BBC-Umfrage 2013 hier: Auswertung 1. Allgemeines zur Erhebung

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BBC-Umfrage 2013 hier: Auswertung 1. Allgemeines zur Erhebung
Anlage
Referat 600
Betr.:
31.5.2013
BBC-Umfrage 2013
hier:
Auswertung
1. Allgemeines zur Erhebung
Seit 2005 beauftragt BBC World Service das Meinungsforschungsinstitut GlobeScan und
das Program on International Policy Attitudes (PIPA) der Universität Maryland mit der
vorliegenden Umfrage. Hierzu wird Privatpersonen in aller Welt die Frage gestellt, ob sie
den Einfluss eines gegebenen Landes eher positiv oder eher negativ sähen. Für die
Umfrage 2013 wurden ca. 26 000 Personen in 25 Ländern im Zeitraum von Dezember
2012 bis April 2013 befragt.
2. Ergebnisse der Erhebung
• Deutschland ist Spitzenreiter (Einfluss wird sehr positiv beurteilt)
• Kanada und das Vereinigte Königreich folgen auf den Plätzen 2 und 3
• Schlechteste Wertungen für Iran, Pakistan, Nordkorea und Israel.
-2-
3. Konstanz deutscher Werte 2008-2013 – Eindeutiger Trend:
• Seit Beginn der Studienteilnahme 2008 lag DEU fünf Mal an der Spitze
• Nur 2012 belegte DEU den zweiten Platz
• Zustimmungswerte auf beständig hohem Niveau: 56%-62%
# 2013
2012
JPN
1 DEU
(59%:15%)
2 KAN
DEU
(56%:16%)
KAN
3 GBR
2011
DEU
(62%:15%)
GBR
2010
DEU
(59%:14%)
KAN
2009
DEU
(61%:28%)
KAN
2008
DEU
(56%:18%)
JPN
KAN
JPN
GBR
FRA
4. Deutschlandbild im Detail
• 24 Länder (über 95% der beteiligten Länder) sehen den positiven deutschen
Einfluss größer als den negativen
• Nur Griechenland sieht den deutschen Einfluss überwiegend negativ
• Deutschlandbild in Indien, Japan und Pakistan allerdings unklar und lässt
Informationsdefizite erkennen
Am positivsten wird Deutschland in Ghana (84%), Frankreich (81%) und dem Vereinigten
Königreich (78%) gesehen, am negativsten in Griechenland (25%), Indien (27%) und
Pakistan (29%). In drei Ländern gibt es keine klare Meinung zu Deutschland: Indien
(59% keine Meinung), Japan (50% keine Meinung) und Pakistan (45% keine Meinung).
In Deutschland selbst sehen die befragten Personen den deutschen Einfluss zu 64%
(also leicht überdurchschnittlich) positiv und zu 8% negativ.
Bewertung
Deutschlands Einfluss wird in Europa und Südamerika nicht nur sehr positiv
gesehen sondern befindet sich - aktuellen Krisen und der veröffentlichten Meinung
zum Trotz - sogar in einem Aufwärtstrend (besonders stark in Großbritannien und
Spanien). In Indien, Japan und Pakistan muss weiter an einem positiven und
nachhaltigen Bild Deutschlands gearbeitet werden. Hinweis: In Indien wurde im
Februar 2013, d.h. im Erhebungszeitraum, das Deutschlandjahr in Indien beendet.
Zumindest der BBC-Umfrage zufolge scheint diese Maßnahme (noch) nicht den
erwünschten Sympathie-Bonus erzielt zu haben. Auch das Russlandjahr 2012/2013
konnte sich offenbar noch nicht auswirken: hier hat sich das Deutschlandbild
verschlechtert.
5. So sehen die Deutschen die teilnehmenden Länder
• Deutsche sehen alle Länder weniger positiv als 2012
• Werte über 50% erzielen nur die EU und Kanada
• Deutsche Bewertung der vorgestellten Länder durchweg deutlich schlechter
als die internationale Durchschnittswertung
Besonders starke Sympathieverluste erleiden Japan (-30), China (-29), Kanada (-24)
und Frankreich (-24). Die EU genießt mit einem Positivwert von 59% trotz starker
Verluste noch das höchste Ansehen, auf Kanada entfallen 51%. Lediglich ein Drittel der
Befragten (35%) halten den Einfluss der USA für positiv. Besonders deutlich unter der
allgemeinen Bewertung liegt die deutsche Wertung im Fall von Indien (-31), China (-29),
-3Brasilien (-27) und Japan (-23). Die Deutschen sehen den eigenen Einfluss mit 64%
absolut am positivsten, jedoch nur leicht überdurchschnittlich.
Bewertung
Die zunehmend negative Sicht der Deutschen auf andere Länder gibt Anlass zur
Sorge. Zu fragen ist allerdings, ob die niedrigen Werte tatsächlich eine
grundsätzliche Einstellung widerspiegeln oder vielmehr eine Reaktion darstellen
auf (punktuell) negative Berichterstattung zu Deutschland in einigen
europäischen Ländern (Hitlerkarikatur der Bundeskanzlerin, Vorwürfe deutscher
Dominanz etc.). Unter Umständen erzeugt auch die hiesige Medienberichterstattung
den Eindruck, dass Deutschland zwar viel zur Lösung der Euro-Krise beitrage, dies
jedoch im Ausland nicht gewürdigt werde. Auch der von einigen Kommentatoren
kolportierte Eindruck, es gebe außer Deutschland nur „Trittbrettfahrer“ in der EU,
kann bei der Negativbewertung eine Rolle gespielt haben. Andererseits muss vertieft
der Frage nachgegangen werden, ob neben der Euro-Krise noch weitere Faktoren zu
Missmut über andere Staaten (auch außerhalb Europas) geführt haben. Hieran
schließt sich unmittelbar die Überlegung an, was eine derartig kritische Sicht
auf das Ausland für die deutsche Willkommenskultur und unsere
grundsätzliche Einstellung Fremden gegenüber bedeutet und wie dieser
Negativhaltung begegnet werden kann.
6. Ansehen der EU
• Drastische Verluste in Europa (auch DEU), Nordamerika und Afrika
• Anzeichen für innereuropäische Indifferenz und Ratlosigkeit
• Dagegen starke Gewinne in Südamerika.
Während der positive Einfluss der EU in Polen, Frankreich, Spanien und Deutschland weit
überdurchschnittlich eingeschätzt wird (jeweils mindestens 10% über dem Durchschnitt),
fällt die Einschätzung im Krisenland Griechenland deutlich negativer aus (nur 35%
positive Beurteilung, 37% negativ). Im Gegensatz zur zunehmend positiven Bewertung
Deutschlands in Großbritannien, sinkt auch dort das Ansehen der EU weiter ab (42%
positive Bewertung, 47% eher negativ). Trotz der weiterhin überdurchschnittlich
positiven Bewertung der EU in Deutschland, sind die Werte seit 2012 auch bei uns
drastisch (um 14%) gesunken.
Bewertung
Da nicht alle Mitgliedstaaten der EU in der BBC-Umfrage vertreten sind, gibt sie den
Blick der Europäer auf die EU nicht repräsentativ wieder. Bei der deutschen
Bewertung der EU fällt jedoch neben dem stark gesunkenen Positivimage der
EU (73% vs. 59%) auf, dass parallel der negative Einfluss der EU nur um 2 Punkte
höher bewertet wird (21% vs. 19%). Das heißt, dass 12% der Befragten, die noch
2012 die EU positiv sahen, 2013 keine Meinung mehr zum Einfluss der EU haben.
Dies kann als wachsende Ratlosigkeit oder Gleichgültigkeit interpretiert werden,
sollte jedoch auch im Kontext der in Deutschland insgesamt drastisch gesunkenen
Positivwahrnehmung anderer Länder gesehen werden (vgl. oben). Offen bleibt, ob
und in welchem Umfang die Zunahme eines positiven Deutschlandbildes mit einer
zunehmend kritischen Beurteilung der EU zusammenhängt.