Es grünt so grün - Dream Yacht Charter
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Es grünt so grün - Dream Yacht Charter
REVIER • BR ASILIEN Es grünt so grün Dschungelcamp. Im Südwesten der quirligen Olympiastadt Rio de Janeiro liegt die Costa Verde – ein unberührtes Tropenparadies mit geheimnisvollen Regen- und Mangrovenwäldern, einsamen Stränden und rauschenden Wasserfällen. Von Verena Diethelm 24 yachtrevue.at • 8|16 Brasiliens, von Einheimischen auch die „brasilianische Karibik“ genannt. Grün in allen Schattierungen schillern hier nicht nur die dicht mit Regenwald bewachsenen Hänge des Serra do Mar und die rund 400 vorgelagerten Inseln, sondern auch der Atlantische Ozean, in den unzählige Flüsse münden. Mit einer Liste voller Highlights in der Tasche verabschieden wir uns von Marcello, Segellehrer und technischer Leiter der Dream-Yacht-Charter-Basis in der Marina Verolme. Nicht ohne zuvor ein Gelübde abgelegt zu haben. „Ihr müsst unbedingt Austern im Fjord Saco de Mamanguá essen und Cachaça bei Maria Izabel trinken. Das ist ein Muss. Versprochen?“, insistiert Marcello. Versprochen. Und los geht’s! 8|16 • yachtrevue.at 25 FOTO: VERENA DIETHELM M arcello Quintella steht vor einem Dilemma. Unschlüssig fährt er mit seinem Finger auf der großen Wandkarte hin und her, zeigt mal auf eine Bucht, einen Wasserfall, eine Insel, einen Fjord, ein Restaurant, eine Stadt. Wir haben ihn nach den Highlights für einen einwöchigen Törn in der Bahia da Ilha Grande im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro gefragt. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich könnte euch leicht ein Programm für mehrere Monate zusammenstellen“, erklärt Marcello verzweifelt. Die Bahia da Ilha Grande liegt an der Costa Verde, einem 500 km langen Küstenabschnitt zwischen Rio de Janeiro und Santos, und zählt zu den schönsten Landschaften REVIER • BR ASILIEN Palmenhaus. Costa Verde heißt nicht umsonst „grü ne Küste“. Die Vegetation ist dank der häufigen Regenfälle äußerst üppig, Orchideen wachsen wie Unkraut am Wegesrand. Beim Segeln sollte man sich von der reizvollen Umgebung nicht ablen ken lassen. Viele ver meintliche Durchfahrten, etwa jene zwischen Ilha Itanhanga und Ilha Paqueta, sind wegen unter Wasser liegender Steine unpassierbar Dschungelfieber. Ballermann statt Osterfriede Schon von weitem vernehmen wir ein seltsames Wummern, das so gar nicht zu der idyllischen Kulisse aus Inselchen, Palmen und Sandstränden passen will. Als wir um die Südspitze der Ilha Gipóia biegen, bietet sich uns ein außergewöhnlicher Anblick. Marcello hatte uns zwar vorgewarnt, dass es am Osterwochenende, das gleichzeitig das Saisonende einläutet, in der bei der brasilianischen High Society beliebten Enseada Dentista etwas voller werden kann, aber das hätten wir nicht erwartet. Von der malerischen Bucht ist kaum etwas zu erkennen, Motorboot liegt an Motorboot, dazwischen drängen sich Menschenmassen im seichten Wasser. Es wäre keine Schwierigkeit, die Bucht trockenen Fußes zu durchqueren. Inmitten des ganzen Tohuwabohus thront eine Superyacht, die ihre rund 1,5 Meter hohen Lautsprecherboxen am Bug in Stellung gebracht hat und die gesamte Bucht beschallt. Ballermann auf brasilianisch! Wir nehmen Reißaus und suchen Zuflucht auf der Ilha Grande, der – wie es der Name vermuten lässt – größten Insel im Archipel. Die zu mehr als 90 Prozent mit Wald bedeckte Ilha Grande war nicht immer ein Naturparadies, sondern einst Piratennest, Umschlagsplatz für den Sklavenhandel, Cholera- und Leprakolonie und schließlich Gefängnisinsel für Schwerstverbrecher und politische Gefangene. Heute zeugen von dieser bewegten Vergangenheit nur noch ein paar verfallene Ruinen. Seit der Auflassung der Gefangenenanlage 1994 wurde die Insel für einen sanften Tourismus entwickelt. Es gibt keine asphaltierten Straßen, ja nicht einmal Autos auf Ilha Grande und auch große Hotelkomplexe sucht man vergebens. In der Enseada Sítio Forte, die sich in mehrere Abschnitte unterteilt, legen wir in der westlichsten Bucht namenes Ubatuba an 26 yachtrevue.at • 8|16 FOTOS: VERENA DIETHELM (4), MARKUS HOFPOINTNER (1) Der Weg durch den Mangrovenwald ist beschwerlich, vor allem bei Ebbe. Immer wieder bleibt das Dingi im seich ten Flussbett stecken. Die Anstrengung lohnt sich aber, denn am Ende war tet ein Wasserfall (rechts), der in einem Süßwasser pool mitten im Regen wald mündet einer Boje an und machen uns mit dem Dingi in der einfallenden Dunkelheit auf die Suche nach der kleinen Bar, die sich laut Hafenhandbuch rechts vom Strand befinden soll. Aber welcher Strand ist gemeint? Und welches Rechts? Einlaufend rechts, auslaufend rechts? Wir fahren die gesamte Bucht aus, legen an so manchem Steg an und ernten dort verwunderte Blicke der Hausbesitzer. Dem darauf folgenden Redeschwall auf Portugiesisch können wir nur Englisch und ein paar Brocken Spanisch entgegensetzen. Unverrichteter Dinge kehren wir schließlich an Bord zurück und so landet die erste Ration Spaghetti im Kochtopf. Süß oder salzig 13 Sekunden! Neuer Rekord! So lange dauert es, bis man in der Enseada do Pouso vom Salz- ins Süßwasser gelangt. Bis man sich vom Türkisblau des Meeres getrennt hat, über eine schmale Sandbank gehastet und in die goldgelb schimmernden Fluten des Rio Itaóca geplumpst ist. Bei einsetzender Flut bilden sich auf der Sandbank mehrere Pools, man badet je nach Wunsch süß oder salzig. Nach der 22 Seemeilen langen Überfahrt von der Ilha Grande, die durch wenig Wind, einem Slalom vorbei an unzähligen Frachtern auf Reede und der langgezogenen Atlantikwelle gekennzeichnet war, ist so ein Wechselbad genau das Richtige. Hier ließe es sich länger aushalten, aber die Zeit drängt. Wir haben schließlich ein Versprechen einzulösen. In der untergehenden Sonne laufen wir in den Saco de Mamanguá – den einzigen Fjord Brasiliens, der sich vor seinen skandinavischen Pendants nicht verstecken braucht – ein. In dem mehr als vier Seemeilen tiefen Einschnitt liegt man wie in Abrahams Schoß, geschützt vor Wellen, Strömung und praktisch allen Winden. Bis auf Südwestwind und genau der weht uns aus der Schlucht, die umgeben von 500 Meter hohen Bergen eine Düse bildet, entgegen. Deshalb wollen wir so schnell wie möglich unseren Liegeplatz für die Nacht finden. Die einsetzende Dämmerung macht jedoch die Orientierung schwierig und so hängen wir uns an die erstbeste Boje, die Marcellos Beschreibung entspricht, und bringen zusätzlich noch einen Anker aus. Das Fischerdorf, das nur über den Seeweg zu erreichen ist und auch ein Restaurant beherbergen soll, befindet sich leider außerhalb der Reichweite unseres Dingis. Also heißt es wieder: Spaghetti für alle! Bei Tageslicht entpuppt sich das vermeintliche Ferienhäuschen von Marcellos Freund als Luxusvilla, die man für 2.500 bis 5.000 US-Dollar pro Nacht mieten kann und in der einer der TwilightFilme gedreht wurde. Uuups. Ich Tarzan, du Jane 1,6 Meter, 1,5 Meter, 1,4 Meter. Oh-oh. Die Tiefenangabe unseres Echolots nähert sich rasant dem kritischen Bereich. Vorsorglich geh ich schon mal vom Gas runter, aber Dadico, der uns mit seinem Motorboot an den Ankerplatz lotst, deutet uns nachzukommen. Am Ende des Fjords, vorbei am Ponta do Bananal wird es richtig seicht. Schließlich werfen wir auf nur 1,3 Meter Wassertiefe den Anker. Gut, dass wir mit einem Kat unterwegs sind. In engen Kurven windet sich der Rio Cairucu durch den Mangrovenwald. Knallrote Krabben beobachten, wie wir uns mit dem Dingi durch das seichte Flussbett mühen, immer wieder den Antrieb nach oben klappen müssen und trotzdem stecken bleiben. Von Kurve zu Kurve wird das zunächst tiefschwarze Wasser immer klarer, bis man schließlich am Grund jedes goldene Sandkorn erkennt. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Dschungel, vorbei an Bananenstauden, Ananasfeldern und Mangobäumen, erreichen wir unser Ziel: In mehreren Kaskaden fällt ein kleiner Wasserfall in einen Kühle spendenden Naturpool. Vom höchsten Baumwipfel baumelt ein Seil. Dadico zeigt uns, dass man darauf wie Tarzan hin- und herschwingen kann, dann verschwindet er wieder im Regenwald. Soweit wir ihn verstanden haben, ist er der Besitzer des kleinen Restaurants, an dem wir ihn am Morgen aufgegabelt haben. In der Nebensaison muss er als Chef den Laden fast ganz alleine schupfen, ist Fischer, Reiseführer, Taxifahrer, Kellner und Barmann in Personalunion. Diese Herausforderung meistert Dadico ganz bravourös. Das Mahl, das er uns später auftischt, entschädigt für die kulinarischen Entbehrungen der letzten Tage: Palmherzen-Salat, gegrillte Calamari, Oktopus, Wolfsbarsch, frittierte Maniok, Reis mit Bohnen und als Krönung frische Austern. Ich bin eigentlich kein Fan der schleimigen Meerestiere, aber wären alle Austern so köstlich wie die von Dadico servierten Exemplare, könnte sich das womöglich ändern. Dazu kredenzt uns der sympathische Hausherr den besten, aber auch stärksten Caipirinha zwischen Rio und São Paulo. Der prompt einsetzenden Sinneseintrübung versuchen wir mit einem Sprung ins Wasser entgegenzuwirken, doch statt eines kühlen Kopfes erwartet uns ein grünes Wunder: Rund um uns lässt Plankton das Meer leuchten, es funkelt und glitzert, dass es eine Freude ist. Freiluftmuseum Nach so viel Natur wird es Zeit für Kultur. Die Gelegenheit in die brasilianische Geschichte einzutauchen bietet das unter Denkmalschutz stehende Städtchen Paraty. Das einst von Guaianá-Indianern bewohnte Gebiet wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu einem wichtigen Handelsplatz für Gold und Edelsteine aus den 8|16 • yachtrevue.at 27 REVIER • BR ASILIEN Schlemmerstunde. Geschichtsstunde. In Paraty kann man auf den Spuren der portugiesischen Kolonialherren durch die autofreien Gassen wandern Die Spezialität von Dadicos Restaurant sind frische Aus tern, die der Chef persönlich aus dem Wasser holt (2). Nicht alle Restau rants sind leicht zu finden. Das Restau rante do Hiltinho ist nur an den bun ten Schirmen zu erkennen. Das Sol ist zwar kein loka les Bier, macht den Sonnenuntergang im schwimmenden Restaurant in der Bucht Dentista 5 aber noch schöner MICHAEL BURGSTALLER V ielseitig wie die Vegetation ist auch das Klima in Brasilien. Das liegt einerseits an der enormen Ausdehnung des Landes, welches sich von ca. 5 Grad Nord bis ca. 35 Grad Süd erstreckt, andererseits an der unterschiedlichen Orographie mit weiten Ebenen, hohen Gebirgen, ausgedehnten Flüssen und Regenwäldern. An der brasilianischen Atlantikküste treffen so viele Klimazonen aufeinander, wie kaum sonst wo auf diesem Planeten; vier sind es alleine zwischen Rio de Janeiro und São Paulo. Im Norden von Rio dominiert tropisches Regenwaldklima oder tropisches Monsunalklima, etwas südlicher ist tropisches Savannenklima vorherrschend. In der Gegend um São Paulo wird das Klima als subtropisch und ozeanisch eingestuft. Am häufigsten regnet es an der brasilianischen Atlantikküste im Sommer, also in den Monaten November bis März. Dann fällt beinahe jeden zweiten Tag Niederschlag, wobei die Regenschauer immer nur kurz, dafür sehr intensiv, teils auch gewittrig ausfallen. So kann es in einer Stunde 20 Liter pro Quadratmeter oder mehr regnen. Die Temperaturen liegen in der Nacht bei 22 Grad, tagsüber um 32 Grad. In der Umgebung von Rio de Janeiro können die Tageshöchstwerte auch 40 Grad Celsius erreichen. Abkühlung findet man im Atlantik, der zu dieser Zeit angenehme 23 bis 26 Grad hat. Bemerkenswert ist die hohe Luftfeuchtigkeit, die praktisch immer zwischen 70 und 90 Prozent liegt. Die Windgeschwindigkeiten sind familientauglich. Da kaum Frontensysteme diese Gegend erreichen, ist der Wind zumeist thermisch induziert, durch die teils starke konvektive Bewölkung schwach und in der Richtung drehend. Generell ist in der Bahia da Ilha Grande leichter Ostwind mit 8 bis 14 Knoten vorherrschend. Einzig in Gewittern treten gelegentlich Windspitzen mit Sturmstärke auf. Dieser Spuk dauert aber nur kurz. Im Winter können Kaltfronten, die von Südwest kommen, stärkeren Wind mit bis zu 25 Knoten mitbringen, der jedoch meist nach einem Tag abflaut. Wer gemäßigtere Temperaturen bevorzugt, ist in den Monaten April bis Oktober – also im brasilianischen Winter – an der Atlantikküste sehr gut aufgehoben. In den Nächten fällt das Quecksilber bis auf 16 Grad, tagsüber erreichen die Höchstwerte 25 Grad. Die Wassertemperaturen sind mit rund 23 Grad immer noch badetauglich. Die Anzahl der Regen tage sinkt auf ein Minimum von 7 Tagen im Monat Juli. Leider gibt es für die Region keinen verlässlichen Seewetterbericht. Die besten Informationen liefert die Internetseite tempo.cptec.inpe.br bzw. die App CPTEC, die für iOS und Android zur Verfügung steht. MICHAEL BURGSTALLER Der 34-jährige Gmundner ist begeisterter Fahrten- und RegattaSegler, hat in Innsbruck Meteorologie und Geophysik studiert und sich mit einem Ingenieursbüro für Meteorologie und Energiewirt schaft selbstständig gemacht. Er ist zweifacher oberösterreichi scher Landesmeister (Yardstick), RPC-Sieger 2014, zweifacher Kornati-Cup-Sieger in der Klasse Cruiser 45 und hat an Rolex Middle Sea Race und Fastnet teilgenommen. Er hält Seminare zum Thema Segelwetter und Wetterpro-gnosen für Regatten. 28 yachtrevue.at • 8|16 2 2 Minas Gerais. Über den „Caminho do Ouro“ wurden die Reich tümer an die Küste transportiert und in Paraty verschifft. Später mutierte die Stadt zu einem wichtigen Umschlagsplatz für Sklaven, Zuckerrohr oder Kaffee. Ihre Blütezeit erlebte die Küstenstadt Mitte des 18. Jahrhunderts. Aus dieser Periode stammen Herrenhäuser, barocke Kirchen und ein Fort. Die guterhaltenen, weißgetünchten Bauten mit ihren bunten Fensterrahmen und Holztüren, sowie aufwändigen Stuck- und Schmiedearbeiten beherbergen heute Souvenirshops, Restaurants und Pousadas genannte Pensionen. Ein architektonisches Juwel stellt die Santa Rita dos Pardos Libertos dar, die älteste Kirche Paratys, die von freigelassenen Sklaven erbaut wurde. Sie ist vom Wasser aus gut sichtbar und darf auf keiner Postkarte der 37.000-Einwohner-Stadt fehlen. Über die kopfsteingepflasterten Gassen rollen auch heute noch Pferdekarren, die malerische Altstadt ist für Autos gesperrt. Kein Wunder, dass Paraty ein beliebter Drehort für Telenovelas ist. Unser Interesse gilt aber nicht nur den architektonischen Sehenswürdigkeiten, sondern auch einem besonderen kulinarischen Genuss. Vor 400 Jahren wurde in Paraty der Cachaça erfunden. Bevor die brasilianische Spirituose seinen heute gebräuchlichen Namen bekam, wurde „Paraty“ sogar synonym verwendet. Von den einst über 300 Brennereien sind zwar nur noch sieben über, die sollen aber den besten Cachaça Brasiliens produzieren. Wir halten uns an Marcellos Empfehlung und wollen bei Maria Izabel einkehren, die eine sehr bekannte Destillerie außerhalb von Paraty betreibt. Ein Besuch bei Maria Izabel sei ein Erlebnis, schwärmte Marcello, sie sei selbst Seglerin und habe viele interessante Geschichten zu erzählen. Ob wir die wohl verstehen werden? Schon die telefonische Anmeldung gestaltet sich schwierig. Auf Französisch vereinbaren wir einen Besuchstermin und erfragen die Anfahrt. Wir entscheiden uns für den Seeweg und ankern vor dem Städtchen Corumbe. Von dort sollte es mit dem Dingi eigentlich nur ein Katzensprung zu Maria Izabel sein. Eigentlich. 2 3 5 Bom apetite! Kulinarik. Die Küche der Costa Verde hat viel zu bieten: frische Fische und Meeresfrüchte, exotische Früchte und den besten Cachaca von ganz Brasilien. Besonders stimmungsvoll ist es, wenn man diese Gaumenfreuden in einem schwimmenden Restaurant genießt Die brasilianische Küche spiegelt den kulturellen Schmelztiegel wieder und ist sehr vielfältig. Die regionalen Unterschiede sind enorm, je nachdem ob der Einfluss der Ureinwohner, der ehemaligen portugiesischen Kolonialh erren, der europäischen Einwanderer oder der afrikanischen Sklaven stärker war. W ährend die Küche Rios sehr fleisch lastig ist, dominieren an der Costa Verde Fisch und Meeresfrüchte aller Art die Speisekarte. A llgegenwärtig ist das brasilianische Nationalgericht Moqueca, ein Fisch- und Meeresf rüchteeintopf, der mit Kokosmilch, Palmöl und Tomaten in einem Tongeschirr zubereitet wird. Eine Besonderheit in der Bahia da Ilha Grande sind die schwimmenden Restaurants, die auf Holzflößen in den Buchten verankert sind und einfache, aber gute Küche bieten. Die meisten können nur mit dem Dingi oder schwimmend erreicht werden. Die Preise in den Restaurants sind generell moderat. Für ein üppiges Abendessen mit Vorspeise und Hauptgang inklusive alkoholischer Getränke waren durchschnittlich rund 20 Euro zu bezahlen. An abgelegeneren Orten oder gehobeneren Lokalen in Paraty und Abrao muss man mit rund 40 Euro pro Person rechnen. Achtung: In manchen Restaurants werden die Portionen für zwei Personen berechnet. Wer das jeweilige Gericht alleine essen will, zahlt 60 Prozent des Preises in der Karte. Es empfiehlt sich die Portionengröße vorab abzuklären, da dies nicht immer aus der Speisekarte ersichtlich ist. 1. Cafe do Mar Direkt am Strand unter einem schattenspendenden Mandelbaum, entspannte Atmos phäre mit chilliger Musik und Meeresblick, internationale Küche von Wiener Schnitzel bis italienischer Pasta, ausgezeichnete Cocktails und frische Fruchtsäfte. Praia Canto, Abrao, Ilha Grande, Tel.: +55 24 33619446 E-Mail: [email protected], www.cafedomar.com 2. Restaurante do Dadico Am Westufer des Fjords ungefähr auf Höhe der Ilha Pequena gelegen. Ein Besuch bei Dadico ist ein absolutes Muss. Uriges Ambiente. Frische Austern und die besten Caipirinhas der gesamten Costa Verde. Zehn Austern kosten nicht mal sieben Euro, ein Caipirinha € 5,40. In der Hauptsaison wird eine Reservierung empfohlen, in der Nebensaison hat man unter der Woche das Lokal für sich allein und wird wie ein König behandelt. Saco de Mamangua, Paraty, Tel.: +55 24 9930 1612 3. Restaurante do Hiltinho An der Westküste der Insel, erkennbar an den bunten Schirmen und dem kleinen Anlegesteg. Auf einer Anhöhe gelegen mit herrlichem Ausblick über das Meer. Filiale des gleichnamigen Restaurants in Paraty. Bietet Fischgerichte jeder Art, darunter das Nationalgericht Moqueca. Verhältnismäßig teuer. Täglich geöffnet von 11 bis 17 Uhr. Ilha do Algodao, Paraty, Tel.: +55 24 3371 1488 E-Mail: [email protected], www.barcoupe.com/ilha.htm 4. Restaurante e Bar Bom Jardim Eine Oase der Ruhe. Im kühlen Innenhof eines wunderschönen, kolonialen Herrenhauses mitten in der Altstadt von Paraty gelegen. Die Speisekarte bietet italienische Klassiker wie Penne arrabiata aber auch exotischere Fusionsgerichte wie etwa Kassava-Lasagne oder Bananen-Ingwer-Garnelen-Risotto. Rua do comércio, Paraty, Tel.: +55 2433712544 5. Casa do Mar Das Casa do Mar ist ein sogenanntes s chwimmendes Restaurant (Restaurante Flutuante). Das Floß ist im Osten der Dentista Bucht verankert und bietet einfache Küche mit viel frischem Fisch, Calamari und Shrimps. Sehr engagierter Wirt. Praia do Dentista, Gipóia, Angra, Tel.: +55 24 97403 6440 8|16 • yachtrevue.at 29 FOTOS: VERENA DIETHELM WIND & WETTER REVIER • BR ASILIEN Route (insgesamt rund 117 sm). Marina Verolme – Ilha Gipoia – Sitio Forte – Enseada do Pouso – Saco do Mamanguá – Ilha Algodão – Paraty – Corumbe – Ilha Itanhanga – Bracui – Ilha Gipoia – Marina Verolme Marina Bracuí Ruhepol. Die Ilha Itanhangá Angra dos Reis Marina Verolme Ilha da Gipoia Ilha Comprida de Boqueirão Dentista Bahia da Ilha Grande Enseada do Sítio Forte Ilha Grande Maria Izabel Corumbe Ilha do Algodão Paraty ParatyMirim Saco do Mamanguá Enseada do Pouso Lage: Die Costa Verde liegt rund 150 km südwestlich von Rio de Janeiro im gleichnamigen Bundesstaat. Die Bahia da Ilha Grande erstreckt sich zwischen den beiden Städten Angra dos Reis im Osten und Paraty im Westen. Die Zeitverschiebung gegenüber Europa beträgt 5 Stunden (UTC-3). Anreise: Gute Flugverbindungen mit Air France, KLM, Lufthansa, British Airways, Iberia und TAP Portugal über Paris, Amsterdam, Frankfurt, London, Madrid und Lissabon nach Rio de Janeiro. Von dort sind es je nach Verkehr rund 2,5 Stunden Autofahrt nach Angra dos Reis. Die Charterfirma organisiert einen Flughafentransfer für 22 Euro pro Person. Es gibt außerdem eine günstige Busverbindung vom Bahnhof Rodoviaria in Rio. Für die Einreise wird kein Visum benötigt, nur ein Reisepass, der noch mindestens sechs Monate g ültig ist. Reisezeit: Ganzjahresrevier. In der Hauptsaison (Dezember bis März) sind in der Bahia da Ilha Grande viele brasilianische Touristen aus São Paulo und Rio unterwegs. Danach wird es bis auf Abraão und Paraty schnell ruhiger. Vor allem auf den kleineren Inseln haben Restaurants dann geschlossen. Es empfiehlt sich für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und genug Proviant gebunkert zu haben. 30 Ankerplätze wie hier vor der Insel Itan hanga sind in der Neben saison einsam und verlassen. Auf der Ilha Grande (rechts) lohnt sich eine Wan derung durch den Regen wald. Eine Be gegnung mit Weißbüschel äffchen ist kei ne Seltenheit FOTOS: VERENA DIETHELM Revierinfo yachtrevue.at • 8|16 Finanzen: Auf den Inseln in der Bahia da Ilha Grande gilt „nur Bares ist Wahres“. Es gibt keine Geldautomaten, die Verwendung von Kreditkarten ist nur in Angra dos Reis und Paraty möglich und selbst dort nicht überall. Es empfiehlt sich zu Beginn des Törns in Angra dos Reis genug Bargeld abzuheben. Ein Geldautomat befindet sich im Einkaufszentrum Piratas. Gesundheit: Es sind keine Impfungen v orgeschrieben. Wegen der von Stechmücken übertragenen Krankheiten wie Zika, Malaria, Gelb-, Dengue- und Chikungunyafieber sollte ständig auf einen wirksamen Insektenschutz geachtet werden. Schwangere sollten derzeit wegen des Zika-Virus, der zu schweren Missbildungen von Ungeborenen führen kann, eine Reise nach Bra silien meiden. Der Abschluss einer Zusatzversicherung für den Krankheitsfall und Krankentransport, auch für Krankentransportflüge, wird dringend angeraten. Nautische Infos: Die Bahia da Ilha Grande ist navigatorisch nicht besonders anspruchsvoll. Die Hauptansteuerungen sind gut befeuert. Zu beachten ist, dass das Betonnungssystem B wie in Amerika und der Karibik gilt. Die Entfernungen zwischen den Inseln sind überschaubar. Die Ilha Grande hält die Atlantik dünung ab, so dass das Fahrgebiet mehr an ein Binnen-, als ein Küstenrevier erinnert. Der Tidenhub beträgt max. 1,20 Meter. Das nautische Zentrum der Region befindet sich in Angra dos Reis, wo es etliche Marinas und eine gute nautische Infrastruktur gibt. Marinas gibt es sonst nur noch in Paraty. Insgesamt gibt es in der Bahia da Ilha Grande rund 15 Marinas. Liegeplätze sind recht teuer. Für einen 40-Fuß-Katamaran waren in Paraty 105 Euro pro Nacht fällig. In den meisten Buchten wird auf Schlick oder Sand geankert. Bojen sind nur selten vorhanden. Das Angebot an nautischer Literatur ist leider spärlich. Deutschsprachige Hafenhand bücher oder Revierführer gibt es gar nicht. Der englischsprachige Brazil Cruising Guide von Michael Balette, 2010, der die gesamte brasilianische Küste abdeckt, befasst sich mit dem Fahrtgebiet nur recht oberflächlich. Die Angaben sind oft eher verwirrend als hilfreich. Charter: Als Segelrevier ist Brasilien bei den europäischen Yachties noch relativ unbekannt. Zu Unrecht, denn die brasilianische Küste verfügt über alle Zutaten, die einen entspannten Törn ausmachen. Der Chartertourismus steckt noch in den Kinderschuhen. Als erstes internationales Charterunternehmen hat sich Dream Yacht Charter mit seinem bereits seit den 1970er Jahren bestehtenden Partner Brasil Yacht Charter zusammen getan. Aktuell stehen in Angra dos Reis vier Yachten, eine Cyclades 50, Cyclades 39.3, ein Lagoon 400 S2 und eine Oceanis 38.1 zu Verfügung. Der beschriebene Törn wurde auf einem Lagoon 400 S2 gesegelt, der mit einer überkompletten Ausstattung inklusive Klimaanlage und Generator aufwarten konnte. Preis: € 8.381,–/ Woche in der Hauptsaison. Dream Yacht Charter wurde 2001 in den Seychellen gegründet und betreibt mittlerweile eine Flotte von rund 800 Yachten in mehr als 40 Stützpunkten weltweit (Mittelmeer, Karibik, Bahamas, Australien, Südpazifik und USA). Das französische Unternehmen arbeitet unter anderem mit den österreichischen Agenturen Aichfeld Yachting, Alexandra Hofinger, CSI, Mariteam, Trend Travel & Yachting, Yachtcharter Müller Linz und Yachting 2000 zusammen. Über eine Stunde irren wir herum. Im dichten Regenwald sind Häuser kaum zu erkennen und die widersprüchlichen Wegbeschreibungen der Einheimischen helfen auch nicht weiter. Schließlich kapitulieren wir vor einem dichten Mangrovenwald und ziehen uns nicht nur angesichts der aussichtslosen Lage sondern auch mit Blick auf die sich rundum gefährlich auftürmenden Gewitterwolken zur Boa Vida zurück. Fremdkörper Auf dem Weg zurück in die Bucht der Könige lassen wir es uns nicht nehmen, bei auffrischendem Südwestwind an einem der umstrittensten und bekanntesten Bauwerke der Region vorbei zu segeln. An der Praia de Itaora steht direkt an der überschwemmungs- und erd rutschgefährdeten Küste schon von weitem sichtbar das einzige kommerzielle Atomkraftwerk Brasiliens. Einen größeren Gegensatz zu der sonst so unberührten Natur kann man sich nicht vorstellen. Nach einem Abstecher zur tropisch-schönen Ilha Itanhanga, deren Restaurant leider dem Verfall preisgegeben wurde, geben wir zum Abschluss der Enseada Dentista noch eine Chance. Als wir in die Bucht einlaufen, erkennen wir sie kaum wieder. Vollkommen verlassen, friedlich und ruhig liegt sie vor uns. Nur die Schreie der Affen, Vogelgezwitscher und das sanfte Rauschen der Wellen sind zu hören. Als einzige Yacht lassen wir unseren Anker in den feinen Sand fallen, der hier ausnahmsweise weiß und nicht goldgelb ist, Wir schwimmen zum Restaurante Flutuante, lassen uns mit gegrillten Calamari, Scampi in Limettensaft und Knoblauch, Ceviche, frittiertem Fisch und kaltem Bier bewirten. Die Sonne versinkt hinter einer über dem spiegelglatten Meer hängenden Palme und taucht den Himmel in glühendes Rot. Nun verstehen wir Marcellos Dilemma. Jeder Tag in der Bahia da Ilha Grande war ein Highlight, jeder unvergleichlich auf seine eigene Art und Weise. Trotzdem stehen auf unserer Liste noch immer genügend nicht abgehakte Punkte für mehrere Törns. Und ein uneingelöstes Versprechen. Aber wie ■ heißt es so schön? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Info: www.dreamyachtcharter.com 8|16 • yachtrevue.at 31