Bahnhof verwüstet Zwei Regierungsleute entlassen

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Bahnhof verwüstet Zwei Regierungsleute entlassen
118. Jahrgang Nr. 31.615
Sonnabend, 19. Mai 2007
Bahnhof verwüstet
Verärgerte Fahrgäste zertrümmerten Constitución
Buenos Aires (AT/tam) – Geplünderte Geschäfte, in Brand gestecktes Motorrad, zerstörte Fahrkartenautomaten, Einsatz von Tränengas und Gummischrot, 21 Verletzte: Im südlichen Großbahnhof
Constitución der Stadt Bue-nos
Aires kam es am Dienstagabend
während den Stoßzeiten zu gewalttätigen Ausschreitungen und Verwüstungen.
Als Tausende von Fahrgästen
auf dem Weg nach Hause erfuhren, dass die elektrischen Züge in
Richtung La Plata, Glew und Ezeiza in der Provinz Buenos Aires
nicht abfahren würden, machte
sich in der Bahnhofshalle Missmut
breit. Es kam zu ersten Reklamationen. Grund für die Ausfälle war
ein technischer Defekt eines Elektro-Zuges, der unweit von Constitución stehen geblieben war. Als
deswegen auch die Abfahrten der
Dieselzüge in Richtung La Plata
und Temperley abgesagt wurden,
kochten die Fahrgäste über vor
Wut und die Situation eskalierte.
„Erst steckten sie den Informationsschalter in Brand, dann die
Fahrkartenautomaten und schließ-
Fahrgäste und Polizisten liefern sich eine Schlacht.
lich ein Motorrad“, erzählte eine
Augenzeugin.
Später brachen die Erzürnten in
die Zweigstelle der Bundespolizei
ein, legten auch da, wo sich rund
20 Polizisten verschanzt hatten,
Feuer. Die Feuerwehr versuchte in
den Bahnhof zu gelangen, musste
sich allerdings wegen der Steinwürfe zurückziehen. Und auch die
zur Hilfe gerufenen Polizeieinheiten konnten vorerst die tobende
Menge nicht unter Kontrolle bringen.
Das Chaos breitete sich auch
auf die Gegend um den Bahnhof
aus. Die Fahrgäste versuchten mit
alternativen Verkehrsmitteln etwa
Bussen nach Hause zu kommen.
Auch hier ging nichts mehr. Es
kam zu weiteren Auseinandersetzung. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Tränengas ein.
Nach etwa vier Stunden beruhigte
sich die Situation. Bilanz: mindestens 21 Verletzte, darunter zwölf
Polizisten, und 16 Festnahmen. Einen Tag später wurden die 16 Ran-
dalierer wieder auf freien Fuß gesetzt.
Es ist nicht das erste Mal, dass
es in Constitución zu Ausschreitungen kommt. Bereits letzten
September, als die Zugverbindungen auf Grund eines Streiks ausfielen, wurden mehrere Autos in
Brand gesteckt. Die Fahrgäste verlieren immer mehr die Geduld mit
den Bahngesellschaften. Es
kommt auf diesen Zuglinien dauernd zu Verspätungen und Ausfällen, sie sind inzwischen Normalität. Dies hat mit fehlenden Investitionen in die völlig veralteten
Streckennetze, Gerätschaften und
Waggons zu tun. Auch müssen die
Fahrgäste wie in Sardinenbüchsen
reisen und hängen teils an den Eingängen außerhalb der Züge, gravierende Sicherheitsmängel kommen also dazu.
Präsident Néstor Kirchner versicherte einen Tag nach den Ausschreitungen, dass sehr wohl in das
Nahverkehrsnetz investiert werde,
räumte aber ein, dass mehr getan
werden müsste. Er drohte den privaten Betreibern: „Die Lizenz
kann entzogen werden.“
Zwei Regierungsleute entlassen
Bisher wurden im Skanska-Fall nur Private beschuldigt
Buenos Aires (AT/tam) – Der Skanska-Skandal geht in die nächste
Runde: Zwei Männer aus der Regierung sind ihrer Ämter enthoben
worden. Sie stehen unter dringendem Verdacht, in der Bestechungsund Steuerhinterziehungsaffäre des schwedischen Baukonzerns Skanska involviert zu sein. Es handelt sich dabei um den Chef von Enargas
Fulvio Madaro und den Geschäftsführer von Fideicomisos SA Néstor
Ulloa. Die Enargas befasst sich mit der Überprüfung und Regulierung
der Gasanbieter, Fideicomisos SA finanziert Projekte mit, verteilt Kredite. Es sind beides staatliche Stellen, die Planungsminister Julio de
Vido unterstehen.
Madaro und Ulloa sind am Mittwoch auf Grund eines aufgenommenen Telefongesprächs, das sie kompromittiert, von Staatsanwalt Carlos
Stornelli und von Bundesrichter Guillermo Montenegro vor Gericht zitiert worden. Der Enargas-Chef und der Fideicomisos-Geschäftsführer
sind somit die ersten Beschuldigten der Regierung überhaupt. Bisher
hatte Präsident Néstor Kirchner jegliche Beteiligung von Regierungsmitarbeitern im Skanska-Fall von sich gewiesen. „Wenn es Korruption
gab, dann nur unter Privaten“, hat er noch Ende April in einer Pressekonferenz gesagt, nachdem erste Verdächtigungen geäußert worden
waren, Regierungsmitarbeiter könnten im Skandal involviert sein.
Staatsanwalt Stornelli teilte am Mittwoch Innenminister Aníbal
Fernández mit, gegen Madaro und Ulloa werde Anklage erhoben. Die
Regierung reagierte sofort und entließ die Männer. „Wir wollen der
Justiz Handlungsfreiheit garantieren und Transparenz zeigen“, begründete Fernández diesen Entscheid. Die Opposition fordert, dass auch
gegen Planungsminister De Vido eine Untersuchung eingeleitet wird.
Skanska ist im Norden Argentiniens mit dem Bau einer Pumpstation
für die Ferngasleitung beauftragt worden. Dabei sollen unter anderem
Gelder abgezweigt worden sein, indem fiktive Rechnungen zu Lasten
einer Baufirma ausgestellt wurden.
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ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Sonnabend, 19. Mai 2007
„Sie zogen mich an den Haaren“
Trotz Angriffen auf Alicia Kirchner wird weiter verhandelt
Buenos Aires (AT/cal) – Realistische Hoffnung auf Frieden.
Nach rund zweimonatigen Unruhen in der Provinz Santa Cruz
könnte es tatsächlich soweit sein,
dass der Streit zwischen den Lehrern und der Regierung zu Ende
geht. Der neue Gouverneur Daniel Peralta hat dem Lehrergremium
(Adosac) eine neue Offerte vorgelegt. Der Basislohn soll von 160
auf 500 Peso ansteigen. Erste
Rückmeldungen von Adosac waren positiv. Dennoch konnte sich
das Gremium am Donnerstagabend nicht dazu durchringen, auf
das Angebot einzugehen – für viele Lehrer ist der Betrag nach wie
vor zu gering.
Noch vor wenigen Tagen sah
es überhaupt nicht danach aus, als
ob Ruhe in die südliche Provinz
zurückkehren würde. Freudentaumel und Aufbruchstimmung der
protestierenden Lehrer währte nur
kurze Zeit, nachdem Gouverneur
Carlos Sancho sein Amt niedergelegt hatte. Bereits als der neue
Gouverneur Daniel Peralta einen
Die Lehrer warfen der Ministerin
für Soziale Entwicklung Mehl ins Gesicht.
Tag später im Regierungsgebäude
in Río Gallegos bei einer Feier
sein Amt antrat, versammelten
sich auf den Straßen wieder Tausende von Lehrern. Peralta versprach: „Wir werden diesen Konflikt lösen und den Dialog wieder
aufnehmen, jedoch ohne Schikanen.“
Zu einer unschönen Szene kam
es am folgenden Tag: Bereits mit
unguten Gefühlen war die Schwester des Präsidenten Néstor Kirchner und Gouverneurs-Kandidatin
von Santa Cruz, Alicia Kirchner,
nach Río Gallegos gereist. Seit die
Lehrer den Präsidenten für ihre
Situation verantwortlich machen,
auch schon mehrmals vor seinem
Haus demonstrierten, befürchtete
die Ministerin für Soziale Entwicklung, in der Provinz nicht
willkommen zu sein. Was auch
eintraf. „Geschlagen, geschubst
und an den Haaren gerissen haben
sie mich“, sagte Alicia K in einer
Pressekonferenz kurz nach den
Vorfällen.
Man hatte sie in einem Restaurant in der Stadt erkannt. Schnell
bildete sich eine Gruppe von 300
Lehrern, die wartete, bis sie das
Lokal verließ. Sie beschimpften
die Präsidentenschwester und
warfen ihr Mehl ins Gesicht. Die
Übergriffe auf die Ministerin stießen landesweit bei Politikern auf
Kritik. Barbarisch, inakzeptabel
sei es. In der Stadt Buenos Aires
gab es für Alicia Kirchner eine
Kundgebung.
Die Lehrer von Santa Cruz
streiken bereits seit zwei Monaten.
Ihr Basislohn beträgt rund 160
Peso. Der restliche Teil des Gesamtlohnes setzt sich aus Zuschlägen zusammen. Die Lehrer fordern einen Basislohn von 1040
Peso.
WOCHENÜBERSICHT
Kandidatentest
Parlamentskandidaten in der
Provinz Chubut sollen erst beweisen, dass sie würdige Kandidaten
sind. „Chubut, Natur pur“, so heißt
das Buch, das Provinzgouverneur
Mario Das Neves den Aspiranten
in die Hände drücken wird. Dieses Buch, das üblicherweise in den
Primarschulen eingesetzt wird,
sollen die „Parlamentarier“ lesen,
später darüber eine Prüfung ablegen und erst wenn sie bestanden
haben, dürfen sie kandidieren. Der
Prüfungsaufsichtsrat ist der Gouverneur Das Neves gleich selber.
Fragen, die er stellen könnte: „Wie
viele Nationalrouten führen durch
die Provinz?“ oder „Wie viele
Menschen leben in Chubut?“ Ein
Parlamentarier soll seine Provinz
kennen, sagt er, und vorab zeigen,
dass er taugt.
Helikopter aus den USA
Reparaturen von bestehendem
Material, eine Erhöhung des Budgets und der Kauf von neuen Geräten, darunter vier US-Helikopter
des Typs Sea King, kündigte die
Verteidigungsministerin Nilda
Garré bei der Jahresfeier der Armee an. Hierfür sollen 65 Millionen Pesos investiert werden.
Nationalpark
in der Provinz
Unter anderem rund 300 Vogelund hundert Säugetierarten sowie
zirka 370 Gräserarten finden sich
auf diesen mehr als 3000 Hektar
nördlich der Stadt Buenos Aires in
der Gemeinde General Lavalle.
Diese Zone, die unter dem Namen
„Campos del Tuyú“ bekannt ist,
soll der erste Nationalpark der Provinz Buenos Aires werden. Die
Stiftung Vida Silvestre Argentina
übergibt dieses Stück Land dem argentinischen Staat mit der Auflage, daraus einen Nationalpark zu
machen. In der Abgeordnetenkammer ist bereits unisono dafür gestimmt worden.
Weiterer
Beinahe-Crash
Ein startendes Privatflugzeug
vom Typ Lear-Jet und eine von
Córdoba herkommende Passagiermaschine der argentinischen Airline Austral sind am Freitagabend
vergangener Woche über der Gemeinde San Fernando in der Provinz Buenos Aires beinahe kollidiert. Wie auch die zuständige Verteidigungsministerin Nilda Garré
bestätigt, fehlte lediglich eine
Flugminute bis zu einem Zusammenprall. Das war bereits der vierte Beinahe-Crash und der zweite
innerhalb einer Woche, seit der Ra-
dar des internationalen Flughafens
Ezeiza in der Provinz Bue nos Aires wegen eines Blitzeinschlages
am 1. März ausgefallen ist.
Chaos wegen
U-Bahn-Streiks
Alle fünf U-Bahn-Linien (subte) in der Stadt Buenos Aires standen am Donnerstag für 24 Stunden still. Die Angestellten streikten und forderten 20 Prozent mehr
Lohn sowie Sonderzulagen. In der
Metropole war ein Verkehrschaos.
Die Fahrgäste versuchten, sich anderweitig fortzubewegen. Voll gestopfte Busse, unendlich lange
Warteschlangen an den Haltestellen, verärgerte Fahrgäste waren die
Folgen. Und um ein freies Taxi zu
ergattern, brauchte es ebenfalls
viel Glück und Geduld. Am Tag
zuvor bis spät in die Nacht liefen
im Wirtschaftsministerium Verhandlungen, um den Streik abzuwenden. Am gleichen Tisch saßen
jedoch verstrittene Arbeitnehmervertretungen, es kam zu keiner Einigung.
Frauen diskriminiert
Die Frauen werden in Argentinien auf dem Arbeitsmarkt anhaltend diskriminiert, heißt es in einem Bericht der Internationalen
Arbeitsorganisation (IAO), die den
Vereinten Nationen angehört. Das
Bruttoinlandsprodukt ist zwar in
den letzten vier Jahren deutlich angestiegen, aber die Ungleichheit
zwischen den Geschlechtern bezüglich Lohn und Arbeitsbedingungen hat sich nicht verringert.
Weiter berichtet das IAO, dass in
den Beschäftigungen, in welchen
geringere Löhne bezahlt werden,
der Unterschied zwischen den Einkommen von Frau und Mann größer ist als in besser bezahlten Berufen.
Robbe bei Garré
Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, hielt sich diese Woche zu einem Arbeitsbesuch in Argentinien auf. Er nahm dabei an einem
Seminar des Verteidigungsministeriums teil, das sich inhaltlich mit
der Integration von Streitkräften in
einen demokratischen Staat beschäftigte. Der Wehrbeauftragte
wurde zu Beginn seines Besuchs
durch Verteidigungsministerin Nilda Garré empfangen. Garré erklärte, sie sei sehr interessiert an der
deutschen Institution des Wehrbeauftragten, einer Art parlamentarischer Kontroll- und Beschwerdeinstanz für die Armee, an die sich
jeder Soldat direkt wenden kann.
(AT/tam/RTA)
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Sonnabend, 19. Mai 2007
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Am eigenen Leibe
Der brutale Angriff auf die Wohlfahrtsministerin und Präsidentenschwester Alicia Kirchner in Rio Gallegos, Santa Cruz, am Ende der
Vorwoche kennzeichnet die grassierende Gewalt, die die Regierung duldet und vielfach fördert. Mit Alicia Kirchner hat die Regierung am eigenen Leibe erfahren, welche Folgen ihre ständige Duldung der Gewalt,
vielfach auch unterschwellige Förderung, nach sich zieht.
Frau Kirchner wurde zur Mittagszeit in einem Restaurant von einer
Lehrerin erkannt, die ihre streikenden Kommilitonen per Handy informierte, so dass sich umgehend ein Menschenauflauf vor dem Restaurant bildete. Frau Kirchner verzichtete auf eine Flucht durch eine Seitentür, die ihr ein freundlich gesinnter Kellner vorschlug, und trat auf
die Strasse. Sie wurde mit Mehl und Eiern beworfen, tätlich angegriffen, an den Haaren gezogen und konnte in ein Auto gerettet werden, das
sie zu ihrer Wohnung in der Nähe führte. Sie erlitt Schürfungen im
Gesicht.
Solche Gewalttätigkeiten werden in Argentinien mit dem spanischen
Wort „escrache“ gekennzeichnet. Sofern sich die Opfer der Gewalt nicht
wie Frau Kirchner den Attentätern aussetzen, werden die Häuserwände
beschmutzt, hinter denen sie sich schützen. Skandierte Rufen ergänzen
die Prozedur. Auch die Privatwohnung des Präsidenten Néstor Kirchner
in Rio Gallegos, wo er zuerst als Bürgermeister und nachher elf Jahre
lang als Gouverneur der Provinz amtiert hatte, wurde bedroht, so dass
die Nationalregierung die Gendarmerie zum Schutz der Wohnung einsetzte, die zudem leer ist. Kirchner und Familie pflegen in der neuen
Wohnung im Ferienort Calafate auszuruhen, wenn sie in die Heimatprovinz für ein Wochenende oder länger fliegen. Sie meiden längst Rio
Gallegos, das Kirchner zu Beginn seiner Amtszeit als Präsident wiederholt aufsuchte und wo er sich gerne mit Freunden in Restaurants oder
Bars traf. Das unterlässt er neuerdings geflissentlich. Der Lastwagen,
den ein Psychopath gestohlen hatte und vor der Wohnung Kirchners
umkippte, zeugt von der Gewaltszene, die in Santa Cruz Oberhand gewonnen hat.
Bekanntlich beruht die ausufernde Gewalt mit Dauerstreiks der Lehrer, Kundgebungen, „escraches“ und dergleichen auf den Forderungen
der Lehrergewerkschaft. Sie verlangt, dass das gesetzliche Mindestgehalt von nur lächerlichen 161,40 Pesos bei einem Anfangsgehalt von
1.700 Pesos und normalen Bezügen von über 2.000 Pesos im Monat
fühlbar angehoben werden solle. Die Pensionen werden auf das Mindestgehalt berechnet, auf das auch Sozialbeiträge geleistet werden. Für
die übrigen Gehaltsposten gelten keine Sozialbeiträge, was entschieden
gesetzwidrig ist. Hierfür wurde vor einigen Jahrzehnten die eigenartige
Umschreibung als nicht beitragspflichtig, Spanisch „no remunerativo“,
Randglossen
Blitzartig reagierte Präsident Kirchner auf die Anklage eines Staatsanwalts gegen zwei hohe Beamte seiner Regierung in Sachen Schmiergelder der Skandalaffäre Skanska, indem er Fulvio Madaro, Leiter der Aufsichtsbehörde Enargas, und Néstor Ulloa, Treuhandverwalter in der
Banco de la Nación, per Dekret entliess, ohne ein Urteil der Justiz abzuwarten. Kirchner honorierte damit sein Wort, dass Beamte, die in
Schmiergeldaffären verbunden sind, sogleich zu entlassen sind. Zeitgleich
strafte er freilich seine eigene Meinung Lügen, dass die Affäre Skanska
ein Korruptionsfall unter privaten Unternehmen sei. Beide entlassene
Beamte wurden durch ein abgehörtes Gespräch in der Firma Skanska
entlarvt, das Computerexperten der Bundespolizei auf Geheiss des Richters aus dem Computer entnommen hatten. Der Skanska-Skandal treibt
dauernd neue Blüten. Die letzten stinken beträchtlich.
Dank dem Trick, die Versammlung von La Plata 280 Kilometer westwärts
nach 25 de Mayo auf einem eigenem Agrargelände zu verlegen, ist es der
Universität von La Plata gelungen, den amtierenden Rektor Gustavo Azpiazi
mit zwei Dritteln der 192 Delegierten zu bestätigen. Die revoltierenden Studenten, die die Wahl im Sitz der Universität vergangenen Samstag gewaltsam
verhindert hatten, weil sie vorher die Statuten reformieren wollen, hatten das
Nachsehen. Die Statutenreform soll laut zeitgleichem Beschluss im Oktober
behandelt werden, was freilich nicht heisst, dass die Studenten als angehende
Politiker künftig die Universität selber verwalten werden, wie es ihr Wunsch
ist. Die Universität von La Plata konnte mit ihrem Trick, die Versammlung zu
verlegen, das gleiche Schauspiel verhindern, das die Universität von Buenos
Aires nahezu ein halbes Jahr ohne die Neuwahl des Rektors geköpft hatte,
weil die randalierenden Studenten die Beschlussfähigkeit der Versammlung
verhinderten.
erfunden, die die Beitragspflicht verachtet. Auch einige private Lohnabschlüsse geniessen dieses Privileg, damit sie höher als die beitragspflichten Beträge ausfallen, wobei die Pensionsansprüche in der Folge
niedriger berechnet werden.
Die Lehrergewerkschaft pocht nun darauf, dass das beitragspflichtige Mindestgehalt erhöht wird, wie es die landesweite Sozialgesetzgebung vorschreibt. Die Provinzregierung, die als Arbeitgeber der Lehrkräfte für die Finanzierung aufkommt, hat errechnet, dass dadurch eine
zusätzliche Ausgabe von rund einer Milliarde Pesos entstehen würde.
Die auf ein Bankkonto in der Schweiz gehorteten Dollarbeträge der Provinz könnten für die Finanzierung sorgen, sofern die Nationalregierung
nicht mit Subventionen einspringt.
In der Folge nahm die Gewalt zu. Präsident Kirchner nationalisierte
den Provinzkonflikt, indem er Arbeitsminister Carlos Tomada beauftragte, eine Zwangsschlichtung von zwei Wochen vorzuschreiben, während denen Streiks untersagt sind. Sie wurden trotzdem fortgesetzt und
die Gewalt nahm zu, wie Frau Alicia Kirchner am eigenen Leibe erleiden musste.
Auch der Gouverneur Carlos Sancho wurde auf Anweisung von Kirchner geopfert. Er hatte im Vorjahr als damaliger Vizegouverneur seinen
Vorgänger Acevedo abgelöst, der ebenfalls als Opfer eines gewalttätigen Streiks der Erdölarbeiter demissioniert hatte, nachdem der Polizist
Jorge Sayago ermordet worden war. Als Nachfolger von Sancho ernannte Kirchner den früheren Gewerkschafter Daniel Peralta, der als kommissarischer Interventor der rückverstaatlichten Kohlengrube Rio Turbio im Südosten der Provinz amtierte. Die folgsame Legislative bestellte den Kandidaten Kirchners an Stelle der Vorsitzenden Frau Forstmann,
die auf Sancho nachrücken sollte.
„In der Provinz Santa Cruz sind wir alle Anarchisten, auch ich selber“, gestand Präsident Kirchner in persönlichem Gespräch dem Leitartikler von „La Nación“ Joaquín Morales Solá, den er überraschenderweise im Präsidentenwohnsitz in Olivos empfing, nachdem er ihn mehrmals wörtlich angegriffen hatte. Mit diesem Geständnis signalisierte
Kirchner die Szene in seiner Heimatprovinz, während er sich darauf
vorbereitete, auf dem Umweg des Arbeitsministeriums zugunsten der
streikenden Lehrkräfte klein beizugeben.
Nach Misiones, wo Kirchner vor einigen Monaten eine Wahlschlappe hinnehmen musste, bereitet ihm seine Heimatprovinz neuerlich politische Kopfschmerzen mit Gewaltmethoden, wie sie die engsten Mitarbeiter des Staatschefs gegen echte und angenommene Widersacher seit
Mitte 2003 mehrmals in die Wege geleitet haben. Gewalttätige Kundgebungen, Strassen- und Brückensperren, „escraches“ und wüste Beschimpfungen Andersdenkender gingen direkt oder auf Umwegen auf Mitarbeiter Kirchners zurück. Gewalt gebiert Gewalt.
Politischer „V
andalismus“
„Vandalismus“
in Bahía Blanca
Buenos Aires (AT/tam) – In Bahía Blanca im Süden der Provinz
Bue-nos Aires ist am vergangenen Sonntag das Büro des Bürgermeisters Cristian Breitenstein in Brand gesetzt und zu einem großen Teil zerstört worden. Kurz vor dem Feuer seien drei Vermummte bewaffnet in das Regierungsgebäude eingedrungen. Am Tag darauf fand man in den Räumlichkeiten Molotow-Cocktails, wie die
Polizei mitteilt. Breitenstein versteht den Akt als eine politische
Botschaft. Seit geraumer Zeit würden kritische Politiker in der Stadt
belästigt. Auch betreibe diese aktive „Randgruppe“, wie er sie nennt,
Vandalismus. Im März seien auf einem Friedhof mehr als 240 Gräber zerstört worden. Dies, nach Umstrukturierungen im Friedhofsbetrieb, bei welchem mehrere Angestellten entlassen worden waren.
Cristian Breitenstein war im April 2006 zum Interimsbürgermeister von Bahía Blanca gewählt worden, nachdem der damals amtierende Bürgermeister Rodolfo Lopes wegen Verdacht auf Betrügereien vorerst frei gestellt worden war. Im August darauf wurde Breitenstein offiziell zum Bürgermeister bestimmt und Lopes definitiv
des Amtes enthoben. Vor rund zwei Wochen hat das Oberste Gericht einen Antrag von Lopes, sein Amt als Bürgermeister wieder
antreten zu dürfen, abgelehnt.
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ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Sonnabend, 19. Mai 2007
AUSFLÜGE UND REISEN
Nilpferde im Urwald von T
ucumán
Tucumán
Faul räkelt sich das Löwenpärchen. Der Bengaltiger schleicht
wie eine misstrauische Katze
durch den Käfig. Braun- und
Schwarzbären wandern in ihrem
Zwinger auf und ab. Und in einem
großen Teich sieht man bei genauem Hinschauen zwei Nüstern, die
sich beim Auftauchen nach und
nach zu einem ausgewachsenen
Nilpferd ausbilden.
Bei Hagenbeck in Hamburg?
Oder Hellabrunn bei München?
Nein: im Wildpark Carlos Pellegrini unweit San Pedro de Colalao im Norden der Provinz
Tucumán.
San Pedro de Colalao ist ein beschauliches Städtchen am Ostfuß
des Aconquija-Massivs, inmitten
einer üppigen Vegetation, die für
die Region typisch ist. Die Ortschaft liegt in knapp 1200 Meter
Höhe zwischen zwei plätschernden Flüsschen, Tacanas und Tipas,
und ist seit langem bevorzugtes
Ausflugsziel für die Bewohner
Braunbären in Tucumán.
von San Miguel de Tucumán, das
niedriger liegt und wo es viel wärmer ist.
Alte Gebäude säumen den
Hauptplatz und die schattigen
Straßen. Hier haben bereits seit
vorspanischer Zeit Eingeborene
gelebt, wie die zahlreichen archäologischen Funde bezeugen. Dann
kamen die Konquistadoren, und
mit ihnen Mönche und Priester,
die predigten und Kapellen errichteten. Vor knapp zwei Jahrzehnten fand man eine Glocke, die vermutlich vor einem Angriff der
Eingeborenen vergraben wurde
und heute im Atrium der Dorfkirche aufbewahrt wird. Sie soll aus
einer Legierung aus Eisen und -
wie anders - aus Gold und Silber
gegossen sein.
Vor weniger als einem Jahrzehnt legte außerhalb des Sommerfrischeörtchens die Oberschule Carlos Pellegrini von San Miguel de Tucumán einen weitläufigen Tierpark an, der seit seiner
Entstehung mit immer neuen Tierarten bestückt wird, darunter viele exotische (s.o.). Insgesamt beherbergt der Park rund 600 Exemplare von etwa 150 Arten, darunter auch Vögel, Affen, Lamas und
Vicuñas. Seine offizielle Bezeichnung lautet „Reserva Fito Zoológica Dr. Carlos Pellegrini“.
Vor allem aber haben es den
meist jugendlichen Besuchern die
braunen und die schwarzen Bären
angetan, desgleichen die Löwen
und die mächtigen Bengaltiger.
Die Wanderpfade durch den
baumdurchsetzten Park sind gut
markiert, es zwitschert, pfeift und
brüllt allerorten. Das stämmige
Nilpferd (Hippopotamos amphibius) ist derzeit der Magnet des Reservats, leider hält es sich bevorzugt unter Wasser auf, so dass man
nur die Schnauze sieht. Immerhin
einen Zentner Gras und Blätter
nimmt dieser Koloss täglich zu
sich.
Im Verlauf des Jahres finden in
San Pedro mehrere malerische Feste statt, wo die Tradition zu Worte kommt: die Fiesta de la Humita,
die Fiesta del Quesillo y del Locro,
drei beliebte regionale Speisen,
und schließlich die Fiesta de la
Nuez.
Von San Pedro führt übrigens
ein Schotterweg bis an den Fuß
des Aconquija zu einem beschaulichen Dorf, Hualinchay. Hier beginnt eine erst kürzlich fertiggestellte Straße über die Cumbres
Calchaquíes hinweg ins gegenüberliegende Calchaquí-Tal in
Salta.
Allerdings: vorerst nur für Geländewagen! Es geht rund 3600
Meter hoch mit stellenweise sehr
schöner Aussicht nach beiden Seiten: ostwärts ins grüne Tucumán
hinunter, und westwärts ins farbenfrohe Salta. Der Weg endet
unweit Cafayate, in Tolombón, wo
er in die Ruta 40 einmündet.
Marlú
Deutschlehrerkongress in Buenos Aires
300 Akademiker und Lehrer aus dem In- und Ausland werden erwartet
Von Fedor Pellmann
Nach dem Deutschlehrerkongress im Jahre 2004 in Rosario veranstaltet der Argentinische Deutschlehrerverband in diesem Jahr vom 25.
bis zum 27. Mai wieder einen Kongress. Dieses Mal wird
er an der Pestalozzi-Schule in Bue-nos Aires stattfinden
und steht unter dem Motto “Zur Sprache bringen”. Nicht
nur die Menschen zum Sprechen und somit zur Sprache
zu bringen, ist die Aufgabe im Deutschunterricht, sondern es gilt auch, als Sprachvermittler über die Sprache
nachzudenken und neue Wege dabei zu finden.
Für das Treffen in der Pestalozzi-Schule wurde ein anspruchsvolles Programm aufgestellt, das Vorlesungen bekannter Universitätsprofessoren aus Deutschland und Argentinien sowie viele praxisbezogene Seminare zahlreicher Dozenten und Lehrer aus dem In- und Ausland zu
verschiedenen Themengebieten (Interkulturelles Lernen,
Literatur, Prüfen und Testen und Unterrichtspraxis) enthält.
Frau Prof. Dr. Langbehn von der Universidad de Buenos Aires wird über argentinisch-deutsche Buchproduk-
tionen sprechen und Herr Prof. Dr. Müller-Jacquier von der Universität
Bamberg macht Interkulturelles Lernen zum Gegenstand seiner Überlegungen. Frau Meike Müller aus Berlin bietet Übungen
zu neuro-linguistischem Programmieren an. Die für ihren Kinder- und Jugendroman “Sommergewitter” mehrfach prämierte Autorin Kristina Dunker wird aus dem Roman vorlesen und praktische Übungen dazu präsentieren.
Viele andere Themenangebote stehen den Teilnehmern
zur Auswahl, zum Beispiel das neue Sprachdiplom der
Kultusministerkonferenz, Paul Zech als Exilant in Buenos Aires im Unterricht oder Computer im Unterricht. Klassische Grammatikthemen werden ebenso angeboten wie
etwa neue phonetische Ansätze zur Prosodie. Es werden
Filme gezeigt sowie eine Ausstellung über “Nachhaltigen Konsum”, die später auch an Schulen und Institutionen ausgeliehen und im Unterricht eingesetzt werden
kann. Detaillierte Informationen finden sich auf der Webseite des Deutschlehrerverbandes (www.delila.ws).
Die Großveranstaltung wird vom argentinischen
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ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Deutschlehrerverband organisiert, dessen Vorsitzende Margarita Stecher sich auf die Mitwirkung deutscher und argentinischer Kulturvermittler stützen kann: Dabei wird die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen durch die Fachberaterin Frau Christiane Drasdo und den
Fortbildungskoordinator Herrn Fedor Pellmann vertreten, das Goethe
Institut Buenos Aires durch Herrn Josef Bornhorst, der Deutsche Aka-
demische Austauschdienst durch Herrn Dr. Uwe Schoor und die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Schulen in Argentinien durch Frau
Brigitte von der Fecht.
Die Pestalozzi-Schule als Gastgeberin stellt die für einen solchen
Kongress erforderlichen Räumlichkeiten zur Verfügung und leistet weitere unschätzbare organisatorische Hilfe.
Einblick in die Germanistik in Argentinien
Von Christina Liebl
Buenos Aires (AT) - Der argentinische Germanistenverband
(Asociación Argentina de Germanistas) hat im Jahr 2005 den ersten
Band zu einer Serie von Publikationen veröffentlicht, welche die Ergebnisse der Forschungen der Germanisten in Argentinien über die
deutsche Sprache und Literatur präsentieren sollen. Sie erscheinen
unter dem Titel Anuario Argentino de Germanística.
“Es geht darum, die Arbeit der Germanisten, die in Argentinien
geleistet wird, auf eine Weise zu integrieren, dass ihnen eine größere
Sichtbarkeit zukommt, als es bis heute der Fall ist”, heißt es im Vorwort der Herausgeber Dr. Regula Rohland de Langbehn, Dr. Miguel
Vedda und Marcelo Burello im ersten Band Actas de las XIII Jornadas de la Asociación Argentina de Germanistas. Dieser beinhaltet die
Beiträge zahlreicher Professoren und anderer Germanisten, die an dieser Tagung vom 25.-27. November 2004 teilnahmen. Das Leitthema
war “Mirada retrospectiva al siglo XX”. Dabei fallen, trotz eines weiten Spektrums, zwei Schwerpunkte auf: “Recordando a Franz Kafka”, dessen 80. Todestag ins Jahr 2004 fiel, sowie “La problemática
del exilio”.
Diese Sammlung an Aufsätzen ist gegliedert in interkulturelle Themen, literarische Themen und Beiträge zur Grammatik und Linguistik. Die einzelnen Beiträge sind übersichtlich gestaltet: Nach dem
Titel sind zur besseren Einordnung einige Schlüsselbegriffe angegeben, danach ein Resümee auf Spanisch, gefolgt von einer Zusammenfassung auf Deutsch. Der Hauptteil ist auf Spanisch verfasst. Ihm folgt
eine Bibliographie. Den Abschluss des Buches bilden drei Hommagen an argentinische Germanisten.
ipps
@- TTipps
Das zweite Anuario Argentino de Germanística 2006 (II) konzentriert sich ausschließlich auf Schiller. Die Aufsätze, die in diesem Band
zusammengefasst sind, wurden auf der Tagung vom 1. und 3. August
2005 zum Thema “Homenaje a Friedrich Schiller a los doscientos
años de su muerte” vorgetragen. Die Gestaltung der internationalen
Beiträge aus Deutschland, Argentinien und Brasilien entspricht dem
ersten Band. Besprochen werden unter anderem die 12 Balladen Schillers, die auf Deutsch und in der spanischen Übertragung ebenfalls
abgedruckt sind.
Das dritte Buch Anejo I beinhaltet eine Arbeit von Lila Bujaldón
de Esteves und trägt den Titel Historia de la Germanística Argentina.
Darin wird die Geschichte der deutschen Philologie in Argentinien in
der Zeit von 1810 bis in die 1950er-Jahre dargestellt. Es beginnt mit
einer Erläuterung zu der Frage: Was versteht man unter der Wissenschaftsgeschichte der Germanistik? Im Anschluss wird die Zeit vor
der Einrichtung der Universitäten behandelt, dann die ersten Studien
an der Universidad de Buenos Aires. Ein weiteres Kapitel berichtet
über wichtige Vertreter und die ersten Professoren für Germanistik an
der Universität. Den Abschluss bilden Ausführungen über Exil und
Germanistik in Argentinien. Der Text ist auf Spanisch, jedoch findet
sich am Ende des Buches eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel auf Deutsch.
Zusammen gewähren die drei wissenschaftlichen Bände des Anuario Argentino de Germanística einen Einblick in die Arbeit und den
Forschungsstand der Germanisten in Argentinien und können durch
diese Publikationsform auch weitere Verbreitung finden.
ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT
Umweltatlas
Wer Buenos Aires von einer ganz anderen Seite kennenlernen und
Interessantes zur Stadt und ihrer Umwelt erfahren möchte, sollte
die Internetadresse www.atlasdebuenosaires.gov.ar ansteuern. Seit
Anfang Mai präsentiert das Umweltministerium der Stadt Buenos
Aires einen hochinteressanten “Umweltatlas” im World Wide Web.
Der kostenlose Internetatlas bietet interaktive Karten zu fast allen
denkbaren Themengebieten: Er verbindet leicht nachvollziehbar Informationen über die demographische Situation der Stadt mit Fakten zur Umwelt. Neben Karten zu Verkehrsnetz, Wasserversorgung,
Bodenbeschaffenheit und Luftqualität von Buenos Aires stehen auch
solche zu Besiedelung, Transport, Dienstleistungen und insbesondere Bevölkerungsstruktur zur Verfügung. Besucher haben unzählige Kombinations- und Informationsmöglichkeiten. Das benutzerfreundliche Design der Seite präsentiert die riesige Datenflut stets
übersichtlich und anschaulich und lädt zum Ausprobieren ein. Entwickelt wurde das Internetangebot von einem Team aus 60 Spezialisten in Zusammenarbeit des Umweltministeriums der Regierung
von Buenos Aires und dem Sekretariat für Wissenschaft, Technik
und Produktinnovation - SECYT. (AT/scs)
TABELLEN
Fußball - Torneo Clausura 2007 - 14. Spieltag
Cordoba - Quilmes 3:0, Independiente - Newell’s 1:1, Central - Racing
1:0, Estudiantes - Velez 1:1, Godoy Cruz - Lanus 2:2, Colon - Gimnasia
(J) 3:1, Gimnasia (LP) - Nueva Chicago 2:2, Banfield - Argentinos 2:1,
San Lorenzo - River 0:0, Boca - Arsenal 1:1.
Tabelle: 1. San Lorenzo 23:13, 32; 2. Boca 31:16, 29; 3. Estudiantes
20:10, 29; 4. River 18:10, 26; 5. Arsenal 24:16, 25; 6. Argentinos 19:13,
22; 7. Godoy Cruz 20:15, 20; 8. Newell’s 16:21, 20; 9. Lanus 15:14, 19;
10. Velez 15:21, 18.
Der frei benannte Dollarkurs betrug Freitag nachmittags $ 3,10. Die
Rofex Terminkurse betrugen zum 31.5.
$ 3,073, 2.7. $ 3,075, 31.7. $ 3,078,
31.8. $ 3,083, 1.10. $ 3,089, 31.10. $
3,094, 30.11. $ 3,098 und 2,1. $ 3,103.
***
Der Mervalindex stieg in der Berichtswoche zum Donnerstag um
3,5% auf 2.171,63, der Burcapindex
um 5,1% auf 7.759,77 und der Börsenindex um 4,4% auf 112.595,80.
***
Der durchschnittliche Rindfleischpreis (kg Lebendgewicht in
Liniers) stieg in der Berichtswoche um
15,7% auf $ 2,820.
***
Die Gold-, Devisen- und Anlagenreserven der ZB betrugen am
4.5.07 U$S 38,84 Mrd., der Banknotenumlauf $ 60,13 Mrd. Eine Woche
zuvor waren es U$S 38,48 Mrd. bzw.
$ 58,53 Mrd., einen Monat zuvor U$S
37,00 Mrd. bzw. $ 60,36 Mrd. und ein
Jahr zuvor U$S 22,67 Mrd. bzw. $
48,01 Mrd.
***
Der Deckungskoeffizient der Devisenreserven in Pesos zum Tageskurs, bezogen auf die monetäre Basis, betrug am 4.5.07 147,6%.
***
Die kanadische Bergbaugesellschaft „Blue Sky Uranium Corporation“ hat mit der Firma „Argen-
tina Uranium Corporation“ einen
Absichtsbrief unterzeichnet, der
sich auf eine Beteiligung von 75%
an der Ausbeutung des Uranvorhabens Santa Bárbara, Provinz Rio
Negro, auf einer Fläche von 60.000
ha bezieht. Die Forschung der Uranvorkommen hat einen Urangehalt ergeben, der die Ausbeutung rechtfertigt.
Der Uranpreis ist in den letzten Jahren
stark gestiegen, wegen des erneuten
Interesses an Kernkraftwerken und der
weltweit geringen Förderung dieses
Erzes.
***
Gemäss einer Berechnung des
Wirtschaftlers Roberto Cachanosky
(„La Nación“, 5.5.07) betrugen die
Kapitalgüterimporte für die Industrie 06 insgesamt u$s 1,98 Mrd. 05
waren es u$s 1,59 Mrd., 1994 1,24
Mrd., 1993 u$s 0,71 Mrd., und 02 u$s
0,46 Mrd. Die Importe von Maschinen
und Anlagen für die Industrie sind von
u$s 0,64 Mrd. im Jahr 1991 sukzessive auf einen Rekordstand von u$s 2,73
Mrd. im Jahr 1998 gestiegen, und von
da an ständig zurückgegangen. Das
Niveau von 2006 liegt nur um u$s 80
Mio. über dem von 1999. Cachanosky
weist darauf hin, dass die Industrie im
Jahr 1998 einen Anteil von 17,2% am
BIP hatte, während es 2006 nur 16,6%
waren. Die Behauptung der Regierungssprecher, dass die Industrie dank
dem hohen Wechselkurs u.a. Massnah-
Sonnabend, 19. Mai 2007
men, die das sogenannte „produktive
Modell“ bilden, ein nie vorher erreichtes Wachstum erreicht hat, wird durch
diese Zahlen Lügen gestraft.
***
Die Primärausgaben des Nationalstaates vor Zinszahlungen des 1.
Quartals 07 waren um 46,7% grösser als vor einem Jahr und wesentlich grösser als die um 40% grösseren effektiven Kassenausgänge, die
sich bereits weit über den grösseren
Eingängen befanden. Die Ausgaben
werden momentan durch hinausgeschobene Zahlungen geringer, d.h. dass
in kommenden Monaten grössere Zahlungen zu erwarten sind. Die grössten
Mehrausgaben fanden bei sozialen
Dienstleistungen statt, die um 51,2%
zunahmen. Laufende Überweisungen
nahmen um 28,5% zu. Sie schliessen
auch Zahlungen an Provinzen und Gemeinden, sowie Subventionen der Privatwirtschaft ein.
***
Einer Arbeit der Wirtschaftsfakultät der Universität von La Plata
zufolge schaffte der Bereich Nahrungsmittelversorgung durch die
Landwirtschaft (CAI) 2005 44% aller Steuereingänge. Die mit der Landwirtschaft verknüpften Tätigkeiten
zahlten $ 66,01 Mrd. der vom Staat,
den Provinzen und Gemeinden an Steuern eingenommenen $ 150 Mrd. 1997
hatte der Steuerdruck auf diese Tätigkeiten noch 38,4% der Gesamteinnahmen betragen. Mittlerweile wurden die
Ausfuhrsteuern eingeführt, die diesen
Steuerdruck 02 auf 50,1% vergrösserten. Das Bruttoprodukt der Tätigkeit
entsprach 1997/05 14,5% des BIP, dabei erreichte es 2003 20,2% und 2005
18,5%. Für die Bewertung wurden alle
Belastungen der Nahrungsmittelversorgung durch die Landwirtschaft, von
Ausfuhr- und anderen direkten Besteuerungen, bis zu indirekten Steuern und
Belastungen der Einfuhren erforderlicher Hilfsmittel berücksichtigt.
***
Ein Bundesgericht hat einem
Schutzrekurs statt gegeben, demzufolge die spanische Prisa Gruppe die
Funkbewilligung von Radio Conti-
Eröffnung am Tag der
Deutschen Einheit:
www
.allesdeutsch.com.ar
www.allesdeutsch.com.ar
...für alle, die es deutsch mögen.
PERSONALNACHRICHTEN
Geburten
Francisco Guillermo Bleif, am
16.5.
Alan und Katia Baluzzo
Hochzeiten
Andreas Philip von Alvensleben
und Sofía Carolina Saráchaga, am
18.5.
Todesfälle
Ilse Marie Bühler geb. Venzmer, 84,
am 13.5.
Else Linker geb. Woters, am 13.5.
Kurt N. Ohnmacht, 80, am 13.5.
6
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
nental nicht übernehmen kann. Prisa, die bedeutendste Mediengruppe
Spaniens, die die Zeitung El Pais herausgibt und die Rundfunkkette SER
betreibt, ist auch Inhaberin der Santillana Gruppe und der Marke Alfaguara. Der Kauf von Radio Continental
und FM Hit von der ebenfalls spanischen Telefónica für über U$S 10 Mio.
erfolgte 04. Das Gesetz Nr. 25.750
bestimmt über die Erhaltung kultureller Güter, einschliesslich der Kommunikationsmedien, die vorrangig heimischen Unternehmen zu gehören haben.
In Sonderfällen können ausländische
Beteiligungen bis zu 30% betragen.
Bilaterale Abkommen können hier
Ausnahmen schaffen. Ein Staat mit
dem Argentinien solche Ausnahmeabkommen unterzeichnet hat, die gestatten dass Investoren eines Staates Medien im anderen erwerben können, sind
die USA. Prisa machte ein Dreiecksgeschäft über eines ihrer Unternehmen
in den USA. In erster Instanz wurde
ihr die Bewilligung zugeschlagen,
doch Berufungen der zuständigen
Rundfunkbehörden durch alle Instanzen endeten jetzt mit der Ablehnung.
***
Fachkräfte des Energiesekretariates begannen die Vorarbeiten für
das Wasserkraftwerk Garabí, das
als erstes Gemeinschaftswerk mit
Brasilien am oberen Uruguayfluss
gebaut werden soll. Die notwendige
Investition wird mit U$S 2 Mrd. angenommen, die Leistung würde der des
argentinisch-uruguayischen Wasserkraftwerkes Salto Grande, 1.890 MW,
ähnlich sein. Die Ausschreibung soll
nach der kürzesten, vom Erbauer geforderten Konzessionsdauer zugeschlagen werden. Garabí würde das
argentinische Verbundnetz beliefern
und Brasilien eine vorausbestimmte
Vergütung zahlen, ähnlich wie durch
8 Jahre bei der Privatisierung der Wärmekraftwerke Central Puerto und Costanera, doch ohne die zukünftigen Besitzverhältnisse zu tangieren.
***
In der Provinz Buenos Aires
wurden in den letzten Jahren 70 Unternehmen enteignet, um sie der
Belegschaft zu übergeben, die zu
diesem Zweck Genossenschaften
gebildet hat. Die Provinzregierung hat
jedoch bisher diese Enteignungen nicht
bezahlt, wie es die Verfassung vorschreibt. Es handelt sich um einen Betrag von geschätzten $ 100 Mio., die
nicht im Budget 2007 stehen. Jetzt will
die Provinzregierung die Zahlungen
auf 2008 verschieben, was angeblich
gemäss einem Gesetz, das zwei Jahre
für dies vorsieht, möglich wäre. Es ist
wahrscheinlich, dass bis dahin mehrere Enteignungen hinfällig werden, weil
die Arbeitergenossenschaften nicht in
der Lage waren, die Unternehmen am
Leben zu erhalten. Diese Genossenschaften haben an erster Stelle ein finanzielles Problem, da sie weder Kredit von Banken, noch von Lieferanten
erhalten. In den meisten Fällen waren
die Unternehmen, um die es geht, vorher in Zahlungsunfähigkeit geraten und
hatten auch sonst Schwierigkeiten.
***
Höhere Exportpreise erklären
Handelsbilanzüberschuss
Bei Anhalten der gegenwärtigen Tendenz werden die Preiserhöhungen der Commodities 85% des Handelsbilanzüberschusses eingebracht
haben. Von den für dieses Jahr erwarteten U$S 11 Mrd. Handelsbilanzüberschuss werden U$S 9,6 Mrd. ausschliesslich auf gestiegene internationale Preise zurückzuführen sein. Bei Berücksichtigung nur der verkauften Mengen haben die Ausfuhren im 1. Quartal 07 im Vorjahresvergleich lediglich um 1% zugenommen. Die Durchschnittspreise sind
jedoch um 10% höher.
Einige Beispiele: Im 1. Quartal 07 ist Kupfer international um 21%
teurer geworden, Aluminium um 15%, Mais um 62%, Weizen um 14%,
Sojaöl um 32% und Rindfleisch um 103%. Der Unterschied zwischen
den Ein- und Ausfuhrpreisen ist um 26% grösser als 1998, bevor die
Rezession begann.
Eine Arbeit der Beraterfirma Broda hat ermittelt, dass Preiszunahmen der Einfuhrwaren, besonders von Kapitalgütern einen Verlust von
U$S 6 Mrd. verursachen werden, die der Ausfuhren einen Gewinn von
U$S 15,6 Mrd. Dabei ist zu berücksichtigen, dass moderne Importmaschinen leistungsfähiger sind und sparsamer arbeiten als ältere Entwicklungen, was ihren grösseren Preis in erheblichem Mass ausgleicht.
2003/6 betrugen die Überschüsse aus dem internationalen Warenaustausch U$S 4,5 Mrd. im Jahr, in diesem Jahr werden sie mehr als
doppelt so gross sein. 1990/99 ergab der Aussenhandel jährlich ein Minus von U$S 600 Mio., 1986/89 von U$S 720 Mio. Diese Unterschiede
belegen die besonders vorteilhafte Aussenhandelslage, in der die Rwegierung Kirchner tätig ist. Nach dem ZB-Preisindex für Commodities
befinden sich die Ausfuhrpreise Argentiniens auf einem Rekordstand.
Dazu käme das Wachstum von 4,7% desd weltweiten BIP.
Die Menge der im 1. Quartal 07 ausgeführten Primärprodukte war
um 7% geringer als im gleichen Vorjahreszeitraum, die der verarbeiteten landwirtschaftlichen Erzeugnisse um 6%. Energiequellen wurden
im selben Vergleich um 4% weniger ausgeführt. In allen Fällen haben
höhere Preise für grössere Ausfuhrwerte gesorgt.
Der Präsident des Verbandes der
Arbeitsriskoversicherungsgesellschaften, Jorge Aimaretti, wies
darauf hin, dass die Zahl der Prozesse wegen Entschädigung bei Arbeitsunfällen oder -krankheiten seit
dem Urteil des Obersten Gerichthofes, das die Klausel des Gesetzes für
diese Risiken für verfassungswidig
erklärt hat, die den Prozessweg verbot, stark gestiegen ist und weiter
zunimmt. 03 wurden 2.947 Prozesse
eingeleitet, 04 3.878, 05 6.857, 06
11.697 und 07 wird mit 18.000 gerechnet. Das Gesetzesprojekt, das den Fall
regeln soll, ist fertig, wird jedoch von
der Regierung nicht im Kongress eingebracht. Im Projekt gilt angeblich das
Prinzip, dass der Arbeitnehmer wählen muss, ob er den Schutz beansprucht, der im Gesetz vorgesehen ist,
oder prozessiert. Er kann nicht beides
beanspruchen. Für die Arbeitnehmer
ist das Gesetz günstiger, weil sie das
Geld kurzfristig erhalten und die Versicherungsgesellschaften sich sofort
um sie kümmern, während sie bei Prozessen lange warten müssen und hohe
Prozesskosten tragen, da die Anwälte
etwa ein Drittel der zugestandenen
Beträge erhalten. Für die Arbeitsanwälte ist daher der Status quo viel günstiger.
***
Das Schweizer IMD-Institut hat
Argentinien in der Rangordnung
der Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Staaten von Platz 51 auf 55 gesetzt. In Lateinamerika steht Argenti-
nien somit an 5. Stelle, nach Chile
(Platz 23 in der Welt), Mexiko (47),
Brasilien (49), und nur knapp vor Venezuela. IMD und Wirtschaftler der
lokalen katholischen Universität
(UCA) fordern eine mässige monetäre
Politik, eine neue marktfreundliche
Regulierung der Wirtschaft und höhere Investitonen in Energie.
***
Während 1998 92% der argentinischen Staatsschuld in Dollar u.a.
harten Währungen ausgedrückt
war, sind es jetzt nur noch 53%
(oder 40,2%, wenn man den Schuldbetrag in Dollar umrechnet). 57%
der Staatschuld besteht in Pesos, zum
grössen Teil mit CER-Wertberichtigung. Das Schatzamt hat dabei ein
schlechtes Geschäft gemacht, da der
Index der Konsumentenpreise, der
auch im CER zum Ausdruck kommt,
stärker gestiegen ist als der Dollarpreis.
Die Differenz dürfte dabei noch zunehmen, wenn der Index gelegentlich wieder richtig berechnet wird.
***
Mit Beschluss 27/07 (Amtsblatt
vom 9.5.07) hat das Finanzsekretariat verfügt, dass die Rückerstattung von 3% der MwSt. bei allen
Kreditkartenzahlungen durchzuführen sei. Das gelegentliche geschaffene Kontrollsystem habe seine Betriebstüchtigkeit eingebüsst. Damit ist
für die MwSt-Rückerstattung bei Zahlungen mit Kreditkarten kein zusätzlicher Amtsweg erforderlich.
***
Sonnabend, 19. Mai 2007
Der Präsident der Kammer der
Informatik (CESSI), Carlos Palloti,
erklärte, dass mit 10.000 zusätzlichen Fachleuten auf dem Gebiet der
Informatik, die fehlen, sofort Software für u$s 300 Mio. exportiert
werden könnte. Allgemein besteht
eine akute Knappheit an diesen Fachleuten, wobei die Zahl der Studenten
auf diesem Gebiet sehr gering und auf
alle Fälle ungenügend ist, obwohl den
Absolventen dieser Karrieren ein Arbeitsplatz fast immer gesichert ist.
***
Der mexikanische Unternehmer
C. Slim hat Planungsminister de
Vido versichert, dass er in Argentinien 07 in seine Filialen CTI Móvil
und Telmex U$S 400 Mio. investieren wird. Im November hatte Slim Infrastrukturinvestitionen von U$S 268
Mio. angekündigt, besonders in neue
Mobiltelefontechnik. Dieser Betrag
wurde jetzt auf U$S 400 Mio. erweitert, besonders für Mobiltelefonie und
Internetnetze. Slim wollte das 50%ige
Aktienpaket der Telecom Italia an der
Telecom Argentina erwerben, wurde
jedoch von Telefónica ausgepunktet. Er
erwarb Ertach von der Soldatigruppe
für U$S 22,5 Mio. und dehnt sein Netz
besonders nach dem Norden das Landes aus. CTI soll auch Breitband-Internet, den sogenannten 3G (3. Generation) Dienst, bieten. Sein Mobil-
7
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
dienst bedient in Argentinien bereits 10
Mio. Kunden.
***
Repsol YPF bestätigte in Madrid,
dass mit einer argentinischen Gruppe über den Verkauf von 25% der
argentinischen Filiale vertraulich
verhandelt wird. Nach Gerüchten in
Buenos Aires soll es sich u.a. um E.
Eskenazi, J. Brito und Unternehmer
aus dem Süden des Landes handeln.
Die staatliche argentinische Enasa und
die venezolanische Pdvsa würden nicht
in Frage kommen. Das Vorgehen würde ähnlich dem in Spanien angewandten sein, wo Firmen des Baugewerbes
aufgenommen wurden. So kaufte Sacyr
Vallehermoso knapp 20 % von Repsol
mit 5% Barzahlung und dem Rest
durch Bankkredite. Auch soll ein Teil
der Aktien an die Börse gehen.
***
Die durch 12 Jahre unterbrochenen Bauarbeiten für das 745 MW
Kernkraftwerk Atucha II sind wieder aufgenommen worden. Am Gelände wurden rd. 1.000 Arbeits- und
Fachkräfte gezählt. Zu Jahresende
würden 2.000 tätig sein. Seit 1980
wurden in das Vorhaben, das ab 1987
Strom liefern sollte, etwa U$S 3 Mrd.
investiert. Bei einer angenommenen
Leistung von 85% entspricht der nicht
gelieferte Strom den Lieferungen an
das gesamte argentinische Verbundnetz
Rekordsteuerdruck in den Provinzen
Die konsolidierten Steuereinnahmen der Provinzen haben im 1. Quartal
07, im Vorjahresvergleich, um 23% zugenommen. Die Beraterfirma Abeceb
betont, dass der Steuerdruck in den Provinzen einen neuen Rekord von
4,3% des Brutto Regionalproduktes erreicht, und damit die Höchstwerte
der 90er Jahre überschritten hat.
Die Provinz Buenos Aires war, mit 4,8% des Bruttoregionalproduktes,
das Gebiet mit dem grössten Steuerdruck, vor Buenos Aires Stadt mit 4,4%
und der Provinz Santa Fe mit 4,3%.
Vom Standpunkt der Eintreibung entstanden die grössten Zunahmen
durch die Steuer auf Bruttoeinnahmen (Einkommen), die im 1. Quartal 07
um 29,3% mehr einbrachte, durch grössere Umsätze und höhere Preise.
Auch durch Stempelsteuern wurde in den Provinzen um 31,3% mehr als im
1. Vorjahresquartal eingenommen.
Alle Provinzen hatten, um 19% und mehr, grössere Steuereinnahmen.
Bemerkenswert waren jedoch Salta mit einer Zunahme von 56,8% und Chubut von 44,2% über dem gleichen Vorjahresquartal. Trotz geringerer Gesamtbeträge folgen Formosa mit 44,9% und La Rioja mit 40,2%. Von dem
gesamten Steueraufkommen der Provinzen haben Buenos Aires Stadt und
die Provinzen Buenos Aires und Santa Fe 78% bestritten.
In den letzten 2 Jahren hat Feuerland, vor Chubut und Rio Negro die
grössten Zunahmen des Steuerdrucks verfügt.
durch ein Jahr (95.000 GWh).
***
Wie der Hüttenverband CIS mitteilt, war die Rohstahlproduktion im
April mit 472.800 t um 0,8% geringer als im Vormonat und um 1,4%
geringer als im Vorjahresapril. Roheisen ging im Vormonatsvergleich um
0,8% auf 393.300 t zurück. Dennoch
erwartet der Hüttenverband, angesichts
der in Durchführung befindlichen Investitionen zur Produktionssteigerung,
zum Jahresende weitere Rekordzahlen.
***
07 haben die Agrarlandpreise
bisher um 10% zugenommen, wie
Cat (Compañía argentina de tierras)
bekanntgab. In Pergamino und Colón, den Landwirtschaftsgebieten im
Norden der Provinz Buenos Aires, kostet der ha U$S 7.000/9.000. In Rojas
und Salto, im gleichen Raum, werden
U$S 7.000/10.000 gefordert. Vor 6
Jahren, vor der Krise durch die Aufgabe der Konvertibilität und der Abwertung der Währung, kostete der ha rd.
U$S 3.500, vor 30 Jahren im Durchschnitt U$S 1,985, wie die Zeitschrift
Márgenes Agropecuarios ermittelt hat.
***
Die französische Casino Gruppe
investiert $ 23 Mio. in eine Geschäftszentrale in Rafaela Stadt. Das
Vorhaben auf 2,6 ha schliesst einen Supermarkt ihrer Libertad Kette ein, 3
Kinosäle und ein Shopping mit 20 Lokalen, in denen die Marken Planet,
Tonträger und Bücher, Hiper Casa,
Möbel, Basar und Dekoration und
Apetito Fast Food, bereits bestätigt
sind.
***
Ein Gericht hat einer Klage gegen den Präsidenten und Vizepräsidenten eines landwirtschaftlichen
Unternehmens statt gegeben. Sie
werden der einfachen Hinterziehung
der Gewinnsteuer von $ 700.000 beschuldigt, da sie bei ihrer Steuererklärung eine Inflationsberichtigung durchgeführt haben. Generalstaatsanwalt
Righi hat in einem Gutachten Inflationsberichtigungen in einem Fall abgelehnt, in dem der Oberste Gerichtshof
Experten einberufen hat, um ihre Mei-
nungen entgegenzunehmen.
***
Das Produktionsministerium der
Provinz Rio Negro hat die Lastenhefte für den Bau und Betrieb der
zukünftigen Freihandelszone in
Sierra Grande, 310 km südlich von
Viedma, aufgelegt. Vor der Ausschreibung ist die Stornierung des vorherigen Zuschlages erforderlich. 1997
hatte die französische Firma Carriere
Dhainaut die Konzession erhalten, die
wegen Nichteinhaltung des Vertrages
zurückgenommen wurde.
***
Die ZB hat der Galicia Bank die
Ausgabe von Wandelobligationen
für $ 100 Mio. mit Laufzeiten bis
2010, 2014 und 2019 bewilligt. Es
wird angenommen, dass der Hauptanteil von der Grupo Financiero Galicia,
die die Bank mit 93,6% Kapitalanteil
kontrolliert, gekauft wird. Die Bank
hatte im 1. Quartal 07 $ 36,2 Mio. Verlust, die Grupo Financiero Galicia $
18,1 Mio.
***
Mit einem neuen internationalen
Aufruf hat die Provinzregierung von
Salta aufgefordert, in verschiedenen Teilen der Provinz 11 Erdölgebiete zu erschliessen.
***
Beatriz Nofal, Leiterin der nationalen Agentur für Auslandsinvestitonen, hat in einem Artikel in der
Zeitung „Clarín“ folgende Daten
zum Thema bekanntgegeben: Die
direkten Auslandsinvestitionen betrugen 06 u$s 4,81 Mrd., 4% weniger als
05. Aber die Investitionen in der Realwirtschaft nahmen um u$s 276 Mio,
gleich 6%, zu, was auf geringere finanzielle Investitionen hindeutet. Die
reinvestierten Gewinne ausländischer
Unternehmen betrugen 2006 48% und
waren drei Mal so hoch wie 05 und viel
höher als in den 90er Jahren, als sie
durchschnittlich u$s 900 Mio. jährlich
ausmachten. In der Periode 1995/00
wurden 82% der Gewinne von Auslandsunternehmen ins Ausland überwiesen, gegen nur 58% 2006. Die Rentabilität des Auslandskapitals (Gewinn
bezogen auf Vermögen) betrug in den
Sonnabend, 19. Mai 2007
90er Jahren durchschnittlich 4,6%,
während sie in den letzten drei Jahren
7,8% jährlich ausmachte und 2006 9%
überstieg. In den 90er Jahren machten
die Privatisierungen und Käufe bestehender Unternehmen 60% der Auslandsinvestitionen aus, während es ab
2000 nur 17% und 06 sogar nur 4,7%
waren. Die Investitionen argentinischer
Unternehmen im Ausland machten 06
u$s 2 Mrd. aus, gegen 1,15 Mrd. 05.
***
Eine im 2. Halbjahr 06 von der
Beraterfirma CCR durchgeführte
Ermittlung belegt, dass die Umsätze der Supermärkte landesweit um
19,8% und im Raum Gross Buenos
Aires um 21,3% zugenommen haben. Nach Gemeindebezirken gab es
die grössten Zunahmen nicht in den
reicheren Gegenden, wie Vicente Lopez und San Isidro, sondern in Gemeinden mit herkömmlich geringeren Einkommen, in denen die Krise von 01
besonders spürbar war, wie z.B. Merlo oder Moreno, die jähliche Zuwachsquoten von 28,3% verzeichnen, oder
wie San Miguel mit 22,4%. Die Qualitätserhöhung im Verbrauch ergibt
sich aus der Aufstellung der Produkte,
deren Verkauf im letzten Halbjahr am
meisten zugenommen hat. Nach der
CCR Ermittlung nehmen eisgekühlte
Säfte, die gegenüber dem 2. Halbjahr
05 um 266% mehr gekauft wurden, den
ersten Platz ein. Es folgen reine Fruchtsäfte mit plus 94%, Energizergetränke
84% und isotonische Getränke wie
Gatorade um 76% mehr.
***
Die Regierung hat 21 Industrieniederlassungen in Feuerland bewilligt. Die Provinzregierung bewilligte
Kredite für lokale Unternehmen. Von
den bewilligten Vorhaben sind 19 Unternehmen der Elektronik und je eines
Textilien und Lebensmittel. Weitere 49
Vorhaben werden gepfüft. Auch bei
ihnen überwiegt die Elektronik, vor
Kunststoffen, Petrochemie und
Textilien.
***
Argentinien und die EU haben
Ergebnisse einer 02 begonnenen gemeinsamen Arbeit über Verbesserungen der Effizienz und Konkurrenzfähigkeit kleiner und mittelständischer argentinischer Unternehmen (Pymes) vorgestellt, in die
E 11,6 Mio. investiert wurde. Die EU
trug 53% davon bei, den Rest lokale
Institutionen wie Inti, Iram, Cnc, Segamar, das Pyme-Unterstaatssekretariat und das Unterstaatssekretariat für
Konkurrenz- und Verbraucherschutz.
Es wurde auf 8 Gebieten gearbeitet, die
nach ihrer Exportfähigkeit und PymesStruktur ausgewählt wurden: Mikroelektronik, Software, Fernverbindungen, Käse, Holz, Honig, nichtmetallische Minerale und Ziersteine.
***
Das Pharmalabor Gador investiert 07 $ 13 Mio. Davon sind $ 10
Mio. für die Infrastruktur und Ausrüstung des Werkes in Buenos Aires
Stadt bestimmt, einschliesslich einer
Kompressoranlage, einer Vepackungsanlage, neuer Lagerungen und der Erweiterung der Abteilung für feste Er-
8
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
zeugnisse. Die Restlichen $ 3 Mio. sind
zu gleichen Teilen für die Betriebe in
den Industrieparks von Catamarca und
Pilar bestimmt.
***
Bei der Wechselauflage der ZB
vom Dienstag zeigte sich der Markt
wieder betont flüssig. Für die ausgeschriebenen $ 200 Mio. wurden über
$ 1,6 Mrd. angeboten. Die ZB schlug
$ 1,38 Mrd. zu, davon $ 1,32 Mrd. in
Pesos zu festen Zinssätzen und $ 57
Mio. zu veränderlichen. Für Lebac auf
91 und 182 Tage wurden keine Angebote angenommen, auf 273 Tage blieb
der Zinssatz unverändert bei 10,15%,
auf 371 Tage fiel er um einen Basispunkt auf 10,35%, auf 546 Tage um 4
Basispunkte auf 10,75% und auf 707
Tage um 8 Basispunkte auf 10,95%.
Für Nobac in Pesos mit Badlaranpassung fiel das Agio auf 1 Jahr von
0,95% auf 0,48%, blieb auf 2 Jahre
unverändert bei 1,37% und fiel auf 3
Jahre um einen Basispunkt auf 1,64%.
Nobac auf 3 Jahre in Pesos mit festem
Zinssatz (Kupon 8%) gingen von
11,17% auf 10,99% zurück.
***
Der Preisaufschlag von $ 0,15 pro
l Benzin wird bereits in mehreren
Provinzen durchgeführt. Es wird erwartet, dass er kurzfristig von allen
nicht markeneigenen Tankstellen (bandera blanca) gefordert wird. Der Aufschlag von 3-8%, der im Vormonat in
der Provinz Buenos Aires durchgeführt
wurde, wird jetzt auch in den Provinzen Córdoba, Santa Fe und Salta gefordert. Dem Präsidenten des Tankstellenverbandes zufolge sei es die einzige Möglichkeit, die Rentabilität der
Tankstellen anzuheben, deren Selbstkosten verdoppelt wurdem, während
die Verkaufspreise seit 03 eingefroren
sind. Die Erhöhung der Einnahmen sei
die einzige Möglichkeit zu überleben.
Im Vorjahr mussten über 2.000 Tankstellen aufgeben.
***
Argentinien hat im 1. Quartal 07
Heidel- und Erdbeeren für U$S 4,6
Mio. ausgeführt, um 47% mehr als
vor einem Jahr. Dabei nahmen dem
Senasa Amt zufolge Heidelbeeren
(„arandanos“) mit 641 t für U$S 3,4
Mio. den ersten Platz ein. Hauptabnehmer waren die USA vor Holland und
Grossbritannien. Es folgten 913.000 t
Erdbeeren für U$S 1,16 Mio., mit den
USA, vor Brasilien und Spanien, als
Hauptabnehmer. 06 wurden Heidelund Erdbeeren für insgesamt U$S 64
Mio. ausgeführt.
***
75% der in Computern Argentiniens eingesetzten Software sind
Raubkopien, beinahe doppelt soviele
wie 05. Der daraus entstehende Verlust für die Softwareindustrie wird von
der Business Software Alliance, die in
102 Staaten ermittelt, mit U$S 303
Mio. angegeben. Argentiniens Raubkopien befinden sich wieder über dem
lateinamerikanischen Durchschnitt,
der um 2% auf 66% zurückging und
der Softwareindustrie einen Schaden
von U$S 3 Mrd. im Jahr zufügt. Ein
2%iger Rückgang sei jedoch nichtssagend, da er auf den grösseren Anteil
ZB-Präsident Redrado
verteidigt Reserven
Martín Redrado, Präsident der argentinischen Zentralbank, trat letzte Woche erneut entschieden für die Anhäufung hoher Devisenreserven
ein. Er hielt eine Ansprache bei einer Zusammenkunft mit Randall Kroszner, Mitglieder der Federal Reserve der USA. Redrado wies darauf
hin, dass die ZB in den letzten 12 Monaten 6% auf ihre Reserven verdient habe, die in Aktiven hoher Liquidität angelegt seien. Da die Reserven stets in Dollar berechnet werden, ein Teil davon jedoch in Euro
u.a. Währungen besteht, weiss man nicht, wie weit die Aufwertung des
Euro gegenüber dem Dollar als Rentabilität berechnet wird.
Doch der Kern seiner Verteidigung der Politik hoher Reserven bestand in der These, dass die Reserven der notwendige Rückhalt fr die
Währungspolitik der ZB seien. Er sagte, in guten Zeiten müssten antizyklische Massnahmen getroffen werden, wobei unnötige Reformen
vermieden werden sollten. Redrado hat unterschwellig gegen die Reform der ZB-Charta und gegen Initiativen Stellung genommen, die die
Verwendung der Reserven zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen oder auch als Kapitalbeitrag zur Bank des Südens befürworten.
Zweifellos sind hohe Reserven notwendig, um zu vermeiden, dass
gegen die ZB spekuliert wird, mit hohen Käufen von Devisen und Kapitalflucht, wie es 2001 geschehen ist. Nur mit hohen Reserven, die der
ZB die Möglichkeit geben, den Wechselkurs zu beherrschen, kann eine
Politik der Zunahme der Bankdepositen und der Beibehaltung einer
ausreichenden Monetisierung der Wirtschaft durchgeführt werden, ohne
dass dies die Inflation anheizt. Die monetäre Poltik der ZB, die Redrado eingeführt hat, nach der die Geldmenge, definiert als M2 (Banknoten, die sich in Umlauf befinden, plus Giro- und Spardepositen), etwas
weniger als das BIP zu laufenden Werten zunimmt, ist nur mit hohen
Reserven möglich. Es ist gut, dass der ZB-Präsident periodisch die
Reserven vor dem Zugriff von Politikern u.a. verteidigt.
von Laptops zurückzuführen sei, die
ab Werk mit rechtmässiger Software
ausgestattet sind.
***
Pelikan Argentina soll wieder
vom Stammhaus kontrolliert werden. Der lokale Investmentfonds Fiduc
verhandelt über den Verkauf des Kontrollpaketes an die Pelikan International Corporation über eine mexikanische Filiale. Der Verkauf soll innerhalb
von 2 Monaten für U$S 5 Mio. abgeschlossen werden. Bis jetzt gehört Pelikan Argentina Fiduc, durch die von
ihr kontrollierte Angel Estrada y
Compañía.
***
Nach Angaben an der Getreidebörse sind über 80% der Sojabohnenernte, rd. 13 Mio. ha, eingebracht. Beim Mais seien es 60%. Als
Ursachen der hervorragenden Erträge
werden Fortschritte in der Agrartechnik, genetisch verändertes Saatgut,
Kunstdünger und moderne Landmaschinen, hervorgehoben, aber auch die
besonders günstige Witterung. Von den
beiden Hauptprodukten der Grobernte
werden 46 Mio. t Sojabohnen und 22,5
Mio. t Mais erwartet. Der bisherige
Sojaernterekord, im Vorjahr, betrug
40,5 Mio. t, der von Mais 20,5 Mio. t
im Erntejahr 2004/5. Die Gesamternte
würde etwa 93 Mio. t betragen, um
10% mehr als die 84 Mio. t des Rekordjahres 2004/5.
***
Repsol YPF hat 3 Lastenhefte für
eine internationale Ausschreibung
der Provinzregierung von San Luis,
für die Erschliessung von Erdölgebieten, gekauft. Sie befinden sich in
Bolsón Beazley, Bolsón Estancia La
Daisy und Bolsón Pampa de las Salinas. In den 70er Jahren wurden dort
Erdölvorkommen festgestellt. In Beazley wollte damals die staatliche YPF
unterirdische Höhlen ausnützen, um
Erdgas zu speichern, mit dem im Winter Verbrauchsspitzen beliefert werden
sollten. Die Provinz erklärt, dass mit
dieser Ausschreibung ein anspruchsvolles Erdölprogramm beginne. In
mehreren Gebieten sei die Wahrscheinlichkeit interessanter Erdölvorkommen
gross. Die 3 Lastenhefte kosten einschliesslich geologischer Informationen $ 78.000, die erforderliche Mindestinvestition für die Erschliessungsarbeiten U$S 20 Mio.
***
Nach 6 Jahren investiert die
französische Casinogruppe wieder
in Argentinien. Sie wird vor Jahresende in Córdoba Stadt eine Geschäftszentrale eröffnen, mit einem Supermarkt ihrer Libertadkette und einem
Shopping mit 70 Lokalen. Es wird die
4. Verkaufsstelle von Casino in Córdoba Stadt und die 13. in Argentinien
sein. Die Investition werde $ 65 Mio.
betragen. Die letzte Neueröffnung von
Casino war 2001 in Posadas Stadt. 08
sollen 3 weitere Verkaufsstellen eröffnet werden. In Buenos Aires Stadt betreibt Casino 10 Leader price Discountstores. Casino etablierte sich in
Argentinien 1998 mit dem Kauf der
Supermarktkette Libertad in Tucumán.
***
Die Hotusa Hotelkette hat das
Cataratas Hotel in Puerto Iguazú
für E 10,5 Mio. gekauft. Das Luxushotel an der argentinisch-brasilianischen Grenze hat 133 Zimmer, 3 Präsidentensuites, Tennis-, Paddle- und
Sonnabend, 19. Mai 2007
Fussballplätze und 2 Tagungssäle für
250 Teilnehmer. Nach der Akquisition des Claridge Hotels im September
06 ist dieser der 2. Kauf der Kette in
Argentinien. Hotusa betreibt 74 Hotels
in 10 europäischen und 3 amerikanischen Staaten. 41 derselben gehören
den Eurostars Hotels Kette an.
***
Der Staatsanwalt für Untersuchungen in der Verwaltung, M. Garrido hat in einem harten Bericht
gegen die Einmischung der Regierung in das Statistikamt gefordert,
dass Binnenhandelssekretär Moreno seines Amtes zu entheben sei. Er
habe einen Plan zur Änderung des Verbraucherpreisindex geschaffen, mit
dem Zahlen den politischen Anforderungen angepasst, und die Empfänger
dieser amtlichen Zahlen irregeführt
werden sollen. Dafür zählte er, als Ersatz von Graciela Bevaqua, einer technischen Beamtin, deren Absetzung einen Skandal im ganzern Amt hervorrief, mit der von ihm bestimmten Mitarbeiterin, Beatriz Paglieri, die im Januar ernannt wurde um heikle Angaben des Statistikamtes unter Kontrolle
zu halten. Garrido forderte von Richter Canicoba Corral und vom Staatsanwalt Stornelli, der gegen Moreno
wegen mutmasslicher Verletzung des
statistischen Geheimnisses ermittelt,
dass sie Moreno als Angeklagten verhören und forderte von Wirtschaftsministerin Miceli, die er als nicht belangt
betrachtet, die zuständigen Verwaltungs-Disziplinarmassnahmen einzuleiten. Kabinettschef Alberto Fernández, der für Kirchner spricht, unterstützt indessen Moreno, der somit im
Amt verbleiben wird.
***
Der von E. Elsztain kontrollierte
Landwirtschafts-Investmentfonds
Cresud gab an der Börse bekannt,
dass er das Landgut 8 de Julio in San
Julián, Provinz Santa Cruz, für U$S
2,4 Mio. gekauft hat. Es seien 90.000
ha mit 15.000 Schafen. Über den Verkäufer, die Compalía Minera y Ganadera 8 de Julio, wurden keine Angaben gemacht. Es würden Infrastrukturinvestitionen vorgesehen sein, um den
Bestand um weitere 10.000 Schafe zu
erhöhen.
***
Die multinationale Electronic
Data System Corporation (EDS), die
sich auf informatische Lösungen für
Unternehmen spezialisiert, hat in
Cor-doba ihre Zentrale für ganz Lateinamerika in Betrieb genommen.
EDS konkurriert mit Motorola und Intel, und bedient vorwiegend Kunden
der Industrie, Finanz, Gesundheitswesen, Kommunikation, Energie und
Transport für Industrien für den
Massnverbrauch. Die Provinz Córdoba
subventioniert 2007 mit $ 300 im Monat einen Teil der Gehälter. Der Betrag
wird bis 2012 schrittweise, im Verhältnis der geschaffenen Arbeitsplätze,
erhöht.
***
Chiles Luftfahrtbehörde bewilligt regelmässige Flüge der Sky Airlines nach Mendoza und Córdoba.
Die Bewilligung der argentinischen
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Behörden steht noch aus. Sky Airlines
begann vor einigen Jahren mit Charterflügen zwischen Chile und der Karibik und erweiterte ab 02 seine Flugziele in Chile. Das Unternehmen gehört dem deutschstämmigen chilenischen Unternehmer Jürgen Paulmann,
Bruder des Inhabers von Cencosud,
Jumbo, Easy und Disco.
***
Der Präsident der Beratenden
Versammlung Saudiarabiens, Saleh
Bin Abdullah Bin Muhamad Bin
Homaed gab anlässlich seines Aufenthltes in Argentinien bekannt,
dass innerhalb von 20 Tagen eine
Unternehmergruppe seines Landes
kommt, die Interesse habe, in Argentinien zu investieren. Der Politiker führt eine bedeutende Mission seines Staates an, um die gegenseitigen
Beziehungen zu vertiefen.
***
Siemens, General Electric, Alston und Mitsubishi haben Angebote
eingereicht, um den Energiepol Ingentis in Dolavon zu errichten und
auszurüsten. Die Investition werde
U$S 509 Mio. betragen. Hauptanteilseigner von Ingentis ist A. Ivanisevich,
39% gehören der Provinz Chubut. Es
ist ein Dampf-Gas 500 MW Kombikraftwerk vorgesehen und ein Windkraftpark für 100 MW. 96% der Wärmekraft seien, mit Verträgen auf 5 bis
15 Jahre, bereits verkauft. Unter den
Abnehmern befänden sich die Bunge
Gruppe, Aceitera General Deheza,
Acindar, Vicentín, Canteras Cero Negro, Pertroquímica Cuyo, Sipar, Ledesma Cemsa und Carril.
***
Nach einer Veröffentlichung des
Wirtschaftsminiseriums wurden
vom 1. Quartal 06 bis zum 1. Quartal 07 um 6,3% mehr legale Arbeitsplätze geschaffen, die jetzt 6,39 Mio.
betragen. Im Baugewerbe betrug die
Zunahme der Arbeitsplätze 14,5%, bei
Immobilien und Dienstleistungen für
Unternehmen 11,1%, im Bergbau 10%,
bei Finanzdienstleistungen 8,6% und
in Hotels und dem Gastgewerbe 8,4%.
Gegenüber dem letzten Quartal 06 nahmen die Arbeitsplätze um 0,74% zu.
***
Sojaöl notierte in Chicago für
kurzfristige Lieferungen zu U$S 765
pro t, dem höchsten Preis der letzten 20 Jahre. Die Preiserhöhung bewirkte auch Preiszunahmen der Sojabohnen und des Sojamehls. Bei einer
angenommenen Ernte von 45/46 Mio.
t wird mit einer Ausfuhr von mindestens 6,5 Mio. t Sojaöl gerechnet. Davon sind bereits 3 Mio. t an das Ausland verkauft, zu durchschnittlichen
Fob-Preisen von U$S 600.
***
Die Zuckerfabrik San Juan, in
der Provinz Tucumán, wurde wegen
Umweltverstössen gesperrt. Umweltsekretärin Picolotti warnte die
Branche, dass bei Verletzung der Umweltnormen auch gegen andere Unternehmen vorgegangen werde. Die
Schliessung sei aufgrund eines vom
Staat und der Provinz unterzeichneten
Abkommens durchgeführt worden. Die
Fabrik habe die Vorschriften über Ga-
sausstoss und Abwasserbehandlung
nicht befolgt.
***
Das Amt für Öffentliche Einnahmen (AFIP) hat die Frist für die
Zahlung der Gewinn- und Vermögenssteuern vom 14. und 18. Mai auf
den 24. verschoben.
***
Der Unterstaatssekretär für öffentliche Einnahmen der Provinz
Buenos Aires gab bekannt, dass 06
und im 1. Quartal 07, bei 112.000 in
3.444 Notariaten verbuchten Immobilienverkäufen, Stempelsteuerhinterziehungen von rd. 50% festgestellt wurden. Die Hinterziehung entstehe durch Erklärungen geringerer
Verkaufswerte, aber auch durch unrichtige Erklärungen über die Art des
Vertrages.
***
Das Unterstaatssekretariat für
Verbraucherschutz beginnt eine Aktion um festzustellen, ob die Geschäfte den laut Beschluss 7/02 verpflichteten Anschlag der Endverbraucherpreise durchführen.
***
Zu den Angeboten mit denen die
ZB jeden Dienstag flüssige Mittel
am Platz aufnimmt, kommt ein neues Wertpapier. Es wird ein Nobac auf
4 Jahre, mit Badlarsätzen angepasst,
sein. Der Badlarsatz ist der Zinssatz
auf 30Tage, den Privatbanken für Einlagen von über $ 1 Mio. zahlen.
***
Der EMAE-Index des Statistischen Amtes (INDEC), der eine grobe Schätzung des BIP darstellt, verzeichnet für März 07 eine interanuelle Zunahme von 7,6%, und gegenüber Februar eine von 0,9%. Somit
lag das 1. Quartal 07 um 8% über dem
Vorjahr. Das ist nach 5 Jahren ununterbrochenen Wachstums zu hohen
Raten (über 9%), eine anormal hohe
Zunahme, Im März verzeichnen finanzielle Dienste eine Zunahme von
14,5% gegenüber März 06, Transport
und Fernverbindungen eine von 9,9%,
das Bauwesen eine von 5,5% und die
Industrie eine von 5,2%.
***
Die Exporte stiegen im April gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um 9% auf u$s 4,26 Mrd., während die Importe um 23% auf u$s
3,14 Mrd. zunahmen, so dass der
Handelsbilanzüberschuss um 18,3%
auf u$s 1,12 Mrd. abnahm. Die Importzunahme wurde durch höhere Importe von Kapitalgütern und deren
Zubehör- und Ersatzteile (Einschliesslich Computer und Telefonzentralen), und Rohstoffen und Halbfabrikaten bedingt, was im Zuge des hohen
Wirtschaftswachstums normal ist. Die
Exporte nahmen mengenmässig im
März nur um 1% zu, während 8 Punkte der Zunahme von 9% auf höhere
Preise eintfielen. In den ersten 4 Monaten 07 lag der Anteil der Industrieprodukte landwirtschaftlichen Ursprungs und der reinen Industrieprodukte bei je 32%. Rohstoffe hatten einen Anteil von 21% und Brennstoffe
und Energie einen von 15%. Von den
Exporten der ersten 4 Monate gingen
9
24% an die Mercosur-Staaten, 19% an
Staaten des fernen Ostens (China, Indien, Japan u.a.), 17% nach der EU und
11% nach den NAFTA-Staaten. Von
den Importen stammen 37% aus dem
Mercosur, 19% aus dem fernen Osten,
18% aus der EU und 16% aus den
NAFTA-Staaten.
***
Der Index der Industrieproduktion des INDEC, benannt EMI
(„Estimador Mensual Industrial“)
verzeichnet im April eine interanuelle Zunahme von 6,8%. Die höchsten Zunahmen verzeichnen die KfzIndustrie, die Chemie für die Landwirtschaft, die Glasindustrie und Kunstfasern.
***
Die nationale Kommission für
die Verteidigung der Konkurrenz
hat den Kauf des Schlachthofes
Consignaciones Rurales durch Swift
(angeblich für u$s 17 Mio.) genehmigt. Somit besitzt das grösse brasilianische Rindfleischunternehmen,
JBS.Friboi schon 5 Schlachthöfe in
Argentinien, und ausserdem die Marke Cabaña Las Lilas und Anlagen für
Fleischkonserven. Consignaciones Rurales betreibt einen Schlachthof in
Berazategui, mit einer Kapazität von
bis zu 1.000 Rindern pro Tag. Verkäufer war Rodolfo Constantini, Besitzer
des Frigorífico Rioplatense.
***
Die interamerikanische Entwicklungsbank (BID) hat einen Krtedit von u$s 40 Mio. an Argentinien genehmigt, von dem u$s 25,6 Mio.
für Bergbauvorhaben bestimmt
sind, und der Rest für Umweltprogramme. Der Kredit läuft auf 25 Jahre, mit 6 Jahren Karenzfrist und einem
veränderlichen Zinssatz.
***
Ende Mai übertragen die Rentenkassen (AFJP) dem Staat etwa
u$s 1,7 Mrd. an Staatsbonds, Fristdepositen, Aktien u.a. Anlagen, die
auf 163.000 Lehrer, Wissenschaftler,
Diplomaten und Richter entfallen,
die automatisch in das staatliche
System übergehen. Der Betrag wird
als ausserordentliche Einnahme des
Schatzamtes gebucht, da diese Berufsgruppen sich voll gemäss den Bestimmungen pensionieren, die auf jeden
Fall für sie gelten, und dabei keinen
Teil der Pension von den AFJP-Kassen erhalten. Insgesamt sind 410.000
Beitragende des privaten System auf
das öffentliche überggegangen. Doch
in den normalen Fällen behalten sie das
angesammelte Kapital in den Kassen,
die einen Teil der Pension tragen, der
ihrem Beitrag plus Zinsen entspricht.
***
Sojabohnenöl notierte an der
Börse von Chicago am Donnerstag
zum Rekordpreis von u$s 770 die
Tonne, was für Argentinien zusätzliche Exporteinnahmen zwischen
u$s 400 und u$s 600 Mio. bedeutet.
Die Hausse wird auf eine hohe Nachfrage von China und Indien zurückgeführt, wobei in den USA mit einer geringeren Produktion von Sojabohnen
gerechnet wird, weil die Landwirte auf
Mais übergegangen sind, dessen Preis
Sonnabend, 19. Mai 2007
sehr stark gestiegen ist.
***
Die Regierungen Argentiniens
und von Qatar unterzeichneten ein
Abkommen, um einen regulären Luftfahrtdienst einzurichten.
***
Die spanische Cortansa hat in
Mendoza-Stadt eine Fabrik für Korken für Weinflaschen für E 300.000
eingerichtet, in die in einer zweiten
Etappe weitere E 200.000 investiert
werden sollen.
***
Die Bulbarella-Gruppe kündigte eine Investition von u$s 25 Mio.
an, um ein Immobilienprojekt in Tigre (genau, Rincón de Milberg) auf 75
ha in Angriff zu nehmen.
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Nachdem durch Gesetz 26.060
eine Subvention für den Baumwollanbau geschaffen wurde, wurde
durch Dekret 527/07 (Amtsblatt vom
17.05.07) ein Register geschaffen, in
dem sich die Antragsteller einzutragen
haben.
***
Das indische Unternehmen Punjab Chemicals hat 89% der lokalen
Sintesis Química für $ 28 Mio. gekauft. Das Unternehmen erzeugt bestimmte Chemikalien und biologische
Produkte für die Landwirtschaft, und
wurde vor 55 Jahren von Jorge Giambiagi gegründet, der er es angeblich
jetzt verkauft, weil er an die 80 Jahre
alt ist und keinen Nachfolger hat.
WIRTSCHAFTSÜBERSICHT
Wirtschaftsplanung: W
unschdenken
Wunschdenken
und Meidung der Probleme
Es ist normal, dass bei der Wirtschaftspolitik die kurzfristigen
Ziele vor den mittel- und langfristigen Vorrang haben. Die Kirchner-Regierung ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Dennoch
sollten sich die Regierenden Gedanken über die Zukunft machen,
und in bestimmten Aspekten die
langfristige Sicht der Wirtschaftsproblematik berücksichtigen. Und
das hat diese Regierung, in krassem Gegensatz zu der von Menem, überhaupt nicht getan. Sie
liess einfach geschehen, profitierte
von einer günstigen internationalen Konstellation, der technologischen Revolution und den hohen
Investitionen der 90er Jahre, und
nutzte den Aufschwung, der die
letzten Jahre begleitete, politisch
aus. Was Kirchner mit viel Geschick getan hat. Nach mir die
Sintflut! scheint dabei sein Motto
gewesen zu sein. Doch jetzt
scheint sich Präsident Kirchner
doch Sorgen um die Zukunft zu
machen, nachdem er oder seine
Gattin höchstwahrscheinlich ab
10. Dezember regieren werden.
In diesem Sinn hat er seiner gehorsamen Wirtschaftsministerin
Felisa Miceli die Anweisung erteilt, einen Zehnjahresplan auszuarbeiten, der Ende der Vorwoche
im Regierungsgebäude vor Kabinettsmitgliedern, Gouverneuren
u.a. vorgestellt wurde. Kirchner
sagte bei dieser Gelegenheit, am
10. Dezember werde das Land so
weit sein, dass es aus der Hölle
herausgekommen sein werde, in
die es in der Krise (2001/02) geraten sei, wobei die Herausforderung jetzt darin bestehe, „das Land
in strategischen (langfristigen)
Kategorien zu denken“. Kirchner
will offensichtlich seine (erste?)
Regierungsperiode nicht mit dem
Vorwurf beenden, dass er nur
kurzfristig gedacht und gehandelt
habe.
Der Entwurf des Planes, um
dessen Ausarbeitung sich die Ministerin gewiss nicht besonders
bemüht hat, soll jetzt den Provinzregierungen vorgelegt werden, damit sie Kritik üben und Beiträge
leisten. Auch andere sollen laut
Miceli durch den Plan angeregt
werden, Ideen und Vorschläge
vorzubringen. Das tun wir an dieser Stelle ständig. Vor Jahresende
soll der Plan in seiner „endgültigen“ Fassung fertig sein. Für die
nächste Regierung hat dies allerdings nur Sinn, wenn es die gleiche ist, mit Néstor oder Cristina
Kirchner an der Spitze. Ein anderer Präsident würde einen eigenen
Plan vorlegen und sich nicht an
den seines Vorgängers halten.
Wobei in der Praxis die Wirtschaftspolitik ohnehin weiter von
der Konjunktur und den unmittelbaren Umständen bedingt sein
wird. Langfristige Pläne, wie sie
schon mehrmals in Argentinien
vorgelegt wurden, enden in den
Regalen der Bibliotheken und geraten bald in Vergessenheit.
Das missverstandene
Mehrwertkonzept
Der Plan bezieht sich auf die
Förderung bestimmter Tätigkeiten, die ziemlich willkürlich gewählt wurden, ohne Begründung
dieser Prioritäten: Nahrungsmittel,
Pharma, Chemie für die Landwirtschaft, Informatik- und Fernbverbindungs-technologien, Kernkraft- und Satellitentechnologie,
Kapitalgüter, Tourismus, kulturelle Dienste, Kfz-Produktion, Textilien, Holz und Bauwirtschaft.
Dabei wird die Schaffung von
Mehrwert in den Vordergrund gestellt, der durch Verkettung von
Tätigkeit, vom Rohstoff bis zum
Endprodukt, geschaffen werden
soll. Ministerin Miceli sagte, was
gegenwärtig am meisten in der
Produktionsstruktur wiege, sei die
Produktion und der Export von
Commodities, und das sei keine
Option im Sinne eines nachhaltigen Wachstums. In der Tat bestehen die Exporte zu über 90% aus
Commodities der Landwirtschaft,
des Bergbaus und der Industrie.
Dabei ist es der Wirtschaft jedoch
sehr gut gegangen, besonders in
den letzten Jahren, in denen die
Preise dieser Produkte stark gestiegen sind. Auf dem Weltmarkt
verkauft man das, was die anderen kaufen wollen und was man
zu niedrigen Kosten erzeugen
kann, und das sind im argentinischen Fall weitgehend Commodities.
Das Konzept des Mehrwertes
wird dabei missverstanden. Bei
der Landwirtschaft besteht im
Zuge der Modernisierung eine
zunehmende Bedeutung des
Mehrwertes, der sowohl in der
Verwendung von Düngenmitteln
u.a Chemikalen, wie in Landmaschinen und Technologie besteht,
die die Verpflichtung von allerlei
Fachleuten mit sich bringt. Der
strukturelle Unterschied zwischen
Landwirtschaft und Industrie
wird, was die Wertschaffung betrifft, immer geringer. Ausserdem
ist in den letzten Jahren die Verarbeitung von Ölsaaten zu Öl und
Mehl stark gestiegen. Und Häute
werden ohnehin seit Jahrzehnten
fast alle im Lande gegerbt. Die
Tendenz der Verarbeitung von
Rohstoffen im Land ist allgemein
bemerkbar.
Gewiss wäre es möglich, in
diesem Sinn weiter zu gehen; aber
die Industriestaaten hemmen dies
bewusst, indem sie Differenzialzölle erheben, also sehr niedrige bei
Rohstoffen und relative hohe auf
die verarbeiteten Produkte. Rinderhäute zahlen in der EU einen
Zollsatz von 3%, Leder hingegen
12%. Auf den Mehrwert bezogen,
kommen Zölle von über 100%
heraus. Um überhaupt Speiseöl,
Sojamehl, gegerbte Häute u.a.
Produkte exportieren zu können,
muss Argentinien sie subventionieren, einmal durch Exportsteuern beim Export der Rohstoffe, die
dadurch im Inland billiger werden,
und dann durch sogenannte Exportrückvergütungen. Der argentinische Fiskus zahlt, und der EGFiskus kassiert. Der ärmere subventioniert den Reichen! Dieses
10
Problem wird jedoch kaum erwähnt, und auch bei den WHOVerhandlungen erscheint es nur
am Rande. Die Ministerin hat eine
gute Gelegenheit verpasst, um diesen
irritierenden
Fall
hervorzuheben.
Allgemein ist es nicht so, dass
jedes Land seine eigenen Rohstoffe bis zum Endprodukt verarbeitet. Jedes Land, auch Argentinien,
verwendet importierte Rohstoffe
und Halbfabrikate, und exportiert
andere. Eine moderne Industrie ist
ohne Integrierung in die Weltwirtschaft undenkbar. Endprodukte,
seien es Konsumgüter oder Kapitalgüter, haben überall einen bestimmten Anteil an importierten
Teilen, der bei effizienten Unternehmen hoch zu sein pflegt.
Die Grundlagen des
Planes
Frau Miceli hob hervor, dass
eine der Grundlagen des Planes in
der Schaffung einer „diversifizierten und integrierten“ Produktionsstruktur bestehe. Das bedeutet im
Prinzip eine zunehmende Abschottung der Wirtschaft, was der
Entwicklung der Weltwirtschaft,
mit zunehmendem Handel, zuwider läuft. Im Prinzip sollte auch
Argentinien sich bemühen, an der
weltweiten Expansion des Aussenhandels mitzumachen und dabei seine relativen Vorteile zur
Geltung zu bringen. Argentinien
wird in den kommenden Jahren
zunehmend Kapitalgüter importieren müssen, und muss somit entsprechend mehr exportieren. Will
man die Maschinen und Anlagen,
um die es hier geht, im Inland erzeugen, verliert man den technologischen Fortschritt, der in diesen Kapitalgütern enthalten ist,
und auch die Finanzierungsmöglichkeiten. In der Nachkriegszeit
hat Perón bewusst auf wirtschaftliche Autarkie gesteuert, weil er
von einem unmittelbaren dritten
Weltkrieg überzeugt war. Argentinien hat dabei den Anschluss an
den Aufschwung der Weltwirtschaft verpasst, was dem Land geschadet hat. Zwei Mal den gleichen Fehler, das wäre gewiss zu
viel.
Die Ministerin wiederholte
dann, dass die Grundlagen der
Wirtschaftspolitik im hohen realen Wechselkurs, dem Fiskalüberschuss und der besseren Einkommensverteilung bestehe. In der Tat
ist es jedoch so, dass der reale
Wechselkurs immer weniger hoch
ist, weil sonst die Inflation angespornt würde, und dass der Haushaltsüberschuss in absehbarer Zeit
Sonnabend, 19. Mai 2007
zu verschwinden droht. Und was
die Einkommensverteilung betrifft, so hat man den Eindruck,
dass die Regierung nicht weiss,
wie sie dieses Problem anpacken
soll, ohne dabei inflationäre Kräfte auszulösen, die schliesslich den
Armen schaden. Die langfristige
Inflationsproblematik hat die Ministerin überhaupt nicht erwähnt,
wie wenn die Inflation keine Rolle spielen würde. Frau Miceli
sprach auch von einer Änderung
der Produktionsstruktur („cambiar
la matriz productiva“) und der
Umkehrung der Asymmetrien, die
in den verschiedenen Gegenden
bestehen, besonders in den verarmten Provinzen des Nordens.
Das klingt alles reichlich hohl.
Die Engpässe
Über die wirklichen Probleme,
um die es bei einer langfristigen
Wirtschaftspolitik geht, hat die
Wirtschaftsministerin kein Sterbenswörtchen gesagt. Halten wird
fest:
1. Damit die Versorgung mit
elektrischem Strom mit dem BIPWachstum Schritt hält, muss viel
investiert werden. Es bestehen jedoch keine Spielregeln, die die
Privatunternehmen anspornen, in
ausreichendem Ausmass zu investieren. Der Staat kann auch nur
einen geringen Teil der Mittel aufbringen, die für diesen Zweck notwendig sind. Bei der Weltbank
und der Interamerikanischen Entwicklungsbank werden kaum Kredite für diesen prioritären Zweck
gefordert. Unbegreiflich! Kommt
ein wasserarmes Jahr, ist bezüglich der Stromversorgung der Teufel los.
2. Die Erdöl- und Gasreserven
nehmen ständig ab. Es besteht
kein Programm und auch keine
Rahmenordnung, um Forschungsinvestitionen in hohem
Umfang anzuspornen. Sollte es
nicht ausreichende neue Lager
geben, muss schliesslich eine andere Energiepolitik ausgearbeitet
werden, mit Schwergewicht auf
anderen Energiequellen. Das müsste jedoch schon bald beschlossen
werden, da auf diesem Gebiet Entscheidungen, die jetzt getroffen
werden, erst in mehreren Jahren
wirksam sind.
3. Die wirtschaftliche Expansion stösst zunehmend an ein Finanzierungsproblem. Die Zerstörung des Bankensystems, die im
Zuge der Krise 2001/02 in unverantwortlicher Weise vollzogen
wurde, wirkt sich langfristig sehr
negativ auf die Möglichkeiten der
Industrie aus. Mit einem Kredit an
die Privatwirtschaft, der knapp
11
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
über 10% des BIP liegt, dazu noch
mit hoher Beteiligung von Konsumkrediten, und praktisch ohne
mittel- und langfristige Kredite,
kann eine Wirtschaft nur mit
Mühe wachsen. Auch die Möglichkeiten der Unterbringung von
Aktien und Obligationen auf dem
Kapitalmarkt sind sehr begrenzt.
Auslandsfinanzierung ist praktisch nur für multinationale Unternehmen möglich. Kein Wunder,
dass sie immer mehr vordringen.
Das Konzept des Gegensatzes
zwischen sogenannten produktiven Bereichen, an erster Stelle Industrie, und dem Finanzbereich,
das ex-Präsident Eduardo Duhalde zur Grundlage seiner Wirtschaftspolitik machte und heute
noch für richtig hält, ist verhängnisvoll. Brasilianische Unternehmen kaufen argentinische in grossem Umfang u.a. weil sie in ihrem Land mit einer grosszügigen
Finanzierung zählen, was bei den
argentinischen nicht der Fall ist.
Die Finanzierungsproblematik
bedarf einer grundlegenden Klärung. Lokale Unternehmen sollten
auch die Möglichkeit haben,
schwarze Gelder, die sich im Ausland befinden, weisswaschen und
für Investitionen einsetzen zu können.
4. Eine wachsende moderne
Wirtschaft braucht immer mehr
gut ausgebildete menschliche Ressourcen. Die Ausbildungsproblematik erfordert auf allen Stufen
und Bereichen Reformen. Der
Umstand, dass in den Universitäten Studenten der Rechts- und
Wirtschaftswissenschaften in
übertriebener Weise überwiegen,
obwohl ohnehin schon Überschuss an diesen Akademikern
besteht, während auf der anderen
Seite technische Karrieren, besonders Informatik, wenig Interesse
finden, sollte korrigiert werden.
Die Informatik muss stark vorangetrieben werden, um den Anschluss an die Modernität zu finden. Auch Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler u.a. müssten auf diesem Gebiet ausgebildet werden. Hinzu kommt hier
noch, dass weltweit Mangel an
Fachleuten der Computertechnik
besteht, so dass viele gute lokale
Fachleute in die USA u.a. Länder
auswandern.
Eine langfristige Planung umfasst noch viele andere Gebiete,
wie die Armutsproblematik und
die Eingliederung grosser Teile
der Gesellschaft in den Wirtschaftsprozess, die Rinderwirtschaft u.a. Lassen wir es jedoch
mit den oben aufgeführten Themen einstweilen bewenden. Der
Plan, den Wirtschaftsministerin
Miceli vorgestellt hat, sofern man
ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann, ist wirklich dürftig. Es
ist bedenklich, dass die Regierung,
und besonders die Wirtschaftsfüh-
rung, ein so primitives, konfuses
und politisiertes Bild der Wirtschaft hat, und sich keine Gedanken über die Probleme macht, die
auf uns zukommen.
Der hohe Zahlungsbilanzüberschuss und die Konsequenzen
Die Zahlungsbilanz weist dieses Jahr einen bedeutenden Überschuss auf, der in diesen Monaten
wegen der hohen Exporte von
Mais und Sojabohnen stark zunimmt. Um den Kurs bei $ 3,10 je
Dollar zu halten, muss die ZB diesen Überschuss aufkaufen. Im
April waren es u$s 1,60 Mrd., gegen U$s 1,05 Mrd. im gleichen
Vorjahresmonat, und in vier Monaten 2007 u$s 5,34 Mrd., 46%
mehr als die u$s 3,64 Mrd. des
Vorjahres. Dabei war der Handelsbilanzüberschuss in dieser Periode
geringer als im Vorjahr. Für ganz
2007 wird damit gerechnet, dass
die Bank insgesamt über u$s 16
Mrd. wird kaufen müssen, gegen
u$s 14 Mrd. 2006. Die ZB-Reserven werden somit zum 31. Dezember um die u$s 50 Mrd. betragen.
Liesse die ZB die volle Monetisierung dieses Überschusses zu,
hätte das untragbare inflationäre
Folgen. Doch die Bank sterilisiert
diese Fonds mit verschiedenen
Mitteln. Dieses Jahr wurde 85%
der resultierenden Emission durch
Ausgabe der ZB-Wechsel Lebac
und Nobac kompensiert. Das beschränkt die Kreditfähigkeit der
Banken, wobei Kredite an die Privatwirtschaft mit knapp über 10%
des BIP ohnehin schon anormal
niedrig sind. Auch das Schatzamt
hat zur Sterilisierung beigetragen,
mit dem Überschuss, der jetzt
schon $ 7 Mrd. erreicht, der zum
Teil in Dollar angelegt wurde. Angeblich soll das Schatzamt jetzt
der ZB höhere Mittel für Dollarkäufe beisteuern, die einen sogenannten Krisenfonds bilden. Es
wäre vernünftiger, wenn das
Schatzamt Staatstitel in Dollar am
Markt kaufen würde. Dies hätte
etwa die gleiche monetäre Wirkung, würde jedoch Zinsen sparen und kurserhöhend wirken, so
dass dann die effektive Rendite
der Papiere abnimmt, was sich auf
Zinsen für die Ausgabe neuer Titel auswirkt.
ZB-Beamte haben schon in der
Vorwoche die Banken gebeten, sie
mögen ihre flüssigen Mittel in höherem Ausmass in Dollar anlegen.
Während der Krise 2001/02 wurde die Haltung von Devisen bei
Banken auf 15% ihrer Aktiven be-
schränkt. Vor einem Monat wurde diese Grenze erhöht, was jedoch nicht die geringste Wirkung
hatte, da die Devisenguthaben der
Banken unter 15% lagen, und die
Banken wenig Interesse zeigten,
mehr zu kaufen. Den Banken wird
von der ZB nahegelegt, dass es für
sie günstiger ist, wenn sie freiwillig Devisen kaufen, als wenn die
ZB die Mindestreserven erhöht,
wie es angeblich geschehen soll,
wenn die ZB weiter so hohe Dollarmengen kaufen muss.
Bei dieser Konstellation hat die
Devisenberwirtschaftung überhaupt keinen Sinn. Ohnehin ist es
widersinnig, dass Exporteure Devisen abliefern, also in Pesos umtauschen müssen, und dann bei
Zahlungen im Ausland wieder
kaufen müssen. Dabei verdienen
die Banken gutes Geld; aber der
Export wird verteuert. Ohne Devisenbewirtschaftung würden die
Exporteure die Devisen ins Land
bringen, sobald sie sie brauchen,
oder sie würden sie direkt an Importeure verkaufen oder Schulden
tilgen.
Die ZB hat durch Mitteilung A
4662 eine Zahl von Fällen aufgeführt, bei denen die Überweisung
künftig frei ist, also keiner Genehmigung der ZB bedarf. Das beschränkt sich jedoch auf Personen,
die nicht im Land wohnhaft sind,
oder Unternehmen ohne Sitz in
Argentinien. In diesen Fällen können finanzielle Schulden, Importe, Erbschaften, Zinsen und Kreditamortisationen gezahlt werden.
Bei direkten Investitionen wird
auch die Rücküberweisung gestattet, aber nur sofern das Geld 365
Tage im Land geblieben ist. Bisher konnten in all diesen Fällen
nur u$s 2 Mio. monatlich überwiesen werden, wobei höhere Beträge jeweils eine Genehmigung der
ZB bedurften.
Diese Massnahmen der ZB
zeugen vom bürokratischen Geist,
der dort herrscht. Warum werden
Überweisungen in diesen Sonderfällen liberalisiert und nicht in
anderen, oder nicht allgemein?
Die Devisenbewirtschaftung wurde in Argentinien in den 30er Jahren eingeführt, dann unter Perón
verschärft und erst 1960 unter Präsident Frondizi abgeschafft. 1964
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Sonnabend, 19. Mai 2007
führte sie der UCR-Präsident Illia
wieder ein, und sie verblieb mit
Änderungen bis 1991, als sie Wirtschaftsminister Cavallo wieder abschuf. Der gleiche Cavallo hat die
Devisenkontrolle dann im November 2001 wieder eingeführt,
um dem hohen Kapitalabfluss entgegen zu wirken. Das war jedoch
als Krisenmassnahme gedacht,
nicht als ständiges System. Jetzt,
da die Lage genau die entgegengesetzte ist, nämlich, dass zu hohe
Devisenbeträge ins Land strömen,
ist die Devisenbewirtschaftung
einfach absurd.
Nebenbei bemerkt, hätte die
Einführung eines völlig freien Devisenverkehrs einen geringen Einfluss auf den Dollarmarkt, da die
Exporteure die Devisen, die sie bei
ihren Geschäften erhalten, zum
allergrössten Teil kurzfristig in
Pesos umwandeln müssen, um die
Ware zu bezahlen, die sie im Inland gekauft haben oder Bankkredite zu tilgen, die sie für diesen
Zweck aufgenommen haben. Aber
auch wenn das Devisenangebot
nur um einige Millionen Dollar
pro Tag abnimmt, so ist das auf
alle Fälle ein Beitrag zur Lösung
des Problems.
Argentinischer Aussenhandel
In Mio. Dollar
Ausfuhren
Einfuhren
Saldo
2006
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
3.813
4.150
3.817
3.794
4.232
4.065
4.225
4.109
4.240
(3.559)
(3.666)
(3.416)
(3.571)
(3.786)
(3.479)
(3.419)
(3.230)
(3.527)
2.547
2.825
2.860
2.854
3.283
3.170
3.254
3.237
2.323
(2.379)
(2.479)
(2.724)
(2.354)
(2.625)
(2.468)
(2.503)
(2.708)
(2.494)
1.266
1.325
957
940
949
895
971
872
1.917
(1.180)
(1.188)
(692)
(1.222)
(1.161)
(1.011)
(916)
(522)
(1.034)
2007
Januar
Februar
März
April
3.368
3.511
4.097
4.261
(3.160)
(3.032)
(3.538)
(3.813)
2.950
2.791
3.418
3.139
(2.323)
(2.326)
(2.724)
(2.547)
418
720
679
1.122
(837)
(706)
(814)
(1.266)
Quelle: Indec, Vorjahr (...), * Provisorische Zahlen
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