Süßenloher Weiher und Süßenlohe
Transcrição
Süßenloher Weiher und Süßenlohe
Süßenloher Weiher und Süßenlohe von Johann Baptist Fröhlich, Weiden Oberpfälzer Heimat, 7. Band – 1962, Seiten 92 bis 94 Der Süßenloher Weiher ist ein Begriff für jeden Weidner. Wenn es recht heiß wird im Sommer, dann geht’s dort hinaus zum Baden. Auch Kahnfahren ist beliebt, denn es ist ein großer Weiher. Er steht neuerdings auch unter Naturschutz. Wer aber von den zahllosen Besuchern weiß, dass es ein künstlicher See ist, dass hier vor 500 Jahren noch Getreidefelder wogten? Unser nachfolgender Beitrag streift seine Entstehungsgeschichte und berichtet von dem daneben gleichzeitig angelegten Gutshof. Die Herrschaft Parkstein – Weiden gehörte einst dem Wittelsbacher Herzog Ludwig dem Gebarteten von Ingolstadt. Dieser verlor sie jedoch 1421 in einer Fehde an seinen Vetter, Herzog Johann von Neumarkt, den Hussitenbesieger, und an dessen Bundesgenossen Friedrich, Markgraf von Brandenburg und Burggraf zu Nürnberg. Die beiden Sieger vereinbarten, das eroberte Gebiet künftig gemeinschaftlich zu verwalten (1), und diese Gemeinschaft bestand drei Jahrhunderte lang bis zum Jahr 1714. Die Tatsache dieser eigentümlichen Doppelherrschaft ist jedem mit der Geschichte es Weidner Landes vertrauten Heimatfreund wohlbekannt. Beide „Gemeinsherren“ waren gleichberechtigt. Die Inhaber der Anteile wechselten jedoch häufig. Zuletzt gehörte die eine Hälfte des „Gemeinschaftsamtes Parkstein – Weiden“ zum Herzogtum Sulzbach, die andere zum Herzogtum Neuburg an der Donau. Im Jahre 1714 endlich erwarb Herzog Theodor von Sulzbach auch den Neuburger Anteil, und damit fand das Gemeinschaftsamt sein Ende. Im Zusammenhang mit dieser Doppelverwaltung steht wohl auch die Entstehung des Süßenloher Weihers. Im Jahre 1485 war Inhaber der einen „Halbscheid“ des Gemeinschaftsamtes der Wittelsbacher Herzog Otto II. von Mosbach in Baden, Inhaber der anderen Herzog Georg der Reiche von Landshut. Beide einigten sich dahin, dass jeder von ihnen einen eigenen Weiher anlegen dürfe. Dem gemäß ließ Herzog Otto in diesem Jahre 1485 durch Bau eines 450 Meter langen Dammes den 100 Tagwerk großen Süßenloher Weiher aufstauen (2). Herzog Georg wollte sich an der Latscherfurt einen Weiher errichten, er führte dieses Vorhaben aber nicht aus. Otto von Mosbach erbaute bei dem Süßenloher Weiher auch einen Gutshof und nannte ihn Süßenlohe. Dieses Anwesen gehörte also ihm allein und unterstand seiner ausschließlichen niederen Gerichtsbarkeit, während die hohe Gerichtsbarkeit beide Gemeinsherren miteinander ausübten. Der Eigentümer vergab den Hof an einen Bauern zur Bewirtschaftung auf Erbrecht, war also Grundherr dieses Gutes. 1582 befand sich der Süßenloher Hof im Besitz des Bauern Peter Peer. Dieser hatte damals von dem Anwesen 4 Gulden 48 ½ Kreuzer Türkensteuer zu entrichten (3). Sechs Jahre später (1588) versteuerte Peter Peer (nun Beer geschrieben) ein Vermögen von 729 Gulden und leistete dafür eine Jahresabgabe von 4 Gulden 22 Kreuzer. In der Steuerliste ist sein Besitz aufgeführt; er bestand aus einem Hof mit 13 Tagwerk Wald, 3 Roß, 1 Füllen, 8 Kühen, 4 Galtrindern, 2 Kälbern, 3 Schweinen, 95 Schafen, 1 Immen, 4 Geißen und 25 Gulden geliehenes Geld (4). Im Laufe dieser Zeit entstanden zwischen den Gemeinsherren mancherlei Irrungen. Diese wurden durch einen Vergleich vom Jahre 1607 beigelegt, den sogenannten Weidauer Rezeß (5). Im Dreißigjährigen Kriege hat der Gutshof Süßenlohe schweren Schaden erlitten. Die Steueranlage vom Jahre 1637 meldet darüber (6): Süßenlohe Adam Beer, jetzt Jakob Beer; 1 Hof samt Zubehör per 400 Gulden, ist zu Dorf ganz baufällig und zu Feld nit völlig gebaut, gesetzt die Hälfte 200 Gulden. Die sonderbaren Erbstücke, so Wald und Grund, seind öd. 2 Ochsen 30 Gulden 1 Kuh 8 Gulden Summe 238 Gulden Er steuert 2 Gulden 23 Kreuzer. Seit dem 18. Jahrhundert befindet sich der Hof im Besitz der Familie Lukas. Am 8. August 1775 übernahm ihn Johann Lukas von seiner Mutter Margareta Lukas um 3000 Gulden. In den Akten des Staatsarchiv Amberg, Rentamt Weiden 90 Fassion 35, ist darüber vorgetragen: „Johann Lukas, Süßenlohe, beim Süßenlohbauer, ein Hof, ½ gemauertes Haus No 1, hölzerner Stall, Schupfe, Stall und Schupfen, zum Landgerichte 8 Gulden Handlohn, Wiesen, Wälder, Acker, Forstrecht 6 Klafter Holz und 14 Fuder Streu“. Im Jahre 1795 hat der Süßenlohbauer den Weiher vom bayerischen Kurfürst um 4000 Gulden erworben. Bei dem Hofe stand einst ein Mauthäusl, also ein Zollhaus. Hier grenzte die Grafschaft Sternstein der Fürsten Lobkowitz an, und es musste beim Passieren der „Landesgrenze“ Zoll bezahlt werden. Die Zollstation wurde aufgehoben, als die Grafschaft in den bayerischen Staat eingegliedert wurde. Drei Jahre später kaufte der Süßenlohbauer das gemauerte ehemalige Mauthäusl mit hölzerner Schupfe und Garten vom Staat um 325 Gulden (7). Im Jahre 1810 ist der Besitz folgendermaßen beschrieben (8): Einöd Süßenlohe Johann Lukas Gemeinde Meerbodenreuth. der ganze Süßenlohbauernhof, Süßenlohweiher Haus Hirthäusl 1750 Gulden 2250 Gulden 190 Gulden. Am 25. April 1829 kaufte Christoph Lukas nach dem Ablegen seines Vaters Johann Lukas das Anwesen von seinen Geschwistern und Miterben um 7400 Gulden. Der Besitz bestand damals aus folgenden Plannummern: 108: 109: 110: 111: 112: 113: 114: der ganze Süßenlohbauernhof Wiese 2 Weiher Acker in der Asch oder Moosbach Süßenlohweiher, 2 Aspen, 3 Fischbehälter Hirtenhäusl ehemaliges Mauthäusl, Fischwasser unter der Holzmühle Durch die Bauernbefreiung vom Jahre 1848 wurde der Hof freies Eigentum des Bauern. Seit dem Jahre 1899 besaß das Anwesen Wendelin Lukas. Dieser übergab den Hof seinem Sohn Hans Lukas, dem heutigen Süßenlohbauern. Hans Lukas hat den Weiher, einen der größten der Oberpfalz, an einen Teichwirt verpachtet. Das Anwesen umfasst jetzt 296 Tagwerk, der Weiher allein 91 Tagwerk. Im Jahre 1938 hat das Landratsamt Neustadt an der Waldnaab den Süßenlohweiher und die mächtige, bei dem Hof stehende Eiche unter Landschaftsschutz gestellt. Fußnoten: 1 2 3 4 5 6 7 8 Regesta boica Zeitschrift Die Oberpfalz Staatsarchiv Amberg Staatsarchiv Amberg Stadtarchiv Weiden Staatsarchiv Amberg Staatsarchiv Amberg Staatsarchiv Amberg Abschrift: Alfred Kunz, Weiden 12/373 1912, Seite 193 Akten des Amtes Parkstein, Türkensteuer 1582 Akten des Amtes Parkstein, Nr. 699 Weidauer Rezeß, Band 2 Standbuch 704 Akten des Rentamtes Weiden Nr. 90, Fassion 35 Akten des Rentamtes Weiden 88/1810