240 Jahre nach Joseph Pschorrs Geburtstag ist sein Name in aller

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240 Jahre nach Joseph Pschorrs Geburtstag ist sein Name in aller
240 Jahre nach Joseph Pschorrs Geburtstag ist sein Name in aller
Munde
Ein Überblick zu Joseph Pschorr, zur Hacker-Pschorr Brauerei sowie zu den
Pschorr-Bierhallen in der Neuhauser Straße 19 bis 21.
Über Joseph Pschorr
„Bierkönig von München“ oder „König der Brauherren“ wird Joseph Pschorr später
genannt werden. Aber wer denkt da schon an einen Bauernbub aus Kleinhadern bei
München, der mit 15 Jahren den Entschluss fasst, den elterlichen Bauernhof zu
verlassen und Bierbrauer zu werden? Es ist das Jahr 1785, als Joseph Pschorr, geboren
am 2. Juni 1770, nach München aufbricht und beim Oberkandlerbräu am Karlsplatz in
Lehre geht.
Acht Jahre später, als gestandener Braumeister, hält er um die Hand der sehr hübschen
und begehrten Brauerstochter Therese Hacker an und übernimmt von seinem
Schwiegervater die Hackerbrauerei in der Sendlinger Straße. Er investiert seine
gesamten Ersparnisse und sein Erbe, um die Braustätte umzugestalten und 1794
wiederzueröffnen. Mit kaufmännischem Geschick und unternehmerischem Geist
bringt er die Brauerei schnell zum Erfolg – 1806 liegt der Pschorr’sche Bierausstoß
schon an der Spitze aller Münchner Brauereien. Laut einer Festschrift zu seinem 100jährigen Todestag sagte ein Münchner Kollege Anfang des 19. Jahrhunderts über ihn:
„Pschorrbier heißt jetzt der Herrgott, den die Münchner anbeten. Pschorr hat heuer
wieder besseres Bier als er je gehabt hat und wird auch viel gelobt.“
Doch Joseph Pschorr ist noch längst nicht am Ziel – durch ein geniales Vorhaben
gelingt es ihm, die Bierbrauerei von der mittelalterlichen Handwerkskunst zu einem
moderneren Brauwesen zu wandeln: 1809 kauft er ein 4.000 m2 großes Grundstück an
der Bayerstraße westlich der Isar, auf welchem er nach zehnjähriger Bauzeit einen
riesigen Lagerkeller errichtet, der über 35.000 hl Bier ganzjährig kühlen kann und von
den Münchnern nur „die Bierfestung“ genannt wird. Somit hat er eine Lösung
geschaffen, an der die meisten anderen Münchner Brauer verzweifeln – im Sommer
kühles Bier anzubieten. So verwandelt sein Geistesblitz Joseph Pschorr in einen
Bierkönig und er die Stadt München in die „Weltstadt des Bieres“.
Als guter Geschäftsmann überlässt Joseph Pschorr nichts dem Zufall – damit
Gerechtigkeit zwischen seinen zwei ältesten Söhnen Georg und Matthias herrscht,
kauft er am 18. November 1820 im Rahmen einer Zwangsvollstreckung den
Bauernhansl-Bräu in der Neuhauser Straße sowie die vier angrenzenden Gebäude, die
spätere Neuhauser Straße 19 bis 21, für seinen Sohn Georg, den er auch sofort ins
Grundbuch eintragen lässt. Alle bestehenden Gebäude lässt er abreißen und errichtet
die nach dem Hackerbräu nun größte Brauerei am Ort: die Brauerei zum Pschorr.
Und wieder schlägt er alle Rekorde, sowohl beruflich als auch privat – 1830 braut
Joseph Pschorr in seinen beiden Brauereien die gleiche Menge Bier wie 30 Jahre zuvor
alle 52 Münchner Brauereien zusammen. Trotz seines Erfolgs bleibt er ein Mann des
Volkes, kernig und gesund in Denken und Handeln. Nach dem Tod von Therese
Hacker im Jahr 1800 heiratet er die namentlich unbekannte Tochter eines Kochs,
anschließend die Zimmerpalierstochter Maria Anna Hengeler und 1822 seine späte
Liebe Lieschen Plass. Nach vier Ehen ist Joseph Pschorr glücklicher Familienvater
von 20 Kindern.
Erst im Jahr 1834, mit 64 Jahren, übergibt er die Brauereien an seine zwei ältesten
Söhne: Georg erhält die Brauerei zum Pschorr in der Neuhauser Straße sowie die
östliche Hälfte der „Bierfestung“, Matthias die Brauerei zum Hacker in der Sendlinger
Straße und die westliche Hälfte der Festung. Joseph Pschorr zieht sich mit seinem
Lieschen in sein Haus am Marienplatz zurück. Am 3. Juni 1841 stirbt er mit 71 Jahren
und wird ein halbes Jahrhundert später als einziger Brauer für seine Verdienste im
Münchner Braugewerbe von Prinzregent Luitpold in Form einer Marmorbüste in der
Ruhmeshalle der Bavaria auf der Theresienhöhe gewürdigt.
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Zur Neuhauser Straße 19 bis 21
Gräbt man etwas tiefer in der Geschichte des Grundstücks der heutigen Neuhauser
Straße 19 bis 21, stößt man auf einen gewissen Lienhardt Lunglmayr, der
nachgewiesenermaßen im Jahr 1422 dort, in der damaligen Neuhauser Gassen, eine
Braustätte betrieb. Bis zum Kauf durch Joseph Pschorr lassen sich noch sieben weitere
Brauherrn nachweisen. Franz Xaver Reitz erwarb das Anwesen im Jahr 1803 und
betrieb dort eine Brau- und Gaststätte, die er Bauernhansl nannte.
Den Bauernhansl übernimmt Joseph Pschorr im Jahr 1820. Im Grundbucheintrag vom
30. November 1820 heißt es: „Einantwortung, zu wissen, daß Georg Pschorr,
Hackerbräuers Sohn, von hier, diese Behausung und Bräustatt samt hintern Stock an
der Stiftsgassen (Altheimer Eck) nebst Nebengebäud, dann der Gerechtigkeit (die
brauereigerechtsame) Utensilien und Vorräte erkauft hat.“
Der Hackerbräuer kauft also das Bauernhansl-Grundstück einschließlich der vier
angrenzenden Nachbargebäude für seinen Sohn und lässt alle bestehenden Gebäude
abreißen. An deren Platz lässt er eine Brauerei völlig neuen Ausmaßes bauen, die
Raum für zukünftige Erweiterungen oder Umbauten lässt. Zum Beispiel werden zwei
acht Meter hohe, weitgespannte Gewölbekonstruktionen errichtet, die sich später auch
optimal als Bierhalle nutzen lassen. Die neue Brauerei nennt er Brauerei zum Pschorr,
welche schon in kurzer Zeit einen jährlichen Ausstoß von 30.000 hl Bier erbringt.
Joseph Pschorrs Sohn Georg übernimmt im Jahr 1834 die Brauerei von seinem Vater
und kauft die beiden angrenzenden Häuser Altheimer Eck 2 und 4 hinzu. Bis zu
Beginn des 20. Jahrhunderts werden unter den Nachfolgern weitere Grundstücke in der
Neuhauser Straße, der Eisenmannstraße und am Altheimer Eck erworben, so dass
letztendlich ein geschlossenes Quadrat in Hand der Familie Pschorr ist – der
sogenannte Pschorrblock.
Im Jahr 1848 wird die Brauerei zum Pschorr Opfer des Bierkrawalls – die
Volksmassen, aufgebracht wegen einer Erhöhung des Bierpreises, ein für jeden
Münchner nervenaufreibendes und bluterhitzendes Thema, stürmen und verwüsten den
Pschorrbräu, inklusive der privaten Wohnräume der Familie Pschorr. Die Familie
Pschorr, versteckt unter einem Treppenwinkel, entkommt nur knapp dem Ansturm.
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Doch in den Gebäuden der Pschorr-Brauerei gibt es auch zahlreiche Anlässe zur
Freude – zum Beispiel wird am 11. Juni 1864 der Münchner Komponist Richard
Strauss im Rückgebäude am Altheimer Eck zur Welt gebracht. Denn seine Mutter
Josephine Strauss ist die Tochter von Georg Pschorr und heiratete 1863 den
Hofmusiker Franz Strauss. Noch heute erinnert der Richard-Strauss-Brunnen in der
Neuhauser Straße an den berühmten Komponisten.
Im Jahr 1896 verlegt Georg Pschorr junior die Brauerei in der Neuhauser Straße in die
„Bierfestung“ in der Bayerstraße. In den Räumlichkeiten der Neuhauser Straße
eröffnet er einen Gastronomiebetrieb – die Brauerei zum Pschorr wird in die
Pschorrbräu-Bierhallen umgetauft. Die von Joseph Pschorr ursprünglich für die
Sudpfannen konzipierten Gewölbekonstruktionen eignen sich hervorragend als
Bierhallen und verleihen dem Gastronomiebetrieb die typische Münchner
Gemütlichkeit. Zwischen 1896 und 1961 werden die Bierhallen von mehreren
bekannten Münchner Wirten geführt, unter anderem von Max Praml und Toni Steiner.
Im Zweiten Weltkrieg wird der gesamte Pschorrblock stark zerstört, von zehn
Gebäuden sind fünf komplett vernichtet und fünf weitere stark beschädigt. Doch der
Wiederaufbau wird für den von den Pschorrs langfristig gehegten Plan genutzt, den
Pschorrblock einheitlich zu bebauen. Das Großbauprojekt wird von 1960 bis 1962 von
der Regensburger Invest Real AG mit Unterstützung des Architekten Rolf Schütze in
Angriff genommen und sieht den Bau einer Großgaststätte, eines Kaufhauses und einer
zweigeschossigen Hochgarage in einem Gebäudekomplex vor.
Am 22. Januar 1963 werden die Pschorrbräu-Bierhallen samt historischer Kegelbahn
offiziell wiedereröffnet und bieten nun 1.100 Gästen Platz. Das Kaufhaus wird
zunächst an die Neckermann Versand KG vermietet. Als 1976 Neckermann und
Karstadt fusionieren, wird aus dem „Neckermann-Kaufhaus“ der „Karstadt am Dom“.
Nach dem Ladenschluss von Karstadt im Frühjahr 2010 einigt sich die Bayerische Bau
und Immobilien Gruppe mit dem Erbpachtnehmer Invest Real und dem Mieter Roland
Schuhe darauf, das Objekt vor Ende der regulären Vertragslaufzeit am 31. Oktober
2010 zu übernehmen. Die Bayerische Bau und Immobilien Gruppe plant an dem
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prominenten Standort im Herzen Münchens ein modernes Geschäftshaus nach dem
Entwurf des Berliner Architekturbüros Kuehn Malvezzi.
Zur Brauerei
Über das genaue Geburtsjahr der Hacker-Pschorr Brauerei lässt sich streiten.
Allerdings steht fest, dass die Brauerei Hacker um einiges älter ist als die Brauerei
Pschorr und schon im Jahr 1417 namentlich erwähnt wird. Der Wirt Simon Hacker
übernahm im Jahr 1738 die damalige Probstbrauerei, die ab 1691 in der Sendlinger
Straße 75 anzufinden war. Allerdings fehlten sowohl Simon Hacker als auch seinem
Sohn Peter Paul das wirtschaftliche Fingerspitzengefühl, so dass keiner von beiden der
Brauerei zu bemerkenswertem Erfolg verhalf. Da musste erst ein gewisser Brauer
namens Joseph Pschorr in Erscheinung treten, der dann 1793 die Hacker-Tochter
Therese heiratete und die Brauerei vom Hackerwirt übernahm.
Ein Schicksalsschlag trifft die Hackerbrauerei in der Sendlinger Straße im Jahr 1825,
als ein verheerender Brand das Gebäude vollständig zerstört. Doch Joseph Pschorr
lässt sich nicht beirren und kauft stattdessen ohne finanzielle Unterstützung Dritter die
beiden Nachbargrundstücke hinzu und erneuert und erweitert die Brauerei.
Schon einige Jahre vor dem Tod Joseph Pschorrs gehen Hacker und Pschorr getrennte
Wege – im Jahr 1834 übernimmt der Sohn Matthias die Brauerei zum Hacker, der
Sohn Georg die Brauerei zum Pschorr. Die Hacker-Brauerei geht später an Matthias
Sohn über und wird 1881 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, woraufhin sich
dieser aus dem Geschäft zurückzieht. Genau wie bei der Pschorr-Brauerei wird das
Hackerbier bald in alle Welt exportiert.
Die Pschorr-Brauerei wird 1864 an Georg junior übergeben, den Enkel Joseph
Pschorrs, der den entscheidenden Schritt zum weltweiten Export vornimmt. Er eröffnet
Pschorr-Ausschankstätten und Brauerei-Niederlassungen in aller Welt, von Stockholm
bis Kairo und Hong Kong, und macht die Marke somit international bekannt. Dem
Sohn von Georg junior gelingt es als erstem, durch die Nutzung von Kühlräumen in
Schnelldampfern gekühltes Bier in die USA zu verschiffen – er eröffnet 1894 die „US
Branch of Pschorrbräu München“. 1922 wird die Pschorr-Brauerei in die Pschorrbräu
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Aktiengesellschaft München umgeformt, bleibt allerdings weiterhin in Familienhand,
geführt von den drei Brüdern, den Geheimräten August, Georg Theodor und Josef
Pschorr, den Urenkeln Joseph Pschorrs. Nicht nur weltweit wird Pschorrbier getrunken
– sogar in Preußen ist das bayerische Bier erhältlich, zum Beispiel in Berlin am
Potsdamer Platz, wo 1925 der zweite große Pschorr-Ausschank eröffnet wird.
Im Zweiten Weltkrieg wird die Pschorr-Brauerei schwer getroffen und steht vor dem
Nichts: der Donisl, der Bavaria-Keller auf der Theresienhöhe und der Pschorrblock
sind fast vollständig zerstört, genau wie viele weitere Ausschankstätten in
Deutschland.
Die Eigenständigkeit der beiden Brauereien Hacker und Pschorr bleibt bis zum Jahr
1972 erhalten, wenngleich von gegenseitiger Kooperation gekennzeichnet. Zum
Beispiel gestattet die Hackerbrauerei ihrer ehemaligen Schwesterfirma nach der
völligen Zerstörung 1946, die Hacker-Anlagen mitzubenutzen. Nach dem mühevollen
Wiederaufbau beider Firmen findet im Jahr 1972 die Verschmelzung zur HackerPschorr-Bräu AG statt. Diese wird 1979 vom Münchner Unternehmer Josef
Schörghuber übernommen.
Im Jahr 1985 wird die Hacker-Pschorr-Bräu AG unter der Hand von Schörghuber mit
der Paulaner Brauerei zusammengeschlossen.
Heute ist die Hacker-Pschorr Bräu GmbH Teil der Paulaner Brauerei Gruppe und
gehört zur BHI (Brau Holding International), ein Joint Venture der Schörghuber
Unternehmensgruppe (50,1 %) mit der niederländischen Heineken N.V. (49,9 %).
Über die Bayerische Bau und Immobilien Gruppe
Die Bayerische Bau und Immobilien Gruppe ist eines der größten integrierten Immobilienunternehmen in Deutschland. Mit einem Immobilienportfolio im Wert von rund 2,1 Milliarden Euro
nimmt sie nicht zuletzt in ihrem Stammmarkt München eine Spitzenposition ein. Rund 600 Mitarbeiter tragen zu diesem Erfolg bei. Die Bayerische Bau und Immobilien Gruppe vereint sämtliche Immobilien-, Bauträger- und Fertighausaktivitäten der Schörghuber Unternehmensgruppe.
Dazu gehören das Bauträgergeschäft mit dem Bau und Vertrieb von Gewerbe- und Wohnimmobilien, die Projektentwicklung sowie das Asset- und Property-Management. Die Bayerische Bau
und Immobilien Gruppe ist Teil der Schörghuber Unternehmensgruppe, die neben dem Bau- und
Immobiliengeschäft auch in den Bereichen Hotel, Flugzeugleasing und Getränke unternehmerisch
tätig ist. www.bbikg.de.
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PRESSEKONTAKT
Bayerische Bau und Immobilien Gruppe
Sabine Hagn, PR-Referentin
Denninger Straße 169, 81925 München, Telefon +49 89 9238-467, Telefax +49 89 9238-603
[email protected], www.bbikg.de
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