Bahnhof verwüstet Zwei Regierungsleute entlassen
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Bahnhof verwüstet Zwei Regierungsleute entlassen
118. Jahrgang Nr. 31.615 Sonnabend, 19. Mai 2007 Bahnhof verwüstet Verärgerte Fahrgäste zertrümmerten Constitución Buenos Aires (AT/tam) – Geplünderte Geschäfte, in Brand gestecktes Motorrad, zerstörte Fahrkartenautomaten, Einsatz von Tränengas und Gummischrot, 21 Verletzte: Im südlichen Großbahnhof Constitución der Stadt Bue-nos Aires kam es am Dienstagabend während den Stoßzeiten zu gewalttätigen Ausschreitungen und Verwüstungen. Als Tausende von Fahrgästen auf dem Weg nach Hause erfuhren, dass die elektrischen Züge in Richtung La Plata, Glew und Ezeiza in der Provinz Buenos Aires nicht abfahren würden, machte sich in der Bahnhofshalle Missmut breit. Es kam zu ersten Reklamationen. Grund für die Ausfälle war ein technischer Defekt eines Elektro-Zuges, der unweit von Constitución stehen geblieben war. Als deswegen auch die Abfahrten der Dieselzüge in Richtung La Plata und Temperley abgesagt wurden, kochten die Fahrgäste über vor Wut und die Situation eskalierte. „Erst steckten sie den Informationsschalter in Brand, dann die Fahrkartenautomaten und schließ- Fahrgäste und Polizisten liefern sich eine Schlacht. lich ein Motorrad“, erzählte eine Augenzeugin. Später brachen die Erzürnten in die Zweigstelle der Bundespolizei ein, legten auch da, wo sich rund 20 Polizisten verschanzt hatten, Feuer. Die Feuerwehr versuchte in den Bahnhof zu gelangen, musste sich allerdings wegen der Steinwürfe zurückziehen. Und auch die zur Hilfe gerufenen Polizeieinheiten konnten vorerst die tobende Menge nicht unter Kontrolle bringen. Das Chaos breitete sich auch auf die Gegend um den Bahnhof aus. Die Fahrgäste versuchten mit alternativen Verkehrsmitteln etwa Bussen nach Hause zu kommen. Auch hier ging nichts mehr. Es kam zu weiteren Auseinandersetzung. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Tränengas ein. Nach etwa vier Stunden beruhigte sich die Situation. Bilanz: mindestens 21 Verletzte, darunter zwölf Polizisten, und 16 Festnahmen. Einen Tag später wurden die 16 Ran- dalierer wieder auf freien Fuß gesetzt. Es ist nicht das erste Mal, dass es in Constitución zu Ausschreitungen kommt. Bereits letzten September, als die Zugverbindungen auf Grund eines Streiks ausfielen, wurden mehrere Autos in Brand gesteckt. Die Fahrgäste verlieren immer mehr die Geduld mit den Bahngesellschaften. Es kommt auf diesen Zuglinien dauernd zu Verspätungen und Ausfällen, sie sind inzwischen Normalität. Dies hat mit fehlenden Investitionen in die völlig veralteten Streckennetze, Gerätschaften und Waggons zu tun. Auch müssen die Fahrgäste wie in Sardinenbüchsen reisen und hängen teils an den Eingängen außerhalb der Züge, gravierende Sicherheitsmängel kommen also dazu. Präsident Néstor Kirchner versicherte einen Tag nach den Ausschreitungen, dass sehr wohl in das Nahverkehrsnetz investiert werde, räumte aber ein, dass mehr getan werden müsste. Er drohte den privaten Betreibern: „Die Lizenz kann entzogen werden.“ Zwei Regierungsleute entlassen Bisher wurden im Skanska-Fall nur Private beschuldigt Buenos Aires (AT/tam) – Der Skanska-Skandal geht in die nächste Runde: Zwei Männer aus der Regierung sind ihrer Ämter enthoben worden. Sie stehen unter dringendem Verdacht, in der Bestechungsund Steuerhinterziehungsaffäre des schwedischen Baukonzerns Skanska involviert zu sein. Es handelt sich dabei um den Chef von Enargas Fulvio Madaro und den Geschäftsführer von Fideicomisos SA Néstor Ulloa. Die Enargas befasst sich mit der Überprüfung und Regulierung der Gasanbieter, Fideicomisos SA finanziert Projekte mit, verteilt Kredite. Es sind beides staatliche Stellen, die Planungsminister Julio de Vido unterstehen. Madaro und Ulloa sind am Mittwoch auf Grund eines aufgenommenen Telefongesprächs, das sie kompromittiert, von Staatsanwalt Carlos Stornelli und von Bundesrichter Guillermo Montenegro vor Gericht zitiert worden. Der Enargas-Chef und der Fideicomisos-Geschäftsführer sind somit die ersten Beschuldigten der Regierung überhaupt. Bisher hatte Präsident Néstor Kirchner jegliche Beteiligung von Regierungsmitarbeitern im Skanska-Fall von sich gewiesen. „Wenn es Korruption gab, dann nur unter Privaten“, hat er noch Ende April in einer Pressekonferenz gesagt, nachdem erste Verdächtigungen geäußert worden waren, Regierungsmitarbeiter könnten im Skandal involviert sein. Staatsanwalt Stornelli teilte am Mittwoch Innenminister Aníbal Fernández mit, gegen Madaro und Ulloa werde Anklage erhoben. Die Regierung reagierte sofort und entließ die Männer. „Wir wollen der Justiz Handlungsfreiheit garantieren und Transparenz zeigen“, begründete Fernández diesen Entscheid. Die Opposition fordert, dass auch gegen Planungsminister De Vido eine Untersuchung eingeleitet wird. Skanska ist im Norden Argentiniens mit dem Bau einer Pumpstation für die Ferngasleitung beauftragt worden. Dabei sollen unter anderem Gelder abgezweigt worden sein, indem fiktive Rechnungen zu Lasten einer Baufirma ausgestellt wurden. 2 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 19. Mai 2007 „Sie zogen mich an den Haaren“ Trotz Angriffen auf Alicia Kirchner wird weiter verhandelt Buenos Aires (AT/cal) – Realistische Hoffnung auf Frieden. Nach rund zweimonatigen Unruhen in der Provinz Santa Cruz könnte es tatsächlich soweit sein, dass der Streit zwischen den Lehrern und der Regierung zu Ende geht. Der neue Gouverneur Daniel Peralta hat dem Lehrergremium (Adosac) eine neue Offerte vorgelegt. Der Basislohn soll von 160 auf 500 Peso ansteigen. Erste Rückmeldungen von Adosac waren positiv. Dennoch konnte sich das Gremium am Donnerstagabend nicht dazu durchringen, auf das Angebot einzugehen – für viele Lehrer ist der Betrag nach wie vor zu gering. Noch vor wenigen Tagen sah es überhaupt nicht danach aus, als ob Ruhe in die südliche Provinz zurückkehren würde. Freudentaumel und Aufbruchstimmung der protestierenden Lehrer währte nur kurze Zeit, nachdem Gouverneur Carlos Sancho sein Amt niedergelegt hatte. Bereits als der neue Gouverneur Daniel Peralta einen Die Lehrer warfen der Ministerin für Soziale Entwicklung Mehl ins Gesicht. Tag später im Regierungsgebäude in Río Gallegos bei einer Feier sein Amt antrat, versammelten sich auf den Straßen wieder Tausende von Lehrern. Peralta versprach: „Wir werden diesen Konflikt lösen und den Dialog wieder aufnehmen, jedoch ohne Schikanen.“ Zu einer unschönen Szene kam es am folgenden Tag: Bereits mit unguten Gefühlen war die Schwester des Präsidenten Néstor Kirchner und Gouverneurs-Kandidatin von Santa Cruz, Alicia Kirchner, nach Río Gallegos gereist. Seit die Lehrer den Präsidenten für ihre Situation verantwortlich machen, auch schon mehrmals vor seinem Haus demonstrierten, befürchtete die Ministerin für Soziale Entwicklung, in der Provinz nicht willkommen zu sein. Was auch eintraf. „Geschlagen, geschubst und an den Haaren gerissen haben sie mich“, sagte Alicia K in einer Pressekonferenz kurz nach den Vorfällen. Man hatte sie in einem Restaurant in der Stadt erkannt. Schnell bildete sich eine Gruppe von 300 Lehrern, die wartete, bis sie das Lokal verließ. Sie beschimpften die Präsidentenschwester und warfen ihr Mehl ins Gesicht. Die Übergriffe auf die Ministerin stießen landesweit bei Politikern auf Kritik. Barbarisch, inakzeptabel sei es. In der Stadt Buenos Aires gab es für Alicia Kirchner eine Kundgebung. Die Lehrer von Santa Cruz streiken bereits seit zwei Monaten. Ihr Basislohn beträgt rund 160 Peso. Der restliche Teil des Gesamtlohnes setzt sich aus Zuschlägen zusammen. Die Lehrer fordern einen Basislohn von 1040 Peso. WOCHENÜBERSICHT Kandidatentest Parlamentskandidaten in der Provinz Chubut sollen erst beweisen, dass sie würdige Kandidaten sind. „Chubut, Natur pur“, so heißt das Buch, das Provinzgouverneur Mario Das Neves den Aspiranten in die Hände drücken wird. Dieses Buch, das üblicherweise in den Primarschulen eingesetzt wird, sollen die „Parlamentarier“ lesen, später darüber eine Prüfung ablegen und erst wenn sie bestanden haben, dürfen sie kandidieren. Der Prüfungsaufsichtsrat ist der Gouverneur Das Neves gleich selber. Fragen, die er stellen könnte: „Wie viele Nationalrouten führen durch die Provinz?“ oder „Wie viele Menschen leben in Chubut?“ Ein Parlamentarier soll seine Provinz kennen, sagt er, und vorab zeigen, dass er taugt. Helikopter aus den USA Reparaturen von bestehendem Material, eine Erhöhung des Budgets und der Kauf von neuen Geräten, darunter vier US-Helikopter des Typs Sea King, kündigte die Verteidigungsministerin Nilda Garré bei der Jahresfeier der Armee an. Hierfür sollen 65 Millionen Pesos investiert werden. Nationalpark in der Provinz Unter anderem rund 300 Vogelund hundert Säugetierarten sowie zirka 370 Gräserarten finden sich auf diesen mehr als 3000 Hektar nördlich der Stadt Buenos Aires in der Gemeinde General Lavalle. Diese Zone, die unter dem Namen „Campos del Tuyú“ bekannt ist, soll der erste Nationalpark der Provinz Buenos Aires werden. Die Stiftung Vida Silvestre Argentina übergibt dieses Stück Land dem argentinischen Staat mit der Auflage, daraus einen Nationalpark zu machen. In der Abgeordnetenkammer ist bereits unisono dafür gestimmt worden. Weiterer Beinahe-Crash Ein startendes Privatflugzeug vom Typ Lear-Jet und eine von Córdoba herkommende Passagiermaschine der argentinischen Airline Austral sind am Freitagabend vergangener Woche über der Gemeinde San Fernando in der Provinz Buenos Aires beinahe kollidiert. Wie auch die zuständige Verteidigungsministerin Nilda Garré bestätigt, fehlte lediglich eine Flugminute bis zu einem Zusammenprall. Das war bereits der vierte Beinahe-Crash und der zweite innerhalb einer Woche, seit der Ra- dar des internationalen Flughafens Ezeiza in der Provinz Bue nos Aires wegen eines Blitzeinschlages am 1. März ausgefallen ist. Chaos wegen U-Bahn-Streiks Alle fünf U-Bahn-Linien (subte) in der Stadt Buenos Aires standen am Donnerstag für 24 Stunden still. Die Angestellten streikten und forderten 20 Prozent mehr Lohn sowie Sonderzulagen. In der Metropole war ein Verkehrschaos. Die Fahrgäste versuchten, sich anderweitig fortzubewegen. Voll gestopfte Busse, unendlich lange Warteschlangen an den Haltestellen, verärgerte Fahrgäste waren die Folgen. Und um ein freies Taxi zu ergattern, brauchte es ebenfalls viel Glück und Geduld. Am Tag zuvor bis spät in die Nacht liefen im Wirtschaftsministerium Verhandlungen, um den Streik abzuwenden. Am gleichen Tisch saßen jedoch verstrittene Arbeitnehmervertretungen, es kam zu keiner Einigung. Frauen diskriminiert Die Frauen werden in Argentinien auf dem Arbeitsmarkt anhaltend diskriminiert, heißt es in einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), die den Vereinten Nationen angehört. Das Bruttoinlandsprodukt ist zwar in den letzten vier Jahren deutlich angestiegen, aber die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bezüglich Lohn und Arbeitsbedingungen hat sich nicht verringert. Weiter berichtet das IAO, dass in den Beschäftigungen, in welchen geringere Löhne bezahlt werden, der Unterschied zwischen den Einkommen von Frau und Mann größer ist als in besser bezahlten Berufen. Robbe bei Garré Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, hielt sich diese Woche zu einem Arbeitsbesuch in Argentinien auf. Er nahm dabei an einem Seminar des Verteidigungsministeriums teil, das sich inhaltlich mit der Integration von Streitkräften in einen demokratischen Staat beschäftigte. Der Wehrbeauftragte wurde zu Beginn seines Besuchs durch Verteidigungsministerin Nilda Garré empfangen. Garré erklärte, sie sei sehr interessiert an der deutschen Institution des Wehrbeauftragten, einer Art parlamentarischer Kontroll- und Beschwerdeinstanz für die Armee, an die sich jeder Soldat direkt wenden kann. (AT/tam/RTA) ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 19. Mai 2007 3 Am eigenen Leibe Der brutale Angriff auf die Wohlfahrtsministerin und Präsidentenschwester Alicia Kirchner in Rio Gallegos, Santa Cruz, am Ende der Vorwoche kennzeichnet die grassierende Gewalt, die die Regierung duldet und vielfach fördert. Mit Alicia Kirchner hat die Regierung am eigenen Leibe erfahren, welche Folgen ihre ständige Duldung der Gewalt, vielfach auch unterschwellige Förderung, nach sich zieht. Frau Kirchner wurde zur Mittagszeit in einem Restaurant von einer Lehrerin erkannt, die ihre streikenden Kommilitonen per Handy informierte, so dass sich umgehend ein Menschenauflauf vor dem Restaurant bildete. Frau Kirchner verzichtete auf eine Flucht durch eine Seitentür, die ihr ein freundlich gesinnter Kellner vorschlug, und trat auf die Strasse. Sie wurde mit Mehl und Eiern beworfen, tätlich angegriffen, an den Haaren gezogen und konnte in ein Auto gerettet werden, das sie zu ihrer Wohnung in der Nähe führte. Sie erlitt Schürfungen im Gesicht. Solche Gewalttätigkeiten werden in Argentinien mit dem spanischen Wort „escrache“ gekennzeichnet. Sofern sich die Opfer der Gewalt nicht wie Frau Kirchner den Attentätern aussetzen, werden die Häuserwände beschmutzt, hinter denen sie sich schützen. Skandierte Rufen ergänzen die Prozedur. Auch die Privatwohnung des Präsidenten Néstor Kirchner in Rio Gallegos, wo er zuerst als Bürgermeister und nachher elf Jahre lang als Gouverneur der Provinz amtiert hatte, wurde bedroht, so dass die Nationalregierung die Gendarmerie zum Schutz der Wohnung einsetzte, die zudem leer ist. Kirchner und Familie pflegen in der neuen Wohnung im Ferienort Calafate auszuruhen, wenn sie in die Heimatprovinz für ein Wochenende oder länger fliegen. Sie meiden längst Rio Gallegos, das Kirchner zu Beginn seiner Amtszeit als Präsident wiederholt aufsuchte und wo er sich gerne mit Freunden in Restaurants oder Bars traf. Das unterlässt er neuerdings geflissentlich. Der Lastwagen, den ein Psychopath gestohlen hatte und vor der Wohnung Kirchners umkippte, zeugt von der Gewaltszene, die in Santa Cruz Oberhand gewonnen hat. Bekanntlich beruht die ausufernde Gewalt mit Dauerstreiks der Lehrer, Kundgebungen, „escraches“ und dergleichen auf den Forderungen der Lehrergewerkschaft. Sie verlangt, dass das gesetzliche Mindestgehalt von nur lächerlichen 161,40 Pesos bei einem Anfangsgehalt von 1.700 Pesos und normalen Bezügen von über 2.000 Pesos im Monat fühlbar angehoben werden solle. Die Pensionen werden auf das Mindestgehalt berechnet, auf das auch Sozialbeiträge geleistet werden. Für die übrigen Gehaltsposten gelten keine Sozialbeiträge, was entschieden gesetzwidrig ist. Hierfür wurde vor einigen Jahrzehnten die eigenartige Umschreibung als nicht beitragspflichtig, Spanisch „no remunerativo“, Randglossen Blitzartig reagierte Präsident Kirchner auf die Anklage eines Staatsanwalts gegen zwei hohe Beamte seiner Regierung in Sachen Schmiergelder der Skandalaffäre Skanska, indem er Fulvio Madaro, Leiter der Aufsichtsbehörde Enargas, und Néstor Ulloa, Treuhandverwalter in der Banco de la Nación, per Dekret entliess, ohne ein Urteil der Justiz abzuwarten. Kirchner honorierte damit sein Wort, dass Beamte, die in Schmiergeldaffären verbunden sind, sogleich zu entlassen sind. Zeitgleich strafte er freilich seine eigene Meinung Lügen, dass die Affäre Skanska ein Korruptionsfall unter privaten Unternehmen sei. Beide entlassene Beamte wurden durch ein abgehörtes Gespräch in der Firma Skanska entlarvt, das Computerexperten der Bundespolizei auf Geheiss des Richters aus dem Computer entnommen hatten. Der Skanska-Skandal treibt dauernd neue Blüten. Die letzten stinken beträchtlich. Dank dem Trick, die Versammlung von La Plata 280 Kilometer westwärts nach 25 de Mayo auf einem eigenem Agrargelände zu verlegen, ist es der Universität von La Plata gelungen, den amtierenden Rektor Gustavo Azpiazi mit zwei Dritteln der 192 Delegierten zu bestätigen. Die revoltierenden Studenten, die die Wahl im Sitz der Universität vergangenen Samstag gewaltsam verhindert hatten, weil sie vorher die Statuten reformieren wollen, hatten das Nachsehen. Die Statutenreform soll laut zeitgleichem Beschluss im Oktober behandelt werden, was freilich nicht heisst, dass die Studenten als angehende Politiker künftig die Universität selber verwalten werden, wie es ihr Wunsch ist. Die Universität von La Plata konnte mit ihrem Trick, die Versammlung zu verlegen, das gleiche Schauspiel verhindern, das die Universität von Buenos Aires nahezu ein halbes Jahr ohne die Neuwahl des Rektors geköpft hatte, weil die randalierenden Studenten die Beschlussfähigkeit der Versammlung verhinderten. erfunden, die die Beitragspflicht verachtet. Auch einige private Lohnabschlüsse geniessen dieses Privileg, damit sie höher als die beitragspflichten Beträge ausfallen, wobei die Pensionsansprüche in der Folge niedriger berechnet werden. Die Lehrergewerkschaft pocht nun darauf, dass das beitragspflichtige Mindestgehalt erhöht wird, wie es die landesweite Sozialgesetzgebung vorschreibt. Die Provinzregierung, die als Arbeitgeber der Lehrkräfte für die Finanzierung aufkommt, hat errechnet, dass dadurch eine zusätzliche Ausgabe von rund einer Milliarde Pesos entstehen würde. Die auf ein Bankkonto in der Schweiz gehorteten Dollarbeträge der Provinz könnten für die Finanzierung sorgen, sofern die Nationalregierung nicht mit Subventionen einspringt. In der Folge nahm die Gewalt zu. Präsident Kirchner nationalisierte den Provinzkonflikt, indem er Arbeitsminister Carlos Tomada beauftragte, eine Zwangsschlichtung von zwei Wochen vorzuschreiben, während denen Streiks untersagt sind. Sie wurden trotzdem fortgesetzt und die Gewalt nahm zu, wie Frau Alicia Kirchner am eigenen Leibe erleiden musste. Auch der Gouverneur Carlos Sancho wurde auf Anweisung von Kirchner geopfert. Er hatte im Vorjahr als damaliger Vizegouverneur seinen Vorgänger Acevedo abgelöst, der ebenfalls als Opfer eines gewalttätigen Streiks der Erdölarbeiter demissioniert hatte, nachdem der Polizist Jorge Sayago ermordet worden war. Als Nachfolger von Sancho ernannte Kirchner den früheren Gewerkschafter Daniel Peralta, der als kommissarischer Interventor der rückverstaatlichten Kohlengrube Rio Turbio im Südosten der Provinz amtierte. Die folgsame Legislative bestellte den Kandidaten Kirchners an Stelle der Vorsitzenden Frau Forstmann, die auf Sancho nachrücken sollte. „In der Provinz Santa Cruz sind wir alle Anarchisten, auch ich selber“, gestand Präsident Kirchner in persönlichem Gespräch dem Leitartikler von „La Nación“ Joaquín Morales Solá, den er überraschenderweise im Präsidentenwohnsitz in Olivos empfing, nachdem er ihn mehrmals wörtlich angegriffen hatte. Mit diesem Geständnis signalisierte Kirchner die Szene in seiner Heimatprovinz, während er sich darauf vorbereitete, auf dem Umweg des Arbeitsministeriums zugunsten der streikenden Lehrkräfte klein beizugeben. Nach Misiones, wo Kirchner vor einigen Monaten eine Wahlschlappe hinnehmen musste, bereitet ihm seine Heimatprovinz neuerlich politische Kopfschmerzen mit Gewaltmethoden, wie sie die engsten Mitarbeiter des Staatschefs gegen echte und angenommene Widersacher seit Mitte 2003 mehrmals in die Wege geleitet haben. Gewalttätige Kundgebungen, Strassen- und Brückensperren, „escraches“ und wüste Beschimpfungen Andersdenkender gingen direkt oder auf Umwegen auf Mitarbeiter Kirchners zurück. Gewalt gebiert Gewalt. Politischer „V andalismus“ „Vandalismus“ in Bahía Blanca Buenos Aires (AT/tam) – In Bahía Blanca im Süden der Provinz Bue-nos Aires ist am vergangenen Sonntag das Büro des Bürgermeisters Cristian Breitenstein in Brand gesetzt und zu einem großen Teil zerstört worden. Kurz vor dem Feuer seien drei Vermummte bewaffnet in das Regierungsgebäude eingedrungen. Am Tag darauf fand man in den Räumlichkeiten Molotow-Cocktails, wie die Polizei mitteilt. Breitenstein versteht den Akt als eine politische Botschaft. Seit geraumer Zeit würden kritische Politiker in der Stadt belästigt. Auch betreibe diese aktive „Randgruppe“, wie er sie nennt, Vandalismus. Im März seien auf einem Friedhof mehr als 240 Gräber zerstört worden. Dies, nach Umstrukturierungen im Friedhofsbetrieb, bei welchem mehrere Angestellten entlassen worden waren. Cristian Breitenstein war im April 2006 zum Interimsbürgermeister von Bahía Blanca gewählt worden, nachdem der damals amtierende Bürgermeister Rodolfo Lopes wegen Verdacht auf Betrügereien vorerst frei gestellt worden war. Im August darauf wurde Breitenstein offiziell zum Bürgermeister bestimmt und Lopes definitiv des Amtes enthoben. Vor rund zwei Wochen hat das Oberste Gericht einen Antrag von Lopes, sein Amt als Bürgermeister wieder antreten zu dürfen, abgelehnt. 4 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 19. Mai 2007 AUSFLÜGE UND REISEN Nilpferde im Urwald von T ucumán Tucumán Faul räkelt sich das Löwenpärchen. Der Bengaltiger schleicht wie eine misstrauische Katze durch den Käfig. Braun- und Schwarzbären wandern in ihrem Zwinger auf und ab. Und in einem großen Teich sieht man bei genauem Hinschauen zwei Nüstern, die sich beim Auftauchen nach und nach zu einem ausgewachsenen Nilpferd ausbilden. Bei Hagenbeck in Hamburg? Oder Hellabrunn bei München? Nein: im Wildpark Carlos Pellegrini unweit San Pedro de Colalao im Norden der Provinz Tucumán. San Pedro de Colalao ist ein beschauliches Städtchen am Ostfuß des Aconquija-Massivs, inmitten einer üppigen Vegetation, die für die Region typisch ist. Die Ortschaft liegt in knapp 1200 Meter Höhe zwischen zwei plätschernden Flüsschen, Tacanas und Tipas, und ist seit langem bevorzugtes Ausflugsziel für die Bewohner Braunbären in Tucumán. von San Miguel de Tucumán, das niedriger liegt und wo es viel wärmer ist. Alte Gebäude säumen den Hauptplatz und die schattigen Straßen. Hier haben bereits seit vorspanischer Zeit Eingeborene gelebt, wie die zahlreichen archäologischen Funde bezeugen. Dann kamen die Konquistadoren, und mit ihnen Mönche und Priester, die predigten und Kapellen errichteten. Vor knapp zwei Jahrzehnten fand man eine Glocke, die vermutlich vor einem Angriff der Eingeborenen vergraben wurde und heute im Atrium der Dorfkirche aufbewahrt wird. Sie soll aus einer Legierung aus Eisen und - wie anders - aus Gold und Silber gegossen sein. Vor weniger als einem Jahrzehnt legte außerhalb des Sommerfrischeörtchens die Oberschule Carlos Pellegrini von San Miguel de Tucumán einen weitläufigen Tierpark an, der seit seiner Entstehung mit immer neuen Tierarten bestückt wird, darunter viele exotische (s.o.). Insgesamt beherbergt der Park rund 600 Exemplare von etwa 150 Arten, darunter auch Vögel, Affen, Lamas und Vicuñas. Seine offizielle Bezeichnung lautet „Reserva Fito Zoológica Dr. Carlos Pellegrini“. Vor allem aber haben es den meist jugendlichen Besuchern die braunen und die schwarzen Bären angetan, desgleichen die Löwen und die mächtigen Bengaltiger. Die Wanderpfade durch den baumdurchsetzten Park sind gut markiert, es zwitschert, pfeift und brüllt allerorten. Das stämmige Nilpferd (Hippopotamos amphibius) ist derzeit der Magnet des Reservats, leider hält es sich bevorzugt unter Wasser auf, so dass man nur die Schnauze sieht. Immerhin einen Zentner Gras und Blätter nimmt dieser Koloss täglich zu sich. Im Verlauf des Jahres finden in San Pedro mehrere malerische Feste statt, wo die Tradition zu Worte kommt: die Fiesta de la Humita, die Fiesta del Quesillo y del Locro, drei beliebte regionale Speisen, und schließlich die Fiesta de la Nuez. Von San Pedro führt übrigens ein Schotterweg bis an den Fuß des Aconquija zu einem beschaulichen Dorf, Hualinchay. Hier beginnt eine erst kürzlich fertiggestellte Straße über die Cumbres Calchaquíes hinweg ins gegenüberliegende Calchaquí-Tal in Salta. Allerdings: vorerst nur für Geländewagen! Es geht rund 3600 Meter hoch mit stellenweise sehr schöner Aussicht nach beiden Seiten: ostwärts ins grüne Tucumán hinunter, und westwärts ins farbenfrohe Salta. Der Weg endet unweit Cafayate, in Tolombón, wo er in die Ruta 40 einmündet. Marlú Deutschlehrerkongress in Buenos Aires 300 Akademiker und Lehrer aus dem In- und Ausland werden erwartet Von Fedor Pellmann Nach dem Deutschlehrerkongress im Jahre 2004 in Rosario veranstaltet der Argentinische Deutschlehrerverband in diesem Jahr vom 25. bis zum 27. Mai wieder einen Kongress. Dieses Mal wird er an der Pestalozzi-Schule in Bue-nos Aires stattfinden und steht unter dem Motto “Zur Sprache bringen”. Nicht nur die Menschen zum Sprechen und somit zur Sprache zu bringen, ist die Aufgabe im Deutschunterricht, sondern es gilt auch, als Sprachvermittler über die Sprache nachzudenken und neue Wege dabei zu finden. Für das Treffen in der Pestalozzi-Schule wurde ein anspruchsvolles Programm aufgestellt, das Vorlesungen bekannter Universitätsprofessoren aus Deutschland und Argentinien sowie viele praxisbezogene Seminare zahlreicher Dozenten und Lehrer aus dem In- und Ausland zu verschiedenen Themengebieten (Interkulturelles Lernen, Literatur, Prüfen und Testen und Unterrichtspraxis) enthält. Frau Prof. Dr. Langbehn von der Universidad de Buenos Aires wird über argentinisch-deutsche Buchproduk- tionen sprechen und Herr Prof. Dr. Müller-Jacquier von der Universität Bamberg macht Interkulturelles Lernen zum Gegenstand seiner Überlegungen. Frau Meike Müller aus Berlin bietet Übungen zu neuro-linguistischem Programmieren an. Die für ihren Kinder- und Jugendroman “Sommergewitter” mehrfach prämierte Autorin Kristina Dunker wird aus dem Roman vorlesen und praktische Übungen dazu präsentieren. Viele andere Themenangebote stehen den Teilnehmern zur Auswahl, zum Beispiel das neue Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz, Paul Zech als Exilant in Buenos Aires im Unterricht oder Computer im Unterricht. Klassische Grammatikthemen werden ebenso angeboten wie etwa neue phonetische Ansätze zur Prosodie. Es werden Filme gezeigt sowie eine Ausstellung über “Nachhaltigen Konsum”, die später auch an Schulen und Institutionen ausgeliehen und im Unterricht eingesetzt werden kann. Detaillierte Informationen finden sich auf der Webseite des Deutschlehrerverbandes (www.delila.ws). Die Großveranstaltung wird vom argentinischen Sonnabend, 19. Mai 2007 5 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Deutschlehrerverband organisiert, dessen Vorsitzende Margarita Stecher sich auf die Mitwirkung deutscher und argentinischer Kulturvermittler stützen kann: Dabei wird die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen durch die Fachberaterin Frau Christiane Drasdo und den Fortbildungskoordinator Herrn Fedor Pellmann vertreten, das Goethe Institut Buenos Aires durch Herrn Josef Bornhorst, der Deutsche Aka- demische Austauschdienst durch Herrn Dr. Uwe Schoor und die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Schulen in Argentinien durch Frau Brigitte von der Fecht. Die Pestalozzi-Schule als Gastgeberin stellt die für einen solchen Kongress erforderlichen Räumlichkeiten zur Verfügung und leistet weitere unschätzbare organisatorische Hilfe. Einblick in die Germanistik in Argentinien Von Christina Liebl Buenos Aires (AT) - Der argentinische Germanistenverband (Asociación Argentina de Germanistas) hat im Jahr 2005 den ersten Band zu einer Serie von Publikationen veröffentlicht, welche die Ergebnisse der Forschungen der Germanisten in Argentinien über die deutsche Sprache und Literatur präsentieren sollen. Sie erscheinen unter dem Titel Anuario Argentino de Germanística. “Es geht darum, die Arbeit der Germanisten, die in Argentinien geleistet wird, auf eine Weise zu integrieren, dass ihnen eine größere Sichtbarkeit zukommt, als es bis heute der Fall ist”, heißt es im Vorwort der Herausgeber Dr. Regula Rohland de Langbehn, Dr. Miguel Vedda und Marcelo Burello im ersten Band Actas de las XIII Jornadas de la Asociación Argentina de Germanistas. Dieser beinhaltet die Beiträge zahlreicher Professoren und anderer Germanisten, die an dieser Tagung vom 25.-27. November 2004 teilnahmen. Das Leitthema war “Mirada retrospectiva al siglo XX”. Dabei fallen, trotz eines weiten Spektrums, zwei Schwerpunkte auf: “Recordando a Franz Kafka”, dessen 80. Todestag ins Jahr 2004 fiel, sowie “La problemática del exilio”. Diese Sammlung an Aufsätzen ist gegliedert in interkulturelle Themen, literarische Themen und Beiträge zur Grammatik und Linguistik. Die einzelnen Beiträge sind übersichtlich gestaltet: Nach dem Titel sind zur besseren Einordnung einige Schlüsselbegriffe angegeben, danach ein Resümee auf Spanisch, gefolgt von einer Zusammenfassung auf Deutsch. Der Hauptteil ist auf Spanisch verfasst. Ihm folgt eine Bibliographie. Den Abschluss des Buches bilden drei Hommagen an argentinische Germanisten. ipps @- TTipps Das zweite Anuario Argentino de Germanística 2006 (II) konzentriert sich ausschließlich auf Schiller. Die Aufsätze, die in diesem Band zusammengefasst sind, wurden auf der Tagung vom 1. und 3. August 2005 zum Thema “Homenaje a Friedrich Schiller a los doscientos años de su muerte” vorgetragen. Die Gestaltung der internationalen Beiträge aus Deutschland, Argentinien und Brasilien entspricht dem ersten Band. Besprochen werden unter anderem die 12 Balladen Schillers, die auf Deutsch und in der spanischen Übertragung ebenfalls abgedruckt sind. Das dritte Buch Anejo I beinhaltet eine Arbeit von Lila Bujaldón de Esteves und trägt den Titel Historia de la Germanística Argentina. Darin wird die Geschichte der deutschen Philologie in Argentinien in der Zeit von 1810 bis in die 1950er-Jahre dargestellt. Es beginnt mit einer Erläuterung zu der Frage: Was versteht man unter der Wissenschaftsgeschichte der Germanistik? Im Anschluss wird die Zeit vor der Einrichtung der Universitäten behandelt, dann die ersten Studien an der Universidad de Buenos Aires. Ein weiteres Kapitel berichtet über wichtige Vertreter und die ersten Professoren für Germanistik an der Universität. Den Abschluss bilden Ausführungen über Exil und Germanistik in Argentinien. Der Text ist auf Spanisch, jedoch findet sich am Ende des Buches eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel auf Deutsch. Zusammen gewähren die drei wissenschaftlichen Bände des Anuario Argentino de Germanística einen Einblick in die Arbeit und den Forschungsstand der Germanisten in Argentinien und können durch diese Publikationsform auch weitere Verbreitung finden. ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT Umweltatlas Wer Buenos Aires von einer ganz anderen Seite kennenlernen und Interessantes zur Stadt und ihrer Umwelt erfahren möchte, sollte die Internetadresse www.atlasdebuenosaires.gov.ar ansteuern. Seit Anfang Mai präsentiert das Umweltministerium der Stadt Buenos Aires einen hochinteressanten “Umweltatlas” im World Wide Web. Der kostenlose Internetatlas bietet interaktive Karten zu fast allen denkbaren Themengebieten: Er verbindet leicht nachvollziehbar Informationen über die demographische Situation der Stadt mit Fakten zur Umwelt. Neben Karten zu Verkehrsnetz, Wasserversorgung, Bodenbeschaffenheit und Luftqualität von Buenos Aires stehen auch solche zu Besiedelung, Transport, Dienstleistungen und insbesondere Bevölkerungsstruktur zur Verfügung. Besucher haben unzählige Kombinations- und Informationsmöglichkeiten. Das benutzerfreundliche Design der Seite präsentiert die riesige Datenflut stets übersichtlich und anschaulich und lädt zum Ausprobieren ein. Entwickelt wurde das Internetangebot von einem Team aus 60 Spezialisten in Zusammenarbeit des Umweltministeriums der Regierung von Buenos Aires und dem Sekretariat für Wissenschaft, Technik und Produktinnovation - SECYT. (AT/scs) TABELLEN Fußball - Torneo Clausura 2007 - 14. Spieltag Cordoba - Quilmes 3:0, Independiente - Newell’s 1:1, Central - Racing 1:0, Estudiantes - Velez 1:1, Godoy Cruz - Lanus 2:2, Colon - Gimnasia (J) 3:1, Gimnasia (LP) - Nueva Chicago 2:2, Banfield - Argentinos 2:1, San Lorenzo - River 0:0, Boca - Arsenal 1:1. Tabelle: 1. San Lorenzo 23:13, 32; 2. Boca 31:16, 29; 3. Estudiantes 20:10, 29; 4. River 18:10, 26; 5. Arsenal 24:16, 25; 6. Argentinos 19:13, 22; 7. Godoy Cruz 20:15, 20; 8. Newell’s 16:21, 20; 9. Lanus 15:14, 19; 10. Velez 15:21, 18. Der frei benannte Dollarkurs betrug Freitag nachmittags $ 3,10. Die Rofex Terminkurse betrugen zum 31.5. $ 3,073, 2.7. $ 3,075, 31.7. $ 3,078, 31.8. $ 3,083, 1.10. $ 3,089, 31.10. $ 3,094, 30.11. $ 3,098 und 2,1. $ 3,103. *** Der Mervalindex stieg in der Berichtswoche zum Donnerstag um 3,5% auf 2.171,63, der Burcapindex um 5,1% auf 7.759,77 und der Börsenindex um 4,4% auf 112.595,80. *** Der durchschnittliche Rindfleischpreis (kg Lebendgewicht in Liniers) stieg in der Berichtswoche um 15,7% auf $ 2,820. *** Die Gold-, Devisen- und Anlagenreserven der ZB betrugen am 4.5.07 U$S 38,84 Mrd., der Banknotenumlauf $ 60,13 Mrd. Eine Woche zuvor waren es U$S 38,48 Mrd. bzw. $ 58,53 Mrd., einen Monat zuvor U$S 37,00 Mrd. bzw. $ 60,36 Mrd. und ein Jahr zuvor U$S 22,67 Mrd. bzw. $ 48,01 Mrd. *** Der Deckungskoeffizient der Devisenreserven in Pesos zum Tageskurs, bezogen auf die monetäre Basis, betrug am 4.5.07 147,6%. *** Die kanadische Bergbaugesellschaft „Blue Sky Uranium Corporation“ hat mit der Firma „Argen- tina Uranium Corporation“ einen Absichtsbrief unterzeichnet, der sich auf eine Beteiligung von 75% an der Ausbeutung des Uranvorhabens Santa Bárbara, Provinz Rio Negro, auf einer Fläche von 60.000 ha bezieht. Die Forschung der Uranvorkommen hat einen Urangehalt ergeben, der die Ausbeutung rechtfertigt. Der Uranpreis ist in den letzten Jahren stark gestiegen, wegen des erneuten Interesses an Kernkraftwerken und der weltweit geringen Förderung dieses Erzes. *** Gemäss einer Berechnung des Wirtschaftlers Roberto Cachanosky („La Nación“, 5.5.07) betrugen die Kapitalgüterimporte für die Industrie 06 insgesamt u$s 1,98 Mrd. 05 waren es u$s 1,59 Mrd., 1994 1,24 Mrd., 1993 u$s 0,71 Mrd., und 02 u$s 0,46 Mrd. Die Importe von Maschinen und Anlagen für die Industrie sind von u$s 0,64 Mrd. im Jahr 1991 sukzessive auf einen Rekordstand von u$s 2,73 Mrd. im Jahr 1998 gestiegen, und von da an ständig zurückgegangen. Das Niveau von 2006 liegt nur um u$s 80 Mio. über dem von 1999. Cachanosky weist darauf hin, dass die Industrie im Jahr 1998 einen Anteil von 17,2% am BIP hatte, während es 2006 nur 16,6% waren. Die Behauptung der Regierungssprecher, dass die Industrie dank dem hohen Wechselkurs u.a. Massnah- Sonnabend, 19. Mai 2007 men, die das sogenannte „produktive Modell“ bilden, ein nie vorher erreichtes Wachstum erreicht hat, wird durch diese Zahlen Lügen gestraft. *** Die Primärausgaben des Nationalstaates vor Zinszahlungen des 1. Quartals 07 waren um 46,7% grösser als vor einem Jahr und wesentlich grösser als die um 40% grösseren effektiven Kassenausgänge, die sich bereits weit über den grösseren Eingängen befanden. Die Ausgaben werden momentan durch hinausgeschobene Zahlungen geringer, d.h. dass in kommenden Monaten grössere Zahlungen zu erwarten sind. Die grössten Mehrausgaben fanden bei sozialen Dienstleistungen statt, die um 51,2% zunahmen. Laufende Überweisungen nahmen um 28,5% zu. Sie schliessen auch Zahlungen an Provinzen und Gemeinden, sowie Subventionen der Privatwirtschaft ein. *** Einer Arbeit der Wirtschaftsfakultät der Universität von La Plata zufolge schaffte der Bereich Nahrungsmittelversorgung durch die Landwirtschaft (CAI) 2005 44% aller Steuereingänge. Die mit der Landwirtschaft verknüpften Tätigkeiten zahlten $ 66,01 Mrd. der vom Staat, den Provinzen und Gemeinden an Steuern eingenommenen $ 150 Mrd. 1997 hatte der Steuerdruck auf diese Tätigkeiten noch 38,4% der Gesamteinnahmen betragen. Mittlerweile wurden die Ausfuhrsteuern eingeführt, die diesen Steuerdruck 02 auf 50,1% vergrösserten. Das Bruttoprodukt der Tätigkeit entsprach 1997/05 14,5% des BIP, dabei erreichte es 2003 20,2% und 2005 18,5%. Für die Bewertung wurden alle Belastungen der Nahrungsmittelversorgung durch die Landwirtschaft, von Ausfuhr- und anderen direkten Besteuerungen, bis zu indirekten Steuern und Belastungen der Einfuhren erforderlicher Hilfsmittel berücksichtigt. *** Ein Bundesgericht hat einem Schutzrekurs statt gegeben, demzufolge die spanische Prisa Gruppe die Funkbewilligung von Radio Conti- Eröffnung am Tag der Deutschen Einheit: www .allesdeutsch.com.ar www.allesdeutsch.com.ar ...für alle, die es deutsch mögen. PERSONALNACHRICHTEN Geburten Francisco Guillermo Bleif, am 16.5. Alan und Katia Baluzzo Hochzeiten Andreas Philip von Alvensleben und Sofía Carolina Saráchaga, am 18.5. Todesfälle Ilse Marie Bühler geb. Venzmer, 84, am 13.5. Else Linker geb. Woters, am 13.5. Kurt N. Ohnmacht, 80, am 13.5. 6 ARGENTINISCHES TAGEBLATT nental nicht übernehmen kann. Prisa, die bedeutendste Mediengruppe Spaniens, die die Zeitung El Pais herausgibt und die Rundfunkkette SER betreibt, ist auch Inhaberin der Santillana Gruppe und der Marke Alfaguara. Der Kauf von Radio Continental und FM Hit von der ebenfalls spanischen Telefónica für über U$S 10 Mio. erfolgte 04. Das Gesetz Nr. 25.750 bestimmt über die Erhaltung kultureller Güter, einschliesslich der Kommunikationsmedien, die vorrangig heimischen Unternehmen zu gehören haben. In Sonderfällen können ausländische Beteiligungen bis zu 30% betragen. Bilaterale Abkommen können hier Ausnahmen schaffen. Ein Staat mit dem Argentinien solche Ausnahmeabkommen unterzeichnet hat, die gestatten dass Investoren eines Staates Medien im anderen erwerben können, sind die USA. Prisa machte ein Dreiecksgeschäft über eines ihrer Unternehmen in den USA. In erster Instanz wurde ihr die Bewilligung zugeschlagen, doch Berufungen der zuständigen Rundfunkbehörden durch alle Instanzen endeten jetzt mit der Ablehnung. *** Fachkräfte des Energiesekretariates begannen die Vorarbeiten für das Wasserkraftwerk Garabí, das als erstes Gemeinschaftswerk mit Brasilien am oberen Uruguayfluss gebaut werden soll. Die notwendige Investition wird mit U$S 2 Mrd. angenommen, die Leistung würde der des argentinisch-uruguayischen Wasserkraftwerkes Salto Grande, 1.890 MW, ähnlich sein. Die Ausschreibung soll nach der kürzesten, vom Erbauer geforderten Konzessionsdauer zugeschlagen werden. Garabí würde das argentinische Verbundnetz beliefern und Brasilien eine vorausbestimmte Vergütung zahlen, ähnlich wie durch 8 Jahre bei der Privatisierung der Wärmekraftwerke Central Puerto und Costanera, doch ohne die zukünftigen Besitzverhältnisse zu tangieren. *** In der Provinz Buenos Aires wurden in den letzten Jahren 70 Unternehmen enteignet, um sie der Belegschaft zu übergeben, die zu diesem Zweck Genossenschaften gebildet hat. Die Provinzregierung hat jedoch bisher diese Enteignungen nicht bezahlt, wie es die Verfassung vorschreibt. Es handelt sich um einen Betrag von geschätzten $ 100 Mio., die nicht im Budget 2007 stehen. Jetzt will die Provinzregierung die Zahlungen auf 2008 verschieben, was angeblich gemäss einem Gesetz, das zwei Jahre für dies vorsieht, möglich wäre. Es ist wahrscheinlich, dass bis dahin mehrere Enteignungen hinfällig werden, weil die Arbeitergenossenschaften nicht in der Lage waren, die Unternehmen am Leben zu erhalten. Diese Genossenschaften haben an erster Stelle ein finanzielles Problem, da sie weder Kredit von Banken, noch von Lieferanten erhalten. In den meisten Fällen waren die Unternehmen, um die es geht, vorher in Zahlungsunfähigkeit geraten und hatten auch sonst Schwierigkeiten. *** Höhere Exportpreise erklären Handelsbilanzüberschuss Bei Anhalten der gegenwärtigen Tendenz werden die Preiserhöhungen der Commodities 85% des Handelsbilanzüberschusses eingebracht haben. Von den für dieses Jahr erwarteten U$S 11 Mrd. Handelsbilanzüberschuss werden U$S 9,6 Mrd. ausschliesslich auf gestiegene internationale Preise zurückzuführen sein. Bei Berücksichtigung nur der verkauften Mengen haben die Ausfuhren im 1. Quartal 07 im Vorjahresvergleich lediglich um 1% zugenommen. Die Durchschnittspreise sind jedoch um 10% höher. Einige Beispiele: Im 1. Quartal 07 ist Kupfer international um 21% teurer geworden, Aluminium um 15%, Mais um 62%, Weizen um 14%, Sojaöl um 32% und Rindfleisch um 103%. Der Unterschied zwischen den Ein- und Ausfuhrpreisen ist um 26% grösser als 1998, bevor die Rezession begann. Eine Arbeit der Beraterfirma Broda hat ermittelt, dass Preiszunahmen der Einfuhrwaren, besonders von Kapitalgütern einen Verlust von U$S 6 Mrd. verursachen werden, die der Ausfuhren einen Gewinn von U$S 15,6 Mrd. Dabei ist zu berücksichtigen, dass moderne Importmaschinen leistungsfähiger sind und sparsamer arbeiten als ältere Entwicklungen, was ihren grösseren Preis in erheblichem Mass ausgleicht. 2003/6 betrugen die Überschüsse aus dem internationalen Warenaustausch U$S 4,5 Mrd. im Jahr, in diesem Jahr werden sie mehr als doppelt so gross sein. 1990/99 ergab der Aussenhandel jährlich ein Minus von U$S 600 Mio., 1986/89 von U$S 720 Mio. Diese Unterschiede belegen die besonders vorteilhafte Aussenhandelslage, in der die Rwegierung Kirchner tätig ist. Nach dem ZB-Preisindex für Commodities befinden sich die Ausfuhrpreise Argentiniens auf einem Rekordstand. Dazu käme das Wachstum von 4,7% desd weltweiten BIP. Die Menge der im 1. Quartal 07 ausgeführten Primärprodukte war um 7% geringer als im gleichen Vorjahreszeitraum, die der verarbeiteten landwirtschaftlichen Erzeugnisse um 6%. Energiequellen wurden im selben Vergleich um 4% weniger ausgeführt. In allen Fällen haben höhere Preise für grössere Ausfuhrwerte gesorgt. Der Präsident des Verbandes der Arbeitsriskoversicherungsgesellschaften, Jorge Aimaretti, wies darauf hin, dass die Zahl der Prozesse wegen Entschädigung bei Arbeitsunfällen oder -krankheiten seit dem Urteil des Obersten Gerichthofes, das die Klausel des Gesetzes für diese Risiken für verfassungswidig erklärt hat, die den Prozessweg verbot, stark gestiegen ist und weiter zunimmt. 03 wurden 2.947 Prozesse eingeleitet, 04 3.878, 05 6.857, 06 11.697 und 07 wird mit 18.000 gerechnet. Das Gesetzesprojekt, das den Fall regeln soll, ist fertig, wird jedoch von der Regierung nicht im Kongress eingebracht. Im Projekt gilt angeblich das Prinzip, dass der Arbeitnehmer wählen muss, ob er den Schutz beansprucht, der im Gesetz vorgesehen ist, oder prozessiert. Er kann nicht beides beanspruchen. Für die Arbeitnehmer ist das Gesetz günstiger, weil sie das Geld kurzfristig erhalten und die Versicherungsgesellschaften sich sofort um sie kümmern, während sie bei Prozessen lange warten müssen und hohe Prozesskosten tragen, da die Anwälte etwa ein Drittel der zugestandenen Beträge erhalten. Für die Arbeitsanwälte ist daher der Status quo viel günstiger. *** Das Schweizer IMD-Institut hat Argentinien in der Rangordnung der Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Staaten von Platz 51 auf 55 gesetzt. In Lateinamerika steht Argenti- nien somit an 5. Stelle, nach Chile (Platz 23 in der Welt), Mexiko (47), Brasilien (49), und nur knapp vor Venezuela. IMD und Wirtschaftler der lokalen katholischen Universität (UCA) fordern eine mässige monetäre Politik, eine neue marktfreundliche Regulierung der Wirtschaft und höhere Investitonen in Energie. *** Während 1998 92% der argentinischen Staatsschuld in Dollar u.a. harten Währungen ausgedrückt war, sind es jetzt nur noch 53% (oder 40,2%, wenn man den Schuldbetrag in Dollar umrechnet). 57% der Staatschuld besteht in Pesos, zum grössen Teil mit CER-Wertberichtigung. Das Schatzamt hat dabei ein schlechtes Geschäft gemacht, da der Index der Konsumentenpreise, der auch im CER zum Ausdruck kommt, stärker gestiegen ist als der Dollarpreis. Die Differenz dürfte dabei noch zunehmen, wenn der Index gelegentlich wieder richtig berechnet wird. *** Mit Beschluss 27/07 (Amtsblatt vom 9.5.07) hat das Finanzsekretariat verfügt, dass die Rückerstattung von 3% der MwSt. bei allen Kreditkartenzahlungen durchzuführen sei. Das gelegentliche geschaffene Kontrollsystem habe seine Betriebstüchtigkeit eingebüsst. Damit ist für die MwSt-Rückerstattung bei Zahlungen mit Kreditkarten kein zusätzlicher Amtsweg erforderlich. *** Sonnabend, 19. Mai 2007 Der Präsident der Kammer der Informatik (CESSI), Carlos Palloti, erklärte, dass mit 10.000 zusätzlichen Fachleuten auf dem Gebiet der Informatik, die fehlen, sofort Software für u$s 300 Mio. exportiert werden könnte. Allgemein besteht eine akute Knappheit an diesen Fachleuten, wobei die Zahl der Studenten auf diesem Gebiet sehr gering und auf alle Fälle ungenügend ist, obwohl den Absolventen dieser Karrieren ein Arbeitsplatz fast immer gesichert ist. *** Der mexikanische Unternehmer C. Slim hat Planungsminister de Vido versichert, dass er in Argentinien 07 in seine Filialen CTI Móvil und Telmex U$S 400 Mio. investieren wird. Im November hatte Slim Infrastrukturinvestitionen von U$S 268 Mio. angekündigt, besonders in neue Mobiltelefontechnik. Dieser Betrag wurde jetzt auf U$S 400 Mio. erweitert, besonders für Mobiltelefonie und Internetnetze. Slim wollte das 50%ige Aktienpaket der Telecom Italia an der Telecom Argentina erwerben, wurde jedoch von Telefónica ausgepunktet. Er erwarb Ertach von der Soldatigruppe für U$S 22,5 Mio. und dehnt sein Netz besonders nach dem Norden das Landes aus. CTI soll auch Breitband-Internet, den sogenannten 3G (3. Generation) Dienst, bieten. Sein Mobil- 7 ARGENTINISCHES TAGEBLATT dienst bedient in Argentinien bereits 10 Mio. Kunden. *** Repsol YPF bestätigte in Madrid, dass mit einer argentinischen Gruppe über den Verkauf von 25% der argentinischen Filiale vertraulich verhandelt wird. Nach Gerüchten in Buenos Aires soll es sich u.a. um E. Eskenazi, J. Brito und Unternehmer aus dem Süden des Landes handeln. Die staatliche argentinische Enasa und die venezolanische Pdvsa würden nicht in Frage kommen. Das Vorgehen würde ähnlich dem in Spanien angewandten sein, wo Firmen des Baugewerbes aufgenommen wurden. So kaufte Sacyr Vallehermoso knapp 20 % von Repsol mit 5% Barzahlung und dem Rest durch Bankkredite. Auch soll ein Teil der Aktien an die Börse gehen. *** Die durch 12 Jahre unterbrochenen Bauarbeiten für das 745 MW Kernkraftwerk Atucha II sind wieder aufgenommen worden. Am Gelände wurden rd. 1.000 Arbeits- und Fachkräfte gezählt. Zu Jahresende würden 2.000 tätig sein. Seit 1980 wurden in das Vorhaben, das ab 1987 Strom liefern sollte, etwa U$S 3 Mrd. investiert. Bei einer angenommenen Leistung von 85% entspricht der nicht gelieferte Strom den Lieferungen an das gesamte argentinische Verbundnetz Rekordsteuerdruck in den Provinzen Die konsolidierten Steuereinnahmen der Provinzen haben im 1. Quartal 07, im Vorjahresvergleich, um 23% zugenommen. Die Beraterfirma Abeceb betont, dass der Steuerdruck in den Provinzen einen neuen Rekord von 4,3% des Brutto Regionalproduktes erreicht, und damit die Höchstwerte der 90er Jahre überschritten hat. Die Provinz Buenos Aires war, mit 4,8% des Bruttoregionalproduktes, das Gebiet mit dem grössten Steuerdruck, vor Buenos Aires Stadt mit 4,4% und der Provinz Santa Fe mit 4,3%. Vom Standpunkt der Eintreibung entstanden die grössten Zunahmen durch die Steuer auf Bruttoeinnahmen (Einkommen), die im 1. Quartal 07 um 29,3% mehr einbrachte, durch grössere Umsätze und höhere Preise. Auch durch Stempelsteuern wurde in den Provinzen um 31,3% mehr als im 1. Vorjahresquartal eingenommen. Alle Provinzen hatten, um 19% und mehr, grössere Steuereinnahmen. Bemerkenswert waren jedoch Salta mit einer Zunahme von 56,8% und Chubut von 44,2% über dem gleichen Vorjahresquartal. Trotz geringerer Gesamtbeträge folgen Formosa mit 44,9% und La Rioja mit 40,2%. Von dem gesamten Steueraufkommen der Provinzen haben Buenos Aires Stadt und die Provinzen Buenos Aires und Santa Fe 78% bestritten. In den letzten 2 Jahren hat Feuerland, vor Chubut und Rio Negro die grössten Zunahmen des Steuerdrucks verfügt. durch ein Jahr (95.000 GWh). *** Wie der Hüttenverband CIS mitteilt, war die Rohstahlproduktion im April mit 472.800 t um 0,8% geringer als im Vormonat und um 1,4% geringer als im Vorjahresapril. Roheisen ging im Vormonatsvergleich um 0,8% auf 393.300 t zurück. Dennoch erwartet der Hüttenverband, angesichts der in Durchführung befindlichen Investitionen zur Produktionssteigerung, zum Jahresende weitere Rekordzahlen. *** 07 haben die Agrarlandpreise bisher um 10% zugenommen, wie Cat (Compañía argentina de tierras) bekanntgab. In Pergamino und Colón, den Landwirtschaftsgebieten im Norden der Provinz Buenos Aires, kostet der ha U$S 7.000/9.000. In Rojas und Salto, im gleichen Raum, werden U$S 7.000/10.000 gefordert. Vor 6 Jahren, vor der Krise durch die Aufgabe der Konvertibilität und der Abwertung der Währung, kostete der ha rd. U$S 3.500, vor 30 Jahren im Durchschnitt U$S 1,985, wie die Zeitschrift Márgenes Agropecuarios ermittelt hat. *** Die französische Casino Gruppe investiert $ 23 Mio. in eine Geschäftszentrale in Rafaela Stadt. Das Vorhaben auf 2,6 ha schliesst einen Supermarkt ihrer Libertad Kette ein, 3 Kinosäle und ein Shopping mit 20 Lokalen, in denen die Marken Planet, Tonträger und Bücher, Hiper Casa, Möbel, Basar und Dekoration und Apetito Fast Food, bereits bestätigt sind. *** Ein Gericht hat einer Klage gegen den Präsidenten und Vizepräsidenten eines landwirtschaftlichen Unternehmens statt gegeben. Sie werden der einfachen Hinterziehung der Gewinnsteuer von $ 700.000 beschuldigt, da sie bei ihrer Steuererklärung eine Inflationsberichtigung durchgeführt haben. Generalstaatsanwalt Righi hat in einem Gutachten Inflationsberichtigungen in einem Fall abgelehnt, in dem der Oberste Gerichtshof Experten einberufen hat, um ihre Mei- nungen entgegenzunehmen. *** Das Produktionsministerium der Provinz Rio Negro hat die Lastenhefte für den Bau und Betrieb der zukünftigen Freihandelszone in Sierra Grande, 310 km südlich von Viedma, aufgelegt. Vor der Ausschreibung ist die Stornierung des vorherigen Zuschlages erforderlich. 1997 hatte die französische Firma Carriere Dhainaut die Konzession erhalten, die wegen Nichteinhaltung des Vertrages zurückgenommen wurde. *** Die ZB hat der Galicia Bank die Ausgabe von Wandelobligationen für $ 100 Mio. mit Laufzeiten bis 2010, 2014 und 2019 bewilligt. Es wird angenommen, dass der Hauptanteil von der Grupo Financiero Galicia, die die Bank mit 93,6% Kapitalanteil kontrolliert, gekauft wird. Die Bank hatte im 1. Quartal 07 $ 36,2 Mio. Verlust, die Grupo Financiero Galicia $ 18,1 Mio. *** Mit einem neuen internationalen Aufruf hat die Provinzregierung von Salta aufgefordert, in verschiedenen Teilen der Provinz 11 Erdölgebiete zu erschliessen. *** Beatriz Nofal, Leiterin der nationalen Agentur für Auslandsinvestitonen, hat in einem Artikel in der Zeitung „Clarín“ folgende Daten zum Thema bekanntgegeben: Die direkten Auslandsinvestitionen betrugen 06 u$s 4,81 Mrd., 4% weniger als 05. Aber die Investitionen in der Realwirtschaft nahmen um u$s 276 Mio, gleich 6%, zu, was auf geringere finanzielle Investitionen hindeutet. Die reinvestierten Gewinne ausländischer Unternehmen betrugen 2006 48% und waren drei Mal so hoch wie 05 und viel höher als in den 90er Jahren, als sie durchschnittlich u$s 900 Mio. jährlich ausmachten. In der Periode 1995/00 wurden 82% der Gewinne von Auslandsunternehmen ins Ausland überwiesen, gegen nur 58% 2006. Die Rentabilität des Auslandskapitals (Gewinn bezogen auf Vermögen) betrug in den Sonnabend, 19. Mai 2007 90er Jahren durchschnittlich 4,6%, während sie in den letzten drei Jahren 7,8% jährlich ausmachte und 2006 9% überstieg. In den 90er Jahren machten die Privatisierungen und Käufe bestehender Unternehmen 60% der Auslandsinvestitionen aus, während es ab 2000 nur 17% und 06 sogar nur 4,7% waren. Die Investitionen argentinischer Unternehmen im Ausland machten 06 u$s 2 Mrd. aus, gegen 1,15 Mrd. 05. *** Eine im 2. Halbjahr 06 von der Beraterfirma CCR durchgeführte Ermittlung belegt, dass die Umsätze der Supermärkte landesweit um 19,8% und im Raum Gross Buenos Aires um 21,3% zugenommen haben. Nach Gemeindebezirken gab es die grössten Zunahmen nicht in den reicheren Gegenden, wie Vicente Lopez und San Isidro, sondern in Gemeinden mit herkömmlich geringeren Einkommen, in denen die Krise von 01 besonders spürbar war, wie z.B. Merlo oder Moreno, die jähliche Zuwachsquoten von 28,3% verzeichnen, oder wie San Miguel mit 22,4%. Die Qualitätserhöhung im Verbrauch ergibt sich aus der Aufstellung der Produkte, deren Verkauf im letzten Halbjahr am meisten zugenommen hat. Nach der CCR Ermittlung nehmen eisgekühlte Säfte, die gegenüber dem 2. Halbjahr 05 um 266% mehr gekauft wurden, den ersten Platz ein. Es folgen reine Fruchtsäfte mit plus 94%, Energizergetränke 84% und isotonische Getränke wie Gatorade um 76% mehr. *** Die Regierung hat 21 Industrieniederlassungen in Feuerland bewilligt. Die Provinzregierung bewilligte Kredite für lokale Unternehmen. Von den bewilligten Vorhaben sind 19 Unternehmen der Elektronik und je eines Textilien und Lebensmittel. Weitere 49 Vorhaben werden gepfüft. Auch bei ihnen überwiegt die Elektronik, vor Kunststoffen, Petrochemie und Textilien. *** Argentinien und die EU haben Ergebnisse einer 02 begonnenen gemeinsamen Arbeit über Verbesserungen der Effizienz und Konkurrenzfähigkeit kleiner und mittelständischer argentinischer Unternehmen (Pymes) vorgestellt, in die E 11,6 Mio. investiert wurde. Die EU trug 53% davon bei, den Rest lokale Institutionen wie Inti, Iram, Cnc, Segamar, das Pyme-Unterstaatssekretariat und das Unterstaatssekretariat für Konkurrenz- und Verbraucherschutz. Es wurde auf 8 Gebieten gearbeitet, die nach ihrer Exportfähigkeit und PymesStruktur ausgewählt wurden: Mikroelektronik, Software, Fernverbindungen, Käse, Holz, Honig, nichtmetallische Minerale und Ziersteine. *** Das Pharmalabor Gador investiert 07 $ 13 Mio. Davon sind $ 10 Mio. für die Infrastruktur und Ausrüstung des Werkes in Buenos Aires Stadt bestimmt, einschliesslich einer Kompressoranlage, einer Vepackungsanlage, neuer Lagerungen und der Erweiterung der Abteilung für feste Er- 8 ARGENTINISCHES TAGEBLATT zeugnisse. Die Restlichen $ 3 Mio. sind zu gleichen Teilen für die Betriebe in den Industrieparks von Catamarca und Pilar bestimmt. *** Bei der Wechselauflage der ZB vom Dienstag zeigte sich der Markt wieder betont flüssig. Für die ausgeschriebenen $ 200 Mio. wurden über $ 1,6 Mrd. angeboten. Die ZB schlug $ 1,38 Mrd. zu, davon $ 1,32 Mrd. in Pesos zu festen Zinssätzen und $ 57 Mio. zu veränderlichen. Für Lebac auf 91 und 182 Tage wurden keine Angebote angenommen, auf 273 Tage blieb der Zinssatz unverändert bei 10,15%, auf 371 Tage fiel er um einen Basispunkt auf 10,35%, auf 546 Tage um 4 Basispunkte auf 10,75% und auf 707 Tage um 8 Basispunkte auf 10,95%. Für Nobac in Pesos mit Badlaranpassung fiel das Agio auf 1 Jahr von 0,95% auf 0,48%, blieb auf 2 Jahre unverändert bei 1,37% und fiel auf 3 Jahre um einen Basispunkt auf 1,64%. Nobac auf 3 Jahre in Pesos mit festem Zinssatz (Kupon 8%) gingen von 11,17% auf 10,99% zurück. *** Der Preisaufschlag von $ 0,15 pro l Benzin wird bereits in mehreren Provinzen durchgeführt. Es wird erwartet, dass er kurzfristig von allen nicht markeneigenen Tankstellen (bandera blanca) gefordert wird. Der Aufschlag von 3-8%, der im Vormonat in der Provinz Buenos Aires durchgeführt wurde, wird jetzt auch in den Provinzen Córdoba, Santa Fe und Salta gefordert. Dem Präsidenten des Tankstellenverbandes zufolge sei es die einzige Möglichkeit, die Rentabilität der Tankstellen anzuheben, deren Selbstkosten verdoppelt wurdem, während die Verkaufspreise seit 03 eingefroren sind. Die Erhöhung der Einnahmen sei die einzige Möglichkeit zu überleben. Im Vorjahr mussten über 2.000 Tankstellen aufgeben. *** Argentinien hat im 1. Quartal 07 Heidel- und Erdbeeren für U$S 4,6 Mio. ausgeführt, um 47% mehr als vor einem Jahr. Dabei nahmen dem Senasa Amt zufolge Heidelbeeren („arandanos“) mit 641 t für U$S 3,4 Mio. den ersten Platz ein. Hauptabnehmer waren die USA vor Holland und Grossbritannien. Es folgten 913.000 t Erdbeeren für U$S 1,16 Mio., mit den USA, vor Brasilien und Spanien, als Hauptabnehmer. 06 wurden Heidelund Erdbeeren für insgesamt U$S 64 Mio. ausgeführt. *** 75% der in Computern Argentiniens eingesetzten Software sind Raubkopien, beinahe doppelt soviele wie 05. Der daraus entstehende Verlust für die Softwareindustrie wird von der Business Software Alliance, die in 102 Staaten ermittelt, mit U$S 303 Mio. angegeben. Argentiniens Raubkopien befinden sich wieder über dem lateinamerikanischen Durchschnitt, der um 2% auf 66% zurückging und der Softwareindustrie einen Schaden von U$S 3 Mrd. im Jahr zufügt. Ein 2%iger Rückgang sei jedoch nichtssagend, da er auf den grösseren Anteil ZB-Präsident Redrado verteidigt Reserven Martín Redrado, Präsident der argentinischen Zentralbank, trat letzte Woche erneut entschieden für die Anhäufung hoher Devisenreserven ein. Er hielt eine Ansprache bei einer Zusammenkunft mit Randall Kroszner, Mitglieder der Federal Reserve der USA. Redrado wies darauf hin, dass die ZB in den letzten 12 Monaten 6% auf ihre Reserven verdient habe, die in Aktiven hoher Liquidität angelegt seien. Da die Reserven stets in Dollar berechnet werden, ein Teil davon jedoch in Euro u.a. Währungen besteht, weiss man nicht, wie weit die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar als Rentabilität berechnet wird. Doch der Kern seiner Verteidigung der Politik hoher Reserven bestand in der These, dass die Reserven der notwendige Rückhalt fr die Währungspolitik der ZB seien. Er sagte, in guten Zeiten müssten antizyklische Massnahmen getroffen werden, wobei unnötige Reformen vermieden werden sollten. Redrado hat unterschwellig gegen die Reform der ZB-Charta und gegen Initiativen Stellung genommen, die die Verwendung der Reserven zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen oder auch als Kapitalbeitrag zur Bank des Südens befürworten. Zweifellos sind hohe Reserven notwendig, um zu vermeiden, dass gegen die ZB spekuliert wird, mit hohen Käufen von Devisen und Kapitalflucht, wie es 2001 geschehen ist. Nur mit hohen Reserven, die der ZB die Möglichkeit geben, den Wechselkurs zu beherrschen, kann eine Politik der Zunahme der Bankdepositen und der Beibehaltung einer ausreichenden Monetisierung der Wirtschaft durchgeführt werden, ohne dass dies die Inflation anheizt. Die monetäre Poltik der ZB, die Redrado eingeführt hat, nach der die Geldmenge, definiert als M2 (Banknoten, die sich in Umlauf befinden, plus Giro- und Spardepositen), etwas weniger als das BIP zu laufenden Werten zunimmt, ist nur mit hohen Reserven möglich. Es ist gut, dass der ZB-Präsident periodisch die Reserven vor dem Zugriff von Politikern u.a. verteidigt. von Laptops zurückzuführen sei, die ab Werk mit rechtmässiger Software ausgestattet sind. *** Pelikan Argentina soll wieder vom Stammhaus kontrolliert werden. Der lokale Investmentfonds Fiduc verhandelt über den Verkauf des Kontrollpaketes an die Pelikan International Corporation über eine mexikanische Filiale. Der Verkauf soll innerhalb von 2 Monaten für U$S 5 Mio. abgeschlossen werden. Bis jetzt gehört Pelikan Argentina Fiduc, durch die von ihr kontrollierte Angel Estrada y Compañía. *** Nach Angaben an der Getreidebörse sind über 80% der Sojabohnenernte, rd. 13 Mio. ha, eingebracht. Beim Mais seien es 60%. Als Ursachen der hervorragenden Erträge werden Fortschritte in der Agrartechnik, genetisch verändertes Saatgut, Kunstdünger und moderne Landmaschinen, hervorgehoben, aber auch die besonders günstige Witterung. Von den beiden Hauptprodukten der Grobernte werden 46 Mio. t Sojabohnen und 22,5 Mio. t Mais erwartet. Der bisherige Sojaernterekord, im Vorjahr, betrug 40,5 Mio. t, der von Mais 20,5 Mio. t im Erntejahr 2004/5. Die Gesamternte würde etwa 93 Mio. t betragen, um 10% mehr als die 84 Mio. t des Rekordjahres 2004/5. *** Repsol YPF hat 3 Lastenhefte für eine internationale Ausschreibung der Provinzregierung von San Luis, für die Erschliessung von Erdölgebieten, gekauft. Sie befinden sich in Bolsón Beazley, Bolsón Estancia La Daisy und Bolsón Pampa de las Salinas. In den 70er Jahren wurden dort Erdölvorkommen festgestellt. In Beazley wollte damals die staatliche YPF unterirdische Höhlen ausnützen, um Erdgas zu speichern, mit dem im Winter Verbrauchsspitzen beliefert werden sollten. Die Provinz erklärt, dass mit dieser Ausschreibung ein anspruchsvolles Erdölprogramm beginne. In mehreren Gebieten sei die Wahrscheinlichkeit interessanter Erdölvorkommen gross. Die 3 Lastenhefte kosten einschliesslich geologischer Informationen $ 78.000, die erforderliche Mindestinvestition für die Erschliessungsarbeiten U$S 20 Mio. *** Nach 6 Jahren investiert die französische Casinogruppe wieder in Argentinien. Sie wird vor Jahresende in Córdoba Stadt eine Geschäftszentrale eröffnen, mit einem Supermarkt ihrer Libertadkette und einem Shopping mit 70 Lokalen. Es wird die 4. Verkaufsstelle von Casino in Córdoba Stadt und die 13. in Argentinien sein. Die Investition werde $ 65 Mio. betragen. Die letzte Neueröffnung von Casino war 2001 in Posadas Stadt. 08 sollen 3 weitere Verkaufsstellen eröffnet werden. In Buenos Aires Stadt betreibt Casino 10 Leader price Discountstores. Casino etablierte sich in Argentinien 1998 mit dem Kauf der Supermarktkette Libertad in Tucumán. *** Die Hotusa Hotelkette hat das Cataratas Hotel in Puerto Iguazú für E 10,5 Mio. gekauft. Das Luxushotel an der argentinisch-brasilianischen Grenze hat 133 Zimmer, 3 Präsidentensuites, Tennis-, Paddle- und Sonnabend, 19. Mai 2007 Fussballplätze und 2 Tagungssäle für 250 Teilnehmer. Nach der Akquisition des Claridge Hotels im September 06 ist dieser der 2. Kauf der Kette in Argentinien. Hotusa betreibt 74 Hotels in 10 europäischen und 3 amerikanischen Staaten. 41 derselben gehören den Eurostars Hotels Kette an. *** Der Staatsanwalt für Untersuchungen in der Verwaltung, M. Garrido hat in einem harten Bericht gegen die Einmischung der Regierung in das Statistikamt gefordert, dass Binnenhandelssekretär Moreno seines Amtes zu entheben sei. Er habe einen Plan zur Änderung des Verbraucherpreisindex geschaffen, mit dem Zahlen den politischen Anforderungen angepasst, und die Empfänger dieser amtlichen Zahlen irregeführt werden sollen. Dafür zählte er, als Ersatz von Graciela Bevaqua, einer technischen Beamtin, deren Absetzung einen Skandal im ganzern Amt hervorrief, mit der von ihm bestimmten Mitarbeiterin, Beatriz Paglieri, die im Januar ernannt wurde um heikle Angaben des Statistikamtes unter Kontrolle zu halten. Garrido forderte von Richter Canicoba Corral und vom Staatsanwalt Stornelli, der gegen Moreno wegen mutmasslicher Verletzung des statistischen Geheimnisses ermittelt, dass sie Moreno als Angeklagten verhören und forderte von Wirtschaftsministerin Miceli, die er als nicht belangt betrachtet, die zuständigen Verwaltungs-Disziplinarmassnahmen einzuleiten. Kabinettschef Alberto Fernández, der für Kirchner spricht, unterstützt indessen Moreno, der somit im Amt verbleiben wird. *** Der von E. Elsztain kontrollierte Landwirtschafts-Investmentfonds Cresud gab an der Börse bekannt, dass er das Landgut 8 de Julio in San Julián, Provinz Santa Cruz, für U$S 2,4 Mio. gekauft hat. Es seien 90.000 ha mit 15.000 Schafen. Über den Verkäufer, die Compalía Minera y Ganadera 8 de Julio, wurden keine Angaben gemacht. Es würden Infrastrukturinvestitionen vorgesehen sein, um den Bestand um weitere 10.000 Schafe zu erhöhen. *** Die multinationale Electronic Data System Corporation (EDS), die sich auf informatische Lösungen für Unternehmen spezialisiert, hat in Cor-doba ihre Zentrale für ganz Lateinamerika in Betrieb genommen. EDS konkurriert mit Motorola und Intel, und bedient vorwiegend Kunden der Industrie, Finanz, Gesundheitswesen, Kommunikation, Energie und Transport für Industrien für den Massnverbrauch. Die Provinz Córdoba subventioniert 2007 mit $ 300 im Monat einen Teil der Gehälter. Der Betrag wird bis 2012 schrittweise, im Verhältnis der geschaffenen Arbeitsplätze, erhöht. *** Chiles Luftfahrtbehörde bewilligt regelmässige Flüge der Sky Airlines nach Mendoza und Córdoba. Die Bewilligung der argentinischen ARGENTINISCHES TAGEBLATT Behörden steht noch aus. Sky Airlines begann vor einigen Jahren mit Charterflügen zwischen Chile und der Karibik und erweiterte ab 02 seine Flugziele in Chile. Das Unternehmen gehört dem deutschstämmigen chilenischen Unternehmer Jürgen Paulmann, Bruder des Inhabers von Cencosud, Jumbo, Easy und Disco. *** Der Präsident der Beratenden Versammlung Saudiarabiens, Saleh Bin Abdullah Bin Muhamad Bin Homaed gab anlässlich seines Aufenthltes in Argentinien bekannt, dass innerhalb von 20 Tagen eine Unternehmergruppe seines Landes kommt, die Interesse habe, in Argentinien zu investieren. Der Politiker führt eine bedeutende Mission seines Staates an, um die gegenseitigen Beziehungen zu vertiefen. *** Siemens, General Electric, Alston und Mitsubishi haben Angebote eingereicht, um den Energiepol Ingentis in Dolavon zu errichten und auszurüsten. Die Investition werde U$S 509 Mio. betragen. Hauptanteilseigner von Ingentis ist A. Ivanisevich, 39% gehören der Provinz Chubut. Es ist ein Dampf-Gas 500 MW Kombikraftwerk vorgesehen und ein Windkraftpark für 100 MW. 96% der Wärmekraft seien, mit Verträgen auf 5 bis 15 Jahre, bereits verkauft. Unter den Abnehmern befänden sich die Bunge Gruppe, Aceitera General Deheza, Acindar, Vicentín, Canteras Cero Negro, Pertroquímica Cuyo, Sipar, Ledesma Cemsa und Carril. *** Nach einer Veröffentlichung des Wirtschaftsminiseriums wurden vom 1. Quartal 06 bis zum 1. Quartal 07 um 6,3% mehr legale Arbeitsplätze geschaffen, die jetzt 6,39 Mio. betragen. Im Baugewerbe betrug die Zunahme der Arbeitsplätze 14,5%, bei Immobilien und Dienstleistungen für Unternehmen 11,1%, im Bergbau 10%, bei Finanzdienstleistungen 8,6% und in Hotels und dem Gastgewerbe 8,4%. Gegenüber dem letzten Quartal 06 nahmen die Arbeitsplätze um 0,74% zu. *** Sojaöl notierte in Chicago für kurzfristige Lieferungen zu U$S 765 pro t, dem höchsten Preis der letzten 20 Jahre. Die Preiserhöhung bewirkte auch Preiszunahmen der Sojabohnen und des Sojamehls. Bei einer angenommenen Ernte von 45/46 Mio. t wird mit einer Ausfuhr von mindestens 6,5 Mio. t Sojaöl gerechnet. Davon sind bereits 3 Mio. t an das Ausland verkauft, zu durchschnittlichen Fob-Preisen von U$S 600. *** Die Zuckerfabrik San Juan, in der Provinz Tucumán, wurde wegen Umweltverstössen gesperrt. Umweltsekretärin Picolotti warnte die Branche, dass bei Verletzung der Umweltnormen auch gegen andere Unternehmen vorgegangen werde. Die Schliessung sei aufgrund eines vom Staat und der Provinz unterzeichneten Abkommens durchgeführt worden. Die Fabrik habe die Vorschriften über Ga- sausstoss und Abwasserbehandlung nicht befolgt. *** Das Amt für Öffentliche Einnahmen (AFIP) hat die Frist für die Zahlung der Gewinn- und Vermögenssteuern vom 14. und 18. Mai auf den 24. verschoben. *** Der Unterstaatssekretär für öffentliche Einnahmen der Provinz Buenos Aires gab bekannt, dass 06 und im 1. Quartal 07, bei 112.000 in 3.444 Notariaten verbuchten Immobilienverkäufen, Stempelsteuerhinterziehungen von rd. 50% festgestellt wurden. Die Hinterziehung entstehe durch Erklärungen geringerer Verkaufswerte, aber auch durch unrichtige Erklärungen über die Art des Vertrages. *** Das Unterstaatssekretariat für Verbraucherschutz beginnt eine Aktion um festzustellen, ob die Geschäfte den laut Beschluss 7/02 verpflichteten Anschlag der Endverbraucherpreise durchführen. *** Zu den Angeboten mit denen die ZB jeden Dienstag flüssige Mittel am Platz aufnimmt, kommt ein neues Wertpapier. Es wird ein Nobac auf 4 Jahre, mit Badlarsätzen angepasst, sein. Der Badlarsatz ist der Zinssatz auf 30Tage, den Privatbanken für Einlagen von über $ 1 Mio. zahlen. *** Der EMAE-Index des Statistischen Amtes (INDEC), der eine grobe Schätzung des BIP darstellt, verzeichnet für März 07 eine interanuelle Zunahme von 7,6%, und gegenüber Februar eine von 0,9%. Somit lag das 1. Quartal 07 um 8% über dem Vorjahr. Das ist nach 5 Jahren ununterbrochenen Wachstums zu hohen Raten (über 9%), eine anormal hohe Zunahme, Im März verzeichnen finanzielle Dienste eine Zunahme von 14,5% gegenüber März 06, Transport und Fernverbindungen eine von 9,9%, das Bauwesen eine von 5,5% und die Industrie eine von 5,2%. *** Die Exporte stiegen im April gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um 9% auf u$s 4,26 Mrd., während die Importe um 23% auf u$s 3,14 Mrd. zunahmen, so dass der Handelsbilanzüberschuss um 18,3% auf u$s 1,12 Mrd. abnahm. Die Importzunahme wurde durch höhere Importe von Kapitalgütern und deren Zubehör- und Ersatzteile (Einschliesslich Computer und Telefonzentralen), und Rohstoffen und Halbfabrikaten bedingt, was im Zuge des hohen Wirtschaftswachstums normal ist. Die Exporte nahmen mengenmässig im März nur um 1% zu, während 8 Punkte der Zunahme von 9% auf höhere Preise eintfielen. In den ersten 4 Monaten 07 lag der Anteil der Industrieprodukte landwirtschaftlichen Ursprungs und der reinen Industrieprodukte bei je 32%. Rohstoffe hatten einen Anteil von 21% und Brennstoffe und Energie einen von 15%. Von den Exporten der ersten 4 Monate gingen 9 24% an die Mercosur-Staaten, 19% an Staaten des fernen Ostens (China, Indien, Japan u.a.), 17% nach der EU und 11% nach den NAFTA-Staaten. Von den Importen stammen 37% aus dem Mercosur, 19% aus dem fernen Osten, 18% aus der EU und 16% aus den NAFTA-Staaten. *** Der Index der Industrieproduktion des INDEC, benannt EMI („Estimador Mensual Industrial“) verzeichnet im April eine interanuelle Zunahme von 6,8%. Die höchsten Zunahmen verzeichnen die KfzIndustrie, die Chemie für die Landwirtschaft, die Glasindustrie und Kunstfasern. *** Die nationale Kommission für die Verteidigung der Konkurrenz hat den Kauf des Schlachthofes Consignaciones Rurales durch Swift (angeblich für u$s 17 Mio.) genehmigt. Somit besitzt das grösse brasilianische Rindfleischunternehmen, JBS.Friboi schon 5 Schlachthöfe in Argentinien, und ausserdem die Marke Cabaña Las Lilas und Anlagen für Fleischkonserven. Consignaciones Rurales betreibt einen Schlachthof in Berazategui, mit einer Kapazität von bis zu 1.000 Rindern pro Tag. Verkäufer war Rodolfo Constantini, Besitzer des Frigorífico Rioplatense. *** Die interamerikanische Entwicklungsbank (BID) hat einen Krtedit von u$s 40 Mio. an Argentinien genehmigt, von dem u$s 25,6 Mio. für Bergbauvorhaben bestimmt sind, und der Rest für Umweltprogramme. Der Kredit läuft auf 25 Jahre, mit 6 Jahren Karenzfrist und einem veränderlichen Zinssatz. *** Ende Mai übertragen die Rentenkassen (AFJP) dem Staat etwa u$s 1,7 Mrd. an Staatsbonds, Fristdepositen, Aktien u.a. Anlagen, die auf 163.000 Lehrer, Wissenschaftler, Diplomaten und Richter entfallen, die automatisch in das staatliche System übergehen. Der Betrag wird als ausserordentliche Einnahme des Schatzamtes gebucht, da diese Berufsgruppen sich voll gemäss den Bestimmungen pensionieren, die auf jeden Fall für sie gelten, und dabei keinen Teil der Pension von den AFJP-Kassen erhalten. Insgesamt sind 410.000 Beitragende des privaten System auf das öffentliche überggegangen. Doch in den normalen Fällen behalten sie das angesammelte Kapital in den Kassen, die einen Teil der Pension tragen, der ihrem Beitrag plus Zinsen entspricht. *** Sojabohnenöl notierte an der Börse von Chicago am Donnerstag zum Rekordpreis von u$s 770 die Tonne, was für Argentinien zusätzliche Exporteinnahmen zwischen u$s 400 und u$s 600 Mio. bedeutet. Die Hausse wird auf eine hohe Nachfrage von China und Indien zurückgeführt, wobei in den USA mit einer geringeren Produktion von Sojabohnen gerechnet wird, weil die Landwirte auf Mais übergegangen sind, dessen Preis Sonnabend, 19. Mai 2007 sehr stark gestiegen ist. *** Die Regierungen Argentiniens und von Qatar unterzeichneten ein Abkommen, um einen regulären Luftfahrtdienst einzurichten. *** Die spanische Cortansa hat in Mendoza-Stadt eine Fabrik für Korken für Weinflaschen für E 300.000 eingerichtet, in die in einer zweiten Etappe weitere E 200.000 investiert werden sollen. *** Die Bulbarella-Gruppe kündigte eine Investition von u$s 25 Mio. an, um ein Immobilienprojekt in Tigre (genau, Rincón de Milberg) auf 75 ha in Angriff zu nehmen. ARGENTINISCHES TAGEBLATT Nachdem durch Gesetz 26.060 eine Subvention für den Baumwollanbau geschaffen wurde, wurde durch Dekret 527/07 (Amtsblatt vom 17.05.07) ein Register geschaffen, in dem sich die Antragsteller einzutragen haben. *** Das indische Unternehmen Punjab Chemicals hat 89% der lokalen Sintesis Química für $ 28 Mio. gekauft. Das Unternehmen erzeugt bestimmte Chemikalien und biologische Produkte für die Landwirtschaft, und wurde vor 55 Jahren von Jorge Giambiagi gegründet, der er es angeblich jetzt verkauft, weil er an die 80 Jahre alt ist und keinen Nachfolger hat. WIRTSCHAFTSÜBERSICHT Wirtschaftsplanung: W unschdenken Wunschdenken und Meidung der Probleme Es ist normal, dass bei der Wirtschaftspolitik die kurzfristigen Ziele vor den mittel- und langfristigen Vorrang haben. Die Kirchner-Regierung ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Dennoch sollten sich die Regierenden Gedanken über die Zukunft machen, und in bestimmten Aspekten die langfristige Sicht der Wirtschaftsproblematik berücksichtigen. Und das hat diese Regierung, in krassem Gegensatz zu der von Menem, überhaupt nicht getan. Sie liess einfach geschehen, profitierte von einer günstigen internationalen Konstellation, der technologischen Revolution und den hohen Investitionen der 90er Jahre, und nutzte den Aufschwung, der die letzten Jahre begleitete, politisch aus. Was Kirchner mit viel Geschick getan hat. Nach mir die Sintflut! scheint dabei sein Motto gewesen zu sein. Doch jetzt scheint sich Präsident Kirchner doch Sorgen um die Zukunft zu machen, nachdem er oder seine Gattin höchstwahrscheinlich ab 10. Dezember regieren werden. In diesem Sinn hat er seiner gehorsamen Wirtschaftsministerin Felisa Miceli die Anweisung erteilt, einen Zehnjahresplan auszuarbeiten, der Ende der Vorwoche im Regierungsgebäude vor Kabinettsmitgliedern, Gouverneuren u.a. vorgestellt wurde. Kirchner sagte bei dieser Gelegenheit, am 10. Dezember werde das Land so weit sein, dass es aus der Hölle herausgekommen sein werde, in die es in der Krise (2001/02) geraten sei, wobei die Herausforderung jetzt darin bestehe, „das Land in strategischen (langfristigen) Kategorien zu denken“. Kirchner will offensichtlich seine (erste?) Regierungsperiode nicht mit dem Vorwurf beenden, dass er nur kurzfristig gedacht und gehandelt habe. Der Entwurf des Planes, um dessen Ausarbeitung sich die Ministerin gewiss nicht besonders bemüht hat, soll jetzt den Provinzregierungen vorgelegt werden, damit sie Kritik üben und Beiträge leisten. Auch andere sollen laut Miceli durch den Plan angeregt werden, Ideen und Vorschläge vorzubringen. Das tun wir an dieser Stelle ständig. Vor Jahresende soll der Plan in seiner „endgültigen“ Fassung fertig sein. Für die nächste Regierung hat dies allerdings nur Sinn, wenn es die gleiche ist, mit Néstor oder Cristina Kirchner an der Spitze. Ein anderer Präsident würde einen eigenen Plan vorlegen und sich nicht an den seines Vorgängers halten. Wobei in der Praxis die Wirtschaftspolitik ohnehin weiter von der Konjunktur und den unmittelbaren Umständen bedingt sein wird. Langfristige Pläne, wie sie schon mehrmals in Argentinien vorgelegt wurden, enden in den Regalen der Bibliotheken und geraten bald in Vergessenheit. Das missverstandene Mehrwertkonzept Der Plan bezieht sich auf die Förderung bestimmter Tätigkeiten, die ziemlich willkürlich gewählt wurden, ohne Begründung dieser Prioritäten: Nahrungsmittel, Pharma, Chemie für die Landwirtschaft, Informatik- und Fernbverbindungs-technologien, Kernkraft- und Satellitentechnologie, Kapitalgüter, Tourismus, kulturelle Dienste, Kfz-Produktion, Textilien, Holz und Bauwirtschaft. Dabei wird die Schaffung von Mehrwert in den Vordergrund gestellt, der durch Verkettung von Tätigkeit, vom Rohstoff bis zum Endprodukt, geschaffen werden soll. Ministerin Miceli sagte, was gegenwärtig am meisten in der Produktionsstruktur wiege, sei die Produktion und der Export von Commodities, und das sei keine Option im Sinne eines nachhaltigen Wachstums. In der Tat bestehen die Exporte zu über 90% aus Commodities der Landwirtschaft, des Bergbaus und der Industrie. Dabei ist es der Wirtschaft jedoch sehr gut gegangen, besonders in den letzten Jahren, in denen die Preise dieser Produkte stark gestiegen sind. Auf dem Weltmarkt verkauft man das, was die anderen kaufen wollen und was man zu niedrigen Kosten erzeugen kann, und das sind im argentinischen Fall weitgehend Commodities. Das Konzept des Mehrwertes wird dabei missverstanden. Bei der Landwirtschaft besteht im Zuge der Modernisierung eine zunehmende Bedeutung des Mehrwertes, der sowohl in der Verwendung von Düngenmitteln u.a Chemikalen, wie in Landmaschinen und Technologie besteht, die die Verpflichtung von allerlei Fachleuten mit sich bringt. Der strukturelle Unterschied zwischen Landwirtschaft und Industrie wird, was die Wertschaffung betrifft, immer geringer. Ausserdem ist in den letzten Jahren die Verarbeitung von Ölsaaten zu Öl und Mehl stark gestiegen. Und Häute werden ohnehin seit Jahrzehnten fast alle im Lande gegerbt. Die Tendenz der Verarbeitung von Rohstoffen im Land ist allgemein bemerkbar. Gewiss wäre es möglich, in diesem Sinn weiter zu gehen; aber die Industriestaaten hemmen dies bewusst, indem sie Differenzialzölle erheben, also sehr niedrige bei Rohstoffen und relative hohe auf die verarbeiteten Produkte. Rinderhäute zahlen in der EU einen Zollsatz von 3%, Leder hingegen 12%. Auf den Mehrwert bezogen, kommen Zölle von über 100% heraus. Um überhaupt Speiseöl, Sojamehl, gegerbte Häute u.a. Produkte exportieren zu können, muss Argentinien sie subventionieren, einmal durch Exportsteuern beim Export der Rohstoffe, die dadurch im Inland billiger werden, und dann durch sogenannte Exportrückvergütungen. Der argentinische Fiskus zahlt, und der EGFiskus kassiert. Der ärmere subventioniert den Reichen! Dieses 10 Problem wird jedoch kaum erwähnt, und auch bei den WHOVerhandlungen erscheint es nur am Rande. Die Ministerin hat eine gute Gelegenheit verpasst, um diesen irritierenden Fall hervorzuheben. Allgemein ist es nicht so, dass jedes Land seine eigenen Rohstoffe bis zum Endprodukt verarbeitet. Jedes Land, auch Argentinien, verwendet importierte Rohstoffe und Halbfabrikate, und exportiert andere. Eine moderne Industrie ist ohne Integrierung in die Weltwirtschaft undenkbar. Endprodukte, seien es Konsumgüter oder Kapitalgüter, haben überall einen bestimmten Anteil an importierten Teilen, der bei effizienten Unternehmen hoch zu sein pflegt. Die Grundlagen des Planes Frau Miceli hob hervor, dass eine der Grundlagen des Planes in der Schaffung einer „diversifizierten und integrierten“ Produktionsstruktur bestehe. Das bedeutet im Prinzip eine zunehmende Abschottung der Wirtschaft, was der Entwicklung der Weltwirtschaft, mit zunehmendem Handel, zuwider läuft. Im Prinzip sollte auch Argentinien sich bemühen, an der weltweiten Expansion des Aussenhandels mitzumachen und dabei seine relativen Vorteile zur Geltung zu bringen. Argentinien wird in den kommenden Jahren zunehmend Kapitalgüter importieren müssen, und muss somit entsprechend mehr exportieren. Will man die Maschinen und Anlagen, um die es hier geht, im Inland erzeugen, verliert man den technologischen Fortschritt, der in diesen Kapitalgütern enthalten ist, und auch die Finanzierungsmöglichkeiten. In der Nachkriegszeit hat Perón bewusst auf wirtschaftliche Autarkie gesteuert, weil er von einem unmittelbaren dritten Weltkrieg überzeugt war. Argentinien hat dabei den Anschluss an den Aufschwung der Weltwirtschaft verpasst, was dem Land geschadet hat. Zwei Mal den gleichen Fehler, das wäre gewiss zu viel. Die Ministerin wiederholte dann, dass die Grundlagen der Wirtschaftspolitik im hohen realen Wechselkurs, dem Fiskalüberschuss und der besseren Einkommensverteilung bestehe. In der Tat ist es jedoch so, dass der reale Wechselkurs immer weniger hoch ist, weil sonst die Inflation angespornt würde, und dass der Haushaltsüberschuss in absehbarer Zeit Sonnabend, 19. Mai 2007 zu verschwinden droht. Und was die Einkommensverteilung betrifft, so hat man den Eindruck, dass die Regierung nicht weiss, wie sie dieses Problem anpacken soll, ohne dabei inflationäre Kräfte auszulösen, die schliesslich den Armen schaden. Die langfristige Inflationsproblematik hat die Ministerin überhaupt nicht erwähnt, wie wenn die Inflation keine Rolle spielen würde. Frau Miceli sprach auch von einer Änderung der Produktionsstruktur („cambiar la matriz productiva“) und der Umkehrung der Asymmetrien, die in den verschiedenen Gegenden bestehen, besonders in den verarmten Provinzen des Nordens. Das klingt alles reichlich hohl. Die Engpässe Über die wirklichen Probleme, um die es bei einer langfristigen Wirtschaftspolitik geht, hat die Wirtschaftsministerin kein Sterbenswörtchen gesagt. Halten wird fest: 1. Damit die Versorgung mit elektrischem Strom mit dem BIPWachstum Schritt hält, muss viel investiert werden. Es bestehen jedoch keine Spielregeln, die die Privatunternehmen anspornen, in ausreichendem Ausmass zu investieren. Der Staat kann auch nur einen geringen Teil der Mittel aufbringen, die für diesen Zweck notwendig sind. Bei der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank werden kaum Kredite für diesen prioritären Zweck gefordert. Unbegreiflich! Kommt ein wasserarmes Jahr, ist bezüglich der Stromversorgung der Teufel los. 2. Die Erdöl- und Gasreserven nehmen ständig ab. Es besteht kein Programm und auch keine Rahmenordnung, um Forschungsinvestitionen in hohem Umfang anzuspornen. Sollte es nicht ausreichende neue Lager geben, muss schliesslich eine andere Energiepolitik ausgearbeitet werden, mit Schwergewicht auf anderen Energiequellen. Das müsste jedoch schon bald beschlossen werden, da auf diesem Gebiet Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, erst in mehreren Jahren wirksam sind. 3. Die wirtschaftliche Expansion stösst zunehmend an ein Finanzierungsproblem. Die Zerstörung des Bankensystems, die im Zuge der Krise 2001/02 in unverantwortlicher Weise vollzogen wurde, wirkt sich langfristig sehr negativ auf die Möglichkeiten der Industrie aus. Mit einem Kredit an die Privatwirtschaft, der knapp 11 ARGENTINISCHES TAGEBLATT über 10% des BIP liegt, dazu noch mit hoher Beteiligung von Konsumkrediten, und praktisch ohne mittel- und langfristige Kredite, kann eine Wirtschaft nur mit Mühe wachsen. Auch die Möglichkeiten der Unterbringung von Aktien und Obligationen auf dem Kapitalmarkt sind sehr begrenzt. Auslandsfinanzierung ist praktisch nur für multinationale Unternehmen möglich. Kein Wunder, dass sie immer mehr vordringen. Das Konzept des Gegensatzes zwischen sogenannten produktiven Bereichen, an erster Stelle Industrie, und dem Finanzbereich, das ex-Präsident Eduardo Duhalde zur Grundlage seiner Wirtschaftspolitik machte und heute noch für richtig hält, ist verhängnisvoll. Brasilianische Unternehmen kaufen argentinische in grossem Umfang u.a. weil sie in ihrem Land mit einer grosszügigen Finanzierung zählen, was bei den argentinischen nicht der Fall ist. Die Finanzierungsproblematik bedarf einer grundlegenden Klärung. Lokale Unternehmen sollten auch die Möglichkeit haben, schwarze Gelder, die sich im Ausland befinden, weisswaschen und für Investitionen einsetzen zu können. 4. Eine wachsende moderne Wirtschaft braucht immer mehr gut ausgebildete menschliche Ressourcen. Die Ausbildungsproblematik erfordert auf allen Stufen und Bereichen Reformen. Der Umstand, dass in den Universitäten Studenten der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in übertriebener Weise überwiegen, obwohl ohnehin schon Überschuss an diesen Akademikern besteht, während auf der anderen Seite technische Karrieren, besonders Informatik, wenig Interesse finden, sollte korrigiert werden. Die Informatik muss stark vorangetrieben werden, um den Anschluss an die Modernität zu finden. Auch Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler u.a. müssten auf diesem Gebiet ausgebildet werden. Hinzu kommt hier noch, dass weltweit Mangel an Fachleuten der Computertechnik besteht, so dass viele gute lokale Fachleute in die USA u.a. Länder auswandern. Eine langfristige Planung umfasst noch viele andere Gebiete, wie die Armutsproblematik und die Eingliederung grosser Teile der Gesellschaft in den Wirtschaftsprozess, die Rinderwirtschaft u.a. Lassen wir es jedoch mit den oben aufgeführten Themen einstweilen bewenden. Der Plan, den Wirtschaftsministerin Miceli vorgestellt hat, sofern man ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann, ist wirklich dürftig. Es ist bedenklich, dass die Regierung, und besonders die Wirtschaftsfüh- rung, ein so primitives, konfuses und politisiertes Bild der Wirtschaft hat, und sich keine Gedanken über die Probleme macht, die auf uns zukommen. Der hohe Zahlungsbilanzüberschuss und die Konsequenzen Die Zahlungsbilanz weist dieses Jahr einen bedeutenden Überschuss auf, der in diesen Monaten wegen der hohen Exporte von Mais und Sojabohnen stark zunimmt. Um den Kurs bei $ 3,10 je Dollar zu halten, muss die ZB diesen Überschuss aufkaufen. Im April waren es u$s 1,60 Mrd., gegen U$s 1,05 Mrd. im gleichen Vorjahresmonat, und in vier Monaten 2007 u$s 5,34 Mrd., 46% mehr als die u$s 3,64 Mrd. des Vorjahres. Dabei war der Handelsbilanzüberschuss in dieser Periode geringer als im Vorjahr. Für ganz 2007 wird damit gerechnet, dass die Bank insgesamt über u$s 16 Mrd. wird kaufen müssen, gegen u$s 14 Mrd. 2006. Die ZB-Reserven werden somit zum 31. Dezember um die u$s 50 Mrd. betragen. Liesse die ZB die volle Monetisierung dieses Überschusses zu, hätte das untragbare inflationäre Folgen. Doch die Bank sterilisiert diese Fonds mit verschiedenen Mitteln. Dieses Jahr wurde 85% der resultierenden Emission durch Ausgabe der ZB-Wechsel Lebac und Nobac kompensiert. Das beschränkt die Kreditfähigkeit der Banken, wobei Kredite an die Privatwirtschaft mit knapp über 10% des BIP ohnehin schon anormal niedrig sind. Auch das Schatzamt hat zur Sterilisierung beigetragen, mit dem Überschuss, der jetzt schon $ 7 Mrd. erreicht, der zum Teil in Dollar angelegt wurde. Angeblich soll das Schatzamt jetzt der ZB höhere Mittel für Dollarkäufe beisteuern, die einen sogenannten Krisenfonds bilden. Es wäre vernünftiger, wenn das Schatzamt Staatstitel in Dollar am Markt kaufen würde. Dies hätte etwa die gleiche monetäre Wirkung, würde jedoch Zinsen sparen und kurserhöhend wirken, so dass dann die effektive Rendite der Papiere abnimmt, was sich auf Zinsen für die Ausgabe neuer Titel auswirkt. ZB-Beamte haben schon in der Vorwoche die Banken gebeten, sie mögen ihre flüssigen Mittel in höherem Ausmass in Dollar anlegen. Während der Krise 2001/02 wurde die Haltung von Devisen bei Banken auf 15% ihrer Aktiven be- schränkt. Vor einem Monat wurde diese Grenze erhöht, was jedoch nicht die geringste Wirkung hatte, da die Devisenguthaben der Banken unter 15% lagen, und die Banken wenig Interesse zeigten, mehr zu kaufen. Den Banken wird von der ZB nahegelegt, dass es für sie günstiger ist, wenn sie freiwillig Devisen kaufen, als wenn die ZB die Mindestreserven erhöht, wie es angeblich geschehen soll, wenn die ZB weiter so hohe Dollarmengen kaufen muss. Bei dieser Konstellation hat die Devisenberwirtschaftung überhaupt keinen Sinn. Ohnehin ist es widersinnig, dass Exporteure Devisen abliefern, also in Pesos umtauschen müssen, und dann bei Zahlungen im Ausland wieder kaufen müssen. Dabei verdienen die Banken gutes Geld; aber der Export wird verteuert. Ohne Devisenbewirtschaftung würden die Exporteure die Devisen ins Land bringen, sobald sie sie brauchen, oder sie würden sie direkt an Importeure verkaufen oder Schulden tilgen. Die ZB hat durch Mitteilung A 4662 eine Zahl von Fällen aufgeführt, bei denen die Überweisung künftig frei ist, also keiner Genehmigung der ZB bedarf. Das beschränkt sich jedoch auf Personen, die nicht im Land wohnhaft sind, oder Unternehmen ohne Sitz in Argentinien. In diesen Fällen können finanzielle Schulden, Importe, Erbschaften, Zinsen und Kreditamortisationen gezahlt werden. Bei direkten Investitionen wird auch die Rücküberweisung gestattet, aber nur sofern das Geld 365 Tage im Land geblieben ist. Bisher konnten in all diesen Fällen nur u$s 2 Mio. monatlich überwiesen werden, wobei höhere Beträge jeweils eine Genehmigung der ZB bedurften. Diese Massnahmen der ZB zeugen vom bürokratischen Geist, der dort herrscht. Warum werden Überweisungen in diesen Sonderfällen liberalisiert und nicht in anderen, oder nicht allgemein? Die Devisenbewirtschaftung wurde in Argentinien in den 30er Jahren eingeführt, dann unter Perón verschärft und erst 1960 unter Präsident Frondizi abgeschafft. 1964 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 19. Mai 2007 führte sie der UCR-Präsident Illia wieder ein, und sie verblieb mit Änderungen bis 1991, als sie Wirtschaftsminister Cavallo wieder abschuf. Der gleiche Cavallo hat die Devisenkontrolle dann im November 2001 wieder eingeführt, um dem hohen Kapitalabfluss entgegen zu wirken. Das war jedoch als Krisenmassnahme gedacht, nicht als ständiges System. Jetzt, da die Lage genau die entgegengesetzte ist, nämlich, dass zu hohe Devisenbeträge ins Land strömen, ist die Devisenbewirtschaftung einfach absurd. Nebenbei bemerkt, hätte die Einführung eines völlig freien Devisenverkehrs einen geringen Einfluss auf den Dollarmarkt, da die Exporteure die Devisen, die sie bei ihren Geschäften erhalten, zum allergrössten Teil kurzfristig in Pesos umwandeln müssen, um die Ware zu bezahlen, die sie im Inland gekauft haben oder Bankkredite zu tilgen, die sie für diesen Zweck aufgenommen haben. Aber auch wenn das Devisenangebot nur um einige Millionen Dollar pro Tag abnimmt, so ist das auf alle Fälle ein Beitrag zur Lösung des Problems. Argentinischer Aussenhandel In Mio. Dollar Ausfuhren Einfuhren Saldo 2006 April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 3.813 4.150 3.817 3.794 4.232 4.065 4.225 4.109 4.240 (3.559) (3.666) (3.416) (3.571) (3.786) (3.479) (3.419) (3.230) (3.527) 2.547 2.825 2.860 2.854 3.283 3.170 3.254 3.237 2.323 (2.379) (2.479) (2.724) (2.354) (2.625) (2.468) (2.503) (2.708) (2.494) 1.266 1.325 957 940 949 895 971 872 1.917 (1.180) (1.188) (692) (1.222) (1.161) (1.011) (916) (522) (1.034) 2007 Januar Februar März April 3.368 3.511 4.097 4.261 (3.160) (3.032) (3.538) (3.813) 2.950 2.791 3.418 3.139 (2.323) (2.326) (2.724) (2.547) 418 720 679 1.122 (837) (706) (814) (1.266) Quelle: Indec, Vorjahr (...), * Provisorische Zahlen 12