Layout ct\feu\16 - Coburger Sommeroperette

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Layout ct\feu\16 - Coburger Sommeroperette
Persönlich erstellt für: Oberfranken Offensiv e.V., (5108522)
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DONNERSTAG, 18. AUGUST 2016
Ein Sommervergnügen bei
der Sommeroperette
Feuilleton
GELUNGENE ALTSTADT-SERENADE
REINHARDSBRUNN
Schloss soll
enteignet
werden
Traumhafte Stimmung vor dem Jagdschloss bei der Serenade der Coburger Sommeroperette in Bad Rodach
Fotos: Albert Höchstädter
Alles strahlte so romantisch
Erfurt — Thüringen könnte mit
der Enteignung eines privaten
Schlossbesitzers einen Präzedenzfall im deutschen Denkmalschutz schaffen. Die Landesregierung hat am Dienstag
beschlossen, das Verfahren gegen den Eigentümer der vom
Verfall bedrohten Schlossanlage Reinhardsbrunn einzuleiten,
teilte Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke)
mit. Der rot-rot-grünen Regierung sei bewusst, dass Thüringen mit einem Enteignungsverfahren aus denkmalschutzrechtlichen Gründen bundesweit Neuland beschreite.
Hoff sieht in dem Vorhaben
ein „Signal für den Denkmalschutz in Deutschland“. Seit
mehreren Jahren wird über den
fortschreitenden Verfall der
1827 von Herzog Ernst I von
Sachsen, Coburg und Gotha in
der heutigen Form erbauten
Park- und Schlossanlage diskutiert. Eigentümer ist nach Angaben der Staatskanzlei die Firma Bob Consult GmbH, die
derzeit ihren Sitz in Hamburg
haben soll. Auf dem historischen Gemäuer liegt nach Angaben von Hoff eine Grundschuld von mehr als neun Millionen Euro.
Rechtsgutachten
Die traditionelle Altstadt-Serenade der Coburger Sommeroperette vor dem Jagdschloss zog zahlreiche Zuhörer an.
Sie wurden vom Trio des Royal Salon-Ensembles gefühlvoll und virtuos mit einem bunten Melodienstrauß bedacht.
KONZERT
VON UNSEREM MITARBEITER
GERHARD DEUTSCHMANN
Bad Rodach — Es war ein traumhafter, milder Sommerabend.
Mit Lichtern in den Fenstern
und farblich angestrahlt bildete
die Fassade des Jagdschlosses einen geschmackvollen Blickfang
für das Auge, während die Ohren mit Perlen der gehobenen
Unterhaltungsmusik verwöhnt
wurden. Es spielte ein Trio aus
dem Orchester der Coburger
Sommeroperette mit Gyula
Mezei (Violine), Zsolt Hosszú
(Klavier) und Peter Nagy (Bass),
das mit professionellem Können
einen vorzüglichen Eindruck
hinterließ.
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Heldritt.inFranken.de
Gyula Mezei, der mit trockenem Humor durch das Programm führte, beeindruckte als
Geiger mit sauberem, expressivem Ton und virtuoser Technik.
Ihm zur Seite stand der fingerfertige, als Solist und Begleiter
versierte Pianist Zsolt Hosszú,
der auch als Komponist und Arrangeur Beachtliches zeigte. Peter Nagy am Bass war streichend
oder zupfend eine zuverlässige
Stütze.
Tango, Tango
Schwungvoll begann die reichhaltige Vortragsfolge mit dem
Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms, dem sich zwei
Kompositionen von Astor Piazzolla, das träumerische „Oblivion“ und der temperamentvolle
„Libertango“, anschlossen. Die
Filmmusik zu „Cinema Paradiso“ schrieben Ennio und sein
Sohn Andrea Morricone. Man
hörte die Hauptmelodie in einer
ausdrucksvollen
Bearbeitung
von Zsolt Hosszú. Das ausgesprochene Bravourstück „Flieg
meine Schwalbe“ von Ede
Reményi spielte Gyula Mezei
mitreißend.
Welch begabter Komponist
Zsolt Hosszú ist, zeigte er mit einem Tango „Per te“, der einem
Piazzolla in nichts nach stand.
Auch das den ersten Teil abschließende „Budapest Potpouri“ mit echt ungarischem „Paprika“ stammte aus seiner Feder.
Gefühlvoll und virtuos ging es
auch nach der Pause weiter. Da
gab es ein russisches wie ein rumänisches Potpourri, den expressiven Ohrwurm „Salut
D’amour“ von Edward Elgar,
den weltweit bekannten Tango
„Jalousie“ von Jacob Gade und
schließlich eine ausgedehnte Improvisation über „Du schwarzer
Zigeuner“, wo der Pianist kurzzeitig zur Gitarre wechselte.
Einen besinnlichen Ausflug
zum Jazz gab es mit „Misty“ von
Erroll Garner, bevor eine hoch-
virtuose Jazzversion von Zsolt
Hosszú über „Tulpen aus Amsterdam“ mit Bass erklang. Der
Abschluss war dem Geiger Gyula Mezei mit zwei bekannten
Virtuosenstücken vorbehalten,
die er überlegen meisterte:
„Czardas“ von Vittorio Monti
und „Die Lerche“ von Grigorias
Dinicu, die er in den höchsten
Tönen zwitschern ließ.
Es gab begeisterten Beifall
und den Ruf nach Zugaben, der
mit zwei deutschen und ungarischen Schlagerpotpourris besänftigt wurde. Ein gelungener
Konzertabend auf hohem Niveau ging damit zu Ende.
Ein Euro Entschädigung
Zsolt Hosszú (Klavier), Gyula Mezei (Violine) und Peter Nagy (Bass).
KULTUR-TIPP
KONZERT-TIPP
Heinz Erhardt als zusätzliches Vergnügen
Orgelkonzert
in St. Kilian
Bad Rodach — Heinz Erhardt
zum Vergnügen gibt der Spielleiter der Coburger Sommeroperette, Claus J. Frankl, am
kommenden Sonntag, 21. August, um 11 Uhr, bei einer kurzfristig zusätzlich ins Programm
genommenen, weiteren Matinee
auf der Waldbühne in Heldritt.
Bei der 90-minütigen, pausenlosen Sonderveranstaltung soll es
die schönsten Gedichte und
Kompositionen von Heinz Erhardt (1909 bis 1979) geben.
Der Komiker, Musiker, Komponist, Unterhaltungskünstler,
Kabarettist, Schauspieler und
Dichter prägte mit seinem speziellen Humor die folgenden Generationen an Humoristen und
begeistert das Publikum bis heute. Claus J. Frankl ist seit Jahren
als Heinz-Erhardt-Interpret im
In- und Ausland unterwegs. Am
Klavier begleitet wird er vom
neuen Dirigenten des Sommeroperetten-Orchesters, Urs-Michael Theus.
Die Coburger Sommeroperette, die in diesem Jahr Leo Falls
„Der fidele Bauer“ auf der
Waldbühne zeigt, hat beim Besucherzuspruch in der vergangenen Woche das kalte Wetter
stark zu spüren bekommen. So
haben sich Leitung und Team zu
dieser weiteren Veranstaltung
entschlossen. – Der Eintritt ist
frei, um „eine Spende für die
Zukunft der Coburger Sommeroperette“ wird gebeten, heißt es
in der Einladung. Das Publikum
darf den eigenen Picknick-Korb
mitbringen.
ct
Die Entscheidung stütze sich
auf ein von der Vorgängerregierung unter Ministerpräsidentin
Christine Lieberknecht (CDU)
in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten aus dem Jahr 2014,
sagte Hoff. Er rechnet mit einer
Dauer des Enteignungsverfahrens von mindestens 15 Monaten. Der Minister schloss aus,
dass Thüringen die millionenschwere Grundschuld übernimmt, die der Eigentümer gegenüber ausländischen Banken
habe. Nach dem Gutachten
bleibe die Grundschuld beim
Eigentümer, weil Thüringen
ihm eine Entschädigung zahle.
Dabei sei es nach der Rechtsauffassung unerheblich, dass
die Entschädigung nur einen
Euro betrage.
Bedheim — Ein Konzert mit dem
Prager Orgelprofessor Michal
Novenko gibt es am kommenden
Samstag, 20. August, um 17 Uhr
in der Kiliankirche in Bedheim.
Novenko ist Organist, Komponist und Dirigent. Er hat in den
meisten europäischen Ländern,
in den USA, Israel und Südafrika
konzertiert. Novenko unterrichtet am Prager Konservatorium und führt Meisterkurse in
England, den USA, Mexiko und
Südafrika durch. Die Anzahl der
Orgeln, deren Klang Michal NoClaus J. Frankl, hier in der Rolle des reichen Berliner Papas zusammen venko für Plattengesellschaften,
mit Adelheid Brandstetter als entsprechender Mama in der noch bis Rundfunk und Fernsehen erSonntag laufenden Sommeroperette „Der fidele Bauer“ auf der Wald- fasst hat und auf CD gebannt
bühne in Heldritt
Foto: Albert Höchstädter hat, beläuft sich auf über 130. ct
Bei der künftigen Nutzung der
Schloss- und Parkanlagen würden alle Möglichkeiten geprüft,
so der Minister. Zunächst werde ein Konzept für eine denkmalgerechte Sanierung erarbeitet. Bisher sei mit öffentlichen
Mitteln nur eine Notsicherung
erfolgt. Hoff schloss bei der
künftigen Nutzung die „Einbeziehung privater Dritter“ oder
eine Verpachtung nicht aus.
Das finanzielle Risiko für das
Land liege in den Verfahrenskosten und bisher nicht bezahlten Rechnungen für Sicherungsarbeiten.
Thüringen hatte zunächst
der Firma Bob Consult ein
Kaufangebot auf der Basis des
in Auftrag gegebenen Wertgutachtens in Höhe von einem Euro gemacht. Darauf sei die Firma nicht eingegangen. Weil sie
weiterhin ihren denkmalrechtlichen Verpflichtungen nicht
nachkomme, sei die Enteignung der letzte Weg, um das
Schloss zu erhalten, sagte Hoff.
Gegen den Ex-Manager der
Firma Bob Consult hat die
Staatsanwaltschaft 2014 Anklage wegen Untreueverdachts erhoben. Ein erstes Verfahren
war aus formalen Gründen ohne Ergebnis geblieben.
dpa