Gesunde Kinder – gesunde Zukunft - AOK
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Gesunde Kinder – gesunde Zukunft - AOK
Das AOK-Forum für Politik, Praxis und Wissenschaft Spezial 6/2007 SPEZIAL AOK-INITIATIVE Gesunde Kinder – gesunde Zukunft +++ Ziele, Konzepte, Hintergründe Inhalt STATEMENT STARTSCHUSS »Die Lösung liegt in der Prävention« Kinder sind unsere Zukunft von Ursula von der Leyen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 von Martin Wabitsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 THEATERSTÜCK ÜBERBLICK Möhren, Kinder, Sensationen Fit fürs Leben von Ulrich P. Schäfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 von Jörg Trinogga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 AOK-PROJEKTE INITIATIVE VON AOK, stern UND RTL »Wir machen Kinder stark fürs Leben« Interview mit Hans Jürgen Ahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 AOK-stern-STUDIE I Prävention im Plattenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesundes lernen und lehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ohne Rauch geht’s auch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eltern auf der Schulbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 16 17 17 »Kinder brauchen Regeln und Rituale« Interview mit Ulrike Ravens-Sieberer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 REPORTAGE Tolle Tipps vom Tiger von Peter Hirte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . stern-REPORTAGE 18 Familienalltag in Deutschland von Ingrid Eißele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 STATEMENT »Ein Musterbeispiel für gute Zusammenarbeit« von Berthold Koletzko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . AOK-stern-STUDIE II 18 Gesund groß werden von Wolfgang Settertobulte, Ulrike Ravens-Sieberer und Nora Wille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 KOOPERATION Keine Chance der Chancenlosigkeit von Carsten Direske . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 AOK-ANGEBOTE Generation Big Mac STATEMENT von Sibylle Becker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 »Wir brauchen Netzwerke für sozial Benachteiligte« von Elisabeth Pott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Webtipps Die AOK-Landkarte der Settingprojekte. . . . . . . . . . . . . . . 21 ■ www.papilio.de Internet AOK-Projekte ■ www.aok-bv.de ■ AOK-Bundesverband AOK-Website zur Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« ■ www.bewegungskindergarten-rlp.de KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) ■ www.besmart.info Qualitätssiegel für bewegungsfreundliche Kindergärten, AOK Rheinland-Pfalz ■ www.bzga.de Nichtraucherwettbewerb für Schulen »Be Smart, Don’t Start«, AOK-Bundesverband ■ www.sciencekids.de Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ■ www.gesund-macht-Schule.de ■ www.kindergesundheit.de Bewegungsprojekt an Schulen, AOK Rheinland/Hamburg Kinder und Wissenschaftler forschen gemeinsam für mehr Gesundheit an der Schule, AOK Baden-Württemberg www.aok.de/kids ■ www.kiggs.de Stifung Kindergesundheit e.V. Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD) ■ www.wir-in-mv.de Projekt für Bewegung und Ernährung im Kindergarten Projekt zur Gewaltprävention bei Jugendlichen und für mehr Fitness an Schulen, AOK Mecklenburg-Vorpommern ■ www.aok-henrietta.de ■ www.vernetzungsstelle-berlin.de ■ www.tigerkids.de ■ www.wiad.de Förderung der sozial-emotionalen Kompetenz im Kindergarten, AOK Hessen gleichheit.de Kindermusical »Henrietta in Fructonia«, AOK Brandenburg Gesundheitsfördernde Schulverpflegung, AOK Berlin Website der Plattform »Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten« ■ www.fitnesslandkarte.de ■ www.schuleninbewegung.de ■ www.gesundheitliche-chancen- ■ www.bmfsfj.de Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ■ www.ernaehrung-und-bewegung.de Fitnesstest an Schulen mit dem Wissenschaftlichen Institut der Ärzte Deutschlands, AOK Niedersachsen Förderung des Schulsports, AOK Rheinland/Hamburg ■ www.walkingbus.de Bewegungsprojekt für Vorschulkinder, AOK Brandenburg Plattform Ernährung und Bewegung (peb) Bewegungsprojekt für den gemeinsamen Schulweg, AOK Westfalen-Lippe ■ www.projekte-spektakel.de ■ www.lions-quest.de Agentur für Kinderprojekte Lehrerfortbildung zur Förderung der Lebenskompetenzen bei Kindern, AOK Schleswig-Holstein ■ www.stern.de/gesundekinder ■ www.pfiffikusdurchbewegungsfluss.de ■ www.aok.de Informationen zu weiteren AOK-Projekten finden Sie auf den Seiten der jeweiligen Landes-AOK. Website des stern Spezial ist eine Verlagsbeilage von G+G Impressum: Gesundheit und Gesellschaft, Kortrijker Straße 1, 53177 Bonn. G+G erscheint im KomPart-Verlag (www.kompart.de). Redaktion: Otmar Müller Art Direction: Beatrice Hofmann Grafik: Britta Paulich Stand: Mai 2007 Verantwortlich: Geschäftsbereich Markt des AOK-Bundesverbandes, Rainer Dittrich VORWORT Kinder sind unsere Zukunft Übergewicht, Bewegungsmangel und seelische Probleme sind in Deutschland ein wachsendes Problem. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich Institutionen wie die AOK langfristig und nachhaltig für die Gesundheit unserer Kinder einsetzen. Von Ursula von der Leyen Foto: BMFSJ, Titelbild: plainpicture/fancy F ragt man werdende Eltern, ob sie sich einen Jungen oder ein Mädchen wünschen, lautet die Antwort oft: Egal, Hauptsache gesund! Später, im Alltag mit Kindern, gerät diese Hauptsache leider oft wieder aus dem Blick. Glücklicherweise gehören heute in unserem Land einige der schlimmsten Gesundheitsgefahren für Kinder der Vergangenheit an. Dank besserer Vorsorge und medizinischer Behandlungsmöglichkeiten sind viele Krankheiten, Mangelerscheinungen und Entwicklungsstörungen auf dem Rückzug. Doch es gibt auch neue Trends und Zahlen, die aufhorchen lassen: Mittlerweile wiegt jedes zehnte Kind in Deutschland zu viel; jedes zwanzigste hat starkes, krankhaftes Übergewicht und wird ein Leben lang an dieser Last zu tragen haben. Immer mehr Kinder können sich nicht so bewegen, wie es für Kinder ihrer Altersstufe normal wäre. Sie haben Probleme, zu hüpfen, zu balancieren oder einfach keine Ausdauer. Doch es geht nicht allein um das körperliche Wohlbefinden der Kinder. Schon die alten Römer wussten: Ein gesunder Geist und ein gesunder Körper gehören zusammen. Eine gesunde körperliche Entwicklung hat einen großen Einfluss darauf, welche sozialen und geistigen Fähigkeiten unsere Kinder entwickeln und ob sie zu selbstbewussten, zufriedenen und verantwortungsbewussten Menschen heranwachsen. Die Verantwortung für einen Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang gesunden Start ins Leben ist nicht nur Sache der Eltern. Ich freue mich daher sehr, dass sich für dieses Ziel in unserem Land – häufig auf ehrenamtlicher und unentgeltlicher Basis – auch zahlreiche Initiativen, Vereine und Einrichtungen stark machen. Sie leisten damit nicht nur einen wichtigen Beitrag für eine gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, sondern letztlich für die gesamte Gesellschaft. Ich begrüße es deshalb sehr, dass der AOK-Bundesverband im Jahr 2007 das Thema »Kindergesundheit« zu einem Schwerpunkt gemacht hat. Mit Hilfe der Medienpartner kann es gelingen, in der Öffentlichkeit ein stärkeres Bewusstsein für Bewegung und richtige Ernährung von Kindern und Jugendlichen zu verankern. Denn Kinder sind unsere Zukunft. Mit herzlichen Grüßen Ursula von der Leyen Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 3 ÜBERBLICK Fit fürs Leben Die Fitness von Kindern nimmt ab, das Gewicht legt zu. Höchste Zeit, etwas dagegen zu tun: Die AOK startet gemeinsam mit den Medienpartnern stern und RTL die Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft«. Von Ulrich P. Schäfer K inder sind unsere Zukunft. Das scheint in unserer Das Risiko chronischer Krankheiten wächst. Andere Zahlen Gesellschaft allgemein anerkannt zu sein. Aber was zeichnen auch kein optimistischeres Bild: 15 Prozent der Kinder tun wir, um unseren Kindern diese Zukunft zu und Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig, hat das sichern? Sie vor Krankheiten zu schützen? Ihnen Robert-Koch-Institut festgestellt. Sechs Prozent sind sogar Freude an der Bewegung und am gesunden Essen zu vermit- stark übergewichtig. Bei übergewichtigen Jugendlichen wird teln? Nicht nur Dr. Hans Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender zunehmend der Diabetes Typ II diagnostiziert, der eigentlich des AOK-Bundesverbandes, meint: »Noch viel zu wenig.« als Alters-Diabetes bekannt ist. Ein Drittel der Kinder und Deshalb hat die Gesundheitskasse die Initiative »Gesunde Kin- Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren kann nicht der – gesunde Zukunft« gestartet. »Wir schwimmen, mehr als die Hälfte haben engagieren uns für das Wertvollste in unHaltungsschäden. Und immer mehr KinAllzu oft werden aus serem Land«, betont Ahrens. der klagen über die Folgen psychischer BeDas Problem ist seit Langem bekannt: lastungen. Bereits 15 Prozent der Kinder dicken Kindern auch Die Fitness der Kinder und Jugendlichen gelten als verhaltensauffällig. Gewalt an dicke Erwachsene. in Deutschland lässt immer mehr nach. den Schulen ist kein neues Problem, aber Sie ist nach einer Studie der AOK, des Ausmaß und Intensität nehmen zu. Auch Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des zu Alkohol und Zigaretten greifen die Kinder immer früher. Wissenschaftlichen Instituts der Ärzte Deutschlands (WIAD) Das Einstiegsalter für das Rauchen liegt heute zwischen elf seit 2001 deutlich messbar zurückgegangen. Die Studie, an und zwölf Jahren. der mittlerweile fast eine Million Schüler und Schülerinnen Fehlernährung und Bewegungsmangel erhöhen für Kinder teilgenommen haben, stellt außerdem fest: Die Kluft zwischen und Jugendliche die Wahrscheinlichkeit, dass sie in späteren den Kindern und Jugendlichen, die fit sind, und ihren Jahren an chronischen Krankheiten wie Diabetes leiden werden unsportlichen Altersgenossen wird immer größer. Der Schul- oder Probleme mit Herz, Kreislauf und Gelenken bekommen. sport könnte hier zu entscheidenden Verbesserungen führen. Dass ein Drittel der Kosten unseres Gesundheitswesens nach Aber jede vierte Sportstunde an Deutschlands Schulen fällt Schätzungen von Experten durch falsche Ernährung mitheute aus. bedingt ist, sei nur am Rande vermerkt. Ein zunehmendes Problem Übergewicht Übergewicht Übergewicht steigt mit dem Alter 17,0% 15,0% Adipositas Übergewicht 8,5% 9,0% Adipositas Adipositas 6,4% 2,8% 3- bis 6-Jährige 4 7- bis 10-Jährige 14- bis 17-Jährige Bereits bei 3- bis 6-Jährigen hat fast jedes zehnte Kind Übergewicht, bei den 14 bis 17-Jährigen ist es jeder sechste. Ein höheres Risiko für Übergewicht besteht bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien und bei Kindern, deren Eltern selbst übergewichtig sind. Das ist eines der Ergebnisse der KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts. Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen waren nicht feststellbar. Quelle: Robert-Koch-Institut Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Die AOK sieht sich in der Pflicht, diese Probleme anzupacken. Wenn sie in diesem Jahr die Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« startet, betritt die Gesundheitskasse kein Neuland: Sie blickt auf eine langjährige Erfahrung im Bereich der Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche zurück. Diese Präventionsarbeit beugt Schädigungen vor und hilft denen, die schon übergewichtig sind oder andere Risikofaktoren entwickelt haben. So bieten alle AOKs ihren Versicherten das AOK-Familienprogramm, eine kontinuierliche Beratung und Betreuung vom Kinderwunsch bis zur Einschulung. Am »AOK-Baby-Telefon« können junge Eltern verständliche Informationen von Ärzten und Krankenschwestern zu Kinderkrankheiten und empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen bekommen. PowerKids haben ihr Gewicht im Griff. Für übergewichtige Kinder ab acht Jahren bietet die Gesundheitskasse zusammen mit der Stiftung Kindergesundheit das Programm »PowerKids« an. Schon fast 50.000 Kinder haben teilgenommen. In zwölf Wochen werden die Kinder hier trainiert, weniger fett zu essen und sich mehr zu bewegen. Viele AOKs begleiten das Programm mit Kursen vor Ort. Die wissenschaftliche Evaluation zeigt: Das Training hat Erfolg. In vielen Projekten initiieren die AOKs gesundheitsförderliche Strukturen in Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten. Mit dem Angebot »Fit sein macht Schule« zum Beispiel wendet sich die Gesundheitskasse bundesweit an Schüler zwischen sechs und 18 Jahren. Die AOKs unterstützen Kultusbehörden und Schulen bei der Gestaltung attraktiver Schulsportangebote, um die Fitness der Kinder zu erhöhen. Das Spektrum der Aktivitäten umfasst außerdem so unterschiedliche Maßnahmen wie gesundes Schulessen oder die Ausbildung von Schülern zu Streitschlichtern. Andere Angebote vor Ort fördern die Bewegung im Kleinkind- und Schulalter durch Kurse (»Abenteuer Bewegung«, »Felix Fit«), helfen beim Stressabbau im Kindesalter oder beugen Haltungsschäden vor. Beim »Schulranzen-TÜV« beispielsweise werden die Ranzen der Grundschüler gewogen. Wer nicht mehr als zehn Prozent seines Gewichts auf dem Rücken trägt, bekommt die begehrte Plakette. Foto: AOK Bundesverband Kampf gegen die Impfmüdigkeit. Weil die meisten Infek- tionskrankheiten als nahezu ausgerottet gelten, zögern viele Eltern, ihre Kinder vor gefährlichen Krankheiten wie Masern vorbeugend zu schützen. Wegen dieser neuen Impfmüdigkeit kann es zu einem massenhaften Auftreten der Masern wie im April 2006 im Ruhrgebiet kommen. Im Rahmen der Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« hat der AOKBundesverband deshalb Anfang des Jahres eine Entscheidungshilfe zur Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang erstellt. Die AOK betritt mit dieser Broschüre Neuland, denn eine solche Entscheidungshilfe gab es bisher in Deutschland nicht. Die Broschüre orientiert sich am Beispiel des australischen »National Centre for Immunisation Research and Surveillance« und setzt bei der Information der Eltern darauf, durch Argumente zu überzeugen, anstatt mit Appellen zu überreden. Neben solchen ernsthaften Informationen gibt es natürlich auch AOK-Aktivitäten, bei denen der Spaß im Vordergrund steht. Die erfolgreiche Aktion »Ohne Kids läuft nix!« zum Thema Fußball, im WM-Jahr unterstützt durch Stürmerstar Lukas Podolski, wurde auch 2007 fortgesetzt. Höhepunkt war das bundesweite Fußball-Turnier »AOK-Superkick« am 17. Juni in Frankfurt. Hier trafen Jungen und Mädchen aus ganz Deutschland zusammen, um die Freude am Sport zu teilen und friedlich das beste D-Jugend-Fußballteam zu ermitteln. Und auch der bundesweite AOK-Familientag am selben Wochenende stand ganz im Zeichen der Fitness. Ein Parcours mit Bewegungsübungen und Spielen zeigte Eltern und Kindern, wie leicht sich Fitness und Spaß verbinden lassen. 5 Dr. Ulrich P. Schäfer arbeitet im Geschäftsbereich Markt des AOK-Bundesverbandes. »Wir machen Kinder stark fürs Leben« Dr. Hans Jürgen Ahrens ist Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes Warum hat die AOK die Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« gestartet? Unsere Kinder werden immer unsportlicher und leben häufig ungesund. Wir können nicht zusehen, wie so schon in jungen Jahren die Grundlagen für schwerwiegende chronische Krankheiten wie Diabetes, Gelenkerkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme gelegt werden. 6 Mit dieser Initiative wollen wir die Kinder in unserem Land stark fürs Leben machen und ihnen so die Chance geben, dass sie gesund aufwachsen. Was ist das Besondere an dieser Initiative? Die AOK arbeitet in der Gesundheitsförderung schon seit vielen Jahren mit Eltern, Lehrern und Erzieherinnen intensiv und kontinuierlich zusammen. Unsere Projekte sind wissenschaftlich evaluiert und darauf angelegt, nachhaltige Wirkung zu erzielen. Die Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« bündelt alle diese Aktivitäten für die kommenden Jahre. Neue Angebote kommen hinzu, bereits bewährte landesweite Projekte wie »Henrietta in Fructonia« und »TigerKids« bieten wir jetzt in ganz Deutschland an. Warum engagieren Sie sich persönlich so stark für diese Initiative? Ich lenke die Geschicke des AOKBundesverbandes nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt und diskutiere genau so lange mit den Gesundheitspolitikern aller Fraktionen über das Wohl und Wehe unseres Gesundheitswesens. Diese streiten sich zwar leidenschaftlich über die Details der verschiedenen Finanzierungsmodelle, ringen um strukturelle Veränderungen und politische Positionen. Aber die wirklich großen Probleme unserer Gesellschaft und die Lebensqualität der Menschen geraten dabei immer weiter aus dem Blickfeld. Mit der AOK-Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« wollen wir zeigen, wofür sich eigentlich die ganze Gesellschaft engagieren sollte. ■ Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Fotos: plainpicture/Hexx; AOK-Mediendienst Das Motto der Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« könnte auch lauten: Bewährtes ausbauen und Lücken schließen. Wissenslücken zum Beispiel. Den Auftakt der Initiative bildete deshalb eine Untersuchung zur Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. Professor Klaus Hurrelmann von der Universität Bielefeld und sein Team beschreiben auf der Grundlage der groß angelegten Kinder- und Jugendgesundheitsstudie des Robert-Koch-Instituts (KiGGS), welche Faktoren ein gesundes Leben in der Familie fördern und welche es eher bremsen (siehe Interview Seite 7 und Beitrag Seite 10). Der stern schilderte auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen Studie in einer Reportage (siehe Beitrag Seite 8) das Problem und wie man es lösen kann; auch der Fernsehsender RTL berichtete. TigerKids in 2.000 Kindergärten. In Bayern hat sich das Programm »TigerKids« bereits bewährt, das Professor Berthold Koletzko (siehe Reportage Seite 18) von der Kinderklinik der Universität München gemeinsam mit weiteren Experten entwickelt hat. Es wird in den nächsten drei Jahren von den AOKs in 2.000 Kindergärten eingesetzt. Das Programm zielt auf mehr Bewegung und gesündere Ernährung. Es richtet sich an Kinder, Eltern und Erzieherinnen. Doch die Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« ist auch offen für die Zusammenarbeit mit anderen. So unterstützt die AOK etwa die Aktion der Arbeitsgemeinschaft »Seitenstark« gegen Mobbing in der Schule. Und wenn das Theaterstück »Henrietta in Fructonia« der AOK Brandenburg im Herbst unter dem Motto »Möhren, Kinder, Sensationen« auf Tournee geht (siehe Beitrag Seite 15), bekommen auch örtliche Vereine und Initiativen die Gelegenheit, sich in kleinen Pavillons rund um das zentrale Zirkuszelt der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ergänzt wird die Aktion durch Veranstaltungen, etwa Diskussionen mit Politikern und Pädagogen oder anderen Experten. »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« ist als langfristige, nachhaltige Initiative angelegt. Dr. Hans Jürgen Ahrens verspricht deshalb: »›Gesunde Kinder – gesunde Zukunft‹ wird das überragende Thema in der Präventionsarbeit der Gesundheitskasse für die nächsten Jahre sein.« ■ Professor Dr. Ulrike Ravens-Sieberer ist Direktorin des WHO-Kooperationszentrums für Kindergesundheitsförderung an der Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften AOK-stern-STUDIE I »Kinder brauchen Regeln und Rituale« Im Auftrag von AOK und stern hat die Uni Bielefeld eine bundesweit einzigartige Studie realisiert. Das Ziel: Herausfinden, wie Eltern die Gesundheit ihrer Kinder konkret fördern können. Die Ergebnisse sind beeindruckend und trotzdem leicht umzusetzen, findet Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer. Studien zum Thema Kindergesundheit gibt es schon wie Sand am Meer. Brauchte man wirklich noch eine weitere? Natürlich gab es in der jüngeren Vergangenheit mehrere Studien – aber was wir im Rahmen der AOK-stern-Studie gemacht haben, hat es so vorher noch nicht gegeben. Große Survey-Untersuchungen produzieren zwar wichtige statistische Ergebnisse, die für Wissenschaft, Politik und Fachöffentlichkeit interessant sind. Für »Otto Normalverbraucher« bringen solche Studien aber wenig. Eine Familie bekommt durch eine rein statistische Studie keine konkrete Verhaltensanleitung, die sie zu Hause umsetzen kann. Unser Ziel war es, den empirischen Ergebnissen aus großen Studien ein Gesicht zu geben. Es ging uns darum, das präventive Potenzial der Familien zu untersuchen und daraus ganz konkrete Handlungsempfehlungen zu formulieren, die den Familien etwas nutzen. Gibt es Ergebnisse aus der Studie, die Sie selbst überrascht haben? Überraschend war, dass auch in Familien mit mehreren Risikofaktoren relativ einfache Maßnahmen reichen, um die Kinder gesund aufwachsen zu lassen. Es hat mich beeindruckt, wie es den Familien gelungen ist, ungünstige Grundbedingungen zu entschärfen und ihre Kinder vor negativen Einflüssen zu schützen. Foto: privat Was muss man sich unter Risikofaktoren konkret vorstellen? Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass bestimmte Bedingungen im Lebensumfeld des Kindes einen Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang direkt negativen Einfluss auf seine Gesundheit haben – das äußert sich dann beispielsweise durch Übergewicht oder auch psychische Probleme. Solche negativen Bedingungen nennt man Risikofaktoren. Dazu gehört etwa ein niedriger sozioökonomischer Status der »Wir wollten mit Hilfe der Studie einfache Tipps für Eltern formulieren« Eltern, beispielsweise verursacht durch Arbeitslosigkeit. Eine schlechte Wohngegend oder ein Migrationshintergrund sind weitere mögliche Risikofaktoren. Demgegenüber stehen die Schutzfaktoren, die das Kind stärken und es vor den negativen Einflüssen schützen können. Was können Eltern konkret tun, um ihre Kinder gesünder aufwachsen zu lassen? Der wichtigste Schutzfaktor für ein Kind ist ein gutes Familienklima. Dazu gehören beispielsweise gemeinsame Mahlzeiten – und zwar am Tisch, und nicht vor dem Fernseher –, feste Tagesabläufe und Rituale sowie klare Regeln, an die sich nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern halten müssen. Außerdem sollte jedes Kind mindestens einmal am Tag die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern bekommen. Wichtig ist dabei die Zeit, die man als Familie gemeinsam miteinander verbringt. Was man genau in dieser Zeit macht – ob reden, spielen oder Sport – ist gar nicht so sehr von Bedeutung. Eltern vergessen auch oft, dass sie ihren Kindern als Vorbilder dienen, und je mehr sie ihre eigene Gesundheit fördern und auch auf ihr Wohlbefinden achten, desto leichter ist es für die Kinder, das zu übernehmen. Wenn das Elternhaus eine so große Rolle spielt, machen Settingansätze in Schulen und Kindergärten dann überhaupt Sinn? Unsere Studie zeigt den Eltern Möglichkeiten, die gesunde Entwicklung ihrer Kinder mit einfachen Mitteln zu fördern. Der Einfluss der Eltern ist also extrem wichtig. Aber es ist eben nicht der einzige Einfluss. Kinder verbringen einen großen Teil des Tages in der Schule oder im Kindergarten. Deswegen ist und bleibt es absolut notwendig, dass sich alle Institutionen, die mit Kindern arbeiten, maximal um die Gesundheitsförderung bemühen. Gerade, wenn man auch sozial benachteiligte Familien erreichen möchte, sind Settingansätze in Kindergärten und Schulen am sinnvollsten. ■ AOK-Broschüre zur Studie Zu den Ergebnissen der Studie gibt es bei der AOK die Broschüre »Familienalltag leicht gemacht«. Die Gesundheitskasse stellt hier ganz kompakt die wichtigsten Tipps zusammen, mit denen Eltern auf einfache Weise etwas dafür tun können, dass ihre Kinder gesund aufwachsen. 7 stern-REPORTAGE Familienalltag in Deutschland Die von AOK und stern in Auftrag gegebene Studie »Gesunde Kinder. Was Eltern für ihren Nachwuchs tun können« hat einen ganz speziellen Fokus: Es geht um das tägliche Familienleben und die Frage, was Eltern für die Gesundheit ihrer Kinder tun können. Von stern-Reporterin Ingrid Eißele Routinen und Rituale – wie das gemeinsame Mittagessen bei Familie Jesper – sind für Kinder wichtig. 8 Wie können Eltern dafür sorgen, dass ihre Kinder zu seelisch stabilen und glücklichen Menschen heranwachsen? Wie verhindern, dass sie zu dick werden, dass sie Verhaltensstörungen entwickeln? Aus ihren Beobachtungen destillierten die Forscher lebensnahe Empfehlungen, mit denen Eltern ihre Kinder fit machen können für die vielfältigen Herausforderungen des Alltags. Dass gute Ratschläge bitter nötig sind, belegt eine gerade veröffentlichte Studie des Robert-Koch-Instituts: KiGGS, so die Abkürzung für den sogenannten Kinder- und Jugendgesundheitssurvey, ist die größte Untersuchung, die es in Deutschland je über die Gesundheit des Nachwuchses gegeben hat. Drei Jahre lang begutachteten Wissenschaftler fast 18.000 Kinder aus 167 Orten – Neugeborene, Kindergartenkinder und Schüler bis zum Alter von 17 Jahren. Die größte Untersuchung zur Kindergesundheit. Bei 15 Prozent aller Kinder gibt es laut KiGGS Hinweise auf »psychische Auffälligkeiten«, bei 7- bis 10-jährigen Jungen ist sogar mindestens jeder Fünfte betroffen. In jeder Grundschulklasse, das zeigt die ergänzende Bella-Studie, sitzen demnach im Schnitt fünf Kinder, die durch Aggressivität auffallen oder bei denen der Verdacht auf Depressionen oder Ängste besteht. Die Wissenschaftler beobachten eine »neue Morbidität«, Kinder erkrankten immer häufiger an chronischen und psychischen Krankheiten. Was können Eltern tun, um ihre Söhne und Töchter psychisch zu stärken? Familien mit gesunden und ausgeglichenen Kindern, das belegt die Studie von AOK und stern, sind kein Zufall. Sie halten sich an bestimmte Regeln. So hat Annette Geerling festgelegt, wie die Familie miteinander umgehen soll. Tochter Clara hat die Regeln mitsamt Konsequenzen auf ein Blatt Papier geschrieben: »Andere ärgern – Süßigkeiten abgeben.« »Anderen etwas kaputt machen – wieder aufbauen.« Die Kinder »wissen genau, woran sie sind, ich muss nicht über jede kleine Sache neu diskutieren«, sagt die Mutter. Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Foto: Edgar Rodtmann A nfangs hat Annette Geerling ihren Kindern viel durchgehen lassen. Als ihr Mann vor anderthalb Jahren an einer 500 Kilometer entfernten Uniklinik zu arbeiten begann, als die Mutter sich plötzlich allein um Clara, Julius und Henriette kümmern musste, neben den wöchentlich 15 Stunden in der eigenen Praxis. Die Kinder durften ihr Abendbrot vor dem Fernseher essen. Folge: »Der Joghurt landete auf dem Sofa, die Kinder waren durcheinander und aggressiv, wenn ich den Fernseher ausmachte.« Seitdem gibt es ein Fernsehlimit – dreimal pro Woche eine halbe Stunde. Wie wichtig feste Regeln für die gesunde Entwicklung von Kindern sind, ergab eine Untersuchung, die von der AOK und dem Magazin stern in Auftrag gegeben wurde – als Auftakt für die Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft«. Über Monate haben Forscher des WHO-Kooperationszentrums für Kinder- und Jugendgesundheitsförderung der Universität Bielefeld und der »Gesellschaft für angewandte Sozialforschung« wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet und Expertenerkenntnisse am Alltagsleben von 30 Familien überprüft. Sie ließen die Probanden detaillierte Tagebücher führen, fragten nach Speiseplan und Verhaltensregeln, Fernsehkonsum, Freizeitsport, Schule. Sie sahen den Familien beim Essen und beim Streiten zu, sie schauten Eltern beim Kochen über die Schulter und inspizierten die Kinderzimmer. Für Johanna Butenuth aus Leipzig ist die gemeinsame Bewegung mit der ganzen Familie selbstverständlich. Regeln und auch Rituale sind für Kinder wichtig, weil sie ihnen Verlässlichkeit garantieren und »sie sich in einem sicheren Rahmen besser orientieren und entwickeln können«, sagt der Hamburger Kinderpsychiater Michael Schulte-Markwort. Familie Jesper hat viel Alltagsroutine. Der Tag von Tina Jesper zum Beispiel läuft stets nach dem gleichen Muster ab. Um 6:15 Uhr weckt sie ihre Töchter. Da ist Jens Jesper, Vermessungsingenieur bei einem Hamburger Bauunternehmen, schon auf der Autobahn. Um 6:30 Uhr gibt es Frühstück - Cornflakes oder Butterbrot mit Waldfruchtmarmelade. »Ohne Frühstück geht keiner aus dem Haus«, sagt Tina Jesper. Dafür nehmen sich Mutter und Töchter eine halbe Stunde Zeit. Noch mehr Zeit haben sie fürs Mittagessen. »Bei Tisch haben die Kinder Zeit zum Erzählen.« Ab halb drei erledigen Sara und Eva ihre Hausaufgaben. Später treffen sie Freunde, Eva geht zum Lerntraining oder zum Tanzkurs. Die Kinder haben Pflichten: Tisch decken und die Kaninchen füttern. Um 18:30 Uhr gibt es Abendbrot, und um 20 Uhr ist Schlafenszeit. Fotos: Edgar Rodtmann Klare Regeln erleichtern auch bei Familie Geerling das Miteinander. Der Alltag sieht jedoch in vielen Familien anders aus: Heimkommen, essen, sich aufs Sofa werfen und zappen. Welche Folgen dieser Lebensstil für die Kinder hat, konnte KiGGS nun zeigen. Fast zwei Millionen Jungen und Mädchen bringen zu viel auf die Waage – 50 Prozent mehr als in den 90er Jahren. Der Anteil der krankhaft fettleibigen (adipösen) Jugendlichen hat sich sogar verdreifacht. Und allzu oft werden aus dicken Kindern auch dicke Erwachsene, mit einem deutlich gesteigerten Risiko für Bluthochdruck, Arteriosklerose und Diabetes. Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Fast 96 Prozent der 11- bis 17-Jährigen hocken täglich vor dem Bildschirm. Besonders ausdauernd sind Jungen zwischen 14 und 17 Jahren: Fast 40 Prozent von ihnen bringen es auf fünf Stunden täglich vor dem Fernseher, am Computer oder der Spielkonsole. Gleichaltrige Mädchen telefonieren lieber – jedes sechste drei Stunden täglich! Dabei ist Bewegung in der Jugend noch wichtiger als in jeder anderen Lebensphase, sagt der Karlsruher Sportwissenschaftler Klaus Bös. Sie hält nicht nur fit, sondern hilft beim Lernen. Am Wochenende gehen Johanna Butenuth und Helge Steinbeck aus Leipzig gern mit ihrer Tochter Marie Radfahren. Das Auto haben sie abgeschafft, so dass der Logopäde Steinbeck auch in der Woche alle Wege mit dem Fahrrad zurücklegen muss. Und damit einer Empfehlung der Wissenschaft folgt. Eltern, die auf sich selbst achten, die Sport treiben und sich auch mal Auszeiten gönnen, sind glaubhafter, wenn sie den Nachwuchs auf Trab bringen wollen. Die Familie aus Leipzig lebt viele der Empfehlungen der Forscher, ohne es zu ahnen. Zum Beispiel den Rat, regelmäßig gemeinsam zu essen. Da gibt es mal Rote-Bete-Suppe mit Joghurt, Kartoffelrösti mit Apfelmus oder Kartoffelauflauf mit Möhren. Selbst Fischsuppe löffelt die siebenjährige Marie ohne Protest, bis kein Zwiebelchen mehr auf dem Grund zu sehen ist. Nachmittags, wenn Marie vom Hort nach Hause kommt, setzen sich Mutter und Tochter zu Kakao und Kuchen zusammen. Zeit zum Erzählen. Ohne Fernsehen, ohne Termine. Johanna Butenuth kann sich dann allein ihrer Tochter widmen. Doch können nicht alle Eltern den ganzen Tag bei ihren Kindern sein. Besonders berufstätigen Frauen und Männern bleibt oft nur wenig Zeit für ihr Kind. Darüber müssen sich die Eltern nicht allzu sehr sorgen, so ergab die aktuelle Untersuchung. Für die emotionale Entwicklung ist nicht die Dauer des Zusammenseins entscheidend. Vielmehr sollten die Kleinen einmal täglich die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Eltern erfahren, auch wenn es nur eine halbe Stunde dauert. Eine Zehnjährige aus der Studie klagte zum Beispiel, dass ihre Mutter zwar jeden Nachmittag zu Hause, aber stets mit Einkaufen, Putzen, Kochen beschäftigt sei. »Ich hätte gern mehr Zeit mit ihr«, so die Tochter, »egal, wann«. ■ Ingrid Eißele ist Mitarbeiterin beim Magazin stern. 9 AOK-stern-STUDIE II Gesund groß werden Was beeinträchtigt die Gesundheit von Kindern? Und was können Eltern tun, um ihre Kinder vor Risiken zu schützen? Diesen Fragen ist die Universität Bielefeld mit einer Studie im Auftrag von AOK und stern nachgegangen. Von Wolfgang Settertobulte, Ulrike Ravens-Sieberer und Nora Wille D ie Lebens- und Umweltbedingungen in den westlichen Industrieländern beeinträchtigen immer mehr die Gesundheit unserer Kinder. Die Folge: Gesundheitsstörungen mit chronischem Verlauf wie beispielsweise Übergewicht, psychosomatische Krankheiten und psychische Auffälligkeiten nehmen seit Jahren deutlich zu. Große Querschnitt-Studien wie die jüngst veröffentlichte KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts und die Bella-Studie belegen diese Entwicklung anhand statistischer Daten. Andere Studien konnten verschiedene Risikofaktoren für ein gesundes Aufwachsen von Kindern herausarbeiten. Dazu gehört etwa ein niedriger Bildungsstatus der Eltern, oft in Verbindung mit geringem Einkommen. Aber auch ein Migrationshintergrund, häufige Konflikte in der Familie oder die Trennung der Eltern haben sich als Risikofaktoren erwiesen, die einen direkten Einfluss auf die Gesundheit von Kindern haben können. Statistische Studien bieten einen guten Überblick über die durchschnittliche Gesamtsituation oder auch über mögliche spezifische Risiken. Ihre Ergebnisse bilden die Grundlage für gesundheitspolitische Strategien der Prävention und Gesund- heitsförderung. Solche Studien sagen allerdings wenig aus über die gelebte komplexe Realität der Kinder und ihrer Familien. Die jetzt vorliegende Studie »Gesunde Kinder: Was Eltern für ihren Nachwuchs tun können« im Auftrag des AOKBundesverbandes und des stern soll hingegen die familiäre Realität illustrieren und die jeweils vorliegenden Risiko-, vor allem aber geeignete Schutzfaktoren näher untersuchen. Ziel der Studie ist es, den empirischen Ergebnissen anderer Studien »ein Gesicht zu geben«. Es soll am Einzelfall gezeigt werden, welche gesundheitlichen Risikokonstellationen in Familien zusammentreffen und welche Lösungen diese Familien praktizieren, um die Gesundheit ihrer Kinder dennoch zu fördern. Der Fokus liegt dabei auf den Bereichen Ernährung, Bewegung und psychische Gesundheit. 30 Familien unter der Lupe. Da das Vorliegen der meisten Risikofaktoren nicht einfach zu ändern ist (etwa niedriger sozioökonomischer Status, Ein-Eltern-Familien), hat das präventive Potenzial innerhalb der Familie eine wesentliche Bedeutung. Daher konzentrierte sich die Studie vor allem auf solche Familien, bei denen die Schutzfaktoren gezielt ausbauen Kinder trotz eines vorhandenen hohen Risikopotenzials weder Übergewicht haben noch psychisch auffällig sind. familiäre familiäre Der AOK-Bundesverband Ressourcen Risiken hat die Studie bei der Uni Bielesoziale personale soziale biologische feld (WHO-KooperationszenRessourcen Ressourcen Risiken Risiken trum für Kindergesundheit) gemeinsam mit dem stern in Auftrag gegeben, um neue Erkenntnisse für die PrimärSchutzfaktoren Risikofaktoren prävention im Bereich der Kindergesundheit zu erhalten. Primäres Ziel der Studie war es, für Familien lebensnahe Vorpsychische Gesundheit, schläge zu formulieren, die ein Wohlbefinden gesundes Aufwachsen des Kindes fördern. Die negativen Auswirkungen schwer veränderbarer Risikofaktoren lassen sich durch verschiedene SchutzDie Studie berücksichtigte faktoren neutralisieren. Durch gezieltes Ausbauen dieser Schutzfaktoren im familiären Bereich können bei der Auswahl der Familien Eltern aktiv für ein gesundes Aufwachsen ihres Kindes sorgen. Quelle: Uni Bielefeld, www.bella-studie.de Erkenntnisse aus verschiedenen 10 Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang anderen Studien über relevante Risikofaktoren. Es wurden 30 Familien untersucht, bei denen unveränderliche bzw. nur sehr schlecht veränderbare Risikofaktoren vorlagen. Die Forscher suchten einerseits Familien aus, bei denen das vorliegende Risiko auch tatsächlich mit einem negativen Ergebnis hinsichtlich Ernährung, Bewegung und Psyche der Kinder einherging und andererseits solche, bei denen – obwohl relevante Risikofaktoren vorlagen – das Ergebnis positiv war. Die Erkenntnisse der Studie ergeben sich aus dem Vergleich dieser Familien. Empfehlungen zum gesunden Aufwachsen der Kinder. Alle untersuchten Familien wurden bei einem Besuch zu Hause intensiv befragt. Als Grundlage für dieses Interview führten die Eltern zuvor eine Woche lang über ihr Familienleben Protokoll. Während des Interviewbesuchs gab es zusätzlich eine teilnehmende Alltags-Beobachtung. Aus diesen Interviews, Protokollen und Beobachtungen ließen sich verschiedene positive Strategien für die Bereiche Ernährung, Bewegung und Psyche identifizieren. Diese Schutzfaktoren bilden die Grundlage für die Empfehlungen zum gesunden Aufwachsen der Kinder. Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass die Qualität der Nahrung selbst für den Ernährungszustand der Kinder keine wesentliche Rolle spielt. Ob hochwertige Biokost oder preiswerte Discounterware – ausschlaggebend sind allein die Essgewohnheiten. Hier konnten verschiedene Schutzfaktoren aus dem Alltag der Familien herausgearbeitet werden: Eltern mit normalgewichtigen Kindern verhandeln mit den Kindern die Regeln für die Mahlzeiten. Diese Kinder bekommen Süßigkeiten nur rationiert und zu bestimmten Zeiten. Das Frühstück AOK-stern-Studie: Empfehlungen für Familien 1. 2. Gemeinsame Mahlzeiten zelebrieren Regelmäßige Tagesabläufe gestalten, Routinen und Rituale finden 3. Soziale Kontakte aufbauen und pflegen 4. Jedem Kind täglich eine gewisse Zeit ungeteilte Foto: wdv Aufmerksamkeit schenken 5. Gemeinsame Bewegungsmöglichkeiten schaffen 6. Regeln aushandeln und miteinander reden 7. Kinder zur Verantwortung und Selbständigkeit erziehen 8. Vorbild sein und Kinder vor Sucht und Drogen schützen 9. Gesunde Kinder brauchen gesunde Eltern. Fördern Sie Ihre eigene Gesundheit! Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang gilt in diesen Familien als wichtiger Start in den Tag, mindestens eine Mahlzeit am Tag wird gemeinsam eingenommen und dient dazu, dass möglichst die ganze Familie sich sieht und miteinander spricht. Während gegessen wird, laufen weder Fernseher noch Radio. Tischsitten spielen eine wichtige Rolle und unterstreichen die Bedeutung der gemeinsamen Mahlzeit. Dabei wird Wert auf eine angenehme Atmosphäre gelegt und Streit vermieden. Als Grund für ein negatives Ergebnis im Bereich Bewegung gilt die mangelnde Motivation der Kinder, sich sportlich zu betätigen. Symptomatisch für diese Kinder ist maximal eine Gelegenheit wöchentlich, bei der sich das Kind in der Freizeit freiwillig so anstrengt, dass es ins Schwitzen kommt. In den untersuchten Familien finden sich vor allem dann bewegungsfreudige Kinder, wenn die Eltern selbst körperlich aktiv und somit eindeutige Vorbilder im Bewegungsverhalten sind. Als weiteren wirksamen familiären Schutzfaktor identifiziert die Studie gemeinsame körperliche Aktivitäten von Kindern und Eltern. Dies macht den Kindern Freude und wirkt sich positiv auf das Familienklima aus. In den untersuchten Familien lässt sich auch ein klarer Zusammenhang zwischen einer Einschränkung des Medienkonsums einschließlich Videospielen und mehr Gelegenheiten zur spielerischen Bewegung nachweisen. Außerdem zeigt sich, dass sportlicher Wettbewerb Fortschritte für die Kinder spürbar 11 macht und sie motiviert – positive Strategien, die für jede Familie leicht umsetzbar sind. Familien, die in Wohngebieten mit wenig Bewegungsraum und erhöhtem Sicherheitsrisiko für eigenständiges Spielen der Kinder leben – etwa durch viel Straßenverkehr –, können stattdessen nach Bewegungsmöglichkeiten für die ganze Familie suchen. Hilfreich können dabei auch gemeinsame Aktivitäten mit anderen Familien sein. Geregelter Tagesablauf. Auch und gemeinsame Tätigkeiten müssen – wie die Erfahrungen aus den Familien zeigen – nicht unbedingt sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Entscheidend für den Erfolg dieser Schutzfaktoren sind vielmehr die Regelmäßigkeit und die Intensität. Als vorteilhaft erweisen sich in den teilnehmenden Familien auch klare Regeln, die zwischen Kindern und Eltern ausgehandelt werden und für die ganze Familie transparent sind. Wichtig ist, dass diese Regeln konsequent durchgesetzt werden, so dass für die Kinder klare Verhaltensmaßstäbe existieren. Die Bedeutung der Transparenz wird hierbei häufig deutlich: In Familien mit positivem Ergebnis werden bereits mit kleinen Kindern verschiedene Probleme, Zusammenhänge oder Erfordernisse besprochen. Einige Familien geben sich die Regel, Konflikte immer zeitnah zu klären. Viele Familien legen besonderen Wert auf die allmähliche Erlangung von Selbstständigkeit in Bezug auf die Tages- und Aufgabenplanung, die die Kinder durch eigene Erfahrung erlangen sollten. Mit zunehmendem Alter übernehmen Kinder selbst Verantwortung für ihre Angelegenheiten und treffen dabei eigene Entscheidungen. Eingegriffen wird in diesen Familien nur, wenn etwas schief geht oder Hilfe notwendig ist. Die Studie »Gesunde Kinder: Was Eltern für ihren Nachwuchs tun können« im Auftrag von AOK und stern zeigt sehr deutlich: Mit familiären Schutzfaktoren lassen sich die negativen Auswirkungen vorhandener Risikofaktoren neutralisieren. Die Empfehlungen der Studie sind für Familien nachvollziehbar und lassen sich leicht umsetzen – um ein gesundes Aufwachsen der Kinder optimal zu fördern. ■ Dr. Wolfgang Settertobulte, Professor Dr. Ulrike Ravens-Sieberer und Dipl.-Psych. Nora Wille von der Uni Bielefeld, dem WHO Kooperationszentrum für Kindergesundheit und der Gesellschaft für angewandte Sozialforschung haben die Studie realisiert und ausgewertet. 12 Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Fotos: Olaf Hermann im Hinblick auf eine positive Lebenseinstellung, eine realistische Selbsteinschätzung und ein gesundes Selbstwertgefühl der Kinder zeigen sich in der Studie die Eltern als Modelle für ihre Kinder. In den einbezogenen Familien mit gesunden Kindern ließ sich beobachten, dass geregelte Tagesabläufe und Routinen gute Gelegenheiten bieten, intensive Zeit miteinander zu verbringen. Dies wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden der Kinder aus und erleichtert wiederum den Eltern die Gestaltung des Alltags. Tägliche Rituale, etwa beim Zubettgehen oder beim Essen, nutzen die Eltern als Gelegenheit, den Kindern ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuneigung zu geben. Diese für eine positive emotionale Befindlichkeit von Kindern notwendige regelmäßige, ungeteilte Aufmerksamkeit, körperliche Nähe sowie Gespräche AOK-ANGEBOTE Generation Big Mac PC und TV statt Sport und Spiel – immer mehr Kinder sind Bewegungsmuffel, essen ungesund und leiden an Übergewicht. So werden die Kinder von heute zu den chronisch Kranken von morgen. Die AOK setzt deshalb auf Information und Präventionsangebote. Von Sibylle Becker K Foto: privat leine Kinder erobern die Welt durch Bewegung: Sie lernen Begriffe über Be-Greifen, versuchen sich im aufrechten Gang, klettern über Hindernisse und erproben ihre Geschicklichkeit. Bewegung formt ihr Weltbild und ist zugleich Ausdruck ihrer Vitalität und Lebensfreude. Doch viele Eltern bangen um die Sicherheit ihrer Kinder und schränken sie ein. Schlimmer noch, geben sie ihnen doch ein schlechtes Vorbild, indem sie sich hauptsächlich vor dem Fernseher entspannen. Mangelnde Spielflächen im Freien tun das ihre. Kommen dann noch zu viel Schokolade und Besuche im Fast-Food-Restaurant hinzu, gerät die Energiebilanz aus dem Lot – der Grundstein für Übergewicht ist gelegt. Und mehr Gewicht hemmt wieder die Bewegung. In zu vielen Familien ist dies bereits Wirklichkeit – mit langfristigen Konsequenzen. Die Qualität des Lebens unserer Kinder nimmt ab, und die kommende Generation wird immer früher mit gesundheitlichen Problemen konfrontiert sein. Denn Übergewicht ist verantwortlich für Bluthochdruck, Herz-KreislaufErkrankungen, Diabetes und vorzeitigen Gelenkverschleiß. Für die Kranken- und Rentenkassen verursachen diese Krankheiten hohe Folgekosten. Grund genug für die AOK, gegenzusteuern. Je früher, desto besser. Denn mit vorbeugenden Maßnahmen im frühkindlichen Alter lässt sich die Gesundheit gut und vor allem nachhaltig beeinflussen. Ist ein höheres Übergewicht erst einmal entstanden, verursacht dies zumeist – von langfristigen gesundheitlichen Folgen einmal abgesehen – eine verringerte Lebensqualität und soziale Diskriminierung. Und ist nur schwer wieder loszuwerden. Kompetenzen von Kindern und Eltern stärken. Die AOK setzt deshalb auf vorbeugende Information und gute Beratung: Junge Eltern bekommen wichtige Infos über Print-Medien, Elternbriefe und Vortragsveranstaltungen. Für Familien mit konkreten Fragen gibt es die telefonische Beratung. Und auch in elektronischen Ratgeber-Foren können sie in den direkten Dialog mit Gesundheitsexperten treten. Viele AOKs bieten darüber hinaus gezielte Einzelberatung an, etwa zur Ernährung in der Schwangerschaft, zum Übergang vom Stillen zur Breikost oder zu einer ausgewogenen Ernährung im Kleinkindalter. Und natürlich hält die Gesundheitskasse Kurse vor, die auch über eine ausgewogene Ernährung von Babys und Kindern informieren. Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Junge Eltern können mit ihren Kindern auch an AOK-Kursen zur Bewegungsförderung teilnehmen. Ein wohl einzigartiges Beispiel dafür ist »Jolinchens Bewegungskiste«: Eltern testen gemeinsam mit ihren zwei- bis dreijährigen Kindern alltagsnahe Anregungen für Spiele, die den Kindern positive Bewegungserlebnisse vermitteln und Grundlagen für dauerhaft aktives Bewegungsverhalten schaffen. Das Konzept wurde von der Gesundheitskasse gemeinsam mit dem Bundesverband Neue Erziehung und weiteren Experten entwickelt und entspricht – wie die anderen AOK-Angebote – den Anforderungen der Spitzenverbände der Krankenkassen an qualitätsgesicherte Präventionsangebote. »Die Lösung liegt in der Prävention« Die aktuelle Studie des Robert-KochInstituts belegt: 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig, 6,3 Prozent sogar adipös (fettleibig). Eine Adipositas im Kindesund Jugendalter bedeutet aber nicht nur eine erheblich geminderte Lebensqualität (gestörtes Selbstbild, vermindertes Selbstvertrauen und soziale Diskriminierung), sondern verursacht langfristig durch Folgeerkrankungen immense Kosten für die Krankenkassen. Die Lösung des sich verschärfenden Problems der Adipositas im Kindesund Jugendalter könnte in umfassenden Maßnahmen zur Prävention liegen. Dabei sind alle Ärzte, aber auch die Eltern, Lehrer, Vertreter der Kommunen, der Medien und der Nahrungsmittelindustrie sowie Politiker aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten. Dadurch sollen die Lebensbedingungen der Kinder in unserem Land verbessert sowie ein gesundes Ernährungs- und Bewegungsverhalten ermöglicht werden. Darüber hinaus ist für die mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen nicht behandelbaren Patienten unter Umständen eine frühzeitige medikamentöse Therapie der Adipositas bzw. ihrer Folgeerkrankungen notwendig, um die Gewichtsentwicklung zu bremsen und Organschäden zu vermeiden. Professor Dr. Martin Wabitsch von der interdisziplinären Adipositasambulanz der Universitätsklinik Ulm ist Mitglied des Expertenbeirats der »Plattform Ernährung und Bewegung (peb)«. 13 Der Kurs »Abenteuer Bewegung« will Kindern bis zum Alter signifikante Effekte in den Bereichen Fitness, Risikofaktoren, von maximal fünf Jahren positive Bewegungserfahrungen ver- Wohlbefinden und gewichtsbezogene Lebensqualität. Ein mitteln. In kreativen Bewegungsspielen mit Alltagsmaterialien Drittel der Kinder ist einem Sportverein beigetreten und dort werden Eltern bei der Förderung einer gesunden Entwicklung auch ein Jahr nach Kursende noch aktiv. Die Hälfte der Kinihrer Kinder unterstützt. So lassen sich Sicherheit, Selbstver- der hat eine neue Sportart begonnen. trauen und Fantasie im Umgang mit Spiel- und BewegungsPräventionsarbeit braucht Gesamtstrategie. Diese Erfolge möglichkeiten stärken und motorische Fähigkeiten verbessern. Für Kinder, die bereits erste Gewichtsprobleme haben, bie- sind ermutigend. Sie können jedoch nicht darüber hinwegtet die AOK das Selbsttrainingsprogramm »PowerKids« an. täuschen, dass sich mit Kursen nicht alle Kinder erreichen lasDas Abnehmprogramm richtet sich an Kinder von acht bis sen. Denn Kursangebote setzen eine Eigeninitiative der Familie voraus, die sich aktiv um die Kursteilzwölf Jahren und basiert auf einer DVD nahme bemühen muss. Gerade sozial mit Wochentipps für drei Monate, einem benachteiligte Familien nehmen diese Begleitbuch, einem LebensmittelPrävention ist eine Möglichkeit oft nicht wahr. Deshalb lexikon und spielerischen Materialien Aufgabe für die ganze bietet die AOK neben Kursen auch Setwie einem Kartenspiel zu ErnährungsGesellschaft – nicht nur ting-Projekte an, wo Kinder auf jeden fragen. Fast 50.000 Kinder haben das für die Krankenkassen. Fall erreicht werden – direkt in KinderProgramm »PowerKids« bisher durchgärten und Schulen (siehe Landkarte auf laufen. 93 Prozent der Kinder geben der Rückseite). Nur so profitieren auch nach einer Zwischenbilanz an, ihr Essverhalten umgestellt zu haben. 71 Prozent treiben mehr Freizeit- Kinder aus sozial benachteiligten Familien von den Angeboten sport, und 81 Prozent haben zwischen ein und sieben Kilo der Gesundheitskasse. Die Krankenkassen dürfen allerdings mit ihren Präventionsabgenommen. In vielen AOKs helfen Ernährungsfachkräfte der AOKs den Kindern und ihren Eltern mit Begleitkursen, angeboten nicht alleingelassen werden. Bund, Länder und Kommunen müssen Verantwortung übernehmen: für einen das Programm durchzuhalten. Seit 2006 gibt es mit »Go!Kids« ein ergänzendes Kursangebot leichteren Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln, für ehrlichere zur Ernährung und Bewegung für »PowerKids«-Nutzer. Auf- Lebensmittelwerbung und für mehr Sport- und Spielmöglichbauend auf der Idee eines Strategie-Spiels mit Belohnungs- keiten für unsere Kinder. Denn Präventionsarbeit ist eine modulen, werden Kinder in dem von der AOK mit der Uni- gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die AOK setzt sich deshalb versität Bayreuth entwickelten Programm zu einem aktiven Frei- für eine politische Gesamtstrategie für Prävention ein, an der zeitverhalten animiert. So werden motorische Fähigkeiten sich alle gesellschaftlichen Kräfte beteiligen. ■ verbessert und psychosoziale Gesundheitsressourcen wie etwa ein positives Selbst- und Körperbild gestärkt. Die Evaluation Sibylle Becker ist Referatsleiterin in der Abteilung Prävention des Programms im Rahmen einer kontrollierten Studie zeigte beim AOK-Bundesverband. Fitnesslevel steigt durch AOK-Projekte t-Wert Das Wissenschaftliche Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD) hat zusammen mit der AOK und dem Deutschen Olympischen Sportbund im Rahmen einer Studie mit fast einer Million Schülern ein sinkendes Fitnessniveau nachgewiesen. Anhand einfacher Tests in sieben verschiedenen Disziplinen, unter anderem Laufen, Springen oder Werfen, ermittelte das WIAD einen altersklassengerechten Fitnessnormwert (t-Wert). Unsere Grafik zeigt: Durch Intervention mit dem Projekt »Schulen in Bewegung« der AOK Rheinland/Hamburg ließ sich der negative Trend stoppen. Der Fitnesswert stieg in den teilnehmenden Schulen innerhalb von zwei Interventionsjahren signifikant an. Fitness steigt an »Schulen in Bewegung« 51 50 49 48 Realschule 47 Gymnasium Gesamtschule 46 45 44 43 Hauptschule 2004 2005 2006 2004 2005 2006 2004 2005 2006 2004 2005 2006 Jahr Quelle: WIAD 2007 14 Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang THEATERSTÜCK Möhren, Kinder, Sensationen Das Zirkus-Theaterstück »Henrietta in Fructonia« der AOK Brandenburg geht auf Deutschlandtour. Meggie Möhre und ihre Freunde zeigen in diesem kindgerechten Musical Grundschulkindern auf spielerische Weise, wie man sich gesund ernährt und mit Spaß bewegt. Von Jörg Trinogga W enn es um Themen wie gesunde Ernährung und Bewegung geht, ist schnell der erhobene Zeigefinger im Spiel. Das ist für Kinder vor allem eins: langweilig. Das Musical »Henrietta in Fructonia« beweist, dass es auch anders geht. Das 45-minütige Zirkus-Theaterstück ist bereits seit drei Jahren erfolgreiches Herzstück der Brandenburger AOK-Schulkampagne zu den Themen Bewegung, Ernährung und mentale Fitness. Im Rahmen der AOK-Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft« geht Henrietta jetzt sogar unter dem Motto »Möhren, Kinder, Sensationen« auf Deutschlandtournee. Theaterstück verzaubert. Kindgerecht 59.000 Kinder in 160 Aufführungen – das AOK-Musical ist ein Hit. zwischen Kindern, Eltern und Lehrern. Dieser kann mit Hilfe didaktischer Begleitmaterialien, leckerer Rezepte und toller Sport- und Spielideen zu Hause und im Unterricht fortgeführt werden. Zur erlebnisorientierten Vertiefung im Unterricht gibt es in Brandenburg umfangreiches Material, unter anderem die Broschüre »5 Sterne fürs Frühstücken«, die kindgerechte Ernährungspyramide als Poster, das Begleitheft »So macht Essen Spaß« sowie eine Henrietta-Hörspiel-CD mit Liedern und Texten. Zusätzlich bieten Sport- und Ernährungswissenschaftler eine individuelle Beratung am AOK-Gesundheitstelefon an. Prävention als Spaßtermin. Die Kon- zeption der Präventionskampagne der AOK Brandenburg basiert auf den Erfahrungen von Pädagogen, Ernährungsberatern, Sportlehrern und Schauspielern, die seit Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind. Darüber hinaus bietet die Gesundheitskasse Lehrerfortbildungen an, in denen die Erfahrungen aus den Theatervorführungen weiter gegeben werden. In Workshops zur Zirkuspädagogik mit Kindern klopfen Fachleute die Theorieansätze auf ihre Praxistauglichkeit ab. Gemeinsam mit dem Veranstaltungspartner »Projekte und Spektakel« aus Köln geht die AOK ganz neue Wege: Ziel der ungewöhnlichen Präventionskampagne ist es, ein kindgerechtes Theaterstück aufzuführen, das von den Kindern nicht als Pflicht-, sondern als Spaßtermin gesehen wird. Und das Konzept geht auf: In den vergangenen drei Jahren konnten allein in Brandenburg 59.000 Grundschüler in rund 160 Aufführungen das Musical »Henrietta« sehen. Für die im August startende Deutschlandtournee werden rund 60.000 Kinder erwartet. ■ Jörg Trinogga ist Pressesprecher der AOK Brandenburg. Fotos: AOK Brandenburg; AOK-Bundesverband und spielerisch vermitteln der Zauberer Banano Banini, die Möhren werfende Meggie oder der Kochlöffel Thelonius Sahneklecks Quassel, welche Lebensmittel für Kinder besonders gut sind. Weitere Helden des Stücks: die Zirkusakrobaten Zitrone, Kiwi und Paprika, die Kraftmenschen Michel Milchini und Bodo Brotono sowie der Reime liebende Zirkusdirektor Herobaldus Zwack. Gemeinsam zeigen sie der müden Henrietta – und dem Kinderpublikum –, dass gesunde Ernährung schmecken und Sich bewegen großen Spaß machen kann. Und dass Toleranz, geistige Stärke und Selbstbewusstsein wichtig für die Entwicklung und das eigene Wohlbefinden sind. Nach der Vorstellung erleben die Kinder die Theaterfiguren hautnah: Die Schauspieler beantworten Fragen und vertiefen die Inhalte, zum Beispiel mit der Ernährungspyramide. So legen sie den Grundstein für den weiteren Dialog Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang 15 AOK-PROJEKTE Prävention im Plattenbau Sozial Benachteiligte nutzen oft nicht die vorhandenen Möglichkeiten zur Gesundheitsvorsorge. Die AOK Thüringen unterstützt in Jena ein Stadtteilprojekt, das sich speziell an diese Zielgruppe wendet. I m Plattenbaugebiet Winzerla am Rande von Jena leben besonders viele sozial benachteiligte Familien. Der Stadtteil ist gekennzeichnet durch eine hohe Konzentration an alleinerziehenden Müttern, Sozialhilfeempfängern, Senioren, und arbeitslosen Jugendlichen. Gesundheitsfördernde Angebote werden hier nur selten aus eigener Initiative wahrgenommen. Dies ist das Ergebnis einer Stadtteilanalyse der Fachhochschule Jena aus dem Jahr 2003. Die wissenschaftliche Studie verdeutlichte den Bedarf an sozialraumorientierten Präventionsangeboten, die sich an den speziellen Bedürfnissen der Stadtteilbewohner orientieren. Als Konsequenz startete 2004 in JenaWinzerla das »Gesundheitsförderungs- projekt für sozial Benachteiligte«. Träger ist die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. in Kooperation mit der AOK Thüringen, dem Stadtteilbüro Jena-Winzerla und der Vernetzungsgruppe »Kinder- und Jugendarbeit«. Erklärtes Ziel des Projektes ist es, soziales Engagement und die Begegnung zwischen den Generationen im Stadtteil zu fördern und dabei Gesundheit zum öffentlichen Thema zu machen. Bereits im Jahr 2005 starteten die ersten Aktionen. Die Angebote richten sich nicht nur an Schüler und Jugendliche, sondern auch an Kindertagesstätten sowie Vereine, Projekte und Initiativen der Kinder- und Jugendarbeit. So entwickelte der Jugendclub »Hugo« in Zusammen- arbeit mit dem örtlichen Jugendamt unterschiedliche Angebote zur Gesundheitsförderung. Dazu gehört etwa die Aktion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung »Gut drauf – bewegen, entspannen, essen!«, die ein gesundheitsgerechtes Verhalten in den jugendlichen Lebensalltag integrieren will. Ebenfalls im Angebot: die Aufklärungsaktion über Kinder- und Jugend-Vorsorgeuntersuchungen »Ich geh zur U! Und Du?« für junge Familien. Speziell für junge Mütter bietet das Projekt außerdem einen Kochkurs zur gesunden und preiswerten Ernährung. ■ Jürgen Frühauf ist Pressesprecher der AOK Thüringen. Gesundes lernen und lehren Ob neue Raumgestaltung oder der richtige Rhythmus von Unterricht und Pausen – das Projekt »gesund leben lernen« der AOK Niedersachsen zeigt, dass sich an Schulen noch manches verbessern lässt. D ie Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen und die Landesvereinigungen für Gesundheit in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz starteten das Kooperationsprojekt »gesund leben lernen« im Juni 2003. Zentrales Ziel: gesundheits- und persönlichkeitsfördernde Arbeits- und Lernbedingungen zu schaffen und dadurch Schulen zu einer gesunden Lebenswelt für Lehrer und Schüler zu entwickeln. Denn Lernen und Lehren lassen sich in der Praxis gesünder gestalten, wenn bereits im Vorfeld von organisatorischen oder verwaltungstechnischen Entscheidungen in der Schule an die Gesundheitsvorsorge gedacht wird. Etwa bei der Gestaltung von Klassenzimmern oder 16 Aufenthaltsräumen, aber auch wenn es um einen anderen Rhythmus von Unterricht und Pausen geht. Nach dem Ende der dreijährigen Modellphase beschlossen die gesetzlichen Krankenkassen in Niedersachsen, gemeinsam mit dem Gemeindeunfallversicherungsverband die gute Zusammenarbeit aus der Projektphase weiterzuführen. Die Landesvereinigung für Gesundheit wird dies in koordinierender Funktion unterstützen. Langfristige Perspektive ist die landesweite Verankerung von Gesundheitsmanagement in niedersächsischen Schulen. Speziell qualifizierte Fachkräfte der AOK betreuen und beraten die 35 im Jahr 2006 neu in das Projekt aufgenommenen Schulen. Die Gesundheitskasse baut in den Schulen eine Projektstruktur für schulisches Gesundheitsmanagement auf. Präventionskräfte der AOK leiten einen Steuerkreis »Gesundheit« und betreuen diesen über ein ganzes Jahr. Außerdem unterstützt die AOK die Schulen bei Befragungen von Lehrern und Schülern, der Erstellung eines Projektplans, der Organisation von Schülerund Elternbeteiligung oder bei Presseund Öffentlichkeitsarbeit. Zusätzlich sind für die Schulen insgesamt vier Fortbildungsveranstaltungen geplant. Durch Ausschreibungen sollen weitere Schulen für die Teilnahme am Projekt im nächsten Schuljahr motiviert werden. ■ Martina Walther ist Gesundheitsmanagerin im Bereich Prävention der AOK Niedersachsen. Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Ohne Rauch geht’s auch Nichtrauchen kann cool sein. Der vom AOK-Bundesverband geförderte Wettbewerb »Be Smart – Don’t Start« bringt das »Nein« zum Nikotin als spielerischen Wettbewerb ins Klassenzimmer. J unge Menschen von den Vorteilen des Nichtrauchens zu überzeugen – das ist das Ziel des Wettbewerbs »Be Smart – Don’t start«. Das vom AOK-Bundesverband geförderte Nichtraucher-Projekt richtet sich in diesem Schuljahr zum zehnten Mal an Schulklassen der sechsten bis achten Jahrgangsstufen. Ziel ist es, dass teilnehmende Schüler während der Dauer des Wettbewerbes sechs Monate lang nicht mit dem Rauchen anfangen. Mitmachen kann eine Klasse, wenn sich mindestens 90 Prozent der Schüler in einer Abstimmung dafür entscheiden. Klassen, die ein halbes Jahr lang rauchfrei geblieben sind, nehmen an einer Lotterie teil, bei der Geld- und Sachpreise verlost werden. Der Haupt- preis ist eine Klassenreise. Wenn allerdings mehr als zehn Prozent der Schüler im Wettbewerbszeitraum zu rauchen angefangen haben, scheidet die Klasse aus. Das von der Gesundheitskasse unterstützte Projekt »Be Smart – Don’t Start« ist ein gelungenes Beispiel für schulische Gesundheitsförderung vor Ort: Der Wettbewerb thematisiert das Nichtrauchen in der Klasse. Das Setting Schule sorgt dafür, dass sich auch sozial benachteiligte Schüler erreichen lassen. Lehrer erhalten nach der Klassenanmeldung eine CD-ROM mit Unterrichtsvorschlägen, für die Schüler gibt es unter anderem ein Quiz, ein Poster und die Vorlage für einen Klassenvertrag. Durch den spielerischen Wettbewerb lernen die Jugendlichen, dass der Ver- zicht aufs Rauchen attraktiv sein kann und die gemeinschaftliche Übernahme von Verantwortung für die eigene Gesundheit belohnt wird. »Be Smart – Don’t Start« wird in 19 europäischen Staaten durchgeführt. In Deutschland werden im internationalen Vergleich die meisten Klassen angemeldet. 1997 startete der Wettbewerb bundesweit mit 462 teilnehmenden Klassen, für das Schuljahr 2006/2007 wurden über 12.000 Klassen angemeldet. Das Projekt erreicht also allein in diesem Schuljahr rund 310.000 Schüler, das entspricht etwa 9,1 Prozent aller Schüler in den Jahrgangsstufen sechs bis acht. ■ Udo Barske ist Pressesprecher des AOK-Bundesverbandes. Eltern auf der Schulbank Die Elternschule der AOK Rheinland-Pfalz bietet praktische Tipps für einen gesünderen Familienalltag. Eltern können sich nicht nur informieren, sondern auch richtiges Verhalten einüben. W enn es um die Gesundheit ihrer Kinder geht, sind viele Eltern verunsichert. Was ist das Beste für mein Kind? Wie bleibt es gesund und wie fördert man seine Entwicklung? Das Projekt »Elternschule – für eine gesunde Familie« beantwortet diese und weitere Fragen – und gibt praktische Tipps für einen gesünderen Familienalltag. Die Aktionen der Elternschule werden vorwiegend in Kindertagesstätten oder in Familienbildungsstätten angeboten. Eltern aller Bildungs- und Sozialschichten werden unterstützt, gesunde Verhaltensmodelle zu entwickeln und zu leben. Denn nach wie vor gilt: Viele Kinder bewegen sich zu wenig, verbringen zu viel Zeit vor Fernseher und Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Computer, ernähren sich falsch, können sich nicht richtig konzentrieren oder leiden unter verzögerter Sprachentwicklung. Die Elternschule bietet praxisorientierte Informationsveranstaltungen, Elterntrainings sowie gemeinsame Spiel- oder Kochaktionen für Eltern und Kinder. Flankiert wird das Angebot der Gesundheitskasse durch Fortbildungsveranstaltungen für Erzieherinnen in Kindertagesstätten. Das Projekt behandelt dabei vorrangig Themen wie gesundes Ernährungsund Bewegungsverhalten sowie die seelisch-emotionale Entwicklung von Kindern. Außerdem geht es um Sprachentwicklung, Verhaltensauffälligkeiten oder den Medienkonsum der Kinder. Die Eltern können sich bei den Experten informieren, eigene Erfahrungen miteinander austauschen und richtiges Verhalten einüben. Im Rahmen des Projektes kooperieren seit 2004 die AOK Rheinland-Pfalz, Novartis Pharma, die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in RheinlandPfalz, zwei Landesministerien und die regionale Presse. Nach dem Großraum Mainz mit rund 90 Veranstaltungsterminen im Schuljahr 2005/2006 wird das Projekt aktuell im Großraum Trier (2006/2007) erfolgreich umgesetzt. Die Ausweitung auf eine dritte Region ist für Ende 2007 geplant. ■ Klaus Wilms leitet das Referat Gesundheitsförderung der AOK Rheinland-Pfalz. 17 REPORTAGE Tolle Tipps vom Tiger Einmal die Woche kommt der Tiger mit dem Holzzug in den Kindergarten St. Elisabeth. Im Gepäck: viel Wissen und allerlei Spielideen. Die Kinder lernen dann ganz kindgerecht, warum Milch so wertvoll ist – und was passiert, wenn man zu viel Fett isst. Von Peter Hirte »Ein Musterbeispiel für gute Zusammenarbeit« Die Stiftung Kindergesundheit möchte – unter anderem mit Hilfe verschiedener Projektkooperationen – dazu beitragen, dass Kinder gesund aufwachsen können. Mit TigerKids etwa wollen wir bereits im Kindergarten das Ernährungsverhalten der Kinder positiv beeinflussen. Das Projekt läuft seit 2004 in Bayern sehr erfolgreich und ist ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern. Deshalb freue ich mich, dass mit Hilfe der AOK jetzt in mindestens 2000 Kindergärten in ganz Deutschland aus Kindern TigerKids werden können. Professor Berthold Koletzko lehrt an der Universität München und ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. 18 Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Fotos: privat; Olaf Hermann E s gibt, grob gerechnet, zwei Arten, eine Schokoladen- beschreibt, weiß man, dass das TigerKids-Projekt bei ihr in tafel zu essen. Man kann die Verpackung mit dem den richtigen Händen ist. Da passt die Philosophie, die von Daumen aufreißen und direkt von der Tafel ab- Verboten wenig hält, von Neugier dagegen viel und vom beißen, in der zivilisierteren Variante Riegel für Riegel bewussten Genuss. hastig abbrechen, in den Mund schieben und möglichst Die Philosophie des bewussten Genusses. Einmal in der schnell runterschlucken. Schlups – und weg. Es geht auch so: »Wir haben die Tafel ausgepackt, in kleine Woche ist TigerKids-Tag im Kindergarten St. Elisabeth in Stückchen zerteilt und an alle verteilt. Dann haben wir uns Mailing, einem Vorort von Ingolstadt. Die TigerKids-Gruppe die Stückchen angesehen, welche Farbe sie haben und welche formiert sich dann zu einer Zug-Polonaise in die Turnhalle. Form. Danach haben wir daran gerochen und versucht, den Da warten schon der Tiger und der kleine Holzzug. Den Geruch zu beschreiben. Dann hat jeder ein Stückchen auf die Tiger nimmt Helga Stiepel auf den Schoß und krault ihn ein wenig im Nacken. Das sieht dann so aus, als Zunge gelegt und erst vorsichtig an würde er beim Sprechen den Kopf bewegen. den Gaumen gedrückt und gemerkt, 2.000 Kindergärten Natürlich ist allen Anwesenden klar, dass der wie es langsam flüssig wurde, und machen mit beim Tiger nicht wirklich sprechen kann, sondern dann mit der Zunge im Mund verteilt. TigerKids-Programm. sich der Stimme der Erzieherin bedient. Und zum Schluss, aber das war dann Wäre auch zu schade, wenn er sich nicht schon eine Weile später, haben wir uns alle gewundert, wie lange man noch die Schokolade äußern könnte, er weiß nämlich so ziemlich alles über gesunde schmeckt, obwohl es doch nur so ein kleines Stückchen war.« Ernährung. Aber die Kinder können da durchaus mithalten. Warum Wann soll der Mensch lernen zu genießen, wenn nicht im Kindergarten? Helga Stiepel bringt es den Kindern bei. Wie Milch so wertvoll ist, weshalb man mit Salz vorsichtig umsie so den Verzehr von zirka vier Gramm Schokolade gehen sollte und was passiert, wenn man zu viel Fett isst. Obst die beiden Paprika, die acht Kirschtomaten und die Zwiebel. Fürs Zwiebelschneiden hat sich Alexander geopfert. Er schwört darauf, dass die Augen nicht tränen, wenn man sich den Mund mit Wasser füllt. Und schafft es sogar, mit geblähten Wangen die Zwiebel zu Ende zu schneiden, ohne lachen zu müssen. Mit Petersilie, Kräutern, Gemüsebrühe, Pfeffer und Salz schmecken die Kinder ab. und Gemüse, Lebensmittel aus Getreide, Wasser und Saftschorlen, das wissen alle, gehören in die ersten Wagen des Zuges. Davon darf man so viel essen und trinken, wie man nur kann, gerne mehrmals täglich. Fleisch, Milchprodukte und Eier aus den Wagen dahinter sollte man nicht in rauen Mengen verzehren. »Man braucht auch Fisch«, ergänzt Janina. Im letzten Wagen lagern außer dem Fett auch die Süßigkeiten. Sollte man davon viel essen? Da schnellen alle Arme in Abwehrhaltung ausgestreckt nach vorn und wie aus einem Munde schallt es: »Nein!« Vielleicht werden hier Reflexe geschult, die den Kindern in ein paar Jahren noch von großem Nutzen sein können, wenn sie im Supermarkt vor dem Regal mit der Schokolade stehen. Die Wissensvermittlung wird immer wieder unterbrochen von Bewegungseinheiten. Ganz am Anfang haben sich alle zur Melodie des TigerKids-Lieds bewegt und jetzt laufen, hüpfen, kriechen die Kinder durch die kleine Turnhalle, bis die Musik gestoppt wird. Dann kommt es darauf an, schnell die Lebensmittel zu finden, die im Raum verteilt sind. Fotos: Olaf Hermann Viel Raum für Kreativität. Der Phantasie der Erzieherinnen sind im Rahmen von TigerKids keine Grenzen gesetzt. Darauf legt Evelyn Milz-Fleißner, Ernährungsberaterin der AOKDirektion Ingolstadt, großen Wert. Die AOK stiftet den Holzzug für die Lebensmittel-Attrappen und die Tiger-Handpuppe. Hinzu kommen Springseile, Leitfäden für die Erzieherinnen, Elternbriefe und andere Materialien der Stiftung Kindergesundheit, die Professor Berthold Koletzko zusammen mit einem Expertenteam erarbeitet hat. Die AOK schult die Erzieherinnen in zweitägigen Workshops anhand der Leitfäden, dennoch bleibt beim Einsatz der Materialien viel Raum zum Gestalten. Zum Beispiel zum gemeinsamen Kochen. Da ist sie wieder, die Philosophie, die nichts durch Verbote interessant und wichtig macht, sondern unmerklich die Gewichte verschiebt: Hauptbestandteil der Nudelpfanne ist Gemüse, mit magerem Fleisch als Beilage. Und genossen wird auch, nicht geschlungen. Es gibt Servietten für alle, Janina zündet Kerzen an, und bevor es losgeht, wird ein Tischgebet gesprochen und die freundliche Aufforderung »Jeder esse, was er kann, nur nicht seinen Nebenmann.« Vorher sind, nach gründlichem Händewaschen, alle Zutaten klein geschnitten worden, die Zucchini, Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Der Tiger schafft Bewegung. TigerKids verbindet gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Da wird in beiden Bereichen viel ausprobiert. Dass Kinder ungern essen, was sie nicht kennen, wissen alle Eltern. Die Psychologen haben sogar einen Begriff dafür: die »Neophobie«. Aber Bewegung? Muss man die wirklich Dreijährigen erst beibringen? Helga Stiepel nickt. Frühere Generationen lernten beim fröhlichen Spiel über Stock und Stein einfach durch Ausprobieren zu balancieren, zu hüpfen, zu klettern und zu laufen. Heute haben viele Eltern Angst, ihre Kinder draußen alleine spielen zu lassen und die gemeinsame Bewegung mit der ganzen Familie kommt häufig zu kurz. Der Kindergarten muss deshalb Bewegungsanreize schaffen, damit die Kinder motorische Fertigkeiten überhaupt entwickeln können. In Bayern hat sich TigerKids bewährt. Nach der Pilotphase legte der Anteil der Kindergärten mit mehr als einer Stunde Bewegung täglich von zwölf Prozent auf 43 Prozent zu, berichtet Dr. Dagmar Czermak-Loges, Referentin für Ernährung bei der Zentrale der AOK Bayern. 2.000 Kindergärten und Kindertagesstätten werden deshalb bundesweit vom Herbst an in das TigerKids-Programm einbezogen. Sibylle Becker vom AOK-Bundesverband: »Je früher wir mit der Präventionsarbeit bei Kindern ansetzen, desto größere Wirkung kann sie entfalten.« ■ Peter Hirte schreibt regelmäßig für »Gesundheit und Gesellschaft«. 19 KOOPERATION Keine Chance der Chancenlosigkeit Die Gesundheit hängt auch vom sozialen Status ab. Der Kooperationsverbund »Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten« fokussiert das Thema und stellt Beispiele guter Praxis vor, um Qualitätsentwicklung zu unterstützen. Von Carsten Direske D Foto: BZgA as Kooperations-Projekt »Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten« gibt es seit 2003. Die Internetplattform zur gesundheitlichen Chancengleichheit bietet umfangreiche Informationen zur Gesundheitsförderung von Menschen in schwierigen Lebenslagen. 42 Institutionen – darunter der AOKBundesverband sowie weitere Krankenkassen(verbände), Ärzteorganisationen und Wohlfahrtsverbände – kooperieren, um die Transparenz im Bereich der Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte Zielgruppen zu erhöhen und die Arbeit der Akteure besser miteinander zu vernetzen. Herzstück der Internet-Plattform: eine online recherchierbare, bundesweite Datenbank für gesundheitsfördernde Projekte und Angebote. Der Erfahrungsaustausch soll auf diese Weise erleichtert werden. Beispiele guter Praxis. Die Datenbank stellt Beispiele guter Praxis (sogenannte Good-Practice-Projekte) der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung ausführlich vor. Durch Identifizierung und Veröffentlichung von Bereichen, in denen Projekte der Gesundheitsförderung herausragende Arbeit leisten, werden diese Beispiele guter Praxis zur Nachahmung empfohlen. »Schutzengel« in Flensburg ist ein solches »Good-Practice«-Projekt: Junge Familien und alleinerziehende Mütter werden auf vielfältige Weise unterstützt. Zu den Angeboten gehören Familienhebammen, die junge Mütter bis zu einem Jahr nach der Geburt begleiten, und ein Elterntreffpunkt. »Schutzengel« ist in ganz Flensburg mit stadtteilorientierten Angeboten tätig. Neben den Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang Hebammen beraten und begleiten Mitarbeiter der heilpädagogischen Frühförderung die Familien. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Senioren in Kiel hat »Schutzengel« zu einem Leitprojekt erklärt. Das Modell aus Flensburg soll – angepasst an die jeweiligen örtlichen Verhältnisse – auf ganz Schleswig-Holstein ausgeweitet werden. Die durch den Kooperationsverbund geförderte Qualitätsentwicklung hat noch weitere Effekte: Das ebenfalls als »Gute Praxis« anerkannte Hamburger Familienprojekt »Adebar« bekam im vergangenen Jahr den Deutschen Präventionspreis verliehen. In diesem Jahr sind die Berliner »Kiezdetektive« als weiteres Good-Practice-Projekt unter den zwölf Nominierten für diesen Preis. Um landesspezifische Gegebenheiten zu berücksichtigen, hat der Kooperationsverbund inzwischen in allen 16 Bundesländern »Regionale Knoten« als Kontaktstellen eingerichtet. Diese sind organisatorisch an Landesvereinigungen für Gesundheit oder vergleichbare Einrichtungen angebunden und fördern die regionale Zusammenarbeit. Carsten Direske ist Pressesprecher des Vereins »Gesundheit Berlin e.V. «, bei dem die Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes angesiedelt ist. »Wir brauchen Netzwerke für sozial Benachteiligte« Wissenschaftlichen Studien zufolge gibt es einen engen Zusammenhang zwischen sozialer Schicht und gesundheitlichen Chancen. Bereits im Kindes- und Jugendalter zeigt sich bei sozial Benachteiligten eine höhere Sterblichkeit, Krankheits- und Unfallhäufigkeit. Im weiteren Lebenslauf sind Zigarettenrauchen, ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel in dieser Bevölkerungsgruppe stärker ausgeprägt. Chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten im mittleren Erwachsenenalter bei Menschen in schwierigen Lebenslagen im Vergleich zu besser gestellten Gruppen zwei- bis dreimal häufiger auf. Um sozial Benachteiligte in ihren Lebenswelten wie Kindergarten, Schule oder Arbeitsplatz nachhaltig zu erreichen, sind Netzwerke der Gesundheitsförderung auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene nötig. Für die Umsetzung hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung den Kooperationsverbund »Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten« mit über 40 Partnern initiiert, an dem sich Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände, Landesministerien, Ärzteorganisationen, die Landesvereinigungen und die Bundesvereinigung für Gesundheit und weitere Akteure beteiligen. Dieses Engagement der Institutionen ist wichtig und unverzichtbar. Aber für eine nachhaltig erfolgreiche Bekämpfung sozialer Ungleichheit braucht es mehr – gesundheitliche Chancengleichheit muss zum gesellschaftlichen Leitbild werden. Professor Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 20 Gesunde Kinder – gesunde Zukunft Ob Kindergarten, Schule oder Verein: Die AOK fördert in Settingprojekten jedes Jahr die Gesundheit von einer Million Kindern. Dabei kooperiert die Gesundheitskasse mit den verschiedensten Projektpartnern. AOK Bremen/Bremerhaven AOK Niedersachsen Fitnesslandkarte Das Projekt führt erstmals in einem Bundesland flächendeckend für die Schuljahrgänge eins bis zehn den Bewegungs-Check-Up durch. Anhand der Daten lässt sich nachweisen, in welchem Alter Jungen und Mädchen mit regelmäßigem Sport aufhören. Bewegungskindergarten Die AOK Bremen/Bremerhaven fördert in Kooperation mit dem Bremer Turnverband, dem Landessportbund und der Unfallkasse Bremen Kindergärten, die mit einem Sportverein aus dem Stadtteil mindestens vier Bewegungsstunden pro Woche anbieten. AOK Rheinland/Hamburg AOK Westfalen-Lippe Walking Bus Statt mit dem Auto oder dem Bus gehen hier die Kinder als gemeinsame Gruppe, als »Walking Bus«, zur Schule. Eltern führen die Gruppe als »Busfahrer« auf einer klar definierten Strecke mit fixen Haltestellen zur Schule. Gesund macht Schule Lehrer erhalten wahlweise zu den Themen Ernährung, Bewegung, Entspannung, Sexualerziehung oder Sucht eine didaktische Arbeitsmappe zur Unterrichtsgestaltung. »Paten-Ärzte« können angefordert werden und unterstützen bei Elternabenden oder im Unterricht. AOK Hessen papilio Programm in Kindergärten zur Förderung der sozial-emotionalen Kompetenz. Papilio basiert auf entwicklungspsychologischen Erkenntnissen. Mit Hilfe des Projekts soll der Entwicklung von Sucht und Gewaltverhalten vorgebeugt werden. AOK Saarland Die 7 Bausteine der Fitness In Kooperation mit dem saarländischen Turnerbund entwickelte Fortbildung für Grundschullehrer. Die Lehrer erhalten Beispiele für eine Stundengestaltung, um die Bewegungskoordination der Schüler zu verbessern. Eine begleitende Ernährungsberatung ergänzt das Angebot. 21 AOK Rheinland-Pfalz AOK Baden Württemberg Aktionsbündnis Bewegungskindergarten Ziel des Aktionsbündnisses ist die Verleihung eines Qualitätssiegels »Bewegungskindergarten Rheinland-Pfalz« an Kindergärten, die dem Thema Bewegung einen zentralen Stellenwert in ihrer Konzeption einräumen. Die Kindergärten werden zuvor beraten und betreut. ScienceKids Im SummerScienceCamp entwickeln Schulkinder gemeinsam mit Wissenschaftlern Unterrichtsthemen aus dem Bereich »Gesundheitsförderung« und fertigen daraus eine Lernbox. Diese lässt sich etwa an Projekttagen an Schulen einsetzen. Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 6/07, 10. Jahrgang AOK Schleswig-Holstein Lions-Quest: Erwachsen werden Dreitägige Lehrerfortbildung, bei der Unterrichtsmodule zur Förderung der Lebenskompetenzen von Schülern zwischen 10 und 15 Jahren vermittelt werden. Damit soll der Prozess zu einer gesundheitsfördernden Schule eingeleitet werden. Beispiele für das Engagement der AOK in Settingprojekten AOK Mecklenburg-Vorpommern Wir in Mecklenburg-Vorpommern Wettbewerbsprojekt für Schulen, wissenschaftlich begleitet von der Uni Greifswald. Kinder und Jugendliche sollen sich altersgerecht mit Fragen zur Gewaltprävention und zur Fitness auseinandersetzen. AOK Berlin Vernetzungsstelle Schulverpflegung Im Rahmen des Modellprojektes entwickeln die Kooperationspartner eine gesundheitsfördernde und qualitativ hochwertige schulische Gemeinschaftsverpflegung und erproben diese exemplarisch an Berliner Ganztagsschulen. Pfiffikus durch Bewegungsfluss Von der Universität Potsdam entwickeltes Bewegungskonzept speziell für Kinder im Vorschulalter. Ziel ist es, die physische Entwicklung der Kinder durch gezielte motorische Übungen optimal zu fördern. AOK Sachsen-Anhalt Nice Prävention von Essstörungen bei Mädchen zwischen 13 und 16. Die Mädchen lernen, Stress zu bewältigen sowie eigene Stärken und Schwächen zu erkennen und zu akzeptieren. Sie werden informiert über bestehende Hilfsangebote für Kinder in schwierigen Situationen. AOK Sachsen PowerKids in Bewegung Stark übergewichtige Kinder von 11 bis 13 lernen gemeinsam mit den Eltern, ihr Essverhalten zu ändern und sich – vor allem mit viel Spaß – mehr zu bewegen. So werden Eigenverantwortung und Selbstvertrauen gestärkt. AOK Bayern AOK Thüringen Fit sein macht Schule Fitnesstest an Schulen, mit dem individuelle motorische Defizite entdeckt und die entsprechenden Schüler gezielt gefördert werden können. Testwiederholungen nach einem und nach zwei Jahren sind obligatorisch und überprüfen den Erfolg der Intervention. Wir lassen uns nicht manipulieren Mit dem Projekt wird die Medienkompetenz Jugendlicher erhöht. Die Schüler setzen sich u. a. mit Tabak- und Alkoholwerbung auseinander. In Schulprojektwochen erarbeiten die Jugendlichen einen suchtpräventiven Medienbeitrag. Fotos: Olaf Hermann; AOK ScienceKids; Bildagentur-online; mediaskill OHG - Bildmaschine; Bilder wie Worte; © Achim Werner, Westend61; © Wilhelm Mierendorf AOK Brandenburg