Tübingen und Wurmlinger Kapelle

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Tübingen und Wurmlinger Kapelle
NaturFreunde Fellbach
Bericht zur Rundwanderung vom 17.04.2011
„Tübingen – Bismarckturm – Naturschutzgebiet Hirschau –
Wurmlinger Kapelle – Schwärzlocher Hof – Goethehäuschen –
Tübingen“
Wanderführer: Jörg Buchholz
Am 17.04.2011 trafen sich bei bestem Wanderwetter 19
Naturfreunde am Parkplatz „Lichtenberger Weg“ in
Tübingen.
Nach ein paar Minuten erreichten wir den Bismarckturm.
Von diesen Bismarcktürmen gibt es in Deutschland
ungefähr 80, 47 von ihnen sehen so aus wie der Tübinger.
Sie wurden zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers Otto
von Bismarck errichtet. Am 07.12.1907 wurde der Turm in
Tübingen eingeweiht. Der 16 m hohe Bismarckturm wurde
aus Tuffstein sowie grobkörnigem Sandstein errichtet. Eine
2,8 m breite Treppe mit zwölf Stufen auf der Frontseite
(Nordosten) führt mittig zur 2,25 m hohen und 1 m breiten
hölzernen Eingangstür der Bismarcksäule. Über eine
schmale Holztreppe erreicht man die 20 m2 große
Aussichtsplattform mit Feuerschale.
Rundwanderung 17.04.2011 - Seite 1
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Wir wanderten weiter und kamen nach einer
kurzen Rast am Spielplatz „Holzacker“ ins
Naturschutzgebiet Hirschau.
Seit 1299 wird in Hirschau Weinbau
betrieben. Die Weinberge wurden in
kunstvollen Terrassen mit Sandsteinmauern
und Sandsteinstaffeln auf dem gesamten
Südhang von Wurmlingen bis Tübingen
angelegt.
In der aufgelassenen Weinbergslandschaft sind 2000 Wärme liebende Pflanzenarten
dokumentiert. Der Weinbau hat dafür gesorgt, dass sogar mediterrane Elemente Einzug
halten konnten. Durch eine noch größere Artenfülle ist die Tierwelt gekennzeichnet; es sind
über das Gebiet rund 4.000 Tierarten dokumentiert.
Rundwanderung 17.04.2011 - Seite 2
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Die Landschaft, die Natur, die Blüte: Eine kurze Pause hat gut getan.
Und dann erreichten wir die Wurmlinger Kapelle.
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Wir saßen vor der vierten Kirche: Während des Dreißigjährigen Krieges brannte die einstige
romanische Kapelle 1644 ab und wurde 1683 in der heutigen Form wieder aufgebaut. Sie war
ein beliebtes Wallfahrtsziel, das die Augustiner Chorherren des Klosters Kreuzlingen
betreuten. Diese wetteiferten vor allem im 17./18. Jahrhundert mit den Rottenburger Jesuiten,
die für die Wallfahrtskirche im Weggental zuständig waren, darum, wer mehr Pilger in seine
Wallfahrtsstätte locken konnte. In den Jahren 1962 und 1963 wurde die Kapelle gründlich
renoviert und restauriert. Dabei wurde auch die frühromanische Krypta aus der ersten Hälfte
des 12. Jahrhunderts mit ihren wuchtigen Pfeilern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Schönste an der Kapelle ist jedoch der weite Blick, den man auch vom kleinen Friedhof
aus auf die Umgebung hat und der einem das Herz aufgehen lässt.
Der 475 m hohe Kapellenberg ist übrigens einer der Sonnenreichsten in der Umgebung,
weshalb hier viel Wein angebaut wird.
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Nach einem Vesper und einer guten Aussicht machten wir uns auf den Rückweg zum
Schwärzlocher Hof.
Seit dem 19. Jahrhundert wird die Domäne
Schwärzloch von verschiedenen Besitzern als
landwirtschaftlicher Betrieb geführt, häufig betreiben
die Besitzer auch eine Gastwirtschaft, die immer
regen Zulauf hat. Eduard Mörike, Ludwig Uhland,
sein Freund Justinus Kerner und die Schriftstellerin
Isolde Kurz waren wahrscheinlich hier zu Gast. 1886
kaufte der Bauer Kilian Schmid das Hofgut und
erhielt endlich eine Konzession zum Ausschank von
Wein und Bier und schließlich auch für Most. Auf den
hofeigenen Streuobstwiesen gab es genügend
Apfelbäume. Noch heute sind Most und Mostbowle –
ein Mix aus Most und Zitronensprudel, äußerst
lecker, aber mit gebotener Vorsicht zu genießen –
die klassischen Schwärzlochdurstlöscher. Zuvor
hatte es auf dem Hofgut keinen Alkohol gegeben.
Man saß in der Kapelle und erfrischte sich mit einem
Becher Milch, weswegen der Hofgutbetreiber im 19.
Jahrhundert auch der „Milchkaplan“ genannt wurde.
Die Gaststätte ist in heutiger Zeit das ganze Jahr
über geöffnet und avancierte zu einem der
beliebtesten Ausflugslokale. Seit 1931 befindet sich Schwärzloch im Besitz der Familie
Reichert, heute betreibt ein Geschwisterpaar die Gaststätte und die Landwirtschaft, zu der
Mastrinder, Hühner und Schweine gehören. Hier kann man sich in den Biergarten setzen und
die Seele über dem Ammertal baumeln lassen.
Nach dem Essen ging es vorbei am Goethehäuschen zurück zum Wanderparkplatz. Auf dem
Bild sehen wir dieses originelle, kleine,
sechseckige Gartenhäuschen. Es wird
Goethehäuschen genannt, weil Goethe hier am
7. September 1797 nach einem
Abendspaziergang über den Schlossberg
eingekehrt ist. Er wurde von seinem Verleger
Johann Friedrich Cotta, bei dem er zu Gast
war, und dem Apotheker Christian Gmelin,
dem das Gartenhäuschen damals gehörte,
begleitet.
Bericht: Jörg Buchholz
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