BOGY- Bericht - Schiller
Transcrição
BOGY- Bericht - Schiller
Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 1 Fabienne Baumann, Klasse 10 a Am Loh 2 77654 Offenburg Praktikums-Bericht Von Montag, den 20.10. bis Freitag, den 24,10.2008 Schulsozialarbeiterin, an der August- Ganther- Hauptschule Schwarzwaldstraße 13 77704 Oberkirch Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 2 Inhaltsverzeichnis: 1. Persönliche Eignung und Neigung Seite 3 2. Erfahrung bei der Suche nach Erkundungsstellen Seite 3 3. Detaillierte Beschreibung der Erkundungsstelle Seite 3 4. Ablauf und Form der Erkundung 4.1. Tagesbericht vom 20.10.2008 4.2. Tagesbericht vom 21.10.2008 4.3. Tagesbericht vom 22.10.2008 4.4. Tagesbericht vom 23.10.2008 4.5. Tagesbericht vom 24.10.2008 Seite 4 5. Zielberuf und Berufsfeld 5.1. Voraussetzungen und Qualifikationen 5.2. Verdienstmöglichkeiten Seite 11 6. Arbeitsmarkt 6.1. Chancen im Ausland 6.2. Situation und Prognose Seite 12 7. Persönliche Schlussfolgerung und Planung weiterer Schritte zur Berufsvorbereitung Seite 12 8. Anhang - Bilder des Bastel- Projektes der 5. und 6. Klassen - Bilder des Projektes: „Flucht aus Alcatraz“ - Briefing - Prospekt „Netzwerk für Schüler“ - Prospekt „Jugendzentrum Oberkirch“ - Bewerbung - Lebenslauf - Zusage - Abschlusserklärung Seite 13 Seite 17 Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 3 1. Persönliche Eignung und Neigung Mein Berufswunsch ist schon seit längerem Lehrerin. So war ich mir sicher, dass ich mein Praktikum im sozialpädagogischen Bereich absolvieren wollte. Da meine Eltern Lehrer sind und ich selbst noch in die Schule gehe, erfahre ich viel über diesen Beruf. Deshalb informierte ich mich nach weiteren Berufen im sozialen Bereich, bei denen man u.a. auch einen Einblick in die Lehrerwelt bekommt und gleichzeitig mit Schülern zu tun hat. Von Brennpunktschulen war mir bekannt, dass die Arbeit der dortigen Lehrer durch Schulsozialarbeiter unterstützt wird. Daher machte ich mich mit deren Aufgaben vertraut, wonach ich sofort begeistert und entschlossen war, mich als Praktikantin bei einem Schulsozialarbeiter zu bewerben. 2. Erfahrung bei der Suche nach Erkundungsstellen Erste Erkundungen ergaben, dass ich meine Bewerbung bei der Stadtverwaltung einreichen musste. Aus vielen Gesprächen mit meinen Eltern war mir bekannt, dass an der Hauptschule in Oberkirch häufig vielfältige Projekte im pädagogisch-sozialen Bereich in Angriff genommen werden. So war es nahe liegend, dass ich meine Bewerbung an die dortige Stadtverwaltung sendete. Nach ca. zwei Wochen bekam ich per Post eine Zusage von der bearbeitenden Personalabteilung, mit der Aufforderung mich mit meiner Ansprechpartnerin Frau Birgit Ulrich- Stöferle Anfang des neuen Schuljahres telefonisch in Verbindung zu setzen, um weitere Details zu besprechen. 3. Detaillierte Beschreibung der Erkundungsstelle Die Arbeit in den einzelnen Bereichen der offenen Jugendarbeit ist in Oberkirch sehr vielseitig: Frau Birgit Ulrich- Stöferle und Frau Conny Hummel (Schulsozialarbeiterinnen) sind verantwortlich für die August- Ganther- Hauptschule, Schwarzwaldstraße 13, 77704 Oberkirch. Sie arbeiten mit Jugendlichen, Eltern, der Polizei, dem Jugendamt, der Drogenberatungsstelle und dem Sozialamt zusammen. Sie führen Gespräche, Telefonate und machen Hausbesuche. Ein weiterer Bestandteil ihrer Arbeit ist die Gewalt- und Drogenprävention durch verschiedene Projekte z.B. „Soziales Lernen“, „Project Adventure“ (PA) und „Keine Gewalt im Klassenzimmer“. Frau Oxana Schumann (Schulsozialarbeiterin). Tätig an der Johann- Wölfflin Grundschule, Schwarzwaldstraße 11, 77704 Oberkirch, setzt sie sich mit der Problematik einzelner Schüler bzw. Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 4 deren Elternhäuser auseinander. Dazu gehört die Kooperation mit den Lehrern, Schülern, Eltern, dem Jugendamt, der Polizei und dem Sozialamt. Sie führt Gespräche, Telefonate, macht Hausbesuche und ist in die Ganztagesschule eingebunden. Frau Katja Koscielny (Jugend- und Heimerzieherin) ist Leiterin des Jugendzentrum (JuZe), Straßburgerstraße 3, 77704 Oberkirch. Frau Koscielny ist dort Aufsichtsperson und somit verantwortlich für das Einhalten der Regeln, die im JuZe gelten. Sie ist aber auch Ansprechpartnerin für die Probleme und Sorgen der Jugendlichen. Das JuZe ist ein Angebot für alle Jugendlichen aus Oberkirch: es dient als Treffpunkt zum gemeinsamen Spielen, Reden, Musik hören usw. Das JuZe bietet aber auch Projekte, Workshops, Discos u. v. m. an. Herr Christian Kron (Stadtjugendreferent) leistet einen Großteil der Öffentlichkeitsarbeit und ist daher auch bei sehr vielen Sitzungen mit Vertretern der Stadt dabei. Darüber hinaus leitet Herr Kron den Jugendgemeinderat, den es seit 7 Jahren gibt. Er kümmert sich außerdem darum, dass Gelder zu Verfügung stehen um sinnvolle Projekte und Workshops für die Jugendlichen anzubieten. Herr Kron ist aber auch verantwortlich für die Hauptschule in Nussbach und dient dort als Ansprechperson für Eltern, Lehrer und Jugendliche und führt dort auch PA- Projekte durch. Unter anderem leitet er auch ein Projekt im Rahmen der Ganztagesbetreuung an der AugustGanther Hauptschule Oberkirch. 4. Ablauf und Form der Erkundung 4.1. Montag, 20.10.2008 (8.30 Uhr- 12.00 Uhr) Meinen ersten Praktikumstag begann ich als Praktikantin der Schulsozialarbeiterin an der AugustGanther Hauptschule Oberkirch, welche eine Brennpunktschule mit einem hohen Anteil von Ausländern und Migranten ist und u. a. Schülern von stark sozial unterstützten Familien lehrt. Zuerst machten meine Ansprechpartnerin, Frau Birgit Ulrich- Stöferle, und ich uns bekannt. Dann erarbeiteten wir einen Einsatzplan für mich. Wichtig war zu klären, wann und an welchen Projekten meine Teilnahme möglich wäre. Anschließend erklärte mir Frau Stöferle, dass sie als Schulsozialarbeiterin mit Jugendlichen, Eltern, der Polizei, dem Jugendamt, der Drogenberatungsstelle und dem Sozialamt zusammen arbeite und dass sie u. a. Gespräche und Telefonate führe und Hausbesuche mache. Ich erfuhr, dass die Lehrer zu den Schülern ein besonders vertrautes und enges Verhältnis haben und dass diese sofort bemerken würden, wenn ein Schüler irgendwelche Probleme habe. Sofort werden die Jugendlichen dann von ihrer Lehrkraft zu Frau Stöferle geschickt, die als erstes deren Vertrauen gewinnen muss um erfahren zu können, was genau das Kind bedrückt. Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 5 Nach einer kleinen Pause führte mich Frau Stöferle in einen aktuellen Fall ein: Ein Schüler der sechsten Klasse stahl vor ca. einer Woche das eingesammelte Geld für die Klassen- und Passfotos. Sofort wurde die Polizei eingeschalten, die ein Gespräch mit der Klasse und mit einzelnen Eltern führte. Schnell kam heraus, welcher Schüler das Geld an sich genommen hatte. Bevor weitere pädagogische Maßnahmen in die Wege geleitet werden konnten, wurde Peter (Name geändert) zunächst für eine Woche aus dem Unterricht befristet ausgeschlossen. Anschließend machten wir in dieser sechsten Klasse einen Klassenbesuch, auch Klassenrat genannt, um unter anderem mit den Mitschülern von Peter über den Vorfall des Gelddiebstahles zu sprechen. Die Schüler, der Klassenlehrer, Frau Stöferle und ich setzten uns in einem Stuhlkreis zusammen und begannen die so genannte „ Positive Runde“, die so aufgebaut ist, dass jeder Schüler erzählt was ihm an der letzten Schulwoche gut gefallen hat und welche Erfolge er gehabt hatte. Anschließend gingen wir das Klassenratsbuch durch, in welches jedes Kind hineinschreiben kann, wer ihn wann beleidigt, geärgert, verletzt etc. hat bzw. mit wem er Auseinandersetzungen hatte. Die Beteiligten klärten diese Vorfälle in dem Sitzkreis miteinander, entschuldigten sich und mussten erläutern, gegen welche der sechs aufgestellten Regeln sie verstoßen hatten. Zum Schluss besprachen wir den Fall „Peter“ mit den anderen Schülern und fragten sie, wie sie reagieren würden, wenn er am Mittwoch wieder in ihre Klasse kommt. Wie und vor allem was die Schüler formuliert und argumentiert haben, hat mich sehr beeindruckt. Zitate der Schüler: „ Jeder bekommt eine zweite Chance, denn wir sind alle Menschen und machen Fehler.“ „ Wir dürfen ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken, da er sonst wieder denkt, er kann mit uns machen, was er will. Wir dürfen ihm aber auch nicht zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Wir müssen genau ein ‚Mittelding’ suchen und finden und ihn wieder in unsere Klasse aufnehmen.“ „Wir müssen ihm von Anfang an klar machen, dass er unsere Regeln einhalten muss.“ Mein erster Praktikumstag endete damit, dass Frau Stöferle und ich noch einmal die Ideen der Schüler besprachen. Wir waren uns einig, dass Peters Mitschüler betroffen und doch fair argumentiert hatten. 4.2. Dienstag, 21.10.2008 (8.30 Uhr- 12.00 Uhr) Zu Beginn des Vormittags sammelten wir Informationen für den BOGY- Bericht. Ich erfuhr, dass die Stadt Oberkirch sehr viel für und mit Jugendlichen unternimmt, die keine optimalen Zukunftschancen haben. Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 6 So gibt es in Oberkirch ein Jugendzentrum (JuZe), das von Frau Katja Koscielny, einer ausgebildeten Jugend- und Heimerzieherin geleitet wird. Um 10. 30 Uhr machte Frau Stöferle mit mir und dem Klassenlehrer der sechsten Klasse, Herr Becker, einen Hausbesuch bei der Familie des Schülers „Peter“. Obwohl der Besuch einen Tag zuvor mit dem Vater persönlich terminiert und abgesprochen wurde, war keines der Elternteile vor Ort. Als wir vorstellig wurden, war nur Peter anwesend, der uns erklärte, dass sein Vater einen defekten Computer seines Internetcafés nach Offenburg bringen müsste und dass er nun „den Laden managen“ müsse. Wir unterhielten uns noch weiter mit ihm und ließen uns schildern, was er die vergangene Woche gemacht hatte: „ Mir ist langweilig, ich habe Hausverbot bekommen und ich muss jeden Tag für die Schule lernen“, so der Schüler. Bei der Antwort, er müsse für die Schule lernen, erkundigten wir uns, wie er das hinbekäme, weil er noch fast alle Bücher in seinem Fach des Klassenzimmers stehen hat. Darauf antwortete er ausweichend. Anschließend fragten wir ihn, was er sich für die nächst Zeit vorgenommen habe und wie er sich verhalten wolle, wenn er am nächsten Tag wieder in die Schule käme. Er wiederholte mehrfach den Satz „ Ich muss mich ändern“ , was bislang in der Vergangenheit aber immer ohne Erfolg blieb. Schlussendlich haben wir ihm deutlich gemacht, dass er für das, was er getan hat, mit weiterreichenden Konsequenzen als nur dem befreiten Unterrichtsausschluss rechnen müsse. Beim nächsten Vorfall werden weitere Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen bis hin zum Schulverweis greifen. Man hat gemerkt, dass ihm das Gespräch sehr unangenehm war, da er die ganze Zeit auf den Boden geschaut hatte. Am Ende meines zweiten Praktikumstags wurde mir noch Frau Conny Hummel, die zweite Schulsozialarbeiterin, deren Schwerpunkt die Koordination der Ganztagesschule ist, vorgestellt. 4.3. Mittwoch, 22.10.2008 (13.45 Uhr- 16.15 Uhr) Heute konnte ich leider nur am Nachmittagsprogramm teilnehmen, da jeden Mittwochvormittag zwischen 9.00 und 12.00 Uhr eine Teamsitzung, bestehend aus Schulsozialarbeiterinnen, allgemeine soziale Dienste, Polizei und Beratungsstellen, stattfand. Aus rechtlichen Gründen durfte ich daran leider nicht teilnehmen. Zurzeit arbeitet dieses Team an einem großen gemeinsamen Projekt „Netzwerk für Schüler“ (siehe Anhang). Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 7 Von 13.45 Uhr bis 14.30 Uhr war ich mit Frau Hummel bei der Hausaufgabenbetreuung in einer fünften Klasse tätig. Auch hier gilt- wie im normalen Unterricht- die Einhaltung bestehender Verhaltungsregeln, sonst können auch Strafarbeiten bzw. Klassenbucheinträge verteilt werden. Heute war ich das erste Mal richtig mit den Kindern beschäftigt. Wenn sie eine Frage hatten oder nicht mehr weiter wussten, bin ich mit ihnen die Aufgabe Schritt für Schritt durchgegangen und wir haben gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, mit den Kindern zusammen zu arbeiten, zu sehen wie sie arbeiten, mit ihnen Kontakt aufzunehmen und ihnen helfen zu können. Von 14.45 Uhr- 16.15 Uhr wurde ich bei einem von mehreren Nachmittagsprojekten, die jeden Mittwoch für die fünften und sechsten Klassen stattfinden, eingeteilt. Es gibt verschiedene Projekte, z.B. Gitarre (Herr Leopold), Trommelbau (Herr Rabe), Theater (Frau Tschernikov), Sport (Herr Kron), Kochen (Frau Hummel) oder Basteln bei Frau Marr, wo ich mitarbeiten durfte. Die Projekte laufen jeweils für ein Trimester und die Anmeldung der Schüler ist verbindlich. Während des laufenden Trimesters kann man nicht in ein anderes Projekt wechseln, allerdings ist ein Wechsel zum zweiten und dritten Trimester möglich. Die Betreuergruppe hat folgende Grundsätze für die gemeinsame Arbeit festgelegt: 1. JEDER HAT DAS RECHT, UNGESTÖRT AM PROJEKT MITZUARBEITEN. 2. JEDER BETREUER HAT DAS RECHT, SEIN PROJEKT UNGESTÖRT DURCHZUFÜHREN. 3. JEDER MUSS DIE RECHTE DES ANDEREN ACHTEN. Bei Nichtbeachtung dieser Rechte und Pflichten durch die SchülerInnen gibt es drei Stufen der Konsequenz: 1. gelbe Karte : die SchülerInnen werde verwarnt. 2. rote Karte : die SchülerInnen werden aus dem Prozess herausgenommen, . 3. Platzverweis : die SchülerInnen gehen zu Frau Stöferle ins Schulsozialarbeiterzimmer. Gemeinsam wird thematisiert, wie es zum Platzverweis kam. Der/ die SchülerIn erarbeitet einen Plan zur Verhaltensänderung, der kurz schriftlich fixiert wird. Zum nächsten Projekttermin wird dieser Plan dem betroffenen Betreuer vorgelegt. Erst nach dessen Zustimmung kann der/ die SchülerIn wieder in das Projekt aufgenommen werden. Die Eltern und der/ die KlassenlehrerIn werden über den „Platzverweis“ informiert. Normalerweise wird an einem Thema über mehrere Stunden gearbeitet, doch da es die letzte Stunde vor den Herbstferien und das eigentliche Thema schon abgeschlossen war, bastelten wir bunte Drachen als Fensterschmuck. Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 8 Es war interessant, mich mit den Kindern zu unterhalten und ihnen Ratschläge zu geben. Man kann ihnen Aufmerksamkeit schenken und sie für ihre Arbeit loben. Das sind Dinge, die die meisten von ihren Eltern leider kaum zu hören und spüren bekommen. (Bilder siehe Anhang) 4.4. Donnerstag, 23.10.2008 (8.30 Uhr- 11.20 Uhr sowie 13.00 Uhr- 16.15 Uhr) Am Vormittag führte Frau Stöferle ein Telefonat mit Frau Doll vom Jugendamt. Sie wollte nachfragen ob Frau M., die Mutter eines Schülers, an dem vereinbarten Termin mit dem Jugendamt anwesend war und wie das Gespräch gelaufen sei. Frau Doll berichtete ihr, dass sich Frau M. über den Klassenlehrer Herrn Becker sowie Frau Stöferle beschwert und ihnen vorgeworfen habe, dass sie ihren Sohn nicht mögen würden, ihn ablehnen, sich nicht um ihn kümmern, ihn sogar vernachlässigen würden. Auch wäre Frau Stöferle Schul daran, dass ihnen das Jugendamt „auf der Pelle“ sitze. Kurz gesagt: Frau M. habe versucht, die Schuld einzig und alleine auf den Klassenlehrer und Frau Stöferle zu schieben, obwohl das Jugendamt schon notwendigerweise seit vielen Jahren die Familie betreute, bevor Frau Stöferle in ihrem Amt war. Frau Stöferle hat sich mit dem Jugendamt geeinigt, bald einen Hausbesuch bei der Mutter durchzuführen und die Problematik anzusprechen, sodass wieder ein „normales“ Verhältnis von Elternhaus und Schule angestrebt werde. In der großen Pause kam der Sohn von Frau M. in das Büro von Frau Stöferle und musste seine losen Blätter der letzten Woche in seine Hefte und Ordner einkleben bzw. einordnen. Er musste auch seine Aufgaben, die er zuvor in der Schule nicht erledigt hatte, nachholen, während die anderen Schüler am Projektnachmittag teilnehmen durften. Am Nachmittag konnte ich bei dem PA- Projekt (Projekt Adventure) dabei sein. Dieses Projekt wird auch Wellenprojekt genannt, da jedes Mal eine Steigerung der letzten „Welle“ erfolgt. So fuhr ich um 13.00 Uhr mit Frau Schmid und Frau Neininger zur Sporthalle der Realschule, in der wir die 2. Welle „Flucht aus Alcatraz“ mit vier Eltern aufbauten. Nach der Begrüßung wurde die neue Welle den Teilnehmern mit Titel und Ziel vorgestellt und die Schüler wurden mit Nummern gekennzeichnet. Die Teilnehmer seien alle Flüchtlinge, die versuchen müssten von der Gefängnisinsel Alcatraz zu flüchten Eine Schwierigkeit dabei war, dass sie bei allen Aufgaben mit ihrem Partner an den Füßen zusammengebunden waren. Doch bevor es losging, mussten sie ein „Warming up“ (Drei- Bein- Fußball) und ein „Warming down“ (Gymnastik) meistern; schon hier waren sie mit ihrem Partner „verbunden“. Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 9 Anschließend führte der Flüchtlingshelfer (Frau Schmid) die Gefangenen in ihre Zelle (Umkleide) zurück und erklärte den Fluchtplan: Die Gefangenen mussten bestimmte Hindernisse in einem Zeitrahmen von 30 Minuten bewältigen, sonst kämen alle wieder in das Gefängnis zurück. Dann bekamen alle Teilnehmer ein Briefing (siehe Anhang), dessen erste Hälfte vor der Flucht und die andere Hälfte nach der Flucht ausgefüllt wurde. Der Parcour gliederte sich in folgende Aufgabenbereiche: Als erste Aufgabe mussten sie durch eine Lichtschranke klettern. Sie durften die einzelnen Lichtstrahlen (Seile) nicht berühren; und falls doch, zählte der Teamer von 5 rückwärts und erst dann durfte das Flüchtlingspaar weiter machen. In der zweiten Aufgabe mussten sie durch einen langen flachen Tunnel kriechen. Die dritte Aufgabe bestand darin über die Gefängnismauer (Sprossenwand) zu klettern und anschließend, bei der vierten Aufgabe über einen Fluss zu kommen, bei der aber Hilfe von mindestens 2 weiteren Flüchtlingspaaren benötigt wurde. In der fünften Aufgabe mussten sie über einen Sumpf (Weichbodenmatte auf vielen Bällen) kriechen und bei der sechsten Aufgabe einen umgestürzten Baum (Langbankwippe) überqueren. Weiter ging es mit der Todesschlucht, bei welcher sich die Flüchtlinge von einem auf einen anderen Kasten schwingen mussten. Als achte Aufgabe hatten sie eine Hängebrücke (Barrenbrücke mit Gymnastikseilen) zu überqueren. Hier musste jedes Paar jedes Seil berühren; war das nicht der Fall oder berührt ein Paar gar den Boden, mussten sie noch mal von vorne anfangen. Jetzt endlich durfte sich das Paar von den Fesseln befreien und konnten sich nun der letzten Aufgabe zuwenden: dem Klippensprung. Hier mussten sie sich einigen, aus welcher Höhe sie von der großen Sprossenwand springen wollten. Wenn jedes Paar alle Aufgaben geschafft hatte, war die Flucht gelungen. Am Ende wurde das Briefing besprochen (Debriefing), die Paare tauschten sich untereinander aus und äußerten sich dahin gehend, was sie sich für das nächste Mal vornehmen wollten, um noch harmonischer zusammenarbeiten zu können. (Bilder siehe Anhang) 4.5. Freitag, den 24.10.2008 (8.30 Uhr- 11.30 Uhr) Heute war nicht nur mein letzter Tag als Praktikantin sondern auch der letzte Schultag vor den Herbstferien für die Schüler. Das hat sich sehr bemerkbar gemacht: Es gab bei den Schülern keine Konflikte und deshalb hatten Frau Stöferle und ich nicht mehr viel zu tun. Wir besprachen nochmals die interessanten und für mich lehrreichen Tage, die ich erleben durfte sowie die Erfahrungen, die ich gemacht hatte und sammeln konnte. Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 10 Frau Stöferle berichtete mir noch von dem Projekt „Waldhütte“, das die Schule Ende des vergangenen Schuljahres begonnen hatte: Der Schule wurde ein großes Waldgelände zur Verfügung gestellt, auf welchem die Schüler eine Waldhütte bauen durften. Die einzelnen Klassen überlegten sich bereits, wie sie die Umgebung der Hütte noch gestalten könnten. (Bilder siehe Anhang) Bevor Frau Stöferle und ich noch einen Blick in das „JuZe“ warfen, zeigte sie mir das Gelände mit der Hütte. Im „JuZe“ angekommen, wurde mir die Jugend- und Heimerzieherin Frau Katja Koscielny und Herr Christian Kron (Stadtjugendreferent) vorgestellt. Sie führten mich durch die einzelnen Räume: Hier gab es Spielräume mit einem Billardtisch und einem Tischkicker, zwei Essensräume, eine Küche, eine kleine Bar, aber auch ein Zimmer, in dem die Kinder ihre Hausaufgaben erledigen und lesen können. (Bilder und Informationen siehe Anhang) 5. Zielberuf und Berufsfeld 5.1. Voraussetzungen und Qualifikationen Grundkenntnisse und Fähigkeiten Mündliche Beherrschung der deutschen Sprache Schriftliche Beherrschung der deutschen Sprache Beherrschung einfacher Rechentechniken Kenntnisse in Physik und Biologie/ Chemie Grundkenntnisse in Englisch Umgang mit dem Computer Kenntnisse in Wirtschaftslehre Kenntnisse und Verständnis in sehr stark entwickelt stark entwickelt weniger entwickelt * * * * * * * * schwach entwickelt Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 11 Musik und Bildender Kunst Schlüsselquallifikationen Selbständig arbeiten Teamfähigkeit Verantwortungsbewusstsein Fähigkeit Körperliche Leistungsfähigkeit Gesundh. Leistungsfähigkeit Räumliches Vorst.vermögen Rechnerisches Denken Sprachbeherrschung Logisches Denken Kontaktfähigkeit Teamfähigkeit Gewissenhaftigkeit Ideenreichtum Hand/ Fingergeschick sehr stark entwickelt * * * stark entwickelt weniger entwickelt schwach entwickelt sehr stark entwickelt stark entwickelt weniger entwickelt * schwach entwickelt * * * * * * * * * * 5.2. Verdienstmöglichkeiten Nach der „adäquaten Vergütung für Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen mit Fachhochschulabschluss“1 des „Tarifvertrages im öffentlichen Dienst“ (TVöD) ist die Entgeltgruppe 9 anzusetzen, wonach sich ein Gehalt von 2.061 € brutto für Berufseinsteiger ergibt.2 6. Arbeitsmarkt 6.1. Chancen im Ausland Da in Großbritannien der Bedarf an eigenen heimischen Sozialarbeitern und Sozialpädagogen nicht gedeckt werden kann, bieten sich hier Möglichkeiten, einen Dienst im Ausland anzutreten. Sonst aber sind diese Möglichkeiten eher gering.3 6.2. Situation und Prognose Nicht nur der Gesamtarbeitsmarkt, sondern „auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Sozialpädagogen und Sozialarbeiter“4 hat sich verbessert. Die Gesamtarbeitslosigkeit war im September 2006 um 15,4 % niedriger als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Arbeitslosen, die eine 1 http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/Veroeffentlichungen/AM-Kompakt-Info/AM-KompaktSozialarbeiter- und-paedagogen- ANehmer.pdf, (Marion Rang u.a. Hrsg.: Bundesagentur für Arbeit, Juni 2007), Zugriff: 7.12.2008 2 Vgl.: ebenda 3 Vgl.: ebenda 4 ebenda Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 12 Stelle als Sozialpädagoge oder Sozialarbeiter suchten, ging innerhalb eines Jahres von 22.735 auf 21.992 und somit um 3,3 % zurück.5 7. Persönliche Schlussfolgerung und weitere Schritte zur Berufsvorbereitung In meinem einwöchigen Praktikum habe ich sehr viel Neues erfahren und erlebt, mit dem ich nie gerechnet hätte. Nicht nur die Arbeit und die Aufgaben eines Schulsozialarbeiters haben mich sehr beeindruckt, sondern auch alles, was ich sonst noch miterleben durfte: In dieser Woche wurde mir erst einmal richtig bewusst, wie gut es anderen Kindern im Vergleich zu manchen Schülern der August- Ganther- Hauptschule geht. Mitzubekommen, dass Kinder von ihren Eltern nicht beachtet werden, kaum Anerkennung oder Zuneigung erhalten, hat bei mir sehr viel Emotionales ausgelöst. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass in einer Kleinstadt wie Oberkirch in Teilen der Bevölkerung solche Familienverhältnisse herrschen. Dass Kinder den ganzen Tag über ohne Verpflegung auskommen müssen oder sie über Nacht gar eingesperrt werden, hätte ich nie für möglich gehalten. Dennoch hat mir dieses Praktikum auch sehr viel Spaß und Freude bereitet, vor allem die Zusammenarbeit mit Frau Stöferle sowie die gemeinsamen Projekte mit den Schülern. Dabei bemerkte ich, dass ich sehr gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen kann. Beeindruckt hat mich auch sehr, dass an dieser Schule so viele Projekte und Aktionen durchgeführt werden und wie vertraulich das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist. Bei allen Erfahrungen mit den einzelnen Schülern, Klassen, Lehrern sowie meiner Betreuerin Frau Stöferle wurde mir klar, dass ich es mir sehr gut vorstellen kann, nach meiner Schulzeit meinen sozialpädagogischen Berufswunsch zu verwirklichen. 5 Vgl.: ebenda Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 13 8. Anhang Bilder des Bastel- Projektes der 5. und 6. Klassen: Bunte Drachen waren das Ergebnis des gemeinschaftsfördernden Bastelns! 1. Aufgabe: Das Paar darf auf keinen Fall die „Lichtstrahlen“ berühren. Bilder des Projektes: „Flucht aus Alcatraz“ Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 14 3. Aufgabe: Zusammen müssen sie über die „Gefängnismauer“ klettern. 4. Aufgabe: Überquerung des Flusses, mit Hilfe von mindestens zwei weiteren Paaren. Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 15 5. Aufgabe: Ohne Hinzufallen, muss das Paar über den „Sumpf“ von der einen auf die andere Seite kommen 6. Aufgabe: Das Paar muss versuchen, über den „umgestürzten Baum“, ohne auf den Boden zu fallen, zu balancieren. 7. Aufgabe: Das Paar muss sich gemeinsam über die „Todesschlucht“ schwingen. Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 16 9. Aufgabe: Der „Klippensprung“ in die Freiheit. Die Waldhütte, die die Schüler der August- GantherHauptschule selbst gebaut haben. Frau Birgit Ulrich- Stöferle, meine Ansprechpartnerin meines einwöchigen Praktikums. Abschlusserklärung Fabienne Baumann Bogy-Bericht 2008 Seite 17 Hiermit erkläre ich, dass ich die Arbeit selbst angefertigt und nur die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Offenburg, den 7.12.2008