Einmal Nordkap
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Einmal Nordkap
Reisebericht Nordkap Seit 4 Jahren war es mein Traum mit der Vereins-Cessna zum Nordkap zu fliegen. Da man bei diesem Flug sehr vom Wetter abhängig ist und die Dauer des Trips nicht präzise vorhersagen kann, war es nicht einfach, einen geeigneten Mitflieger zu finden. Letztes Jahr, als ich im Familienkreis wieder das Thema Nordkapflug aufbrachte und ich das Problem ansprach, einen geeigneten Partner zu finden, sagte mein großer Bruder, dann müsse er eben mitkommen, damit ich meinen Traum verwirklichen kann. Meine Frau hatte einen Mitflug abgelehnt, da sie das Problem hat, dass ihr beim Fliegen schlecht wird. Aber durch die Zusage meines Bruders war sie dann mit der Realisierung einverstanden. Dazu muss noch angemerkt werden, dass mein Bruder bisher nur ca. 20 Minuten mit mir in einer Katana geflogen war. Nachdem das Wetter uns einen Strich durch unsere Reiseplanung machte und wir nicht am 18.6.2015 starten konnten, mussten wir eine ganze Woche warten und konnten erst am 25.06. losfliegen. 25.06.15 Die Wettervorhersage für unsere 1. Etappe nach Rügen war ausreichend und so starteten Karl-Heinz und ich um 08:05 Uhr lokal am Bayreuther Flugplatz. Die Wolkenbasis stieg an und wir kamen gut voran. Wir überstiegen die Wolken und flogen on Top. Über die Kontrollzone Leipzig hinweg ging es nordwärts. Die Kontrollzone Berlin wurde über Brandenburg durchquert und weiter gings über den Flugplatz Ruppiner Land und die Mecklenburgische Seenplatte. Hier wieder unter die Wolken und Landung auf dem Flugplatz Rügen um 10:34 Uhr. Flugzeug tanken, dann Cappuccino und Buletten zur Stärkung. Um 11:58 starteten wir dann in Richtung Schweden. Vor dem Grenzpunkt SALLO Kontakt mit Sweden Control. Erhalten unseren Transpondercode und werden geführt wie IFR-Flieger. Da die Wolken nicht sehr dicht sind, steigen wir wieder on Top und über den Luftraum Malmö geht es nach Hultsfred-Vimmerby und Västervik. Vor Stockholm werden die Wolken dichter und wir können nicht mehr einfach sinken. So holen wir uns Genehmigung von Stockholm Control Richtung offenes Meer zu fliegen. Dort hört die Wolkendecke auf und wir können darunter sinken und dann Kurs auf Stockholm nehmen. Wir landen auf dem kleinen Grasflugplatz Ska-Edeby um 15:09 Uhr. Flugzeug auftanken, 1 l Öl nachfüllen. Mit 2 eben gelandeten deutschen Piloten teilen wir uns das Taxi zu unserem Hotel in Stockholm Bromma. Etwas frisch machen und dann mit der T-Bana in die Altstadt Gamla Stan. Dort wunderbar Fisch gegessen und die Altstadt mit dem Schloß zu Fuß erkundet. Mit der T-Bana zurück zum Hotel und herrlich geschlafen. 26.06.15 Nach einem guten Frühstück mit dem Taxi zum Flugplatz. Der Taxifahrer kennt den garnicht, aber mit unserer elektronischen Ausrüstung können wir ihm helfen und auf den richtigen Weg bringen. Obwohl die Wettervorhersage für diese Etappe gut genug war, hängen jetzt hier die Wolken ziemlich tief. Wir starten um 09:45 Uhr ohne Funkverkehr und melden uns in der Luft bei Stockholm Control. Wir aktivieren unseren Flugplan, erhalten wieder einen eigenen Transpondercode, steigen wieder über die Wolken, die genug Sicht nach unten lassen um die Landschaft zu genießen. Über Uppsala, Gävle, Söderhamn, Hudiksvall und Sattna Airport geht es nach Vilhelmina. Dort rechtzeitig unter die Wolken und landen um 12:58 Uhr auf einer 1500 m langen Landebahn. Wir tanken unser Flugzeug, bekommen einen Kaffee gemacht und als die Mittagspause vorbei ist erhalten wir von der netten Dame auf dem Tower Wetterinformationen für den Weiterflug. Wir starten um 14:12 Uhr von Vilhelmina nach Svolvær Helle auf den Lofoten. Über den Meldepunkt PENAX erreichen wir Norwegen, wo uns Norway Control übernimmt und uns einen neuen Transpondercode zuteilt. Ein herrlicher Flug über die Fjorde und teils noch schneebedeckte Hügel. Wir landen um 16:25 Uhr in Svolvær Helle, parken unseren Flieger, verzurren ihn für die Nacht, mieten ein Auto, finden ein tolles Hotel, Zimmer im 9. Stock, mit Blick auf Marktplatz und Hafen. Koffer ausladen, frischmachen und mit dem Auto die Lofoten erkunden. Wikingermuseum, uralte große Holzkirche und dann ein tolles Fischlokal, wo wir uns den norwegischen Fisch schmecken lassen. Irgendwann in der Nacht zurück ins Hotel, aber es wird ja nicht dunkel. 1 Uhr in der Nacht und taghell. Haben eigentlich keine Lust zu schlafen, müssen aber, denn morgen soll es weitergehen Richtung Nordkap. 27.06.15 Nach einem ausgiebigen Frühstück im Thon-Hotel geht es mit unserem Mietwagen zum Flugplatz Svolvær Helle. Das Wetter ist leider nicht so prickelnd. Trocken, gute Sicht, aber Basis der dichten Wolkendecke in geschätzten 2000 ft. Und da sollen wir nach Tromsø fliegen? Die höchsten Erhebungen in diesem Gebiet gehen bis 4900 ft. Also bei den freundlichen Herren von AVINOR eingehende Wetterberatung einholen, Strecke genau kontrollieren, den Weg durch breite Fjorde legen, die jederzeit ein Umkehren ermöglichen und auf ein Steigen der Basis hoffen. Unsere ZG lief bisher wie ein Uhrwerk, sie weiß nicht, dass unter ihr nur Wasser ist, also los. Um 11:03 Uhr heben wir ab und steigen bis unter die Basis. Traumhafte Aussichten auf die Fjorde. Wieder erhalten wir von Norway Control unseren einmaligen Transpondercode und „No traffic reported in your area“. Wir fühlen uns sicher, gut bewacht. Wir müssen aber auch noch um verschieden Sperrgebiete herumfliegen, aber dank unserer guten Navigationsausrüstung ist dies auch kein Problem. Kurz vor Tromsø fordert uns der Tower auf mehrere Vollkreise zu fliegen, um dem startenden Verkehr nicht in die Quere zu kommen. Dann können wir endlich unseren Anflug fortsetzen und dabei auch noch die Eismeerkathedrale filmen. Wir landen schließlich um 12:29 Uhr. Wir wollen tanken und rollen zur AVGASTankstelle. Der Automat akzeptiert VISA-Card, aber wir kommen nicht damit zurecht, da alles in Norwegisch ist und das Umstellen der Sprache nicht funktioniert. Wir bitten den Tower um Hilfe. Der sagt uns, in der nächsten halben Stunde kommt ein Pilot zum Tanken, der würde uns dann helfen. Also warten. Wir stärken uns mit der Salami. Wasser haben wir auch genug dabei. Den Wein heben wir uns für abends auf. Dann kommt tatsächlich der Pilot mit seiner Piper und hilft uns beim Tanken. Und der Tower fragt den PiperPiloten, ob er den Germans hat helfen können. Nun treibt es uns aber weiter zum Nordkap. Das Wetter ist leider nicht besser geworden, aber bis hier her hat es ja auch gereicht und jetzt werden die Berge etwas niedriger. Also starten wir um 13:59 Uhr nach Honningsvaag/Valan, der Flugplatz der dem Nordkap am nächsten ist. Kurz vor Hammerfest, dass wir nur als Wegpunkt im Plan hatten, werden wir von Norway Control aufgefordert, dort zu landen, da der Flugplatz in Honningsvaag geschlossen sei. Wir trauen unseren Ohren nicht, aber was sollen wir tun. Also landen wir um 15:12 Uhr in Hammerfest. Kurz nach unserer Landung schließen sie auch den Flugplatz Hammerfest. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Also mit dem Taxi in die Stadt, dort gibt es auch ein Thon-Hotel, wo wir ein Zimmer im obersten Stock bekommen, hier ist es aber nur der 7. Stock. Herrlicher Blick aus dem Zimmer auf die Stadt, das Rathaus und den Hafen. Karl-Heinz besteigt noch einen Berg um Videoaufnahmen zu machen, ich horche die Matratze ab um etwas Schlaf nachzuholen. Später erkunden wir noch die Stadt etwas zu Fuß und essen lecker Fisch am Hafen. Gute, lichtdichte Vorhänge halten den Tag aus unserem Zimmer und so können wir recht gut schlafen. 28.06.15 Die Wolken hängen heute noch tiefer, etwa 1200 ft Basis und ab und zu etwas Regen. Wie soll es da weiter gehen. Wir marschieren nach dem Frühstück zur Tourist Infomation, wo man uns (sogar in deutscher Sprache) versucht zu helfen. Wir haben ein Schild gelesen: 204 km bis zum Nordkap. Wenn wir nicht fliegen können, dann wenigstens mit dem Auto hinfahren, um es auf keinen Fall zu verpassen. Aber es ist Sonntag und der Sonntag ist den Norwegern heilig. 40 Autovermieter, aber keiner vermietet ein Auto am Sonntag. Also was tun? Die Berge bis zum Nordkap sind noch niedriger als bisher, die Fjorde noch breiter und das Nordmeer ist auch noch als Ausweichmöglichkeit. Also auschecken im Hotel, mit dem Taxi zum Flugplatz und die nette Controllerin am Tower besuchen. Eingehende Wetterberatung bei ihr, dann der Entschluss: Wir fliegen, umkehren können wir schließlich immer noch. Abheben in Hammerfest um 12:58 Uhr, die Basis steigt noch etwas an und bei guter Sicht erreichen wir nach gut einer halben Stunde das Ziel unserer Traumreise: Das Nordkap!!! Nachdem wir es mehrfach umrundet haben und Fotos und Video im Kasten ist, geht es weiter nach Honningsvaag/Valan. Diesmal ist der Flugplatz offen, aber der Anflug ist sehr spannend. Der Anflug geht so nahe an einer Bergflanke vorbei, dass Karl-Heinz schon mal fragt, ob die Tragfläche weit genug vom Berg entfernt ist. Vor der Landebahn dann noch Wasser und die Bahn geht bergauf. Aber Landung gelingt gut um 13:38 Uhr. Schnell mit dem Taxi in die Stadt zur Tourist Information, Karl-Heinz weiß dass dort der Bus zum Nordkap fährt, hat sogar die Abfahrtszeiten parat. Als wir dort eintreffen, will der Bus gerade los, der Taxifahrer gibt ihm Zeichen zu warten. Schnell Taxi bezahlen und rein in den Bus und es geht los zum Nordkap. Die Fahrt dauert 35 Minuten. Der Traum ist wahr geworden, wir sind auf dem Nordkap. Etwas essen in dem großen Besucherkomplex, dann raus zu der berühmten Weltkugel, Fotos und Video. Souvenirshop besuchen und die Ausstellung im Gebäude. Vor dem Gebäude, es regnet jetzt leicht, treffen wir Radfahrer und Minizelte sind auf dem Plateau aufgeschlagen. Dann geht es mit dem Bus zurück nach Honningsvaag. Da es ja nicht dunkel wird, das Wetter etwas besser geworden ist und Rovaniemi durchgehend auf ist, entschließen wir uns weiter zu fliegen. Um 18:20 Uhr starten wir also in Honningsvaag. Noch vor der finnischen Grenze können wir auf 3500 ft steigen, später auf 5500 ft. Und so geht es über die unendlichen finnischen Wälder und die unzähligen Seen einschließlich dem Inari-See nach Rovaniemi, wo wir um 20:49 Uhr (Norwegische Zeit) landen. Hier in Finnland ist es aber bereits 21:49 Uhr. Mit dem Taxi ging es zur Santa Claus Village. Dort bezogen wir ein kleines Ferienhaus (mit Sauna). Das Feriendorf liegt genau am Polarkreis, also ging hier auch die Sonne nachts nicht unter. Doch lichtundurchlässige Vorhänge ließen uns gut schlafen. 29.06.15 Nach einem guten Frühstück gehen wir ins Santa Claus Village und lassen uns von Japanern auf der Markierung des Polarkreises stehend fotografieren. Dann geht es zurück zum Flugplatz. 190 l tanken wir zum stolzen Preis von 3,12 € je Liter. Bei gutem Wetter starten wir um 10:17 Uhr finnischer Zeit und können nach ca. 6 Minuten auf Flugfläche 75 steigen. Wir haben wieder einen eigenen Transpondercode bekommen und werden wieder so gut geführt, erhalten diverse „direct to“ und können so unsere Flugstrecke abkürzen. Im Anflug auf Helsinki werden wir mit Radar-Vektoren dirigiert und bis in die Platzrunde geführt. Um 13:51 Uhr landen wir in Helsinki Malmi. Wir laufen 5 Minuten zur Bushaltestelle, Karl-Heinz hat schon die notwendige Linie ermittelt und kurz danach kommt der Bus, der uns in die Innenstadt bringt. Im Bus werden wir von einer Frau angesprochen, die uns fragt, ob wir die beiden Piloten sind, denen sie vor kurzem die Landefreigabe erteilt hatte. Es war die Towerlotsin, die Schichtende hatte und auch in die Stadt fuhr. Wir haben sie eingeladen, mit uns zur Esplanade zu gehen um dort einen Cappuccino zu genießen. Danach trennen sich unsere Wege und wir zwei fahren mit der Trambahn zur Felsenkirche. Zurück in die Altstadt erkunden wir diese zu Fuß, bevor es wieder zurück zum Flugplatz geht für die nächste Etappe nach Tallinn. Außer in Rügen und Stockholm haben wir bisher keine Landegebühren bezahlt. Aber um in Helsinki wieder ans Flugzeug zu kommen, müssen wir ein Formblatt ausfüllen, damit sie uns eine Rechnung mit Lande- und Handlingsgebühren für Finnland schicken können. Zu früh gefreut, aber dadurch lassen wir uns die Laune nicht verderben. Um 18:13 Uhr heben wir ab zu unserem Kurztrip nach Tallinn. Nur mal kurz übers Meer. Wir müssen einige Sperrgebiete umfliegen, sonst alles problemlos und um 18:50 Uhr landen wir in Tallinn Lennart Meri. Die Bahn ist 3070 m lang und 45 m breit, andere Dimensionen als wir sie gewöhnt sind. Da heißt es aufpassen und nicht zu hoch abfangen. Geduld, Geduld und die Landung klappt besser als erwartet. Ein HandlingAgent holt uns von unserem Stellplatz ab, wohin uns der Follow Me Car gebracht hatte, mit einem Kleinbus und bringt uns zum Terminal. Dann mit dem Taxi ins Hotel. Etwas frisch machen und dann ab in die Altstadt zu einem kühlen Bier und gutem Essen. Die Wettervorhersagen für den restlichen Heimweg schauen gut aus und Tallin gefällt uns so gut, dass wir beschließen noch einen Tag in Tallinn zu bleiben. 30.06.15 Zu Fuß und mit der Tschu-Tschu-Tram (aus Neumarkt/Opf., Deutschland) erkunden wir das historische Tallinn. Ein richtig heißer Tag, der aber auch ein paar kurze Regenschauer für uns bereit hält. Kann aber unsere gute Laune nicht trüben. Unsere Schwester hat uns aufgefordert, wenn wir in Tallinn sind, unbedingt den KnoblauchWodka zu testen. Als brave Brüder gehorchen wir, suchen das Lokal und testen den Schnaps. Nach dem dritten Schluck ist der Genuss erträglich. Aber Knoblauch ist ja sooo gesund. Im Hotel genießen wir noch unseren mitgebrachten Frankenwein aus dem Apfelsaftkarton. Das Schwimmbad im 8. Stock des Hotels mit herrlichem Blick auf die Altstadt haben wir natürlich auch genossen. 01.07.15 Nach ausgiebigem Frühstück geht es mit dem Taxi zum Flughafen. Wir wählen den Eingang für Crew-Members. Aber uns fehlt der richtige Ausweis und man läßt uns nicht durch. Also rufe ich unseren Handlings-Agent an, er kommt und bringt uns durch die Sicherheitsschleusen. Dann in den Flugvorbereitungsraum. Wetter einholen und noch eine Flugplatz-Area-Karte ausdrucken, dann geht es mit dem Bus zu unserer Cessna. Die Strecke bis zur Tankstelle ist zu lang um den Flieger zu schieben. Also anlassen und mit Motorkraft zur Tankstelle. 170 l AVGAS getankt und 1 l Öl nachgefüllt. Dann Startfreigabe und um 10:28 Uhr heben wir ab. Die Basis ist wieder sehr niedrig, aber am Anfang hätten wir sowieso nicht mehr als 1000 ft fliegen dürfen. Später dürfen wir auf FL 60 steigen und über den Rigaischen Meerbusen in Lettland fliegen wir nach Litauen. Wir erreichen den Flugplatz in Palanga nach 2:11 Stunden und landen dort um 12:39 Uhr. Wir essen zu Mittag, recht gut und preiswert im Flughafenlokal. Bei der hübschen Dame vom Handling bezahlen wir 21 € an Gebühren und folgen ihr durch die Sicherheitsschleusen und wollen zum Flugzeug gehen. Dann sagt sie mir, wir müssten noch zu einem Büro. Ich denke, es geht um Flugvorbereitung, aber es ist das Büro wo wir noch 18 € Landegebühren zahlen dürfen. Um 13:59 Uhr heben wir schließlich ab Richtung Polen. Der Geburtsort unseres Vaters hieß früher Eydtkuhnen in Ostpreußen und liegt heute in Litauen dicht an der Grenze zum russischen Oblast von Kaliningrad (Königsberg). Wir wollen natürlich nicht den russischen Luftraum verletzen, aber dank unserer guten GPS wollen wir so dicht ran um den Ort aus der Luft filmen zu können. Haben auch N542317,9 E0225859 als Wegpunkt in unseren Flugplan eingetragen, was auch so genehmigt wurde. Als wir uns aber dem Punkt nähern, werden die Controller nervös, warnen uns vor einer Verletzung des russischen Luftraums. Wir sagen, wir haben alles genau im Griff, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Aber sie geben nicht nach. Das Militär verlange, dass wir sofort abdrehen zum IFR-Punkt BOKSU an der polnischen Grenze. Wir kommen der Aufforderung nur unwillig nach und Karl-Heinz gelingen noch ein paar Videoaufnahmen. Also ab nach Polen und die Militärs mit unserer Flugroute beruhigen. Nach 1:40 Std. um 14:39 Uhr (Polen hat wie wir MESZ) landen wir auf dem Airport Wilamowo bei Ketrzyn, dem früheren Rastenburg. Es ist ein Grasplatz, mit 2 gekreuzten Bahnen, von wo Stauffenberg nach dem Hitler-Attentat zurück nach Berlin flog. Kein Mensch am Funk. Wir teilen Olsztyn Information mit, dass wir den Platz in Sicht haben und dort jetzt landen werden. Mehrere Kraniche, die über die Landebahn stolzieren, verlassen diese flügelschlagend und scheinen etwas beleidigt zu sein. Zum Tower rollen, Flugzeug abstellen und wir stellen fest, dass doch jemand da ist. Die hübsche Magdalena hat uns ein Mietauto und ein Hotelzimmer besorgt. Perfekter Service. Also Gepäck umladen und ab zur Wolfsschanze, dem ehemaligen Führerhauptquartier, wo der Attentatsversuch am 20. Juli 1944 stattfand. Man hat versucht, die Anlage zu sprengen, aber 8 m dicke Betonwände bekommt man nicht so leicht weg. Manche Wände haben nur Risse oder haben sich etwas zur Seite geneigt. Dann geht es zum Hotel. Auspacken, frisch machen und dann zum Abendessen in der traumhaften Landschaft der masurischen Seen nach Mikolajki, dem früheren Nikolaiken. Es liegt an einem See in wunderschöner Landschaft. Wir essen hervorragenden Fisch, trinken ein frisches Bier. Auf dem Weg zurück zum Auto kommen wir an einer Eisdiele nicht vorbei. Zurück im Hotel gibt es noch Frankenwein zum krönenden Abschluss des Tages. 02.07.15 Nach dem Frühstück im Hotel den Mietwagen auftanken und zurück zum Flugplatz. Flugzeug auftanken, 1 l Öl nachfüllen und um 09:25 Uhr heben wir ab, wieder ohne Funk. Wir melden uns bei Olsztyn Information an, aktivieren unseren Flugplan, erhalten den Transpondercode und fliegen über das wunderschöne Polen hinweg nach Jelenia Góra, dem berühmten Segelflugzentrum, früher als Grunau bekannt, wo das Grunau Baby entwickelt und gebaut wurde. Wir landen auf dem neueren Grasflugplatz im Tal, für den alten am Berg sollte man eine Einweisung haben, denn die Bahn dort ist auch sehr kurz. Landung um 11:59 Uhr. Jetzt ist mal wieder Salamizeit, Karl-Heinz packt sie aus und schneidet uns einige Scheiben ab. Als wir nach Kaffee fragen, geht ein Mann mit uns in Klubheim und kocht uns Kaffee. Am Schluß will er nicht mal etwas Geld dafür nehmen, ich stecke es ihm einfach ins Hemd. Unsere Tankberechnung ergibt, dass wir mit dem vorhandenen Sprit bis Kulmbach kommen und so lassen wir den vorher geplanten Tankstopp in Rothenburg/Görlitz aus. Wir starten um 13:09 Uhr in Jelenia Góra und sind ca. 20 Minuten später über deutschem Boden und bei München Information. Wir erklären ihnen, dass die Landung in Rothenburg ausbleibt und sie unseren Flugplan entsprechend ändern. Wir erhalten einen Transpondercode, jetzt aber einen, der nicht nur uns gehört. Alle VFR-Flieger in diesem Gebiet bekommen den gleichen, wie wir im Funk hören können. Also schalten wir auch unser FLARM wieder an, bisher hatten wir dessen Stromquelle für das iPad mit der Navigationssoftware genutzt. Über Bautzen, Pirna, Auerbach im Erzgebirge geht es über den Meldepunkt Q von Hof nach Kulmbach zum Tanken. Wir landen dort um 14:55 Uhr. Wir tanken 120 l und starten um 15:18 Uhr zur allerletzten Etappe nach Bayreuth. Nach dem Katzensprung landen wir dort um 15:30 Uhr. Liegt es an der Hitze, Unkonzentriertheit, man weiß es nicht, aber es ist die schlechteste Landung der gesamten Tour. Aber Ende gut, alles gut. Ein Traum ist wahr geworden. Danke Bruderherz, ohne dich wäre es nichts geworden.