Gustav Heinz Engelhardt: Die Suche nach dem Sender. Wo stand

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Gustav Heinz Engelhardt: Die Suche nach dem Sender. Wo stand
Gustav Heinz Engelhardt
Die Suche nach dem Sender. Wo stand der Rundfunksender Elberfeld?
In den Jahren 1925 und 1926 fuhren bei
schönem Sonntagswetter viele Elberfelder mit
der „Lektrischen“, Linie 10 oder 12, über die
Augustastraße hinauf zu den Südhöhen. Am
Friedenshain stiegen die meisten aus. Dort gab
es nicht nur ein gern besuchtes Ausflugslokal,
sondern ganz in dessen Nähe eine technische
Sensation: den „Radiosender Elberfeld“.
In der „Elberfelder Radio-Rundschau“ vom
14. März 1926 schrieb der technische Leiter
des Elberfelder Rundfunksenders Arthur
Wurbs (8) unter anderem:
Die Aufnahme- oder Besprechungsräume
sind in der Mitte der Stadt im Thaliatheater
untergebracht, während sich der Sender
selbst außerhalb der Stadt […] in einem von
der Stadt Elberfeld besonders für diesen
Zweck errichteten und zur Verfügung gestellten Gebäude befindet. Die Lage des Senders
auf dem höchsten Punkt des Bergischen Landes, 330 Meter hoch, ist ideal zu nennen und
weithin sind sichtbar die 35 Meter hohen, eisernen Gittertürme, die in 85 Meter Abstand
stehen und die 30 Meter lange , 4 Meter
breite, zweidrähtige T-Antenne tragen, die
also die elektrischen Wellen in 365 Meter
Höhe in den Aether ausstrahlt. Als Erdleitung
dient ein Netz von Kupferdrähten, das einen
halben Meter tief im Boden verlegt ist. An
Räumen enthält das Senderhäuschen außer
der Wohnung für einen Beamten einen mit
hübschen Korbmöbeln ausgestatteten Vorraum oder Warteraum und die technischen
Räume.
330 Meter sind der höchste Punkt Elberfelds, nicht des Bergischen Landes und nicht
der Stadt Wuppertal.
Heute ist der Sender fast vergessen, seine
Entstehungsgeschichte, seine Aufgabe und sein
genauer Standort den meisten Menschen unserer Stadt unbekannt. Damals, 1925, bei der Errichtung und erst recht nach Inbetriebnahme,
Antennentürme und Senderhaus, (aus: Postgeschichte am Niederrhein, Juni 1967).
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war der Sender offenbar der Stolz der Stadt Elberfeld. In den ersten Entwicklungsjahren ließ
sich der Rundfunk nur mit Detektorgeräten
über Kopfhörer empfangen. Dennoch wurde er
früh schon als Mittel der Information und Unterhaltung wie der Werbung und der Meinungsbildung erkannt. Interessierte Geldgeber gab es
genug, sowohl private als auch kommunale.
Wirtschaftsverbände; auch Industrie- und Handelskammern sahen für sich große Prestigeund Gewinnchancen. Man sprach von einem
Wettrennen der Großstädte um den Besitz eines
„eigenen Senders“ und um den Sitz einer
Rundfunkgesellschaft Die somit erforderliche
staatliche Reglementierung übernahm das
Reichspostministerium (RPM). Als Sitz der
neuen Gesellschaften, die in Form von Aktiengesellschaften gegründet werden mußten, wurden von Dr. Hans Bredow (1879-1959), dem
Staatsekretär im RPM, neun Städte vorgeschlagen: Berlin, Breslau, Frankfurt am Main, Hamburg, Königsberg, Leipzig, München, Münster
(später Köln) und Stuttgart (8). Die Wahl der
Standorte fiel auf Großstädte in Ballungsgebieten, weil man sich dort wegen der Bevölkerungsdichte am ehesten Käufer für die noch
teuren Empfangsgeräte versprach. Nur Münster war eine Ausnahme, eine „Notlösung“, da
der geplante Sender in Köln im noch besetzten
Gebiet lag, wo der Bau von Sendern, der Besitz
von Radioempfängern und das Radiohören
überhaupt verboten waren.
Wegen Zahlungsrückständen der dem Deutschen Reich im Friedensvertrag von 1919 auferlegten Reparationen und nach Ablehnung eines Antrags auf Zahlungsaufschub besetzten
im Januar 1923 fünf französische und eine belgische Division das Ruhrgebiet zwischen
Lippe, Dortmund und Wuppertal (4). Zoll- und
Paßgrenzen schnitten das Deutsche Reich vom
Besatzungsgebiet ab. Westlich des heutigen
Wuppertals verlief die Grenze entlang der Wupper, so in der Kohlfurt und in Sonnborn. Der Elberfelder Sender stand demnach grenznah und
sollte auch die Schwarzhörer im besetzten Gebiet mit seinem Programm „versorgen“.
Als letzte der Gesellschaften wurde am 23.
Oktober 1923 die „Westdeutsche Funkstunde
AG“ – die Vorgängerin des „Westdeutschen
Rundfunks“ – in Münster gegründet. Am 10.
Oktober 1924 nahm der Sender seinen regulären Dienst auf.
Zur Versorgung des ganzen Reichsgebiets
reichten die neun Sender nicht aus. Zusätzliche
Zwischensender, auch Nebensender genannt,
wurden erforderlich. Für das Rheinland und
Westfalen sollten zwei Sender errichtet werden
und zwar in Dortmund und „etwa in der Elberfelder Gegend“. Beide Standorte lagen an der
Grenze des unbesetzten Gebietes.
In Verbindung mit der Postverwaltung hatte
der damalige Vorsitzende des Aufsichtsrats
der „Westdeutschen Funkstunde A.G.“,
Stadtbaurat Tormin, Münster, als Aufstellungsort für den Rundfunksender Elberfeld
einen geeigneten Platz auf der 330 Meter
über dem Meeresspiegel gelegenen Höhe
zwischen Friedenshain und Hahnerberg, unweit des damals sehr bekannten Ausflugslokals „Am Friedenshain“, gewählt – Die
Stadtverwaltung von Elberfeld, an der Spitze
Oberbürgermeister Dr. Kirschbaum, unterstützte die Wahl ihrer Stadt sehr und stellte
für den Rundfunksender auf dem Hahnerberg Gelände, Gebäude und sogar die beiden Antennentürme zur Verfügung. (9) Daß
dabei Bauvorschriften ignoriert und Abweichungen zwar erkannt, aber stillschweigend
geduldet wurden, belegt ein Zeitzeugenbericht, den Arthur Wurbs zur Archivierung
fertigte.
Ausgestattet war der Sender mit einer Telephonieröhre von 0.25 kW (Firma Lorenz). Er
sendete auf der Welle 259 m (1158 kHz) und
erreichte eine hervorragende Leistung. Die
Aufnahme- oder Besprechungsräume (Studios)
befanden sich im Elberfelder Thaliatheater.
Neben der notwendigen Verbindung der Besprechungsräume zum Sender bestanden auch
Übertragungs- und Meldeleitungen zu den
Sendern Münster und Dortmund, mit denen
Elberfeld eine Programmgemeinschaft bildete.
Angaben zur technischen Ausstattung sowohl
des Sendergebäudes als auch in den Räumen
des Thaliatheaters sind gut dokumentiert; sie
sind jedoch nicht das Thema dieses kurzen Beitrags zur Standortfrage des Senders.
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Der Sender Elberfeld machte sich durch ein
erstaunlich großes Versorgungsgebiet einen
Namen. Man führte dies damals auf seine
exponierte topographische Lage zurück. Wie
wir jedoch heute wissen, spielt die Topographie bei der Ausbreitung der Mittelwellen
nur eine untergeordnete Rolle. Dagegen haben die Bodenleitfähigkeit in der Umgebung
des Senders sowie Antennenverluste einen
erheblichen Einfluß. Da aber systematische
Untersuchungen und Meßergebnisse im Umfeld der damaligen Elberfelder Senderantenne nicht vorliegen, können über die Ursache der besonderen Reichweite dieses Senders nur Vermutungen angestellt werden. (2)
Am 19. August 1925 startete der Sender mit
einem Versuchsprogramm. Am 19. September
1925 erfolgte die Einweihung durch Staatssekretär Dr. Hans Bredow in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste. Der „Tägliche Anzeiger für
Berg und Mark“ meldete „Die Übergabe des
Elberfelder Rundfunksenders“ mit folgenden
Worten:
Staatssekretär Dr. ing. Bredow sagte unter
anderem: Während die Entwicklung des
Rundfunks sowohl in technischer wie organisatorischer Beziehung in dem unbesetzten
Teil Deutschlands erfolgreich verlaufen ist,
mußte sie wegen der politischen Verhältnisse
gerade in den Gebieten, die durch ihre hohe
Kultur und die Dichtigkeit ihrer Bevölkerung
besonders geeignet für ihre Ausbreitung erscheint, bisher Halt machen. Hierdurch ist
auch das Gebiet um Elberfeld und Barmen in
Mitleidenschaft gezogen worden und bisher
ohne Rundfunkdarbietungen geblieben. Das
großzügige Entgegenkommen der Stadtverwaltung, besonders aber das große Interesse,
das der Herr Oberbürgermeister an dieser
neuen Kultureinrichtung genommen hat, ermöglichte es, die nötigen Vorkehrungen zu
treffen, um einen weiteren Zeitverlust zu vermeiden. So hat die Stadt Elberfeld Rheinund Ruhrgebiet einem provisorischen Rundfunksender Gastfreundschaft gewährt. Ich
darf dem Herrn Oberbürgermeister im Namen der Reichspost den besten Dank für das
bewiesene gütige Entgegenkommen aussprechen, das um so höher zu veranschlagen ist,
als mit Rücksicht auf die technische Eigenart
Plan der Stadt Elberfeld (Ausschnitt) von 1925 (Stadt Wuppertal; Ressort 102).
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des Rundfunks, die die Wahl der Aufstellungsorte bestimmt, Elberfeld nicht der Sitz
des endgültigen Senders sein kann. Ich hoffe
aber, daß trotzdem sich zwischen der Bevölkerung des Bergischen Landes und dem provisorischen Sender ein gutes Einvernehmen
entwickeln wird. – Oberbürgermeister Dr.
Kirschbaum betonte in seiner Ansprache,
daß es für ihn und die Elberfelder Stadtverwaltung eine Ehrenpflicht gewesen sei, die
Möglichkeit, Elberfeld eine eigene Rundfunk- Sendestelle zu beschaffen, auszunutzen.
Der Sender erfreute sich einer außergewöhnlichen Programmautonomie, versorgte
eine große Hörerschaft, und seine Regionalprogramme wurden zum Teil von anderen deutschen Sendern übernommen (5). Der Elberfelder Verlag Kurt Droz veröffentlichte als offizielles Organ der Westdeutschen Funkstunde die
Programmzeitschrift „Elberfelder Radio-Rundschau“ mit dem Untertitel „Illustrierte Rundfunk-Wochenschrift“. Neben detaillierten Angaben zum Programm enthielt sie regelmäßig
Hinweise für Radiobastler, offenbar eine
größere Zielgruppe. Sie kostete 20 Pfg. pro
Stück und 0,80 Mk im Abonnement. Zahlreiche Exemplare sind noch erhalten.
*
Meine Spurensuche galt der Frage: Wo genau stand der Elberfelder Sender? Die Angabe
„Hahnerberg“ ist ungenau. Hermann Plankermann (5) zitiert aus den Erinnerungen des Baurates Tormin einen „330 Meter hoch gelegenen
Platz am Friedenshain, nahe Elberfeld-Hahnerberg“. Philipp Koep (3) nennt eine „Höhe zwischen Friedenshain und Hahnerberg, ganz in der
Nähe des heutigen Fernmeldeturms“. Der allerdings steht am Jung-Stilling-Weg. Ein Flyer, der
1975 anläßlich einer Ausstellung „fünfzig jahre
wdr“ im Kundenraum der Stadtsparkasse erschien, erwähnt den „Standort zwischen Friedenshain und Hahnerberg“. Und 1985 schreibt
der „General-Anzeiger“ schlicht „am Friedenshain“. Alle Angaben sind richtig, jedoch für
meine Exploration nicht exakt genug.
Dabei läßt sich noch immer der Standort
des Senders auf den Punkt genau bestimmen,
bei etwas Glück kann man sogar seine Reste in
Augenschein nehmen. Auf der Luftbildkarte
„Wuppertal, Elberfeld Süd“ aus dem Jahr 1928
findet sich nördlich der Jägerhofstraße ein
freies Gelände und in dessen mittlerem Bereich
ein winkelförmiges Gebäude. Es dürfte sich
um das Sendergebäude handeln. Bei gründlicher Betrachtung lassen sich zwei kreisrunde
„Gebilde“ ausmachen, bei denen es sich um die
Standorte der beiden Sendemasten handeln
könnte: Die Sendemasten selbst waren zu dieser Zeit bereits abgerissen. Ein verdächtiger
„Fleck“ liegt am südlichen Rand des Geländes,
ein zweiter, halb verdeckt, an der nördlichen
Grundstücksgrenze. Der Elberfelder Stadtplan
des Jahres 1925 bestätigt die bisherigen
Recherchen mit der Aufschrift „Rundfunksender“ genau an der im Luftbild gefundenen
Stelle. Weitere Ermittlungen erfordern einen
Ortstermin.
An einem ungemütlichen Nachmittag
suche ich am östlichen Ende des städtischen
„Von der Heydt Parks“ an der Jägerhofstraße
nach einem Zugang zu dem „verdächtigen“
Gelände. Ich treffe auf eine Familie, die mit
mehreren Kindern und Erwachsenen an einem
Gartentisch sich zum Kaffeetrinken anschickt.
Ich erkläre mein Anliegen und erhalte auf
meine Frage, wo ein Sender gestanden haben
könnte, prompt die Antwort: „Hier, Sie stehen
genau davor“. Dabei deutet der Mann hinter
sich auf sein Haus. Er erklärt, das Sendergebäude wurde im Krieg „bis auf die Grundmauern“ zerstört, später wieder aufgebaut und erweitert. Das nenne ich einen geglückten Anfang. Später erfahre ich: Nach Abbau aller Sendereinrichtungen wurde das Gebäude als städtisches Kinderheim genutzt, bis es 1943 einem
Bombenangriff zum Opfer fiel..
Am 25. 9. 1959 schrieb hierzu Herr M. auf
einem schmalen Zettel:
Dieses Haus wurde kurz nach dem ersten
Weltkrieg erbaut und gehörte zum Kölner
Sender. Zwei Betonfundamente finden sich
noch, einer direkt vor dem Haus Jägerhofstraße 216, der andere zirka 50 m hinter diesem Haus. 1943 durch Brandbomben zerstört und sofort von mir in Besitz (Pacht) genommen. Die gut erhaltenen Fundamente
wurden im Krieg notdürftig überdacht und
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nach dem Krieg von mir wieder aufgebaut.
Alle Ziegelsteine sowie der Sand zum Mauern wurden von mir in einem Handwagen zusammengetragen. Heute beginnt der letzte
Bauabschnitt, Wiederaufbau der Rückwand.
– Vor 14 Tagen wurde St. Hedwig konsekriert.
– Anbruch des Atom- und Plastik-Zeitalters.
Heinrich M., ledig, 44Jahre, kath. 1,84 m.
Beruf: alles und nichts (Gärtner)
Im Gespräch erfuhr ich: nicht der Schreiber
baute das Haus wieder auf, sondern dessen
Eltern, die es durch Kauf erwarben und ihrem
inzwischen verstorbenem Sohn später überschrieben.
Die heutigen Bewohner nannten mir auch
den genauen Standort der Sendemasten, deren
Betonsockelreste noch erhalten sind. Ein Überbleibsel findet sich unmittelbar vor dem Haus
Jägerhofstraße 216, das zweite am südwestlichen Ende des „Von der Heydt Parks“, zur
Zeit verborgen unter einem Berg von Dolomitsand, den das Städtische Gartenbauamt für
den Wegebau benutzt und dort zwischenlagert.
Beide Reste stehen in dem von Wurbs genannten Abstand von 85 Metern. Und sie entsprechen den auf dem Luftbild richtig gedeuteten
„kreisrunden Flecken“.
Bei Gartenarbeiten stößt man immer wieder auf Kabelreste, die zu dem erwähnten Erdungsnetz gehörten. Ein solch fünfzehn Zentimeter langes, geflochtenes Stück Kupferdraht
in Händen halten und mit nach Hause nehmen
zu können, ist für mich wie „Archäologie der
Moderne“.
*
Nach Inbetriebnahme des Großsenders Langenberg am 15. Januar 1927 wurde der Elberfelder Sender stillgelegt, wenig später wurden
die Sendermasten demontiert. Die Studios im
Thaliatheater blieben bis 1930 in Betrieb.
Unter der Überschrift „Der Streit um den
Langenberger Sender“ berichtet der „Tägliche
Anzeiger für Berg und Mark“ am 26. Januar
1927 über eine Protestversammlung der Elberfelder Radiohörer. Abschließend drei Zitate aus
dieser Zeitungsmeldung, die die erregte Stimmung der Elberfelder treffend wiedergeben:
Sodann sprach der Vorsitzende des Arbeiterradioklubs. Er hob vor allem die große
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Enttäuschung hervor, die der Langenberger
Sender in technischer Hinsicht gebracht
habe. In den Propagandawurfsendungen
habe die Sendegesellschaft große Versprechungen gemacht, die nicht eingetreten
seien. Auch er bedauerte außerordentlich
lebhaft, daß der Elberfelder Sender nicht
mehr bestehe. Alle hätten ihn und seine Mitarbeiter lieb gehabt. Er habe es verstanden,
den Kontakt mit dem Publikum aufrechtzuerhalten. Er erinnerte an die beliebten Elberfelder Wunschkonzerte, jetzt bringe Köln
Kammermusik und Teekonzerte. Die letzteren
seien eine Provokation, da die meisten Hörer
diese Konzerte nicht beim Tee hören könnten.
Das Mittagskonzert, das für Arbeiter und Angestellte ein Genuß gewesen sei, sei ganz
weggefallen. Symphoniekonzerte seien schön
und nett, aber nur für den, der sie verstehe.
Und dies sei die geringere Zahl, die anderen
schliefen dabei ein. Wer Verständnis für solche Konzerte habe, der höre sie nicht durch
den Rundfunk, denn die Wiedergabe sei
durch die nicht natürliche Akustik in den Senderäumen für den Musikkenner nicht einwandfrei. Weshalb sei jetzt in Münster, Dortmund und Elberfeld durch Langenberg alles
gemeinsam und nicht noch getrennt? Der
Elberfelder wolle seinen Elberfelder Sender
mit allem Personal wiederhaben. Diese
Worte lösten einen stürmischen Beifall aus.
Der nächste Redner Balt ging auf die Geschichte der Entstehung des Elberfelder Senders und die Folgen für die Stadt ein. Mitte
1925 hätten die Verhandlungen begonnen
und es sei Elberfeld in Aussicht gestellt worden, daß der Elberfelder Sender später zum
Rheinlandsender ausgebaut werden sollte.
Daraufhin habe die Stadt einen Senderaum
eingerichtet und auf der Hahnerberger Höhe
das Sendehaus gebaut. Die Kosten hätten
sich für das letztere auf 184 000 RM. und für
das erstere auf 44 000 RM. gestellt. Kurz vor
der Eröffnung wurden von der Münsterischen Leitung die Räume besichtigt und als
schön, stilvoll und durchaus zweckentsprechend bezeichnet. Es wäre aber gleich betont
worden, daß die Werag (Westdeutsche Rundfunk AG) die Einrichtung als Eigentum nicht
übernehmen könne. Nach Aufhebung der Elberfelder Sendestelle habe aber die Werag im
Dezember vorigen Jahres die ganze Einrichtung mit nach Düsseldorf genommen. Die
Miete im Thaliatheater habe 24 000 RM. im
Jahre betragen. Als die Stadt die erste Jahresmiete angemahnt habe, habe Münster
auch nach fünfmaliger Aufforderung nichts
geäußert. Erst im vorigen Herbst seien
35 000 RM. Miete bezahlt worden. Die rückständige Miete betrage immer noch 30 000
RM. Damit allein könnte die Stadt einen
Druck ausüben, damit die Wünsche der
Elberfelder Hörerschaft durchdrängen.
Stadtverordneter Oskar Hoffmann bedauerte, daß alles Tatsachenmaterial, das heute
hier vorgebracht worden sei, nicht schon
längst der Presse übergeben worden sei, damit diese es allgemein bekannt gemacht
hätte. Auch er betonte unter dem Beifall der
Versammlung, daß Elberfeld der Elberfelder
Sender und die Selbständigkeit des Elberfelder Programms erhalten bleiben müßte. Das
Eberfelder Programm sei vorbildlich gewesen und es hätte noch vorbildlicher gestaltet
werden können. Den Kölner Geschmack
wollten wir uns nicht aufzwingen lassen.
Literatur
1. Först, Walter: Rundfunk in der Region. Kohlhammer-Grote Köln, 1984
2. Hoff, Dieter: Reichweiten und Standorte. In:
Walter Först: Rundfunk in der Region. Kohlhammer-Grote Köln 1984 S.129
3. Koep, Philipp: Thalia – Ein Hauch von Großstadt. Müller + Busmann Wuppertal 1994, S.41
4. Lademacher, Horst: Die nördlichen Rheinlande
1815-1953. In: F. Petri und G. Droege (Hg.):
Rheinische Geschichte, Band 2 Schwann, 3.
Aufl. 1980, S. 702
5. Lerg, Winfried B.: Über die Entstehung der
deutschen Rundfunktopographie. In: Walter
Först: Rundfunk in der Region. KohlhammerGrote 1984, S. 44
6. Plankermann, Hermann: Wuppertal – so wie es
war 2. Droste Düsseldorf 1978, S.13
7. Schütte, Wolfgang: Die Westdeutsche Funkstunde. Grote Köln 1973, S. 9
8. Wurbs, Arthur:: Der vorläufige Rheinland-Sender in Elberfeld. Elberfelder Radio-Rundschau,
Nr. 11, 1926, Verlag Kurt Droz, Elberfeld,
S.170f
9. Wurbs, Arthur: Aus der Frühzeit des Rundfunks
in Deutschland. Der Sender Elberfeld. In: Postgeschichte am Niederrhein, Nr. 1, 1967, S. 6f
Danksagung
Für mannigfache Hilfen danke ich Frau Petra Witting-Nöthen (WDR Köln, Histor. Archiv), Herrn Dr.
Uwe Eckardt und seinen Mitarbeitern (Stadtarchiv
Wuppertal), Herrn Hans-Jürgen Berge (Katasteramt
Wuppertal) und der Familie Hüttig.
Der Senderaum
auf dem Hahnerberg
(aus: Postgeschichte am
Niederrhein, Juni 1967).
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