NW Lokalausgabe Enger-Spenge 30.4.2007 Seite 14 - Kultur

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NW Lokalausgabe Enger-Spenge 30.4.2007 Seite 14 - Kultur
WasinEngermodischmöglichist
Gut gelaunte Models präsentieren die breite Palette des Angebots aus der heimischen Geschäftswelt
VON FELIX RETTBERG
¥ Enger. Bruce könnte noch so
streng die Arme in die Hüften
stemmen. Unter der prallen Enger-Sonne würde Kristina
seine Forderungen nach „Glamour“, „Drama“ und „I want
sexy, sexy, sexy“ bewusst ignorieren: „Strenge Blicke passen
doch überhaupt nicht auf diesen Laufsteg.“
Hoher Besuch: Daniela Hobel, Stefanie II., Kathleen Thielert, Klaus
Rieke und Christoph Ogawa-Müller (v.l.) lächeln um die Wette.
WenndieFeeeine
Prinzessintrifft
Lichtensteiner reisen mit Rosenprinzessin an
VON ALEXANDRA STRATHMANN
¥ Enger. Im Herzen von Westsachsen liegt Lichtenstein, die
Partnerstadt von Enger. Es ist
schon Tradition, dass die dortige Rosenprinzessin aus Lichtenstein das Kirschblütenfest besucht. In diesem Jahr war Stefanie II. mit ihrer Mutter Silke
Koch, Kathleen Thielert, der
Chefin vom Gewerbeverein und
Steffen Fiedler, Sachgebietsleiter für Kultur, Sport und Jugend, in Enger zu Gast.
Bürgermeister Klaus Rieke begrüßte sie auf der Bühne und
schon ging es zusammen mit
Kirschblütenfee Daniela Hobel
einmal übers Fest.
In Engers Partnerstadt tut
sich aber auch so einiges.
Herrschte vor einigen Jahren
noch eine Monostruktur und
war die Textil- und Bekleidungsindustrie zusammengebrochen,
so kann man jetzt von einem gesunden Branchenmix sprechen:
Maschinenbau, Motorenentwicklung, Dienstleistungen und
auch wieder Textilindustrie sind
im Aufschwung. Mittlerweile
kommen mehr Menschen zum
Arbeiten nach Lichtenstein, als
das sie die Stadt für ihre Arbeit
verlassen.
Auch kulturell hat Lichtenstein viel zu bieten. Zahlreiche
Museen und Ausstellungen locken in jedem Jahr viele Besucher in die Stadt. Höhepunkt in
jedem Jahr ist natürlich das Rosenfest, bei dem die neue Rosenprinzessin gekürt wird. Mädchen bis zu 16 Jahren dürfen sich
bewerben. Doch so einfach ist es
nicht, dann auch wirklich Rosenprinzessin zu werden. Die Bewerberinnen müssen Fragen zur
Stadt Lichtenstein, zur vorherigen Rosenprinzessin und zum
Rosenfest beantworten. In einem Vortrag müssen die Mädchen beweisen, dass sie frei sprechen können und in einer Teamarbeit mit den anderen Bewerberinnen zeigen sie Überzeugungstalent. In diesem Jahr mussten
die Mädchen rund um Stefanie
II. gegenüber der Jury ein Puzzle
anpreisen.
Der Besuch auf dem Kirschblütenfest ist beinahe die letzte
Amtshandlung der Prinzessin,
denn in den letzten Wochen lief
schon die Auswahl der neuen
Würdenträgerin, die Ende Juni
ihr einjähriges Amt antritt.
Deshalb könnte Heidi Klums
Lauftrainer locker und die ganze
Zeit schmerzfrei auf flachen
Schuhen stehend die Augen auf
den Roten Teppich richten. Auf
dem liefen am Samstagnachmittag im Minuten-Takt die Models der Engeraner Modenschau
zum Kirschblütenfest an gespannten Augenpaaren vorbei.
Inhaber von Engeraner Modegeschäften, Optiker, Juweliere
und Friseure schickten die neusten Trends über den Catwalk.
Brillen, Haarschnitte, Ringe, Ketten, Jackets, Pullover, Hemden,
Röcke, Shirts, Shorts und
Schuhe konnten sich die Festgäste einmal am Körper statt auf
dem Bügel oder im Schaufenstern ansehen. „Das ist auch für
mich ein Grund, hier wieder mitzumachen“, erklärte Birgit Dillan, die das Laufsteg-Drehen
und -Lächeln aus dem Vorjahr Strahlendes Lächeln unterm Blätterschirm: Kristina Friesen beweist ihr Laufsteg-Talent.
FOTOS: FELIX RETTBERG
kennt. „Manches, was ich hier
anhabe, hätte ich von mir aus
gar nicht angezogen. Und wo
wird man von allen Seiten schon
so umsorgt?“ Ob schick oder flippig, gewagt oder gediegen, mit
sichtbar eigenem Spaß präsentierten die Models, was in Enger
modisch möglich ist. Sei es auf
dem Sportplatz, danach auf der
Party, im Sommerurlaub oder
gar vor dem Pastor, wenn es für
den Gang zum Trau-Altar mit
der Schleppe auch einmal etwas
mehr Stoff sein darf. Was auch
immer Bruce verlangt, Kristina
und ihre Freundinnen nehmen
seine TV-Showeinlagen als Unterhaltung hin, hörten auf die
Tipps von Geschäftsinhaberin
Christine Beckmann: „Schul- Auge in Auge mit der neuesten Schuhmode: Mode fängt von unten an. So tragen die Models der Modenschau auf dem Barmeierplatz auch die
tern zurück. Und bitte lächeln.“ aktuellen Schuhtrends. Die Zuschauer sind nah dran und merken sich, was auch ihnen gefallen könnte.
ZwischenIndividuum
undUniversum
Marguerite Laleye aus Benin mit Modern Dance
VON ULRIKE KINDERMANN
¥ Enger. Mut zum Kontrast
zeigten die Veranstalter am
Samstagabend, als auf der
Bühne des Kirschblütenfestes
eine Tanzdarbietung und eine
Band aufeinander folgten. „Modern Dance – afrikanisch inspiriert“ wandte sich an Auge, Ohr
und Phantasie und die Bereitschaft, Unvertrautes auf sich wirken zu lassen. Die temperamentvollen Musiker von „Zauberlehrling“ aus Reineberg bedienten
anschließend die Erwartungen
des Kirschblütenfestpublikums
an ein Nachtprogramm.
Die Tänzerin Marguerite Laleye stammt aus Benin, hat auch
in Senegal gelebt und wohnt
jetzt in der Schweiz, wo sie als Autodidaktin ihre beiden Künste
Tanz und Malerei ausfeilt und
weiter entwickelt.
Yulika Ogawa-Müller, die
den Kontakt zu ihr herstellte, beschrieb in einer kurzen Ansage
den Charakter der vielschichtigen Tanzform. Der „Tanz mit
den Geistern“ deutete eine
„Kommunikation mit dem Universum“ und eine spirituelle
Welt an, in der der Mensch auch
mit sich selbst intensiv kommuniziert.
All dies konnten die Zuschauer sogleich gut nachvollziehen, wobei sich in der Musik aus
der Konserve und in Mimik und
Bewegung der Tänzerin Elemente aus unterschiedlichen
Epochen und Gegenden mischten, die ein Spannungsfeld zwischen Individuum und Menschheit heraufbeschworen.
Eine geisterhafte Stimmung
zu Beginn entstand mit Hilfe
Von afrikanischen Wurzeln bis ins Universum: Marguerite Laleye schaffte es, mit tänzerischem Ausdruck kleiner archaischer Instruzu Musik aus der ganzen Welt ein großes Spannungsfeld zwischen Individuum, Menschheit und Univer- mente, bevor immer mehr selbstsum eindrucksvoll in Szene zu setzen.
FOTO: KINDERMANN bewusste Lebendigkeit die für
das Engeraner Kirschblütenfest
eher ungewöhnliche Darbietung bestimmte.
Das Publikum hielt ein wenig
Abstand zur Bühne – „man weiß
ja nie“ – und blieb auch nicht
massenhaft dabei, aber in den
vorderen Reihen entstand doch
eine sicht- und spürbare faszinierte Konzentration, an der abzulesen war, dass Marguerite Laleye tatsächlich eine großartige
Spannung zwischen sich und
den Zuschauern erzeugte.
Gleichzeitig gab es am Rande
der Bühne aber auch skeptische
Äußerungen. „Die Sache an sich
ist ja toll“, merkte ein Gast an,
„aber das gehört doch nicht aufs
Kirschblütenfest am Samstag
Abend.“ Andere waren froh,
dass sie so eine professionelle
und beeindruckende Tänzerin
auf diese Weise überhaupt kennen gelernt hatten.
Es gibt noch eine Gelegenheit,
sie zu erleben: am Mittwoch um
20 Uhr im Kleinbahnhof bei einer Veranstaltung des Engeraner Frauentreffs.
Die einstündige Verspätung
der Abendveranstaltungen hatte
man schon vom Nachmittag her
mitgeschleppt, so dass „Zauberlehrling“ erst ab halb elf dem
Platz mit Pop-Standards einheizte. Das machte aber nichts,
denn dann waren sofort alle wieder da und genossen in dichtem
Gedränge bei bester Stimmung
den sommerlichen April – übrigens bis in die Morgenstunden.

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