Elf Städte im Check

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Elf Städte im Check
P.b.b., GZ 02Z032321 M, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner FeldstraSSe 45, 2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, 02. Oktober 2014
© Eider
© Fotolia
19/14
TOTAL
Elf Städte im Check
REGIONAL
Sportalm | Tel. +43 5356 64361 0 | sportalm.at
inhalt
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36
54 58
© 10: NIKE, 14: www.badischl.at, 22: Stadt St. Veit, 36: C. STRAUCH, WELS, 54: Stadtmarketing Liezen, 58: LUDWIG BECK
06 Rekordzahlen für H&M
Total Regional
14 Bad Ischl: Bedingungslos kaisertreu
18Oberwart: Belebung mit folgen
26Kitzbühel: Schillernde Sportstadt
30Dornbirn: Grenzüberschreitend
34Wels: Wer es hier schafft...
Mode Aktuell In Deutschland ist kürzlich ein neues Magazin
erschienen, das allen Ernstes »Mutti kocht am
besten« heißt. Geschrieben und gemacht für Studenten, die nicht wissen, wie man eine Eierspeis
zubereitet. In der »Guten Küche« aus dem Servus-Verlag kann man 86 Rezepte nachkochen –
und zwar »aus allen Winkeln Österreichs«. Klar
mussten die Mode- und Lifestyle-Magazine jetzt
nachziehen. Wer gerade auf der »Am Land ist es
so super«-Welle mitschwimmen will, ist geradezu
gezwungen, ein Dirndl- oder Lederhosen-Special
herauszugeben. Der übertriebenen Zünftigkeit
kann man zu Recht skeptisch gegenüberstehen,
man kommt aber nicht umhin, anzuerkennen,
dass Themen wie Essen aus der Region, Brauchtumspflege und das dazugehörige Gwand an
Relevanz gewonnen haben.
»Total regional« heißt auch der Titel dieser Ausgabe der ÖTZ. Bei uns geht es aber nicht um
Muttis Rezepte oder die geschmacklichen Entgleisungen auf der sogenannten Wiener Wiesn –
sondern um eine Standortbeschreibung des
Modehandels zwischen Dornbirn und Wr. Neustadt. Da trifft man auf echte Geheimtipps, auf
eingefahrene Erfolgsmodelle, auf ausgestorbene
Innenstädte und leere Einkaufszentren, aber
auch auf euphorische Jung-Modehändler und
supererfolgreiche Platzhirschen. Gerade die
Mode ist gefordert, wenn es darum geht, die
Sehnsucht nach Nähe mit der Modernität der
großen, weiten Welt zu verbinden. Manch einem
gelingt’s!
VON BRIGITTE PFEIFER-MEDLIN
22 St. Veit/Glan: Die verlorene Mitte
38Leibnitz: Stadt der Händler
42Hallein: Junge entern altstadt
46Krems: »Vom Flair geflasht«
50 Wiener Neustadt: Perle mit peripherie
54 Liezen: Verschiebung der Achsen
58Huber modernisiert
© Breneis
Von der Sehnsucht
nach Nähe
editorial
business
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TZ 19 2014 5
business news
Inditex stagniert
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er starke Euro macht der spanischen Modegruppe Inditex (Zara,
Bershka, Massimo Dutti u. a. ) zu schaffen. Im ersten Halbjahr 2014
konnten die Umsätze in lokalen Währungen zwar um 11 % gesteigert
werden. Auch flächenbereinigt legte Inditex mit +4,5 % ein beeindruckendes Wachstum hin. Doch umgerechnet in die Konzernwährung Euro
blieb bloß ein kleines Umsatzplus von 5,6 % (auf 8,1 Mrd. €) übrig. Das
Ergebnis war sogar leicht (um 2,4 % auf 928 Mio. €) rückläufig. Netto
wurden in den letzten sechs Monaten 120 neue Geschäfte eröffnet. Zum
Stichtag 30. 6. wurden damit 6.460 Geschäfte in 88 Ländern der Erde
betrieben.
Gap neu im
Donau Zentrum
nd wieder hat ein großer internationaler Filialist Österreich für sich
­entdeckt: Gap, der größte Bekleidungshändler der USA, hat am 1.
Oktober im Wiener Donau Zentrum seinen ersten Store hierzulande eröffnet. Auf rund 500 m2 werden die Kollektionen Gap (für Damen und Herren) GapKids und BabyGap geführt. Der Shop ist auf der ehemaligen Fläche von Sport Eybl untergebracht. Die Marke steht seit ihrer Gründung
1969 für coole amerikanische Designs, von klassisch über casual bis hin
zu Business-Chic. Im Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende Jänner) konnte
Gap Inc. einen Umsatz von 16,1 Mrd. US-Dollar sowie einen Nettogewinn
von 1,3 Mrd. US-Dollar verbuchen. Das Ladennetz umfasst 3.100 firmen­
eigene Filialen sowie mehr als 350 Franchise-Stores in über 90 Ländern.
Neben der Stammmarke gibt es auch Läden anderer Konzepte wie Banana
Republic und Old Navy. In Österreich wird die Expansion von einem
­Franchisepartner, der kanadischen Trimera Group, vorangetrieben.
Takko: Weniger Flächenleistung,
mehr Verlust
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© Takko
as Geschäftsjahr 2013/14
(per Ende April) lief für den
Textildiskonter Takko nicht nach
Wunsch. Der Umsatz stieg zwar
um 4,4 % auf 1,1 Mrd. €, expansionsbereinigt bedeutet das
jedoch ein klares Minus von
2,9 %. Die Zahl der Filialen
wuchs um netto 76 auf 1.905
Standorte in 16 Ländern. Das
Betriebsergebnis EBIT war mit
5,7 Mio. € (nach 42,3 Mio. € im
GJ 2012/13) nur noch knapp
positiv. Der Verlust vergrößerte sich von 80 auf 91 Mio. €. Der Abwärtstrend hat sich auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahrs fort­
gesetzt: Von Mai bis Juli 2014 stieg der Nettoumsatz um 4,3 % auf
267,1 Mio. €, was einem flächenbereinigten Minus von 0,4 % entspricht.
Das Betriebsergebnis EBIT fiel um 2,5 % auf 23,5 Mio. €. Die Expansion
wurde unterdessen völlig zurückgefahren: Per 31. Juli zählte das Filialnetz
netto ein Geschäft weniger als zum Bilanzstichtag am 30. April.
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top
NEWS
H&M legt kräftig zu
Die Modekette H&M scheint derzeit nicht zu
stoppen. Für den Monat August haben die
Schweden nun zum elften Mal in Folge ein
zweistelliges Umsatzplus gemeldet. Im
August stiegen die Umsätze um 19 %, im
gesamten Sommer (Juni bis August) legten
die Erlöse um 16 % zu. In den ersten neun
Monaten des aktuellen Geschäftsjahres
(Dezember 2013 bis August 2014) stiegen die
Nettoumsätze in Konzernwährung um 18 %
auf 109 Mrd. Schwedische Kronen (SEK),
umgerechnet 11,8 Mrd. €. Der Gewinn nach
Steuern stieg in ähnlichem Ausmaß (+19 %)
auf 1,5 Mrd. €. CEO und Hauptaktionär KarlJohan Persson (Bild) macht in erster Linie die
guten Kollektionen sowie den Ausbau des
Onlinegeschäfts für die hervorragenden
­Zahlen verantwortlich.
Auch in Österreich laufen die Geschäfte
außergewöhnlich gut: In den ersten drei
Quartalen wuchsen die Umsätze um 4 % auf
411,6 Mio. €. Die Zahl der Geschäfte kletterte hierzulande im Berichtszeitraum um eines
auf 73. Konzernweit wurden in den letzten
zwölf Monaten netto fast 400 Geschäfte
eröffnet. Per Ende August gibt es nun weltweit 3.341 Shops der Konzernmarken H&M,
Cos, & Other Stories, Weekday, Monki und
Cheap Monday.
© Picturedesk
U
business news
Esprit
schafft den
Turnaround
T
rotz eines weiterhin sinkenden
Umsatzes hat der Modekonzern
Esprit im abgeschlossenen Geschäftsjahr (per 30. 6.) den Turnaround
geschafft. Laut der soeben veröffentlichten Bilanz verlor Esprit abermals
6,5 % seines Umsatzes und kam nun
bei 24,2 Mrd. Hongkong-Dollar (HKD;
umgerechnet 2,29 Mrd. €) zu liegen.
Dieser Rückgang ist in erster Linie auf
die deutliche Reduktion der Verkaufsfläche (−10,7 %) zurückzuführen. Die
Flächenproduktivitäten konnten somit
stabilisiert, teils sogar gesteigert
­werden. In Österreich ging der Umsatz
überdurchschnittlich stark, und zwar
um 8,8 % auf 103,5 Mio. € zurück. Die
Verkaufsfläche reduzierte sich im
eigenen Retail um 3,6 %. Hierzulande
war somit auch der Umsatz auf
­vergleichbarer Fläche weiterhin rückläufig. Der Wholesale-Umsatz brach
sogar um 12,8 % auf nur noch
32,9 Mio. € ein. Als Gegenmaßnahme
gab es im Konzern drastische Kosteneinsparungen: Die Betriebskosten der
Gruppe konnten etwa um 30,6 %
© Picturedesk
OnlineWachstum bricht ein
gesenkt werden. Das Betriebser­
gebnis EBIT drehte in der Folge von
−4,2 Mrd. HKD auf +361 Mio. HKD.
Und statt eines Nettoverlustes von
4,4 Mrd. HKD im Vorjahr stand
­diesmal ein kleiner Gewinn von
210 Mio. HKD (umgerechnet
19,9 Mio. €) in der Bilanz.
Als seine wichtigsten Aufgaben
sieht das Management aktuell die
Vertikalisierung des Geschäfts­
modells, vom Produktdesign bis hin
zum operativen Store-Management.
»Dadurch werden Vorlaufzeiten
­substanziell verkürzt, da schnellere
Informations- und Entscheidungs­
abläufe über alle betrieblichen
Schlüsselfunktionen hinweg ermöglicht werden«, heißt es im Geschäftsbericht. Auch das neue Geschäftsjahr werde sehr herausfordernd,
kündigt CEO José Manuel Martínez
Gutiérrez an. Doch die Struktur­
veränderungen seien unabdingbar
»für die Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit und Verbesserung
der Abverkäufe«, so Martínez.
J
ahrelang kannten die Umsatzzahlen im Onlinehandel nur eine
Richtung: nach oben. Nun mehren sich die Zeichen, dass auch
im E-Commerce ein Ende des Wachstums zumindest absehbar ist.
Der deutsche Bundesverband E-Commerce und Versandhandel
(bevh) meldete jüngst sogar erstmals ein Umsatzminus: Laut dem
Branchenverband lagen die Umsätze der deutschen Online- und
Versandhändler im zweiten Quartal 2014 leicht unter den Vor­
gaben aus dem Vorjahr. Glaubt man den Zahlen, die regelmäßig
durch ein Marktforschungsinstitut erhoben werden, wurde
­zwischen April und Juni 2014 online ein Umsatz von 11 Mrd. €
erzielt – und damit 6,8 % weniger als im Vergleichszeitraum des
Vorjahres. Bei Bekleidungsanbietern betrug das Umsatzminus
sogar 12 %. Mit einem Gesamtumsatz von 2,6 Mrd. € ist die
Modebranche aber nach wie vor der mit weitem Abstand größte
Umsatzbringer online.
Dabei hatte sich das Wachstum schon im Vorjahr deutlich abgeschwächt: Laut dem ebenfalls deutschen EHI Retail Institute
erwirtschafteten die 100 größten E-Commerce-Händler in
Deutschland 2013 einen Umsatz von 19,6 Mrd. €. Nachdem es
jahrelang hohe zweistellige Zuwachsraten gegeben hatte, ist das
nur noch eine Steigerung um 7,7 %. Von diesen 19,6 Mrd. € entfallen ganze 30 % alleine auf den Marktführer amazon.de. Der
zweitplatzierte otto.de generiert 1,9 Mrd. € Onlineumsatz und
hält damit knapp 10 % Marktanteil. Drittgrößter Onlinehändler ist
Zalando mit einem Deutschland-Umsatz von 702 Mio. €.
Für Österreich geht das EHI für die größten 100 Händler von
einem E-Commerce-Umsatz in der Höhe von 1,6 Mrd. € aus. Ein
Vergleich mit den Vorjahreszahlen ist laut EHI nicht möglich, da
man den E-Commerce-Umsatz in Österreich »in der Vergangenheit überschätzt« habe. Marktführer ist auch hierzulande Amazon
mit 342,6 Mio. € Umsatz vor universal.at mit 107,5 Mio. € sowie
Zalando mit 72,5 Mio. €. Alle diese Zahlen umfassen nur physische Güter, die Umsätze wurden um Retouren bereinigt.
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© Primark
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business
musterseite
news
Primark
setzt Erfolgslauf fort
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urz vor Ende des Geschäftsjahres (September 2014) gab der irische Modedis­konter Primark eine Prognose zur Umsatzentwicklung ab. Demnach wird für den Berichtszeitraum ein Umsatzplus von 17 % (währungsbereinigt: +16 %) erwartet. Auch auf vergleichbaren Flächen konnten die Umsätze abermals deutlich (+4,5 %) gesteigert werden. Beim
Ergebnis will sich Primark noch nicht festlegen. Voraussichtlich werde der Gewinn etwas
über dem Vorjahresniveau liegen. Im ersten Geschäftshalbjahr betrug die opera­tive
Gewinnmarge 13,1 %. Einerseits entstünden durch das immer dichtere Vertriebsnetz positive Skaleneffekte, andererseits seien die Logistikkosten gesunken, heißt es im Zwischenbericht. Und schließlich seien ­aufgrund der guten Abverkäufe auch die Abschriften geringer als im Vorjahr gewesen. Im Geschäftsjahr wurden 28 neue Stores eröffnet, aktuell
betreibt Primark damit 278 Geschäfte. Die rasche Expansion werde zumindest in den
nächsten b­ eiden ­Jahren weiter fortgesetzt, heißt es von Konzernseite. Auch der Schritt
über den g­ roßen Teich ist beschlossene Sache: Der erste Vertrag wurde für ein Geschäft
in Boston unterzeichnet.
Zalando holt sich
600 Millionen
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ach vielen Spekulationen notiert der Online-Modeversender Zalando nun seit 1. Oktober tatsächlich an der Frankfurter Börse. Trotzdem kam es anders als vermutet. Denn keiner der bisherigen Zalando-Investoren trennte sich von seinen
Anteilen, vielmehr wurden über die Börse ausschließlich neue
Aktien verkauft. Gerechnet wurde mit frischem Kapital in der
Höhe von rund 600 Mio. €. Dieses Geld fließt damit nicht den
Altaktionären, sondern dem Unternehmen selbst zu, das
damit seine weitere Expan­sion vorantreiben will. Auch die
Übernahme von Techno­logiefirmen ist geplant. Dadurch soll
das Online-Einkaufserlebnis verbessert werden. Zalando
beschäftigt schon bisher rund 500 eigene IT-Spezialisten.
Nur einen Tag nach Zalando, am 2. Oktober, folgte die Startup-Schmiede Rocket Internet der Gebrüder Samwer, aus
deren Haus auch Zalando stammt, auf das Börsen­parkett.
Rocket Internet wollte gut 1,6 Mrd. € einsammeln. Nach den
neuen Stimmrechtsverhältnissen halten die Gründer-Brüder
Oliver, Marc und Alexander Samwer nun noch 14,8 % an
Zalando.
Wolford verbessert sich
© Wolford
B
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eim Vorarlberger Strumpfhersteller Wolford gibt es Grund für Optimismus. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (Mai bis Juli 2014)
verbesserte sich das um Einmaleffekte bereinigte EBIT von −5,18 Mio. € auf
−0,17 Mio. € signifikant. Vor allem durch einen Buchwertgewinn aus einem
Grundstücksverkauf konnte unterm Strich sogar ein Nettogewinn von
1,49 Mio. € erwirtschaftet werden (Vj.: −4,35 Mio. €). Der Umsatz war nur
noch leicht, um 1,1 %, rückläufig und kam bei 31,9 Mio. € zu liegen. Verantwortlich für den Rückgang waren in erster Linie die zuletzt durchgeführten
Geschäftsschließungen. Laut Vorstandssprecher Axel Dreher zeige das erste
Quartal, dass Wolford mit den »Refokussierungsmaßnahmen gut vorankommt«. Ziel für das Geschäftsjahr sei ein positives operatives Ergebnis
(EBIT).
AIGNERMUNICH.COM
BE RLIN | B O NN | D ÜS S EL D ORF | F RA N K F U RT | H AMBUR G | KÖ LN | LE IP ZIG | MÜN C H E N | KITZBÜ HEL | S ALZBU RG | W I EN
business news
Nike: 2 x Wien, 1 x Graz
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© Picturedesk
er weltgrößte Sportartikelhersteller, Nike, hat eine StoreOffensive in Österreich gestartet. Am 18. September eröffnete
im Wiener Donau Zentrum ein Nike-Store mit 255 m2 Verkaufsfläche. Am 2. Oktober folgte ein weiterer Store in der Shopping City
Süd mit ebenfalls rund 250 m2 Verkaufsfläche. Damit ist die USMarke nun in den beiden größten Einkaufszentren des Landes vertreten. Am 20. November schließlich geht der Nike-Factory-Store
im Grazer Murpark in Betrieb. Im zur SES-Gruppe gehörenden Einkaufszentrum wird sich die Marke gleich auf 800 m2 präsentieren.
Testklub:
A
uch im August konnte der Modehandel vom schlechten Sommer- und
guten Shopping-Wetter profitieren. Laut den Zahlen von WKO und KMU
Forschung stiegen die Umsätze im stationären Bekleidungseinzelhandel im
Durchschnitt um 2,2 %. Ein Viertel der Standorte meldet sogar ein zwei­
stelliges Plus. Besonders erfreulich: In nur 27 % der Geschäfte waren die
Umsätze rückläufig. Der Umsatzzuwachs wurde mit einem Verkaufstag
weniger erzielt.
Dem Wetter entsprechend haben Geschäfte in Einkaufszentren überdurchschnittlich gut abgeschlossen (+3,8 %), aber auch Standorte in Stadtzentren
und Einkaufsstraßen konnten sich über Zuwächse freuen (+0,7 %). Filialisten
(+2,8 %) schlossen diesmal leicht besser ab als unabhängige Einzelhändler
(+1,5 %). Den August-Zuwachs konnte die Branche gut gebrauchen, verlief
das Jahr bisher doch eher auf bescheidenem Niveau. Dementsprechend
schwach ist auch die Zwischenbilanz für das aufgelaufene Jahr: Per Ende
August liegen die Branchenumsätze gerade einmal um 0,5 % (real: 0,9 %)
über dem Vorjahresniveau. Damit steht der Modehandel nicht alleine da:
Auch der gesamte österreichische stationäre Einzelhandel steht per Ende
August genau bei +0,5 % (real: −0,5 %).
short
cuts
© Nike
Plus im August
Wachstumszahlen gesenkt
N
ach den jüngsten Berechnungen von Statistik Austria ist die heimische Wirtschaft im Jahr 2013 nur minimal um 0,2 % gewachsen.
2012 hatte das Wachstum immerhin noch 0,9 %, 2011 sogar 3,1 %
betragen. Die Abschwächung der Konjunktur war auch international zu
beobachten: Die Europäische Union insgesamt verzeichnete 2013 nur
ein leichtes Wachstum von 0,1 %, im Euroraum war die Wirtschaftsentwicklung mit −0,4 % sogar rückläufig. Österreich liegt mit seiner
Entwicklung auch besser als der große Nachbar Deutschland (+0,1 %).
Die realen Konsumausgaben der privaten Haushalte gingen um 0,2 %
zurück. Kein Wunder – sank doch auch das real verfügbare Nettoeinkommen um durchschnittlich 1,4 %. Im Handel ging die Bruttowertschöpfung real sogar um 1,6 % zurück. Damit war es das schlechteste
Jahr für den Handel seit 2008 (−1,7 %). Auch das Jahr 2012 hatte der
Handel schon mit einem leichten Minus (−0,1 %) abgeschlossen.
+++GROSSES PLUS FÜR DESIGUAL+++ Die spanische Modemarke Desigual setzt ihren jahrelangen Wachstums-
kurs unvermindert fort. Im ersten Halbjahr 2014 stieg der Umsatz des Unternehmens um 23,1 % auf 452,9 Mio. €. Der Nettogewinn
wuchs um 45 % auf 66,4 Mio. €. Alleine im ersten Halbjahr wurden zwischen Peru und Singapur weltweit 45 neue Franchise- und
Retail-Läden eröffnet. +++UNITO: PLUS IM HALBJAHR+++ Die Versandhandelsgruppe Unito (Universal, Otto, Quelle)
hat ihre Nettoumsätze in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres (März bis August 2014) um 6,8 % auf 137,0 Mio. €
gesteigert. Auch in Zukunft soll in erster Linie das digitale Geschäft ausgebaut werden. Gearbeitet wird daran, »heutige Nachteile des
Onlineshoppings – beispielsweise die fehlende Haptik, persönliche Beratung oder eine unmittelbare Verfügbarkeit der gekauften
Ware –weitgehend verschwinden zu lassen«, so Geschäftsführer Harald Gutschi. +++LENZING: WENINGER GEHT+++
Friedrich Weninger, Chief Operating Officer (COO) des oberösterreichischen Faserherstellers Lenzing, wird sein zum 31. Dezember auslaufendes Vorstandsmandat
nicht verlängern – aus persönlichen Gründen, wie es heißt. Weninger war seit mehr als 25 Jahren bei Lenzing und wird der Gruppe weiterhin als Berater
zur ­Verfügung stehen. Künftig werden sich die verbliebenen drei Vorstände Weningers Aufgaben teilen. +++MYTHERESA GEHT AN NEIMAN
MARCUS­+++ Die Neiman Marcus Group hat den Münchner Luxusmodehändler Mytheresa um 150 Mio. € übernommen. Mytheresa betreibt ein MultilabelGeschäft in München sowie den bekannten Onlineshop mytheresa.com. Der Umsatz lag zuletzt bei rund 100 Mio. € (nach Retouren). Das Geschäft soll unverändert
weiterlaufen, auch das Management-Team bleibt bestehen. +++LINZ TEXTIL TRENNT SICH VON GESCHÄFTSFÜHRER+++ Alexander
Hofstadler, Geschäftsführer der Linz Textil GmbH, verlässt mit Frühjahr 2015 das Unternehmen. Sein auslaufender Vertrag werde im beiderseitigen Einvernehmen
nicht verlängert, heißt es in einer Presseaussendung. Zudem will das Unternehmen ein »breit angelegtes Umstrukturierungsprogramm« in Angriff nehmen. Der
zweite Geschäftsführer, Otmar Zeindlinger, bleibt im Amt.
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Förderer 2014
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Modestandort Österreich –
was ist das eigentlich? Der
Einzelkämpfer in Oberwart? Oder
das Trachtenhaus in Bad Ischl?
Beides! Die ÖTZ hat elf Städte
durchforstet. Mit höchst
unterschiedlichen Ergebnissen.
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Wels
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lf Namen standen auf der Liste jener Städte, die die Redaktion der ÖTZ sich für die aktuelle Ausgabe zu analysieren
vornahm. »Total regional« wollten wir in dieser Ausgabe
sein und eintauchen in die Modehandelsszene zwischen Oberwart
und Dornbirn. Kaufkraft, Einzugsgebiet, Bevölkerungsdichte, Tourismus, angesiedelte Industrie, Bildungseinrichtungen, ein noch
vorhandener lebendiger Stadtkern – so viele Parameter bestimmen über Erfolg oder Misserfolg einer Einzelhandelsagglomeration. In Bad Ischl stemmen sich erfolgreiche Einzelhandelsbetriebe (viele davon in der K.-u.-k.-Zeit gegründet) gegen
Vermassung, Großformate und Einkaufszentren. Die Innenstadt
von Oberwart erholt sich nur langsam von der Eröffnung des eo
vor fünf Jahren. Im kärntnerischen St. Veit gibt es kaum mehr
modischen Mittelstand. Im historischen Stadtkern ist Leerstand
keine Seltenheit und Klagenfurt eine (fast) übermächtige Konkurrenz. Die schillernde Sportstadt Kitzbühel wird hingegen als
einziges großes Kaufhaus beschrieben, in dem es nichts gibt, was
es nicht gibt – außer ein paar Monate im Jahr, in denen die Promikunden und Zweitwohnbesitzer einen großen Bogen um die
Gamsstadt machen. Aus Dornbirn kommen nur positive Nachrichten. Im Ländle wird offenbar alles richtig gemacht. Tolle, inspirie-
© HLM Krems
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rende Labels, viele Kunden (auch) aus der Schweiz, sogar Neueröffnungen finden statt! Ganz anders die Situation in Wels: Dort
gab und gibt es Einkaufszentren zuhauf – einige davon funktionieren bestenfalls mittelmäßig, der Innenstadt haben sie dennoch
massiv geschadet. Immerhin: In der City zeigen vor allem Premiumhändler große Ambitionen. Ein mittelständischer Platzhirsch?
Fehlanzeige. Im südsteirischen Leibnitz scheint die Einzelhandelswelt noch in Ordnung: Am »schönsten Platz des Südens«, so
der Werbeslogan über den Hauptplatz, wird gehandelt, als gebe
es die EKZ und Fachmarktzentren rundherum gar nicht. Auch Hallein wird von vielen anderen Städten beneidet: um einen der
schönsten Altstadtkerne, um einen der ­besten Premium-Modehändler Österreichs – aber auch um frische Konzepte, die die
Kaufkraftabwanderung in die Landeshauptstadt abfedern. Krems
ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass Platz­hirsche, Boutiquen und
Einkaufszentren neben- und miteinander funktionieren können.
Auch Wr. Neustadt ist in Bewegung. Die Stadt wächst – und der
Handel gleich mit. Zu sehr gewachsen sind offenbar die Einzelhandelsflächen im steirischen Liezen – mit zum Teil unerfreulichen
Auswirkungen für etablierte Händler. Elf Städte, elf verschiedene
Situationen. Viel Spaß beim Lesen! BPM
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Krems
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© Lodenfrey
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Bad Ischl
Bedingungslos
kaisertreu
Eingebettet zwischen der
Historie als Kaiserstadt und
den Einrichtungen eines Kurorts
braucht man sich um Bad Ischls
Einzelhandel nicht zu sorgen.
Dirndl und Fashion
und ein hängender
Garten: das LodenfreyVerkaufshaus
14 TZ 19 2014
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ennen Sie dieses Gefühl? Als Kind waren
Sie einmal ganz begeistert von einer
Sache, einem Ort, einer Person. Jahrzehnte später, als Erwachsener, erscheint die
Sache banal, der Ort klein, die Person wenig
beeindruckend. Aber manchmal, leider zu selten,
hält der Zauber. 1974, als Neunjährige, kam ich mit
meinen Eltern und meiner Schwester zum ersten
Mal nach Bad Ischl. Die Geduld von uns Kindern
bei den Führungen durch die Kaiser- und die Leharvilla wurde mit einem Besuch in einer Konditorei
belohnt: beim Zauner! An einem so feinen Ort,
dachte ich damals, war ich nie zuvor gewesen.
Stühle aus rosafarbenen Samt, goldverzierte
­Spiegel – und die schönste und vollste Torten­
vitrine der Welt. Die Entdeckung von Obst aus
Marzipan kostete meine Eltern viel Geld – und
bescherte eine wunderbare Erinnerung. In Bad
Ischl bin ich seither oft gewesen, zum Zauner ging
ich nie wieder, vermutlich aus Sorge, das Bild von
damals würde ersetzt werden durch ein neues,
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der neue bewusst anders: P
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Familie S sie 1895,
chauer
, mit WiesnTracht ist alltäglich in Bad Ischl
Gaudi hat sie nichts zu tun.
»Wir glauben
nicht an die
grüne Wiese.
Geschäfte machen
wir im Herzen der
Stadt.«
Angelika Schauer,
Modehändlerin
realistischeres. Aber an diesem Spätsommertag, als ich loszog, um mir die
Einkaufsstadt zwischen Ischl und Traun ganz aus der Nähe anzuschauen, gab
es an einer der berühmtesten Konditoreien Österreichs kein vorbei mehr. Und
siehe da: Die Torten duften immer noch, die volle Vitrine lässt nicht nur
­Kinderherzen höher schlagen, der Zauner-Zauber hält – auch 40 Jahre nach
dem Erstbesuch! Müsste man ein Zentrum, ein Herz der 13.759-Einwohnerstadt im Salzkammergut definieren – es wäre immer noch der Zauner in der
Pfarrgasse. 1832 gegründet und als »k. u. k. Hoflieferant« geadelt, da bis
dahin kein ansässiger Konditor den Ansprüchen des Kaisers entsprach.
60 Sommer an der Traun. Bad Ischl ohne Kaiser Franz Joseph, das ist und
bleibt unvorstellbar. 60 Sommer soll der Kaiser in der Salzstadt verbracht
haben (auch Dank seiner »Freundschaft« zu Katharina Schratt), die spätere
Kaiservilla (mehrfach umgebaut und erweitert) war das Hochzeitsgeschenk
von Franz Josephs Mutter Erzherzogin Sophie. Im Zuge des kaiserlichen Trosses entwickelte sich das Salzkammergut zum Hort adeliger Sommerfrische –
und Bad Ischl zu dessen Zentrum.
Kaiserliches Flair versprüht zumindest die Anfahrt nach Bad Ischl nimmer
mehr. Außen an Gmunden vorbei, am Einkaufszentrum mit dem seltsam
­klingenden Namen »SEP« auf der linken Seite, sieht man auf einer Anhöhe
zum ersten Mal den Traunsee. Späte Augustsonne, kleine Segelboote,
­Steckerlfisch-Buden, aus denen es verlockend gut riecht: Man ist in einer
Urlaubsregion gelandet, für die Massentourismus ein Fremdwort ist. Um das
schöne Örtchen Traunstein ist längst eine Umfahrung gebaut worden, durch
zahlreiche Tunnel gelangt man nach Ebensee, das für seine Salinen und
manchmal auch für braune Exzesse steht. Dann schlingt sich die Bundesstraße Richtung Bad Ischl, stets den Hausberg, die »Katrin« im Blick. Dort, wo
Ischl und Traun ineinander einmünden, führt eine Brücke in jene Stadt, in der
der 18. August (der Geburtstag Kaiser Franz Josephs) noch immer von Tausenden aus- und inländischen Freizeitmonarchisten frenetisch gefeiert wird.
Zahllose Anzeigetafeln diverser Parkgaragen erwecken wenig Lust, ins Zentrum zu fahren, also schnell in der Götzstraße parken, da, wo der Einzelhandel
wenig Lust auf mehr macht.
Das Einkaufszentrum Bad Ischl, in den 70ern erbaut und Ende der 80er-Jahre
renoviert, zählt nicht zu den Aushängeschildern des Betreibers, der Linzer
Imperial-Gruppe. 2012 sicherte sich die Steyrer Braunsberger Holding ein
Vorkaufsrecht. Doch die Pläne zum Neubau an der Nordeinfahrt scheiterten
ebenso wie der zweier Immo-Experten, die die Fassade runderneuern und den
Mietermix attraktivieren wollten. Das marode Einkaufszentrum mit Mietern
wie Spar, Fussl oder Hervis (und einer komplett leeren ersten Etage) wartet
also weiterhin auf eine Lösung – bis dahin leidet die unmittelbare Umgebung
(das Trachtenhaus Renard oder der Sportfilialist Gigasport) unter der wenig
attraktiven Nachbarschaft. Wer dann durch die Kaiser-Franz-Joseph-Straße
durch die kleine Glücksgasse geht (mit dem tollen Küchenaccessoire-Laden
Küchenglück), trifft erstmals auf geballte Textil-Power. Der Kreuzplatz wird
gerade von einer »Ortsplatzgestaltung« heimgesucht, die Baustelle ist in
vollem Gang. Die Schanigärten sind voll, in den Modeläden (Chic Mode, Die
Schneiderin, Bonita, Esprit, Street One und Cecil) herrscht Vormittagsruhe.
Das Motto »Bad Ischl erblicken – Kreuzplatz bestaunen« wird wohl erst
­wieder im November nach Beendigung der Bauarbeiten nachvollziehbar sein.
Dann soll der Kreuzplatz (mit dem Stammhaus des Trachten- und Modean­
bieters Schauer sowie der Filiale des Gmundner Modehauses Forstinger)
wieder das sein, was er (neben der Pfarrgasse und dem Auböckplatz) einmal
war: einer der Hotspots im Herzen von Bad Ischl.
Topmarken am Kreuzplatz. Das Angebot kann sich noch immer sehen
­lassen: Seit 20 Jahren betreibt Familie Forstinger ihren edlen Laden am
Kreuzplatz 20, die herbstlichen Schaufenster setzen auf die Kraft eines
­eleganten Markenmix, mit dem man wohl auch die zahlreichen Besitzer von
TZ 19 2014 15
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Wunderbarer Wochenmarkt. Am Auböckplatz,
also gleichsam am Eingang der Pfarrgasse, wird
der Blick auf die geschichtsträchtige Trinkhalle, die
1828 vom Wiener Architekten Franz Xaver Lössl
als »Soolenbadhaus« in Form eines griechischen
Tempels mit Foyer errichtet wurde, gelenkt. Jeden
Freitag ab sechs Uhr findet hier der Wochenmarkt
statt – und es ist kein gewöhnlicher. Edle Fische
aus Traun- und Wolfgangsee, feine Bäckereien der
Bäuerinnen aus der Umgebung, Käsespezialitäten
aus dem Salzkammergut und Fleisch- und Wildkostbarkeiten lassen Naschmarkt-Feeling (freilich
zu viel demokratischeren Preisen!) aufkommen.
Hinter den Wochenmarktstandln verbirgt sich ein
weiteres Kleinod von Bad Ischl: die Huterzeugung
Bittner, in der seit 1862 nichts anderes als Hüte
hergestellt werden. Wer vom Norden kommt,
betritt die Stadt aus dieser Richtung, vorbei am
Auböckplatz und durch die »kleine Kärntner
Winterliche Traun: 50.000 Kunden
kommen am 8. Dezember.
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© Reinhard Feuchtner (Ebenseer Fotoklub)
Zweitwohnsitzen anzieht: Hugo Boss, Moncler, La
Martina, Barbour, Joop!, Baldessarini, Michel Kors
oder Tommy Hilfiger werden sportiv und Outdoorlastig präsentiert, passende Premiumlabels für
einen Herbstspaziergang am Traunufer.
Direkt daneben befindet sich eines der traditionsreichsten Geschäfte der Salzkammergut-Metropole: das Trachtenhaus der Familie Schauer. Am
Kreuzplatz 22–23 gründete der Schneider Wilhelm
Schauer 1895 sein Unternehmen, produzierte
»englische und französische Kostüm-Schneiderei«
und wurde bald zum k. u. k. Lieferanten ernannt.
Zwei Trachten- und ein Stoffgeschäft (mit traumhaft schönen Dirndlstoffen) betreibt Angelika
Schauer heute in vierter Generation, mit dem
Modehaus Poesie 1895 (eröffnet im März dieses
Jahres) führt die junge Unternehmerin die Firma
mit Familiensinn (Vater Gustav führt die Schnei­
derei) in eine neue Ära. Ecke Auböckplatz/Schulgasse ließ Schauer einen 700-m2-Laden errichten,
der so gar nicht der Ladenkultur des Kurorts entspricht: urban, schlicht und neutral wird der Blick
nur von der Ware weggeleitet, wenn man auf die
Deckenelemente des steirischen Künstlers J.K.
Stromberger schaut. Sein in Acryltechnik gemaltes
Bild wurde maßstabsgetreu auf Leinen übertragen
und in zehn kreisrunde Deckenfelder eingelassen.
Gold- und Rosé-Schattierungen ziehen sich so über
die 700 m2 des Ladenlokals. Wolkenartige Hängelampen geben dem zweigeschoßigen Laden das
Feeling von weiter (Mode-)Welt, ein, wie Schauer
sagt, »modisch-poetisches Lebensgefühl«.
Straße« Bad Ischls – die Pfarrgasse. Davor lohnt noch ein schneller Blick nach
rechts in die kleine Schulgasse: Der Lebzelter Franz Tausch besteht seit 1844,
noch immer wird der Ischler Lebkuchen nach Originalrezepten gebacken – und
in die ganze Welt verschickt.
Wilder Mix rund um den Zauner. Die Pfarrgasse schließlich erweist sich
als wilder Mix von Systemanbietern, Handelsketten und Individualisten. DM,
ein Lebensmittelhändler, dazwischen die Filiale des Edeltrachtenerzeugers
Gössl, der Jeansladen Graf, Tom Tailor, der Zauner, noch einmal Trachten
Schauer, Palmers, Benetton, die Goldschmiede von Gerold Schodterer: Wie
nirgendwo anders in dieser Stadt, die sich so tapfer wie erfolgreich gegen
Großformate, Einkaufszentren und Fachmarktagglomerationen wehrt, zeigt
sich hier die »Normalität« gesichtsloser Einkaufsstraßen. Und in der Mitte der
Zauner … ungerührt von Umbauten, Schließungen oder neuen Konzepten.
Gleich daneben, Ecke Schröpferplatz/Wirerstraße zeigt sich Bad Ischl wieder
von seiner besonderen Seite: ein Camel-active-Store einen Steinwurf von
»Ischler Waffen« entfernt – wo gibt es das noch? Kleine Läden, dazwischen
auch Leerstand, herrschen auf der Esplanade vor. Am traditionellen Schuhhaus Quell und der Zauner Esplanade vorbei, trifft, wer in die Kurhausstraße
einbiegt, ein weiteres Unikum der Stadt an der Traun: in der Tischlerei Josef
Schenner, gegründet 1877, verarbeitet Herbert Schenner, der letzte Haken­
dreher Österreichs, Holz auf höchst originelle Weise: Neben Spezialanfertigungen aller Art drechselt er ausgefallene Waschbecken aus Holz oder
­einzigartige Bio-Urnen. Das Leitprodukt des Meisters sind Schüsseln aus
unterschiedlichen heimischen Hölzern, fein ausgedreht und mit lebensmittel­
echtem Öl behandelt.
Von München nach Bad Ischl. Weiter in der Kurhausstraße trifft man auf
den Namen eines deutschen Unternehmens, das eng mit der Kaiserstadt
verbunden ist. Lodenfrey hat einstmals in Bad Ischl Tracht produziert, betreibt
heute noch den Lodenfrey-Park mit überregionalem Trachten-Outlet. Das
Geschäft in der Kurhausstraße übernahm im Jahr 2000 das deutsche Ehepaar
Maria und Achim Fischer. Maria, eine Cousine von Lodenfrey-DOB-Manager
Peter Frey, wagte den Sprung von München nach Bad Ischl. 2012 wurde das
»Lodenfrey Verkaufshaus« – zu einem echten Schmuckstück der Ischler
­Einzelhandelsszene umgestaltet. Es irrt, wer hinter »Verkaufshaus« eine dröge
Kombination von Tracht (alle einschlägigen Anbieter aus dem Mainstreamund Premiumbereich, klarerweise mit starker Betonung auf der Hausmarke)
vermutet: Das historisch wertvolle Gebäude (einstmals eine Turnhalle für
erholungswütige Sommerfrischler) besticht durch moderne Warenpräsentation und den im heimischen Modehandel wahrscheinlich schönsten Hängegarten. Dass man vom Wintergarten und der Terrasse auf den Kurpark blicken
kann, macht Shoppen noch mal schöner.
Was Wunder, dass das Institut CIMA Austria vor Kurzem vorrechnete, dass
der Handel in Bad Ischl 2013 63,9 Mio. € umsetzte – und damit um 4,1 % mehr
als vor zehn Jahren? Und der Umsatz pro m2 im gleichen Zeitraum sogar um
8,7 % auf 3.478 € wuchs? In Bad Ischl wird von Urlaubern deutlich mehr
ausgegeben als in Salzburg – dagegen geben die Bad Ischler kaum mehr Geld
in der ­Einkaufsstadt an der Salzach aus.
Der Mix aus Tradition und hohem Anspruch, aus Trachtenkompetenz und
Modernität, aus kulinarischem Genuss und ein wenig K.-u.-k.-Nostalgie macht
diese Stadt einzigartig. Nirgendwo anders in Österreich könnte man dieses
gewachsene Konzept duplizieren. Es ist und bleibt einzigartig. Kaiserlich
eben!
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Oberwart
Belebung mit
Folgen
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er vorletzte dienstliche Besuch in Oberwart
liegt fünf Jahre zurück. Damals eröffnete
das Einkaufszentrum eo (großes Bild). Ein
kurzer Abstecher in die Innenstadt hinterließ einen
bitteren Nachgeschmack. Der letzte private Besuch
in Oberwart liegt zehn Monate zurück. Damals
lockte ein Last-minute-Angebot ins Wellnesshotel
nach Bad Tatzmannsdorf. Kurz vor Weihnachten
fehlten noch Geschenke. Wohin also in der Eile,
wenn man eigentlich lieber im Thermalwasser treiben will? Ins eo. Da hat man alles auf einem Fleck,
alles unter einem Dach. Was bei Minusgraden
durchaus angenehm ist. Zugegeben: Die Innenstadt
war fürs Geschenke-Shoppen in diesem Moment
keine Alternative. Der jüngste dienstliche Besuch in
der südburgenländischen Bezirkshauptstadt wiederum liegt nun zwei Wochen zurück. Diesmal am
Plan: Innenstadt und Einkaufszentrum genauer unter
die Lupe zu nehmen. Hat sich etwas verändert? Wie
ist der erste Eindruck? Welche Handelskonzepte
gibt es in der Innenstadt, welche im EKZ? Erholt sich
der Innenstadthandel vom Schock der Shoppingcenter-Eröffnung?
18 TZ 19 2014
Die Eröffnung des eo vor fünf
Jahren schlug in Oberwart hohe
Wellen. Die Peripherie gedeiht,
die Innenstadt erholt sich
langsam. Ein Miteinander wird
zumindest propagiert.
An der Struktur der Stadt hat sich freilich nichts geändert. Oberwart fehlt
ein Altstadtkern, fehlt ein gemütlicher Hauptplatz, der zum Verweilen einlädt.
Dafür gibt es mit der Wienerstraße eine dominante Durchzugsstraße, die nach
dem Stadtpark in die Steinamangerer Straße übergeht. Der Vorteil ist, dass
sich an dieser Hauptverkehrsader die meisten Geschäfte konzentrieren. Flankiert wird Oberwart, das rund 7.200 Einwohner zählt, von zwei EinzelhandelsPlatzhirschen. Richtung Unterwart von Topmoden Balaskovics mit Damen- und
Herrenmode sowie Anlassmode, Richtung Pinkafeld von Bayer Premium
Fashion mit einem Modehaus für Damen und einem zweistöckigen Modehaus
für Herren. An der Hauptstraße tummeln sich Tom Tailor, Hartlauer, NKD,
Delka, Tally Weijl, Jones und Benetton sowie das Abend- und Damenmodegeschäft Mode Bauer mit Marken wie Chilli, Opposé oder Angels Jeans und
der Herrenmodeausstatter Sahm. Interessant ist auch ein Mexx-­Franchise-
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Store, der in der Innenstadt startete, dann ins eo wechselte, um schließlich
wieder ins Zentrum zu siedeln. Leer stehen ein Salamander-Shop, Optik Puller
und das Wäschegeschäft Amarena.
Besonders auffällig ist die hohe Dichte an Optikern: Optiker Brilleria findet
sich an der Wienerstraße, während in der Bahnhofstraße (einer Seitengasse
der Wienerstraße, die direkt zum Bahnhof führt) sogar drei Optikfachgeschäfte unmittelbar aufeinander folgen: Achatz, Ruttner, Übelher. Positiv
sticht Optiker Achatz hervor, der mit einer modernen Fassade und innovativen
Schaufenstern punktet. Apropos Achatz: Der Optiker betreibt insgesamt fünf
Standorte (u. a. Hartberg, Weiz). Spannend ist, dass das Fachgeschäft in
Oberwart gleich zwei Filialen führt. Einen Shop im eo, einen in der Innenstadt.
Warum? Im eo liegt der Sortimentsschwerpunkt auf Markenware und Sonnenbrillen, in der Innenstadt profitiert man von der unmittelbaren Nähe zu
Augen- und Amtsärzten. Ebenfalls in der Bahnhofstraße präsentiert sich
Trachten- und Damenmode Gober & Gober mit u. a. Mode von Desigual,
Schuhen von Tamaris und Taschen von Bulaggi. Nicht nur die Bahnhofstraße
wird als Seitengasse vom Handel bespielt – auch die Schulgasse ist belebt.
Hier haben sich Apotheke, ein Fahrrad- sowie ein Musikfachgeschäft und das
individuelle Näh-, Strick- und Bastelgeschäft Ulli & Klaudia niedergelassen.
Praktisch: Direkt gegenüber ist eine der vielen Schulen Oberwarts, die HAK
und HAS Oberwart.
Erwähnenswert ist außerdem das Konzept der Hair Girls. Drei Geschäftszweige teilen sich ein Lokal: Friseur, Putzerei, Geschenkartikel. Die Kosten
werden geteilt und Personal spart es auch. Ebenfalls auffallend ist das Kinder­
modengeschäft Doing – direkt am Eck gegenüber dem Stadtpark. Der Store
ist verhältnismäßig groß, mit ausladenden Schaufenstern, buntem Fassadendekor. Ein echter Lichtblick. Die Schatten ziehen anderswo auf: Im Shoppingcenter Eko, das mitten in der Innenstadt unweit der Wienerstraße liegt. Das
Eko ist ein Kapitel für sich. Zwei Drittel der Ladenlokale stehen mittlerweile
leer. Bausubstanz und Design sind deutlich veraltet. Lange fand sich kein
innovationsfreudiger Investor. Nun hat die Bank Burgenland ihre Hand auf der
Immobilie und ist offenbar gewillt, Geld in das Objekt zu stecken. Noch ist der
Eindruck nüchtern bis traurig. Der Parkplatz beinahe leer. Einzig Bipa, ein Café,
das Modegeschäft Höllerl mit Marken wie Cecil, Esprit, s.Oliver und Taifun,
ein Pelzfachhandel, ein Laden mit regionalen
­Spezialitäten, eine Pizzeria, eine Putzerei und ein
Tattoo-Studio haben noch offen. Die Atmosphäre
ist insgesamt aber wenig einladend. Geschlossen
haben u. a. der Young-Fashion-Händler Trash,
Mode Weinberger, B&M Trendfashion, Triumph
und Uhren, Juwelen Obojkovits. Weiter draußen
an der Peripherie finden sich einerseits das Einkaufszentrum eo als echte Landmark, andererseits
ein Handelscluster mit Kika, Dänischem Bettenlager, Obi und Lagerhaus. Verglichen mit den knapp
7.000 Einwohnern ist das Angebot erstaunlich.
Der Premiumhändler – in der Innenstadt. Die
beiden Modehäuser der Geschwister Petra und
Claus Bayer zählen zu den echten Highlights des
innenstädtischen Modehandels. In der Womenswear werden Labels wie Hugo Boss, Drykorn,
Schneiders, Piu Piu, Attic and Barn oder Essentiel
Antwerp geführt. Bei den Männern gibt es Mode
von Aglini, Armani, Diesel, Closed, Antony Morato
oder DU4. »Wir haben unser Sortiment total
gestrafft, bieten zwar Boss und Drykorn als Zugpferde, setzen ansonsten aber auf kleine Marken,
die es nicht in jedem Einkaufszentrum gibt«,
erzählt Petra Bayer – und spricht damit bereits das
dominierende Thema an: das Shoppingcenter.
Bewusst habe man sich auf Marken konzentriert,
die es nicht bei Kastner & Öhler im eo gebe. Nun
konzentriert sich das Geschwisterpaar voll auf seine
Stammkunden, denn die Laufkundin, die zum Bummeln in die Innenstadt kommt, gibt es nicht mehr.
»Der neue Trend heißt Bummeln im eo«, zeigt sich
Bayer realistisch. In Oberwarts Zentrum shoppen
nun vorwiegend Stammkunden, eingeschworene
Innenstadtfans oder Protestkäufer, so ihr Urteil.
Stammkundenpflege ist deshalb Bayers oberstes
Gebot: »Unser Marketingbudget stecken wir nicht
mehr in Werbung für Streumedien, sondern in
gezieltes Kundenmarketing.« Grundsätzlich ist zu
beobachten, dass die Frequenz im Zentrum stark
abgenommen hat und die Unberechenbarkeit der
Umsätze die Händler vor extreme Herausforderungen stellt. Petra und Claus Bayer konzentrieren sich
deshalb umso mehr auf ihre beiden Geschäfte – und
»Stammkundenpflege
hat bei uns oberste
Priorität.«
Petra Bayer, Bayer Premium
Fashion
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burgenland
Das Einkaufszentrum – am Stadtrand. Das eo feiert Fünfjähriges. Andreas
Gabalier spielt zur Geburtstagsfeier auf. Und eine Kampagne holt die »Eoisten«
auf den Plan. Diese Gattung der eo-Fans rief sofort eine innenstädtische Gegen­
bewegung hervor: die »Stadtisten«, die mit Plakaten im Zentrum auf die Vorzüge
des Innenstadt-Shoppings aufmerksam machen. Grund zum Feiern haben die
Eoisten rund um Centermanagerin Alexandra Wieseneder so oder so: »15 Milli­
onen Besucher, 400 Millionen Umsatz, 500 Mitarbeiter, 5 Jahre«, so die p­ lakative
Headline der Unternehmensmitteilung zum Jubiläum. Ohne Zweifel kann
behauptet werden, dass das eo eine echte Erfolgsgeschichte ist. Eine Landmark,
die zugleich auffällt und sich dennoch harmonisch in die schöne Landschaft
einfügt. Ein Anziehungspunkt für unzählige Besucher und Touristen, die in der
Kur- und Thermenregionen untergebracht sind. Bad Tatzmannsdorf allein zählt
500.000 Nächtigungen pro Jahr, verrät Wieseneder im Gespräch und freut sich
über stetig steigende Frequenz: »Wir steigern unsere Zahlen jährlich um bis zu
4 %. 2013 hatten wir 2,7 Mio. Besucher.« Die meisten bleiben rund 2,5 Stunden
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freuen sich über gelungene Maßnahmen in der Innenstadt wie den samstäg­
lichen Markt im Stadtpark oder den neuen, großzügigen Spar-Supermarkt, der
für zusätzliche Frequenz sorgt. Der Konkurrenz durch das eo versucht Petra Bayer
optimistisch gegenüberzutreten: »Das Center hat Oberwart belebt und Leute in
die Region gebracht, die vorher nie hierher gekommen wären. Außerdem gibt es
immer wieder Kunden, die im eo nichts finden und dann zu uns kommen.« Doch:
»Statt Synergie mit dem eo zu suchen, ist die Innenstadt eher neidisch.« Den
guten alten Zeiten dürfe man sowieso nicht hinterherweinen, meint Bayer und
erinnert sich dennoch gern: »Früher ist man an einem Samstag am Weg ins
Zentrum im Stau gestanden und hat 45 Minuten für die Durchfahrt gebraucht.«
Heute klappt das anstandslos in ein paar Minuten.
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Bayer
Petra und Claus
Die Geschwister erwart zwei Stores.
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in den 53 Shops des 24.500 m2 großen Konsum­
tempels. Stolz ist Wieseneder auch, dass es in den
fünf Jahren seit dem Start nie einen Leerstand gab.
Auf das Verhältnis zur Innenstadt angesprochen,
reagiert die Centermanagerin sensibel: »Es geht hier
doch nicht um gut oder böse, um Innenstadt gegen
Einkaufszentrum. Fakt ist, das eo ist ein wichtiger
Arbeitgeber. Wir beschäftigen 500 Mitarbeiter. Und
wir bringen neue Marken in die Region.« Trotzdem
weiß Wiesender ob der angespannten Situation:
»Natürlich waren die Innenstadthändler zuerst
geschockt, aber nun erholt sich der Handel. Und es
gibt positive Beispiele wie Optiker Achatz, der sowohl
im eo als auch in der Innenstadt ein Geschäft führt.«
Der Multilabel-Filialist – im Shoppingcenter.
Kastner & Öhler ist der Multilabel-Riese im eo. Store­
leiter Klaus Kobalter: »Die Region pulsiert!« Diese
Region umfasst auch Fürstenfeld, das nur knapp
40 Autominuten von Oberwart entfernt liegt. Dort
betreibt der Grazer Multilabler ebenfalls einen Store:
»Fürstenfeld ist etabliert, aber wir haben ein kleineres
Einzugsgebiet. Hartberg konnten wir nie erreichen. In
Oberwart gelingt uns das – ohne Kannibalisierung,
sondern mit zusätzlichen Umsätzen.« Und er behält
Recht: Am eo-Parkplatz finden sich neben Oberwarter
vor allem Hartberger Kfz. Auch Güssinger, Oberpullen­
dorfer und vereinzelt ungarische und deutsche Autos
sind auszumachen. Im Sortiment beobachtet Kobalter
einen Boom der Young Fashion: »Wir haben uns die­
sem Kundenbedürfnis angepasst und die Abteilung
verstärkt.« Angeboten werden z. B. Guess, Replay oder
Felmini Boots. Als Reaktion auf die Anforderungen der
Konsumenten setzt Kastner & Öhler außerdem auf
verstärkte Visual-Merchandising-Schulungen für seine
Mitarbeiter. Der Storeleiter beobachtet, dass Kunden
weniger oft im Jahr kommen, parallel dazu aber der
Umsatz wächst. Kunden kaufen hochwertiger ein,
bekräftigt Kobalter. Für die Zukunft hofft er, dass sich
der ungarische Markt rasch erholt, denn »die Region
hier lebt in Verbindung zu Ungarn« – was nicht zuletzt
am zweisprachigen Ortsschild auffällt. Noch liegt der
Anteil der ungarischen Kunden bei Kastner & Öhler bei
nur 3 %. Klaus Kobalter rechnet zukünftig mit einem
zweistelligen Wachstum.
Der Handelsstandort. Das Burgenland ist ein schwieriges Pflaster. Traditionell ist die Kaufkraft in diesem Bundesland weniger hoch, außerdem
klafft die Schere zwischen Nord- und Südburgenland immer weiter auseinander. Der südburgenländische Bezirk Oberwart spiegelt diese Annahmen
wider: Laut RegioData Research liegt die Kaufkraft pro Kopf im Jahr bei
17.441 €, das entspricht einem Kaufkraftindex von 87, wobei der Österreichdurchschnitt bei 19.970 € liegt. Der Wert ist also unterdurchschnittlich. Interessant ist dafür, dass die Stadt Oberwart eine überdurchschnittliche Kaufkraft aufweist. Der Kaufkraftindex liegt bei 102, was einer
Kaufkraft von 20.369 € im Jahr pro Kopf entspricht. Wolfgang Richter, GF
von Regioplan Consulting, verortet in der Region »geringes Potenzial« für
den Handel und findet es gleichzeitig erstaunlich, dass es eine übergroße
Vielzahl an Verkaufsflächen gibt. »Die Kaufkraft fließt von weit her zu, da
es rund um Oberwart viele kleine Ortschaften mit wenig Einkaufsmöglichkeiten gibt«, so Richter. Für die Innenstadt prognostiziert der Experte keine
allzu rosige Zukunft, da das eo wesentlich mehr den Bedürfnissen des
modernen K­ onsumenten entspreche. Grundsätzlich bescheinigt Wolfgang
Richter dem Handelsstandort Oberwart eher eine regionale als eine überregionale Bedeutung. »Das Südburgenland ist eine der kaufkraftschwächsten ­Regionen Österreichs.«
Unternehmerverein. Dass Oberwart eine überproportional hohe Dichte
an Verkaufsflächen hat, bestätigt auch Manfred Marlovits, Obmann des
Unternehmervereins Oberwart Plus. »Wie in anderen Städten auch ist es
in Oberwart zu Verschiebungen in der Handelslandschaft gekommen, als
das EKZ eröffnet hat. Nun hat die Innenstadt ein Problem mit leeren
­Geschäften.« Aber nicht alle Schuld ist auf das eo zu schieben: »Für die
massiven ­Leerstände im Eko und in der Kauf & Park Passage ist sicherlich
nicht allein das eo verantwortlich. Hier geht es vielmehr um Uneinigkeiten
zwischen Mietern und Vermietern.« Ziel sei es nun, Konzepte in die Stadt
zu holen, die es in Einkaufszentren nicht gibt. Positives Beispiel: Die Hair
Girls, die in einem Lokal Friseur, Putzerei und Geschenkartikel-Shop vereinen. »Genau solche Konzepte wollen wir forcieren«, betont Marlovits, der
selbst die Filmproduktionsfirma MD Media führt. Ein großer Erfolg sei die
Initiative »Bauernmarkt« gewesen: Oberwart Plus hat den Markt aus der
versteckten Lage am Badparkplatz in den zentralen Stadtpark geholt. Nun
lockt der Markt jeden Samstag viele Kunden ins Zentrum. »Die umliegenden Geschäfte profitieren von der erhöhten Frequenz«, freut sich Marlovits. Auch der Einkaufsgutschein WOW (Warengutschein Oberwart) kommt
gut an, wenngleich das eo Stolpersteine in den Weg legt und die Gutscheine in seinen Shops nicht annimmt. Eine weitere Aktion des Vereins
ist das Abendshopping mit Promimodenschau, das am 3. Oktober über die
Bühne geht. 37 Firmen aus der Innenstadt haben sich beteiligt, 14
­Bekleidungsunternehmen zeigen ihre aktuelle Mode.
Die Events kommen bei den Konsumenten an, doch oft scheitert der Verein,
dessen 120 Mitglieder sich ehrenamtlich engagieren, an der Finanzierung
der Projekte. Das Budget, das von der Gemeinde kommt, sei klein, fügt
Marlovits hinzu. Gerade im Vergleich zum Marketingbudget des eo seien
die finanziellen Mittel und damit die Möglichkeiten, tolle Events umzusetzen, zu gering. Immerhin: »In den letzten zwei Jahren haben wir es
geschafft, die Innenstadthändler wieder aufzubauen und Negativberichten
in den Medien entgegenzuwirken.« Der Verein Oberwart Plus glaubt an das
Potenzial der Innenstadt und möchte besondere Handelskonzepte, Fachgeschäfte und Betriebe mit einem regionalen Sortiment in die Stadt locken.
Lockmittel Nummer eins: die Mieten. »Die Mietpreisentwicklung in Oberwart fällt zugunsten der Mieter aus. Die Preise sind mittlerweile zurückgegangen, die Vermieter haben verstanden, dass sie dem Leerstand vorbeugen müssen.« Gerade junge Unternehmer sollten bei diesem Köder
anbeißen.
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ie Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im
Jahr 2010 hatten noch 28.600 Kunden pro
Woche die St. Veiter Innenstadt besucht.
2011 waren es noch 27.800, das Jahr darauf 26.000.
2013 lag die Wochenfrequenz nur noch bei 22.900
Personen. Constanze Schaffner, die mit ihrem City
Team Kundenfrequenzen in ganz Österreich erhebt
und zufällig selbst in St. Veit an der Glan zu Hause
ist: »Es geht rapide bergab. Wenn die Frequenz
heuer noch einmal zurückgeht (die Erhebung findet
österreichweit immer in der zweiten Oktoberhälfte
statt; Anm.), wird es grenzwertig. Als Händler, der
auf Laufkundschaft angewiesen ist, wird es unter
einer Frequenz von 22.000 schwierig, zu überleben.«
Tatsächlich haben in den letzten Jahren schon
mehrere Unternehmen das Handtuch geworfen.
Der einzige Sportartikelhändler der Stadt, Sport
2000 Moser, hat sich ebenso verabschiedet wie
das gut sortierte Spielwarengeschäft Sailer. Das
Lokal des pleite gegangenen Elektrohändlers
­Niedermeyer konnte nicht mehr vermietet werden.
Im Sommer sperrte dann auch noch Libro seine
Innenstadtfiliale zu. »Mittlerweile gibt es sehr,
sehr viele Leerflächen in der Stadt«, berichtet
Schaffner. »St. Veit hat einen außergewöhnlich
schönen Stadtkern, eine reiche Geschichte und
insofern ein großes Potenzial. Aber es muss viel
passieren, um dieses Potenzial wieder zu beleben.
Als Bewohnerin finde ich es extrem schade, diese
Entwicklung mit ansehen zu müssen.«
St. Veit
Die verlorene Mitte
St. Veit hat ein außergewöhnlich
gutes Angebot im Premium­
bereich – doch die Mitte des
Marktes hat sich aus der Stadt
fast komplett verabschiedet.
© Stadt St. Veit
Heißes Thema:
Neben dem Hotel
­Fuchspalast soll ein
Einkaufszentrum
entstehen. Frequenzbringer oder
Tod der Innenstadt?
Konkurrenz Klagenfurt. Der Herzog-Bernhard-Platz, eher Straße als Platz,
hat einmal Geschichte geschrieben als Österreichs erste überdachte Einkaufsstraße. Als die großen Einkaufszentren aufkamen, hieß es, die Kunden ­wollten
eben gerne unter Dach einkaufen, denn da könnten ihnen Regen und Schnee
nichts anhaben. Also fasste sich der Bürgermeister der Kärntner Bezirkshauptstadt, damals wie heute Gerhard Mock, ein Herz und überdachte eine der
zentralen Einkaufsstraßen der Stadt. Heute gibt der Herzog-Bernhard-Platz ein
eher trostloses Bild ab. Ein Friseur, ein Geschäft für Hörgeräte, ein Geschenkartikelhändler, einige kleine Cafés, ein Tätowierstudio – und dazwischen
immer wieder Leerstände. Das modische Angebot besteht großteils aus
kleinen Ein-Mann-/Frau-Betrieben, die Billigware italienischer, türkischer,
chinesischer und indischer Provenienz verkaufen. Der einzige Filialist ist
Bonita, außerdem gibt es Franchiseshops von Tom Tailor und Comma. Karl
Kraßnitzer betreibt einen der Multilabel-Läden mit Mainstream-Marken wie
Camp David, Cecil und Frieda & Freddies. Auch er leidet unter der rückläufigen
22 TZ 19 2014
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»Wir brauchen Leitbetriebe, damit die
Kunden nicht nach
Klagenfurt fahren.«
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Frequenz. Aber er kann verstehen, warum immer weniger Kunden den Weg in
die St. Veiter Innenstadt finden: »Das Angebot wird immer kleiner, das Umfeld
immer ramschiger. Kunden, die früher von auswärts nach St. Veit gekommen
sind, fahren jetzt gleich weiter nach Klagenfurt, in die City Arkaden oder in
den Südpark. Oder sie kaufen gleich im Internet. Wir haben Kunden, die
kommen, probieren etwas und sagen dann, das haben sie im Internet schon
um 20 Euro günstiger gesehen.« Die Landeshauptstadt ist keine 20 km von
St. Veit entfernt, in den City Arkaden mit ihren 120 Geschäften ist man mit
dem Auto in 15 Minuten.
Etwas freundlicher ist das Bild am anschließenden Unteren Platz. Ein schöner,
großer Palmers-Laden, gleich daneben ein Triumph-Laden der neuesten Generation, anschließend Benetton, gegenüber Gössl, Tchibo, ein Fleischhauer, ein
nettes Geschäft für Küchenwaren und Gartenzubehör, eine Apotheke, ein
Restaurant, Bipa, Hartlauer. Eine funktionierende Nahversorgungsstruktur
also – aber kein großer Frequenzbringer. Das größte Modegeschäft am
­Unteren Platz gehört ebenfalls Karl Kraßnitzer, nennt sich City Fashion und ist
keine 200 m2 groß. Das Markenportfolio umfasst Esprit, Desigual und Street
One. Je weiter man sich von der Stadtmitte entfernt, umso mehr dünnt der
Untere Platz aus und die Leerstände nehmen zu. Neben dem ehemaligen
Sport-2000-Laden ist ein Reste-Shop einquartiert, daneben sieht man an
leeren Schaufenstern noch die Aufkleber von Marken wie s.Oliver und Mexx,
dahinter vergessene Schaufensterpuppen.
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Gutes Premiumangebot. Der Hauptplatz gibt mit
seinen teils noch aus der Gotik stammenden
­Fassaden und dem liebevollen Blumenschmuck
zwar ein schönes Fotomotiv ab, doch das Handelsangebot fällt eher dürftig aus. Die Highlights sind
ein kompetenter mittelständischer Schuhladen,
ein ebensolches Buchgeschäft und eine tolle
­Parfümerie. Das modische Angebot beschränkt
sich auf zwei Geschäfte: das 100 m2 große Stammhaus von Rikki Reiner und die Boutique Madame,
geführt von Beatrix Pobaschnig. Bei Rikki Reiner
sind die Umsätze laut Geschäftsführer Herbert
Reiner »über die vielen Jahre unverändert gut«.
Das Sortiment stützt sich auf Marken wie Marc
Cain, 7 For All Mankind, NYDJ und Michael Kors.
»Wir haben das Markenportfolio an eine Bezirksstadt angepasst und unterscheiden sehr genau
zwischen Klagenfurt und St. Veit«, meint Reiner,
»hier sind wir deutlich moderater.« Die Boutique
Madame hat u. a. Cambio, Luisa Cerano und Riani
im Angebot. Auch Beatrix Pobaschnig zeigt sich
mit ihrem Geschäft zufrieden: »Man muss sich in
Zeiten wie diesen eben spezialisieren. Bei mir gibt
es hochwertige Mode, die trotzdem erschwinglich
ist und die man nicht überall bekommt.« Wie Rikki
Reiner bedient sie v. a. Stammkunden. »Ich höre
manchmal von meinen Kunden: ›Sie kennen
­meinen Kasten besser als ich selber‹«, lacht sie.
»Man muss den persönlichen Kontakt pflegen, auf
Beratung setzen, seine Kunden kennen und genau
in Hinblick auf deren Bedürfnisse einkaufen«, sagt
Pobaschnig, die ihr Geschäft schon bald zwanzig
Jahre betreibt und zuletzt den Modegrad nach
oben gedreht hat. »Ich bin fast rund um die Uhr im
Einsatz, aber es zahlt sich für mich aus.« Auch sie
erkennt Defizite im Angebotsmix der Stadt – »aber
leere Lokale wird es immer geben, in jeder Stadt«,
will sie die aktuellen Leerstände nicht über­
bewerten.
Und noch ein drittes Geschäft für hochwertige
Damenmode gibt es in St. Veit. Noch in der Fußgängerzone, aber etwas abseits des Hauptplatzes
hat Moden Janisch seinen Sitz. Das stimmige
Markenspektrum reicht von Boss Orange und
Armani Jeans bis zu Sportalm. Praktisch: Gleich
gegenüber betreibt Armin Schottak den Herrenausstatter K13 und bietet dort für eine ganz
ähnliche Zielgruppe Mode von Hugo Boss,
­
Strellson, Napapijri, Baldessarini »und ein paar
tolle Italiener, die es nicht überall gibt«, so
­Schottak. Auch er bezeichnet sein Geschäft als
»stabil« und das Angebot in St. Veit als »gute
Mischung für die Größe der Stadt«. Angesprochen
auf die rückläufige Frequenz gibt er sich abgeklärt.
»Wir haben hier in der Postgasse nicht wirklich
viel Laufkundschaft. Herren sind Bedarfskäufer,
die kommen ein Mal in der Saison gezielt zu mir,
da ist es egal, ob ich in der Innenstadt sitze, oder
auf der grünen Wiese oder in Klagenfurt.«
Innenstadtretter Einkaufszentrum? Während es das Premium-Genre und
einige Spezialanbieter wie die Gössl-Händlerin Susanne Salzer geschafft
haben, mit viel persönlichem Einsatz, guter Marktkenntnis und Spezialisierung
das Geschäft stabil zu halten, fehlt die konsumige Mitte nahezu völlig. St. Veit
gehört wohl zu den wenigen Bezirkshauptstädten, in denen man keinen Gerry
Weber, keinen Brax, keinen Jones, keinen Marc O’Polo kaufen kann. Und auch
Filialisten à la H&M und New Yorker haben den Weg nach St. Veit nie
geschafft. Lediglich C&A ist vor Ort, in einem Neubau in einer B-Lage der
Innenstadt. Die restlichen Anbieter (Vögele, Fussl, Esprit, Kik, NKD, Takko,
Hervis) haben sich allesamt in einem wenig attraktiven, aber funktionellen
Fachmarktzentrum rund um einen Interspar-Markt an der Stadteinfahrt angesiedelt. Diese Angebotslücken sind auch Bürgermeister Mock bewusst,
ebenso die Frequenzprobleme. »Klagenfurt ist eine starke Konkurrenz«, lautet
sein Erklärungsversuch. »Als die City Arkaden eröffnet haben, haben wir
gewusst, dass uns das wehtun wird. Und das spüren wir heute noch. Der
Konsument geht dorthin, wo er das Einkaufserlebnis hat.« Damit spielt er den
Ball wieder ein bisschen zurück zu den Kaufleuten: »Bis auf wenige Aus­
nahmen sperren die Geschäfte in der Stadt am Samstag um zwölf Uhr Mittag
zu. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Stadt ausgestorben ist.«
Natürlich sei man auch von politischer Seite bemüht, Frequenzbringer in die
Stadt zu holen. »Auf der grünen Wiese wird es keine neuen Flächen mehr geben,
das haben wir im Gemeinderat beschlossen«, verspricht Mock. »Wir wissen,
dass wir für die Innenstadt etwas tun müssen.« Gespräche mit H&M seien etwa
schon weit gediehen gewesen. Doch aufgrund der Gebäude­zuschnitte in der
Innenstadt, Vorgaben des Denkmalamtes und wohl auch der Unbeweglichkeit
einiger Hausbesitzer sei es bisher nicht geglückt, die erforderlichen 1.800 m2
bereitzustellen. Auch einen großen Elektrohändler und ein Sportgeschäft will
Mock gerne in die Stadt holen. Da man an den beiden zentralen Plätzen die
erforderlichen Flächen nicht bereitstellen könne, sei die Idee eines Innenstadtnahen Shoppingcenters entstanden. An der Stelle eines Parkhauses, direkt neben
dem Hotel Fuchspalast könnte das Center gebaut werden. Mit der K­ ollitsch Bau
GmbH wurde auch ein Investor gefunden. »Wir wollen keine zweite City
Arkade«, meint Mock, »sondern maximal 10.000 m2 für vier, fünf große Leitbetriebe. Dieses Angebot soll die Stadt ergänzen und aufwerten. Wir müssen
etwas schaffen, das die Kunden davon abhält, nach Klagenfurt zu ­fahren.«
Interessanter Teilaspekt: Laut Mock soll es einen gemeinsamen Citymanager
geben, der sich sowohl um das Einkaufszentrum als auch um die Innenstadt
kümmert: gemeinsame Aktionen, gemeinsame Vermarktung, gemeinsames
Management. Der Aufschrei in der Stadt war groß. Wirtschaftskammer und
Unternehmerschaft organisierten eine Unterschriftenaktion gegen die Idee des
(SP-)Bürgermeisters. »Da ist eine Stimmung entstanden, die nicht mehr schön
ist«, bedauert Mock. Darum sei derzeit einmal Nachdenkpause angesagt. Hinter
den Kulissen wird viel diskutiert, Gespräche laufen nahezu täglich.
Gesamtkonzept fehlt. Für die City-Expertin Constanze Schaffner liegt der
Standort beim Fuchspalast zu weit weg von der Hauptgeschäftszone, als dass
diese wirklich vom Einkaufszentrum profitieren könnte. »Es ist eine reine Autodestination, kritisiert Schaffner.« Hannes Lindner, dessen Beratungs­gesellschaft
Standort + Markt ein Gutachten zum geplanten Center erstellt hat, hält dagegen:
»Die Stadt St. Veit hat selbst nur 12.000 Einwohner, das Einzugsgebiet umfasst
aber 55.000 Einwohner. Das bedeutet, dass zumindest vier Fünftel der potenziellen Kunden auf den PKW angewiesen sind. Ideal wäre natürlich ein Center
mitten im Hauptgeschäftsbereich, aber wenn es dort die Flächen nicht gibt und
überdies die Zufahrt mit dem Auto nicht ­möglich wäre, spricht viel für den
Standort, der nun in Diskussion ist. Meines Erachtens gibt es in St. Veit keinen
besseren Standort für so ein Projekt.« Leichte Erreichbarkeit mit dem Auto heißt
freilich auch: Der Kunde kann bequem hinfahren, stellt sich ins Parkhaus, geht
shoppen, steigt wieder ins Auto – und ist genauso schnell wieder weg. Herbert
Reiner von Rikki Reiner steht dem Einkaufszentrum deshalb kritisch gegenüber.
Der überdachte Herzog-BernhardPlatz eignet sich für Veranstaltungen.
»Ich glaube nicht an eine Frequenzsteigerung, sondern eher an einen Abfluss.
Wenn deshalb noch weitere Geschäfte schließen müssten, würde die Atmosphäre darunter leiden.« Mit der bloßen Verhinderung eines Einkaufszentrums
ist für die Innenstadt jedoch auch noch nichts gewonnen. Alternative Ideen
finden in der aufgeladenen Diskussion derzeit kaum Gehör. Constanze Schaffner: »Der Handel hat doch seinen Zenith eigentlich bereits überschritten. Es
sollte nicht mehr darum gehen, dass sich der zehnte H&M Kärntens bei uns
ansiedelt. Die Elektromärkte haben allesamt Probleme und werden erst recht
nicht nach St. Veit kommen, auch wenn wir ihnen ein Einkaufszentrum hinbauen. Für den Sporthandel gilt das Gleiche. Klüger wäre es, ein Dienstleistungszentrum zu schaffen, mit Handwerk, regionalen Erzeugnissen, Ärzten –
allem, was sonst noch so fehlt im Angebotsmix. Wenn ein Abwärtstrend da
ist, ist das wie eine Kettenreaktion. Das ist schwer zu stoppen. Darum brauchen wir ein Gesamtkonzept für die Zukunft, das auch den Tourismus miteinbezieht, die Immobilienbesitzer, die Gastronomen, alle wichtigen Interessengruppen.« mf
St. Veit/Glan
Die Kärntner Bezirkshauptstadt zählt
12.500 Einwohner, der gleichnamige
Bezirk 55.000 Personen. Wie ganz
Kärnten leidet St. Veit unter wirtschaftlichen Problemen. Seit Jahren
ist Kärnten das einzige Bundesland,
dessen Bevölkerung schrumpft. Vor
allem gut ausgebildete Kärntner
­ziehen auf der Suche nach guten Jobs
nach Wien oder Graz. Die Stadt
St. Veit hat in den letzten acht Jahren
500 Einwohner verloren. Der Bezirk
zählt heute sogar um 6.000 Personen
weniger als zum Höchststand in den
1950er-Jahren. Zurück bleibt eher die
schlechter ausgebildete Bevölkerung,
was sich auch im Einkommen niederschlägt: Die Kaufkraft pro Kopf liegt in
St. Veit um 18 % unter dem österreichischen Durchschnitt.
TZ 19 2014 25
© Stadt St. Veit
musterseite
© Medialounge
musterseite
»Absurd, wir
verkaufen im Winter
Sommerware und im
Sommer Winterware.«
Helmut Eder, Modehändler
D
Kitzbühel
Schillernde
Sportstadt
© Frauenschuh
Der Kitzbüheler Modehandel
hat eine sophisticated Klientel.
Abzulesen an den anspruchsvollen Marken, die die Luxusund Premium-Boutiquen in
Vorder- und Hinterstadt führen.
Kaspar Frauenschuh zollt Klima, Landschaft und Lebensgefühl Kitzbühels Tribut.
26 TZ 19 2014
ie Modehändler in der Kitzbüheler Innenstadt bedienen auch einheimische Kunden,
aber sie könnten nicht von ihnen leben.
Dazu ist ihr Angebot zu kostspielig und die Zahl der
Kitzbüheler zu gering. Die Bezirkshauptstadt zählt
8.211 Einwohner. Zuzüglich der Skipisten und Lifte
der Nachbarregionen Kirchberg, Jochberg und Pass
Thurn weist Kitzbühel eines der größten zusammenhängenden Skigebiete Österreichs auf. Die Region
bietet 10.000 Hotel- und Pensionsbetten. Dazu
kommt ein hoher Teil an Zweitwohnsitzen. 2011
waren nur 54 % der Wohnungen Hauptwohnsitze.
Besonders ausgeprägt ist der Tourismus im Hochpreissegment. Allein in Kitzbühel fällt mit 38 % der
größte Anteil an Betten den Vier-Stern- und VierStern-Superior-Betrieben zu. Der Kategorie FünfStern entsprechen weitere 13 % der Betten.­
Weiters von Vorteil für die Modehändler in der
Innenstadt ist die Nähe zu Innsbruck und München,
die jeweils etwa eine Autostunde entfernt liegen.
Kollektionen wie Isabel Marant, Haider Ackermann
und A
­ lexander Wang ziehen viel gereistes und gut
­informiertes urbanes Publikum an.
Im Kitzanzeiger vom 7. 11. 2013 beklagte KammerBezirksobmann Klaus Lackner die Vereinnahmung
der Innenstadt durch Urlauber und Zweitwohn­
besitzer. Er fürchtete eine Entwicklung, die vergleichbare Wintersportorte wie St. Moritz oder
Cortina d’Ampezzo schon ereilt hat, nämlich, dass
»die Rollläden in der Zwischensaison herunter­
gelassen werden« und die Einwohner vor geschlossenen Geschäften stehen. Der Mix sei im Zentrum
ohnehin nicht mehr gegeben und treibe die Ein­
wohner in die Einkaufszentren am Stadtrand. Laut
Auskunft von Kitzbühel Tourismus fallen 45 % der
Nächtigungen auf den Sommer. Mit den Zahlen der
Modehändler stimmt diese Relation nicht überein.
Das liegt auch an der teureren Winterware.
Winterlastig. Die ansässigen Modehändler
machen zwei Drittel des Umsatzes im Winter. Schon
im Oktober und November zieht die Frequenz deutlich an, weil die Zweitwohnbesitzer mit den Vorbereitungen für Weihnachten beginnen. Die intensivste Verkaufszeit setzt rund um Weihnachten ein.
Einen weiteren Höhepunkt bildet das Hahnenkammrennen Ende Jänner. Das sportliche Großereignis
zieht alljährlich 80.000 bis 100.000 Besucher an und
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Helmut Eder: für avantgardistische Labe
als Rahmen
bringt eine hohe Prominentendichte mit sich. Auch wenn nur ein Drittel des
Jahresumsatzes im Sommer erwirtschaftet wird, gibt es keinen einzigen Monat,
in dem die Geschäfte zusperren könnten. Verhältnisse wie in St. Moritz sieht
also niemand kommen. Aufgrund zahlreicher Events – darunter die Kitzbüheler
Alpenrallye und das Harley-Davidson-Treffen – laufen die Geschäfte speziell an
den Wochenenden gut. Sommerliche Zerstreuung in der Natur bieten, neben
Wander- und Bikemöglichkeiten, der Schwarzsee sowie sechs Tennis- und vier
Golfplätze. Dazu kommt das sportliche Großereignis des ATP-Tennisturniers der
Herren. Wobei Regenwetter der Frequenz in den Innenstadtboutiquen äußerst
zuträglich ist …
Allgemein sind die Modehändler mit den frequenzsteigernden Maßnahmen der
Stadt einverstanden. Man gesteht den Organisationen ein hohes Maß an
Eventkompetenz zu. Diskutiert wird weniger die Zahl an Events, als die Art, die
punktuell als unzeitgemäß empfunden wird. Zu vermissen seien hochwertige
Kulturveranstaltungen im Bereich Kunst und Musik. Diese Situation spiegelt
sich in den Sortimenten der Modehändler, die klar Freizeit- und Business-Looks
forcieren. Die Hotels in Kitzbühel haben zu Weihnachten und Silvester Anzug­
pflicht. Deshalb gibt es im Herrenmodeshop von Helmut Eder Smokings. Abend­
kleider sind kaum vorhanden und wurden genau genommen erst 2006 durch die
Dependance der Wiener Modehändlerin Karin Neuhold, Stern 2006, in größerer
Auswahl eingeführt – gemeinsam mit den High Heels von Christian Louboutin.
Wie Kaspar Frauenschuh pointiert anmerkt, kann man in Kitzbühel mit dem
Sportgewand überallhin gehen. Zumindest bei den Damen hat sich dennoch
ein Après-Ski-Style durchgesetzt. Beliebt sind glamouröse Teile in sportiver
­Ausführung, wobei auch lautere Effekte wie Farbe, Lack, Pailletten, Glanz und
Glitzer durchaus erwünscht sind.
Auf teurem Boden. In den Salzburger Nachrichten (16. 8. 2014) wurde
­Kitzbühel als Region mit den höchsten Grundstückspreisen gehandelt. Demnach
beginnen die Preise für Baugrund in Kitzbühel bei 1.500 bis 2.000 € pro m2,
2.500 € sind Standard. Die Situation habe sich seit der Jahrtausendwende
zugespitzt und schon zu Abwanderung von Einheimischen geführt, so der
Bericht. Es ist ein Schicksal, das die Kitzbüheler mit den Einwohnern der
­schönsten Plätze weltweit teilen.
Kaspar Frauenschuh knüpft an das Thema an, indem er eine vordringliche
­Aufgabe des Stadtmarketings darin sieht, die Einwohner Kitzbühels zu schützen.
Er versucht sowohl in seiner Kollektion als auch in seinem Einzelhandels­
sortiment dem Klima, der Landschaft und dem Lebensgefühl in Kitzbühel gerecht
zu werden. Seit dem erfolgreichen Launch seines Labels 1997 ist er auch in
seiner Sortimentspolitik rigoroser geworden und legt zunehmend Wert auf die
Wahrung der eigenen Identität sowie die Sorgfalt und Nachhaltigkeit seiner
Lieferanten. Zuvor Partner von Labels wie Prada, Gucci und Armani, wandte er
sich sukzessive von den Konzernen ab und suchte die Zusammenarbeit mit
kleinen unternehmergeführten Labels, die, so Frauenschuh, »vollen Einsatz
­liefern und mit uns zusammenarbeiten wollen«. Beispiele dafür sind Design­
labels wie Missoni und Proenza Schouler, aber auch auf Handwerk basierende
Labels aus traditionellen Herrenmodekonfektionen in Neapel.
Regionale Identität. Produkte, die Frauenschuh führt, sollen Komfort haben,
funktionieren und leicht zu waschen sein. Maßstäbe, die der Unternehmer auch
bei der eigenen Kollektion ansetzt. Der Anteil der Eigenmarke im Sortiment liegt
bei 40 %. Besonders ausgeprägt ist seine Expertise in Leder. Sein Vater führte
eine Ledermanufaktur in Kitzbühel. Hirschleder von Frauenschuh ist mit Fisch­
tran gegerbt und mit Blauholz gefärbt. Zitat: »Sämisch gegerbtes Leder, ohne
Anilinfarben verarbeitet, wirkt heilend auf der Haut.« Diese Philosophie spiegelt
sich auch im Design des 1974 gegründeten und 2011 auf 600 m2 erweiterten
und renovierten Shops wider. Einrichtung und Ausstattung bestehen aus ökolo­
gischen Materialien. Der Boden ist aus alter Eiche. Tischplatten und Wand­
elemente sind mit Leder bezogen, Umkleidekabinen mit Loden und Canvas
ausgekleidet. Ein reduzierter gediegener Stil, dezent durch renovierte
­Vintagemöbel akzentuiert.
Auch Helmut Eder bezog sich bei der Einrichtung seines Damen- und Herren­
modegeschäfts auf Kitzbühel-spezifische Materialien und Images: Dunkle,
­geometrische Holzmöbel und fellbezogene Bänke erhalten durch Boden und
Wände in Nearly White eine außerordentliche Präsenz. Verstärkt wird dieser
Raumeindruck noch durch Mauerbögen und eine gewölbeartige Decken­
konstruktion. Das Design entstand in Zusammenarbeit mit dem renommierten
Architektenbüro Delugan Meissl. Gegründet wurde das Unternehmen 1986 in
St. Johann vom damals 21-jährigen Helmut Eder. 1989 erfolgte die Übersiedlung
nach Kitzbühel. Mittlerweile hat er hier drei Läden – Tür an Tür, insgesamt sind
es 500 m2. Seine Eltern, Edeltraud und Helmut Eder, sind schon seit 45 Jahren
im Modehandel tätig und führen seit 30 Jahren eine Trachtenboutique mit
Maßschneiderei am Rathausplatz 3. Schwester Karin betreibt mit Ehemann Lino
Scarano, einem gebürtigen Italiener, drei Geschäfte in der Vorderstadt, Ieri+Oggi
sowie die zwei Monobrand Stores Duvetica und Habsburg. Neu seit April 2014
ist ein weiterer Duvetica-Store auf Sylt.
Hohe Modekompetenz. Helmut Eder sieht die Stärke seiner drei Geschäfte –
jeweils eines für Damen, Herren und Sportswear – im spannenden Sortiments­
mix und der individuellen Interpretation. Zitat: »Manche Lieferanten sind ver­
wundert, dass wir keine Total-Looks dekorieren, sondern einzelne Teile
verschiedener Labels kombinieren, z. B. eine Bikerjacke von Rick Owens mit
Sweatpants von Acne.« Dadurch erhält das Sortiment eine eigene Identität und
ist weniger vergleichbar. Der Einkauf erfolgt vorwiegend über Showrooms in
Paris, Mailand, Düsseldorf und München. Leitmotiv ist ein weniger urbaner als
TZ 19 2014 27
musterseite
»Wenn die Vorderstadt bummvoll ist,
dann ist es auch
unser Laden.«
Lino Scarano,
Geschäftsführer Ieri + Oggi
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sportlicher Look. Auch pickt man sich speziell bei
avantgardistischen Labels wie Saint Laurent by
Hedi Slimane das leicht Verkäufliche heraus. Abgesehen von speziellen Highlights, sei Verrücktes zu
hohen Preisen in Kitzbühel nur bedingt zu verkaufen,
so Helmut Eder. Zum ausgesuchten Angebot und der
modischen Kompetenz der Mitarbeiter kommt ein
ausgeprägter Servicegedanke. Bei den Orders
­werden Look Books erstellt, um die Kunden schon
im Vorfeld der neuen Lieferungen zu informieren.
Für Kunden, die im August bei Eintreffen der
­Winterware nicht in Kitzbühel sind, gibt es das
­Service der Auswahlsendungen.
Ein Problem der Kitzbüheler Modehändler sind die
frühen Preisreduktionen in den Städten. Eine Situation, die sich in den vergangenen zehn Jahren mit
immer noch früheren Reduktionen weiter verschärft
hat. Die Touristen und Zweitwohnbesitzer treffen in
Kitzbühel ein, wenn in den Städten der Abverkauf
schon eingesetzt hat – und das sommers wie
­winters. Im Gegenzug sind die Kitzbüheler Händler
am Saisonanfang bei frühem Eintreffen der Ware
im Vorteil. Dazu Helmut Eder: »Wir verkaufen in
Kitzbühel alles nur regulär, weil wir unsere Stammkunden nicht verärgern wollen. Die Ware kommt im
Jahr darauf ins Outlet.« Er appelliert schon seit
Jahren an die Vernunft der Händler. Das Problem ist,
dass besonders die großen Häuser zu viel einkaufen
und aufgrund des Lagerdrucks immer früher Preise
reduzieren. Zitat: »Herausforderung ist es, hier
­wieder ein Gleichgewicht zu finden.«
Verstehen, was der Kunde will. Lino Scarano
und Karin Eder-Scarano sehen die besondere Herausforderung des Standorts in der sehr persönlichen
Kundenbeziehung, die es in urbanen Geschäften so
nicht gebe. Zitat: »Man muss verstehen, was der
Kunde will. Wenn jemand bei uns unangemessene
Ware kauft, fällt das auf uns zurück, nicht auf Ieri+
Oggi.« Viele der Kunden sind Zweitwohnbesitzer, die
zu Stammkunden geworden sind. Darüber hinaus sei
es ein sehr internationales Publikum, das bei ihnen
einkaufe, bei sich saisonal verlagernden Schwerpunkten. Der Höhepunkt des Russland-Tourismus sei
bereits vor ca. zwei Jahren erreicht gewesen, so
Scarano. Stamm- und Laufkunden wollen gleichermaßen beraten werden. Schließlich muss der spannende Sortimentsmix von klassisch, elegant und
rockig auch vermittelt werden. »Uns ist es immer um
28 TZ 19 2014
das Produkt an sich gegangen und nicht darum, was angesagt ist«, so Scarano,
»wir haben stets unsere Linie verfolgt.« Ihre Intuition gibt ihnen recht: Jitrois,
Avant Toi und Santoni sind schon seit der Geschäftsgründung 1994 im Sortiment.
Jitrois ist neben Philipp Plein Hauptmarke im zweistöckigen Shop in der Vorderstadt. In Jitrois, der Kollektion vom Erfinder des Lederstretch, sieht Scarano das
Juwel des Hauses. Die Lederstretchhose ist seit 20 Jahren unverändert im Programm. Nicht zuletzt aufgrund von Maschinenwaschbarkeit und Formstabilität.
Auch bei Avant Toi haben die beiden vor 20 Jahren schon der ersten Kollektion
vertraut und seither jede Saison wieder geordert. Santoni-Schuhe hatten sie vor
20 Jahren ausgesprochen exklusiv. Der nächste Händler war in Amsterdam …
Heute werden die italienischen Luxusschuhe u. a. von Arnold Schwarzenegger
gekauft. Dazu nimmt der Austro-Amerikaner immer den Pulli, den Scarano
gerade trägt. Kontinuierlich erfolgreich zeigen sich auch Fendi-Taschen und
Schuhe. Aktuelles Highlight ist das Taschenmodell »Baguette« das zum
50. Geburtstag in einer limitierten Reihe von Reinterpretationen erschienen ist.
Wie ein großes Kaufhaus. »Das relevante Markenspektrum ist abgedeckt«,
sagt Michael Sinnesberger, »Kitzbühel ist wie ein großes Kaufhaus.« Er gründete
1999 gemeinsam mit Ehefrau Brigitta das Englhaus in der Franz-Reisch-Straße.
Beide waren zuvor bei renommierten Modeeinzelhändlern beschäftigt. Mit dem
eigenen Geschäft wollten sie dem italienisch dominierten Angebot in der Innenstadt eine weitere Facette hinzufügen. Da der erste Shop in einer Après-Ski-Ecke
liegt, war das Sortiment anfänglich auf Active Sportswear ausgerichtet. Mit der
Zeit entwickelte sich der Fokus stärker in Richtung Mode. 2005 waren die Sinnes­
bergers dann die ersten in Kitzbühel, die Premiumjeans aus L.A. führten. Anfangs
kauften sie noch direkt bei den Labels in New York ein. Später arbeiteten sie mit
der Unifa zusammen. 2013 erfolgte die Expansion in die Hinterstadt 80, wo
seither auf 110 m2 Fläche hochwertige Sportswear angeboten wird, wie z. B.
Schuhe von Philippe Model oder Winterjacken und -parkas von Canada Goose.
Gleichzeitig wurde ein Upgrade vorgenommen und das Stammgeschäft in der
Franz-Reisch-Straße zum »Labor«. Zitat: »Da können wir ausprobieren.« Der
Fokus liegt auf Konfektion für Damen und Herren. Im Programm sind u. a.
M Missoni, J Brand, Kenzo, Marc Jacobs und Helmut Lang. Etwa 50 % der
Marken kommen aus Amerika, weitere aus Italien, Frankreich und Deutschland.
­Grundsätzlich suchen die Sinnesbergers das Außergewöhnliche. Unter anderem
gelingt ihnen dies durch ihre New-York-Reisen, wo sie nach wie vor auch
­einkaufen. Gleichzeitig sind sie sich im Klaren darüber, dass ihr kosmopolitisches
Publikum eine Unterscheidung weniger über Marken als über den Service
­wahrnimmt. Dazu zählen im Englhaus u. a. Shoppingtermine nach Geschäftsschluss – aber auch Samstags-, Sonntags- und Feiertagsöffnung von 20. Dezember bis 8. Jänner.
Neben den großen Multibrand-Stores hat Kitzbühel auch ein beachtliches
Aufkommen an Monobrand-Stores. Aktuellster Neuzugang ist Superdry. Der
Fokus liegt jedoch klar auf Tracht und Sport. Labels von Trachtenmodekonfektionären sind Habsburg, Sportalm, Gössl, Luis Trenker und Lena Hoschek. Sport­
marken, die auf die schillernde Sportstadt setzen, sind Bogner, Lacoste, Moncler,
Duvetica, Toni Sailer, Peak Performance und J Lindeberg.
Kitz Galleria, das Kaufhaus in der Vorderstadt, erstreckt sich mit 1.800 m2 über
vier Etagen. Mieter sind 19 Shops und Dienstleister. Nur fünf davon sind der
textilen Mode zuzuordnen. Die bekanntesten sind Comma und s.Oliver. Ihren
Charakter erhält die Kitz Galleria allerdings durch ein lokales Angebot aus
­Gastronomie, Interieur und Mode. Den lokalen Modepart repräsentieren Chix’n’
Gravy und Kitzjeans. Typische Einkaufscenter sucht man in Kitzbühel vergeblich.
Dazu ist die Fläche zu begrenzt und zu kostbar. Selbst die Gewerbeparks haben
ein eigenes Profil, das sich in der Präsenz von Handwerksbetrieben wie Schlosser
und Tischler zeigt, erklärt Claudia Waldbrunner von Kitzbühel Tourismus.
Hildegard Suntinger
Marc Cain Agency | Phone +43.662.450 50 80 | www.marc-cain.com
Förderer 2014
vorarlberg
Dornbirn
Königstöchter Fashion in der Fußgängerzone.
Dornbirn ist die unumstrittene
Modemetropole Vorarlbergs.
Das Angebot kann in Art und
Größe mit jenem in Großstädten
mithalten. In seiner Qualität hat
es auch die Schweizer
überzeugt.
I
m Mittelpunkt des Geschehens steht der Marktplatz, dessen Anblick von der St. Martinskirche
und dem 1639 erbauten »Roten Haus« geprägt
ist. Die Geschäfte fügen sich harmonisch in die
Architektur ein. Die Schaufenster offenbaren sich
oft erst auf den zweiten Blick. Sagmeister, der
Marktführer im Luxussegment, hat zwei Shops
direkt gegenüber der Kirche. Einer ist den Damen
gewidmet und einer den Herren. Links neben
­Sagmeister und in ähnlich prominenter Lage ist nur
noch der Gössl-Store gelegen. Gleich hinter dem
Roten Haus in der Marktstraße steht das BertoliniHaus. Hier konnte sich Christoph Miessgang
1.500 m2 für seine Shopformate Mango, Jack &
Jones und Façona Fashion sichern. An der Ecke zur
Europassage bzw. dem Stadtmarkt-Center gelegen,
markiert das Bertolini-Haus die abrupte Grenze zum
Billigangebot. Das Angebot im Stadtmarkt ist von
Mietern wie New Yorker, Cecil, Bonita und Street
One geprägt. Wird in den wenige Meter entfernten
Luxus- und Premiumboutiquen Mitte August schon
durchwegs Winterware angeboten, läuft hier noch
der Abverkauf der Sommerware, was ein ungleich
bunteres Bild ergibt.
30 TZ 19 2014
© Königstöchter
Grenzüberschreitend
Gelernter Markt. Von jeher Modedestination, hat die 48.000-EinwohnerStadt zuletzt sehr von der Entwicklung des Schweizer Franken profitiert. Der
grenzüberschreitende Modemarkt scheint aber auch gelernt zu sein. Die
bedeutenden Händler in Dornbirn sind in der Regel die ältesten. Die Geschichte
von Sagmeister, Zumtobel und Seeberger reicht ins 19. Jahrhundert zurück.
Sagmeister entwickelte sich in den 1990er-Jahren zum Marktführer im Luxussegment und zum vorarlbergweit größten Modehändler. Der Wachstumsschub
folgte auf die Unternehmensgliederung in eine Herren- und eine Damensparte
1981 und einen Relaunch 1994. Gemeinsam mit dem 1989 gegründeten
Ambros Fine Clothing stehen Sagmeister, Zumtobel und Seeberger für das
Luxus- und Premiumsegment an Marktplatz und Marktstraße. Aber auch in
weniger prominenten Lagen konnten sich Anbieter im Premiumsegment
­etablieren. Shops in beachtlichen Größenordnungen und gehobenem bis
Premiumsegment befinden sich in Schulgasse, Eisengasse und Klostergasse.
Angebotsschwerpunkt. Charakteristisch für das Modeangebot in Dornbirn
ist die starke Präsenz von deutschen und das Fehlen von japanischen und
belgischen Labels. In der jüngeren Generation werden die intellektuellen
Tendenzen jedoch abgebildet: Hipster-Flair strahlt am ehesten die 1991
gegründete Boutique Lingg mit ihrem diskreten Auftritt und dem etwas
­versteckten Standort im hinteren Teil des Marktplatzes aus. Bezeichnend sind
die hippen, jungen französischen und skandinavischen Brands – aber auch das
eigene Label. Auch Livid in der Marktstraße 13 (seit 2003) zeigt Ansätze von
Hipstertum – allerdings in einer niedrigeren Preisklasse.
Neben dieser Bandbreite an Stilen und Preiskategorien bietet die Dornbirner
Innenstadt auch ein Nischenangebot. Weniger zentral gelegen, nimmt dessen
Zielgruppe längere Wege in Kauf. Nahe der Schulgasse hat die aus der
­Familie Rhomberg stammende Doris Lenz unlängst ihren vor zwei Jahren
geschlossenen Plus-Size-Shop wieder geöffnet. Ihre langjährigen Kundinnen
haben die 62-Jährige aus dem Ruhestand zurückgeholt, weil es kein vergleichbares Angebot in der Region gab. Highlight ist der Airfield-Shop. In der
www.rabemoden.de
Was ein Familienunternehmen erfolgreich macht:
Liebe und Leidenschaft für das, was wir tun, ist die Basis für unseren Erfolg.
Seit 4 Generationen.
1920
Förderer 2014
© Andy Sillaber
vorarlberg
»Freie und
adäquate Flächen
sind Mangelware,
da die Immobilien
meist in Privatbesitz sind.«
Heidi Mark, GF Händlergemeinschaft Inside
Dornbirn
Ambros Fine Clothing: Frequenz
von Schweizer Touristen besonders
an den Samstagnachmittagen
Marktstraße finden sich Mama Mia Umstandsund Kindermode auf Nummer 52 und Lunardi
­Cerimonia Brautmode auf Nummer 30. Elisabeth
Lunardi hat ihr Geschäft vor über 25 Jahren
gegründet und führt es mittlerweile gemeinsam
mit Sohn Simon. 70 % des Umsatzes fallen auf das
Thema Hochzeit. Aber auch Damen, die eine Robe
für den Opernball suchen, werden mit dem exklusiven Sortiment angesprochen. Kundinnen ­nehmen
eine Anfahrt von 100 Kilometern auf sich. In ebendiesem Radius ist auch der Wettbewerb relevant.
Luxus am Marktplatz. Die Looks in den Schaufenstern des Sagmeister-Damengeschäfts am
Marktplatz sind in Schwarz, Grau, Natur und Ecru
gehalten. Die Filialleiterin Birgit Moosbrugger
führt mit Verve durch das zweistöckige Geschäft
und präsentiert die Highlights. Im hinteren Teil
ebenerdig zeigt sie den Key Look: weich und grau
gewaschene Black Denim Jeans im Bikerstil, oversized Cashmere-Pulli, Mantel aus Toscana-Lamm
und Schnürstiefel. Der Shop ist in Marken organisiert. Vorbei an Brunello Cucinelli, Chloé, Duvetica
und Mabrun führt der Weg über eine Treppe in den
ersten Stock. Oben links liegt der SchumacherShop. »Unser Juwel«, sagt Moosbrugger, »Dorothee denkt in Looks und es macht Spaß, zu kombinieren.« Sie nimmt einen Mantel in dunkelblauem
Woll-Lurex und hält ihn zu Saronghosen und Bluse
in Seidensatin. Oben rechts geht es weiter zu
Stella McCartney, Céline, Prada, Valentino und
Saint Laurent. Von Stella McCartney gibt es
Political Correctness in Form eines veganen
­
­Rucksacks in Karreestepp.
Weitere Stores im Luxus- und Premiumsegment
finden sich in der Marktstraße gegenüber des
Bertolini-Hauses. Auf Nummer 15 steht das
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­ odehaus August Zumtobel im revitalisierten historischen Gebäude. Es ist das
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Refugium von Uli Zumtobel, die seit ihrem 15. Lebensjahr im Familienunter­
nehmen arbeitet und 1983 die Leitung übernommen hat. Am besten, man trifft
die heute 64-Jährige persönlich. Mit etwas Glück hat sie Zeit für einen Kaffee
in ihrer kleinen Lounge. Ihr Sortiment ist vielleicht das zeitloseste in Dornbirn.
Die Namen ihrer Labels – darunter Allude, Vivienne Westwood, Just Cavalli,
Plein Sud, Missoni – sind dabei weniger aussagekräftig als ihre Auswahl. Zitat:
»Ich habe immer schon sehr speziell eingekauft. Man ändert seinen Stil nicht,
es sind nur die Rocklängen und die Kunden, die sich ändern.« Dass sie Farben
liebt, ist schon von Weitem an ihren Schaufenstern zu erkennen. Impulsiv wie
ihre Farbskala ist auch Zumtobel selbst. Sie liebt die Gesellschaft ihrer Kunden
und macht sie rasch zu Freunden. Wenn sie sie manchmal erst beharrlich
überzeugen muss, so bekommt sie nachher doch immer positives Feedback.
Zitat: »Es wird so viel Geld für Kleider ausgegeben, und doch gibt es so wenig
gut gekleidete Menschen auf der Straße und auf Veranstaltungen.«
Eine junge Schweizer Kundin, die gerade im Geschäft ist, erklärt, warum sie
gern nach Dornbirn zum Einkaufen kommt: »Ich mag das durchmischte
­Sortiment und die freundliche und unverkrampfte Art. Das Service ist selbst
im Vergleich zu Zürich außergewöhnlich.«
Upgrade. Auch Zumtobels Nachbar Ambros Mayer pflegt ein sehr persön­
liches Verhältnis zu seinen Kunden. Darauf weist sein Vorname im Geschäftsnamen hin – Ambros Fine Clothing –, aber auch sein Umgang mit Kunden. Als
er im Vorübergehen eine Dame grüßt und hört, dass sie nach einer schwarzen
oder grauen Hose sucht, merkt er an, dass Grau wegfalle, weil die Kundin
vorarlberg
keine Wolle vertrage. Sein Sortiment steht für
sportliche Eleganz, festzumachen an Labels wie
Armani Collezioni, Ralph Lauren, Strenesse,
Z Zegna und (Hugo) Boss. Nach Umbau und
­Erweiterung vor eineinhalb Jahren hat Mayer mit
der Ergänzung durch Helmut Lang, Theory und
Strenesse einen Upgrade vorgenommen.
Im Eingangsbereich hängen die Looks für die bevorstehende Fashion Show: Noncolors wie Schwarz,
Grau und Natur im Layering kombiniert. Statt Farbe
sprechen Schnitte und Strukturen wie etwa SkinnyJeans in weichem Leder zum grob gestrickten Cape
mit Pelzverbrämung. »Es ist eine hektische Zeit«,
sagt Mayer, »am Samstag findet eine große Modeschau am Marktplatz statt, in den zwei darauf­
folgenden Wochen haben wir im Laden Events für
Strenesse und Luisa Cerano und in zweieinhalb
Monaten bekommen wir schon die erste Frühjahrsware. Ab Allerheiligen treffen die ersten Pre-­
Collections ein und dann gehen wir peu à peu in
den Abverkauf.«
Angekommen. Die Eisengasse ist Fußgängerzone
und zweigt gegenüber der Marktstraße vom
Marktplatz ab. Hier liegt der 2006 von Claudia
Giesinger und Verena Karlinger gegründete Store
Königstöchter Fashion. Die Quereinsteigerinnen
waren Mitte dreißig, als sie etwas Neues, Kreatives beginnen und ihre private Shopping-Leidenschaft auf ein professionelles Niveau bringen
wollten. Sie entschieden sich für einen Multibrand-Store und für Newcomer-Labels die in Dornbirn noch nicht vertreten waren. Den Erfolg der
Beiden von Anfang an mitbestimmt haben Rich &
Royal (D) und Yumi (UK). Über die Jahre haben sich
auch Sandwich und Dept aus der holländischen
Veldhoven Group als sehr erfolgreich erwiesen.
»Wir haben unseren Platz in Dornbirn gefunden«,
sagt Giesinger, um gleich zu relativieren, »es soll
auch spannend bleiben. Der Markt ist ständig in
Bewegung und wir versuchen, trendy einzukaufen,
ohne aber zu früh dran zu sein.«
Der jüngste Neuzugang ist der C.R.A.F.T. Store in
der Marktstraße, der 2013 eröffnete. Dahinter steht
der Co-Gründer des Premiumjeanslabels C.R.A.F.T.,
Michael Kopplstätter. Der 48-Jährige hat seine
Modekarriere gleich nach der Matura bei Brioni
in den USA begonnen und wechselte später zu
­Chevignon in Frankreich. Hier begann seine Verbindung zu Jeans, die ihn 2007 zur eigenen Brand
führte. Geschäftspartner ist Gideon Day, der damals
Head of Design bei Paul Smith war. Einzigartig an
den Skinny-Jeans von C.R.A.F.T. war die Passform.
Sie waren im Rücken höher geschnitten und bedeckten das Gesäß. In einer Kombination aus langstapeliger Baumwolle, Denim in enger Ketteinstellung
und minimalem Stretchanteil (2 %) sind die Hosen
vergleichsweise formstabil. Die Brand wird vorwiegend auf modeaffinen Märkten wie Japan, England und Frankreich vertrieben. Um erste Retail-Erfahrungen
zu sammeln, eröffnete Kopplstätter vor eineinhalb Jahren einen C.R.A.F.T. Store
in Lech. Die eigene Kollektion – Jeans, Lederjacken und Lederhosen – wird um
Rock-’n’-Roll-inspirierte Prêt-à-porter ergänzt. Darunter Labels wie Iro aus Paris,
Haute Hippie aus New York, Woolrich aus Pennsylvania und Wild Fox aus L.A.
Im kosmopolitischen Lech funktioniert das Sortiment sehr gut. In Dornbirn hat
die lokale Bekanntheit des Labels C.R.A.F.T. den Retail-Start begünstigt.
­Allerdings sei es schwieriger, die New- und Upcoming Brands zu verkaufen.
Zukunftsaussichten. Von 2001 bis 2009 haben sich die Ausgaben von
Schweizern in Vorarlberg mit +113 % mehr als verdoppelt. 12,1 Mio. € – etwas
mehr als ein Drittel davon – fallen auf Dornbirn. Dazu kommen 6,3 Mio. €, die
deutsche Konsumenten in Dornbirn ausgeben. In der Abhängigkeit von der
Schweizer Währung sieht Martin Sagmeister, GF der Damensparte im Haus
Sagmeister, kein Risiko: »Diese Kaufkraft dürfte mittelfristig erhalten bleiben,
weil weder eine Schwächung des Franken noch der Verzicht der Schweizer
Kunden auf den Vorteil der Mehrwertsteuerrefundierung zu erwarten ist.« Auch
den durch die hohe Angebotsdichte intensiven Wettbewerb bewertet Sag­
meister positiv, weil er im Vergleich zu anderen Standorten noch funktioniere.
Konsequenz dessen sei die punktgenaue Zielgruppen­ansprache, die ein
­permanentes Hinterfragen der eigenen Positionierung notwendig mache.
Eine Gegebenheit ist die begrenzte Verfügbarkeit von attraktiven Verkaufs­
flächen. Schon Peek & Cloppenburg hat sich im Messepark angesiedelt, weil
es in der Innenstadt keine adäquate Fläche gibt. Der spanische Filialist Zara
wird sich aus diesem Grund in der in Bregenz geplanten Seestadt ansiedeln.
Im Hinblick auf eine Weiterentwicklung bildet auch die Anlage der Stadt eine
Herausforderung. Das Geschehen reduziert sich auf 300 bis 400 m2 Luftlinie im
Zentrum. Darüber hinaus herrscht für Ortsunkundige eine gewisse Unübersichtlichkeit. Händlerseits gibt es den Wunsch nach kleinen Zentren abseits
des Marktplatzes – nach dem Prinzip cooles Café und kleiner Laden. Wenn der
drei Kilometer entfernte Messepark von den Innenstadthändlern als Konkurrenz gesehen wird, dann liegt das daran, dass dieser in seiner Flächenproduktivität knapp hinter dem Europark Salzburg auf Platz zwei in Österreich rangiert.
Das Modeangebot dort ist allerdings gering und mit Esprit, EDC, Street One
und P&C deutsch dominiert. Das Shoppingcenter ist im Besitz der JDL Group,
die familiäre Nähe zum Unternehmen Spar hat. Hildegard Suntinger
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TZ 19 2014 33
WELS
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st er der bekannteste Welser der Gegenwart – er, der eigentlich in Linz zur
Welt kam, als Kosmopolit lebt und sich am Attersee zu Hause fühlt? Jedenfalls hat Franz Leopold Maria Möst als Hommage an die Stadt, in der er einst
aufwuchs, einen Künstlernamen angenommen und als Franz Welser-Möst eine
weltweit beachtete Dirigentenkarriere gemacht.
Wels ist mit knapp 60.000 Einwohnern die achtgrößte Stadt Österreichs und liegt
im Ranking knapp hinter Villach und noch vor den Landeshauptstädten St. Pölten,
Bregenz und Eisenstadt. Die Chronik verzeichnet bereits zwei Hochblüten zur
Römerzeit und im Mittelalter – und auch die Gegenwart scheint auf den ersten
Blick rosig, was freilich erst spätere Generationen fundiert beurteilen können.
Die Lage an der Westbahnstrecke ist verkehrstechnisch günstig, drei Autobahnen
bilden einen Ring um die Stadt, der Blue Danube Airport Linz liegt nahe. Als
Messestandort schließt man zu Wien auf: Mit der knapp vor der Fertigstellung
stehenden neuen Halle 21 verfügt man demnächst über die größte Hallenfläche
aller Messegesellschaften Österreichs. Die Wirtschaft in und um Wels ist stark –
hier haben Betriebe ihren Sitz, die zu Weltmarktführern gehören. Felbermayr
stellte unlängst die mit maximal 57 m welthöchste Teleskoparbeitsbühne vor.
80 % der weltweit in Gebrauch befindlichen Stempel stammen dank Trodat und
Colop aus Wels. An Seilen aus dem Hause Teufelberger hängen Pistenbullis in
australischen Skigebieten und Spinnaker russischer Rennsegeljachten. Der
Audiovisionsspezialist Kraftwerk liefert gerade das weltgrößte 4D-Kino nach
China. Und Tiger Coatings beherrscht nicht nur den Felgenmarkt mit seiner
Beschichtungstechnologie, sondern deren Pulverlacke glänzen auch an den
Fensterrahmen der Ground-Zero-Neubauten in New York. Etliche »Hidden Champions« führen Wels in ihrer Firmenanschrift. Wo Tauben sind, da fliegen Tauben
zu – im Sog erfolgreicher mittelständischer Privatbetriebe mit 1.000 und mehr
Mitarbeitern sowie aufgrund hervorragender Wirtschaftsdaten – nicht zuletzt
dank Messe samt Volksfest – sah auch der filialisierende Modehandel seine
Chance: C&A startete beispielsweise seine Österreich-Expansion in Wels. Doch
heute sucht man »das Modehaus für die ganze Familie« vergeblich in der Innenstadt. Genauso wie Hettlage. Auch Kastner & Öhler kam, sah und ging wieder …
34 TZ 19 2014
»Wer’s hier schafft,
schafft’s überall«
Römerstadt, Messestadt,
Energiestadt, Einkaufsstadt –
die Statutarstadt im
Hausruckviertel trug schon
viele Attribute im Namen.
Verdient sie auch das Prädikat
Modestadt?
Kein Platzhirsch. Ernst Hinterberger ist nicht nur
Modeagenturchef mit Showroom in Salzburgs
Brandboxx, sondern auch Bürger von Wels, Insider
und kritischer Beobachter: »Boutiquen vom geho­
benen Genre aufwärts sind genug da, aber es fehlt
einfach ein großes Modehaus der guten Mitte.
­Darunter leidet die Frequenz der Innenstadt. »Wels
hat die Landbevölkerung, die früher aus dem gesamten Umland in die Einkaufsstadt fuhr, total verloren.
Die werden jetzt schon vorher abgefangen«, stellt
Hinterberger fest. Zu den Profiteuren der Schwächen
von Wels zählen folglich Häuser wie Stöcker in
­Eferding oder Schanda in Kirchdorf. Die Strahlkraft
der Plus City in Pasching – 25 Minuten Autofahrt
© Wels Marketing & Touristik GmbH
oberösterreich
promotion
vente-privee.com –
Europas Premium-Portal
für schnellen Warenabsatz
Förderer 2014
Mit seinem innovativen Geschäftsmodell ist vente-privee als Erfinder
und Marktführer im Bereich Online-Flash-Sales Partner von 2.500
nationalen und internationalen Marken. Dabei überzeugt das OnlineShopping-Portal nicht nur als zusätzlicher Absatzkanal, sondern auch
als aufmerksamkeitsstarkes Medium und Marketing-Tool.
Über 23 Millionen Mitglieder in acht Ländern sind bereits Teil von Europas
größter Shopping-Community. Das Konzept von vente-privee.com ermöglicht
einen schnellen Absatz von Warenbeständen direkt an den Endverbraucher,
wobei das Markenimage sowie das klassische Vertriebsnetz gewahrt werden.
Mehr als 2.100 Mitarbeiter organisieren tägliche Verkaufs-Events aus den
Bereichen Fashion, Accessoires, Luxury Goods, Entertainment und Travel. Im
vergangenen Jahr wurden insgesamt 10.100 Online-Flash-Sales realisiert bei
einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro.
Die Webseite vente-privee.com verzeichnet im Durchschnitt drei Millionen
Unique Visitors pro Tag. Zudem generiert der Online-Shop fast 40 Prozent
seines Umsatzes im Mobile-Commerce, dank innovativer Applikationen für
iPhone, iPad, Android, Windows Phone.
vente-privee.com ist am 7. Oktober 2014 zu Gast bei den Salzburger
­Gesprächen.
oberösterreich
»Wels hat die Landbevölkerung, die
früher aus dem
gesamten Umland
in die Einkaufsstadt fuhr, total
verloren. Die
werden jetzt schon
vorher abgefangen.«
© C. Strauch
Ernst Hinterberger, Modeagenturchef, Showroom Brandboxx
Shoppen mitten in Wels. Vis-à-vis vom Rathaus,
am Stadtplatz, der mit seinen schmucken Haus­
fassaden und dem Ledererturm als Wahrzeichen der
Stadt unverdient selten von internationalen Touristen entdeckt wird, hat Peter Jungreithmair sein Büro
bezogen. Der Geschäftsführer der Wels Marketing &
36 TZ 19 2014
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vom Stadtzentrum entfernt – ist sowieso unbestritten. Und mit dem Einkaufszentrumsduo Max.Center
(Betreiber Spar-Gruppe) und SCW (Betreiber HMI) –
weit draußen, durch die Bundesstraße B1 vonein­
ander getrennt, aber innerhalb der Stadtgrenze – hat
sich die Welser Betriebsansiedelungspolitik wohl
ein Eigentor geschossen. »Jetzt haben sie zu diesen
untereinander unversöhnlichen Konkurrenten und
zum Gewerbepark nebenan auch noch ein Kino­
center hingebaut. Mittlerweile gibt’s auf der grünen
Wiese schon ein Parkplatzproblem«, weiß Hinter­
berger. Er erinnert sich auch an das Modehaus
­Mühlberger, früher Platzhirsch in allerbester Innenstadtlage. Das großzügige Entree an der Ecke zur
Fußgängerzone Bäckergasse zieren heute zwei
Buchstaben: H&M. Der Mühlberger-Schriftzug findet
sich hingegen weiter hinten in der Ringstraße. Mit
Christa Raggl-Mühlberger ist die nächste Generation
der seit 1885 im Modebusiness tätigen Dynastie am
Ruder. Statt 1.000 sind es nun 100 m², die aktuell mit
Damenmode von Basler, Brax und Maerz sowie
­Cambio, Repeat, Elena Mirò und Seventy bespielt
werden. Die Textilbetriebswirtin hat einen zweiten
Schreibtisch, der steht im Rathaus. Wie steht sie zur
Entwicklung des heimischen Handels? »Der Zuwachs
an Verkaufsflächen außerhalb kann nicht spurlos an
einer Innenstadt vorbeigehen, die Erholung dauert.
Und ja, bei der Mode fehlt was in der Mitte – in der
HAKA noch mehr als in der DOB. Sonst ist alles da,
was in eine Stadt dieser Größe gehört – von New
Yorker bis Vero Moda.«
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C. Strauch: Exklusive Mode und Accessoires am Stadtplatz
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Touristik GmbH kennt die Eckdaten der Handelsagglomeration auswendig: »Alles
in allem haben wir 240.000 m² Verkaufsfläche in der Stadt und machen rund
800 Mio. € Umsatz im Jahr. In der Innenstadt finden sich 42.000 m² – davon
ungefähr 11.000 m² in dezidierter A-Lage – mit annähernd 120 Mio. € Erlösen.«
Was den Manager freut? »Der neue Trend, dass das Versagen großer Filialketten
in kleinen Städten auch in attraktiven Lagen wieder lässige, individuelle Konzepte entstehen lässt. Dass wir Modehändlerpersönlichkeiten als Würze in der
Suppe haben, die sich einen Lebenstraum erfüllen und das repräsentieren, was
sie verkaufen. Dass im Grundriss der Welser Innenstadt die ganz große Chance
liegt: Unsere neue Strategie heißt Verdichtung statt Expansion, denn wir wollen
und können mehr A-Lagen schaffen. Dass das Thema Parken bei uns keines ist:
Unsere Parkplatzausstattung würde das Doppelte an Kundenfrequenz vertragen.«
Kauftraum. Ein neues Privatmuseum für zeitgenössische Kunst mit 2.000 m²
Ausstellungsfläche – auch so etwas gibt’s in Wels, genau genommen in Thalheim. Gegenüber dem Messegelände, auf der anderen Seite der Traun, hat der
Industrielle Heinz Josef Angerlehner (Ferro-Montagetechnik FMT) seine umfangreiche Sammlung fürs Publikum geöffnet und dafür die ehemalige Konzern­
zentrale umgebaut – das Haus gab Mitte September den Rahmen für ein Event
der Sonderklasse. Unter dem Motto »Lifestyle trifft Kunst« feierte der Verein
Kauftraum Wels sein Zehnjahresjubiläum. 400 Gäste folgten der Einladung,
darunter auch die Politik – was den Mitgliedern, Chefs von 21 inhabergeführten
oberösterreich
Firmen, ein wichtiges Vereinsziel ermöglichte: aktives Lobbying. Oliver Schernhammer zählt zu den Initiatoren und erinnert sich an die Gründung: »Damals war
die Strategie der Stadt auf Frequenz ausgerichtet. Viele Maßnahmen hatten
Event-Charakter, setzten aber nicht bei einer Qualitätsoffensive an, die so eine
mittelalterliche Stadt auszeichnen würde. Die Vermarktung einer Innenstadt
muss anders laufen als die in einem EKZ!« Mit bewusst hochwertiger Darstellung
auf Homepage und Drucksorten kochte die Gruppe ihr eigenes Süppchen und war
schnell als »die Besseren« ein Feindbild. Erst die letzten Jahre kehrte man wieder
zurück ins gemeinsame Boot – und schätzt nun das errungene Mitspracherecht
bei Konzeptentwicklungen.
Oliver Schernhammer betreibt gemeinsam mit seiner Frau Claudia und acht
Mitarbeiterinnen die Firma C. Strauch. Mit dem Umzug an den Stadtplatz konnte
man sich vor einem Jahr deutlich verbessern. Nunmehr 380 m² ließen die Ausweitung um ein exklusives Schuhsortiment zu, starke textile Säulen sind Marken
wie Brunello Cucinelli, Odeeh, Pauw sowie Mabrun im Outdoor-Bereich und Etro
bei Accessoires. Der Unternehmer spricht ein großes Problem von Wels offen an,
das allen bekannt ist: »Die heterogenen Besitzverhältnisse der Immobilien sind
sehr unbefriedigend. Da gibt’s viele Hauseigentümer mit wenig Interesse an einer
Weiterentwicklung der Verkaufsflächen.«
Paradehändler. Kauftraum-Mitglied Julia Stabl betreibt zwei adrette Boutiquen
in der Pfarrgasse, die ihren Namen tragen: eine für hochwertige Beach- und
Bodywear, die andere mit einem Mix internationaler Brands von Allude bis
Windsor. Die Schneider- und Kürschnermeisterin bildete sich in Design- und
Schnitttechnik in München und Frankfurt weiter, aus ihrem ersten Maßsalon
wurde ein kleines Modeimperium, zu dem vier Jahre lang auch ein Marc-CainStore gehörte – ein Vertrag, den man 2012 nicht verlängerte. Nächstes Jahr
feiert Julia Stabl mit Ehemann Gerhard 25-jähriges Bestandsjubiläum. Der
­ehemalige Reisende in Sachen Gablonzer Bijouterie steht ihr zur Seite, seitdem
die Tochter, eine studierte Juristin, eröffnete, dass das Modebusiness nicht in
ihre Lebensplanung passe. Ebenfalls zum Verbund der Kauftraum-Kaufleute
gehört Gerhard Schmidtmayer. Er ist im Geschäft Gerard Men anzutreffen, seine
Frau Edith im Gerard Women – wenn die beiden nicht gerade auf Trendscouting
in den Modemetropolen dieser Welt sind. Tragende Säulen in den je 200 m²
großen Ladenlokalen sind Moncler, Etro, Stone Island, Tagliatore, Hackett, Herno,
Closed oder Nudie Jeans – und dazu wollen die Schmidtmayers stets mit
­Neuentdeckungen überraschen.
Zu den Welser Vorzeigebetrieben zählt weiters Rudolfo an der Ringstraße. Das
Sortiment des Herrenausstatters mit 100 m² vereint Baldessarini, Boglioli, Boss
Black, Drakewood, Drykorn, Eton, Gimo’s, Hamaki-Ho, Hetregó, L.B.M. 1911,
Mastai Ferretti oder Phil Petter unter einem Dach. Gründer Rudi Hudelist und
Stiefsohn Mario haben manchmal Verstärkung im Geschäft: Wenn Schneidermeisterin Maria Rita Martinelli und Area Manager Marco Gugler – beide aus
dem Hause Pal Zileri – im Rahmen eines Maßtages die Anproben abnehmen.
Und auch bei den Hudelists wird Damenmode gepflegt – Rudis Gattin Christa
führt am Stadtplatz einen Max&Co.-Shop.
Rundum erneuert. Nächstes Jahr ist die Fußgängerzone Bäckergasse dran,
schon heuer zeigt sich die Schmidtgasse nach 15 Wochen Bauzeit neu gestaltet:
helles, stöckelschuhfreundliches Pflaster sowie eine sich zu den Nachtstunden
hin automatisch dimmende Beleuchtung, die ohne Laternenmasten auskommt.
Dazu erlaubt ein in den Boden eingelassener QR-Code, geschichtliche Hintergründe via Smartphone abzurufen. Auch historische Details lassen sich entdecken – wie ein römischer Fußabdruck oder die »Welser Metzen« genannte
Marmorschale, die am mittelalterlichen Kornmarkt große Bedeutung zum Abmessen von Getreide hatte. Im markentypischen Store-Design präsentieren sich hier
Marc O’Polo und Campus, die 360 m² Verkaufsfläche gehören zum Filialnetz von
Marion Mairinger. Gegenüber sticht seit 1. September das neu errichtete
Geschäft von Jolanta Rosenberger ins Auge. Unter dem Firmennamen Panna
Cotta verkauft sie seit 2007 Damenmode, nun hat sie
den Sprung von einer angejahrten Einkaufspassage
in die klare Eins-a-Lage gemeistert. Die wichtigste
Kollektion im Hause ist Manila Grace, gefolgt von
Humanoid, American Vintage, Denim von Diesel und
Lederaccessoires von Liebeskind. »Weil wir anders
sind und viel Mundpropaganda genießen, haben wir
Erfolg«, sagt Frau Rosenberger selbstbewusst. Und
weiter: »Diese Stadt ist kein einfaches Pflaster. Es
heißt doch: Wenn du es in Wels schaffst, dann
schaffst du es überall.«
Bereinigung. Wels ist auch eine Trachtenstadt –
das beweist die Dichte an hochwertigen Fachgeschäften wie Thalbauer, Feichtinger oder Weinbauer.
Dem Vernehmen nach ist Gössl auf der Suche nach
einem Monomarken-Store. An der Auswahl leer stehender Flächen gibt’s freilich keinen Mangel – selbst
in Bestlagen. Dort ein ehemaliger Thalia, dem die
Mietkosten davongaloppierten, da ein Apple-Store
eines Pleitiers, der sich an der Übernahme von
Mc­Shark verschluckte. »Gefühlt« scheint die Leerstandsquote höher als die »offiziell« genannten 6 %.
Hier zeigt sich wieder der Nachteil einer Innenstadt
gegenüber einem Einkaufszentrum: Bei der SCW
(Shoppingcity Wels) an der Peripherie werden 25 %
Leerstand kolportiert, die sich jedoch durch Beklebungen geschickt verbergen lassen. Nicht nur einer
Tarnung, sondern einer Radikalkur bedurften zwei
endgültig gescheiterte Handelsflächen am Rande
der Innenstadt. Der Traunpark – einst Quartiergeber
von C&A – wird gerade in Hörsäle für die aus allen
Nähten platzende Fachhochschule umgebaut. Und
das Volksgarten Center, welches das Flop-Konzept
»X-Garden« (ein Fraueneinkaufszentrum mit meh­
reren Modeboutiquen und kostenpflichtigem
­Kinder­erlebniszentrum) sowie dessen missglückten
Relaunch »Blackbox« hinter sich hat, wird nun ein
Kompetenzzentrum für Bauen und Wohnen. Noch so
ein Satellit außerhalb des Kerns steht unter
­besorgter Beobachtung: das Sport-Eybl-Stammhaus.
Die 4.000 m² Fläche auf halbem Fußweg zum Bahnhof hätten schon länger eines ausgiebigen Face­
liftings bedurft, konnten aber mit Sortimentstiefe
und Fachberatung punkten. Der nunmehrige Umbau
in Sports Direct mit »Mega Value«- und »Crazy
Price«-Etiketten auf jedem Artikel schmerzt den
Kauftraum-Ästheten Oliver Schernhammer mindestens ebenso wie der samstägliche Floh- und Trödelmarkt am Stadtplatz: »Schmankerl aus der Region
wären mir lieber als Lederjacken aus Pakistan!« CD
TZ 19 2014 37
© Stadt Leibnitz
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Leibnitz
Stadt der Händler
Der Handel lebt von den
Unternehmern vor Ort. Das
sieht man in der südsteirischen
Einkaufsstadt so deutlich wie
sonst nur selten. Mit vereinten
Kräften wird den Einkaufszentren am Stadtrand Paroli
geboten.
S
üdautobahn. Graz lässt man rechts liegen,
Seiersberg, eines der größten Einkaufszentren Österreichs, ebenfalls. Denn die
Fahrt geht noch eine halbe Stunde weiter südwärts, ins Städtchen Leibnitz, knapp vor der slowenischen Grenze. Gleich an der Autobahnabfahrt
liegt Gralla. Genauer: der Kauf-Park Gralla. Obi,
Fussl, New Yorker, Kik, Shoe4You, Dänisches
Bettenlager, Zillertaler Trachtenwelt, Takko,
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­Hervis, Yello, Deichmann … An diesem Mittwochmittag kurz vor Schulbeginn ist der Parkplatz gut
belegt. Nach einem morgendlichen Regenguss
wird es ein verhältnismäßig schöner Spätsommertag. Zu kühl zum Badengehen, aber perfekt zum
Shoppen. In allen Geschäften sind Kunden, auch
an der Kassa. Aus dem Takko-Laden kommt gerade
eine junge Frau Anfang zwanzig. Schwarze
­Leggings, enges schwarzes Oberteil, blondiert. Sie
muss einer der berühmten »hybriden Kunden«
sein: In der linken Hand trägt sie ein Takko-Sackerl,
in der rechten eine Tasche von Louis Vuitton.
New Yorker lockt mit der »Autumn Collection«,
letzten Sale-Oberteilen (»ab 2,95«) und Dirndln um
49,95 €. Auch Kik wirbt mit »Oktoberfest-Mode ab
38 TZ 19 2014
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10,99«. Die Nummerntafeln an den Autos verraten, woher die Kunden
­kommen: Vor allem aus dem Bezirk Leibnitz natürlich, aber auch aus Weiz,
Radkersburg, Deutschlandsberg, Graz und Graz-Umgebung. Fahrzeuge aus
dem nahen Slowenien sind hingegen kaum zu finden.
Es geht weiter in Richtung Innenstadt, vorbei an Forstinger, Möbelix, einem
Baumarkt und einigen Lebensmittelmärkten. Schon liegt da rechter Hand das
nächste Fachmarktzentrum. Das Basta wurde 2009 eröffnet, die 12.500 m2
Verkaufsfläche sind voll besetzt. Großteils mit Textiliten wie C&A, Vögele,
Fussl, Gina Laura, Mister*Lady, NKD, Colloseum, Huber, aber auch Müller,
Tchibo, Hervis sind da. Auch hier ist der Parkplatz nicht schlecht belegt, und
auch hier wird das Trachtenthema in Geschäften gespielt, wo man es nicht
vermuten würde. Etwa bei Tchibo. Hier kostet das Dirndl immerhin schon
79,95 €, die Lederhose 89,95 €. Sieht auch etwas geschmackvoller aus als bei
Kik und New Yorker.
Einige Ketten wie Hervis und Fussl betreiben sowohl im Basta als auch im nur
zwei Kilometer entfernten Kauf-Park in Gralla Filialen – während zum Beispiel
C&A bei Eröffnung des Basta seinen Standort in Gralla aufgegeben hat.
Kurioses Detail: Beide Fachmarktzentren gehören übrigens zum Imperium der
lokalen Unternehmerfamilie Schmidt (u. a. Josef Schmidt Lederfabrik,
Schmidtnorm Fenster & Türen).
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Die Filialisten sind in den Eink trand.
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»Wir erwarten,
dass Roth eher
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die Stadt zieht,
als dass er uns
Kunden wegnimmt.«
Helmut Kresnik,
Modehändler
Aller guten Dinge sind drei. Neben Basta und Kauf-Park buhlt als dritter im
Bunde das EKZ Weinland um Kunden an der Leibnitzer Peripherie. Wichtigster
Kundenmagnet dort: H&M. Der schwedische Modehändler ist auch der Hauptgrund dafür, dass dieses Einkaufszentrum überhaupt existiert – schließlich ist
H&M bekannt dafür, sich nur in Innenstädten und Einkaufszentren anzusiedeln. In ein Fachmarktzentrum wie das gleich gegenüberliegende Basta wäre
der Modemarktführer also nie gegangen. Doch abgesehen von dieser einen
(wichtigen) Ausnahme hatte Investor Felix Bartolits bei der Mietersuche eher
schlechte Karten. Denn viele Handelsunternehmen entschieden sich lieber für
das Fachmarktzentrum, das nahezu gleichzeitig eröffnet wurde – vor allem
aufgrund der deutlich niedrigeren Mietpreise. Von den üblichen Filialisten
finden sich heute nur New Yorker, Pimkie und Bonita in dem durchaus ansprechend gebauten Center, dazu noch ein Intersport-Händler, ein Franchise-Shop
von Tom Tailor Denim und einige kleinere lokale Multilabel-Händler, die
großteils auf eher billige Ware setzen. Eine der Ausnahmen ist »Jeans-Style«,
eine Kleinstfläche, die mit Marken wie Pepe, Diesel, Desigual und Levi’s lockt.
Vor allem im Obergeschoß herrscht Tristesse, der Großteil der Flächen steht
leer. »Wir bauen für Sie um«, steht an den Fenstern, doch Bautätigkeit ist
keine zu sehen. Immerhin hat der Schuhhändler CCC soeben neu eröffnet. Und
erst im heurigen Frühjahr hat H&M seinen Laden umgebaut und vergrößert.
Auffällig ist dort die riesige Kinderabteilung. Zumindest an diesem Tag sind
im EKZ Weinland trotzdem die New-Yorker-Sackerln in der Überzahl. Vielleicht
weil’s bei H&M keine Dirndl gibt?
Endlich der Hauptplatz. Was kann bei diesem massiven Angebot an der
Peripherie noch für die Innenstadt übrig bleiben, fragt sich der gelernte
­Pessimist. Nun: jede Menge! Am Hauptplatz der Bezirkshauptstadt mit nicht
einmal 8.000 Einwohnern drängt sich Geschäft an Geschäft, Café an Café.
»Willkommen am schönsten Platz des Südens«, lautet der Werbeslogan, der
sich an vielen Eingangstüren findet. Das Modehaus Kresnik hat sich auf
hochwertige Damenmode spezialisiert und zeigt Schumacher, Moncler,
Strenesse, Marc Cain und Burberry. Dass sich Kresnik an »Damen, die das
ganz Besondere lieben« (so die Homepage), richtet, merkt man auch an den
Schaufenstern: Die Puppen tragen die Gesichter von Madonna, Marilyn
­Monroe, Naomi Campbell und Co. Das Vollsortimentshaus Kappaun deckt den
Mainstream ab und setzt auf Brax, Betty Barclay, Gerry Weber, Marc O’Polo
usw. Wäsche, Wohntextilien und Meterwaren runden das große, drei Etagen
umfassende Angebot ab. Die Boutique S!S! bringt hochwertige HAKA aller
Boss-Linien sowie Trendmarken wie Napapijri. Ein Multilabel-Laden für junge
Mode hat Marken wie Vero Moda, Only und Chilli im Angebot. Und dann gibt
es noch Monolabel-Stores von Esprit, Tally Weijl, Zero, Palmers, Street One,
Cecil, s.Oliver, Benetton und hochwertige Trachtenmode von Gössl. Und das
ist nur das Bekleidungsangebot. Das große Schuhhaus Nagl wirkt mit seinem
umfassenden Markenangebot kompetent und modern, ein wichtiger Frequenz­
bringer ist außerdem der Haushalts-, Gartenbedarfs- und Hartwarenhändler
Kada, der auf gut 2.000 m2 eine Sortimentsbreite anbietet, die man heute
kaum noch wo findet. Dazu gibt es noch die üblichen Banken, Handy-Betreiber,
Versicherungen, Drogerien, Trafiken, Ämter und ein hochklassiges, abwechslungsreiches Gastronomieangebot. Wer in einem der schicken Schanigärten,
z. B. beim Café Elefant, ein Gläschen Sauvignon blanc von der südsteirischen
Weinstraße ordert, beginnt den Slogan vom »schönsten Platz des Südens«
tatsächlich zu glauben.
Geballte modische Kompetenz. Die Grazergasse zweigt direkt vom Hauptplatz ab und ist eher ein Ort für Nischenkonzepte. Elfie Morocutti bietet in
ihrer Boutique seit 2007 Mode u. a. von Rinascimento und Ana Alcazar an.
Peter Skazedonig betreibt einen kompetenten Store mit hochwertiger Sportswear von Gant, Hilfiger Denim, Fred Perry, Guess u. a. in einem beeindruckenden Gewölbe aus rohen, roten Ziegeln. Erst diesen Sommer begonnen hat die
TZ 19 2014 39
© Stadt Leibnitz
»Die Politik kann
gar nichts ausrichten. Wir brauchen
die Unternehmer!«
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Helmut Leitenberger,
Bürgermeister
Der Hauptplatz ist befahrbar und dient auch als Parkplatz.
Stadtentwicklung statt Marketing. Gebäude­
zusammenlegungen, eine blühende Innenstadt
trotz Einkaufszentren am Stadtrand: Was hier so
einfach klingt, ist nicht selbstverständlich, sondern
40 TZ 19 2014
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liebevoll gestaltete Boutique Trend Collection by
Marina, die vor allem italienische Promptware
anbietet. Alteingesessen hingegen ist die Trachtenhändlerin Christa Peterka (C&R Trachten). Ihr
Angebot umfasst so gut wie alle wichtigen Marken, von Sportalm und Schneiders über Spieth &
Wensky und Allwerk bis hin zu Mothwurf und
Lodenfrey. Nicht alles funktioniert: Die hochwertige Dessous-Boutique Luxsous mit Marken wie
Wolford, Hanro, Aubade, Chantelle und La Perla
war wohl vom Konzept her doch zu spitz für eine
8.000-Einwohner-Stadt. Und auch die ÜbergrößenBoutique MM Rubens musste für immer schließen.
Seit Ende August hat Leibnitz ein weiteres, ein
besonderes Handels-Highlight: das Modehaus
Roth. Auf 1.500 m2 zeigt der steirische Local Hero,
was Mode heute ist (siehe auch ÖTZ 17/14). Aus
Stadtentwicklungssicht die wichtigste Besonderheit des neuen Modehauses: Um die gesamte
Verkaufsfläche ebenerdig unterzubringen, wurden
die Erdgeschoßzonen zweier benachbarter Häuser
zusammengelegt. In einem der beiden Häuser war
vor Ewigkeiten einmal ein Meinl-Lebensmittelmarkt untergebracht. Bereits seit dem Jahr 2000,
als Julius Meinl aus dem Lebensmittelhandel ausstieg, standen die 1.000 m2 direkt am Hauptplatz
leer. Im anderen Haus war bis vor Kurzem ein
1.200 m2 großes Farben-, Bastel- und Hobby­
bedarfsgeschäft beheimatet, das den Eigentümern
schon längst zu groß war. Heute hat der Farbenhändler sein Geschäft auf die Hälfte verkleinert,
den Rest mit dem Leerstand des Nachbars zusammengelegt – und an Roth vermietet.
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das Ergebnis von viel Arbeit. Denn es war nicht immer alles rosig in der Stadt
an der südsteirischen Weinstraße. »Leibnitz war immer eine klassische Einkaufsstadt«, erzählt der bekannte Innenstadtentwickler Karl Schörghuber.
Ȇber Jahre gab es hier Passantenfrequenzen von ca. 45.000 Personen pro
Woche. Mit der Entstehung der Einkaufszentren am Stadtrand setzte vor rund
zehn Jahren ein Abwärtstrend ein. Zwischen 2009 und 2012 hat die Frequenz
dann bei nur noch 30.000 Personen stagniert.« Es war klar: Man muss etwas
tun. Die Werbegemeinschaft »Leibnitz lädt ein« gibt es schon seit rund
15 Jahren und sie kümmert sich seither erfolgreich um – wie der Name schon
sagt – Werbemaßnahmen. Doch das war nicht genug. Mit viel Überzeugungsarbeit wurden schließlich Stadtgemeinde, Tourismusverband, alle sieben vor
Ort vertretenen Banken und die wichtigsten Hauseigentümer der Innenstadt
mit »Leibnitz lädt ein« an einen Tisch gebracht. Gemeinsam wurde ein
­Standort- und Stadtentwicklungsplan ausgearbeitet – und Geld in einen Topf
­eingezahlt. Geld, das ausdrücklich nicht für Marketingmaßnahmen verwendet
wird, sondern für nachhaltige strukturelle Veränderungen. Den Auftrag bekam
das Team von Karl Schörghuber.
Eines der Steckenpferde Schörghubers ist das Marktwesen: »Heute ist ein
Hauptplatz die eierlegende Wollmilchsau: Er ist Parkplatz, Durchzugsstraße,
Geschäftszeile, Marktplatz und dann soll er auch noch ein Ort zum Wohlfühlen
sein. Doch ursprünglich konzipiert ist der Platz eigentlich als Markt.« Diese
Funktion will Schörghuber wieder in die Innenstadt zurückholen. Als erster,
steiermark
kurz- und mittelfristig wirksamer Schritt der Stadtentwicklung wurde deshalb
in Leibnitz der wöchentliche »Südsteiermarkt« entwickelt. Jeden Freitag gibt
es am Hauptplatz nun auf einer Länge von ca. 100 m Stände mit lokalen
Köstlichkeiten und Frischeprodukten. Laut Schörghuber lockt der Markt seit
dem Sommer des Vorjahres jeden Freitag mehr als 8.000 Besucher in die
Stadt. Die gesamte Wochenfrequenz wurde so bereits im ersten Jahr auf
35.000 Personen gesteigert. Zusätzlich gibt es Spezialmärkte, etwa zu Ostern
oder zu Martini, unregelmäßig finden auch Flohmärkte statt.
Immobilien-Management. Langfristig geht es Schörghuber aber um die
Immobilienentwicklung. Vergleichbar mit der Rolle eines Centermanagers in
einem Einkaufszentrum will der Stadtentwickler die vorhandenen Flächen
bestmöglich nutzen – siehe Modehaus Roth. »Üblicherweise denkt jeder
Hausbesitzer nur an seine eigene Immobilie«, erklärt Schörghuber. »Was ich
einbringe, ist das übergreifende Denken. Jeder, der mit Immobilien zu tun hat,
sagt: Häuser zusammenlegen – das geht nicht! Wir sind dazu da, die Leute
gemeinsam an einen Tisch zu bekommen, miteinander zu reden. So können
dann doch plötzlich Lösungen entstehen. Im Falle der heutigen Roth-Vermieter
hatten sich schon beide jahrelang gedacht, es muss irgendetwas geschehen,
doch keiner wusste, was.« Dass man beide Flächen zusammenlegen könnte –
und dann noch für eine so große Fläche einen Mieter finden könnte, hätte
niemand für möglich gehalten. Doch Schörghuber klopft auch bei potenziellen
Mietern an und hat dabei immer den gesamten Branchenmix der Innenstadt
im Auge. Neben dem Modehaus Roth war man auch mit der Rewe-Gruppe im
Gespräch. Doch nicht nur der Handel, sondern auch Gastronomie, Dienst­
leistungen, Ärzte, Hotellerie oder Ämter werden in die Überlegungen einbezogen. Dass bei der Innenstadtentwicklung auch die Baurechtsabteilung der
Gemeinde mit am Tisch sitzt, erleichtert die Umsetzung der Vorhaben weiter.
So kommt Bewegung in starre Fronten, und Flächen, die seit zehn Jahren leer
standen, füllen sich plötzlich mit Leben. Das lässt auch andere Investoren
hellhörig werden.
So planen die Gebrüder Alexander und Robert Schmidt nach ihren Investi­
tionen in die Fachmarktzentren Basta und Kauf-Park nun auch ein großes
innerstädtisches Projekt, das gleich drei benachbarte Häuser umfasst.
1.700 m2 Geschäftsflächen, 1.900 m2 Büros, eine Tiefgarage und 3.000 m2
Wohnungen sollen direkt am Hauptplatz entstehen. Auch bei der Unternehmerfamilie Kada denkt man an eine deutliche Vergrößerung am eigenen
Standort. Gedacht ist auch an die Gründung eines »Südsteiermark-Hauses«
mit lokalen und regionalen Angeboten. Und schließlich soll auch eine bestehende, deutlich in die Jahre gekommene Einkaufspassage wieder revitalisiert
werden. »Man muss sich mit den Eigentümern beschäftigen, Möglichkeiten
aufzeigen und die Nachfrageseite ankurbeln«, stellt Schörghuber klar. »Das
ist der Knackpunkt.«
Vorbild für ganz Österreich. »Fraglos bringen auch die Aktivitäten der
Gruppe Schörghuber, wie der Wochenmarkt, einiges an Frequenz zurück in die
Stadt«, sagt Helmut Kresnik, Inhaber von gleich fünf Geschäften am Hauptplatz, darunter das hochwertige DOB-Haus Kresnik Woman. Der Unternehmer
hat eine interessante Beobachtung gemacht: »Wir tun uns in der Stadt derzeit
umso schwerer, je billiger die Marke ist, und umso leichter, je hoherpreisiger
das Angebot ist. Der Kunde, der Qualität sucht, kommt sehr gerne in die
Innenstadt. Deshalb möchten wir mit Kresnik Woman auf jeden Fall expandieren.« Vor allem die jüngeren Kunden seien jedoch schwerer in die Stadt
zurückzubekommen, da helfe auch der Wochenmarkt nichts. »Der ist für
35 plus«, so Kresnik. Dass die Jungen die Innenstadt eher scheuen, hängt laut
Kresnik auch mit dem Thema Verkehr zusammen: »Die schätzen das Einkaufszentrum, weil es so einfach ist. Man kann mit dem Auto bis vor die Türe
fahren, braucht nichts zu zahlen, geht schnell shoppen – und ist schon wieder
weg. In einer gewachsenen Stadt ist das schwieriger.«
Einem anderen Handelsexperten, Hannes Lindner, dem Geschäftsführer von
Standort + Markt, ringt Leibnitz Hochachtung ab. »Mit der wuchernden
Fachmarktzone Leibnitz/Wagna/Gralla galt der Handelsstandort lange Jahre
als überbesetzt und die Innenstadt als todgeweiht. Doch mit viel Ambiente,
hoher Aufenthaltsqualität, hochwertiger Gastronomie und einem echt guten
Fashion-Angebot hat die Innenstadt sehr gut dagegengehalten. Das ist mehr
als beachtenswert. Möglicherweise ist Leibnitz da ein Vorzeigebeispiel für
ganz Österreich.« Lobend zu erwähnen sei dabei insbesondere die Risiko­
bereitschaft der lokalen Unternehmer, so Lindner.
Und tatsächlich scheint es so, als wäre es vor allem der lokalen Unternehmerschaft zu verdanken, dass die gesamte konsumige Mitte nicht wie
anderswo im Einkaufszentrum vor den Toren der Stadt anzutreffen ist,
­sondern mittendrin, am Hauptplatz: Die Familie Kresnik betreibt dort neben
ihrem Premium-DOB-Geschäft auch die Stores von Esprit, Tally Weijl, Zero
und Edc. Kappaun führt neben dem Stammhaus auch Shops von Palmers und
Street One. Der Schuhhändler Nagl ist Franchisenehmer von s.Oliver. »Natürlich haben wir alle auch Angebote bekommen, ins Einkaufszentrum zu übersiedeln«, berichtet Helmut Kresnik. »Aber wir haben uns alle, jeder für sich,
dazu entschieden, am Hauptplatz zu bleiben.« So sind es die lokalen Unternehmer, die Leibnitz zur starken Handelsstadt machen. Als lokaler Unter­
nehmer, der die Mitte weiter stärkt, zählt nun auch das Modehaus Roth. Als
der Leibnitzer Bürgermeister Helmut Leitenberger bei der Eröffnung gefragt
wurde, was die Politik dafür getan habe, dass sich Leibnitz derzeit so gut
entwickle, antwortete dieser mit entwaffnender Offenheit: »Die Politik
alleine kann gar nichts ausrichten. Wir brauchen die Unternehmer!« mf
Leibnitz …
Die südsteirische Bezirkshauptstadt
zählt nicht einmal 7.900 Einwohner.
Doch sie ist das Zentrum einer
­großen, boomenden Region im Süden
der Landeshauptstadt Graz. Seit die
Grenze zur Nachbarregion Slowenien
aufgegangen ist, hat der Bezirk Leibnitz seine Einwohnerzahl um 6.000
Personen auf 78.000 Einwohner
gesteigert. Die Stadt selbst hat zwischen 2001 und 2014 1.000 neue
­Bürger gewonnen. Auch der Bezirk
Radkersburg (23.000 Einwohner) und
Teile von Deutschlandsberg (60.000
Einwohner) orientieren sich wirtschaftlich in Richtung Leibnitz.
Trotz der Nähe zu Graz (40 km) und der
Shopping City Seiersberg (33 km) ist
die Stadt ein traditionell wichtiger
Handelsstandort: Mit 1.400 Arbeitsplätzen ist der Handel der bei Weitem
größte Arbeitgeber. Im Aufwind
begriffen ist auch der Tourismus,
der immer mehr Menschen an die
südsteirische Weinstraße lockt.
TZ 19 2014 41
salzburg
Altstadt-Atmosphäre prägt
die Gemeinde Hallein.
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Altstadt
In Hallein sind junge Händler
mit frischen Konzepten auf
dem Vormarsch und ergänzen
das individuelle Angebot der
Altstadthändler.
Historisches Ambiente. Denn Hallein hat den
Kunden etwas ganz anderes zu bieten: eine wirklich schöne Altstadt. Im Jahr 1198 ist der Ort erstmals urkundlich erwähnt und die Stadt ist stolz auf
ihre lange Tradition. So wurde in den letzten Jahren auch fleißig investiert, um die Altstadt ansehnlich und lebenswert zu gestalten. Zum Beispiel in
42 TZ 19 2014
Alle bilder © Stadt Hallein / Adi Aschauer
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n nur 25 Minuten Autofahrt gelangt man von
einer der berühmtesten Einkaufsdestinationen
Österreichs, der Salzburger Getreidegasse, ins
Zentrum der Stadt Hallein. Und dennoch schafft es
der Ort immer mehr, sich gegen die große Konkurrenz zu behaupten. Das ist nicht zuletzt auch dem
Engagement der Bürger und Handeltreibenden zu
verdanken.
Rund 20.000 Menschen leben direkt in Hallein, gut
58.000 Einwohner zählt der politische Bezirk, dessen Hauptstadt die Gemeinde am Ufer der Salzach
ist. Dabei ist bemerkenswert, dass trotz der großen Nähe zu Salzburg die Bevölkerungszahl seit
Beginn der Aufzeichnungen noch nie zurückgegangen sondern stetig gestiegen ist. Ein Vorteil, der
sich dem Handel in Hallein bietet: Die Stadt liegt
bei der Kaufkraft laut den Experten von RegioPlan
mit einem Indexwert von 104 klar über dem Österreich-Durchschnitt. Das entspricht einer jährlichen
Pro-Kopf-Kaufkraft von 20.852 €. Der gesamte
Bezirk Hallein liegt mit 19.976 € pro Nase und Jahr
exakt im bundesweiten Schnitt. Die größte Herausforderung für die Stadt ist es, diese Kaufkraft
auch im Ort zu halten. Keine leichte Aufgabe,
wenn man das Umfeld bedenkt. »Viele Halleiner
arbeiten in Salzburg, sind also Tagespendler«,
erläutert RegioPlan-Geschäftsführer Wolfgang
Richter die Schwierigkeit, vor der die Gemeinde
steht: »Die kommen dann am Arbeitsweg natürlich
auch immer an anderen Einkaufsmöglichkeiten
vorbei.« Gerade die Salzburger Alpenstraße mit
ihren großen Handelsflächen und dem im Umbau
befindlichen gleichnamigen Shoppingcenter sowie
natürlich der nahe Europark und das Outlet Center
können Kaufkraft abziehen. Doch die Welt der
riesigen Flächen und Einkaufszentren ist die des
Halleiner Handels nicht – und vielleicht hat man
gerade hier ein Erfolgsrezept gefunden.
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academy
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In Verbindung mit dem Umdasch
Architektur- und Design-Forum
6. November 2014
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eine Fußgängerzone mit hübschem Kopfsteinpflaster – wobei sich hier wie
immer die Geister scheiden, Stichwort High Heels. Der Fokus liegt auf der
Erhaltung des historischen Stadtbildes mit seinen alten Fassaden und kleinen
Gassen. Besonders stolz ist man auf das Kelten- und das Stille-NachtMuseum. Conrad Franz Xaver Gruber, Komponist des wohl berühmtesten
Weihnachtsliedes, lebte lange Zeit in Hallein. Sein Grab ist das einzig noch
bestehende des aufgelassenen Friedhofs neben der Halleiner Stadtpfarr­
kirche. Aber die Stadt will eben nicht nur Sightseeing-, sondern auch Shopping-Destination sein. So lockt Hallein etwa im Sommer mit dem monatlichen
Moonlight-Shopping, bei dem die Kunden bis 22 Uhr einkaufen können.
Untermalt wird die Veranstaltung von Musik und Modenschauen im historischen Ambiente. Das Italien-Festival zaubert mediterranes Flair in die Stadt.
Und: Hallein hat eine eigene Währung. Um die Kaufkraft im Ort zu binden,
wurde auf Initiative einiger Betriebe der »Halleiner« eingeführt. Statt des
üblichen Gutscheins setzt man hier auf eine mit Keltenmaske und Salzträger
geschmückte Münze im Wert von je 10 €.
Betritt man die Altstadt über die Stadtbrücke, gelangt man über die SigmundThun-Straße mit der Buchhandlung Leseträume, dem Gasthof Halleiner Stadtkrug, C&A und Benetton auf den Bayrhamerplatz. Hier wie auch in der rest­
lichen Innenstadt hat sich heute ein einladender Mix aus Gastronomie,
Mode- und anderen Händlern etabliert. Clockhouse, das Young-FashionKonzept von C&A, sowie CBR erwarten die Kunden am belebten Platz. Biegt
man rechter Hand Richtung Kornsteinplatz ab, entdeckt man zwar noch einen
Shop von Sisley, aber damit ist das Angebot an Filialisten auch schon ziemlich
am Ende angelangt. Denn in der Halleiner Altstadt haben die individuellen
Einzelhändler das Sagen. Am Kornsteinplatz sind das etwa das Mode- und
Trachtenhaus Herzerl sowie der Store von Ganzer. Letzterer liegt am Ende des
großzügigen Platzes und präsentiert seine Damen- und Herrenkollektionen
unter einer eindrucksvollen Gewölbedecke. Ein trauriges Bild dagegen gibt
die anschließende schmale Postgasse ab: Mindestens drei Leerstände auf
beiden Straßenseiten, die Auslagen sehen aus, als hätten in ihnen früher
Schmuck und Juwelen auf zahlungskräftige Kundschaft gewartet. Lediglich
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»Die Kunden aus
Salzburg schätzen
das individuelle
Halleiner Angebot.«
Johannes Weißenbacher,
Modehändler
44 TZ 19 2014
eine Filiale der Post bringt Menschen in dieses
Gässchen. Obwohl der Straßenname anderes
­vermuten ließe, ist diese Filiale noch recht neu. Bis
vor Kurzem gab es nämlich überhaupt keine Poststelle in der Altstadt. Das ist aber erst der Anfang.
Denn vor nicht allzu langer Zeit hat die Gemeinde
einen Teil der Gebäude an die ortsansässige Konditorei Braun verkauft. Diese kann den Neuerwerb
an ihre bestehenden Räumlichkeiten anschließen
und wird die Postgasse hoffentlich bald wieder mit
Leben füllen.
Junger Geist. Am Kornsteinplatz finden sich aber
nicht nur alteingesessene Händler. Denn hier ist
auch der erste der jungen Generation zu Hause,
die in Hallein nach vorne prescht. Johannes
­Weißenbacher ist Mitte 20 und eröffnete bereits
vor vier Jahren seinen Herrenmoden-Shop
­Johannes. Sehr cool, sehr modern und dank des in
Grau gehaltenen Gewölbes fast wie ein Tunnel
wirkt sein Laden, in dem er Mode von Diesel,
Scotch & Soda und Replay, Pierre Cardin, Brax und
Bugatti oder auch 2964 Garmisch, Luis Trenker und
Wallmann anbietet. Auch er bemerkt die Veränderungen in der Stadt: »In den letzten Jahren ist die
Einkaufsstimmung sehr gut geworden, vor allem,
weil viele Junge Geschäfte aufgesperrt haben.«
Dass gerade diese Jungen nach Hallein kommen,
hat gute Gründe: »Natürlich ist es nicht ganz
leicht, die Kunden hierher zu bringen. Auf der
anderen Seite ist der Anfang durch die niedrigeren
Mieten als etwa in Salzburg einfacher.« Weißenbacher darf aber sehr wohl Kunden aus Salzburg,
Kuchl und Golling sowie aus dem Pinzgau und
Pongau empfangen. Was ihn persönlich zu einem
Laden in Hallein veranlasst hat, wird mit Blick
auf die Familie klar. Denn seine Mutter ist die
­Inhaberin der nur einen Steinwurf entfernten
­Boutique Herzerl.
Wandert man vom Bayrhamerplatz bergauf Richtung Stadtpfarrkirche, kommt man in der Fußgängerzone Unterer Markt an vielen kleinen Boutiquen
wie Fragolina oder Zilli vorbei. Vielleicht liegt auch
hier einer der Gründe dafür, dass die großen Filialisten nicht allzu stark in der Stadt vertreten sind.
Denn die steinalten Gebäude bergen Tücken für
den Handel. »Aufgrund der Gebäudestruktur kann
man eigentlich keine optimale Handelsfläche
bauen«, weiß auch Wolfgang Richter von RegioPlan: »Stufen und denkmalgeschützte Lochfassaden, also solche, in denen man kein Schaufenster
einrichten kann, erschweren hier die Errichtung
eines Shops. Das ist Fluch und Segen einer historischen Innenstadt.« Viele der Händler wollen aber
gerade diesen althergebrachten Charme erhalten.
So wie Lukas Grundtner, der die Außenfront seines
Ladens am Unteren Markt genauso belassen hat,
wie sie in den 80 Jahren zuvor als Schreibwarenhandlung ausgesehen hat – inklusive des Namens
Gemeinsinn. An einem Namen kommt man im Halleiner Modehandel nicht
vorbei: Sport & Mode Reyer. Der Store liegt zwar nicht direkt in der Altstadt,
aber dort hätte die 1.500 m2 große Lifestyle-Welt wohl auch nicht genügend
Platz gefunden. Bereits 1924 legten Robert und Auguste Reyer den Grundstein
für den Familienbetrieb, der heute in dritter Generation von Karl Reyer und
Alexandra Reyer-von Arnim geführt wird. Seit sie das Haus im Jahr 2000
übernommen haben, arbeiten sie stetig am modernen Anspruch des Hauses –
nicht nur, was die Mode betrifft. Die Kunden erwartet neben Marken wie
Allude, Canada Goose, Diane von Furstenberg, Etro, Hackett London, Lili Radu
und Zoe Karssen auch ein überaus einladendes Ambiente mit Lounge inklusive Kamin, Bar und begrünter Terrasse. Mit ihren Events wie dem gerade
über die Bühne gegangenen »Art meets Fashion« tragen die Reyers auch viel
zum aktiven Leben der Modeszene in Hallein bei. Ebenso engagieren sich die
Jungen in der Altstadt, indem sie sich etwa mit einer Modenschau am
­Moonlight-Shopping beteiligen oder gleich ganz eigene Veranstaltungen im
Stadtkino auf die Beine stellen.
Selbstverständlich gibt es in Hallein nicht nur Individualkonzepte. Einige
große Ketten finden sich auch hier, etwa eine Filiale von Vögele an der
­Salzachtal Straße oder ein großes Interspar-Zentrum inklusive Hervis sowie
Takko, Deichmann, Reno und NKD in der Europastraße. Doch den größeren
Teil macht der inhabergeführte Einzelhandel aus. Diese Entwicklung in der
Stadt soll weiter vorangetrieben werden. So entstand vor nicht allzu langer
Zeit die Initiative »Gemeinsam für Hallein« von Geschäftsleuten und Privatpersonen. Ihr Ziel ist es, die Einwohner zunehmend im Ort zu halten. Gerade
in den letzten Jahren sind immer mehr junge Familien nach Hallein gezogen,
wo die Grundstückspreise noch unter denen in Salzburg liegen. Die Infra­
struktur ist familienfreundlich, denn mit 18 Schulen und um die 6.000 Schülern
gilt die Gemeinde als Schulstadt. Darunter findet sich auch die Modeschule
Hallein – übrigens die einzige katholische Privatschule ihrer Art. Hier werden
die Schwerpunkte Modedesign und Grafik sowie Modemarketing und Visual
Merchandising unterrichtet. Und zwar ausschließlich in Englisch. Die Schülerinnen und Schüler sind mit ihren Modenschauen und Präsentationen ebenfalls ein aktiver Teil des Modegeschehens in der Region. An der gepflegten
historischen und mit Blumenkästen geschmückten Fassade des Halleiner
Rathauses am Schöndorferplatz prangt der Spruch: »Was hier geschieht,
jeden gehts an, Gemeinsinn helfe mit daran.« Ein Wort, das sich der Halleiner
Handel offenbar zu Herzen genommen hat.
BN
www.roeckl.com
des Vorbesitzers. Der heutige Store-Name, Grundtner & Söhne, ist nur klein
an der Scheibe der Auslage zu lesen. Obwohl er anderes vermuten lässt, gibt
es den Shop erst seit 2011. Lukas Grundtner gründete ihn gemeinsam mit
seinem Vater Wilfried und seinem Bruder Simon. Das Gebäude ist 600 Jahre
alt und beheimatete früher die Stallungen der Finanzprokuratur sowie danach
die bereits erwähnte Schreibwarenhandlung. Grundtner hat an dem charmanten Gewölbe alles unverändert gelassen, lediglich die Böden wurden gebeizt.
Dies bildet nun den Rahmen für einen progressiven und innovativen Mix an
europäischen und amerikanischen Herren-Labels wie A Kind of Guise, French
Trotters, Gitman Vintage, Opening Ceremony, Sandqvist, Sperry Top-Sider
oder Stutterheim. Bruder Simon studiert an der Angewandten in Wien und hat
bereits den Indie Magazine Award gewonnen. Demnächst kommt seine kleine
Capsule Collection in den Store. Auch Lukas Grundtner schätzt das Einkaufsambiente von Hallein: »Wir haben heute hier eine starke ­Einzelhandelsstruktur,
die sehr breit gefächert und unterschiedlich ist. Durch dieses individuelle
Angebot können wir uns auch von Salzburg unterscheiden.« Sein Shop lebt
von der Stammkundschaft – und die kommt auch mal von weiter her. Obwohl
er sehr viele Kunden aus Hallein hat, fahren die Leute auch aus dem Pongau
und Bad Reichenhall zu ihm in die Altstadt. Besonders viel Liebe stecken die
Grundtners jedes Mal in ihre Lookbooks, in denen sie ihr neuestes Angebot
modern und frisch präsentieren. Das nächste ist gerade in Produktion.
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»Vom Flair geflasht«
Die fünftgrößte Stadt
Niederösterreichs punktet mit
Kultur, Bildung und einmaligem
Altstadtambiente. Doch wie
steht’s ums Modeshopping im
Zentrum?
46 TZ 19 2014
er kennt sie nicht, die Venus von
­Willendorf mit den üppigen weiblichen
Rundungen, Österreichs bekanntestes
Fundstück? Allerdings: Es gibt eine zierliche Dame,
die noch 7.000 Jahre älter ist: Fanny vom Galgenberg. Die Figurine aus grünem Serpentin wurde im
Zuge von Ausgrabungen 1988 auf Kremser Boden
gefunden, die Radiokohlenstoffdatierung weist eine
Entstehung vor 32.000 Jahren nach. Wesentlich
mehr besprochen als das Artefakt aus der Altsteinzeit wurden – zumindest im Kreis der Altstadtkaufleute – die Schaufensterpuppen von Herrenmoden
Kaltenböck. Die hatten zwar »nur« rund 50 Jahre auf
dem Buckel, erregten aber mit finsterem Gesichtsausdruck und unschönen Gebrauchsspuren das
Missfallen der Kollegenschaft, denn damit könne
man doch heutzutage kein Geschäft mehr machen.
»Hat er halt die Köpfe abmontiert, aber die Puppen
sind geblieben. An denen ist er sehr gehangen, der
alte Herr Kaltenböck«, erinnert sich Adolf K­ rumbholz,
der Nachbar von schräg vis-à-vis an der Unteren
Landstraße. Seit gut einem Jahr steht nun eine der
größten Verkaufsflächen in der als UNESCO-Weltkulturerbe deklarierten Innenstadt von Krems leer.
Uralte Schwarz-Weiß-Fotos in den Auslagen erinnern noch an Zeiten, als eine Schar Schneider
eigene Herrenmode produzierte, man fröhliche
Betriebsausflüge pflegte und sich zum Fasching
kostümierte. »128 Jahre Mode Kaltenböck sagen
Dankeschön« ist in den unbeleuchteten Schau­
fenstern zu lesen, daneben werden 550 m² Verkaufsfläche zur Vermietung ausgelobt. Auch eine
der beleibten Schaufensterfiguren hält Stellung,
nun wieder mit Kopf. Dipl.-Ing. Erich Otto Kaltenböck, der 1955 als dritte Generation in den elterlichen Betrieb einstieg und vor sechs Jahren verstarb,
leistete sich den Luxus, gegenüber dem Modehaus
ein weiteres 70-m²-Geschäft ausschließlich als
Schaufensterpassage zu betreiben. Auch dieser
nunmehrige Leerstand stört das Bild der adretten
Fußgängerzone und wirkt offensichtlich ansteckend:
So finden sich im Umfeld von Monolabel-Stores wie
Cecil, Street One, More & More und Benetton noch
weitere Auslagen mit »zu vermieten« hinter den
Scheiben. Einen Hingucker der positiven Art stellt
dagegen der Marc-O’Polo-Laden dar, der – neben
sechs weiteren Stores gleicher Marke in Wien und
Niederösterreich – zur F. Haanl Modehandels GmbH
gehört. Es ist vor allem die Kombination aus mittel-
»Die strengen Bauauflagen in der
historischen Altstadt verhindern
den Einzug von
Großflächenkonzepten.«
niederösterreich
abgelegener grüner Zone (Dauerparken für Anrainer mit Haupt- oder Nebenwohnsitz bzw. Langzeitparken um eine 2-€-Tagesgebühr) steht unter Diskussion,
am letzten Septemberwochenende fand eine Bürgerumfrage statt. Zur Wahl
stand die Beibehaltung des Systems oder ein vom Park­ausschuss ausgearbeitetes neues Modell. Das sieht u. a. eine Ausdehnung der blauen Zone mit einer
Stunde Gratisparken (zum Vorteil von Stadtbesuchern und Touristen) und eine
großräumige Ausweitung der ebenfalls gebührenpflichtigen grünen Zone (zum
Nachteil von Beschäftigten und Bewohnern) vor. Die Bürger von Krems sprachen
sich 75,8 % zu 24,2 % für das derzeit bestehende Parksystem aus.
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Adolf Krumbholz,
Vorsitzender der UBK
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alterlicher Bausubstanz, gotischen Gewölben und barocken Fassaden, die den
Flair der Kremser Fußgängerzone ausmacht. Stimmt dann auch noch das Visual
Merchandising, dann sind Modeshops solcher Art richtige Schmuckkästchen.
Hauptproblem Parken. Zu den Traditionshäusern zählt Firma Krumbholz,
nächstes Jahr feiert das Textilhaus 85-jähriges Bestandsjubiläum. Heimtex,
Berufsbekleidung, Tag- und Nachtwäsche sowie Herrenartikel und DamenChosen sind die Domäne des zu seiner Gründung nur 30 m² großen Geschäfts.
Adolf Krumbholz »der Dritte« ist aktuell Chef über zwei Verkaufsetagen und zwei
Computerstickmaschinen. Und er ist ein ausgewiesener Kenner der Kremser
Wirtschaftsszene. Ihm ließen Missstände in der Stadtpolitik den Kragen platzen
und so gründete er die UBK (Unabhängige Bürgerliste Krems), die prompt zwei
Mandate gewann und damit die Bürgermeisterin aus ihrem Amt hebelte. Wo
liegen aus der Sicht eines Gemeinderats und Altstadtkaufmanns die Probleme
von Krems? »Einerseits können sich keine großen Betriebe ansiedeln, weil die
Häuser historisch bedingt klein und die Bauauflagen äußerst streng sind. Als
Zugpferde und Frequenzbringer hätten wir aber gerne Media Markt oder H&M
in unserer Innenstadt gehabt. Und andererseits gibt’s natürlich das massive
Parkproblem.« Die Lage der langgezogenen Stadt zwischen Donau und Weinbergen macht Abstellplätze zur Mangelware. Die Bewirtschaftung mittels
­zentrumsnaher blauer Zone (drei Stunden Kurzparken, 1 € je Stunde) und eher
Citymanagement verweigert. Adolf Krumbholz schmerzt auch, dass die einst
weit gediehene Suche nach einem Vollzeit-Citymanager – inklusive der vom
Handel bereits bezahlten Ausbildung einer geeigneten Kandidatin – von der
Ex-Rathauschefin plötzlich nicht mehr mitgetragen wurde. Der Textilhaus­
betreiber ist Schriftführer im Verein der Kremser Kaufmannschaft mit rund
100 Mitgliedsbetrieben. Initiiert und organisiert werden u. a. Faschingsumzug,
Einkaufsnächte, Schnäppchen- und Töpfermarkt, Perchtenlauf und weitere
Adventveranstaltungen. Mit dem zweitägigen Altstadtfest »Alles Marille« im
Juli stößt man an den Plafond ehrenamtlicher Zumutbarkeit trotz zugekauftem
Eventmanager: »Das Fest ist stetig gewachsen, heuer zählten wir alleine
50 Autobusse, die uns von auswärts anfuhren – jetzt geht’s ohne Stadthilfe
nimmer!« Als Tool zur Kundenbindung hat man den »Kremser 10er« entwickelt –
eine Gemeinschaftswährung, die ursprünglich als Münze ins Leben gerufen
wurde und seit drei Jahren in Scheckkartenform im Umlauf ist – mit Hologramm
und QR-Code, der auf die Homepage www.kaufinkrems.at führt.
Kremser Originale. Nicht nur der »Kremser 10er« bedient sich des Stadt­
namens. Hochgelobt ist »Kremser Wein« auf Rieden, die zum Teil schon in der
Römerzeit bebaut wurden. Grüner Veltliner, Riesling und Blauer Zweigelt sind
die Hauptsorten, berühmte Weinbauflure heißen Pfaffenberg, Sandgrube,
­Herrentrost oder Frauengrund. Dem »Kremser Senf« ist eine Abteilung im Stadtmuseum gewidmet: Die einheimische Fabrikantenfamilie Hietzgern kreierte ihn
zu Beginn des 19. Jahrhundert, ab 1819 wurde er in alle Länder der Monarchie
verkauft. Objekte aus der Sammlung Mautner Markhof belegen, dass der
­»Original Kremser Senf« heute nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, in
Australien und in Südafrika geschätzt wird. Und sogar ein Modeaccessoire trägt
Krems in der Bezeichnung: Der »Kremser Hut« – eine klassische Unisex-Hutform
aus feinstem Hasenhaarfilz – ist in den Stadtfarben Schwarz und Gold gefertigt,
das abgewandelte Stadtwappen als Zierde soll symbolisch Politik und ­Wirtschaft
unter einen Hut bringen. Erhältlich ist das gute Stück im Hut- und Wäschesalon
Marianne an der Oberen Landstraße – in Sichtweite zu Intimissimi, Calzedonia,
Triumph und bald auch Hunkemöller, der im Oktober einem Sisley-Shop nachfolgt. Das mehr als 100 Jahre alte Unternehmen versammelt drei Generationen
hinter der Ladentheke, geführt wird der »Meisterstraße Austria«-Betrieb von
Modistin Helga Hintermeier. Dann gibt’s noch ein spezielles Kleidungsstück, an
dem man in Krems nicht vorbeikommt: der Kalmuck-Janker. Der Überlieferung
nach verwendete das westmongolische Reitervolk der Kalmücken das geraute
Baumwolldoppelgewebe mit dem typischen Karomuster als Satteldecke und
brachte es so in die Wachau. Zuerst waren es die Flößer, dann die Winzer, die
den robusten Stoff für ihre Arbeitsjacken verwendeten und noch heute in Ehren
halten. Die lange Tradition schützt nicht vor Rotstiftpreisen, aber diese zählen
bei Elfi Maisetschläger zum offensichtlich erfolgreichen Geschäftsprinzip:
­Kalmuck-Janker für sie und ihn gibt’s dauerreduziert in ihrem Outlet nahe dem
Steiner Tor, dem Wahrzeichen der Donaustadt. Die Trachtendesignerin begann
ihre Karriere als Schneiderin bei Respo Mode International, erwarb sich im
zweiten Bildungsweg kaufmännische Kenntnisse und machte sich 1992 – nach
sieben Jahren als Geschäftsführerin und Mitgesellschafterin in einem
­Modehaus – in Weitra selbstständig. Heute umfasst ihr Trachtenmodenreich
vier Standorte mit mehr als 1.500 m² Verkaufsfläche.
TZ 19 2014 47
niederösterreich
Platzhirsch und EKZ. Mittagspause oder gar ein gesperrter Samstagnachmittag sind für Jutta Pemsel kein Thema. Mit dem zweiten Flagship-Store (1.300 m²
groß, zwei Dutzend Modeberater stark) ihrer Kaufstrasse nimmt sie den Status
des Platzhirschen unter den Modefachgeschäften ein. Zusätzlich betreibt die
Bundesgremialobfrau des Handels mit Mode und Freizeitartikeln in der Wirtschaftskammer Österreich noch drei weitere Geschäfte in prominenten Lagen
an der Kremser Landstraße. K1 ist vor Jahren aus der Beendigung der Franchise­
partnerschaft mit Vero Moda entstanden, das Multilabel-Young-Fashion-­
Sortiment für Damen rekrutiert sich trotzdem überwiegend aus Labeln der
Bestseller-Gruppe. Seit März dieses Jahres residiert in einem der schönsten
Altstadthäuser ein Tom-Tailor-Denim-Laden. Ein Palmers-Shop – ebenfalls in
Franchise geführt – macht das Quartett komplett. Wo liegt für die erfolgreiche
Unternehmerin aus Mistelbach der Reiz von Krems als Filialstandort? »Da
kommen mehrere Faktoren zusammen. Mit rund 25.000 Einwohnern ist es für
Österreich eine relativ große Bezirksstadt mit reichlich Distanz zu starken
­Zentren wie Wien oder Linz. Es tut sich hier viel in Sachen Kultur, Bildung und
Tourismus. Durch das besondere Ambiente funktioniert die Fußgängerzone sehr
gut. Es war nicht immer so, aber heute kann man sagen, dass Krems eine
­prosperierende Stadt ist.« In der Tat ist die Kunstmeile Krems (mit den
­Flaggschiffen Kunsthalle, Karikaturenmuseum und dem Forum Frohner) ein
Ausflugsziel mit internationaler Anziehungskraft. Und unter den annähernd
30 Schulen und Hochschulen mit 15.000 Schülern und Studierenden tun sich
einige ­Bildungseinrichtungen besonders hervor. So ist die HLM eine von drei
48 TZ 19 2014
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Boutiquenvielfalt. Trachten der gehobenen Art (Gössl, Schneiders, Lodenfrey
etc.) finden sich im ehemaligen Wohnhaus des italienischen Architekten und
Baumeisters Cipriano Biasino (1580–1636) an der Schmidgasse, dem Krems
seine Pfarrkirche St. Veit, aber auch Wien die Dominikanerkirche verdankt.
Dieses Geschäft namens »Landhaus« gehört zu den aktuell vier Shops der
Familie Krenneis, von denen drei an der Oberen Landstraße situiert sind. Mensfashion von Boss, Armani, Tommy Hilfiger, Napapijri, Aeronautica Militare,
Cinque, Diesel oder Camp David gibt’s bei »Sportiv« und »Leonardo«, das seit
März dieses Jahres neu lancierte »Sportiv Woman« setzt u. a. auf Pepe Jeans,
Boss Orange, Soccx, Tom Tailor oder Naketano. Geschäftsführer Harald Krenneis
beschäftigt 19 Mitarbeiter im elterlichen Unternehmen, das heuer 40-jähriges
Jubiläum feierte und zu den führenden Modeanbietern in der Altstadt zählt.
Daneben lässt sich in Krems auch links und rechts der Landstraße eine Vielzahl
an Boutiquen entdecken, bei denen es laut Adolf Krumbholz, wenn er die letzten
30 Jahre reflektiert, »freilich ein Kommen und Gehen gibt«. Im Zuge der aktuellen Visite sticht besonders ein Franchise-Laden des deutschen Modekonzepts
Aust – Collezione d’Italia ins Auge, von dem es zwischen Kiel und Köln rund
20 Standorte und in Österreich neben Krems (Kirchengasse) auch je ein Geschäft
in Linz (brandneu im Atrium City Center) und Wien (Landstraßer Hauptstraße)
gibt. Herausragend im gehobenen Genre ist Karl Sauer am Pfarrplatz, wo
­Marken wie Hackett, Barbour, Gran Sasso, Closed, Hogan, Lucky de Luca und
die Duftserien von Acqua di Parma herausgestellt sind. Augenfällig ist auch der
Club-Fashion-und-Streetwear-Shop Soulsista am Dreifaltigkeitsplatz. Einen
Neuzugang an der Oberen Landstraße stellt Paolo dar, Ende August war Eröffnung. Betreiberin Evelyn Pöchhacker entpuppt sich als eine der drei KaltenböckTöchter – der Herrenmode ist die 50-Jährige treu geblieben. Wo zuvor ein
Raumausstatter bis zur Pensionierung tätig war, offeriert sie nun Hemden von
Marvelis und Jupiter, Strick und Sweats von Hajo und Monte Carlo sowie Hosen
von Meyer. »Ich versuche, die Kaltenböck-Tradition fortzusetzen, allerdings mit
mehr Pepp und Farbe als bei meiner Schwester.« Zur nächsten Saison sorgt das
Mönchengladbacher Label Colours & Sons (2013 von den Fynch-HattonMachern als frische Smart-Casual-Marke für die Stammabteilung lanciert) für
weitere Verjüngung. Das neue Geschäft macht ihr sichtlich Freude und bietet
deutlich mehr Platz und Chancen als am alten Standort am Täglichen Markt.
»Es war nicht immer so,
aber heute kann man
sagen, dass Krems eine
prosperierende Stadt
ist.«
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Modeschulen in Niederösterreich. Die Donau-­
Universität Krems versteht sich als Universität für
Weiterbildung – mit einem Durchschnittsalter der
Studierenden von 40 (!) Jahren. Und die Danube
Private University verspricht eine sechsjährige
»State oft the Art«-Ausbildung für Zahnmediziner
und verlangt 13.000 € Studiengebühr – pro Semester, wohlgemerkt! In Summe eine gute Basis für
modeaffine und kaufkräftige Klientel. Wo sieht Frau
Pemsel Standortprobleme? »Das fehlende Vorhandensein von Parkplätzen. Und dass ein guter Standort naturgemäß viel Mitbewerb anzieht.« Vor mehr
als 20 Jahren musste der Festsaal des Brauhauses
dem EKZ Steiner Tor weichen. Billa gibt heute den
stark frequentierten Nahversorger – C&A, NKD,
Fussl, Jack Wolfskin, Sahm Herrenmode und ein
paar Textilanbieter mehr haben sich neben einem
großflächigen Sport 2000 hier arrondiert. Noch in
diesem Herbst steht die Eröffnung des zweiten
­Bauabschnitts der 40-Mio.-€-Investition Mariandl
(s. ÖTZ 08/14) bevor – exakt 2,2 Kilometer oder fünf
Minuten Autofahrt vom Steiner Tor entfernt. Einschließlich des vor der Fertigstellung stehenden
Einrichtungshauses Leiner, eines der größten Interspars Österreichs und 20 neuer Shops sowie durch
eine gläserne Fußgängerbrücke direkt verbunden
mit dem angejahrten Bühl-Center (u. a. Kleider
Bauer, H&M und ein gutes Dutzend Modeanbieter
mehr) erwarten den Kunden künftig in Summe
48.000 m² Handelsfläche samt Gratisparkplätzen.
Aber das ist eine andere Geschichte …
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Perle mit Peripherie
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Wiener
Neustadt
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niederösterreich
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icht natürlich entstanden, sondern gezielt gegründet: Wiener
Neustadt war geplant. 1192. Als Grenzfestung gegen Ungarn.
Erahnen lässt sich die Historie der Statutarstadt, also einer
Stadt mit eigenem Stadtrecht, heute nur noch in der Altstadt. Dieser
Altstadtkern ist die eigentliche Perle der Stadt. An einem sonnigen
Spätsommertag kommt mediterranes Flair auf. Der großzügige Hauptplatz ist mit Hunderten Stühlen besetzt, in denen sich abends Jung und
Alt zum Sommerkino niederlassen. Rund um den Marktplatz etliche
Lokale mit Gastgärten. Flanieren nicht nur möglich, sondern ausdrücklich
erwünscht – nachdem die eine Hälfte des Hauptplatzes nun zur Fußgän-
50 TZ 19 2014
Shoppen
möglich, in den Seitenga
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gerzone erklärt wurde. Auch bei den Markt­ständen,
die vereinzelt rund um den Hauptplatz platziert sind,
herrscht reges Treiben. Die Innenstadt ist klar strukturiert. Zwischen Dom- und Hauptplatz spielt sich
alles ab, wobei die Haupteinkaufs­straßen sternförmig vom hübschen Hauptplatz abzweigen. Wiener
Straße, Herzog-Leopold-Straße, Neunkirchner
Straße. Direkt am Hauptplatz finden die rund
42.000 Einwohner Wiener Neustadts ­Filialen von
Jones, Benetton, Dorotheum oder Yves Rocher. Am
Weg Richtung Herzog-Leopold-Straße gibt es
einen Store, der Mexx, Bleifrei und Guess führt.
Auch Palmers, Thalia, Gloriette und Cecil haben
sich hier niedergelassen. Neben den Filialbetrieben fällt Boutique Janine als eines der wenigen
Multilabel-Geschäfte auf: Im Sortiment finden sich
Cambio, Repeat, Steffen Schraut und Sinequanone. In der Wiener Straße dominieren ganz klar
Kleider Bauer und Hämmerle. Die beiden Multilabel-Größen haben nicht nur aufgrund ihrer Markenvielfalt, sondern auch in Anbetracht von Flächenausmaß und Shop-Design quasi Monopolcharakter
in der Innenstadt. Rund um diese F­ ixsterne sind
Marionnaud, Gewußt wie Drogerie, Spar Gourmet,
die beiden privat geführten Schuhgeschäfte Picher
und Grabner sowie Pearle, Pimkie, H&M, Calzedonia und Intimissimi angesiedelt. Abseits der großen Einkaufsstraßen trübt sich das Bild. Die Rosengasse liefert eine traurige Vorstellung. Der Putz
bröckelt teilweise von den Fassaden. Begrünung?
Fehlanzeige. Oberwalder Fashion hat geschlossen.
Außer leeren Schaufenstern ist nichts zu sehen.
Auch bei Miss & Mouse Accessoires ist tote Hose.
Ein großes Plakat verkündet: »Lokal zu mieten«.
Erstaunlich ist, dass sogar Pimkie, der einen Eckstore Wiener Straße-Rosengasse bespielt, die
Schaufenster auf der Wiener Straße zwar dekoriert, nicht aber jene Fensterfronten, die auf die
Rosengasse schauen. Ganz so, als wolle man diese
Straßenseite ignorieren.
© Stadt Wiener Neustadt
Schulstadt. Forschungsstadt.
Technologiestadt. Und natürlich
Handelsstadt. Die zweitgrößte
Stadt Niederösterreichs ist der
Mittelpunkt des Industrieviertels.
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© fotolia
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Altstadt:
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»Sowohl Einzugsgebiet als auch
Bevölkerungszahlen
wachsen in Wiener
Neustadt.«
Hans-Dieter Girlinger,
SES-Leasing­verantwortlicher
52 TZ 19 2014
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Die Boutique – neben dem Einkaufszentrum.
Im Westen Wiener Neustadts entlang des Zehner­
gürtels baut sich der Fischapark auf. Bis zur
Endausbaustufe im Herbst 2015 wird das Einkaufs­
zentrum beachtliche 42.800 m2 Shopfläche mit
mehr als 100 Shops bieten. Des einen Freud, des
anderen Leid. Während die SES Spar European
Shopping Centers frohlockt, erholen sich die
Innenstadthändler nur langsam. Und dann wiede­
rum gibt es Dritte, die das Einkaufszentrum kalt
lässt – wie Anna Brandl. Die Boutiquebesitzerin ist
unmittelbar hinter dem Fischapark angesiedelt.
Seit Jänner 2014 ist sie nun in der Dreipappel­
straße. Wo früher ein Reitsportgeschäft war, gibt
es nun Luisa Cerano, Joseph Ribkoff, Nice Connec­
tion und Hauber. Brandl kennt beide Seiten –
Innenstadt und Peripherie. In der Altstadt hatte sie
Moden Rumpler in der Bahngasse übernommen,
alteingesessen, viele Stammkundinnen. Aber
­veraltet. »Die Frequenz wurde immer weniger,
dafür kamen mehr und mehr ›1 Euro Shops‹«, so
die Boutiquebesitzerin, die seit 2008 im Mode­
handel tätig ist. Das Geschäft wurde zugesperrt.
Und Brandl fand ihre perfekte Immobilie am Stadt­
rand. »Es war eine Entscheidung für die Liegen­
schaft – nicht kontra Innenstadt«, betont Brandl.
Den Fischapark spüre sie nicht und ihre Kundinnen
seien sowieso keine Shoppingcenter-Kundinnen –
und so oder so könne das Einkaufszentrum nur ein
Gewinn sein, weil es für mehr Frequenz sorge. Das
A und O bei Brandl ist eine sehr persönliche Atmo­
sphäre. Es gibt Kaffee, Wein, die Chefin ist immer
anwesend und kennt die Kleiderschränke ihrer
Kundschaft in- und auswendig. »Bei der Order
kommt es mir weniger auf die neuesten Trends an
als auf die Vorlieben meiner Kundinnen«, verrät
Brandl ihr Erfolgsrezept. Und es scheint zu
© Michael Mazohl
niederösterreich
Fischapark: Bauteil I der Erweiterung ist fertiggestellt, Bauteil II folgt
Ende 2015. 100 Shops auf 42.800 m2 sind dann das Endergebnis.
f­ unktionieren: Die Aufenthaltsdauer im Modehaus beträgt rund zwei Stunden.
Diese beachtliche Zeitspanne schafft oft ein ganzes Einkaufszentrum nicht,
das eine wesentlich größere Auswahl an Marken zu bieten hat.
Der Multilabel-Filialist – in der Innenstadt. Ganz objektiv muss man fest­
stellen: Die Geschäftslokale Wiener Straße 11 und 13 sind echte Schmuck­
stücke. Sowohl Fassaden als auch das Innenleben von Kleider Bauer und
Hämmerle sind gelungen. Kleider-Bauer-Storeleiter Helmut Sederl ist seit
1977 im Unternehmen, war an mehreren Standorten tätig, hat die Übernahme
durch Familie Graf und das damit verbundene Trading-up erlebt. Und Sederl
ist ein bekennender Verfechter der Innenstadt. »Im Zentrum haben wir eine
Monopolstellung«, sagt er und meint, dass in Wiener Neustadts Altstadt
kaum mehr Multilabel-Stores anzutreffen sind. Schon gar nicht in der Größe
eines Kleider Bauer oder eines Hämmerle. Die unmittelbare Konkurrenz (Klaus
Haas’ Carnaby) ist an den Stadtrand gezogen. Gefahren sieht aber auch er:
»Die Innenstadt muss darauf schauen, ihr Angebot breit zu halten.« Bei
­Kleider Bauer selbst achtet man darauf, das Verkaufspersonal besonders gut
zu schulen, denn »eine Selbstbedienungslandschaft würde hier nicht funktio­
nieren«. Eben jene Vollbedienung unterscheide Kleider Bauer von der Konkur­
renz (wie etwa P&C, der im Fischapark auf über 3.000 m2 eröffnen wird).
Besonders freut sich Sederl über die Rückkehr der jungen Zielgruppe in seinen
Store: »In unserer Urban-Wear-Abteilung hält sich das Verkaufspersonal
zurück, weil wir wissen, dass die Jungen nicht gerne mit Verkaufsberatung
bedrängt werden.« Im Store werden einzelne Modewelten kreiert, denn
»Hosen- und Hemdenstapel interessieren keinen Konsumenten mehr«.
Der private Multilabler – an der Peripherie. Klaus Haas kann als mutig
bezeichnet werden. Er hat den – wie er sagt – »einzig logischen Schritt«
gewagt und eine große Investition getätigt, um von der Innenstadt an den
Stadtrand zu ziehen. Aus Lord und Lady Carnaby, die mit Geschäften in der
Innenstadt sowie mit einer Lord-Filiale im Fischapark vertreten waren, wurde
schlicht Carnaby. Das C wird zum Logo. Alles neu. Alles konzentriert auf einen
Standort. Auf knapp 2.000 m2 Verkaufsfläche bieten Klaus und Daniela Haas
nun Mode von Hugo Boss, Comma, Marc Cain, Drykorn, Diesel, Superdry,
Opus, Taifun, Mac oder Gerry Weber. Die volle Klaviatur für Damen und Herren
auf großzügigen zwei Stockwerken. Der Bau ist mitten auf der grünen Wiese
entstanden. Wo vorher nur Acker war, ist nun ein allein stehender, moderner
Kubus entstanden, der viel Licht in die Verkaufsräume lässt und schon bei der
Anfahrt klar macht, welches Ziel Klaus Haas vor Augen hat. Hier wurde nicht
gekleckert. Hier wurde das volle Programm aufgefahren. »Mit einem Golf
gewinnt man kein Rennen gegen einen Porsche«, so der Slogan von Haas. Die
niederösterreich
heimische Wirtschaft darf sich freuen, schließlich sind jene Privatunter­
nehmer die wahren Leistungsträger und dafür verantwortlich, dass die
­Wertschöpfung im Land bleibt – und nicht in die Geldbörsen internationaler
­Konzerne fließt. Im Zuge seiner Umsiedelung musste sich der Unternehmer
natürlich auch mit kritischen Stimmen auseinandersetzen, die ihm vorwarfen,
die Innenstadt im Stich zu lassen. »Ich bin Befürworter der Innenstadt und die
Entscheidung, an den Stadtrand zu gehen, war eine wertfreie und unterneh­
merisch begründete. Es geht mir um Rahmenbedingungen, die ich hier habe,
die im Zentrum in dieser Form nie zur Verfügung gestanden wären.« Diese
Rahmenbedingung heißt in erster Linie: Platz. Etwa Platz für 67 hauseigene
Parkplätze. »Je größer ein Standort, desto wetterunabhängiger läuft das
Geschäft«, betont Haas. Auch bei Carnaby schlägt der Persönlichkeitsfaktor
zu: »Ich stehe am liebsten selbst im Verkauf! So viel Persönlichkeit kann kein
Konzern und kein Internet bieten!« Und ganz hat Haas der Altstadt sowieso
nicht den Rücken gekehrt: Mit Franchise-Stores von Gerry Weber und Esprit
ist man nach wie vor im Zentrum vertreten.
Der Handelsstandort. Das Wiener Neustädter Einzugsgebiet umfasst rund
315.000 Menschen, die in 50 Minuten die Stadt erreichen können. Sogar aus
Eisenstadt kommen etliche Kunden. Das Gebiet zieht sich bis nach Baden und
rauf bis zum Semmering. Laut einer Registerzählung von 2011 gibt es in Wiener
Neustadt rund 18.200 Erwerbstätige, die auch dort wohnen. Die Statistik (statis­
tik.at) verrät weiter, dass knapp 9.600 zu ihrem Arbeitsplatz pendeln müssen.
3.281 pendeln nach Wien. Die Erfahrung zeigt, dass dennoch am liebsten am
Wohnort geshoppt wird. Bevorzugt am Wochenende. Shoppingcenter-Betreiber
SES unterstreicht: »Die Bewohner der Region pendeln häufig nach Wien, d. h.
sie kennen die Trendmarken aus der Großstadt, aber wohnen und kaufen gerne
in Wiener Neustadt.« Ein klarer Grund für internationale Marken, Wiener
­Neustadt als Standort in Betracht zu ziehen. Das Potenzial ist da. Und »sowohl
Einzugsgebiet als auch Bevölkerungszahlen wachsen nach wie vor«, so SESLeasingverantwortlicher Hans-Dieter Girlinger. »Viele Marken haben früher keine
geeigneten Flächen für ihre Konzepte vorgefunden. Mit der Fischapark-Erweite­
rung haben wir diese Flächen zur Verfügung gestellt. Wir bieten internationalen
Brands wie Zara oder P&C frequenzstarke, große Flächen an, was wiederum
kleinere, neue Marken wie Camp David, Sergent Major oder Dressmann anzieht«,
weiß Girlinger. Und nicht nur der Fischapark wurde erweitert: Die zur Rutter
Immobilien Gruppe gehörende Merkur City im Osten Wiener Neustadts wird
ebenfalls um 4.000 m2 vergrößert. Generell sind die Segmente Young Fashion
und Wäsche wieder vermehrt vertreten. Laut SES kommt es zu einer Stärkung
des mittleren und höheren Segments. Durch diese Konkurrenz sind wiederum
lokale Händler gefordert, ebenfalls »nachzurüsten«.
Laut einer Erhebung der RegioData Research beträgt die Kaufkraft pro Kopf im
Jahr in Wiener Neustadt 20.197 €, das entspricht einem Kaufkraftindex von
101, wobei der Österreich-Durchschnitt bei 100 liegt (19.970 €). Diese Zahl
bestätigt lediglich, dass eine minimal überdurchschnittliche Kaufkraft vorliegt.
Was allerdings »spannend« ist, beschreibt Wolfgang Richter, GF Regioplan
Consulting: »Bei der Verkaufsfläche je Einwohner erreicht Wiener Neustadt
einen Spitzenwert.« Ein Grund dafür liegt in der Stadtplanung: In den letzten
20 Jahren wurden Flächen großzügig zu Handelsflächen umgewidmet. »Im
Verhältnis zur Größe der Stadt gibt es zu viele Flächen«, so Richter. Aufgrund
des sehr großen Einzugsgebiets kann der Handel dennoch überleben.
Unternehmerverein und Stadtmarketing. Karl Linauer, Obmann des Unter­
nehmervereins Wiener Neustadt, scherzt: »If you can make it there you can
make it anywhere«, und meint damit, dass seine Stadt von jeher ein steiniges
Pflaster für den Handel war. Die größte Herausforderung dabei sei, die Ange­
bote der Innenstadt mit jenen der Peripherie zu verknüpfen. Und dies gelinge
nur, wenn man mit den Konsumenten intensiv kommuniziere. Den goldenen
Zeiten nachzuhängen, sei gefährlich, das behindere die Weiterentwicklung,
warnt Linauer. Und er mahnt vor Kannibalisierung,
wenn alle Handelskonzepte auf ähnliche oder glei­
che Marken zurückgreifen. Als Vorteil der Innen­
stadt führt er die zentrale Bündelung der Dienst­
leister (Ärzte, Anwälte, Notare …) an, wirft aber
auch das schwierige Thema Öffnungszeiten in den
Topf. Diese seien »sehr inhomogen«, dabei »wäre
es nötig, dass alle zur selben Zeit offen haben«.
Mit dieser Forderung rennt Linauer bei Maria
Payer offene Türen ein. Die Geschäftsführerin der
vor einem Jahr gegründeten Stadtmarketing und
Tourismus GmbH setzt sich aus vollstem Herzen für
ihre Heimatstadt ein. An der GmbH ist die Stadt
Wiener Neustadt zu zwei Dritteln, der Unterneh­
merverein zu einem Drittel beteiligt. Die Budgets
der beiden Gesellschafter wurden in einen Pott
geworfen – nun liegt es an Payer, mehr daraus zu
machen. Payer ist deshalb laufend auf Sponsoren­
suche – erfolgreich, wie sich zeigt: Im ersten Jahr
konnten bereits zehn Veranstaltungen realisiert
werden. Darunter das Neunkirchner Straßenfest
zum 40-jährigen Jubiläum der Einkaufsstraße oder
das »Sommerteilungsfest« mit Rabattaktionen
Ende Juli. Die engagierte Sales-Expertin erfand
außerdem den »Goldenen Mittwoch« mit Rabatt­
aktionen für Pensionisten oder den »Student’s
Thursday« mit Vergünstigungen für Studenten.
Neuester Clou sind die »Schultüten« für Studen­
ten: 1.250 hoffnungsfrohe Lernwillige haben im
Wintersemester 2014 an Wiener Neustadts
Bildungs­
einrichtungen begonnen. Payer über­
zeugte 38 ansässige Unternehmen, Waren für die
»Schultüten« zur Verfügung zu stellen. Die Aktion
hat überzeugt: Die Studenten kommen vermehrt in
die Innenstadt. Außerdem gibt es das »Wiener
Neustädter Vorteilsheft«, an dem 50 Unternehmen
beteiligt sind. Das Heftchen im A6-Format enthält
Firmeninserate und -gutscheine. Mit einer Auflage
von 30.000 Stück werden die Vorteilshefte an
­ausgewählten Orten wie Kurhotels, gehobener
Gastronomie, der Rax- und Schneebergbahn oder
Hotels in Baden und am Semmering verteilt. Auch
von der einzigartigen Forschungs- und Therapie­
einrichtung MedAustron erwartet sich die Wiener
Neustädter Wirtschaft eine Belebung. Seit bereits
neun Jahren bewährt sich der »Neu in der Stadt«Gutschein, der in über 170 Geschäften (auch in den
Einkaufszentren!) in Wiener Neustadt einlösbar
ist. »Der Gutschein ist ideal, um die Kaufkraft zu
binden. Seit dem Start wurden bereits Gutscheine
im Gegenwert von 16 Mio. € verkauft«, so Payer.
Der neueste Streich der umtriebigen Marketing­
expertin: Ein Kampagne, die Wiener Neustadts
»Innenstadt« als »Altstadt« neu positionieren soll.
»Das Wort ›Innenstadt‹ ist schlecht konnotiert,
deshalb soll die Werbekampagne ›Altstadt‹
pushen und das Image heben«, verkündet Payer.
Und man ist gern gewillt, zu glauben, dass auch
diese Maßnahme ein Erfolg wird.
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TZ 19 2014 53
© Eli Liezen
steiermark
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ie steirische Gemeinde Liezen weist viele
Besonderheiten auf. Im Ennstal gelegen,
hat das Städtchen in Sichtweite der Berge
charmante und interessante Ecken zu bieten. So
steht etwa mitten im Ort noch ein alter Bauernhof –
in unmittelbarer Nähe zu einem grell blinkenden,
überdimensionierten Sportwetten-Palast. Und auch
die Statistiken verraten einige Eigenheiten. So ist
etwa der Bezirk Liezen, dessen Hauptstadt die
Gemeinde ist, sehr groß. Mit rund 3.200 km2 Fläche
sogar um einiges größer als das ganze Bundesland
Vorarlberg. Die Stadt selber hat allerdings nur
knapp 7.000 Einwohner. Von denen dürfte jeder
unfassbare 14 m2 Verkaufsfläche für sich bean­
spruchen, wenn nur die Liezener in Liezen einkaufen
würden. Dem ist aber zum Glück nicht so. Nichtsdestotrotz ist die Handelsfläche mit 100.000 m2
enorm. »Wir sind unglaublich aufgebläht«, sagt
auch Hartwig Strobl, Geschäftsführer des Stadt­
marketings Liezen, der diese Zahl geliefert hat. Das
Ende der Fahnenstange ist hier aber noch lange
nicht erreicht, denn derzeit bewegt in Liezen vor
allem ein Thema Bevölkerung, Handel und Politik:
das in der Genehmigungsphase befindliche Einkaufszentrum Eli, das für noch mehr Handelsfläche
sorgen würde.
Doch zunächst zum Status quo im Liezener Handel.
Schon derzeit ist die Stadt auf Kunden von außerhalb angewiesen, damit der einzelne Händler bei
diesem Überangebot auch noch etwas verdienen
kann. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über den
gesamten Bezirk. Die Modehändler empfangen
Kunden aus den Gemeinden Gröbming, Admont
und Trieben, die sich je eine knappe halbe Autostunde entfernt befinden. Aber auch aus Eisenerz,
Leoben und Schladming kommen die Menschen
nach Liezen und nehmen dafür eine Anreise von
bis zu einer Stunde in Kauf. »Die Kunden sind es in
unserer Gegend gewöhnt, dass sie lange Distanzen fahren müssen«, bemerkt Martin Aigner vom
Mode- und Trachtenhaus Aigner und ortet in Folge
auch einen der Gründe für die verhältnismäßig
großen Flächen: »Wenn die Leute nicht täglich
kommen, erwarten sie dafür größere Geschäfte.
Denn dann haben sie nichts davon, wenn ihnen der
Verkäufer sagt, dass ein Produkt am nächsten Tag
geliefert wird. Die dadurch entstandenen größeren
Einheiten sind sicher eine Eigenheit unserer
Stadt.« Die Größenordnungen in Liezen wirken
tatsächlich unverhältnismäßig, wenn Aigner von
derzeit bis zu 12.000 m2 Textilhandelsfläche
spricht: »Damit ist Liezen unter den Bezirksstädten
mit vergleichbarer Größe sicher die Nummer eins.«
In den letzten Jahren ist es hier allerdings zu einer
Verschiebung gekommen, die in nächster Zeit zu
einem Problem für den Handel werden könnte.
54 TZ 19 2014
Liezen
Verschiebung
der Achsen
Die Gemeinde Liezen ist in
Bewegung. Nicht zuletzt durch
das geplante Einkaufszentrum
Eli verschieben sich die Eckpunkte der Handelslandschaft.
steiermark
Wolfgang Richter, Geschäftsführer von RegioPlan, erläutert: »Liezen benötigt
mit seiner üppig großen Verkaufsfläche Kaufkraftzuflüsse aus allen Rich­
tungen und hat ein riesengroßes Einzugsgebiet. Das ist natürlich immer
gefährlich. Denn wenn innerhalb dieses Gebiets andere Einkaufsmöglich­
keiten entstehen, ist es für die Kunden bequemer, dort zu bleiben.« Gerade
Schladming führt er als Beispiel für eine Stadt an, die in den letzten Jahren
an Attraktivität zugelegt hat – und deren Einwohner daher für Liezen ­schwerer
zu erreichen sind. Auch Martin Aigner sieht Veränderungen gerade in den
Randbereichen des Bezirks: »Die Region Eisenerz fährt jetzt auch nach Leoben
und die Kunden aus Schladming durch die gute Verkehrsanbindung nach
Salzburg.«
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Süd-Nord-Gefälle. Auch räumlich gesehen hat Liezen mit einigen Besonder­
heiten zu kämpfen. Zwar gibt es dem Namen nach einen Hauptplatz. Aller­
dings ist dieser eher eine Straße und kein wirkliches Stadtzentrum. Das findet
sich auch andernorts nicht.
Die Ennstal-Straße, die die Steiermark mit Salzburg verbindet, führt im Süden
durch den Ort und geht im Osten in die Pyhrn-Autobahn über. Richtung Norden
wird die Hauptstraße von Liezen später zur Pyhrnpass-Straße, die nach Ober­
österreich führt. Was auf der einen Seite verkehrsgünstig erscheint, zieht auf
der anderen Hand eine tiefe Furche durch die Stadt. In puncto Modehandel
könnte man Liezen fast schon ein Süd-Nord-Gefälle attestieren. Im Norden
liegt die Ausseer Straße, die mit hübschen Altstadtfassaden aufwartet und
von der Stadt auch aufwendig mit Blumenkästen und -ampeln geschmückt
wird. Bloß: Einkaufsstimmung will hier nicht so richtig aufkommen. Dem
Spaziergänger bietet sich eine Mischung aus Juwelieren, Apotheken und
Masseuren sowie Gastronomie von Bar und Lounge über Pizzeria und ChinaRestaurant bis zum Gasthaus. Modeläden sucht man hier vergeblich, aber ein
Kino gibt es. Dass nur mehr die Juweliere da sind, ist auch für Hartwig Strobl
Aig ne r
ingder Shopp
Während die FußgängerNight ist gut besucht.
zone
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© Mo de ha
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Die Arkade de
r Familie Aign
(noch) das größ
er ist de eit
te Einkaufsz
entrum Liezrzen
s.
und Trachtenent das Modeer.
Seit 1947 bediDamen, Herren und Kind
haus Aigner
vom Stadtmarketing kein gutes Zeichen: »Das ist
die Branche, die immer am längsten ausharrt.
Denn die meisten Juweliere sind Familien­betriebe,
denen auch das Haus gehört, in dem sich das
Geschäft befindet.« Ein wenig südlicher liegt der
Rathausplatz. Hier entstand dereinst das erste
Einkaufszentrum Liezens, der Pyhrnpark. Ein Pio­
nier zwar, doch heute beherbergt das Haus keinen
Handel mehr, sondern ein Ärztezentrum. Zu eng, zu
niedrig ist die Gebäudestruktur für ein modernes
Einkaufserlebnis.
Kein Zentrum. Noch ein wenig weiter im Süden
liegt die bereits angesprochene Straße namens
Hauptplatz. Durch die große Breite der Fahrbahn
inklusive Nebenfahrbahn bietet sich hier durchaus
das Potenzial für ein lebendiges Stadtzentrum. Ein
Gasthaus hat ausreichend Platz für einen groß­
zügigen Gastgarten und auch die Begrünung ist
einladend. Ein Brunnen ist zwar designtechnisch
ein wenig modernisierungsbedürftig, aber immer­
hin vorhanden. Auch abseits des Wasserspiels ist
die Architektur eher klotzartig. Die gefühlt meiste
Fläche in dieser Straße belegen Bankfilialen. Und
ja, hier findet auch Handel statt. Neben einem
Geschäft von Jones befindet sich hier auch die seit
2004 bestehende Liezener Filiale von Trachtenund Maßanbieter Christian Wohlmuther. Er sieht
die Verkehrslage von Liezen prinzipiell vorteilhaft:
»Die Stadt ist so positioniert, dass viele meiner
Kunden beim Durchfahren einen Stopp einlegen.«
Allerdings würde auch er sich über eine Neuge­
staltung seines direkten Umfeldes freuen: »Wenn
ich einen Wunsch äußern dürfte, dann wäre das
ein lebenswerter Hauptplatz, wo Gastronomie,
Handel und Wohnen harmonisch vereint sind und
der Plätze zum Verweilen und Genießen bietet.«
Folgt man der Marschrichtung Süden, muss der
nächste Halt auf der Handelsreise die Ennstalhalle
sein. Die 1999 eröffnete Mehrzweckhalle sollte
drei Funktionen erfüllen. Zum einen dient sie den
in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Schulen
als großzügige Turnhalle. Außerdem sind von den
2.700 m2 Gesamtfläche auch 1.500 m2 als Veran­
staltungsfläche für Konzerte, Bälle oder auch
­Messen mit Platz für bis zu 3.000 Besucher nutz­
bar. Dieses Konzept dürfte allerdings nicht ganz
aufgegangen sein. Denn begibt man sich im Inter­
net auf die Suche nach kommenden Veranstal­
tungen, lautet die Antwort so oder ähnlich: »Leider
findet unsere Ticketsuchmaschine im Moment
keine Tickets für deine Suchanfrage.« Die Spuren­
suche nach vergangenen Events liefert drei Treffer
aus dem Jahr 2013: einen Maturaball, die »Nacht
der Blasmusik« und einen Auftritt der Chippen­
dales. Mit großer Wahrscheinlichkeit tut man sich
wie auch bei anderen Mehrzweckhallen schwer,
den Charme einer Sportstätte bei Abendveran­
staltungen ausreichend zu überdecken. Der dritte
TZ 19 2014 55
steiermark
Peripherie im Fokus. Doch am Standort der jetzigen K&Ö-Filiale wird in den
nächsten ein bis zwei Jahren höchstwahrscheinlich eine große Lücke klaffen.
Denn das Grazer Unternehmen ist einer der Befürworter des geplanten neuen
Einkaufszentrums Eli, nicht zuletzt, weil es wirtschaftlich in das Projekt
­eingebunden ist. Will man den Rundgang nach Süden zum geplanten Standort
des Eli – also Einkaufszentrum Liezen – fortsetzen, empfiehlt es sich vielleicht, aufs Auto umzusteigen. Denn zwischen der Liezener Innenstadt und der
Bahnhofstraße, wo das Eli entstehen soll, liegt die B320, die Ennstal-Straße.
Und genau darin sehen viele ein Problem. Ein Lösungsansatz war unter anderem eine Unterführung, die Pläne dafür sind aber schon wieder vom Tisch.
Schon jetzt teilt Liezen das gleiche Schicksal wie viele andere Städte, bei
denen sich der Handel zu großen Teilen in Form von Fachmarktzentren an den
Ausläufern der Stadt abspielt. Entlang der Ennstal-Straße finden sich große
Häuser von Baumax und Kika, Burger King und McDonald’s, Intersport und
Gigasport. Auch die Outdoor-Marke Northland betreibt einen großen Store an
der Ostausfahrt Liezens und ist dort als Textilhändler ziemlich alleine.
Das Eli wird von der Rutter Immobilien Gruppe errichtet, die dafür ein Grundstück von Kastner & Öhler erwarb. Dieser Grund an der Bahnhofstraße, die
parallel neben der Ennstal-Straße verläuft, beheimatet auch heute schon ein
FMZ mit Fussl Modestraße, Takko oder Shoe4You. »Das Eli ist also kein
Grüne-Wiese-Projekt, sondern ein schon bestehender Standort«, erläutert
Rutter-Geschäftsführer Christian Harisch. Ihm geht es darum, die schon jetzt
56 TZ 19 2014
»Liezen hat jetzt
schon üppig viel
Verkaufsfläche.«
ing Lie zen
Wolfgang Richter,
GF Regioplan Consulting
© Sta dtm ar ket
Verwendungszweck der Halle allerdings ist Shopping. Denn geradezu ideal
dafür liegt sie zwischen der Hauptstraße und der Fußgängerzone Kulturhausplatz. An beiden Straßen wurden auf der gesamten Länge Flächen für kleine
und mittelgroße Geschäfte errichtet. Bis auf einen Leerstand sind sie auch
gefüllt, mit einem Mix aus Cafés, Dienstleistern und Schmuckgeschäften. Ein
modischer Anlaufpunkt ist der Shop Radical, der sich auf Street-, Skate- und
Snowwear mit der passenden Hardware spezialisiert hat.
Spaziert man weiter entlang der hübsch gestalteten Fußgängerzone, gelangt
man zu Liezens derzeit größtem Einkaufszentrum, der Arkade. Sie ist im Besitz
der Familie Aigner, die bereits seit 1947 ihr Mode- und Trachtenhaus betreibt.
Martin Aigner gehört zur dritten Generation und erzählt von der Idee zur
Arkade: »Schon im Jahr 1990 haben wir uns entschlossen, einen Teil unserer
Standortsituation selbst in die Hand zu nehmen und uns ein geschäftliches
Umfeld zu bauen, in dem wir leben können und wollen.« Dieses Umfeld bietet
auf rund 9.600 m2 Platz für mehr als 30 Firmen. Rund 6.000 m2 besetzen Modeund Schuhhandel mit Bonita, C&A, Ernsting’s Family, Tally Weijl und Triumph
sowie Deichmann und Stiefelkönig und dem eigenen Shop vom Mode- und
Trachtenhaus Aigner. Vor Kurzem sind das Modekonzept B1 Fashion, der
Wäschehändler Palmers und der Schuhspezialist Rieker eingezogen. Die
Arkade erfüllt in Liezen aber auch eine Nahversorgerfunktion. So findet sich
etwa der einzige Fleischhauer des Ortes in dem Einkaufszentrum.
Der Schuhanbieter Rieker hat für das neue Geschäft in der Arkade einen
Standort an der Liezener Döllacher Straße aufgegeben, der nun leer steht.
Auch sonst stolpert man in der Stadt immer wieder vereinzelt über Leerstände. Das Ausmaß ist aber (noch) überschaubar, wie auch Hartwig Strobl
vom Stadtmarketing erklärt: »Momentan stopft man diese Löcher noch, weil
immer noch Händler nach Flächen suchen. Es ist noch nicht so schlimm wie
in anderen Städten.« Allerdings: »Die Mieten in der Innenstadt sind schon
im Sinken begriffen. Wirklich problematisch wird es, wenn große Flächen
leer stehen.«
Nur durch einen Kreisverkehr von der Arkade getrennt, befindet sich eine
große Eurospar-Filiale. Das ungewöhnliche dabei: Dort hat sich auch der
Filialist H&M eingemietet. Liezen war eine der ersten Bezirksstädte, in denen
das Unternehmen im Jahr 2009 einen Laden öffnete. Auf der anderen Seite
wird die Arkade zurzeit noch von der Liezener Kastner-&-Öhler-Filiale flankiert.
zeigt sich die
StimmungsvorllAdventszeit.
Stadt in de
bestehenden 7.000 m2 Handelsfläche in die
Moderne zu führen. Gerade wenn es um die Größe
geht, scheiden sich aber die Geister bei diesem
Projekt. Derzeit hört man von 15.000 m2 geplanter
Fläche, ganz genau wissen kann man es aber noch
nicht, da sich das Eli gerade in der Genehmigungsphase befindet. Die Innenstadthändler befürchten,
dass die Größe die gesetzlichen Vorgaben sprengt
und fordern gleiche Regeln für alle. Christian
Harisch versucht zu beruhigen: »Bei der Berechnung
mit 15.000 m2 sind Räumlichkeiten wie Fluchtwege
miteingerechnet. Insgesamt reden wir von einer
Handelsfläche von 13.000 m2.« Wer genau die
­Mieter in diesem neuen Objekt sein werden, wird in
dieser Phase noch nicht bekannt gegeben. Doch so
viel ist klar: Media Markt soll als Ankermieter
­einziehen und damit seinen ersten Standort in
­Liezen erhalten. Kastner & Öhler sowie deren
­Konzept Gigasport scheinen ebenfalls fix zu sein.
Und auch die derzeitigen Mieter im alten FMZ
dürften wahrscheinliche Kandidaten sein. Ein
­
Knackpunkt bei der Planung war auch die Verkehrssituation – dafür soll nun mit einem Verkehrskonzept und einem Parkhaus eine Lösung gefunden
worden sein. Wenn alles nach Plan läuft, könnte im
Frühjahr mit dem Abriss begonnen werden. Dass
der Innenstadthandel unter dem neuen Zentrum
leiden wird, ist für viele Händler klar. »Alles, was
neu ist, glänzt«, sagt auch Hartwig Strobl vom
Stadtmarketing. Wichtig wäre ihm und vielen
­anderen, dass das Objekt eine Anbindung an die
Innenstadt findet. Denn nur dann könnte die von
Christian Harisch erwartete »Lokomotiv-Funktion«
des Eli auch wirklich eine solche sein.
BN
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KUNST
HAND
WERK
© Schwitzke GmbH
mode aktuell
LUDWIG BECK
MEHR RAUM FÜR MÄNNERMODE
C
le Eichenhölzer, aufwendige Deckenfelder, mit Marmor ausgekleidete Durchgänge und
Möbelklassiker mit Farbakzenten. Ein bedeutendes Plus an Platz ermöglicht einen starken Zuwachs an Trendlabels, u. a. Pierre Balmain, Calvin Klein Jeans, Barbour, Mauro
Grifoni oder Michael Korsy. Boss Orange kreierte sogar ein limitiertes T-Shirt für das
Münchner Kaufhaus, das zuletzt einen Umsatz von 102,1 Mio. € erwirtschaftete.
© Huber
hristian Greiner, Vorstand Ludwig Beck, über den aktuellen Umbau: »Das Segment für Männermode rückt mehr und mehr in den Fokus. Männer werden
anspruchsvoller und markenbewusster. Wir reagieren mit dem neuen Storekonzept auf diese Entwicklung.« Das Architekturbüro Schwitzke & Partner übernahm die
Gestaltung des 1.500 m² großen Territoriums für stilvolle Menswear. Blickfang sind hel-
Huber
Private Momente
D
ie Wäschemarke Huber setzt ihren Modernisierungskurs
weiter fort. Das bezieht sich nicht nur auf die Produkte,
sondern auch auf die Kommunikation. So startet Huber mit
einer ganz neuen Bildsprache in die Frühjahr/Sommer-Saison
2015. Realistische Motive, die Geschichten aus dem Alltag
­erzählen, stehen dabei im Fokus. Das Ergebnis bekommen die
Kunden im Sinne des 360-Grad-Marketings zu sehen – in Out-ofHome-Kampagnen, Print und Social Media sowie am POS und in
den Webshops.
58 TZ 19 2014
Snake Milano
Pronto Moda im MGC
etwas femininer als die Hauptlinie
Bleifrei, aber ähnlich unkonventionell.
Die ersten Wochen im Abverkauf
bezeichnet Wenz als »sensationell
erfolgreich«, bereits zwei Tage nach
der Showroom-Eröffnung gab es
die ersten Nachbestellungen.
Wenz bemüht sich nun gemeinsam
mit dem MGC-Management, den
Standort in St. Marx als Anbieter von
Pronto Moda weiter zu stärken.
­Tatsächlich ist das Markenportfolio
des Sofortangebots in Wien beachtlich: Über 50 Firmen bieten Pronto
Moda an, Tendenz steigend.
Andreas Wenz ist klar, dass man in
diesem Bereich der Mode ein hohes
Tempo gehen muss: Snake Milano
bietet 14-täglich neue Ware, für Wenz
bedeutet das, »dass der Showroom
alle zwei Wochen komplett leer sein
muss«.
ERSTE WAHL FÜR
TRAUMJOBS IM
FASHION BUSINESS !
•
•
© MOdeagentur Wenz
D
ie Wiener Modeagentur Mergenthaler Wenz baut ihr Angebot an Pronto Moda im MGC in
Wien aus. Vis-à-vis des bestehenden
Showrooms, in dem Labels wie der
deutsche Premiumhosenhersteller
Raffaelo Rossi, der Strickspezialist
Via Appia Due oder der italienische
­Systemanbieter Bleifrei verkauft werden, eröffneten Andreas Wenz und
Emanuel Mergenthaler nun Snake
Milano, die Zweitmarke von Bleifrei.
»Kommen, kaufen und die Ware direkt
mitnehmen, wird immer wichtiger«,
ist sich Wenz sicher. Bei Prosecco,
Prosciutto und Pasta asciutta konnten
sich die Kunden davon überzeugen,
dass das Promptangebot eine Lücke
im täglichen Bedarf des Händlers
decken kann. Snake Milano (Jersey­
kleider im VK 89,90 €, Bouclé-Jacken
bis 79,90 € und Shirts bis 39,90 €) ist
•
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mode aktuell
VEJA
schrieben hat, verarbeitet auch Fisch zu s­ tylishem Schuhwerk: Die Haut des Tilapia
wird dabei 100 % vegetabil gegerbt und gibt ein robustes, geschupptes Obermaterial.
Zum Kundenkreis zählen Homecore in Berlin, Adam et Ropé in Tokyo oder Centre Commercial in Paris. Bei Veja sieht man sich explizit prädestiniert für Fashion- und Concept
Stores – interessierte österreichische Händler kontaktieren am besten Artaud Frenoy
([email protected]).
© Peak Performance
D
as französische Label Veja offeriert in seiner Herbst/Winter-Kollektion 2014
erstmals Sneaker-Typen in Flanelloptik. Die Modelle »Memory«, »Transatlantico« und »Arcade« b­ estehen aus einer softeren Qualität, als sie übliche Biobaumwolle bieten kann: 80 % Baumwolle und 20 % Synthetik (PET) – beides recycelt –
treffen auf Schuhsolen aus reinem Naturkautschuk aus dem Amazonasgebiet. Die
Marke, welche sich ökologisch unbedenklicher Rohstoffbeschaffung aus Brasilien ver-
ESKA
CURLY IN FARBE
© Eska
D
60 TZ 19 2014
as oberösterreichische Familienunternehmen mit
100 Jahren Firmengeschichte sorgt mit seiner
­aktuellen »Curly Collection« für Gesprächsstoff am
Weltmarkt. Denn die Neuauflage der Lammfellhandschuhe bringt kesse Ideen ins Spiel. »Wir
haben uns mit der Farbenvielfalt und den unterschiedlichen Designs durchaus Marktchancen
ausgerechnet. Das Ausmaß des positiven Echos
kommt aber auch für uns überraschend«, freut
sich Eska-Geschäftsführer Paul Loos. Die ­Palette
reicht von klassisch bis frech, von dunkel bis hell
und vom Damen- bis zum Herrenhandschuh.
Allen gemein ist das sorgfältig ausgewählte
Lammfell, welches für wohlige Wärme in der
­frischen Jahreszeit sorgt. Die überwiegend aus
Neuseeland stammenden Felle werden mit der
Wolle gegerbt. Rund 50 % der neugeborenen
Lämmer sterben am ersten Tag aufgrund der von
der Natur gegebenen Selektion. Diese werden
aus hygienischen Gründen täglich eingesammelt
und zeitgerecht weiterverarbeitet. In der haus­
eigenen Produktentwicklung, Näherei und Handschuhmacherei in Thalheim bei Wels entstehen
dann mit viel Know-how Modelle, bei denen die
fein gelockte Naturwolle auf der Haut getragen
und somit ein eingezogenes Futter ersetzt wird.
© Veja
FLANELLTURNSCHUHE
M
Peak Performance
Heli
Ghost
itte November bringt
Peak Performance eine
limitierte Kollektion
mit 500 Heli-Ghost-Ski-Sets auf
den Markt. Die Heli-Ghost-Linie
entspringt der Heli-Alpine-Kollektion mit hochwertigen SkiOutfits. Die passende Skiausrüstung wurde in Kooperation mit
Freeskiern kreiert. Die funktio­
nale Kleidung besteht aus einer
Skijacke aus dreilagigem GoreTex Pro mit Kapuze, Belüftungsreißverschlüssen und gut platzierten Taschen sowie einer
Hose aus dem selben Material
mit verstärkten Hosenbeinen,
Reißverschlüssen an den Seiten,
Schneegamaschen und einer
verstellbaren Taille. Die auf 500
Stück limitierte Edition ist komplett in Schwarz gehalten und
kann mit den Merino Base
­Layers und den Heli-Mid-LayerJacken kombiniert werden.
mode aktuell
Patagonia
Gänsefreund
LANDA
FÜR MAMAS & KIDS
A
ußen wie innen präsentiert sich Landa Kinder- und Umstandsmode in völlig
neuem Look, angefangen bei der Fassade mit dreidimensionalen Porzellanund Spiegelfliesen nach alter Handwerkskunst aus der Keramikmanufaktur
Neuzeughammer. Dem Linzer Traditionshaus (gegründet 1865) stehen nun 350 m²
ebenerdige Verkaufsfläche zur Verfügung. Markant zur Geltung kommt weiß
gekalkte Eiche nicht nur am Boden, sondern auch an Seitenwänden und Decke.
Das ausgeklügelte LED-Beleuchtungskonzept trägt zur Wohlfühlatmosphäre bei.
Eine besondere Attraktion: die Kinderspielecke mit Krabbelnetzen und der bewährten Rutsche, die nun in einen vier Meter hohen Kletterturm integriert ist. Unverändert blieb das Sortiment: Umstandsmode u. a. von Attesa, Noppies und 9fashion
sowie Fashion für Kind und Baby z. B. von Boss, Desigual, Mexx oder Pampolina.
© Patagonia
© Landa
D
ie kalifornische Outdoor-Marke Patagonia setzt ab der
Herbst/Winter-Saison 2014/15 ausschließlich auf Daunenprodukte, die zu 100 % aus Traceable Down, also Daune mit
Herkunftsnachweis, gefertigt werden. Dieser Nachweis garantiert, dass die Tiere weder zwangsgefüttert noch lebend gerupft
werden. Schon in der Vergangenheit setzte das Unternehmen früh
auf umweltschonende Materialien wie
­Biobaumwolle und Recycling-Polyester.
Zum Einsatz kommt die gänsefreundliche
Daune in der nächsten Saison unter
anderem in Modellen wie dem
»Fitz Roy Down«-Parka, dem
»Men’s Thunder Cloud
Down«-Parka oder auch
dem »Women’s Toggle
Down«-Jacket.
Einkaufszentren und
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in der ÖTZ 20/2014
Machen Sie den österreichischen Modehandel
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Mag. (FH) Stefanie Stradel
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2017
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BY RIESE:
ÖSTERREICHISCHE
STRUMPFVERTRETUNG
MARC O’POLO:
MENSWEAR-VERSTÄRKUNG
Für Herbst/Winter 2015 arbeitet die Marke an
einer Erweiterung der Menswear mit Fokus auf
modern-lässiger Konfektion passend zur »Upper
Casual«-Ausrichtung. Deshalb stieß vor Kurzem
Guido Niedenthal zum Team in Stephanskirchen.
Der Produktspezialist kommt vom Konfektionär
J. Philipp, der 2013 von Clinton (Camp David,
­Soccx und Jay-Pi) übernommen wurde.
PEAK PERFORMANCE: NEUER CEO
Die schwedische Ski- und Outdoor-Marke hat mit
Anfang September Nicolas Warchalowski zum
neuen CEO für Peak Performance ernannt. Er folgt
in dieser Position auf Anders Cleemann, der das
Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen hat.
Warchalowki war die letzten fünf Jahre als CEO
der schwedischen Outdoor-Marke Haglöfs tätig.
Davor war der in den USA und Österreich verwurzelte Manager unter anderem bei Procter & Gamble sowie Red Bull.
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62 TZ 19 2014
© Icebreaker
Mit 1. Oktober übernimmt
Peter Ottervanger die Posi­
tion des General Managers
für Europa bei der neuseeländischen Outdoor-MerinoFirma Icebreaker. Er wird damit für sämtliche
Aktionen in Europa und somit auch für 45 % des
Gesamtumsatzes von Icebreaker verantwortlich
sein (Wholesale, Retail, Support und Customer
Service). Ottervanger kann über 30 Jahre Berufserfahrung vorweisen. Zuletzt arbeitete er als Vice
President und General Manager von Sole Technology EMEA. Dort zeichnete er für Direktkanäle,
Distributoren und Repräsentanten verantwortlich.
Auch die Erschließung neuer Märkte im Nahen/
Mittleren Osten zählte zu seinen Aufgaben. Bei
dem namhaften Label O’Neill Europe übernahm
Peter Ottervanger die Verantwortung für die
­Strategie im Retail für ganz Europa.
© Frontlineshop
© By Riese
Der deutsche Strumpfhersteller by Riese GmbH & Co. KG
startet mit Vertreter Paul
Hammerlindl am österreichischen Markt. Das seit 1995
bestehende Unternehmen by Riese bietet zwei
umfangreiche Strumpfkollektionen im Jahr. Paul
Hammerlindl war 20 Jahre beim Strumpfhersteller
Ergee in Österreich tätig, zuletzt in der Position des
Verkaufsleiters. ­Diese langjährige Expertise bringt
er jetzt in der Österreich-Offensive des Strumpf-Riesen ein.
ICEBREAKER:
OTTERVANGER
WIRD GENERAL
MANAGER
FRONTLINESHOP:
NEUE GESCHÄFTSFÜHRUNG
F­ rontlineshop, einer der
­führenden deutschen
E-Commerce Retailer im
Bereich Streetwear, hat eine
neue Geschäftsführung.
Jens Lafrenz bekleidet seit
20. August bei Frontlineshop (Frontline GmbH) die
Position des Geschäftsführers. Er folgt auf Stefan
Sommer, der diese Position aus persönlichen Gründen nach nur 17 Monaten aufgab. Als alleiniger
Geschäftsleiter wird Lafrenz unterstützt von Einkaufsleiter Marc Lohausen und CFO Dirk Wasmund.
Jens Lafrenz sammelte bisher vor allem im Bereich
Pharmazie Erfahrungen. Als geschäftsführender
Gesellschafter arbeitete er zuletzt bei der Ascopharm GmbH. Dort verantwortete er die Bereiche
Sortiment, Online-Store, die Einführung und Installation der CI und die Weiterentwicklung des B2BBusiness. Zu seinen weiteren Karrierestationen
­zählen die LVV GmbH, die Euro Allianz Pharma
GmbH, die Trend Impuls AG, wo er auch den Konsumgüterbereich Textil verantwortete, sowie der
Axel Springer Verlag. Stefan Lafrenz wird nun vor
allem die Restrukturierung und strategische Weiterentwicklung von Frontlineshop in den Mittelpunkt
seiner Aufgaben rücken.
Die neue NICOWA Kollektion ist sofort lieferbar!
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T
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O
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Y
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SCHAUFENSTERPUPPEN
S.OLIVER: KRONEFELD WIRD FRANCHISE-PARTNER
REED EXHIBITIONS:
ROY WIRD CEO
Andrew Fowles (links im
Bild), Regional President
Europe bei Reed Exhibitions
International, hat nun den
Nachfolger von Johann
Jungreithmair vorgestellt.
Ab 1. Jänner 2015 wird
­Martin Roy (rechts) ihn als Vorsitzender der
Geschäftsführung und CEO von Reed Exhibitions
in Österreich ablösen. Der 45-jährige Roy ist
bereits seit 2002 als verantwortlicher Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und IT
im Unternehmen. In seiner erweiterten Position
stehen ihm im Messebereich zwei Geschäftsführer
zur Seite. Einer davon ist Matthias Limbeck. Die
zweite, ab 1. Jänner 2015 vakante, Geschäfts­
führerposition wird mit einem externen Manager
besetzt, der im Frühjahr nächsten Jahres vorgestellt wird. Im Segment System Standbau/Expoxx
wird Roy in bewährter Weise von den beiden
Geschäftsführern Rudolf Angermayer und Christian
Steiner unterstützt.
Thomas Kronefeld, bisher
Managing Director Interna­
tional Retail bei der s.OliverGruppe, scheidet aus eigenem
Wunsch aus der Geschäftsführung aus. Er bleibt dem
Unternehmen aber als Partner erhalten und wird künftig als Franchisenehmer
die Marken s.Oliver, Comma und Liebeskind Berlin
vertreiben. Kronefeld kam im Jänner 2013 von Gerry
Weber zu s.Oliver. Der 47-Jährige verantwortete
bisher in Rottendorf die Bereiche Retail Operations,
das Einkaufs- und Warenmanagement sowie den
Onlineshop und die Fashion Outlets. Zudem leitete
er die Expansion und die Abteilung Architecture &
POS Concepts. Seine Nachfolge tritt mit 1. November Cristina Viollaz an, die bislang als Regional
Manager South West Europe bei der Douglas GmbH
tätig war. Davor bekleidete sie Managementposi­
tionen bei internationalen Modeunternehmen wie
der Escada AG und der Inditex-Gruppe.
© s.Oliver
© Reed Exhibitions/Kolarik
W W W . T O L L Y S . D E
p u p p e n @ t o l l y s . d e
FA R B K ATA L O G E . T E L 0 0 4 9 8 9 1 6 1 1 1 1 FA X 1 6 3 3 3 3
ETRO: GIANNACCARI WIRD
­GENERAL MANAGER
WOLFORD: VERÄNDERUNGEN IM
AUFSICHTSRAT
Die Etro S.p.a hat bekannt gegeben, dass
Francesco Giannaccari ab November als General
Manager ins Unternehmen kommen wird.
­Giannaccari bringt Erfahrungen aus der Modeund Luxusindustrie mit. Seine Berufung in das
Senior-Management-Team soll ein starkes Zeichen und ein weiterer Schritt in der Verstärkung
der Organisationsstrukturen der Unternehmensgruppe sein. Zudem soll er die weiteren Wachstumspläne von Etro tatkräftig unterstützen.
Im Anschluss an die 27. ordentliche Hauptversammlung der Wolford AG hat der Aufsichtsrat
einige Funktionen neu geregelt. Antonella MeiPochtler, bisher stellvertretende Vorsitzende, übernimmt von Emil Flückiger den Aufsichtsratsvorsitz.
Flückiger ist nach 21-jähriger Zugehörigkeit aus
dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Claudia Beermann wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden
ernannt. Sie war im September 2013 als Finanz­
expertin in den Aufsichtsrat gewählt worden.
impressum
Firma des Medieninhabers:
Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H.,
Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf,
Internet: www.manstein.at, Tel.: +43/1/866 48-0,
Fax: +43/1/866 48-100, E-Mail: [email protected],
Firmenbuchnummer: FN 62661 z,
Firmenbuchgericht: Landesgericht Wiener Neustadt,
UID-Nummer: ATU14936907,
Vertretungsbefugte Organe:
Mag. Dagmar Lang, MBA, Geschäftsführerin,
Mitglieder des Aufsichtsrats:
Prof. Hans-Jörgen Manstein, Klaus Kottmeier,
Peter Kley, Peter Ruß
Chefredakteurin: Mag. Brigitte Pfeifer-Medlin (bpm),
DW 219, [email protected],
Stv. Chefredakteur: Mag. Manuel Friedl (mf), DW 228,
[email protected],
Redaktion:
Mag. Simone Arlits (sa), DW 218, [email protected],
Christian Derflinger (cd), [email protected],
Birgit Nemec (bn), DW 230, [email protected],
Online-Redaktion: Mag. Christiane Jördens, Bakk. (cjö),
DW 220, [email protected]
Anzeigenleitung: Mag. Claudia Jordan, DW 212,
[email protected],
Anzeigenberatung: Mag. (FH) Stefanie Stradel, DW 222,
[email protected],
Anzeigenassistenz: Anika Vikas, DW 215,
[email protected],
Anzeigen-Trainee: Sunny Gansch, DW 216,
[email protected],
Lektorat: Angelika Hierzenberger-Gokesch,
Grafisches Konzept: Christa Schnellrieder
Produktion: Markus Brocza, Georg Vorstandlechner,
Johanna Weber
Abonnements, Marketing & Vertrieb
Brigitte Hoffmann, DW 930, [email protected],
Abo-Hotline: +43/1/866 48-930; Web: www.manstein.at;
Bankverbindung:
Erste Bank AG, Kto. Nr.: 289 400 235 00, Blz.: 20111;
Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 68;
Firma des Herstellers:
Friedrich VDV, Vereinigte Druckereien- und
Verlags-GmbH & CO KG, Zamenhofstraße 43–45
4020 Linz, Verlagsort: Perchtoldsdorf,
Anschrift des Medieninhabers: 2380 Perchtoldsdorf,
Brunner Feldstraße 45,
Anschrift der Redaktion: 2380 Perchtoldsdorf,
Brunner Feldstraße 45,
Name des Herausgebers:
Mag. Dagmar Lang (dl), MBA,
Anschrift des Herausgebers: 2380 Perchtoldsdorf,
Brunner Feldstraße 45,
Grundlegende Richtung: Offizielles Organ des
Bundesgremiums und aller Landesgremien des
Textilhandels
Web: www.textilzeitung.at
Die Offenlegung gemäß § 25 MedienG ist unter
www.textilzeitung.at/footer/impressum abrufbar.
TZ 19 2014 63
WWW.SOLIVER.COM

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