Pechiney nimmt Alcan-Angebot an - neue
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Pechiney nimmt Alcan-Angebot an - neue
28 neue verpackung> 10.2003 aktuell> Unternehmen Nachgebessert Pechiney nimmt Alcan-Angebot an Der Verwaltungsrat der Pariser Aluund Packmittelgruppe Pechiney S.A. hat jüngst das Angebot der kanadischen Gruppe Alcan zur Übernahme des Unternehmens akzeptiert. Es belaufe sich nunmehr auf 47,5 Euro pro Aktie plus einem weiteren Euro, wenn die Höhe der Subskription mindestens 95 Prozent erreiche. > Nach eingehender Abwägung des nachgebesserten Angebots und der Vorzüge eines Zusammengehens mit Alcan im Vergleich zu einer Fortführung der Selbständigkeit von Pechiney sei der Rat zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Offerte das beste erreichbare Ergebnis für die Aktionäre darstelle, heißt es in der Pressemitteilung. Für die Mitarbeiter der Gruppe eröffne sich durch den Zusammenschluss die Möglichkeit, an der Schaffung eines Weltmarktführers im Alu- und Packmittelbereich mitzuwirken. Der Aufsichtsrat erinnert jedoch daran, dass dieses letzte Angebot noch die entsprechenden Hürden der Wettbewerbsbehörden in Brüssel und den USA nehmen muss. Alcan werde es am kommenden Dienstag offiziell vorlegen. Pechiney ist an den Börsen in Paris und New York notiert. Die drei Hauptaktivitäten der Gruppe bestehen aus der Aluminium-Herstellung, -Verarbeitung und der Herstellung von Packmitteln, insbesondere Tuben und hochwertige Luxus-Verpackungen für den Hygiene- und Kosmetikbereich. Der letzte Jahresumsatz erreichte 11,9 Mrd. Euro. Das Pariser Unternehmen beschäftigt weltweit 34.000 Mitarbeiter. Pechiney-Chef Rodier pokerte Pechiney hatte sich Monate lang gegen die nunmehr gut geheißene Übernahme durch die Kanadier mit dem Argument zur Wehr gesetzt, dass das Eingangsangebot dem echten Wert des Unternehmens nicht gerecht werde und zu niedrig sei. Nach einem letzten längeren Poker in den vergangenen zwei Wochen zeichnete sich jedoch eine Einigung zwischen den beiden Gruppen ab, die ohnehin vor drei Jahren schon miteinander fusionieren wollten, damals damit jedoch an Brüsseler Auflagen scheiterten. Auch hatte vor wenigen Tagen die Pariser Regierung erklärt, dass sie gegen eine Übernahme von Pechiney durch Alcan keine Einwände habe. Damit schienen die Weichen endgültig auf freie Fahrt gestellt. Rückblick: In der Frage des Übernahmeangebots, das die kanadische AluGruppe Alcan Anfang Juli bezüglich ihres Pariser Mitbewerbers Pechiney S. A. unterbreitet hat und von dieser als „unfreundlich“ qualifiziert wurde, war ein echtes Pokerspiel entbrannt. Wochenlang herrschte zwischen den beiden Unternehmen Funkstille. Beide Seiten beharrten auf ihren Positionen: Die AlcanFührung mit Travis Engen an der Spitze stellte sich taub gegenüber der Pechiney-Forderung nach einem höheren, aus Sicht der Franzosen wertadäquateren Angebot als dem von 41 Euro pro Aktie, während die Kanadier mit mehrseitigen Anzeigen in der französischen Presse die Pechiney-Aktionäre von den Vorzügen ihrer Offerte zu überzeugen versuchten und Pechiney-Chef Jean-Pierre Rodier mit drei anderen internationalen Alu-Akteuren Gespräche über eine Alternative zu dem kanadischen Vorstoß führte. Zwischendrin hieß es sogar, Pechiney sei bereit, sich von seinen Packmittelaktivitäten zu trennen und diese zu verkaufen, um die Attraktivität der Gruppe für Alcan zu vermindern. Noch am 1. September hieß es, dass Pechiney entsprechende Verhandlungen „mit mindestens drei“ Unternehmen führe, darunter der schwedischen Gruppe Tetra Laval und den beiden britischen Unternehmen Rexam und Anglo Packaging. neue verpackung> 10.2003 Dazu gab es von Pechiney weder ein Dementi noch eine Bestätigung: Das Schweigen in dieser Frage dürfte jedoch integraler Bestandteil der Pokerpartie gewesen sein, die sich seit Juli zwischen beiden Seiten des Atlantik abspielte. Dass EU-Kommissar Mario Monti den Kanadiern ernsthafte Hindernisse in den Weg legen wird, ist unwahrscheinlich. Zumal Alcan-Chef Travis Engen diesmal offenbar gründlich vorarbeitete und die Lehren aus der Erfahrung von vor drei Jahren gezogen hat, als die EU-Behörde die damals geplante Dreierfusion zwischen Alcan, Pechiney und Algroup durch hohe Abtretungsauflagen zunichte machte. Alles wartet jetzt vor allem auf die Brüsseler Entscheidung. Derweil fragen sich in Paris mehr und mehr Beobachter des Pokers, ob Jean-Pierre Rodier sich dabei eher als schlechter Spieler erwies – immerhin war er es ja, der vor vier Jahren die trei- Unternehmen bende Kraft für das gescheiterte Dreierfusionsprojekt gewesen ist – oder als besonders gewiefter Taktierer in die Pechiney-Historie eingeht, der letztlich mehr für sich und seine Gruppe herauszuholte, als zunächst angeboten wurde. Aus der Brüsseler EU-Bürokratie sind keine Hindernisse zu erwarten Die Frage, was aus ihm selbst und seinem Management nach Vollzug der Fusion werden soll, will er in Geheimverhandlungen mit Alcan geklärt haben, sagte er kürzlich in einem Interview. Seit dieses Hindernis aus dem Wege geräumt war, ging es offensichtlich und tatsächlich wohl „nur“ noch um mehr Geld – und damit nolens, volens in die von Alcan intendierte Zwangsehe. Bleibt die große Frage nach der Zukunft von Pechiney Emballages mit den beiden Töchtern Cebal (Tuben) und Techpack In- <aktuell ternational (TPI; Hygiene- und LuxusKosmetikbedarf) und zahlreichen weiteren Firmen im In- und Ausland. Die Pariser Gruppe ist nach eigenen Angaben fünftgrößter Packmittelfabrikant in Europa, Weltmarktführer bei Barriere-Kunststoffflaschen für Nahrungsmittel und Getränke, Nummer eins in der Welt bei Verschlusskapseln und -Abdeckungen, Weichtuben und Alu-Aerosolen. Der jüngste Jahresumsatz im Packmittelbereich lag bei rund 2,3 Mrd. Euro, was 20 Prozent vom Gesamtkonzernumsatz darstellt. Erzielt wurde er von 16.150 Mitarbeitern an 91 Standorten in 17 verschiedenen Ländern. Bezogen auf die diversen Packmittelgruppen, verteilte sich der Umsatz wie folgt: 47 Prozent flexible Verpackungen, 21 Prozent Tuben, 16 Prozent Verpackungen für Luxuskosmetikprodukte, 8 Prozent Kunststoff-Flasche, 4 Prozent Verschlusskapseln, 4 Prozent Aerosoldosen. >| 29