind ferner sicher, dass die an Mx gewonnenen Erkenntnisse auch das Verständnis für weitere Mitglieder dieser Proteinfamilie erhöhen. www.mdc-berlin.de Zusammen mit amerikanischen und belgischen Kollegen fand ein Team vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie heraus, dass Bakterien im menschlichen Zahnbelag mit Nitrat anstelle von Sauerstoff atmen können und dabei auch Lachgas und Stickoxid freisetzen. Bei diesem, Denitrifikation genannten, Prozess dient ein Nitrat bestimmten Bakterien als Oxidationsmittel bei der Atmung, und übernimmt damit die gleiche Funktion wie der Sauerstoff beim Menschen. Denitrifikation ist für Meere, Seen und Flüsse bereits sehr gut untersucht und konnte damit erstmals für den Einblick in die Methode, mit der Stickoxid im Zahnbelag des Menschen gemenschlichen Zahnbelag nach- messen wurde (weitere Erläuterungen gewiesen werden. Die Wissen- im Text). Quelle: MPI Bremen schaftler verwendeten für die Untersuchungen eine Kombination aus Mikrosensormessungen, Analysen mit stabilen Stickstoffisotopen und molekularen Methoden zur Erfassung der für die Denitrifikation verantwortlichen Gene. Die Abbildung zeigt, wie sich von oben die Spitze eines elektrochemischen Stickoxid-Mikrosensors der intakten Zahnbelagsprobe nähert, die unmittelbar vorher aus dem Mund entnommen wurde. Die nur 0.05 mm dünne Spitze des Sensors ist mit einer gasdurchlässigen Membran ausgestattet, durch die das gasförmige Stickoxid in den Sensor eindringen und somit gemessen werden kann. www.mpi-bremen.de Selbstmord oder zweite Chance T-Zellen sind ein entscheidender Bestandteil des menschlichen Immunsystems. Im Lauf ihrer Entwicklung in der Thymusdrüse erhält jede T-Zelle einen individuellen Rezeptor an der Oberfläche. Dank der Vielfalt dieser Moleküle kann der Körper nahezu jeden Krankheitserreger erkennen und unschädlich machen. Allerdings entstehen im Thymus immer auch T-Zellen, die körpereigene Strukturen erkennen und angreifen könnten. Werden diese nicht unschädlich gemacht, kann dies Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Multiple Sklerose oder Morbus Crohn nach sich ziehen. Nun konnte ein Team um den LMU-Immunologen Prof. Ludger Klein in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der TU München neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie die gefährlichen T-Zellen vom Körper erkannt und aussortiert werden. Dabei wurde auch entdeckt, warum manche der schädlichen T-Zellen in den ‚Selbstmord‘ getrieben werden, während andere zu ungefährlichen, sog. regulatorischen T-Zellen „umerzogen“ werden. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, Autoimmunkrankheiten besser zu verstehen. Sie könnten außerdem einen Ausgangspunkt für neue, innovative Therapieansätze darstellen. www.lmu.de Bionische Beschichtung soll Schiffen helfen, Sprit zu sparen Die unscheinbare Pflanze Salvinia molesta könnte bald Karriere als Klimaretter machen: Die Oberflächenhaare des Schwimmfarns sollen Schiffen zu einem 10% geringeren Kraftstoffverbrauch verhelfen. Die Pflanze hat die seltene Gabe, sich unter Wasser in ein hauchdünnes Kleid aus Luft zu hüllen und dieses monatelang festzuhalten. Schon seit einigen Jahren ist bekannt, dass auf der Oberfläche seiner Blätter winzigkleine schneebesenartige Härchen sitzen. Diese sind hydrophob: Sie halten das Wasser in der Umgebung auf Distanz. Prof. Wilhelm Barthlott von der Universitäten Bonn und Forscher aus Karlsruhe und Rostock haben nun zeigen können, dass die äußersten Spitzen dieser Schneebesen hydrophil sind. Sie tauchen in die umgebende Flüssigkeit ein und „tackern“ das Wasser gewissermaßen in regelmäßigen Abständen auf der Pflanze fest. Die darunter sitzende Luftschicht kann daher nicht so leicht entweichen. Diese Ergebnisse lassen sich vielleicht zur Konstruktion neuartiger reibungsarmer Schiffsrümpfe nutzen. www.uni-bonn.de GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 503 Interview Branchentreff in Basel Ilmac 2010 im Zentrum von Chemie und Pharma Die diesjährige Ilmac 2010 findet vom 21.–24. September in Basel statt, dem drittgrössten Life-Sciences-Standort Europas. Aus diesem Grund haben die Organisatoren der Ilmac, der MipTec sowie die Schweizerische Chemische Gesellschaft, BioValley Basel und das Friedrich Miescher Institut entschieden, ihre Veranstaltungen konzentriert in der gleichen Woche im September 2010 durchzuführen. Die Basel Life Sciences Week 2010 wird damit zum Treffpunkt für Forschende aus Industrie und Akademie. GIT sprach mit Robert Appel, dem Messe22 Robert Appel, Messeleiter der Ilmac GIT Labor-Fachzeitschrift: Im Herbst findet die 18. Ilmac in Basel statt. Welche Bedeutung hat die Messe für die Schweiz und Deutschland? R. Appel: Die Ilmac positioniert sich - anders als andere Veranstaltungen in diesem Gebiet – als Industriemesse, die das gesamte Angebotsspektrum zwischen Forschung und Entwicklung, Produktion und Umwelttechnik aufzeigt, und dies nicht nur im Zielmarkt Schweiz, sondern auch Deutschland. In der Schweiz ist sie sowohl bei den Ausstellern wie auch Besuchern die Nummer 1 und die Plattform, um sich über Trends und Innovationen von Verfahren und Produkten zu informieren. Auf der ILMAC werden Neuheiten präsentiert und Kontakte zu bestehenden und neuen Lieferanten gepflegt. Für den Zielmarkt Deutschland – insbesondere na504 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 leiter der Ilmac über die Hintergründe, die Bedeutung des Standortes und die Erwartungen an die Messe. Die Fragen stellte Dr. Margareta Dellert-Ritter. türlich Süddeutschland - ist die Ilmac eine wichtige und sinnvolle Ergänzung zur Achema. Zudem findet die Ilmac direkt in einem sehr wichtigen und bedeutsamen Zentrum der Pharma- und Chemieindustrie statt. Sie unterstreicht somit die Bedeutung des Industrie- und Forschungsstandortes Basel. Warum ist der Standort Basel so wichtig? R. Appel: Basel bietet Raum für den größten und best funktionierenden Pharma-, Chemieund Biotech-Cluster Europas. Diese Region weist eine äußerst hohe wissenschaftliche Konzentration in den Bereichen Biologie, Pharma und Chemie auf, und zwar vom Hochschul- und Universitätsangebot her als auch bei der Bevölkerung: der Großraum Basel ist ein attraktiver Arbeits- und Lebensraum für renommierte internationale Wissenschaftler – und dies alles auf überblickbarem Raum! Von erfolgreichen Weltkonzernen bis hin zu ambitionierten SpinOffs und Start-ups: viele dieser Firmen sind in Sichtweite zur Messe Basel gelegen. Somit können wir für die Kunden der Aussteller kurze Wege offerieren, denn die Ilmac liegt so nah am Arbeitsplatz der Kunden. Herr Appel, welche Impulse gehen Ihrer Meinung nach von der Ilmac für die Branche aus? R. Appel: Nach einer schweren wirtschaftlichen Rezession, von welcher jedoch die Pharmaindustrie eher am Rande betroffen war, geht es nun langsam wieder aufwärts. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren viele Projekte zurückgestellt worden waren, muss die Industrie Interview wieder vermehrt investieren. Die Ilmac als Leistungsschau der Zulieferindustrie spielt hier eine wichtige Rolle: sie kann zusammen mit ihren Anbietern diese Investitionsprozesse ankurbeln helfen und andererseits ihren Ausstellern zu mehr Beachtung bei der abnehmenden Industrie verhelfen. Inwieweit begleitet wieder das wissenschaftliche Forum die Ilmac? Wer organisiert es? R. Appel: Das Scientific Forum wird wiederum durch die Schweizerische Chemische Gesellschaft (SCG) durchgeführt. Das diesjährige Programm sieht zwei Tage für Forscher, einen Tag für Gymnasiasten und einen Tag für Studenten vor. Auf die Zielgruppen zugeschnitten behandelt es das Thema Polymere, besser bekannt als Kunststoffe. Es umfasst so aktuelle Forschungsfelder wie HighTech-Materialien, Medikamente und Nanotechnologie. Die moderne Erforschung der Kunststoffe bewegt sich im Grenzgebiet zu Physik, Biologie und Medizin. In diesem Jahr findet zeitgleich die MipTec statt. Ist das Zufall oder Planung? R. Appel: Die Organisatoren der MipTec hatten entschieden, den Frühlingstermin der Veranstaltung auf den Herbst zu verlegen. Damit bestand jedoch die Gefahr einer Terminkollision mit der Ilmac. Dass nun im 2010 die beiden Veranstaltungen parallel und unter dem Dach der Basel Life Sciences Week 2010 stattfinden, ist das Ergebnis einer partnerschaftlichen und guten Zusammenarbeit. Wir sind überzeugt, dass die parallele Durchführung sowohl für die Besucher wie auch die Aussteller einen signifikanten Mehrwert erzeugen wird. Neben der MipTec Drug Discovery Conference findet zusätzlich auch die BioValley Life Sciences Week sowie die Jubiläumsanlässe des Friedrich Miescher Instituts zur 40 Jahr Feier Spitzenforschung statt. Die Ilmac gewinnt so zusätzlich an Bedeutung als Branchentreffpunkt und profitiert von den parallelen Anlässen mit internationalem Format. Wie definieren sich beide Veranstaltungen? R. Appel: Die MipTec überspannt mit ihrem wissenschaftlichen Programm einen sehr spezialisierten Bereich der Life Science Forschung und Entwicklung, welcher das Ilmac-Portfolio sinnvoll ergänzt. Auch durch Integration von verschiedenen Nutzergruppen-Foren wird reger fachlicher Austausch über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Biomedizinischen Forschung unterstützt. Die Ilmac ist im Gegensatz zur MipTec eine Zuliefermesse, an der alles präsentiert wird, was für die Produktion von pharmazeutischen und chemischen Produkten benötigt wird. Welche Zielvorstellungen haben Sie für 2010? R. Appel: Wie schon erwähnt möchten wir bei Investitionsvorha- ben gerne eine wichtige Vermittlerrolle spielen und so unsere Aussteller erfolgreich sehen. Auf der anderen Seite sind wir froh und stolz, unseren Besuchern wiederum eine repräsentative, breite Ausstellerschaft präsentieren zu können. Deshalb sind wir sehr zuversichtlich und überzeugt, dass wir die Besucherzahlen von 2007 erreichen werden. ▶ ▶K ontakt MCH Messe Schweiz (Basel) AG Ilmac Basel, Schweiz [email protected] www.ilmac.ch Termine August Seminar: Anwenderkurs zur Mikrowellen-Aufschlusstechnik 10.8.–11.8. 7.12.–8.12. Kamp-Lintfort Kamp-Lintfort September Seminar: Druck-/Temperaturmesstechnik 8.9. Kurs: GPC/SEC Säulen-Usermeeting 15.9. Seminar: Anlagensicherheit in der Prozessindustrie 16.9. Kurs: WinGPC Unity – Grundlagen und neue Funktionen 21.9. Reinach/CHEndress + Hauser Messtechnik, Tel.: 07621/975410, www.de.endress.com MainzPSS Polymer Standards Service, Tel.: 06131/96239-30, [email protected] RatingenEndress + Hauser Messtechnik, Tel.: 07621/975410, www.de.endress.com MainzPSS Polymer Standards Service, Tel.: 06131/96239-30, [email protected] Aachen Dechema, Tel.: 069/7564-254, [email protected] CEM, Tel.: 02842/96440, www.cem.de 28. Dechema-Jahrestagung der Biotechnologen und 21.9.–23.9. ProcessNet-Jahrestagung 2010 Kurs: WinGPC Unity – Molmassensensitive Detektion 22.9. Mainz PSS Polymer Standards Service, Tel.: 06131/96239-30, [email protected] Chemical Biology 2010 – EMBO Conference 22.9.–25.9. Heidelberg Tel.: 069/7564-162, www.embl.de Seminar: Hygienische Prozesse 29.9. LandsbergEndress + Hauser Messtechnik, Tel.: 07621/975410, www.de.endress.com Kurs: WinGPC Unity – Berichtserstellung mit 29.9. Mainz PSS Polymer Standards Service, Tel.: 06131/96239-30, dem ReportDesigner [email protected] GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 505 Interview Schottland – Eldorado für Life Sciences Gestern, heute und morgen „Europäische Life Sciences Unternehmen wissen den Standort Schottland zu schätzen“, so Rhona Allison, Senior Director Life Sciences von der regierungseigenen Wirtschaftsförderung Scottish Enterprise. Die regierungseigene Beratungsagentur Scottish Development International ist erste Anlauf- 22 Rhona Allison, Senior Director Life Sciences, Scottish Enterprise, Glasgow GIT Labor-Fachzeitschrift: Der Forschungsstandort Schottland gehört heute zu den am schnellsten wachsenden Life Sciences Clustern in Europa. Worauf ist dies zurückzuführen? A. Rhona: Die biowissenschaftliche Forschung hat in Schottland eine lange Tradition, und zwar nicht erst seit Dolly, dem ersten geklonten Säugetier, das im Roslin Institute entstand. Bereits im 15. Jahrhundert eröffnete die erste medizinische Hochschule im Nordosten Schottlands. Und im 16. Jahrhundert wurde das Royal College of Surgeons in Edinburgh gegründet – eine der ersten chirurgischen Hochschulen überhaupt. 1928 machte der Schotte Alexander Fleming eine bahnbrechende Entdeckung für die Medizingeschichte, als er die Wirkung von Penicillin erkannte. Weitere Errungenschaften wie die Entwicklung des MRI-Scanners oder des minimal-invasiven Operierens haben unseren Sektor stetig wachsen lassen. Dieser gute Ruf hat sicher zum starken Wachstum des Sektors 506 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 stelle für ausländische Investoren und Wirtschaftsförderung in Schottland. Die Organisation unterstützt zudem Internationalisierungsstrategien. beigetragen. Jedes Jahr erzielen wir ein Wachstum von ca. 8 %. Die Biowissenschaften tragen jährlich über 3 Mrd. £ zur schottischen Wirtschaft bei. Die schottische Life Sciences Community besteht derzeit aus über 55 universitären und privaten Forschungseinrichtungen und zählt über 17.000 Forschungsmitarbeiter. Insgesamt gibt es momentan 630 Life Sciences Unternehmen in Schottland, in denen rund 32.000 Mitarbeiter angestellt sind. Im Umkreis von 80 km von den Städten Edinburgh, Dundee und Glasgow befinden sich 80 % der Life Sciences Industrie Schottlands. Welche Universitäten sind derzeit besonders stark? A. Rhona: Unsere Universitäten sind ein großer Wachstumstreiber für die Life Sciences Industrie. Die University of Edinburgh, das Roslin Institute sowie das Scottish Centre for Regenerative Medicine gehören schon jetzt zu den führenden Einrichtungen weltweit. Und erst vor kurzem wurde die Universität Dundee wieder zu den Top 3 internationalen Institutionen für Post-Doktoranden-Forschung gekürt. Rund 57.000 Studenten studieren in Schottland ein Life Sciences Fach – das sind circa 20 % unserer Studenten insgesamt. Und jährlich stehen dem Sektor über 10.000 Hochschulabgänger zur Verfügung, die ein biowissenschaftliches Fach studiert haben. Auf welche Forschungsfelder konzentriert sich Schottland derzeit? A. Rhona: Besonders erfolgversprechende Gebiete sind derzeit die Stammzellenforschung und die translationale Medizin. Edinburgh gilt als das Hauptzentrum für Genomforschung und Bioinformatik. Darüber hinaus konzentriert sich unsere Forschung zurzeit auf die Felder Onkologie, Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Virologie sowie Immunologie. Interview Es heißt, die schottischen Universitäten arbeiten in Schottland besonders eng mit der Industrie zusammen. Welche aktuellen Kooperationsprojekte gibt es? A. Rhona: Ein erfolgreiches Beispiel der Vernetzung von universitärer und industrieller Forschung in Schottland ist die Division of Signal Transduction Therapy (DSTT). Die Kollaboration wurde vor zehn Jahren von den multinationalen Unternehmen AstraZeneca, Boehringer Ingelheim, GlaxoSmithKline, Merck und Pfizer gegründet. Involviert sind insgesamt 13 Forscherteams an der Universität Dundee. Die Abteilung erforscht und entwickelt Therapien, die mit der Signalübertragung von Zellen zusammenhängen. Die Forschergruppe arbeitet vorwiegend an Medikamenten gegen Krebs, Diabetes und Gelenkrheumatismus. Das Forschungsnetzwerk Translational Medicine Research Collaboration, an dem vier schottische Universitäten, vier staatlicher Gesundheitsdienste (NHS Trusts), die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Scottish Enterprise sowie das global agierende Pharmaunternehmen Pfizer beteiligt sind, entwickelt sich derzeit zu einem bedeutenden internationalen Zentrum für translationale Medizin. Im letzten Jahr wurde die Scottish Academic Health Sciences Collaboration (SAHSC) ins Leben gerufen. Bestehend aus den medizinischen Fakultäten der Universitäten Aberdeen, Dundee, Edinburgh und Glasgow sowie dem staatlichen National Health Service (NHS) soll dieses Forschernetz künftig translationale Projekte vom Reagenzglas bis zum Patienten realisieren. Welche weiteren Infrastrukturen können Life-Science Unternehmen in Schottland nutzen? A. Rhona: Von wachsender Bedeutung ist das Edinburgh BioQuarter, das ein Lehrkrankenhaus, die medizinische Hochschule der University of Edinburgh, sowie biomedizinische Forschungseinrichtungen unter einem Dach vereint. Es soll führende Forscher aus aller Welt anziehen. In den nächsten zehn Jahren rechnet man mit der Entstehung von 6.500 neuen Jobs. Das Forschungszentrum soll ein Investitionsvolumen von 350 Mio. £ ins Land bringen. Können Sie Beispiele erfolgreicher Unternehmen nennen, die bereits am Standort Schottland aktiv sind? A. Rhona: Multinationale Pharmaunternehmen wie Pfizer, Johnson & Johnson oder GlaxoSmithKline wissen die hervorragenden Bedingungen des Standorts Schottland zu schätzen. Aber auch Mittelständler aus Europa sind hier aktiv. Zum Beispiel das Pfungstädter Unternehmen R-Biopharm, das unter anderem als weltweit einziges DiagnostikUnternehmen eine Untersuchungsmethode zum Nachweis des Noro-Virus entwickelt hat. Die Firma hält in Schottland seinen zweitgrößten Standort. Circa 40 Mitarbeiter sind im Bereich R&D und Produktion tätig. Im letzten Jahr ist die Biopharm Niederlassung in den West of Scotland Science Park in Glasgow umgezogen. Hier will man künftig diverse Diagnostikprodukte herstellen, mit denen man zum Beispiel BSE, Antibiotika, Lebensmittelallergene oder Hormone erkennen und testen kann. Die Firma Intercell ist der größte Impfstoffhersteller in Schottland. Das österreichische Unternehmen baut gerade seinen Standort in Livingston weiter aus. Bei der Entwicklung neuer Impfstoffe ist generell ein langer Atem gefragt, insbesondere während der Testphasen. Hier schätzt Intercell das kollaborative Forscher- und Ärztenetzwerk, das in Schottland zu finden ist. Aufgrund der förderlichen Rahmenbedingungen an diesem Standort rechnet Intercell damit, seine Mitarbeiterschaft in diesem Jahr auf circa 100 zu erhöhen. Welche speziellen Förderungen werden von der schottischen Regierung angeboten? A. Rhona: Das Land fördert diesen Wachstumssektor insgesamt sehr stark. Im Regional Selective Assistant Grant zum Beispiel übernimmt die öffentliche Hand abhängig vom Umfang des Projekts und den geschaffenen Arbeitsplätzen zwischen 10 und 50 % der Ausgaben. Und wer in Schottland Forschung und Entwicklung betreibt, wird steuerlich stark entlastet - im ersten Jahr etwa durch eine 100 %-ige Abschreibung. Darüber hinaus zieht Schottland jedes Jahr 300 Mio. £ private Forschungsmittel an. Für jede 7 Mio. £ Investitionssumme von der schottischen Regierung werden zusätzliche 18 Mio. £ von privaten Unternehmen in die Biowissenschaften investiert. Derzeit fließen insgesamt mehr als 750 Mio. £ private und öffentliche Fördergelder in diesen Sektor. ▶ ▶K ontakt Olga Ploke Scottish Development International Düsseldorf Tel.: 0211/863294-0 [email protected] www.sdi.co.uk ANALYTIK IM ZEICHEN 7. September 2010, Idstein - Agenda und Anmeldung: www.ametek.de/idstein2010 ERNEUERBARER ENERGIEN. GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 507 Einrichtung schwerpunkt Laboreinrichtung und Nachhaltigkeit Aktueller Stand und zukünftige Trends 22 Egbert Dittrich, Europäische Gesellschaft für Nachhaltige Labortechnologien e.V. Um Labore, die aufgabenbedingt besonders viel Energie oder andere Ressourcen verbrauchen, nicht zu benachteiligen, wurde für die Bewertung ein sogenanntes virtuelles Referenzgebäude geschaffen. In diesem sind alle notwendigen Planungsinhalte abgebildet und die geltenden Standards, Regeln und Gesetze umgesetzt. Im Rahmen eines integralen Planungsprozesses wird das Referenzgebäude dann iterativ verbessert, wobei die relative, weitgehend quantifizierbare Verbesserung die Zertifizierung auf „Silber-„ oder „Goldebene“ ermöglicht. Ein zu insgesamt 22,5 % in die Gesamtbewertung eingehender Anteil ist der „ökologischen“ Qualität geschuldet. Darunter sind Kennzahlen zu verstehen, die z. B. den CO2 –Fußabdruck, das Ozonschichtabbaupotenzial, den Primärenergiebedarf, etc. beschreiben. Derzeit stehen diese Werte für Laboreinrichtung nur teilweise zur Verfügung und sollen für die Bewertung der zur Kostengruppe 400 gehörenden Laboreinrichtung vor508 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Das Thema Nachhaltigkeit spart keinen Bereich von Laboratorien aus. In Bezug auf die Gebäude werden derzeit von einer Arbeitsgruppe bei der DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) Zertifizierungskriterien erstellt, die sich im wesentlichen der Struktur, der Architektur, der Planung und den ökologischen Daten annehmen. Systemgemäß bleiben die Laborprozesse weitgehend unberücksichtigt, es sei denn sie wirken sich auf die Gebäudetechnik aus, d.h. Lüftung, Medien- und Stromversorgung, Kühlung, die allein der Sicherheit und Aufrechterhaltung des Laborbetriebs dienen, gehen durchaus in die Bewertung des gesamten Gebäudes ein. Als grobe Abgrenzung gelten alle Gewerke der Kostengruppe 400, die im DGNB-Zertifizierungssystem subsummiert werden. erst nicht in die Audits eingehen. Es kann allerdings keinen Zweifel geben, dass in absehbarer Zeit aus gesellschaftpolitischen Gründen aber auch um für das ganze System Akzeptanz zu generieren, die Hersteller von Laboreinrichtung und anderer Gewerke der Kostengruppe 400 derartige Lasten für die Umwelt angeben müssen. Insofern ist damit zu rechnen, dass Materialien, die im ökologischen Sinne günstigere Zahlen produzieren, Wettbewerbsvorteile haben werden. Bei der Ermittlung derartiger Kennwerte für das Gebäude werden derzeit „nur“ die tatsächlich verbauten Mengen berücksichtigt, d.h. der produzierte Verschnitt oder Abfall geht in die Rechnung nicht ein. Gerade aber für die Vermeidung von Abfall, die sich nur mit Hilfe CAD-gestützter Systeme und industriell vorgefertigter Teile realisieren lässt, sollten Anreize gegeben werden. Im Übrigen dient das natürlich auch der Verbesserung der „ökonomischen Qualität“, sprich senkt die Kosten. Derzeit stehen gut zugängliche Dateien zur Verfügung, wenn ein Hersteller oder Verarbeiter für den Materialeinsatz seiner Vormaterialien oder Halbzeuge die ökologischen Kennzahlen ermitteln muss. Nur leider für die klassische technische Gebäudeausstattung, Medientechnik oder Labormöbel sind die Werte weitgehend unbekannt. Weiterhin gibt es keine Hersteller abhängigen Zahlen, die in eine Lieferantenbeurteilung eingehen könnten. Im Sinne eines lückenlosen „Supply Chain Management“ scheint es sinnvoll, zukünftig für die Ermittlung eines derartigen Zahlenwerks zu sorgen. Zurzeit wird bei EGNATON e.V. diskutiert, für die zur Laboreinrichterindustrie gehörenden Mitglieder ein Werk ökologischer Kennzahlen zu schaffen. Damit soll auch den kleineren und mittleren Firmen die Möglichkeit geschaffen werden, diese Hürde zu überspringen. In die ökologische Bewertung eines Produktes sollte aber im obigen Sinne auch mit Hilfe Einrichtung schwerpunkt einer transparenten Methode der auf Abfallminimierung ausgelegte Fertigungsprozess eingehen. Dazu gehört selbstverständlich unter anderen die Besserstellung, wenn ein Hersteller seine unvermeidlichen Abfälle sachgerecht entsorgt, wiederverwertet oder im Haus verstromt. Die Reduzierung der Nachhaltigkeit auf ökologische Fragen reicht nicht aus und wäre ein Rückschritt auf die gescheiterten Öko-Audits vergangener Jahrzehnte. Zur Nachhaltigkeit gehören untrennbar die „ökonomische Qualität“ und die „Humanfaktoren“. Umgesetzt auf die Laboreinrichtung bedeutet dies für die ökonomische Qualität, auf Verbesserung der Performanz d.h. Effizienz ausgelegtes Design, Planung und Ausführung. Der Autor will generell zu Ausdruck bringen, dass die Produkte bekannter Deutscher Hersteller ohne Zweifel den Stand der Technik repräsentieren und im modernen Sinne interpretierte Aspekte der Nachhaltigkeit schon „immer“ intrinsische Bestandteile der Laboreinrichtung waren und sind. Nicht zuletzt die Ressourcenknappheit aber auch der ausgeprägte Hang zum Sparen hat gerade in Deutschland viele Technologien gefördert, die im nachhaltigen Sinne beispielgebend sind. Aber gerade weil hier vieles selbstverständlich erscheint hat man sich bei der Vermarktung dieser nur scheinbaren Banalitäten im internationalen Wettbewerb immer zurück gehalten. Desweiteren gibt es durchaus noch praktische Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, die als Bindeglied in der ganzheitlichen Betrachtung der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen. Die sogenannten Humanfaktoren oder soziokulturellen Aspekte der Nachhaltigkeit sind äu- ßerst komplex und hängen von vielen sehr unterschiedlichen Kriterien ab. Wohlfühltatbestände und Befindlichkeit der Nutzer wirken sich unmittelbar auf die Performanz aus. Darunter sind einerseits unmittelbare Einflüsse der Umgebungstechnik wie Lärm, Emissionen, zugluftfreies Raumklima, Tischgrößen, Lichttechnik usw. zu zählen. Andererseits spielen abhängig von der Aufgabenstellung aber auch Faktoren wie eine kommunikationsfördernde Architektur und andere gestalterische Maßnahmen eine Rolle. Insofern ist die Laboreinrichtung als wesentliches, die unmittelbare Raumkultur dominierendes Gewerk von zentraler Bedeutung und Hauptbestandteil einer die Wechselwirkungen zwischen Umfeld und Nutzer beachtenden Planungsdeterminante. Die Einrichtung ist ein Enabler der Performanz, kann diese aber auch behindern. Sie ist Vehikel der Nachhaltigkeit und dominiert das technische Umfeld, welches die Aufgabenstellung erfordert. Laborarbeit befindet sich systemimmanent in einem fortwährenden Wandel und muss selbst in einem nachhaltigen Umfeld stattfinden, wenn Sie an nachhaltigen Konzepten für die Zukunft forscht. Beispielhaft seien sich bereits heute abzeichnende Modelle der Kommunikation und Interaktion in interdisziplinären Forschergruppen genannt, die ihrerseits eine Auflösung starrer unflexibler Einrichtungen verlangen. Vernetzung, Wissensmanagement und der allgemeine Trend zu computerbezogenen Arbeiten und wissenschaftlichem Schreiben werden Einfluss auf die Laboreinrichtung haben, die dann z. B. nur noch partiell von Beständigkeit gegen chemische Substanzen geprägt ist. Die Zunahme kollaborativen Arbeitens in interdisziplinären Gruppen erfordert nachhaltige Lösungen. Bereits 60 % der Arbeitszeit verbringt der Labornutzer am Computer oder mit dem Monitoring seiner Prozesse, dem muss auch die Laboreinrichtung Rechnung tragen. Viele Experten räumen der Nachhaltigkeit einen sehr hohen Stellenwert ein, und gehen zum Teil soweit, den zukünftigen Erfolg ohne Nachhaltigkeit infrage zu stellen. Es geht Egnaton nicht um Entwicklung von Laboreinrichtung, sondern darum, sicher zu stellen, dass Laboreinrichtung und Labortechnik diesem Paradigmenwechsel folgt und die Optimierungspotenziale im Labor ausschöpft. Umfragen unter Nutzern ergeben eine latente Unzufriedenheit mit Arbeitsbedingungen – Lärm, Klima, Belegung aber auch der Arbeitsplatzgestaltung und Fragen der Flexibilität. Alle diese Faktoren finden sich in der Laboreinrichtung wieder und gehören zur Nachhaltigkeit. ▶ ▶K ontakt Egbert Dittrich Europäische Gesellschaft für Nachhaltige Labortechnologien e.V. (Egnaton) Bensheim Tel.: 06251/704720 Fax: 06251/7047220 [email protected] www.egnaton.com GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 509 Einrichtung schwerpunkt Sicher ist sicher Gefahrstofflagerung gesetzeskonform, funktional, praktisch Schon Paracelsus wusste: Alle Ding‘ sind Gift und nichts ohn‘ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist. Was dieser schon vor mehr als fünfhundert Jahren wusste, ist heute in Verordnungen zur Gefahrstofflagerung geregelt. Und das nicht ohne Grund, denn Gefahrstoffe, wie sie im Labor in unterschiedlichster Form aufbewahrt werden, wie z. B. Laugen, Säuren oder Gase, sind oft bereits in kleinsten Mengen schädlich für Mensch und Umwelt. Eben aus diesem Grund ist es wichtig, besonders diese Materialien sicher und bedarfsgerecht zu lagern. Kein Wunder also, dass auch der Gesetzgeber hier hohe Anforderungen in Form von Auflagen an die Lagerung von Gefahrstoffen stellt. In zahlreichen Regeln und Vorschriften schreibt er größtmöglichen Schutz für den Anwender vor. Eine sichere Möglichkeit die gesetzlichen Forderungen zur Gefahrstofflagerung umzusetzen, ist der Einsatz von EN-geprüften Sicherheitsschränken, z.B feuerbeständige Sicherheitsschränke oder Druckgasflaschenschränke. Bei Gefahreneintritt bieten diese Zeit, sich in Sicherheit zu bringen, Lösch- und andere Rettungsmaßnahmen einzuleiten wie auch den Schutz vor Brandausweitung. Vor ätzenden Stoffen schützen spezielle Säuren- und Laugenschränke. Nicht nur sicher, sondern auch praktisch Doch heute erwartet man von einer Laborausstattung nicht nur, dass sie entsprechend der Vorschriften Schutz bietet, sondern auch eine Erleichterung des Arbeitsprozesses durch Ergonomie und praktischen Bedienerkomfort. Der Blick für das Detail lohnt sich also, um den täglichen Arbeitsprozess im Labor deutlich zu erleichtern. Denn mittlerweile gibt es clever konstruierte Sicherheitsschränke, die im Labor die nötige Zeitersparnis und Flexibilität im Arbeitsprozess ermöglichen: ▪▪ Der Pegasus-Sicherheitsschrank aus dem Hause asecos kann bequem mit nur einer Hand bedient werden. Hierzu ist ein sogenannter „asynchron gekoppelter Türantrieb“ (AGT) eingebaut. Das heißt, sobald man den Türgriff auf der rechten Schrankseite betätigt, öffnet sich zeitgleich auch die linke Seite. Die Flügeltüren bleiben während der Bedienung am Schrank im arretierten Zustand geöffnet. Sobald der Mitarbeiter seine Tätigkeit erledigt hat, kann er beruhigt vom Schrank wegtreten. Denn die Tür-Schließ-Automatik löst nach 60 Sekunden die arretier510 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 ten Türen, damit diese selbständig und sicher schließen. Somit muss man sich über offen stehende Türen keine Gedanken mehr machen. ▪▪ Noch mehr Bedienkomfort bietet der Sicherheitsschrank Phoenix touchless, ebenfalls eine Konstruktion des Gründauer Unternehmens. Mit Hilfe eines integrierten Sensors erkennt dieser Personen vor dem Schrank in ca. 2 Sekunden. Dann öffnen sich die Schranktüren vollautomatisch in ca. 5 Sekunden. Und sobald der Sensor feststellt, dass der Mitarbeiter nicht mehr am Schrank steht, schließen die Türen nach ca. 30 Sekunden selbstständig. Ein besonderes Plus sind die platzsparenden Falttüren. ▪▪ Ein Sicherheitsunterbauschrank mit maximierter Innenhöhe ist beispielsweise ideal, um auch 30-Liter-Gebinde optimal unterhalb des Arbeitsplatzes lagern zu können. Ein Unterbauschrank mit hohem Lagervolumen ermöglicht eine arbeitsplatznahe Lagerung wie auch ein einfaches Be- und Entladen der schweren Gebinde. Diese können dann auch sehr einfach an Ver- und Entsorgungsleitun- Einrichtung schwerpunkt gen angeschlossen werden und lagern dabei sicher im Unterbauschrank. Sicherheitsschränke der neusten Generation verfügen außerdem über ein hohes Maß an Mobilität durch die Ausstattung mit stabilen Bockrollen. Das Verschieben der Schränke ist somit benutzerfreundlich und ohne das Risiko von Fußbodenschäden möglich. Flexibilität als Standard Komfortable Laborausstattung bedeutet, dass sich die Sicherheitsschränke optimal in die räumlichen Gegebenheiten integrieren lassen. Denn für einen guten Arbeitsfluss ist es empfehlenswert die gesundheits- und umweltschädlichen Substanzen sicher aber auch platzsparend und arbeitsplatznah zu lagern. Hierzu ist es von großem Vorteil, dass der Hersteller, bei dem man diese bezieht, eine breite Palette an Modellen und verfügbaren Größen wie auch flexible Innenausstattung anbietet. Drei Wünsche auf einmal sind dabei nicht zu viel. Die oben genannten Sicherheitsschränke gibt es mit 90 Minuten Feuerwiderstandsfähigkeit (Typ 90) und in unterschiedlichen Größen. Dabei ist die Innenausstattung auf die individuellen Bedürfnisse anpassbar, denn der Trend geht immer mehr zur steigenden Flexibilität über. Das reicht von einer benutzerfreundlichen Innenausstattung durch wunschgemäß anzuordnende Schrankauszüge anstelle fester Fachböden bis hin zu komfortablen Kombischränken für Laugen, Säuren und brennbare Flüssigkeiten. Spezialanfertigung und individuellen Lösungen sind möglich. Da alle asecos Sicherheitsschränke in Gründau gefertigt werden, können die speziellen Wünsche zeitnah umgesetzt werden. In den meisten Fällen ist dann auch ein eigener Brandkammertest für einen speziell angefertigten Schrank nötig und ein unabhängiges Prüfinstitut wird damit beauftragt. Für bestätigte Sicherheit im Labor sollten Sicherheitsschränke regelmäßig und fachkundig sicherheitstechnisch geprüft werden. Der Gesetzgeber fordert in der Betriebssicherheitsverordnung, den technischen Regeln für Betriebssicherheit und der Arbeitsstättenverordnung, dass Sicherheitsschränke in regelmäßigen Abständen durch befähigte Personen sachgerecht gewartet und auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft werden. Diese sicherheitstechnische Überprüfung bietet asecos mit einem deutschlandweiten Netz eigener Servicetechniker. Wichtige Regeln, Gesetze und Vorschriften zur Lagerung von Gefahrstoffen: ▪▪ Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten, TRbF 20 Anhang L ▪▪ Betriebssicherheitsverordnung, BetrSichV ▪▪ Gefahrstoffverordnung, GefStoffV ▪▪ Arbeitsstättenverordnung, ArbStättV ▶ ▶K ontakt asecos GmbH Gründau Tel.: 06051/9220-0 Fax: 06051/9220-10 [email protected] www.asecos.com Reinigung und Sterilisation aus einer Hand. Sicher, effizient, zuverlässig. Schnelle und sparsame Geräte garantieren eine perfekte Reinigungsund Sterilisationsqualität. Seit über 40 Jahren. Zu attraktiven Preisen. Ein echter Mehrwert für Ihr Labor. Mit kundenorientierten Serviceund Supportleistungen sorgen wir für höchste Betriebssicherheit und eine lange Lebensdauer der Anlagen. Gesamtlösungen für Reinigung, Desinfektion und Sterilisation in Medizin, Pharma und Labor Belimed Deutschland: +49 8631 9896 0, Österreich: +43 3155 40699 0, Schweiz: 0848 55 88 11, www.belimed.com Einrichtung schwerpunkt Sitzkomfort und Ergonomie Anforderungen an einen Laborstuhl An einen Laborstuhl werden unterschiedlichste und zugleich höchste Anforderungen gestellt. Die Laborstuhl-Lösung Labster von bimos bietet neben den laborspezifischen hygienischen Eigenschaften, Funktionen, die ihn an wechselnden Arbeitsstationen jederzeit vollwertig einsetzbar machen. Er beansprucht lediglich ein Minimum an Platz und bietet dennoch ein Höchstmaß an Ergonomie und Sitzkomfort. Diese Eigenschaften ermöglichen in Laboren endlich präzises und konzentriertes Arbeiten über längere Zeiträume hinweg. Zusammen mit dem Fraunhofer Institut erforschte und entwickelte bimos diese originäre Sitzlösung für Labore. Anpassung an die Bewegung des Nutzers Ausgehend von den Ergebnissen der wegweisenden Labornutzerstudie „Lab 2020“ wurde ein Laborstuhl entworfen, der sich optimal dem Nutzer anpasst und die jeweilige spezifische Arbeitshaltung ergonomisch unterstützt. Hierzu wurde unter anderem die neuartige Auto-Motion-Technik entwickelt, die auf Tätigkeiten, Bewegungsabläufe und die speziellen Sitzhaltungen im Labor ausgerichtet ist. Neigt sich ein Mitarbeiter zum Pipetieren nach vorne, neigt sich die Sitzfläche und die Rückenlehne des Stuhles automatisch mit. Das unterstützt die Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur des Nutzers. Zudem führt die automatische Absenkung der Sitzvorderkante zur besseren Durchblutung und Entlastung der Oberschenkelunterseite – bei gleichzeitiger Abstützung des Rückens. Eine weitere ergonomische Unterstützung erfährt der Nutzer dieses Laborstuhls durch die mehrdimensional geformte Rückenpolsterung. Diese stabilisiert den Lordosenbereich und gibt bei allen Arbeiten gleichzeitig seitlichen Halt ohne einzuengen. Der Nutzer wird somit geführt und sitzt automatisch korrekt. Die Rückenlehne wurde zudem in Ihrer Form stark verjüngt, damit auch labortypische Armbewegungen, wie beispielsweise das Greifen zur Seite oder nach hinten, bequem und störungsfrei durchgeführt werden können. Ergonomische Funktionen Die besten ergonomischen Funktionalitäten eines Stuhls kommen jedoch erst zum Zug, wenn sie im hektischen Arbeitsalltag schnell und einfach abgerufen werden können. Daher zeichnet sich Labster durch einfache Bedienbarkeit und Handhabung aus. Die Einstellung der Sitzhöhe kann ohne Sichtkontakt vorgenommen werden, die Höhenverstellung der Rückenlehne erfolgt intuitiv durch eine Rastertechnik und kann auf zusätzliche Hebel und Handräder verzichten. Auch die Auto-Motion-Technik justiert sich selbsttätig und ohne Zutun, damit beide Hände jederzeit da sein können, wo sie im Labor gebraucht werden. Zusätzlich passt sich die funktionale Gestaltung und Qualität des Laborstuhles dem oftmals beengten Arbeitsraum an: Überzeugend ist unter anderem der innovative, geschlossene Kunststoffsternfuß mit geringem Durchmesser – gefährliche „Stolperfallen“ können so 512 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 gar nicht erst entstehen. Während herkömmliche Stühle die Mobilität und die Sicherheit zumeist beeinträchtigen, bietet der platzsparende Labster insgesamt eine höhere Flächeneffizienz und eröffnet Labormitarbeitern einen extrem großen Aktionsradius. Verschiedene Arbeitssituationen Aber nicht immer ist ein Stuhl die richtige Sitzlösung für eine Arbeitsstation im Labor. Daher bietet das System für jede Labortätigkeit die geeignete Lösung, wie verschiedene Höhen, Stehhilfen und Hockern. Jede Ausführung gewährleistet maximalen Komfort für ergonomisches Sitzen und Stehsitzen. In einer gutachterlichen Stellungnahme zur funktionalen Qualität bestätigt das Fraunhofer Institut abschließend die umfassenden Vorzüge dieser einzigartigen Sitzlösung: „Durch seine Systemintelligenz und die damit entstehende funktionale Flexibilität ist das System nicht nur ergonomisch, sondern auch wirtschaftlich hervorragend.“ Zertifiziert: aus der Praxis für die Praxis Der neu entwickelte Laborstuhl erfüllt alle Anforderungen an zukunftsfähige und innovative Sitzlösungen, wie sie von der wegweisenden Labornutzerstudie „Lab 2020“ (www.lab2020.de) formuliert wurden. Diese Studie ist ein Verbundforschungsprojekt, das die alltäglichen Erfahrungen von Anwendern in der Pharma- und Biotechbranche mit dem Know-how der Anbieter von Laboreinrichtungen kombiniert. Träger und wissenschaftliches Fundament der Studie ist die renommierte FraunhoferGesellschaft. Als Kooperationspartner dieses Innovationsnetzwerks hat sich bimos freiwillig verpflichtet, alle Erkenntnisse von „Lab 2020“ in das Gestaltungskonzept einfließen zu lassen. Laut Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und -organisation ist Labster zur Nutzung in Laboren jeglicher Art geeignet. Umfangreiche Expertisen und Zertifikate belegen die Eignung für Reinräume, GMP-Bereiche und Sicherheitslabore der Klassen S1 bis S3. roduktWeitere Pnen auf o ti a m r info om ubrand.c www.vacu Damit´s nicht überkocht. PC 3001 VARIO ▶ ▶K ontakt Harald Morgenstern bimos sitztechnik Meßstetten-Tieringen Tel.: 07436/871338 [email protected] Der PC 3001 VARIO erfüllt die Laborvakuumanforderungen für viele hochsiedende Lösemittel (z.B. Rotationsverdampfung). Die automatische, punktgenaue Vakuumregelung verhindert Siedeverzüge sowie Aufschäumen, verkürzt Prozesszeiten und ermöglicht dadurch eine hohe Prozesssicherheit bei unbewachtem Betrieb. VACUUBRAND GMBH + CO KG Alfred-Zippe-Straße 4 · 97877 Wertheim Tel.: +49 9342 808-0 · Fax: +49 9342 808-450 [email protected] · www.vacuubrand.com GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 513 Einrichtung schwerpunkt Modularität und Flexibilität Entwicklung der Multi-Laborwand Im Science Park in der Watergraafsmeer in Amsterdam entsteht mit 17.000 m² eines der größten wissenschaftlichen Laborprojekte in Europa. Die Entwicklung eines innovativen Wandsystems, das gänzlich von der gängigen Laboreinrichtung abweicht, soll die Labore nicht nur flexibler, sondern vor allem arbeitserleichternd für die Nutzer machen. 22 V.l.n.r.: Peter van Heesewijk, Geschäftsführer Waldner Benelux, Dr. Peter Blok von der Uni Amsterdam Seit 2009 befindet sich die Fakultät für Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik (FNWI) der Universität Amsterdam in den neuen Gebäuden im Science Park in Amsterdam. Ein wesentlicher Teil dieses Neubaus für Lehre und Forschung wird mit Laboren eingerichtet. Die Fertigstellung des neuen Gebäudekomplexes mit einer Brutto-Gesamtfläche von 70.000m² im Science Park Amsterdam hat 3 Jahre gedauert und soll dieses Jahr fertiggestellt werden. Für die neuen Labore im FNWI Gebäude wollte die Uni Amsterdam eine Gebäudestruktur und eine Raumumgebung schaffen, die mit der Forschung mitwachsen können. Dr. Peter Blok, Direktor für Gebäude, Ausstattung und Technologie der Fakultät beschreibt das so: „Wir wollten ein wandelbares Gebäude, in dem man nicht nur Abb.1: Multilaborwand offen gestaltet 514 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 unterschiedliche Labors einrichten, sondern auch deren Größe flexibel gestalten kann. Dafür gibt es keine Standardsysteme. Darum konnten wir in der Ausschreibung kein detailgenaues Konzept vorlegen, haben jedoch dazu aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, das innerhalb des gegebenen Rahmens die notwendige Flexibilität aufweist.“ Letztendlich hat sich der Laborplaner ein neues Einrichtungskonzept, die Multi-Laborwand, ausgedacht: eine einzigartige Kombination aus Labormöbelsystem und Trennwand. Im gesamten Labor können in einem festen Abstand vertikale Ständer aufgestellt werden, die an Boden und Decke fixiert sind. Die Ständer dienen als Träger für die modularen Einrichtungskomponenten sowie zur Medienverteilung. Die Ständer sind der einzige, am Boden fixierte Teil der Laboreinrichtung. Wandpanell können ganz einfach zwischen den Ständern befestigt, aber auch weggelassen werden. Dadurch ist es einfach, aus Wandtischen sog. Tischinseln zu bilden und Geräte zu integrieren: das Labor ist nicht an feste Unterteilungen gebunden. Untersuchungsmethoden verändern sich schnell und stellen somit auch veränderte Anforderungen an die Technik. Müssen Laborräume in Zukunft an neue Anforderungen angepasst werden, bietet die Multi-Laborwand großen Spielraum, denn sie besteht aus flexiblen Elementen in einem flexiblen Raum. Waldner hat ein entsprechendes Muster dieser neuen Laborwand entworfen. „Tatsächlich haben wir hierbei im Rahmen der Möglichkeiten alle Wünsche der Benutzer berücksichtigt. Und damit nicht genug: die Fakultät bat uns um die Entwicklung einer Laborwand und wir haben eine so genannte Cleanroom-Wand geliefert, die den strengsten gesetzlichen Anforderungen an die Arbeitsumgebung hinsichtlich Hygiene, Geräuschpegel und Ergonomie entspricht. Mit vollkommener Flexibilität am Arbeitsplatz.“ beschreibt Peter van Heesewijk, Geschäftsführer von Waldner Benelux, den Entwicklungsprozess. ▶ ▶K ontakt Waldner Laboreinrichtungen GmbH & Co.KG Wangen im Allgäu Tel.: 07522/986-285 Fax: 07522/986-79285 [email protected] www.waldner.de Abb.2: Die Multilaborwand mit Wand-oder Glaselementen geschlossen Einrichtung schwerpunkt Sicherheit im „Green-Lab“ Abluftfiltersystem 100 % ATEX-konform Für die Belüftung und Überwachung von Sicherheitsschränken nach TRbF 20 Anhang L hat Düperthal ein neues Abluftfiltersystem entwickelt. Die Einheit punktet durch nahezu 100 %ige Filterung von schädlichen Lösemitteldämpfen (Kohlenwasserstoffe) durch molekulare Adsorption. Das mehrstufige, geerdete Filtersystem garantiert 2-fache Sicherheit mit zwei wechselbaren 22 Christian Völk, Marketingleiter Düperthal Aktivkohlefiltern für eine extrem hohe Wirksamkeit. Zusätzlich verfügt die Einheit über einen ebenfalls wechselbaren Partikelfilter. Der gereinigte Luftstrom wird in die Raumluft abgegeben, entsprechend bietet die Filterung optimalen Schutz des Anwenders. Ein zusätzlicher Anschluss der Abluft ins Freie ist nicht notwendig und somit wird keine erwärmte oder klimatisierte Raumluft verbraucht. Dieser Vorteil gewinnt in Zeiten der zunehmenden Energieeinsparungen und Gebäudezertifizierungen verstärkt an Gewicht. Des weiteren kann der Filteraufsatz direkt auf oder neben dem Schrank in Betrieb genommen werden. Somit ist die größte Flexibilität bei der Aufstellung und einer Re- Positionierung gewährleistet. Das Abluftfiltersystem ist ein modernes Gerät mit ansprechendem und funktionellem Design. Das Stahlblechgehäuse ist in silber perlglimmer gehalten und bietet einen angenehmen Kontrast zu der integrierten Steuerung mit mehrsprachigen „Blue Mode“ LED-Display. Die Steuerung mit Display sieht aber nicht nur gut aus, sondern bietet eine Vielzahl an technischen Finessen. Für die 3-monatige Kontrolle des Aktivkohlefilters durch den Anwender ist eine Zeit- und Eingabeprotokollfunktion hinterlegt. Die Zeitfunktion zeigt zusätzlich auch die nächste Wartung sowie den jährlich erforderlichen Filterwechsel an. Die Abluftgeschwindigkeit kann für jeden Sicherheitsschrank angepasst werden und ist damit extrem geräuscharm. Ein Sensor kontrolliert den Luftstrom, meldet optisch und akustisch Unterschreitung des programmierten Sollwertes bzw. das Auftreten einer Störung. Selbst redend funktioniert das Warnsystem auch Abb. 2: Baumusterprüfzeichen TÜV bei Ventilatorausfall zeigt dies mit Störungsanzeige an. Alle Fehlermeldungen werden elektronisch protokolliert und können im Rahmen des Riskmanagements eingebunden werden. Die Einheit ist zu 100 % ATEX-konform nach RL94/9/EG und erfüllt schon heute die Anforderungen an ein „Green-Lab“. Das Baumusterzertifikat und die umfangreiche Stoffliste sind in der mehrsprachigen Bedienungsanleitung beinhaltet und können als Bausteine in der Gefährdungsanalyse verwendet werden. Abb. 1: ATEX-Filtersystem ▶ ▶K ontakt Düperthal Sicherheitstechnik GmbH & Co. KG Kleinostheim Tel.: 06027/403-0 Fax: 06027/403-121 [email protected] www.dueperthal.com GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 515 Titelstory Sicherheit und Nachhaltigkeit Laboreinrichtungen im Wandel Mit diesem Slogan hat die Firma Köttermann vor drei Jahren einen sehr wichtigen Aspekt hervorgehoben: Sicherheit in all ihren Facetten ist ein zentrales Ziel der Unternehmensphilosophie, das das Handeln in allen Unternehmensbereichen prägt und fest in den Köpfen der Mitarbeiter verankert ist. Neben Sicherheit gibt es ergänzende Faktoren um ein Labor zukunftsfähig zu machen. Abb.1: Abzug mit AutoProtect - dem intelligenten Frontschieber Ein gut funktionierendes Labor hat viele Anforderungen zu erfüllen um erfolgreich zu sein. Grundsätzlich lassen sich diesen Anforderungen drei Themen bzw. Ziele zuordnen: ▪▪ Effektive und effiziente Arbeitsabläufe: Kein Labor ist Selbstzweck. Immer haben Menschen im Labor ein Ziel vor Augen: Eine schnelle und effektive Erledigung von Arbeiten, sei es für den wirtschaftlichen Erfolg oder im Dienste der Wissenschaft. ▪▪ Sicherheit: Praktisches naturwissenschaftliches Arbeiten ist mit besonderen Gefahren verbunden. Denn im Labor wird der Mensch aus seiner natürlichen Umgebung herausgerissen, für deren Gefährdungen er im Laufe der Evolution adäquate Schutzmechanismen und Frühwarnsysteme aufbauen konnte. Deshalb ist es wichtig, für das Labor technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen zu definieren. ▪▪ Nachhaltigkeit: Jeder von uns trägt eine Verantwortung für die (Um)-Welt und deren natürlicher Ressourcen. Gerade in den letzten Jahren gewinnt der Begriff des „sustainable laboratory“ zunehmend an Gewicht und Aktualität. Neben ökologischen Aspekten ist auch die Minimierung der Kosten eines Labors über dessen gesamten Lebenszyklus ein 516 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 vorrangiges Ziel. Mitunter können diese Ziele zu widersprüchlichen Maßnahmen führen: Falsch verstandene Sicherheitsanforderungen können den Erfolg eines Labors durchaus gefährden, wenn sie den Arbeitsfluss behindern; eine reduzierte Laborlüftung braucht wenig Energie und ist gut für die Umwelt, kann aber Mitarbeiter erhöhten Schadstoffkonzentrationen aussetzen. Was kann die Laboreinrichtung zum Erfolg eines Labors beitragen? Die Leistungsfähigkeit eines Labors wird durch viele Faktoren bestimmt, deren wichtigste unumstritten personeller Natur sind. An zweiter Stelle steht in vielen Fällen die apparative Ausrüstung mit denjenigen Messgeräten, die unmittelbar die Ergebnisse beeinflussen. Die Laboreinrichtung ist sozusagen der Mittler zwischen beiden. Sie verbindet Mensch und Technik und kann auf diese Weise unmittelbar Arbeitsprozesse unterstützen und zum Erfolg eines Labors beitragen. Bei der Einrichtung eines neuen Labors ist es von großem wirtschaftlichen Interesse, Lösungen zu finden, die möglichst ohne Kompromisse Arbeitsprozesse unterstützen, Menschen ein Höchstmaß an Sicherheit bieten und gleichzeitig ressourcenschonend sind. Effektive und effiziente Arbeitsabläufe Die Unterstützung von Arbeitsabläufen setzt voraus, dass bei der Planung eines Laboratoriums die Arbeiten bekannt sind. Deshalb setzt Köttermann auf den Faktor Mensch. Erfahrene Berater im Außendienst kennen typische Abläufe im Labor und können sie direkt in Einrichtungen umsetzen. Doch auch das Handwerkszeug muss stimmen: Möbelkomponenten müssen sich flexibel an die Anforderungen im Labor anpassen können. Wie das Köttermann Systemlabor, das zudem durch sein im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnetes Design eine angenehme leistungsbereite Arbeitsatmosphäre schafft. Neben der Flexibilität tragen auch ergonomisch durchdachte Details zur Effizienz eines Labors bei. Wie zum Beispiel die neuartige Softmatic an Abzügen: ein kurzes intuitives Anheben des Frontschiebers oder ein Kick gegen den Fußtaster reicht aus und der Abzug öffnet sich automatisch. Abb.2: Köttermann Softmatic Der Weg zu mehr Sicherheit Sichere Produkte sind entscheidend für Arbeiten im Labor. Doch Köttermann ist einen Schritt weiter gegangen und hat das Thema Sicherheit zu einem zentralen Punkt der Firmenphilosophie gemacht. Nach außen hin zeigt sich das am Slogan „we care about your safety“, der seit dem Jahr 2008 die Botschaft transportiert. Für Köttermann ist das Thema Sicherheit ein Wert, der inzwischen tief in den Köpfen aller Mitarbeiter verwurzelt ist und das Handeln in vielen Unternehmensbereichen prägt: Alle Mitarbeiter des Köttermann Außendienstes wurden von der BG-Chemie zum Si- Titelstory Abb.3: Seit vielen Jahren ist Köttermann nach DIN EN ISO 14001 (Umweltmanagement) zertifiziert. cherheitsbeauftragten ausgebildet. Dafür war eine intensive Schulung notwendig. Sie kennen seitdem die spezifischen sicherheitsrelevanten Probleme im Labor noch genauer und wissen die Inhalte der BGI 850-0 und weiterer einschlägiger Richtlinien der Laborplanung in praxisgerechte Lösungen umzusetzen. Köttermann Produkte werden mit besonders hohen Anforderungen an die Produktsicherheit entwickelt. Unsere Ingenieure sind Mitglied in relevanten DIN-Ausschüssen, stets auf dem neusten Stand der Technik und können die Entwicklung sicherer Produkte gezielt vorantreiben. Wie etwa beim Köttermann Laborabzug, der seit langem zu den sichersten Abzügen weltweit gehört. Doch Köttermann hat sich nicht auf den Lorbeeren ausgeruht und alle Abzüge serienmäßig mit dem neuen AutoProtect ausgestattet, der die Sicherheit von Abzügen nochmal erheblich steigern konnte. AutoProtect ist ein vollautomatischer Frontschiebercontroller, der den Frontschieber des Abzugs immer dann schließt wenn niemand vor ihm arbeitet. Denn nur ein geschlossener Frontschieber schützt vor Splittern, Spritzern und Schadstoffausbruch. Auch intern wird der Slogan „we care about your safety“ bei Köttermann gelebt. Sicherheitsmaßnahmen in unserer Produktionsstätte sind so effektiv, dass unsere Unfallzahlen weit unterhalb der Hälfte vergleichbarer Unternehmen liegt (stahlverarbeitende Industrie). Unsere Monteurteams sind alle nach SCC zertifiziert (Sicherheitszertifikat Kontraktoren), einem Industriestandard, der weitreichende Sicherheitsmaßnahmen bei der täglichen Montagearbeit fordert. Nachhaltigkeit (k)eine neue Herausforderung Umwelt- und Ressourcenschonung sind bei Köttermann ein besonderes Anliegen. Deshalb waren wir der erste Hersteller für Labormöbel, der sich bereits 1997 nach EN 14001 „Umweltaudit“ zertifizieren ließ und ein Managementsystem zur Umsetzung eines firmeninternen Umweltprogramms aufgebaut hat. Heute finden auch andere Hersteller diese Thema wichtig genug, um sich dafür zu engagieren. In der Unternehmensphilosophie von Köttermann spielt die Verantwortung für die nächsten Generationen eine herausragende Rolle. Umweltschutz beginnt schon bei der Wahl des Möbelmaterials. Köttermann verwendet beschichteten Stahl, ein Material, das voll recyclingfähig ist und nicht nur, wie man bei Holzwerkstoffen oft euphemistisch zu hören bekommt, thermisch wiederverwertbar ist. Eine großes Thema im Bereich Nachhaltigkeit sind die Betriebskosten eines Labors, die auf Seiten der Laboreinrichtung fast ausschließlich vom Luftverbrauch der Abzüge beeinflusst werden. Denn die muss mit großem Energieaufwand vorkonditioniert werden (zur Zeit kann man stark vereinfacht, von etwa 0,5 € pro Betriebsstunde eines Abzugs ausgehen). Hier stehen moderne Abluftregelsysteme zur Verfügung, die die Abzugsabluft immer dann reduzieren, wenn der Frontschieber geschlossen wird – ohne Kompromisse bei der Sicherheit. Gerade Abzüge mit AutoProtect, die das Absenken des Frontschiebers automatisieren, haben ein außerordentlich hohes Potential zur Energiekostensenkung. Nicht ohne Bedenken sehen wir in Deutschland dagegen zur Zeit einen Trend zu immer „sparsameren“ Abzügen ungeregelten Abzügen mit immer weniger Luftverbrauch. Dadurch wird deren Rückhaltevermögen für Schadstoffe unweigerlich schlechter. Das Ergebnis sind Abzüge, deren Leistungsvermögen so gerade die zulässigen Grenzwerte erreichen. Hier ist eine typische Konfliktsituation zwischen Sicherheit und Ressourcenschonung in der aus unserer Sicht die Sicherheit oberste Priorität hat. Effektive und effiziente Arbeitsabläufe, Sicherheit und Nachhaltigkeit, das sind wichtige Parameter für den Erfolg eines Labors. Köttermann kann durch individuelle Einrichtungskonzepte, erfahrene Mitarbeiter und sichere, ergonomische Produkte eine gute Grundlage für diesen Erfolg legen. Dabei geht Köttermann auch zukunftsweisende Wege, wie mit dem attraktiven Leasingangeboten, den beispielhaft kurzen Lieferzeiten oder der Köttermann-Hotline, unter der qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werktags bis 20.00 Uhr erreichbar sind. ▶ ▶K ontakt Dr. Frank Buchholz Produktmanager Köttermann GmbH & Co KG Uetze, Hänigsen Tel.: 05147/976-591 [email protected] www.koettermann.de GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 517 Temperieren Flüssiger Stickstoff Richtiger Umgang für mehr Sicherheit Um Stickstoff in großen Mengen möglichst rationell zu lagern und zu transportieren, ist der flüssige Aggregatzustand besonders vorteilhaft (Abb. 1). Zum Einsatz kommt er dann sowohl gasförmig (durch Verdampfen) als auch in flüssiger Form. Flüssiger Stickstoff hat bei einem Umgebungsdruck von 1 bar eine Siedetemperatur von –196 °C, so dass er nur in hochwertig isolierten Kryobehältern über längere Zeit aufbewahrt werden kann. 22 Dipl.-Phys. Berit Franz, Air Liquide Deutschland Auch Inertgase können bei Nichtbeachtung der Regeln im Tagesgeschäft auf dreierlei Weise gefährlich werden: ▪▪ Erstickungsgefahr durch Verdrängen des Luftsauerstoffs ▪▪ Durch die Kältewirkung tiefkalten, verflüssigten Stickstoffs ▪▪ Das Freisetzen hoher Kräfte durch Verdampfen von verflüssigtem Stickstoff Erstickungsgefahr 22 Dipl.-Ing. Georg Schroeder, Air Liquide Deutschland Inerte Gase wie Stickstoff gehen unter „normalen“ Umgebungsbedingungen wie Normaldruck und Raumtemperatur keine chemischen Verbindungen mit anderen Elementen ein. Daher führt das Freiwerden von Stickstoff weder zu einer erhöhten Brandgefahr noch zur Vergiftung oder Verätzung. Inertgase dienen z. B. in der Lebensmittelproduktion dazu, den in der Luft enthaltenen Sauerstoff aus der Verpackung zu verdrängen und somit die Lebensmittel länger haltbar zu machen. Außerdem wird Stickstoff vielfach benutzt, um Apparate oder chemische Anlagen zu inertisieren. Auch ist flüssiger Stickstoff einer der „Stars“ der sog. Molekularküche. Gerade im letztgenannten Anwendungsgebiet kommt es aber immer wieder zu schweren und tragischen Unfällen, weil die Beteiligten die grundlegenden Vorsichtsmaßnamen im Umgang mit flüssigem Stickstoff nicht kennen. Daher stellt sich die Frage:´Wie können Inertgase, die nicht entzündbar sind wie z. B. Propan und nicht so verbrennungsfördernd wirken wie Sauerstoff, uns trotzdem gefährlich werden? 518 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Für fast alles organische Leben auf der Erde ist Sauerstoff lebensnotwendig. Die SauerstoffKonzentration in unserer Atemluft beträgt unge- fähr 21 Vol. %. Die anderen Luftgase wie Argon, Kohlendioxid, Neon, Krypton, Xenon und natürlich Stickstoff gehören zu den inerten Gasen. Aus zahllosen Abenteuergeschichten von Wüstendurchquerungen oder Flugzeugunfällen ist bekannt, dass der menschliche Organismus ca. drei Wochen lang ohne Nahrung auskommen kann. Der Zeitraum ohne Flüssigkeit schrumpft schon auf drei Tage. Drei Minuten ohne Atmung führen zunächst zu bleibenden Gehirnschäden (wg. Sauerstoff-Unterversorgung) und danach zum Tode. Daher ist auch bei der Wiederbelebung nach Atemstillstand die Atemspende von hoher Wichtigkeit. Wenn ein Mensch einen mit Stickstoff gefluteten Raum Abb. 1: Flüssiger Stickstoff hat eine Temperatur von –196 °C Temperieren Abb. 2: Bei Behältern sorgen Sicherheitsventile dafür, dass sich kein zu hoher Druck aufbaut betritt, so reichen bereits zwei Atemzüge aus, um bewusstlos zu werden. Da man Inertgase nicht schmecken, sehen oder riechen kann , ist es schwierig sie zu erkennen und damit auch dies Erstickungsgefahr – zumal schon ab einem auf 17 Vol. % abgesenkten Sauerstoffgehalt mit Beeinträchtigungen zu rechnen ist. Da aus 1 Liter flüssigem Stickstoff fast 700 Liter Stickstoffgas „entstehen“, verdünnt bzw. verdrängt eine offene Verdampfung in geschlossenen Räumen sehr schnell den zum Atmen notwendigen Sauerstoff. Sauerstoffkonzentrationen unter 15 Vol. % bewirken ein zunächst oft unmerkliches Nachlassen der Leistungsfähigkeit, Konzentrationen unter 11 Vol. % reichen zum Atmen nicht mehr aus und führen nach kurzer Zeit zu Bewusstlosigkeit. Daher ist stets für eine ausreichende Belüftung zu sorgen. Wo dies nicht möglich ist, wie beispielsweise beim Transport von Kryobehältern in Aufzügen, muss dieser ohne „menschliche Begleitung“ erfolgen. Die ersten Anzeichen des Erstickens sind Schwindel, Kopfweh, Sprachstörungen, Wahrnehmungstrübung, Verlust der Motorikkontrolle sowie Verminderung und Verlust des Bewusstseins. Sie ähneln sehr den Symptomen von allgemeiner Erschöpfung oder Unwohlsein. Erschwerend kommt hinzu, dass der oder die Betroffene die beobachtbaren Symptome selber nicht wahrnimmt. Hier ist also die Aufmerksamkeit aller gefordert. Zu beachten ist außerdem, dass verdampfender Stickstoff aufgrund seiner tieferen Temperatur und damit größeren Dichte schwerer ist als Luft und sich daher vorrangig am Boden ausbreitet. Jedoch ist Stickstoff, wenn er sich dann immer mehr auf Umgebungstemperatur erwärmt hat, auch leichter als Luft. Daher ist bei der Möglichkeit einer unzulässigen Stickstoffanreicherung davon auszugehen, dass das erstickende Gas leichter, schwerer oder genauso schwer wie Luft sein kann. Dies ist in Verbindung mit dem vermuteten Gas natürlich auch entscheidend für die Wahl der Messstellen, die oben, unten und in „Nasenhöhe“ positioniert werden müssen. Ziehen Sie die Konsequenz. Vertrauen Sie asecos. 90 Minuten Feuerwiderstandsfähigkeit – die asecos G90Druckgasflaschenschränke Gefahren durch die tiefe Temperatur Sauerstoffanreicherung durch Kondensation Da flüssiger Sauerstoff sich schon bei –183 °C verflüssigt, kondensiert er bei Kontakt mit flüssigem Stickstoff. Zudem fördert Sauerstoff die Verbrennung, daher dürfen tiefkalte Bauteile nur mit nichtbrennbaren Materialien isoliert werden, weil sonst Brandgefahr aufgrund einer Sauerstoffanreicherung, z. B. im Isolationsmaterial, besteht. Volumenvergrößerung durch Verdampfen Flüssiger Stickstoff hat aufgrund der niedrigen Temperatur eine sehr geringe Verdampfungswärme, in der siedenden Flüssigkeit besteht ein guter Wärmeübergang und das Temperaturgefälle zur Umgebung ist sehr hoch. All dies führt dazu, dass bei Wärmeeinbrüchen sehr schnell große Flüssigkeitsmengen verdampfen. Es dürfen daher keine unverschließbaren Zugänge zu tieferliegenden Räumen bestehen. Auch im Behälter kommt es zwangsläufig zum Verdampfen (Abb. 2). Der sich dabei aufbauende Druck muss abgeleitet werden können, sonst droht ein Bersten des Behälters. Werkstoffe entsprechend auswählen Abb. 3: Persönliche Schutzausrüstung verhindert Schäden durch Kälte Die Risiken im Umgang mit Gefahrstoffen werden oft unterschätzt. Bei kryogenen Temperaturen nimmt die Festigkeit eines Werkstoffs zwar zu, aber seine Dehnbarkeit und Zähigkeit verringern sich. Folge ist ein Verspröden des Materials, was durch auftretende Eigenspannungen zur Zerstörung des Werkstücks führen kann. Geeignet für den Einsatz in diesem Temperaturbereich sind sauer- · · · · · G90-Technologie gem. EN 14470-2 große Innenhöhe (1859 mm) breite Einrollklappe komplette, gleichmäßige Durchlüftung des Schrankinnenraums verschiedene Größen und Ausstattungsvarianten asecos GmbH Sicherheit und Umweltschutz Weiherfeldsiedlung 16-18 63584 Gründau [email protected] www.asecos.com Tel. +49 6051 92 20-0 Fax +49 6051 92 20-10 „Gefahrstofflagerung und Handling - Das Beste für das Labor 2010“. Gleich anfordern unter: www.asecos.com GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 519 Temperieren aufnehmen und es kommt zu einem Druckgefäß zerknall. Auch beim Transport von flüssigem Stickstoff in Fahrzeugen sind mehrere Punkte zu beachten. ▪▪ Kryobehälter mit flüssigem Stickstoff dürfen nur mithilfe von Fahrzeugen befördert werden, wenn die Behälter für den Straßentransport zugelassen sind. ▪▪ Die Behälter müssen gegen Umfallen gesichert werden. ▪▪ Der Laderaum muss offen oder ausreichend be- und entlüftet sein. Außerdem sind, je nach Menge und Beförderungszweck, die Regularien des Gefahrguttransportrechtes anzuwenden (ADR/GGVSEB). Wissen schützt Abb. 4: Die Sichtbehinderung durch verdampfenden Stickstoff ist nicht zu unterschätzen stofffreies Kupfer, Aluminium und einige austenitische Stähle, von den Kunststoffen vor allem PTFE. Organische Materialien wie Holz und Gummi sind ungeeignet. Da der Werkstoff beim Abkühlen schrumpft, ist festes Einspannen zu vermeiden. Persönlichen Schutz ernst nehmen Wie beim Umgang mit allen tiefkalten Flüssigkeiten ist auch bei flüssigem Stickstoff das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung unumgänglich, d. h. Kälteschutzhandschuhe, geschlossene Schutzbrille und Sicherheitsschuhe sowie körperbedeckende, trockene Kleidung (Abb. 3). Offene Taschen sowie umgeschlagene Hosenbeine oder Ärmel vermeiden. Ebenfalls zu beachten ist die Sichtbehinderung, die durch die gebildeten Nebelschwaden (kondensierte Luftfeuchtigkeit) auftritt (Abb. 4). Bei direktem Kontakt von flüssigem Stickstoff mit der Haut kommt es zu sogenannten Kaltverbrennungen, die aufgrund der betäubenden Wirkung der Kälte anfangs keine Schmerzen verursachen. Die Kälte dringt unbemerkt über die Blutzirkulation in den Körper ein und kann dort Knochen und Gelenke erreichen, die dann spröde werden und brechen. Zudem besteht die Gefahr, dass Zellen lebenswichtiger Organe absterben. Körperteile, die mit tiefkaltem Equipment in Berührung kommen, können daran festkleben, so dass ganze Gliedmaßen irreparablen Schaden nehmen. Sollte es zu einem Unfall gekommen sein, kleinere Verbrennungen mindestens 15 Minuten mit lauwarmem Wasser spülen, Wunde steril abdecken und den Arzt rufen. (Personen mit großflächigeren Kaltverbrennungen mindestens 20 bis 30 Minuten in warmem Wasser baden, um sicherzustellen, dass auch Stellen 520 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 mit tieferliegenden Erfrierungen wieder Normaltemperatur erreichen). Gefahren durch Überdruck Auch bei inerten Gasen besteht Gefahr durch das bei Druckerhöhung unkontrollierte Verdampfen tiefkalter Flüssigkeiten (kryogene Flüssigkeiten) wie Flüssig-Stickstoff. Tiefkalt, verflüssigte Gase dürfen nie in einem System eingesperrt werden, aus dem das Gas keine Möglichkeit hat bei Druckerhöhung, z. B. durch Sicherheitsventile, zu entweichen. Grund für diese Druckerhöhung (z. B. in einer Rohrleitung, die durch zwei Ventile vorne und hinten abgeschlossen ist), ist die sehr tiefe Lagertemperatur von –196 °C. Gelangt nun von außen (Raumtemperatur) Wärme in das System, erwärmt sich der flüssige Stickstoff und verdampft. Da aber 1 Liter Flüssig-Stickstoff etwa 700 Liter gasförmigen Stickstoff bildet, steigt der Druck näherungsweise um den gleichen Faktor. Dies führt in fast allen Fällen zu einem Druckzerknall des Systems mit den bekannten Folgen. Ein anschauliches Beispiel für diese Volumenausdehnung ist, dass 1 Milliliter flüssiger Stickstoff, nach dem Verdampfen einen Luftballon zum Platzen bringt. Dabei ist zu beachten, dass es ein Luftballon aus flexiblem Material besteht. Kupfer und Edelstahlrohre weiten sich unter Praxisbedingungen nicht auf diese Weise, sondern zerplatzen. Besonders gefährlich wird es, wenn tiefkalter Flüssig-Stickstoff mit Material in Kontakt kommt, das für diese tiefen Temperaturen nicht geeignet ist. Wenn dieses Bauteile (Rohrleitung, Vorratsbehälter) dann noch mit Druck beaufschlagt wird, kann das Material den Druck nicht mehr Aus diesem Grunde müssen am Arbeitsplatz verschiedene Informationen ausgehängt werden, die im Sinne der Arbeitssicherheit auch beherzigt werden sollten: ▪▪ Betriebsanweisung des Unternehmers ▪▪ Sicherheitsdatenblätter des Herstellers/ Lieferanten Ein Sicherheitsdatenblatt für flüssigen Stickstoff findet sich beispielsweise unter: http://www.airliquide.de/gasekatalog/sdb//089b__stickstoff_ fluessig_tiefkalt.pdf Weitere Informationen, auch über andere Gase, hält selbstverständlich auch die Homepage des Industriegaseverbandes e.V. für alle Interessierten bereit: http://www.industriegaseverband.de Fazit Flüssiger, tiefkalter Stickstoff hat weder gute noch schlechte Eigenschaften. Es kommt einzig darauf an, die Eigenschaften richtig zu nutzen. Daher bringt nur der sach- und fachgerechte Umgang mit diesem Stoff das gewünschte Ergebnis. ▶ ▶K ontakt Dipl.-Ing. Georg Schroeder Dipl.-Phys. Berit Franz Air Liquide Deutschland GmbH Düsseldorf Tel.: 0211/6699-0 Fax: 0211/6699-111 [email protected] www.airliquide.de Temperieren Kunststoffe kunststoffgerecht verarbeiten Werkzeugkonzept für innovative Temperierung Isolierte Formeinsätze reduzieren den Temperieraufwand, verbessern die Wirkung mit hoher Energieeffizienz und sind schnell im Prozess. Das Anguss-System optimiert die Scherung während der Füllung und ermöglicht so unter anderem optimale Oberflächen und einen geringen Verzug. Eine konsequente, mittige Zentrierung aller Einsätze, Formplatten und Formhälften zueinander ermöglicht eine hohe Genauigkeit. 22 Rudolf Hein, Geschäftsführender Gesellschafter des Konstruktionsbüros Hein und erster Vorsitzender Hannover Fabrik We“- Werkzeugkonzept mit isolierten Formeinsätzen bewährt. Thermoplaste Um Kunststoffe kunststoffgerecht verarbeiten zu können, wird idealerweise eine dem Zyklus angepasste Temperatur an der Formkonturoberfläche benötigt. Damit dieses gelingen kann, müssen je nach Anwendung z. B. Werkzeugeinsätze aus einem gehärteten Werkzeugstahl mit guten Wärmeleiteigenschaften konturnah temperiert werden. Das Werkzeugkonzept IsoWe entstand im Konstruktionsbüro Hein GmbH aus der Anforderung an isolierte Werkzeugkonzepte für eine zyklusabhängige Temperierung. Reagierende Formmassen Je höher die Anforderung an einen Kunststoff ist, umso anspruchsvoller muss er verarbeitet werden. Reagierende Formmassen (Gummi, Duroplaste) werden häufig aufgrund ihrer Reaktionszeit in Formen mit hoher Fachzahl auf einem hohen Temperaturniveau (160°C220°C) verarbeitet. Die äußeren Kavitäten haben in der Regel ein anderes Temperaturniveau als die inneren Kavitäten. So läuft auch die Vernetzung unterschiedlich ab und es kommt zu einer starken Streuung im Ergebnis. Hier haben sich Rundläuferlösungen mit jeweils einer Kavität und das „Iso- Für die Verarbeitung von Thermoplasten und thermoplastische Elastomeren ist die Formkonturoberflächentemperatur für die mögliche Bauteilqualität ebenfalls entscheidend. Bei der ersten Berührung der heißen Formmasse mit der Konturoberfläche des Werkzeuges beginnt der Erstarrungsvorgang. Ist die Temperatur zu niedrig, so läuft die Erstarrung zu schnell ab und es bilden sich über die Wandstärke z. B. Schichten unterschiedlicher Kristallisierung und Dichte, denn nachdem die äußerste Schicht erstarrt ist, hat sich damit auch ein Isolator gebildet, so dass der Rest der Wandstärke innen deutlich langsamer abkühlt. Somit wird auch der umgekehrte Ablauf der Temperatur an der Formoberfläche benötigt. Zu Beginn sollte die Formoberfläche eine hohe Temperatur aufweisen, damit der Erstarrungsvorgang langsam genug ablaufen kann, um über die Bauteilwandstärke ein möglichst gleichmäßiges Erstarren zu ermöglichen. Ist die erste Schicht an der Wandstärke des Kunststoffteiles erstarrt, kann bei einer zyklusabhängigen Temperierung die Werkzeugwand die von der Schmelze aufgenommene Wärme effektiv abführen. Hier kommen noch besonders gut wärmeleitende Werkzeugstähle und Sonderwerkstoffe ins Spiel, die diese Vorgehensweise mit mehr als doppelt so guter Wärmeleitfähigkeit wie der übliche 1.2343ESU unterstützen. So entsteht eine optimale Oberflächenqualität und ein homogenes Gefüge über die Wandstärke für höchste Belastungen. Das Konzept Reduziert man die Temperierung auf die Kavitäten mit ihren Einsätzen, Formkernen und Schiebern, so kann man relativ schnell und energieeffizient temperieren. Das ist ein wesentliches Merkmal für „IsoWe“ GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 521 Temperieren neben den weiteren qualitätssteigernden Innovationen des Werkzeugkonzeptes. Wie die folgenden Darstellungen zeigen, ist aber auch der gesamte Ablauf von der Konzeptidee bis in die Serie mit einigen wichtigen Merkmalen besonders zu beachten: Heute sollte die Phase der Produktentwicklung unbedingt die FEM-Berechnung und die Spritzgießsimulation unter Berücksichtigung einer definierten Werkzeugtemperierung beinhalten. Ebenso gehört dazu ein Werkzeugkonzept, um die Trennungen zu definieren und damit die erforderlichen Entformschrägen festzulegen. Jetzt fehlt nur noch die konstruktive Fertigstellung der 3D-Geometrie auf Mitte Toleranz und der Datensatz kann theoretisch über alle Fertigungsetappen bis zur Vermessung der Erstmuster gegen das gefertigte Kunststoffteil der Gleiche bleiben. Bei der derzeit leider noch sehr verbreiteten Vorgehensweise ohne diese Merkmale wird der Datensatz über alle Etappen des Fertigungsprozesses nach dem Prinzip Versuch und Irrtum angepasst, was enorme, aber meist nicht erfasste Kosten (siehe Abb. 2) nach sich zieht. In der Werkzeugherstellung sind in dem Werkzeugkonzept „IsoWe“ die Merkmale festgelegt, die als Grundlage für eine innovative Umsetzung in einem Spritzgießwerkzeug erforderlich sind. Damit auch später im Spritzgießprozess die gewünschte, vorher simulierte, Bauteilqualität erreicht werden kann, sind die durch die Spritzgießsimulation positionierten Drucksensoren nicht nur zur Festlegung des Umschaltpunktes für den Nachdruck nutzbar. So können auch die Schwankungen in den Materialchargen des Kunststoffgranulates weitestgehend kompensiert werden. Abb. 1: Isolierter Formeinsatz mit Zentrierelementen in der Schließseite Abb. 2: Darstellung Projektkosten 522 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Das individuelle Normalienprogramm Für die Definition der erforderlichen Normalie wird zur Zeit ein Internettool entwickelt, welches es dem Konstrukteur ermöglicht, anhand von Fragestellungen und entsprechenden Antworten über die Nestzahl, gewünschte Werkstoffe, Artikelgröße usw. die Normalie vorzudefinieren. Isolierte Formeinsätze eröffnen neue Temperiermöglichkeiten Bisher versuchte man das ganze Werkzeug so zu temperieren, dass sich ein stabiles Temperaturniveau über das gesamte Werkzeug einstellt. Das urheberrechtlich vom Konstruktionsbüro Hein geschützte Werkzeugkonzept IsoWe beschränkt sich auf die Temperierung der Formeinsätze und weitere konturgebenden Bauteile des Werkzeuges, die gegen das umgebende Werkzeug isoliert sind. Von der konventionellen Temperierung bis zur zyklusabhängigen Temperierung kann hier individuell komfortabel temperiert werden. Die Formeinsätze sind umlaufend mit Luft isoliert. Über eine Nut-Feder-Verbindung aus Stahl oder Keramik sind sie zentriert. Die Formeinsätze und der Formträger sind gegen das restliche Werkzeug über eine hochfeste Wärmedämmplatte isoliert. Die dargestellte Anwendung zeigt in der Praxis, dass man nicht nur mit einem Bruchteil des Energiebedarfes auf Prozesstemperatur ist, sondern man erreicht dieses Ziel bereits in 9 min bei „IsoWe“ statt in 30 min bei einem konventionellen Werkzeug. NIn Abbildung 3 sind jeweils die Aufheizphasen bei 75°C und bei 160°C mit Single / Durotherm Temperiergeräten gegenüber gestellt. So individuell die Anwendbarkeit ist: Was gleich bleibt, ist die thermische Isolierung gegen den Rest des Werkzeuges und die konsequent mittige Zentrierung, die eine hohe Genauigkeit für den gesamten Formaufbau ermöglicht. Sie ermöglicht, dass die Vorlauftemperatur des Formkernes entsprechend den Anforderungen geringer sein darf, als auf der Gesenkseite. Bedenkt man, wie schnell das Bauteil auf den Kern aufschwindet, so kann man sich vorstellen, wie wenig die Gesenkseite zum Energieaustrag der eingespritzten Kunststoffmasse beiträgt. Für eine hohe Standzeit und eine geringe Formdurchbiegung wurde ein passendes Auswerferplattensystem entworfen. Die innovative Gestaltung des Auswerferrahmens führt zu einer maximalen Abstützung der Formplatte und reduziert so jegliche Durchbiegung. Die häufige Gratbildung aufgrund von Durchbie- Temperieren spezieller Angusseinsatz für die Tunnelanbindung erstellt. Dieser wurde rheologisch optimiert und kombiniert den Stauboden mit einem sanften Übergang auf eine fast kreisrunde JuliDurch 2010 Anbindung am GIT Artikel. die spezielle Übergangskontur ergeben sich keine Messerkanten quer zur Fließrichtung und so ist bei Einhaltung des richtigen Angussdurchmessers die Scherung im Kunststoff so gering, wie hier nur möglich. In Kombination mit speziellen, gegen Abrasion hochbelastbaren, Stählen gibt es auch Lösungen für hochverstärkte Werkstoffe über 50 % GF. Abb. 3: Gegenüberstellung des Energieverbrauchs. IsoWe- Werkzeuge benötigen beim Aufheizen für die vorliegende Anwendung ein Zehntel bis ein Zwanzigstel der Energie. gungen im Werkzeug gehört somit der Vergangenheit an. Für den Kaltkanalbereich (Thermoplaste) und für andere Anwendungen (Duroplaste / Elastomere) wurde ein passendes Anguss-Sys- ▶ ▶K ontakt Rudolf Hein, Henrik Bertel Konstruktionsbüro Hein GmbH Neustadt bei Hannover Tel.: 05032/8000046 Fax: 05032/893798 [email protected] www.kb-hein.de tem erarbeitet. Der Kaltkanalverteilereinsatz verzichtet auf die mittlere Angusskralle, setzt dafür zwei außermittige Krallen und sieht zwingend einen „Totkanal“ für den „kalten Propfen“ vor. Im Anschluss daran wurde ein Tiefkältegeräte Leistungsstark! GFL Tiefkältegeräte werden unter Verwendung ausschließlich hochwertiger, streng geprüfter Materialien hergestellt, die speziell für Tiefsttemperaturen geeignet sind. Das GFL Tiefkältegeräte-Programm umfasst zwölf Tiefkühltruhen und sechs Tiefkühlschränke mit Kapazitäten von 30 bis 500 l Nutzrauminhalt, ausgestattet mit modernster Sicherheitstechnik. Temperaturbereiche: 0 °C bis -40 °C und -50 °C bis -85 °C. Alle Modelle arbeiten energiesparend und störungsfrei im Dauerbetrieb, sind wartungsfrei, tragen das CE-Zeichen und sind “GS”-geprüft. Praxisgerechte Zusatzeinrichtungen. Alternative Lösung für Labor-Profis : Die unterbaufähigen Tiefkühlschränke 6441 und 6481. Zur Einlagerung von Tiefkühlgut griffbereit direkt am Arbeitsplatz — integrierbar in eine Labor-Zeile. Nutzraumvolumen 96 Liter, 3 rollengelagerte Schubladen. Temperaturbereiche: von 0 bis -40 °C und von -50 bis -85 °C. Wasserbäder Schüttelwasserbäder Wasserdestillierapparate Inkubatoren Schüttelapparate GFL Gesellschaft für Labortechnik mbH · Schulze-Delitzsch-Straße 4 · 30938 Burgwedel / Deutschland Telefon +49 (0)5139 / 99 58 - 0 · Fax +49 (0)5139 / 99 58 21 · E-Mail: [email protected] · www.GFL.de GFL auf der ANALYTICA in München, 23. - 26. März 2010: Halle B1, Stand 231 / 330. GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 523 GFL auf der ACHEMA in Frankfurt, 15. - 19. 05. 2006, Halle 6.1 / Stand C17-C19 Temperieren Labil oder stabil? Axialchiralität im Fokus Eine chirale Biarylachse ist das charakteristische Strukturmerkmal vieler biologisch aktiver Naturstoffe und hocheffizienter Katalysatoren. Die Voraussetzungen für das Auftreten von Axialchiralität (= Atropisomerie) und einige der erfolgreichen Strategien zur atropselektiven Darstellung von Biarylen sind in 22 Dr. Matthias Breuning, Universität Würzburg Der Siegeszug axialchiraler Biarylverbindungen in der asymmetrischen Synthese begann vor etwas mehr als 30 Jahren, als Noyori und Mitarbeiter mit BINAP (1, Abb. 1) den Liganden der Wahl für enantioselektive Ru-katalysierte Hydrierungen entdeckten [1]. Heute gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl an exzellenten Katalysatoren (für zwei weitere Beispiele s. Abb. 1), deren Chiralitätstransfer auf den stereodiskriminierenden Eigenschaften eines axialchiralen Biarylbausteins basiert, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Auch axialchirale Biarylnaturstoffe, deren Anzahl ständig steigt – mittlerweile sind weit mehr als 1000 solcher Verbindungen bekannt –, stehen im Blickpunkt des Interesses, da sie häufig vielversprechende biologische Aktivitäten aufweisen, die nicht selten durch die chirale Biaryleinheit und der daraus resultierenden 3D-Struktur hervorgerufen werden [2]. Zwei prominente und zugleich sehr komplexe Vertreter dieser Klasse sind das Glycopeptid Vancomycin (4, Abb. 2), das in der Medizin als Antibiotikum eingesetzt wird, und das gegen ver- diesem Artikel zusammengefasst. schiedene Krebszelllinien cytotoxisch wirkende und mit gleich drei (Hetero)Biarylachsen ausgestattete Indolbisoxazol Diazonamid A (5). Voraussetzungen für Axialchiralität Da es sich bei Axialchiralität um eine Form von Konformationsisomerie handelt, die durch eine gehinderte Rotation um eine C,C-Einfachbindung zwischen zwei unsymmetrisch substituierten Aromatenbausteinen hervorgerufen wird, unterscheidet sie sich in einem Punkt markant von der ubiquitär vorkommenden Zentrochiralität [2,3]: Während stereogene Kohlenstoffatome im Normalfall als konfigurativ stabil angesehen werden können und eine Inversion der Konfiguration nur durch Bindungsbruch möglich ist, hängt die konfigurative Stabilität von Biarylverbindungen von der Höhe der Rotationsbarriere ab und ist somit variabel. In der Praxis werden alle Facetten an „konfigurativer Stabilität“ gefunden, die von labil (= achiral) über semistabil bis hin zu stabil reichen. So verliert z. B. das Naphthyltetrahydroisochinolin- Alkaloid Dioncophyllin E (6) eine eingebrachte Stereoinformation an der Achse bereits bei Raumtemperatur innerhalb von Stunden, während andere Biaryle wie 1–3 und Ancistrocladin (7) selbst bei höheren Temperaturen keiner signifikanten Atropisomerisierung unterliegen. Im Rahmen einer willkürlichen, aber nützlichen Definition spricht man dann von Axialchiralität, wenn die Halbwertszeit der Atropisomerisierung bei einer gegebenen Temperatur mindestens 1000 Sekunden (= 16.7 min) beträgt, was einer Rotationsbarriere von ΔG# = 93.5 kJ/mol bei 27 °C entspricht. Die konfigurative Stabilität von Biarylverbindungen wird von drei Hauptfaktoren dominiert, nämlich der Umgebungstemperatur, der Anzahl und dem sterischen Anspruch der Substituenten neben der Biarylachse und der Existenz, Länge und Rigidität einer Verbrückung zwischen den beiden Aromatenbausteinen [2,3]. Da die Temperatur die Energie vorgibt, die einem Biaryl zur Überwindung der Rotationsbarriere zur Verfügung steht, hat sie natürlich einen starken Einfluss auf das Auftreten von AxialchiraAbb. 1: Axialchirale Liganden und Katalysatoren 524 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Temperieren Abb. 2: Axialchirale Biarylnaturstoffe lität. Bei hinreichend niedrigen Temperaturen spalten selbst weniger gehinderte Biaryle in ihre Atropisomeren auf, während bei hohen Temperaturen auch anderweitig stabile Biaryle ihre Stereointegrität einbüßen können. Letzterer Punkt ist besonders im Umgang mit axialchiralen Biarylen zu beachten, damit keine ungewollte Racemisierung oder Diastereomerisierung eintritt. So handelt es sich bei dem M,M-konfigurierten Dimer Michellamin C (8), dessen innere Biarylachse nicht stereogen ist, nicht, wie zunächst angenommen, um einen Naturstoff, sondern lediglich um ein Artefakt, das bei der Isolierung aus den P,P- und P,M-konfigurierten Atropdiastereomeren von 8 entstand. Bei einer Rotation um die Biarylachse müssen die ortho-Substituenten im Übergangszustand aneinander vorbeigleiten. Daher bestimmt deren sterische Abstoßung, welche in etwa durch die van-der-Waals-Radii vorgegeben wird, sowie deren Anzahl maßgeblich die Höhe der Atropisomerisierungsbarriere. Als Daumenregel lässt sich für nicht-verbrückte Biaryle bei Raumtemperatur folgendes formulieren: Derivate mit vier ortho-Substituenten sind konfigurativ stabil; entsprechendes gilt auch für die überwiegende Anzahl an dreifach ortho-substituierten Verbindungen, allerdings kann bei kleinen Resten neben der Achse bereits eine langsame Rotation eintreten. Mit nur zwei ortho-Substituenten sind die Rotationsbarrieren meist so niedrig, dass allenfalls konfigurativ semistabile Atopiso- mere vorliegen; bei monosubstiuierten und orthounsubstituierten Biarylen ist normalerweise keine Axialchiralität zu beobachten. In verbrückten Biarylen sind die Atropisomerisierungsbarrieren stark von der Länge und Rigidität der Brücke abhängig. So senken verbrückende Fünf- oder Sechsringe (für ein Beispiel s. Lacton 27 in Abb. 4) die Rotationsbarriere meist drastisch ab, da auf Seiten der Brücke die sterische Abstoßung entfällt und zugleich eine zumindest partielle Einebnung des Systems erzwungen wird. Dies gilt ebenfalls für Systeme mit nur transient auftretende Brücken, wie sie z. B. in Biarylen mit ortho-Formyl- und ortho‘-Hydroxysubstituenten vorkommen, die im Gleichgewicht mit ihren cyclischen Lactolformen stehen. Im Gegensatz zu kurzen Brücken können längere mit drei oder mehr Atomen das Auftreten von Axialchiralität durch konformative Zwänge begünstigen. In Kombination mit anderen Stereoelementen in der Brücke kann so eine thermodynamisch getriebene Bildung nur eines Atropdiastereomers begünstigt sein, selbst wenn die Anzahl und Größe der ortho-Substituenten für eine rein kinetische Hemmung der Rotation bei weitem nicht ausreicht. Bekannte Beispiele hierfür sind Diazonamid A (5, zwei ortho-Substituenten) und Biphenomycin A (9, kein ortho-Substituent). Atropselektive Biarylsynthesen Zur atropselektiven Darstellung axialchiraler Biaryle gibt es einige sehr erfolgreiche, konzeptio- nell unterschiedliche Strategien [2,3], wobei den direkten asymmetrischen Kupplungen und den Verfahren, mit denen axialchirale Biaryle aus konfigurativ labilen Vorstufen generiert werden, besondere Bedeutung zukommt, wie die nachfolgenden Anwendungen belegen. Bei den direkten asymmetrischen Biarylkupplungen wird die Chiralität simultan mit dem Aufbau der Biarylachse eingebracht. Dabei wurden vor allem mit atrop-diastereoselektiven Methoden große Erfolge erzielt, in denen die Stereoinformation in einer (artifiziellen) chiralen Brücke zwischen den beiden zu kuppelnden Aromaten oder in einem chiralen ortho-Substituenten lokalisiert ist. Beide Ansätze sind in Abb. 3a/b anhand der stereochemischen Schlüsselschritte 10 => 11 und 13 + 14 => 15 der Totalsynthesen von (+)-Kotanin (12) nach Lin und Zhong [4] und von Interiotherin A (16) nach RajanBabu and Singidi [5] illustriert. Katalytische, atrop-enantioselektive oxidative und redox-neutrale Biarylkupplungen wurden erst in jüngerer Zeit entwickelt. Ein Beispiel hierfür ist die Dimerisierung des 2-Naphthols 17 zu 19 in Gegenwart eines chiralen Cu-Komplexes 18, die Kozlowski und Mitarbeitern im Zuge ihrer Synthese des Binaphthopyrons (–)-Nigeron (20) durchführten (Abb. 3c) [6]. Um aus konfigurativ labilen, prostereogenen Biarylen axialchirale Verbindungen zu erzeugen, muss deren Rotationsbarriere erhöht werden. Dies lässt sich beispielsweise durch Einführen GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 525 Temperieren eines weiteren ortho-Substituenten erreichen, wie kürzlich Miller et al. anhand der atrop-enantioselektiven Bromierung der Biphenyl-2-carbonsäuren 21 zu 22 in Gegenwart des tripeptidischen Katalysators 23 demonstrierten (Abb. 4a) [7]. Simple Ringschlussreaktionen eignen sich besonders zum atropselektiven Aufbau von verbrückten, sterisch jedoch nur wenig gehinderten Biarylen, in denen die Konfiguration an der Achse über die Vorzugskonformation des chiralen Makrocyclus vorgegeben ist. Diesen Ansatz nutzten unter anderem Nelson und Mitarbeiter in ihrer Totalsynthese des antimitotisch wirkenden Phenylpyrrollactams (–)-Rhazinilam (26, Abb. 4b), in der das konfigurativ labile Biaryl 24 durch Lactamisierung unter vollständiger Stereokontrolle in das axialchirale Intermediat 25 überführt wurde [8]. Im Gegensatz dazu basiert das von der Arbeitsgruppe um Bringmann entwickelte Lactonkonzept, das bereits viele Anwendungen in der Naturstoffsynthese fand, auf den labilisierenden Eigenschaften kurzkettiger Verbrückungen. So lassen sich Dibenzopyranone wie 27 zumeist hochgradig atropselektiv mit chiralen O-, N- und H-Nucleophilen in die wahlweise P- oder M-konfigurierten Biarylester, -amide oder -diole spalten. Abb. 4c zeigt beispielhaft die Reduktion von 27 mit Boran in Anwesendheit des CBS-Reagenzes 28, welche das ringoffene und damit konfigurativ stabile Biaryl 29, eine Vorstufe von Korpensamin 30, in 92 % de lieferte [9]. Abb. 3: Direkte asymmetrische Biarylkupplungen Fazit Aufbauend auf die genaue Kenntnis über die Voraussetzungen für das Auftreten von Atropisomerie wurde in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl an effizienten Methoden zur stereoselektiven Synthese axialchiraler Biarylverbindungen erarbeitet, die der ständig steigenden Bedeutung dieser Substanzklasse Rechnung tragen. Neben direkten C,C-Kupplungen chiral modifizierter Aromatenbausteine waren vor allem solche Verfahren erfolgreich, mit denen konfigurativ labile Biaryle atropselektiv in konfigurativ stabile überführt werden. Ein Hauptziel zukünftiger Forschungen dürfte im Ausbau katalytisch-enantioselektiver Kupplungsmethoden liegen. Literatur Abb. 4: Axialchirale Biaryle aus konfigurativ labilen Vorstufen [1]Miyashita, A. et al.: J. Am. Chem. Soc. 102, 7932 (1980) [2] Übersichtsartikel: Bringmann G. et al.: Chem. Rev., eingereicht [3] Übersichtsartikel: Bringmann G. et al.: Angew. Chem. 117, 5518 (2005) [4] Lin G.-Q. und Zhong, M.: Tetrahedron: Asymmetry 8, 1369 (1997) [5]Singidi R. R. und RajanBabu T. V.: Org. Lett. 10, 3351 (2008) [6] Kozlowski M. C. et al.: Adv. Synth. Cat. 349, 583 (2007) [7] Gustafson J. L. et al.: Science 328, 1251 (2010) [8] Liu Z. et al.: J. Am. Chem. Soc. 128, 10352 (2006) [9] Bringmann G. et al.: J. Org. Chem. 65, 2069 (2000) 526 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 ▶ ▶K ontakt PD Dr. Matthias Breuning Institut für Organische Chemie Universität Würzburg Tel: 0931/31-84761 [email protected] Qualitätskontrolle Zertifizierte Standards für die qNMR Quantitative 1H-NMR Spektrometrie auf die Spitze getrieben Quantitative Kernresonanzspektrometrie ist in den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren Instrument geworden, wenn es um die exakte Gehaltsbestimmung oder Quantifizierung von Verunreinigungen geht. Für die Quantifizierung mit 1H-qNMR wurde nun ein Set von neuen, zertifizierten Referenzmaterialien entwickelt. Die Präzision, welche durch optimiertes 22 Dr. Michael Weber, Manager R&D / Innovation Europa, Sigma-Aldrich Die Einführung der NMR Technik darf wohl als eine der Meilensteine in der chemischen Analytik bezeichnet werden. Sie hat die Strukturaufklärung von organischen Verbindungen revolutioniert. Durch mehrdimensionale NMR Techniken sind heute auch äusserst komplexe Strukturen in kurzer Zeit aufklärbar. Doch nebst den Vorzügen zur Strukturaufklärung besitzt die 1H-NMR Technik einen weiteren Vorteil: Bei richtig gewählten Geräteparametern ist die Intensität eines Protons immer dieselbe und völlig unabhängig von der Struktur der Verbindung. In anderen Worten: Die Signalfläche ist direkt proportional zur Anzahl der entsprechenden 1H-Kerne. Die 1H-qNMR ist somit eine relative Primärmethode [1]. Dadurch wird es möglich, ein Signal aus Substanz A (=Analyt) mit einem Signal aus Substanz R (=Referenz) zu vergleichen und die Menge an A direkt durch das Signal-Verhältnis zu Substanz R zu berechnen. Es ist nicht nötig, eine zu quantifizierende Verbindung in Reinform zu haben, wie dies für eine externe Kalibration oder eine Aufstockung zwingend ist. In Anbetracht der schier unendlichen Zahl von Organika ist dies ein entscheidender Vorteil. Zudem ist die 1H-qNMR nicht nur schnell, sondern kann auch bestechende Präzisionen liefern. Was man dazu nebst einem NMR-Gerät braucht, ist lediglich eine Analysenwaage und einen verlässlichen Standard als interne Referenz. Über Gehalt und Reinheit Sowohl im Deutschen wie auch im Englischen Sprachraum gibt es Unklarheiten im Umgang mit den Begriffen Gehalt und Reinheit. Der Gehalt (engl. content) repräsentiert den wirklichen (wahren) Gehalt einer Substanz, unabhängig da- Versuchs-Design möglich wird, ist bestechend. Abb. 1: Schematische Darstellung des akkreditierten Zertifizierungsprozesses mittels 1H-qNMR und unterstützenden Untersuchungen von mit welcher Methode analysiert wurde. Im Gegensatz dazu gibt es die sog. „chromatographische Reinheit“ (engl. purity), welche z.B. durch HPLC ermittelt wird. Diese chromatographische Reinheit kann sich aber vom wirklichen (wahren) Gehalt deutlich unterscheiden! So werden bei der chromatographischen Reinheitsbestimmung alle detektierbaren Verunreinigungen von 100 % abgezogen, und zwar über die entsprechenden Flächenprozente der Signale. Dass verschiedenartige Verbindungen aber völlig unterschiedliche Intensitäten erzeugen, wird dabei ausser Acht gelassen. Zudem werden Verunreinigungen, die im Detektor nicht ankommen oder dort nicht ansprechen, komplett negiert. Falsche bzw. meist zu hohe Reinheiten sind die Folge. Befinden sich z.B. 10 % anorganisches Salz oder Restlösungsmittel in einer sonst reinen organischen Substanz, liefert die chromatographische Methode eine Reinheit von 100 %, der tatsächliche Gehalt liegt aber bei nur 90 %. Vorteile von qNMR Mittels qNMR gelangt man direkt zum wirklichen (wahren) Gehalt, da er auf der direkten Einwaage gegen eine bekannte (zertifizierte) Reinsubstanz basiert. Und bei der Einwaage GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 527 www.goodfellow.com Qualitätskontrolle Für reine Metalle, Legierungen, Keramiken oder Polymere für Entwicklung und Industrie, schauen Sie auf Goodfellow’s Webseite. POWERFUL & EINFACH ZU BENUTZEN Die richtigen Produkte zu finden ist einfach, klicken Sie den Artikel an und begeben Sie sich zum Checkout, (oder kaufen Sie weiter ein) mit der Gewissheit, dass Ihre Transaktion gesichert ist. KEEP UP-TO-DATE UNVERZÜGLICH Alle unsere Produkte und deren Spezifikationen sind on-line, alles nur mit einem Mausklick. Goodfellow GmbH Postfach 13 43 D-61213 Bad Nauheim Tel : 0800 1000 579 Fax : 0800 1000 580 Email : [email protected] METALLE, LEGIERUNGEN, KERAMIKEN UND POLYMERE FÜR ENTWICKLUNG UND INDUSTRIE. 528 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Abb. 2: Ausgewählte Referenzsubstanzen für die 1H-qNMR mit unterschiedlichen Löslichkeiten und Signalmustern (Lösungsmittelsignale wurden zur Vereinfachung entfernt) werden alle Verunreinigungen mitgewogen, egal ob diese im NMR detektiert werden können oder nicht. Es geht also nichts verloren bei dieser Methode. Eine zweite, wichtige Eigenschaft der qNMR Methode ist der oben beschriebene Umstand, dass der Bezug einer Substanz auf eine völlig andere Substanz (=Referenz) möglich ist – sofern diese sich als Referenz eignet (s. weiter unten). Dieser Bezug wird auch als Rückführbarkeit (engl. traceability) bezeichnet und ist insbesondere im regulierten Umfeld von höchster Wichtigkeit. Durch die qNMR Spektrometrie kann also eine direkte Rückführbarkeit auf international anerkannte Referenzen erzielt werden, so z.B. auf Referenzmaterialien vom National Institute of Standards and Technology NIST. Akkreditierung für qNMR Im Sommer 2009 wurde bei der Sigma-Aldrich Schweiz ein 600 MHz Bruker Avance-III NMR Spektrometer installiert. Gleich daneben entstand ein Wägeraum mit Ultramikrowaagen von Mettler-Toledo mit Ablesbarkeiten von 100 Nanogramm. Zahlreiche Experimente wurden durchgeführt, um die Geräte wie auch das experimentelle Set-up und die Auswertung von quantitativen 1HNMR Messungen zu optimieren. Und die Ergebnisse sind erstaunlich: Wiederholbarkeiten von wenigen Promille sind möglich, unter optimalen Bedingungen sogar von deutlich unter einem Promille. Die Methode liefert also nicht nur glaubhafte Gehaltsangaben, sondern auch kleine Messunsicherheiten [2]. Im Herbst 2009 erhielt die Sigma-Aldrich Schweiz schliesslich das höchste Gütesiegel betreffend Qualität und Vertrauen: die Doppel-Akkreditierung gemäss ISO/IEC 17025 und ISO Guide 34. Dadurch ist die Sigma-Aldrich Schweiz offiziell anerkannter Hersteller von organischen Referenzmaterialien, welche mit 1H-qNMR zertifiziert werden. Unter dem Markennamen Fluka werden zahlreiche organische Referenzmaterialien entwickelt, welche z.B. zur Kalibration für die HPLC Qualitätskontrolle Abb. 3: NMR-Gerät oder GC dienen. Dadurch werden für die Chromatographie neue, verlässliche Standards verfügbar. Die Produktgruppe wird unter dem TraceCERT Label vertrieben, welches stellvertretend steht für rückführbare (traceable) und zertifizierte (certified) Referenzmaterialien. Zertifizierung mit qNMR Für die Zertifizierung einer Referenzsubstanz spielen nebst der Gehaltsbestimmung noch weitere Einflussgrössen eine Rolle (s. Abb.1). Vor der Zertifizierung muss ein Vortest zeigen, dass Probe, Referenz und Lösungsmittel über einen bestimmten Zeitraum nicht miteinander reagieren. Die gewählten NMRSignale zur Quantifizierung dürfen nicht überlagern und müssen ungestört sein. Der Zertifizierungs-Kandidat wird deshalb vorab mittels 2D H-H-COSY NMR auf Verunreinigungen untersucht, wodurch Verunreinigungen von deutlich unter 0,1 % erkannt werden können. Ferner muss die Homogenität des Materials geprüft werden, was insbesondere bei der Einwaage von kleinen Feststoff-Mengen relevant ist. Hierzu wird eine Mess-Serie von 10 Proben mittels qNMR durchgeführt, und die Ergebnisse werden entsprechend in die Gehaltsunsicherheit eingerechnet. Schliesslich wird auch ein Beitrag der Signalintegration für die Unsicherheit berücksichtigt, denn je nach Person können bei der Integral-Auswertung minimalste Unterschiede auftreten. Nebst der präzisen Bestimmung des Gehaltes und der Berechnung der Unsicherheit muss für ein zertifiziertes Referenzmaterial auch die Kurz- und Langzeitstabilität untersucht werden. Schliesslich muss die Richtigkeit der Angaben auch beim Kunden noch garantiert sein. Dazu werden Proben bei Raumtemperatur und bei erhöhter Temperatur gelagert und nach bestimmten Zeitintervallen auf Veränderungen im Gehalt geprüft. Schliesslich werden alle Einflussgrössen und Unsicherheitsbeiträge gemäss metrologischen Richtlinien kombiniert und im Zertifikat entsprechend ausgewiesen [2]. Da nicht alle Kunden ein Referenzmaterial für denselben Zweck verwenden, werden mit den neuen TraceCERT Standards auch noch weitere Analysen durchgeführt. Diese Ergebnisse sind ebenfalls im Zertifikat aufgeführt, auch wenn sie keine zertifizierten Werte darstellen. Die 20 natürlichen Aminosäuren sind die erste Produktgruppe, die nach diesem neuen Prinzip zertifiziert wurden [3]. Die meisten dieser Verbindungen konnten mit Gehaltsunsicherheiten von ca. 0,2 % zertifiziert werden. Parallel dazu wurden die ersten Referenzsubstanzen für die 1H-qNMR entwickelt, wobei hier teilweise sogar erweiterte GehaltsUnsicherheiten von unter einem Promille erreicht wurden. Die Zertifikate sind einsehbar unter: www. sigma-aldrich.com/organiccrm. lichst stabil bzw. unreaktiv sein, um Reaktionen mit der Probe oder gar dem Lösungsmittel zu verhindern. Für die Tauglichkeit als qNMR Referenz spielen ferner Löslichkeit, Signalbild und chemische Verschiebung eine zentrale Rolle: Die Referenzsubstanz sollte möglichst wenig Signale haben, um mögliche Überlagerungen mit Probensignalen zu minimieren. Je weniger Signale eine interne Referenz hat, desto breiter ist ihr Anwendungsbereich. Die gewünschte chemische Verschiebung der Referenzsignale hängt hingegen ganz von der Problemstellung ab, sprich von den Signalen der Probe: Verschiedene Proben brauchen verschiedene Referenzen. Oft spielt auch das Verhältnis der Anzahl Protonen zur Molmasse der Referenzsubstanz eine Rolle. So würde eine qNMR Referenz mit kleiner Molmasse und gleichzeitig vielen isochronen Protonen (also z.B. 27 1H-Kerne durch drei t-Butyl-Gruppen) zu sehr kleinen Einwaage-Mengen der Referenz führen. Hat man nur wenig Probensubstanz, und möchte man die Intensitäten von Probe und Referenz halbwegs vergleichbar halten, wäre eine solche Referenz ungeeignet. Als weitere Kriterien kommen schliesslich noch Verfügbarkeit, Preis und Toxizität der Verbindungen hinzu. Alles in allem kann man sagen, dass nur wenige Substanzen eine optimale Wahl als qNMR Referenz darstellen (s. Abb. 2). Im analytischen Routinebetrieb sind qNMR Messungen aus zeitlichen Gründen natürlich nicht mit diesem Aufwand durchführbar, hier wird oft auch nicht eine derart hohe Genauigkeit gefragt. Unter Einhaltung einiger Grundregeln und mit einer guten Waage sind aber routinemässige 1H NMR-Quantifizierungen mit 1 % Messunsicherheit durchaus möglich. Um die Beiträge der internen Referenz möglichst klein zu halten, wurden die neuen Referenz-Standards für die qNMR unter optimalen Bedingungen zertifiziert, sodass deren Unsicherheiten von ca. 0,1 % in der Gesamtbetrachtung nicht ins Gewicht fallen dürfte. Literatur [1] Malz F. und Jancke H.: J. Pharm. Biomed. Anal. 38, p 813–823 (2005) [2] Eurachem/CITAC Guide, 2nd Ed. (2000): Quantifying uncertainty in analytical measurement [3] Analytix No. 3 (2010): New generation of organic CRM, p 4-6. ▶ ▶K ontakt Dr. Michael Weber Dr. Christine Hellriegel Sigma-Aldrich, R&D Buchs, Schweiz Tel.: +41 81 7552511 Fax: +41 81 7552815 [email protected] [email protected] Auswahl von qNMR Referenzsubstanzen Als Referenzsubstanz eigen sich auf den ersten Blick sehr viele organische Verbindungen. Bei näherem Hinsehen ergeben sich aber zahlreiche Einschränkungen. Nebst möglichst hoher Reinheit dürfen qNMR Referenzsubstanzen weder hygroskopisch noch flüchtig sein, denn eine hochpräzise Einwaage von Probe und Referenz ist zwingend für gute Ergebnisse. Restwasser ist strikt zu vermeiden, da dies in 1H-NMR Spektren zu unkontrollierbaren Basislinieneffekten führen kann und Integrationsfehler die Folge sind. Referenzen für qNMR sollten chemisch mög- solid AA® Direkte Feststoff-AAS Vollautomatische und direkte Feststoffanalyse "OBMZTFEFSVOWFSGºMTDIUFO 0SJHJOBMQSPCFO ,FJO[FJUBVGXºOEJHFS 1SPCFOBVGTDIMVTT .JLSPNFOHFO.FUIPEF XXXBOBMZUJLKFOBEF]XXXTPMJEBBEF GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 529 Chromatographie Speziationsanalytik Ein wertvolles Werkzeug im Dienste des Verbraucherschutzes 22 Prof. Dr. Uwe Karst, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster 22 Dr. Michael Sperling, European Virtual Institute for Speciation Analysis In unserer immer komplexer werdenden Welt werden aussagekräftige Informationen benötigt, die es nicht nur Wissenschaftlern sondern auch dem aufgeklärten Verbraucher erlauben, notwendige Entscheidungen zu treffen. So werden dem Bürger beispielsweise Nachrichten über die Gefährlichkeit von Arsen in Wasser und Nahrungsmitteln wie z. B. Reis im Zusammenhang mit einem erhöhten Krebsrisiko vermittelt. In anderen Meldungen vernimmt er jedoch, dass hohe Konzentrationen von Arsen in Meeresfrüchten völlig unbedenklich seien oder Arsen nun als Chemotherapeutikum gegen Blutkrebs eingesetzt wird. Oder er hört über die Erfordernis der zunehmenden Regulierung von giftigem (sechswertigem) Chrom (z. B. in Leder, Zement, Elektronik oder Automobilen) und bekommt dann „Chrom“ im Supermarkt als Nahrungsmittelergänzung angeboten. Der Verbraucher wird aufgrund der zu hohen Quecksilberbelastung vor dem Genuss von einigen beliebten Fischarten, wie z. B. Thun- oder Schwertfisch gewarnt und muss dann erfahren, dass Quecksilber dem Impfstoff für die „Schweinegrippe“ zugefügt wurde, 530 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Die analytische Chemie spielt eine wichtige Rolle in unserer modernen Gesellschaft als eine nicht zu unterschätzende Triebkraft für Fortschritte in Technik, Medizin, Toxikologie und Pharmazie sowie den Ernährungswissenschaften und Umweltwissenschaften. Dabei muss sich die analytische Chemie den veränderten Fragestellungen anpassen, wenn sie nicht Gefahr laufen will, an Bedeutung für die anderen Wissenschaften zu verlieren. aber im Fall des Impfstoffes „keinerlei“ Gefahr für seine Gesundheit darstellen soll. Solche und ähnliche Nachrichten sind bestenfalls „verwirrend“ und verdeutlichen den mangelnden Wert von elementbezogenen Informationen und damit auch den eingeschränkten Wert der Spurenelementanalytik selbst. In zunehmendem Maße wird klar, dass die historisch bedingte Einteilung der analytischen Chemie in die sog. „Anorganische“ und „Organische“ Analytik bei der Beantwortung heute relevanter Fragestellungen hinderlich ist. Dies gilt besonders für den Bereich der Spurenele- mente. Wurden bis vor 20 Jahren die Spurenelemente meist in Gestalt der Schwermetalle als potentielle Bedrohung für die Gesundheit diskutiert, so wird heute im wesentlichen die wichtige Rolle der Spurenelemente für jegliches Leben untersucht. Dabei ist zunehmend verstanden worden, dass die Information über die Konzentration von Elementspuren nicht die notwendige Information liefern, die benötigt werden um die Frage nach der biologischen Funktion zu erklären. Dies ist nicht weiter verwunderlich, hängen doch alle physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften von Stoffen nicht primär Chromatographie Abb. 1: Verteilung verschiedener Quecksilberspezies in den unterschiedlichen Blutkompartimenten Abb. 2: Strukturen der hier verwendeten Chelatoren von deren Elementzusammensetzung, sondern von der jeweiligen chemischen Verbindung und seiner Struktur ab. Dieser Erkenntnis trägt die Speziationsanalytik Rechnung, die nicht primär die Elemente und hier insbesondere die Metalle untersucht, sondern die Bindungsformen und Oxidationszustände (Spezies), in denen die Elemente vorliegen. Im Bereich der Rolle der Metalle für das Leben wurde mit der „Metallomics“ sogar ein neuer Forschungsbereich etabliert, der sich bereits in einer eigenen wissenschaftlichen Zeitschrift dieses Namens widerspiegelt. Dieser neue Wissenschaftsbereich umfasst so unterschiedliche Themen wie die Bindung von Metallen in Pflanzen, die Untersuchung der Rolle von Metallen und Metalloiden in Körperflüssigkeiten, das Studium von Nahrungsergänzungsmitteln im Körper oder die Wechselwirkung von Pharmazeutika mit der lebenden Zelle. Der „ganzheitliche“ Ansatz der neuen Wissenschaft, der sich in dem Wortteil „omics“ ausdrückt, verlangt dabei nach interdisziplinärer Zusammenarbeit unterschiedlicher Wissenschaften und nach Werkzeugen mit hohem Informationswert, wie sie die Methoden der Speziationsanalytik darstellen. Während der letzten 20 Jahre hat die „Speziesanalytik“ bedeutende Fortschritte gemacht, die im instrumentellen Bereich im Wesentlichen von der Entwicklung der Massenspektrometrie vorangetrieben wurden. Dabei benötigt die Speziesanalytik niedrige Nachweisgrenzen in Kombination mit einer hohen Selektivität, wie sie zumeist nur von gekoppelten Techniken zur Verfügung gestellt werden. Um keinerlei Kompromisse bezüglich der analytischen Kenndaten eingehen zu müssen, wird für die Speziesanalytik dabei häufig eine chromatographische Trenntechnik mit einer massenspektrometrischen Detektionstechnik kombiniert. Im Bereich der Lebenswissenschaften ist es daneben notwendig, möglichst nahe an realen physiologischen Bedingungen arbeiten zu können, welche besonders in der flüssigen Phase, aber weniger in der Gasphase realisiert werden können. Es kommen daher besonders die Techniken der Flüssigchromatographie und der Elektrophorese als Trenntechniken zum Einsatz. Im Bereich der Detektionsmethoden haben sich in den letzten Jahren besonders die Induktiv gekoppelte Plasmamassenspektrometrie (ICP-MS) und die ElektrosprayMassenspektrometrie (ESI-MS) bewährt. Beide werden häufig komplementär eingesetzt, denn die ICP-MS erlaubt die Quantifizierung von unbekannten Spezies ohne Verwendung von Speziesstandards, während die ESI-MS die Identifizierung unbekannter Spezies zulässt. Daneben führt die Kopplung der HPLC mit der ICP-MS zu einer Reduktion der komplexen Chromatogramme zu sogenannten „Elementogrammen“, wel- che es sehr einfach machen, die interessanten Elementspezies gezielt aufzusuchen, besonders wenn für beide Detektionstechniken die gleiche Trennmethode verwendet werden oder sogar beide Detektionstechniken an ein und demselben Chromatographiesystem parallel betrieben werden. Dieser komplementärer Einsatz von „atomarer“ und „molekularer“ Massenspektrometrie ist ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit, historisch gewachsene Hemmnisse, welche zur Kompartimentierung der analytischen Chemie in die Bereiche „Anorganische Analytik“ (ICP-MS) und „Organische Analytik“ (ESI-MS) geführt haben, zugunsten einer ganzheitlichen Analytik mit verbessertem Informationswert aufzugeben. An einem Beispiel soll im Rahmen dieses Beitrages kurz die Art der Information skizziert werden, wie sie von der Speziesanalytik bereitgestellt wird. Wechselwirkung von Quecksilberverbindungen mit Proteinen Quecksilberverbindungen gehören zu den stärksten Neurotoxinen, die wir kennen. Die wichtigsten Belastungsquellen des Menschen für Quecksilber sind die Nahrung, und hier insbesondere Meeresfrüchte als Quelle für Methylquecksilber, Zahnimplantate aus Amalgam als Quelle für anorganisches Quecksilber, und Impfstoffe, denen Thiomersal (Ethylquecksilber-thiosalicylat, in der USA auch als Thimerosal bekannt) als Konservierungsmittel und Adjuvans zugesetzt wurde als Quelle für Ethylquecksilber. Daneben werden Quecksilberpräparate wie „Mercurochrom“ immer noch in einigen Ländern für die Oberflächendesinfektion von verletzten Hautpartien eingesetzt. Für die Aufklärung der toxischen Wirkung von Quecksilberverbindungen und seiner GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 531 Chromatographie Summenformel m/z berechnet m/z gefunden Abweichung [ppm] (DSMSA-Hg)2 C8H8Hg2O8S4 762,8431 762,8391 -5,23 NAC-Hg-NAC C10H16Hg1N2O6S2 525,0072 525,0094 4,06 C5H8Hg1O4S2 Addukt Addukte mit HgCL2 Addukte mit MeHg DMSA-MeHg 396,9487 396,9485 -0,38 DMSA-(MeHg)2 C9H10Hg2O4S2 612,9349 612,9356 1,14 NAC-MeHg 378,0082 378,0069 -3,60 C6H10Hg1N1O3S1 Tab. 1: Addukte von Quecksilberspezies mit Chelatoren und NAC nachgewiesen werden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Chelatoren DMSA und NAC einen ausgeprägten Einfluss auf die Veränderung der Verteilung von Methylquecksilber über die Blutkomponenten zeigen, während der Einfluss von BAL geringer ausfällt (siehe Abb. 3). Solche in-vitro-Experimente können sicherlich nicht direkt auf die in-vivo-Situation übertragen werden, sie können aber zum Verständnis der Mechanismen beitragen und damit zu einer Verbesserung der therapeutischen Ansätze führen. Solche und ähnliche Fragestellungen werden im Bereich der „Metallomics“ bearbeitet und werden im kommenden Jahr auf einer interdisziplinären Fachkonferenz, der Metallomics 2011 [2], in Münster mit etwa 300 internationalen Experten diskutiert werden. Abb. 3: Einfluss von Chelatoren auf die Verteilung von Methylquecksilber über die Blutbestandteile Metaboliten ist es erforderlich, die Wechselwirkung dieser Verbindungen mit Blutkomponenten zu untersuchen, um Transportwege zu Zielorganen (Gehirn), Ausscheidungswege (z. B. über die Nieren) und Überwindung von Barrieren (z. B. der Blut/Hirn Schranke) aufzuklären. Dabei können erste Erkenntnisse durch speziesanalytische in vitro-Experimente gewonnen werden. Durch Inkubieren von menschlichem Blut mit den entsprechenden Quecksilberverbindungen und Abtrennen der verschiedenen Blutkompartimente lässt sich mittels einfacher Spurenelementbestimmung (z. B. durch die induktiv gekoppelte Plasma-Atomemissionsspektrometrie ICP-AES) nachweisen, mit welchen Blutbestandteilen die unterschiedlichen Quecksilberverbindungen wechselwirken. Dabei zeigt sich (siehe Abb.1), dass sich der größte Teil des Quecksilbers an den roten Blutkörperchen gebunden wiederfindet und ein weiterer Teil sich im Plasma wiederfindet, während der Anteil, welcher mit Plasmaproteinen wechselwirkt gering ist und 1 % nur im Fall des anorganischen Quecksilbers übersteigt. Soll der mobile Anteil des Quecksilbers, der über die Niere ausgeschieden werden kann, für 532 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 eine Entgiftung erhöht werden, so müssen Bindungspartner für das Quecksilber angeboten werden, die die Verteilung zugunsten der Plasmaanteile erhöhen (Chelattherapie). Wegen der Affinität des Quecksilbers zu Schwefel kommen dafür insbesondere Verbindungen mit Thiolgruppen in Frage. Mittels ESI-MS kann die Wechselwirkung dieser Thiole mit verschiedenen Quecksilberspezies untersucht werden. Typischer Vertreter solcher Gegengifte oder Chelatoren sind das British Anti-Lewisite (BAL), das N-Acetylcystein (NAC) und die Dimercaptobernsteinsäure (DMSA) (siehe Abb.2). Durch einfache in-vitro-Experimente mit Plasmasurrogatlösungen [1], zu welchen sowohl Quecksilberspezies als auch Chelatoren zu dosiert wurden, konnten folgende Addukte mittels ihrer durch Elektrospray-Flugzeitmassenspektrometrie ermittelten exakten Massen nachgewiesen werden: Während keine Addukte von Quecksilberspezies mit BAL gefunden wurden, konnten sowohl Addukte von anorganischen Quecksilber als auch von Methylquecksilber-spezies mit DMSA Literatur [1] Trümpler S. et al.: Sascha Nowak, Björn Meermann, Gerhard A. Wiesmüller, Wolfgang Buscher, Michael Sperling, Uwe Karst, Anal. Bioanal. Chem., 395 1229–1935 (2009) [2] www.metallomics2011.org ▶ ▶K ontakt Dr. Michael Sperling European Virtual Institute for Speciation Analysis Westfälische Wilhelms-Universität Münster Tel.: 0251/980-2680 [email protected] www.speciation.net Prof. Uwe Karst Institut für Anorganische und Analytische Chemie Westfälische Wilhelms-Universität Münster Tel.: 0251/83-33141 [email protected] Pharma Biopharmazeutika der nächsten Generation Kooperationsforum präsentiert Spitzentechnologien für neue Therapeutika Biotechnologisch hergestellte Arzneimittel sind ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Therapien: hoch wirksam und spezifisch binden sie an krankheitsrelevante Zielmoleküle oder ersetzen lebensnotwendige Proteine. Damit ermöglichen sie entscheidende Fortschritte bei der Behandlung schwerer Erkrankungen, wie Diabetes, Krebs, Multiple Sklerosis oder Rheumatoide Arthritis. Der Einsatz neuer Technologien macht die nächste Generation biologischer Wirkstoffe noch spezifischer, wirksamer und besser. Strategien und Technologien für die Entwicklung, Optimierung und Produktion 22 Dr. Borris Haupt, Bayern Innovativ 22 Dr. Matthias Konrad, Bayern Innovativ diskutierten 270 Experten beim Kooperationsforum „Biopharmaceuticals“ im Kloster Benediktbeuern. Erzielung neuer Molekülstrukturen, zur Optimierung biopharmazeutischer Arzneimittel und zur Verringerung der Produktionskosten standen dabei im Vordergrund. Wirkstoffen profitiert. Die frühzeitige Verknüpfung von molekularer Diagnostik und Therapie ist entscheidend und wird bei Roche durch die Geschäftseinheiten Pharma und Diagnostik realisiert. Ziel ist, dass künftig jede neue Wirkstoffentwicklung eine tragfähige Biomarkerstrategie integriert. Dabei umfasst das Entwicklungsportfolio neben neuen monoklonalen Antikörpern zunehmend auch neuartige Moleküle, wie bispezifische Antikörper oder alternative biologische Strukturen. Seit der Übernahme von Genentech verfolgen zwei eigenständige Organisationen in frühen Entwicklungsphasen unterschiedliche Lösungsansätze und fördern den internen Wettbewerb der Ideen: pRED (Pharma Research Early Development) und gRED (bei Genentech). Vor Eintritt in fortgeschrittene Entwicklungsstadien wird dann entschieden, welcher Projektansatz bis zur endgültigen Umsetzung verfolgt wird. Jedes vierte neu zugelassene Medikament ist bereits ein Biopharmazeutikum. Deren Umsatz betrug 2009 mit 4,7 Mrd. € 16 % des gesamten deutschen Pharmamarktes (Quelle: vfa bio). Der Umsatz ist im letzten Jahr um 5 % zum Vorjahr gestiegen. Auch künftig sind weitere Zuwachsraten zu erwarten: knapp 500 potenzielle Kandidaten befinden sich derzeitig in der klinischen Prüfung. Vor diesem Hintergrund konzipierte und organisierte Bayern Innovativ zum zweiten Mal das Kooperationsforum „Biopharmaceuticals“. Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit wirkte Roche erneut als strategischer Partner mit. Des Weiteren war der Cluster Biotechnologie Bayern eingebunden. 270 Teilnehmer aus neun Ländern und 27 Aussteller kamen am 18. Mai 2010 nach Benediktbeuern im Voralpenland, um über aktuelle Forschungsergebnisse und neueste Entwicklungen zu diskutieren. Innovative Technologien zur „Personalisierte Medizin ist der Weg der Zukunft“, betonte Dr. Ralf Schumacher, Head of Biologics Research bei Roche in Penzberg. Rund zwei Drittel des Umsatzes werden bei Roche bereits mit Biopharmazeutika generiert, dabei wird auf gezielte und frühe Diversifizierung gesetzt. Durch umfassendes Verständnis möglicher Krankheitstargets, neuartiger Molekülstrukturen und Wirkmechanismen sowie eine passende Biomarkerstrategie gilt es frühzeitig zu erkennen, welche Patientengruppe von einer Behandlung mit den innovativen und hoch spezifischen Abb. 1: Dr. Ralf Schumacher, Head of Biologics Research Roche Penzberg, hielt den Eröffnungsvortrag, wobei auf Strategien der Biologics- Erforschung und Entwicklung bei Roche einge gangen wurde. Abb. 2: 270 Teilnehmer aus neun Ländern kamen nach Benediktbeuern. Der Allianzsaal im Zentrum für Umwelt und Kultur des Klosters Benediktbeuern war voll besetzt. Frühzeitige Diversifizierung und inte grierte Biomarkerstrategien GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 533 Pharma Neue Antikörper und alternative Wirkstoffstrukturen Monoklonale Antikörper sind derzeitig die „Gewinner der Biotech-Szene“, wie Dr. Frank Mathias, Vorsitzender vfa bio, anhand von Branchendaten dokumentierte. Nach dem aktuellen Report hat sich der Umsatz mit monoklonalen Antikörpern seit 2004 fast verfünffacht. Antikörper können darüber hinaus durch gezieltes Protein-Engineering weiterentwickelt werden. Forschungsanstrengungen konzentrieren sich beispielsweise auf die Entwicklung multifunktionaler Antikörper oder das Design verkürzter Antikörper bzw. Antikörperfragmente. Bispezifische Antikörper, wie sie die Firma Micromet entwickelt, binden beispielsweise gleichzeitig Rezeptorzelle (Krebszelle) und Immunzelle (T-Zelle). Durch die spezifische Bindung wird der programmierte Zelltod (Apoptose) der Rezeptorzelle eingeleitet sowie Zytokine freigesetzt – für eine noch effizientere und umfassendere Eliminierung der Krebszellen. Kooperationen mit Pharmaunternehmen wie SanofiAventis, Bayer Schering oder Merck Serono, sind ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells des Biotech-Unternehmens. Neben Antikörpern spielen neuartige Molekülstrukturen („scaffolds“) eine wachsende Rolle. Hierzu zählen u. a. Ankyrine; dies sind „Repeat“Moleküle, modular aufgebaute und sich wiederholende Strukturen, für hoch spezifische ProteinProtein-Wechselwirkungen. Mit der DARPin (Designed Ankyrin Repeat Protein)-Technologie, die an der Universität Zürich entwickelt und von der Molecular Partners in der Schweiz vorangetrieben wird, lassen sich Wirkstoffe schnell und effizient designen und kostengünstig in Bakterien herstellen. Die Entwicklungszeit für ein Leadmolekül beträgt lediglich ein Jahr. DARPin-Moleküle haben zudem Vorteile hinsichtlich Stabilität, Löslichkeit und Wirkstoffformulierung. Abb. 4: Halozyme entwickelt neue Verfahren für alternative Administrationswege biologischer Wirkstoffe. Dr. Haller ist Vice President of Alliance Management und Head, Drug Delivery Franchise bei Halozyme Therapeutics in San Diego, USA. Innovative Technologien für verbes serte Wirkstoffeigenschaften und neue Darreichungsformen Viele biologische Wirkstoffe weisen Plasma-Halbwertszeiten von nur wenigen Stunden auf. Da es sich häufig um kleine Moleküle handelt, mit Größen kleiner 70 kDa, werden sie rasch über die Nieren ausgeschieden. Die Verweildauer biologischer Wirkstoffe im Körper kann jedoch durch Vergrößerung des Molekülvolumens und eine damit verzögerte Ausscheidung über die Niere verlängert werden – Medikamente müssen dann seltener verabreicht werden. Zwei Methoden dazu standen im Vordergrund des Forums: die von Prof. Dr. Arne Skerra an der Technische Universität München entwickelte Methode der PASylierung, die in dem Spin-off Unternehmen XL-protein weiterentwickelt wird, sowie die HESylation-Technologie der Fresenius Kabi aus Friedberg im Taunus. Abb. 3: In der Ausstellung wurden u.a. neue Zellkulturplattformen als Bestandteil einer Produktionslösung für den mittleren Maßstab gezeigt. 534 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Pharma Abb. 5: Prof. Dr. Josef Nassauer, Geschäftsführer der Bayern Innovativ GmbH, im Gespräch mit Dr. Frank Mathias, Vorsitzender vfa bio/Vorstandsvorsitzender MediGene AG und Dr. Sabine Sydow, vfa bio; im Hintergrund Gabriel von Lengyel-Konopi und Dr. Matthias Konrad. Bei der PASylierung wird ein Fusionsprotein aus dem therapeutischen Protein und einem aus den Aminosäuren Prolin, Alanin und Serin aufgebauten Polypeptid exprimiert. Der Vorteil gegenüber anderen Methoden ist, dass keine zusätzlichen Arbeits- und Aufreinigungsschritte erforderlich sind. Bei dem Verfahren der HESylierung wird Hydroxyethylstärke (HES) aus Mais verwendet; ein Biopolymer das aufgrund seiner geringen Wechselwirkung mit biologischen Prozessen im menschlichen Organismus gut geeignet ist, da es kaum unerwünschte Immunreaktionen auslöst. Fortschritte für den Patienten ergeben sich ebenfalls über Neuentwicklungen wie etwa vereinfachte Darreichungsformen für biologische Wirkstoffe. Dr. Michael Haller von Halozyme aus San Diego, USA, zeigte eine auf dem Enzym Hyaluronidase basierende Technologie, die künftig auch eine subkutane Darreichung biologischer Wirkstoffe ermöglicht. Dabei baut das Enzym Hyaluronan ab, eine natürlich vorkommende, gelartige Substanz, die ein Hauptbestandteil insbesondere von Haut und Bindegewebe ist. Durch Einsatz der Hyaluronidase können Wirkstoffe, Abb. 6: Im Pressegespräch stellten sich u. a. Prof. Dr. Josef Nassauer, Bayern Innovativ GmbH, Prof. Dr. Horst Domdey, Geschäftsführer der Bio-M Biotech Cluster Development GmbH, sowie Prof. Dr. Arne Skerra, Lehrstuhl für Biologische Chemie der TU München und Geschäftsführer der XL-Protein GmbH (v.l.) den Fragen. die unter die Haut injiziert werden, leichter penetrieren und diffundieren. Die Applikation vereinfacht sich damit, der Wirkstoff gelangt schneller an den Wirkort. Das Verfahren ist damit gegenüber einer intravenösen Verabreichung angenehmer für den Patienten; darüber hinaus können Behandlungskosten eingespart werden. Rasche Umsetzung in der Produktion von Biopharmazeutika Die Produktion rekombinanter Proteine in Säugerzellen erfolgt in biotechnologischen Fermentern mit Volumen von bis zu 25 m3. Eine zentrale Aufgabe in der Pharmaforschung ist die Verkürzung der Entwicklungszeiten, insbesondere beim Scale-up in der Herstellung des Wirkstoffes für klinische Studien und den Markt. Anhand der Modellierung von Fermentationsprozessen verfolgt man bei Roche einen wissensbasierten Ansatz. Neben physikalischen Charakteristika der Produktionsanlagen, können gerade auch Scale-down Methoden hilfreich sein. Sofern dafür ein validiertes Modell existiert, können Aus- sagen über die Auswirkungen bestimmter Parameter auf die Prozessführung gemacht werden. Ein in der Produktion häufig limitierender Faktor ist das Downstream Processing. Mittels einer Screening-Plattform für Aufreinigungsverfahren, der sogenannten RAPPTor-Technologie (Rapid Automated Protein Purification), können bei Boehringer Ingelheim mit geringen Wirkstoffmengen im Bereich von 6 μg Protein pro Reaktion, 32 unterschiedliche Konditionen gleichzeitig untersucht und bewertet werden. Dies spart neben Wirkstoff auch Zeit, und die Ergebnisse können in der Prozessentwicklung umgesetzt werden. Künftig könnten auch Pflanzen als alternative Produktionssysteme für biopharmazeutische Arzneimittel eine Rolle spielen, so Dr. John Butler, Bayer Innovation, Leverkusen. Machbar scheint eine kostengünstige Herstellung spezifischer Wirkstoffe, z. B. die Produktion individualisierter Impfstoffe gegen bestimmte Krebsarten. Am Vortag zum Kooperationsforum konnten 90 Teilnehmer die Produktion biopharmazeutischer Wirkstoffe bei Roche in Penzberg besichtigen. Gelegenheit zu intensivem fachlichen Austausch und für die Initiierung zukünftiger Kooperationen ergaben sich beim anschließenden Get-together sowie in der das Forum begleitenden Fachausstellung. Aufgrund der positiven Bewertung durch die Teilnehmer ist geplant, dieses Forum und die Kooperation fortzusetzen. ▶ ▶K ontakt Abb. 7: Die Besichtigung der Biologics Produktion bei Roche in Penzberg gab Einblicke in die Bereiche Fermentation, Aufreinigung und Produktion des Wirkstoffes Trastuzumab. Dr. Borris Haupt Dr. Matthias Konrad Prof. Dr. Josef Nassauer Bayern Innovativ GmbH Nürnberg Tel.: 0911/20671-175 [email protected] www.bayern-innovativ.de GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 535 Zellbiologie L ife sciences Transport nach einfachen Regeln Wie Zellen die räumliche Verteilung von Proteinen aufrecht erhalten Alles Leben auf der Erde ist von Unordnung bedroht. In dieser Hinsicht gleicht eine Zelle einem Schiff, das in einem Meer von Unordnung zu sinken droht: Deshalb muss sie ständig unter Energieaufwand ihren Ordnungsgrad bewahren, um nicht unterzugehen – bildlich gesprochen muss das eindringende Wasser der Unordnung also permanent ausgepumpt werden. Am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund haben Wissenschaftler um Prof. Philippe Bastiaens, Leiter der Abteilung Systemische Zellbiologie, und Prof. 22 Prof. Dr. Herbert Waldmann, Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie 22 Prof. Dr. Philippe Bastiaens, Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie Herbert Waldmann, Leiter der Abteilung Chemische Biologie, herausgefunden, wie Zellen die korrekte Verteilung von Proteinen in ihrem Innern sicherstellen. Innerhalb einer Zelle müssen eine Vielzahl von Stoffen transportiert werden. Als „Rangierbahnhof“ dient dabei der Golgi-Apparat. Im Inneren dieses von einer eigenen Membran umgebenen Organells werden Proteine und andere Substanzen funktions- und transportklar gemacht. Aus seiner Membran werden kleine Vesikel abgeschnürt und zu ihren jeweiligen Zielorten dirigiert. Viele Proteine, die zur Zellmembran transportiert werden sollen, werden dazu mit einem FettsäureMolekül versehen. Durch diese Palmitoylierung erhalten die Membranproteine eine Art Adressaufkleber und werden zur Zellmembran befördert. Die Aufnahme der räumlichen Verteilung von Ras (blau fluoreszierend), das in der Zellmembran (Rand) und im Golgi-Apparat (Zentrum) gehäuft vorkommt (weitere Erläuterungen im Text). Quelle: Philippe Bastiaens, Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie 536 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Zelle stemmt sich mit diesem gerichteten Transport vom Golgi-Apparat zur Zellmembran gegen die andauernde „Leckage“ in andere Membranen. Denn zusätzlich zur Zellmembran ist die Zelle angefüllt mit Membranen von Organellen, die jeweils über Vesikel miteinander in Verbindung stehen. Dadurch gelangen palmitoylierte Membranproteine, die ursprünglich nur für die Zellmembran vorgesehen waren, auch an andere Orte. Mit der Zeit wären diese Proteine also wahllos innerhalb der Zelle verteilt. Grundlegendes Prinzip des Lebens Mittels modernster Mikroskopieverfahren konnten nun maßgeschneiderte molekulare Sonden in lebenden Zellen verfolgt und so der Aufenthaltsort und Transport palmitoylierter Proteine in Echtzeit analysiert werden. Dabei wurde herausgefunden, dass die Palmitoylierung vor allem am Golgi-Apparat stattfindet. Von dort erreichen palmitoylierte Proteine an der Oberfläche der abgeschnürten Bläschen die Zellmembran. Damit sich die Proteine nicht in anderen Membranen anreichern, entfernen spezielle Enzyme den Fettsäureanker wahllos von allen palmitoylierten Proteinen. Die Proteine schwimmen dann so lange frei durch die Zelle, bis sie wieder in den Transportmechanismus des Golgi-Apparats eingeschleust werden. So stellt die Zelle sicher, dass fehlgeleitete Proteine kontinuierlich und schnell wieder ins Transportnetz eingespeist und an ihren korrekten Bestimmungsort transportiert werden. Ein solcher Zustand, der sich nicht im Gleichgewicht befindet und nur unter ständigem Energieaufwand aufrecht erhalten werden kann, zeichnet alles Leben aus – im Gegen- Sichern Sie sich jetzt die neue Ausgabe unseres Katalogs ! rtem Pr oduktan gebot. Die Forschergruppe ging aber noch einen Schritt weiter und schuf die Grundlage für eine mögliche Anwendung der Erkenntnisse in der Krebstherapie. Das bereits erwähnte Ras-Protein ist ein prominenter Vertreter palmitoylierter Proteine. Mutationen im ras-Gen finden sich in vielen Tumoren. Es ist allerdings nur dann voll funktionstüchtig, wenn es in der Zellmembran verankert ist und nicht in andere Membranen gelangt. Die Forscher entwickelten daher den Hemmstoff Palmostatin B gegen das Enzym, das für die Abspaltung der Fettsäureanker verantwortlich ist. Wird dieses Enzym ausgeschaltet, bleibt das palmitoylierte Ras in der Zellmembran verankert und gelangt von dort in die Membran anderer Zellorganellen. Mit Palmostatin B konnten die Wissenschaftler das Ras-Protein erstmals in seiner Aktivität beeinflussen, ohne es gleich vollständig auszuschalten. Ist Ras nämlich völlig inaktiv, sterben auch gesunde Zellen. Aus Krebszellen werden durch Hemmung der Depalmitoylierung wieder normale Zellen. Dank dieser Entdeckung könnten Ras-abhängige Tumore eines Tages schonend behandelt werden. Literatur [1] Rocks O. et al.: Cell, 141, 3, 458–471 (2010) [2] Dekker F. J. et al.: Nature Chemical Biology, 6, 449–456 (2010) ▶ ▶K ontakt Prof. Dr. Philippe Bastiaens Tel.: 0231/133–2200 [email protected] Prof. Dr. Herbert Waldmann Tel.: 0231/133–2400 [email protected] Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie Dortmund www.mpi-dortmund.mpg.de c h e m solute® erweite Aber woher weiß die Zelle, welche Proteine im Golgi-Apparat einen Adressaufkleber für die Zellmembran erhalten sollen? Den Wissenschaftlern zufolge kann jedes Protein einen Fettsäureanker bekommen, wenn die Aminosäure Cystein leicht zugänglich an der Oberfläche des Proteins liegt. Es wird dann automatisch zur Zellmembran befördert. Für diese Transportvorgänge sind also keine Rezeptoren nötig, die spezifisch das zu transportierende Protein binden. Dies ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie komplizierte Vorgänge durch ganz einfache physikalische und chemische Regeln gesteuert werden können. Auf den ersten Blick erscheint es enorm anspruchsvoll, diejenigen Proteine zu identifizieren, die an einen bestimmten Ort transportiert werden müssen sowie Falschtransporte zu erkennen und zu verhindern, dass sie sich vom Zielort weiter verbreiten. Die Zelle schafft dies aber auf ganz einfachem Wege ohne zusätzliche Rezeptoren oder Regulationsmechanismen. Auch andere selbstorganisierende Systeme wie beispielsweise Insektenstaaten funktionieren häufig nach relativ Neuer Wirkstoff beeinflusst Krebs-Protein deutlich Einfache Lösung für komplexe Aufgabe einfachen Prinzipien. Anders könnten sie ihre vielfältigen Aufgaben auch gar nicht bewältigen. Jetzt m it satz zu nichtlebenden komplexen Systemen wie Kristallen, die einen Gleichgewichtszustand bei minimaler Energie einnehmen. Die Forscher haben damit ein grundlegendes Prinzip des Lebens entdeckt. Abbildung 1 verdeutlicht dieses Prinzip an Hand des Ras-Proteins. Die Fotomontage zeigt, wie das Verteilungsmuster von Ras im Gleichgewicht gehalten wird: Das mit Fettsäure-Ankern versehene Ras (rot) wird vom Golgi-Apparat in Membranbläschen (blaue Kreise) zur Zellmembran transportiert. Das Enzym APT1 (grün) entfernt den Palmitoylierungsanker von Ras-Molekülen, die von der Zellmembran in andere Membranen gelangt sind. Das depalmitoylierte Ras (orange) kann nun wieder frei in der Zelle schwimmen und in den Golgi-Apparat aufgenommen werden. Der Zyklus beginnt daraufhin von neuem. Laborch emikali en und Rea genzien Ausgabe I / 2010 Telefon 0800 4393784 Telefax 0800 8443937 www.thgeyer.de GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 537 Bioinformatik L ife S ciences Wenn das Blut zu dick wird Molekularen Mechanismus für Thrombose und Bluterkrankheit entdeckt Eine Forschungsgruppe am Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) hat unter der Leitung der Chemikerin Dr. Frauke Gräter einen molekularen Mechanismus für Thrombose und Bluterkrankheit entdeckt. Anhand von Computersimulationen konnte der Grund vererbbarer Krankheiten durch Gendefekte, wie Thrombosen oder Bluterkrankheiten, festgestellt werden. 22 Dr. Frauke Gräter, Leiterin der Gruppe „Molecular Biomechanics“ am HITS Wenn Blut zu dick oder zu dünn wird, kann das tödliche Folgen für den Menschen haben. Bei zu dickem Blut sammeln sich Proteine an und lassen die Ader verstopfen – es kommt zur Thrombose. Wenn die Ansammlung zu stark abgebaut wird, kann eine Bluterkrankheit vorliegen, bei der es zu unkontrollierten Blutungen kommt. Den Ausgleich schafft bei gesundem Blut ein Protein, der sog. „Von-Willebrand-Faktor“ (VWF), benannt nach dem finnischen Arzt Erik Adolf von Willebrand. Dieses Protein schwimmt neutral im Blutfluss mit und wird aktiv, wenn ein Blutgefäß verletzt ist und Blut austritt. Es dockt an der Wundstelle an, bindet Blutplättchen und weitere Proteine und sorgt dafür, dass sich die Wunde wieder schließt. „Sollbruchstelle“ entdeckt Die Forscher haben nun mit dem Computer neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie dieses wichtige Protein funktioniert. Dr. Frauke Gräter und ihre Forschungsgruppe beschäftigen sich mit der Auswirkung von mechanischen Kräften auf Prozesse im Körper. Jeder, der regelmäßig im Fitness-Studio seine Muskeln trainiert, kann die- Abb. 1: Sichtbar durch die Simulation: Die „Sollbruchstelle“ des VWF-Proteins (grün) wird durch Scherkräfte freigelegt. 538 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 HochdruckReaktoren Nachwuchsförderpreis 2010 Für diese Entdeckung wurde Mitarbeiter Carsten Baldauf im Februar 2010 mit dem „Nachwuchsförderpreis Blutungskrankheiten“ der deutschen Gesellschaft für Thrombose- und ämostaseforschung (GTH) sowie H dem Pier Maumuccs Long Investigator Prize ausgezeichnet – als einziger Nichtmediziner und rein theoretischer Forscher. Die Preise der GTH werden für herausragende Arbeiten bzw. Projekte und Leistungen auf dem Gebiet der Thrombose- und Hämostaseforschung vergeben. Sponsor des Preises war Wyeth Pharma. Ziel: Therapeutische Ansätze Frauke Gräter hatte bereits in der Vergangenheit am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen das Kraftsensor-Protein Titinkinase im Computer nachgebaut, das für den erwähnten Muskelaufbau hauptverantwortlich ist. Es wird bei mechanischer Krafteinwirkung aktiviert und löst dadurch eine biochemische Reaktionskette aus. An der Chinese Academy of Sciences in Schanghai, einem Partnerinstitut der MaxPlanck-Gesellschaft, und der Universität Heidelberg beschäftigte sie sich u. a. mit Seidenproteinen, wie sie in Spinnennetzen und Seidenraupenkokons vorkommen. Ihr bisher gesammelter Erfahrungsschatz in der virtuellen Simulation von Zellvorgängen kommt der Entdeckung im HITS nun zugute. Übergeordnetes Ziel ist es, zu verstehen, wie mechanische Kräfte biologische Prozesse, vor allem bei Proteinen, beeinflussen. In der wei- teren Forschung sollen die treibenden Kräfte solcher Kopplungen von Mechanik und Biochemie auf molekularer Ebene aufgedeckt werden. So analysiert die Arbeitsgruppe „Molecular Biomechanics“, die ein Dutzend Post-Docs und Doktoranden aus fünf verschiedenen Ländern umfasst, mit Computermodellen die Wirkung mechanischer Kräfte auf weitere Proteine. Anhand der Computersimulation kann der Grund vererbbarer Krankheiten durch Gendefekte, wie Thrombosen oder Bluterkrankheiten, festgestellt werden. Die Forschungsgruppe arbeitet dazu eng mit Medizinern verschiedener Krankenhäuser zusammen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, diese vererbbaren Krankheiten eines Tages therapeutisch zu behandeln. Literatur Baldauf C. et al.: Journal of Thrombosis and Haemostasis, 7(12):2096-105 (2009) Bequeme Handhabung Einfache Reinigung Korrosionsschutz durch PTFEAuskleidung Variable Armaturenbestückung Individuelle Materialkombinationen ▶ ▶K ontakt Dr. Frauke Gräter Molecular Biomechanics HITS gGmbH, Heidelberg Tel.: 06221/533-267 Fax: 06221/533-298 [email protected] www.h-its.org Weitere Informationen gibt es bei Labortechnik [email protected] www.berghof.com Tel.: +49 7121 894-202 Druckauf_1209 sen Effekt an sich selbst feststellen: Das Hantieren mit den Hanteln führt durch die Zugkräfte zu kleinen Verletzungen der Muskeln, die dann in der Erholungsphase wachsen. Solche Kräfte, genauer gesagt die Scherkräfte, wirken aber auch im Blut. Man kann das VWF-Protein dabei mit einem Klebstreifen vergleichen: Bei einer Verletzung dehnt sich der Klebstreifen und seine Klebefläche vergrößert sich. Zum Verschließen der Wunde binden sich Proteine und Blutplättchen an diese Klebefläche. Bevor es allerdings zu einer Verstopfung kommt, wird das Klebeband an einer Sollbruchstelle durchgeschnitten. Obwohl VWF eines der größten Proteine im Blut ist, konnte im Labor bislang die „Sollbruchstelle“ nicht gefunden werden, weil sie im Protein verborgen ist. Mit dem Computer gelang es den HITS-Forschern und den Vorgang des Schneidens nachzuvollziehen. Sie bestimmten erstmals im Nanometer-Maßstab die Verteilung der mechanischen Kräfte, die auf das Protein einwirken. Screening L ife S ciences Signale zur Bildung von Blut- und Lymphgefässen Molekülstrukturen als Grundlage zur Entwicklung neuer Medikamente Autorengruppenbild: von l.n.r.: Dr. Maurice Brozzo, Prof. Dr. Kurt Ballmer-Hofer (hinten), Dr. Andrea Prota, Dr. Kaisa Kisko, Paul Scherrer Institut Blut- und Lymphgefässe gewährleisten die Versorgung eines Organismus mit Sauerstoff und Nahrung und die Entfernung von Abbaupro- Blutgefässe gehören zu den am frühesten angelegten Organsystemen des Embryo. Sie gewährleisten die Versorgung eines Organismus mit Sauerstoff und Nahrung und ermöglichen den Abtransport von Abbauprodukten aus den Organen. Der Organismus besitzt noch eine zweite Form von Gefässstrukturen, die Lymphgefässe, die ebenfalls für den Abtransport von Abbauprodukten und für die Rückführung von Flüssigkeit aus den Geweben in den Blutkreislauf zuständig sind. Beide Gefässsysteme sind für das ordentliche Funktionieren aller Organe im Körper absolut notwendig. Bei der Komplexität der Gefässe ist es kaum verwunderlich, dass Erkrankungen eines Organismus oft mit Funktionsstörungen in diesen Gefässsystemen zusammenhängen. Blut- und lymphatische Gefässe müssen bei der Wundheilung neu gebildet werden und Veränderungen an Gefässen sind in vielen Fällen eigentliche Krankheitsursache. So ist die bei älteren Menschen häufig auftretende Augenerkrankung, die Makuladegeneration, eine Folge exzessiven Gefässwachstums im Auge, die zur Erblindung führt. Arteriosklerose, die Verengung von Gefässen auf Grund degenerativer Veränderungen der Gefässwände, ist ebenfalls ein klassisches Beispiel für eine häufig auftretende Gefässerkrankung, deren Folgen für das Gesundheitssystem unserer Gesellschaft eine hohe Belastung sind. Schliesslich sind Tumoren auf eine Versorgung mit Blutund Lymphgefässen angewiesen, um wachsen und sich im Organismus ausbreiten zu können. Hier liegt das eigentliche Problem bei Krebserkrankungen, dass Krebszellen sich eben aus dem primären Tumor lösen und unkontrolliert in andere Organe ausbreiten. Wir wissen heute, dass Krebszellen sich sowohl via Blut- wie auch Lymphgefässe in einem erkrankten Organismus ausbreiten. Es wurde deshalb schon vor über 20 Jahren von einem Pionier auf diesem Forschungsgebiet, dem kürzlich verstorbenen Judah Folkman vom Children’s Hospital der Harvard Medical School in Boston, eine neue Therapieform vorgeschlagen, bei der die Bildung von Gefässen im Tumor blockiert wird und so die Krebszellen durch ‚Aushungern’ zerstört werden. Diese Methode hindert gleichzeitig die entarteten Zellen daran, sich in andere Organe des Körpers auszubreiten. Die Rolle von VEGF bei der Bildung von Gefässen J. Folkman und weitere Pioniere auf diesem Forschungsgebiet, wie zum Beispiel Napoleone Ferrara, Forscher bei der Firma Genentech in San Francisco oder Harald Dvorak, am Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston, haben schon seit langem bei Krebserkrankungen, und später dann bei anderen Krankheiten denen Veränderungen der Gefässe zu Grunde liegen, eine erhöhte Produktion körpereigener Substanzen, sogenannter Wachstumsfaktoren, beobachtet. Diese Wachstumsfaktoren regen die Endothelzellen, also die Zellen, die die Gefässe ausklei- dukten aus den Geweben. Vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor (VEGF) steuert die Bildung von Gefässen durch Bindung an einen Rezeptor auf der Oberfläche von Endothelzellen. VEGF spielt bei vielen Gefässerkrankungen und beim Tumorwachstum eine wichtige Rolle. Das molekulare Verständnis der Struktur und Funktion der VEGF-Rezeptoren ist Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Medikamente. 540 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Abb.1: Auftragen von VEGF auf die Chorioallantoismembran eines Hühnerembryos führt zur Bildung neuer Blutgefässe (vergl. das Bild links mit dem Bild in der Mitte, rechts wurde zusätzlich ein VEGF neutralisierender Antikörper zugegeben [3]). Screening life S ciences Laborbedarf _ Life Science _ Chemikalien Abb. 2: Darstellung einzelner VEGF-Rezeptorkomplexe mit Hilfe der Elektronenmikroskopie. Es werden 4 Orientierungen des Rezeptorkomplexes gezeigt. Links, die Rohbilder des monomeren (oben) und des dimeren (unten) Rezeptors; Mitte, Bilder, die aus 50-100 Einzelbildern des Rezeptor-VEGF Komplexes durch Mittelung errechnet wurden; rechts, schematische Darstellung der Komplexe [1]. den, zur Migration und zur Zellteilung an und steuern so die Gefässbildung. Einer dieser Faktoren ist VEGF, ein Polypeptid, das immer dann produziert wird, wenn die Bildung neuer Blutoder Lymphgefässe in einem Organ benötigt wird und sich Zellen den Zugang zum Gefässsystem des Körpers verschaffen (Abb. 1). Tumore wachsen zu Beginn einer Erkrankung ohne Blutversorgung und ohne Lymphgefässe und werden nur wenige Millimeter gross. Sowohl bei der Vaskularisierung von Tumoren wie auch bei der Makuladegeneration produziert der Patient VEGF was zur verstärkten Bildung neuer Blutoder Lymphgefässe führt. Der Tumor kann sich nun vermehrt im Körper ausbreiten, bei der Makuladegeneration führt das VEGF zur Zerstörung des Sehnervs und zur Erblindung. Durch eine Blockade der VEGF-Produktion, durch Neutralisieren des VEGF oder eine Blockierung der VEGFRezeptoren kann das übermässige Wachstum der Gefässe verhindert werden. Dadurch wird das Tumorwachstum oder die Degeneration des Sehnervs verlangsamt. Unsere Forschungsgruppe am Paul Scherrer Institut erforscht den molekularen Mechanismus der Aktivierung von VEGF-Rezeptoren. VEGF Rezeptoren befinden sich auf der Aussenhaut der Zelle, der Zellmembran, und bestehen aus einer extrazellulären und einer intrazellulären Domäne und einem dazwischen liegenden kurzen Segment, das in die Lipidschicht der Membran eingebettet ist. Durch Andocken der VEGF-Moleküle an die extrazelluläre Domäne der Rezepto- ren werden zwei Rezeptoren dimerisiert und bilden zusammen mit dem gebundenen VEGF eine kompakte dreidimensionale Struktur (Abb. 2 Schema). Diese Dimerbildung ist Voraussetzung für die Aktivierung des intrazellulären Teils des Rezeptors. Dimerisierung führt dann zur Übertragung des extrazellulären Signals durch die Membran auf die intrazelluläre Rezeptordomäne. Diese besteht aus einer Proteintyrosinkinase, einer enzymatisch aktiven Proteindomäne, die andere Proteine durch Phosphorylierung, in unserem Fall an Tyrosinresten, modifiziert. Phosphorylierung an Tyrosinresten verändert die Struktur und damit die Funktion dieser Moleküle. Wird einer Zelle VEGF zugeführt, wird in wenigen Sekunden bis Minuten diese Proteintyrosinkinase aktiviert. Der molekulare Mechanismus, der diesem Vorgang zu Grunde liegt, ist nur andeutungsweise bekannt. Proteintyrosinkinasen spielen auch bei anderen biologischen Prozesen eine wichtige Rolle. Im menschlichen Genom wurden 58 Proteintyrosinkinasen identifiziert, insgesamt gibt es 518 Proteinkinasen mit Spezifität für Tyrosin-, Serin- oder Threoninresten. Proteinkinasen steuern alle wichtigen Prozesse in einer Zelle und werden als Zielmoleküle bei der Entwicklung neuer Medikamente intensiv erforscht. Wir möchten durch die Aufklärung der räumlichen Proteinstruktur der VEGF-Rezeptoren ein Modell für deren Aktivierungsmechanismus erarbeiten. Gleichzeitig werden neue Wege gesucht, die Signale, die vom angedockten VEGF in die Zelle übertragen werden, zu blo- Schnell und günstig Direktversand Top-Service Mengenrabatte 0800/5699 000 gebührenfrei www.carlroth.de mit Neuheiten & Sonderangeboten e borfüchs a L e u a l Sch TH n bei RO e l l e t s e b Carl Roth GmbH + Co. KG Schoemperlenstraße 3-5 _ 76185 Karlsruhe Tel: 0721/5606 0 _ Fax: 0721/5606 149 E-Mail: [email protected] _ Internet: www.carlroth.de GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 541 Screening life sciences Abb. 3: Hoch aufgelöste Struktur der Bindungsstelle zwischen VEGF-Molekül und Rezeptor. In Gitterdarstellung rechts die Struktur der ganzen extrazellulären Domäne des VEGF-Rezeptors. Diese wurde mit Hilfe der Kleinwinkelstreuung ermittelt (unpublizierte Daten). In orange und rot der Rezeptor, in grün und blau das VEGF im VEGF-Rezeptorkomplex [2]. ckieren. Das Verständnis des molekularen Mechanismus, der der VEGF-Rezeptoraktivierung zu Grunde liegt, wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Einblick in die Molekülstruktur Ein Durchbruch in dieser Forschung ist mit der Aufklärung der detaillierten dreidimensionalen Struktur des extrazellulären, VEGF bindenden, Teils des Rezeptors gelungen. Diese Struktur wurde bereits vor zwei Jahren mit Hilfe der Elektronenmikroskopie bestimmt [1] (Abb. 2). In Zusammenarbeit mit einer finnischen Gruppe konnte nun eine hoch aufgelöste Struktur mittels der Röntgenkristallographie mit einer Auflösung von 2.7 Å (10-10 m) bestimmt werden [2] (Abb. 3). Bei dieser Auflösung wird bereits die Distanz zwischen zwei verbundenen Kohlenstoffatomen sichtbar und es kann ein Modell der Bindung von VEGF an den Rezeptor postuliert werden. Diese Struktur wurde an der Synchrotron Lichtquelle Schweiz am PSI erarbeitet. Die intensive und hoch fokussierte Röntgenstrahlung des Synchrotrons wurde genutzt und zeigt, wie moderne biologische Forschung von den Erkenntnissen der modernen Physik nicht nur unterstützt, sondern erst ermöglicht wird. Die im Synchrotron erzeugte Röntgenstrahlung in Kombination mit einem aufwendigen Rechenverfahren ermöglicht die Struktur komplexer Biomole542 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 küle zu bestimmen. Zuerst musste am PSI und am Biomedicum in Helsinki jedoch die Grundlage geschaffen werden, diese Moleküle in grossen Mengen und in reinster Form herzustellen. Anschliessend wurde das Material kristallisiert, d.h. die Moleküle wurden dazu gebracht, sich regelmässig in einem Kristall anzuordnen. Erst mit der Herstellung grosser Mengen reinsten Materials in Insektenzellen und Hefen war es möglich, genügend grosse und wohl geordnete Kristalle herzustellen und daraus die räumliche Struktur der Rezeptorkomplexe mit Hilfe der Röntgenkristallographie zu bestimmen. Es wird sich zeigen, ob Moleküle entwickelt werden können, die diese zusätzliche Interaktion der Rezeptoren im Dimer blockieren und so die Aktivierung des Rezeptors verhindern können. Neuer Therapieansatz dank Einblick in die Molekülstrukturen Co-Autoren Dr. Andrea Prota, Dr. Kaisa Kisko, Dr. Maurice Brozzo (wissenschaftliche Mitarbeiter am Paul Scherrer Institut) In der heutigen Krebstherapie werden bereits Antikörper gegen VEGF verwendet, die das Molekül ‚neutralisieren’ und es daran hindern, an den Rezeptor zu binden. Bei dieser Therapie bindet ein Antikörper an die Rezeptorbindungsstelle des VEGF und blockiert so den Rezeptor. Für neuere Therapieansätze sollen nun Wirkstoffe entwickelt werden, die die Rezeptoren gezielter blockieren. Dazu ist es wichtig, die genaue dreidimensionale Struktur der Rezeptoren zu kennen. Die Struktur in Abb. 2 zeigt, dass der Rezeptor nicht nur an der Bindungsstelle für VEGF, sondern auch an der der Zellmembran direkt benachbarten Domäne zusammengehalten wird. Literatur [1] Ruch C. et al.: Nat.Struct.Mol.Biol. 14, 249–250 (2007) [2] Leppanen V. M. et al.: Proc.Natl.Acad.Sci.U.S.A 107, 2425–2430 (2010) [3] Zeisberger S. M. et al.: Br.J.Cancer 95, 272–281 (2006) ▶ ▶K ontakt Prof. Kurt Ballmer-Hofer Biomolekulare Forschung Paul Scherrer Institut, Villigen Schweiz [email protected] · http://mcb.web.psi.ch Labormarkt Vorgereinigte PU-Schaumfilter zur Gasprobennahme Dynamische Differenzkalorimetrie mit neuer Druckzelle In vielen US EPA, ASTM und DIN-Methoden werden Polyurethan-Schaumstofffilter (PUF) zur Gasprobennahme von flüchtigen Schadstoffen mit anschließender Spurenanalytik aus Umluft, Raumluft in öffentlichen und privaten Gebäuden sowie am Arbeitsplatz eingesetzt. Produktionsbedingt enthalten PU-Schaumstofffilter Verunreinigungen, die man natürlich vor dem Einsatz entsprechend entfernen muss. In der Regel werden die Filter ungereinigt an den Anwender geliefert, der diese dann in einem aufwendigen Reinigungsprozess für den Einsatz vorbereiten muss. Und das kostet nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld. Damit ist jetzt Schluss. Seit neuestem werden jetzt gereinigte PU-Schaumfilter angeboten. Die Reinigung erfolgt nach VDI-Vorschrift, also Extraktion je 24 Stunden, zunächst mit Toluol, dann mit Aceton. Ausgeliefert werden die gereinigten Filter standardmäßig in einer mit Aluminiumfolie ausgekleideten Verpackung oder, gegen einen geringen Aufpreis, im Schraubdeckelglas mit PTFE-beschichteter Dichtscheibe. Sehr günstige Sonderpreise werden für Mengen ab 50 bzw. 100 St. angeboten. Und was ist mit den vielen unterschiedlichen Größen bei diesen vorgereinigten Filtern? Kein Problem, denn der bekannte Hersteller produziert das weltweit größte Programm an PU-Filtern mit 32 Standardgrößen; außerdem ist (fast) jede weitere Dimension auf Anfrage lieferbar – was will man mehr! In der Dynamischen Differenzkalorimetrie, kurz DSC genannt, wurde die Temperaturstabilität und die Empfindlichkeit der Druckzelle gegenüber der herkömmlichen Konstantanscheibe wesentlich verbessert. TA Instruments hat gute Erfahrung gemacht mit dem neuen Zelldesign, das für die Zellen der DSC Geräte aus der Q-Serie verwendet wird. Durch die Verwendung des CNC gefrästen Konstantan Sensors konnten die Stabilität der Temperatur und die Empfindlichkeit optimiert werden. Die neue Druckzelle, die in einem Stahlzylinder eingeschlossen ist, kann unter Vakuum oder unter Druck (1 Pa bis 7 MPa) im Temperaturbereich von Raumtemperatur bis 550 °C unter Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Luft, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid betrieben werden. Die obere Temperaturgrenze für den Betrieb unter Wasserstoff und Helium liegt bei 350 °C. Das Gerät kann unter konstantem Druck oder Volumen eingesetzt werden. Unter voller Druckbelastung kann ein maximaler dynamischer Spülgasstrom von 200 ml/ min aufgegeben werden. Dadurch ergeben sich erweiterte Anwendungen mit dieser neuen Druckzelle wie die Bestimmung von Verdampfungswärme und Dampfdruck. Die neue Druckzelle verifiziert die verbesserte Auflösung von überlappenden Peaks. Weitere Anwendungen sind die Charakterisierung des Oxidationsverhaltens (OIT), Katalytische Studien sowie eine Härtung von Harzsystemen. Klaus Ziemer GmbH Tel. 02423-40493-5, [email protected], www.ziemer-chromatographie.de TA Instruments Tel.: 06196/400-7060, [email protected], www.tainstruments.com SPE einfach automatisieren Das neue SPE Exchange Modul SEM ist ein Festphasenmodul für den CTC CombiPAL. Die Systemkonfiguration ist ideal für Applikationen wie die Bestimmung von Pestiziden in Wasser oder pharmakologischen Substanzen in physiologischen Flüssigkeiten. Die Probenaufgabe erfolgt über den PAL-Autosampler auf 2 x 10 mm-Festphasenkartuschen. Das Modul SEM stellt bei Bedarf für jede Probe eine eigene Kartusche zur Verfügung. In der Standardausstattung verfügt das Modul über eine Kapazität von 96 SPE-Kartuschen, die entsprechend der Applikation mit unterschiedlichen Phasenmaterialien befüllt sind. Diese können auch mit Stickstoff getrocknet werden. Das SEM verfügt über einen Druckbereich bis 300 bar und ist daher auch für 8 μm-Phasenmaterial geeignet. Dieses benötigt im Gegensatz zu dem traditionellen 40 μm-Phasenmaterial viel kleinere Elutionsvolumina. Neben einem höheren Anreicherungsfaktor wird dadurch eine kürzere Probenbeladungs- und somit Zykluszeit erreicht. Axel Semrau GmbH & Co.KG Tel.: 02339/1209-0, [email protected], www.axel-semrau.de Biotech beschleunigt Krebsforschung Mit pluriBead von Pluriselect lassen sich gleichzeitig verschiedene Zelltypen voneinander separieren. So verkürzt sich die übliche Separationszeit von zwei bis drei Stunden um mehr als ein Drittel auf weniger als 30 Minuten. Außerdem kann man Zellen auch aus unbehandeltem Blut, so genanntem Vollblut, separieren. Dadurch erhält man für anschließende Analysen die dafür so wichtigen vitalen und reinen Zellen. Damit können viele Krankheiten besser erforscht werden, wie Krebserkrankungen, Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose und Allergien. Es lassen sich aber auch Produkte entwickeln, die in der medizinischen Diagnostik und Therapie anwendbar sind. Das komplette Kitsystem ist über die Webseite www.pluriselect.de bestellen. Es basiert auf einem patentierten Trennverfahren für Zellen aus flüssigen Stoffgemischen wie Blut, Urin und Liquor, aber auch aus Geweben wie Milz oder Lymphen. Die gewünschten Zielzellen binden sich dabei an künstliche Fängerpartikel. Danach fließt das Probenmaterial durch ein Sieb und die partikelgebundenen Zielzellen bleiben im Sieb hängen. Zum Schluss werden die Zielzellen von den Fängerpartikeln getrennt, damit die reinen Zellen für Analysen zur Verfügung stehen. Diese physikalische Separation ist schonend und erbringt hochvitale Zellen. Das ganze Verfahren ist vergleichbar mit dem Trockensiebverfahren aus der Bodenkunde. PluriSelect GmbH [email protected], www.pluriselect.de GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 543 Labormarkt FRAP-System Olympus stellt als Teil seiner neuen xcellence Imaging-Station für Fluoreszenzanwendungen mit lebenden Zellen das hochentwickelte cell^FRAP-System vor. cell^FRAP ermöglicht – mit hardwarebasierter Gerätesynchronisation – einfache, mikrosekundenschnelle Photobleaching- und Photomanipulations¬experimente in Echtzeit. Dazu gehören FRAP-, FLIP-, FLAP-, Pattern Bleaching-, Photoaktivierungs- und Photokonversionsapplikationen, die dem Anwender anspruchsvolle Optionen für seine Experimente bieten. Darüber hinaus ermöglicht das flexible System simultane Lasermanipulation und -beobachtung auf Knopfdruck. Intelligente Abtastalgorhitmen, die sich nur auf definierte Regionen (ROI = Region of interest) beschränken, machen die Zeilenabtastung zwischen den ROIs überflüssig und sorgen so für eine höhere Abtastgeschwindigkeit. Mit cell^FRAP lassen sich mehrere ROIs simultan photobleichen und im Bild festhalten. Olympus Deutschland GmbH Tel.: 040/23773 – 4612, [email protected], www.olympus.de Mini-Mühle– für kleinste Probenmengen Die neue Mini-Mühle Pulverisette 23 von Fritsch für Kleinstmengen, passt überall hin, zerkleinert alle möglichen Feststoffproben und ist bedienerfreundlich. Das Spezialgebiet ist die Feinzerkleinerung kleinster Mengen trockener Laborproben oder Feststoffe in Suspensionen. Zum Mischen und Homogenisieren von Emulsionen. Aufgabemenge bis zu 5 ml, max. Aufgabegröße: bis zu 6 mm. Ihr Haupteinsatzgebiet liegt in der Probenvorbereitung z.B. in der chemischen Analyse, Chromatographie, Massenspektrographie oder Röntgenstrukturanalyse. Vorbereitung von Proben in der Genforschung, Homogenisierung von Wirkstoffen, Aufbereitung von Extrakten in der forensische Analyse, Vermahlen von Pigmenten und edlen Werkstoffen. Die Mini-Mühle eignet sich auch zum Aufschluss von biologischen Proben und zur Tieftemperatur-Zerkleinerung von tiefgekühlten oder gekühlten weichen Proben. Ein großzügig dimensionierter Gleichstrommotor setzt über ein Hubkolbengetriebe die Drehbewegung in eine vertikale Schwingbewegung um. Durch die Schwingungen des Mahlbechers mit großer Amplitude und hoher Frequenz erfolgt in den Mahlbechern eine Zerkleinerung durch Prallwirkung zwischen Mahlkugeln und Mahlbecher-Innenwand sowie durch Reibung zwischen Mahlkugeln und Mahlbecher-Innenwand. Durch den optimal auf das Zerkleinerungsprinzip angepassten, kugelförmigen Mahlbecher-Innenraum wird ein wesentlich besserer Wirkungsgrad erzielt. Fritsch GmbH • Mahlen und Messen Tel.: 06784/70-146, [email protected], www.fritsch.de Trocknung von Glaswaren in Körben und Injektorwagen. Der Laborglas-Trockenschrank TK/L G 154 arbeitet bei einem Temperaturbereich zwischen 5°C über Raumtemperatur bis zu 90°C. Der TK/L G 154 ist ausgestattet mit einer bedienerfreundlichen Folientastatur mit integriertem elektronischem Temperaturregler und Timer. Gefertigt ist er komplett aus Edelstahl 1.4301. Die Zuluft wird gefiltert und der TK/ LG 154 verfügt über eine integrierte Luftstromüberwachung. Damit die Arbeitsschritte in den Laboren vereinfacht werden, kann der Laborglas-Trockenschrank von Ehret in zwei Ebenen beschickt werden; entweder mit Ober- Unterkörben oder in unterster Ebene mit Injektorwagen, passend zu Miele Spülmaschine G7783 / G 7883. Ehret GmbH & Co. KG Tel.: 07641/9265-0, [email protected], www.ehretlab.com, Qualitätskontrolle von Schokolade Schokolade ist seit jeher der Inbegriff für höchsten geschmacklichen Genuss. Die Qualität einer hochwertigen Schokolade wird bereits durch die Rezeptur, also die richtige Mischung der verschiedenen Rohstoffe definiert. Bei der Herstellung müssen verschiedene qualitätsbestimmende Prozesse durchlaufen werden, zu denen frühe Verarbeitungsstadien (Fermentation, Trocknung, Röstung, Vermahlung der Kakaobohne), wie auch die spätere Durchmischung der Rezepturbestandteile sowie das Conchieren (Zerreiben) und Temperieren gehört. Wesentliche Qualitätsparameter wie „zarter Schmelz“, Glanz- und Brucheigenschaften hängen von der Einhaltung genau definierter Produktionsbedingungen ab. Im Gegensatz zu frühen Jahren der Schokoladenherstellung werden heutzutage eine Vielzahl von physikalischen und chemischen Parametern zur Qualitätskontrolle herangezogen. Die Bestimmung qualitätsrelevanter Parameter mittels konventioneller lebensmittelanalytischer Methoden ist zeitaufwendig und damit sehr kostenintensiv. Renommierte Schokoladefabriken setzen Nah-Infrarot-Technologie (NIR) von Büchi ein, um qualitätsrelevante Parameter wie den Fett-, Wasser- und Saccharose-Gehalt im Labor oder im Produktionsbetrieb zu bestimmen. Büchi Labortechnik GmbH Tel.: 0201/747 49-21, [email protected], www.buechigmbh.de 544 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 Labormarkt Luciferase Assay System Mit dem neuen Renilla-Glo Luciferase Assay System bietet die Promega Corporation, Madison/Wisconsin (USA), mit deutscher Niederlassung in Mannheim das erste am Markt erhältliche Renilla-Luciferase- Detektionsreagenz mit langer Halbwertszeit. Aufgrund dieser kann der Assay für das Hoch- und Ultrahochdurchsatzscreening von bioluminometrischen Reportergenanalysen eingesetzt werden, bei denen Sensitivität und ein kleines Reportergen ohne ATP als Co-Substrat notwendig sind. Renilla-Luciferasen eignen sich speziell für die Untersuchung von viraler Infektion und Replikation.Das ‚glow-type‘-Detektionsreagenz hat sich bereits seit Jahren bei der Firefly-Luciferase bewährt. Das Renilla-Glo Luciferase Assay System eröffnet mit einer Halbwertszeit von über 60 Minuten (22°C) und der gewohnten Sensitivität neue Anwendungsfelder, wie beispielsweise die Herstellung rekombinanter Viren. Der Assay lässt sich in wenigen Arbeitsschritten nach dem „add–mix–read“Prinzip durchführen. Bei der Zugabe des Reagenz werden die Zellen lysiert und gleichzeitig die Biolumineszenzreaktion gestartet. Das Renilla-Glo™ Luciferase Assay System ist für den Einsatz in der Arzneimittelentwicklung geeignet. Produktmanagement im Karriereprofil Das Produktmanagement begleitet den Produktlebenszyklus von der Idee über die Entwicklung hin zur Produktplatzierung, erarbeitet langfristige Umsatz- und Gewinnziele und etabliert im Rahmen eines Portfoliomanagements Folgeprodukte. Der Produktmanager analysiert die Attraktivität eines Produkts für den Markt, bestimmt die Produktmarkteinführung und diskutiert beispielsweise mit ausgewählten Kunden über das Produkt zur weiteren Konzeptentwicklung. In Zusammenarbeit mit der Marketingabteilung stimmt der Produktmanager verkaufsfördernde Maßnahmen ab und koordiniert Marktforschung, Controlling und die Konkurrenzbeobachtung. Neben der Produkteinführung ist er ebenso verantwortlich für die Wirtschaftlichkeitsanalyse, die auch eine Produkteliminierung zur Folge haben kann. Soft Skills wie Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft sind nur einige Fähigkeiten, die von einem Produktmanager verlangt werden. Er muss immer die Zielgruppe im Auge behalten und entwickelt mittels Befragung von Experten und Kunden innovative Ideen für ein neues Produkt und verbessert oder modifiziert bestehende Produkte. Die Kenntnis des Kundenbedürfnisses ist dabei entscheidend für die Markteinführung eines Produktes. Durch einen regelmäßigen Austausch mit Kollegen aus den anliegenden Business Units, wie der Produktion, dem Vertrieb und dem Business Development kann der Produktmanager die Produkteinführung koordinieren, budgetieren und kontrollieren. www.jobvector.de www.datapick.com TEMPERATUREN AUFZEICHNEN SPIRIG Promega GmbH Tel.: 0621/8501-110, [email protected], www.promega.com Datenlogger für Temperatur, Feuchtig- Kompakte Vakuumpumpen für Filtration und Festphasenextraktion Erstmals im März 2010 stellte Vacuubrand die beiden neuen VakuumMembranpumpen ME 1 und ME 1C vor und rundet damit seine Produktpalette im Bereich der kleinen, kompakten Vakuumpumpen ab. Besonders bei Einzelfiltrationen zur Probenvorbereitung in Chemie, Mikrobiologie, Abwasserkontrolle und anderen analytischen Prozessen sind die neuen Membranpumpen ME 1 und ME 1C die perfekten Helfer. Bei einem Endvakuum der Pumpe von 100 mbar stehen bereits 90% des Atmosphärendrucks als treibende Kraft für die Filtration zur Verfügung. Bei wässriger Filtration ist die ME 1 die richtige Wahl. Kommen jedoch aggressive Lösemittel zum Einsatz, empfiehlt sich der Einsatz der ME 1C mit ihrer hervorragenden chemischen Beständigkeit. Das ergonomische, bedienerfreundliche und kompakte Design beider Pumpen, mit dem Ein- und Ausschalter oben auf dem Pumpengehäuse, ermöglicht eine einfache Bedienung (auch mit Handschuhen) und spart wertvollen Platz auf dem Labortisch. Ein optionales manuelles Regelventil mit Manometer erlaubt die stufenlose Einstellung des effektiven Saugvermögens (max. 0.7 m³/h). Die ME 1 und ME 1C ermöglichen einen praktisch wartungsfreien Einsatz. Neuentwickelt aus der bewährten Technologie der dreistufigen Membranpumpenbaureihe MD 1 und MD 1C zeichnen sie sich aus durch eine erwiesen hohe Membranlebensdauer. Vacuubrand GmbH + Co KG Tel.: 09342/808-254, [email protected], www.vacuubrand.com keit, Druck, Stoss und mehr EPOD –automatische Eluenten-Herstellung nach Bedarf Für die automatische inline EluentenHerstellung müssen die intelligenten Ionenchromatographie-Systeme 850 Professional IC bzw. die Geräte der Compact IC Familie lediglich um einen 800 Dosino und einen 849 Level Control ergänzt werden. Während Letzterer den Eluentenfüllstand kontrolliert, übernimmt der 800 Dosino sämtliche Dosierschritte und Liquid Handling Aufgaben.Der Dosino nimmt die automatische Verdünnung eines Konzentrats mit Reinstwasser vor und transferiert die Lösung anschließend in die Eluentenflasche. Wird ein Verdünnungsfaktor von 20 gewählt, genügen zwei Liter konzentrierter Eluent, um einen Ionenchromatographen über einen ganzen Monat ohne Unterbrechung zu betreiben. Höchste Zuverlässigkeit ist garantiert: In einem Versuch mit aufeinander folgenden Injektionen eines von 250 µg/L-Multiionenstandards über einen Zeitraum von 21 Tagen erwiesen sich die Retentionszeiten als äußerst stabil. Deutsche Metrohm GmbH & Co. KG Tel.: 0711/77088-0, [email protected], www.metrohm.de GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 • 545 Labormarkt Hochauflösendes Präzisions-Polarimeter Schnellste GigE Zeilenkamera Rudolph Research Analytical hat die bewährte AutopolReihe mit einem hochauflösenden Polarimeter nach oben abgerundet. Das neue Spitzenmodell kann niedrigdrehende Substanzen hochpräzise auf ±0,0003 ° messen. Mit seiner hohen Auflösung von 0,0001 ° können Sie es als stabilen, hochempfindlichen HPLC-Detektor für chirale Substanzen einsetzen. Interne elektronische Kühlthermostate auf Basis des patentierten TempTrol Systems temperieren Probenküvetten exakt auf die gewünschte Messtemperatur. Dank des großen, übersichtlichen Touchscreens und der intuitiven Menüs können Sie das Autopol VI leicht und sicher bedienen. Netzwerkfähiges Datenmanagement mit elektronischer Signatur gemäß 21 CFR Part 11, Audit-Trail, IQ/OQ/PQ-Kits, 6 Wellenlängen, TempTrol-Messküvette, Quarzkontroll-Platte und v. a. m. gehören zum Lieferumfang. Typische Anwendungen finden sich in Qualitäts- und Produktionskontrolle, Forschung und Lehre, staatlichen Überwachungs- und Prüflaboratorien. Die neu entwickelten CCD-Zeilenkameras werden mit 120 MHz ausgelesen, sie erreichen Zeilenraten von 54 kHz und zählen damit zu den weltweit schnellsten GigE Vision Zeilenkameras. Die e2v AViiVA EM1 ist mit den neuesten e2v Sensoren ausgestattet und zeichnet sich durch hohe Bildqualität aus. Die monochrome Zeilenkamera bietet eine Empfindlichkeit von 164 DN/(nJ/ cm²) und eine extrem niedrige PRNU (Pixel Response Non Uniformity), die unter 3 Prozent liegt. Diese Spezifikationen stellen optimale Leistung bei kurzen Integrationszeiten sicher. Zahlreiche Features wie Tap-Balancing, manuelle und automatische Flat-Field-Correction, frei definierbare LUTs, variable Auslese- und Trigger-Modi erleichtern den flexiblen Einsatz und garantieren ein schnelles, sicheres Setup. Direkt-Link e2v AViiVA EM1 GigE Zeilenkamera Übersicht, Datenblatt und Manual:http://www.rauscher.de/Produkte/Kameras/e2v-Zeilenkameras-Monochrom/ AViiVA-II-EM1-GigE/ Tec++ Dr. Volker Schmidt GmbH Tel.: 06154/623050, [email protected], www.tecplusplus.de Rauscher GmbH Tel.: 08142/44841-0, [email protected], www.rauscher.de ONLINE Umlaufkühler mit bis zu 20 kW Kälteleistung Bei den Umlaufkühlern wurde die Produktauswahl leistungsmäßig nach oben erweitert. Die FL-Reihe wurde um weitere Modelle mit Kälteleistungen bis 20 kW ergänzt. Diese leistungsstarken Geräte sind in platzsparender Hochbauweise konzipiert und eignen sich für jegliche Kühlaufgaben in Labor und Industrie. Die Umlaufkühler sind wahlweise mit Luft- oder Wasserkühlung erhältlich und bieten somit für jede Applikation die passende Lösung. Der Arbeitstemperaturbereich reicht von – 20 °C–40 °C; die PID-Regelung erreicht eine Temperaturkonstanz von ± 0,5 °C. Die Pumpenleistung ist leicht einstellbar und erreicht eine Druckleistung von max. 6 bar bzw. eine Förderleistung von 80 l/min. Beide Geräte verfügen über eine leicht zu reinigende und spritzwassergeschützte Folientastatur mit LED-Temperaturanzeige. An der Gerätefront befinden sich zusätzlich eine RS232-Schnittstelle sowie ein Alarm-Ausgang. Mit beiden Umlaufkühlern kann man nicht nur die Temperatur, sondern auch die Betriebskosten senken. So sparen die Geräte teures Leitungswasser, welches meist zur Wärmeabfuhr bei Analysen- und Messgeräten eingesetzt wird, unterstützen nebenbei den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und amortisieren sich folglich in kürzester Zeit. Weitere Informationen erhalten Sie im neuen Julabo-Gesamtkatalog 2010 oder direkt bei Julabo. Julabo Labortechnik GmbH Tel.: 07823/51-180, [email protected], www.julabo.de 546 • GIT Labor-Fachzeitschrift 7/2010 www.gitverlag.com Gleichzeitige Evakuierung mehrerer Kammern Die neue SplitFlow 50 von Pfeiffer Vacuum ist eine kleine, leistungsstarke Turbopumpe, die speziell für den Einsatz in analytischen Anwendungen geeignet ist. Diese Pumpe ist so konzipiert, dass sie über mehrere Einlässe verfügt. Die Technologie ermöglicht den Ersatz mehrerer Turbopumpen durch ein einziges Vakuumsystem. Als Vorpumpe kann je nach Gaslast eine preiswerte, kleine trockene Membranpumpe eingesetzt werden. Das bedeutet eine erhebliche Reduzierung der Investitions- und Betriebskosten. Ein weiterer Vorteil ist der geringe Platzbedarf für das Vakuumsystem. Das Saugvermögen der SplitFlow erstreckt sich bis zu 53 l/s. Die spezielle Konstruktion garantiert höchsten Gasdurchsatz und eine hohe Kompression zwischen den Einlässen. Die SplitFlowPumpen werden nicht nur in Analysegeräten, sondern auch in Lecksuchern, deren Analyseprinzip auch auf der Massenspektrometrie beruht, erfolgreich eingesetzt. Das robuste Design mit bewährter Lagertechnologie ist zudem ideal für den Einsatz an API-Massenspektrometern. Eine kundenspezifische Anpassung des Pumpengehäuses an die Vakuumkammer ist möglich. Das modulare Pumpenkonzept ermöglicht individuelle Konfigurationen und eine einfache Integration in vorhandene Systeme. Pfeiffer Vacuum GmbH Tel.: 06441/802-0, [email protected], www.pfeiffer-vacuum.net Air Liquide Deutschland 518 GFL Ges.f. Labortechnik 523 Anagnostics Bioanalys. 502 HITS gGmbH 538 Analytik Jena 529 Huber Artel USA 502 Asecos 510, 519 Interstuhl Büromöbel 512 Jobvector 545 Julabo Labortechnik 546 Klaus Ziemer 543 Konstruktionsbüro Hein 521 543 Bayern Innovativ 533 Belimed 511 Berghof 539 Gebr. Liebisch 521 Camag 513 LMU Univers. München 503 MCH Messe Schweiz 504 543, 544 MDC Max Delbrück Centrum für Molekulare Medizin 503 Dialog EDV Düperthal Sicherheitstechnik Egnaton Ehret Labor- und Pharmatechnik 537 515 508 544 EVISA - European Virtual Inst. for Speciation Analaysis Köttermann Labortechnik Titelseite, 516 Metrohm 545, 514a MPI Biophysik. Chemie 502 MPI f. Kolloid- und Grenzflächenforschung 8 MPI f. marine Mikrobiologie 503 MPI f. Molekul. Physiologie 536 Olympus Deutschland 544 Pfeiffer Vacuum 546 530 PluriSelect 543 Fritsch Laborgerätebau 544 Promega High Tech Park 545 GDCh Ges. Dt. Chemiker 501 PSI Paul Scherrer Inst. 540 Impressum Dr. Stefanie Krauth Herausgeber GIT VERLAG GmbH & Co. KG [email protected] Geschäftsführung Dr. Michael Schön, Bijan Ghawami Anzeigenleitung Dr. Katja Habermüller Tel.: 06151/8090-208 [email protected] Redaktionsleitung Dr. Margareta Dellert-Ritter (Chefredakteurin) Tel.: 06151/8090-136 [email protected] Tina Schneider (Assistenz) Tel.: 06151/8090-261 [email protected] Redaktion/Verkauf Dr. Martin Friedrich Tel.: 06151/8090-171 [email protected] Oliver Gerber Tel.: 06151/8090-123 [email protected] Dr. Jutta Jessen Tel.: 06151/8090-211 [email protected] Tel.: 06151/8090-191 Dr. Birgit Megges [email protected] Bettina Willnow Tel.: 06151/8090-220 [email protected] Andreas Zimmer Tel.: 06151/8090-178 [email protected] Herstellung GIT VERLAG GmbH & Co. KG Christiane Potthast Kerstin Kunkel (Anzeigen) Ruth Herrmann, Ramona Rehbein (Layout) Elke Palzer (Titelgestaltung/Litho) Sonderdrucke Dr. Stefanie Krauth Tel.: 06151/8090-191 [email protected] Wissenschaftlicher Beirat Prof. Dr. R. van Eldik, Erlangen/Nürnberg Prof. Dr. H. P. Latscha, Heidelberg Prof. Dr. K. K. Unger, Mainz 546 Carl Roth 541 Scottish Development Int. 506 Sigma- Aldrich Chemie 527 Spectro Analytical Instruments 507 Spirig 545 TA Instruments ein Unternehmen d.Waters 543 TEC++ Dr. Volker Schmidt 546 TecLabs Europe 534 Th. Geyer 537 TU München 501 TU Techn. Univers. München 544 Univers. Bonn 503 4. Umschlagseite Axel Semrau CEM Rauscher Univers. Würzburg 501, 524 Vacuubrand 513, 545 Waldner Laboreinrichtungen 514 WTW 500 GIT VERLAG GmbH & Co. KG Rößlerstraße 90 64293 Darmstadt Tel.: 06151/8090-0 Fax: 06151/8090-144 [email protected] www.gitverlag.com Bankkonten Dresdner Bank Darmstadt Konto Nr.: 01715501/00, BLZ: 50880050 Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 47 vom 1. Oktober 2009 2010 erscheinen 12 Ausgaben von „GIT Labor-Fachzeitschrift“ plus 1 Sonderausgabe „GIT Spezial Separation“ Druckauflage: 30.000 (IVW-geprüft, 3. Quartal 2009) 54. Jahrgang 2010 Abonnement 2010 12 Ausgaben 127,00 € zzgl. MwSt. Einzelheft 14,50 € zzgl. MwSt. und Porto Schüler und Studenten erhalten unter Vorlage einer gültigen Bescheinigung 50 % Rabatt. Abonnementbestellungen gelten bis auf Widerruf; Kündigungen 6 Wochen vor Jahres ende. Abonnementbestellungen können innerhalb einer Woche schriftlich widerrufen werden, Versandreklamationen sind nur innerhalb von vier Wochen nach Erscheinen möglich. Originalarbeiten: Die namentlich gekennzeichneten Beiträge stehen in der Verantwortung des Autors. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Abbildungen übernimmt der Verlag keine Haftung. Dem Verlag ist das ausschließliche, räumlich, zeitlich und inhaltlich eingeschränkte Recht eingeräumt, das Werk/den redaktionellen Beitrag in unveränderter Form oder bearbeiteter Form für alle Zwecke beliebig oft selbst zu nutzen oder Unternehmen, zu denen gesellschaftsrechtliche Beteiligungen bestehen, so wie Dritten zur Nutzung übertragen. Dieses Nutzungsrecht bezieht sich sowohl auf Print- wie elektronische Medien unter Einschluss des Internets wie auch auf Datenbanken/Datenträgern aller Art. Alle etwaig in dieser Ausgabe genannten und/oder gezeigten Namen, Bezeichnungen oder Zeichen können Marken oder eingetragene Marken ihrer jeweiligen Eigentümer sein. Druck pva, Druck und Medien, Landau Printed in Germany ISSN 0016-3538 hochgenau temperieren Behält auch bei kühlem Wasser einen warmen Kopf Kurze Reaktionszeiten sind nicht nur in der Kältetechnik entscheidend Hochgenau temperieren – Temperiersysteme für Temperaturen von -120 °C bis +425 °C: Unichiller®, Minichiller®, Ministate®, Unistate® mit natürlichem Kältemittel für umweltverträgliche Kälteerzeugung und mit einzigartiger Plug & Play-Technologie. K MPC-Thermostate Einfach – günstig – und nur das, was Sie brauchen! 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