Februar 2016 - Kreuzkirche Tokyo
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Februar 2016 - Kreuzkirche Tokyo
Gemeindebrief Februar 2016 Liebe Gemeinde, .......................................................................................................................................... 3 Gottesdienste ............................................................................................................................................... 5 Herzliche Einladung zum Weltgebetstag ............................................................................................ 7 Kindergottesdienst ...................................................................................................................................... 8 Neues von den Konfirmanden:................................................................................................................. 8 Was bleibt?...................................................................................................................................................... 9 Aus dem Gemeindeleben ....................................................................................................................... 12 Besuch bei Orgelbauer Weber im Allgäu........................................................................................ 14 Gemeindeversammlung ............................................................................................................................. 17 Vorschau auf einen ganz besonderen Gemeindeabend ............................................................... 19 Frauenfrühstück ......................................................................................................................................... 20 Termine ......................................................................................................................................................... 21 Werden Sie Mitglied ............................................................................................................................... 22 Beitrittserklärung ...................................................................................................................................... 23 Februar 2016 Liebe Gemeinde, lieber Leser, liebe Leserin! Am Aschermittwoch, der in diesem Jahr auf den 10. Februar fällt, beginnt die Passionszeit. Sie ist zugleich ja auch Fastenzeit, die in der Tradition unserer Kirche gerne auch mit der Aktion „Sieben Wochen ohne“ begangen wird. Mit dem Monatsspruch für Februar verknüpft sich das Motto der diesjährigen Aktion „Ein weites Herz für andere“ auf ganz wunderbare Weise: Vom Gespräch mit Gott, also der persönlichen Spiritualität einerseits und dem Umgang mit anderen Menschen andererseits ist hier die Rede. In welchem Verhältnis steht beides zueinander? Hat das eine, das Beten, das Verhältnis zu Gott, mit dem anderen, dem Verzeihen und Vergeben, miteinander zu tun? Ja, unbedingt! Lesen Sie dazu in den Gedanken von Nyree Heckmann: Ein weites Herz für andere Sind Sie nachtragend? Können Sie den Ärger, der sie erfüllt, nicht loslassen? Manchmal scheint es so viel einfacher, einem „Feindbild“ zu 3 huldigen, als sich mit eigenen Fehlern auseinanderzusetzen. Ist das nicht häufig eine Flucht vor den eigenen Unzulänglichkeiten? So nach dem Motto: Je mehr Fehler ich beim anderen sehe, desto weniger fallen bei mir auf? So gerate ich aber auf Dauer in eine Sackgasse mit sehr beschwertem Herzen. Denn solange ich dem anderen Fehler hinterher trage, werde ich mir meine auch nicht leicht vergeben lassen, so etwas wie einen Freispruch annehmen können. Ein weites Herz aber gegenüber den Fehlern anderer wird sich auch im Umgang mit mir selbst spiegeln, seinen Widerhall finden. Ich muss mich selbst nicht kleinmachen, kann mich auch über die Größe von anderen freuen und werde sie nicht als Bedrohung empfinden. Es kann so etwas wie eine Ausgeglichenheit entstehen - in mir, aber auch in meinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Interessant dabei wäre, ob sich auch mein Gottesbild und meine Gottesbeziehung dadurch verändern, und wie. Gott ist völlig frei darin, jedem jedes zu vergeben die Frage ist nur: Kann ich das 4 Kreuzkirche wahrnehmen und empfangen, solange ich die Schuldscheine meiner Mitmenschen noch nicht zerrissen habe? Wenn dann für einmal nichts mehr zwischen uns steht, dann entsteht Raum, der neu gefüllt werden kann. Nyree Heckmann In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen eine gute, segensreiche Passions- und Fastenzeit. Dass unser Herz weit und unsere Vergebungsbereitschaft groß sei, darum wollen wir Gott bitten. Ihre Pfarrerin Gabriele Zieme-Diedrich Februar 2016 Gottesdienste in der Kreuzkirche, falls nicht anders angegeben 7. Februar Estomihi 10.30 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl 10. Februar Aschermittwoch 19.00 Uhr Andacht 14. Februar Invokavit 10.30 Uhr Gottesdienst 21. Februar 28. Februar Reminiscere 10.30 Uhr Gottesdienst Okuli 10.30 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl und Kindergottesdienst mit Pfn. Sabine Kluger 4. März 6. März Weltgebetstag Lätare 19.00 Uhr Gottesdienst 10.30 Uhr Gottesdienst mit Kindergottesdienst, anschl. Gemeindeversammlung Im Anschluss an die Gottesdienste in der Kreuzkirche laden wir jeden Sonntag zum Gespräch bei Kaffee, Tee und Gebäck ein. Sie sind herzlich willkommen! Über Kuchenspenden dazu freuen wir uns. 5 6 Kreuzkirche Seit Beginn der US-kubanischen Annäherung Ende 2014 ist das sozialistische Kuba wieder in den Fokus der internationalen Aufmerksamkeit gerückt. Seit jeher fasziniert und polarisiert Kuba, ist Projektionsfläche für Wunsch- oder Feindbilder. Wie aber sehen kubanische Frauen ihr Land? Welche Sorgen und Hoffnungen haben sie angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche? Im Jahr 2016 ist Kuba das Schwerpunktland des Weltgebetstags. Die bevölkerungsreichste Karibikinsel steht im Zentrum, wenn am Freitag, den 4. März 2016, rund um den Erdball Weltgebetstag gefeiert wird. Dessen Gottesdienstordnung „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ haben über 20 kubanische Christinnen gemeinsam verfasst. Von der „schönsten Insel, die Menschenaugen jemals erblickten“ soll Christopher Kolumbus geschwärmt haben, als er 1492 im heutigen Kuba an Land ging. Mit subtropischem Klima, langen Stränden und ihren Tabak- und Zuckerrohrplantagen ist die Insel ein Natur- und Urlaubsparadies. Seine 500jährige Zuwanderungsgeschichte hat eine kulturell und religiös vielfältige Bevölkerung geschaffen. Von den rund 11,4 Mio. Einwohner/innen bezeichneten sich 64,1% als „Weiße“, 26,6% als Mestizen sowie 9,3% als „Schwarze“. Da viele eher dunkelhäutige Kubaner/innen Wert darauf legen, zu den „Weißen“ gerechnet zu werden, sind diese Angaben umstritten. Nach der Revolution von 1959 wurde Kuba ein sozialistischer Staat, es folgte eine jahrzehntelange Isolierung der Insel – samt von den USA verhängter Blockade. Anfang der 1990er Jahre brach die Sowjetunion zusammen, die Kuba durch Waren und Februar 2016 7 Finanzhilfe unterstützt hatte. Der Karibikstaat erlebte eine tiefe wirtschaftliche und soziale Krise. Seitdem wächst die Ungleichheit, das lange Zeit vorbildliche Bildungs- und Gesundheitssystem ist gefährdet. Seit der Revolution sind Frauen und Männer rechtlich gleichgestellt, Kuba gilt hier international als Vorbild. Im privaten Alltag jedoch klaffen Ideal und Wirklichkeit oft himmelweit auseinander und es herrschen patriarchale Rollenbilder des Machismo vor. Die meist Vollzeit berufstätigen Kubanerinnen sind oft allein verantwortlich für Haushalt, Kinder und die Pflege Angehöriger. Die Folgen des gesellschaftlichen Umbruchs treffen sie besonders hart. Offizielle Zahlen zur Religionszugehörigkeit gibt es nicht. Der Großteil der kubanischen Bevölkerung ist römisch-katholisch, daneben gibt es zahlreiche protestantische Konfessionen sowie jüdische und muslimische Gemeinden. Eine wichtige Rolle im spirituellen Leben vieler Menschen spielt die afrokubanische Religion Santería. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung und Isolation ist Kuba seit 1992 ein laizistischer Staat mit Religionsfreiheit und mehr Spielräumen für die Kirchen. Kubanerinnen feiern den Weltgebetstag schon seit den 1930ern, an der Liturgie 2016 waren u.a. baptistische, römisch-katholische, quäkerische, apostolische sowie Frauen der Heilsarmee und der Pfingstkirche Christi beteiligt. In ihrem zentralen Lesungstext (Mk 10,13-16) lässt Jesus Kinder zu sich kommen und segnet sie. Ein gutes Zusammenleben aller Generationen begreifen die kubanischen Weltgebetstagsfrauen als Herausforderung – hochaktuell in Kuba, dem viele junge Menschen auf der Suche nach neuen beruflichen und persönlichen Perspektiven den Rücken kehren. Die mit den Kollekten der Gottesdienste zum Weltgebetstag unterstützten Projekte weltweit die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Rechte von Frauen und Mädchen. Darunter sind auch vier Projekte von Partnerorganisationen in Kuba. Lisa Schürmann, Weltgebetstag der Frauen - Deutsches Komitee e.V. Herzliche Einladung zum Weltgebetstag auch hier in Tokyo: * * am Dienstag, dem 23. Februar ab 19 Uhr Vorbereitungsabend am Freitag, dem 4. März ab 19 Uhr Gottesdienst, hinterher gemütliches Beisammensein bei kubanischen Köstlichkeiten beides in der Kreuzkirche (Pfarrhaus) in Gotanda! 8 Kreuzkirche Kindergottesdienst Alle Kinder - ab dem Kindergartenalter sind sehr herzlich eingeladen zum Kindergottesdienst: Um gemeinsam biblische Geschichten zu hören, zu singen, zu malen und basteln, zu spielen - kurz um miteinander Gottesdienst zu feiern in kindgerechter Art und Weise. Kindergottesdienst findet immer parallel zum Gottesdienst statt. Wir beginnen alle zusammen in der Kreuzkirche und gehen nach dem ersten Lied ins Gemeindehaus. Am 21. Februar und 6. März - wir freuen uns auf Euch! Neues von den Konfirmanden: „Kann man richtig beten lernen?“ Unter diesem Motto steht das diesjährige gemeinsame Konfirmandenund Firmlingswochenende im Februar in Karuizawa. Vom 26. bis 28. Februar fahren die Konfirmanden unserer Gemeinde und die Firmlinge der katholischen Gemeinde St. Michael ins Karuizawa Fellowship Bibel Camp. Begleitet wird die Fahrt von Pastoralreferentin Vera Markert und Pfarrerin Gabriele Zieme-Diedrich sowie dem Gemeindepraktikanten Luca. Mitten im Wald und am Fuße des Asama-san werden wir in Blockhütten wohnen, uns gegenseitig besser kennenlernen, uns intensiv mit dem Thema „Gebet“ beschäftigen und hoffentlich auch viel Spaß miteinander haben. Vorher treffen sich die Konfirmanden zum Unterricht am Sonntag, dem 7. und 14. Februar jeweils nach dem Gottesdienst. Februar 2016 9 Was bleibt? von Sabine Kluger Nach drei Jahren Auslandseinsatz in Japan kehre ich Ende Februar nach Deutschland zurück. In diesen letzten Wochen nehme ich Abschied von vielen Menschen und Orten und versuche ein erstes Fazit zu ziehen. Ich war nach Japan gekommen, um als Ökumenische Mitarbeiterin der EMS (Evangelische Mission in Solidarität) beim NCCJ (National Christian Council in Japan) zu arbeiten. Nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 hatte die EMS beschlossen, nicht nur Spendengelder nach Japan weiterzuleiten, sondern als Zeichen der Solidarität auch eine Person hinzuschicken. Dies war Grund meines Hierseins und Grundlage meines Dienstauftrags, der mich dementsprechend oft in die Katastrophengebiete in Tohoku führte. Ich traf vor allem Projektpartner der EMS in Sendai, Ishinomaki, Watari, Iwaki, Kamaishi, Fukushimashi, Koriyama und Aizu-Wakamatsu und lernte Bewohner von Notunterkünften, Mitarbeiter von Koordinationsstellen, Radiation Information Centers und Volunteer Programs kennen. Im Rahmen meiner Arbeit mit dem YWCA Japan nahm ich an Field Trips nach MinamiSoma, Tomioka, Shirakawa, Shinchi und Kobe teil, gab Englischunterricht in Fukushima, wo die Projekte des YWCA hauptsächlich stattfinden, und begleitete zuletzt ein mehrmonatiges Projekt mit Fukushima High School students zum Thema „Sustainable Energy“. Mein Schwerpunkt verschob sich damit von der Tsunami Hit in die Radiation Area. Den Freitagnachmittag verbrachte ich, wenn ich nicht auswärts war, in der Japan Bible Society. Über die Arbeit von Bibelgesellschaften in anderen Ländern und unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen hatte ich mir zuvor nicht gerade viele Gedanken gemacht. Ich fand es sehr interessant. Mein schönster Business Trip war das „Chopstick Meeting“ auf Okinawa – ein mehrtägiges Treffen der Bibelgesellschaften von Korea, Taiwan und Japan auf Staff-Ebene. Drei verschiedene Kulturen – drei verschiedene Kommunikationsstile – drei sehr verschiedene Teams. Wenn man es genau nimmt, eigentlich vier – allerdings war ich eine Einzelperson und gehörte überdies zum „Team Japan“. Gelegentlich hatte ich daneben in Kansai zu tun – in der Deutschen Gemeinde Kobe-Osaka und in Kyoto, wo die EMS das NCC Interreligious Study Center in Kyoto unterstützt. Und ich hatte Gelegenheit, an internationalen Konferenzen zu den Themen Atomkraft, Article 9 und Minderheiten in Japan teilzunehmen. Das Japanisch-Lernen hatte ich mir zugegebenermaßen leichter vorgestellt. Gleichzeitig fasziniert mich die Sprache aber, wie vieles an japanischer Kultur und Lebensart. Wobei ich auch das Gefühl habe, dass ich, je länger ich hier bin, die Japaner in ihrer Mentalität desto weniger verstehe. Desto mehr ahne ich, wieviel sich noch hinter all dem, was ich erkenne, verbirgt. Aus den ungezählten Begegnungen, Erfahrungen und Informationen, die mir in Japan zuteil geworden sind, möchte ich drei besonders eindrückliche herausgreifen: 1. Tomioka Tomioka liegt in der Sperrzone rund um das AKW Fukushima Daiichi. Der Küstenort ist somit auch Drei-Katastrophenort: Erdbeben, Tsunami und Reaktorkatastrophe brachen damals über den Ort herein und ließen nichts übrig als ein Trümmerfeld, das immer noch so aussieht wie wohl am Tag des Geschehens. Die Strahlung sieht, riecht und hört man zwar nicht, doch machte sie Aufräumarbeiten in Tomioka weder möglich oder nötig. Als wir dort waren, hieß es, man dürfe sich im Ort inzwischen bis 15:00 nachmittags aufhalten. Vom ehemaligen Bahnhof aus, wo wir hielten, sieht man das Meer. Unsere Gruppenleiterin hatte vor 3/11 mit ihrer Familie in Tomioka gewohnt. An ihrem ehemaligen Haus in der Hauptstraße stieg ich aus und hielt den Geigerzähler in Bodennähe: 3.100 microSievert. (Zum Vergleich: in meiner Wohnung in Tokyo sind es gewöhnlich plus/minus 0,100 microSievert.) 10 Kreuzkirche 2. Asian Rural Institute Das Asian Rural Institute ist ein Rural Leaders‘ Training Center in der Präfektur Tochigi, in dem jährlich rund 30 Teilnehmer aus marginalisierten Ländern ein neunmonatiges Programm absolvieren. Begonnen wurde im Sinne einer Wiedergutmachung mit Participants aus den Ländern Asiens, die bis zum Ende des II. Weltkriegs von Japan unterjocht waren. Nach und nach kamen andere hinzu. Inzwischen gibt es Graduates in mehr als 140 Ländern in Asien und Afrika, aber auch in Haiti, Cuba und der Pazifikregion. Im ARI geht es nicht nur um nachhaltige, organische Landwirtschaft, sondern vor allem um Leadership, um das friedliche und von gegenseitigem Respekt getragene Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen, Nationen und Religionen – und um Gendergerechtigkeit. Männer wie Frauen haben dieselben Aufgaben, die Gruppen sind fest, die Einsatzbereiche sowie die Gruppenleitung rotieren. Im letzten Jahrgang, der im Dezember Graduation feierte, waren 19 Nationen vertreten – inclusive Staff und Volunteers, ohne die das Projekt nicht denkbar wäre. ARI-Sprache ist Englisch, durchsetzt von ein paar japanischen Lieblings-Ausdrücken. Die ARI Community ist offen für Besucher und Gäste-auf-Zeit. Finanziert wird das Projekt vor allem durch Spenden und die Unterstützung fester Sponsoren, darunter auch die EMS. Obwohl etwa 100 km vom havarierten AKW entfernt, sind auch im ARI bis heute die Folgen zu spüren. Kühe gibt es keine mehr – man müsste jetzt das Futter von auswärts kaufen, was zu teuer käme. Die Ziegen, die man nur für die eigene Nutzung hält, dürfen auch auf den Wiesen herumstrolchen. Die Schweine müssen im Stall bleiben, da ihr Fleisch auch verkauft wird. Im hauseigenen Becquerel Center werden täglich vom benachbarten Kindergarten und von Bauern aus der Umgebung gebrachte Nahrungsmittel sowie stichprobenartige Proben von sämtlichen eigenen Erzeugnissen, Boden und Wasser untersucht. Die Grenzwerte, die sich das ARI selber gegeben hat, sind weitaus strenger als die der japanischen Regierung. Die Mitarbeiter sind Fachleute im Ruhestand, die ihr Expertenwissen ehrenamtlich zur Verfügung stellen. 3. Fukushima Bei meiner Arbeit in Fukushima-shi hatte ich in erster Linie mit Frauen, Kindern und Jugendlichen aus der Stadtgebiet zu tun. Manche sind mit ihren Familien aus Namie oder Soma nach Fukushima evakuiert worden. Obwohl ein Ort mit long lasting low radiation, wurde Fukushima shi von den Behörden für sicher erklärt. Nicht alle Einwohner glauben das. Viele haben jahrelang überlegt, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, die Kinder aus der Gefahrenzone herauszubringen und woanders neu anzufangen. Als sie merkten, dass es für sie nicht realisierbar war, haben sie resigniert. Sie versuchen nun, das Risiko so klein wie möglich zu halten. Im YWCA erzählten uns Mütter, dass sie für ihre Kinder teure Nahrungsmittel kaufen, die nicht in Fukushima angebaut wurden. Trotzdem haben die Kinder häufig Nasenbluten und eine verminderte Immunabwehr. Beides bessert sich, wenn sie Ferien in einer anderen Präfektur machen, und wird nach der Rückkehr wieder schlim- Februar 2016 11 mer. Die meisten Frauen bekommen in diesen Fragen keine Unterstützung von ihren Männern. Obwohl sie keine Christinnen sind, nehmen sie häufig oder sogar regelmäßig an den Veranstaltungen des YWCA teil, denn hier ist ein sicherer Ort, an dem sie über ihre Ängste und Sorgen, vor allem um die Gesundheit ihrer Kinder, sprechen können. Dass ich als Ausländerin immer wieder kam und hin und wieder einen Gast aus Europa mitbrachte, wurde sehr deutlich wahrgenommen und geschätzt. Es zeigt ihnen, dass wir „da draußen“ sie nach fast fünf Jahren noch nicht vergessen haben. Und das ist wichtig. Ich werde sie nicht vergessen, auch nicht, wenn ich wieder in Deutschland bin – oder vielmehr: es wird mir kaum möglich sein, denn diese Menschen haben mein Herz berührt. Tomioka war ein Schock für mich – der Gedanke, dass die gesamte Natur dort auf lange Zeit vergiftet ist. Die internationale, interkulturelle und interreligiöse ARI-Gemeinschaft hat nicht nur mit der Radionuklid-Verseuchung zu kämpfen, sondern auch mit dem Hintergrund der Participants, in deren Herkunftsländern zumeist schwierige Lebensbedingungen herrschen. Dennoch ist die Community stark genug, um diesen Ort wie auch die Gäste mit Hoffnung, Freude und Ermutigung zu erfüllen. Fukushima ist ein Ort, an dem ich mit der Hoffnung Mühe habe, obwohl auch dort gelacht wird, Kinder spielen und Menschen einander vertrauen und sich verbunden fühlen. Doch es kostet sie viel Kraft, dieses Der-Situation-zum-Trotz-Leben. Zwischen meinen Reisen war es wohltuend, immer wieder in die Kreuzkirche zu kommen, den Gottesdienst in meiner Muttersprache mitzufeiern und in der Gemeinde so etwas wie Heimatgefühl zu erleben. Ein herzliches Dankeschön an meine Kollegin Gabriele Zieme-Diedrich für ihr weites Herz und ihre liebevolle Art, an ihren Mann Peter Zieme für all seine stillen und gar nicht so selbstverständlichen ehrenamtlichen Tätigkeiten, an alle Mitglieder des Gemeindekirchenrats und der Gemeinde, die mir als Japan-neuling mit Rat und Tat und guten Tipps weitergeholfen und in vielen Fällen darüber hinaus ihre Freundschaft geschenkt haben! Eine große Freude war es mir auch mitzuerleben, wie das Projekt „Neue Orgel“ auf den Weg gebracht wurde. Ihnen und Euch allen wie auch der Gemeinde insgesamt wünsche ich für die Zukunft viel Glück, Gelingen und Gottes Segen! Sabine Kluger Tokyo/Stuttgart Pfarrerin Sabine Kluger wird sich in einem Gottesdienst, den sie selber hält, von der Gemeinde verabschieden: am Sonntag, dem 28. Februar um 10.30 Uhr in der Kreuzkirche. 12 Kreuzkirche Aus dem Gemeindeleben Adventsbasar 2015 Februar 2016 13 Familiengottesdienst mit Nikolaus Sternsinger unterwegs 14 Kreuzkirche Besuch bei Orgelbauer Weber im Allgäu Ende Dezember 2015 Zwischen Weihnachten und Silvester 2015 hat der Autor Orgelbauer Hermann Weber in seiner Werkstatt in Leutkirch-Engerazhofen im württembergischen Allgäu besucht. Herr Weber arbeitet derzeit noch nicht an der neuen Orgel für die Kreuzkirche in Tokio – zumindest nicht handwerklich. Jedoch macht er sich bereits intensive Gedanken über zahlreiche Details der neuen Orgel für Tokio, um sicherzugehen, dass dieses Instrument einerseits den gewünschten Klang und andererseits auch eine hohe mechanische Stabilität haben wird. Im Mai dieses Jahres wird Herr Weber dann auch wirklich anfangen, die Orgel zu bauen. So ist es auch im Vertrag zwischen der Kreuzkirchengemeinde und Herrn Weber vereinbart. Bis Mitte April 2016 muss Herr Weber sein aktuelles Hauptprojekt, die Restaurierung einer großen Rieger-Orgel in der katholischen Kirche in Tuttlingen, abschließen. Details hierzu können im Internet unter www.pro-sanktgallus.org eingesehen werden. Die Restauration dieser Orgel, die ca. 200.000 € kosten wird, besteht aus drei großen Arbeitsblöcken: die größten Pedalpfeifen mit mehr als sechs Metern Länge werden komplett ausgetauscht, die gesamte Registersteuerung, also das Zu- und Abschalten einzelner Pfeifenreihen wird erneuert und zuletzt wird die gesamte Orgel neu intoniert, d.h. jede einzelne Pfeife wird im Klang nachgearbeitet. Während der Einbau der Pedalpfeifen, die in Summe bereits mehr als 20.000 € in der Anschaffung gekostet haben und die Intonation der Orgel vor Ort in Tuttlingen durchgeführt werden müssen, wird ein Teil der neuen Registersteuerung in der Werkstatt in Engerazhofen geplant und eingebaut. Hierzu wurde der Spieltisch der Orgel (drei Manuale) in Tuttlingen ausgebaut und in der Werkstatt von Herrn Weber zuerst völlig zerlegt (siehe Bild) und derzeit wieder mit verbesserter Registersteuerung zusammengebaut. Für diese Arbeiten sind fundierte Kenntnisse über elektrische Schaltungen und Steuerungen notwendig. Ganz anders sieht es dann bei der Intonation der mehreren tausend Pfeifen aus, die sich über Wochen hinziehen wird, denn hier ist dann ein ausgefeiltes und gut ausgebildetes Gehör zwingend erfordert. Februar 2016 15 Parallel zu dieser Hauptaufgabe wickelt Herr Weber noch zahlreiche kleine Aufträge ab, die meist in Verbindung mit Wartungsverträgen für Kirchenorgeln anfallen. Derartige Wartungsverträge sind für größere Orgeln in Deutschland typisch und ein Orgelbauer nimmt sich dann ein- oder zwei Mal im Jahr einen oder zwei Tage Zeit für die jeweilige Orgel, um sie ggf. nachzustimmen oder kleine Reparaturen vor Ort durchzuführen. Man kann die Wartungsverträge und die hieraus resultierenden Arbeiten als das „Brot- und Buttergeschäft“ der kleineren Orgelbauer in Deutschland bezeichnen. Aktuell arbeitet Herr Weber an dem Schalmey 8Fuß Register der Riepp-Orgel aus der Klosterkirche Ottobeuren. Diese Orgel wurde um 1750 erbaut und die Pfeifen sind vermutlich noch die Originalpfeifen aus dieser Zeit (siehe Bild). Ein typisches Schadbild dieser Pfeifen ist der sogenannte Bleizucker. Hierbei reagiert das Blei der Pfeifen mit Gerbstoffen aus dem Eichenholz, auf dem die Pfeifen typischerweise stehen, und kondensierter Luftfeuchtigkeit zu einem weißen Pulver und im Extremfall bilden sich so große Löcher in den Pfeifen. Ganz so weit hat sich der Bleizucker an den Schalmeypfeifen noch nicht vorgearbeitet, aber eine Restauration dieses Registers war nun doch notwendig geworden. Eine nette Anekdote hatte Herr Weber auch auf Lager: in der Adventszeit rief ein verzweifelter Organist bei ihm an. An seiner Orgel hatte sich quasi über Nacht das Zu- und Abschalten eines Registers verändert. Obwohl der Organist immer nur ein Register per Schaltknopf zuschaltete, wurden gleich fünf Register aktiviert. Herr Weber musste lange suchen, um den Fehler zu finden. Bei der Montage einer kleinen Messdose zur Messung der Luftfeuchtigkeit im Kirchenraum hatte sich eine der Montageschrauben durch das Brett hindurchgebohrt und mit ihrer Spitze die elektrische Verbindungsleitung zwischen dem Spieltisch und der Registermechanik erreicht, was zu einem teilweise Kurzschluss der Leitungen und zu oben genannten Problemen bei der Zu- und Abschaltung von Registern geführt hat. Die Luftfeuchtigkeit in deutschen Kirchen ist heutzutage oft zu hoch, was dann vor allen Dingen im Winter nach dem Abschalten der Kirchenheizung zur Kondensation der Feuchtigkeit in der Orgel, verbunden mit der Entstehung von Schimmel und Bleizucker führen kann. Beim Bau der neuen Orgel für 16 Kreuzkirche die Kreuzkirche in Tokio wird deshalb ein besonderes Augenmerk auf eine offene Bauweise des Orgelgehäuses liegen, um einen effektive Luftaustausch zu gewährleisten und jeglicher Art von Schimmelbildung vorzubeugen. Dieser Besuchsbericht bei Orgelbauer Weber soll dem Leser ein Gefühl dafür geben, wie sich die alltägliche Arbeit dort gestaltet und welch vielschichtige Kompetenzen ein Orgelbauer besitzen muss. Zu Beginn des zweiten Quartals 2016 wird sich Herr Weber intensiv mit der Detailplanung der Orgel in Tokio beschäftigen und im nächsten Besuchsbericht Mitte des Jahres sollten dann bereits erste Bilder von Orgelteilen der neuen Orgel in Tokio enthalten sein. Für Herrn Weber wird diese Orgel nach einigen Jahre wieder die erste von ihm komplett geplante und gebaute Orgel werden. Herr Weber lässt die Kreuzkirchengemeinde in Tokio herzlich grüßen und freut sich bereits auf den Beginn der Arbeiten an diesem Instrument. Markus Hölzle Februar 2016 17 Gemeindeversammlung Am Sonntag, dem 6. März 2016 findet wieder unsere jährliche GEMEINDEVERSAMMLUNG statt, zu der wir schon jetzt sehr herzlich einladen! Wir treffen uns um 12 Uhr - nach dem Gottesdienst - in der Kreuzkirche. Auf dieser Gemeindeversammlung werden wir nicht nur gemeinsam Rückblick auf das Gemeindeleben, die Finanzen usw. halten, sondern auch neue Mitglieder für den Gemeindekirchenrat wählen. Dazu suchen wir engagierte und couragierte Christen und Christinnen, die bereit sind, sich für (zunächst) drei Jahre auf das wichtige, aber auch interessante und schöne Amt des/der Kirchenältesten einzulassen. Wenn Sie sich vorstellen können, im Gemeindekirchenrat, also der Leitung der Gemeinde, mitzuarbeiten, sich mit Ihren Ideen und Vorschlägen, Ihren Begabungen und Kompetenzen für das Wohl der Gemeinde einzusetzen, dann können Sie sich gerne als Kandidat bzw. Kanndidatin aufstellen lassen. Brauchen Sie noch nähere Informationen? Dann sprechen Sie einfach Mitglieder des Gemeindekirchenrates oder Pfarrerin Zieme-Diedrich an. Geburtstage 02.02. 06.02. 12.02. 13.02. 14.02. 14.02. 25.02. Noah Masami Schmitz Renate Tamamushi Yoshihisa Gomi Yu Frederic de La Trobe Konstantin Boltze Sophie Boltze Yuka Saito Herzliche Glückwünsche! Wir begrüßen unsere neuen Gemeindemitglieder * Christoph und Sabine Peters mit Kindern * Henrike Weiden mit Kindern * Katharina Mildner 18 Kreuzkirche Februar 2016 19 Vorschau auf einen ganz besonderen Gemeindeabend In großen Schritten bewegt sich die protestantische Kirche weltweit auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 zu. Vor 500 Jahren begann die Reformation mit der Veröffentlichung und Verbreitung von Luthers 95 Thesen. Auch wir hier in Tokyo beschäftigen uns mit der Frage, was dieses Jubiläum für uns als protestantische Auslandsgemeinde bedeutet und wie wir es angemessen feiern können. In diesem Zusammenhang laden schon jetzt zu einem ganz besonderen Gemeindeabend im April ein: Montag, 25. April 2016 in der Kreuzkirche (Zeit wird noch bekanntgegeben) Professorin Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017 Vortrag zum Thema „2017 - Was gibt es da zu feiern?“ Anschließend gibt es die Möglichkeit zum Gespräch. Bitte merken Sie sich diesen Termin schon jetzt vor. 20 Kreuzkirche Frauenfrühstück ... zusammensitzen, frühstücken, sich austauschen, diskutieren ... am Dienstag, dem 19. Februar 2016 ab 9.30 Uhr Fasten und Enthaltsamkeit in den Religionen In der sog. Fasten- oder auch Passionszeit fragen wir danach, welchen Sinn der zeitweise Verzicht auf bestimmte Speisen bzw. die völlige Enthaltsamkeit von Nahrung hat. Welche Traditionen gibt es in den verschiedenen Religionen und was hat es mit der protestantischen Aktion „Sieben Wochen ohne“ auf sich? Diesen Fragen rund um’s Fasten wollen wir an diesem Vormittag nachgehen. Dazu gibt es ein gesundes „Fastenfrühstück“ - lassen Sie sich überraschen! Anmeldungen sind erwünscht, aber nicht Voraussetzung zur Teilnahme. Das Frühstück wird vorbereitet, wir bitten um einen kleinen Obolus zur Deckung der Unkosten. Anzeige Deutsch sprechende, fachkundige japanische Reiseleiterin begleitet kleine Gruppen und Einzelpersonen durch Tokyo und Japan während Ihres Aufenthaltes. Termine und Honorar nach Vereinbarung. Kontakt über Telefon 090-8431-5515 oder Mail: [email protected] Februar 2016 21 Termine in der Kreuzkirche, falls nicht anders angegeben Datum 01.02. Zeit Mo 19.00 07.02. So 10.30 12.00 Kantoreiprobe Gottesdienst mit Abendmahl Konfirmandenunterricht 08.02. Mo 19.00 Kantoreiprobe 09.02. Di GKR-Sitzung 19.30 10.02. Mi 19.00 Aschermittwoch-Andacht 14.02. So 10.30 Gottesdienst 19.02. Fr 12.00 Konfirmandenunterricht 09.30 Frauenfrühstück 21.02. So 10.30 Gottesdienst mit Abendmahl und Kindergottesd. 22.02. Mo 19.00 Kantoreiprobe 23.02. Di 19.00 Vorbereitung Weltgebetstag 26.02. Fr - Konfirmanden- und Firmlingswochenende 28.02. So Karuizawa 28.02. So 10.30 Gottesdienst mit Pfn. Sabine Kluger 29.02. Kantoreiprobe Mo 19.00 04.03. Fr 19.00 Gottesdienst zum Weltgebetstag 22 Kreuzkirche Werden Sie Mitglied in der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache Tokyo-Yokohama Die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache Tokyo-Yokohama besteht seit 1885. Sie ist eine „Freiwilligkeitsgemeinde“, d.h. Mitglied wird man nur durch schriftliche Beitrittserklärung. Die Gemeinde finanziert sich ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen und Spenden – nicht aus der deutschen Kirchensteuer! Pro Familie oder Haushalt fällt ein gemeinsamer Beitrag an, dessen Höhe das Mitglied selbst festlegt. Jeder getaufte Christ ist willkommen, Mitglied zu werden, mit welchem Beitrag auch immer. Unser Budget ist bei sparsamster Haushaltsführung so angelegt, dass wir pro Beitragszahler von etwa 10.000 Yen pro Monat ausgehen. Darüber hinaus sind Spenden jederzeit willkommen! Beiträge sollen jeweils am 1. April und 1. Oktober eines Jahres, entweder bar an das Pfarramt, oder als Überweisung auf folgendes Konto bezahlt werden: Bank of Tokyo-Mitsubishi-UFJ, Toranomon Branch futsuu kooza “Doitsugo Fukuin Kyokai”, Konto Nr. 2507916 東京三菱 UFJ 銀行、虎ノ門支店 独逸語福音教会 (普) 2507916 Wenn Sie im ATM einzahlen: Bitte tragen Sie Ihren Namen ein! Februar 2016 23 Beitrittserklärung Hiermit melde ich mich (und meine Familie) für die Dauer meines (unseres) Aufenthaltes in Japan in der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache Tokyo-Yokohama an. Für die Gemeindekartei gebe ich folgende Daten bekannt: Name, Vorname geboren am* in am getauft in Konfession Anschrift: Telefon: Fax: Mobiltelefon: e-Mail: Ich bin bereit, einen monatlichen Beitrag von __________ Yen zu bezahlen. Datum: _____________ Unterschrift: ________________ Der Gemeindebrief soll an mich (uns) per nach Hause geschickt werden. e-Mail Post * Die Geburtstage dürfen im Gemeindebrief erwähnt werden. nein Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache Tokyo–Yokohama Kreuzkirche P f ar r e r i n G ab r i e l e Zi e m e - Di e d r i c h K i t a S h i n a g aw a 6 - 5- 2 6 S h i n ag aw a - k u 1 4 1 - 0 0 01 T o ky o Ja p a n T e l e f o n / F ax ( 0 3 ) 3 44 1 - 0 6 73 e - M ai l zi e m e - d @ kr e u z ki r c h e - t o ky o . jp www.kreuzkirche-tokyo.jp Gemeindebrief Redaktion: Gestaltung: Gabriele Zieme-Diedrich ([email protected]) Cornelia Musashi ([email protected]) ©Kreuzkirche Texte und Grafiken aus „Gemeindebrief - Magazin für Öffentlichkeitsarbeit“ Fotos: Boltze, Zieme-Diedrich u.a.