Auslandsfamulatur im Kasr Al Ainy Hospital in Kairo, Februar 2015

Transcrição

Auslandsfamulatur im Kasr Al Ainy Hospital in Kairo, Februar 2015
Gabriel Brückner 16.3.2015 Auslandsfamulatur im Kasr Al Ainy Hospital in Kairo, Februar 2015 Vorbereitung: Wie in anderen Berichten empfohlen, brachte ich Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel und auch Mundschutz aus Innsbruck mit. Handschuhe stehen zwar auch im Krankenhaus zur Verfügung, es ist aber vorteilhaft, immer ein paar in der Tasche zu haben. Ein handliches Desinfektionsmittel dabei zu haben empfiehlt sich sehr, da das Desinfektionsmittel im Krankenhaus von schlechter Qualität und nicht Hautfreundlich war. Auch war es praktisch, immer einen Mundschutz griffbereit zu haben. Jedoch waren diese Dinge nicht unbedingt nötig und hätten schnell und viel billiger vor Ort besorgt werden können. Was jedoch unbedingt benötigt wurde, war OP‐Kleidung („Scrubs“). Diese konnte ebenfalls preiswert in einer der Seitenstraßen vorm Krankenhauses gekauft werden. Anreise: Meinen Flug nach Kairo buchte ich über das Internet und war damit sehr zufrieden. Es waren Lufthansaflüge mit Zwischenstopp die mich hin und zurück ca. 350 Euro kosteten. Wenn man rechtzeitig bucht kann man aber auch noch billiger wegkommen. Am Flughafen Kairo sollte mich eigentlich ein Abholservice von Hostel erwarten, doch war niemand dort. Also nahm ich das Angebot eines der vielen Taxifahrer an, die ununterbrochen versuchten mich als Kunde zu werben. Für die Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt zahlt man ca. 80 ägyptische Pfund (10 Euro), jedoch muss man diesen Preis entschlossen verhandeln. Oder man findet einen Fahrer der sich bereiterklärt, das Taximeter zu benutzen, was aber gerade am Flughafen schwierig sein kann. Unterkunft: Nach einigen Recherchen im Internet entschied ich mich für das DAHAB Hostel in der Innenstadt Kairos. Nur wenige Schritte vom Tahrir Platz entfernt war es sehr zentral und von überall gut zu erreichen. Zum Krankenhaus waren es knapp 30 Minuten zu Fuß, auch fuhr ein Bus dorthin und oft nahmen wir ein Taxi für 10 Pfund (1,20 Euro). Das DAHAB Hostel war ein offene Dachterrasse mit einigen Zimmern. Die Zimmer selbst waren nichts Besonderes, die Atmosphäre auf der Dachterrasse war dafür aber sehr schön! WC und Dusche waren für alle Gäste, man konnte gegen Aufpreis aber auch ein Zimmer mit privatem Badezimmer haben. Ein Zimmer kostete 65 Pfund (8Euro) pro Nacht und für 13‐15 Pfund wurde ein gutes Frühstück angeboten. An unserem ersten Tag trafen wir uns mit Dr. Mona Zaki, der EAIMS Koordinatorin, die für uns zuständig war. Nach einem kleinen Frühstück in der Cafeteria des Krankenhauses zeigte sie uns das Krankenhaus, stellte uns auf den jeweiligen Stationen vor und beantwortete unsere Fragen. Sie ging mit uns eine ägyptische Simkarte besorgen, die OP Kleidung einkaufen und hätte sich auch für uns um eine Gabriel Brückner 16.3.2015 Unterkunft gekümmert. Mona war sehr nett und hilfsbereit, half uns bei allem was wir im Krankenhaus benötigten und machte sogar in ihrer Freizeit Ausflüge mit uns und lud uns zum Essen ein! Dank ihres Engagements hatten wir keine Schwierigkeiten uns im Krankenhaus zurechtzufinden und besuchten außerhalb des Krankenhauses Orte, die wir sonst wahrscheinlich nie gesehen hätten. Am nächsten Tag begannen wir dann auf der chirurgischen Station. Eigentlich hatten wir uns für die Notaufnahme beworben, jedoch war es uns anfangs nicht erlaubt, dort zu arbeiten Es ging los mit der Visite. Die für uns zuständigen Ärzte waren zwar darauf bedacht, für uns zu Übersetzten und Erklärungen abzugeben, trotzdem war der Großteil der Visite auf Arabisch und für uns nicht zu verstehen. Uns wurde aber trotzdem schnell klar, dass Infektionen ein großes Problem darstellten. Der OP schockierte mich am Anfang ziemlich. Nicht etwa die alten Gerätschaften sondern die Ärzte, welch zwar hervorragend bescheid wussten und die Verfahren nach internationalem Standard durchführten, aber völlig nachlässig mit der Hygiene umgingen. Oft wurde ohne Mundschutz über dem offenen Patienten diskutiert, die Assistentinnen trugen Ringe unter den Handschuhen und beim Händewaschen wurde nicht desinfiziert. Nach einigen Tagen auf der Chirurgie kamen wir dann in die Notaufnahme. Erst als wir persönlich zum Leiter der Notaufnahme gingen und nachhackten, funktionierte es. Bis dahin hieß es immer nur, wir sollen warten oder es geht gar nicht. Die Notaufnahme war sehr interessant aber auch das Extremste was ich gesehen habe. Ununterbrochen wurden Verletzte in schlimmsten Zuständen eingeliefert. Schussverletzungen, Autounfälle und Stürze prägten das Bild. Auch hier waren die Ärzte kompetent, sehr freundlich und erklärungsbereit, und nachlässig mit der Hygiene. Danach famulierten wir noch 2 weiter Wochen auf Der Gynäkologie und Geburtshilfe. Zufälligerweise war dort gerade eine Turnusärztin aus Wien, die für uns übersetzen konnte. Das machte nun auch eine Konversation mit den Patienten möglich und wir lernten viel Neues dazu. An ein bis zwei Tagen in der Woche hatten wir frei und konnten Kairo besichtigen und auch Ausflüge nach Alexandria und Luxor machen. Ägypten ist ein sehr schönes Land und Kairo eine Megacity mit Millionen von Menschen und viel Lärm und Chaos. Die Ägypter sind sehr freundlich und hilfsbereit. Schnell wurden wir als Ausländer erkannt und die Leute boten uns ihre Hilfe an. „Welcome to Egypt“ ist was viele Ägypter einem mit einem Lächeln zurufen. Sorgen, überfallen oder bestohlen zu werden, mussten wir uns nie machen. Gerade als Ausländer ist Ägypten sehr sicher. Für mich war diese Famulatur eine tolle Erfahrung und Kairo ein urbanes Abendteuer!