Rheumabericht Marko Florack, Bürgerzeitung Lindau vom 03.08.2012

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Rheumabericht Marko Florack, Bürgerzeitung Lindau vom 03.08.2012
Waldburg-Zeil Kliniken
Rheuma – ein Krankheitsbild mit vielen hundert Gesichtern
Rheuma ist eine weit verbreitete Krankheit unter
Erwachsenen, aber auch bei
Kindern. Sie kann sich ganz
unterschiedlich äußern und
geht teilweise mit unerträglichen Schmerzen einher. Ist
Rheuma ein unabänderliches Schicksal oder gibt es
Erfolg versprechende Therapien für die Betroffenen?
Darüber sprach die BZ mit
Marko Florack, Facharzt für
Innere Medizin und Rheumatologie, der als Oberarzt
in der Rehabilitationsklinik
Bad Wurzach arbeitet.
BZ: Warum bekommen Menschen Rheuma?
Dr. Florack: Die Ursachen
sind vielfältig. Der Schmerz
kann auf Fehlhaltungen oder
Überlastungen beruhen oder
Folge von Verletzungen, Unfällen sowie Verschleiß, wie
bei der Hüft- und Kniegelenksarthrose, sein. Daneben
kommen Erkrankungen innerer Organe sowie psychische
Belastungen als Ursache in
Betracht.
Die Rehabilitationsklinik
Bad Wurzach ist seit mehr
als 40 Jahren auf die Rehabilitation von Rheumapatienten spezialisiert. Weitere
Informationen über die
Fachklinik für Orthopädie
und Rheumatologie unter:
www.rehabilitationsklinikbad-wurzach.de
Die besten Behandlungschancen bei rheumatologischen Erkrankungen bestehen in den ersten drei bis sechs
Monaten der Krankheit.
BZ-Fotos: WZK
sind im Einzelfall ganz unterschiedlich. Zudem können bei
bestimmten Formen alle Organe des Körpers befallen
werden, wie Haut, Muskeln,
Im engeren Sinne verstehen Auge oder Niere. Das erklärt,
wir unter Rheuma entzündli- warum man bei Rheuma von
che Erkrankungen, bei denen der „Krankheit mit vielen Gedas Immunsystem fehlge- sichtern“ spricht.
steuert zunehmende Schäden
an Gelenken, Bändern, Seh- BZ: Woran erkennt man Rheunen und Knochen verursacht. ma?
Das Ausmaß und die Lokali- Dr. Florack: Die unmittelbaren
sation, die Schmerzen und Anfangszeichen einer rheumaBewegungseinschränkungen tologischen Erkrankung sind
leider unspezifisch. Oft gehen
sie mit Müdigkeit, Gewichtsverlust und teilweise fieberhaften Temperaturen einher. Ganz
typisch ist ein ausgeprägtes
morgendliches Steifigkeitsgefühl, das den ganzen Körper
einnehmen kann oder nur einzelne Gelenkregionen. Es kann
zu Schwellungen der Gelenke
kommen, die wiederum Bewegungseinschränkungen und
Schmerzen verursachen. Oft
sind die gleichen Finger- und
Handgelenke beidseitig betroffen.
Marko Florack, Facharzt für Innere
Medizin und Rheumatologie, Oberarzt der Rehabilitationsklinik Bad
Wurzach
Typisch für rheumatologische
Erkrankungen ist ein wechselhafter, schubweiser Verlauf,
bei dem alle Gelenkregionen
wechselweise betroffen sein
können. Eine gewisse Risikoabschätzung für das Auftreten
einer chronischen Polyarthritis
(eine der folgenschwersten
rheumatischen Erkrankungen)
kann der Patient selber vornehmen:
• Bestehen Beschwerden mehr
als sechs Wochen, sind zwei
oder mehrere Gelenke geschwollen und schmerzhaft
und wird eine Morgensteifigkeit von mehr als einer Stunde
verspürt, sollte sich der Patient
möglichst rasch bei einem
Rheumatologen vorstellen.
Etwa zwei Prozent der
Erwachsenen und jedes
fünfte von 10.000 Kindern in
Deutschland - verteilt über
alle Altersgruppen - leiden
unter dieser entzündlichen
Erkrankung, die fast immer
mit Schmerzen und häufig
mit Bewegungseinschränkungen verbunden ist. Die
Deutsche Rheuma-Liga geht
von 20 Millionen Rheumakranken bundesweit aus.
Die Krankheit tritt oft zwi-
schen dem 30. und 40. Lebensjahr das erste Mal auf. Rheuma kann aber jeden treffen,
nicht nur alte Menschen, auch
junge Leute und sogar Kinder.
Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer.
Vier große Hauptgruppen
werden unterschieden:
 Entzündlich-rheumatische
Erkrankungen
(z.B. Rheumatoide Arthritis,
Morbus Bechterew)
 Degenerative Gelenk- und
Wirbelsäulenerkrankungen
(z.B. Arthrose)
BZ: Ist Rheuma ein unabänderliches Schicksal?
Dr. Florack: Rheuma ist heute
gut behandelbar. Die besten
Behandlungschancen bestehen in den ersten drei bis
sechs Monaten des Krankheitsbildes!
Durch innovative Therapien
können wir in vielen Fällen die
Entzündung wirkungsvoll unterdrücken und ein Fortschreiten der Erkrankung stoppen.
Die Früherkennung und frühe
Therapieeinleitung hat also
• Der Beginn der Rückenbe- nicht nur eine entscheidende
schwerden, die auf eine rheu- Konsequenz für den Patienten
matologische Erkrankung zu- selbst, sondern auch für das
rückgeführt werden können, gesamte Gesundheitswesen
ist meist schleichend und lang- und die Volkswirtschaft. Viele
sam. Die Patienten wachen Rheumatologen haben bereits
schmerzbedingt nachts und in eine sogenannte „Früharthriden frühen Morgenstunden tis-Sprechstunde“ zur Unterauf. Der Schmerz lässt oft bei suchung auch neuer Patienten
Bewegung nach. Der Rücken- ohne allzu lange Wartezeit einschmerz ist meist tief in der gerichtet. Ich möchte alle BeLendenwirbelsäule lokalisiert troffenen ermuntern, sich frühund dauert mehr als drei zeitig an ihren Arzt zu wenden
Monate an. Vom entzündlich - getreu dem Motto der Deutbedingten
Rückenschmerz schen Rheuma-Liga: „Früher
sind überwiegend junge Men- ist besser!“
Volkskrankheit mit 20 Millionen Betroffenen in Deutschland
Rheuma ist eine weit verbreitete Krankheit und zählt
zu den so genannten Volkskrankheiten.
schen im Alter von 18 bis 40
Jahren betroffen.
Weichteilrheumatismus
(z.B. Tennisellbogen, Fibromyalgie)
 Stoffwechselerkrankungen
mit rheumatischen Beschwerden
(z.B. Osteoporose, Gicht)
Rheuma hat viele Gesichter
und ist oft schwer zu erkennen. Mehr als 400 verschiedene Krankheitsbilder sind bekannt. Der größte Teil der
rheumatischen Erkrankungen
verläuft chronisch.
(Quelle: www.rheuma-liga.de)
Das Rheumazentrum Oberammergau vereint unter
einem Dach als interdisziplinäres Rheumazentrum drei
Fachkliniken im Akutbereich
und eine Rehabilitationsklinik im Verbund mit dem
Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie Garmisch-Partenkirchen. Weitere Informationen unter:
w w w. r h e u m a z e n t r u m oberammergau.de
BZ: Wie sieht die RheumaTherapie aus?
Dr. Florack: Die Behandlung
besteht in Abhängigkeit von
der rheumatischen Krankheit,
ihrer Krankheitsaktivität, -ausprägung und drohenden Schäden meist in einer Kombination verschiedener medikamentöser und nichtmedikamentöser Therapiemaßnahmen.
Dabei werden sowohl systemische (z.B. Tabletten) als auch
lokale medikamentöse (z.B.
Cortison-Injektionen in das Gelenk) Therapieformen angewendet. Um das Behandlungsziel zu erreichen, ist eine Kontrolle von Wirksamkeit und
Verträglichkeit der Rheumatherapie notwendig. Dies verlangt
eine gute Zusammenarbeit
und Kommunikation zwischen
dem Hausarzt, dem Rheumatologen, dem Physiotherapeuten und dem Betroffenen.
BZ: Was ist bei Rheuma außerdem wichtig?
Dr. Florack: Das A und O bleibt
die Bewegung – wichtig ist, die
richtigen Bewegungen unter
Anleitung, zum Beispiel der
Rheuma-Liga, zu erlernen. BZ
Vortrags-Angebote
Termine der Vortragsreihen
„Mittwochs bei den Waldburg-Zeil Kliniken - Treffpunkt Gesundheit“ und
„Medizin im Dialog“:
18. September: 19.30 Uhr
„Harninkontinenz und Senkungsbeschwerden – Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es heute?“
keiten von Schlafstörungen“
Schussental-Klinik
Aulendorf
19. September: 19.30 Uhr
„Vollwertig essen und trinken im Alltag – mit und ohne
Osteoporose“
 Argentalklinik
Neutrauchburg
Klinik Tettnang
19. September: 19.30 Uhr
„Schmerzbewältigung“
19. September: 19 Uhr
„Gut geschlafen? Ursachen
und Behandlungsmöglich-
 Rehabilitationsklinik
Bad Wurzach
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