Elf Städte im Check
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Elf Städte im Check
P.b.b., GZ 02Z032321 M, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner FeldstraSSe 45, 2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, 02. Oktober 2014 © Eider © Fotolia 19/14 TOTAL Elf Städte im Check REGIONAL Sportalm | Tel. +43 5356 64361 0 | sportalm.at inhalt 10 14 36 54 58 © 10: NIKE, 14: www.badischl.at, 22: Stadt St. Veit, 36: C. STRAUCH, WELS, 54: Stadtmarketing Liezen, 58: LUDWIG BECK 06 Rekordzahlen für H&M Total Regional 14 Bad Ischl: Bedingungslos kaisertreu 18Oberwart: Belebung mit folgen 26Kitzbühel: Schillernde Sportstadt 30Dornbirn: Grenzüberschreitend 34Wels: Wer es hier schafft... Mode Aktuell In Deutschland ist kürzlich ein neues Magazin erschienen, das allen Ernstes »Mutti kocht am besten« heißt. Geschrieben und gemacht für Studenten, die nicht wissen, wie man eine Eierspeis zubereitet. In der »Guten Küche« aus dem Servus-Verlag kann man 86 Rezepte nachkochen – und zwar »aus allen Winkeln Österreichs«. Klar mussten die Mode- und Lifestyle-Magazine jetzt nachziehen. Wer gerade auf der »Am Land ist es so super«-Welle mitschwimmen will, ist geradezu gezwungen, ein Dirndl- oder Lederhosen-Special herauszugeben. Der übertriebenen Zünftigkeit kann man zu Recht skeptisch gegenüberstehen, man kommt aber nicht umhin, anzuerkennen, dass Themen wie Essen aus der Region, Brauchtumspflege und das dazugehörige Gwand an Relevanz gewonnen haben. »Total regional« heißt auch der Titel dieser Ausgabe der ÖTZ. Bei uns geht es aber nicht um Muttis Rezepte oder die geschmacklichen Entgleisungen auf der sogenannten Wiener Wiesn – sondern um eine Standortbeschreibung des Modehandels zwischen Dornbirn und Wr. Neustadt. Da trifft man auf echte Geheimtipps, auf eingefahrene Erfolgsmodelle, auf ausgestorbene Innenstädte und leere Einkaufszentren, aber auch auf euphorische Jung-Modehändler und supererfolgreiche Platzhirschen. Gerade die Mode ist gefordert, wenn es darum geht, die Sehnsucht nach Nähe mit der Modernität der großen, weiten Welt zu verbinden. Manch einem gelingt’s! VON BRIGITTE PFEIFER-MEDLIN 22 St. Veit/Glan: Die verlorene Mitte 38Leibnitz: Stadt der Händler 42Hallein: Junge entern altstadt 46Krems: »Vom Flair geflasht« 50 Wiener Neustadt: Perle mit peripherie 54 Liezen: Verschiebung der Achsen 58Huber modernisiert © Breneis Von der Sehnsucht nach Nähe editorial business 22 TZ 19 2014 5 business news Inditex stagniert D © Picturedesk er starke Euro macht der spanischen Modegruppe Inditex (Zara, Bershka, Massimo Dutti u. a. ) zu schaffen. Im ersten Halbjahr 2014 konnten die Umsätze in lokalen Währungen zwar um 11 % gesteigert werden. Auch flächenbereinigt legte Inditex mit +4,5 % ein beeindruckendes Wachstum hin. Doch umgerechnet in die Konzernwährung Euro blieb bloß ein kleines Umsatzplus von 5,6 % (auf 8,1 Mrd. €) übrig. Das Ergebnis war sogar leicht (um 2,4 % auf 928 Mio. €) rückläufig. Netto wurden in den letzten sechs Monaten 120 neue Geschäfte eröffnet. Zum Stichtag 30. 6. wurden damit 6.460 Geschäfte in 88 Ländern der Erde betrieben. Gap neu im Donau Zentrum nd wieder hat ein großer internationaler Filialist Österreich für sich entdeckt: Gap, der größte Bekleidungshändler der USA, hat am 1. Oktober im Wiener Donau Zentrum seinen ersten Store hierzulande eröffnet. Auf rund 500 m2 werden die Kollektionen Gap (für Damen und Herren) GapKids und BabyGap geführt. Der Shop ist auf der ehemaligen Fläche von Sport Eybl untergebracht. Die Marke steht seit ihrer Gründung 1969 für coole amerikanische Designs, von klassisch über casual bis hin zu Business-Chic. Im Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende Jänner) konnte Gap Inc. einen Umsatz von 16,1 Mrd. US-Dollar sowie einen Nettogewinn von 1,3 Mrd. US-Dollar verbuchen. Das Ladennetz umfasst 3.100 firmen eigene Filialen sowie mehr als 350 Franchise-Stores in über 90 Ländern. Neben der Stammmarke gibt es auch Läden anderer Konzepte wie Banana Republic und Old Navy. In Österreich wird die Expansion von einem Franchisepartner, der kanadischen Trimera Group, vorangetrieben. Takko: Weniger Flächenleistung, mehr Verlust D © Takko as Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende April) lief für den Textildiskonter Takko nicht nach Wunsch. Der Umsatz stieg zwar um 4,4 % auf 1,1 Mrd. €, expansionsbereinigt bedeutet das jedoch ein klares Minus von 2,9 %. Die Zahl der Filialen wuchs um netto 76 auf 1.905 Standorte in 16 Ländern. Das Betriebsergebnis EBIT war mit 5,7 Mio. € (nach 42,3 Mio. € im GJ 2012/13) nur noch knapp positiv. Der Verlust vergrößerte sich von 80 auf 91 Mio. €. Der Abwärtstrend hat sich auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahrs fort gesetzt: Von Mai bis Juli 2014 stieg der Nettoumsatz um 4,3 % auf 267,1 Mio. €, was einem flächenbereinigten Minus von 0,4 % entspricht. Das Betriebsergebnis EBIT fiel um 2,5 % auf 23,5 Mio. €. Die Expansion wurde unterdessen völlig zurückgefahren: Per 31. Juli zählte das Filialnetz netto ein Geschäft weniger als zum Bilanzstichtag am 30. April. 6 TZ 19 2014 top NEWS H&M legt kräftig zu Die Modekette H&M scheint derzeit nicht zu stoppen. Für den Monat August haben die Schweden nun zum elften Mal in Folge ein zweistelliges Umsatzplus gemeldet. Im August stiegen die Umsätze um 19 %, im gesamten Sommer (Juni bis August) legten die Erlöse um 16 % zu. In den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahres (Dezember 2013 bis August 2014) stiegen die Nettoumsätze in Konzernwährung um 18 % auf 109 Mrd. Schwedische Kronen (SEK), umgerechnet 11,8 Mrd. €. Der Gewinn nach Steuern stieg in ähnlichem Ausmaß (+19 %) auf 1,5 Mrd. €. CEO und Hauptaktionär KarlJohan Persson (Bild) macht in erster Linie die guten Kollektionen sowie den Ausbau des Onlinegeschäfts für die hervorragenden Zahlen verantwortlich. Auch in Österreich laufen die Geschäfte außergewöhnlich gut: In den ersten drei Quartalen wuchsen die Umsätze um 4 % auf 411,6 Mio. €. Die Zahl der Geschäfte kletterte hierzulande im Berichtszeitraum um eines auf 73. Konzernweit wurden in den letzten zwölf Monaten netto fast 400 Geschäfte eröffnet. Per Ende August gibt es nun weltweit 3.341 Shops der Konzernmarken H&M, Cos, & Other Stories, Weekday, Monki und Cheap Monday. © Picturedesk U business news Esprit schafft den Turnaround T rotz eines weiterhin sinkenden Umsatzes hat der Modekonzern Esprit im abgeschlossenen Geschäftsjahr (per 30. 6.) den Turnaround geschafft. Laut der soeben veröffentlichten Bilanz verlor Esprit abermals 6,5 % seines Umsatzes und kam nun bei 24,2 Mrd. Hongkong-Dollar (HKD; umgerechnet 2,29 Mrd. €) zu liegen. Dieser Rückgang ist in erster Linie auf die deutliche Reduktion der Verkaufsfläche (−10,7 %) zurückzuführen. Die Flächenproduktivitäten konnten somit stabilisiert, teils sogar gesteigert werden. In Österreich ging der Umsatz überdurchschnittlich stark, und zwar um 8,8 % auf 103,5 Mio. € zurück. Die Verkaufsfläche reduzierte sich im eigenen Retail um 3,6 %. Hierzulande war somit auch der Umsatz auf vergleichbarer Fläche weiterhin rückläufig. Der Wholesale-Umsatz brach sogar um 12,8 % auf nur noch 32,9 Mio. € ein. Als Gegenmaßnahme gab es im Konzern drastische Kosteneinsparungen: Die Betriebskosten der Gruppe konnten etwa um 30,6 % © Picturedesk OnlineWachstum bricht ein gesenkt werden. Das Betriebser gebnis EBIT drehte in der Folge von −4,2 Mrd. HKD auf +361 Mio. HKD. Und statt eines Nettoverlustes von 4,4 Mrd. HKD im Vorjahr stand diesmal ein kleiner Gewinn von 210 Mio. HKD (umgerechnet 19,9 Mio. €) in der Bilanz. Als seine wichtigsten Aufgaben sieht das Management aktuell die Vertikalisierung des Geschäfts modells, vom Produktdesign bis hin zum operativen Store-Management. »Dadurch werden Vorlaufzeiten substanziell verkürzt, da schnellere Informations- und Entscheidungs abläufe über alle betrieblichen Schlüsselfunktionen hinweg ermöglicht werden«, heißt es im Geschäftsbericht. Auch das neue Geschäftsjahr werde sehr herausfordernd, kündigt CEO José Manuel Martínez Gutiérrez an. Doch die Struktur veränderungen seien unabdingbar »für die Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit und Verbesserung der Abverkäufe«, so Martínez. J ahrelang kannten die Umsatzzahlen im Onlinehandel nur eine Richtung: nach oben. Nun mehren sich die Zeichen, dass auch im E-Commerce ein Ende des Wachstums zumindest absehbar ist. Der deutsche Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) meldete jüngst sogar erstmals ein Umsatzminus: Laut dem Branchenverband lagen die Umsätze der deutschen Online- und Versandhändler im zweiten Quartal 2014 leicht unter den Vor gaben aus dem Vorjahr. Glaubt man den Zahlen, die regelmäßig durch ein Marktforschungsinstitut erhoben werden, wurde zwischen April und Juni 2014 online ein Umsatz von 11 Mrd. € erzielt – und damit 6,8 % weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei Bekleidungsanbietern betrug das Umsatzminus sogar 12 %. Mit einem Gesamtumsatz von 2,6 Mrd. € ist die Modebranche aber nach wie vor der mit weitem Abstand größte Umsatzbringer online. Dabei hatte sich das Wachstum schon im Vorjahr deutlich abgeschwächt: Laut dem ebenfalls deutschen EHI Retail Institute erwirtschafteten die 100 größten E-Commerce-Händler in Deutschland 2013 einen Umsatz von 19,6 Mrd. €. Nachdem es jahrelang hohe zweistellige Zuwachsraten gegeben hatte, ist das nur noch eine Steigerung um 7,7 %. Von diesen 19,6 Mrd. € entfallen ganze 30 % alleine auf den Marktführer amazon.de. Der zweitplatzierte otto.de generiert 1,9 Mrd. € Onlineumsatz und hält damit knapp 10 % Marktanteil. Drittgrößter Onlinehändler ist Zalando mit einem Deutschland-Umsatz von 702 Mio. €. Für Österreich geht das EHI für die größten 100 Händler von einem E-Commerce-Umsatz in der Höhe von 1,6 Mrd. € aus. Ein Vergleich mit den Vorjahreszahlen ist laut EHI nicht möglich, da man den E-Commerce-Umsatz in Österreich »in der Vergangenheit überschätzt« habe. Marktführer ist auch hierzulande Amazon mit 342,6 Mio. € Umsatz vor universal.at mit 107,5 Mio. € sowie Zalando mit 72,5 Mio. €. Alle diese Zahlen umfassen nur physische Güter, die Umsätze wurden um Retouren bereinigt. Erfolgreich handeln mit den Spezialisten für Kassenund Warenwirtschaftslösungen IT-Innovationen 2014: • MobileLösungen • Multi-Channel-Lösungen • RFID Die Spezialisten für Kassen- und Warenwirtschaftslösungen | www.hoeltl.com © Primark © copyright ©Picturedesk © Picturedesk business musterseite news Primark setzt Erfolgslauf fort K urz vor Ende des Geschäftsjahres (September 2014) gab der irische Modediskonter Primark eine Prognose zur Umsatzentwicklung ab. Demnach wird für den Berichtszeitraum ein Umsatzplus von 17 % (währungsbereinigt: +16 %) erwartet. Auch auf vergleichbaren Flächen konnten die Umsätze abermals deutlich (+4,5 %) gesteigert werden. Beim Ergebnis will sich Primark noch nicht festlegen. Voraussichtlich werde der Gewinn etwas über dem Vorjahresniveau liegen. Im ersten Geschäftshalbjahr betrug die operative Gewinnmarge 13,1 %. Einerseits entstünden durch das immer dichtere Vertriebsnetz positive Skaleneffekte, andererseits seien die Logistikkosten gesunken, heißt es im Zwischenbericht. Und schließlich seien aufgrund der guten Abverkäufe auch die Abschriften geringer als im Vorjahr gewesen. Im Geschäftsjahr wurden 28 neue Stores eröffnet, aktuell betreibt Primark damit 278 Geschäfte. Die rasche Expansion werde zumindest in den nächsten b eiden Jahren weiter fortgesetzt, heißt es von Konzernseite. Auch der Schritt über den g roßen Teich ist beschlossene Sache: Der erste Vertrag wurde für ein Geschäft in Boston unterzeichnet. Zalando holt sich 600 Millionen N ach vielen Spekulationen notiert der Online-Modeversender Zalando nun seit 1. Oktober tatsächlich an der Frankfurter Börse. Trotzdem kam es anders als vermutet. Denn keiner der bisherigen Zalando-Investoren trennte sich von seinen Anteilen, vielmehr wurden über die Börse ausschließlich neue Aktien verkauft. Gerechnet wurde mit frischem Kapital in der Höhe von rund 600 Mio. €. Dieses Geld fließt damit nicht den Altaktionären, sondern dem Unternehmen selbst zu, das damit seine weitere Expansion vorantreiben will. Auch die Übernahme von Technologiefirmen ist geplant. Dadurch soll das Online-Einkaufserlebnis verbessert werden. Zalando beschäftigt schon bisher rund 500 eigene IT-Spezialisten. Nur einen Tag nach Zalando, am 2. Oktober, folgte die Startup-Schmiede Rocket Internet der Gebrüder Samwer, aus deren Haus auch Zalando stammt, auf das Börsenparkett. Rocket Internet wollte gut 1,6 Mrd. € einsammeln. Nach den neuen Stimmrechtsverhältnissen halten die Gründer-Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer nun noch 14,8 % an Zalando. Wolford verbessert sich © Wolford B 8 TZ 19 2014 eim Vorarlberger Strumpfhersteller Wolford gibt es Grund für Optimismus. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (Mai bis Juli 2014) verbesserte sich das um Einmaleffekte bereinigte EBIT von −5,18 Mio. € auf −0,17 Mio. € signifikant. Vor allem durch einen Buchwertgewinn aus einem Grundstücksverkauf konnte unterm Strich sogar ein Nettogewinn von 1,49 Mio. € erwirtschaftet werden (Vj.: −4,35 Mio. €). Der Umsatz war nur noch leicht, um 1,1 %, rückläufig und kam bei 31,9 Mio. € zu liegen. Verantwortlich für den Rückgang waren in erster Linie die zuletzt durchgeführten Geschäftsschließungen. Laut Vorstandssprecher Axel Dreher zeige das erste Quartal, dass Wolford mit den »Refokussierungsmaßnahmen gut vorankommt«. Ziel für das Geschäftsjahr sei ein positives operatives Ergebnis (EBIT). AIGNERMUNICH.COM BE RLIN | B O NN | D ÜS S EL D ORF | F RA N K F U RT | H AMBUR G | KÖ LN | LE IP ZIG | MÜN C H E N | KITZBÜ HEL | S ALZBU RG | W I EN business news Nike: 2 x Wien, 1 x Graz D © Picturedesk er weltgrößte Sportartikelhersteller, Nike, hat eine StoreOffensive in Österreich gestartet. Am 18. September eröffnete im Wiener Donau Zentrum ein Nike-Store mit 255 m2 Verkaufsfläche. Am 2. Oktober folgte ein weiterer Store in der Shopping City Süd mit ebenfalls rund 250 m2 Verkaufsfläche. Damit ist die USMarke nun in den beiden größten Einkaufszentren des Landes vertreten. Am 20. November schließlich geht der Nike-Factory-Store im Grazer Murpark in Betrieb. Im zur SES-Gruppe gehörenden Einkaufszentrum wird sich die Marke gleich auf 800 m2 präsentieren. Testklub: A uch im August konnte der Modehandel vom schlechten Sommer- und guten Shopping-Wetter profitieren. Laut den Zahlen von WKO und KMU Forschung stiegen die Umsätze im stationären Bekleidungseinzelhandel im Durchschnitt um 2,2 %. Ein Viertel der Standorte meldet sogar ein zwei stelliges Plus. Besonders erfreulich: In nur 27 % der Geschäfte waren die Umsätze rückläufig. Der Umsatzzuwachs wurde mit einem Verkaufstag weniger erzielt. Dem Wetter entsprechend haben Geschäfte in Einkaufszentren überdurchschnittlich gut abgeschlossen (+3,8 %), aber auch Standorte in Stadtzentren und Einkaufsstraßen konnten sich über Zuwächse freuen (+0,7 %). Filialisten (+2,8 %) schlossen diesmal leicht besser ab als unabhängige Einzelhändler (+1,5 %). Den August-Zuwachs konnte die Branche gut gebrauchen, verlief das Jahr bisher doch eher auf bescheidenem Niveau. Dementsprechend schwach ist auch die Zwischenbilanz für das aufgelaufene Jahr: Per Ende August liegen die Branchenumsätze gerade einmal um 0,5 % (real: 0,9 %) über dem Vorjahresniveau. Damit steht der Modehandel nicht alleine da: Auch der gesamte österreichische stationäre Einzelhandel steht per Ende August genau bei +0,5 % (real: −0,5 %). short cuts © Nike Plus im August Wachstumszahlen gesenkt N ach den jüngsten Berechnungen von Statistik Austria ist die heimische Wirtschaft im Jahr 2013 nur minimal um 0,2 % gewachsen. 2012 hatte das Wachstum immerhin noch 0,9 %, 2011 sogar 3,1 % betragen. Die Abschwächung der Konjunktur war auch international zu beobachten: Die Europäische Union insgesamt verzeichnete 2013 nur ein leichtes Wachstum von 0,1 %, im Euroraum war die Wirtschaftsentwicklung mit −0,4 % sogar rückläufig. Österreich liegt mit seiner Entwicklung auch besser als der große Nachbar Deutschland (+0,1 %). Die realen Konsumausgaben der privaten Haushalte gingen um 0,2 % zurück. Kein Wunder – sank doch auch das real verfügbare Nettoeinkommen um durchschnittlich 1,4 %. Im Handel ging die Bruttowertschöpfung real sogar um 1,6 % zurück. Damit war es das schlechteste Jahr für den Handel seit 2008 (−1,7 %). Auch das Jahr 2012 hatte der Handel schon mit einem leichten Minus (−0,1 %) abgeschlossen. +++GROSSES PLUS FÜR DESIGUAL+++ Die spanische Modemarke Desigual setzt ihren jahrelangen Wachstums- kurs unvermindert fort. Im ersten Halbjahr 2014 stieg der Umsatz des Unternehmens um 23,1 % auf 452,9 Mio. €. Der Nettogewinn wuchs um 45 % auf 66,4 Mio. €. Alleine im ersten Halbjahr wurden zwischen Peru und Singapur weltweit 45 neue Franchise- und Retail-Läden eröffnet. +++UNITO: PLUS IM HALBJAHR+++ Die Versandhandelsgruppe Unito (Universal, Otto, Quelle) hat ihre Nettoumsätze in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres (März bis August 2014) um 6,8 % auf 137,0 Mio. € gesteigert. Auch in Zukunft soll in erster Linie das digitale Geschäft ausgebaut werden. Gearbeitet wird daran, »heutige Nachteile des Onlineshoppings – beispielsweise die fehlende Haptik, persönliche Beratung oder eine unmittelbare Verfügbarkeit der gekauften Ware –weitgehend verschwinden zu lassen«, so Geschäftsführer Harald Gutschi. +++LENZING: WENINGER GEHT+++ Friedrich Weninger, Chief Operating Officer (COO) des oberösterreichischen Faserherstellers Lenzing, wird sein zum 31. Dezember auslaufendes Vorstandsmandat nicht verlängern – aus persönlichen Gründen, wie es heißt. Weninger war seit mehr als 25 Jahren bei Lenzing und wird der Gruppe weiterhin als Berater zur Verfügung stehen. Künftig werden sich die verbliebenen drei Vorstände Weningers Aufgaben teilen. +++MYTHERESA GEHT AN NEIMAN MARCUS+++ Die Neiman Marcus Group hat den Münchner Luxusmodehändler Mytheresa um 150 Mio. € übernommen. Mytheresa betreibt ein MultilabelGeschäft in München sowie den bekannten Onlineshop mytheresa.com. Der Umsatz lag zuletzt bei rund 100 Mio. € (nach Retouren). Das Geschäft soll unverändert weiterlaufen, auch das Management-Team bleibt bestehen. +++LINZ TEXTIL TRENNT SICH VON GESCHÄFTSFÜHRER+++ Alexander Hofstadler, Geschäftsführer der Linz Textil GmbH, verlässt mit Frühjahr 2015 das Unternehmen. Sein auslaufender Vertrag werde im beiderseitigen Einvernehmen nicht verlängert, heißt es in einer Presseaussendung. Zudem will das Unternehmen ein »breit angelegtes Umstrukturierungsprogramm« in Angriff nehmen. Der zweite Geschäftsführer, Otmar Zeindlinger, bleibt im Amt. 10 TZ 19 2014 Förderer 2014 u er ei t H a ll © Sta d c ha n / A d i As Total Hallein © SA regional adt Ma e ls rke t & To ing uri st i k Gm bH Wr. Neu st Modestandort Österreich – was ist das eigentlich? Der Einzelkämpfer in Oberwart? Oder das Trachtenhaus in Bad Ischl? Beides! Die ÖTZ hat elf Städte durchforstet. Mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen. © it t. V e dt S S ta ©W Wels 12 TZ 19 2014 eit St. V E lf Namen standen auf der Liste jener Städte, die die Redaktion der ÖTZ sich für die aktuelle Ausgabe zu analysieren vornahm. »Total regional« wollten wir in dieser Ausgabe sein und eintauchen in die Modehandelsszene zwischen Oberwart und Dornbirn. Kaufkraft, Einzugsgebiet, Bevölkerungsdichte, Tourismus, angesiedelte Industrie, Bildungseinrichtungen, ein noch vorhandener lebendiger Stadtkern – so viele Parameter bestimmen über Erfolg oder Misserfolg einer Einzelhandelsagglomeration. In Bad Ischl stemmen sich erfolgreiche Einzelhandelsbetriebe (viele davon in der K.-u.-k.-Zeit gegründet) gegen Vermassung, Großformate und Einkaufszentren. Die Innenstadt von Oberwart erholt sich nur langsam von der Eröffnung des eo vor fünf Jahren. Im kärntnerischen St. Veit gibt es kaum mehr modischen Mittelstand. Im historischen Stadtkern ist Leerstand keine Seltenheit und Klagenfurt eine (fast) übermächtige Konkurrenz. Die schillernde Sportstadt Kitzbühel wird hingegen als einziges großes Kaufhaus beschrieben, in dem es nichts gibt, was es nicht gibt – außer ein paar Monate im Jahr, in denen die Promikunden und Zweitwohnbesitzer einen großen Bogen um die Gamsstadt machen. Aus Dornbirn kommen nur positive Nachrichten. Im Ländle wird offenbar alles richtig gemacht. Tolle, inspirie- © HLM Krems Dorn birn nitz hel Kitzbü t ia n F u ch s lm © He der ut E Leib © Ch r is Bad Isc Lieze n Oberwart © Fotolia rende Labels, viele Kunden (auch) aus der Schweiz, sogar Neueröffnungen finden statt! Ganz anders die Situation in Wels: Dort gab und gibt es Einkaufszentren zuhauf – einige davon funktionieren bestenfalls mittelmäßig, der Innenstadt haben sie dennoch massiv geschadet. Immerhin: In der City zeigen vor allem Premiumhändler große Ambitionen. Ein mittelständischer Platzhirsch? Fehlanzeige. Im südsteirischen Leibnitz scheint die Einzelhandelswelt noch in Ordnung: Am »schönsten Platz des Südens«, so der Werbeslogan über den Hauptplatz, wird gehandelt, als gebe es die EKZ und Fachmarktzentren rundherum gar nicht. Auch Hallein wird von vielen anderen Städten beneidet: um einen der schönsten Altstadtkerne, um einen der besten Premium-Modehändler Österreichs – aber auch um frische Konzepte, die die Kaufkraftabwanderung in die Landeshauptstadt abfedern. Krems ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass Platzhirsche, Boutiquen und Einkaufszentren neben- und miteinander funktionieren können. Auch Wr. Neustadt ist in Bewegung. Die Stadt wächst – und der Handel gleich mit. Zu sehr gewachsen sind offenbar die Einzelhandelsflächen im steirischen Liezen – mit zum Teil unerfreulichen Auswirkungen für etablierte Händler. Elf Städte, elf verschiedene Situationen. Viel Spaß beim Lesen! BPM ©E u ro s pa r hl © Baye r f ©m Krems TZ 19 2014 13 © Lodenfrey oberösterreich Bad Ischl Bedingungslos kaisertreu Eingebettet zwischen der Historie als Kaiserstadt und den Einrichtungen eines Kurorts braucht man sich um Bad Ischls Einzelhandel nicht zu sorgen. Dirndl und Fashion und ein hängender Garten: das LodenfreyVerkaufshaus 14 TZ 19 2014 oberösterreich K © r au m ba u a rc h it ek te n sc h au er ba d is c h l ennen Sie dieses Gefühl? Als Kind waren Sie einmal ganz begeistert von einer Sache, einem Ort, einer Person. Jahrzehnte später, als Erwachsener, erscheint die Sache banal, der Ort klein, die Person wenig beeindruckend. Aber manchmal, leider zu selten, hält der Zauber. 1974, als Neunjährige, kam ich mit meinen Eltern und meiner Schwester zum ersten Mal nach Bad Ischl. Die Geduld von uns Kindern bei den Führungen durch die Kaiser- und die Leharvilla wurde mit einem Besuch in einer Konditorei belohnt: beim Zauner! An einem so feinen Ort, dachte ich damals, war ich nie zuvor gewesen. Stühle aus rosafarbenen Samt, goldverzierte Spiegel – und die schönste und vollste Torten vitrine der Welt. Die Entdeckung von Obst aus Marzipan kostete meine Eltern viel Geld – und bescherte eine wunderbare Erinnerung. In Bad Ischl bin ich seither oft gewesen, zum Zauner ging ich nie wieder, vermutlich aus Sorge, das Bild von damals würde ersetzt werden durch ein neues, © Lenze nweg er Modern u nd der neue bewusst anders: P Laden der oe Familie S sie 1895, chauer , mit WiesnTracht ist alltäglich in Bad Ischl Gaudi hat sie nichts zu tun. »Wir glauben nicht an die grüne Wiese. Geschäfte machen wir im Herzen der Stadt.« Angelika Schauer, Modehändlerin realistischeres. Aber an diesem Spätsommertag, als ich loszog, um mir die Einkaufsstadt zwischen Ischl und Traun ganz aus der Nähe anzuschauen, gab es an einer der berühmtesten Konditoreien Österreichs kein vorbei mehr. Und siehe da: Die Torten duften immer noch, die volle Vitrine lässt nicht nur Kinderherzen höher schlagen, der Zauner-Zauber hält – auch 40 Jahre nach dem Erstbesuch! Müsste man ein Zentrum, ein Herz der 13.759-Einwohnerstadt im Salzkammergut definieren – es wäre immer noch der Zauner in der Pfarrgasse. 1832 gegründet und als »k. u. k. Hoflieferant« geadelt, da bis dahin kein ansässiger Konditor den Ansprüchen des Kaisers entsprach. 60 Sommer an der Traun. Bad Ischl ohne Kaiser Franz Joseph, das ist und bleibt unvorstellbar. 60 Sommer soll der Kaiser in der Salzstadt verbracht haben (auch Dank seiner »Freundschaft« zu Katharina Schratt), die spätere Kaiservilla (mehrfach umgebaut und erweitert) war das Hochzeitsgeschenk von Franz Josephs Mutter Erzherzogin Sophie. Im Zuge des kaiserlichen Trosses entwickelte sich das Salzkammergut zum Hort adeliger Sommerfrische – und Bad Ischl zu dessen Zentrum. Kaiserliches Flair versprüht zumindest die Anfahrt nach Bad Ischl nimmer mehr. Außen an Gmunden vorbei, am Einkaufszentrum mit dem seltsam klingenden Namen »SEP« auf der linken Seite, sieht man auf einer Anhöhe zum ersten Mal den Traunsee. Späte Augustsonne, kleine Segelboote, Steckerlfisch-Buden, aus denen es verlockend gut riecht: Man ist in einer Urlaubsregion gelandet, für die Massentourismus ein Fremdwort ist. Um das schöne Örtchen Traunstein ist längst eine Umfahrung gebaut worden, durch zahlreiche Tunnel gelangt man nach Ebensee, das für seine Salinen und manchmal auch für braune Exzesse steht. Dann schlingt sich die Bundesstraße Richtung Bad Ischl, stets den Hausberg, die »Katrin« im Blick. Dort, wo Ischl und Traun ineinander einmünden, führt eine Brücke in jene Stadt, in der der 18. August (der Geburtstag Kaiser Franz Josephs) noch immer von Tausenden aus- und inländischen Freizeitmonarchisten frenetisch gefeiert wird. Zahllose Anzeigetafeln diverser Parkgaragen erwecken wenig Lust, ins Zentrum zu fahren, also schnell in der Götzstraße parken, da, wo der Einzelhandel wenig Lust auf mehr macht. Das Einkaufszentrum Bad Ischl, in den 70ern erbaut und Ende der 80er-Jahre renoviert, zählt nicht zu den Aushängeschildern des Betreibers, der Linzer Imperial-Gruppe. 2012 sicherte sich die Steyrer Braunsberger Holding ein Vorkaufsrecht. Doch die Pläne zum Neubau an der Nordeinfahrt scheiterten ebenso wie der zweier Immo-Experten, die die Fassade runderneuern und den Mietermix attraktivieren wollten. Das marode Einkaufszentrum mit Mietern wie Spar, Fussl oder Hervis (und einer komplett leeren ersten Etage) wartet also weiterhin auf eine Lösung – bis dahin leidet die unmittelbare Umgebung (das Trachtenhaus Renard oder der Sportfilialist Gigasport) unter der wenig attraktiven Nachbarschaft. Wer dann durch die Kaiser-Franz-Joseph-Straße durch die kleine Glücksgasse geht (mit dem tollen Küchenaccessoire-Laden Küchenglück), trifft erstmals auf geballte Textil-Power. Der Kreuzplatz wird gerade von einer »Ortsplatzgestaltung« heimgesucht, die Baustelle ist in vollem Gang. Die Schanigärten sind voll, in den Modeläden (Chic Mode, Die Schneiderin, Bonita, Esprit, Street One und Cecil) herrscht Vormittagsruhe. Das Motto »Bad Ischl erblicken – Kreuzplatz bestaunen« wird wohl erst wieder im November nach Beendigung der Bauarbeiten nachvollziehbar sein. Dann soll der Kreuzplatz (mit dem Stammhaus des Trachten- und Modean bieters Schauer sowie der Filiale des Gmundner Modehauses Forstinger) wieder das sein, was er (neben der Pfarrgasse und dem Auböckplatz) einmal war: einer der Hotspots im Herzen von Bad Ischl. Topmarken am Kreuzplatz. Das Angebot kann sich noch immer sehen lassen: Seit 20 Jahren betreibt Familie Forstinger ihren edlen Laden am Kreuzplatz 20, die herbstlichen Schaufenster setzen auf die Kraft eines eleganten Markenmix, mit dem man wohl auch die zahlreichen Besitzer von TZ 19 2014 15 oberösterreich c h l. at it e ch u ar © Ch r is t ia n Fuch s m ba der 1895: Poesie Hotspot e neu Das Z auner -Stam Pfarrg mhaus in der asse »Wir wollen als eines der ›Great Spas‹ Europas von der UNESCO zum Kulturerbe ernannt werden.« Hannes Heide, Bürgermeister 16 TZ 19 2014 © www .b a d is l is c h uer ba d Zauner-E splanade u © ra Wunderbarer Wochenmarkt. Am Auböckplatz, also gleichsam am Eingang der Pfarrgasse, wird der Blick auf die geschichtsträchtige Trinkhalle, die 1828 vom Wiener Architekten Franz Xaver Lössl als »Soolenbadhaus« in Form eines griechischen Tempels mit Foyer errichtet wurde, gelenkt. Jeden Freitag ab sechs Uhr findet hier der Wochenmarkt statt – und es ist kein gewöhnlicher. Edle Fische aus Traun- und Wolfgangsee, feine Bäckereien der Bäuerinnen aus der Umgebung, Käsespezialitäten aus dem Salzkammergut und Fleisch- und Wildkostbarkeiten lassen Naschmarkt-Feeling (freilich zu viel demokratischeren Preisen!) aufkommen. Hinter den Wochenmarktstandln verbirgt sich ein weiteres Kleinod von Bad Ischl: die Huterzeugung Bittner, in der seit 1862 nichts anderes als Hüte hergestellt werden. Wer vom Norden kommt, betritt die Stadt aus dieser Richtung, vorbei am Auböckplatz und durch die »kleine Kärntner Winterliche Traun: 50.000 Kunden kommen am 8. Dezember. scha kten © Reinhard Feuchtner (Ebenseer Fotoklub) Zweitwohnsitzen anzieht: Hugo Boss, Moncler, La Martina, Barbour, Joop!, Baldessarini, Michel Kors oder Tommy Hilfiger werden sportiv und Outdoorlastig präsentiert, passende Premiumlabels für einen Herbstspaziergang am Traunufer. Direkt daneben befindet sich eines der traditionsreichsten Geschäfte der Salzkammergut-Metropole: das Trachtenhaus der Familie Schauer. Am Kreuzplatz 22–23 gründete der Schneider Wilhelm Schauer 1895 sein Unternehmen, produzierte »englische und französische Kostüm-Schneiderei« und wurde bald zum k. u. k. Lieferanten ernannt. Zwei Trachten- und ein Stoffgeschäft (mit traumhaft schönen Dirndlstoffen) betreibt Angelika Schauer heute in vierter Generation, mit dem Modehaus Poesie 1895 (eröffnet im März dieses Jahres) führt die junge Unternehmerin die Firma mit Familiensinn (Vater Gustav führt die Schnei derei) in eine neue Ära. Ecke Auböckplatz/Schulgasse ließ Schauer einen 700-m2-Laden errichten, der so gar nicht der Ladenkultur des Kurorts entspricht: urban, schlicht und neutral wird der Blick nur von der Ware weggeleitet, wenn man auf die Deckenelemente des steirischen Künstlers J.K. Stromberger schaut. Sein in Acryltechnik gemaltes Bild wurde maßstabsgetreu auf Leinen übertragen und in zehn kreisrunde Deckenfelder eingelassen. Gold- und Rosé-Schattierungen ziehen sich so über die 700 m2 des Ladenlokals. Wolkenartige Hängelampen geben dem zweigeschoßigen Laden das Feeling von weiter (Mode-)Welt, ein, wie Schauer sagt, »modisch-poetisches Lebensgefühl«. Straße« Bad Ischls – die Pfarrgasse. Davor lohnt noch ein schneller Blick nach rechts in die kleine Schulgasse: Der Lebzelter Franz Tausch besteht seit 1844, noch immer wird der Ischler Lebkuchen nach Originalrezepten gebacken – und in die ganze Welt verschickt. Wilder Mix rund um den Zauner. Die Pfarrgasse schließlich erweist sich als wilder Mix von Systemanbietern, Handelsketten und Individualisten. DM, ein Lebensmittelhändler, dazwischen die Filiale des Edeltrachtenerzeugers Gössl, der Jeansladen Graf, Tom Tailor, der Zauner, noch einmal Trachten Schauer, Palmers, Benetton, die Goldschmiede von Gerold Schodterer: Wie nirgendwo anders in dieser Stadt, die sich so tapfer wie erfolgreich gegen Großformate, Einkaufszentren und Fachmarktagglomerationen wehrt, zeigt sich hier die »Normalität« gesichtsloser Einkaufsstraßen. Und in der Mitte der Zauner … ungerührt von Umbauten, Schließungen oder neuen Konzepten. Gleich daneben, Ecke Schröpferplatz/Wirerstraße zeigt sich Bad Ischl wieder von seiner besonderen Seite: ein Camel-active-Store einen Steinwurf von »Ischler Waffen« entfernt – wo gibt es das noch? Kleine Läden, dazwischen auch Leerstand, herrschen auf der Esplanade vor. Am traditionellen Schuhhaus Quell und der Zauner Esplanade vorbei, trifft, wer in die Kurhausstraße einbiegt, ein weiteres Unikum der Stadt an der Traun: in der Tischlerei Josef Schenner, gegründet 1877, verarbeitet Herbert Schenner, der letzte Haken dreher Österreichs, Holz auf höchst originelle Weise: Neben Spezialanfertigungen aller Art drechselt er ausgefallene Waschbecken aus Holz oder einzigartige Bio-Urnen. Das Leitprodukt des Meisters sind Schüsseln aus unterschiedlichen heimischen Hölzern, fein ausgedreht und mit lebensmittel echtem Öl behandelt. Von München nach Bad Ischl. Weiter in der Kurhausstraße trifft man auf den Namen eines deutschen Unternehmens, das eng mit der Kaiserstadt verbunden ist. Lodenfrey hat einstmals in Bad Ischl Tracht produziert, betreibt heute noch den Lodenfrey-Park mit überregionalem Trachten-Outlet. Das Geschäft in der Kurhausstraße übernahm im Jahr 2000 das deutsche Ehepaar Maria und Achim Fischer. Maria, eine Cousine von Lodenfrey-DOB-Manager Peter Frey, wagte den Sprung von München nach Bad Ischl. 2012 wurde das »Lodenfrey Verkaufshaus« – zu einem echten Schmuckstück der Ischler Einzelhandelsszene umgestaltet. Es irrt, wer hinter »Verkaufshaus« eine dröge Kombination von Tracht (alle einschlägigen Anbieter aus dem Mainstreamund Premiumbereich, klarerweise mit starker Betonung auf der Hausmarke) vermutet: Das historisch wertvolle Gebäude (einstmals eine Turnhalle für erholungswütige Sommerfrischler) besticht durch moderne Warenpräsentation und den im heimischen Modehandel wahrscheinlich schönsten Hängegarten. Dass man vom Wintergarten und der Terrasse auf den Kurpark blicken kann, macht Shoppen noch mal schöner. Was Wunder, dass das Institut CIMA Austria vor Kurzem vorrechnete, dass der Handel in Bad Ischl 2013 63,9 Mio. € umsetzte – und damit um 4,1 % mehr als vor zehn Jahren? Und der Umsatz pro m2 im gleichen Zeitraum sogar um 8,7 % auf 3.478 € wuchs? In Bad Ischl wird von Urlaubern deutlich mehr ausgegeben als in Salzburg – dagegen geben die Bad Ischler kaum mehr Geld in der Einkaufsstadt an der Salzach aus. Der Mix aus Tradition und hohem Anspruch, aus Trachtenkompetenz und Modernität, aus kulinarischem Genuss und ein wenig K.-u.-k.-Nostalgie macht diese Stadt einzigartig. Nirgendwo anders in Österreich könnte man dieses gewachsene Konzept duplizieren. Es ist und bleibt einzigartig. Kaiserlich eben! BPM PRIVATE MOMENTS. www.huber-bodywear.com © eo musterseite Oberwart Belebung mit Folgen D er vorletzte dienstliche Besuch in Oberwart liegt fünf Jahre zurück. Damals eröffnete das Einkaufszentrum eo (großes Bild). Ein kurzer Abstecher in die Innenstadt hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Der letzte private Besuch in Oberwart liegt zehn Monate zurück. Damals lockte ein Last-minute-Angebot ins Wellnesshotel nach Bad Tatzmannsdorf. Kurz vor Weihnachten fehlten noch Geschenke. Wohin also in der Eile, wenn man eigentlich lieber im Thermalwasser treiben will? Ins eo. Da hat man alles auf einem Fleck, alles unter einem Dach. Was bei Minusgraden durchaus angenehm ist. Zugegeben: Die Innenstadt war fürs Geschenke-Shoppen in diesem Moment keine Alternative. Der jüngste dienstliche Besuch in der südburgenländischen Bezirkshauptstadt wiederum liegt nun zwei Wochen zurück. Diesmal am Plan: Innenstadt und Einkaufszentrum genauer unter die Lupe zu nehmen. Hat sich etwas verändert? Wie ist der erste Eindruck? Welche Handelskonzepte gibt es in der Innenstadt, welche im EKZ? Erholt sich der Innenstadthandel vom Schock der Shoppingcenter-Eröffnung? 18 TZ 19 2014 Die Eröffnung des eo vor fünf Jahren schlug in Oberwart hohe Wellen. Die Peripherie gedeiht, die Innenstadt erholt sich langsam. Ein Miteinander wird zumindest propagiert. An der Struktur der Stadt hat sich freilich nichts geändert. Oberwart fehlt ein Altstadtkern, fehlt ein gemütlicher Hauptplatz, der zum Verweilen einlädt. Dafür gibt es mit der Wienerstraße eine dominante Durchzugsstraße, die nach dem Stadtpark in die Steinamangerer Straße übergeht. Der Vorteil ist, dass sich an dieser Hauptverkehrsader die meisten Geschäfte konzentrieren. Flankiert wird Oberwart, das rund 7.200 Einwohner zählt, von zwei EinzelhandelsPlatzhirschen. Richtung Unterwart von Topmoden Balaskovics mit Damen- und Herrenmode sowie Anlassmode, Richtung Pinkafeld von Bayer Premium Fashion mit einem Modehaus für Damen und einem zweistöckigen Modehaus für Herren. An der Hauptstraße tummeln sich Tom Tailor, Hartlauer, NKD, Delka, Tally Weijl, Jones und Benetton sowie das Abend- und Damenmodegeschäft Mode Bauer mit Marken wie Chilli, Opposé oder Angels Jeans und der Herrenmodeausstatter Sahm. Interessant ist auch ein Mexx-Franchise- burgenland © SA 03 elt in , weiter W von großer mium Fashion ch u a H re Ein : Bayer P Oberwart © SA r © Baye Leerstand im Besitzer Bank Innenstadt-EKZ Eko – Burgenland w ill investieren . zeitig fsstraße ist gleich Die Haupteinkau durch Oberwart. Hier ße tra gss els. Durchzu h 80 % des Hand konzentrieren sic Store, der in der Innenstadt startete, dann ins eo wechselte, um schließlich wieder ins Zentrum zu siedeln. Leer stehen ein Salamander-Shop, Optik Puller und das Wäschegeschäft Amarena. Besonders auffällig ist die hohe Dichte an Optikern: Optiker Brilleria findet sich an der Wienerstraße, während in der Bahnhofstraße (einer Seitengasse der Wienerstraße, die direkt zum Bahnhof führt) sogar drei Optikfachgeschäfte unmittelbar aufeinander folgen: Achatz, Ruttner, Übelher. Positiv sticht Optiker Achatz hervor, der mit einer modernen Fassade und innovativen Schaufenstern punktet. Apropos Achatz: Der Optiker betreibt insgesamt fünf Standorte (u. a. Hartberg, Weiz). Spannend ist, dass das Fachgeschäft in Oberwart gleich zwei Filialen führt. Einen Shop im eo, einen in der Innenstadt. Warum? Im eo liegt der Sortimentsschwerpunkt auf Markenware und Sonnenbrillen, in der Innenstadt profitiert man von der unmittelbaren Nähe zu Augen- und Amtsärzten. Ebenfalls in der Bahnhofstraße präsentiert sich Trachten- und Damenmode Gober & Gober mit u. a. Mode von Desigual, Schuhen von Tamaris und Taschen von Bulaggi. Nicht nur die Bahnhofstraße wird als Seitengasse vom Handel bespielt – auch die Schulgasse ist belebt. Hier haben sich Apotheke, ein Fahrrad- sowie ein Musikfachgeschäft und das individuelle Näh-, Strick- und Bastelgeschäft Ulli & Klaudia niedergelassen. Praktisch: Direkt gegenüber ist eine der vielen Schulen Oberwarts, die HAK und HAS Oberwart. Erwähnenswert ist außerdem das Konzept der Hair Girls. Drei Geschäftszweige teilen sich ein Lokal: Friseur, Putzerei, Geschenkartikel. Die Kosten werden geteilt und Personal spart es auch. Ebenfalls auffallend ist das Kinder modengeschäft Doing – direkt am Eck gegenüber dem Stadtpark. Der Store ist verhältnismäßig groß, mit ausladenden Schaufenstern, buntem Fassadendekor. Ein echter Lichtblick. Die Schatten ziehen anderswo auf: Im Shoppingcenter Eko, das mitten in der Innenstadt unweit der Wienerstraße liegt. Das Eko ist ein Kapitel für sich. Zwei Drittel der Ladenlokale stehen mittlerweile leer. Bausubstanz und Design sind deutlich veraltet. Lange fand sich kein innovationsfreudiger Investor. Nun hat die Bank Burgenland ihre Hand auf der Immobilie und ist offenbar gewillt, Geld in das Objekt zu stecken. Noch ist der Eindruck nüchtern bis traurig. Der Parkplatz beinahe leer. Einzig Bipa, ein Café, das Modegeschäft Höllerl mit Marken wie Cecil, Esprit, s.Oliver und Taifun, ein Pelzfachhandel, ein Laden mit regionalen Spezialitäten, eine Pizzeria, eine Putzerei und ein Tattoo-Studio haben noch offen. Die Atmosphäre ist insgesamt aber wenig einladend. Geschlossen haben u. a. der Young-Fashion-Händler Trash, Mode Weinberger, B&M Trendfashion, Triumph und Uhren, Juwelen Obojkovits. Weiter draußen an der Peripherie finden sich einerseits das Einkaufszentrum eo als echte Landmark, andererseits ein Handelscluster mit Kika, Dänischem Bettenlager, Obi und Lagerhaus. Verglichen mit den knapp 7.000 Einwohnern ist das Angebot erstaunlich. Der Premiumhändler – in der Innenstadt. Die beiden Modehäuser der Geschwister Petra und Claus Bayer zählen zu den echten Highlights des innenstädtischen Modehandels. In der Womenswear werden Labels wie Hugo Boss, Drykorn, Schneiders, Piu Piu, Attic and Barn oder Essentiel Antwerp geführt. Bei den Männern gibt es Mode von Aglini, Armani, Diesel, Closed, Antony Morato oder DU4. »Wir haben unser Sortiment total gestrafft, bieten zwar Boss und Drykorn als Zugpferde, setzen ansonsten aber auf kleine Marken, die es nicht in jedem Einkaufszentrum gibt«, erzählt Petra Bayer – und spricht damit bereits das dominierende Thema an: das Shoppingcenter. Bewusst habe man sich auf Marken konzentriert, die es nicht bei Kastner & Öhler im eo gebe. Nun konzentriert sich das Geschwisterpaar voll auf seine Stammkunden, denn die Laufkundin, die zum Bummeln in die Innenstadt kommt, gibt es nicht mehr. »Der neue Trend heißt Bummeln im eo«, zeigt sich Bayer realistisch. In Oberwarts Zentrum shoppen nun vorwiegend Stammkunden, eingeschworene Innenstadtfans oder Protestkäufer, so ihr Urteil. Stammkundenpflege ist deshalb Bayers oberstes Gebot: »Unser Marketingbudget stecken wir nicht mehr in Werbung für Streumedien, sondern in gezieltes Kundenmarketing.« Grundsätzlich ist zu beobachten, dass die Frequenz im Zentrum stark abgenommen hat und die Unberechenbarkeit der Umsätze die Händler vor extreme Herausforderungen stellt. Petra und Claus Bayer konzentrieren sich deshalb umso mehr auf ihre beiden Geschäfte – und »Stammkundenpflege hat bei uns oberste Priorität.« Petra Bayer, Bayer Premium Fashion TZ 19 2014 19 burgenland Das Einkaufszentrum – am Stadtrand. Das eo feiert Fünfjähriges. Andreas Gabalier spielt zur Geburtstagsfeier auf. Und eine Kampagne holt die »Eoisten« auf den Plan. Diese Gattung der eo-Fans rief sofort eine innenstädtische Gegen bewegung hervor: die »Stadtisten«, die mit Plakaten im Zentrum auf die Vorzüge des Innenstadt-Shoppings aufmerksam machen. Grund zum Feiern haben die Eoisten rund um Centermanagerin Alexandra Wieseneder so oder so: »15 Milli onen Besucher, 400 Millionen Umsatz, 500 Mitarbeiter, 5 Jahre«, so die p lakative Headline der Unternehmensmitteilung zum Jubiläum. Ohne Zweifel kann behauptet werden, dass das eo eine echte Erfolgsgeschichte ist. Eine Landmark, die zugleich auffällt und sich dennoch harmonisch in die schöne Landschaft einfügt. Ein Anziehungspunkt für unzählige Besucher und Touristen, die in der Kur- und Thermenregionen untergebracht sind. Bad Tatzmannsdorf allein zählt 500.000 Nächtigungen pro Jahr, verrät Wieseneder im Gespräch und freut sich über stetig steigende Frequenz: »Wir steigern unsere Zahlen jährlich um bis zu 4 %. 2013 hatten wir 2,7 Mio. Besucher.« Die meisten bleiben rund 2,5 Stunden Modisch innovative Collection fotolia.de Nähe Salzburg ...riesig gut www.strumpf-riese.de by Riese GmbH & Co. KG Im Pfaffenfeld 16 83483 Bischofswiesen im Berchtesgadener Land E-Mail: [email protected] Kompetente Außendienstberatung: Paul Hammerlindl Fon +43 664 75001231 Jetzt den neuen Katalog anfordern: Fon +49 8652 6559390 Strumpf-Riese Das eo w die Innenirbt mit »Eoisten stadt «, »Stadtistkontert mit en«. © SA freuen sich über gelungene Maßnahmen in der Innenstadt wie den samstäg lichen Markt im Stadtpark oder den neuen, großzügigen Spar-Supermarkt, der für zusätzliche Frequenz sorgt. Der Konkurrenz durch das eo versucht Petra Bayer optimistisch gegenüberzutreten: »Das Center hat Oberwart belebt und Leute in die Region gebracht, die vorher nie hierher gekommen wären. Außerdem gibt es immer wieder Kunden, die im eo nichts finden und dann zu uns kommen.« Doch: »Statt Synergie mit dem eo zu suchen, ist die Innenstadt eher neidisch.« Den guten alten Zeiten dürfe man sowieso nicht hinterherweinen, meint Bayer und erinnert sich dennoch gern: »Früher ist man an einem Samstag am Weg ins Zentrum im Stau gestanden und hat 45 Minuten für die Durchfahrt gebraucht.« Heute klappt das anstandslos in ein paar Minuten. © SA 04 Bayer Petra und Claus Die Geschwister erwart zwei Stores. Ob in n ibe betre in den 53 Shops des 24.500 m2 großen Konsum tempels. Stolz ist Wieseneder auch, dass es in den fünf Jahren seit dem Start nie einen Leerstand gab. Auf das Verhältnis zur Innenstadt angesprochen, reagiert die Centermanagerin sensibel: »Es geht hier doch nicht um gut oder böse, um Innenstadt gegen Einkaufszentrum. Fakt ist, das eo ist ein wichtiger Arbeitgeber. Wir beschäftigen 500 Mitarbeiter. Und wir bringen neue Marken in die Region.« Trotzdem weiß Wiesender ob der angespannten Situation: »Natürlich waren die Innenstadthändler zuerst geschockt, aber nun erholt sich der Handel. Und es gibt positive Beispiele wie Optiker Achatz, der sowohl im eo als auch in der Innenstadt ein Geschäft führt.« Der Multilabel-Filialist – im Shoppingcenter. Kastner & Öhler ist der Multilabel-Riese im eo. Store leiter Klaus Kobalter: »Die Region pulsiert!« Diese Region umfasst auch Fürstenfeld, das nur knapp 40 Autominuten von Oberwart entfernt liegt. Dort betreibt der Grazer Multilabler ebenfalls einen Store: »Fürstenfeld ist etabliert, aber wir haben ein kleineres Einzugsgebiet. Hartberg konnten wir nie erreichen. In Oberwart gelingt uns das – ohne Kannibalisierung, sondern mit zusätzlichen Umsätzen.« Und er behält Recht: Am eo-Parkplatz finden sich neben Oberwarter vor allem Hartberger Kfz. Auch Güssinger, Oberpullen dorfer und vereinzelt ungarische und deutsche Autos sind auszumachen. Im Sortiment beobachtet Kobalter einen Boom der Young Fashion: »Wir haben uns die sem Kundenbedürfnis angepasst und die Abteilung verstärkt.« Angeboten werden z. B. Guess, Replay oder Felmini Boots. Als Reaktion auf die Anforderungen der Konsumenten setzt Kastner & Öhler außerdem auf verstärkte Visual-Merchandising-Schulungen für seine Mitarbeiter. Der Storeleiter beobachtet, dass Kunden weniger oft im Jahr kommen, parallel dazu aber der Umsatz wächst. Kunden kaufen hochwertiger ein, bekräftigt Kobalter. Für die Zukunft hofft er, dass sich der ungarische Markt rasch erholt, denn »die Region hier lebt in Verbindung zu Ungarn« – was nicht zuletzt am zweisprachigen Ortsschild auffällt. Noch liegt der Anteil der ungarischen Kunden bei Kastner & Öhler bei nur 3 %. Klaus Kobalter rechnet zukünftig mit einem zweistelligen Wachstum. Der Handelsstandort. Das Burgenland ist ein schwieriges Pflaster. Traditionell ist die Kaufkraft in diesem Bundesland weniger hoch, außerdem klafft die Schere zwischen Nord- und Südburgenland immer weiter auseinander. Der südburgenländische Bezirk Oberwart spiegelt diese Annahmen wider: Laut RegioData Research liegt die Kaufkraft pro Kopf im Jahr bei 17.441 €, das entspricht einem Kaufkraftindex von 87, wobei der Österreichdurchschnitt bei 19.970 € liegt. Der Wert ist also unterdurchschnittlich. Interessant ist dafür, dass die Stadt Oberwart eine überdurchschnittliche Kaufkraft aufweist. Der Kaufkraftindex liegt bei 102, was einer Kaufkraft von 20.369 € im Jahr pro Kopf entspricht. Wolfgang Richter, GF von Regioplan Consulting, verortet in der Region »geringes Potenzial« für den Handel und findet es gleichzeitig erstaunlich, dass es eine übergroße Vielzahl an Verkaufsflächen gibt. »Die Kaufkraft fließt von weit her zu, da es rund um Oberwart viele kleine Ortschaften mit wenig Einkaufsmöglichkeiten gibt«, so Richter. Für die Innenstadt prognostiziert der Experte keine allzu rosige Zukunft, da das eo wesentlich mehr den Bedürfnissen des modernen K onsumenten entspreche. Grundsätzlich bescheinigt Wolfgang Richter dem Handelsstandort Oberwart eher eine regionale als eine überregionale Bedeutung. »Das Südburgenland ist eine der kaufkraftschwächsten Regionen Österreichs.« Unternehmerverein. Dass Oberwart eine überproportional hohe Dichte an Verkaufsflächen hat, bestätigt auch Manfred Marlovits, Obmann des Unternehmervereins Oberwart Plus. »Wie in anderen Städten auch ist es in Oberwart zu Verschiebungen in der Handelslandschaft gekommen, als das EKZ eröffnet hat. Nun hat die Innenstadt ein Problem mit leeren Geschäften.« Aber nicht alle Schuld ist auf das eo zu schieben: »Für die massiven Leerstände im Eko und in der Kauf & Park Passage ist sicherlich nicht allein das eo verantwortlich. Hier geht es vielmehr um Uneinigkeiten zwischen Mietern und Vermietern.« Ziel sei es nun, Konzepte in die Stadt zu holen, die es in Einkaufszentren nicht gibt. Positives Beispiel: Die Hair Girls, die in einem Lokal Friseur, Putzerei und Geschenkartikel-Shop vereinen. »Genau solche Konzepte wollen wir forcieren«, betont Marlovits, der selbst die Filmproduktionsfirma MD Media führt. Ein großer Erfolg sei die Initiative »Bauernmarkt« gewesen: Oberwart Plus hat den Markt aus der versteckten Lage am Badparkplatz in den zentralen Stadtpark geholt. Nun lockt der Markt jeden Samstag viele Kunden ins Zentrum. »Die umliegenden Geschäfte profitieren von der erhöhten Frequenz«, freut sich Marlovits. Auch der Einkaufsgutschein WOW (Warengutschein Oberwart) kommt gut an, wenngleich das eo Stolpersteine in den Weg legt und die Gutscheine in seinen Shops nicht annimmt. Eine weitere Aktion des Vereins ist das Abendshopping mit Promimodenschau, das am 3. Oktober über die Bühne geht. 37 Firmen aus der Innenstadt haben sich beteiligt, 14 Bekleidungsunternehmen zeigen ihre aktuelle Mode. Die Events kommen bei den Konsumenten an, doch oft scheitert der Verein, dessen 120 Mitglieder sich ehrenamtlich engagieren, an der Finanzierung der Projekte. Das Budget, das von der Gemeinde kommt, sei klein, fügt Marlovits hinzu. Gerade im Vergleich zum Marketingbudget des eo seien die finanziellen Mittel und damit die Möglichkeiten, tolle Events umzusetzen, zu gering. Immerhin: »In den letzten zwei Jahren haben wir es geschafft, die Innenstadthändler wieder aufzubauen und Negativberichten in den Medien entgegenzuwirken.« Der Verein Oberwart Plus glaubt an das Potenzial der Innenstadt und möchte besondere Handelskonzepte, Fachgeschäfte und Betriebe mit einem regionalen Sortiment in die Stadt locken. Lockmittel Nummer eins: die Mieten. »Die Mietpreisentwicklung in Oberwart fällt zugunsten der Mieter aus. Die Preise sind mittlerweile zurückgegangen, die Vermieter haben verstanden, dass sie dem Leerstand vorbeugen müssen.« Gerade junge Unternehmer sollten bei diesem Köder anbeißen. SA VIENNA CUP B – G ROSA FAIA ANITA Dr. Helbig GmbH · Tel. +43 5372 6970-0 · E-Mail: [email protected] kärnten D ie Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im Jahr 2010 hatten noch 28.600 Kunden pro Woche die St. Veiter Innenstadt besucht. 2011 waren es noch 27.800, das Jahr darauf 26.000. 2013 lag die Wochenfrequenz nur noch bei 22.900 Personen. Constanze Schaffner, die mit ihrem City Team Kundenfrequenzen in ganz Österreich erhebt und zufällig selbst in St. Veit an der Glan zu Hause ist: »Es geht rapide bergab. Wenn die Frequenz heuer noch einmal zurückgeht (die Erhebung findet österreichweit immer in der zweiten Oktoberhälfte statt; Anm.), wird es grenzwertig. Als Händler, der auf Laufkundschaft angewiesen ist, wird es unter einer Frequenz von 22.000 schwierig, zu überleben.« Tatsächlich haben in den letzten Jahren schon mehrere Unternehmen das Handtuch geworfen. Der einzige Sportartikelhändler der Stadt, Sport 2000 Moser, hat sich ebenso verabschiedet wie das gut sortierte Spielwarengeschäft Sailer. Das Lokal des pleite gegangenen Elektrohändlers Niedermeyer konnte nicht mehr vermietet werden. Im Sommer sperrte dann auch noch Libro seine Innenstadtfiliale zu. »Mittlerweile gibt es sehr, sehr viele Leerflächen in der Stadt«, berichtet Schaffner. »St. Veit hat einen außergewöhnlich schönen Stadtkern, eine reiche Geschichte und insofern ein großes Potenzial. Aber es muss viel passieren, um dieses Potenzial wieder zu beleben. Als Bewohnerin finde ich es extrem schade, diese Entwicklung mit ansehen zu müssen.« St. Veit Die verlorene Mitte St. Veit hat ein außergewöhnlich gutes Angebot im Premium bereich – doch die Mitte des Marktes hat sich aus der Stadt fast komplett verabschiedet. © Stadt St. Veit Heißes Thema: Neben dem Hotel Fuchspalast soll ein Einkaufszentrum entstehen. Frequenzbringer oder Tod der Innenstadt? Konkurrenz Klagenfurt. Der Herzog-Bernhard-Platz, eher Straße als Platz, hat einmal Geschichte geschrieben als Österreichs erste überdachte Einkaufsstraße. Als die großen Einkaufszentren aufkamen, hieß es, die Kunden wollten eben gerne unter Dach einkaufen, denn da könnten ihnen Regen und Schnee nichts anhaben. Also fasste sich der Bürgermeister der Kärntner Bezirkshauptstadt, damals wie heute Gerhard Mock, ein Herz und überdachte eine der zentralen Einkaufsstraßen der Stadt. Heute gibt der Herzog-Bernhard-Platz ein eher trostloses Bild ab. Ein Friseur, ein Geschäft für Hörgeräte, ein Geschenkartikelhändler, einige kleine Cafés, ein Tätowierstudio – und dazwischen immer wieder Leerstände. Das modische Angebot besteht großteils aus kleinen Ein-Mann-/Frau-Betrieben, die Billigware italienischer, türkischer, chinesischer und indischer Provenienz verkaufen. Der einzige Filialist ist Bonita, außerdem gibt es Franchiseshops von Tom Tailor und Comma. Karl Kraßnitzer betreibt einen der Multilabel-Läden mit Mainstream-Marken wie Camp David, Cecil und Frieda & Freddies. Auch er leidet unter der rückläufigen 22 TZ 19 2014 wolford.com Förderer 2014 kärnten © G ö ss ächteng. n kaufsn en Eineinen Tag la g n la n Bei deie Post ab – geht d »Wir brauchen Leitbetriebe, damit die Kunden nicht nach Klagenfurt fahren.« S t. V e it Bürgermeister Gerhard Mock © S ta d t adt © St S t. V e it Susan merinne Salzer i st vo Geschn Gössl unFranchisen äft seh d e r zufrmit ihremhieden. l Sa lz er Frequenz. Aber er kann verstehen, warum immer weniger Kunden den Weg in die St. Veiter Innenstadt finden: »Das Angebot wird immer kleiner, das Umfeld immer ramschiger. Kunden, die früher von auswärts nach St. Veit gekommen sind, fahren jetzt gleich weiter nach Klagenfurt, in die City Arkaden oder in den Südpark. Oder sie kaufen gleich im Internet. Wir haben Kunden, die kommen, probieren etwas und sagen dann, das haben sie im Internet schon um 20 Euro günstiger gesehen.« Die Landeshauptstadt ist keine 20 km von St. Veit entfernt, in den City Arkaden mit ihren 120 Geschäften ist man mit dem Auto in 15 Minuten. Etwas freundlicher ist das Bild am anschließenden Unteren Platz. Ein schöner, großer Palmers-Laden, gleich daneben ein Triumph-Laden der neuesten Generation, anschließend Benetton, gegenüber Gössl, Tchibo, ein Fleischhauer, ein nettes Geschäft für Küchenwaren und Gartenzubehör, eine Apotheke, ein Restaurant, Bipa, Hartlauer. Eine funktionierende Nahversorgungsstruktur also – aber kein großer Frequenzbringer. Das größte Modegeschäft am Unteren Platz gehört ebenfalls Karl Kraßnitzer, nennt sich City Fashion und ist keine 200 m2 groß. Das Markenportfolio umfasst Esprit, Desigual und Street One. Je weiter man sich von der Stadtmitte entfernt, umso mehr dünnt der Untere Platz aus und die Leerstände nehmen zu. Neben dem ehemaligen Sport-2000-Laden ist ein Reste-Shop einquartiert, daneben sieht man an leeren Schaufenstern noch die Aufkleber von Marken wie s.Oliver und Mexx, dahinter vergessene Schaufensterpuppen. 24 TZ 19 2014 Gutes Premiumangebot. Der Hauptplatz gibt mit seinen teils noch aus der Gotik stammenden Fassaden und dem liebevollen Blumenschmuck zwar ein schönes Fotomotiv ab, doch das Handelsangebot fällt eher dürftig aus. Die Highlights sind ein kompetenter mittelständischer Schuhladen, ein ebensolches Buchgeschäft und eine tolle Parfümerie. Das modische Angebot beschränkt sich auf zwei Geschäfte: das 100 m2 große Stammhaus von Rikki Reiner und die Boutique Madame, geführt von Beatrix Pobaschnig. Bei Rikki Reiner sind die Umsätze laut Geschäftsführer Herbert Reiner »über die vielen Jahre unverändert gut«. Das Sortiment stützt sich auf Marken wie Marc Cain, 7 For All Mankind, NYDJ und Michael Kors. »Wir haben das Markenportfolio an eine Bezirksstadt angepasst und unterscheiden sehr genau zwischen Klagenfurt und St. Veit«, meint Reiner, »hier sind wir deutlich moderater.« Die Boutique Madame hat u. a. Cambio, Luisa Cerano und Riani im Angebot. Auch Beatrix Pobaschnig zeigt sich mit ihrem Geschäft zufrieden: »Man muss sich in Zeiten wie diesen eben spezialisieren. Bei mir gibt es hochwertige Mode, die trotzdem erschwinglich ist und die man nicht überall bekommt.« Wie Rikki Reiner bedient sie v. a. Stammkunden. »Ich höre manchmal von meinen Kunden: ›Sie kennen meinen Kasten besser als ich selber‹«, lacht sie. »Man muss den persönlichen Kontakt pflegen, auf Beratung setzen, seine Kunden kennen und genau in Hinblick auf deren Bedürfnisse einkaufen«, sagt Pobaschnig, die ihr Geschäft schon bald zwanzig Jahre betreibt und zuletzt den Modegrad nach oben gedreht hat. »Ich bin fast rund um die Uhr im Einsatz, aber es zahlt sich für mich aus.« Auch sie erkennt Defizite im Angebotsmix der Stadt – »aber leere Lokale wird es immer geben, in jeder Stadt«, will sie die aktuellen Leerstände nicht über bewerten. Und noch ein drittes Geschäft für hochwertige Damenmode gibt es in St. Veit. Noch in der Fußgängerzone, aber etwas abseits des Hauptplatzes hat Moden Janisch seinen Sitz. Das stimmige Markenspektrum reicht von Boss Orange und Armani Jeans bis zu Sportalm. Praktisch: Gleich gegenüber betreibt Armin Schottak den Herrenausstatter K13 und bietet dort für eine ganz ähnliche Zielgruppe Mode von Hugo Boss, Strellson, Napapijri, Baldessarini »und ein paar tolle Italiener, die es nicht überall gibt«, so Schottak. Auch er bezeichnet sein Geschäft als »stabil« und das Angebot in St. Veit als »gute Mischung für die Größe der Stadt«. Angesprochen auf die rückläufige Frequenz gibt er sich abgeklärt. »Wir haben hier in der Postgasse nicht wirklich viel Laufkundschaft. Herren sind Bedarfskäufer, die kommen ein Mal in der Saison gezielt zu mir, da ist es egal, ob ich in der Innenstadt sitze, oder auf der grünen Wiese oder in Klagenfurt.« Innenstadtretter Einkaufszentrum? Während es das Premium-Genre und einige Spezialanbieter wie die Gössl-Händlerin Susanne Salzer geschafft haben, mit viel persönlichem Einsatz, guter Marktkenntnis und Spezialisierung das Geschäft stabil zu halten, fehlt die konsumige Mitte nahezu völlig. St. Veit gehört wohl zu den wenigen Bezirkshauptstädten, in denen man keinen Gerry Weber, keinen Brax, keinen Jones, keinen Marc O’Polo kaufen kann. Und auch Filialisten à la H&M und New Yorker haben den Weg nach St. Veit nie geschafft. Lediglich C&A ist vor Ort, in einem Neubau in einer B-Lage der Innenstadt. Die restlichen Anbieter (Vögele, Fussl, Esprit, Kik, NKD, Takko, Hervis) haben sich allesamt in einem wenig attraktiven, aber funktionellen Fachmarktzentrum rund um einen Interspar-Markt an der Stadteinfahrt angesiedelt. Diese Angebotslücken sind auch Bürgermeister Mock bewusst, ebenso die Frequenzprobleme. »Klagenfurt ist eine starke Konkurrenz«, lautet sein Erklärungsversuch. »Als die City Arkaden eröffnet haben, haben wir gewusst, dass uns das wehtun wird. Und das spüren wir heute noch. Der Konsument geht dorthin, wo er das Einkaufserlebnis hat.« Damit spielt er den Ball wieder ein bisschen zurück zu den Kaufleuten: »Bis auf wenige Aus nahmen sperren die Geschäfte in der Stadt am Samstag um zwölf Uhr Mittag zu. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Stadt ausgestorben ist.« Natürlich sei man auch von politischer Seite bemüht, Frequenzbringer in die Stadt zu holen. »Auf der grünen Wiese wird es keine neuen Flächen mehr geben, das haben wir im Gemeinderat beschlossen«, verspricht Mock. »Wir wissen, dass wir für die Innenstadt etwas tun müssen.« Gespräche mit H&M seien etwa schon weit gediehen gewesen. Doch aufgrund der Gebäudezuschnitte in der Innenstadt, Vorgaben des Denkmalamtes und wohl auch der Unbeweglichkeit einiger Hausbesitzer sei es bisher nicht geglückt, die erforderlichen 1.800 m2 bereitzustellen. Auch einen großen Elektrohändler und ein Sportgeschäft will Mock gerne in die Stadt holen. Da man an den beiden zentralen Plätzen die erforderlichen Flächen nicht bereitstellen könne, sei die Idee eines Innenstadtnahen Shoppingcenters entstanden. An der Stelle eines Parkhauses, direkt neben dem Hotel Fuchspalast könnte das Center gebaut werden. Mit der K ollitsch Bau GmbH wurde auch ein Investor gefunden. »Wir wollen keine zweite City Arkade«, meint Mock, »sondern maximal 10.000 m2 für vier, fünf große Leitbetriebe. Dieses Angebot soll die Stadt ergänzen und aufwerten. Wir müssen etwas schaffen, das die Kunden davon abhält, nach Klagenfurt zu fahren.« Interessanter Teilaspekt: Laut Mock soll es einen gemeinsamen Citymanager geben, der sich sowohl um das Einkaufszentrum als auch um die Innenstadt kümmert: gemeinsame Aktionen, gemeinsame Vermarktung, gemeinsames Management. Der Aufschrei in der Stadt war groß. Wirtschaftskammer und Unternehmerschaft organisierten eine Unterschriftenaktion gegen die Idee des (SP-)Bürgermeisters. »Da ist eine Stimmung entstanden, die nicht mehr schön ist«, bedauert Mock. Darum sei derzeit einmal Nachdenkpause angesagt. Hinter den Kulissen wird viel diskutiert, Gespräche laufen nahezu täglich. Gesamtkonzept fehlt. Für die City-Expertin Constanze Schaffner liegt der Standort beim Fuchspalast zu weit weg von der Hauptgeschäftszone, als dass diese wirklich vom Einkaufszentrum profitieren könnte. »Es ist eine reine Autodestination, kritisiert Schaffner.« Hannes Lindner, dessen Beratungsgesellschaft Standort + Markt ein Gutachten zum geplanten Center erstellt hat, hält dagegen: »Die Stadt St. Veit hat selbst nur 12.000 Einwohner, das Einzugsgebiet umfasst aber 55.000 Einwohner. Das bedeutet, dass zumindest vier Fünftel der potenziellen Kunden auf den PKW angewiesen sind. Ideal wäre natürlich ein Center mitten im Hauptgeschäftsbereich, aber wenn es dort die Flächen nicht gibt und überdies die Zufahrt mit dem Auto nicht möglich wäre, spricht viel für den Standort, der nun in Diskussion ist. Meines Erachtens gibt es in St. Veit keinen besseren Standort für so ein Projekt.« Leichte Erreichbarkeit mit dem Auto heißt freilich auch: Der Kunde kann bequem hinfahren, stellt sich ins Parkhaus, geht shoppen, steigt wieder ins Auto – und ist genauso schnell wieder weg. Herbert Reiner von Rikki Reiner steht dem Einkaufszentrum deshalb kritisch gegenüber. Der überdachte Herzog-BernhardPlatz eignet sich für Veranstaltungen. »Ich glaube nicht an eine Frequenzsteigerung, sondern eher an einen Abfluss. Wenn deshalb noch weitere Geschäfte schließen müssten, würde die Atmosphäre darunter leiden.« Mit der bloßen Verhinderung eines Einkaufszentrums ist für die Innenstadt jedoch auch noch nichts gewonnen. Alternative Ideen finden in der aufgeladenen Diskussion derzeit kaum Gehör. Constanze Schaffner: »Der Handel hat doch seinen Zenith eigentlich bereits überschritten. Es sollte nicht mehr darum gehen, dass sich der zehnte H&M Kärntens bei uns ansiedelt. Die Elektromärkte haben allesamt Probleme und werden erst recht nicht nach St. Veit kommen, auch wenn wir ihnen ein Einkaufszentrum hinbauen. Für den Sporthandel gilt das Gleiche. Klüger wäre es, ein Dienstleistungszentrum zu schaffen, mit Handwerk, regionalen Erzeugnissen, Ärzten – allem, was sonst noch so fehlt im Angebotsmix. Wenn ein Abwärtstrend da ist, ist das wie eine Kettenreaktion. Das ist schwer zu stoppen. Darum brauchen wir ein Gesamtkonzept für die Zukunft, das auch den Tourismus miteinbezieht, die Immobilienbesitzer, die Gastronomen, alle wichtigen Interessengruppen.« mf St. Veit/Glan Die Kärntner Bezirkshauptstadt zählt 12.500 Einwohner, der gleichnamige Bezirk 55.000 Personen. Wie ganz Kärnten leidet St. Veit unter wirtschaftlichen Problemen. Seit Jahren ist Kärnten das einzige Bundesland, dessen Bevölkerung schrumpft. Vor allem gut ausgebildete Kärntner ziehen auf der Suche nach guten Jobs nach Wien oder Graz. Die Stadt St. Veit hat in den letzten acht Jahren 500 Einwohner verloren. Der Bezirk zählt heute sogar um 6.000 Personen weniger als zum Höchststand in den 1950er-Jahren. Zurück bleibt eher die schlechter ausgebildete Bevölkerung, was sich auch im Einkommen niederschlägt: Die Kaufkraft pro Kopf liegt in St. Veit um 18 % unter dem österreichischen Durchschnitt. TZ 19 2014 25 © Stadt St. Veit musterseite © Medialounge musterseite »Absurd, wir verkaufen im Winter Sommerware und im Sommer Winterware.« Helmut Eder, Modehändler D Kitzbühel Schillernde Sportstadt © Frauenschuh Der Kitzbüheler Modehandel hat eine sophisticated Klientel. Abzulesen an den anspruchsvollen Marken, die die Luxusund Premium-Boutiquen in Vorder- und Hinterstadt führen. Kaspar Frauenschuh zollt Klima, Landschaft und Lebensgefühl Kitzbühels Tribut. 26 TZ 19 2014 ie Modehändler in der Kitzbüheler Innenstadt bedienen auch einheimische Kunden, aber sie könnten nicht von ihnen leben. Dazu ist ihr Angebot zu kostspielig und die Zahl der Kitzbüheler zu gering. Die Bezirkshauptstadt zählt 8.211 Einwohner. Zuzüglich der Skipisten und Lifte der Nachbarregionen Kirchberg, Jochberg und Pass Thurn weist Kitzbühel eines der größten zusammenhängenden Skigebiete Österreichs auf. Die Region bietet 10.000 Hotel- und Pensionsbetten. Dazu kommt ein hoher Teil an Zweitwohnsitzen. 2011 waren nur 54 % der Wohnungen Hauptwohnsitze. Besonders ausgeprägt ist der Tourismus im Hochpreissegment. Allein in Kitzbühel fällt mit 38 % der größte Anteil an Betten den Vier-Stern- und VierStern-Superior-Betrieben zu. Der Kategorie FünfStern entsprechen weitere 13 % der Betten. Weiters von Vorteil für die Modehändler in der Innenstadt ist die Nähe zu Innsbruck und München, die jeweils etwa eine Autostunde entfernt liegen. Kollektionen wie Isabel Marant, Haider Ackermann und A lexander Wang ziehen viel gereistes und gut informiertes urbanes Publikum an. Im Kitzanzeiger vom 7. 11. 2013 beklagte KammerBezirksobmann Klaus Lackner die Vereinnahmung der Innenstadt durch Urlauber und Zweitwohn besitzer. Er fürchtete eine Entwicklung, die vergleichbare Wintersportorte wie St. Moritz oder Cortina d’Ampezzo schon ereilt hat, nämlich, dass »die Rollläden in der Zwischensaison herunter gelassen werden« und die Einwohner vor geschlossenen Geschäften stehen. Der Mix sei im Zentrum ohnehin nicht mehr gegeben und treibe die Ein wohner in die Einkaufszentren am Stadtrand. Laut Auskunft von Kitzbühel Tourismus fallen 45 % der Nächtigungen auf den Sommer. Mit den Zahlen der Modehändler stimmt diese Relation nicht überein. Das liegt auch an der teureren Winterware. Winterlastig. Die ansässigen Modehändler machen zwei Drittel des Umsatzes im Winter. Schon im Oktober und November zieht die Frequenz deutlich an, weil die Zweitwohnbesitzer mit den Vorbereitungen für Weihnachten beginnen. Die intensivste Verkaufszeit setzt rund um Weihnachten ein. Einen weiteren Höhepunkt bildet das Hahnenkammrennen Ende Jänner. Das sportliche Großereignis zieht alljährlich 80.000 bis 100.000 Besucher an und © Fr au en sc hu h tirol entität huh: derSId tstadt or p Frauenscle rnden der schilrecht werden ge Ed er © He lm ut en © Fr au sc h u h Kaspar Frau enschuh such arbeit mit un ternehmerget die Zusammenführten Labe ls. n des Chalets ls Reinterpretatio Helmut Eder: für avantgardistische Labe als Rahmen bringt eine hohe Prominentendichte mit sich. Auch wenn nur ein Drittel des Jahresumsatzes im Sommer erwirtschaftet wird, gibt es keinen einzigen Monat, in dem die Geschäfte zusperren könnten. Verhältnisse wie in St. Moritz sieht also niemand kommen. Aufgrund zahlreicher Events – darunter die Kitzbüheler Alpenrallye und das Harley-Davidson-Treffen – laufen die Geschäfte speziell an den Wochenenden gut. Sommerliche Zerstreuung in der Natur bieten, neben Wander- und Bikemöglichkeiten, der Schwarzsee sowie sechs Tennis- und vier Golfplätze. Dazu kommt das sportliche Großereignis des ATP-Tennisturniers der Herren. Wobei Regenwetter der Frequenz in den Innenstadtboutiquen äußerst zuträglich ist … Allgemein sind die Modehändler mit den frequenzsteigernden Maßnahmen der Stadt einverstanden. Man gesteht den Organisationen ein hohes Maß an Eventkompetenz zu. Diskutiert wird weniger die Zahl an Events, als die Art, die punktuell als unzeitgemäß empfunden wird. Zu vermissen seien hochwertige Kulturveranstaltungen im Bereich Kunst und Musik. Diese Situation spiegelt sich in den Sortimenten der Modehändler, die klar Freizeit- und Business-Looks forcieren. Die Hotels in Kitzbühel haben zu Weihnachten und Silvester Anzug pflicht. Deshalb gibt es im Herrenmodeshop von Helmut Eder Smokings. Abend kleider sind kaum vorhanden und wurden genau genommen erst 2006 durch die Dependance der Wiener Modehändlerin Karin Neuhold, Stern 2006, in größerer Auswahl eingeführt – gemeinsam mit den High Heels von Christian Louboutin. Wie Kaspar Frauenschuh pointiert anmerkt, kann man in Kitzbühel mit dem Sportgewand überallhin gehen. Zumindest bei den Damen hat sich dennoch ein Après-Ski-Style durchgesetzt. Beliebt sind glamouröse Teile in sportiver Ausführung, wobei auch lautere Effekte wie Farbe, Lack, Pailletten, Glanz und Glitzer durchaus erwünscht sind. Auf teurem Boden. In den Salzburger Nachrichten (16. 8. 2014) wurde Kitzbühel als Region mit den höchsten Grundstückspreisen gehandelt. Demnach beginnen die Preise für Baugrund in Kitzbühel bei 1.500 bis 2.000 € pro m2, 2.500 € sind Standard. Die Situation habe sich seit der Jahrtausendwende zugespitzt und schon zu Abwanderung von Einheimischen geführt, so der Bericht. Es ist ein Schicksal, das die Kitzbüheler mit den Einwohnern der schönsten Plätze weltweit teilen. Kaspar Frauenschuh knüpft an das Thema an, indem er eine vordringliche Aufgabe des Stadtmarketings darin sieht, die Einwohner Kitzbühels zu schützen. Er versucht sowohl in seiner Kollektion als auch in seinem Einzelhandels sortiment dem Klima, der Landschaft und dem Lebensgefühl in Kitzbühel gerecht zu werden. Seit dem erfolgreichen Launch seines Labels 1997 ist er auch in seiner Sortimentspolitik rigoroser geworden und legt zunehmend Wert auf die Wahrung der eigenen Identität sowie die Sorgfalt und Nachhaltigkeit seiner Lieferanten. Zuvor Partner von Labels wie Prada, Gucci und Armani, wandte er sich sukzessive von den Konzernen ab und suchte die Zusammenarbeit mit kleinen unternehmergeführten Labels, die, so Frauenschuh, »vollen Einsatz liefern und mit uns zusammenarbeiten wollen«. Beispiele dafür sind Design labels wie Missoni und Proenza Schouler, aber auch auf Handwerk basierende Labels aus traditionellen Herrenmodekonfektionen in Neapel. Regionale Identität. Produkte, die Frauenschuh führt, sollen Komfort haben, funktionieren und leicht zu waschen sein. Maßstäbe, die der Unternehmer auch bei der eigenen Kollektion ansetzt. Der Anteil der Eigenmarke im Sortiment liegt bei 40 %. Besonders ausgeprägt ist seine Expertise in Leder. Sein Vater führte eine Ledermanufaktur in Kitzbühel. Hirschleder von Frauenschuh ist mit Fisch tran gegerbt und mit Blauholz gefärbt. Zitat: »Sämisch gegerbtes Leder, ohne Anilinfarben verarbeitet, wirkt heilend auf der Haut.« Diese Philosophie spiegelt sich auch im Design des 1974 gegründeten und 2011 auf 600 m2 erweiterten und renovierten Shops wider. Einrichtung und Ausstattung bestehen aus ökolo gischen Materialien. Der Boden ist aus alter Eiche. Tischplatten und Wand elemente sind mit Leder bezogen, Umkleidekabinen mit Loden und Canvas ausgekleidet. Ein reduzierter gediegener Stil, dezent durch renovierte Vintagemöbel akzentuiert. Auch Helmut Eder bezog sich bei der Einrichtung seines Damen- und Herren modegeschäfts auf Kitzbühel-spezifische Materialien und Images: Dunkle, geometrische Holzmöbel und fellbezogene Bänke erhalten durch Boden und Wände in Nearly White eine außerordentliche Präsenz. Verstärkt wird dieser Raumeindruck noch durch Mauerbögen und eine gewölbeartige Decken konstruktion. Das Design entstand in Zusammenarbeit mit dem renommierten Architektenbüro Delugan Meissl. Gegründet wurde das Unternehmen 1986 in St. Johann vom damals 21-jährigen Helmut Eder. 1989 erfolgte die Übersiedlung nach Kitzbühel. Mittlerweile hat er hier drei Läden – Tür an Tür, insgesamt sind es 500 m2. Seine Eltern, Edeltraud und Helmut Eder, sind schon seit 45 Jahren im Modehandel tätig und führen seit 30 Jahren eine Trachtenboutique mit Maßschneiderei am Rathausplatz 3. Schwester Karin betreibt mit Ehemann Lino Scarano, einem gebürtigen Italiener, drei Geschäfte in der Vorderstadt, Ieri+Oggi sowie die zwei Monobrand Stores Duvetica und Habsburg. Neu seit April 2014 ist ein weiterer Duvetica-Store auf Sylt. Hohe Modekompetenz. Helmut Eder sieht die Stärke seiner drei Geschäfte – jeweils eines für Damen, Herren und Sportswear – im spannenden Sortiments mix und der individuellen Interpretation. Zitat: »Manche Lieferanten sind ver wundert, dass wir keine Total-Looks dekorieren, sondern einzelne Teile verschiedener Labels kombinieren, z. B. eine Bikerjacke von Rick Owens mit Sweatpants von Acne.« Dadurch erhält das Sortiment eine eigene Identität und ist weniger vergleichbar. Der Einkauf erfolgt vorwiegend über Showrooms in Paris, Mailand, Düsseldorf und München. Leitmotiv ist ein weniger urbaner als TZ 19 2014 27 musterseite »Wenn die Vorderstadt bummvoll ist, dann ist es auch unser Laden.« Lino Scarano, Geschäftsführer Ieri + Oggi d s Ru olf Uth off n»Dow Film nkammm u z e n n e h arbeit« beim HaKitzbühel DrehR in acer hill ennen 1969 r © Med ia lo u n g e n © Ha Hochpreis tou der Bette n llenridsmus: 51 % en Vier- unfa d Fünf-S Kategorien tern zu. sportlicher Look. Auch pickt man sich speziell bei avantgardistischen Labels wie Saint Laurent by Hedi Slimane das leicht Verkäufliche heraus. Abgesehen von speziellen Highlights, sei Verrücktes zu hohen Preisen in Kitzbühel nur bedingt zu verkaufen, so Helmut Eder. Zum ausgesuchten Angebot und der modischen Kompetenz der Mitarbeiter kommt ein ausgeprägter Servicegedanke. Bei den Orders werden Look Books erstellt, um die Kunden schon im Vorfeld der neuen Lieferungen zu informieren. Für Kunden, die im August bei Eintreffen der Winterware nicht in Kitzbühel sind, gibt es das Service der Auswahlsendungen. Ein Problem der Kitzbüheler Modehändler sind die frühen Preisreduktionen in den Städten. Eine Situation, die sich in den vergangenen zehn Jahren mit immer noch früheren Reduktionen weiter verschärft hat. Die Touristen und Zweitwohnbesitzer treffen in Kitzbühel ein, wenn in den Städten der Abverkauf schon eingesetzt hat – und das sommers wie winters. Im Gegenzug sind die Kitzbüheler Händler am Saisonanfang bei frühem Eintreffen der Ware im Vorteil. Dazu Helmut Eder: »Wir verkaufen in Kitzbühel alles nur regulär, weil wir unsere Stammkunden nicht verärgern wollen. Die Ware kommt im Jahr darauf ins Outlet.« Er appelliert schon seit Jahren an die Vernunft der Händler. Das Problem ist, dass besonders die großen Häuser zu viel einkaufen und aufgrund des Lagerdrucks immer früher Preise reduzieren. Zitat: »Herausforderung ist es, hier wieder ein Gleichgewicht zu finden.« Verstehen, was der Kunde will. Lino Scarano und Karin Eder-Scarano sehen die besondere Herausforderung des Standorts in der sehr persönlichen Kundenbeziehung, die es in urbanen Geschäften so nicht gebe. Zitat: »Man muss verstehen, was der Kunde will. Wenn jemand bei uns unangemessene Ware kauft, fällt das auf uns zurück, nicht auf Ieri+ Oggi.« Viele der Kunden sind Zweitwohnbesitzer, die zu Stammkunden geworden sind. Darüber hinaus sei es ein sehr internationales Publikum, das bei ihnen einkaufe, bei sich saisonal verlagernden Schwerpunkten. Der Höhepunkt des Russland-Tourismus sei bereits vor ca. zwei Jahren erreicht gewesen, so Scarano. Stamm- und Laufkunden wollen gleichermaßen beraten werden. Schließlich muss der spannende Sortimentsmix von klassisch, elegant und rockig auch vermittelt werden. »Uns ist es immer um 28 TZ 19 2014 das Produkt an sich gegangen und nicht darum, was angesagt ist«, so Scarano, »wir haben stets unsere Linie verfolgt.« Ihre Intuition gibt ihnen recht: Jitrois, Avant Toi und Santoni sind schon seit der Geschäftsgründung 1994 im Sortiment. Jitrois ist neben Philipp Plein Hauptmarke im zweistöckigen Shop in der Vorderstadt. In Jitrois, der Kollektion vom Erfinder des Lederstretch, sieht Scarano das Juwel des Hauses. Die Lederstretchhose ist seit 20 Jahren unverändert im Programm. Nicht zuletzt aufgrund von Maschinenwaschbarkeit und Formstabilität. Auch bei Avant Toi haben die beiden vor 20 Jahren schon der ersten Kollektion vertraut und seither jede Saison wieder geordert. Santoni-Schuhe hatten sie vor 20 Jahren ausgesprochen exklusiv. Der nächste Händler war in Amsterdam … Heute werden die italienischen Luxusschuhe u. a. von Arnold Schwarzenegger gekauft. Dazu nimmt der Austro-Amerikaner immer den Pulli, den Scarano gerade trägt. Kontinuierlich erfolgreich zeigen sich auch Fendi-Taschen und Schuhe. Aktuelles Highlight ist das Taschenmodell »Baguette« das zum 50. Geburtstag in einer limitierten Reihe von Reinterpretationen erschienen ist. Wie ein großes Kaufhaus. »Das relevante Markenspektrum ist abgedeckt«, sagt Michael Sinnesberger, »Kitzbühel ist wie ein großes Kaufhaus.« Er gründete 1999 gemeinsam mit Ehefrau Brigitta das Englhaus in der Franz-Reisch-Straße. Beide waren zuvor bei renommierten Modeeinzelhändlern beschäftigt. Mit dem eigenen Geschäft wollten sie dem italienisch dominierten Angebot in der Innenstadt eine weitere Facette hinzufügen. Da der erste Shop in einer Après-Ski-Ecke liegt, war das Sortiment anfänglich auf Active Sportswear ausgerichtet. Mit der Zeit entwickelte sich der Fokus stärker in Richtung Mode. 2005 waren die Sinnes bergers dann die ersten in Kitzbühel, die Premiumjeans aus L.A. führten. Anfangs kauften sie noch direkt bei den Labels in New York ein. Später arbeiteten sie mit der Unifa zusammen. 2013 erfolgte die Expansion in die Hinterstadt 80, wo seither auf 110 m2 Fläche hochwertige Sportswear angeboten wird, wie z. B. Schuhe von Philippe Model oder Winterjacken und -parkas von Canada Goose. Gleichzeitig wurde ein Upgrade vorgenommen und das Stammgeschäft in der Franz-Reisch-Straße zum »Labor«. Zitat: »Da können wir ausprobieren.« Der Fokus liegt auf Konfektion für Damen und Herren. Im Programm sind u. a. M Missoni, J Brand, Kenzo, Marc Jacobs und Helmut Lang. Etwa 50 % der Marken kommen aus Amerika, weitere aus Italien, Frankreich und Deutschland. Grundsätzlich suchen die Sinnesbergers das Außergewöhnliche. Unter anderem gelingt ihnen dies durch ihre New-York-Reisen, wo sie nach wie vor auch einkaufen. Gleichzeitig sind sie sich im Klaren darüber, dass ihr kosmopolitisches Publikum eine Unterscheidung weniger über Marken als über den Service wahrnimmt. Dazu zählen im Englhaus u. a. Shoppingtermine nach Geschäftsschluss – aber auch Samstags-, Sonntags- und Feiertagsöffnung von 20. Dezember bis 8. Jänner. Neben den großen Multibrand-Stores hat Kitzbühel auch ein beachtliches Aufkommen an Monobrand-Stores. Aktuellster Neuzugang ist Superdry. Der Fokus liegt jedoch klar auf Tracht und Sport. Labels von Trachtenmodekonfektionären sind Habsburg, Sportalm, Gössl, Luis Trenker und Lena Hoschek. Sport marken, die auf die schillernde Sportstadt setzen, sind Bogner, Lacoste, Moncler, Duvetica, Toni Sailer, Peak Performance und J Lindeberg. Kitz Galleria, das Kaufhaus in der Vorderstadt, erstreckt sich mit 1.800 m2 über vier Etagen. Mieter sind 19 Shops und Dienstleister. Nur fünf davon sind der textilen Mode zuzuordnen. Die bekanntesten sind Comma und s.Oliver. Ihren Charakter erhält die Kitz Galleria allerdings durch ein lokales Angebot aus Gastronomie, Interieur und Mode. Den lokalen Modepart repräsentieren Chix’n’ Gravy und Kitzjeans. Typische Einkaufscenter sucht man in Kitzbühel vergeblich. Dazu ist die Fläche zu begrenzt und zu kostbar. Selbst die Gewerbeparks haben ein eigenes Profil, das sich in der Präsenz von Handwerksbetrieben wie Schlosser und Tischler zeigt, erklärt Claudia Waldbrunner von Kitzbühel Tourismus. Hildegard Suntinger Marc Cain Agency | Phone +43.662.450 50 80 | www.marc-cain.com Förderer 2014 vorarlberg Dornbirn Königstöchter Fashion in der Fußgängerzone. Dornbirn ist die unumstrittene Modemetropole Vorarlbergs. Das Angebot kann in Art und Größe mit jenem in Großstädten mithalten. In seiner Qualität hat es auch die Schweizer überzeugt. I m Mittelpunkt des Geschehens steht der Marktplatz, dessen Anblick von der St. Martinskirche und dem 1639 erbauten »Roten Haus« geprägt ist. Die Geschäfte fügen sich harmonisch in die Architektur ein. Die Schaufenster offenbaren sich oft erst auf den zweiten Blick. Sagmeister, der Marktführer im Luxussegment, hat zwei Shops direkt gegenüber der Kirche. Einer ist den Damen gewidmet und einer den Herren. Links neben Sagmeister und in ähnlich prominenter Lage ist nur noch der Gössl-Store gelegen. Gleich hinter dem Roten Haus in der Marktstraße steht das BertoliniHaus. Hier konnte sich Christoph Miessgang 1.500 m2 für seine Shopformate Mango, Jack & Jones und Façona Fashion sichern. An der Ecke zur Europassage bzw. dem Stadtmarkt-Center gelegen, markiert das Bertolini-Haus die abrupte Grenze zum Billigangebot. Das Angebot im Stadtmarkt ist von Mietern wie New Yorker, Cecil, Bonita und Street One geprägt. Wird in den wenige Meter entfernten Luxus- und Premiumboutiquen Mitte August schon durchwegs Winterware angeboten, läuft hier noch der Abverkauf der Sommerware, was ein ungleich bunteres Bild ergibt. 30 TZ 19 2014 © Königstöchter Grenzüberschreitend Gelernter Markt. Von jeher Modedestination, hat die 48.000-EinwohnerStadt zuletzt sehr von der Entwicklung des Schweizer Franken profitiert. Der grenzüberschreitende Modemarkt scheint aber auch gelernt zu sein. Die bedeutenden Händler in Dornbirn sind in der Regel die ältesten. Die Geschichte von Sagmeister, Zumtobel und Seeberger reicht ins 19. Jahrhundert zurück. Sagmeister entwickelte sich in den 1990er-Jahren zum Marktführer im Luxussegment und zum vorarlbergweit größten Modehändler. Der Wachstumsschub folgte auf die Unternehmensgliederung in eine Herren- und eine Damensparte 1981 und einen Relaunch 1994. Gemeinsam mit dem 1989 gegründeten Ambros Fine Clothing stehen Sagmeister, Zumtobel und Seeberger für das Luxus- und Premiumsegment an Marktplatz und Marktstraße. Aber auch in weniger prominenten Lagen konnten sich Anbieter im Premiumsegment etablieren. Shops in beachtlichen Größenordnungen und gehobenem bis Premiumsegment befinden sich in Schulgasse, Eisengasse und Klostergasse. Angebotsschwerpunkt. Charakteristisch für das Modeangebot in Dornbirn ist die starke Präsenz von deutschen und das Fehlen von japanischen und belgischen Labels. In der jüngeren Generation werden die intellektuellen Tendenzen jedoch abgebildet: Hipster-Flair strahlt am ehesten die 1991 gegründete Boutique Lingg mit ihrem diskreten Auftritt und dem etwas versteckten Standort im hinteren Teil des Marktplatzes aus. Bezeichnend sind die hippen, jungen französischen und skandinavischen Brands – aber auch das eigene Label. Auch Livid in der Marktstraße 13 (seit 2003) zeigt Ansätze von Hipstertum – allerdings in einer niedrigeren Preisklasse. Neben dieser Bandbreite an Stilen und Preiskategorien bietet die Dornbirner Innenstadt auch ein Nischenangebot. Weniger zentral gelegen, nimmt dessen Zielgruppe längere Wege in Kauf. Nahe der Schulgasse hat die aus der Familie Rhomberg stammende Doris Lenz unlängst ihren vor zwei Jahren geschlossenen Plus-Size-Shop wieder geöffnet. Ihre langjährigen Kundinnen haben die 62-Jährige aus dem Ruhestand zurückgeholt, weil es kein vergleichbares Angebot in der Region gab. Highlight ist der Airfield-Shop. In der www.rabemoden.de Was ein Familienunternehmen erfolgreich macht: Liebe und Leidenschaft für das, was wir tun, ist die Basis für unseren Erfolg. Seit 4 Generationen. 1920 Förderer 2014 © Andy Sillaber vorarlberg »Freie und adäquate Flächen sind Mangelware, da die Immobilien meist in Privatbesitz sind.« Heidi Mark, GF Händlergemeinschaft Inside Dornbirn Ambros Fine Clothing: Frequenz von Schweizer Touristen besonders an den Samstagnachmittagen Marktstraße finden sich Mama Mia Umstandsund Kindermode auf Nummer 52 und Lunardi Cerimonia Brautmode auf Nummer 30. Elisabeth Lunardi hat ihr Geschäft vor über 25 Jahren gegründet und führt es mittlerweile gemeinsam mit Sohn Simon. 70 % des Umsatzes fallen auf das Thema Hochzeit. Aber auch Damen, die eine Robe für den Opernball suchen, werden mit dem exklusiven Sortiment angesprochen. Kundinnen nehmen eine Anfahrt von 100 Kilometern auf sich. In ebendiesem Radius ist auch der Wettbewerb relevant. Luxus am Marktplatz. Die Looks in den Schaufenstern des Sagmeister-Damengeschäfts am Marktplatz sind in Schwarz, Grau, Natur und Ecru gehalten. Die Filialleiterin Birgit Moosbrugger führt mit Verve durch das zweistöckige Geschäft und präsentiert die Highlights. Im hinteren Teil ebenerdig zeigt sie den Key Look: weich und grau gewaschene Black Denim Jeans im Bikerstil, oversized Cashmere-Pulli, Mantel aus Toscana-Lamm und Schnürstiefel. Der Shop ist in Marken organisiert. Vorbei an Brunello Cucinelli, Chloé, Duvetica und Mabrun führt der Weg über eine Treppe in den ersten Stock. Oben links liegt der SchumacherShop. »Unser Juwel«, sagt Moosbrugger, »Dorothee denkt in Looks und es macht Spaß, zu kombinieren.« Sie nimmt einen Mantel in dunkelblauem Woll-Lurex und hält ihn zu Saronghosen und Bluse in Seidensatin. Oben rechts geht es weiter zu Stella McCartney, Céline, Prada, Valentino und Saint Laurent. Von Stella McCartney gibt es Political Correctness in Form eines veganen Rucksacks in Karreestepp. Weitere Stores im Luxus- und Premiumsegment finden sich in der Marktstraße gegenüber des Bertolini-Hauses. Auf Nummer 15 steht das 32 TZ 19 2014 Die Modes au am platz Ench de AugustMarkt4.000 Bes g ucher anzo . 1639 e und dem artinskirchfügen sich die M . St r de Neben ur ein. oten Haus« e Architekt erbauten »R onisch in di Shops harm odehaus August Zumtobel im revitalisierten historischen Gebäude. Es ist das M Refugium von Uli Zumtobel, die seit ihrem 15. Lebensjahr im Familienunter nehmen arbeitet und 1983 die Leitung übernommen hat. Am besten, man trifft die heute 64-Jährige persönlich. Mit etwas Glück hat sie Zeit für einen Kaffee in ihrer kleinen Lounge. Ihr Sortiment ist vielleicht das zeitloseste in Dornbirn. Die Namen ihrer Labels – darunter Allude, Vivienne Westwood, Just Cavalli, Plein Sud, Missoni – sind dabei weniger aussagekräftig als ihre Auswahl. Zitat: »Ich habe immer schon sehr speziell eingekauft. Man ändert seinen Stil nicht, es sind nur die Rocklängen und die Kunden, die sich ändern.« Dass sie Farben liebt, ist schon von Weitem an ihren Schaufenstern zu erkennen. Impulsiv wie ihre Farbskala ist auch Zumtobel selbst. Sie liebt die Gesellschaft ihrer Kunden und macht sie rasch zu Freunden. Wenn sie sie manchmal erst beharrlich überzeugen muss, so bekommt sie nachher doch immer positives Feedback. Zitat: »Es wird so viel Geld für Kleider ausgegeben, und doch gibt es so wenig gut gekleidete Menschen auf der Straße und auf Veranstaltungen.« Eine junge Schweizer Kundin, die gerade im Geschäft ist, erklärt, warum sie gern nach Dornbirn zum Einkaufen kommt: »Ich mag das durchmischte Sortiment und die freundliche und unverkrampfte Art. Das Service ist selbst im Vergleich zu Zürich außergewöhnlich.« Upgrade. Auch Zumtobels Nachbar Ambros Mayer pflegt ein sehr persön liches Verhältnis zu seinen Kunden. Darauf weist sein Vorname im Geschäftsnamen hin – Ambros Fine Clothing –, aber auch sein Umgang mit Kunden. Als er im Vorübergehen eine Dame grüßt und hört, dass sie nach einer schwarzen oder grauen Hose sucht, merkt er an, dass Grau wegfalle, weil die Kundin vorarlberg keine Wolle vertrage. Sein Sortiment steht für sportliche Eleganz, festzumachen an Labels wie Armani Collezioni, Ralph Lauren, Strenesse, Z Zegna und (Hugo) Boss. Nach Umbau und Erweiterung vor eineinhalb Jahren hat Mayer mit der Ergänzung durch Helmut Lang, Theory und Strenesse einen Upgrade vorgenommen. Im Eingangsbereich hängen die Looks für die bevorstehende Fashion Show: Noncolors wie Schwarz, Grau und Natur im Layering kombiniert. Statt Farbe sprechen Schnitte und Strukturen wie etwa SkinnyJeans in weichem Leder zum grob gestrickten Cape mit Pelzverbrämung. »Es ist eine hektische Zeit«, sagt Mayer, »am Samstag findet eine große Modeschau am Marktplatz statt, in den zwei darauf folgenden Wochen haben wir im Laden Events für Strenesse und Luisa Cerano und in zweieinhalb Monaten bekommen wir schon die erste Frühjahrsware. Ab Allerheiligen treffen die ersten Pre- Collections ein und dann gehen wir peu à peu in den Abverkauf.« Angekommen. Die Eisengasse ist Fußgängerzone und zweigt gegenüber der Marktstraße vom Marktplatz ab. Hier liegt der 2006 von Claudia Giesinger und Verena Karlinger gegründete Store Königstöchter Fashion. Die Quereinsteigerinnen waren Mitte dreißig, als sie etwas Neues, Kreatives beginnen und ihre private Shopping-Leidenschaft auf ein professionelles Niveau bringen wollten. Sie entschieden sich für einen Multibrand-Store und für Newcomer-Labels die in Dornbirn noch nicht vertreten waren. Den Erfolg der Beiden von Anfang an mitbestimmt haben Rich & Royal (D) und Yumi (UK). Über die Jahre haben sich auch Sandwich und Dept aus der holländischen Veldhoven Group als sehr erfolgreich erwiesen. »Wir haben unseren Platz in Dornbirn gefunden«, sagt Giesinger, um gleich zu relativieren, »es soll auch spannend bleiben. Der Markt ist ständig in Bewegung und wir versuchen, trendy einzukaufen, ohne aber zu früh dran zu sein.« Der jüngste Neuzugang ist der C.R.A.F.T. Store in der Marktstraße, der 2013 eröffnete. Dahinter steht der Co-Gründer des Premiumjeanslabels C.R.A.F.T., Michael Kopplstätter. Der 48-Jährige hat seine Modekarriere gleich nach der Matura bei Brioni in den USA begonnen und wechselte später zu Chevignon in Frankreich. Hier begann seine Verbindung zu Jeans, die ihn 2007 zur eigenen Brand führte. Geschäftspartner ist Gideon Day, der damals Head of Design bei Paul Smith war. Einzigartig an den Skinny-Jeans von C.R.A.F.T. war die Passform. Sie waren im Rücken höher geschnitten und bedeckten das Gesäß. In einer Kombination aus langstapeliger Baumwolle, Denim in enger Ketteinstellung und minimalem Stretchanteil (2 %) sind die Hosen vergleichsweise formstabil. Die Brand wird vorwiegend auf modeaffinen Märkten wie Japan, England und Frankreich vertrieben. Um erste Retail-Erfahrungen zu sammeln, eröffnete Kopplstätter vor eineinhalb Jahren einen C.R.A.F.T. Store in Lech. Die eigene Kollektion – Jeans, Lederjacken und Lederhosen – wird um Rock-’n’-Roll-inspirierte Prêt-à-porter ergänzt. Darunter Labels wie Iro aus Paris, Haute Hippie aus New York, Woolrich aus Pennsylvania und Wild Fox aus L.A. Im kosmopolitischen Lech funktioniert das Sortiment sehr gut. In Dornbirn hat die lokale Bekanntheit des Labels C.R.A.F.T. den Retail-Start begünstigt. Allerdings sei es schwieriger, die New- und Upcoming Brands zu verkaufen. Zukunftsaussichten. Von 2001 bis 2009 haben sich die Ausgaben von Schweizern in Vorarlberg mit +113 % mehr als verdoppelt. 12,1 Mio. € – etwas mehr als ein Drittel davon – fallen auf Dornbirn. Dazu kommen 6,3 Mio. €, die deutsche Konsumenten in Dornbirn ausgeben. In der Abhängigkeit von der Schweizer Währung sieht Martin Sagmeister, GF der Damensparte im Haus Sagmeister, kein Risiko: »Diese Kaufkraft dürfte mittelfristig erhalten bleiben, weil weder eine Schwächung des Franken noch der Verzicht der Schweizer Kunden auf den Vorteil der Mehrwertsteuerrefundierung zu erwarten ist.« Auch den durch die hohe Angebotsdichte intensiven Wettbewerb bewertet Sag meister positiv, weil er im Vergleich zu anderen Standorten noch funktioniere. Konsequenz dessen sei die punktgenaue Zielgruppenansprache, die ein permanentes Hinterfragen der eigenen Positionierung notwendig mache. Eine Gegebenheit ist die begrenzte Verfügbarkeit von attraktiven Verkaufs flächen. Schon Peek & Cloppenburg hat sich im Messepark angesiedelt, weil es in der Innenstadt keine adäquate Fläche gibt. Der spanische Filialist Zara wird sich aus diesem Grund in der in Bregenz geplanten Seestadt ansiedeln. Im Hinblick auf eine Weiterentwicklung bildet auch die Anlage der Stadt eine Herausforderung. Das Geschehen reduziert sich auf 300 bis 400 m2 Luftlinie im Zentrum. Darüber hinaus herrscht für Ortsunkundige eine gewisse Unübersichtlichkeit. Händlerseits gibt es den Wunsch nach kleinen Zentren abseits des Marktplatzes – nach dem Prinzip cooles Café und kleiner Laden. Wenn der drei Kilometer entfernte Messepark von den Innenstadthändlern als Konkurrenz gesehen wird, dann liegt das daran, dass dieser in seiner Flächenproduktivität knapp hinter dem Europark Salzburg auf Platz zwei in Österreich rangiert. Das Modeangebot dort ist allerdings gering und mit Esprit, EDC, Street One und P&C deutsch dominiert. Das Shoppingcenter ist im Besitz der JDL Group, die familiäre Nähe zum Unternehmen Spar hat. Hildegard Suntinger irche tinsk ben u ne Die ha odesc der ar St. M M Sagmeis führer ter – Die F rau: lo it Br Cucinm kaler L elli, Steands wie Sch um uxusma lla McC artney acher, Pradrkta, und Ce line TZ 19 2014 33 WELS I st er der bekannteste Welser der Gegenwart – er, der eigentlich in Linz zur Welt kam, als Kosmopolit lebt und sich am Attersee zu Hause fühlt? Jedenfalls hat Franz Leopold Maria Möst als Hommage an die Stadt, in der er einst aufwuchs, einen Künstlernamen angenommen und als Franz Welser-Möst eine weltweit beachtete Dirigentenkarriere gemacht. Wels ist mit knapp 60.000 Einwohnern die achtgrößte Stadt Österreichs und liegt im Ranking knapp hinter Villach und noch vor den Landeshauptstädten St. Pölten, Bregenz und Eisenstadt. Die Chronik verzeichnet bereits zwei Hochblüten zur Römerzeit und im Mittelalter – und auch die Gegenwart scheint auf den ersten Blick rosig, was freilich erst spätere Generationen fundiert beurteilen können. Die Lage an der Westbahnstrecke ist verkehrstechnisch günstig, drei Autobahnen bilden einen Ring um die Stadt, der Blue Danube Airport Linz liegt nahe. Als Messestandort schließt man zu Wien auf: Mit der knapp vor der Fertigstellung stehenden neuen Halle 21 verfügt man demnächst über die größte Hallenfläche aller Messegesellschaften Österreichs. Die Wirtschaft in und um Wels ist stark – hier haben Betriebe ihren Sitz, die zu Weltmarktführern gehören. Felbermayr stellte unlängst die mit maximal 57 m welthöchste Teleskoparbeitsbühne vor. 80 % der weltweit in Gebrauch befindlichen Stempel stammen dank Trodat und Colop aus Wels. An Seilen aus dem Hause Teufelberger hängen Pistenbullis in australischen Skigebieten und Spinnaker russischer Rennsegeljachten. Der Audiovisionsspezialist Kraftwerk liefert gerade das weltgrößte 4D-Kino nach China. Und Tiger Coatings beherrscht nicht nur den Felgenmarkt mit seiner Beschichtungstechnologie, sondern deren Pulverlacke glänzen auch an den Fensterrahmen der Ground-Zero-Neubauten in New York. Etliche »Hidden Champions« führen Wels in ihrer Firmenanschrift. Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu – im Sog erfolgreicher mittelständischer Privatbetriebe mit 1.000 und mehr Mitarbeitern sowie aufgrund hervorragender Wirtschaftsdaten – nicht zuletzt dank Messe samt Volksfest – sah auch der filialisierende Modehandel seine Chance: C&A startete beispielsweise seine Österreich-Expansion in Wels. Doch heute sucht man »das Modehaus für die ganze Familie« vergeblich in der Innenstadt. Genauso wie Hettlage. Auch Kastner & Öhler kam, sah und ging wieder … 34 TZ 19 2014 »Wer’s hier schafft, schafft’s überall« Römerstadt, Messestadt, Energiestadt, Einkaufsstadt – die Statutarstadt im Hausruckviertel trug schon viele Attribute im Namen. Verdient sie auch das Prädikat Modestadt? Kein Platzhirsch. Ernst Hinterberger ist nicht nur Modeagenturchef mit Showroom in Salzburgs Brandboxx, sondern auch Bürger von Wels, Insider und kritischer Beobachter: »Boutiquen vom geho benen Genre aufwärts sind genug da, aber es fehlt einfach ein großes Modehaus der guten Mitte. Darunter leidet die Frequenz der Innenstadt. »Wels hat die Landbevölkerung, die früher aus dem gesamten Umland in die Einkaufsstadt fuhr, total verloren. Die werden jetzt schon vorher abgefangen«, stellt Hinterberger fest. Zu den Profiteuren der Schwächen von Wels zählen folglich Häuser wie Stöcker in Eferding oder Schanda in Kirchdorf. Die Strahlkraft der Plus City in Pasching – 25 Minuten Autofahrt © Wels Marketing & Touristik GmbH oberösterreich promotion vente-privee.com – Europas Premium-Portal für schnellen Warenabsatz Förderer 2014 Mit seinem innovativen Geschäftsmodell ist vente-privee als Erfinder und Marktführer im Bereich Online-Flash-Sales Partner von 2.500 nationalen und internationalen Marken. Dabei überzeugt das OnlineShopping-Portal nicht nur als zusätzlicher Absatzkanal, sondern auch als aufmerksamkeitsstarkes Medium und Marketing-Tool. Über 23 Millionen Mitglieder in acht Ländern sind bereits Teil von Europas größter Shopping-Community. Das Konzept von vente-privee.com ermöglicht einen schnellen Absatz von Warenbeständen direkt an den Endverbraucher, wobei das Markenimage sowie das klassische Vertriebsnetz gewahrt werden. Mehr als 2.100 Mitarbeiter organisieren tägliche Verkaufs-Events aus den Bereichen Fashion, Accessoires, Luxury Goods, Entertainment und Travel. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 10.100 Online-Flash-Sales realisiert bei einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Die Webseite vente-privee.com verzeichnet im Durchschnitt drei Millionen Unique Visitors pro Tag. Zudem generiert der Online-Shop fast 40 Prozent seines Umsatzes im Mobile-Commerce, dank innovativer Applikationen für iPhone, iPad, Android, Windows Phone. vente-privee.com ist am 7. Oktober 2014 zu Gast bei den Salzburger Gesprächen. oberösterreich »Wels hat die Landbevölkerung, die früher aus dem gesamten Umland in die Einkaufsstadt fuhr, total verloren. Die werden jetzt schon vorher abgefangen.« © C. Strauch Ernst Hinterberger, Modeagenturchef, Showroom Brandboxx Shoppen mitten in Wels. Vis-à-vis vom Rathaus, am Stadtplatz, der mit seinen schmucken Haus fassaden und dem Ledererturm als Wahrzeichen der Stadt unverdient selten von internationalen Touristen entdeckt wird, hat Peter Jungreithmair sein Büro bezogen. Der Geschäftsführer der Wels Marketing & 36 TZ 19 2014 ou g &T r is t ik Gm b H Zählt zu d ausstatteren Vorzeigebetrieb en Rudolfo a n der Rin : Herrengstraße. e ls © W M t in arke vom Stadtzentrum entfernt – ist sowieso unbestritten. Und mit dem Einkaufszentrumsduo Max.Center (Betreiber Spar-Gruppe) und SCW (Betreiber HMI) – weit draußen, durch die Bundesstraße B1 vonein ander getrennt, aber innerhalb der Stadtgrenze – hat sich die Welser Betriebsansiedelungspolitik wohl ein Eigentor geschossen. »Jetzt haben sie zu diesen untereinander unversöhnlichen Konkurrenten und zum Gewerbepark nebenan auch noch ein Kino center hingebaut. Mittlerweile gibt’s auf der grünen Wiese schon ein Parkplatzproblem«, weiß Hinter berger. Er erinnert sich auch an das Modehaus Mühlberger, früher Platzhirsch in allerbester Innenstadtlage. Das großzügige Entree an der Ecke zur Fußgängerzone Bäckergasse zieren heute zwei Buchstaben: H&M. Der Mühlberger-Schriftzug findet sich hingegen weiter hinten in der Ringstraße. Mit Christa Raggl-Mühlberger ist die nächste Generation der seit 1885 im Modebusiness tätigen Dynastie am Ruder. Statt 1.000 sind es nun 100 m², die aktuell mit Damenmode von Basler, Brax und Maerz sowie Cambio, Repeat, Elena Mirò und Seventy bespielt werden. Die Textilbetriebswirtin hat einen zweiten Schreibtisch, der steht im Rathaus. Wie steht sie zur Entwicklung des heimischen Handels? »Der Zuwachs an Verkaufsflächen außerhalb kann nicht spurlos an einer Innenstadt vorbeigehen, die Erholung dauert. Und ja, bei der Mode fehlt was in der Mitte – in der HAKA noch mehr als in der DOB. Sonst ist alles da, was in eine Stadt dieser Größe gehört – von New Yorker bis Vero Moda.« © RU D OL FO C. Strauch: Exklusive Mode und Accessoires am Stadtplatz nstadt ne der In ouse in . Full H von Wels Touristik GmbH kennt die Eckdaten der Handelsagglomeration auswendig: »Alles in allem haben wir 240.000 m² Verkaufsfläche in der Stadt und machen rund 800 Mio. € Umsatz im Jahr. In der Innenstadt finden sich 42.000 m² – davon ungefähr 11.000 m² in dezidierter A-Lage – mit annähernd 120 Mio. € Erlösen.« Was den Manager freut? »Der neue Trend, dass das Versagen großer Filialketten in kleinen Städten auch in attraktiven Lagen wieder lässige, individuelle Konzepte entstehen lässt. Dass wir Modehändlerpersönlichkeiten als Würze in der Suppe haben, die sich einen Lebenstraum erfüllen und das repräsentieren, was sie verkaufen. Dass im Grundriss der Welser Innenstadt die ganz große Chance liegt: Unsere neue Strategie heißt Verdichtung statt Expansion, denn wir wollen und können mehr A-Lagen schaffen. Dass das Thema Parken bei uns keines ist: Unsere Parkplatzausstattung würde das Doppelte an Kundenfrequenz vertragen.« Kauftraum. Ein neues Privatmuseum für zeitgenössische Kunst mit 2.000 m² Ausstellungsfläche – auch so etwas gibt’s in Wels, genau genommen in Thalheim. Gegenüber dem Messegelände, auf der anderen Seite der Traun, hat der Industrielle Heinz Josef Angerlehner (Ferro-Montagetechnik FMT) seine umfangreiche Sammlung fürs Publikum geöffnet und dafür die ehemalige Konzern zentrale umgebaut – das Haus gab Mitte September den Rahmen für ein Event der Sonderklasse. Unter dem Motto »Lifestyle trifft Kunst« feierte der Verein Kauftraum Wels sein Zehnjahresjubiläum. 400 Gäste folgten der Einladung, darunter auch die Politik – was den Mitgliedern, Chefs von 21 inhabergeführten oberösterreich Firmen, ein wichtiges Vereinsziel ermöglichte: aktives Lobbying. Oliver Schernhammer zählt zu den Initiatoren und erinnert sich an die Gründung: »Damals war die Strategie der Stadt auf Frequenz ausgerichtet. Viele Maßnahmen hatten Event-Charakter, setzten aber nicht bei einer Qualitätsoffensive an, die so eine mittelalterliche Stadt auszeichnen würde. Die Vermarktung einer Innenstadt muss anders laufen als die in einem EKZ!« Mit bewusst hochwertiger Darstellung auf Homepage und Drucksorten kochte die Gruppe ihr eigenes Süppchen und war schnell als »die Besseren« ein Feindbild. Erst die letzten Jahre kehrte man wieder zurück ins gemeinsame Boot – und schätzt nun das errungene Mitspracherecht bei Konzeptentwicklungen. Oliver Schernhammer betreibt gemeinsam mit seiner Frau Claudia und acht Mitarbeiterinnen die Firma C. Strauch. Mit dem Umzug an den Stadtplatz konnte man sich vor einem Jahr deutlich verbessern. Nunmehr 380 m² ließen die Ausweitung um ein exklusives Schuhsortiment zu, starke textile Säulen sind Marken wie Brunello Cucinelli, Odeeh, Pauw sowie Mabrun im Outdoor-Bereich und Etro bei Accessoires. Der Unternehmer spricht ein großes Problem von Wels offen an, das allen bekannt ist: »Die heterogenen Besitzverhältnisse der Immobilien sind sehr unbefriedigend. Da gibt’s viele Hauseigentümer mit wenig Interesse an einer Weiterentwicklung der Verkaufsflächen.« Paradehändler. Kauftraum-Mitglied Julia Stabl betreibt zwei adrette Boutiquen in der Pfarrgasse, die ihren Namen tragen: eine für hochwertige Beach- und Bodywear, die andere mit einem Mix internationaler Brands von Allude bis Windsor. Die Schneider- und Kürschnermeisterin bildete sich in Design- und Schnitttechnik in München und Frankfurt weiter, aus ihrem ersten Maßsalon wurde ein kleines Modeimperium, zu dem vier Jahre lang auch ein Marc-CainStore gehörte – ein Vertrag, den man 2012 nicht verlängerte. Nächstes Jahr feiert Julia Stabl mit Ehemann Gerhard 25-jähriges Bestandsjubiläum. Der ehemalige Reisende in Sachen Gablonzer Bijouterie steht ihr zur Seite, seitdem die Tochter, eine studierte Juristin, eröffnete, dass das Modebusiness nicht in ihre Lebensplanung passe. Ebenfalls zum Verbund der Kauftraum-Kaufleute gehört Gerhard Schmidtmayer. Er ist im Geschäft Gerard Men anzutreffen, seine Frau Edith im Gerard Women – wenn die beiden nicht gerade auf Trendscouting in den Modemetropolen dieser Welt sind. Tragende Säulen in den je 200 m² großen Ladenlokalen sind Moncler, Etro, Stone Island, Tagliatore, Hackett, Herno, Closed oder Nudie Jeans – und dazu wollen die Schmidtmayers stets mit Neuentdeckungen überraschen. Zu den Welser Vorzeigebetrieben zählt weiters Rudolfo an der Ringstraße. Das Sortiment des Herrenausstatters mit 100 m² vereint Baldessarini, Boglioli, Boss Black, Drakewood, Drykorn, Eton, Gimo’s, Hamaki-Ho, Hetregó, L.B.M. 1911, Mastai Ferretti oder Phil Petter unter einem Dach. Gründer Rudi Hudelist und Stiefsohn Mario haben manchmal Verstärkung im Geschäft: Wenn Schneidermeisterin Maria Rita Martinelli und Area Manager Marco Gugler – beide aus dem Hause Pal Zileri – im Rahmen eines Maßtages die Anproben abnehmen. Und auch bei den Hudelists wird Damenmode gepflegt – Rudis Gattin Christa führt am Stadtplatz einen Max&Co.-Shop. Rundum erneuert. Nächstes Jahr ist die Fußgängerzone Bäckergasse dran, schon heuer zeigt sich die Schmidtgasse nach 15 Wochen Bauzeit neu gestaltet: helles, stöckelschuhfreundliches Pflaster sowie eine sich zu den Nachtstunden hin automatisch dimmende Beleuchtung, die ohne Laternenmasten auskommt. Dazu erlaubt ein in den Boden eingelassener QR-Code, geschichtliche Hintergründe via Smartphone abzurufen. Auch historische Details lassen sich entdecken – wie ein römischer Fußabdruck oder die »Welser Metzen« genannte Marmorschale, die am mittelalterlichen Kornmarkt große Bedeutung zum Abmessen von Getreide hatte. Im markentypischen Store-Design präsentieren sich hier Marc O’Polo und Campus, die 360 m² Verkaufsfläche gehören zum Filialnetz von Marion Mairinger. Gegenüber sticht seit 1. September das neu errichtete Geschäft von Jolanta Rosenberger ins Auge. Unter dem Firmennamen Panna Cotta verkauft sie seit 2007 Damenmode, nun hat sie den Sprung von einer angejahrten Einkaufspassage in die klare Eins-a-Lage gemeistert. Die wichtigste Kollektion im Hause ist Manila Grace, gefolgt von Humanoid, American Vintage, Denim von Diesel und Lederaccessoires von Liebeskind. »Weil wir anders sind und viel Mundpropaganda genießen, haben wir Erfolg«, sagt Frau Rosenberger selbstbewusst. Und weiter: »Diese Stadt ist kein einfaches Pflaster. Es heißt doch: Wenn du es in Wels schaffst, dann schaffst du es überall.« Bereinigung. Wels ist auch eine Trachtenstadt – das beweist die Dichte an hochwertigen Fachgeschäften wie Thalbauer, Feichtinger oder Weinbauer. Dem Vernehmen nach ist Gössl auf der Suche nach einem Monomarken-Store. An der Auswahl leer stehender Flächen gibt’s freilich keinen Mangel – selbst in Bestlagen. Dort ein ehemaliger Thalia, dem die Mietkosten davongaloppierten, da ein Apple-Store eines Pleitiers, der sich an der Übernahme von McShark verschluckte. »Gefühlt« scheint die Leerstandsquote höher als die »offiziell« genannten 6 %. Hier zeigt sich wieder der Nachteil einer Innenstadt gegenüber einem Einkaufszentrum: Bei der SCW (Shoppingcity Wels) an der Peripherie werden 25 % Leerstand kolportiert, die sich jedoch durch Beklebungen geschickt verbergen lassen. Nicht nur einer Tarnung, sondern einer Radikalkur bedurften zwei endgültig gescheiterte Handelsflächen am Rande der Innenstadt. Der Traunpark – einst Quartiergeber von C&A – wird gerade in Hörsäle für die aus allen Nähten platzende Fachhochschule umgebaut. Und das Volksgarten Center, welches das Flop-Konzept »X-Garden« (ein Fraueneinkaufszentrum mit meh reren Modeboutiquen und kostenpflichtigem Kindererlebniszentrum) sowie dessen missglückten Relaunch »Blackbox« hinter sich hat, wird nun ein Kompetenzzentrum für Bauen und Wohnen. Noch so ein Satellit außerhalb des Kerns steht unter besorgter Beobachtung: das Sport-Eybl-Stammhaus. Die 4.000 m² Fläche auf halbem Fußweg zum Bahnhof hätten schon länger eines ausgiebigen Face liftings bedurft, konnten aber mit Sortimentstiefe und Fachberatung punkten. Der nunmehrige Umbau in Sports Direct mit »Mega Value«- und »Crazy Price«-Etiketten auf jedem Artikel schmerzt den Kauftraum-Ästheten Oliver Schernhammer mindestens ebenso wie der samstägliche Floh- und Trödelmarkt am Stadtplatz: »Schmankerl aus der Region wären mir lieber als Lederjacken aus Pakistan!« CD TZ 19 2014 37 © Stadt Leibnitz steiermark Leibnitz Stadt der Händler Der Handel lebt von den Unternehmern vor Ort. Das sieht man in der südsteirischen Einkaufsstadt so deutlich wie sonst nur selten. Mit vereinten Kräften wird den Einkaufszentren am Stadtrand Paroli geboten. S üdautobahn. Graz lässt man rechts liegen, Seiersberg, eines der größten Einkaufszentren Österreichs, ebenfalls. Denn die Fahrt geht noch eine halbe Stunde weiter südwärts, ins Städtchen Leibnitz, knapp vor der slowenischen Grenze. Gleich an der Autobahnabfahrt liegt Gralla. Genauer: der Kauf-Park Gralla. Obi, Fussl, New Yorker, Kik, Shoe4You, Dänisches Bettenlager, Zillertaler Trachtenwelt, Takko, Hervis, Yello, Deichmann … An diesem Mittwochmittag kurz vor Schulbeginn ist der Parkplatz gut belegt. Nach einem morgendlichen Regenguss wird es ein verhältnismäßig schöner Spätsommertag. Zu kühl zum Badengehen, aber perfekt zum Shoppen. In allen Geschäften sind Kunden, auch an der Kassa. Aus dem Takko-Laden kommt gerade eine junge Frau Anfang zwanzig. Schwarze Leggings, enges schwarzes Oberteil, blondiert. Sie muss einer der berühmten »hybriden Kunden« sein: In der linken Hand trägt sie ein Takko-Sackerl, in der rechten eine Tasche von Louis Vuitton. New Yorker lockt mit der »Autumn Collection«, letzten Sale-Oberteilen (»ab 2,95«) und Dirndln um 49,95 €. Auch Kik wirbt mit »Oktoberfest-Mode ab 38 TZ 19 2014 steiermark © Sta d t Le ib n it z 10,99«. Die Nummerntafeln an den Autos verraten, woher die Kunden kommen: Vor allem aus dem Bezirk Leibnitz natürlich, aber auch aus Weiz, Radkersburg, Deutschlandsberg, Graz und Graz-Umgebung. Fahrzeuge aus dem nahen Slowenien sind hingegen kaum zu finden. Es geht weiter in Richtung Innenstadt, vorbei an Forstinger, Möbelix, einem Baumarkt und einigen Lebensmittelmärkten. Schon liegt da rechter Hand das nächste Fachmarktzentrum. Das Basta wurde 2009 eröffnet, die 12.500 m2 Verkaufsfläche sind voll besetzt. Großteils mit Textiliten wie C&A, Vögele, Fussl, Gina Laura, Mister*Lady, NKD, Colloseum, Huber, aber auch Müller, Tchibo, Hervis sind da. Auch hier ist der Parkplatz nicht schlecht belegt, und auch hier wird das Trachtenthema in Geschäften gespielt, wo man es nicht vermuten würde. Etwa bei Tchibo. Hier kostet das Dirndl immerhin schon 79,95 €, die Lederhose 89,95 €. Sieht auch etwas geschmackvoller aus als bei Kik und New Yorker. Einige Ketten wie Hervis und Fussl betreiben sowohl im Basta als auch im nur zwei Kilometer entfernten Kauf-Park in Gralla Filialen – während zum Beispiel C&A bei Eröffnung des Basta seinen Standort in Gralla aufgegeben hat. Kurioses Detail: Beide Fachmarktzentren gehören übrigens zum Imperium der lokalen Unternehmerfamilie Schmidt (u. a. Josef Schmidt Lederfabrik, Schmidtnorm Fenster & Türen). Großeven wie der W ts sorgen ebenso fü ochenmark r t (großes BFrequenz ild links) © mf . aufszentren Die Filialisten sind in den Eink trand. Stad am land Wein und a Bast »Wir erwarten, dass Roth eher neue Kunden in die Stadt zieht, als dass er uns Kunden wegnimmt.« Helmut Kresnik, Modehändler Aller guten Dinge sind drei. Neben Basta und Kauf-Park buhlt als dritter im Bunde das EKZ Weinland um Kunden an der Leibnitzer Peripherie. Wichtigster Kundenmagnet dort: H&M. Der schwedische Modehändler ist auch der Hauptgrund dafür, dass dieses Einkaufszentrum überhaupt existiert – schließlich ist H&M bekannt dafür, sich nur in Innenstädten und Einkaufszentren anzusiedeln. In ein Fachmarktzentrum wie das gleich gegenüberliegende Basta wäre der Modemarktführer also nie gegangen. Doch abgesehen von dieser einen (wichtigen) Ausnahme hatte Investor Felix Bartolits bei der Mietersuche eher schlechte Karten. Denn viele Handelsunternehmen entschieden sich lieber für das Fachmarktzentrum, das nahezu gleichzeitig eröffnet wurde – vor allem aufgrund der deutlich niedrigeren Mietpreise. Von den üblichen Filialisten finden sich heute nur New Yorker, Pimkie und Bonita in dem durchaus ansprechend gebauten Center, dazu noch ein Intersport-Händler, ein Franchise-Shop von Tom Tailor Denim und einige kleinere lokale Multilabel-Händler, die großteils auf eher billige Ware setzen. Eine der Ausnahmen ist »Jeans-Style«, eine Kleinstfläche, die mit Marken wie Pepe, Diesel, Desigual und Levi’s lockt. Vor allem im Obergeschoß herrscht Tristesse, der Großteil der Flächen steht leer. »Wir bauen für Sie um«, steht an den Fenstern, doch Bautätigkeit ist keine zu sehen. Immerhin hat der Schuhhändler CCC soeben neu eröffnet. Und erst im heurigen Frühjahr hat H&M seinen Laden umgebaut und vergrößert. Auffällig ist dort die riesige Kinderabteilung. Zumindest an diesem Tag sind im EKZ Weinland trotzdem die New-Yorker-Sackerln in der Überzahl. Vielleicht weil’s bei H&M keine Dirndl gibt? Endlich der Hauptplatz. Was kann bei diesem massiven Angebot an der Peripherie noch für die Innenstadt übrig bleiben, fragt sich der gelernte Pessimist. Nun: jede Menge! Am Hauptplatz der Bezirkshauptstadt mit nicht einmal 8.000 Einwohnern drängt sich Geschäft an Geschäft, Café an Café. »Willkommen am schönsten Platz des Südens«, lautet der Werbeslogan, der sich an vielen Eingangstüren findet. Das Modehaus Kresnik hat sich auf hochwertige Damenmode spezialisiert und zeigt Schumacher, Moncler, Strenesse, Marc Cain und Burberry. Dass sich Kresnik an »Damen, die das ganz Besondere lieben« (so die Homepage), richtet, merkt man auch an den Schaufenstern: Die Puppen tragen die Gesichter von Madonna, Marilyn Monroe, Naomi Campbell und Co. Das Vollsortimentshaus Kappaun deckt den Mainstream ab und setzt auf Brax, Betty Barclay, Gerry Weber, Marc O’Polo usw. Wäsche, Wohntextilien und Meterwaren runden das große, drei Etagen umfassende Angebot ab. Die Boutique S!S! bringt hochwertige HAKA aller Boss-Linien sowie Trendmarken wie Napapijri. Ein Multilabel-Laden für junge Mode hat Marken wie Vero Moda, Only und Chilli im Angebot. Und dann gibt es noch Monolabel-Stores von Esprit, Tally Weijl, Zero, Palmers, Street One, Cecil, s.Oliver, Benetton und hochwertige Trachtenmode von Gössl. Und das ist nur das Bekleidungsangebot. Das große Schuhhaus Nagl wirkt mit seinem umfassenden Markenangebot kompetent und modern, ein wichtiger Frequenz bringer ist außerdem der Haushalts-, Gartenbedarfs- und Hartwarenhändler Kada, der auf gut 2.000 m2 eine Sortimentsbreite anbietet, die man heute kaum noch wo findet. Dazu gibt es noch die üblichen Banken, Handy-Betreiber, Versicherungen, Drogerien, Trafiken, Ämter und ein hochklassiges, abwechslungsreiches Gastronomieangebot. Wer in einem der schicken Schanigärten, z. B. beim Café Elefant, ein Gläschen Sauvignon blanc von der südsteirischen Weinstraße ordert, beginnt den Slogan vom »schönsten Platz des Südens« tatsächlich zu glauben. Geballte modische Kompetenz. Die Grazergasse zweigt direkt vom Hauptplatz ab und ist eher ein Ort für Nischenkonzepte. Elfie Morocutti bietet in ihrer Boutique seit 2007 Mode u. a. von Rinascimento und Ana Alcazar an. Peter Skazedonig betreibt einen kompetenten Store mit hochwertiger Sportswear von Gant, Hilfiger Denim, Fred Perry, Guess u. a. in einem beeindruckenden Gewölbe aus rohen, roten Ziegeln. Erst diesen Sommer begonnen hat die TZ 19 2014 39 © Stadt Leibnitz »Die Politik kann gar nichts ausrichten. Wir brauchen die Unternehmer!« © Sta d t Le ib n it z Helmut Leitenberger, Bürgermeister Der Hauptplatz ist befahrbar und dient auch als Parkplatz. Stadtentwicklung statt Marketing. Gebäude zusammenlegungen, eine blühende Innenstadt trotz Einkaufszentren am Stadtrand: Was hier so einfach klingt, ist nicht selbstverständlich, sondern 40 TZ 19 2014 tz d einlan EKZ W © mf liebevoll gestaltete Boutique Trend Collection by Marina, die vor allem italienische Promptware anbietet. Alteingesessen hingegen ist die Trachtenhändlerin Christa Peterka (C&R Trachten). Ihr Angebot umfasst so gut wie alle wichtigen Marken, von Sportalm und Schneiders über Spieth & Wensky und Allwerk bis hin zu Mothwurf und Lodenfrey. Nicht alles funktioniert: Die hochwertige Dessous-Boutique Luxsous mit Marken wie Wolford, Hanro, Aubade, Chantelle und La Perla war wohl vom Konzept her doch zu spitz für eine 8.000-Einwohner-Stadt. Und auch die ÜbergrößenBoutique MM Rubens musste für immer schließen. Seit Ende August hat Leibnitz ein weiteres, ein besonderes Handels-Highlight: das Modehaus Roth. Auf 1.500 m2 zeigt der steirische Local Hero, was Mode heute ist (siehe auch ÖTZ 17/14). Aus Stadtentwicklungssicht die wichtigste Besonderheit des neuen Modehauses: Um die gesamte Verkaufsfläche ebenerdig unterzubringen, wurden die Erdgeschoßzonen zweier benachbarter Häuser zusammengelegt. In einem der beiden Häuser war vor Ewigkeiten einmal ein Meinl-Lebensmittelmarkt untergebracht. Bereits seit dem Jahr 2000, als Julius Meinl aus dem Lebensmittelhandel ausstieg, standen die 1.000 m2 direkt am Hauptplatz leer. Im anderen Haus war bis vor Kurzem ein 1.200 m2 großes Farben-, Bastel- und Hobby bedarfsgeschäft beheimatet, das den Eigentümern schon längst zu groß war. Heute hat der Farbenhändler sein Geschäft auf die Hälfte verkleinert, den Rest mit dem Leerstand des Nachbars zusammengelegt – und an Roth vermietet. © MF Hauptpla Das M o Franchdehaus Kres n iseneh mer vo ik ist auch n Espr it. das Ergebnis von viel Arbeit. Denn es war nicht immer alles rosig in der Stadt an der südsteirischen Weinstraße. »Leibnitz war immer eine klassische Einkaufsstadt«, erzählt der bekannte Innenstadtentwickler Karl Schörghuber. »Über Jahre gab es hier Passantenfrequenzen von ca. 45.000 Personen pro Woche. Mit der Entstehung der Einkaufszentren am Stadtrand setzte vor rund zehn Jahren ein Abwärtstrend ein. Zwischen 2009 und 2012 hat die Frequenz dann bei nur noch 30.000 Personen stagniert.« Es war klar: Man muss etwas tun. Die Werbegemeinschaft »Leibnitz lädt ein« gibt es schon seit rund 15 Jahren und sie kümmert sich seither erfolgreich um – wie der Name schon sagt – Werbemaßnahmen. Doch das war nicht genug. Mit viel Überzeugungsarbeit wurden schließlich Stadtgemeinde, Tourismusverband, alle sieben vor Ort vertretenen Banken und die wichtigsten Hauseigentümer der Innenstadt mit »Leibnitz lädt ein« an einen Tisch gebracht. Gemeinsam wurde ein Standort- und Stadtentwicklungsplan ausgearbeitet – und Geld in einen Topf eingezahlt. Geld, das ausdrücklich nicht für Marketingmaßnahmen verwendet wird, sondern für nachhaltige strukturelle Veränderungen. Den Auftrag bekam das Team von Karl Schörghuber. Eines der Steckenpferde Schörghubers ist das Marktwesen: »Heute ist ein Hauptplatz die eierlegende Wollmilchsau: Er ist Parkplatz, Durchzugsstraße, Geschäftszeile, Marktplatz und dann soll er auch noch ein Ort zum Wohlfühlen sein. Doch ursprünglich konzipiert ist der Platz eigentlich als Markt.« Diese Funktion will Schörghuber wieder in die Innenstadt zurückholen. Als erster, steiermark kurz- und mittelfristig wirksamer Schritt der Stadtentwicklung wurde deshalb in Leibnitz der wöchentliche »Südsteiermarkt« entwickelt. Jeden Freitag gibt es am Hauptplatz nun auf einer Länge von ca. 100 m Stände mit lokalen Köstlichkeiten und Frischeprodukten. Laut Schörghuber lockt der Markt seit dem Sommer des Vorjahres jeden Freitag mehr als 8.000 Besucher in die Stadt. Die gesamte Wochenfrequenz wurde so bereits im ersten Jahr auf 35.000 Personen gesteigert. Zusätzlich gibt es Spezialmärkte, etwa zu Ostern oder zu Martini, unregelmäßig finden auch Flohmärkte statt. Immobilien-Management. Langfristig geht es Schörghuber aber um die Immobilienentwicklung. Vergleichbar mit der Rolle eines Centermanagers in einem Einkaufszentrum will der Stadtentwickler die vorhandenen Flächen bestmöglich nutzen – siehe Modehaus Roth. »Üblicherweise denkt jeder Hausbesitzer nur an seine eigene Immobilie«, erklärt Schörghuber. »Was ich einbringe, ist das übergreifende Denken. Jeder, der mit Immobilien zu tun hat, sagt: Häuser zusammenlegen – das geht nicht! Wir sind dazu da, die Leute gemeinsam an einen Tisch zu bekommen, miteinander zu reden. So können dann doch plötzlich Lösungen entstehen. Im Falle der heutigen Roth-Vermieter hatten sich schon beide jahrelang gedacht, es muss irgendetwas geschehen, doch keiner wusste, was.« Dass man beide Flächen zusammenlegen könnte – und dann noch für eine so große Fläche einen Mieter finden könnte, hätte niemand für möglich gehalten. Doch Schörghuber klopft auch bei potenziellen Mietern an und hat dabei immer den gesamten Branchenmix der Innenstadt im Auge. Neben dem Modehaus Roth war man auch mit der Rewe-Gruppe im Gespräch. Doch nicht nur der Handel, sondern auch Gastronomie, Dienst leistungen, Ärzte, Hotellerie oder Ämter werden in die Überlegungen einbezogen. Dass bei der Innenstadtentwicklung auch die Baurechtsabteilung der Gemeinde mit am Tisch sitzt, erleichtert die Umsetzung der Vorhaben weiter. So kommt Bewegung in starre Fronten, und Flächen, die seit zehn Jahren leer standen, füllen sich plötzlich mit Leben. Das lässt auch andere Investoren hellhörig werden. So planen die Gebrüder Alexander und Robert Schmidt nach ihren Investi tionen in die Fachmarktzentren Basta und Kauf-Park nun auch ein großes innerstädtisches Projekt, das gleich drei benachbarte Häuser umfasst. 1.700 m2 Geschäftsflächen, 1.900 m2 Büros, eine Tiefgarage und 3.000 m2 Wohnungen sollen direkt am Hauptplatz entstehen. Auch bei der Unternehmerfamilie Kada denkt man an eine deutliche Vergrößerung am eigenen Standort. Gedacht ist auch an die Gründung eines »Südsteiermark-Hauses« mit lokalen und regionalen Angeboten. Und schließlich soll auch eine bestehende, deutlich in die Jahre gekommene Einkaufspassage wieder revitalisiert werden. »Man muss sich mit den Eigentümern beschäftigen, Möglichkeiten aufzeigen und die Nachfrageseite ankurbeln«, stellt Schörghuber klar. »Das ist der Knackpunkt.« Vorbild für ganz Österreich. »Fraglos bringen auch die Aktivitäten der Gruppe Schörghuber, wie der Wochenmarkt, einiges an Frequenz zurück in die Stadt«, sagt Helmut Kresnik, Inhaber von gleich fünf Geschäften am Hauptplatz, darunter das hochwertige DOB-Haus Kresnik Woman. Der Unternehmer hat eine interessante Beobachtung gemacht: »Wir tun uns in der Stadt derzeit umso schwerer, je billiger die Marke ist, und umso leichter, je hoherpreisiger das Angebot ist. Der Kunde, der Qualität sucht, kommt sehr gerne in die Innenstadt. Deshalb möchten wir mit Kresnik Woman auf jeden Fall expandieren.« Vor allem die jüngeren Kunden seien jedoch schwerer in die Stadt zurückzubekommen, da helfe auch der Wochenmarkt nichts. »Der ist für 35 plus«, so Kresnik. Dass die Jungen die Innenstadt eher scheuen, hängt laut Kresnik auch mit dem Thema Verkehr zusammen: »Die schätzen das Einkaufszentrum, weil es so einfach ist. Man kann mit dem Auto bis vor die Türe fahren, braucht nichts zu zahlen, geht schnell shoppen – und ist schon wieder weg. In einer gewachsenen Stadt ist das schwieriger.« Einem anderen Handelsexperten, Hannes Lindner, dem Geschäftsführer von Standort + Markt, ringt Leibnitz Hochachtung ab. »Mit der wuchernden Fachmarktzone Leibnitz/Wagna/Gralla galt der Handelsstandort lange Jahre als überbesetzt und die Innenstadt als todgeweiht. Doch mit viel Ambiente, hoher Aufenthaltsqualität, hochwertiger Gastronomie und einem echt guten Fashion-Angebot hat die Innenstadt sehr gut dagegengehalten. Das ist mehr als beachtenswert. Möglicherweise ist Leibnitz da ein Vorzeigebeispiel für ganz Österreich.« Lobend zu erwähnen sei dabei insbesondere die Risiko bereitschaft der lokalen Unternehmer, so Lindner. Und tatsächlich scheint es so, als wäre es vor allem der lokalen Unternehmerschaft zu verdanken, dass die gesamte konsumige Mitte nicht wie anderswo im Einkaufszentrum vor den Toren der Stadt anzutreffen ist, sondern mittendrin, am Hauptplatz: Die Familie Kresnik betreibt dort neben ihrem Premium-DOB-Geschäft auch die Stores von Esprit, Tally Weijl, Zero und Edc. Kappaun führt neben dem Stammhaus auch Shops von Palmers und Street One. Der Schuhhändler Nagl ist Franchisenehmer von s.Oliver. »Natürlich haben wir alle auch Angebote bekommen, ins Einkaufszentrum zu übersiedeln«, berichtet Helmut Kresnik. »Aber wir haben uns alle, jeder für sich, dazu entschieden, am Hauptplatz zu bleiben.« So sind es die lokalen Unternehmer, die Leibnitz zur starken Handelsstadt machen. Als lokaler Unter nehmer, der die Mitte weiter stärkt, zählt nun auch das Modehaus Roth. Als der Leibnitzer Bürgermeister Helmut Leitenberger bei der Eröffnung gefragt wurde, was die Politik dafür getan habe, dass sich Leibnitz derzeit so gut entwickle, antwortete dieser mit entwaffnender Offenheit: »Die Politik alleine kann gar nichts ausrichten. Wir brauchen die Unternehmer!« mf Leibnitz … Die südsteirische Bezirkshauptstadt zählt nicht einmal 7.900 Einwohner. Doch sie ist das Zentrum einer großen, boomenden Region im Süden der Landeshauptstadt Graz. Seit die Grenze zur Nachbarregion Slowenien aufgegangen ist, hat der Bezirk Leibnitz seine Einwohnerzahl um 6.000 Personen auf 78.000 Einwohner gesteigert. Die Stadt selbst hat zwischen 2001 und 2014 1.000 neue Bürger gewonnen. Auch der Bezirk Radkersburg (23.000 Einwohner) und Teile von Deutschlandsberg (60.000 Einwohner) orientieren sich wirtschaftlich in Richtung Leibnitz. Trotz der Nähe zu Graz (40 km) und der Shopping City Seiersberg (33 km) ist die Stadt ein traditionell wichtiger Handelsstandort: Mit 1.400 Arbeitsplätzen ist der Handel der bei Weitem größte Arbeitgeber. Im Aufwind begriffen ist auch der Tourismus, der immer mehr Menschen an die südsteirische Weinstraße lockt. TZ 19 2014 41 salzburg Altstadt-Atmosphäre prägt die Gemeinde Hallein. Hallein Junge entern Altstadt In Hallein sind junge Händler mit frischen Konzepten auf dem Vormarsch und ergänzen das individuelle Angebot der Altstadthändler. Historisches Ambiente. Denn Hallein hat den Kunden etwas ganz anderes zu bieten: eine wirklich schöne Altstadt. Im Jahr 1198 ist der Ort erstmals urkundlich erwähnt und die Stadt ist stolz auf ihre lange Tradition. So wurde in den letzten Jahren auch fleißig investiert, um die Altstadt ansehnlich und lebenswert zu gestalten. Zum Beispiel in 42 TZ 19 2014 Alle bilder © Stadt Hallein / Adi Aschauer I n nur 25 Minuten Autofahrt gelangt man von einer der berühmtesten Einkaufsdestinationen Österreichs, der Salzburger Getreidegasse, ins Zentrum der Stadt Hallein. Und dennoch schafft es der Ort immer mehr, sich gegen die große Konkurrenz zu behaupten. Das ist nicht zuletzt auch dem Engagement der Bürger und Handeltreibenden zu verdanken. Rund 20.000 Menschen leben direkt in Hallein, gut 58.000 Einwohner zählt der politische Bezirk, dessen Hauptstadt die Gemeinde am Ufer der Salzach ist. Dabei ist bemerkenswert, dass trotz der großen Nähe zu Salzburg die Bevölkerungszahl seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie zurückgegangen sondern stetig gestiegen ist. Ein Vorteil, der sich dem Handel in Hallein bietet: Die Stadt liegt bei der Kaufkraft laut den Experten von RegioPlan mit einem Indexwert von 104 klar über dem Österreich-Durchschnitt. Das entspricht einer jährlichen Pro-Kopf-Kaufkraft von 20.852 €. Der gesamte Bezirk Hallein liegt mit 19.976 € pro Nase und Jahr exakt im bundesweiten Schnitt. Die größte Herausforderung für die Stadt ist es, diese Kaufkraft auch im Ort zu halten. Keine leichte Aufgabe, wenn man das Umfeld bedenkt. »Viele Halleiner arbeiten in Salzburg, sind also Tagespendler«, erläutert RegioPlan-Geschäftsführer Wolfgang Richter die Schwierigkeit, vor der die Gemeinde steht: »Die kommen dann am Arbeitsweg natürlich auch immer an anderen Einkaufsmöglichkeiten vorbei.« Gerade die Salzburger Alpenstraße mit ihren großen Handelsflächen und dem im Umbau befindlichen gleichnamigen Shoppingcenter sowie natürlich der nahe Europark und das Outlet Center können Kaufkraft abziehen. Doch die Welt der riesigen Flächen und Einkaufszentren ist die des Halleiner Handels nicht – und vielleicht hat man gerade hier ein Erfolgsrezept gefunden. shop academy forum In Verbindung mit dem Umdasch Architektur- und Design-Forum 6. November 2014 München, BMW Welt Architektur- und Design-Forum 13.00 Uhr „Trends im Brand-, Retail- und Shop Design“ Shop Academy Forum 19.00 Uhr „Die Welt im Jahr 2050“ Informationsgesellschaft, Globalisierung und nachhaltige Entwicklung – sind wir noch zu retten? Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher, Universität Ulm SAVE THE DATE Informationen und Anmeldung: Evelyn.Koessler@umdasch-shopfitting.com www.umdasch-shop-academy.com 22.–24.10.2015 // Vienna Stagecraft in Retailing IV Die Kunst der Inszenierung IV Förderer 2014 salzburg er & Söh ne ndtn er ist eine Mode ReyHallein. Sport & u in on ti Instit © Gr u er © Rey eine Fußgängerzone mit hübschem Kopfsteinpflaster – wobei sich hier wie immer die Geister scheiden, Stichwort High Heels. Der Fokus liegt auf der Erhaltung des historischen Stadtbildes mit seinen alten Fassaden und kleinen Gassen. Besonders stolz ist man auf das Kelten- und das Stille-NachtMuseum. Conrad Franz Xaver Gruber, Komponist des wohl berühmtesten Weihnachtsliedes, lebte lange Zeit in Hallein. Sein Grab ist das einzig noch bestehende des aufgelassenen Friedhofs neben der Halleiner Stadtpfarr kirche. Aber die Stadt will eben nicht nur Sightseeing-, sondern auch Shopping-Destination sein. So lockt Hallein etwa im Sommer mit dem monatlichen Moonlight-Shopping, bei dem die Kunden bis 22 Uhr einkaufen können. Untermalt wird die Veranstaltung von Musik und Modenschauen im historischen Ambiente. Das Italien-Festival zaubert mediterranes Flair in die Stadt. Und: Hallein hat eine eigene Währung. Um die Kaufkraft im Ort zu binden, wurde auf Initiative einiger Betriebe der »Halleiner« eingeführt. Statt des üblichen Gutscheins setzt man hier auf eine mit Keltenmaske und Salzträger geschmückte Münze im Wert von je 10 €. Betritt man die Altstadt über die Stadtbrücke, gelangt man über die SigmundThun-Straße mit der Buchhandlung Leseträume, dem Gasthof Halleiner Stadtkrug, C&A und Benetton auf den Bayrhamerplatz. Hier wie auch in der rest lichen Innenstadt hat sich heute ein einladender Mix aus Gastronomie, Mode- und anderen Händlern etabliert. Clockhouse, das Young-FashionKonzept von C&A, sowie CBR erwarten die Kunden am belebten Platz. Biegt man rechter Hand Richtung Kornsteinplatz ab, entdeckt man zwar noch einen Shop von Sisley, aber damit ist das Angebot an Filialisten auch schon ziemlich am Ende angelangt. Denn in der Halleiner Altstadt haben die individuellen Einzelhändler das Sagen. Am Kornsteinplatz sind das etwa das Mode- und Trachtenhaus Herzerl sowie der Store von Ganzer. Letzterer liegt am Ende des großzügigen Platzes und präsentiert seine Damen- und Herrenkollektionen unter einer eindrucksvollen Gewölbedecke. Ein trauriges Bild dagegen gibt die anschließende schmale Postgasse ab: Mindestens drei Leerstände auf beiden Straßenseiten, die Auslagen sehen aus, als hätten in ihnen früher Schmuck und Juwelen auf zahlungskräftige Kundschaft gewartet. Lediglich Progr e Grunssive HAK dtner A & Söhbietet ne. »Die Kunden aus Salzburg schätzen das individuelle Halleiner Angebot.« Johannes Weißenbacher, Modehändler 44 TZ 19 2014 eine Filiale der Post bringt Menschen in dieses Gässchen. Obwohl der Straßenname anderes vermuten ließe, ist diese Filiale noch recht neu. Bis vor Kurzem gab es nämlich überhaupt keine Poststelle in der Altstadt. Das ist aber erst der Anfang. Denn vor nicht allzu langer Zeit hat die Gemeinde einen Teil der Gebäude an die ortsansässige Konditorei Braun verkauft. Diese kann den Neuerwerb an ihre bestehenden Räumlichkeiten anschließen und wird die Postgasse hoffentlich bald wieder mit Leben füllen. Junger Geist. Am Kornsteinplatz finden sich aber nicht nur alteingesessene Händler. Denn hier ist auch der erste der jungen Generation zu Hause, die in Hallein nach vorne prescht. Johannes Weißenbacher ist Mitte 20 und eröffnete bereits vor vier Jahren seinen Herrenmoden-Shop Johannes. Sehr cool, sehr modern und dank des in Grau gehaltenen Gewölbes fast wie ein Tunnel wirkt sein Laden, in dem er Mode von Diesel, Scotch & Soda und Replay, Pierre Cardin, Brax und Bugatti oder auch 2964 Garmisch, Luis Trenker und Wallmann anbietet. Auch er bemerkt die Veränderungen in der Stadt: »In den letzten Jahren ist die Einkaufsstimmung sehr gut geworden, vor allem, weil viele Junge Geschäfte aufgesperrt haben.« Dass gerade diese Jungen nach Hallein kommen, hat gute Gründe: »Natürlich ist es nicht ganz leicht, die Kunden hierher zu bringen. Auf der anderen Seite ist der Anfang durch die niedrigeren Mieten als etwa in Salzburg einfacher.« Weißenbacher darf aber sehr wohl Kunden aus Salzburg, Kuchl und Golling sowie aus dem Pinzgau und Pongau empfangen. Was ihn persönlich zu einem Laden in Hallein veranlasst hat, wird mit Blick auf die Familie klar. Denn seine Mutter ist die Inhaberin der nur einen Steinwurf entfernten Boutique Herzerl. Wandert man vom Bayrhamerplatz bergauf Richtung Stadtpfarrkirche, kommt man in der Fußgängerzone Unterer Markt an vielen kleinen Boutiquen wie Fragolina oder Zilli vorbei. Vielleicht liegt auch hier einer der Gründe dafür, dass die großen Filialisten nicht allzu stark in der Stadt vertreten sind. Denn die steinalten Gebäude bergen Tücken für den Handel. »Aufgrund der Gebäudestruktur kann man eigentlich keine optimale Handelsfläche bauen«, weiß auch Wolfgang Richter von RegioPlan: »Stufen und denkmalgeschützte Lochfassaden, also solche, in denen man kein Schaufenster einrichten kann, erschweren hier die Errichtung eines Shops. Das ist Fluch und Segen einer historischen Innenstadt.« Viele der Händler wollen aber gerade diesen althergebrachten Charme erhalten. So wie Lukas Grundtner, der die Außenfront seines Ladens am Unteren Markt genauso belassen hat, wie sie in den 80 Jahren zuvor als Schreibwarenhandlung ausgesehen hat – inklusive des Namens Gemeinsinn. An einem Namen kommt man im Halleiner Modehandel nicht vorbei: Sport & Mode Reyer. Der Store liegt zwar nicht direkt in der Altstadt, aber dort hätte die 1.500 m2 große Lifestyle-Welt wohl auch nicht genügend Platz gefunden. Bereits 1924 legten Robert und Auguste Reyer den Grundstein für den Familienbetrieb, der heute in dritter Generation von Karl Reyer und Alexandra Reyer-von Arnim geführt wird. Seit sie das Haus im Jahr 2000 übernommen haben, arbeiten sie stetig am modernen Anspruch des Hauses – nicht nur, was die Mode betrifft. Die Kunden erwartet neben Marken wie Allude, Canada Goose, Diane von Furstenberg, Etro, Hackett London, Lili Radu und Zoe Karssen auch ein überaus einladendes Ambiente mit Lounge inklusive Kamin, Bar und begrünter Terrasse. Mit ihren Events wie dem gerade über die Bühne gegangenen »Art meets Fashion« tragen die Reyers auch viel zum aktiven Leben der Modeszene in Hallein bei. Ebenso engagieren sich die Jungen in der Altstadt, indem sie sich etwa mit einer Modenschau am Moonlight-Shopping beteiligen oder gleich ganz eigene Veranstaltungen im Stadtkino auf die Beine stellen. Selbstverständlich gibt es in Hallein nicht nur Individualkonzepte. Einige große Ketten finden sich auch hier, etwa eine Filiale von Vögele an der Salzachtal Straße oder ein großes Interspar-Zentrum inklusive Hervis sowie Takko, Deichmann, Reno und NKD in der Europastraße. Doch den größeren Teil macht der inhabergeführte Einzelhandel aus. Diese Entwicklung in der Stadt soll weiter vorangetrieben werden. So entstand vor nicht allzu langer Zeit die Initiative »Gemeinsam für Hallein« von Geschäftsleuten und Privatpersonen. Ihr Ziel ist es, die Einwohner zunehmend im Ort zu halten. Gerade in den letzten Jahren sind immer mehr junge Familien nach Hallein gezogen, wo die Grundstückspreise noch unter denen in Salzburg liegen. Die Infra struktur ist familienfreundlich, denn mit 18 Schulen und um die 6.000 Schülern gilt die Gemeinde als Schulstadt. Darunter findet sich auch die Modeschule Hallein – übrigens die einzige katholische Privatschule ihrer Art. Hier werden die Schwerpunkte Modedesign und Grafik sowie Modemarketing und Visual Merchandising unterrichtet. Und zwar ausschließlich in Englisch. Die Schülerinnen und Schüler sind mit ihren Modenschauen und Präsentationen ebenfalls ein aktiver Teil des Modegeschehens in der Region. An der gepflegten historischen und mit Blumenkästen geschmückten Fassade des Halleiner Rathauses am Schöndorferplatz prangt der Spruch: »Was hier geschieht, jeden gehts an, Gemeinsinn helfe mit daran.« Ein Wort, das sich der Halleiner Handel offenbar zu Herzen genommen hat. BN www.roeckl.com des Vorbesitzers. Der heutige Store-Name, Grundtner & Söhne, ist nur klein an der Scheibe der Auslage zu lesen. Obwohl er anderes vermuten lässt, gibt es den Shop erst seit 2011. Lukas Grundtner gründete ihn gemeinsam mit seinem Vater Wilfried und seinem Bruder Simon. Das Gebäude ist 600 Jahre alt und beheimatete früher die Stallungen der Finanzprokuratur sowie danach die bereits erwähnte Schreibwarenhandlung. Grundtner hat an dem charmanten Gewölbe alles unverändert gelassen, lediglich die Böden wurden gebeizt. Dies bildet nun den Rahmen für einen progressiven und innovativen Mix an europäischen und amerikanischen Herren-Labels wie A Kind of Guise, French Trotters, Gitman Vintage, Opening Ceremony, Sandqvist, Sperry Top-Sider oder Stutterheim. Bruder Simon studiert an der Angewandten in Wien und hat bereits den Indie Magazine Award gewonnen. Demnächst kommt seine kleine Capsule Collection in den Store. Auch Lukas Grundtner schätzt das Einkaufsambiente von Hallein: »Wir haben heute hier eine starke Einzelhandelsstruktur, die sehr breit gefächert und unterschiedlich ist. Durch dieses individuelle Angebot können wir uns auch von Salzburg unterscheiden.« Sein Shop lebt von der Stammkundschaft – und die kommt auch mal von weiter her. Obwohl er sehr viele Kunden aus Hallein hat, fahren die Leute auch aus dem Pongau und Bad Reichenhall zu ihm in die Altstadt. Besonders viel Liebe stecken die Grundtners jedes Mal in ihre Lookbooks, in denen sie ihr neuestes Angebot modern und frisch präsentieren. Das nächste ist gerade in Produktion. © Stadt KremS musterseite W krems »Vom Flair geflasht« Die fünftgrößte Stadt Niederösterreichs punktet mit Kultur, Bildung und einmaligem Altstadtambiente. Doch wie steht’s ums Modeshopping im Zentrum? 46 TZ 19 2014 er kennt sie nicht, die Venus von Willendorf mit den üppigen weiblichen Rundungen, Österreichs bekanntestes Fundstück? Allerdings: Es gibt eine zierliche Dame, die noch 7.000 Jahre älter ist: Fanny vom Galgenberg. Die Figurine aus grünem Serpentin wurde im Zuge von Ausgrabungen 1988 auf Kremser Boden gefunden, die Radiokohlenstoffdatierung weist eine Entstehung vor 32.000 Jahren nach. Wesentlich mehr besprochen als das Artefakt aus der Altsteinzeit wurden – zumindest im Kreis der Altstadtkaufleute – die Schaufensterpuppen von Herrenmoden Kaltenböck. Die hatten zwar »nur« rund 50 Jahre auf dem Buckel, erregten aber mit finsterem Gesichtsausdruck und unschönen Gebrauchsspuren das Missfallen der Kollegenschaft, denn damit könne man doch heutzutage kein Geschäft mehr machen. »Hat er halt die Köpfe abmontiert, aber die Puppen sind geblieben. An denen ist er sehr gehangen, der alte Herr Kaltenböck«, erinnert sich Adolf K rumbholz, der Nachbar von schräg vis-à-vis an der Unteren Landstraße. Seit gut einem Jahr steht nun eine der größten Verkaufsflächen in der als UNESCO-Weltkulturerbe deklarierten Innenstadt von Krems leer. Uralte Schwarz-Weiß-Fotos in den Auslagen erinnern noch an Zeiten, als eine Schar Schneider eigene Herrenmode produzierte, man fröhliche Betriebsausflüge pflegte und sich zum Fasching kostümierte. »128 Jahre Mode Kaltenböck sagen Dankeschön« ist in den unbeleuchteten Schau fenstern zu lesen, daneben werden 550 m² Verkaufsfläche zur Vermietung ausgelobt. Auch eine der beleibten Schaufensterfiguren hält Stellung, nun wieder mit Kopf. Dipl.-Ing. Erich Otto Kaltenböck, der 1955 als dritte Generation in den elterlichen Betrieb einstieg und vor sechs Jahren verstarb, leistete sich den Luxus, gegenüber dem Modehaus ein weiteres 70-m²-Geschäft ausschließlich als Schaufensterpassage zu betreiben. Auch dieser nunmehrige Leerstand stört das Bild der adretten Fußgängerzone und wirkt offensichtlich ansteckend: So finden sich im Umfeld von Monolabel-Stores wie Cecil, Street One, More & More und Benetton noch weitere Auslagen mit »zu vermieten« hinter den Scheiben. Einen Hingucker der positiven Art stellt dagegen der Marc-O’Polo-Laden dar, der – neben sechs weiteren Stores gleicher Marke in Wien und Niederösterreich – zur F. Haanl Modehandels GmbH gehört. Es ist vor allem die Kombination aus mittel- »Die strengen Bauauflagen in der historischen Altstadt verhindern den Einzug von Großflächenkonzepten.« niederösterreich abgelegener grüner Zone (Dauerparken für Anrainer mit Haupt- oder Nebenwohnsitz bzw. Langzeitparken um eine 2-€-Tagesgebühr) steht unter Diskussion, am letzten Septemberwochenende fand eine Bürgerumfrage statt. Zur Wahl stand die Beibehaltung des Systems oder ein vom Parkausschuss ausgearbeitetes neues Modell. Das sieht u. a. eine Ausdehnung der blauen Zone mit einer Stunde Gratisparken (zum Vorteil von Stadtbesuchern und Touristen) und eine großräumige Ausweitung der ebenfalls gebührenpflichtigen grünen Zone (zum Nachteil von Beschäftigten und Bewohnern) vor. Die Bürger von Krems sprachen sich 75,8 % zu 24,2 % für das derzeit bestehende Parksystem aus. ad © St m t Kre S Die HL eine von M Krems ist d len Nied rei Modeschuerösterrei chs. © H LM Kr em s Adolf Krumbholz, Vorsitzender der UBK än- Fußg in der flaster straße p n e ß d Stra bere Lan isches Histor gerzone O alterlicher Bausubstanz, gotischen Gewölben und barocken Fassaden, die den Flair der Kremser Fußgängerzone ausmacht. Stimmt dann auch noch das Visual Merchandising, dann sind Modeshops solcher Art richtige Schmuckkästchen. Hauptproblem Parken. Zu den Traditionshäusern zählt Firma Krumbholz, nächstes Jahr feiert das Textilhaus 85-jähriges Bestandsjubiläum. Heimtex, Berufsbekleidung, Tag- und Nachtwäsche sowie Herrenartikel und DamenChosen sind die Domäne des zu seiner Gründung nur 30 m² großen Geschäfts. Adolf Krumbholz »der Dritte« ist aktuell Chef über zwei Verkaufsetagen und zwei Computerstickmaschinen. Und er ist ein ausgewiesener Kenner der Kremser Wirtschaftsszene. Ihm ließen Missstände in der Stadtpolitik den Kragen platzen und so gründete er die UBK (Unabhängige Bürgerliste Krems), die prompt zwei Mandate gewann und damit die Bürgermeisterin aus ihrem Amt hebelte. Wo liegen aus der Sicht eines Gemeinderats und Altstadtkaufmanns die Probleme von Krems? »Einerseits können sich keine großen Betriebe ansiedeln, weil die Häuser historisch bedingt klein und die Bauauflagen äußerst streng sind. Als Zugpferde und Frequenzbringer hätten wir aber gerne Media Markt oder H&M in unserer Innenstadt gehabt. Und andererseits gibt’s natürlich das massive Parkproblem.« Die Lage der langgezogenen Stadt zwischen Donau und Weinbergen macht Abstellplätze zur Mangelware. Die Bewirtschaftung mittels zentrumsnaher blauer Zone (drei Stunden Kurzparken, 1 € je Stunde) und eher Citymanagement verweigert. Adolf Krumbholz schmerzt auch, dass die einst weit gediehene Suche nach einem Vollzeit-Citymanager – inklusive der vom Handel bereits bezahlten Ausbildung einer geeigneten Kandidatin – von der Ex-Rathauschefin plötzlich nicht mehr mitgetragen wurde. Der Textilhaus betreiber ist Schriftführer im Verein der Kremser Kaufmannschaft mit rund 100 Mitgliedsbetrieben. Initiiert und organisiert werden u. a. Faschingsumzug, Einkaufsnächte, Schnäppchen- und Töpfermarkt, Perchtenlauf und weitere Adventveranstaltungen. Mit dem zweitägigen Altstadtfest »Alles Marille« im Juli stößt man an den Plafond ehrenamtlicher Zumutbarkeit trotz zugekauftem Eventmanager: »Das Fest ist stetig gewachsen, heuer zählten wir alleine 50 Autobusse, die uns von auswärts anfuhren – jetzt geht’s ohne Stadthilfe nimmer!« Als Tool zur Kundenbindung hat man den »Kremser 10er« entwickelt – eine Gemeinschaftswährung, die ursprünglich als Münze ins Leben gerufen wurde und seit drei Jahren in Scheckkartenform im Umlauf ist – mit Hologramm und QR-Code, der auf die Homepage www.kaufinkrems.at führt. Kremser Originale. Nicht nur der »Kremser 10er« bedient sich des Stadt namens. Hochgelobt ist »Kremser Wein« auf Rieden, die zum Teil schon in der Römerzeit bebaut wurden. Grüner Veltliner, Riesling und Blauer Zweigelt sind die Hauptsorten, berühmte Weinbauflure heißen Pfaffenberg, Sandgrube, Herrentrost oder Frauengrund. Dem »Kremser Senf« ist eine Abteilung im Stadtmuseum gewidmet: Die einheimische Fabrikantenfamilie Hietzgern kreierte ihn zu Beginn des 19. Jahrhundert, ab 1819 wurde er in alle Länder der Monarchie verkauft. Objekte aus der Sammlung Mautner Markhof belegen, dass der »Original Kremser Senf« heute nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, in Australien und in Südafrika geschätzt wird. Und sogar ein Modeaccessoire trägt Krems in der Bezeichnung: Der »Kremser Hut« – eine klassische Unisex-Hutform aus feinstem Hasenhaarfilz – ist in den Stadtfarben Schwarz und Gold gefertigt, das abgewandelte Stadtwappen als Zierde soll symbolisch Politik und Wirtschaft unter einen Hut bringen. Erhältlich ist das gute Stück im Hut- und Wäschesalon Marianne an der Oberen Landstraße – in Sichtweite zu Intimissimi, Calzedonia, Triumph und bald auch Hunkemöller, der im Oktober einem Sisley-Shop nachfolgt. Das mehr als 100 Jahre alte Unternehmen versammelt drei Generationen hinter der Ladentheke, geführt wird der »Meisterstraße Austria«-Betrieb von Modistin Helga Hintermeier. Dann gibt’s noch ein spezielles Kleidungsstück, an dem man in Krems nicht vorbeikommt: der Kalmuck-Janker. Der Überlieferung nach verwendete das westmongolische Reitervolk der Kalmücken das geraute Baumwolldoppelgewebe mit dem typischen Karomuster als Satteldecke und brachte es so in die Wachau. Zuerst waren es die Flößer, dann die Winzer, die den robusten Stoff für ihre Arbeitsjacken verwendeten und noch heute in Ehren halten. Die lange Tradition schützt nicht vor Rotstiftpreisen, aber diese zählen bei Elfi Maisetschläger zum offensichtlich erfolgreichen Geschäftsprinzip: Kalmuck-Janker für sie und ihn gibt’s dauerreduziert in ihrem Outlet nahe dem Steiner Tor, dem Wahrzeichen der Donaustadt. Die Trachtendesignerin begann ihre Karriere als Schneiderin bei Respo Mode International, erwarb sich im zweiten Bildungsweg kaufmännische Kenntnisse und machte sich 1992 – nach sieben Jahren als Geschäftsführerin und Mitgesellschafterin in einem Modehaus – in Weitra selbstständig. Heute umfasst ihr Trachtenmodenreich vier Standorte mit mehr als 1.500 m² Verkaufsfläche. TZ 19 2014 47 niederösterreich Platzhirsch und EKZ. Mittagspause oder gar ein gesperrter Samstagnachmittag sind für Jutta Pemsel kein Thema. Mit dem zweiten Flagship-Store (1.300 m² groß, zwei Dutzend Modeberater stark) ihrer Kaufstrasse nimmt sie den Status des Platzhirschen unter den Modefachgeschäften ein. Zusätzlich betreibt die Bundesgremialobfrau des Handels mit Mode und Freizeitartikeln in der Wirtschaftskammer Österreich noch drei weitere Geschäfte in prominenten Lagen an der Kremser Landstraße. K1 ist vor Jahren aus der Beendigung der Franchise partnerschaft mit Vero Moda entstanden, das Multilabel-Young-Fashion- Sortiment für Damen rekrutiert sich trotzdem überwiegend aus Labeln der Bestseller-Gruppe. Seit März dieses Jahres residiert in einem der schönsten Altstadthäuser ein Tom-Tailor-Denim-Laden. Ein Palmers-Shop – ebenfalls in Franchise geführt – macht das Quartett komplett. Wo liegt für die erfolgreiche Unternehmerin aus Mistelbach der Reiz von Krems als Filialstandort? »Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Mit rund 25.000 Einwohnern ist es für Österreich eine relativ große Bezirksstadt mit reichlich Distanz zu starken Zentren wie Wien oder Linz. Es tut sich hier viel in Sachen Kultur, Bildung und Tourismus. Durch das besondere Ambiente funktioniert die Fußgängerzone sehr gut. Es war nicht immer so, aber heute kann man sagen, dass Krems eine prosperierende Stadt ist.« In der Tat ist die Kunstmeile Krems (mit den Flaggschiffen Kunsthalle, Karikaturenmuseum und dem Forum Frohner) ein Ausflugsziel mit internationaler Anziehungskraft. Und unter den annähernd 30 Schulen und Hochschulen mit 15.000 Schülern und Studierenden tun sich einige Bildungseinrichtungen besonders hervor. So ist die HLM eine von drei 48 TZ 19 2014 Jutta Pemsel GF Kaufstrasse © Sta d t Kr em s em t Kr s Schöner S h sives Park oppen in der Inn en platzprob lem trüb stadt? Ein mast das Ver gnügen. ad © St Boutiquenvielfalt. Trachten der gehobenen Art (Gössl, Schneiders, Lodenfrey etc.) finden sich im ehemaligen Wohnhaus des italienischen Architekten und Baumeisters Cipriano Biasino (1580–1636) an der Schmidgasse, dem Krems seine Pfarrkirche St. Veit, aber auch Wien die Dominikanerkirche verdankt. Dieses Geschäft namens »Landhaus« gehört zu den aktuell vier Shops der Familie Krenneis, von denen drei an der Oberen Landstraße situiert sind. Mensfashion von Boss, Armani, Tommy Hilfiger, Napapijri, Aeronautica Militare, Cinque, Diesel oder Camp David gibt’s bei »Sportiv« und »Leonardo«, das seit März dieses Jahres neu lancierte »Sportiv Woman« setzt u. a. auf Pepe Jeans, Boss Orange, Soccx, Tom Tailor oder Naketano. Geschäftsführer Harald Krenneis beschäftigt 19 Mitarbeiter im elterlichen Unternehmen, das heuer 40-jähriges Jubiläum feierte und zu den führenden Modeanbietern in der Altstadt zählt. Daneben lässt sich in Krems auch links und rechts der Landstraße eine Vielzahl an Boutiquen entdecken, bei denen es laut Adolf Krumbholz, wenn er die letzten 30 Jahre reflektiert, »freilich ein Kommen und Gehen gibt«. Im Zuge der aktuellen Visite sticht besonders ein Franchise-Laden des deutschen Modekonzepts Aust – Collezione d’Italia ins Auge, von dem es zwischen Kiel und Köln rund 20 Standorte und in Österreich neben Krems (Kirchengasse) auch je ein Geschäft in Linz (brandneu im Atrium City Center) und Wien (Landstraßer Hauptstraße) gibt. Herausragend im gehobenen Genre ist Karl Sauer am Pfarrplatz, wo Marken wie Hackett, Barbour, Gran Sasso, Closed, Hogan, Lucky de Luca und die Duftserien von Acqua di Parma herausgestellt sind. Augenfällig ist auch der Club-Fashion-und-Streetwear-Shop Soulsista am Dreifaltigkeitsplatz. Einen Neuzugang an der Oberen Landstraße stellt Paolo dar, Ende August war Eröffnung. Betreiberin Evelyn Pöchhacker entpuppt sich als eine der drei KaltenböckTöchter – der Herrenmode ist die 50-Jährige treu geblieben. Wo zuvor ein Raumausstatter bis zur Pensionierung tätig war, offeriert sie nun Hemden von Marvelis und Jupiter, Strick und Sweats von Hajo und Monte Carlo sowie Hosen von Meyer. »Ich versuche, die Kaltenböck-Tradition fortzusetzen, allerdings mit mehr Pepp und Farbe als bei meiner Schwester.« Zur nächsten Saison sorgt das Mönchengladbacher Label Colours & Sons (2013 von den Fynch-HattonMachern als frische Smart-Casual-Marke für die Stammabteilung lanciert) für weitere Verjüngung. Das neue Geschäft macht ihr sichtlich Freude und bietet deutlich mehr Platz und Chancen als am alten Standort am Täglichen Markt. »Es war nicht immer so, aber heute kann man sagen, dass Krems eine prosperierende Stadt ist.« toriche his hat etliu bieten. t d a t s z Alt ten remser digkei Die K Sehenswür e h c s Modeschulen in Niederösterreich. Die Donau- Universität Krems versteht sich als Universität für Weiterbildung – mit einem Durchschnittsalter der Studierenden von 40 (!) Jahren. Und die Danube Private University verspricht eine sechsjährige »State oft the Art«-Ausbildung für Zahnmediziner und verlangt 13.000 € Studiengebühr – pro Semester, wohlgemerkt! In Summe eine gute Basis für modeaffine und kaufkräftige Klientel. Wo sieht Frau Pemsel Standortprobleme? »Das fehlende Vorhandensein von Parkplätzen. Und dass ein guter Standort naturgemäß viel Mitbewerb anzieht.« Vor mehr als 20 Jahren musste der Festsaal des Brauhauses dem EKZ Steiner Tor weichen. Billa gibt heute den stark frequentierten Nahversorger – C&A, NKD, Fussl, Jack Wolfskin, Sahm Herrenmode und ein paar Textilanbieter mehr haben sich neben einem großflächigen Sport 2000 hier arrondiert. Noch in diesem Herbst steht die Eröffnung des zweiten Bauabschnitts der 40-Mio.-€-Investition Mariandl (s. ÖTZ 08/14) bevor – exakt 2,2 Kilometer oder fünf Minuten Autofahrt vom Steiner Tor entfernt. Einschließlich des vor der Fertigstellung stehenden Einrichtungshauses Leiner, eines der größten Interspars Österreichs und 20 neuer Shops sowie durch eine gläserne Fußgängerbrücke direkt verbunden mit dem angejahrten Bühl-Center (u. a. Kleider Bauer, H&M und ein gutes Dutzend Modeanbieter mehr) erwarten den Kunden künftig in Summe 48.000 m² Handelsfläche samt Gratisparkplätzen. Aber das ist eine andere Geschichte … CD Herzlich Willkommen in der Welt der Mode! Der MGC Fashion Park Wien entwickelte sich durch einzigartige Modekompetenz und Markenvielfalt in attraktiven Showrooms zum bedeutendsten Modestandort im Osten Österreichs. Finden Sie hier die aktuellsten Teile von rund 100 Promptmarken – mit dem MGC-Vorteil haben Sie die Teile noch am selben Tag in Ihrem Geschäft – oder Sie bestellen im Orderbetrieb der fix eingemieteten internationalen Modeagenturen, bei immer kürzer werdenden Orderrhythmen. 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Der großzügige Hauptplatz ist mit Hunderten Stühlen besetzt, in denen sich abends Jung und Alt zum Sommerkino niederlassen. Rund um den Marktplatz etliche Lokale mit Gastgärten. Flanieren nicht nur möglich, sondern ausdrücklich erwünscht – nachdem die eine Hälfte des Hauptplatzes nun zur Fußgän- 50 TZ 19 2014 Shoppen möglich, in den Seitenga a das Shopber Leerstand trssüen ping-Ver gnügen. bt gerzone erklärt wurde. Auch bei den Marktständen, die vereinzelt rund um den Hauptplatz platziert sind, herrscht reges Treiben. Die Innenstadt ist klar strukturiert. Zwischen Dom- und Hauptplatz spielt sich alles ab, wobei die Haupteinkaufsstraßen sternförmig vom hübschen Hauptplatz abzweigen. Wiener Straße, Herzog-Leopold-Straße, Neunkirchner Straße. Direkt am Hauptplatz finden die rund 42.000 Einwohner Wiener Neustadts Filialen von Jones, Benetton, Dorotheum oder Yves Rocher. Am Weg Richtung Herzog-Leopold-Straße gibt es einen Store, der Mexx, Bleifrei und Guess führt. Auch Palmers, Thalia, Gloriette und Cecil haben sich hier niedergelassen. Neben den Filialbetrieben fällt Boutique Janine als eines der wenigen Multilabel-Geschäfte auf: Im Sortiment finden sich Cambio, Repeat, Steffen Schraut und Sinequanone. In der Wiener Straße dominieren ganz klar Kleider Bauer und Hämmerle. Die beiden Multilabel-Größen haben nicht nur aufgrund ihrer Markenvielfalt, sondern auch in Anbetracht von Flächenausmaß und Shop-Design quasi Monopolcharakter in der Innenstadt. Rund um diese F ixsterne sind Marionnaud, Gewußt wie Drogerie, Spar Gourmet, die beiden privat geführten Schuhgeschäfte Picher und Grabner sowie Pearle, Pimkie, H&M, Calzedonia und Intimissimi angesiedelt. Abseits der großen Einkaufsstraßen trübt sich das Bild. Die Rosengasse liefert eine traurige Vorstellung. Der Putz bröckelt teilweise von den Fassaden. Begrünung? Fehlanzeige. Oberwalder Fashion hat geschlossen. Außer leeren Schaufenstern ist nichts zu sehen. Auch bei Miss & Mouse Accessoires ist tote Hose. Ein großes Plakat verkündet: »Lokal zu mieten«. Erstaunlich ist, dass sogar Pimkie, der einen Eckstore Wiener Straße-Rosengasse bespielt, die Schaufenster auf der Wiener Straße zwar dekoriert, nicht aber jene Fensterfronten, die auf die Rosengasse schauen. Ganz so, als wolle man diese Straßenseite ignorieren. © Stadt Wiener Neustadt Schulstadt. Forschungsstadt. Technologiestadt. Und natürlich Handelsstadt. Die zweitgrößte Stadt Niederösterreichs ist der Mittelpunkt des Industrieviertels. • Aktuelle Kollektionen von A-Z • News aus Fashion & Handel • Fashion Review • Galerien • Terminkalender & Events © fotolia JETZT NEU! textilzeitung.at Altstadt: drei wichVom Hauptplatz tigsten E hen die inkaufsge sternförm ig ab. straßen »Sowohl Einzugsgebiet als auch Bevölkerungszahlen wachsen in Wiener Neustadt.« Hans-Dieter Girlinger, SES-Leasingverantwortlicher 52 TZ 19 2014 © Sta d tW ie n e r N e u st adt Die Boutique – neben dem Einkaufszentrum. Im Westen Wiener Neustadts entlang des Zehner gürtels baut sich der Fischapark auf. Bis zur Endausbaustufe im Herbst 2015 wird das Einkaufs zentrum beachtliche 42.800 m2 Shopfläche mit mehr als 100 Shops bieten. Des einen Freud, des anderen Leid. Während die SES Spar European Shopping Centers frohlockt, erholen sich die Innenstadthändler nur langsam. Und dann wiede rum gibt es Dritte, die das Einkaufszentrum kalt lässt – wie Anna Brandl. Die Boutiquebesitzerin ist unmittelbar hinter dem Fischapark angesiedelt. Seit Jänner 2014 ist sie nun in der Dreipappel straße. Wo früher ein Reitsportgeschäft war, gibt es nun Luisa Cerano, Joseph Ribkoff, Nice Connec tion und Hauber. Brandl kennt beide Seiten – Innenstadt und Peripherie. In der Altstadt hatte sie Moden Rumpler in der Bahngasse übernommen, alteingesessen, viele Stammkundinnen. Aber veraltet. »Die Frequenz wurde immer weniger, dafür kamen mehr und mehr ›1 Euro Shops‹«, so die Boutiquebesitzerin, die seit 2008 im Mode handel tätig ist. Das Geschäft wurde zugesperrt. Und Brandl fand ihre perfekte Immobilie am Stadt rand. »Es war eine Entscheidung für die Liegen schaft – nicht kontra Innenstadt«, betont Brandl. Den Fischapark spüre sie nicht und ihre Kundinnen seien sowieso keine Shoppingcenter-Kundinnen – und so oder so könne das Einkaufszentrum nur ein Gewinn sein, weil es für mehr Frequenz sorge. Das A und O bei Brandl ist eine sehr persönliche Atmo sphäre. Es gibt Kaffee, Wein, die Chefin ist immer anwesend und kennt die Kleiderschränke ihrer Kundschaft in- und auswendig. »Bei der Order kommt es mir weniger auf die neuesten Trends an als auf die Vorlieben meiner Kundinnen«, verrät Brandl ihr Erfolgsrezept. Und es scheint zu © Michael Mazohl niederösterreich Fischapark: Bauteil I der Erweiterung ist fertiggestellt, Bauteil II folgt Ende 2015. 100 Shops auf 42.800 m2 sind dann das Endergebnis. f unktionieren: Die Aufenthaltsdauer im Modehaus beträgt rund zwei Stunden. Diese beachtliche Zeitspanne schafft oft ein ganzes Einkaufszentrum nicht, das eine wesentlich größere Auswahl an Marken zu bieten hat. Der Multilabel-Filialist – in der Innenstadt. Ganz objektiv muss man fest stellen: Die Geschäftslokale Wiener Straße 11 und 13 sind echte Schmuck stücke. Sowohl Fassaden als auch das Innenleben von Kleider Bauer und Hämmerle sind gelungen. Kleider-Bauer-Storeleiter Helmut Sederl ist seit 1977 im Unternehmen, war an mehreren Standorten tätig, hat die Übernahme durch Familie Graf und das damit verbundene Trading-up erlebt. Und Sederl ist ein bekennender Verfechter der Innenstadt. »Im Zentrum haben wir eine Monopolstellung«, sagt er und meint, dass in Wiener Neustadts Altstadt kaum mehr Multilabel-Stores anzutreffen sind. Schon gar nicht in der Größe eines Kleider Bauer oder eines Hämmerle. Die unmittelbare Konkurrenz (Klaus Haas’ Carnaby) ist an den Stadtrand gezogen. Gefahren sieht aber auch er: »Die Innenstadt muss darauf schauen, ihr Angebot breit zu halten.« Bei Kleider Bauer selbst achtet man darauf, das Verkaufspersonal besonders gut zu schulen, denn »eine Selbstbedienungslandschaft würde hier nicht funktio nieren«. Eben jene Vollbedienung unterscheide Kleider Bauer von der Konkur renz (wie etwa P&C, der im Fischapark auf über 3.000 m2 eröffnen wird). Besonders freut sich Sederl über die Rückkehr der jungen Zielgruppe in seinen Store: »In unserer Urban-Wear-Abteilung hält sich das Verkaufspersonal zurück, weil wir wissen, dass die Jungen nicht gerne mit Verkaufsberatung bedrängt werden.« Im Store werden einzelne Modewelten kreiert, denn »Hosen- und Hemdenstapel interessieren keinen Konsumenten mehr«. Der private Multilabler – an der Peripherie. Klaus Haas kann als mutig bezeichnet werden. Er hat den – wie er sagt – »einzig logischen Schritt« gewagt und eine große Investition getätigt, um von der Innenstadt an den Stadtrand zu ziehen. Aus Lord und Lady Carnaby, die mit Geschäften in der Innenstadt sowie mit einer Lord-Filiale im Fischapark vertreten waren, wurde schlicht Carnaby. Das C wird zum Logo. Alles neu. Alles konzentriert auf einen Standort. Auf knapp 2.000 m2 Verkaufsfläche bieten Klaus und Daniela Haas nun Mode von Hugo Boss, Comma, Marc Cain, Drykorn, Diesel, Superdry, Opus, Taifun, Mac oder Gerry Weber. Die volle Klaviatur für Damen und Herren auf großzügigen zwei Stockwerken. Der Bau ist mitten auf der grünen Wiese entstanden. Wo vorher nur Acker war, ist nun ein allein stehender, moderner Kubus entstanden, der viel Licht in die Verkaufsräume lässt und schon bei der Anfahrt klar macht, welches Ziel Klaus Haas vor Augen hat. Hier wurde nicht gekleckert. Hier wurde das volle Programm aufgefahren. »Mit einem Golf gewinnt man kein Rennen gegen einen Porsche«, so der Slogan von Haas. Die niederösterreich heimische Wirtschaft darf sich freuen, schließlich sind jene Privatunter nehmer die wahren Leistungsträger und dafür verantwortlich, dass die Wertschöpfung im Land bleibt – und nicht in die Geldbörsen internationaler Konzerne fließt. Im Zuge seiner Umsiedelung musste sich der Unternehmer natürlich auch mit kritischen Stimmen auseinandersetzen, die ihm vorwarfen, die Innenstadt im Stich zu lassen. »Ich bin Befürworter der Innenstadt und die Entscheidung, an den Stadtrand zu gehen, war eine wertfreie und unterneh merisch begründete. Es geht mir um Rahmenbedingungen, die ich hier habe, die im Zentrum in dieser Form nie zur Verfügung gestanden wären.« Diese Rahmenbedingung heißt in erster Linie: Platz. Etwa Platz für 67 hauseigene Parkplätze. »Je größer ein Standort, desto wetterunabhängiger läuft das Geschäft«, betont Haas. Auch bei Carnaby schlägt der Persönlichkeitsfaktor zu: »Ich stehe am liebsten selbst im Verkauf! So viel Persönlichkeit kann kein Konzern und kein Internet bieten!« Und ganz hat Haas der Altstadt sowieso nicht den Rücken gekehrt: Mit Franchise-Stores von Gerry Weber und Esprit ist man nach wie vor im Zentrum vertreten. Der Handelsstandort. Das Wiener Neustädter Einzugsgebiet umfasst rund 315.000 Menschen, die in 50 Minuten die Stadt erreichen können. Sogar aus Eisenstadt kommen etliche Kunden. Das Gebiet zieht sich bis nach Baden und rauf bis zum Semmering. Laut einer Registerzählung von 2011 gibt es in Wiener Neustadt rund 18.200 Erwerbstätige, die auch dort wohnen. Die Statistik (statis tik.at) verrät weiter, dass knapp 9.600 zu ihrem Arbeitsplatz pendeln müssen. 3.281 pendeln nach Wien. Die Erfahrung zeigt, dass dennoch am liebsten am Wohnort geshoppt wird. Bevorzugt am Wochenende. Shoppingcenter-Betreiber SES unterstreicht: »Die Bewohner der Region pendeln häufig nach Wien, d. h. sie kennen die Trendmarken aus der Großstadt, aber wohnen und kaufen gerne in Wiener Neustadt.« Ein klarer Grund für internationale Marken, Wiener Neustadt als Standort in Betracht zu ziehen. Das Potenzial ist da. Und »sowohl Einzugsgebiet als auch Bevölkerungszahlen wachsen nach wie vor«, so SESLeasingverantwortlicher Hans-Dieter Girlinger. »Viele Marken haben früher keine geeigneten Flächen für ihre Konzepte vorgefunden. Mit der Fischapark-Erweite rung haben wir diese Flächen zur Verfügung gestellt. Wir bieten internationalen Brands wie Zara oder P&C frequenzstarke, große Flächen an, was wiederum kleinere, neue Marken wie Camp David, Sergent Major oder Dressmann anzieht«, weiß Girlinger. Und nicht nur der Fischapark wurde erweitert: Die zur Rutter Immobilien Gruppe gehörende Merkur City im Osten Wiener Neustadts wird ebenfalls um 4.000 m2 vergrößert. Generell sind die Segmente Young Fashion und Wäsche wieder vermehrt vertreten. Laut SES kommt es zu einer Stärkung des mittleren und höheren Segments. Durch diese Konkurrenz sind wiederum lokale Händler gefordert, ebenfalls »nachzurüsten«. Laut einer Erhebung der RegioData Research beträgt die Kaufkraft pro Kopf im Jahr in Wiener Neustadt 20.197 €, das entspricht einem Kaufkraftindex von 101, wobei der Österreich-Durchschnitt bei 100 liegt (19.970 €). Diese Zahl bestätigt lediglich, dass eine minimal überdurchschnittliche Kaufkraft vorliegt. Was allerdings »spannend« ist, beschreibt Wolfgang Richter, GF Regioplan Consulting: »Bei der Verkaufsfläche je Einwohner erreicht Wiener Neustadt einen Spitzenwert.« Ein Grund dafür liegt in der Stadtplanung: In den letzten 20 Jahren wurden Flächen großzügig zu Handelsflächen umgewidmet. »Im Verhältnis zur Größe der Stadt gibt es zu viele Flächen«, so Richter. Aufgrund des sehr großen Einzugsgebiets kann der Handel dennoch überleben. Unternehmerverein und Stadtmarketing. Karl Linauer, Obmann des Unter nehmervereins Wiener Neustadt, scherzt: »If you can make it there you can make it anywhere«, und meint damit, dass seine Stadt von jeher ein steiniges Pflaster für den Handel war. Die größte Herausforderung dabei sei, die Ange bote der Innenstadt mit jenen der Peripherie zu verknüpfen. Und dies gelinge nur, wenn man mit den Konsumenten intensiv kommuniziere. Den goldenen Zeiten nachzuhängen, sei gefährlich, das behindere die Weiterentwicklung, warnt Linauer. Und er mahnt vor Kannibalisierung, wenn alle Handelskonzepte auf ähnliche oder glei che Marken zurückgreifen. Als Vorteil der Innen stadt führt er die zentrale Bündelung der Dienst leister (Ärzte, Anwälte, Notare …) an, wirft aber auch das schwierige Thema Öffnungszeiten in den Topf. Diese seien »sehr inhomogen«, dabei »wäre es nötig, dass alle zur selben Zeit offen haben«. Mit dieser Forderung rennt Linauer bei Maria Payer offene Türen ein. Die Geschäftsführerin der vor einem Jahr gegründeten Stadtmarketing und Tourismus GmbH setzt sich aus vollstem Herzen für ihre Heimatstadt ein. An der GmbH ist die Stadt Wiener Neustadt zu zwei Dritteln, der Unterneh merverein zu einem Drittel beteiligt. Die Budgets der beiden Gesellschafter wurden in einen Pott geworfen – nun liegt es an Payer, mehr daraus zu machen. Payer ist deshalb laufend auf Sponsoren suche – erfolgreich, wie sich zeigt: Im ersten Jahr konnten bereits zehn Veranstaltungen realisiert werden. Darunter das Neunkirchner Straßenfest zum 40-jährigen Jubiläum der Einkaufsstraße oder das »Sommerteilungsfest« mit Rabattaktionen Ende Juli. Die engagierte Sales-Expertin erfand außerdem den »Goldenen Mittwoch« mit Rabatt aktionen für Pensionisten oder den »Student’s Thursday« mit Vergünstigungen für Studenten. Neuester Clou sind die »Schultüten« für Studen ten: 1.250 hoffnungsfrohe Lernwillige haben im Wintersemester 2014 an Wiener Neustadts Bildungs einrichtungen begonnen. Payer über zeugte 38 ansässige Unternehmen, Waren für die »Schultüten« zur Verfügung zu stellen. Die Aktion hat überzeugt: Die Studenten kommen vermehrt in die Innenstadt. Außerdem gibt es das »Wiener Neustädter Vorteilsheft«, an dem 50 Unternehmen beteiligt sind. Das Heftchen im A6-Format enthält Firmeninserate und -gutscheine. Mit einer Auflage von 30.000 Stück werden die Vorteilshefte an ausgewählten Orten wie Kurhotels, gehobener Gastronomie, der Rax- und Schneebergbahn oder Hotels in Baden und am Semmering verteilt. Auch von der einzigartigen Forschungs- und Therapie einrichtung MedAustron erwartet sich die Wiener Neustädter Wirtschaft eine Belebung. Seit bereits neun Jahren bewährt sich der »Neu in der Stadt«Gutschein, der in über 170 Geschäften (auch in den Einkaufszentren!) in Wiener Neustadt einlösbar ist. »Der Gutschein ist ideal, um die Kaufkraft zu binden. Seit dem Start wurden bereits Gutscheine im Gegenwert von 16 Mio. € verkauft«, so Payer. Der neueste Streich der umtriebigen Marketing expertin: Ein Kampagne, die Wiener Neustadts »Innenstadt« als »Altstadt« neu positionieren soll. »Das Wort ›Innenstadt‹ ist schlecht konnotiert, deshalb soll die Werbekampagne ›Altstadt‹ pushen und das Image heben«, verkündet Payer. Und man ist gern gewillt, zu glauben, dass auch diese Maßnahme ein Erfolg wird. SA TZ 19 2014 53 © Eli Liezen steiermark D ie steirische Gemeinde Liezen weist viele Besonderheiten auf. Im Ennstal gelegen, hat das Städtchen in Sichtweite der Berge charmante und interessante Ecken zu bieten. So steht etwa mitten im Ort noch ein alter Bauernhof – in unmittelbarer Nähe zu einem grell blinkenden, überdimensionierten Sportwetten-Palast. Und auch die Statistiken verraten einige Eigenheiten. So ist etwa der Bezirk Liezen, dessen Hauptstadt die Gemeinde ist, sehr groß. Mit rund 3.200 km2 Fläche sogar um einiges größer als das ganze Bundesland Vorarlberg. Die Stadt selber hat allerdings nur knapp 7.000 Einwohner. Von denen dürfte jeder unfassbare 14 m2 Verkaufsfläche für sich bean spruchen, wenn nur die Liezener in Liezen einkaufen würden. Dem ist aber zum Glück nicht so. Nichtsdestotrotz ist die Handelsfläche mit 100.000 m2 enorm. »Wir sind unglaublich aufgebläht«, sagt auch Hartwig Strobl, Geschäftsführer des Stadt marketings Liezen, der diese Zahl geliefert hat. Das Ende der Fahnenstange ist hier aber noch lange nicht erreicht, denn derzeit bewegt in Liezen vor allem ein Thema Bevölkerung, Handel und Politik: das in der Genehmigungsphase befindliche Einkaufszentrum Eli, das für noch mehr Handelsfläche sorgen würde. Doch zunächst zum Status quo im Liezener Handel. Schon derzeit ist die Stadt auf Kunden von außerhalb angewiesen, damit der einzelne Händler bei diesem Überangebot auch noch etwas verdienen kann. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über den gesamten Bezirk. Die Modehändler empfangen Kunden aus den Gemeinden Gröbming, Admont und Trieben, die sich je eine knappe halbe Autostunde entfernt befinden. Aber auch aus Eisenerz, Leoben und Schladming kommen die Menschen nach Liezen und nehmen dafür eine Anreise von bis zu einer Stunde in Kauf. »Die Kunden sind es in unserer Gegend gewöhnt, dass sie lange Distanzen fahren müssen«, bemerkt Martin Aigner vom Mode- und Trachtenhaus Aigner und ortet in Folge auch einen der Gründe für die verhältnismäßig großen Flächen: »Wenn die Leute nicht täglich kommen, erwarten sie dafür größere Geschäfte. Denn dann haben sie nichts davon, wenn ihnen der Verkäufer sagt, dass ein Produkt am nächsten Tag geliefert wird. Die dadurch entstandenen größeren Einheiten sind sicher eine Eigenheit unserer Stadt.« Die Größenordnungen in Liezen wirken tatsächlich unverhältnismäßig, wenn Aigner von derzeit bis zu 12.000 m2 Textilhandelsfläche spricht: »Damit ist Liezen unter den Bezirksstädten mit vergleichbarer Größe sicher die Nummer eins.« In den letzten Jahren ist es hier allerdings zu einer Verschiebung gekommen, die in nächster Zeit zu einem Problem für den Handel werden könnte. 54 TZ 19 2014 Liezen Verschiebung der Achsen Die Gemeinde Liezen ist in Bewegung. Nicht zuletzt durch das geplante Einkaufszentrum Eli verschieben sich die Eckpunkte der Handelslandschaft. steiermark Wolfgang Richter, Geschäftsführer von RegioPlan, erläutert: »Liezen benötigt mit seiner üppig großen Verkaufsfläche Kaufkraftzuflüsse aus allen Rich tungen und hat ein riesengroßes Einzugsgebiet. Das ist natürlich immer gefährlich. Denn wenn innerhalb dieses Gebiets andere Einkaufsmöglich keiten entstehen, ist es für die Kunden bequemer, dort zu bleiben.« Gerade Schladming führt er als Beispiel für eine Stadt an, die in den letzten Jahren an Attraktivität zugelegt hat – und deren Einwohner daher für Liezen schwerer zu erreichen sind. Auch Martin Aigner sieht Veränderungen gerade in den Randbereichen des Bezirks: »Die Region Eisenerz fährt jetzt auch nach Leoben und die Kunden aus Schladming durch die gute Verkehrsanbindung nach Salzburg.« © Ar ka de Süd-Nord-Gefälle. Auch räumlich gesehen hat Liezen mit einigen Besonder heiten zu kämpfen. Zwar gibt es dem Namen nach einen Hauptplatz. Aller dings ist dieser eher eine Straße und kein wirkliches Stadtzentrum. Das findet sich auch andernorts nicht. Die Ennstal-Straße, die die Steiermark mit Salzburg verbindet, führt im Süden durch den Ort und geht im Osten in die Pyhrn-Autobahn über. Richtung Norden wird die Hauptstraße von Liezen später zur Pyhrnpass-Straße, die nach Ober österreich führt. Was auf der einen Seite verkehrsgünstig erscheint, zieht auf der anderen Hand eine tiefe Furche durch die Stadt. In puncto Modehandel könnte man Liezen fast schon ein Süd-Nord-Gefälle attestieren. Im Norden liegt die Ausseer Straße, die mit hübschen Altstadtfassaden aufwartet und von der Stadt auch aufwendig mit Blumenkästen und -ampeln geschmückt wird. Bloß: Einkaufsstimmung will hier nicht so richtig aufkommen. Dem Spaziergänger bietet sich eine Mischung aus Juwelieren, Apotheken und Masseuren sowie Gastronomie von Bar und Lounge über Pizzeria und ChinaRestaurant bis zum Gasthaus. Modeläden sucht man hier vergeblich, aber ein Kino gibt es. Dass nur mehr die Juweliere da sind, ist auch für Hartwig Strobl Aig ne r ingder Shopp Während die FußgängerNight ist gut besucht. zone us © Mo de ha dtm © S ta a r k et zen in g L ie Die Arkade de r Familie Aign (noch) das größ er ist de eit te Einkaufsz entrum Liezrzen s. und Trachtenent das Modeer. Seit 1947 bediDamen, Herren und Kind haus Aigner vom Stadtmarketing kein gutes Zeichen: »Das ist die Branche, die immer am längsten ausharrt. Denn die meisten Juweliere sind Familienbetriebe, denen auch das Haus gehört, in dem sich das Geschäft befindet.« Ein wenig südlicher liegt der Rathausplatz. Hier entstand dereinst das erste Einkaufszentrum Liezens, der Pyhrnpark. Ein Pio nier zwar, doch heute beherbergt das Haus keinen Handel mehr, sondern ein Ärztezentrum. Zu eng, zu niedrig ist die Gebäudestruktur für ein modernes Einkaufserlebnis. Kein Zentrum. Noch ein wenig weiter im Süden liegt die bereits angesprochene Straße namens Hauptplatz. Durch die große Breite der Fahrbahn inklusive Nebenfahrbahn bietet sich hier durchaus das Potenzial für ein lebendiges Stadtzentrum. Ein Gasthaus hat ausreichend Platz für einen groß zügigen Gastgarten und auch die Begrünung ist einladend. Ein Brunnen ist zwar designtechnisch ein wenig modernisierungsbedürftig, aber immer hin vorhanden. Auch abseits des Wasserspiels ist die Architektur eher klotzartig. Die gefühlt meiste Fläche in dieser Straße belegen Bankfilialen. Und ja, hier findet auch Handel statt. Neben einem Geschäft von Jones befindet sich hier auch die seit 2004 bestehende Liezener Filiale von Trachtenund Maßanbieter Christian Wohlmuther. Er sieht die Verkehrslage von Liezen prinzipiell vorteilhaft: »Die Stadt ist so positioniert, dass viele meiner Kunden beim Durchfahren einen Stopp einlegen.« Allerdings würde auch er sich über eine Neuge staltung seines direkten Umfeldes freuen: »Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte, dann wäre das ein lebenswerter Hauptplatz, wo Gastronomie, Handel und Wohnen harmonisch vereint sind und der Plätze zum Verweilen und Genießen bietet.« Folgt man der Marschrichtung Süden, muss der nächste Halt auf der Handelsreise die Ennstalhalle sein. Die 1999 eröffnete Mehrzweckhalle sollte drei Funktionen erfüllen. Zum einen dient sie den in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Schulen als großzügige Turnhalle. Außerdem sind von den 2.700 m2 Gesamtfläche auch 1.500 m2 als Veran staltungsfläche für Konzerte, Bälle oder auch Messen mit Platz für bis zu 3.000 Besucher nutz bar. Dieses Konzept dürfte allerdings nicht ganz aufgegangen sein. Denn begibt man sich im Inter net auf die Suche nach kommenden Veranstal tungen, lautet die Antwort so oder ähnlich: »Leider findet unsere Ticketsuchmaschine im Moment keine Tickets für deine Suchanfrage.« Die Spuren suche nach vergangenen Events liefert drei Treffer aus dem Jahr 2013: einen Maturaball, die »Nacht der Blasmusik« und einen Auftritt der Chippen dales. Mit großer Wahrscheinlichkeit tut man sich wie auch bei anderen Mehrzweckhallen schwer, den Charme einer Sportstätte bei Abendveran staltungen ausreichend zu überdecken. Der dritte TZ 19 2014 55 steiermark Peripherie im Fokus. Doch am Standort der jetzigen K&Ö-Filiale wird in den nächsten ein bis zwei Jahren höchstwahrscheinlich eine große Lücke klaffen. Denn das Grazer Unternehmen ist einer der Befürworter des geplanten neuen Einkaufszentrums Eli, nicht zuletzt, weil es wirtschaftlich in das Projekt eingebunden ist. Will man den Rundgang nach Süden zum geplanten Standort des Eli – also Einkaufszentrum Liezen – fortsetzen, empfiehlt es sich vielleicht, aufs Auto umzusteigen. Denn zwischen der Liezener Innenstadt und der Bahnhofstraße, wo das Eli entstehen soll, liegt die B320, die Ennstal-Straße. Und genau darin sehen viele ein Problem. Ein Lösungsansatz war unter anderem eine Unterführung, die Pläne dafür sind aber schon wieder vom Tisch. Schon jetzt teilt Liezen das gleiche Schicksal wie viele andere Städte, bei denen sich der Handel zu großen Teilen in Form von Fachmarktzentren an den Ausläufern der Stadt abspielt. Entlang der Ennstal-Straße finden sich große Häuser von Baumax und Kika, Burger King und McDonald’s, Intersport und Gigasport. Auch die Outdoor-Marke Northland betreibt einen großen Store an der Ostausfahrt Liezens und ist dort als Textilhändler ziemlich alleine. Das Eli wird von der Rutter Immobilien Gruppe errichtet, die dafür ein Grundstück von Kastner & Öhler erwarb. Dieser Grund an der Bahnhofstraße, die parallel neben der Ennstal-Straße verläuft, beheimatet auch heute schon ein FMZ mit Fussl Modestraße, Takko oder Shoe4You. »Das Eli ist also kein Grüne-Wiese-Projekt, sondern ein schon bestehender Standort«, erläutert Rutter-Geschäftsführer Christian Harisch. Ihm geht es darum, die schon jetzt 56 TZ 19 2014 »Liezen hat jetzt schon üppig viel Verkaufsfläche.« ing Lie zen Wolfgang Richter, GF Regioplan Consulting © Sta dtm ar ket Verwendungszweck der Halle allerdings ist Shopping. Denn geradezu ideal dafür liegt sie zwischen der Hauptstraße und der Fußgängerzone Kulturhausplatz. An beiden Straßen wurden auf der gesamten Länge Flächen für kleine und mittelgroße Geschäfte errichtet. Bis auf einen Leerstand sind sie auch gefüllt, mit einem Mix aus Cafés, Dienstleistern und Schmuckgeschäften. Ein modischer Anlaufpunkt ist der Shop Radical, der sich auf Street-, Skate- und Snowwear mit der passenden Hardware spezialisiert hat. Spaziert man weiter entlang der hübsch gestalteten Fußgängerzone, gelangt man zu Liezens derzeit größtem Einkaufszentrum, der Arkade. Sie ist im Besitz der Familie Aigner, die bereits seit 1947 ihr Mode- und Trachtenhaus betreibt. Martin Aigner gehört zur dritten Generation und erzählt von der Idee zur Arkade: »Schon im Jahr 1990 haben wir uns entschlossen, einen Teil unserer Standortsituation selbst in die Hand zu nehmen und uns ein geschäftliches Umfeld zu bauen, in dem wir leben können und wollen.« Dieses Umfeld bietet auf rund 9.600 m2 Platz für mehr als 30 Firmen. Rund 6.000 m2 besetzen Modeund Schuhhandel mit Bonita, C&A, Ernsting’s Family, Tally Weijl und Triumph sowie Deichmann und Stiefelkönig und dem eigenen Shop vom Mode- und Trachtenhaus Aigner. Vor Kurzem sind das Modekonzept B1 Fashion, der Wäschehändler Palmers und der Schuhspezialist Rieker eingezogen. Die Arkade erfüllt in Liezen aber auch eine Nahversorgerfunktion. So findet sich etwa der einzige Fleischhauer des Ortes in dem Einkaufszentrum. Der Schuhanbieter Rieker hat für das neue Geschäft in der Arkade einen Standort an der Liezener Döllacher Straße aufgegeben, der nun leer steht. Auch sonst stolpert man in der Stadt immer wieder vereinzelt über Leerstände. Das Ausmaß ist aber (noch) überschaubar, wie auch Hartwig Strobl vom Stadtmarketing erklärt: »Momentan stopft man diese Löcher noch, weil immer noch Händler nach Flächen suchen. Es ist noch nicht so schlimm wie in anderen Städten.« Allerdings: »Die Mieten in der Innenstadt sind schon im Sinken begriffen. Wirklich problematisch wird es, wenn große Flächen leer stehen.« Nur durch einen Kreisverkehr von der Arkade getrennt, befindet sich eine große Eurospar-Filiale. Das ungewöhnliche dabei: Dort hat sich auch der Filialist H&M eingemietet. Liezen war eine der ersten Bezirksstädte, in denen das Unternehmen im Jahr 2009 einen Laden öffnete. Auf der anderen Seite wird die Arkade zurzeit noch von der Liezener Kastner-&-Öhler-Filiale flankiert. zeigt sich die StimmungsvorllAdventszeit. Stadt in de bestehenden 7.000 m2 Handelsfläche in die Moderne zu führen. Gerade wenn es um die Größe geht, scheiden sich aber die Geister bei diesem Projekt. Derzeit hört man von 15.000 m2 geplanter Fläche, ganz genau wissen kann man es aber noch nicht, da sich das Eli gerade in der Genehmigungsphase befindet. Die Innenstadthändler befürchten, dass die Größe die gesetzlichen Vorgaben sprengt und fordern gleiche Regeln für alle. Christian Harisch versucht zu beruhigen: »Bei der Berechnung mit 15.000 m2 sind Räumlichkeiten wie Fluchtwege miteingerechnet. Insgesamt reden wir von einer Handelsfläche von 13.000 m2.« Wer genau die Mieter in diesem neuen Objekt sein werden, wird in dieser Phase noch nicht bekannt gegeben. Doch so viel ist klar: Media Markt soll als Ankermieter einziehen und damit seinen ersten Standort in Liezen erhalten. Kastner & Öhler sowie deren Konzept Gigasport scheinen ebenfalls fix zu sein. Und auch die derzeitigen Mieter im alten FMZ dürften wahrscheinliche Kandidaten sein. Ein Knackpunkt bei der Planung war auch die Verkehrssituation – dafür soll nun mit einem Verkehrskonzept und einem Parkhaus eine Lösung gefunden worden sein. Wenn alles nach Plan läuft, könnte im Frühjahr mit dem Abriss begonnen werden. Dass der Innenstadthandel unter dem neuen Zentrum leiden wird, ist für viele Händler klar. »Alles, was neu ist, glänzt«, sagt auch Hartwig Strobl vom Stadtmarketing. Wichtig wäre ihm und vielen anderen, dass das Objekt eine Anbindung an die Innenstadt findet. Denn nur dann könnte die von Christian Harisch erwartete »Lokomotiv-Funktion« des Eli auch wirklich eine solche sein. BN www.goessl.com KUNST HAND WERK © Schwitzke GmbH mode aktuell LUDWIG BECK MEHR RAUM FÜR MÄNNERMODE C le Eichenhölzer, aufwendige Deckenfelder, mit Marmor ausgekleidete Durchgänge und Möbelklassiker mit Farbakzenten. Ein bedeutendes Plus an Platz ermöglicht einen starken Zuwachs an Trendlabels, u. a. Pierre Balmain, Calvin Klein Jeans, Barbour, Mauro Grifoni oder Michael Korsy. Boss Orange kreierte sogar ein limitiertes T-Shirt für das Münchner Kaufhaus, das zuletzt einen Umsatz von 102,1 Mio. € erwirtschaftete. © Huber hristian Greiner, Vorstand Ludwig Beck, über den aktuellen Umbau: »Das Segment für Männermode rückt mehr und mehr in den Fokus. Männer werden anspruchsvoller und markenbewusster. Wir reagieren mit dem neuen Storekonzept auf diese Entwicklung.« Das Architekturbüro Schwitzke & Partner übernahm die Gestaltung des 1.500 m² großen Territoriums für stilvolle Menswear. Blickfang sind hel- Huber Private Momente D ie Wäschemarke Huber setzt ihren Modernisierungskurs weiter fort. Das bezieht sich nicht nur auf die Produkte, sondern auch auf die Kommunikation. So startet Huber mit einer ganz neuen Bildsprache in die Frühjahr/Sommer-Saison 2015. Realistische Motive, die Geschichten aus dem Alltag erzählen, stehen dabei im Fokus. Das Ergebnis bekommen die Kunden im Sinne des 360-Grad-Marketings zu sehen – in Out-ofHome-Kampagnen, Print und Social Media sowie am POS und in den Webshops. 58 TZ 19 2014 Snake Milano Pronto Moda im MGC etwas femininer als die Hauptlinie Bleifrei, aber ähnlich unkonventionell. Die ersten Wochen im Abverkauf bezeichnet Wenz als »sensationell erfolgreich«, bereits zwei Tage nach der Showroom-Eröffnung gab es die ersten Nachbestellungen. Wenz bemüht sich nun gemeinsam mit dem MGC-Management, den Standort in St. Marx als Anbieter von Pronto Moda weiter zu stärken. Tatsächlich ist das Markenportfolio des Sofortangebots in Wien beachtlich: Über 50 Firmen bieten Pronto Moda an, Tendenz steigend. Andreas Wenz ist klar, dass man in diesem Bereich der Mode ein hohes Tempo gehen muss: Snake Milano bietet 14-täglich neue Ware, für Wenz bedeutet das, »dass der Showroom alle zwei Wochen komplett leer sein muss«. ERSTE WAHL FÜR TRAUMJOBS IM FASHION BUSINESS ! • • © MOdeagentur Wenz D ie Wiener Modeagentur Mergenthaler Wenz baut ihr Angebot an Pronto Moda im MGC in Wien aus. Vis-à-vis des bestehenden Showrooms, in dem Labels wie der deutsche Premiumhosenhersteller Raffaelo Rossi, der Strickspezialist Via Appia Due oder der italienische Systemanbieter Bleifrei verkauft werden, eröffneten Andreas Wenz und Emanuel Mergenthaler nun Snake Milano, die Zweitmarke von Bleifrei. »Kommen, kaufen und die Ware direkt mitnehmen, wird immer wichtiger«, ist sich Wenz sicher. Bei Prosecco, Prosciutto und Pasta asciutta konnten sich die Kunden davon überzeugen, dass das Promptangebot eine Lücke im täglichen Bedarf des Händlers decken kann. Snake Milano (Jersey kleider im VK 89,90 €, Bouclé-Jacken bis 79,90 € und Shirts bis 39,90 €) ist • TEXTILBETRIEBSWIRT BTE Textil & Schuhe FACHWIRT LDT berufsbegleitend Fachseminare für Verkaufspersonal S C H N U P P E R TA G E 26. Nov. 2014 9.30 – 15 Uhr 25. März 2015 9.30 – 15 Uhr www.ldt.de | [email protected] mode aktuell VEJA schrieben hat, verarbeitet auch Fisch zu s tylishem Schuhwerk: Die Haut des Tilapia wird dabei 100 % vegetabil gegerbt und gibt ein robustes, geschupptes Obermaterial. Zum Kundenkreis zählen Homecore in Berlin, Adam et Ropé in Tokyo oder Centre Commercial in Paris. Bei Veja sieht man sich explizit prädestiniert für Fashion- und Concept Stores – interessierte österreichische Händler kontaktieren am besten Artaud Frenoy ([email protected]). © Peak Performance D as französische Label Veja offeriert in seiner Herbst/Winter-Kollektion 2014 erstmals Sneaker-Typen in Flanelloptik. Die Modelle »Memory«, »Transatlantico« und »Arcade« b estehen aus einer softeren Qualität, als sie übliche Biobaumwolle bieten kann: 80 % Baumwolle und 20 % Synthetik (PET) – beides recycelt – treffen auf Schuhsolen aus reinem Naturkautschuk aus dem Amazonasgebiet. Die Marke, welche sich ökologisch unbedenklicher Rohstoffbeschaffung aus Brasilien ver- ESKA CURLY IN FARBE © Eska D 60 TZ 19 2014 as oberösterreichische Familienunternehmen mit 100 Jahren Firmengeschichte sorgt mit seiner aktuellen »Curly Collection« für Gesprächsstoff am Weltmarkt. Denn die Neuauflage der Lammfellhandschuhe bringt kesse Ideen ins Spiel. »Wir haben uns mit der Farbenvielfalt und den unterschiedlichen Designs durchaus Marktchancen ausgerechnet. Das Ausmaß des positiven Echos kommt aber auch für uns überraschend«, freut sich Eska-Geschäftsführer Paul Loos. Die Palette reicht von klassisch bis frech, von dunkel bis hell und vom Damen- bis zum Herrenhandschuh. Allen gemein ist das sorgfältig ausgewählte Lammfell, welches für wohlige Wärme in der frischen Jahreszeit sorgt. Die überwiegend aus Neuseeland stammenden Felle werden mit der Wolle gegerbt. Rund 50 % der neugeborenen Lämmer sterben am ersten Tag aufgrund der von der Natur gegebenen Selektion. Diese werden aus hygienischen Gründen täglich eingesammelt und zeitgerecht weiterverarbeitet. In der haus eigenen Produktentwicklung, Näherei und Handschuhmacherei in Thalheim bei Wels entstehen dann mit viel Know-how Modelle, bei denen die fein gelockte Naturwolle auf der Haut getragen und somit ein eingezogenes Futter ersetzt wird. © Veja FLANELLTURNSCHUHE M Peak Performance Heli Ghost itte November bringt Peak Performance eine limitierte Kollektion mit 500 Heli-Ghost-Ski-Sets auf den Markt. Die Heli-Ghost-Linie entspringt der Heli-Alpine-Kollektion mit hochwertigen SkiOutfits. Die passende Skiausrüstung wurde in Kooperation mit Freeskiern kreiert. Die funktio nale Kleidung besteht aus einer Skijacke aus dreilagigem GoreTex Pro mit Kapuze, Belüftungsreißverschlüssen und gut platzierten Taschen sowie einer Hose aus dem selben Material mit verstärkten Hosenbeinen, Reißverschlüssen an den Seiten, Schneegamaschen und einer verstellbaren Taille. Die auf 500 Stück limitierte Edition ist komplett in Schwarz gehalten und kann mit den Merino Base Layers und den Heli-Mid-LayerJacken kombiniert werden. mode aktuell Patagonia Gänsefreund LANDA FÜR MAMAS & KIDS A ußen wie innen präsentiert sich Landa Kinder- und Umstandsmode in völlig neuem Look, angefangen bei der Fassade mit dreidimensionalen Porzellanund Spiegelfliesen nach alter Handwerkskunst aus der Keramikmanufaktur Neuzeughammer. Dem Linzer Traditionshaus (gegründet 1865) stehen nun 350 m² ebenerdige Verkaufsfläche zur Verfügung. Markant zur Geltung kommt weiß gekalkte Eiche nicht nur am Boden, sondern auch an Seitenwänden und Decke. Das ausgeklügelte LED-Beleuchtungskonzept trägt zur Wohlfühlatmosphäre bei. Eine besondere Attraktion: die Kinderspielecke mit Krabbelnetzen und der bewährten Rutsche, die nun in einen vier Meter hohen Kletterturm integriert ist. Unverändert blieb das Sortiment: Umstandsmode u. a. von Attesa, Noppies und 9fashion sowie Fashion für Kind und Baby z. B. von Boss, Desigual, Mexx oder Pampolina. © Patagonia © Landa D ie kalifornische Outdoor-Marke Patagonia setzt ab der Herbst/Winter-Saison 2014/15 ausschließlich auf Daunenprodukte, die zu 100 % aus Traceable Down, also Daune mit Herkunftsnachweis, gefertigt werden. Dieser Nachweis garantiert, dass die Tiere weder zwangsgefüttert noch lebend gerupft werden. Schon in der Vergangenheit setzte das Unternehmen früh auf umweltschonende Materialien wie Biobaumwolle und Recycling-Polyester. Zum Einsatz kommt die gänsefreundliche Daune in der nächsten Saison unter anderem in Modellen wie dem »Fitz Roy Down«-Parka, dem »Men’s Thunder Cloud Down«-Parka oder auch dem »Women’s Toggle Down«-Jacket. Einkaufszentren und Immobilien in der ÖTZ 20/2014 Machen Sie den österreichischen Modehandel auf Ihre Verkaufsflächen und Immobilienprojekte aufmerksam! Wir freuen uns über Ihren Anruf! Erscheinungstermin: 23.10.2014 Druckunterlagen-Schluss: 09.10.2014 Mag. Claudia Jordan [email protected] Tel.: +43/1/866 48 DW 212 Mag. (FH) Stefanie Stradel [email protected] Tel.: +43/1/866 48 DW 222 SEESTAD TB Eröffnung REGENZ – 2017 firmen&personen BY RIESE: ÖSTERREICHISCHE STRUMPFVERTRETUNG MARC O’POLO: MENSWEAR-VERSTÄRKUNG Für Herbst/Winter 2015 arbeitet die Marke an einer Erweiterung der Menswear mit Fokus auf modern-lässiger Konfektion passend zur »Upper Casual«-Ausrichtung. Deshalb stieß vor Kurzem Guido Niedenthal zum Team in Stephanskirchen. Der Produktspezialist kommt vom Konfektionär J. Philipp, der 2013 von Clinton (Camp David, Soccx und Jay-Pi) übernommen wurde. PEAK PERFORMANCE: NEUER CEO Die schwedische Ski- und Outdoor-Marke hat mit Anfang September Nicolas Warchalowski zum neuen CEO für Peak Performance ernannt. Er folgt in dieser Position auf Anders Cleemann, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen hat. Warchalowki war die letzten fünf Jahre als CEO der schwedischen Outdoor-Marke Haglöfs tätig. Davor war der in den USA und Österreich verwurzelte Manager unter anderem bei Procter & Gamble sowie Red Bull. LINZ – INNENSTADT GESCHÄFTSLOKAL BESTE LAGE Spittelwiese 4 – neben Landstraße GROSSE AUSLAGENFRONT Parterre 80m² + Untergeschoss 120m² Eventuell 1. Stock 230m² (ausbaufähig) ANFRAGEN – FA. THALBAUER, Frau Lieb, 0732-7753 44 62 TZ 19 2014 © Icebreaker Mit 1. Oktober übernimmt Peter Ottervanger die Posi tion des General Managers für Europa bei der neuseeländischen Outdoor-MerinoFirma Icebreaker. Er wird damit für sämtliche Aktionen in Europa und somit auch für 45 % des Gesamtumsatzes von Icebreaker verantwortlich sein (Wholesale, Retail, Support und Customer Service). Ottervanger kann über 30 Jahre Berufserfahrung vorweisen. Zuletzt arbeitete er als Vice President und General Manager von Sole Technology EMEA. Dort zeichnete er für Direktkanäle, Distributoren und Repräsentanten verantwortlich. Auch die Erschließung neuer Märkte im Nahen/ Mittleren Osten zählte zu seinen Aufgaben. Bei dem namhaften Label O’Neill Europe übernahm Peter Ottervanger die Verantwortung für die Strategie im Retail für ganz Europa. © Frontlineshop © By Riese Der deutsche Strumpfhersteller by Riese GmbH & Co. KG startet mit Vertreter Paul Hammerlindl am österreichischen Markt. Das seit 1995 bestehende Unternehmen by Riese bietet zwei umfangreiche Strumpfkollektionen im Jahr. Paul Hammerlindl war 20 Jahre beim Strumpfhersteller Ergee in Österreich tätig, zuletzt in der Position des Verkaufsleiters. Diese langjährige Expertise bringt er jetzt in der Österreich-Offensive des Strumpf-Riesen ein. ICEBREAKER: OTTERVANGER WIRD GENERAL MANAGER FRONTLINESHOP: NEUE GESCHÄFTSFÜHRUNG F rontlineshop, einer der führenden deutschen E-Commerce Retailer im Bereich Streetwear, hat eine neue Geschäftsführung. Jens Lafrenz bekleidet seit 20. August bei Frontlineshop (Frontline GmbH) die Position des Geschäftsführers. Er folgt auf Stefan Sommer, der diese Position aus persönlichen Gründen nach nur 17 Monaten aufgab. Als alleiniger Geschäftsleiter wird Lafrenz unterstützt von Einkaufsleiter Marc Lohausen und CFO Dirk Wasmund. Jens Lafrenz sammelte bisher vor allem im Bereich Pharmazie Erfahrungen. Als geschäftsführender Gesellschafter arbeitete er zuletzt bei der Ascopharm GmbH. Dort verantwortete er die Bereiche Sortiment, Online-Store, die Einführung und Installation der CI und die Weiterentwicklung des B2BBusiness. Zu seinen weiteren Karrierestationen zählen die LVV GmbH, die Euro Allianz Pharma GmbH, die Trend Impuls AG, wo er auch den Konsumgüterbereich Textil verantwortete, sowie der Axel Springer Verlag. Stefan Lafrenz wird nun vor allem die Restrukturierung und strategische Weiterentwicklung von Frontlineshop in den Mittelpunkt seiner Aufgaben rücken. Die neue NICOWA Kollektion ist sofort lieferbar! Besuchen Sie uns unter www.NICOWA.com firmen&personen T T O O L L L L Y Y SCHAUFENSTERPUPPEN S.OLIVER: KRONEFELD WIRD FRANCHISE-PARTNER REED EXHIBITIONS: ROY WIRD CEO Andrew Fowles (links im Bild), Regional President Europe bei Reed Exhibitions International, hat nun den Nachfolger von Johann Jungreithmair vorgestellt. Ab 1. Jänner 2015 wird Martin Roy (rechts) ihn als Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO von Reed Exhibitions in Österreich ablösen. Der 45-jährige Roy ist bereits seit 2002 als verantwortlicher Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und IT im Unternehmen. In seiner erweiterten Position stehen ihm im Messebereich zwei Geschäftsführer zur Seite. Einer davon ist Matthias Limbeck. Die zweite, ab 1. Jänner 2015 vakante, Geschäfts führerposition wird mit einem externen Manager besetzt, der im Frühjahr nächsten Jahres vorgestellt wird. Im Segment System Standbau/Expoxx wird Roy in bewährter Weise von den beiden Geschäftsführern Rudolf Angermayer und Christian Steiner unterstützt. Thomas Kronefeld, bisher Managing Director Interna tional Retail bei der s.OliverGruppe, scheidet aus eigenem Wunsch aus der Geschäftsführung aus. Er bleibt dem Unternehmen aber als Partner erhalten und wird künftig als Franchisenehmer die Marken s.Oliver, Comma und Liebeskind Berlin vertreiben. Kronefeld kam im Jänner 2013 von Gerry Weber zu s.Oliver. Der 47-Jährige verantwortete bisher in Rottendorf die Bereiche Retail Operations, das Einkaufs- und Warenmanagement sowie den Onlineshop und die Fashion Outlets. Zudem leitete er die Expansion und die Abteilung Architecture & POS Concepts. Seine Nachfolge tritt mit 1. November Cristina Viollaz an, die bislang als Regional Manager South West Europe bei der Douglas GmbH tätig war. Davor bekleidete sie Managementposi tionen bei internationalen Modeunternehmen wie der Escada AG und der Inditex-Gruppe. © s.Oliver © Reed Exhibitions/Kolarik W W W . T O L L Y S . D E p u p p e n @ t o l l y s . d e FA R B K ATA L O G E . T E L 0 0 4 9 8 9 1 6 1 1 1 1 FA X 1 6 3 3 3 3 ETRO: GIANNACCARI WIRD GENERAL MANAGER WOLFORD: VERÄNDERUNGEN IM AUFSICHTSRAT Die Etro S.p.a hat bekannt gegeben, dass Francesco Giannaccari ab November als General Manager ins Unternehmen kommen wird. Giannaccari bringt Erfahrungen aus der Modeund Luxusindustrie mit. Seine Berufung in das Senior-Management-Team soll ein starkes Zeichen und ein weiterer Schritt in der Verstärkung der Organisationsstrukturen der Unternehmensgruppe sein. Zudem soll er die weiteren Wachstumspläne von Etro tatkräftig unterstützen. Im Anschluss an die 27. ordentliche Hauptversammlung der Wolford AG hat der Aufsichtsrat einige Funktionen neu geregelt. Antonella MeiPochtler, bisher stellvertretende Vorsitzende, übernimmt von Emil Flückiger den Aufsichtsratsvorsitz. Flückiger ist nach 21-jähriger Zugehörigkeit aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Claudia Beermann wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden ernannt. Sie war im September 2013 als Finanz expertin in den Aufsichtsrat gewählt worden. impressum Firma des Medieninhabers: Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H., Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf, Internet: www.manstein.at, Tel.: +43/1/866 48-0, Fax: +43/1/866 48-100, E-Mail: [email protected], Firmenbuchnummer: FN 62661 z, Firmenbuchgericht: Landesgericht Wiener Neustadt, UID-Nummer: ATU14936907, Vertretungsbefugte Organe: Mag. Dagmar Lang, MBA, Geschäftsführerin, Mitglieder des Aufsichtsrats: Prof. Hans-Jörgen Manstein, Klaus Kottmeier, Peter Kley, Peter Ruß Chefredakteurin: Mag. Brigitte Pfeifer-Medlin (bpm), DW 219, [email protected], Stv. Chefredakteur: Mag. Manuel Friedl (mf), DW 228, [email protected], Redaktion: Mag. Simone Arlits (sa), DW 218, [email protected], Christian Derflinger (cd), [email protected], Birgit Nemec (bn), DW 230, [email protected], Online-Redaktion: Mag. Christiane Jördens, Bakk. (cjö), DW 220, [email protected] Anzeigenleitung: Mag. Claudia Jordan, DW 212, [email protected], Anzeigenberatung: Mag. (FH) Stefanie Stradel, DW 222, [email protected], Anzeigenassistenz: Anika Vikas, DW 215, [email protected], Anzeigen-Trainee: Sunny Gansch, DW 216, [email protected], Lektorat: Angelika Hierzenberger-Gokesch, Grafisches Konzept: Christa Schnellrieder Produktion: Markus Brocza, Georg Vorstandlechner, Johanna Weber Abonnements, Marketing & Vertrieb Brigitte Hoffmann, DW 930, [email protected], Abo-Hotline: +43/1/866 48-930; Web: www.manstein.at; Bankverbindung: Erste Bank AG, Kto. Nr.: 289 400 235 00, Blz.: 20111; Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 68; Firma des Herstellers: Friedrich VDV, Vereinigte Druckereien- und Verlags-GmbH & CO KG, Zamenhofstraße 43–45 4020 Linz, Verlagsort: Perchtoldsdorf, Anschrift des Medieninhabers: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feldstraße 45, Anschrift der Redaktion: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feldstraße 45, Name des Herausgebers: Mag. Dagmar Lang (dl), MBA, Anschrift des Herausgebers: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feldstraße 45, Grundlegende Richtung: Offizielles Organ des Bundesgremiums und aller Landesgremien des Textilhandels Web: www.textilzeitung.at Die Offenlegung gemäß § 25 MedienG ist unter www.textilzeitung.at/footer/impressum abrufbar. TZ 19 2014 63 WWW.SOLIVER.COM