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Fazil Say – »Istanbul-Sinfonie«
Abo: Zeitinsel II – Fazil Say – »Istabul-Sinfonie«
Im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010
In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen
während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!
2,50 E
4I5
1001 Nacht im Harem
Mittwoch, 10.03.2010 · 20.00
WDR Sinfonieorchester Köln ·
Howard Griffiths Dirigent · Patricia Kopatchinskaja Violine
Fazil Say (geb. 1970)
Nikolai Rimsky-Korsakov (1844 – 1908)
»Scheherazade« op. 35 (1888)
Largo e maestoso
Lento
Andantino quasi allegretto
Allegro molto
Slava Chestiglazov Solovioline
– Ende ca. 21.50 Uhr –
Konzert für Violine und Orchester »1001 Nacht im Harem« (2007)
Deutsche Erstaufführung
Allegro
Allegro assai
Andantino
Ohne Bezeichung
– Pause ca. 20.45 Uhr –
Einführung mit Intendant Benedikt Stampa um 19.00 Uhr im Komponistenfoyer
6 I 7
Programm
Kammermusikabend Fazil Say
Donnerstag, 11.03.2010 · 20.00
Konzert mit dem Exklusivkünstler des KONZERTHAUS DORTMUND, Fazil Say
Patricia Kopatchinskaja Violine · Priya Mitchell Violine · Vladimir Mendelssohn Viola ·
Çag Erçag Violoncello · Fazil Say Klavier
Abo: Solisten II – Höhepunkte der Kammermusik
Joseph Haydn (1732 – 1809)
Klaviertrio A-Dur Hob. XV:18 (1794)
Allegro moderato
Andante
Allegro
Fazil Say (geb. 1970)
Streichquartett (2010)
Uraufführung
Auftragskomposition des KONZERTHAUS DORTMUND
Allegro
Andante
Presto
Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975)
Klaviertrio Nr. 2 e-moll op. 67 (1944)
»In memoriam Iwan Sollertinski«
Andante
Allegro con brio
Largo
Allegretto
– Ende ca. 21.45 Uhr –
Ulvi Cemal Erkin (1906 – 1972)
Klavierquintett (1943)
Moderato
Adagio mesto
Ritmico e energico
Allegro vivo
– Pause ca. 20.40 Uhr –
Förderer der Reihe Höhepunkte der Kammermusik SPARKASSE DORTMUND
8 I9
Programm
Fazil Say & Friends
Freitag, 12.03.2010 · 20.00
Konzert mit dem Exklusivkünstler des KONZERTHAUS DORTMUND, Fazil Say
Fazil Say Klavier, Moderation · Patricia Kopatchinskaja Violine ·
Burhan Öçal Perkussion
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Fazil Say
Zwölf Variationen über »Ah, vous dirai-je Maman« C-Dur KV 265 (1778)
»Summertime« Fantasie für Klavier nach George Gershwin (2006)
Allegretto aus der Sonate für Klavier A-Dur KV 331 »Alla Turca« (1783)
Béla Bartók (1881 – 1945)
Fazil Say (geb. 1970)
»Black Earth« für Klavier solo (1997)
Sonate für Violine und Klavier op. 7 (1997)
Introduction: Melancholy
Grotesque
Perpetuum mobile
Anonymous…
Epilogue: Melancholy
Maurice Ravel (1875 – 1937)
Rumänische Volkstänze Sz 56 (1915)
Transkription für Violine und Klavier von Zoltán Székely
Joc cu Bâta (Stabtanz)
Brâul (Gürteltanz)
Pe Loc (Der Stampfer)
Buciumeana (Horntanz)
Poarga Româneasca˘ (Rumänische Polka)
Maruntel
˘ . (Schnelltanz)
Burhan Öçal (geb. 1953)
Improvisation für Darbuka solo
Blues aus der Sonate für Violine und Klavier G-Dur (1927)
Dave Brubeck (geb. 1920)
Jorge Sánchez-Chiong (geb. 1969)
10/8 (»Take 5«) für Klavier und Perkussion (1959)
»Blue Rondo a la Turk« für Klavier und Perkussion (1958)
Crin für Violine solo (1997)
– Pause ca. 20.50 Uhr –
Ulvi Cemal Erkin (1906 – 1972)
¸ (»Eindrücke«) für Klavier solo (1937)
»Duyuslar«
›Oyun‹ (›Das Spiel‹)
›Küçük Çoban‹ (›Der kleine Hirte‹)
10 I 11
›Dere‹ (›Der Bach‹)
˘ (›Der Ochsenkarren‹)
›Kagnı‹
›Oyun‹ (›Das Spiel‹)
¸ (›Der Marsch‹)
›Mars‹
¸
›Saka‹
(›Der Spaß‹)
¸
›Uçuslar‹
(›Die Flüge‹)
›Oyun‹ (›Das Spiel‹)
›Aglama
Yar Aglama‹
(›Weine nicht, Liebling‹)
˘
˘
›Zeybek Havası‹ (›Zeybek-Musik‹)
Fazil Say
Drei Jazz-Fantasien für Klavier, Violine und Perkussion
»Paganini Jazz« (1995)
»Alla Turca Jazz« (1993)
»Für Elise Jazz« (2008)
– Ende ca. 22.00 Uhr –
Programm
Istanbul-Sinfonie
Samstag, 13.03.2010 · 20.00
Konzert mit dem Exklusivkünstler des KONZERTHAUS DORTMUND, Fazil Say
WDR Sinfonieorchester Köln · Howard Griffiths Dirigent · Fazil Say Klavier
Leonard Bernstein (1918 – 1990)
Ouvertüre zu »Candide« (1956)
George Gershwin (1898 – 1937)
Fazil Say (geb. 1970)
»Istanbul-Sinfonie« (2009)
Uraufführung
Auftragskomposition des KONZERTHAUS DORTMUND und des WDR
Nostalgie
Der Orden
Blaue Moschee
Hübsch gekleidete junge Mädchen an Bord der Fähre zu den Prinzeninseln
Über die Reisenden nach Anatolien vom Bahnhof Haydar Pasha
Orientalische Nacht
Finale
– Ende ca. 22.00 Uhr –
Variationen über »I Got Rhythm« für Klavier und Orchester (1934)
»Rhapsody in Blue« (1924)
– Pause ca. 20.45 Uhr –
Einführungsgespräch mit Intendant Benedikt Stampa und Bernhard Pfau (Schott-Verlag)
um 19.00 Uhr im Komponistenfoyer
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Programm
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Uneingeschränkt Musiker
Fazil Say
Schon immer existierten in der Musikgeschichte Künstler, die viele Talente in sich vereint haben.
Pianisten waren zugleich Komponisten – und umgekehrt. Musiker verstanden sich als Botschafter der Kultur(en) oder sprengten die Grenzen zwischen E und U. Seltener dagegen sind jene,
die das alles miteinander vereinen können. Zu dieser Kategorie musikalischer Phänomene zählt
Fazil Say. Er begann seine Karriere als Pianist; mit der Zeit gewann allerdings der Komponist in
ihm immer mehr die Oberhand. Seine Werke bauen Brücken zwischen Orient und Okzident und
bringen die türkische Kultur dem Westen näher. »Ernst« und »unterhaltend« spielen in seinem
Denken keine Rolle mehr, ebenso wenig die Beschränkungen von Genre und Stil. Im Rahmen
der Zeitinsel »Istanbul-Sinfonie« kann man Say, der mittlerweile auch EU-Botschafter des interkulturellen Dialogs ist, als Jazzinterpreten, Komponisten, sensiblen Kammermusiker und als
Sinfoniker erleben. Fazil Say: ein universeller Musiker mit zahlreichen Facetten.
1001 Nacht im Harem
Werke von Fazil Say und Nikolai Rimsky-Korsakov
Bereits das erste Konzert stellt zwei Stücke gegenüber, in denen sich Orient und Okzident begegnen. Beide Werke basieren auf der berühmten Märchensammlung »Tausendundeine Nacht«.
Die Rahmenhandlung dieser Erzählungen ist recht brutal: König Schahriyâr ist schockiert von
der Untreue seiner Frau. Er lässt sie töten und erteilt seinem Wesir den Befehl, ihm fortan jede
Nacht (bzw. jede dritte Nacht, nach anderen Quellen) eine neue Jungfrau zuzuführen, die am
nächsten Morgen ihr Leben verliert. Die Tochter des Wesirs, Scheherazade, ist ebenfalls eines
Nachts Gast des Königs und hat damit auch ihren Tod vor Augen. Doch sie weiß derart spannende Geschichten zu erzählen, dass der König sie am nächsten Abend wieder zu sich lädt und
weitererzählen lässt – »Tausendundeine Nacht« lang.
In Musikstücken, die sich mit »Tausendundeine Nacht« beschäftigen, spielt insbesondere
Scheherazade eine bedeutende Rolle. Auch in Fazil Says Violinkonzert »1001 Nacht im Harem«
rückt sie in den Mittelpunkt. Say schrieb das Stück im Jahr 2007 im Auftrag des Luzerner
Sinfonieorchesters; die Uraufführung ging am 20.2.2008 über die Bühne. Damals spielte eine
Virtuosin, mit der Fazil Say schon lange zusammenarbeitet und die auch in Dortmund wieder
bei der Deutschen Erstaufführung den Solopart übernimmt: Patricia Kopatchinskaja. Ihr ist das
Stück gewidmet.
Der erste Satz beschreibt das Innere eines Harems. »Vorgestellt werden verschiedene Ha-
16 I17
rems-Frauen in ihrer je unterschiedlichen Persönlichkeit«, erklärt Fazil Say. Beschwörend setzt
die Kudüm-Trommel ein, bevor die Solovioline – und damit auch Scheherazade persönlich – die
musikalische Bühne betritt. Unter ostinaten Trommelfiguren entfaltet sich ein magischer, beschwörender Tanz. Eine mit »scherzando« überschriebene Kadenz für Violine und Bendir mündet
in den zweiten Satz, der laut Fazil Say ein »einziges Tanzvergnügen« darstellt, »sozusagen eine
Party-Nacht mit unterschiedlichsten Arten von Tanzmusik«. Die Szene entgleitet allerdings ins
Groteske. Eine Vision, die zugleich eine Kadenz ist, bringt eine Ruhepause und führt zum dritten
Satz. Er spielt laut Fazil Say »am darauf folgenden Morgen und besteht zu einem wesentlichen
Teil aus Variationen über ein berühmtes türkisches Lied«. Bestimmend für das Wesen des Satzes
ist ein Klangteppich aus Glissando-Obertönen der Streicher. Die Violine spielt dazu erst ein gezupftes Rezitativ, dann ein sentimentales Thema, dessen Leidenschaft immer wieder gebrochen
wird. »Der vierte Satz beginnt zwar dramatisch, doch im weiteren Verlauf entwickelt er sich
immer mehr zu einem Nachklang auf das ganze Geschehen, und so endet das Werk mit sinnlich
orientalischen Klängen, träumerisch und glücklich«. Nicht nur die Trommelrhythmen der KudümTrommel schlagen dabei den Bogen zurück zum Anfang.
Nicht ganz so präsent wie in Fazil Says Konzert ist die Violine in Nikolai Rimski-Korsakows
Suite »Scheherazade« op. 35, uraufgeführt am 28. Oktober 1888 in St. Petersburg. Das Stück
gilt als eines der bemerkenswertesten und populärsten Orchesterwerke dieses Komponisten –
und der gesamten sinfonischen Literatur. Auch Rimski-Korsakow hatte sich an den Geschichten
aus »Tausendundeiner Nacht« orientiert. Scheherazade – verkörpert durch die Solovioline des
Konzertmeisters – »erzählt« dem rachsüchtigen Sultan vier Geschichten: »Das Meer und Sindbads Schiff«, »Die Geschichte vom Prinzen Kalender«, »Der junge Prinz und die junge Prinzessin«
und »Fest in Bagdad. Das Meer. Der Schiffbruch. Schluss«. Ihren Inhalt hier wiederzugeben,
wäre gegen die Auffassung des Komponisten. Rimski-Korsakow hat immer wieder betont, man
solle hier nicht alles allzu wörtlich nehmen und an der Märchenhandlung festzumachen versuchen. Er entfernte diese Bezeichnungen später sogar zugunsten reiner Tempobezeichnungen.
Stattdessen solle man sein Werk als Sinfonik mit orientalischer Ausrichtung hören, in der man
vielleicht sogar märchenhafte Züge erkennen mag.
Abgesehen von den erzählten Geschichten existiert in »Scheherazade« noch eine andere
Bedeutungsebene: Der grimmige Sultan und die liebliche Scheherazade finden musikalisch zusammen, wie es ja auch in der Rahmenhandlung von »Tausendundeine Nacht« der Fall ist. Das
düstere Bassmotiv, mit dem die Suite eröffnet wird, kann man mit dem Sultan assoziieren. Ihm
antwortet Scheherazade mit süßen Klängen der Violine. Interessant ist es, die Veränderungen
dieser beiden Motive mitzuverfolgen, die zwar keine Leitmotive darstellen, aber die seelischen
Befindlichkeiten der dargestellten Personen widerspiegeln. Zum Schluss behält Scheherazade
das letzte musikalische Wort.
Werke
Kammermusikabend Fazil Say
Werke von Joseph Haydn, Ulvi Cemal Erkin, Fazil Say und Dmitri Schostakowitsch
Zusammen mit der Solistin seines Violinkonzerts und weiteren, von ihm hochgeschätzten Kammermusikpartnern widmet sich Fazil Say am zweiten Zeitinsel-Abend auch einer Gattung, über
die der Komponist Wolfgang Rihm einst wenig schmeichelhafte Worte verloren hat. Als »jene
möbellastige Besetzung, die es nicht mehr gibt, die aber noch herumsteht«, schalt er sie. Heute
bei Komponisten etwas aus der Mode gekommen, entstand das Klaviertrio jedoch in einer
äußerst experimentierfreudigen Atmosphäre. Joseph Haydn legte bereits vor 1760 für diese
Gattung die Fundamente, auf denen spätere Komponisten aufbauen konnten. Dem Klaviertrio
blieb Haydn sein ganzes Leben lang treu. Mit dem 1794 komponierten A-Dur-Trio Hob. XV:18
begann die bedeutendste Phase in Haydns Schaffen für diese spezielle Besetzung. Hier richtete
sich Haydn mehr als gewöhnlich nach den jeweils unterschiedlichen technischen Möglichkeiten der Ausführenden. Im Trio sind die Partien von Violine und Cello zwar nicht anspruchsvoll,
aber doch essentiell für das Werk: Sie bieten statt unnützer Klangstaffage einen diskreten,
feinen Widerpart. Der erste Satz beginnt mit einer kraftvollen Unisono-Geste, die eigentlich eine
Schlusskadenz ist. In diesem Scherz spricht der Humorist Haydn, der schon ganz zu Beginn
seine Hörer verblüfft. Es folgen eine entspannte Melodie und ein sonniger Satz, in dem das Klavier eine ausgeprägte Rolle übernimmt. Die Durchführung moduliert wie zu erwarten in ferne
Tonarten, die auch Moll-Schatten auf das musikalische Geschehen werfen. Über dem zweiten
Satz mit seinem einfachen Thema liegt eine eigenartige Melancholie, die sich im melodiösen
Mittelteil etwas entspannt. Das offene Ende dieses langsamen Satzes führt umstandslos in das
unbeschwert knappe, stellenweise sogar kecke Finale.
Nach diesem Auftakt macht Fazil Say seine Zuhörer mit einer der großen Figuren der türkischen Musik bekannt. Ulvi Cemal Erkin war neben Ahmet Adnan Saygun der erfolgreichste
türkische Komponist seiner Zeit. Zudem galt er als einer der ersten Klaviervirtuosen seines
Landes. Erkin zählte auch zu den so genannten »Türkischen Fünf«, den ersten Komponisten,
die sich westlicher Kunstmusik zuwandten. Erkins Klavierquintett (UA 23.1.1946, Radio Ankara)
ist im Wesentlichen spätromantisch, erinnert aber rhythmisch gesehen an Bartók. Türkische
Volksmusik mit ihrer ungeraden Metrik spielt hier eine Rolle. So findet sich zum Beispiel im
dritten Satz ein 7/8-, im vierten Satz ein 5/8-Takt.
Das zweite Klaviertrio op. 67 von Dmitri Schostakowitsch ist die künstlerische Antwort
auf ein tragisches Ereignis. Der nächste Freund des Komponisten und frühester Befürworter
seiner Werke, der einflussreiche Kritiker und Wissenschaftler Iwan Sollertinski, war 1944 unerwartet verstorben. Schostakowitschs Trio ist ihm gewidmet und von Trauer und Schmerz
geprägt. Auch die Nöte und Wirren des Zweiten Weltkrieges spiegeln sich in ihm wider.
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Schostakowitsch selbst saß am Klavier, als das Stück am 14.11.1944 im Großen Saal der
Philharmonie in St. Petersburg uraufgeführt wurde. Das Werk beginnt in einer Art Starre, die
sich erst nach und nach löst. Das folgende Moderato geht aus dieser Einleitung hervor – und
zitiert ein Lied, das Schostakowitsch zwei Jahre zuvor für Sollertinski geschrieben hatte (op. 62
Nr. 5). Im folgenden Scherzo-Satz sah Sollertinskis Schwester ein Porträt ihres Bruders. »Das
ist sein Übermut, seine Polemik, sein Tonfall, seine Art, immer wieder auf ein und denselben
Gedanken zurückzukommen und ihn weiter zu entwickeln. [...] Wenn ich diesen Satz des
Trios höre, steht mein Bruder leibhaftig vor mir.« Der dritte Satz, eine Passacaglia, entfaltet
einen weiträumigen Klagegesang mit einer immensen tonalen Spannung, die jedoch geduldig ertragen und durchschritten wird. Das abschließende Allegretto gleicht einem Totentanz
und nähert sich im Tonfall ostjüdischer Volksmusik. Makaber sind die Effekte, knöchern wirken die Pizzicati, monoton die Wiederholungen. Schostakowitsch schrieb sein Trio zu einer
Zeit, als erstmals von der Befreiung der Konzentrationslager Belzec, Sobibor, Majdanek und
Treblinka die Rede war. Hat er versucht, hier musikalisch darauf Bezug zu nehmen? Es will
so scheinen. Der Komponist hat sich hierzu jedoch nie geäußert.
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Werke
Fazil Say & Friends
Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Fazil Say, Maurice Ravel, Jorge SánchezChiong, Ulvi Cemal Erkin, Béla Bartók und Dave Brubeck
Mit dem dritten Konzert hat Fazil Say einen Projektabend gestaltet, der unter dem Oberbegriff
»Alla Turca« Klassisches und Jazziges zwanglos zusammenführt. Dem Begriff »Alla Turca« begegnet man immer wieder in der Musikgeschichte, vor allem weist er auf die Militärmusik der
Janitscharenkapellen hin. Die im 18. Jahrhundert revolutionäre »türkische Musik«, zu finden
in Werken von Gluck, Haydn, Mozart und Beethoven, lebt heute im traditionellen Sinfoniekonzert als Becken, Triangel und Große Trommel weiter. Bevor es vollends türkisch oder jazzig
wird, könnte Fazil Say allerdings mit Mozarts Klaviervariationen »Ah, vous dirai-je Maman«
KV 265 bereits einen Lacher kassieren, handelt es sich hier doch um zwölf Variationen über
ein bekanntes Lied, das sich auch der Weihnachtszeit zuordnen lässt. Abgesehen von ihrem
Schlusssatz hat Mozarts zwischen 1781 und 1783 komponierte Klaviersonate A-Dur KV 331
allerdings ebenfalls nichts mit türkischer Musik zu tun. Der erste Satz entfaltet Variationen, die
ebenso einfach wie grazil wirken. Dem harmonisch reichen Menuett folgt das berühmte Rondo,
das den Beinamen »Alla Turca« trägt. Beim Wiener Publikum machte der Satz damals großen
»Effect«, wie Mozart sagen würde. Darf man ein Werk wie dieses eigentlich verjazzen? Um eine
solche Frage kümmert sich Fazil Say nicht. Wie so etwas klingen könnte, wird am Ende des
Programms zu hören sein.
Der Jazzer Dave Brubeck hat sich mit den beiden Stücken »Blue Rondo à la Turk« und
»Take Five« (beide verewigt auf dem legendären Album »Time Out«) auf Spurensuche nach
der gegenseitigen Beeinflussung türkischer und europäischer Musik begeben. Aber auch die
Formmodelle der Klassik waren dabei ein Vorbild. Die unregelmäßigen Taktteile, mit denen auf
Brubecks Album experimentiert wird, scheinen dabei der türkischen Folklore abgelauscht.
Neben einer Klavier-Solokomposition des türkischen Komponisten Ulvi Cemal Erkin erklingt in
Fazil Says Programm ebenfalls der Blues aus der Violinsonate von Maurice Ravel. Ungewohnt sind
die Mittel, die Ravel hier einsetzt: Jazziges und Banjo-Imitationen klingen an; die Musik der Alltagswelt erobert den Elfenbeinturm der Kunstmusik. Bemerkenswert ist auch das Violin-Solostück
»Crin« von Jorge Sánchez-Chiong, das der kubanische Komponist der Geigerin Patricia Kopatchinskaja auf den Leib geschrieben hat. »Crin« bedeutet übersetzt »zerstobenes Pferdehaar«. Das
wilde Solo präsentierte die Geigerin im März 1997 in Wien zum ersten Mal. Des Weiteren hat Fazil
Say eine Komposition von Béla Bartók in sein dicht konzipiertes Programm eingefügt. Bartóks
Rumänische Volkstänze Sz 56 basieren auf einer akribischen Sammelarbeit. In Bartóks Nachlass
fanden sich 1200 folkloristische Melodien. Fünf rumänische Volkstänze setzte der Komponist
zunächst für Klavier, dann entstand eine Transkription für Violine und Klavier.
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In den eigenen Kompositionen präsentiert sich Fazil Say ebenso ernsthaft wie leichtfüßig.
Das Klavierstück »Black Earth« basiert auf einem Volkslied des in der Türkei sehr bekannten
blinden Dichters und Sängers Asik Veysel. Das Thema: Einsamkeit. Zu Beginn imitiert das Klavier die gezupften Saiten der türkischen Langhalslaute Saz. Auch Jazz spielt hier wieder eine
Rolle. Die Violinsonate op. 7 entstand im Jahr 1997 als erstes Auftragswerk Says überhaupt.
»Diese Sonate ist eine Art Selbstporträt, ich habe sie innerhalb von einem Monat geschrieben«,
so der Komponist. Melancholie ist ein bestimmender Parameter, ein anderer ist die Folklore von
Says Heimat Anatolien, die beispielsweise im dritten Satz evident wird (hier wird ein hölzernes
Streichinstrument imitiert), oder auch im Finale, das auf dem türkischen Volkslied »Odam Kireçtir Benim« beruht. Fazil Says Sonate, wiederum für Patricia Kopatchinskaja geschrieben, wurde
bereits von rund 50 Solisten weltweit nachgespielt.
Zwar sagt Fazil Say von sich, er sei zu 95 Prozent ein klassischer Künstler, der Jazz aber
spielt trotzdem eine wichtige Rolle für ihn, seitdem er in Ankara mit 15 Jahren seine ersten
Jazzkonzerte hörte. Says hervorragendes Gespür für diese Musik stellt er vor allem in seiner
Klavier-Fantasie »Summertime« unter Beweis. Der Gershwin-Klassiker aus der Oper »Porgy and
Bess« hat Say zu kurzen Variationen inspiriert. Die Bearbeitung »beginnt und endet sehr meditativ, ruhig und kantabel. Gershwins Melodie erscheint in der Mitte und geht in eine swingende,
sehr virtuose Presto-Fortsetzung über«. In den Jazz-Fantasien über drei Zugaben-Klassiker
sind dann sämtliche Konventionen abgestreift. Dabei wird auch Beethovens »Elise« unversehens ein Jazzmäntelchen um die bleichen Schultern gelegt.
Istanbul-Sinfonie
Werke von Leonard Bernstein, George Gershwin und Fazil Say
Mit einem »Schmerzenskind« des Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein beginnt das
letzte Konzert der Zeitinsel. Nicht selten missrieten Bernstein seine Versuche, anspruchsvolle
Inhalte und melodisch Eingängiges in seinen Werken zusammenzuführen. Doch auch im Scheitern war er bekanntlich grandios. Einer seiner Misserfolge, um den er sich aber ein ganzes
Leben lang bemühte, war seine Operette »Candide«. Unzählige Fassungen dieses Stückes
entstanden ab 1956. Die Ouvertüre entpuppte sich dabei mit den Jahren als Bernsteins beliebtestes Konzertstück. Etwas von dem überschäumenden Geist, der auch Mozarts »Figaro«Ouvertüre auszeichnet, wohnt darin.
Komponisten wie Bernstein haben sich stets auf einen musikalischen »Urvater« berufen,
der die amerikanische Musik revolutioniert und »hoffähig« gemacht hat: George Gershwin. Er
brachte die Welten von Jazz und Musical mit der Sphäre hehrer Sinfonik erstmals wirklich zu-
Werke
sammen. Dass dies notwendig war, davon war Gershwin überzeugt: »Meiner Meinung nach ist
der Jazz eine amerikanische Volksmusik; nicht die einzige, aber eine sehr wirkungsvolle«.
Seine Variationen für Orchester und Klavier über »I Got Rhythm« basieren auf einem Hit
aus seinem Musical »Girl Crazy« von 1930. In den locker gefügten Variationen erscheint
sein Schlager mal in übermütigem, mal in nachdenklichem Gewand. Als populärster Versuch, Jazz und Sinfonik zu verschmelzen, erwies sich jedoch die »Rhapsody in Blue«.
Sie entstand 1924 auf eine Anregung des amerikanischen Bandleaders Paul Whiteman.
Frech verriet der Dirigent einfach der »New York Times«, Gershwin plane ein »Symphonic
Jazzwork«. Der unerfahrene Gershwin ließ sich auf das Abenteuer ein und überließ die Instrumentation Ferde Grofé, dem Arrangeur von Whitemans Jazzband. Ein »musikalisches
Kaleidoskop Amerikas« musikalisch zu zeichnen, war Gershwins Ziel, ein Bild des »ungeheuren Schmelztiegels, unseres Blues, unserer großstädtischen Unrast«. Das berühmte
Klarinettenglissando zu Beginn ließ bereits das ermüdete Premierenpublikum von damals
aufhorchen. Die Rhapsodie fesselt durch Temperament, prägnante Rhythmik, improvisatorische Solopassagen und vor allem durch die Schönheit der schwärmerischen Melodie
des Mittelteils, die zu sinfonischen Höhepunkten geführt wird.
Den Abschluss der Dortmunder Zeitinsel bildet die Weltpremiere von Fazil Says »Istanbul-Sinfonie«. Im Februar 2008 schrieb Say die ersten Noten nieder; ein Jahr später, im
Dezember 2009, war sie beendet. Ein »Extra Large Orchestra« hat Say für sein Werk vorgesehen – an die 110 Musiker sind hier beschäftigt. Türkische Instrumente verleihen ihm
seinen besonderen Klang. Die drei Solisten, die sie spielen, machen Says erste Sinfonie
dabei fast zu einer Art Sinfonia Concertante. Die Ney-Flöte wird in der Sufi-Musik benutzt
und ruft melancholische, auch religiöse Assoziationen hervor. Das Kanun, eine Art Cymbalon, könnte man auch »türkisches Klavier« nennen. »Der dritte Mann im Orchester spielt
die Perkussionsinstrumente«, erläutert Say, »zum Beispiel die Kudüm, große Bongos, ein
tiefes, ein hohes. Die Bendir ist zwei Mal so groß wie ein Tamburin und wird mit der Hand
gespielt, hat aber keine Schellen. Und die Darbuka kennt fast jeder.«
Mit dem zweiten Satz porträtiert Say die mystische Tariqah-Bewegung, die in den letzten 20 Jahren einen bedeutenden Einfluss auf Istanbul und seine Bewohner gewonnen hat.
Die Anhänger der Tariqah »verlieren sich, schlagen ihre Köpfe gegen Wände, mit anderen
Worten: Das ist Fanatismus in seiner extremsten Form«. Ihr beschwörender Bet-Rhythmus
»La ilaha illallah« beherrscht den Satz. ›Blaue Moschee‹ ist der berühmten Sultan-AhmetMoschee gewidmet. Die Ney-Flöte wird hier mit wichtigen Soloaufgaben betraut. ›Hübsch
gekleidete junge Mädchen an Bord der Fähre zu den Prinzeninseln‹ benutzt bereits komponiertes Material für einen Film-Soundtrack. »Hier repräsentieren die Flöte, die Oboe, die
Klarinette und das Fagott vier junge Mädchen«, erklärt Say. Schick angezogen, reisen sie
auf der Fähre zu den Prinzeninseln, die Istanbul vorgelagert sind und für Touristen wie
für Einheimische attraktive Naherholung bieten. An Deck bricht allerdings ein handfester
Streit aus. Das zweite Thema etabliert einen komplexen Walzer im 5/4-Takt. Rhythmus
und Metrum sind auch hier komplex – wie in allen Sätzen der »Istanbul-Sinfonie«. Im
fünften Satz entwirft Say ein musikalisches Porträt des rund 150 Jahre alten Bahnhofes
Haydar Pasha. Von hier verlassen die Züge Richtung Anatolien die Stadt. »Die Menschen
in diesen Zügen leben in ihrer eigenen Welt. Jeder von ihnen hat eine andere Geschichte.«
Die Reisenden verlieren sich in Tagträumen; das Geratter der Schienen und Räder liefert
dazu die Begleitung. Im nächsten Satz, ›Orientalische Nacht‹, verarbeitet Say bekannte
türkische Lieder und einen Tanz des Komponisten Ulvi Cemal Erkin. Die temperamentvolle, orientalische Nacht, in der auch ein Schluck zuviel getrunken wird, läuft jedoch
aus dem Ruder – die Musik ist schließlich nur noch wie durch Schleier zu hören. Klänge
des Kanun leiten über in das Finale, das mit mächtigen Orchesterschlägen einsetzt. Themen der vorangegangenen Sätze tauchen auf, Say schlägt den Bogen zurück zum Beginn
der »Istanbul-Sinfonie«. Das Stück endet wie es begann: mit dem Wogen des MarmaraMeeres. Auf ihm haben sich seit Jahrhunderten Fremde und Heimkehrer dieser faszinierenden Metropole genähert.
Ausgangspunkt für die »Istanbul-Sinfonie« war die poetisch-sprichwörtliche Bezeichnung der Metropole als »Stadt mit sieben Bergen«. »Es gibt aber dort keine richtigen Berge, sondern, sagen wir mal, Hügel. Daran orientiert sich die Siebensätzigkeit. Jeder Satz
beschreibt einen Ort, einen Teil von Istanbul«. Der erste Satz, ›Nostalgie‹, beschwört das
Istanbul der 1950er Jahre herauf. Say beschreibt die Stadt hier in einem romantischen
Unschuldszustand. Als Ausgangspunkt dient das Meer. Sodann springt der Satz zurück in
das Jahr 1453, in die Zeit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen. In diesem
dramatischen Allegro-Teil hat Say einen berühmten ottomanischen Marsch eingebaut, der
gegen das übrige Orchester zu Felde zieht. Eine lange musikalische Kanonade folgt.
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Werke
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Fazil Say
Geboren 1970 in Ankara, Türkei, studierte Fazil Say Klavier und Komposition am dortigen
Staatlichen Konservatorium. Ein Stipendium ermöglichte es dem damals 17-Jährigen für fünf
Jahre in Düsseldorf mit David Levine am Robert-Schumann-Institut zu arbeiten. Von 1992 bis
1995 setzte er seine Studien an der Universität der Künste Berlin fort. 1994 gewann er die
»Young Concert Artists International Auditions«, was den raschen Start seiner internationalen
Karriere bedeutete.
Fazil Say ist Gast beim New York Philharmonic, Philadelphia Orchestra, Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam, BBC Philharmonic, bei den Wiener Symphonikern und anderen
führenden Orchestern weltweit. Er spielt unter anderem beim »Lucerne Festival«, beim »Klavier-Festival Ruhr«, beim »Rheingau Musik Festival«, beim »Verbier Festival«, bei den »Salzburger Festspielen« sowie in allen führenden Konzerthallen der Welt wie dem Concertgebouw
Amsterdam, der Berliner Philharmonie, dem Musikverein Wien, der Carnegie Hall in New York
und vielen anderen. Seine Kammermusikpartner sind unter anderen Yuri Bashmet, Shlomo
Mintz und Maxim Vengerov. 2006 gründete er zusammen mit der außergewöhnlichen Geigerin
Patricia Kopatchinskaja ein Duo. Seine Leidenschaft für Jazz und Improvisation führte zur
Gründung eines »Worldjazz«-Quartetts zusammen mit dem türkischen Ney-Virtuosen Kudsi
Ergüner, mit dem er im Sommer 2000 in St. Denis, Paris, Montpellier, bei den Jazz-Festivals
in Montreux und Istanbul und beim »Festival de Juan-les-Pins« Triumphe feierte.
Fazil Say ist gleichermaßen Komponist wie Pianist. Sein Werk »Black Earth« komponierte er
mit 16 Jahren. Für Klavier und Orchester entstanden vier Konzerte sowie hochvirtuose Adaptionen von Werken wie Mozarts »Alla Turca« und »Paganini Jazz«. Sein Oratorium »Nazim« auf
Verse des berühmten türkischen Dichters Nazim Hikmet wurde 2001 in Ankara uraufgeführt,
das »Requiem für Metin Altiok« im Juli 2003 beim »Istanbul-Festival« vor 5000 Zuhörern zum
ersten Mal gespielt. Im Jahr 2006 komponierte Fazil Say ein Ballett sowie »Inside Serail« für
Klavier solo für die »Salzburger Festspiele«. Im Februar 2008 wurde in Luzern sein Violinkonzert »1001 Nacht im Harem« mit der Geigerin Patricia Kopatchinskaja und dem Luzerner Sinfonieorchester unter John Axelrod uraufgeführt. Im Mai 2005 komponierte Say seinen ersten,
begeistert gefeierten Soundtrack für den Spielfilm »Ultima Thule« des Schweizer Regisseurs
Hans-Ulrich Schlumpf. Weitere Soundtracks zu türkischen und japanischen Filmen folgten
2006/07. Im Herbst 2006 unterschrieb Fazil Say einen zeitlich unbegrenzten Exklusivvertrag
mit Schott Music Publishers in Mainz.
Die erste, international ausgezeichnete Aufnahme beim französischen Label naïve war
ausschließlich eigenen Werken gewidmet. Eine neue CD, von der Kritik weltweit als eine
26 I 27
der bedeutendsten Mozart-Aufnahmen gefeiert, enthält drei Mozart-Klavierkonzerte mit dem
Zürcher Kammerorchester unter Howard Griffiths. Im Herbst 2008 erschien das Violinkonzert
»1001 Nacht im Harem« in der Luzerner Uraufführung sowie eine Recital-CD mit Patricia
Kopatchinskaja, für die beide Künstler 2009 mit dem renommierten deutschen Schallplattenpreis »ECHO Klassik« ausgezeichnet wurden. Für 2008 wurde er mit Paulo Coelho unter
anderen von der EU zum Botschafter des interkulturellen Dialogs ernannt.
2010 wird Say erneut mit drei Konzerten bei den »Salzburger Festspielen« vertreten sein
sowie beim »Rheingau Musik Festival«, beim »Menuhinfestival Gstaad«, beim »Athen-Festival«,
»Abu Dhabi Classics« u. v. a. Tourneen führen ihn unter anderem für drei Wochen nach Japan
und China sowie Frankreich, Spanien und in andere Länder. Bei den »Winterfestspielen« in
Baden-Baden spielte er im Februar 2010 in einer Fazil-Say-Nacht vier Klavierkonzerte von
Ravel, Mozart, Gershwin und Say mit dem Mahler Chamber Orchestra.
Fazil Say im KONZERTHAUS DORTMUND
Konzerthaus-Intendant Benedikt Stampa war einer der ersten, die auf Fazil Say Anfang des
Jahrtausends aufmerksam wurden. Mit Beginn seiner Intendanz lud er ihn als Exklusivkünstler
des KONZERTHAUS DORTMUND ein. Inzwischen ist Fazil Say, der sich in den vergangenen
Jahren am Konzerthaus in seiner ganzen künstlerischen Vielseitigkeit präsentieren und entfalten konnte, zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten in der internationalen Musikwelt gereift. Das Konzerthaus feiert den Komponisten und Pianisten zum Abschluss der vierjährigen
Residenz mit diesem Zeitinsel-Festival.
WDR Sinfonieorchester Köln
Das 1947 entstandene WDR Sinfonieorchester Köln zählt zu den international renommierten
Sinfonieorchestern. Seinen hervorragenden Ruf erwarb es sich in Zusammenarbeit mit den
Chefdirigenten Christoph von Dohnányi, Zdenek
ˇ Mácal, Hiroshi Wakasugi, Gary Bertini, Hans
Vonk und Semyon Bychkov. Daneben standen so namhafte Gastdirigenten wie Claudio Abbado,
Karl Böhm, Fritz Busch, Herbert von Karajan, Erich Kleiber, Otto Klemperer, Lorin Maazel, Sir
André Previn, Zubin Mehta, Sir Georg Solti und Günter Wand am Pult des Orchesters. Eindrucksvolle Belege für den außerordentlichen Rang des WDR Sinfonieorchesters Köln und seine stilistische Vielseitigkeit sind die erfolgreichen Konzertreisen durch Europa, Russland, Japan, China,
die USA und Südamerika sowie die regelmäßigen Radio- und Fernsehübertragungen und die
zahlreichen Schallplatteneinspielungen, die musikalische Maßstäbe setzten.
Neben der Pflege des klassisch-romantischen Repertoires machte sich das WDR Sinfo-
Biografien
nieorchester Köln vor allem durch seine Interpretationen der Musik des 20. Jahrhunderts
einen Namen. Luciano Berio, Hans Werner Henze, Mauricio Kagel, Krzysztof Penderecki, Igor
Strawinsky, Karlheinz Stockhausen und Bernd Alois Zimmermann gehören zu den zeitgenössischen Komponisten, die ihre Werke, zum großen Teil Auftragskompositionen des Senders,
mit dem WDR Sinfonieorchester Köln aufführten.
hören das Royal Philharmonic Orchestra London, das Orchestre National de France, das Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau, das Israel Philharmonic Orchestra, das Orchestra of the Age
of Enlightenment, die London Mozart Players, die Northern Sinfonia, das Orquesta Nacional de
España sowie verschiedene Rundfunkorchester in Deutschland wie das WDR Sinfonieorchester
Köln oder die NDR Radiophilharmie.
Chefdirigent des WDR Sinfonieorchesters Köln ist seit der Saison 1997/98 Semyon Bychkov.
Unter seiner Leitung hat sich das Profil des Orchesters weiter geschärft. Zahlreiche CD-Veröffentlichungen mit Werken von Richard Strauss, Johannes Brahms, Dmitri Schostakowitsch,
Gustav Mahler, Giuseppe Verdi, Sergej Rachmaninow und Richard Wagner zeugen von der
besonderen Qualität der 12-jährigen musikalischen Partnerschaft. Die unter Semyon Bychkovs Leitung entstandene Aufnahme von Richard Strauss’ Einakter »Daphne« mit dem WDR
Sinfonieorchester Köln erhielt den »ECHO Klassik« 2006 als »Operneinspielung des Jahres«.
Anfang 2008 wurde die Produktion der Dvorák-Oper
»Der König und der Köhler« mit dem
ˇ
WDR Sinfonieorchester Köln unter der Leitung von Gerd Albrecht mit dem »MIDEM Classical
Award« ausgezeichnet. Die CD-Produktion »Canto di speranza« mit Werken von Bernd Alois
Zimmermann unter der Leitung von Heinz Holliger erhielt Anfang 2009 den renommierten
Preis »Diapason d’Or«.
Howard Griffiths musiziert mit zahlreichen renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie
Maurice André, Kathleen Battle, Joshua Bell, Sir James Galway, Evelyn Glennie, Edita Gruberova,
Mischa Maisky, Güher und Süher Pekinel, Mikhail Pletnev, Julian Rachlin, Vadim Repin, Maria
João Pires, Fazil Say, Gil Shaham und Thomas Zehetmair. Abgesehen von der Zusammenarbeit mit renommierten Solisten und Orchestern ist Howard Griffiths äußerst engagiert in der
Unterstützung und Förderung junger Musikerinnen und Musiker, z. B. als Künstlerischer Leiter
der Orpheum Stiftung. Howard Griffiths ist immer wieder für neue, außergewöhnliche Projekte
zu begeistern: So führte er mit dem Sinfonieorchester Basel Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 8,
die »Sinfonie der Tausend«, mit über tausend Mitwirkenden auf; mit verschiedenen Orchestern
entstanden erfolgreiche Crossover-Projekte etwa mit Giora Feidman, Roby Lakatos, Burhan Öçal
oder Abdullah Ibrahim.
Der Finne Jukka-Pekka Saraste wird mit Beginn der Spielzeit 2010/11 neuer Chefdirigent des
WDR Sinfonieorchesters Köln und folgt damit Semyon Bychkov nach 13-jähriger Amtszeit.
Über 80 CD-Aufnahmen bei verschiedenen Labels zeugen von Howard Griffiths’ breitem
künstlerischen Spektrum; sie enthalten zum Beispiel Werke von zeitgenössischen Komponisten
und Ersteinspielungen wieder entdeckter Musik aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Viele seiner
CDs wurden mit international renommierten Preisen ausgezeichnet.
Das WDR Sinfonieorchester Köln im KONZERTHAUS DORTMUND
Das WDR Sinfonieorchester Köln kann man schon als Stammgast in Dortmund bezeichnen; die
Beziehungen zwischen Orchester und Konzerthaus sind eng. So gab das Ensemble seit 2003
hier zahlreiche Konzerte und ist in dieser Saison bereits zum dritten Mal zu hören.
In der jährlichen New Year’s Honours List, die Queen Elizabeth II. jeweils zum Neujahrstag
bekannt gibt, wurde Howard Griffiths 2006 wegen seiner Verdienste um das Musikleben in der
Schweiz zum »Member of the British Empire« (MBE) ernannt.
Howard Griffiths
Patricia Kopatchinskaja
Howard Griffiths wurde in England geboren und studierte am Royal College of Music in London. Seit 1981 lebt er in der Schweiz. Howard Griffiths ist seit der Saison 2007/08 Generalmusikdirektor des Brandenburgischen Staatsorchesters und hat 2009 seinen Vertrag um
weitere drei Jahre bis 2012 verlängert. Vorher war er zehn Jahre lang Künstlerischer Leiter
des Zürcher Kammerorchesters, dessen lange und ausgezeichnete Tradition er in jeder Beziehung erfolgreich weiter geführt hat.
Patricia Kopatchinskaja wurde in Moldawien geboren. Beide Eltern sind Musiker. Sie studierte
Komposition und Violine in Wien und Bern.
Howard Griffiths tritt weltweit als Gastdirigent mit vielen führenden Orchestern auf, dazu ge-
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Im Jahr 2000 gewann sie den »Internationalen Henryk-Szeryng-Wettbewerb« in Mexico,
2002 den hochdotierten »International Credit Suisse Group Young Artist Award«. 2002/03 vertrat
sie Österreich in der Konzertreihe »Rising Stars« mit Auftritten in vielen Weltmetropolen. 2004
wurde ihr der »New Talent – SPP Foundation Award« der European Broadcasting Union (EBU)
verliehen und 2006 der »Förderpreis Deutschlandfunk«. Ihre Tournée als Gastdirigentin und So-
Biografien
listin mit dem Australian Chamber Orchestra wurde von den Lesern des australischen »Limelight
Magazine« zur besten Kammermusikproduktion 2007 gewählt.
Patricia Kopatchinskaja war Solistin bei vielen führenden Orchestern, darunter die Wiener
Philharmoniker, das Philharmonia Orchestra London, die Deutsche Kammerphilharmonie
Bremen, das Mahler Chamber Orchestra, das Orchestre des Champs-Élysées und das NHK
Symphony Orchestra Tokyo, und arbeitete mit namhaften Dirigenten wie Vladimir Fedoseyev,
Philippe Herreweghe, Mariss Jansons, Neeme und Paavo Järvi, Andris Nelsons, Roger Norrington
und Sakari Oramo. Sie hat in bedeutenden Konzertsälen gespielt (unter anderen Carnegie
Hall und Lincoln Center New York, Musikverein und Konzerthaus Wien, Mozarteum Salzburg,
Berliner Philharmonie, Concertgebouw Amsterdam, Wigmore Hall und Royal Festival Hall
London) und trat bei den »Salzburger Festspielen«, dem »Menuhinfestival Gstaad«, beim
»Lissabon-Festival«, den »Bregenzer Festspielen«, dem »Musikfest Bremen« und vielen anderen auf.
Im Rahmen eines langfristigen Vertrags mit dem französischen Label naïve erschienen bereits CDs mit Duo-Partner Fazil Say und der Mitschnitt der Uraufführung von Says Violinkonzert. Frühere CDs dokumentieren Werke der Zeitgenossen Johanna Doderer, Nikolai Korndorf,
Dmitri Smirnov und Boris Yoffe. Eine weitere CD ist drei zeitgenössischen österreichischen
Violinkonzerten gewidmet (Zykan, Kühr, Resch).
Patricia Kopatchinskaja spielt eine Violine von Pressenda 1834. Sie ist Goodwill-Botschafterin der Stiftung »Terre des Hommes« und unterstützt damit speziell Hilfsprojekte für Not
leidende Kinder in Moldawien.
Patricia Kopatchinskaja im KONZERTHAUS DORTMUND
Patricia Kopatchinskaja war von der Spielzeit 2006|07 bis 2008|09 Künstlerin der Reihe »Junge Wilde« des KONZERTHAUS DORTMUND. In diesem Rahmen konnte sie sich als junge Musikerin am Beginn einer großen Karriere mit unterschiedlichen Partnern einem treuen Publikum
präsentieren.
Priya Mitchell
Priya Mitchell wuchs in Oxford auf, wo sie ihren ersten Geigenunterricht bereits im Alter von vier
Jahren an der Yehudi Menuhin School bei David Takeno erhielt. Bei ihm absolvierte sie in der
Folgezeit auch private Studien. Anschließend studierte sie bei Zachar Bron an der Lübecker Musikhochschule. 1994 gewann sie den Wettbewerb des Young Concert Artists Trust, der daraufhin
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ihre weltweite Vertretung übernahm.
1997/98 führten sie Recitals als britische Vertreterin der European Concert Hall Organisation im Rahmen der »Rising Stars«-Reihe nach Paris (Cité de la Musique), Wien (Konzerthaus), Frankfurt (Alte Oper), Amsterdam (Concertgebouw), Brüssel (Palais des Beaux-Arts),
Birmingham (Symphony Hall) und New York (Carnegie Hall). Dies ebnete ihr den Weg zu einer
beachtlichen solistischen Karriere. So spielte sie seither mit einer Vielzahl bedeutender Orchester, darunter das Royal Philharmonic Orchestra, das BBC Symphony Orchestra, das BBC
Philharmonic Orchestra, das English Chamber Orchestra, das Royal Liverpool Philharmonic
Orchestra, die London Mozart Players oder das Belgische Nationalorchester. Dabei arbeitete
sie mit Dirigenten wie Sir Andrew Davis, Richard Hickox oder Yan Pascal Tortelier zusammen.
Als Kammermusikerin ist Priya Mitchell bereits bei vielen bedeutenden Konzertreihen und
Festivals aufgetreten, darunter beim »Schleswig-Holstein Musik Festival«, in Kuhmo, Lockenhaus, Alburquerque, Ravinia und Colorado. In der vergangenen Spielzeit gab sie Recitals in
London (Covent Garden), im Rahmen einer Südamerika-Tournee beim »St. Magnus Festival«
und bei den BBC Kammerkonzerten. Darüber hinaus trat sie beim »Stavanger Chamber Music
Festival« und beim »Musikfestival Mecklenburg-Vorpommern« als Kammermusikerin in Erscheinung. Im Juli 2000 gründete Priya Mitchell das »Oxford Chamber Music Festival«, dessen
Künstlerische Leiterin sie ist. Viele Konzerte wurden dabei von der BBC übertragen.
Vladimir Mendelssohn
Geboren in eine Musikerfamilie in Rumänien mit langer musikalischer Tradition, folgte Vladimir Mendelssohn dem Schicksal seines Namens und studierte Viola und Komposition in seiner
Heimatstadt Bukarest. Nach Beendigung seiner Studien verfolgte er eine doppelte Karriere, die
ihn in alle Welt führte, sowohl mit Verpflichtungen als Solist und Kammermusiker als auch als
Komponist und Arrangeur. Heute wird Vladimir Mendelssohn von zahlreichen internationalen
Festivals eingeladen, zusammen mit den besten Musikern aus aller Welt.
Vladimir Mendelssohns Engagements führten ihn in die verschiedensten Teile der USA, in
viele Länder Europas sowie nach Russland, Israel, Tunesien, Japan, Südkorea, Hong Kong und
Südamerika. Dabei spielte er in weltberühmten Sälen wie der Carnegie Hall New York, dem
Théâtre des Champs-Élisées oder dem Salle Gaveau in Paris, dem Palais des Beaux-Arts in
Brüssel, der Berliner Philharmonie, dem Herculessaal München, dem Gewandhaus Leipzig, der
Wigmore Hall London, dem Concertgebouw Amsterdam, dem De Doelen Rotterdam, der Phillips
Hall Den Haag, dem Wiener Musikverein, dem Moskauer Konservatorium, der Tonhalle Zürich,
Biografien
der Philharmonie Bukarest, dem Teatro Real Madrid, dem Palau de la Música und dem Auditori
Barcelona. Zahlreiche Festivals laden ihn regelmäßig ein, darunter das »Festival Pablo Casals«
in Prades, das »Kuhmo Chamber Music Festival«, das »Kammermusikfest Lockenhaus« und das
»Kyushu Chamber Music Festival«.
Der türkische Fotograf und Architekt Ahmet Ertug hat Çag Erçag ermöglicht, ein Cello aus
dem Jahr 1740 von Petrus Guarneri zu spielen. Er widmet diese Stiftung dem Gedächtnis seines
Vaters Dr. Celal Ertug, der klassische Musik liebte.
Vladimir Mendelssohn hat unzählige Aufnahmen bei einer Vielzahl von Labeln realisiert. Als
profilierter Komponist hat Vladimir Mendelssohn Werke für Soloinstrumente, gemischten Chor,
Sinfonie- und Kammerorchester komponiert. Seine Kammermusikwerke umfassen vier Streichquartette, »Nova« für Klarinette, Streichtrio, Klavier und Perkussion sowie »Don Aldebarran« für
sieben Saiteninstrumente, Klavier und Schauspieler. Darüber hinaus komponierte er Musik für
Ballett, Bühne und Film.
Burhan Öçal
Vladimir Mendelssohn ist ein sehr beliebter Lehrer und Professor für Kammermusik am Pariser
Conservatoire. Daneben unterrichtet er in Den Haag, Essen und Bologna und in Meisterkursen in
aller Welt. Seit 2005 ist er Künstlerischer Direktor des »Kuhmo Chamber Music Festival«.
Çag Erçag
Geboren 1976, studierte der Cellist Çag˘ Erçag˘ am Staatlichen Konservatorium Hacettepe und
setzte seine Ausbildung bei Jozsef Györfy und Dogan
˘ Cangal fort. 1996 schloss er sein Studium
mit Auszeichnung ab. Von 1999 bis 2004 war Erçag˘ Mitglied des Antalya State Symphony Orchestra.
Noch während seiner Ausbildung gab er Konzerte mit dem Mediterranean Youth Orchestra in
Frankreich, Holland, Luxemburg und Ägypten und nahm an Meisterklassen des andorranischen
Cellisten Lluís Claret teil. Erçag spielte mit Künstlern wie Gürer Aykal, Fazil Say, Ayla Erduran,
Aysegül Sarica, Robert Cohen, Alexander Rudin and Daniel Grosgurin. Er ist in einer AtatürkDokumentation zu hören, zu der Can Atilla die Musik geschrieben hat, sowie mit der Filmmusik
zu »Iyi Seneler« von Fazil Say. Er war darüber hinaus bei der CD-Einspielung von Fazil Says
»Requiem für Metin Altiok« dabei.
Çag Erçag spielte als Solist mit dem Borusan Chamber Orchestra beim »Istanbul Music Festival« 2007 und war zu Gast bei weiteren Festivals wie dem »Cyprus Music Festival«, dem »Eskisehir Music Festival« und dem »Mersin Music Festival«. Erçag war Solist beim Borusan Istanbul
Philharmonic Orchestra, Presidential Symphony Orchestra, Izmir State Symphony, Bursa Regional Symphony, Antalya State Symphony, Wiener Jeunesse Orchester und beim Sisli Symphony
Orchestra in Straßburg. Neben seiner Tätigkeit als Künstlerischer Direktor beim Sisli Symphony
Orchestra ist Erçag Mitglied von Çellistanbul, einem Celloquartett, und beim Borusan String Quartet, das seit 2005 gemeinsam spielt.
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Bekannt als einer der größten türkischen Perkussionisten, ein Meister der Darbuka, als wichtiger Komponist, als markanter Filmschauspieler, als signifikanter Werbeträger internationaler
Marken, ist Burhan Öçal eine Art Stil-Ikone türkischer Kultur und Musik im Besonderen.
Öçal lebt in Zürich und in Istanbul. Als Pendler zwischen den Welten kam er schon früh
mit den künstlerischen Ausdrucksformen unterschiedlicher Kulturkreise in Berührung. Seine
Neugierde und Begeisterung für die verschiedensten Musikstile führten ihn mit bedeutenden
internationalen Musikern und Künstlern zusammen. So arbeitete er bereits früh mit den Schweizer Jazzmusikern Pierre Favre und George Gruntz zusammen, mit der portugiesischen Pianistin
Maria João Pires oder mit dem legendären Gründer von Weather Report, Joe Zawinul. Rund zehn
Jahre nahm er an Zawinuls sinfonischem Jazzprojekt teil. In diese Zeit fiel die Gründung von
Öçals erster funkiger Jazzband, der sich erste Plattenaufnahmen anschlossen. Nie hat er jedoch
seine Wurzeln vergessen. In den über 16 Jahren seit seiner Gründung hat das Istanbul Oriental
Ensemble in zahlreichen Ländern gastiert und wurde mehrfach mit Schallplattenpreisen, u. a.
dem »Preis der deutschen Schallplattenkritik«, ausgezeichnet. In diese Zeit fielen auch zahlreiche Auftritte mit Sting und Konzerttourneen durch die USA, mit dem Kronos-Quartett oder mit
dem Gitarristen Eliot Fisk, mit dem Öçal über viele Jahre hinweg als Duo in Europa und Amerika
gastierte. Mit dem amerikanischen Bassgitarristen und Freund Jamaaladeen Tacuma veröffentlichte er ein wichtiges Album: »Groove Alla Turca«. Beim Jazzfestival in Montréal verstand er
es, 150 000 Menschen in den Bann zu ziehen. Er ist darüber hinaus regelmäßiger Gast beim
»Montreux Jazz Festival« und hat dort kürzlich im Trio mit Fazil Say und Patricia Kopatchinskaja
mit großem Erfolg gespielt. Vielfache Auftritte bei den Jazzfestivals von Montreux, Montréal,
Rom, Paris, Chicago, Berlin, Istanbul, Wien, Moskau oder beim »Womad World Music Festival«
sind weitere Stationen einer singulären Musikerkarriere.
Burhan Öçal ist in seiner Heimat auch ein bekannter und anerkannter Filmschauspieler. Mit
seiner Gruppe Trakya All Stars Band arbeitet er noch über die kommenden zehn Jahre an dem
Projekt »Sultan« von 36 CDs, das je eine CD einem Sultan widmet. Mit Howard Griffiths und dem
Zürcher Kammerorchester hat er eine Reihe seiner Kompositionen für orientalisches Ensemble
und Orchester eingespielt. Er war Gast zahlreicher internationaler Orchester und konzertierte in
Europa, Asien, Nordafrika, im Mittleren Osten, in Süd- und Nordamerika.
Biografien
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Tiger am Taktstock
Innere Welten
Das City of Birmingham Symphony Orchestra kommt mit einem russischem Programm ins
Konzerthaus. Zu hören gibt es Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 1 mit der Solistin Baiba Skride
und Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5; die musikalische Leitung hat das lettische Energiebündel
Andris Nelsons.
Mo 22.03. 2010 · 20.00
Dramatische Intensität
Valery Gergiev, der zuletzt 2008 während der Mariinsky-Zeitinsel für drei Tage im Konzerthaus zu
Gast war, kommt diesmal mit seinem London Symphony Orchestra nach Dortmund. Gemeinsam
präsentieren sie Werke von Debussy und Strawinskys Musik zu »Der Feuervogel«.
Di 18.05. 2010 · 20.00
Musik ist wie ein Puzzle aus Tönen: Viele Elemente fügen sich zusammen
zur Erfolgsmelodie des KONZERTHAUS DORTMUND. Unterstützen auch
Sie hochkarätige Konzerte und profitieren durch Kartenvorkaufsrecht,
exklusive Einladungen, kostenlosen Bezug von Broschüren etc. Werden
Sie Teil der Gemeinschaft der »Freunde des Konzerthaus Dortmund e.V.«
Infos: T 0231- 22 696 261· www.konzerthaus-dortmund.de
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Texte Markus Bruderreck
Fotonachweise
S. 04 © Marco Borggreve
S. 14 © Volker Beushausen
S. 24 © Marco Borggreve
S. 34 © Volker Beushausen
Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
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T 0231-22 696 200 · www.konzerthaus-dortmund.de
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