Master Reference - Archive ouverte UNIGE

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Master Reference - Archive ouverte UNIGE
Master
Deutschsprachige Fansubs : Analyse anhand einer Umfrage und
eines Vergleichs von offiziellen Untertiteln und Fansubs der
US-amerikanischen Serie The Big Bang Theory
WIESGICKL, Veronika
Abstract
Fansubs, des sous-titres créés par des amateurs, ont jusqu'à présent tenu un rôle mineur
dans l'étude de la traduction. Le phénomène du fansubbing dans l'espace germanophone n'a
pas encore été analysé et la présente contribution est un premier pas dans ce sens. Cette
étude a pour but d'examiner le processus de sous-titrage dans les forums de fansubs
allamends et les directives appliquées. En outre, le mémoire cherche à savoir quelles sont les
stratégies utilisées par les fansubbers lorsqu'ils créent des sous-titres et quelles sont les
attentes des utilisateurs de ces fansubs. Pour cela, deux enquêtes ont été menées. La
première s'adresse aux fansubbers, l'autre aux utilisateurs des fansubs. A cela s'ajoute un
entretien avec l'administratrice d'un forum de fansubs. Enfin, les caractéristiques des fansubs
seront analysées en faisant la comparaison avec les sous-titres officiels de la série The Big
Bang Theory.
Reference
WIESGICKL, Veronika. Deutschsprachige Fansubs : Analyse anhand einer Umfrage
und eines Vergleichs von offiziellen Untertiteln und Fansubs der US-amerikanischen
Serie The Big Bang Theory. Maîtrise : Univ. Genève, 2013
Available at:
http://archive-ouverte.unige.ch/unige:35378
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Deutschsprachige Fansubs
Analyse anhand einer Umfrage und eines Vergleichs
von offiziellen Untertiteln und Fansubs
der US-amerikanischen Serie
The Big Bang Theory
Veronika Wiesgickl
Mémoire présenté à la Faculté de traduction et d’interprétation pour l’obtention
de la Maîtrise en traduction, mention traduction spécialisée
Directeur de mémoire: Prof. Alexander Künzli
Jurée: Mme Gunhilt Perrin
Université de Genève
Novembre 2013
Danksagung
Zunächst einmal möchte ich mich bei Herrn Prof. Künzli und Frau Perrin für die Betreuung
meiner Masterarbeit und für ihre Unterstützung bedanken.
Ein großes Dankeschön geht an meine Eltern, die mir immer motivierend zur Seite standen
und mich während meines gesamten Studiums unterstützt haben.
Außerdem möchte ich Susanne Rau Danke sagen für das Korrekturlesen meiner Arbeit und
für ihre hilfreichen Ratschläge: „Freunde sind wie Sterne. Du siehst sie nicht immer, aber sie
sind immer da.“
Ein besonderes Dankeschön geht außerdem an Maurits Diephuis.
Nicht zu vergessen, ein grand merci an: Nathalie Arcand, Patric Maurer, Kristin Schauerhammer, Susanne Skora, Monica Chiu, Annemijn und Stieneke sowie die besten Kolleginnen
der Welt – Agneta Sundin, Amy Mavor und Ilaria Sarti.
II
Abstract Französisch
Fansubs, des sous-titres créés par des amateurs, ont jusqu’à présent tenu un rôle mineur dans
l’étude de la traduction. Le phénomène du fansubbing dans l’espace germanophone n’a pas
encore été analysé et la présente contribution est un premier pas dans ce sens. Cette étude a
pour but d’examiner le processus de sous-titrage dans les forums de fansubs allemands et les
directives appliquées. En outre, le mémoire cherche à savoir quelles sont les stratégies utilisées par les fansubbers lorsqu’ils créent des sous-titres et quelles sont les attentes des utilisateurs de ces fansubs. Pour cela, deux enquêtes ont été menées. La première s’adresse aux fansubbers, l’autre aux utilisateurs des fansubs. A cela s’ajoute un entretien avec
l’administratrice d’un forum de fansubs. Enfin, les caractéristiques des fansubs seront analysées en faisant la comparaison avec les sous-titres officiels de la série The Big Bang Theory.
III
Abstract Deutsch
Fansubs, von Amateuren erstellte Untertitel, stellen bisher nur eine Randerscheinung in der
übersetzungswissenschaftlichen Forschung dar. Das Phänomen des Fansubbens im deutschsprachigen Raum wurde dabei noch nicht untersucht. Mit der vorliegenden Arbeit sollte ein
erster Schritt in diese Richtung getan werden. Dabei soll geklärt werden, wie der Untertitelungsprozess in deutschen Fansub-Foren abläuft und welche Untertitelungsrichtlinien dort
gelten. Außerdem soll untersucht werden, welche Strategien die Fansubber ihrer Tätigkeit
zugrunde legen und welche Erwartungen die Nutzer von Fansubs an Untertitel stellen. Dafür
wurden zwei Umfragen durchgeführt. Eine richtet sich an Fansubber, die andere an FansubNutzer. Des Weiteren wurde die Administratorin eines Fansub-Forums interviewt. Anschließend sollen die Merkmale von Fansubs anhand eines Vergleichs mit den offiziellen deutschen
Untertiteln der US-Serie The Big Bang Theory praktisch analysiert werden.
IV
Inhaltsverzeichnis
Danksagung ............................................................................................................................... II
Abstract Französisch ................................................................................................................ III
Abstract Deutsch ...................................................................................................................... IV
Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................................... V
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................... VIII
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................... VIII
1. Einleitung ............................................................................................................................... 1
1.1 Zielsetzung........................................................................................................................ 1
1.2 Aufbau der Arbeit ............................................................................................................. 2
2. Untertitelung........................................................................................................................... 3
2.1 Form der audiovisuellen Übersetzung .............................................................................. 3
2.1.1 Definition ................................................................................................................... 3
2.1.2 Abgrenzung zur Untertitelung für Hörgeschädigte .................................................... 5
2.1.3 Abgrenzung zur Synchronisation ............................................................................... 7
2.2 Untertitelungsprozess und Richtlinien.............................................................................. 9
2.2.1 Timing ...................................................................................................................... 10
2.2.2 Übersetzungsprozess ................................................................................................ 12
2.2.2.1 Zeilenaufteilung ................................................................................................ 13
2.2.2.2 Kürzung ............................................................................................................. 14
2.2.2.4 Gestaltung.......................................................................................................... 17
2.2.2.5 Zeichensetzung .................................................................................................. 18
2.3 Umgang mit Übersetzungsproblemen ............................................................................ 19
2.3.1 Kulturspezifika ......................................................................................................... 19
2.3.2 Wortspiele ................................................................................................................ 22
2.4 Kompetenzen eines Untertitlers...................................................................................... 23
3. Fansubs ................................................................................................................................. 26
3.1 Definition und Entwicklung von Fansubs ...................................................................... 26
3.2 Bisheriger Forschungsstand ............................................................................................ 28
3.2.1 Untertitelungsprozess ............................................................................................... 28
3.2.2 Merkmale von Fansubs ............................................................................................ 30
V
3.3 Deutsche Fansub-Foren .................................................................................................. 33
3.3.1 SubCentral und TV4User ......................................................................................... 34
3.3.2 Untertitelungsprozess und Foren-Mitglieder ........................................................... 35
3.3.3 Untertitelungsregeln ................................................................................................. 39
3.4 Umfragen ........................................................................................................................ 43
3.4.1 Zielsetzung ............................................................................................................... 43
3.4.2 Vorgehen .................................................................................................................. 43
3.4.2.1 Methode ............................................................................................................. 43
3.4.2.2 Aufbau der Fragebögen ..................................................................................... 45
3.4.2.3 Rekrutierung der Umfrageteilnehmer ............................................................... 46
3.4.3 Auswertung der Umfragen ....................................................................................... 47
3.4.3.1 Fragengruppe 1: Allgemeine Fragen an Fansubber .......................................... 47
3.4.3.2 Fragengruppe 1: Allgemeine Fragen an die Nutzer von Fansubs ..................... 53
3.4.3.3 Fragengruppe 1: Vergleich der Untertitelungspraktiken von Subbern und der
Erwartungen der Fansub-Nutzer an Untertitel .............................................................. 55
3.4.3.3.1 Grundlegende Übersetzungsstrategie und globale Erwartungen ................ 56
3.4.3.3.2 Umgang mit Kulturspezifika ...................................................................... 59
3.4.3.3.3 Umgang mit Wortspielen und Witzen ........................................................ 60
3.4.3.3.4 Formale und technische Aspekte ................................................................ 61
3.4.3.4 Fragengruppe 2: Soziodemografische Angaben der Fansubber ........................ 65
3.4.3.5 Fragengruppe 2: Soziodemografische Angaben der Fansub-Nutzer................. 68
4. Analyse von offiziellen Untertiteln und Fansubs der TV-Serie The Big Bang Theory........ 70
4.1 Synopsis .......................................................................................................................... 70
4.2 Umgang mit Kulturspezifika .......................................................................................... 72
4.2.1 Unternehmen und Einrichtungen ............................................................................. 73
4.2.2 Unterhaltung ............................................................................................................ 76
4.2.3 Persönlichkeiten ....................................................................................................... 79
4.2.4 Marken ..................................................................................................................... 82
4.2.5 Lebensmittel, Getränke und Restaurants ................................................................. 85
4.2.6 Zusammenfassung.................................................................................................... 88
4.3 Wortspiele ....................................................................................................................... 89
4.3.1 Polysemie und Homonymie ..................................................................................... 89
4.3.2 Lautähnlichkeit und -identität .................................................................................. 93
4.3.3 Kulturspezifika ......................................................................................................... 96
VI
4.3.4 Zusammenfassung.................................................................................................... 99
4.4 Übersetzungsfehler ....................................................................................................... 100
4.4.1 Lautähnlichkeit ...................................................................................................... 100
4.4.2 Mangelnde Recherche ............................................................................................ 102
4.4.3 Wörtliche Übersetzung .......................................................................................... 103
4.4.4 Polysemie ............................................................................................................... 105
4.4.5 Falscher Bezug ....................................................................................................... 106
4.4.6 Zusammenfassung.................................................................................................. 107
4.5 Untertitellänge .............................................................................................................. 108
4.6 Anglizismen .................................................................................................................. 112
4.6.1 Fremdwörter ........................................................................................................... 112
4.6.2 Lehnwörter ............................................................................................................. 114
4.6.3 Anglizismus im Bereich der Grammatik ............................................................... 115
4.6.4 Lehnübersetzung und Interferenz .......................................................................... 116
4.6.5 Zusammenfassung.................................................................................................. 118
4.7 Orthographie, Kommasetzung und Grammatik............................................................ 118
4.8 Ausdruck ....................................................................................................................... 119
5. Schlussbemerkungen und Ausblick ................................................................................... 122
6. Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 128
7. Anhang ............................................................................................................................... 135
7.1 Fragen an das Forum SubCentral ................................................................................. 135
7.2 Erste-Hilfe-Kasten SubCentral ..................................................................................... 141
7.2.1 Richtlinien für Untertitelung und Korrektur .......................................................... 141
7.2.2 Technische Richtlinien........................................................................................... 142
7.3 Umfragen ...................................................................................................................... 144
7.3.1 Umfrage Fansubber ................................................................................................ 144
7.3.2 Umfrage Fansub-Nutzer......................................................................................... 150
7.4 Kategorisierung der in den Fansubs und den offiziellen Untertiteln von The Big Bang
Theory Staffel 1 und 4 verwendeten Strategien bei der Untertitelung von Kulturspezifika
............................................................................................................................................ 155
VII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: SubCentral .......................................................................................................... 34
Abbildung 2: TV4User ............................................................................................................. 34
Abbildung 3: Anzahl der von den befragten Fansubbern untertitelten Folgen ........................ 48
Abbildung 4: Anzahl der von den Umfrageteilnehmern genutzten Fansubs ........................... 55
Abbildung 5: Bevorzugung einer wörtlichen Übersetzung ...................................................... 56
Abbildung 6: Untertitel sollten sich möglichst am englischen Satzbau orientieren ................ 57
Abbildung 7: Rechtschreib-, Komma- oder grammatikalische Fehler in Untertiteln .............. 58
Abbildung 8: Anglizismen in Untertiteln ................................................................................. 58
Abbildung 9: Übernahme von Kulturreferenzen ...................................................................... 59
Abbildung 10: Erklärung oder Anpassung von Kulturreferenzen............................................ 60
Abbildung 11: Wörtliche Übersetzung von Wortspielen ......................................................... 61
Abbildung 12: Veränderung von Wortspielen in der Zielsprache ........................................... 61
Abbildung 13: Ein Untertitel darf auch mehr als zwei Zeilen umfassen ................................. 62
Abbildung 14: Eine Zeile im Untertitel sollte nicht mehr als 40 Zeichen umfassen ............... 63
Abbildung 15: Einsatz von Farben in Untertiteln .................................................................... 63
Abbildung 16: Erklärung von Fachbegriffen oder Kulturreferenzen in Klammern ................. 64
Abbildung 17: Gleichzeitige Verwendung von Über- und Untertiteln .................................... 65
Abbildung 18: Englischkenntnisse der Fansubber ................................................................... 67
Abbildung 19: Kenntnis der angelsächsischen Kultur der Fansubber ..................................... 68
Abbildung 20: Offizielle Untertitel Staffel 1 ......................................................................... 109
Abbildung 21: Offizielle Untertitel Staffel 4 ......................................................................... 109
Abbildung 22: Fansubs Marc4Us & Easter (SubCentral) – Staffel 1 Episode 1 bis 7 ........... 110
Abbildung 23: Fansubs AriGold (SubCentral) – Staffel 1 Episode 8 bis 17 ......................... 110
Abbildung 24: Fansubs Geysir (SubCentral) – Staffel 4 ........................................................ 111
Abbildung 25: Fansubs BlueCrisis (TV4User) – Staffel 4 .................................................... 111
Quelle Abbildung 1: http://www.subcentral.de/index.php
Quelle Abbildung 2: http://board.tv4user.de/
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Untertitelungserfahrung Fansubber ......................................................................... 47
Tabelle 2: Auf das Untertiteln verwendete Zeit pro Woche .................................................... 49
Tabelle 3: Untertitelungszeit pro 20- bis 30-minütige Folge ................................................... 50
Tabelle 4: Untertitelungszeit für eine 45- bis 60-minütige Folge ............................................ 50
Tabelle 5: Beim Untertiteln verwendete Hilfsmittel ................................................................ 52
VIII
1. Einleitung
„Fansubs, was ist das?“ So lautete die Standardfrage, wenn Freunde, Bekannte oder Kollegen
sich erkundigten, worüber ich meine Masterarbeit schreibe. Beinahe keiner von ihnen hatte
schon einmal Fansubs konsumiert, geschweige denn vom Phänomen des Fansubbens gehört.
Die Untertitelung und Synchronisation zählen zu den häufig in der Fachliteratur behandelten
Themen, während Fansubs – von Amateuren1 erstellte Untertitel – noch ein Schattendasein
fristen, wie auch Díaz Cintas & Muñoz Sánchez (2006:37) bemerkten: „(…) this phenomenon
seems to have passed unnoticed to the academic community and there are very few studies
about this new type of audiovisual translation (…), with most authors referring to it only superficially (…)“. Umso mehr freut es mich, dass ich ein wenig Aufklärungsarbeit und einen
kleinen Beitrag dazu leisten kann, die Bekanntheit von Fansubs zu steigern. Das Thema ist für
mich von besonderem Interesse, weil ich während meines Studiums selbst hin und wieder für
eine Untertitelungsfirma gearbeitet und Voice-over-Übersetzungen erstellt habe. Dabei musste ich die Erfahrung machen, dass die audiovisuelle Übersetzung eine anspruchsvolle und vor
allem zu Anfang äußerst zeitintensive Tätigkeit ist, die ein hohes Maß an Kreativität, Flexibilität und Geduld erfordert. Umso mehr weckten Fansubs meine Neugier: Wie viel Zeit investieren die Subber täglich in ihr Hobby? Was motiviert sie, sich in ihrer Freizeit – ganz ohne
Bezahlung – dem Untertiteln zu widmen? Wie unterscheiden sich Fansubs von kommerziellen
Untertiteln? Diese Fragen und noch viel mehr wollte ich im Rahmen dieser Arbeit klären.
1.1 Zielsetzung
Die bisherigen Arbeiten zum Thema Fansubs untersuchen vor allem die Untertitelung von
Animeproduktionen aus dem Japanischen. Meines Wissens widmet sich aber bisher keine
Arbeit dem Phänomen Fansubben im deutschsprachigen Raum. Mit der vorliegenden Arbeit
soll daher ein erster Schritt in diese Richtung gemacht werden. Es soll analysiert werden, wie
der Untertitelungsprozess in deutschsprachigen Fansub-Foren abläuft, welche Untertitelungsregeln dort gelten und wie Fansubber bei der Untertitelung mit Übersetzungsproblemen umgehen. Des Weiteren sollen die Untertitelungspraktiken der Fansubber untersucht werden und
überprüft werden, inwiefern diese sich mit den Erwartungen der Fansub-Nutzer an Untertitel
decken.
1
In dieser Arbeit wird aus Platzgründen und aus Gründen der besseren Lesbarkeit, wenn nicht ausdrücklich
anders darauf hingewiesen wird, das generische Maskulinum verwendet. Dieses schließt männliche und weibliche Personen ein.
1
1.2 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei Teile. In Kapitel 2 werden zunächst die theoretischen Grundlagen der Untertitelung behandelt. Dabei werden die Merkmale der Untertitelung
herausgearbeitet und die wichtigsten Untertitelungskonventionen erörtert. Anschließend wird
in Kapitel 3.1 die Entwicklung von Fansubs dargestellt und in Kapitel 3.2 der bisherige Forschungsstand zu Fansubs zusammengefasst. Es soll erörtert werden, inwiefern sich Fansubs
von kommerziellen Untertiteln unterscheiden und wie der Untertitelungsprozess bei der Erstellung von Fansubs abläuft. Im Anschluss daran werden die beiden großen deutschen Fansub-Foren SubCentral und TV4User vorgestellt. Es wird erläutert, in welche Etappen sich der
Untertitelungsprozess in diesen Foren gliedert und welche Untertitelungsregeln dort gelten.
Um mehr über die Fansubber und Fansub-Nutzer sowie die Untertitelungspraktiken der Fansubber zu erfahren, wurden zwei Umfragen durchgeführt, die in Kapitel 3.4 ausgewertet werden. Die Auswertung ist in drei Teile unterteilt. In Teil 1 wurden allgemeine Fragen an die
Fansubber und Fansub-Nutzer gestellt. In Teil 2 werden die Untertitelungspraktiken von Fansubbern analysiert und es wird untersucht, inwiefern diese den Erwartungen der FansubNutzer entsprechen. In Teil drei schließlich wurden demographische Informationen erhoben.
Anschließend wird in Kapitel 4 anhand von Fansubs zu Staffel 1 und 4 der US-Serie The Big
Bang Theory untersucht, wie in Fansubs mit Kulturspezifika und Wortspielen umgegangen
wird, welche Übersetzungsfehler in den Fansubs zu finden waren und ob die empfohlene Untertitellänge von 35-40 Zeichen pro Zeile überschritten wurde. Außerdem wird analysiert, ob
in Fansubs Anglizismen zu finden sind und worauf deren Verwendung zurückzuführen ist
sowie ob Fehler im Bereich Orthographie, Kommasetzung, Grammatik und Ausdruck zu beobachten sind.
2
2. Untertitelung
Auch wenn der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit auf den Fansubs als innovativer Form
der Untertitelung liegt, ist es unerlässlich, zunächst die Grundlagen der Untertitelung zu behandeln. Denn nur durch einen kontrastiven Vergleich mit der kommerziellen Untertitelung
ist es möglich, herauszuarbeiten, inwiefern Fansubs und professionelle Untertitel sich unterscheiden und Fansubs das Prädikat „innovativ“ verdienen. Außerdem ist es wichtig, ein theoretisches Verständnis der Untertitelung zu erhalten, um nachvollziehen zu können, vor welchen Schwierigkeiten der Untertitler – ob nun Untertitler von Beruf oder Fansubber – bei der
Untertitelung steht. In einem ersten Schritt soll im Folgenden die Untertitelung definiert und
von anderen Formen der audiovisuellen Übersetzung abgegrenzt werden.
2.1 Form der audiovisuellen Übersetzung
2.1.1 Definition
Die Untertitelung ist in den Bereich der audiovisuellen Übersetzung einzuordnen. Unter audiovisueller Übersetzung ist nach Jüngst (2010:1) die Übersetzung audiovisueller Texte zu verstehen, die sowohl über den visuellen als auch den auditiven Kanal vermittelt werden. Neben
den klassischen Formen der audiovisuellen Übersetzung, wie der Untertitelung und der Synchronisation, könnte laut Jüngst beispielsweise auch die Lokalisierung bestimmter Bestandteile von Websites und von Computerspielen der audiovisuellen Übersetzung zugerechnet werden. Bedingung dafür ist jedoch, dass der Text, sei es in gesprochener oder in geschriebener
Form, mit bewegten Bildern einhergeht, da „audiovisuelle Texte immer nur zusammen mit
bewegten Bildern auf[treten], die in einer vorbestimmten, sich nicht wiederholenden Abfolge
auf die verbalen Elemente abgestimmt werden“ (Méan 2011:3).
Gottlieb (2011:1) definiert Untertitelung als „diamesic translation in polysemiotic media (including films, TV, video and DVD) in the form of one or more lines of written text presented
on the screen in sync with the original verbal content” (Kursivierung im Original). Als wichtiges Merkmal der Untertitelung sei genannt, dass es sich dabei um eine Übersetzung polysemiotischer Texte, also eines „mehr-kanaligen“ Texttyps (Gottlieb 2002:188), handelt. So
können bei audiovisuellen Texten vier Kommunikationskanäle unterschieden werden: der
nonverbal-visuelle Kanal (Bilder), der nonverbal-akustische Kanal (z. B. Filmmusik und Hintergrundgeräusche), der verbal-akustische Kanal (Dialog) und der verbal-visuelle Kanal (z. B.
Straßenschilder). Außerdem weist Gottlieb darauf hin, dass die Untertitelung in die Kategorie
der diamesischen Übersetzung fällt. Von diamesischer Übersetzung wird gesprochen, wenn
der Kanal des Ausgangstextes gewechselt wird. Dies ist bei der Untertitelung der Fall, da ein
3
Übergang von der gesprochenen zur geschriebenen Sprache stattfindet (vgl. Gottlieb
2011:1f.). Die Untertitelung unterscheidet sich damit von der isosemiotischen Übersetzung,
bei welcher der Kanal des Ausgangstextes beibehalten wird. Dies ist sowohl bei der Übersetzung monosemiotischer Texte der Fall, beispielsweise der Übersetzung einer Betriebsanleitung oder eines Buches, als auch bei der Übersetzung polysemiotischer Texte, wie der Synchronisation. Gottlieb weist in seiner Definition auf ein weiteres wichtiges Merkmal der Untertitelung hin: Die Untertitel müssen synchron zum Dialog eingeblendet werden. Erscheint
ein Untertitel, ehe der betreffende Dialog gesprochen wird, können bereits wichtige Informationen vorweggenommen werden. Wird ein Untertitel zeitverzögert eingeblendet, kann der
Zuschauer dem Originaldialog nicht folgen. Insgesamt wird durch eine asynchrone Einblendung der Untertitel der Filmgenuss also erheblich gestört. Generell werden Untertitel, wie der
Name bereits sagt, am unteren Bildrand platziert. Sie können aber in Ausnahmefällen auch
am oberen Bildrand erscheinen, wenn durch den Untertitel beispielsweise wichtige Bildinformationen im unteren Bildabschnitt oder das Gesicht eines Schauspielers in einem Close-up
verdeckt würden (vgl. Jüngst 2010:41). Zu erwähnen ist noch, dass Untertitel standardmäßig
ein bis zwei Zeilen umfassen, da bei mehr als zwei Zeilen ein zu großer Teil des Bildes überdeckt wird. Ausnahmen sind natürlich auch hierbei möglich. So kann es sein, dass in mehrsprachigen Ländern, in denen Filme oder Serien in zwei Sprachen untertitelt werden, bis zu
vier Zeilen verwendet werden (vgl. Ivarsson 1992:66f.). Auch in Fansubs als innovativer
Form der Untertitelung werden teilweise gleichzeitig mit den Untertiteln auch noch Übertitel
eingeblendet. Als weitere Merkmale der Untertitelung führt Gottlieb (2011:17) an, dass es
sich dabei um eine vorbereitete Kommunikation mit additivem Charakter handelt, da zusätzlich zum Originaldialog verbale Zeichen eingeblendet werden. Außerdem erklärt Gottlieb, die
Flüchtigkeit des Ausgangstextes sei charakteristisch für die Untertitelung (2011:17). Das filmische Ausgangsmaterial ist insofern flüchtig, als es nicht schriftlich fixiert ist. Da es auf
Medien wie DVDs jederzeit angehalten und reproduziert werden kann, kommt diesem Punkt
jedoch nur eingeschränkte Gültigkeit zu.
Nachdem in diesem Kapitel eine allgemeine Definition der Untertitelung vorgenommen wurde, soll sie im Folgenden von zwei weiteren Formen der audiovisuellen Übersetzung abgegrenzt werden – der Synchronisation sowie der Untertitelung für Hörgeschädigte. Auf diese
Weise können die Merkmale der Untertitelung durch einen kontrastiven Vergleich weiter herausgearbeitet werden.
4
2.1.2 Abgrenzung zur Untertitelung für Hörgeschädigte
Da die Untertitelung für Hörgeschädigte im praktischen Teil dieser Arbeit eine Rolle spielt,
soll nicht unerwähnt bleiben, inwiefern sich diese Form der audiovisuellen Übersetzung von
der „klassischen“ Untertitelung unterscheidet.
Die Untertitelung wird in die interlinguale und die intralinguale Untertitelung untergliedert.
Bei der interlingualen Untertitelung findet eine Übertragung des Ausgangstextes in eine andere Sprache statt. In diese Kategorie fällt die klassische Untertitelung. So wird beispielsweise
ein englischer Film für ein deutschsprachiges Publikum auf Deutsch untertitelt. Die Zuschauer hören somit den englischen Originaldialog und sehen gleichzeitig deutsche Untertitel. Bei
der intralingualen Untertitelung hingegen findet keine Übertragung von einer Ausgangs- in
eine Zielsprache statt. Stattdessen sind die Untertitel in derselben Sprache abgefasst wie der
Dialog (vgl. Jüngst 2010:2f.).
Gottlieb (1994a:104) unterscheidet zwischen drei Richtungen der Übersetzung: der horizontalen, der vertikalen und der diagonalen. Bei der Übersetzung in horizontaler Richtung findet
ein interlingualer Transfer statt, ohne dass dabei jedoch der Sprachmodus gewechselt wird.
Dies ist u.a. beim Dolmetschen der Fall, bei dem der gesprochene ausgangssprachliche Dialog
durch einen gesprochenen zielsprachlichen Dialog ersetzt wird (vgl. Gottlieb 2002:190). Auch
die Synchronisation ist in diese Kategorie einzuordnen. Die Untertitelung für Hörgeschädigte
wiederum fällt in den Bereich der Übersetzung in vertikaler Richtung, da zwar der Sprachmodus gewechselt wird (von der Rede zur Schrift), allerdings nicht von einer Ausgangs- in eine
Zielsprache übersetzt wird. Bei der diagonalen Übersetzung, unter welche die interlinguale
Untertitelung fällt, wird sowohl der Sprachmodus als auch die Sprache gewechselt (vgl. Gottlieb 2002:190).
Interlinguale und intralinguale Untertitelung weisen sowohl einige Gemeinsamkeiten als auch
Unterschiede auf. Im Folgenden sollen die wichtigsten dieser Charakteristika erwähnt werden,
eine exhaustive Beschreibung würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen2.
Das Hauptunterscheidungsmerkmal von klassischer Untertitelung und Untertitelung für Hörgeschädigte ist, wie bereits oben erläutert, dass es sich bei ersterer um einen interlingualen
und bei letzterer um einen intralingualen Transfer handelt. Bei Untertiteln für Hörgeschädigte
wird der Film oder das Programm also in derselben Sprache untertitelt, in welcher der Inhalt
akustisch vermittelt wird. Da das Zielpublikum je nach Grad der Hörschädigung Hintergrundgeräusche (z. B. eine Explosion), Lieder und Stimmen aus dem Off nicht wahrnehmen kann,
2
Detaillierte Informationen zur Untertitelung für Hörgeschädigte sind unter anderem in der Arbeit von YvesManuel Méan, abrufbar unter http://www.sonos-info.ch/media/cb3efdca8ee766c1ffff80d8ffffffd3.pdf, zu finden.
5
sollte in den Untertiteln auch darauf hingewiesen werden, allerdings nur dann, wenn ein Geräusch beispielsweise nicht aus dem Bild selbst erschlossen werden kann (vgl. Méan
2011:22). Daneben kann es auch notwendig sein, paralinguistische Elemente zu untertiteln,
sofern diese sinnstiftend sind. So können sich aus der Intonation oder der Lautstärke des
Sprechers für den hörenden Zuschauer Informationen ergeben, die dem hörgeschädigten Zuschauer ohne eine Untertitelung verschlossen blieben. Dasselbe gilt, wenn ein Sprecher einen
Dialekt oder eine Fremdsprache spricht (vgl. Méan 2011:26). So wurde in der offiziellen
deutschen Untertitelung der Serie The Big Bang Theory (auf DVD), bei der es sich um eine
Untertitelung für Hörgeschädigte handelt, durch einen Untertitel („SPRICHT CHINESISCH“)
darauf hingewiesen, dass einer der Akteure, der normalerweise Englisch bzw. in der Synchronfassung Deutsch spricht, in einer Szene plötzlich zum Chinesischen wechselt. Um den
hörgeschädigten Zuschauern das Verständnis zu erleichtern, werden den Sprechern in den
Untertiteln häufig Farben zugewiesen. Auf diese Weise kann auch ein Sprecher aus dem Off
leicht identifiziert werden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, einen Sprecherwechsel besonders zu markieren, beispielsweise durch drei Punkte oder einen Bindestrich (vgl. Méan
2011:20). In der Untertitelung von The Big Bang Theory werden zur Kennzeichnung eines
Sprecherwechsels generell Bindestriche verwendet, eine Farbzuteilung findet sich nicht:
BBT S01E013: 00:01:16,342 --> 00:01:18,412
- Oh, hey, Penny. Komm doch rein.
- Hey, Leute.
Generell gilt, dass die Untertitel auch bei der Untertitelung für Hörgeschädigte ein bis zwei
Zeilen umfassen. In Ausnahmenfällen, z. B. bei einer großen Informationsdichte, können auch
drei Zeilen eingeblendet werden (vgl. Méan 2011:17). Wichtig ist – wie auch bei der interlingualen Untertitelung –, dass die Untertitel synchron zu Bild und Dialog eingeblendet werden,
insbesondere da manche der hörgeschädigten Zuschauer den Dialog gegebenenfalls noch
teilweise verstehen oder Lippen lesen können. So ist die Gruppe der hörgeschädigten Zuschauer keine homogene Gruppe. Man unterscheidet zwischen Gehörlosen, Ertaubten,
Schwerhörigen und Personen mit Cochlea-Implantaten, deren Lese- und Verstehenskompetenz erheblich voneinander abweichen können (vgl. Méan 2011: 11ff.). Die Untertitelung für
Hörgeschädigte stellt somit eine große Herausforderung dar, da man es nicht mit einem homogenen Zielpublikum zu tun hat. Die Richtlinien, nach denen die Untertitelung für Hörge-
3
Bedeutung der Abkürzung: BBT = Big Bang Theory, S01 = 1. Staffel, E01 = 1. Episode
6
schädigte erfolgt, können sich somit je nach Sendeanstalt unterscheiden. Als weitere Herausforderung ist zu sehen, dass das hörgeschädigte Zielpublikum selbst oft möglichst eine Wortfür-Wort-Untertitelung wünscht (vgl. Méan 2011:25), dem aber aufgrund des nur begrenzten
Platzangebotes und der stellenweisen Informationsdichte nur schwer Rechnung getragen werden kann.
2.1.3 Abgrenzung zur Synchronisation
Wie in 2.1.2 bereits erläutert, wird die Synchronisation zur horizontalen Übersetzung gezählt,
da zwar ein interlingualer Transfer stattfindet, der Sprachcode allerdings nicht gewechselt
wird. Im Gegensatz zur Untertitelung erzeugt die Synchronisation 4 eine Art Illusion, da der
Originaldialog nicht mehr erhalten wird und dem Zuschauer das Gefühl vermittelt wird, der
Dialog sei ursprünglich in seiner Muttersprache verfasst worden. Der Unterscheidung von
Übersetzungstypen nach House (1981:194) folgend, ist die Synchronisation somit in die
covert translation einzuordnen. Bei der Untertitelung sind sich die Zuschauer hingegen bewusst, dass das Original nicht in ihrer Muttersprache verfasst wurde, weshalb sie zur Kategorie der overt translation zählt (House 1981:189) (vgl. auch Reinart 2004:74).
Während der Untertitler generell für den gesamten Untertitelungsprozess vom Timing bis zur
Übersetzung zuständig ist (siehe auch Kap. 2.2) und damit die Untertitelung allein in seiner
Hand liegt, übernimmt der Übersetzer beim Synchronisationsprozess „nur“ die Rohübersetzung. Eine Rohübersetzung ist eine wörtliche Übersetzung des Originaldialogs, die der Übersetzer auf Grundlage des Drehbuchs oder der Dialogliste erstellt. „Wörtlich“ meint hierbei
eine „dem Ausgangstext auf Satz- und Wortebene möglichst treue Übersetzung als Orientierungshilfe für die lippensynchrone und dramaturgische Bearbeitung durch Synchronautor und
Synchronregisseur“ (Schubert 2001:105). Wörtlich bedeutet nicht, dass der Übersetzer sich
nicht um idiomatische Formulierungen bemühen sollte. Im Optimalfall sollte er auch Wortspiele und Kulturreferenzen erklären, um dem Synchronautor die Bearbeitung des Dialogs zu
erleichtern. Auf Grundlage der Rohübersetzung arbeitet der Synchronautor, der häufig auch
gleichzeitig die Rolle des Synchronregisseurs übernimmt, das Dialogbuch aus. Dabei ist wichtig, dass der Text gut sprechbar ist und dass der Lippen- und Nukleussynchronität, d. h. der
Übereinstimmung von betonten Silben in der Original- und der Synchronfassung (Jahn
2009:20), Rechnung getragen werden. Während Untertitel gelesen werden und somit den Anforderungen der Schriftsprache entsprechen sollten, wird die Übersetzung im Falle der Syn4
Da der Schwerpunkt der Arbeit auf der Untertitelung liegt, soll nur eine allgemeine Unterscheidung vorgenommen werden. Eine detaillierte Einführung in die Synchronisation findet sich beispielsweise im Lehr- und
Arbeitsbuch „Audiovisuelles Übersetzen“ von Heike E. Jüngst.
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chronisation über den akustischen Kanal vermittelt. Deshalb ist es wichtig, dass die Übersetzung idiomatisch und situationsgerecht ist. Aus diesem Grund wäre es wichtig, dass der Rohübersetzer seine Übersetzung mitspricht, denn so könnte sichergestellt werden, dass bereits
die Rohübersetzung weder zu lang noch zu kurz ist und entsprechend authentisch klingt (vgl.
Schubert 2001:111). Allerdings ist dies natürlich nur möglich, wenn dem Rohübersetzer auch
das Filmmaterial zur Übersetzung mitgeliefert wurde, was laut Jüngst (2010:65) in der Regel
nicht der Fall ist, und ihm auch genügend Zeit für die Übersetzung eingeräumt wurde – Bedingungen, die in der Realität häufig nicht erfüllt sind.
Entsprechend diesen grundlegenden Unterschieden zwischen Untertitelung und Synchronisation weisen beide Formen der audiovisuellen Übersetzung gewisse Vor- und Nachteile auf,
die von den jeweiligen Verfechtern oder Gegnern bei ihrer Argumentation häufig ins Feld
geführt werden.
Für die Untertitelung spricht, dass durch die Ausstrahlung des Originalfilms die Fremdsprachenkenntnisse gefördert und durch die Einblendung von Untertiteln die Lesekompetenz unterstützt wird. Außerdem können so auch Dialekte und Slangs sowie Intonation, Lautstärke
und Sprechrhythmus des Originals beibehalten werden, wodurch die Authentizität gewahrt
wird. Auch die für die jeweiligen Schauspieler charakteristischen Stimmen bleiben erhalten,
statt von einer begrenzten Anzahl von Synchronsprechern ersetzt zu werden. Als weiterer
Vorteil der Untertitelung ist anzuführen, dass diese im Vergleich zur Synchronisation weitaus
kostengünstiger ist. Sicherlich auch ein Grund, warum sie von bevölkerungsärmeren Ländern
wie den Niederlanden, Schweden oder Norwegen bevorzugt wird (vgl. Reinart 2004:78f.).
Neben all den Vorteilen der Untertitelung sollen aber auch ihre Schwachpunkte nicht außen
vor gelassen werden. Häufig wird moniert, dass Untertitel den Bildgenuss stören und den Zuschauer vom Handlungsgeschehen ablenken. Aufgrund des Platz- und Zeitmangels muss der
Dialog außerdem in unterschiedlichem Maße gekürzt werden (vgl. Reinart 2004: 78ff.). Des
Weiteren ist bei Untertiteln auch eine Tendenz zur Nivellierung zu beobachten. Da der Zuschauer sowohl dem Bildgeschehen folgen als auch die Untertitel rezipieren möchte, sollten
diese nicht zu lang sein. Um die Rezeption zu erleichtern, sollte ein Satz sich im Optimalfall
auch nicht über mehrere Untertitel erstrecken. Aus diesem Grund ist häufig eine Vereinfachung der Syntax und teilweise auch eine Vereinfachung auf lexikalischer Ebene zu beobachten. Da zudem der Sprachmodus gewechselt wird, werden die Untertitel auch eher an die Anforderungen der Schriftsprache angepasst. Auch besteht bei Untertiteln die Tendenz, Kraftausdrücke auszulassen. In diesen Fällen spricht man von einer Nivellierung nach oben (vgl.
Reinart 2004: 84f.)
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Die Vorteile der Synchronisation ergeben sich natürlich auch aus den Nachteilen der Untertitelung. Als Argument für die Synchronisation spricht, dass Personen, deren Lesekompetenz
nicht so gut ausgeprägt ist, einen fremdsprachigen Film dennoch genießen können. Die Synchronisation wirkt sich außerdem auch nicht störend auf die Bildkomposition aus. Tendenziell
muss auch weniger Text gekürzt werden, als dies bei Untertiteln der Fall ist (vgl. Pisek
1994:72).
Ein Contra der Synchronisation jedoch ist, dass diese im Vergleich zur Untertitelung sehr
kostspielig ist. Außerdem werden die Originalstimmen der Schauspieler, die auch einen wichtigen Bestandteil des Charakters der Person ausmachen, ersetzt. Erschwerend kommt hinzu,
dass ein Synchronsprecher häufig mehreren Schauspielern seine Stimme leiht. Als Nachteil
der Untertitelung wurde angeführt, dass Untertitel häufig aus Platz- und Zeitgründen gekürzt
werden müssen, doch ist anzumerken, dass auch bei Synchronisationen der Inhalt der Lippensynchronität zum Opfer fallen kann. Zudem kann der Originaltext im Zuge der Synchronisation mehr oder weniger stark verändert, ja sogar „manipuliert“ werden. Im Gegensatz zur Untertitelung würde dies dem Zuschauer der synchronisierten Version gar nicht erst auffallen
(vgl. Ivarsson & Carroll 1998: 36).
Diese kurze Analyse macht deutlich, dass sowohl der Untertitelung als auch der Synchronisation Vor- und Nachteile eigen sind. Die Bevorzugung einer dieser Formen der audiovisuellen
Übersetzung ist somit eine Frage der persönlichen Präferenz und letztlich wohl auch der Gewohnheit.
Nachdem in Kapitel 2.1 die Merkmale der Untertitelung als einer Form der audiovisuellen
Übersetzung herausgearbeitet wurden und sie von der Untertitelung für Hörgeschädigte und
der Synchronisation abgegrenzt wurde, widmet sich das folgende Kapitel dem Untertitelungsprozess sowie verschiedenen Untertitelungsrichtlinien.
2.2 Untertitelungsprozess und Richtlinien
Um verstehen zu können, vor welchen Herausforderungen ein Untertitler bei seiner Arbeit
steht, ist es wichtig, auf den Untertitelungsprozess einzugehen sowie auf die Restriktionen,
die der Untertitelung inhärent sind. Außerdem sollen einige grundlegende Untertitelungsrichtlinien vorgestellt werden, die allerdings je nach Untertitelungsfirma variieren können. Zunächst soll dabei der technische Aspekt des Timings näher erläutert werden.
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2.2.1 Timing
Während der Untertitelungsprozess bis in die 1980er Jahre hinein zweigeteilt war und neben
dem Untertitler auch ein Techniker in den Arbeitsprozess involviert waren, kann der Untertitler im Zuge der Digitalisierung und der Einführung von Untertitelungssoftware nunmehr den
gesamten Untertitelungsprozess alleine übernehmen. Er ist somit häufig auch für die technische Seite des Untertitelns zuständig, das Timing. In Europa ist es heute üblich, vor allem bei
der Untertitelung von Filmen aus bekannten Sprachen wie Englisch und Französisch, dass der
Untertitler in Personalunion für das Timing und die Übersetzung zuständig ist (vgl. Schubert
2001:52f.). Von diesem Fall soll auch bei der weiteren Beschreibung des Untertitelungsprozesses ausgegangen werden.
Der erste Arbeitsschritt eines Untertitlers sollte es zunächst sein, sich das gesamte Filmmaterial anzusehen, um die Handlung zu verstehen und ein Gespür für die Charaktere und die Atmosphäre des Films zu entwickeln. Im Optimalfall wurde dem Untertitler auch eine Dialogliste mitgeliefert, die er mit dem Filmdialog abgleicht. Ehe der Untertitler jedoch mit der Übersetzung beginnen kann, muss er das Filmmaterial spotten. Dabei ist es ihm überlassen, ob er
zunächst das gesamte Material spottet oder sequenzweise vorgeht. Beim Spotten legt der Untertitler anhand des Timecodes fest, wann der Untertitel ein- und wieder ausgeblendet wird.
Der Timecode besteht aus vier zweistelligen Zahlen, den Stunden, Minuten, Sekunden und
Einzelbildern, wobei eine Sekunde beim Kinofilm 24 und beim europäischen Videoformat
PAL 25 Einzelbilder umfasst. Eine Stelle im Film kann also bis zum Einzelbild, dem Frame,
genau angegeben werden (vgl. Jüngst 2010:22 und Schubert 2001:55). Das richtige Timing ist
dabei von grundlegender Bedeutung für die Qualität der Untertitel. Ivarsson (1992:87)
beschreibt das Timing folgendermaßen:
„One of the most important features of a subtitler’s work is timing, a process whereby a reasonable balance is struck between the rhythm, the phrases and the logical divisions of the dialogue and appropriate
time units and line lengths for the subtitles he is planning to write.”
Die Untertitel sollten also auf den Dialog angepasst und weder zu früh noch zu spät eingeblendet werden. Wichtig ist auch, dass die Standzeiten der Untertitel lang genug sind, damit
die Zuschauer ihnen auch folgen können. Andernfalls würde der Filmgenuss erheblich gestört.
Die Standzeiten sollten allerdings auch nicht zu lang sein, da der Zuschauer den Untertitel
sonst nochmals lesen würde. Als allgemeine Regel gilt laut Ivarsson & Carroll (1998: 65) eine
minimale Standzeit von eineinhalb Sekunden für einen kurzen Untertitel und eine maximale
Standzeit von sechs Sekunden für zweizeilige Untertitel. Die Untertitelungsfirma Digital
Images (vgl. Jüngst 2010:32) gibt in ihren Richtlinien vor, dass ein Wort mindestens 1:10 (1
10
Sekunde und 10 Frames), eine Zeile ca. zwei Sekunden und zwei Zeilen ca. vier Sekunden
stehen sollten. Als Richtwert gilt, dass ein durchschnittlicher Zuschauer zwölf Zeichen pro
Sekunde lesen kann. Jedoch ist davon auszugehen, dass sich die Lesegeschwindigkeit in den
letzten Jahrzehnten erhöht hat. So arbeiten einige TV-Sender bereits mit einer Lesegeschwindigkeit von 14 bis 16 Zeichen pro Sekunde (vgl. Gottlieb 2011:19). Auch Reinart (2004:82)
weist darauf hin, dass die Lesegeschwindigkeit „je nach Medium, Alter des Zielpublikums,
Komplexität der Untertitel und in Abhängigkeit von der Frage, ob man es mit einem Publikum aus einem Synchronisations- oder Untertitelungsland zu tun hat“, stark variieren kann.
Des Weiteren gilt zu beachten, dass zwischen zwei Untertiteln mindestens drei Frames liegen
sollten, damit die Zuschauer das Ende des vorhergehenden und den Beginn des folgenden
Untertitels wahrnehmen können. Untertitel umfassen in der Regel eine oder zwei Zeilen, wobei die maximale Untertitellänge heute standardmäßig 37 Zeichen pro Zeile beträgt. 1998
hatte Karamitroglou in seinem Artikel „A Proposed Set of Subtitling Standards in Europe“
noch 35 Zeichen als Höchstwert angegeben. Abweichungen vom Standardwert 37 sind natürlich möglich. So liegt die maximale Zeichenzahl pro Zeile der Untertitelungsfirma Digital
Images bei 41. Die Richtlinien können somit je nach Untertitelungsfirma variieren (vgl.
Jüngst 2010:32f.). Mit den modernen Untertitelungsprogrammen ist es auch möglich, eine
höhere Zeichenzahl zu wählen, wie es bei Fansubs teilweise üblich ist (siehe Kap. 3.2.2 und
3.3.3).
Neben der Lesegeschwindigkeit der Zuschauer und der synchronen Einblendung der Untertitel ist es auch wichtig, dem Film- und Sprachrhythmus Rechnung zu tragen. So schreiben
Ivarsson & Carroll (1998:82):
“It involves striking the best possible balance between the rhythm of the film, the speech rhythm of the
individual characters of narrators and a viewer’s reading rhythm, taking cuts and sound bridges into
consideration while achieving the highest possible level of synchronism between the spoken word and
the actual subtitle.”
Untertitel sollten also möglichst den natürlichen Sprechpausen folgen und an Kamerabewegung und Schnitte angepasst werden. Dabei sollte ein Untertitel, wenn möglich, nicht über
einen Schnitt gezogen werden. Sollte sich das allerdings nicht vermeiden lassen, sollte der
Untertitel länger stehen bleiben, da es sonst zu einem visuellen Flackereffekt kommen könnte.
Die Richtlinien für die verlängerte Standzeit bei Filmschnitten sind von der jeweiligen Untertitelungsfirma abhängig (vgl. Jüngst 2010:32ff.).
Aus den Anforderungen an das Timing wurde deutlich, dass vom Untertitler große Genauigkeit und viel Feingefühl gefordert werden. Vor allem zu Beginn der Untertitelungstätigkeit
sind viel Übung und ein hoher Zeitaufwand nötig, um das Filmmaterial richtig zu spotten.
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Allerdings entwickelt der Untertitler im Laufe der Zeit auch eine gewisse Routine. Dieser
Mehraufwand, der sich für den Untertitler durch die Erstellung des Timings ergibt, ist aber
gleichzeitig mit einer Wertschöpfung verbunden. So übernimmt der Untertitler die gesamte
Verantwortung für den Untertitelungsprozess. Dies kann als großer Vorteil für die Qualität
der Untertitel angesehen werden, da das Timing der Untertitel auch während des Übersetzungsprozesses noch einmal geändert werden kann und der Untertitler beispielsweise einen
zweizeiligen Untertitel im Nachhinein auch noch in zwei Untertitel aufteilen kann. So können
auch linguistische Aspekte beim Timing Berücksichtigung finden.
Das Timing allein macht jedoch noch keinen guten Untertitel aus. Auch bei der Übersetzung
gilt es bestimmte Richtlinien zu beachten, um einen qualitativ hochwertigen Untertitel zu erstellen.
2.2.2 Übersetzungsprozess
Nachdem der Untertitler entweder das gesamte Filmmaterial oder eine bzw. mehrere Sequenzen gespottet hat, beginnt er mit der Übersetzung des Dialogs. Dabei ist er aber aufgrund der
spezifischen Anforderungen an die Untertitelung den Zwängen von Raum und Zeit unterworfen. Die verschiedenen Richtlinien im Hinblick auf Untertitellänge und Standzeit wurden bereits im vorhergehenden Kapitel erörtert. Neben räumlichen und zeitlichen Restriktionen sollte der Untertitler aber auch den Film als künstlerische Gesamtkomposition achten. So schreibt
Gottlieb:
„[Bei der Untertitelung] verschiebt sich dieses Gleichgewicht, indem Textblöcke zusätzlich zu dem
bereits komplexen Fluß an Dialog, Bild und Ton aufgenommen werden müssen. Natürlich hat diese
additive Natur des Untertitelns Einfluß sowohl auf die Arbeitsstrategie des Übersetzers als auch auf
die Rezeption des Zuschauers.“ (zit. n. Schubert 2001:61).
Untertitel sollten dem Zuschauer also die für das Verständnis nötigen Informationen liefern,
sich aber möglichst „unauffällig“ in die Gesamtkomposition des Films einfügen und nicht von
Dialog, Bild und Ton ablenken. Angesichts all dieser Restriktionen und der notwendigerweise
damit einhergehenden Kürzungen vertreten manche Autoren die Auffassung, bei der Untertitelung handle es sich nicht um eine Übersetzung, sondern vielmehr um eine Bearbeitung. Als
Argument gegen diese Ansicht wird angeführt, dass Informationsverlust und Kürzungen lediglich durch die Rezeptionsbedingungen begründet sind und es sich deshalb bei der Untertitelung dennoch um eine Form der Übersetzung handelt (vgl. Reinart 2004:90). Einen Kompromiss stellt die von Jüngst (2010:37) angeführte Bezeichnung „bearbeitendes Übersetzen“
dar.
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Die folgenden Kapitel sind einigen Richtlinien gewidmet, die der Untertitler bei der Übersetzung beachten sollte, um konsistente Untertitel zu erstellen, die dem Zuschauer die Rezeption
erleichtern.
2.2.2.1 Zeilenaufteilung
Bei der Erstellung von Untertiteln ist zunächst eine logische Zeilenaufteilung sehr wichtig.
Jeder Untertitel sollte dabei, so Schubert (2001:69), eine in sich geschlossene Einheit bilden.
Dies ist für die Qualität der Untertitel von großer Bedeutung, da der Zuschauer durch eine
unlogische Zeilenaufteilung beim Lesen über den Untertitel „stolpern“ könnte. Eine derartige
Störung im Lesefluss könnte die Rezeption und das Verständnis der Untertitel unnötig erschweren. Als Beispiele für eine falsche Zeilenaufteilung führt Schubert die Trennung eines
Nebensatzes bzw. eines Hauptsatzes an:
Falsch: Teilung des Nebensatzes
Um ein guter Untertitler
zu werden, braucht man Routine
Falsch: Teilung des Hauptsatzes
Um ein guter Untertitler zu werden, braucht
man Routine
Richtig:
Um ein guter Untertitler zu werden,
braucht man Routine
Im Optimalfall sollte ein Satz sich nicht über zwei Untertitel erstrecken. Dies ist der Lesbarkeit am zuträglichsten und verhindert, dass die Zuschauer den Faden verlieren. Häufig ist das
allerdings nicht möglich. In diesem Fall sollte der Satz wiederum möglichst logisch getrennt
werden. Ein Satz, der sich über mehr als zwei Untertitel erstreckt, sollte jedoch möglichst
vermieden werden, da dies dem Zuschauer hohe Konzentration abverlangt und zudem das
Verständnis beeinträchtigen kann. Auch auf eine Silbentrennung, durch die der vorhandene
Platz möglicherweise ökonomischer genutzt werden könnte, ist zu verzichten (vgl. Schubert
2001:69 ff.). Außerdem sollte auch bei Dialogen auf eine logische Gliederung geachtet werden. So kann es beim Zuschauer zu Verwirrung führen, wenn die Aussage eines Sprechers
(Person B) über eine Zeile hinausgeht und im nächsten Untertitel fortgeführt wird, insbesondere dann, wenn es sich beim folgenden Untertitel auch um einen Dialoguntertitel handelt. In
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diesem Fall befände sich die Aussage von Person B in Untertitel 1 in Zeile 2 und in Untertitel
2 in Zeile 1. Dies soll anhand eines Beispiels verdeutlicht werden (vgl. Schubert 2001:73f.).
Untertitel 1:
-Wollen wir uns morgen treffen? (Person A)
-Ich weiß noch nicht, (Person B)
Untertitel 2:
-da ich beruflich sehr eingespannt bin. (Person B)
-Ansonsten verschieben wir es eben. (Person A)
In diesem Fall ist es laut Schubert besser, zumindest sofern es aus zeitlichen Gründen möglich
ist, für die Aussage von Person B einen eigenen Untertitel zu verwenden.
Untertitel 1:
Wollen wir uns morgen treffen?
Untertitel 2:
Ich weiß noch nicht,
da ich beruflich sehr eingespannt bin.
Untertitel 3:
Ansonsten verschieben wir es eben.
Auch wenn manche dieser Richtlinien nicht immer befolgt werden können, ist eine logische
Aufteilung der Untertitel unerlässlich, damit die Zuschauer diese möglichst schnell und einfach rezipieren können. Schließlich ist es wichtig, dass die Untertitel nicht die gesamte Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordern, sondern dass er sich gleichzeitig auch auf Bild und
Ton konzentrieren und den Film in seiner Gesamtheit genießen kann.
2.2.2.2 Kürzung
Bei der Untertitelung ist es aus Gründen der in 2.2.1 beschriebenen zeitlichen und räumlichen
Zwänge oft unerlässlich, den zielsprachlichen Dialog zu kürzen. Dies ist für den Untertitler
immer eine Art Spießrutenlauf, da er dem Zuschauer natürlich auch alle wichtigen Informati14
onen vermitteln möchte, damit dieser der Handlung möglichst genau folgen kann. Dies erfordert vom Untertitler eine gewisse Flexibilität, da er nicht an einer Übersetzung „kleben“ darf,
sondern auch eine ihm gut erscheinende Übersetzung verwerfen muss, wenn dies auch Gründen des Timings nötig sein sollte.
Bei Nagel (2009:68f.) werden dem Untertitler einige Verfahren zur Textkürzung mit auf den
Weg gegeben. Diese bestehen in der Kürzung der Syntax, der Bevorzugung von Aktiv- statt
Passivkonstruktionen und der Umwandlung von indirekten in direkte Fragen. Um Platz zu
sparen, kann außerdem eine doppelte Verneinung oder eine negative Aussage in eine positive
Aussage umformuliert werden. Ein weiteres Verfahren stellt die Paraphrase dar, d. h. die Zusammenfassung des Sinns einer Aussage. Des Weiteren kann ein Verb in einem Satz ausgelassen werden, wenn es unnötigerweise wiederholt wurde. Nagel schlägt zudem die Umwandlung von indikativen pragmatischen Fragen in einfache Fragen vor (Ich wüsste gerne, ob du
kommst.  Kommst du?) sowie von pragmatischen Fragen im Indikativ in Imperativ-Sätze
(Ich möchte, dass du mir meine Schlüssel zurückgibst.  Gib mir meine Schlüssel zurück.).
Außerdem sollten, im Sinne des besseren Verständnisses für den Zuschauer, komplexe syntaktische Konstruktionen kohärent aufgeteilt werden. Auch Füllwörter wie ah, äh oder ja fallen für gewöhnlich der Kürzung zum Opfer. Außerdem können Begrüßungs- und Abschiedsworte häufig gekürzt werden, da diese einerseits aus der Szene erschlossen werden können
und diese Wörter andererseits, vor allem bei englischsprachigen Filmen, den Zuschauern ohnehin bekannt sind. Wörter wie hello, good morning oder bye sind dem Publikum größtenteils
geläufig und müssen deshalb nicht untertitelt werden. Dasselbe gilt für die Verwendung von
Eigennamen. Wenn aus der Szene eindeutig hervorgeht, wer angesprochen wird, kann der
Eigenname auch weggelassen oder durch ein Pronomen ersetzt werden.
Schubert (2001:62) schreibt in ihrer Arbeit, dass Aussagen teilweise um 50-80 % reduziert
werden müssen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Charaktere sehr schnell sprechen oder wenn eine Szene viele Schnitte enthält. Laut Gottlieb (2011:18) übersteigt die Kürzung generell nicht 40 %. Bei allen notwendigen Kürzungen sollte aber möglichst die Verwendung des Präteritum vermieden werden, da dies der Schriftsprache angehört und dadurch
das stilistische Niveau noch weiter gehoben würde, als dies durch den Wechsel des Sprachmodus ohnehin schon der Fall ist. Doch ist natürlich anzuführen, dass diese Regel nicht sklavisch befolgt werden kann. Stellenweise ist die Verwendung des Präteritums aus zeitlichen
und räumlichen Gründen unvermeidbar.
Für Abkürzungen und Akronyme gilt, dass diese nur sparsam verwendet werden sollten. Sofern diese allgemein bekannt sind, ist gegen ihre Verwendung nichts einzuwenden, da sie sehr
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ökonomisch sind und so der räumlichen Restriktion entgegenkommen. Sollte jedoch ein
Zweifel darüber bestehen, ob diese dem Publikum bekannt sind, sollten sie vermieden werden, da das Verständnis der Zuschauer beeinträchtigt und ihr Lesefluss gestört werden könnte,
wenn sie beim Lesen der Abkürzung bzw. des Akronyms zögern (vgl. Schubert 2001:64).
Zahlen werden generell bis zwölf ausgeschrieben. Allerdings sollten auch sehr große Zahlen
wie eine Million im Untertitel nicht in Zahlenform dargestellt werden, da die Rezeption einer
großen Zahl häufig länger dauert als das Lesen eines Zahlwortes (vgl. Schubert 2001:79).
Vor allem bei Internationalismen oder bei Filmen in englischer Sprache, von der viele Zuschauer zumindest Grundkenntnisse haben, sind Kürzungen mit Vorsicht zu genießen. So
schreibt Nagel, dass die Zuschauer eine gewisse Erwartungshaltung entwickeln (2001:64),
wenn sie beispielsweise international bekannte Wörter oder Akronyme hören. Sie gehen dann
davon aus, diese auch in den Untertiteln zu lesen. Ansonsten könnten sie denken, ihnen würden Informationen vorenthalten. Nach Gottlieb (2011:20) besteht vor allem in skandinavischen Ländern, in denen die Englischkenntnisse der Bevölkerung sehr gut sind und die als
Untertitelungsländer gelten, die Tendenz, Untertitel möglichst detailliert zu gestalten.
Generell ist die Kürzung für den Untertitler ein Balanceakt, da er sowohl der semantischen
Aussage des Originalfilms, dessen Funktion als auch dessen stilistischen Besonderheiten gerecht werden muss (vgl. Nagel 2009:69). Er muss sich somit genau überlegen, welche Inhalte
für das Verständnis des Films notwendig sind und deshalb erhalten werden sollten und auf
welche Inhalte am ehesten verzichtet werden kann. Trotz aller Restriktionen des Mediums,
die den Untertitler vor große Herausforderungen stellen, kommen ihm aber auch die medienspezifischen Besonderheiten zugute. So kann der Zuschauer teilweise aus Bild und Ton Informationen erschließen, die deshalb nicht unbedingt im Untertitel erwähnt werden müssen.
Aufgrund der Kürzungen, die sich, wie bereits erörtert, unter anderem in einer Vereinfachung
der Syntax und dem Verzicht auf Füllwörter äußern, geht mit der Untertitelung häufig auch
eine Nivellierung einher (siehe auch Kapitel 2.1.3). Durch die Bevorzugung kürzerer und einfacherer Sätze und bekannter Wörter gegenüber Fremdwörtern sowie den Verzicht auf
Schimpfwörter und die Anpassung an die Schriftsprache gehen bis zu einem gewissen Maße
die Besonderheiten des Originals verloren. Dies kann zu einem „neutrale[n] Einheitsstil“ von
Untertitelungen führen (Schubert 2001:63). Vor allem wenn sich Charaktere in Filmen durch
die Verwendung von komplizierten Satzstrukturen und Fremdwörtern oder durch eine vulgäre
Sprache auszeichnen und dies einen Teil ihrer Persönlichkeit ausmacht, ist abzuwägen, inwieweit gekürzt und vereinfacht werden darf, ohne dass die Merkmale dieser Charaktere verloren gehen. Der Untertitler muss also stets eine schmale Gratwanderung meistern.
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2.2.2.4 Gestaltung
Auch der Gestaltung soll im Rahmen des Untertitelungsprozesses ein Kapitel eingeräumt
werden, da auch sie für die Untertitelung von großer Bedeutung ist und auf die Rezeption
Einfluss nimmt.
Wie bereits in der Definition der Untertitelung in Kapitel 2.1.1 erwähnt wurde, werden Untertitel generell am unteren Bildrand platziert. Von dieser Konvention wird nur dann abgewichen, wenn durch die Einblendung am unteren Bildrand wichtige Bildelemente verdeckt würden. Außerdem sollten Untertitel natürlich gut lesbar sein, weshalb häufig eine serifenlose
Schrift und eine entsprechende Schriftgröße gewählt werden. Generell wird auch auf Kursivierung verzichtet. Sie kommt meist nur bei Stimmen aus dem Radio oder Fernsehen oder bei
Personen vor, die sich in einem anderen Raum befinden, manchmal auch bei Liedtexten.
Auch ist die Schriftfarbe in aller Regel weiß. Dies kann dann zu Problemen führen, wenn der
Hintergrund selbst hell ist und man die Untertitel deshalb nicht mehr lesen könnte. In diesem
Fall werden die Untertitel entweder umrandet oder in eine schwarze Box gesetzt. An der Frage, ob Untertitel besser zentriert oder linksbündig dargestellt werden sollten, scheiden sich die
Geister. Als Argument für die linksbündige Formatierung wird angeführt, dass diese vor allem bei Dialogen die Lesbarkeit erhöht, da die beiden Aussagen auf gleicher Höhe eingeblendet werden (vgl. Jüngst 2010:39ff.). Auch im Code of Good Subtitling Practice (Web 1) der
European Association for Studies in Screen Translation, welcher nach Vorschlägen von Ivarsson und Carroll erstellt wurde, wird empfohlen, dass bei Zeilen unterschiedlicher Länge die
obere Zeile kürzer sein sollte, um möglichst wenig vom Bild zu verdecken, und dass beide
Zeilen linksbündig ausgerichtet sein sollten. Das für die Zentrierung ins Feld geführte Argument lautet hingegen, dass der Abstand von der Bildhandlung zu den Untertiteln weniger groß
ist als bei einer linksbündigen Ausrichtung der Untertitel (vgl. Jüngst 2010:41). Allgemein
gilt, dass die Gestaltung von Untertiteln ihre Lesbarkeit unterstützen sollte. So heißt es auch
im Code of Good Subtitling Practice (Web 1): „Subtitles should be highly legible with clear
lettering and a font which is easy to read. The characters should have sharp contours and be
stable on the screen.“
Diese Konventionen haben eine möglichst unauffällige Untertitelung zum Ziel, die die Rezeption des Originals unterstützt, sich gut in die Filmkomposition einfügt und nicht vom Handlungsgeschehen ablenkt. Dass diese Konventionen jedoch nicht in Stein gemeißelt sind und
mit ihnen auch gebrochen werden kann, zeigen beispielsweise die Fansubs. Dies soll in Kapitel 3.2.2 näher erörtert werden. Im Weiteren sollen noch einige ausgewählte Konventionen der
Zeichensetzung nach Ivarsson (1992:109ff.) beschrieben werden.
17
2.2.2.5 Zeichensetzung
Auch bezüglich der Zeichensetzung gibt es bestimmte Konventionen, die zur Erleichterung
des Verständnisses, und um die Zuschauer nicht zu verwirren, konsistent verwendet werden
sollten.
Ein Bindestrich wird häufig, wie auch in Kapitel 2.1.2 erörtert, zur Markierung eines Dialogs
verwendet. So kann durch einen Bindestrich deutlich gemacht werden, dass zwei verschiedene Personen innerhalb eines Untertitels zu Wort kommen. Die beiden Aussagen werden auf
diese Weise klar voneinander getrennt. Dabei kann nach dem Bindestrich ein Leerzeichen
gesetzt werden, dies ist jedoch kein Muss. Eine Trennung von Wörtern durch Bindestriche
sollte, auch wenn dies platzsparender wäre, generell vermieden werden (siehe auch Kapitel
2.2.2.1) (vgl. Ivarsson 1992:110).
Wenn sich eine Aussage über zwei Untertitel erstreckt, kann theoretisch durch drei Punkte am
Ende des ersten Untertitels und zu Beginn des nächsten Untertitels kenntlich gemacht werden,
dass die Aussage fortgesetzt wird. Jedoch sollte diese Methode dann auch kontinuierlich verwendet werden. Dies bedeutet auch, dass bei dem ohnehin schon sehr begrenzten Platzangebot drei weitere Zeichen eingespart werden müssen. Die drei Punkte können natürlich auch
mitten im Satz verwendet werden, um ein Zögern der sprechenden Person oder eine kurze
Sprechpause graphisch auszudrücken (vgl. Ivarsson 1992:111).
Für Kommata gilt, dass sie den Lesefluss und das Verständnis des Textes erleichtern sollen.
Die Kommasetzung muss nach Ivarsson (1992:114) jedoch nicht immer ganz genau den
grammatikalischen Regeln entsprechen.
Anführungszeichen können verwendet werden, um ein Zitat zu kennzeichnen. Sofern dieses
sich über mehrere Untertitel erstreckt, sollten die Anführungszeichen in jedem Untertitel wiederholt werden, um deutlich zu machen, dass das Zitat noch nicht zu Ende ist. Auch Wortspiele, Neologismen oder bewusste „Übersetzungsfehler“ können durch Anführungszeichen
gekennzeichnet werden (vgl. Ivarsson 1992:112f.).
Auf Klammern sollte laut Ivarsson (1992:114) verzichtet werden, da niemand beim Sprechen
Klammern verwendet. So sollte die Mündlichkeit des Dialogs trotz des Wechsels des
Sprachmodus und der Anpassung an die Schriftsprache, zumindest in einem gewissen Rahmen, nachgeahmt werden. Der Untertitler kann allerdings von Klammern Gebrauch machen,
um beispielsweise ein unübersetzbares Wortspiel zu erklären. Angesichts des Platzmangels ist
diese Verwendung von Klammern bei kommerziellen Untertiteln wohl äußerst selten zu finden. Bei Fansubs jedoch werden Klammern durchaus von den Amateur-Untertitlern verwendet, um eine Erklärung einzufügen. Mehr dazu soll in Kapitel 3.4.3.3.4 folgen.
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In diesem Kapitel sollten einige Zeichensetzungskonventionen erklärt werden. Weitere Richtlinien sind bei Ivarsson (1992:109ff.) zu finden. Wie streng diese Konventionen befolgt werden, hängt aber sicherlich auch von den jeweiligen Untertitelungsfirmen und ihren internen
Richtlinien ab.
Das folgende Kapitel widmet sich Übersetzungsproblemen bei der Untertitelung. Dabei werden zwei spezifische Übersetzungsprobleme, der Umgang mit Kulturspezifika und Wortspielen, näher untersucht. Da dies auch im praktischen Teil dieser Arbeit eine Rolle spielt, soll
zunächst theoretisch erörtert werden, welche Möglichkeiten dem Untertitler beim Umgang
mit Kulturreferenzen und Wortspielen zur Verfügung stehen. Auch wenn dieser Punkt thematisch in den Bereich des Übersetzungsprozesses eingeordnet werden könnte, soll ihm doch
aufgrund seiner Bedeutung für den praktischen Teil dieser Arbeit ein eigenes Kapitel gewidmet werden.
2.3 Umgang mit Übersetzungsproblemen
Übersetzungsprobleme sind natürlich nicht nur auf die Übersetzung in horizontaler Richtung
beschränkt. Auch der Untertitler sieht sich mit Übersetzungsproblemen konfrontiert. Dazu
zählen der Umgang mit Kulturspezifika und Wortspielen, aber auch die Übersetzung von Dialekten, Soziolekten oder Vulgärsprache. Erschwerend kommen bei der Untertitelung aber die
räumlichen und zeitlichen Restriktionen hinzu, die es dem Untertitler häufig nicht erlauben,
auf lange Erklärungen oder Kommentare zurückzugreifen. Deshalb muss der Untertitler flexibel sein und manchmal auch eine gute Lösung für die Übersetzung eines Wortspiels oder eines Kulturspezifikums wieder verwerfen und stattdessen eine kürzere, ihm vielleicht weniger
gelungen erscheinende Übersetzung wählen.
Im Folgenden soll erörtert werden, auf welche Strategien der Übersetzer, und damit natürlich
auch der Untertitler, bei der Übersetzung von Kulturspezifika und Wortspielen zurückgreifen
kann. Diese sind dabei natürlich nicht als Regelwerk zu verstehen, sondern vielmehr als eine
Art Leitfaden, an dem sich der Übersetzer orientieren kann.
2.3.1 Kulturspezifika
Ehe darauf eingegangen wird, welcher Strategien sich der Untertitler bei der Übersetzung von
Kulturspezifika bedienen kann, sollte zunächst kurz erklärt werden, worum es sich bei Kulturspezifika handelt.
Nord (1993:22) definiert Kulturspezifik folgendermaßen:
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„[A]lle Formen des (sprachlichen und nichtsprachlichen) Handelns und Verhaltens, die auf der Grundlage der in einer Kulturgemeinschaft vorherrschenden Normen, Konventionen und Meinungen anders
sind als in anderen Gemeinschaften. Kulturspezifisches Verhalten kann durch geographische, klimatische und sonstige natürliche Gegebenheiten der Umgebung, in der die Kulturgemeinschaft lebt, bedingt
sein (z. B. Kleidung, Wohnen, Essen) aber auch durch Konventionen, d. h. durch stillschweigende oder
explizite Übereinkunft etabliert […] und durch die Nachahmung existierender, als zweckmäßig (weil
von anderen ebenfalls akzeptiert) erfahrener Verhaltensmuster verfestigt werden.“
Kulturspezifika umfassen damit sowohl Realien, d. h. „Elemente des Alltags, der Geschichte,
der Kultur (...) eines bestimmten Volkes, Landes, Ortes, die keine Entsprechung bei anderen
Völkern, in anderen Ländern, an anderen Orten“ haben (Markstein 2006:288), als auch die
einer Kultur eigenen Normen und Verhaltensweisen. Es handelt sich dabei also um für eine
Kulturgemeinschaft charakteristische, identitätsstiftende Merkmale. Kulturspezifik ergibt sich
somit immer aus dem Vergleich mit einer anderen Kultur. Ein mit der Übersetzung von Kulturreferenzen verbundenes Problem ist die Übertragung der mit ihnen einhergehenden Konnotationen. So evozieren ausgangssprachliche Kulturspezifika in der Ausgangskultur gewisse
Gefühle oder Vorstellungen, die damit in der Zielkultur nicht zwangsweise verbunden sind,
selbst wenn den Zieltextrezipienten die Referenz durchaus bekannt ist. Der Übersetzer steht
damit vor der Herausforderung, diese Konnotationen so gut wie möglich auch in die Zielkultur zu transportieren. Der Übersetzer bzw. Untertitler sollte also bei der Übersetzung von Kulturspezifika zunächst die Präsuppositionen der zielsprachlichen Rezipienten einschätzen und
überlegen, welche Konnotationen mit einem Kulturspezifikum in der Ausgangskultur verbunden sind. Des Weiteren sollte er sich über die Wertigkeit des Kulturspezifikums im Ausgangstext bewusst werden, d. h. darüber, ob die Kulturreferenz häufig im Text Erwähnung findet
und für dessen Verständnis notwendig ist oder ob diese nur einmal genannt wird und für den
Text nicht von großer Bedeutung ist (vgl. Markstein 2006:290f.). Welche Strategie der Untertitler wählt, ist also je nach Fall zu entscheiden.
Die Übersetzungsstrategien können dabei unterschiedlich klassifiziert werden. Im Folgenden
wird eine Einteilung nach Nedergaard-Larsen (1993:219) und Jahn (2009:56ff.) vorgestellt
(siehe auch Wiesgickl 2010:13ff.). Eine andere, etwas allgemeinere Klassifikation ist beispielsweise bei Markstein (2006:291) zu finden.
Beim Exotismus, von Markstein auch als Zitatwort bezeichnet, wird das Kulturspezifikum
unverändert in die Zielsprache übernommen. Dies setzt jedoch voraus, dass die Zieltextrezipienten über das notwendige Vorwissen verfügen, um die Realienbezeichnung zu verstehen,
oder dass die mangelnde Kenntnis der Realie das Verständnis des Zieltextes nicht stört. Der
Vorteil dieser Strategie ist, dass Lokalkolorit und Authentizität beibehalten werden. Diese
Strategie findet häufig bei Institutionen, Straßennamen und Orten Anwendung (vgl. Jahn
2009:56f.).
20
Beim Zitatwort mit Hinzufügung wird das Kulturspezifikum in den Zieltext übernommen
und durch eine weitere Information ergänzt. Diese Strategie bietet den Vorteil, dass das jeweilige ausgangskulturelle Element im Zieltext beibehalten werden kann und gleichzeitig für den
zielsprachlichen Rezipienten expliziert und dadurch verständlicher gemacht wird (vgl.
ebd.:57f.).
Eine weitere Strategie zur Übersetzung von Kulturspezifika stellt die Lehnübersetzung dar.
Dabei werden die einzelnen Bestandteile des Fremdwortes wörtlich in die Zielsprache übersetzt (vgl. ebd.:58).
Während diese drei Übersetzungsstrategien ausgangssprachlich orientiert sind, ist die Generalisierung eher zielsprachlich orientiert. Im Rahmen der Generalisierung wird das ausgangssprachliche Realienlexem durch einen Überbegriff ersetzt. Der Nachteil dieses Verfahrens ist,
dass durch die Verwendung eines allgemeinen Begriffes die mit dem Kulturspezifikum verbundenen Konnotationen verloren gehen (vgl. ebd.:59).
Eine weitere Möglichkeit für die Übersetzung von Realienlexemen stellt die Analogiebildung
dar. Dabei wird das Kulturspezifikum durch ein in der Zielkultur bekanntes Realienlexem
ersetzt, das ähnliche Assoziationen hervorruft. Im besten Fall sollte die in der Zielsprache
gewählte Übersetzungsvariante auch in der Ausgangskultur bekannt sein (vgl. ebd.:60).
Außerdem kann der Übersetzer sich für eine Paraphrase entscheiden. Eine zu lange Umschreibung eignet sich jedoch aufgrund der räumlichen Restriktionen vor allem bei Untertiteln
nicht (vgl. ebd.:61).
Auf eine offizielle Entsprechung greift der Übersetzer normalerweise in all den Fällen zurück, in denen eine zielsprachliche Übersetzung des ausgangssprachlichen Realienlexems
existiert. Dies ist unter anderem häufig bei Filmen oder Buchtiteln der Fall (vgl. ebd.:61).
Eine weitere Strategie besteht in der Auslassung des Kulturspezifikums. Dies ist dann möglich, wenn durch die Auslassung das Verständnis des Zieltextes nicht beeinträchtigt wird. Dabei gehen allerdings alle mit dem Kulturspezifikum verbundenen Konnotationen verloren
(vgl. ebd.:62).
Der Untertitler muss bei seiner Wahl der Übersetzungsstrategie aber, wie bereits erläutert,
auch die zur Verfügung stehende Zeit und Zeichenzahl berücksichtigen. Er ist somit niemals
ganz frei bei seiner Entscheidung, sondern wird zu lange Explikationen oder Paraphrasen
wohl häufig eher vermeiden. Schubert (2001:156) schreibt, dass in Untertiteln aufgrund des
Platzmangels kaum expliziert wird. Generalisierungen fänden zwar Anwendung, allerdings
nur möglichst kurze Formulierungen. Weitaus häufiger sei bei der Untertitelung jedoch die
Auslassung des ausgangssprachlichen Kulturspezifikums. Eine pauschale Aussage kann dar21
über natürlich nicht getroffen werden, dies müsste im Einzelfall untersucht werden. Wichtig
ist, dass durch die jeweilige Strategie die Intention des Originals auch im Zieltext erreicht und
die Funktion des Ausgangstextes bewahrt wird.
In Kapitel 4.2 soll untersucht werden, auf welche Strategien beim Umgang mit Kulturspezifika in der offiziellen Untertitelung sowie in den Fansubs der Serie The Big Bang Theory zurückgegriffen wird.
2.3.2 Wortspiele
Die Übersetzung von Wortspielen stellt eine besondere Schwierigkeit bei der Übersetzung
dar. Wortspiele beruhen häufig auf lexikalischer Mehrdeutigkeit (Polysemie), grammatikalischer Mehrdeutigkeit, Lautidentität (Homonymie) bzw. Lautähnlichkeit (Paronymie) (vgl.
Delabastita 2006:285). Diese in der Zielsprache nachzuahmen ist nicht einfach, bei der audiovisuellen Übersetzung ergibt sich aber eine besondere Schwierigkeit, wenn das Wortspiel
zusätzlich auch auf dem Zusammenspiel von Bild und Dialog basiert. Der Vorteil der Untertitelung gegenüber der Synchronisation liegt in diesem Fall darin, dass der Originaldialog noch
erhalten bleibt. So besteht zumindest die Möglichkeit, dass der Zuschauer aufgrund seiner
Kenntnisse der Ausgangssprache das Wortspiel versteht.
Delabastita (2006:286f.) unterscheidet acht Verfahren, die bei der Übersetzung von Wortspielen angewandt werden können. Diese sollen in Kürze vorgestellt werden:
Im Optimalfall kann das ausgangssprachliche Wortspiel auch in der Zielsprache mit einem
Wortspiel übersetzt werden („Wortspiel  Wortspiel“). Dabei können sich die beiden Wortspiele in ihrer Form, ihrem Kontext oder auch in Bezug auf die Semantik unterscheiden.
Häufig ist es jedoch der Fall, dass ein ausgangssprachliches Wortspiel in der Zielsprache nicht
durch ein Wortspiel wiedergegeben werden kann („Wortspiel  kein Wortspiel“). Dabei
geht entweder eine Bedeutung des Wortspiels verloren oder beide Bedeutungen bleiben zwar
in der Zielsprache erhalten, haben allerdings keinen Wortspielcharakter mehr.
Ein Wortspiel kann aber auch durch ein ähnliches rhetorisches Mittel wie eine Metapher oder
eine Alliteration in den Zieltext übertragen werden („Wortspiel  ähnliches rhetorisches
Mittel“).
Des Weiteren kann das Wortspiel auch einfach ausgelassen werden („Wortspiel  NullÜbersetzung“).
Eine weitere Möglichkeit besteht für den Übersetzer darin, das ausgangssprachliche Wortspiel
in seiner Originalformulierung in die Zielsprache zu übernehmen, es also nicht wirklich zu
übersetzen („AS-Wortspiel = ZS-Wortspiel“).
22
Außerdem kann der Übersetzer an einer Stelle, an der sich im Original kein Wortspiel befindet, im Zieltext ein Wortspiel einbauen („Nicht-Wortspiel Wortspiel“). Auf diese Weise
kann beispielsweise der Wegfall eines Wortspiels an anderer Stelle kompensiert werden.
Ein ähnliches Verfahren der Kompensation ist es, an einer Stelle ein Wortspiel einzufügen, an
der im Ausgangstext keine textuelle Vorlage für dieses Wortspiel geliefert wurde („Nullstelle
 Wortspiel“).
Zudem kann sich der Übersetzer auch Editionstechniken bedienen und beispielsweise in
Form einer Fußnote das ausgangssprachliche Wortspiel erklären.
In der Praxis können diese Verfahren auch miteinander kombiniert werden.
Wie bereits bei der Übersetzung von Kulturspezifika gilt auch bei Wortspielen, dass die zeitlichen und räumlichen Restriktionen der Untertitelung die Übersetzung erschweren. Dies hat
laut Schubert (2006:168) zur Folge, dass Wortspiele in Untertiteln häufig der Auslassung zum
Opfer fallen. In Kapitel 4.3 wird untersucht, welche Strategien in der offiziellen Untertitelung
und den Fansubs von The Big Bang Theory bei der Übersetzung von Wortspielen angewandt
wurden.
2.4 Kompetenzen eines Untertitlers
Nachdem in den vorhergehenden Kapiteln über den Untertitelungsprozess und den Umgang
mit spezifischen Übersetzungsproblemen bei der Untertitelung gesprochen wurde, soll in diesem Kapitel untersucht werden, welche Anforderungen an einen Untertitler gestellt werden.
Zunächst stellt sich die Frage, wie man eigentlich Untertitler wird. Am häufigsten durchlaufen
Untertitler wohl ein Übersetzungsstudium und werden im Rahmen einer Anstellung bei einer
Untertitelungsfirma in die Untertitelung eingewiesen. In einigen Studiengängen werden aber
bereits Untertitelungsseminare angeboten. Natürlich muss ein Untertitler auch gut übersetzen
können, jedoch unterscheiden sich die Anforderungen an die Tätigkeit.
So ist es unter anderem wichtig, dass der Untertitler die Ausgangssprache in all ihren Facetten
versteht, dazu gehören neben der Standardsprache auch Dialekte, Slang und Vulgarismen
(vgl. Schubert 2001:20). Außerdem sollte er sich vor allem der Funktion von Dialekt, Slang
und Vulgärsprache im Ausgangstext bewusst sein, um einen funktional adäquaten Untertitel
in der Zielsprache zu erstellen.
Des Weiteren wird vom Untertitler eine hohe sprachliche Flexibilität gefordert. Da er den
zeiträumlichen Restriktionen unterworfen ist, muss er manchmal auch eine gelungene Untertitelung verwerfen und stattdessen eine kürzere Übersetzung wählen. Er muss auch, wie Schubert (2001:21) es formuliert, die Fähigkeit besitzen, „Sachverhalte auf den Punkt zu bringen,
23
sie gegebenenfalls auf ein absolutes Minimum zu reduzieren und dabei ein Maximum an Information zu übermitteln“. Zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden, ist somit von großer Bedeutung.
Wie der Übersetzer sollte auch der Untertitler über ein breites Allgemeinwissen verfügen sowie für seine Ausgangs- und Zielkultur sensibilisiert sein, denn in vielen Filmen und Serien
finden sich geschichtliche, politische oder kulturelle Anspielungen, die der Untertitler verstehen sollte, um ihre Bedeutung adäquat übertragen zu können. Außerdem sollte er, wie der
Übersetzer auch, dazu bereit sein, sich in verschiedenste Fachbereiche einzuarbeiten und eine
gewisse Recherchekompetenz haben (vgl. Schubert 2001:22). Dokumentarfilme über medizinische oder technische Themen können beispielsweise sehr komplex sein und profundes
Fachwissen voraussetzen. Um eine inhaltlich und terminologisch korrekte Übersetzung zu
produzieren, muss der Untertitler sich folglich eingehend mit dem Thema auseinandersetzen.
Da die Untertitelung allerdings häufig unter Zeitdruck angefertigt wird, sollte der Untertitler
„Strategien für den effizienten Einsatz verfügbarer Informationsquellen“ entwickelt haben
(DIN EN 15038 zit. n. Reinart 2009:252).
Als weitere Anforderung an einen Untertitler führt Schubert (2001:23) hohe Belastbarkeit,
Konzentration und schnelle Reaktion an. Vom Untertitler ist sehr oft Multi-Tasking gefordert,
da er „auf den Film achten, konzentriert auf die Sprache hören, Schnitte registrieren, Ein- und
Ausstiegszeiten überprüfen und eine bestmögliche Übersetzung in die filmischen Zwänge
einpassen“ muss (Schubert 2001:23).
Auch Geduld und Perfektionismus zählen zu den Tugenden eines Untertitlers. So ist es wichtig, Ein- und Ausstiegszeiten so oft zu verändern und die Untertitel dementsprechend anzupassen, bis ein guter Untertitel entstanden ist, der die wichtigsten Informationen enthält, gut
verständlich ist und sich flüssig liest (vgl. Schubert 2001:22). Daneben erfordert das Untertiteln sicherlich auch eine gewisse Frusttoleranz. So erfährt die Untertitelung häufig nur eine
geringe Wertschätzung:
„Sub-titles are a disposable product. Like plastic knives and forks their design may be admired just for a
brief moment … but they are used only once and then disposed of. In television even more than in feature films, that is the fate of subtitles. Our best jokes, our witticisms, our brilliant solutions to tricky
problems: they all vanish the moment they have been broadcast. In that respect sub-titling is almost like
interpreting.“ (Reid zit. n. Schubert 2001:23)
Vor allem bei Filmen in englischer Sprache, von der viele Zuschauer zumindest in gewissem
Maße Kenntnis haben, muss sich der Untertitler mit Kritik auseinandersetzen. So wird beispielsweise der Verlust von Informationen oder die Auslassung eines Wortspiels beklagt, oh-
24
ne dass jedoch beachtet wird, dass Kürzungen aufgrund der zeiträumlichen Restriktionen häufig unerlässlich sind.
Insgesamt ist die Untertitelung also ein vielfältiges und interessantes Arbeitsgebiet, das an den
Untertitler hohe Anforderungen stellt und ihm viel Flexibilität und Kreativität abverlangt.
Nachdem in Kapitel 2 die Untertitelung allgemein behandelt wurde, ist das folgende Kapitel
dem Kern der vorliegenden Arbeit, den Fansubs, gewidmet.
25
3. Fansubs
Nachdem in Kapitel 2 die Merkmale der Untertitelung erörtert wurden und der Untertitelungsprozess für eine professionelle Untertitelung beschrieben wurde, soll in diesem Kapitel
auf eine besondere Form der Untertitelung eingegangen werden, die Fansubs. Da Fansubs das
zentrale Thema dieser Arbeit darstellen, wird zunächst erklärt, wie diese sich entwickelt haben und was darunter zu verstehen ist. Anschließend wird der aktuelle Forschungsstand zu
Fansubs zusammengefasst. Da sich die bisherigen Untersuchungen zum Thema Fansubs vor
allem auf die Untertitelung von japanischen Animes konzentrieren, sich aber meines Wissens
bisher noch keine Arbeit mit deutschsprachigen Fansubs und Fansub-Foren beschäftigt hat,
soll diese Arbeit einen ersten Schritt in diese Richtung darstellen. Dabei wird zunächst der
Aufbau der beiden deutschen Fansub-Foren SubCentral und TV4User beschrieben, ehe auf
den Untertitelungsprozess in diesen Foren eingegangen wird. Anschließend werden Aufbau,
Zielsetzung und Ergebnisse der im Rahmen dieser Arbeit erstellten Umfragen beschrieben.
Die erste Umfrage richtete sich dabei an die Fansubber selbst, die zweite Umfrage an die Nutzer von Fansubs.
3.1 Definition und Entwicklung von Fansubs
Bei Fansubs handelt es sich um von Amateuren erstellte Untertitel, die im Internet ihre Verbreitung finden. Ihren Ursprung haben Fansubs in der Untertitelung japanischer Animes, weshalb man bei Díaz Cintas & Muñoz Sánchez (2006:37) auch die etwas einschränkendere Definition findet, bei Fansubs handle es sich um „a fan-produced, subtitled version of a Japanese
anime programme“.
Unter dem Begriff Anime werden in Japan produzierte Animationsfilme und -serien zusammengefasst, die entweder per Hand gezeichnet werden oder computeranimiert sind. Die ersten
Animes entstanden bereits 1917, der charakteristische Animestil entwickelte sich jedoch erst
in den 1960er Jahren. Ab den 1980er Jahren fanden Anime auch außerhalb Japans Verbreitung. Animes umfassen die verschiedensten Genres, von Fantasy über Action und Liebesgeschichten bis hin zum Bereich Erotik, und sind für verschiedene Altersstufen erhältlich, von
Kindern bis zu Erwachsenen (vgl. Web 2). Animes zeichnen sich laut Pérez González
(2006:262) durch ihre ganz eigene Erzählkultur aus, u. a. spezifische visuelle Konventionen,
sowie ihre tiefe Verankerung in der japanischen Kultur. Die ersten Animeprogramme wurden
zunächst für amerikanische Kinder synchronisiert. Dabei wurden allerdings die Geschichten
und Charaktere verändert, um sie an den Geschmack des Zielpublikums anzupassen, und ja26
panische Kulturspezifika entfernt, um die Programme für amerikanische Zuschauer leichter
verständlich zu machen. Die spezifischen japanischen Elemente fielen somit einer Manipulation zum Opfer. Was jedoch trotz dieser Amerikanisierung bestehen blieb, waren die spezifischen visuellen und erzählerischen Konventionen der Animeprogramme, die nicht den gängigen amerikanischen Konventionen entsprachen. Mit der weiteren Verbreitung und der zunehmenden Beliebtheit von Animes außerhalb Japans wurden sich die Fans aber auch immer
mehr der kulturellen Adaptation bewusst und bemühten sich darum, die Originalfilme
und -serien zu importieren, um Animes unverfälscht genießen zu können. Mit den immer
komplexer werdenden Geschichten wurde aber auch deutlich, dass für deren volles Verständnis die Kenntnis der japanischen Kultur unerlässlich war (vgl. Pérez González 2006:263). In
den 1980er Jahren wurden deshalb, auch infolge der Gründung der ersten Anime-Fanclubs,
die ersten Fansubs erstellt. Da die Fansubber selbst zu den Animeliebhabern zählten, kannten
sie auch die Bedürfnisse der Animefans und strebten eine unverfälschte und für Fans, die
nicht mit der japanischen Kultur vertraut waren, verständliche Untertitelung an. Durch die
Möglichkeiten, die das Internet bietet, und die Entwicklung von Ripping- und Untertitelungssoftware wuchs die Fansub-Community ab den 1990er Jahren immer weiter an (vgl. Díaz
Cintas & Muñoz Sánchez 2006:37). In den 1990er Jahren wurden die Fansubs zunächst noch
in Form von VHS-Kassetten verbreitet, da nur sehr wenige Menschen einen Internetzugang
hatten. Diese Praktik wurde von den Copyright-Inhabern geduldet, da die Fans so auf wenig
bekannte Animeproduktionen aufmerksam gemacht werden konnten. Selbst in den USA, die
nach Japan als zweitgrößter Absatzmarkt für Animes gelten, war der Animemarkt relativ klein
und es wurden nur sehr wenige Produktionen importiert. So galt in den Fansub-Communities
auch die Regel, dass ein Fansub nicht mehr frei zugänglich gemacht werden sollte, sobald die
Produktion kommerziell vertrieben wurde. Durch die zunehmende Beliebtheit von Animes
wuchs jedoch auch der Absatzmarkt, sodass Unternehmen mehr Lizenzen erwerben und Animeproduktionen gewinnbringend vertreiben konnten. Durch die Verbreitung des High-SpeedInternets wuchsen auch die Fansubbing-Communities weiter und es wurde immer einfacher,
Zugang zu den Original-Animes zu erhalten und Fansubs zu verbreiten. Dies wurde zu einem
Dorn im Auge der japanischen Vertreiber, da sie befürchteten, aufgrund der Fansubs weniger
Gewinn zu machen. Einige Unternehmen drohten Fansubbern deshalb, juristische Schritte
gegen sie einzuleiten. Andere Unternehmen wiederum dulden Fansubs, solange sie dadurch
keine finanziellen Einbußen erleiden, da durch sie die Bekanntheit einer Serie gesteigert werden kann. Letzten Endes sind Fansubs nach Díaz Cintas & Muñoz Sánchez (2006:45) aber
„technically illegal“.
27
Fansubs beschränken sich, wie bereits eingangs erwähnt, allerdings nicht mehr nur auf die
Untertitelung japanischer Animeprogramme. Wie Kayahara (2005, Kap. 2) bereits vorausgesagt hatte, werden heute die unterschiedlichsten Genres, von Comedy-Serien über ScienceFiction-Produktionen bis hin zu Hollywood-Blockbustern, aus den verschiedensten Sprachen
untertitelt.
Im Folgenden sollen die bisherigen Forschungserkenntnisse zum Thema Fansubs zusammengefasst werden. Dabei wird zunächst erläutert, wie sich der Untertitelungsprozess bei Fansubs
gestaltet. Anschließend werden die wichtigsten Merkmale von Fansubs beschrieben.
3.2 Bisheriger Forschungsstand
Dem Thema Fansubs wurde in der Forschung bisher nur wenig Bedeutung beigemessen. Die
Arbeiten, die sich bisher mit Fansubs beschäftigten, untersuchen vor allem die Untertitelung
von Animeproduktionen aus dem Japanischen, so dass die im Folgenden dargestellten Forschungsergebnisse möglicherweise nicht allgemein auch auf die Amateur-Untertitelung anderer Genres und aus anderen Sprachen übertragen werden kann. Mögliche Unterschiede und
Gemeinsamkeiten wären also noch in weiteren Arbeiten zu untersuchen.
3.2.1 Untertitelungsprozess
Am Prozess des Fansubbens von Anime, wie er bei Pérez González (2006:266ff.) und Díaz
Cintas/Muñoz Sánchez (2006:38f.) beschrieben wird, wirken mehrere Personen mit.
Um überhaupt mit der Untertitelung einer Animeproduktion beginnen zu können, muss den
Fansubbern zunächst das Ausgangsmaterial vorliegen. Für die Beschaffung des Originals sind
die sogenannten raw provider zuständig. Die raw provider suchen auf Peer-to-Peer-Websites
nach hochwertigen Rips von Animeproduktionen. Die Qualität der Materialien ist dann am
besten, wenn sie von DVDs gerippt wurden. Häufig werden aber TV-Rips verwendet, da die
Fansubs so schnell wie möglich an die internationalen Fans weitergegeben werden sollen und
TV-Rips häufig bereits innerhalb weniger Stunden nach der Ausstrahlung des Originals auf
P2P-Websites zur Verfügung stehen (vgl. Pérez González 2006:266).
Anschließend wird das Material an die Übersetzer weitergegeben. Das Fansubben von Animes ins Englische übernehmen häufig japanische Muttersprachler, die Englisch nicht unbedingt auf muttersprachlichem Niveau beherrschen. Dies hat natürlich auch Einfluss auf die
linguistische Qualität der Fansubs. Jedoch hat es den Vorteil, dass diese Fansubber alle Feinheiten der japanischen Sprache beherrschen und mit den Kulturreferenzen vertraut sind. Die
Untertitelung der Animes in andere Sprachen wird dann häufig auf Basis der englischen Fan28
subs vorgenommen. Die Übersetzer fertigen die Übersetzung in einer txt-Datei an und erstellen gegebenenfalls auch Timecodes zur Untertitelung. Häufig beschränken sie sich jedoch auf
die Übersetzung (vgl. Pérez González 2006:266f.).
Die Timer erstellen anschließend den Timecode. Dabei passen sie mithilfe eines FreewareProgrammes den übersetzten Text an den Dialog an, indem sie festlegen, wann der Untertitel
ein- und wieder ausgeblendet wird. Dieser Arbeitsschritt ist von großer Bedeutung, da sich
das Timing, wie in 2.2.1 erörtert, auf die Qualität der Untertitel auswirkt (vgl. Díaz Cintas &
Muñoz Sánchez 2006:41).
Die Aufgabe des Typesetters ist es, die passenden Schriftarten und -farben für die Untertitel
auszuwählen. Im Gegensatz zu kommerziellen Untertiteln, die möglichst unauffällig sind, um
nicht vom Bildgeschehen abzulenken, zeichnen sich Fansubs durch auffällige Untertitel aus.
Die Typesetter bemühen sich darum, die Schriftarten und -farben an die Bildkomposition, den
Dialog, die Charaktere, die Hintergrundgeräusche und an Vor- und Abspann anzupassen (vgl.
Díaz Cintas & Muñoz Sánchez 2006:41).
Des Weiteren hat sich die Funktion des Karaokeman herausgebildet, dessen Aufgabe zuvor
vom Timer oder dem Typesetter übernommen worden waren. Der Karaokeman ist für die
Titel- und Abspannmelodie zuständig, die normalerweise nur einmal übersetzt werden muss,
sofern sie sich im Laufe der Zeit nicht ändert. Wird die Titel- bzw. Abspannmelodie gespielt,
werden im Fansub sowohl die Transkription des Textes als auch dessen Übersetzung eingeblendet. Der Karaokeman sorgt dafür, dass sich die einzelnen Textsilben, wenn sie im Original gesungen werden, mit Farbe füllen. Dafür ist ein genaues Timing erforderlich. In Freeware-Untertitelungsprogrammen wie Sub Station Alpha oder Aegisub ist dafür eigens ein
Karaokemodus integriert (vgl. Pérez González 2006:267).
Die Editoren bzw. Korrekturleser sind für die Qualitätssicherung zuständig. Diesem Arbeitsschritt kommt insbesondere dann große Bedeutung zu, wenn die Übersetzung von einem
Nicht-Muttersprachler verfasst wurde. Der Editor überprüft den Fansub auf orthographische
und grammatikalische Korrektheit, stellt sicher, dass die Untertitel sich in der Zielsprache
natürlich lesen und Formulierungen und Kollokationen idiomatisch sind, und führt gegebenenfalls Hintergrundrecherchen durch, um sich zu versichern, dass Kulturreferenzen richtig
erklärt wurden. Dabei wäre es natürlich von Vorteil, wenn der Editor der Ausgangssprache
mächtig wäre, dies ist jedoch nicht zwingend notwendig (vgl. Pérez González 2006:267f.).
In einem letzten Schritt erstellt der Encoder eine Videodatei, welche die zielsprachlichen Untertitel erhält. Häufig komprimieren die Encoder dafür die Videodatei und fügen dieser mithil-
29
fe eines Freeware-Programmes die zugehörige Audio- und Untertiteldatei hinzu (vgl. Pérez
González 2006:268).
Der fertige Fansub kann nun über Filesharing-Protokolle wie BitTorrent verbreitet werden.
Diese strikte Aufgabentrennung findet allerdings nicht immer statt. So kann es auch sein, dass
eine Person mehrere dieser Arbeitsschritte übernimmt. Auch die Reihenfolge dieser Arbeitsschritte kann sich durchaus ändern.
In Kapitel 3.3.2 wird näher auf den Untertitelungsprozess in den deutschen Fansub-Foren
SubCentral und TV4User eingegangen.
3.2.2 Merkmale von Fansubs
Da Fansubs nicht von professionellen Untertitlern, sondern von Amateuren erstellt werden, ist
auch die Frage interessant, inwieweit sie sich von kommerziellen Untertiteln unterscheiden.
Díaz Cintas/Muñoz Sánchez (2006:46f.), Künzli (2011:649f.) und Pérez González (2007:71ff.
sowie 2006:271f.) haben sich bereits mit diesem Thema beschäftigt und einige Merkmale von
Fansubs herausgearbeitet, die im Folgenden beschrieben werden sollen.
Während in der professionellen Untertitelung das Credo gilt, dass Untertitel sich möglichst
unauffällig in die Bildkomposition einfügen und den Zuschauer nicht vom Bildgeschehen
ablenken sollen, haben sich in den Fansub-Communities, die Animeproduktionen untertiteln,
andere Standards durchgesetzt:
So werden beispielsweise innerhalb eines Fansubs Schriftart und Schriftfarbe gewechselt,
während in der kommerziellen Untertitelung generell durchgängig dieselbe, meist serifenlose
Schriftart verwendet wird. Auch die weiße Schriftfarbe wird in der professionellen Untertitelung, mit Ausnahme der Untertitel für Hörgeschädigte, nicht gewechselt. Die verschiedenen
Schriftfarben und -arten in den Fansubs dienen der Sprecheridentifizierung und der Markierung von Dialekten, richten sich aber u. a. auch nach dem Bild und der Prosodie. Der Typesetter bemüht sich darum, die unterschiedlichen Schriftarten und -größen an die Gestaltung des
Originals anzupassen, damit sich die Untertitel harmonisch in die Bildkomposition einfügen
(vgl. Pérez González 2006:270f.).
Wie bereits dargestellt wurde, sind Animes tief in der japanischen Kultur verankert und enthalten deshalb auch viele kulturelle Elemente, die Fans, die weniger mit der japanischen Kultur vertraut sind, möglicherweise nicht verstehen. Aus diesem Grund werden in den Fansubs
auch außer- und innersprachliche Kulturspezifika erklärt, entweder in Form von Übertiteln und Blasen oder auch durch einen Kommentar im Untertitel selbst, der sich farblich vom
restlichen Untertitel abhebt. Ziel ist es, den internationalen Animefans die japanische Kultur
30
näher zu bringen. Die Folge davon ist, dass mit den üblichen Untertitelungskonventionen in
Bezug auf Zeilenzahl und -länge gebrochen wird (vgl. Künzli 2011:649, Díaz Cintas &
Muñoz Sánchez 2006:47). So muss der Zuschauer zusätzlich zu den Untertiteln auch noch die
Kommentare des Übersetzers rezipieren. Dies könnte natürlich den Schluss zulassen, dass die
Zuschauer es zeitlich nicht schaffen, alle Informationen aufzunehmen. Jedoch kam Künzli
(2011:658f.) in einer Studie zur Rezeption von untertitelten Filmen zu dem Ergebnis, dass die
Probanden, die gleichzeitig Unter- und Übertitel lesen mussten, prozentual sogar geringfügig
mehr Fragen zu Bild und Gesamtsituation der Filmausschnitte richtig beantworten konnten als
die Probanden, die lediglich Untertitel rezipierten. Auch die Vermutung, den Probanden in der
Bedingung mit Übertiteln bliebe weniger Zeit, um die Untertitel zu lesen, konnte in der Studie
nicht bestätigt werden. Stattdessen konnte Künzli (2011:664) feststellen, dass die Probanden
das Bild weniger lang fixierten als die Studienteilnehmer in der Bedingung nur mit Untertiteln, sie aber trotz kürzerer Betrachtungszeit die Fragen zum Bild besser beantworten konnten. Hinderling (2011:52) kam in ihrer Studie zur Reaktion verschiedener Altersgruppen auf
zusätzliche Informationen in Untertiteln zu dem Ergebnis, dass die Probanden im Modus mit
zusätzlichen Erklärungen zwar prozentual weniger Fragen korrekt beantworten konnten als im
Modus nur mit Untertiteln, dass die Probanden allerdings angesichts des weitaus höheren
Verarbeitungsaufwandes dennoch ein gutes Ergebnis erzielen konnten. Die jüngere Altersgruppe der 15- bis 30-Jährigen konnte im Erklärungs-Modus insgesamt 63,5 % richtige Antworten geben, gegenüber 71,3 % im Untertitel-Modus. Die ältere Altersgruppe der 45- bis
60-Jährigen hingegen konnte im Erklärungs-Modus 50,1 % und im Untertitel-Modus 59 %
korrekte Antworten geben. Die Ergebnisse dieser Studien lassen den Schluss zu, dass die Zuschauer – der Studie Hinderlings nach wahrscheinlich vor allem jüngere Zielgruppen – durchaus mehr Text rezipieren können als in der Fachliteratur häufig angenommen wurde, und dass
die gängigen Untertitelungsnormen nicht in Stein gemeißelt sind.
Doch der Bruch mit den gängigen Untertitelungsnormen in Bezug auf Zeichenanzahl und
Zeilenlänge findet sich nicht nur bei Kommentaren zu Kulturspezifika, sondern auch an Stellen, an denen die Charaktere des Films oder der Serie schnell sprechen. Díaz Cintas & Muñoz
Sánchez (2006:46) merken an: „[T]ranslators tend to stay close to the original text (…).“ Um
jedoch den Originaltext bei hohem Sprechtempo auch in den Untertiteln möglichst genau
wiederzugeben, werden in Fansubs auch mehr als 35-40 Zeichen pro Zeile und teilweise
auch Untertitel mit mehr als zwei Zeilen verwendet (vgl. Künzli 2011:650). Wie bereits
erläutert wurde, führt das höhere Informationsvolumen nicht zwangsläufig zu Rezeptionseinbußen bei den Zuschauern.
31
Fansubs brechen außerdem mit der traditionellen Positionierung von Untertiteln am unteren
Bildrand. So weist Künzli (2011:650) darauf hin, dass die Positionierung von Untertiteln,
wie dies auch bei der Verwendung unterschiedlicher Schriftfarben der Fall ist, als Mittel zur
Sprecheridentifizierung eingesetzt wird. Auch Bildelemente wie Reklame- oder Straßenschilder verlangen manchmal nach einer Übersetzung. In diesem Fall wird die Übersetzung,
teilweise auch lediglich eine Transkription, nicht unbedingt als Untertitel verfasst, sondern
direkt in die Bildkomposition eingefügt (vgl. Pérez González 2006:271f.).
Dass die „Unsichtbarkeit“ der Untertitler in den Fansubs aufgehoben wird, ist auch daran zu
sehen, dass manche Fansubs einen Vorspann enthalten, in dem die Untertitler Hintergrundinformationen zum Verständnis des Films oder der Serie liefern oder auch ihre Untertitelungsstrategie erklären. Ein Beispiel dafür ist bei Díaz Cintas & Muñoz Sánchez (2006:47) zu
finden. Teilweise versuchen Untertitler in ihren Kommentaren auch, durch gezielte Anmerkungen die Interpretation der Zuschauer zu lenken. Des Weiteren werden in den Fansubs
selbst, auch gut sichtbar, Angaben zu den Fansubbern gemacht. Das gilt auch für die Fansubs bei SubCentral und TV4User, in denen Übersetzer, Korrekturleser und Anpasser an
prominenter Stelle, meist während der Einspielung der Titelmelodie, genannt werden. Auf
diese Weise wird ihre Leistung gewürdigt (vgl. Künzli 2011:650). Auch in kommerziellen
Untertitelungen findet der Untertitler meist Erwähnung, allerdings wird, wie Schubert
(2001:89) so schön sagt, „[s]ein Name (…) – wenn überhaupt – erst am Ende des Abspanns
gezeigt, nachdem die Zuschauer bereits aus dem Kino geströmt sind oder im Fernsehen auf
einen anderen Sender umgeschaltet haben.“
Bei der Untertitelung von Animes ist außerdem noch zu beobachten, dass die Titel- und Abspannmelodie des Films bzw. der Serie in Karaokeform untertitelt wird, d. h. dass der Text
sowohl transkribiert als auch übersetzt wird und die einzelnen Silben, sobald sie gesungen
werden, mit Farbe gefüllt werden (vgl. Díaz Cintas & Muñoz Sánchez 2006:47).
Mit ihren innovativen Untertitelungsmethoden wenden sich die Fansubber gegen die
Mainstream-Untertitelung, in der die kulturellen und sprachlichen Eigenheiten der Ausgangskultur aufgrund der Anpassung an zeiträumliche Restriktionen häufig einer „Domestizierung“
zum Opfer fallen. Durch eine auffälligere Untertitelung können die Besonderheiten der Ausgangskultur beibehalten werden, gleichzeitig wird der zielsprachliche Zuschauer noch besser
an die fremde Kultur herangeführt. Die Fansubber werten dadurch die Bedeutung des Untertitlers auf, da er nicht mehr, wie in der kommerziellen Untertitelung, „unsichtbar“ bleibt, sondern durch den Bruch mit gängigen Untertitelungskonventionen auch kreativer tätig werden
kann. Zudem kennen die Fansubber ihr Zielpublikum auch sehr genau, da sie selbst ein Teil
32
davon sind. Insofern sind die Voraussetzungen für eine an die Bedürfnisse des Zielpublikums
angepasste Untertitelung gegeben. Die Studie von Künzli zeigte auch, dass durchaus Spielraum für eine kreativere Untertitelung existiert, die nicht den gängigen Konventionen entspricht, ohne dass dadurch die Rezeption der Zuschauer gestört wird. So ist es durchaus möglich, dass sich manche Untertitelungsrichtlinien, wie sie beispielsweise im Code of Good Subtitling Practice (Web 1) festgelegt sind, im Laufe der Zeit wandeln.
Da sich bisher noch keine Forschungsarbeit mit deutschsprachigen Fansubs beschäftigt hat,
soll mit dieser Arbeit ein erster Schritt in diese Richtung gegangen werden. Im folgenden Kapitel werden deshalb die beiden großen Fansub-Foren SubCentral und TV4User untersucht.
3.3 Deutsche Fansub-Foren
In den einschlägigen Arbeiten zu Fansubs von Díaz Cintas/Muñoz Sánchez (2006) und Pérez
González (2007 sowie 2006) standen vor allem die Amateur-Untertitelung von japanischen
Animes und ihre Merkmale im Mittelpunkt. Künzli (2011) untersuchte außerdem, wie sich ein
Merkmal von Fansubs, die Erklärung von Kulturspezifika in Form von Übertiteln, auf die
Rezeption auswirkt, und wie diese Erläuterungen von den Zuschauern aufgenommen werden.
Das Fansubben von Animes stellt aber insofern eine Besonderheit dar, als Animes ein weniger kommerzielles Produkt sind und somit auch weniger Zuschauer in ihren Bann ziehen als
beispielsweise bekannte US-Serien. Außerdem unterscheidet sich die japanische deutlich von
der amerikanischen oder europäischen Kultur, der viele Nutzer von Anime-Fansubs entstammen. Dies macht natürlich Erklärungen von Kulturreferenzen nötig, um das Verständnis der
Zuschauer zu fördern. Des Weiteren werden Anime-Fansubs meist nicht von Muttersprachlern der Zielsprache übersetzt, sondern häufig von japanischen Muttersprachlern, worunter die
sprachliche Qualität der Untertitel leiden kann. Fansubs werden heute aber nicht nur für Animes, sondern auch für beliebte, kommerzielle Fernsehserien wie The Big Bang Theory, How I
met your mother oder CSI erstellt, die in der angelsächsischen Kultur spielen und von der
Lingua Franca Englisch in die jeweilige Zielsprache übersetzt werden. Da diese Fansubs bisher in der Forschung jedoch nur wenig Beachtung fanden und sich meines Wissens nach bisher noch keine Arbeit mit dem Phänomen des Fansubbens im Deutschen befasst hat, widmet
sich das folgende Kapitel diesem Thema. Zunächst werden dafür die beiden großen deutschen
Fansub-Foren SubCentral und TV4User untersucht.
33
Abbildung 1: SubCentral
Abbildung 2: TV4User
3.3.1 SubCentral und TV4User
Um das Phänomen Fansubben in Deutschland untersuchen zu können, ist es wichtig, sich
auch mit dem Rahmen zu beschäftigen, in welchem die Amateur-Untertitel erstellt und veröffentlicht werden. Aus diesem Grund sollen die beiden Foren SubCentral und TV4User näher
vorgestellt werden.
SubCentral wurde laut angeldream5, einer Administratorin des Forums, am 2. Februar 2006
von den Usern marlboro und JuppJulasch gegründet und besteht somit seit 7 Jahren. Die
Gründung von SubCentral stellt eine Absplitterung vom Board TV4User dar. So waren
marlboro und JuppJulasch sowie andere User zuvor noch Mitglieder von TV4User. Jedoch
kam es im Laufe der Zeit zu unwiderlegbaren Streitigkeiten, sodass sich einige User entschieden, dieses Board zu verlassen und ein eigenes Fansub-Forum zu gründen, das sie nach ihren
eigenen Vorstellungen leiten können. Auch heute sind sich die beiden Foren nach den Worten
von angeldream „nicht sehr grün“. TV4User muss folglich bereits länger bestehen, Angaben
darüber, wann genau das Forum entstanden ist, stehen jedoch nicht zur Verfügung, da die
Administratoren des Boards nicht auf diesbezügliche Fragen geantwortet haben.
SubCentral ist, obwohl es später gegründet wurde, das größere und aktivere der beiden Foren.
So werden dort durchschnittlich 136,1 Beiträge pro Tag verfasst und auch die Anzahl der
Themen ist mit 30.600 beachtlich. Auf TV4User hingegen werden täglich „lediglich“ 67,4
Beiträge erstellt und auch die Anzahl der Themen ist mit 10.601 weitaus geringer. SubCentral
5
Eine Datei mit allgemeinen Fragen zum Forum und zum Fansubben wurde am 5. November 2012 per privater
Nachricht über das Forum SubCentral an angeldream geschickt. Die Fragen und ihre Antworten können im Anhang unter 7.1 nachgelesen werden.
34
ist zudem mit seinen 136.983 Mitgliedern gegenüber 105.655 Mitgliedern bei TV4User mitgliederstärker6. Interessant ist auch die rasante Entwicklung dieser Foren. Vergleicht man
diese Zahlen vom 12. Dezember 2012 mit dem Stand vom 23. Oktober 2012, ist festzustellen,
dass die Zahl der User auf SubCentral seither um 3.593 und auf TV4User um 1.978 zugenommen hat.
Insgesamt wurden bzw. werden auf SubCentral 603 und auf TV4User 346 Serien untertitelt,
dies beinhaltet auch bereits eingestellte Serien. Dabei wurden Fansubs zu den verschiedensten
Genres, von Comedy über Fantasy zu Crime, erstellt. Neben Publikumsmagneten wie The Big
Bang Theory und CSI wurden auch weniger bekannte Serien untertitelt. Außerdem bieten beide Foren den Zuschauern nicht nur die von Mitgliedern erstellten deutschen Fansubs, sondern
auch englische Untertitel, die sie von anderen Boards beziehen.
Der Erfolg dieser Foren ist sicherlich auch darin zu sehen, dass beide Foren sich nicht nur als
Anbieter von Untertiteln verstehen, sondern ihren Mitgliedern als soziales Netzwerk vielmehr
einen Raum geben, in dem sie sich auch über ihre Lieblingsserien sowie über verschiedenste,
nicht mit TV-Serien in Zusammenhang stehende Themen austauschen können. Die TeamMitglieder von SubCentral organisieren beispielsweise in regelmäßigen Abständen OnlinePokerturniere, an denen jeder User teilnehmen kann. Über private Nachrichten können die
User auch Kontakte knüpfen und sich mit anderen Mitgliedern austauschen.
Das Forum SubCentral finanziert sich aus Werbeeinnahmen und Spenden. Da die Werbeeinnahmen durch neue Entwicklungen wie Ad-Blocker rückläufig geworden sind, bietet SubCentral seinen Usern seit 2010 auch die Möglichkeit, sich als Gegenleistung für die Nutzung
der Untertitel finanziell am Unterhalt des boardeigenen Servers zu beteiligen. Durch die
Kombination dieser Finanzierungsquellen ist es möglich, die bei weit über 100 Euro liegenden monatlichen Serverkosten annähernd zu decken.
Nachdem eine allgemeine Beschreibung der Fansub-Foren SubCentral und TV4User vorgenommen wurde, soll im Folgenden erläutert werden, wie sich der Untertitelungsprozess in
diesen Foren gestaltet und für welche Aufgaben die jeweiligen Teammitglieder zuständig
sind.
3.3.2 Untertitelungsprozess und Foren-Mitglieder
In Kapitel 3.2.1 wurde bereits der Untertitelungsprozess für Anime-Produktionen erläutert.
Dieses Kapitel widmet sich der Untertitelung bei SubCentral und TV4User. Die Informationen dazu stammen aus dem mit der Administratorin angeldream geführten Interview. Da vom
6
Stand: 12. Dezember 2012
35
Board TV4User keine Angaben zu erhalten waren, können lediglich Vermutungen bezüglich
der Aufgaben der einzelnen Teammitglieder angestellt werden. Da sich jedoch der Aufbau der
beiden Foren insgesamt sehr ähnelt, ist anzunehmen, dass auch der Untertitelungsprozess in
etwa gleich abläuft.
Neben den Usern allgemein gibt es bei SubCentral und TV4User die Teammitglieder, die
bestimmte Aufgaben für das Forum übernehmen und verschiedenen Kategorien zugeordnet
werden können.
Die Subber – im Gegensatz zu den Fansubbern, wie sie bei Díaz Cintas/Muñoz Sánchez und
Pérez González beschrieben werden, sind sie allesamt deutsche Muttersprachler – sind für die
Untertitelung der Serien zuständig. Einen raw provider gibt es nicht. Stattdessen besorgen sie
sich die Serien, die sie untertiteln möchten, selbst. Untertitelt wird dabei meist mit dem Freeware-Programm Subtitle Workshop auf Basis englischer Subs, die von anderen Boards bezogen werden. Als erste Anlaufstelle für SubCentral dient das Forum addic7ed.com. Dieses bietet laut angeldream den Vorteil, dass die Subs besonders schnell geliefert werden. Dies ist
dann wichtig, wenn der deutsche Fansub möglichst schnell erstellt werden soll. Die Timings
seien dort allerdings am schlechtesten. Dies erhöht den Mehraufwand, da größere Veränderungen am Timing notwendig sind. Eine weitere Bezugsquelle für SubCentral ist das chinesische Board shooter.cn und ein französisches Board, das zwar Subs mit sehr gutem Timing
bietet, allerdings die englischen Subs teilweise erst eine Woche nach Ausstrahlung der jeweiligen Episode zur Verfügung stellt. Dies hätte zur Folge, dass sich die deutschen Zuschauer
länger geduldet müssten, ehe sie ihre Lieblingsserie mit deutschen Untertiteln genießen können. Wie in Kapitel 3.4.3.1 allerdings erörtert wird, ist Geduld nicht unbedingt die Tugend
aller User. Des Weiteren stellt ein italienisches Board Untertitel mit sehr gutem Timing zur
Verfügung. Da es sich dabei allerdings nicht um englische, sondern um italienische Untertitel
handelt, wurde von SubCentral-Mitgliedern ein Tool entwickelt, mithilfe dessen die verschiedenen Stärken dieser Foren kombiniert werden können. Mit diesem Tool können die englischen Titel eines Boards mit dem qualitativ hochwertigen Timing eines anderen Boards verbunden werden. Anschließend ist dann nur noch eine minimale manuelle Bearbeitung notwendig, um englische Untertitel mit sehr gutem Timing zu erhalten.
Neben der Untertitelung können die Subber auch weitere Aufgaben übernehmen und sich
beispielsweise um das Timing und die Anpassung der von ihnen untertitelten Serie oder anderer Serien kümmern oder Untertitel Korrektur lesen. Eine strikte Aufgabentrennung gibt es
also nicht.
36
Bei SubCentral waren im Oktober 2012 148 Subber registriert, von denen lediglich 12 im
Oktober nicht aktiv waren. Im Vergleich dazu waren bei TV4User im selben Zeitraum 64
Subber angemeldet, von denen 18 nicht im Oktober tätig waren. Die Subber sind dabei in unterschiedlichem Maße aktiv. So gab es Mitglieder, die zu diesem Zeitpunkt 11 Episoden untertitelt hatten und andere Mitglieder, deren untertitelte Episodenzahl im dreistelligen Bereich
lag. Die „fleißigste“ Untertitlerin ist angeldream mit 447,5 Subs. Da die Subs natürlich stark
in ihrer Länge variieren können, wurde von SubCentral eine Art Berechnungssystem erstellt,
wonach ein Sub mit mehr als 300 Items als ganzer Sub und ein Sub mit weniger Items als
halber Sub angerechnet wird. Doppelfolgen oder Episoden in Spielfilmlänge werden als zwei
Subs angesehen. Wenn mehrere Subber an der Untertitelung einer Episode arbeiten, werden
ihnen entsprechend der von ihnen übersetzten Item-Anzahl Punkte gutgeschrieben.
Neben den erfahrenen Subbern gibt es auch die sogenannten Subber auf Probe. Da viele
angehende Subber häufig unterschätzen, welch hoher zeitlicher Aufwand hinter dem Erstellen
einer gelungenen Untertitelung steckt, sollen sie in einer Art Mentoren-Programm an die Untertitelung herangeführt werden. Bei SubCentral melden sich interessierte User bei einer der
beiden Mentorinnen ninh und elya und werden bezüglich ihrer Englischkenntnisse und ihrer
orthographischen Fähigkeiten befragt. Wenn sich die Teammitglieder noch unsicher sind, ob
in dem interessierten User ein Untertitelungstalent schlummert, muss der angehende ProbeSubber zunächst 100 Items übersetzen, damit die Teammitglieder sich seines Potenzials vergewissern können. Sollte diese Probe-Untertitelung gut gelungen sein, wird der User zum
Subber auf Probe ernannt. Dabei werden ihm auch verschiedene Hilfestellungen an die Hand
gegeben. So erhält er den „Erste-Hilfe-Kasten“7, in dem ihm wichtige Informationen zu technischen Aspekten der Untertitelung sowie essentielle Richtlinien für die Untertitelung selbst
an die Hand gegeben werden. Außerdem wird er auf wichtige Hilfsmittel für die Untertitelung
hingewiesen, wie z. B. Online-Wörterbücher, und ihm wird ein Korrekturleser zur Seite gestellt. Er kann sich bei Fragen natürlich auch immer über die Chat-Funktion des Forums oder
über das interne Forum, das nur für Teammitglieder zugänglich ist, an die anderen Subber
wenden. Wenn der Probe-Subber fünf komplette Subs entsprechend dem obengenanntem Berechnungssystem erstellt hat (bei TV4User drei Subs), wird sein Korrekturleser gefragt, ob
der Probe-Subber nun zum vollwertigen Subber befördert werden kann, oder ob seine Probezeit noch etwas verlängert werden sollte. In ganz seltenen Fällen kann es auch sein, dass die
Qualität der Untertitel zu schlecht ist und dem Probe-Subber sein Rang aberkannt werden
muss.
7
Siehe Anhang Abschnitt 7.2
37
Bei SubCentral waren im Oktober 2012 25 Subber auf Probe angemeldet, davon waren lediglich vier im Oktober nicht aktiv. Bei TV4User sind dazu keine Angaben erhältlich.
Die Übersetzung allein macht jedoch noch keine gute Untertitelung aus. Aus diesem Grund
gibt es bei SubCentral auch die Kategorie der Supporter, bei TV4User analog dazu die Subporter. Zu diesen zählen die Korrekturleser und die Anpasser.
Die Korrekturleser überprüfen die Untertitel auf grammatikalische und orthographische
Korrektheit, auf Übersetzungsfehler sowie idiomatische Ausdrucksweise. Denn auch wenn
die Subs von Muttersprachlern erstellt werden, schleichen sich immer einmal wieder Flüchtigkeitsfehler ein. Außerdem wird der Übersetzer häufig auch „betriebsblind“ bezüglich seiner
eigenen Übersetzung. Deshalb sollen Subs, sofern möglich, stets durch eine weitere Person
Korrektur gelesen werden. Bei TV4User wird darauf hingewiesen, dass die Korrekturleser,
dort Reviser genannt, die Untertitel optional auch auf ihre Form überprüfen und gegebenenfalls Items zusammenfügen, Timecodes anpassen und Zeilenumbrüche verbessern können.
Wie oben bereits erläutert wurde, kann das Korrekturlesen aber natürlich auch von den Subbern übernommen werden. Bei TV4User erfolgt die Bewerbung zum Reviser analog zur Bewerbung als Subber. Dem angehenden Reviser wird ein Mentor an die Hand gegeben, der ihm
bei Fragen zur Seite steht. Nach drei erfolgreich überarbeiteten Subs wird der Probe-Reviser
zum Reviser ernannt.
Aufgabe der Anpasser ist es, die Untertitel auf die verschiedenen Versionen anzupassen.
Aufgrund der möglicherweise verschiedenen Schnitte der Versionen wie HDTV, 720p, 1080i,
1080p, WEB-DL und DVDRip müssen die Timecodes der Untertitel an die jeweilige ReleaseVersion angepasst werden, um die synchrone Widergabe von Bild und Untertitel zu gewährleisten. Wie auch bei den Subbern und Revisern kümmert sich bei TV4User ein Mentor um
die angehenden Anpasser. Sofern diese drei Subs erfolgreich angepasst haben, werden sie
zum Anpasser befördert.
Die Anzahl der Supporter betrug im Oktober 2012 bei SubCentral 19 und bei TV4User 8 aktive Mitglieder.
Ein Encoder ist nicht nötig, da die Untertitel in Form einer srt-Datei angeboten und in den
Foren keine Videos verbreitet werden. User, die sich ihre Lieblingsserie ansehen möchten,
sind selbst dafür verantwortlich, sich eine Kopie der Serie zu beschaffen. Auf SubCentral und
TV4User werden ihnen lediglich die dazugehörigen Untertitel angeboten.
Da es sich bei SubCentral und TV4User um Foren mit sozialem-Netzwerk-Charakter handelt,
bedürfen sie aber auch noch weiterer Mitglieder, um ein reibungsloses Funktionieren des Forums zu garantieren. Dazu zählen unter anderem die Moderatoren, die Diskussionen leiten,
38
Subs verlinken und über RSS-Feed, Facebook und Twitter das Erscheinen eines neuen Subs
ankündigen. Bei SubCentral sind verschiedene Gruppen von Moderatoren zu unterscheiden.
Die Themen MODs posten in erster Linie Neuigkeiten über die gesubbten Serien und über
Schauspieler. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, den Austausch der User anzuregen und die
Kommunikation im Forum zu fördern.
Die Moderatoren erstellen hauptsächlich Threads für neue Serien und verlinken die englischen und deutschen Untertitel sowie die Anpassungen an verschiedene Release-Versionen
miteinander.
Die Supermoderatoren sind zusätzlich noch mit mehr Rechten als Themen MODs und Moderatoren ausgestattet. Sie können auch einzelne User sperren oder sogar Schreib- oder IPSperren verhängen.
Auch bei TV4User gibt es Moderatoren. Hier wird zwischen den Moderatoren unterschieden,
die Neuigkeiten posten, Diskussionen starten und englische und deutsche Untertitel miteinander verlinken, und den Supermoderatoren, die über erweiterte Zugriffsmöglichkeiten verfügen.
SubCentral zählte im Oktober 2012 4 Themen MODs, 6 Moderatoren und 4 Supermoderatoren, TV4User 8 Moderatoren und 5 Supermoderatoren.
Natürlich verfügen die beiden Foren auch über Administratoren, beide über 5 an der Zahl.
Administratoren kommen vollumfängliche Rechte zu. Sie sind Ansprechpartner für alle
Teammitglieder und sind für die technische Verwaltung des Forums zuständig. Daneben können Administratoren natürlich auch als Subber, Korrekturleser oder Anpasser fungieren.
Des Weiteren gibt es bei SubCentral noch die Gruppe der Ehrenmitglieder (Oktober 2012:
21 aktive Mitglieder), die sich durch viele Subs, als Korrekturleser oder als Moderatoren für
das Forum verdient gemacht haben, die an der Gründung von SubCentral beteiligt waren oder
Tools für das Forum mitentwickelt haben. Bei TV4User werden außerdem noch die Kategorien Alumni und VIPs unterschieden (Oktober 2012: 13 bzw. 14 aktive Mitglieder). Es ist
anzunehmen, dass es sich dabei auch um Mitglieder handelt, die dem Forum in der Vergangenheit große Dienste erwiesen haben. Worin jedoch der Unterschied zwischen beiden Gruppen liegt, kann aufgrund mangelnder Angaben nicht gesagt werden.
3.3.3 Untertitelungsregeln
Im Folgenden werden die bei SubCentral geltenden Untertitelungsregeln vorgestellt, die dem
Erste-Hilfe-Kasten des Forums entnommen wurden. Diese finden sich in vollständiger Fas-
39
sung im Anhang unter 7.2. Zu TV4User sind kaum Informationen bekannt, allerdings ist zu
vermuten, dass dort ähnliche Richtlinien gelten.
1. 50:50 Regel
Bei SubCentral wie auch bei TV4User gilt die Regel, dass ein Item nicht mehr als
50 Zeichen pro Zeile enthalten sollte, da mehr Zeichen möglicherweise nicht von den
jeweiligen Programmen abgespielt werden können und die Rezeption der Zuschauer
beeinträchtigt werden könnte. Damit wird die in kommerziellen Untertiteln
verwendete Zeichenzahl von, je nach Untertitelungsfirma, maximal 35 bis 41 Zeichen
deutlich überschritten. Bei einer Zeichenzahl von mehr als 50 muss der Untertitel
entsprechend gekürzt werden. Außerdem wird von SubCentral darauf hingewiesen,
dass eine Zeile mit weniger als 40 Zeichen nicht getrennt werden sollte.
2. Immer nur zwei Zeilen.
Bei SubCentral und TV4User gilt, wie auch bei offiziellen Untertiteln, die ZweiZeilen-Regel. Übertitel oder Blasen sind aus diesem Grund, im Gegensatz zu den
Fansubs wie sie bei Díaz Cintas/Muñoz Sánchez, Künzli und Pérez Gonzaléz
beschrieben werden, nicht gerne gesehen.
3. Wörter wie „well“, „you know“, „look“ können meist weggelassen werden
(Pendant zu „ähm“/„halt“)
Wie in Kapitel 2.2.2 erläutert, wird auch bei deutschen Fansubs auf Füllwörter
verzichtet. Angesichts der zeiträumlichen Restriktionen würde durch diese nicht
sinntragenden Füllwörter lediglich wertvoller Platz eingebüßt. Da Untertitel an die
Schriftsprache angepasst sind, hat dies natürlich eine Nivellierung zur Folge.
4. Wörter wie „hmm“, „whoa“, „uh“ werden weggelassen und können gelöscht
werden (denn es sind Laute und keine Wörter).
Genauso verhält es sich bei Liedtexten, wenn sie für das Verständnis nicht wichtig sind.
Dies entspricht auch der Empfehlung von Ivarsson (1992:119), Lieder nur dann zu untertiteln, wenn sie für das Handlungsgeschehen wichtig sind. Liedtexte, die nicht handlungsrelevant sind, müssen hingegen nicht untertitelt werden. Werden Liedtexte untertitelt, sollten sie kursiviert werden, um beispielsweise Hörgeschädigte darauf hinzuweisen, dass es sich dabei nicht um einen Dialog handelt.
40
5. Sätze mit einem Punkt-, Ausrufe- oder Fragezeichen beenden.
Ivarsson (1992:109) weist bereits darauf hin, dass in Untertiteln zwar hin und wieder
von den sprachspezifischen Zeichensetzungsregeln abgewichen werden kann, dass die
korrekte Zeichensetzung aber vor allem dazu dient, die Aussage des Ausgangstextes
zu verdeutlichen. Am Satzende sollte also ein Punkt gesetzt werden, um deutlich zu
machen, dass eine Aussage zu Ende ist und nicht in der nächsten Zeile oder im
nächsten Untertitel fortgesetzt wird. Auf diese Weise wird die Rezeption erleichtert.
Eine Frage sollte durch ein Fragezeichen kenntlich gemacht werden. Ausrufezeichen
sollten allerdings laut Ivarsson (1992:113f.) nur sparsam eingesetzt werden und zur
Markierung von Überraschung oder einer nachdrücklichen Bemerkung verwendet
werden. Ivarsson rät dazu, Schreie nicht durch ein Ausrufezeichen, sondern vielmehr
durch Großbuchstaben deutlich zu machen.
6. Wenn ein Satz abgebrochen wird oder es eine längere Pause gibt, macht man
"...", aber keine "--" wie es im addicted-VO manchmal vorkommt. Wird der Satz
neu aufgegriffen, wird klein weitergeschrieben. Beginnt ein ganz anderer Satz,
geht es großgeschrieben weiter.
Wie bei Ivarsson (1992:111f.) beschrieben, können „…“ verwendet werden, um ein
Zögern oder die Unterbrechung einer Aussage kenntlich zu machen. Ivarsson weist
darauf hin, dass diese drei Punkte auch verwendet werden können, um grafisch zu
verdeutlichen, dass eine Aussage noch nicht zu Ende ist und im folgenden Untertitel
fortgesetzt wird. Der folgende Satz sollte dann allerdings auch mit drei Punkten
eingeleitet werden und – sofern es sich beim nächsten Wort nicht um ein Substantiv
handelt – sollte klein weitergeschrieben werden, worauf auch bei SubCentral
hingewiesen wird. Wenn diese Methode eingesetzt wird, sollte sie allerdings auch
kontinuierlich verwendet werden, was zu Platzeinbußen führt.
7. Wenn
zwei
Personen
in
einem
Item
sprechen,
werden
diese
mit
„-“ gekennzeichnet:
- Geht es dir gut?
- Mir geht es gut.
Niemals mehr als zwei Personen in einem Item.
Diese Regel entspricht auch den gängigen Untertitelungskonventionen. Zur
Sprecheridentifizierung werden hier also, nicht wie bei den von Díaz Cintas/Muñoz
41
Sánchez, Künzli und Pérez Gonzaléz beschriebenen Fansubs, verschiedene Farben
verwendet, sondern Bindestriche.
8. Apostrophe: im Deutschen sind Apostrophe eher selten und können bei
Umgangssprache gesetzt werden („Ich hab's“ anstatt „Ich habe es“), das
vermeidet man aber besser.
Wichtig:
Es
gibt
weder
Genitivapostrophe
(„Peter's
Schuh“)
noch
Pluralapostrophe (Oma’s, CD’s oder Tee’s).
9. Zahlen bis zwölf werden ausgeschrieben.
Dies entspricht auch der Richtlinie Ivarssons (1992:118), Zahlen bis zwölf
auszuschreiben. Davon sollte lediglich abgewichen werden, wenn diese mit
Maßeinheiten verbunden sind, zur Nummerierung dienen oder wenn in einem bzw.
mehreren aufeinanderfolgenden Untertiteln viele Zahlen verwendet werden.
10. Aufpassen, wer wen duzt/siezt; Sie in der Anrede immer groß schreiben, du/dich
wird kleingeschrieben! Wer wen duzt oder siezt [sic] ist jedem selbst überlassen.
Aber immer darauf achten, dass es nicht wechselt.
Das Problem des Duzens oder Siezens stellt sich bei der Übersetzung aus dem
Englischen ins Deutsche immer. Um zu entscheiden, ob man sich für das distanzierte
und höfliche Sie oder für das vertraute Du entscheidet, ist es natürlich wichtig, sich
den gesamten Film oder die gesamte Episode anzusehen und die Entscheidung anhand
der Filmatmosphäre und der Beziehung der Charaktere zu treffen. Wichtig ist auch,
dass der Untertitler die Anredeform, für die er sich entschieden hat, konsequent weiter
fortsetzt, sofern sich das Verhältnis der Charaktere zueinander nicht im Laufe des
Films oder der Serie ändert (vgl. Schubert 2001:177).
11. Versuchen, den englischen Satzbau beizubehalten (nicht aus einem Satz drei
Sätze machen). Auch versuchen, die englische Reihenfolge beizubehalten.
Behält man die englische Reihenfolge und den Satzbau bei, hilft das dem Zuschauer
dabei, dem Originaldialog zu folgen. Allerdings kann dies im Deutschen
unidiomatisch klingen. Auch erschweren zu lange Sätze die Rezeption.
12. Kursive Schrift <i> benutzen, wenn die Person, die spricht, nicht in der Szene ist
(wie z. B. bei einem Telefonat, eine Stimme aus dem Off...) oder bei
Einblendungen, Straßenschildern, Buchtiteln etc.
42
In 2.2.2.4 wurde bereits erwähnt, dass Aussagen von Fernseh- oder Radiostimmen
kursiviert werden können. Ivarsson (1992:117) empfiehlt in seinen Richtlinien, dass
allerdings Aussagen von Personen, die zwar nicht am Bildschirm zu sehen sind, sich
jedoch in unmittelbarer Nähe der Szene befinden, nicht kursiviert werden sollten.
Wichtig ist, dass diese Konventionen innerhalb einer Serie konsistent verwendet
werden.
13. Am Ende immer einmal den Sub in Word kopieren und die Rechtschreibprüfung
machen.
14. Immer zum Sub den passenden VO an den Korrekturleser mitschicken, je
nachdem löscht man schon mal ein Item oder fasst zwei zusammen.
3.4 Umfragen
3.4.1 Zielsetzung
Um einen vertieften Einblick in das Fansubben zu erhalten, wurden zwei Umfragen durchgeführt. Die erste der beiden Umfragen richtete sich an Fansubber im Forum SubCentral8. Ziel
war es, herauszufinden, ob die von Díaz Cintas/Muñoz Sánchez, Künzli und Pérez González
erörterten und in 3.2.2 zusammengefassten Merkmale von Anime-Fansubs auch für deutschsprachige Fansubs von kommerziellen Serien gelten und nach welchen Richtlinien die Subber
bei der Untertitelung vorgehen. So wurden zwar in 3.3.3 bereits einige im Forum SubCentral
geltende Untertitelungsrichtlinien vorgestellt. Allerdings sind diese einerseits sehr allgemein
gehalten, andererseits dienen sie lediglich als Leitfaden, der nicht unbedingt sklavisch eingehalten werden muss. Anhand der zweiten Umfrage, die sich an die Nutzer von Fansubs richtet, sollte untersucht werden, welche Erwartungen die Nutzer an Fansubs stellen und ob sich
ihre Erwartungen mit den Praktiken der Subber decken.
3.4.2 Vorgehen
3.4.2.1 Methode
Als Untersuchungsmethode wurde ein Fragebogen gewählt, da diese Methode, wie RaabSteiner & Benesch (2010:44) erklären, leicht praktikabel ist und sich für die Befragung großer
homogener Gruppen eignet. Da die potenziellen Befragungsteilnehmer unbekannt waren und
8
Es wurden zwar auch Administratoren des Forums TV4User kontaktiert und darum gebeten, den Fragebogen
an die Subber des Forums zu verteilen. Da allerdings keine Reaktion darauf erfolgte und einige Subber in beiden
Foren aktiv sind, wurde die Umfrage letztlich auf SubCentral beschränkt.
43
zum großen Teil weit entfernt leben, war ein Online-Fragebogen am besten dazu geeignet,
eine möglichst große Teilnehmerzahl zu erreichen. Allerdings war nicht davon auszugehen,
dass es sich bei den Untersuchungsteilnehmern, wie Raab-Steiner & Benesch (2010:44)
schreiben, unbedingt um eine homogene Gruppe handelt. So ist zwar sicherlich allen an der
ersten Umfrage teilnehmenden Fansubbern gemeinsam, dass sie Spaß am Untertiteln haben,
doch war anzunehmen, dass sie sich in ihrem Alter, ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung und ihrer allgemeinen Lebenssituation stark voneinander unterscheiden. Auch bei den
an der zweiten Umfrage zur Erwartung an Fansubs teilnehmenden Personen war nicht von
einer homogenen Gruppe auszugehen. Ihnen allen gemeinsam ist lediglich, dass sie hin und
wieder oder regelmäßig auf Fansubs zurückgreifen.
Den Vorteilen des Fragebogenformates, sehr schnell eine größere Menge von potenziellen
Teilnehmern zu erreichen, stehen natürlich auch Nachteile gegenüber. So entzieht sich die
Erhebungssituation bei per E-Mail zugesandten Fragebögen oder Online-Umfragen der Kontrolle der durchführenden Person (vgl. Raab-Steiner & Benesch 2010:45). Theoretisch könnte
eine Person mehrmals an der Umfrage teilnehmen oder ein Teilnehmer könnte durch eine
andere Person bei der Beantwortung der Fragen beeinflusst werden (vgl. Albert & Koster
2002:26). Außerdem, so Albert und Koster, ist der Rücklauf bei schriftlichen Fragebögen mit
nur 20 % relativ gering. Es besteht somit die Gefahr, dass die Ergebnisse der Umfrage nicht
repräsentativ sind, da nur diejenigen Personen den Fragebogen beantworten, die ein besonderes Interesse an dem Thema der Umfrage haben. Dies könnte dazu führen, dass lediglich Ergebnisse zu den „Extremgruppen“ vorliegen, während die Meinung der breiten Masse verborgen bleibt (vgl. Albert & Koster 2002:26). Ein weiterer Nachteil des schriftlichen Fragebogens liegt darin, dass die Teilnehmer bei Verständnisproblemen nicht, wie bei einem Interview, direkt nachfragen können. Dadurch könnte die Motivation zur Teilnahme sinken. Des
Weiteren spielt die Länge des Fragebogens eine Rolle für die Teilnahme. Ein zu langer Fragebogen könnte die potenziellen Teilnehmer abschrecken, sodass die Rücklaufquote weiter
sinkt (vgl. Albert & Koster 2002:32).
Trotz der Nachteile dieses Untersuchungsformates wurde aus Gründen der Praktikabilität der
schriftliche Fragebogen gewählt. Um einer zu geringen Rücklaufquote entgegenzuwirken,
wurde versucht, den Fragebogen möglichst auf die wichtigsten Fragen zu beschränken, um
die Beantwortungszeit gering zu halten. Außerdem wurde ein Online-Fragebogen gewählt.
Auf diese Weise kann die Anonymität der Befragungsteilnehmer gewahrt werden, da sie den
Fragebogen nicht per privater E-Mail zurücksenden müssen. Außerdem wurde für die Teilnehmer dadurch auch die Bearbeitungszeit reduziert.
44
Die Online-Umfrage wurde mittels der kostenlosen Software LimeSurvey erstellt. Diese ermöglicht es, individuelle Umfragen zu konzipieren und über einen Link zu veröffentlichen,
der beispielsweise per E-Mail an potenzielle Teilnehmer verschickt oder online gepostet werden kann. Die Umfrage-Ergebnisse werden in einer Datenbank erfasst und können anschließend ausgewertet werden.
3.4.2.2 Aufbau der Fragebögen
Zunächst wurden die Teilnehmer willkommen geheißen und ihnen wurde in wenigen Worten
das Ziel der Umfrage erklärt. Es wurde auch angemerkt, dass die Umfrage Teil einer Masterarbeit zum Thema Fansubs ist. Des Weiteren wurden die Teilnehmer auf die ungefähre Bearbeitungszeit und die Anonymität der Umfrage hingewiesen. Für allfällige Rückfragen wurde
ihnen außerdem eine E-Mail-Adresse zur Verfügung gestellt.
Beide Umfragen umfassten zwei Fragegruppen. In erster wurden allgemeine Fragen zum Fansubben bzw. zur Nutzung von Fansubs gestellt. In zweiter wurde nach soziodemografischen
Angaben gefragt. Der an die Fansubber gerichtete Fragebogen umfasste insgesamt 22, der
sich an die Nutzer von Fansubs richtende Fragebogen 16 Fragen.
Ziel der ersten Fragengruppe war es, mehr Informationen über die Untertitelungspraktiken der
Fansubber in Erfahrung zu bringen und zu untersuchen, inwiefern die in 3.2.2 erörterten
Merkmale von Anime-Fansubs auch für die bei SubCentral und TV4User erstellten deutschsprachigen Fansubs gelten. Außerdem sollte auch in Erfahrung gebracht werden, aus welchen
Gründen die Teilnehmer Untertitel erstellen und wie viel Zeit sie in ihr Hobby investieren.
Bei den an die Fansub-Nutzer gerichteten Fragen sollte untersucht werden, welche Erwartungen diese an eine Untertitelung stellen. Außerdem war auch von Interesse, weshalb sie auf
Fansubs zurückgreifen. Die Fragen dieser Gruppe waren zum großen Teil geschlossene Fragen, die durch Ankreuzen vorgegebener Kategorien beantwortet werden konnten. Dieses
Antwortformat bietet den Vorteil besserer Vergleich- und Auswertbarkeit. Es wurde deshalb
für die Frage nach den Untertitelungspraktiken der Fansubber und den Erwartungen der Fansub-Nutzer an Untertitel gewählt. Außerdem besteht die Tendenz dazu, dass Teilnehmer eher
auf geschlossene als auf offene Fragen antworten (vgl. Albert & Koster 2002:35). Die geschlossenen Fragen dieser ersten Fragengruppe, auf denen das Hauptaugenmerk der Umfrage
lag, wurden als Pflichtfragen festgelegt, deren Beantwortung für den Abschluss des Fragebogens obligatorisch war. Die übrigen Fragen dieses Teils, die unter anderem dazu dienten,
mehr über die Motivation der Fansubber für das Untertiteln bzw. der User für die Nutzung
von Fansubs zu erfahren, waren als offene Fragen gestaltet. Diese ermöglichen den Teilneh45
mern, ihre Antworten selbst zu formulieren. Die Beantwortung dieser Fragen war jedoch nicht
Voraussetzung für die Beendigung der Umfrage.
Die zweite Fragengruppe diente zur Erhebung soziodemografischer Informationen. Die Teilnehmer wurden nach ihrem Alter und Geschlecht gefragt, danach ob sie noch Schüler sind, ob
sie studieren bzw. studiert haben und ob sie berufstätig sind oder waren. In beiden Umfragen
wurden die Teilnehmer außerdem nach ihren Englischkenntnissen gefragt. Die Fansubber
sollten zusätzlich angeben, wie lange sie Englisch gelernt haben und wie sie ihre Kenntnisse
der angelsächsischen Kultur einschätzen. Die meisten dieser Fragen waren geschlossene Fragen, mit Ausnahme der Fragen nach dem Studienbereich und dem Berufsfeld, in dem die
Teilnehmer tätig sind. Zunächst wurde in Erwägung gezogen, die geschlossenen Fragen als
Pflichtfragen festzulegen. Da den Teilnehmern allerdings wichtig war, dass die Umfrage anonym ist, wurde die Beantwortung dieser Fragengruppe letztlich nicht obligatorisch gemacht.
Sollten die Teilnehmer also Bedenken bei der Beantwortung dieser Fragen haben, konnten
dennoch ihre Antworten zur ersten Fragengruppe erfasst werden.
Bei Abschluss der Umfrage wurde den Teilnehmern für ihre Zeit und die Beantwortung des
Fragebogens gedankt.
3.4.2.3 Rekrutierung der Umfrageteilnehmer
Die Teilnehmer der beiden Umfragen sollten auf den Foren SubCentral und TV4User rekrutiert werden. Für die Veröffentlichung der Umfragen war allerdings zunächst das Einverständnis der Administratoren notwendig. Bei SubCentral erklärte sich die Administratorin
angeldream sofort bereit, die Umfrage an die Subber im internen Forum zu veröffentlichen,
das häufig von diesen frequentiert wird. Auf diese Weise konnte sichergestellt werden, dass
sich ausschließlich Subber an der Umfrage beteiligen und dass die Umfrage nicht im Informationsüberfluss des allgemein zugänglichen Forums untergeht. Bei der an die Fansub-Nutzer
gerichteten Umfrage gestaltete sich das schwieriger. Dafür wurde im öffentlichen Forum ein
eigenes Thema erstellt, in welchem das Ziel der Umfrage erläutert und der Link zur Umfrage
veröffentlicht wurde. Außerdem erklärte auch angeldream in einem Post, dass sie ihr Einverständnis zur Umfrage gegeben habe. Die Frage war allerdings, wie viele Personen sich an der
Umfrage beteiligen würden, da niemand persönlich angesprochen war und die Motivation zur
Teilnahme an der Umfrage wohl als relativ gering eingeschätzt werden konnte.
Auch die Administratoren des Forums TV4User wurden angeschrieben, reagierten allerdings
nicht. Aus diesem Grunde wurden die Umfragen nicht in diesem Forum veröffentlicht. Es ist
allerdings anzunehmen, dass viele User, die auf SubCentral registriert sind, auch bei TV4User
46
angemeldet sind, da nicht alle Serien auf beiden Boards untertitelt werden. Dasselbe gilt auch
für manche Fansubber, die in beiden Foren aktiv sind.
3.4.3 Auswertung der Umfragen
Nachfolgend sollen die Ergebnisse der beiden Umfragen ausgewertet werden. Der
Fragebogen an die Fansubber wurde von insgesamt 36 Personen vollständig ausgefüllt.
Weitere 23 Personen hatten den Fragebogen nur unvollständig ausgefüllt oder mit der
Bearbeitung der Fragen begonnen, die Umfrage jedoch nicht fertiggestellt oder ihre Daten
nicht abgesendet. Diese Ergebnisse blieben deshalb unberücksichtigt. Angesichts der nur sehr
begrenzten Anzahl von Subbern kann der Rücklauf dieser Umfrage als sehr positiv angesehen
werden. Die Umfrage an die Fansub-Nutzer wurde von 34 Personen vollständig und von 27
Personen unvollständig ausgefüllt. Die Gesamtzahl der Nutzer von deutschsprachigen
Fansubs kann kaum eindeutig bestimmt werden. Es ist jedoch offensichtlich, dass die 34
Teilnehmer der Umfrage nur eine kleine Teilmenge der Grundgesamtheit darstellen und die
Ergebnisse der Umfrage damit nicht für sich beanspruchen können, repräsentativ zu sein.
3.4.3.1 Fragengruppe 1: Allgemeine Fragen an Fansubber
Wie lange subben Sie – in etwa – bereits?
Zunächst wurden die Subber gefragt, wie lange sie bereits untertiteln. Auf diese Weise sollte
festgestellt werden, ob sie bereits viel Erfahrung beim Subben gesammelt haben oder noch
„Neulinge“ auf dem Gebiet sind. Der erfahrenste unter den Teilnehmern untertitelt bereits seit
8 Jahren
hobbymäßig,
während
die
beiden
Teilnehmer
mit
der
geringsten
Untertitelungserfahrung zum Zeitpunkt der Befragung zwei Monate als Subber aktiv waren.
Die folgende Tabelle soll die Antworten der Teilnehmer illustrieren. Die detaillierten
Angaben können im Anhang9 nachgelesen werden.
Erfahrung
<1
1
1,5
2
2,5
3
4
5
6
8
5
3
5
3
7
1
6
2
1
in Jahren
Teilnehmer 3
Tabelle 1: Untertitelungserfahrung Fansubber
Mehr als 69 % der Teilnehmer untertiteln folglich bereits seit 2 Jahren oder länger.
9
Siehe beigelegte CD
47
Wie viele Folgen haben Sie bereits gesubbt?
Interessant ist aber auch, zu sehen, wie viele Folgen die Teilnehmer bereits untertitelt haben.
So könnten manche Teilnehmer zwar bereits seit längerer Zeit als Subber aktiv sein, ohne
jedoch viel Untertitelungserfahrung gesammelt zu haben. Aus diesem Grund wurden die
Teilnehmer befragt, wie viele Folgen sie bereits untertitelt haben. Für diese Frage wurde ein
geschlossenes Antwortformat gewählt. Dies vereinfacht einerseits die Vergleichbarkeit der
Daten, andererseits müssen die Teilnehmer bei geschlossenen Fragen nur wiedererkennen und
sich nicht erinnern. Das Wiedererkennen wiederum fällt den Teilnehmern im Normalfall
leichter, als sich zu erinnern (vgl. Raab-Steiner & Benesch 2010:34f.). Da es vermutlich nicht
ganz einfach ist, sich an die genaue Zahl der bereits untertitelten Folgen zu erinnern, wurden
den Teilnehmern Antwortkategorien vorgegeben.
12
Teilnehmerzahl
10
8
6
4
2
0
< 15
15 - 30
31 - 60
61 - 100 101 - 150 151 - 200
> 200
Zahl der untertitelten Folgen
Abbildung 3: Anzahl der von den befragten Fansubbern untertitelten Folgen
Diese Ergebnisse zeigen, dass der Großteil der Teilnehmer bereits umfassende Untertitelungserfahrung gesammelt hat. So haben mehr als 80 % der Teilnehmer über 30 und mehr als 63 %
über 60 Folgen untertitelt.
Wie viel Zeit verwenden Sie pro Woche durchschnittlich für das Subben?
Da kaum Informationen darüber vorliegen, wie viel Zeit Subber in ihr Hobby investieren und
welche Motivation sich hinter ihrer Aktivität verbirgt, wurde den Teilnehmern im Rahmen der
vorliegenden Umfrage die Möglichkeit gegeben, Angaben zu diesen Fragen zu machen.
48
So wurden sie unter anderem gefragt, wie viel Zeit sie durchschnittlich pro Woche in das
Subben investieren. Um einen Vergleich zu ermöglichen, mussten die Daten in Kategorien
eingeordnet werden. Die genauen Angaben können im Anhang10 eingesehen werden. Von den
36 Antworten wurden bei der Auswertung allerdings nur 33 berücksichtigt, da ein Teilnehmer
äußerte, er könne keine genauen Angaben machen, da er je nach Lust und Laune manchmal
mehr manchmal weniger Zeit mit Untertiteln verbringe. Zwei weitere Angaben („2 – 30 Stunden. Kommt darauf an, wie viel Serien ich subbe“, „zwischen 5 und 15 Stunden (1 – 3 Serien)) waren für die Berücksichtigung in den verschiedenen Kategorien zu grob gefasst. Dies
verdeutlicht jedoch auch, dass es sich bei den Ergebnissen der folgenden Auswertung lediglich um ungefähre Werte handeln kann.
Stunden
<3
pro Woche
Teilnehmer 2
3–5
6–9
10 – 13
14 – 17
> 18
12
9
5
2
3
Tabelle 2: Auf das Untertiteln verwendete Zeit pro Woche
Aus den Ergebnissen wird deutlich, dass die Subber einen großen Teil ihrer Freizeit mit dem
Untertiteln von Serien verbringen. Der „engagierteste“ Teilnehmer investiert täglich etwa 4
bis 5 Stunden in sein Hobby. 63,6 % der Befragten untertiteln zwischen 3 bis 9 Stunden pro
Woche.
Wie lange brauchen Sie durchschnittlich für das Subben einer Episode?
Interessant war auch noch die Frage, wie lange die Subber für das Untertiteln einer Episode
durchschnittlich brauchen. Da Serien natürlich unterschiedlich lang sein können, wurde eine
Unterscheidung getroffen in Episoden von etwa 20 bis 30 Minuten und Episoden von etwa 45
bis 60 Minuten Länge. Auch hierbei handelt es sich natürlich um grobe Werte, da die Untertitelung einer 30-minütigen Serie weitaus länger dauern kann als die Untertitelung einer
20-minütigen Episode und vice versa. Des Weiteren beeinflussen natürlich auch der Schwierigkeitsgrad der Übersetzung und die Dialogmenge die Dauer der Untertitelung. So kann eine
20-minütige Serie weitaus mehr Dialoge enthalten und weitaus schwieriger zu untertiteln sein
als eine 30-minütige Serie. Diese Faktoren sind bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen.
10
Siehe beigelegte CD
49
Angaben für eine 20- bis 30-minütige Folge11:
Dauer
in 1
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
8
10
Teilnehmer 1
4
6
5
2
2
1
6
1
1
Stunden
Tabelle 3: Untertitelungszeit pro 20- bis 30-minütige Folge
Angaben für eine 45- bis 60-minütige Folge:
Dauer
in < 4
4 – 5,5
6 – 7,5
8–9
10 – 12
20
11
6
7
5
1
Stunden
Teilnehmer 2
Tabelle 4: Untertitelungszeit für eine 45- bis 60-minütige Folge
Wie einer der Umfrageteilnehmer erklärte, ist die Zeit, die er in das Untertiteln investiert,
auch abhängig von dem Genre der Serie sowie von der Vorlage. So erklärte ein Teilnehmer
per privater Nachricht über SubCentral, dass beispielsweise die Untertitelung einer Sitcom
generell länger dauere als die Untertitelung einer Drama-Serie. Sollten die englischen Untertitel von schlechter Qualität sein, erfordert das Untertiteln auch mehr Zeit. Als Kritikpunkt
merkten ein paar Subber an, dass es besser gewesen wäre, nicht von der Dauer der Episoden,
sondern von ihrer Item-Anzahl auszugehen.
Warum subben Sie?
Diese Frage zielte darauf ab, zu untersuchen, warum die Fansubber ihrem teils sehr zeitintensiven Hobby nachgehen und mehrere Stunden pro Woche investieren, um kostenlose Untertitel zu erstellen. Im Gegensatz zu Animes wird ein Großteil der auf SubCentral und TV4User
untertitelten Serien auch im deutschen TV ausgestrahlt und erscheint auch als DVD mit Untertiteln. Warum entwickelten sich also deutschsprachige Fansubs zu kommerziellen englischsprachigen Serien? Anime-Fansubs entstanden, wie in 3.1 erläutert, aus Protest gegen die
Adaptation der Animes an die Zielkultur und hatten zum Ziel, die Untertitel an die Bedürfnisse der Zuschauer anzupassen, die zum vollen Verständnis des Handlungsgeschehens Erklärungen zu Spezifika der japanischen Kultur bedurften. Die angelsächsische Kultur ist den
11
Bei Angaben wie 2 bis 3 oder 4 bis 6 Stunden wurde bei der Auswertung das Mittel von 2,5 h bzw. 5 h berücksichtigt
50
deutschsprachigen Zuschauern aber sicherlich näher als die japanische Kultur. Andererseits
dürften viele Zuschauer durchaus gute Kenntnisse der englischen Sprache haben.
Die 35 Antworten wurden in Kategorien gruppiert. Die Reihenfolge der Antworten entspricht
der Häufigkeit ihrer Nennung. Da es sich um eine offene Frage handelte, konnten die Teilnehmer mehrere Antworten geben.
1. Um Englischfähigkeiten zu verbessern bzw. aufzufrischen (18)
2. Aus Spaß am Übersetzen/der Arbeit mit Sprache/als Hobby (14)
Um der Community etwas zurückzugeben (14)
3. Zur Unterstützung beim Verstehen komplizierter/fremdsprachlicher Serieninhalte (9)
4. Weil es viele Serien nicht aus den USA nach Deutschland schaffen oder bereits
frühzeitig abgesetzt werden (3)
Zur Verbesserung der Allgemeinbildung durch Recherchen / aus Freude daran, Neues
dazuzulernen (3)
5. Um Hörgeschädigten das Zuschauen zu ermöglichen (2)
Wegen Bevorzugung der Originalstimmen / Ablehnung von Synchronisationen (2)
6. Weil es zu lange dauert, bis englische Serien im deutschen Fernsehen ausgestrahlt
werden (1)
Zur Verbesserung der eigenen Deutschkenntnisse (1)
Aus Leidenschaft für US-Serien (1)
Aufgrund von Subber-Mangel (1)
Aufgrund der schlechten Qualität mancher Untertitel (1)
Die Hauptmotivation vieler Subber ist, durch die Untertitelung ihre Englischkenntnisse auffrischen oder weiter verbessern zu können. Viele Teilnehmer erklärten auch, ihnen mache die
Arbeit mit Sprache Spaß, und sie würden das Untertiteln als spannendes Hobby ansehen.
Auch der Community etwas zurückgeben zu können und anderen Zuschauern beim besseren
Verständnis ihrer Lieblingsserien zu helfen, ist vielen Befragten wichtig. So waren wohl die
meisten Subber zunächst auch Fansub-Nutzer. Nachdem sie selbst von den Untertiteln anderer
profitiert hatten, beschlossen sie, das Forum zu unterstützen und selbst auch zu untertiteln.
Welche Genres subben Sie bevorzugt?
Die Auswertung dieser Frage zeigte, dass die Fansubber vielseitig interessiert sind und unterschiedlichste Genres untertiteln. Insgesamt waren mit 19 bzw. 17 Nennungen die Genres
51
Drama und Crime die absoluten Spitzenreiter, gefolgt von Comedy (8 Teilnehmer) und Fantasy (5 Teilnehmer). Die genauen Ergebnisse sind im Anhang12 nachzulesen.
Wie häufig bedienen Sie sich folgender Hilfsmittel beim Subben?
Die Teilnehmer wurden auch danach gefragt, wie häufig sie sich der angeführten Hilfsmittel
beim Untertiteln bedienen. 1 bedeutet, dass sie sich dieser Hilfsmittel nie und 5, dass sie sich
ihrer sehr häufig bedienen.
1
2
3
4
5
55 %
22 %
17 %
0%
6%
3%
11 %
8%
67 %
31 %
28 %
14 %
19 %
8%
33 %
17 %
33 %
6%
11 %
6%
30 %
28 %
30 %
6%
Wikipedia
11 %
22 %
28 %
25 %
14 %
Google-Recherchen
11 %
17 %
33 %
25 %
14 %
OnlineÜbersetzungstools
(z.B. Google Translate)
Englisch-Deutsch Wör- 11 %
terbücher (z.B. dict.cc)
Einsprachige deutsche
Wörterbücher (Duden,
Synonymwörterbücher)
Einsprachige englische
Wörterbücher (z. B.
merriam webster)
Slangwörterbücher
(z. B. The Urban Dictionary)
Tabelle 5: Beim Untertiteln verwendete Hilfsmittel
Es zeigt sich, dass die zweisprachigen Wörterbücher mit Abstand am häufigsten genutzt werden (67 %), gefolgt von Recherchen auf Google und bei Wikipedia. Welcher Hilfsmittel sich
die Subber bedienen, hängt natürlich in hohem Maße vom Ausgangstext ab. Sofern dieser
keinen Slang enthält, muss der Untertitler auch nicht auf Slangwörterbücher zurückgreifen.
Dasselbe gilt für Recherchen, die in unterschiedlichem Maße notwendig sein können. Jedoch
werden Slangwörterbüch von 30 % der Teilnehmer häufig verwendet. Allerdings wird weni12
Siehe beigelegte CD
52
ger oft von einsprachigen deutschen Wörterbüchern, beispielsweise dem Duden oder Synonymwörterbüchern, Gebrauch gemacht als angenommen.
Haben Sie schon Druck von Seiten der Forumsnutzer erlebt, einen Sub schnell zu
veröffentlichen?
Bei Recherchen im Forum SubCentral war aufgefallen, dass einige Zuschauer erwarten, dass
die Subs sehr zeitnah zu der Ausstrahlung ihrer Lieblingsserie veröffentlicht werden und teilweise bereits ein oder zwei Tage später zur Verfügung stehen. Sofern sich die Subber davon
beeinflussen lassen, erzeugt dies großen Zeitdruck. Arbeitet man unter hohem zeitlichen
Druck, schleichen sich natürlich schnell Fehler in die Übersetzung ein, die möglicherweise
nicht passiert wären, wenn mehr Zeit für die Untertitelung zur Verfügung gestanden hätte.
11 % der Befragten erklärten, bisher noch keinen Druck von Seiten der Forumsnutzer erlebt
zu haben. 14 % erlebten selten und 33 % hin und wieder Druck durch die User. 22 % der
Teilnehmer hingegen sehen sich recht häufig und 19 % sehr häufig der Kritik der User ausgesetzt, die eine schnellere Veröffentlichung wünschen.
3.4.3.2 Fragengruppe 1: Allgemeine Fragen an die Nutzer von Fansubs
Ziehen Sie Untertitel der Synchronfassung vor?
Die Frage, ob sie Untertitel allgemein der Synchronfassung vorziehen, bejahten 85 % der
34 Teilnehmer. Auch wenn Deutschland als Synchronisationsland gilt, gibt es natürlich auch
viele Menschen, die statt der im Fernsehen ausgestrahlten Synchronfassungen lieber untertitelte Serien und Filme sehen würden, die sich dafür aber entweder bis zur Veröffentlichung
der DVD gedulden müssen oder eben auf Subs zurückgreifen. Lediglich eine Person erklärte,
Synchronfassungen vorzuziehen. 4 Teilnehmer erklärten, keine Präferenz zu haben.
Warum greifen Sie auf Fansubs zurück?
Die Umfrageteilnehmer wurden auch danach gefragt, aus welchen Gründen sie auf Fansubs
zurückgreifen. Schließlich sind – insbesondere bei sehr bekannten TV-Serien – sowohl Synchronisationen als auch offizielle Untertitel erhältlich. Die 27 Personen, die auf diese Frage
antworteten, gaben folgende Gründe an:
53
1. Schnelle Verfügbarkeit (10 Personen)
2. Ablehnung von Synchronisationen (Zerstörung der Originalatmosphäre, schlechte
Qualität der Übersetzung, Verlust von Wortwitzen, nicht zu den Charakteren passende
Stimmen) (6 Personen)
3. Bessere Qualität als kommerzielle Untertitelungen (wortgetreuere Übersetzung, nah
am Original) (5 Personen)
Verbesserung der Englischkenntnisse (5 Personen)
4. Für Serien, für die keine offiziellen Untertitel/Synchronisationen existieren
(4 Personen)
5. Besseres Verständnis der Serie (3 Personen)
6. Aufgrund von Gehörlosigkeit auf Untertitel angewiesen (1 Person)
Erleichtert das Verstehen von Akzenten
Da keine Untertitel im deutschen TV erhältlich oder die Untertitel nicht synchron sind
Um neue Serien kennenzulernen
Da sie kostenlos erhältlich sind
Hauptgrund für die Befragten war, dass die Fansubs sehr schnell, oft schon kurz nach Veröffentlichung des Originals, verfügbar sind und sie deshalb nicht Monate auf die Ausstrahlung
der deutschen Fassung warten müssen. Einige Teilnehmer gaben auch an, dass sie Synchronisationen generell ablehnen und lieber auf Untertitel zurückgreifen. Auch die laut manchen
Teilnehmern bessere Qualität der Fansubs („nahe am englischen Original“) im Vergleich zu
kommerziellen Untertiteln, die „oft gekürzt oder lieblos übersetzt“ erscheinen, ist für einige
Teilnehmer ein Grund, auf Fansubs zurückzugreifen. Auch der pädagogische Effekt von Untertiteln, zur Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse beizutragen, wurde des Öfteren angeführt. Ein Teilnehmer erklärte auch, hörgeschädigt zu sein, und deshalb auf Untertitel angewiesen zu sein. Es ist zu vermuten, dass manche der bei SubCentral und TV4User registrierten Teilnehmer hörgeschädigt sind und das Angebot dieser Boards nutzen, um ihre
Lieblingsserien mit Untertiteln sehen zu können.
Wie viele Fansubs haben Sie – in etwa – schon genutzt?
Um zu sehen, ob die Teilnehmer bereits viel „Erfahrung“ mit Fansubs gesammelt haben, wurden sie auch gefragt, wie viele Subs sie bisher schon in etwa genutzt haben. Da anzunehmen
war, dass es für die Teilnehmer schwierig ist, sich an die genaue Zahl der konsumierten Fansubs zu erinnern, wurden ihnen Antwortkategorien vorgegeben.
54
25
23 der 34 Teilnehmer (67 %) erklärten, bereits mehr als 70 Subs
Teilnehmer
20
genutzt zu haben. 2 Personen hat15
ten zwischen 51 und 70 und
10
4 Personen
zwischen
21
und
50 Serien mit Fansubs gesehen.
5
Lediglich 5 Personen hatten, im
0
<5
6 bis 10 11 bis 21 bis 51 bis
20
50
70
> 70
Anzahl der von den Teilnehmern genutzten
Fansubs
Vergleich zu den übrigen Teilnehmern, noch etwas weniger
Fansubs genutzt.
Abbildung 4: Anzahl der von den Umfrageteilnehmern genutzten Fansubs
Für welche Genres nutzen Sie Fansubs?
Der Tenor der 30 abgegebenen Antworten war, dass alle Genres genutzt werden und es meist
keine bestimmte Präferenz gibt. Besonders beliebt bei den Teilnehmern scheinen jedoch Crime und Mystery zu sein (12 bzw. 11 Nennungen), gefolgt von Comedy (8 Personen) und Science-Fiction (6 Personen).
3.4.3.3 Fragengruppe 1: Vergleich der Untertitelungspraktiken von Subbern und der Erwartungen
der Fansub-Nutzer an Untertitel
In den folgenden Teilen der Umfrage sollten die persönlichen Untertitelungspraktiken der
Fansubber und die Erwartungen der Fansub-Nutzer an Untertitel untersucht werden. Die Fragen unterteilten sich in die Kategorien grundlegende Übersetzungsstrategie und globale Erwartungen, Umgang mit Kulturspezifika, Umgang mit Wortspielen und Witzen sowie formale
und technische Aspekte der Untertitelung. Durch einen Vergleich der Antworten beider Teilnehmergruppen wird analysiert, ob sich das persönliche Vorgehen der Subber auch mit den
Erwartungen der Fansub-Nutzer deckt.
55
3.4.3.3.1 Grundlegende Übersetzungsstrategie und globale Erwartungen
Wörtliche Übersetzung
In 3.2.2 wurde bereits darauf hingewiesen, dass in Anime-Fansubs teilweise mit traditionellen
Untertitelungskonventionen gebrochen wird und diese bis zu vier Zeilen und mehr als
40 Zeichen pro Zeile umfassen können. Dass Fansubs durchaus länger sein können als kommerzielle Untertitel, wird auch durch die Untertitelungsregeln von SubCentral (siehe 3.3.3)
bestätigt. Dort ist nachzulesen, dass eine Zeile aus maximal 50 Zeichen bestehen darf. Dies
könnte den Schluss zulassen, dass in Fansubs weniger gekürzt wird und die Tendenz zu einer
näher am Ausgangstext orientierten Übersetzung besteht. Zudem stellt sich auch die Frage, ob
Zuschauer möglicherweise eine längere und wörtlichere Übersetzung wünschen, um dem Dialog besser folgen zu können. Um diese Vermutung zu untersuchen, wurden die Subber und
die Fansub-Nutzer mit folgenden Aussagen konfrontiert, zu denen sie ihre Meinung äußern
sollten: „Eine wörtliche Übersetzung ist zu bevorzugen, damit Sprachenlerner dem Dialog
folgen können“ bzw. „Ich bevorzuge eine wörtliche Übersetzung, damit ich dem Dialog gut
folgen kann“.
45
Prozent der Teilnehmer
40
35
30
25
20
Subber
15
Nutzer
10
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 5: Bevorzugung einer wörtlichen Übersetzung
Auffällig ist, dass 33 % der Subber und 41 % der Fansub-Nutzer keine eindeutige Präferenz
für bzw. gegen eine wörtlichere Übersetzung haben. Des Weiteren wird deutlich, dass 42 %
der Untertitler eine wörtliche Untertitelung klar ablehnen, gegenüber lediglich 18 % bei den
Zuschauern. Über 41 % der Zuschauer sprechen sich hingegen sogar für eine wörtliche Untertitelung aus. Diese Ansicht wird auch von 25 % der Subber vertreten.
56
Orientierung am englischen Satzbau
Eine der Richtlinien des Forums SubCentral besagt, dass der englische Satzbau beibehalten
werden solle. In der Umfrage lehnten jedoch 64 % der Subber und 50 % der Fansub-Nutzer
klar eine Orientierung der Untertitel am englischen Satzbau ab. Lediglich 14 % der Subber
und 23,5 % der Zuschauer sprechen sich dafür aus. 26,5 % der Zuschauer und 22 % der Subber hatten keine eindeutige Präferenz. Auch wenn beinahe ein Viertel der Zuschauer sich
nicht an einer am englischen Satzbau orientierten Untertitelung stören, ist doch klar zu erkennen, dass eine klare Mehrheit der Subber und auch die Hälfte der Zuschauer sich dagegen
ausspricht.
35
Prozent der Teilnehmer
30
25
20
Subber
15
Nutzer
10
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 6: Untertitel sollten sich möglichst am englischen Satzbau orientieren
Rechtschreib-, Komma- oder grammatikalische Fehler in Untertiteln
Bei der Analyse einiger Fansubs der Serie The Big Bang Theory fiel auf, dass in den Untertiteln hin und wieder Rechtschreib-, Komma- oder grammatikalische Fehler auftauchen. Deshalb sollte untersucht werden, ob dies nach Ansicht der Zuschauer die Qualität der Untertitel
beeinträchtigt. Der Aussage „Ein Untertitel darf keine Rechtschreib-, Komma- oder grammatikalischen Fehler enthalten“ stimmte mehr als die Hälfte (53 %) der Zuschauer zu. 15 % hatten keine Präferenz. 32 % der Fansub-Nutzer hingegen stören sich nicht an orthographischen
oder grammatikalischen sowie Kommafehlern in Untertiteln.
57
6%
1 = stimme überhaupt
nicht zu
2
32%
26%
3
4
5 = stimme voll und ganz
zu
15%
21%
Abbildung 7: Rechtschreib-, Komma- oder grammatikalische Fehler in Untertiteln
Anglizismen
Bei der Frage, ob Anglizismen in Untertiteln vermieden werden sollten, waren sich beide
Gruppen einig. Etwa 39 % der Subber und 44 % der Fansub-Nutzer vertraten die Meinung,
dass in Untertiteln nicht auf Anglizismen verzichtet werden sollte. In beiden Gruppen war die
Menge der Teilnehmer ohne Präferenz in etwa gleich groß (39 % bzw. 38 %).
Lediglich 22 % der Subber und
Prozent der Teilnehmer
40
35
18 % der Zuschauer erklärten,
30
dass
25
werden sollten, wobei hervorzu-
20
15
10
Anglizismen
vermieden
Subber
heben ist, dass kein Subber dieser
Nutzer
Aussage voll und ganz zustimmte.
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme
voll und ganz zu
Abbildung 8: Anglizismen in Untertiteln
58
3.4.3.3.2 Umgang mit Kulturspezifika
In Kapitel 4.2 wird analysiert, welche Strategien bei der Untertitelung von Kulturspezifika in
der Serie The Big Bang Theory angewandt wurden. In 2.3.1 wurde erläutert, dass laut Schubert Kulturspezifika in Untertiteln am häufigsten der Auslassung zum Opfer fallen. Aufgrund
des Platzmangels würde nur sehr wenig expliziert und es würden allenfalls kurze Generalisierungen für die Übersetzung von Kulturreferenzen gewählt.
64 % der Subber erklärten in der Umfrage, Kulturreferenzen sollten in den deutschen Untertiteln übernommen werden, statt sie an die deutsche Kultur anzupassen, auch wenn die Zuschauer sie vielleicht nicht verstehen. Demgegenüber sprachen sich lediglich 17 % gegen eine
direkte Übernahme von Kulturspezifika aus. 19 % hatten keine Präferenz. Der Aussage „Kulturreferenzen sollten übernommen werden, statt sie an die deutsche Kultur anzupassen, auch
wenn ich sie vielleicht nicht verstehe“ stimmten 68 % der Fansub-Nutzer zu. Nur 9 % sprachen sich gegen eine direkte Übernahme aus und 23 % äußerten keine Präferenz.
45
Prozent der Teilnehmer
40
35
30
25
20
Subber
15
Nutzer
10
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 9: Übernahme von Kulturreferenzen
Dies stimmt auch mit den Antworten auf die Aussage „Kulturreferenzen sollten, wenn möglich, erklärt oder an die deutsche Kultur angepasst werden“ überein. So sprachen sich 45 %
der Subber und 47 % der Fansub-Nutzer dagegen aus. 22 % der Subber und 24 % der Zuschauer hingegen vertreten die Ansicht, Kulturreferenzen können in Untertiteln erklärt oder
an die Zielkultur angepasst werden. 33 % respektive 29 % zeigten keine Präferenz.
59
35
Prozent der Teilnehmer
30
25
20
Subber
15
Nutzer
10
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 10: Erklärung oder Anpassung von Kulturreferenzen
Ein Vergleich der Ergebnisse zeigt, dass 14 % mehr Subber bei der Frage, ob Kulturspezifika
erklärt oder an die deutsche Kultur angepasst werden sollten, keine Präferenz zeigten. Den
64 % Subbern und 68 % Fansub-Nutzern, die sich für eine Übernahme von Kulturspezifika
aussprechen, stehen hingegen nur 45 % der Subber und 47 % der Fansub-Nutzer gegenüber,
die eine Erklärung oder Anpassung von Kulturspezifika ablehnen. Der Grund lässt sich nur
vermuten. Möglicherweise erscheint ihnen eine Erklärung akzeptabler als eine Anpassung an
die Zielkultur.
3.4.3.3.3 Umgang mit Wortspielen und Witzen
Schubert (2006:168) weist darauf hin, dass Wortspiele in Untertiteln aufgrund der zeiträumlichen Restriktionen oft ausgelassen werden (siehe auch 2.3.2). In Kapitel 4.3 wird untersucht,
welche Strategien bei der Untertitelung von Wortspielen der Serie The Big Bang Theory am
häufigsten zur Anwendung kommen.
Die Umfrage zeigt, dass sich 70 % der Subber und Fansub-Nutzer gegen und 11 % der Subber
bzw. 18 % der Zuschauer für die wörtliche Übersetzung von Wortspielen und Witzen aussprechen. Dies wird auch von den Antworten auf die Frage bestätigt, inwiefern die Befragten
der Aussage „Wortspiele und Witze sollten, wenn nötig, vollkommen verändert werden, damit die Aussage auch im Deutschen lustig ist“ zustimmen. So betrug die Zustimmung bei den
Subbern 72 % und bei den Fansub-Nutzern 65 %, während 14 % der Subber und 23 % der
Zuschauer sich dagegen aussprachen.
60
Prozent der Teilnehmer
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Subber
Nutzer
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu
5 = stimme voll und ganz zu
Prozent der Teilnehmer
Abbildung 11: Wörtliche Übersetzung von Wortspielen
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Subber
Nutzer
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu
5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 12: Veränderung von Wortspielen in der Zielsprache
3.4.3.3.4 Formale und technische Aspekte
Zeilenanzahl
In 3.2.2 wurde bereits festgestellt, dass Fansubs teilweise bis zu vier Zeilen umfassen können.
Den Untertitelungsregeln von SubCentral zufolge sollte ein Untertitel hingegen nicht mehr als
zwei Zeilen enthalten. Aus diesem Grund wurde untersucht, wie aufgeschlossen Subber und
Fansub-Nutzer Untertiteln gegenüberstehen, die gegen die Zwei-Zeilen-Regel verstoßen.
61
Prozent der Teilnehmer
80
Die Meinung der Subber kam
70
sehr deutlich zum Ausdruck. So
60
lehnen 83 % der Subber Untertitel
50
mit mehr als zwei Zeilen ab. Le-
40
30
Subber
diglich 11 % stimmten dafür und
20
Nutzer
6 % hatten keine klare Präferenz.
10
Auch die Fansub-Nutzer lehnten
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll
und ganz zu
drei- oder vierzeilige Untertitel
ab, jedoch mit 53 % nicht ganz so
deutlich wie die Subber.
Abbildung 13: Ein Untertitel darf auch mehr als zwei Zeilen umfassen
Mehr als ein Viertel der Fansub-Nutzer (29 %) empfindet Untertitel, die mit der traditionellen
Zeilenzahl brechen, nicht als störend. Ihre Zustimmung liegt somit um 18 % höher als bei den
Subbern.
Zeichenzahl
Laut Künzli (2011:650) ist in kommerziellen Untertiteln eine Zeichenzahl von 35 bis 40 üblich. Bei SubCentral sind pro Zeile jedoch bis zu 50 Zeichen zulässig (siehe 3.3.3). Auch
53 % der befragten Subber erklärten, eine Zeile dürfe mehr als 40 Zeichen umfassen. Lediglich 11 % sprachen sich dagegen aus und 36 % hatten keine Präferenz. Bei den FansubNutzern waren die Meinungen geteilt. So sprachen sich 32 % für und 36 % gegen Untertitel
mit mehr als 40 Zeichen aus.
62
40
Prozent der Teilnehmer
35
30
25
20
Subber
15
Nutzer
10
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 14: Eine Zeile im Untertitel sollte nicht mehr als 40 Zeichen umfassen
Einsatz von Farben in Untertiteln
44 % der Subber und der Fansub-Nutzer lehnen eine farbige Gestaltung der Untertitel ab.
Demgegenüber stehen 25 % der Subber und 35 % der Fansub-Nutzer, die sich für den Einsatz
von Farben in Untertiteln aussprechen. 31 % bzw. 21 % zeigten keine Präferenz.
35
Prozent der Teilnehmer
30
25
20
Subber
15
Nutzer
10
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 15: Einsatz von Farben in Untertiteln
63
Erklärungen in Untertiteln
Bei der Analyse von Episoden der Serie The Big Bang Theory fiel auf, dass manchmal im
Untertitel Kulturreferenzen oder Fachbegriffe in einer Klammer erklärt wurden. Da angeldream jedoch im Interview erklärte13, Erklärungen seien bei SubCentral ein Streitthema, da
sie den Rezeptionsaufwand erhöhen würden, wurde in den beiden Umfragen auch die Einstellung der Subber und Fansub-Nutzer zu Erklärungen in Untertiteln untersucht. So sprachen
sich 61 % der Subber und 32 % der Fansub-Nutzer gegen Erklärungen im Untertitel aus. Lediglich 17 % der Subber sprachen sich für Erklärungen aus. Demgegenüber stehen 50 % der
Fansub-Nutzer, die sich durch Erklärungen im Untertitel nicht gestört fühlen. 44 % stimmten
der Aussage „Erklärungen in Klammern im Untertitel, z. B. von Fachbegriffen oder Kulturreferenzen, stören mich nicht“ sogar voll und ganz zu. Auch wenn ein Großteil der Subber Erklärungen in Untertiteln ablehnt, da dies die Rezeption der Zuschauer beeinträchtigen könnte,
scheinen die Zuschauer dieser innovativen Strategie zur Erklärung, beispielsweise von Kulturspezifika und Fachbegriffen, offen gegenüberzustehen.
50
Prozent der Teilnehmer
45
40
35
30
25
Subber
20
Nutzer
15
10
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 16: Erklärung von Fachbegriffen oder Kulturreferenzen in Klammern
Übertitel
In 3.2.2 wurde die gleichzeitige Verwendung von Übertiteln und Untertiteln als ein Merkmal
von Fansubs genannt. Wie bereits bei der Verwendung von Erklärungen im Untertitel sprachen sich 61 % der Subber gegen Übertitel aus. Während jedoch 50 % der Fansub-Nutzer
13
Siehe Anhang Abschnitt 7.1
64
geäußert hatten, sie fühlten sich durch Erklärungen in Form von Klammern in einem Untertitel nicht gestört, sprachen sich 53 % der Fansub-Nutzer gegen die gleichzeitige Verwendung
von Über- und Untertiteln aus. 17 % der Subber und 26 % der Fansub-Nutzer sprachen sich
dafür aus. Auch wenn ein Viertel der befragten Fansub-Nutzer erklärte, Übertitel und Untertitel könnten gleichzeitig verwendet werden, spricht sich doch eine Mehrheit dagegen aus. Dies
könnte daran liegen, dass den Umfrageteilnehmern der Rezeptionsaufwand beim gleichzeitigen Einsatz von Über- und Untertiteln noch höher erscheint als bei Erklärungen, die im Untertitel erscheinen.
50
Prozent der Teilnehmer
45
40
35
30
25
Subber
20
Nutzer
15
10
5
0
1
2
3
4
5
1 = stimme überhaupt nicht zu 5 = stimme voll und ganz zu
Abbildung 17: Gleichzeitige Verwendung von Über- und Untertiteln
3.4.3.4 Fragengruppe 2: Soziodemografische Angaben der Fansubber
Von den 36 Teilnehmern waren 36 % Frauen (13 Personen) und 58 % Männer (21 Personen).
Zwei Personen hatten keine Angaben zu ihrem Geschlecht gemacht. Ein Viertel der Teilnehmer war über 35 Jahre und ein Viertel zwischen 30 und 35 Jahre alt. 17 % gehören der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen und 22 % den 19- bis 24-Jährigen an. 11 % der Teilnehmer
waren jünger als 19 Jahre.
Des Weiteren wurden die Subber gefragt, ob sie berufstätig sind bzw. waren und ob sie studieren bzw. studiert haben. Sofern dies auf sie zutraf, konnten sie angeben, in welchem Berufsfeld sie tätig sind und in welchem Bereich sie studieren bzw. studiert haben.
65
Von den Umfrageteilnehmern sind bzw. waren 61 % (22 Personen) in den folgenden Bereichen beschäftigt:14
Kaufmännischer Beruf (8 Personen)
Technischer Beruf (4 Personen)
Administrative Tätigkeit und Bürojob (3 Personen)
Lehrer
e-Commerce
Consulting
Stahlbranche
Postproduktion Medien
Altenpflege
47 % der Umfrageteilnehmer (17 Personen) erklärten, dass sie entweder studieren oder studiert haben.15 Unter den Teilnehmenden waren die unterschiedlichsten Fachbereiche vertreten, von Sprachen über Mathematik und Betriebswirtschaft bis zu Elektrotechnik. Mit 4 Nennungen lag der Studienschwerpunkt der meisten der 17 Personen auf dem sprachlichen Bereich. Jeweils 3 Teilnehmer erklärten, Geschichte bzw. Informatik zu studieren bzw. studiert
zu haben. Mathematik war mit 2 Nennungen vertreten. Die übrigen Antworten können im
Anhang16 nachgelesen werden.
14 % der Teilnehmer (5 Personen) erklärten, sie seien noch Schüler.
Keiner der Befragten scheint schwerpunktmäßig in seinem Beruf mit Sprachen zu tun zu haben. Jedoch schätzte ein Großteil der Befragten seine Englischkenntnisse als gut bis sehr gut
ein.
14
Eine Person machte keine Angaben zu ihrem Berufsfeld
Mehrfachnennungen waren möglich
16
Siehe beigelegte CD
15
66
18
So gab keiner der Befragten an,
16
„lediglich“ Grundkenntnisse des
Teilnehmerzahl
14
Englischen zu haben. Zwei der
12
10
Teilnehmer schätzten ihre Eng-
8
lischkenntnisse im Vergleich zu
6
den übrigen Teilnehmern als we-
4
2
niger gut ein. Drei Befragte gaben
0
gar an, Englisch auf mutter1
2
3
4
5
1 = Grundkenntnisse
5 = muttersprachliches Niveau
sprachlichem Niveau zu beherrschen.
Abbildung 18: Englischkenntnisse der Fansubber
Da es sich dabei um subjektive Einschätzungen handelt, sind diese Ergebnisse mit Vorsicht zu
genießen. Allerdings wurden die Teilnehmer auch gefragt, wie viele Jahre sie bereits Englisch
gelernt haben.
Keiner der Teilnehmer hatte nur ein Jahr Englisch gelernt, 2 Personen gaben an, 2 bis 3 Jahre
Englisch gelernt zu haben. Dabei könnte es sich um die beiden Personen handeln, die ihre
Englischkenntnisse mit einer 2 bewerteten. 11 Prozent der Befragten (4 Personen) gaben an, 4
bis 5 Jahre Englisch gelernt zu haben. 14 Prozent (5 Personen) haben 6 Jahre und 69 Prozent
(25 Personen) mehr als 6 Jahre Englisch gelernt.
Auf die Frage, wie vertraut sie mit der angelsächsischen Kultur seien, antwortete lediglich
eine Person, sie sei überhaupt nicht und zwei, sie seien ein wenig mit der angelsächsischen
Kultur vertraut. Das Gros von 56 % (20 Personen) bewertete seine Kenntnis der angelsächsischen Kultur mit einer 3. Ein Viertel der Befragten schätzte seine Kenntnisse als gut und 6 %
(2 Personen) als sehr gut ein.
67
Abbildung 19: Kenntnis der angelsächsischen Kultur der Fansubber
1 = überhaupt nicht 5 = sehr gut
3.4.3.5 Fragengruppe 2: Soziodemografische Angaben der Fansub-Nutzer
Von den 34 Teilnehmern machten 33 Angaben zu ihrem Geschlecht. Davon waren 18 Personen Frauen und 15 Männer. 32 % (11 Personen) waren älter als 35 Jahre und 21 % (7 Personen) zwischen 30 und 35 Jahren alt. 18 % der Teilnehmer gehörten der Gruppe der 25- bis
29-Jährigen und 23 % der Gruppe der 19- bis 24-Jährigen an. Lediglich eine Person war jünger als 19 Jahre.
Auch die Fansub-Nutzer wurden gefragt, ob sie berufstätig sind oder waren, ob sie studieren
oder studiert haben bzw. ob sie noch Schüler sind.
71 % der Befragten erklärten, berufstätig zu sein bzw. gewesen zu sein. Auch hier waren die
verschiedensten Berufsfelder vertreten, von Psychologie über technische bis hin zu sozialen
Berufen. An vorderster Stelle lag auch bei den Fansub-Nutzern die kaufmännische Tätigkeit
mit 8 Teilnehmern.
44 % der Teilnehmer (15 Personen) gaben an, zu studieren bzw. studiert zu haben. Dabei waren die verschiedensten Studienbereiche vertreten, von BWL über Mathematik bis zu Germanistik, Publizistik und Geschichte. Die genauen Angaben sind im Anhang17 nachzulesen.
3 Teilnehmer erklärten, noch Schüler zu sein.
Wie die Fansubber wurden auch die Fansub-Nutzer darum gebeten, ihre Englischkenntnisse
auf einer Skala von 1 bis 5 einzuschätzen. 1 entsprach in der Umfrage „Grundkenntnissen“
und 5 entsprach einem „muttersprachlichen Niveau“. Insgesamt 12 % der Teilnehmer bewerteten ihre Englischkenntnisse mit einer 1 bzw. einer 2. 47 % (16 Personen) ordneten ihre Eng17
Siehe beigelegte CD
68
lischkenntnisse bei einer 3 und 29 % bei einer 4 ein. Keiner der Befragten gab an, Englisch
auf muttersprachlichem Niveau zu beherrschen.
69
4. Analyse von offiziellen Untertiteln und Fansubs der TV-Serie The Big
Bang Theory
Im vorhergehenden Kapitel wurden die im Forum SubCentral geltenden Untertitelungsregeln
erörtert und es wurde anhand von Umfragen analysiert, nach welchen Strategien die befragten
Fansubber untertiteln und welche Erwartungen sie und die Fansub-Nutzer an Untertitel stellen. In diesem Kapitel sollen nun verschiedene der in der Umfrage behandelten Aspekte praktisch anhand eines kontrastiven Vergleichs von kommerziellen Untertiteln und Fansubs zu
Staffel 1 und 4 von The Big Bang Theory untersucht werden. Anhand von Beispielen wird
erörtert, welche Strategien bei der Untertitelung von Kulturspezifika und Wortspielen angewandt wurden und ob diese den Erwartungen der Zuschauer entsprechen. Dabei soll auch ein
Augenmerk darauf gerichtet werden, ob die Fansubber bei ihrer Untertitelung zu innovativeren und kreativeren Lösungen gefunden haben. Des Weiteren wird untersucht, ob sich bei der
Untertitelung Übersetzungsfehler eingeschlichen haben – schließlich handelt es sich bei Fansubbern nicht um professionelle Untertitler – oder ob das 4-Augen-Prinzip so gut funktioniert,
dass kaum Fehler zu beobachten sind. Des Weiteren steht die Untertitellänge bei Fansubs im
Fokus. Sind diese wirklich viel länger als die kommerziellen Untertitel? Außerdem wird ein
Blick auf die Aspekte Anglizismen, Orthographie, Kommasetzung und Grammatik sowie
Ausdruck in Fansubs geworfen. Die 1. und 4. Staffel wurden gewählt, um die Untertitelungspraktiken von mehreren Fansubbern analysieren zu können. So wurden die ersten sieben Episoden der 1. Staffel von den beiden Subbern Marc4Us und Easter gemeinsam untertitelt, die
Folgen acht bis 17 von AriGold. Die 4. Staffel wurde sowohl von Geysir vom Board SubCentral als auch von BlueCrisis von TV4User untertitelt.
Zunächst soll jedoch zum besseren Verständnis ein kurzer Überblick über die Serie und die
wichtigsten Charaktere gegeben werden.
4.1 Synopsis
Die US-Serie The Big Bang Theory gehört zu den derzeit erfolgreichsten Sitcoms im
US-Fernsehen. Das war jedoch nicht immer so. Die Serie musste sich die Gunst der Zuschauer zunächst erkämpfen. Während die Quoten der 1. Staffel ordentlich, aber nicht herausragend
waren, konnte die Serie ab Ausstrahlung der 2. Staffel immer mehr Zuschauer in ihren Bann
ziehen (Web 3). Seit ihrer Erstausstrahlung im September 2007 in den USA wurden bereits
sechs Staffeln produziert. Zwischenzeitlich war die Serie so erfolgreich, dass sie Anfang 2011
vorab um drei weitere Staffeln verlängert wurde und voraussichtlich bis 2013/2014 läuft
(Web 4).
70
Die Hauptcharaktere der Serie sind die vier hochintelligenten Wissenschaftler Sheldon, Leonard, Raj und Howard sowie Leonards und Sheldons Nachbarin, die noch auf ihren Durchbruch als Schauspielerin wartende Kellnerin Penny. Ab Staffel 4 stoßen auch noch Sheldons
Freundin Amy und Howards Freundin Bernadette hinzu.
Der Charme und Humor der Serie ergeben sich aus dem Zusammentreffen zweier verschiedener Welten und der damit verbundenen Klischees. Während die attraktive und eher durchschnittlich begabte Penny die Freuden des Lebens genießt, sind die vier „Nerds“ soziale Außenseiter, die sich lieber der Wissenschaft widmen und in ihrer Freizeit Comicbücher sammeln oder Videospiele spielen.
Sheldon ist Doktor der theoretischen Physik, der seiner Meinung nach einzig wirklichen Wissenschaft. Er hält sich allen Menschen gegenüber, auch seinen Freunden, geistig überlegen
und sieht sich selbst als den Mittelpunkt seiner sozialen Gruppe an. Seine Tage sind genau
durchgeplant, jegliche Abweichung von seinem Plan wirft ihn aus der Bahn. Gefühle und
Emotionen findet er befremdlich.
Leonard ist Doktor der experimentellen Physik und das Kind eines erfolgreichen AkademikerPaares. Als Kind musste er immer unter der fehlenden Wärme seiner Mutter leiden und hat
bis jetzt immer das Gefühl, nicht zu genügen und nicht an die Erfolge seiner anderen Geschwister anknüpfen zu können. Leonard sehnt sich sehr nach einer Beziehung und verliebt
sich in seine Nachbarin Penny, bei der er zunächst jedoch keine Chance zu haben scheint.
Der aus Indien stammende Raj ist Doktor der Astrophysik und der beste Freund von Howard.
Auch Raj ist auf der Suche nach seiner Traumfrau – die Suche gestaltet sich jedoch schwierig,
da er nicht mehr zu reden wagt, sobald er sich in der Nähe einer Frau befindet (davon ausgenommen sind weibliche Familienmitglieder). Gleichzeitig wird er von seiner traditionellen
indischen Familie beeinflusst, die ihn gerne verheiratet sehen möchte und insgeheim befürchtet, er sei homosexuell.
Howard ist Ingenieur und hat als einziger der drei Wissenschaftler keinen Doktortitel, was
ihm von Sheldon des Öfteren vorgehalten wird. Er ist Jude und lebt noch im Haus seiner Mutter und steht unter ihrem Pantoffel. Seine Freunde machen sich häufig über die fast schon
symbiotische Beziehung zu seiner Mutter lustig. Howard stellt sich selbst als erfahrenen Frauenheld dar, tatsächlich scheitert er aber immer wieder bei seinen Versuchen, eine Freundin zu
finden.
71
Penny stammt aus Omaha und hofft, in L.A. den Durchbruch als Schauspielerin zu schaffen.
Während sie auf ihr Schauspieldebut wartet, verdingt sie sich als unterbezahlte Kellnerin in
der Cheesecake Factory. Sheldon macht sich häufig über ihre – aus seiner Sicht – mangelnde
Intelligenz lustig. Gleichzeitig verfügt Penny über weitaus mehr Lebenserfahrung als ihre
hochintelligenten Freunde. Auf der Suche nach ihrer großen Liebe macht Penny mehrere Bekanntschaften, wird aber stets enttäuscht.
Bernadette studiert Mikrobiologie und arbeitet wie Penny in der Cheesecake-Factory, um ihre
Ausbildung zu finanzieren. Penny macht Bernadette und Howard miteinander bekannt und
aus den beiden wird ein Paar. In ihrer Beziehung muss Bernadette sich oft gegen Howards
Mutter durchsetzen und hofft, dass Howard sich eines Tages von seiner Mutter abnabeln
kann.
Die intelligente Neurowissenschaftlerin Amy kommt zum ersten Mal am Ende der 3. Staffel
ins Spiel. Howard und Raj versuchen, Sheldon über eine Partnervermittlung zu verkuppeln
und stoßen dabei auf Amy. Sie ist das weibliche Pendant zu Sheldon – hochintelligent, fühlt
sich anderen überlegen, eine soziale Außenseiterin. Gleichzeitig freundet sie sich im Laufe
der Zeit mit Penny an und buhlt um ihre Gunst als beste Freundin. Außerdem wünscht sie sich
eine Beziehung zu Sheldon, der jedoch jegliche emotionale oder gar körperliche Nähe strikt
ablehnt.
4.2 Umgang mit Kulturspezifika
In Kapitel 2.3.1 wurde bereits erläutert, dass es sich bei Kulturspezifika um identitätsstiftende
Merkmale einer Kultur handelt. Da diese Elemente möglicherweise der zielsprachigen Kultur
nicht vertraut sind oder diese zumindest nicht dieselben Konnotationen damit verbindet, können sie eine Schwierigkeit bei der Übersetzung darstellen. Schubert (2001:156) erklärte, dass
Kulturspezifika in Untertiteln aufgrund zeiträumlicher Restriktionen häufig unter den Tisch
fallen oder dass zur Übertragung in die Zielsprache auf Generalisierungen oder sehr knappe
Explikationen zurückgegriffen wird. Diese These sollte bei der Analyse der 1. und 4. Staffel
von The Big Bang Theory überprüft werden. Anhand von Beispielen soll untersucht werden,
auf welche Untertitelungsmethoden die Fansubber bei ihrer Arbeit zurückgreifen und ob sie
sich innovativerer Strategien bedienen, als dies in den kommerziellen Untertiteln der Fall ist.
Die vorgenommene Analyse kann natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Vielmehr wäre in weiteren Arbeiten zu untersuchen, ob bei Fansubbern die Tendenz besteht,
beim Umgang mit Kulturspezifika eine bestimmte Strategie zu wählen, ob sich diese Strate72
gien je nach Genre der zu untertitelnden Serie unterscheiden, und wie die Zuschauer diese
Strategien aufnehmen.
4.2.1 Unternehmen und Einrichtungen
Bei der Analyse fiel auf, dass Realienlexeme bei den kommerziellen Untertiteln der 1. und
4. Staffel von The Big Bang Theory besonders häufig generalisiert wurden18. Dieses zielsprachlich orientierte Übersetzungsverfahren geht in der Regel mit dem Verlust von Konnotationen und Lokalkolorit einher. Genau das lehnte ein Großteil der Umfrageteilnehmer jedoch
ab (Kap. 3.4.3.3.2). Es ist zu betonen, dass die Gruppe der befragten Fansub-Nutzer natürlich
nicht als repräsentativ angesehen werden kann. Jedoch kann es als Hinweis darauf gewertet
werden, dass Zuschauer, die sich für die Kultur der Ausgangssprache interessieren, keine Anpassung von Kulturreferenzen wünschen, sondern mehr über die Besonderheiten der fremden
Kultur erfahren möchten. Auffällig war, dass auch Kulturspezifika generalisiert wurden, die
durchaus hätten beibehalten werden können:
Staffel 1 Episode 8:
Rajs Eltern wollen Raj mit einer Inderin verkuppeln.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Mrs. Koothrappali: Rajesh, do
you remember Lalita Gupta?
Raj: The little fat girl that used
to kick me in the samosas and
call me untouchable?
Mrs. Koothrappali: Yes. Well,
now she’s a dental student at
USC so we gave her your contact information.
Mrs. Koothrappali: Rajesh,
erinnerst du dich an Lalita
Gupta?
Raj: Die kleine Dicke, die mir
oft in die Nüsse trat und mich
Unberührbarer nannte?
Mrs. Koothrappali: Ja, aber
jetzt studiert sie Zahnmedizin
an eurer Universität.
Mrs. Koothrappali: Rajesh,
erinnerst du dich an Lalita
Gupta?
Raj: Das kleine, fette Mädchen,
dass mir ständig in die Eier trat
und mich unberührbar nannte?
Mrs. Koothrappali: Ja. Nun,
sie ist jetzt eine Studentin der
Zahntechnik an der USC,…
Bei der USC handelt es sich um die University of Southern California, eine renommierte Privatuniversität in Kalifornien, die mit der Ostrow School of Dentistry auch die Möglichkeit
eines Zahnmedizinstudiums bietet. Im Fansub wurde das Akronym USC beibehalten. Ein
Großteil der Zuschauer wird sicherlich nicht wissen, dass es sich dabei um die University of
Southern California, eine der führenden US-amerikanischen Universitäten handelt (Web 5).
Diese Konnotation geht aber auch bei der Generalisierung „an eurer Universität“ verloren.
Des Weiteren hat sich in den offiziellen Untertiteln ein Fehler eingeschlichen. Gemäß den
offiziellen Untertiteln studiert Lalita Gupta an derselben Universität wie Raj, Howard, Shel18
Siehe Anhang Abschnitt 7.4. Eine exhaustive Analyse der Realienlexeme der 1. und 4. Staffel von The Big
Bang Theory einschließlich Kategorisierung findet sich auf beiliegender CD. Diese Analyse kann natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
73
don und Leonard. Die vier Wissenschaftler arbeiten jedoch nicht an der USC, sondern am
CalTech, dem California Institute of Technology, einer privaten Forschungsuniversität in
Pasadena, Kalifornien, deren Schwerpunkt vor allem auf den Natur- und Ingenieurswissenschaften liegt (Web 6). Ein medizinischer Studiengang wird am CalTech gar nicht angeboten.
Dieser Fehler dürfte den meisten Zuschauern womöglich gar nicht auffallen und auch nicht
das Verständnis der Zuschauer beeinträchtigen, jedoch könnte er auch einfach vermieden
werden. Die Lösung des Fansubbers, das Kulturspezifikum beizubehalten, ist in diesem Beispiel als besser anzusehen und entspricht den Erwartungen der befragten Zuschauer an Untertitel.
Auch im folgenden Beispiel wäre eine Generalisierung nicht notwendig gewesen:
Staffel 1 Episode 9:
Sheldon hat Leonard nicht darüber informiert, dass sie beide für einen von ihnen gemeinsam verfassten Artikel als Redner zu einer Konferenz eingeladen wurden.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Leonard: Are there any other
honors I’ve gotten that I don’t
know about? Did UPS drop off
a Nobel Prize with my name on
it?
Leonard: Hat es noch weitere
Anerkennungen für mich gegeben, von denen ich nichts weiß?
Hat der Paketdienst einen für
mich bestimmten Nobelpreis
hier abgeliefert?
Leonard: Gibt es noch irgendwelche anderen Ehren, die ich
bekommen habe, von denen ich
aber nichts weiß? Hat UPS einen Nobelpreis mit meinem
Namen vorbei gebracht?
Der United Parcel Service, vor allem bekannt unter dem Akronym UPS, ist ein international
agierendes, amerikanisches Logistikunternehmen. Der Hauptsitz des Unternehmens liegt zwar
in den USA, UPS unterhält aber Niederlassungen in der ganzen Welt. Die größte außerhalb
der USA befindet sich in Neuss, Nordrhein-Westfalen. Mit mehr als 13.800 Mitarbeitern in
Deutschland ist anzunehmen, dass deutsche Zuschauer das amerikanische Unternehmen
durchaus kennen (Web 7). Selbst wenn einem Zuschauer der Logistikkonzern nicht bekannt
sein sollte, wird dadurch sein Verständnis nicht beeinträchtigt. Es spricht somit nichts dagegen, das Realienlexem, wie im Fansub, beizubehalten.
Fehlt den zielsprachlichen Rezipienten jedoch das notwendige Vorwissen, um ein Realienlexem zu erkennen, und können sie auch aus dem Dialog und den Bildinformationen nicht auf
die Bedeutung eines Kulturspezifikums schließen, ist eine Übernahme des Realienlexems
nicht immer die beste Lösung – wie folgendes Beispiel zeigt:
74
Staffel 1 Episode 10:
Sheldon erfindet einen drogenabhängigen Cousin, damit er und Leonard nicht an Pennys Bühnenauftritt teilnehmen müssen.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Leonard: Do you have a cousin
Leopold?
Sheldon: No, I made him up. I
think you’d call him Lee.
Leonard: I don’t get it, I already told her a lie, why replace
it with a different lie?
Sheldon: Well, first of all, your
lie was laughably transparent,
where mine is exquisitely convoluted. While you were sleeping I was weaving an ununravelable web.
Leonard: Un-unravelable?
Sheldon: Yes, if she googles
Leopold Houston she’ll find a
facebook page, an online blog
depicting his descent into drug
use, and a desperate yet hopeful
listing on e-harmony.com.
Leonard: Hast du einen Cousin
Leopold?
Sheldon: Nein, hab ich mir
ausgedacht. Und du nennst ihn
am besten Lee.
Leonard: Was soll das? Ich hab
ihr 'ne Lüge erzählt. Warum die
durch eine andere ersetzen?
Sheldon: Weil deine Lüge lächerlich leicht durchschaubar
ist, während meine kunstvoll
konstruiert ist. Während du
geschlafen hast, entwarf ich ein
unentwirrbares Lügengebilde.
Leonard: Unentwirrbar, ja?
Sheldon: Genau. Wenn sie
nach Leopold Houston googelt,
findet sie eine Facebook-Seite,
einen Online-Blog über seinen
Absturz in den Drogenkonsum
und einen leicht hoffnungsvollen Eintrag auf Partnersuche.com.
Leonard: Hast du einen Cousin
Leopold?
Sheldon: Nein. Ich habe ihn
erfunden. Ich denke, du würdest
ihn Lee nennen.
Leonard: Das verstehe ich
nicht. Ich habe sie doch bereits
belogen. Warum ersetzen wir
diese durch eine andere Lüge?
Sheldon: Nun, erstens war deine Lüge lächerlich durchschaubar, während meine exquisit
komplex ist. Während du geschlafen hast, habe ich ein unentwirrbares Netz geflechtet.
Leonard: Unentwirrbar?
Sheldon: Ja. Wenn sie nach
"Leopold Houston" googelt,
wird sie eine "Facebook"-Seite
finden, einen Online-Blog, der
das Abrutschen in den Drogenmissbrauch darstellt. und eine
verzweifelte, dennoch hoffnungsvolle
Auflistung
bei
'eharmony.com'.
Bei eHarmony handelt es sich um eine Online-Partnervermittlung, die 2000 in Pasadena, Kalifornien gegründet wurde und neben den USA auch in Kanada, Australien, dem Vereinigten
Königreich und Brasilien aktiv ist (Web 8). eHarmony bezeichnet sich selbst als die Nummer 1 unter den Dating-Websites (Web 9). Auf dieser Website suchen die Mitglieder sich
ihren Traumpartner nicht selbst, stattdessen beantworten sie einen umfassenden Fragebogen.
Mithilfe von Algorithmen werden Nutzer mit ähnlichen Interessen einander zugeordnet.
Im deutschsprachigen Raum ist eHarmony überhaupt nicht bekannt. Aus diesem Grund wird
in den offiziellen deutschen Untertiteln wahrscheinlich auch auf die Analogie Partnersuche.com zurückgegriffen. Der Haken daran ist jedoch, dass es sich bei Partnersuche.com offensichtlich um ein in der deutschsprachigen Kultur verankertes Unternehmen handelt. In
einer amerikanischen Serie wirkt das aber unglaubwürdig. Eine Möglichkeit wäre gewesen,
zumindest ein Kulturspezifikum zu wählen, das den deutschsprachigen Zuschauern bekannt
ist, aber nicht rein auf den deutschsprachigen Raum begrenzt ist. Die Partnervermittlung Parship ist beispielsweise auch in anderen Ländern als Deutschland aktiv, wenn auch nicht in den
75
USA (Web 10). Dadurch könnten allerdings ähnliche Assoziationen wie bei den Rezipienten
der Ausgangskultur hervorgerufen werden, ohne dass die Untertitelung unglaubwürdig wirkt.
Der Fansubber behielt eHarmony bei. Fraglich ist, ob die Zuschauer den Inhalt des Untertitels
noch verstehen. Es kann nicht angenommen werden, dass die deutschsprachigen Zuschauer
dieselben Verstehensvoraussetzungen haben wie die Zuschauer der Ausgangskultur. Außerdem geht auch aus dem Dialogverlauf nicht hervor, dass es sich bei eHarmony um eine Partnervermittlung handelt. Eine Möglichkeit – wenn dies aus zeiträumlichen Gründen möglich
ist – wäre gewesen, auf die von manchen Fansubbern praktizierte Methode zurückzugreifen,
den Exotismus in Klammern zu erklären.
und eine verzweifelte,
dennoch hoffnungsvolle Auflistung
bei 'eharmony.com'.
[Online-Partnervermittlung]
Auf diese Weise würde der Vorliebe der Fansub-Nutzer entgegengekommen, Kulturspezifika
beizubehalten, gleichzeitig würde dadurch auch garantiert, dass die Zuschauer das Realienlexem verstehen.
4.2.2 Unterhaltung
Auch der Bereich „Unterhaltung“ kann den Untertitler vor Schwierigkeiten stellen, vor allem
wenn TV-Shows, Filme oder Themenparks in der Zielkultur nicht bekannt sind. Je nach Wertigkeit des Realienlexems entscheidet der Untertitler, auf welche Strategie er zurückgreift. Bei
der Analyse war zu beobachten, dass in den offiziellen Untertiteln in erster Linie generalisiert
wurde, während die Fansubber das Kulturspezifikum vornehmlich in die Zielsprache übernommen haben.
Staffel 1 Episode 13:
Sheldon, Leonard, Raj und Howard wollen am Physiker-Wettbewerb des CalTech teilnehmen. Sie
rechnen sich sogar Chancen aus, da der bisher ungeschlagene Meister dieses Mal nicht mit von der
Partie ist.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Howard: Gentlemen, switching
to local nerd news. Fishman,
Chen, Chowdry, McNair aren’t
fielding a team in the university
physics bowl this year.
Leonard: You’re kidding, why
Howard: Gentlemen, das Neueste von den örtlichen NerdNachrichten: Fishman, Chen,
Chaudury und McNair nehmen
dieses Jahr nicht am UniPhysiker-Wettbewerb teil.
Howard: Meine Herren, ich
schalte zu den lokalen NerdNews: Fishman, Chen, Chaudury und McNair schicken dieses
Jahr kein Team zum "Physics
Bowl" an der Universität ins
76
not?
Howard: They formed a barbershop quartet, and got a gig
playing Knott’s Berry Farm.
Leonard: Echt wahr? Wieso
nicht?
Howard: Sie haben 'ne Boygroup gegründet und treten in
einem Bauern-Freizeitpark auf.
Rennen.
Leonard: Du machst doch Witze. Warum nicht?
Howard: Sie haben ein Barbershop-Quartett gebildet und einen Auftritt bekommen, bei
dem sie "Knott's Berry Farm"
spielen.
Knott’s Berry Farm ist ein etablierter Themenpark in Kalifornien, der in den 1940er Jahren
von der Familie Knott gegründet wurde. Der Freizeitpark umfasst fünf Themenbereiche und
zog im Jahr 2011 3,6 Mio. Besucher an (Web 11).
Howard verkündet seinen Freunden in Episode 13 die frohe Botschaft, dass die bisher ungeschlagenen Champions des Physics Bowl in diesem Jahr nicht am Wettbewerb teilnehmen, da
sie ein Barbershop Quartett bilden und im Knott’s-Berry-Farm-Freizeitpark auftreten. Die vier
rechnen sich somit Chancen aus, selbst zu gewinnen.
Der Themenpark Knott’s Berry Farm ist in Deutschland wohl niemandem bekannt. In den
kommerziellen Untertiteln wurde das Kulturspezifikum daher generalisiert und durch „Bauern-Freizeitpark“ ersetzt. Fraglich ist allerdings, weshalb der Untertitler den Zusatz „Bauern“
verwendet und dem Freizeitpark so eine eher negative Konnotation verliehen hat. Durch diesen Zusatz klingt es, als handle es sich um einen kleinen, unbedeutenden Freizeitpark, der
kaum besucht wird. Es kann nur angenommen werden, dass dadurch eventuell der Verlust von
„Barbershop-Quartett“ im Deutschen kompensiert werden soll. Bei einem BarbershopQuartett handelt es sich um ein Ensemble aus vier SängerInnen, die gemeinsam a cappella
singen. Ihren Ursprung nahm die Barbershop-Musik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten und erlebte dort ihre Blütezeit zwischen 1900 und 1919
(Web 12). Damit der Musikstil nicht in Vergessenheit gerät, wurden BarbershopGesellschaften gegründet, die diese Art von Gesang weiter pflegen. Es gibt zwar auch in
Deutschland eine Gesellschaft für Barbershop-Musik, jedoch dürfte den meisten Rezipienten,
vor allem dem jüngeren Zielpublikum, dieser Musikstil nicht bekannt sein. Möglicherweise
wurde „Barbershop-Quartett“ deshalb durch „Boygroup“ ersetzt. Mit Boygroup assoziieren
viele Zuschauer aber wohl eher eine Mainstream-Pop-Band – die Besonderheit des Barbershop-Gesangs geht hierbei vollkommen verloren. Vielleicht wurde deshalb die negativ konnotierte Übersetzung „Bauern-Freizeitpark“ gewählt, um diesen Verlust zu kompensieren und
das Bild einer Physiker-Boygroup zu zeichnen, die einen unbedeutenden Auftritt in einem
unbekannten Freizeitpark bestreitet.
Im Fansub wurden zwar die Kulturspezifika des Originals beibehalten, jedoch schlich sich
dabei ein inhaltlicher Fehler ein. So wurde „playing Knott’s Berry Farm“ mit „bei dem sie
77
‚Knott’s Berry Farm‘ spielen“ übersetzt. Ein wenig Hintergrundrecherche hätte jedoch ergeben, dass es sich dabei um einen Freizeitpark handelt, den man nicht „spielen“ kann. Neben
dem Sinnfehler erschwert auch der Exotismus das Verständnis der Zuschauer, da diesen der
Freizeitpark nicht bekannt sein wird. Eine Erklärung oder Generalisierung hätten hier Abhilfe
schaffen können, denn durch die Übernahme allein geht die Komik des Dialogs verloren.
Auch folgendes Beispiel zeigt, dass durch die reine Übernahme eines Realienlexems immer
das Risiko besteht, dass die bei den zielsprachlichen Zuschauern hervorgerufenen Assoziationen nicht den Assoziationen der ausgangssprachlichen Rezipienten ähneln.
Staffel 4 Episode 3:
Leonard erklärt Sheldon, dass er, Howard und Raj Amy nicht mögen. Sheldon kontert.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
TV4User:
Sheldon: May I point
out that for eight long
months, I suffered in
silence as your female
companion filled our
apartment with her offkey country music
caterwauling, the unappetizing spectacle of
her grinding a pumice
stone against her calloused feet in our living room, and night
after night of uninformative TV documentaries about the
Jersey Shore.
Sheldon: Muss ich
dich darauf hinweisen,
dass ich 8 lange Monate schweigend gelitten
habe, während deine
Gefährtin
unseren
Wohnbereich in Besitz
nahm mit ihrer misstönigen Country-Musik,
die nach Katzengeschrei klingt, mit ihrem
unappetitlichen Schauspiel des Abschmirgelns ihrer schwieligen
Füße und auch mit
dieser täglichen, inhaltlosen
TVDokumentation über
sexhungrige Urlauber.
Sheldon: Dürfte ich
den Punkt anbringen,
dass ich für lange acht
Monate still gelitten
habe, als dein weiblicher Kompanion unsere Wohnung überflutet
hat mit ihrem falsch
gesungenen CountryMusik-Gejohle, dem
unappetitlichen Spektakel, wie sie einen
Bimsstein an ihren
schwieligen Füßen in
unserem Wohnzimmer
zermahlt und Abend
für Abend uninformative
TVDokumentationen über
Jerseys Küste.
Sheldon: Ich möchte
dich darauf hinweisen,
dass ich acht lange
Monate
schweigend
leiden musste, als deine weiblichen Gefährtin unsere Wohnung
mit ihrem unpassenden
Country
MusikGejammer gefüllt hat
genau wie das unappetitlichen Spektakel ihre
schwieligen Füße in
unserem Wohnzimmer
mit einem Bimsstein
abzureiben und Abend
für Abend uninteressante Dokumentationen
über Jersey Shore zu
sehen.
[Serie auf MTV]
Sheldon beschwert sich bei Leonard über Pennys niveaulosen TV-Konsum. Denn bei Jersey
Shore handelt es sich nicht, wie man bei dem Fansub auf SubCentral annehmen könnte, um
eine Dokumentation über die Küste von New Jersey, sondern um eine auf MTV ausgestrahlte
Reality-Serie, die italo-amerikanische Jugendliche während ihres Sommerurlaubs zeigt. In
den USA erfreute sich die Serie großer Beliebtheit bei der Zielgruppe der 12- bis 34-jährigen
Zuschauer. The New Yorker erklärte das Jersey-Shore-Phänomen so (Web 13): „Jersey Shore'
gibt uns das Gefühl, Anthropologen zu sein, die durch eine Baumlücke hindurch heimlich
78
einen neuen Eingeborenenstamm beobachten.“ Auch Penny gehört zu den begeisterten Zuschauern dieser Reality-Serie, die Sheldon gnädig als uninformative TV documentaries bezeichnet. Theoretisch könnte dem deutschsprachigen Zielpublikum diese Serie bekannt sein,
da sie auch bei MTV Deutschland ausgestrahlt wurde. Jedoch ist nicht davon auszugehen, da
die Serie im deutschsprachigen Raum nie so viel Anklang fand wie in den USA. Die im offiziellen Untertitel gewählte Paraphrase „inhaltlosen TV-Dokumentation über sexhungrige Urlauber“ erscheint deshalb als gelungene Lösung, da so vermittelt wird, dass es sich um eine
niveaulose Unterhaltungssendung handelt. Aus der Lehnübersetzung von SubCentral wird
dies jedoch nicht deutlich. Vielmehr denkt man als Zuschauer, es handle sich wirklich um
eine, wenn auch weniger gelungene, TV-Dokumentation. Aus dieser Übersetzung wird somit
auch leider nicht deutlich, was an Pennys Verhalten so verwerflich oder ärgerlich sein könnte.
Der Fansubber BlueCrisis bei TV4User entschied sich für eine direkte Übernahme von Jersey
Shore. Zumindest erwähnte er jedoch in Klammern im Untertitel, dass es sich dabei um eine
MTV-Serie handelt. Daraus können die Zuschauer sehr wahrscheinlich schließen, dass es sich
um eine wenig anspruchsvolle Serie handeln muss. Doch auch hier wird, im Gegensatz zum
offiziellen Untertitel, das Ausmaß der Niveaulosigkeit der Serie nicht deutlich. Möglicherweise hätte dies durch die Übersetzung von uninformative mit geistlos, primitiv oder anspruchslos statt mit „uninteressant“ noch deutlicher gemacht werden können.
4.2.3 Persönlichkeiten
Auch Persönlichkeiten – selbst wenn sie international bekannt sind – können bei den Rezipienten von Ausgangs- und Zielkultur unterschiedliche Assoziationen hervorrufen. Der Untertitler muss sich der verschiedenen Verstehensvoraussetzungen bewusst sein. Denn nur wenn
er sich dieser Unterschiede gewahr ist, kann er eine geeignete Strategie wählen, um sie auszugleichen. Das folgende Beispiel zeigt, dass auch die Bildinformationen dazu beitragen, Lücken im Vorwissen der Zuschauer zu schließen.
Staffel 1 Episode 16
Um eine Überraschungsparty für Leonard zu organisieren, soll Leonard aus dem Haus gelenkt werden.
Howard spielt eine allergische Reaktion vor, um mit Leonard ins Krankenhaus zu fahren.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Nurse: Get out of my ER.
Howard: No, you don’t understand.
Nurse: Oh, I understand, but
unfortunately this hospital is not
Krankenschwester:
Schön,
dann verschwinden Sie.
Howard: Nein, Sie verstehen
nicht.
Krankenschwester: Doch, ich
Krankenschwester:
Verschwinden Sie aus meiner Notaufnahme.
Howard: Nein, Sie verstehen
das nicht.
79
equipped to treat stupid.
Howard: Okay, I get it, I know
how the world works, how
about if I were to introduce you
(holding up a five dollar bill) to
the man who freed your people.
Nurse: unless my people were
freed by Benjamin Franklin and
his five twin brothers you are
wasting your time.
verstehe. Aber leider können
wir hier absolut nichts gegen
Blödheit unternehmen.
Howard: Ok. Alles klar. Ich
weiß, wie die Welt tickt. Dann
sollte ich Sie jetzt vielleicht
einem Mann vorstellen, der Ihr
Volk befreite.
Krankenschwester: Wenn Sie
mich schon bestechen wollen,
müssen Sie mindestens das 5Fache drauflegen. Ansonsten
verschwenden Sie Ihre Zeit.
Krankenschwester: Ich verstehe es, aber unglücklicherweise,
ist das Krankenhaus nicht ausgestattet, Dummheit zu behandeln.
Howard: Okay, ich verstehe.
Ich weiß, wie es in der Welt
läuft. Wie wäre es, wenn ich sie
mit dem Mann bekannt mache,
der Ihr Volk befreit hat?
Krankenschwester: Solange
mein Volk nicht von Benjamin
Franklin und seinen fünf Zwillingsbrüdern befreit wurde,
verschwenden Sie Ihre Zeit.
In dieser Szene gibt Howard vor, unter einer allergischen Reaktion zu leiden, damit Leonard
ihn zum Krankenhaus fährt und so von den Vorbereitungen für seine GeburtstagsÜberraschungsparty abgelenkt ist. Damit die Krankenschwester bei seiner Scharade mitspielt,
möchte er sie bestechen. Mit „the man who freed your people“ wird hier auf Abraham Lincoln angespielt. Lincoln ging als der amerikanische Präsident in die Geschichte ein, der die
Sklavenbefreiung maßgeblich vorangetrieben hat. Dabei hatte er zunächst keinen eindeutigen
Kurs gegen die Sklaverei eingeschlagen. Als die Südstaaten sich aber ab Ende 1860 vom
Norden abspalteten, weil dieser Kritik an der Sklaverei übte, und die konföderierten Truppen
im April 1861 den Bürgerkrieg einleiteten, bezog er eindeutig Position gegen die Sklaverei,
um die Abspaltung des Südens zu verhindern und diesen wirtschaftlich zu treffen (Web 14).
Nach Ende des Krieges, am 18. Dezember 1865, trat der 13. Zusatzartikel zur Verfassung der
Vereinigten Staaten in Kraft, im Zuge dessen die Sklaverei in den Vereinigten Staaten abgeschafft wurde (Web 15). Abraham Lincoln ist auf der 5-Dollar-Note abgebildet und mit fünf
Dollar möchte Howard auch die schwarze Krankenschwester bestechen. Daraufhin antwortet
diese, wenn ihr Volk nicht von Benjamin Franklin, der auf der 100-Dollar-Note abgebildet ist,
und seinen 5 Zwillingsbrüdern befreit wurde, kommen sie nicht ins Geschäft. Sie schlägt mit
Wortwitz gekonnt zurück, um ihm klarzumachen, dass ihre Kooperation mindestens 600 Dollar wert sei. Aus dem Geschichtsunterricht könnte den deutschsprachigen Zuschauern natürlich bekannt sein, dass die Sklaven von Abraham Lincoln befreit wurden. Es kann jedoch
nicht davon ausgegangen werden, dass jedem dieser historische Sachverhalt geläufig ist. Und
selbst wenn, so ist vielen Zuschauern wahrscheinlich nicht bekannt, dass Abraham Lincoln
den 5-Dollar-Schein ziert. Doch wird zumindest aus den Bildinformationen deutlich, dass
Howard versucht, die Frau zu bestechen. In den offiziellen Untertiteln wurde das Kulturspezifikum generalisiert. Dort erklärt die Krankenschwester, Howard müsse mindestens das Fünf80
fache drauflegen. Das würde aber bedeuten, sie wäre schon für 30 Dollar käuflich. Geht man
aber davon aus, dass die Zuschauer nicht wissen, wie viel Geld Howard ihr geboten hat, wird
zumindest der Sinn des Dialogs wiedergegeben, auch wenn das Kulturspezifikum und der
Witz der Krankenschwester dabei verloren geht. Der Fansubber hingegen übernahm das Kulturspezifikum in der Zielsprache. Hier kann natürlich argumentiert werden, dass die Zuschauer wahrscheinlich nicht wissen, dass Benjamin Franklin auf dem 100-Dollar-Schein abgebildet ist. Doch geht aus dem Kontext hervor, dass Howard offensichtlich nicht genug Geld bietet und er noch etwas drauflegen muss. Berücksichtigt man die Umfrageergebnisse (siehe
3.4.3.3.2), ist der Fansub an dieser Stelle als gelungene Untertitelung anzusehen, da sich ein
Großteil der Fansubber-Nutzer dafür aussprach, Kulturspezifika in die Zielsprache zu übernehmen, selbst wenn sie diese nicht verstehen. Ein weiterer Vorteil des Fansubs ist, dass in
diesem die Schlagfertigkeit und der Wortwitz der Krankenschwester erhalten bleiben.
Staffel 1 Episode 13:
Leonard, Raj und Howard suchen ein viertes Teammitglied für den Physiker-Wettbewerb:
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Howard: Okay, we’re going to
need a strong fourth for our
team.
Raj: You know who’s apparently very smart, is the girl who
played TV’s Blossom. She got a
PhD in neuroscience or something.
Leonard: Raj, we’re not getting
TV’s Blossom to join our physics bowl team.
Raj: How about the girl from
the Wonder Years?
Howard: Also, wir brauchen
einen starken vierten Mann für
unser Team.
Raj: Wisst ihr, wer ziemlich
intelligent ist? Jodie Foster, die
Schauspielerin. Sie hat einen
Doktor in Literaturwissenschaft
gemacht.
Leonard: Wir können doch
nicht Jodie Foster in unser Physiker-Wettstreit-Team holen.
Raj: Wie wäre es mit Emma
Watson?
Howard: Meine Herren. Wir
werden einen starken
vierten für unser Team brauchen.
Raj: Wisst Ihr, wer anscheinend sehr schlau ist? Das Mädchen, das "Blossom" im TV
gespielt hat. Sie hat einen Doktor in Neurowissenschaften oder
so.
Leonard: Raj, wir kriegen
"Blossom" aus dem TV nicht
dazu, sich unserem "Physics
Bowl" Team anzuschließen.
Raj: Wie wäre es mit dem
Mädchen aus "Wunderbare
Jahre"?
Bei Blossom handelt es sich um eine amerikanische TV-Serie, die von 1990 bis 1995 ausgestrahlt wurde (Web 16). Deren Hauptdarstellerin, Mayim Bialik, machte ihren Doktor in Neurowissenschaften und verkörpert ab der 4. Staffel die geniale Neurowissenschaftlerin Amy in
The Big Bang Theory (Web 17). Des Weiteren wird auf Danica McKellar angespielt, die von
1988 bis 1993 in der TV-Serie Wonder Years mitspielte. Sie hat einen Universitätsabschluss
in Mathematik und veröffentlichte mehrere Bücher (Web 18). Man kann natürlich argumen81
tieren, dass das amerikanische Publikum diese Anspielungen möglicherweise auch nicht versteht, da die Ausstrahlung dieser beiden Serien bereits weit zurückliegt. In der Zielkultur kann
dieses Wissen aber überhaupt nicht vorausgesetzt werden, da die beiden Serien im deutschsprachigen Raum weniger Popularität genossen als in den USA. Selbst wenn man argumentiert, dass sich das Publikum wünscht, dass Kulturspezifika nicht an die Zielkultur angepasst
werden – in diesem Fall dürfte den Zuschauern nicht klar sein, welche Schauspielerinnen gemeint sind. Allerdings muss auch eingeräumt werden, dass die Exotismen nicht zulasten des
Verständnisses gehen, denn aus dem Kontext geht hervor, dass es sich dabei um zwei intelligente Schauspielerinnen handeln muss. Im offiziellen Untertitel wurden stattdessen Jodie Foster und Emma Watson gewählt. Jodie Foster studierte Literatur an der Ivy-League-Universität
Yale (Web 19) und auch Emma Watson studierte Literatur an den Eliteuniversitäten Brown
und Oxford (Web 20). Der Vorteil dieser Untertitelungsstrategie ist, dass diese beiden Schauspielerinnen in der Zielkultur bekannt sind – und selbst wenn die Zuschauer sich der Bildung
dieser beiden Aktricen nicht bewusst sind, so wird doch aus dem Text klar, dass sie sehr intelligent sein müssen.
4.2.4 Marken
Wenn Markennamen international bekannt sind, mag die Untertitelung keine Probleme darstellen. Sind sie jedoch nur in einer Kultur verankert, muss der Untertitler überlegen, welche
Bedeutung dem Realienlexem im Ausgangstext zukommt, und welches Untertitelungsverfahren er entsprechend anwendet.
Staffel 1 Episode 11
Sheldon denkt, er sei krank. Um sich zu untersuchen, verwendet er einen Messbecher als Urinbecher.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Sheldon: I need to measure my
fluid intake and output to make
sure my kidneys aren’t shutting
down.
Leonard: I mix pancake batter
in this!
Sheldon: No, that measuring
cup has always been for urine.
Leonard: You had time to
make a label for everything in
this apartment, including the
label maker, but you didn’t
have ten seconds to make one
Sheldon: Ich will meine Flüssigkeitsaufnahme
und
ausscheidung messen, für den
Fall eines Nierenversagens.
Leonard: Ich mache meinen
Pfannkuchenteig in diesem
Gefäß.
Sheldon: Nein, dieser Messbecher war schon immer für Urin
gedacht.
Leonard: Du hast in dieser
Wohnung alles etikettiert, was
hier steht, einschließlich der
Sheldon: Ich muss meine Flüssigkeitsaufnahme und -abgabe
messen, um sicherzustellen,
dass meine
Nieren nicht den Dienst einstellen.
Leonard: Ich mische da Pfannkuchenteig drin!
Sheldon: Nein, dieser Messbecher war immer für Urin gedacht.
Leonard: Du hattest Zeit, um
Etiketten für alles in der Woh82
that said urine cup?
Sheldon: It’s right here on the
bottom.
Leonard: Huh. I guess I owe
the Betty Crocker company a
letter of apology.
Etikettiermaschine, und vergisst
ausgerechnet auf diesen Becher
''Nur für Urin'' zu kleben?
Sheldon: Es steht doch hier am
Boden.
Leonard: Hm. Dann schulde
ich dem Hersteller dieses Bechers einen Entschuldigungsbrief.
nung zu machen, einschließlich
des Etiketten-Machers, aber du
hattest keine zehn Sekunden
Zeit, um eins zu machen, wo
drauf steht: "Urinbecher"?
Sheldon: Gleich hier, auf der
Unterseite.
Leonard: Ich glaube, dass ich
der Firma "Betty Crocker" ein
Entschuldigungsschreiben
schulde.
Betty Crocker ist in den USA eine allseits bekannte Marke, unter der verschiedenste Produkte,
unter anderem Backmischungen und Pfannkuchen-Fertigteig, vertrieben werden (Web 21). In
dieser Szene stellt sich heraus, dass Leonard zum Anrühren seines Pfannkuchenteigs immer
einen Becher verwendet, den Sheldon zum Urinbecher deklariert hat. In den offiziellen Untertiteln wird das Kulturspezifikum durch eine Paraphrase ersetzt. Dabei ist dem Untertitler entweder ein Fehler passiert, oder er hat sich bewusst dafür entschieden, Betty Crocker nicht mit
„Hersteller dieses Pfannkuchenteigs“, sondern mit „Hersteller dieses Bechers“ zu übersetzen.
Allerdings ist diese Übersetzung in sich nicht stimmig. Eine Generalisierung ist an dieser
Stelle zwar eine gute Lösung, da vielen Zuschauern die Marke Betty Crocker vermutlich nicht
bekannt ist. Allerdings stellt man sich die Frage, warum sich Leonard bei dem Hersteller des
Bechers beschweren sollte, wenn dieser doch gar nicht defekt ist. Viel logischer ist es, dass er
sich beim Hersteller des Teiges über dessen schlechte Qualität beschwert. Diese Generalisierung ist daher nicht als gelungen anzusehen. Der Fansubber hingegen bediente sich eines Exotismus. Fraglich ist allerdings, ob der Zuschauer darauf schließen kann, dass Betty Crocker
der Hersteller des Pfannkuchenteigs ist. Die Wahl einer zielsprachigen Entsprechung wie
Dr. Oetker wäre möglich gewesen, da es sich dabei auch um einen in der Zielkultur bekannten
Markennamen handelt, unter dem Backprodukte vertrieben werden, und Dr. Oetker zudem
auch international tätig ist. Allerdings ginge durch diese Strategie Lokalkolorit verloren. Hinzu käme, dass der Zuschauer Betty Crocker hören und Dr. Oetker in den Untertiteln lesen
würde, was auf ihn wie eine Verfälschung des Originals wirken würde. An dieser Stelle wäre
eine innovativere Untertitelung, beispielsweise die Übernahme der Kulturreferenz in Kombination mit einer Erklärung in Klammern möglich gewesen. Auf diese Weise hätte sowohl das
Kulturspezifikum erhalten als auch das Verständnis der Zuschauer gewährleistet werden können – auch wenn sich 61 % der Subber in der Umfrage gegen diese Untertitelungsstrategie
aussprachen (siehe 3.4.3.3.4). Die befragten Fansub-Nutzer standen dagegen mit 50 % Zustimmung zusätzlichen Erklärungen in Untertiteln sehr offen gegenüber.
83
Dass ein Exotismus mit Explikation eine praktikable Untertitelungsstrategie darstellt, zeigt
auch folgendes Beispiel:
Staffel 4 Episode 23
Mrs. Wolowitz ist im Krankenhaus. Howard, Sheldon, Leonard, Raj, Berandette und Penny besuchen
sie. Mrs. Wolowitz möchte mit Bernadette sprechen.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
TV4User:
Doctor: Actually, she
said, and I quote, she’d
like to see the little
Catholic girl first.
Bernadette: Me? Why
me?
Howard: Jews have
been asking that for
centuries. There’s no
real good answer.
Bernadette:
Okay,
well, wish me luck.
Howard: Don’t worry,
you’ll be fine. Let’s
just hide Mr. Cross. If
it touches her, it burns.
Doctor: You brought a
Catholic girl home to
your mother?
Howard: Yeah.
Doctor: Why don’t I
write you a prescription for Xanax.
Arzt: Na ja, sie hat
gesagt, und ich zitiere:
''Ich will zuerst
die kleine Katholikin
sehen''.
Bernadette:
Mich?
Warum ich?
Howard: Das fragen
sich Juden seit Jahrhunderten und es gibt
keine Antwort darauf.
Bernadette: Ok, dann
wünsch mir Glück.
Howard: Keine Panik,
du schaffst das schon.
Wir verstecken nur mal
das Kreuz. Wenn sie es
berührt, brennt es.
Arzt: Sie kommen mit
einer Katholikin
zu Ihrer Mutter?
Howard: Ja.
Arzt: Na, dann schreib
ich Ihnen was gegen
Panikattacken auf.
Arzt: Eigentlich sagte
sie, und ich zitiere, sie
würde "das kleine katholische
Mädchen
zuerst sehen."
Bernadette:
Mich?
Wieso mich?
Howard: Juden fragen
sich das schon seit
Jahrhunderten. Es gibt
keine wirklich gute
Antwort darauf.
Bernadette: Okay, nun
gut, wünsch mir Glück.
Howard: Keine Sorge,
das wird schon werden.
Lass uns nur "Herr
Kreuz"
verstecken.
Wenn es sie berührt,
brennt es.
Arzt: Sie haben Ihrer
Mutter ein katholisches
Mädchen nach Hause
gebracht?
Howard: Ja.
Arzt: Wieso stelle ich
Ihnen nicht ein Rezept
für Xanax auf.
Arzt: Eigentlich sagte
sie und ich zitiere: sie
würde "gern dieses
kleine
katholische
Mädchen zuerst sehen".
Bernadette:
Mich?
Warum ich?
Howard: Juden fragen
sich das seit Jahrhunderten. Es gibt keine
wirklich gute Antwort.
Bernadette:
Okay,
gut, wünsch mir Glück.
Howard: Keine Sorge,
alles wird gut. Lass
mich nur Mr. Kreuz
verstecken. Wenn sie
es berührt, brennt es.
Arzt: Sie brachten ein
katholisches Mädchen
zu ihrer Mutter nach
Hause?
Howard: Ja.
Arzt: Ich werde Ihnen
ein Rezept für Xanax
ausstellen.
[gegen
Angststörungen]
Xanax gehört zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln in den USA und wird gegen
Angststörungen eingesetzt (Web 22). In der Ausgangskultur ist diese Kulturreferenz also
weitbekannt. In den offiziellen Untertiteln wird erneut generalisiert. Dabei geht natürlich das
Kulturspezifikum samt der damit einhergehenden Konnotationen in der Ausgangskultur verloren, allerdings wird der Inhalt für den Zuschauer verständlich übertragen. Bei SubCentral hingegen übernimmt der Untertitler das Kulturspezifikum ohne Erläuterung. Zwar erschließt sich
aus dem Kontext, dass es sich dabei um ein Arzneimittel handelt, allerdings wird nicht deutlich, wogegen dieses Mittel verschrieben wird, so dass hier die Interpretation dem Zuschauer
überlassen wird. Bei TV4User wird zusätzlich in Klammern erklärt, dass es sich bei Xanax
um ein Mittel gegen Angststörungen handelt – durch diese Explikation erschließt sich dem
84
Zuschauer die Komik dieser Szene sofort, ohne dass auf das in der amerikanischen Kultur
verankerte Element verzichtet wird. Klar ist natürlich, dass auch hierbei die Assoziationen,
die der ausgangssprachliche Rezipient mit dem Kulturspezifikum verbindet, in der Ausgangskultur nicht nachgebildet werden können. Doch zumindest wird dem Wunsch der Zuschauer
auf Beibehaltung des ausgangskulturellen Elements entsprochen. Sofern eine kurze Explikation möglich ist und die Untertitel so aufgeteilt werden können, dass der Zuschauer bei der Rezeption nicht überfordert wird, bietet diese Strategie durchaus Möglichkeiten für die professionelle Untertitelung.
4.2.5 Lebensmittel, Getränke und Restaurants
Bei der Analyse der Untertitel zur 1. und 4. Staffel von The Big Bang Theory fiel auf, dass
Kulturspezifika in den kommerziellen Untertiteln am häufigsten generalisiert wurden, während die Fansubber nur sehr wenig auf Generalisierungen zurückgriffen. Die Fansubber entschieden sich stattdessen am häufigsten für Exotismen. Lediglich beim Subber BlueCrisis war
das Verhältnis zwischen Exotismen und Generalisierungen relativ ausgewogen 19. Auffällig
war auch, dass bei den Fansubbern häufig in Zusammenhang mit Essen generalisiert wurde.
Staffel 4 Episode 10:
Raj und Howard wollen einen Kampf austragen, um endgültig zu entscheiden, wer von ihnen ein Superheld und wer nur sein Gehilfe ist.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
TV4User:
Howard: I’m legally
obligated to inform you
that I took a karate
lesson when I was 11.
I’d be a regular ninja
by now if my mom
could’ve arranged a
carpool.
Raj: Oh, yeah? Well,
I’ve been taking Pilates
class at the rec center,
and my abs look like
sections of a Hershey
bar.
Howard: Von Gesetzes wegen muss ich
dich darüber informieren, dass ich KarateStunden hatte, als ich
11 war. Ich wäre heute
ein regelrechter Ninja,
wenn meine Mutter
eine Fahrgemeinschaft
hätte arrangieren können.
Raj: Ach ja? Ich hatte
einen Pilateskurs im
Freizeitcenter
und meine Bauchmuskeln sehen aus wie ein
Waschbrett.
Howard: Ich bin gesetzlich
verpflichtet,
dir mitzuteilen, dass
ich Karatestunden hatte, als ich 11 war. Ich
wäre jetzt ein richtiger
Ninja, wenn meine
Mom mir eine Mitfahrgelegenheit arrangiert hätte.
Raj: Oh, ja? Ich habe
Pilates-Kurse im Fitnessstudio
gemacht
und meine Bauchmuskeln sehen aus wie
ein Stück eines Hershey-Schokoriegels.
Howard: Ich bin gesetzlich dazu verpflichtet, dir zu sagen, dass
ich Karate Unterricht
hatte, als ich elf war.
Ich wäre jetzt ein richtiger Ninja, wenn meine Mom eine Fahrgemeinschaft organisiert
hätte.
Raj: Oh, ja? Also, ich
nahm Pilates-Kurse im
Freizeitforum
und
meine Bauchmuskeln
sehen aus, wie Abschnitte eines Schokoriegels.
19
Siehe Anhang Abschnitt 7.4 sowie Analyse auf beiliegender CD.
85
Auch an dieser Stelle zeigt sich, dass die Generalisierung durchaus eine gute Untertitelungsstrategie darstellen kann. Der Hershey Bar ist eine in den USA und Kanada beliebte und allseits bekannte Schokolade, vergleichbar mit der Milka-Schokolade in Deutschland (Web 23).
Der Verzicht auf das Kulturspezifikum stellt in dieser Szene keinen großen Verlust dar, da der
Witz bei einer Untertitelung mit „Schokoriegel“ – wie bei TV4User geschehen – dennoch
erhalten bleibt. Die Jungs werden in der Serie als Nerds dargestellt, die in ihrer Freizeit lieber
Videospiele spielen, als sich einer sportlichen Aktivität zu widmen. Vor allem Raj greift, aufgrund seines mangelnden Glücks bei Frauen, häufig auf das Trostpflaster Essen zurück. Mit
seinem Hang zu Süßem wird in dieser Szene auch gespielt, wenn Raj sagt, seine Bauchmuskeln gleichen einem Hershey Bar. Durch die Entscheidung, im offiziellen Untertitel vollkommen auf die Schokoladen-Metapher zu verzichten und stattdessen von einem Waschbrettbauch zu sprechen, geht diese Anspielung gänzlich verloren. Dabei hätte man einfach, wie bei
TV4User geschehen, generalisieren können. Der Grund für diese weniger geglückte Untertitelung liegt vermutlich darin, dass in der deutschen Synchronisation auch von „Waschbrett“
gesprochen wird. Da es sich bei den offiziellen Untertiteln um Untertitel für Hörgeschädigte
handelt, musste an dieser Stelle natürlich der deutschen Synchronisation gefolgt werden.
Auch die Untertitelung bei SubCentral ist hier sehr gelungen. Der Fansubber bediente sich im
vorliegenden Beispiel eines Zitatworts mit Hinzufügung – so konnte er sowohl das Kulturspezifikum beibehalten und somit Lokalkolorit bewahren als auch den Zuschauern erklären, worum es sich bei einem Hershey Bar handelt. Sofern dem Untertitler genügend Platz zur Verfügung steht, ist dies eine gute Strategie, um den Drahtseilakt zu schaffen, ausgangskulturelle
Elemente möglichst beizubehalten, den Dialog für den Zuschauer aber gleichzeitig auch verständlich zu gestalten.
Staffel 4 Episode 15
Howard, Raj, Leonard und Sheldon essen zusammen in der Cafeteria der Universität.
Original:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
TV4User:
Howard: Why’s the
president of the university slumming in the
cafeteria?
(…)
Raj: Or maybe he
heard it’s Tator Tot
Tuesday. That’s why
I’m here.
Howard:
Warum
mischt sich der Universitätspräsident unters
gemeine Volk in der
Cafeteria?
Raj: Oder er kommt,
weil es heute RöstiTaler gibt. Deswegen
bin ich hier.
Howard:
Wieso
mischt sich der Präsident der Universität in
der Cafeteria unters
Volk?
Raj: Oder vielleicht
hat er gehört, dass heute Kroketten-Dienstag
ist. Deswegen bin ich
hier.
Howard: Warum muss
sich der Präsident der
Universität in der Cafeteria unters Volk mischen?
Raj: Oder er hat mitbekommen, dass "Kartöffelchen-Dienstag"
ist. Deshalb bin ich
heute hier.
86
In dieser Szene fällt in allen drei Untertiteln die Kulturreferenz Tator Tot unter den Tisch.
Dabei handelt es sich um einen Markennamen, unter dem eine in den USA weitbekannte zylinderförmige Kartoffelbeilage vertrieben wird (Web 24). Im deutschsprachigen Raum ist
diese Beilage nicht bekannt, weshalb in den professionellen Untertiteln auf die Analogie Rösti-Taler zurückgegriffen wurde. Gegen diese Analogie spricht jedoch, dass sie sehr stark in
der deutschen, vor allem der Deutschschweizer Kultur verankert ist. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass in den USA auch Rösti serviert werden, jedoch wirkt dieses zielsprachliche
Realienlexem in dieser Szene etwas deplatziert. Die Wiedergabe mit Kroketten hingegen stört
nicht, da diese Kartoffelbeilage nicht auf den deutschsprachigen Kulturraum beschränkt ist.
Auch die Generalisierung bei TV4User stellt in dieser Szene eine geeignete Untertitelungsstrategie dar, wird doch der Sinn wiedergegeben. Es wäre natürlich möglich gewesen, das
Realienlexem beizubehalten und in Klammern zu erklären, allerdings stellt sich auch die Frage nach der Wertigkeit des Kulturspezifikums. Da diese Realie für die Handlung selbst und
auch für die Zeichnung der Charaktere nicht wichtig ist, ist es auch nicht unbedingt nötig, sie
in die Zielsprache zu übernehmen und dem Zuschauer erhöhten Rezeptionsaufwand durch
eine zusätzliche Erklärung zuzumuten.
Staffel 4 Episode 21:
Sheldon bringt Amy nach Hause.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
TV4User:
Amy: Would you like
to come in for a nightcap?
Sheldon: If you’re
referring to the beverage, you know I don’t
drink. If you’re referring to the hat you don
while wearing a nightshirt and holding a
candle, I have one.
Amy: I have yoo-hoo.
Sheldon: It’s hard to
say no to yoo-hoo. The
name literally beckons.
Amy: Willst du noch
rein auf einen Nachttrunk?
Sheldon: Falls damit
etwas Alkoholisches
gemeint ist, du weißt,
ich trinke nicht. Wenn
du an das Mittel
denkst, dass ich bei
Schnupfen
nehme,
wenn ich nicht einschlafen kann, ich hab
keinen.
Amy: Ich hab Kakao
da.
Sheldon: Zu Kakao
kann ich schlecht Nein
sagen. Der Klang lädt
einen förmlich ein.
Amy: Willst du einen
Schlummer-Gedeck
nehmen?
Sheldon: Wenn du das
Getränk meinst, weißt
du doch, dass ich nicht
trinke. Wenn du die
Mütze meinst, die man
auf hat, wenn man ein
Nachthemd und eine
Kerze trägt, ich habe
eine.
Amy: Ich habe YooHoo.
Sheldon:
Es
ist
schwer, zu Yoo-hoo
"Nein" zu sagen. Der
Name winkt sprichwörtlich
mit
dem
Zaunpfahl.
Amy: Möchtest du
noch
auf
einen
Schlummer-Gedeck
reinkommen?
Sheldon: Wenn du das
Getränk meinst, du
weißt doch, dass ich
nicht trinke. Wenn du
die Mütze meinst, die
man
mit
einem
Nachthemd und einer
Kerze in der Hand
trägt, ich habe eine.
Amy: Ich habe YooHoo da.
[Schoko-Getränk]
Sheldon: Es ist schwer
zu Yoo-Hoo, Nein zu
sagen. Der Name lockt
förmlich.
87
Im Gegensatz zum obigen Beispiel ist das Realienlexem in dieser Szene von Bedeutung, da
darauf ein Wortspiel beruht. Yoo-hoo ist ein bekanntes amerikanisches Schokoladengetränk
(Web 25). Das Wortspiel in folgender Szene beruht auf der Homophonie von Yoo-hoo. Yoohoo kann auch als Interjektion verwendet werden, wenn man nach jemandem ruft, um dessen
Aufmerksamkeit zu erregen (Web 26). Mit dieser doppelten Bedeutung wird hier gespielt. Im
offiziellen Untertitel geht dieses Wortspiel gänzlich verloren. Hier wird Yoo-hoo zu „Kakao“
generalisiert. So verliert der Satz „The name literally beckons“ jedoch seine Bedeutung. Denn
zwischen Kakao und Sheldons Aussage „Der Klang lädt einen förmlich ein“ besteht keine
offensichtliche Verbindung mehr. Im Fansub von SubCentral wurde das Realienlexem zwar
beibehalten, doch wird dem Zuschauer hier nicht erklärt, dass es sich dabei um einen Kakao
handelt. Auch die Übersetzung „Der Name winkt sprichwörtlich mit dem Zaunpfahl“ ist weniger geglückt. Besser wäre eine Übersetzung wie „Der Name ruft förmlich nach mir“ gewesen, um das Wortspiel zu erhalten. Bei TV4User hingegen wurde das Realienlexem expliziert.
Durch diese zusätzliche Information erschließt sich dem zielsprachlichen Rezipienten der
Dialog in all seinen Facetten.
4.2.6 Zusammenfassung
Allgemein fiel auf, dass in den Fansubs eine hohe Tendenz dazu besteht, auf Exotismen zurückzugreifen – insbesondere im Fall der Subber AriGold und Geysir. Schuberts These
(2001:156), Kulturspezifika fielen in Untertiteln häufig der Auslassung zum Opfer oder würden generalisiert, ist damit nicht auf die untersuchten Fansubs anzuwenden. In den offiziellen
Untertiteln hingegen fanden sich nur selten Exotismen. Damit kommen die Fansubber – ob
bewusst oder unbewusst – dem Wunsch von 68 % der befragten Fansub-Nutzer nach, Kulturreferenzen in den Untertiteln zu übernehmen, auch wenn sie diese vielleicht nicht verstehen.
Da viele der Amateur-Untertitler selbst Fansubs konsumieren, kennen und teilen sie möglicherweise die Erwartungen der Zuschauer, Untertitel möglichst unverfälscht und ohne Anpassungen an die Zielkultur zu genießen. Die Analyse zeigte aber auch, dass kein Untertitelungsverfahren dem anderen vorzuziehen ist. Sowohl die häufig in den offiziellen Untertiteln praktizierte Generalisierung als auch die Übernahme des Realienlexems in die Zielsprache bringen
Vor- und Nachteile mit sich. Wichtig ist daher, die Wertigkeit der Realie im Kontext zu analysieren und von Fall zu Fall zu entscheiden, welche Strategie man verwendet. Hervorzuheben ist die bei BlueCrisis verwendete und auch bei manch anderen Subbern anzutreffende
innovative Strategie, einen Exotismus mit einer kurzen Erklärung in Klammern zu verbinden.
88
Dadurch kann das Realienlexem beibehalten und so Lokalkolorit bewahrt, gleichzeitig aber
auch das Verständnis der Zuschauer unterstützt werden. Sofern dieses Verfahren – unter Berücksichtigung zeiträumlicher Restriktionen – eingesetzt werden kann, bietet es auch Chancen
für die professionelle Untertitelung. So könnte – zusätzlich zu der in dieser Arbeit durchgeführten Umfrage – in weiteren Arbeiten untersucht werden, wie kurze Erklärungen in Klammern von den Zuschauern aufgenommen werden und ob sie sich generell für die Übernahme
von Realienlexemen aussprechen – selbst wenn ihnen diese unbekannt sein sollten.
4.3 Wortspiele
Neben den im vorhergehenden Kapitel behandelten Kulturspezifika stellen auch Wortspiele
den Untertitler vor eine schwierige Aufgabe. In Kapitel 2.3.2 wurde bereits behandelt, auf
welchen Phänomenen Sprachspiele beruhen können und welche Strategien dem Übersetzer
bei der Untertitelung zur Verfügung stehen. Gerade The Big Bang Theory lebt von Wortspielen, die den Humor dieser Serie prägen. Auch wenn Wortspiele eine große Herausforderung
für den Untertitler darstellen, sind sie nicht grundsätzlich unübersetzbar, vielmehr erfordern
sie viel Kreativität. Um die Funktion eines Wortspiels zu bewahren, muss der Übersetzer die
durch das Wortspiel erzeugte Komik auch im zielsprachlichen Text erhalten. Das ist teilweise
nur durch die Loslösung vom Ausgangstext möglich. Die Besonderheiten der Untertitelung
machen es dem Untertitler dabei nicht einfacher, denn die zeiträumlichen Restriktionen erschweren die Übersetzung eines Wortspiels zusätzlich. Eine besondere Herausforderung stellen außerdem Wortspiele da, die auf den visuellen Elementen einer Szene beruhen. Gleichzeitig bietet aber die Präsenz von Originaltext und Untertitel Vorteile: So ist es durchaus möglich, dass der Zuschauer die Ausgangssprache ausreichend beherrscht, um das Wortspiel zu
verstehen. Ein Großteil der befragten Fansub-Nutzer stufte seine Englischkenntnisse beispielsweise als gut bis sehr gut ein (Kap. 3.4.3.5). Im Folgenden soll untersucht werden, wie
die Übersetzung von Wortspielen in den offiziellen Untertiteln und den Fansubs der 1. und
4. Staffel von The Big Bang Theory gelöst wurde. Es soll analysiert werden, auf welche Strategien zurückgegriffen wurde, und ob Fansubber innovative Wege gefunden haben, Wortspiele zu untertiteln.
4.3.1 Polysemie und Homonymie
Polysemie bezeichnet die „Mehrdeutigkeit eines sprachlichen Zeichens, z. B. eines Wortes
(…), eines Syntagmas oder eines Satzes (…). Die Grenzen zur Homonymie sind fließend“
(Brockhaus 1992:341). Homonyme haben eine unterschiedliche Bedeutung und Etymologie
89
und stimmen in Schreibung und Lautung überein (vgl. Duden 2005:434). Häufig beruhen
Wortspiele auf dieser Mehrdeutigkeit, wie auch folgende Beispiele zeigen:
Staffel 1 Episode 5
Leonard, Sheldon, Howard und Raj essen in der Cheesecake Factory. Sie treffen dort ihre Kollegin
Leslie, die Leonard dazu einlädt, in ihrem Quartett Cello zu spielen.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Leonard: What did Penny
mean, "You’d make a cute couple?"
Sheldon: Well I assume she
meant that the two of you together would constitute a couple, that others might consider
cute. An alternate, and somewhat less likely interpretation,
is that you could manufacture
one. As in, "Oh look! Leonard
and Leslie made Mr. and Mrs.
Goldfarb. Aren’t they adorable?"
Leonard: Was meinte Penny
mit, wir würden ein süßes Paar
abgeben?
Sheldon: Tja, damit meinte sie
wohl, dass ihr ein Paar darstellen könntet, das andere für süß
halten würden. Eine alternative,
aber unwahrscheinliche Deutung wäre, dass ihr irgendwo
ein anderes süßes Paar abgeben
würdet. Im Sinne von: " Leslie
und Leonard gaben Vera und
Tom an der Garderobe ab. Wie
süß. "
Leonard: Was meinte Penny
mit "Ihr wärt ein süßes Paar"?
Sheldon: Ich nehme an, sie
meinte, dass Ihr beiden zusammen ein Pärchen darstellen
würdet, dass andere als "süß"
ansehen würden. Eine alternative, aber weniger
wahrscheinliche Interpretation
ist, dass Ihr ein Paar fabrizieren
würdet. Ungefähr so: "Schaut,
Leonard und Leslie fabrizierten
Mr. und Mrs. Goldfarb."
"Sind sie nicht bezaubernd?"
Dieses Beispiel beruht auf der Polysemie von make, das sowohl im Sinne von „darstellen“, als
auch im Sinne von „herstellen/produzieren“ gebraucht wird. Leonard ist irritiert, weil er Pennys Aussage, er und Leslie würden ein süßes Paar abgeben, nicht deuten kann, und fragt
Sheldon um Rat. Sheldon geht wie immer sehr rational an diese Frage heran. Die Komik dieser Szene resultiert daraus, dass Sheldon Pennys Aussage linguistisch analysiert und aufgrund
der Mehrdeutigkeit von make zu verschiedenen Deutungen gelangt, statt die Frage aus einer
emotionalen Perspektive zu beleuchten. Dieses Wortspiel ist wichtig für die Zeichnung von
Sheldons Charakter, dem jegliches Feingefühl fehlt und der alles aus wissenschaftlicher Sicht
betrachtet. Wenn möglich, sollte das Wortspiel beibehalten werden, um im Zieltext einen ähnlich komischen Effekt zu erzielen. In den offiziellen Untertiteln ist dies gut gelungen. Hier
wird mit der Polysemie von „abgeben“ gespielt, das in der Kollokation mit „ein süßes Paar“
„darstellen“ bedeutet und das auch „hinterlegen“ bedeuten kann. Im Fansub ist das Wortspiel
leider unter den Tisch gefallen. Die beiden Bedeutungen von make wurden zwar erkannt und
im Deutschen richtig wiedergegeben, jedoch wirkt Sheldons Aussage unlogisch. So fragt man
sich, wie Sheldon aus dem Satz „Ihr wärt ein süßes Paar“ die Interpretation „ein Paar fabrizieren“ ableiten kann. Insgesamt ist die Übersetzung an dieser Stelle nicht geglückt. Dabei zeigt
der offizielle Untertitel, dass es durchaus möglich gewesen wäre, auch im Deutschen ein Polysem zu finden. Neben „abgeben“ hätte man auch das Wort „darstellen“ verwenden können.
90
So könnte man „ein Paar darstellen“ interpretieren als „ein Paar sein“ und „auf der Bühne ein
Paar verkörpern“.
Staffel 1 Episode 17
Sheldon ist gerade in einen Mandarinkurs vertieft, als Penny ihm auf die Schulter klopft und er sich
erschreckt.
Original:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Penny: I’m sorry. Look, do you
have a second?
Sheldon: A second what? Pair
of underwear?
Penny: Kurze Frage, hast du Penny: Hast du kurz Zeit?
mal eine Sekunde?
Sheldon: Kurz Zeit, um meine
Sheldon: Eine Sekunde kann Unterhosen zu wechseln?
man nicht einfach rüberreichen.
Die Komik dieser Szene beruht auf der Homonymie von second, das sowohl „Sekunde“ bedeuten als auch als Zahlwort („zweite/r/s“) fungieren kann. Sheldons Reaktion auf Pennys
Frage, ob er mal eine Sekunde habe, kann entweder als Sarkasmus gedeutet werden oder er
missversteht sie aufgrund der Ambiguität von second. Möchte man das Wortspiel im Deutschen erhalten, muss man sich vom Originaldialog lösen, da „Sekunde“ im Deutschen nicht
mehrdeutig ist. Im offiziellen Untertitel bedient sich der Übersetzer der Polysemie des Wortes
„haben“. So kann „haben“ sowohl als Hilfsverb gebraucht werden als auch einen Besitz anzeigen. Im deutschen Dialog mokiert sich Sheldon über den Ausdruck „eine Sekunde haben“
und belehrt Penny, dass man eine Sekunde nicht besitzen oder an jemanden weitergeben könne. Die Szene wirkt im offiziellen Untertitel insgesamt weniger komisch, da der Bezug zum
Bild etwas verloren geht. Im Original bilden Ton und Bild eine perfekte Einheit: So passt das
Wortspiel, das darauf hindeutet, dass Sheldon sich sprichwörtlich fast vor Angst in die Hose
gemacht hat, zu Sheldons erschrockenem Gesichtsausdruck. Im offiziellen Untertitel wirkt
Sheldon hingegen überheblich, während sein Gesichtsausdruck von Furcht zeugt. Doch ist
dieses Wortspiel exemplarisch für Sheldons Charakter und Verhalten. Sheldon betont stets
seine geistige Überlegenheit gegenüber anderen Menschen, insbesondere Penny, und dieses
Verhalten kommt in dem Wortspiel sehr gut zum Ausdruck. Bei SubCentral blieb man dem
Originaldialog treu. Dadurch wurde der Bildbezug in der Untertitelung erhalten, allerdings hat
der Dialog dort keinen Wortspielcharakter mehr, da „Zeit“ im Deutschen nicht doppeldeutig
ist. Allerdings ist der Verlust des Wortspiels zumindest in dieser Szene weniger gravierend,
da allein durch Sheldons erschrockenen Gesichtsausdruck und seine Worte „Kurz Zeit, um
meine Unterhosen zu wechseln“ Komik generiert wird. Möglich wäre es auch gewesen, mit
dem Idiom „ein offenes Ohr haben“ zu spielen, über dessen Unlogik Sheldon sich hätte lustig
machen können. Doch wäre auch in diesem Fall der Bildbezug verloren gegangen.
91
Staffel 4 Episode 24
Sheldon verbringt den Abend mit Penny und Raj und stellt den beiden ein Rätsel.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
TV4User:
Sheldon: Here’s an
interesting fact about
alcohol.
Penny: Hit me.
Sheldon: Man is not
the only species that
ferments fruit in order
to become intoxicated.
Can you guess what
the other is? Hint,
sometimes they pack
the alcohol in their
trunks.
Penny: Monkeys.
Sheldon: When does a
monkey have a trunk?
Penny: When a suitcase just won’t do.
Sheldon: Ich hätte
etwas sehr Interessantes zum Thema Alkohol.
Penny: Her damit!
Sheldon: Der Mensch
ist nicht die einzige
Spezies, die das Fermentieren von Früchten nutzt, um sich daran zu berauschen.
Kannst du erraten,
welches die andere ist?
Ein Hinweis: Manchmal nehmen sie den
Alkohol durch ihren
Rüssel zu sich.
Penny: Menschenaffen.
Sheldon: Seit wann
haben Affen einen
Rüssel?
Penny: Alles nur eine
Frage der Definition.
Sheldon: Jetzt kommt
ein interessanter Fakt
über Alkohol...
Penny: Schenk mir
ein!
Sheldon: Der Mensch
ist nicht die einzige
Spezies, die Obst benutzt, um sich zu berauschen. Errät jemand, welche die andere
ist?
Tipp:
Manchmal haben sie
den Alkohol in ihrem
Trunk.
Penny: Affen.
Sheldon: Wann hat
denn ein Affe einen
Trunk?
Penny: Wenn er es
einfach nicht mehr
erträgt.
Sheldon: Hier ist eine
interessante Tatsache
über Alkohol...
Penny: Voll machen.
Sheldon: Der Mensch
ist nicht die einzige
Spezies, die Obst gären
kann, um berauscht zu
werden. Könnt ihr erraten, welches die andere
ist? Ein Tipp: Manchmal tragen sie den Alkohol in ihrem Beutel.
Penny: Affen.
Sheldon: Wann hat
denn ein Affe einen
Beutel?
Penny: Wenn ihr Koffer nicht mehr ausreicht.
Mit seinem Rätsel spielt Sheldon auf Elefanten an. So wurde teilweise angenommen, der
Grund für das Torkeln von Elefanten liege darin, dass sie Fallobst der Marula-Bäume verspeisen, in welchem sich durch Gärung ein Alkoholgehalt von bis zu drei Prozent entwickelt
(Web 27). Um Penny bei der Lösung des Rätsels zu helfen, gibt er ihr den Tipp, das Tier lagere den Alkohol in seinem trunk. Penny jedoch geht von der in diesem Zusammenhang falschen Bedeutung aus: Als Sheldon sie irritiert fragt, seit wann Affen einen Rüssel haben, antwortet sie, wenn ein Koffer nicht mehr ausreiche. Hier wird mit der Polysemie von trunk gespielt, das neben „Rüssel“ unter anderem auch „Schrankkoffer“ bedeuten kann. Im Deutschen
ist es aufgrund des Rätsels und des Bezugs auf Elefanten nicht einfach, dieses Wortspiel zu
erhalten. Allein damit Sheldons Hinweis Sinn ergibt, muss die Bedeutung „Rüssel“ in diesem
Satz erhalten bleiben. Im offiziellen Untertitel konnte das Wortspiel nicht aufrechterhalten
werden. Dabei ist „Rüssel“ im Deutschen polysem. So wird es auch salopp als Bezeichnung
für eine große Nase verwendet. Statt „Alles nur eine Frage der Definition“ hätte Penny auf
Sheldons Frage, seit wann Affen einen Rüssel haben, beispielsweise antworten können:
„Manche von denen habe einen wirklich großen Zinken.“ Zugegebenermaßen erzeugt dieses
92
Wortspiel nicht denselben komischen Effekt wie das Wortspiel im Original, da trunk sehr
unterschiedliche Bedeutungen hat, während „Rüssel“ im Deutschen immer ein Riechorgan
bezeichnet. Es wäre aber zumindest eine Möglichkeit gewesen, den Wortspielcharakter im
Deutschen zu bewahren. In den beiden Fansubs wurde kein Wortspiel verwendet. Vor allem
der Fansubber Geysir hat sich um eine kreative Übersetzung bemüht und ist nicht davor zurückgeschreckt, sich vom Originaltext zu lösen, indem er trunk mit Trunk, gehoben für Getränk, übertrug. Der Haken an dieser Übersetzung ist jedoch, dass Sheldons Hinweis, das Tier
habe manchmal Alkohol in seinem Trunk, keinen Sinn mehr ergibt. Dasselbe Problem ergibt
sich bei der Übersetzung mit „Beutel“. Es ist nur zu vermuten, dass die Fansubber nicht den
Gesamtkontext der Übersetzung berücksichtigt haben und sich so der Konsequenzen ihrer
Übersetzung nicht bewusst waren. In ihrer Übersetzung ergeben Sheldons Rätsel und sein
Hinweis keinen Sinn mehr. Sheldon macht jedoch nie Fehler, vor allem nicht in faktischer
Hinsicht. Die beiden Fansubs sind daher nicht konsistent mit Sheldons Eigenschaft und Verhalten.
4.3.2 Lautähnlichkeit und -identität
Viele Wortspiele beruhen auf Lautähnlichkeit (Paronymie) oder Lautidentität (Homophonie)
– so auch in The Big Bang Theory. Im Folgenden soll anhand von Beispielen untersucht werden, wie in den Untertiteln mit dieser Schwierigkeit umgegangen wurde.
Staffel 1 Episode 4:
Sheldon wurde entlassen, weil er seinen Chef beleidigt hat. Da er nun zu viel Freizeit hat und immer
verschrobener wird, bittet Leonard Sheldons Mutter um Hilfe.
Originalton:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Mary: Oh, you got yourself a
loom. How nice.
Sheldon: Thank you.
Mary: Honey, why'd you get a
loom?
Sheldon: I was working with
luminous fish and I thought,
hey ... loom!
Mary: Oh, wie ich sehe, hast
du dir einen Webstuhl angeschafft. Wie schön.
Sheldon: Danke sehr.
Mary: Schatz, wieso hast du
einen Webstuhl?
Sheldon: Ich habe die Entwicklung der Webspinnen erforscht,
und da dachte ich: " Hey, weben."
Mary: Oh, du hast dir ein Webstuhl besorgt? Wie schön!
Sheldon: Danke.
Mary: Schnucki, warum hast
du dir einen Webstuhl besorgt?
Sheldon: Ich habe mit phosphoreszierenden Fischen gearbeitet, und ich dachte an: "Webstuhl."
Nach seiner Entlassung hat Sheldon unter anderem angefangen, zu weben. Mrs. Cooper
möchte wissen, wie er auf die Idee mit dem Weben gekommen ist, und Sheldon antwortet, er
habe mit leuchtenden (luminous) Fischen experimentiert. Ursprung des Wortspiels ist die
Lautähnlichkeit von luminous und loom. Da in der Szene gezeigt wird, wie Sheldon an einem
93
Webstuhl sitzt, sollte der Untertitler das Wort „weben“ möglichst beibehalten. Möchte er das
Wortspiel im Deutschen erhalten, muss er ein Wort finden, das so ähnlich klingt. In den offiziellen Untertiteln wurden die leuchtenden Fische durch „Webspinnen“ ersetzt. Dabei handelt
es sich zwar nicht um ein Homonym, da dem Kompositum Webspinne das Wort „weben“
zugrunde liegt. Es wird dadurch aber ein ähnlich komischer Effekt erzielt wie im Original.
Einziger Wermutstropfen ist, dass Sheldon in vorhergehender Szene wirklich mit leuchtenden
Fischen experimentiert hatte. Auf diesen Zusammenhang muss allerdings zugunsten des
Wortspiels verzichtet werden. Im Fansub hingegen wurde luminous fish beibehalten und ins
Deutsche übersetzt. Dadurch ging der Wortspielcharakter gänzlich verloren. Es ist auch nicht
schlüssig, weshalb Sheldon mit phosphoreszierenden Fischen arbeiten und dabei an einen
Webstuhl denken sollte – für deutschsprachige Zuschauer erschließt sich dieser Zusammenhang nicht. Möglicherweise war dem Fansubber die zugrundeliegende Lautähnlichkeit dieser
Wörter nicht bewusst. Vorteil von Untertiteln ist jedoch, dass der Zuschauer auch den Originalton hört – sofern die Englischkenntnisse des Rezipienten ausreichend sind, kann er dieses
Wortspiel auch verstehen. Man könnte dem Fansubber noch zugutehalten, dass durch die
scheinbare Zusammenhanglosigkeit von phosphoreszierenden Fischen und einem Webstuhl
und diesen unerklärbaren Gedankensprung von Sheldon auch eine gewisse Komik erzeugt
wird.
Staffel 1 Episode 6:
Penny hat die Leonard, Sheldon, Raj und Howard zu einer Party in ihrer Wohnung eingeladen. Leonard bittet Sheldon, ihn nicht vor Pennys Freunden zu blamieren.
Original:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Leonard: Terrific. Um ... this
party is my first chance for
Penny to see me in the context
of her social group and, I need
you not to embarrass me tonight.
Sheldon: Well, what exactly do
you mean by embarrass you?
Leonard: For example ... tonight no one needs to know that
my middle name is Leakey.
Sheldon: Well, there’s nothing
embarrassing about that. Your
father worked with Louis Leakey, a great anthropologist. It
had nothing to do with your bed
wetting.
Leonard: Auf dieser Party habe
ich die Chance, Pennys Freundeskreis kennenzulernen, also
ihr soziales Umfeld, und es
wäre nett, wenn du mich
heute nicht blamieren würdest.
Sheldon: Wie kommst du darauf, dass ich dich blamieren
könnte?
Leonard: Z.B. wär es unnötig,
dass jemand erfährt, dass mein
zweiter Vorname Leakey ist.
Sheldon: Aber da ist doch
überhaupt nichts Peinliches
dran. Dein Vater hat mit Louis
Leakey gearbeitet, dem großen
Anthropologen. Daraus schließt
niemand, dass du Bettnässer
warst.
Leonard: Die Party ist meine
erste Chance, dass Penny mich
in ihrem sozialem Umfeld sieht
und daher möchte ich, dass du
mich heute Abend nicht blamierst.
Sheldon: Was genau meinst du
mit "dich blamieren"?
Leonard: Zum Beispiel, heute
Abend muss niemand wissen,
dass mein zweiter Vorname
"Leakey" ist.
Sheldon: Aber es gibt nichts
Beschämendes daran. Dein
Vater arbeitete mit Louis
Leaky, einem großartigen Anthropologen. Das hat nichts mit
deinem Bettnässen zu tun.
94
Der Witz in dieser Szene beruht auf der Homophonie von leaky und Leakey. Penny lud die
vier Wissenschaftler zu einer Halloweenparty ein, damit sie ihre Freunde kennenlernen können. Leonard, der in Penny verliebt ist, möchte einen guten Eindruck machen. Deshalb bittet
er Sheldon darum, ihn nicht zu blamieren und nicht gegenüber allen Leuten seinen zweiten
Vornamen Leakey zu erwähnen. Dieser Name stammt von Louis Leakey, einem berühmten
Anthropologen, mit dem Leonards Vater, selbst Anthropologe, zusammengearbeitet hat. Dieser Name erinnert an das Adjektiv leaky, welches „undicht“ bedeutet und darauf anspielt, dass
Leonard als Kind Bettnässer war. In den beiden Untertiteln wurde der Name Leakey beibehalten, dadurch geht jedoch der Wortspielcharakter verloren. Man könnte zwar an das deutsche
Wort „Leck“ denken, jedoch ist die Lautähnlichkeit von Leakey und Leck nicht groß genug,
als dass der zielsprachige Rezipient bei der Erwähnung des Namens sofort an Leck denken
und den Zusammenhang zum Bettnässen herstellen würde. Durch den Kommentar Sheldons,
niemand würde bei der Erwähnung des Namens Leakey daran denken, dass Leonard Bettnässer war, wird dem Zuschauer zwar verdeutlicht, warum Leonard Sheldon darum bittet, seinen
zweiten Vornamen niemandem gegenüber zu verraten. Um noch deutlicher zu machen, wie
man von Leakey auf Bettnässen schließt, hätte der Fansubber aber z. B. – wie von BlueCrisis
teilweise praktiziert – in Klammern erklären können, dass leaky undicht bedeutet. Dann hätte
sich dem Rezipienten das Wortspiel sofort erschlossen.
Staffel 4 Episode 8:
Die vier Jungs essen in der Cheesecake Factory.
Original:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
TV4User:
Bernadette:
knock
knock.
Howard: Who’s there?
Bernadette: Olive.
Howard: Olive you,
too.
Bernadette:
Klopf,
klopf.
Howard: Wer ist da?
Bernadette: Olive.
Howard: "Olive" zum
Anbeißen wie du.
Bernadette:
Klopf,
klopf.
Howard: Wer ist da?
Bernadette: Olive.
Howard: Olive dich
auch.
Bernadette:
Klopf,
klopf.
Howard: Wer ist da?
Bernadette: Olive.
Howard:
O-ich-live
dich auch.
Sheldon:
Knockknock.
Leonard:
Who’s
there?
Sheldon: Hugh.
Leonard: Hugh who?
Sheldon: Hugh people
need to listen to me.
It’s time to get in line
for the movie. And
that’s how you tell a
knock-knock joke.
Sheldon: Klopf, klopf.
Leonard: Wer ist da?
Sheldon: Ihr.
Leonard: Welcher ihr?
Sheldon: "lhr" müsst
jetzt mal auf mich hören. Wir müssen uns
endlich für den Film
anstellen. So erzählt
man einen KlopfKlopf-Witz.
Sheldon: Klopf, klopf.
Leonard: Wer ist da?
Sheldon: Finn.
Leonard: Finn wer?
Sheldon: Finn-de, ihr
solltet auf mich hören.
Es ist Zeit, sich für den
Film anzustellen. Und
so erzählt man einen
"Klopf, klopf"-Witz.
Sheldon: Klopf, klopf.
Leonard: Wer ist da?
Sheldon: Ihr.
Leonard: Ihr Wer?
Sheldon: Ihr - solltet
auf mich hören. Es ist
Zeit sich für den Film
anzustellen. Und so
solltest du einen
Klopf-klopf-Witz erzählen.
95
In dieser Szene bilden die sogenannten Knock-knock-Witze den Rahmen für ein Wortspiel.
Bei diesem Spiel klopft eine Person an, die andere Person fragt, wer an der Tür sei. Die erste
Person antwortet. Person Nummer 2 greift diese Antwort auf und hängt ein who an. Die erste
Person antwortet mit einem Wortspiel. Bei dem verkürzten Knock-knock-Witz Nummer 1
wird mit der Lautähnlichkeit von olive und I love you gespielt. Hinzu kommt, dass Bernadette
Howard eine Olive reicht. Der offizielle Untertitel macht sich die Doppeldeutigkeit von Olive
zunutze, das neben einer Frucht auch einen Frauennamen bezeichnen kann. So haben auch
Howards Worte „Olive zum Anbeißen wie du“ Wortspielcharakter. Die Fansubs beweisen,
dass es aufgrund der auch im Deutschen bestehenden Lautähnlichkeit durchaus möglich ist,
das Wortspiel des Ausgangstexts auch in den Untertiteln beizubehalten. So besteht auch eine
Lautähnlichkeit zwischen „Olive“ und „ich liebe“. Sehr kreativ ist auch die Lösung „O-ichlive“ bei TV4User. Dieses Wortspiel konnte also in allen Untertiteln ähnlich nachgeahmt
werden.
Beim zweiten Knock-knock-Witz ist das allerdings nicht in jedem Untertitel so gut gelungen.
Quelle des Wortspiels ist hier die Lautähnlichkeit des Namens Hugh und des Personalpronomens you. Im offiziellen Untertitel und bei TV4User hingegen wurde statt Hugh einfach direkt das Personalpronomen „ihr“ verwendet. So geht das Wortspiel verloren. Der Fansubber
Geysir hingegen ließ sich eine sehr kreative Lösung einfallen. Er ersetzte Hugh durch den
Namen Finn und baute sein Wortspiel auf die Lautähnlichkeit von Finn und „finde“ auf. So
konnte die Komik des Originals bewahrt werden.
4.3.3 Kulturspezifika
Der Umgang mit Kulturspezifika wurde bereits in Kapitel 4.2 behandelt. Realienlexeme spielen aber auch in diesem Kapitel noch einmal eine Rolle, da sie auch Grundlage für Wortspiele
sein können, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Staffel 1 Episode 7:
Howard hat die Nacht mit Pennys Freundin Christy verbracht.
Original:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Christy: (in distance) Howard?
Howard: In here my lady.
(Christy enters.)
Christy: Hmm. There’s my
little engine that could.
Howard:
Chicka-chicka-
Christy: Howard?
Howard: Hier drin, Mylady.
Christy: Hm. Hier steckt mein
kleiner Dauerzug.
Howard: (lMlTlERT ZUG)
Sheldon: Ich fürchte, ich werde
Christy: Howard?
Howard: Hier drin, meine
Dame!
Christy: Das ist ja "Mein kleiner Motor, der es schaffte".
Sheldon: Es gibt ein beliebtes
96
chicka-chika-chicka ... (Christy nie wieder mit der Bahn fahren Kinderbuch, dass ich niemals
and Howard kiss.)
können.
wieder lesen werde.
Sheldon: Well there’s one beloved children’s book I’ll never
read again.
The little engine that could ist ein beliebtes amerikanisches Kinderbuch (Web 28). Christy
verwendet diesen Titel jedoch metaphorisch und spielt damit auf Howards sexuelles Durchhaltevermögen an. Howard greift diesen Vergleich auf und imitiert einen Zug. Daraufhin sagt
Sheldon, dieses Kinderbuch könne er nun nie wieder zur Hand nehmen. Das Kinderbuch The
little engine that could ist im deutschsprachigen Raum kaum bekannt. Da Howard aber einen
Zug nachahmt, sollte die Zugmetapher möglichst erhalten bleiben, um die Bild-Ton-Einheit
zu gewährleisten. Im offiziellen Untertitel wurde das Kulturspezifikum generalisiert zu Dauerzug. So bleiben die Doppeldeutigkeit sowie der Bezug zur Toninformation erhalten. Dafür
wurde Sheldons Aussage umgeändert zu „Ich fürchte, ich werde nie wieder mit der Bahn fahren können“, womit der Bogen zum Dauerzug geschlagen wurde. Insgesamt bleibt so der komische Effekt der Szene erhalten. Im Fansub hingegen wurde der Buchtitel wörtlich übersetzt.
Dabei erkannte der Subber wohl die Anspielung auf einen Zug nicht und übersetzte engine
mit „Motor“. Eine Recherche hätte außerdem ergeben, dass The little engine that could im
Deutschen offiziell mit „Die kleine Dampflokomotive“ übersetzt wurde. Zwar kann der Zuschauer aus Sheldons Kommentar schließen, dass es sich dabei wohl um ein Kinderbuch handelt, jedoch wird dem zielsprachlichen Rezipienten dieser Zusammenhang erst zeitverzögert
bewusst. Außerdem ist die Übersetzung im Fansub aus sprachlicher Hinsicht weniger geglückt. Insgesamt büßt diese Szene in der Fansub-Untertitelung einiges an Komik ein.
Staffel 1 Episode 13
Sheldon beleidigt seine Freunde.
Original:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
Penny: What did he say?
Howard: He compared Sheldon
to a disposable feminine cleansing product one might use on a
summer’s eve.
Penny: Yeah, and the bag it
came in.
Penny: Was hat er gesagt?
Howard: Er vergleicht Sheldon
mit einem etwa handtellergroßen Textilstück, das man zum
Einseifen des Körpers verwendet.
Penny: Ja, und das ist noch viel
zu harmlos.
Penny: Was hat er gesagt?
Howard: Er verglich Sheldon
mit einem weiblichen WegwerfReinigungs-Produkt, dass jemand an einem Sommerabend
benutzen könnte.
Penny: Ja, und dem Beutel, in
dem es ausgeliefert wird.
Das vorliegende Wortspiel beruht auf der Doppeldeutigkeit von summer’s eve – so handelt es
sich dabei auch um eine US-amerikanische Marke, unter der Damenhygieneartikel, u. a. Intimduschen (engl. douche), vertrieben werden (Web 29). Das Wort douche kann neben Intim97
dusche auch „Idiot“ bedeuten (Web 30). Howard bezeichnet Sheldon also durch die Blume als
Trottel. Penny versteht diese Anspielung sofort und ergänzt das Wortspiel – denn auch douche bag bedeutet Idiot. Gleichzeitig handelt es sich dabei aber auch um die Verpackung einer
Intimdusche. Bei SubCentral wurde das Wortspiel wörtlich übersetzt. Für deutschsprachige
Rezipienten ist der Dialog damit praktisch unverständlich geworden, da sie nicht über dieselben Präsuppositionen verfügen wie amerikanische Zuschauer. Einerseits ist die Marke Summer’s Eve in diesem Dialog nicht mehr zu erkennen, andererseits würde selbst die Erwähnung
dieses Markennamens nicht das Verständnis des Zuschauers zu unterstützen vermögen. Da
Intimduschen hierzulande kaum bekannt sind, wird der Zuschauer auch diese Anspielung
wohl nicht verstehen. Das Wortspiel mit douche und bag geht damit gänzlich verloren. Um
die Komik des Dialogs zu erhalten, hätte dieser abgeändert werden müssen. Im vorliegenden
Untertitel ging aber nicht nur der komische Effekt verloren, vielmehr ist er für Zuschauer
vollkommen unverständlich geworden. Es ist wohl davon auszugehen, dass der Fansubber
selbst das Wortspiel nicht erkannt hat. Im offiziellen Untertitel hingegen wurde das Wortspiel
abgeändert. Das Kulturspezifikum konnte zwar nicht mehr erhalten werden, jedoch vergleicht
Howard Sheldon hier mit einem Waschlappen. Der komische Effekt wird hier durch die Doppeldeutigkeit des Substantivs „Waschlappen“ erzeugt, das auch „Feigling“ bedeutet.
Staffel 4 Episode 9:
In dieser Szene trifft Leonard auf Pennys Vater. Penny küsst Leonard vor den Augen ihres Vaters,
obwohl sie und Leonard schon seit einiger Zeit getrennt sind.
Original:
Offizielle Untertitel:
SubCentral:
TV4User:
Leonard: Penny kissing me is not insane.
She used to kiss me all
the time.
Sheldon:
Einstein
defined insanity as
doing the same thing
over and over again
and expecting different
results. By that standard, Penny is cuckoo
for cocoa puffs.
Leonard: Das Penny
mich küsst, hat mit
Wahnsinn nichts zu
tun. Sie hat mich früher
ständig geküsst.
Sheldon: Laut Einstein
ist die Definition von
Wahnsinn, immer wieder das Gleiche zu tun
und andere Ergebnisse
zu erwarten. Nach diesem Maßstab ist Penny
verrückt nach Früchtemüsli.
Leonard: Dass Penny
mich küsst, ist nicht
verrückt. Sie hat mich
doch früher unentwegt
geküsst.
Sheldon:
Einstein
definierte
Geisteskrankheit als "Das
Gleiche immer und
immer wieder tun" und
andere Resultate erwarten. Demnach wäre
Penny der Kuckuck,
der nach Schokopops
ruft.
Leonard: Dass Penny
mich küsste, war nicht
verrückt. Sie hat hat
mich früher die ganze
Zeit geküsst.
Sheldon:
Einstein
definierte Verrücktheit
als "die gleiche Sache
immer wieder und
wieder zu tun," "in der
Erwartung verschiedener Ergebnisse." Demnach ist Penny der
Kuckuck, der nach
Schokopops ruft.
Leonard ist angesichts Pennys unverhofftem Gefühlsausbruch verwirrt und erzählt seinen
Freunden davon. Howard meint, sie habe vielleicht nur so verrückt gehandelt, weil der Mann
gar nicht ihr Vater sei, sondern sie als Geisel genommen habe. Leonard jedoch erklärt, es sei
98
nicht verrückt, dass Penny ihn geküsst habe. Cuckoo for Cocoa Puffs ist der Slogan des Kuckucks Sony, dem Maskottchen der US-amerikanischen Marke Cocoa Puffs. Dieser Kuckuck
bewirbt das Schokomüsli Cocoa Puffs (Web 31). Der Slogan cuckoo for Cocoa Puffs wurde
durch diese Werbung so bekannt, dass er in den USA umgangssprachlich verwendet wird, um
eine Person als verrückt zu bezeichnen (Web 32). Da im deutschsprachigen Raum weder
Cocoa Puffs noch der Ausdruck cuckoo for Cocoa Puffs bekannt sind, kann das Wortspiel
nicht einfach in die Zielsprache übertragen werden. Im offiziellen Untertitel fand der Kuckuck
zwar keine Erwähnung, allerdings wirkt Sheldons Aussage, Penny sei verrückt nach Früchtemüsli, seltsam und zusammenhanglos. Als Zuschauer fragt man sich, was das mit dem Kuss
zwischen Leonard und Penny zu tun hat. Dasselbe Problem ergibt sich in den beiden Fansubs,
in denen das Wortspiel mit „der Kuckuck, der nach Schokopops ruft“ übersetzt wurde. Den
deutschsprachigen Rezipienten fehlen die entsprechenden Verstehensvoraussetzungen, um
nachvollziehen zu können, welcher Zusammenhang zwischen Penny und einem Kuckuck besteht und wer dieser Kuckuck ist, der nach Schokopops ruft. Besser wäre es gewesen, diese
ausgangskulturelle Referenz gänzlich fallen zu lassen, und das Wortspiel durch ein ähnliches
rhetorisches Mittel, z. B. eine Metapher wie „demnach hat Penny nicht mehr alle Tassen im
Schrank“ zu übersetzen. Auch bei dieser Lösung wird das Kulturspezifikum eingebüßt, allerdings wird durch diese Übersetzung der Sinn des Originals übertragen und gleichzeitig ist die
Aussage für den Zuschauer auch verständlich.
4.3.4 Zusammenfassung
Die analysierten Beispiele zeigten, dass es für Untertitler eine große Herausforderung darstellt, ein Wortspiel auch in der Untertitelung zu bewahren. Teilweise ist es auch möglich,
durch andere rhetorische Mittel einen ähnlich komischen Effekt im Zieltext zu erzeugen. Generell erfordert die Untertitelung von Wortspielen viel Kreativität und häufig auch die Loslösung vom Originaldialog. So schrieb Maria José Veiga (2009:169) über das Profil eines „Humorübersetzers“, er brauche
„a good sense of humour; exceptional sensitivity to understand a joke and to depict language
register and rhythm, in order to search for the best equivalent; more profound knowledge than
other translators of both source and target languages and cultures, which will make it easier to
find humoristic solutions that respect the synchronisation of image/word.“
Da nicht jeder Übersetzer diese Anforderungen gleichermaßen erfüllen kann, eignet sich auch
nicht jeder Übersetzer als Humorübersetzer. Bei der Analyse fiel auf, dass die Übertragung
von Wortspielen in den offiziellen Untertiteln öfter gelungen ist als in den Fansubs. Dort wurden Wortspiele in den meisten Fällen wörtlich übersetzt. Dies mag manchmal auch Komik in
99
der Zielsprache generieren, häufig jedoch ging die komische Wirkung gänzlich verloren und
manchmal ergab der Dialog durch die wörtliche Übersetzung in der Zielsprache auch keinen
Sinn mehr. Es waren aber durchaus auch kreative Übersetzungen bei den Fansubs zu beobachten. Insgesamt jedoch fehlte es den Fansubbern an Mut, sich vom Originaltext zu lösen,
und vielleicht auch an der Zeit, dem Gespür oder der profunden Kenntnis von Ziel- und Ausgangssprache und -kultur, um eine adäquate zielsprachliche Lösung zu finden.
4.4 Übersetzungsfehler
In diesem Kapitel wird untersucht, ob den Fansubbern bei der Untertitelung inhaltliche Fehler
passiert sind und worauf diese zurückzuführen sein könnten. Da viele Fansubber ihre Untertitel unter Zeitdruck erstellen und dem Untertiteln nicht hauptberuflich nachgehen, sind Fehler
nicht auszuschließen.
Im Folgenden werden einige Fehler analysiert und anhand von Beispielen exemplarisch dargestellt.
4.4.1 Lautähnlichkeit
Staffel 1 Episode 5
Leonard, Sheldon, Raj und Howard essen in der Cheesecake Factory.
Originalton:
SubCentral:
Penny: (approaching again) Alright, my boss
says you to either have to order or leave and never come back.
Howard: What do you recommend for someone
who worked up a man-sized appetite from a
morning of weight training and cardio funk?
Penny: A shower.
Howard: I’ll take the heart smart platter.
Penny: Mein Chef sagt, Ihr müsst entweder bestellen oder verschwinden und nie mehr wiederkommen.
Howard: Was empfiehlst du jemanden, der einen
ausgewachsenen Hunger hat, von einem Morgen
voller Gewichtheben und Aerobic?
Penny: Eine Dusche.
Howard: Ich nehme die Herzschmerz-Platte.
Der Fansubber übersetzte heart smart platter in dieser Episode mit Herzschmerz-Platte. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um eine Platte mit gesundem Essen, da eine gesundheitsbewusste Ernährung Herzkrankheiten vorbeugen soll. Fraglich ist, warum dem Fansubber
dieser Fehler unterlaufen ist, da er sowohl durch die Konsultation eines Wörterbuches als
auch durch eine schnelle Internetrecherche sofort auf die Bedeutung von heart smart hätte
stoßen können. Eine mögliche Erklärung ist die gewisse Lautähnlichkeit von heart smart und
Herzschmerz. Unter Umständen erschien dem Fansubber diese Übersetzung im Kontext
schlüssig, so dass er gar nicht mehr recherchiert hat. Möglicherweise hat er sich sogar bewusst für diese „Fehlübersetzung“ entschieden, darüber kann nur spekuliert werden. Ganz
abwegig ist die Übersetzung nicht, da Howard immer einen lockeren Spruch auf den Lippen
100
hat. Da sein Flirtversuch mit Penny wieder einmal gescheitert ist, könnte er als Spaß geantwortet haben, er wolle eine Herzschmerz-Platte. Auch wenn die Übersetzung nicht dem Original entspricht, kann sie als der Situation und dem Charakter von Howard passender erachtet
werden als die Übersetzung mit „Gemüseplatte“ im offiziellen Untertitel.
Auch in Episode 8 kam es aufgrund einer Homophonie, und im vorliegenden Fall auch einer
Homographie, zu einem Übersetzungsfehler:
Rajs ist bei seinem arrangierten Date mit Lalita betrunken. Sie wendet sich deshalb lieber Sheldon zu.
Originalton:
SubCentral:
Sheldon: You are the living embodiment of the
beautiful Princess Panchali.
Lalita: Oh, no kidding? Who is that?
Sheldon: A beloved character from an Indian
folk tale.
Lalita: Oh! Us Indian or come-to-our-casino
Indian?
Sheldon: Du bist sind die lebende Verkörperung
der wunderschönen Prinzessin Panchali.
Lalita: Oh, kein Witz? Wer ist das?
Sheldon: Eine beliebte Figur aus einem indischen Volksmärchen.
Lalita: Wir Inder oder die "Kommt in unser
Casino"-Inder?
Der Übersetzungsfehler beruht in diesem Fall auf der Homophonie und Homographie von
Indian, zugleich aber auch auf mangelnder Recherche. Der Fansubber hat außer Acht gelassen, dass Indian neben „Inder“ auch „Indianer“ bedeuten kann. Da Lalita Inderin ist und das
Gespräch sich um eine indische Prinzessin dreht, kam der Subber möglicherweise gar nicht
auf die Idee. Allerdings hätte er sich über den Zusammenhang zwischen come to our casino
und Indern wundern sollen. Eine rasche Recherche hätte ergeben, dass sehr viele Kasinos in
den USA von Indianern betrieben werden (Web 33). Auch hätte sich der Subber darüber
wundern können, warum Lalita zwischen Indern wie ihr und „Kommt in unser Casino“-Indern
unterscheiden sollte. So ergibt die Übersetzung bei SubCentral aber keinen Sinn.
Derselbe Fehler ist dem Subber von TV4User in Staffel 4 Episode 4 passiert:
Originalton:
TV4User:
Raj (voice): Sorry, dude, the thermostat’s on my
side of the room, so it stays Mumbai hot in here
until you turn off that stupid Indian music!
Raj: Tschuldige, Kumpel, das Thermometer auf
meiner Seite des Raumes, steht auf MumbaiHitze, bis du diese dumme indianische Musik
abstellst!
Auch in diesem Fall beruht der Übersetzungsfehler auf der Homophonie von Indian. Allerdings hätte dieser Fehler im Kontext leicht vermieden werden können, da in dieser Szene im
Hintergrund indische Musik spielt. Dem Fansubber, der sich bei der Untertitelung sicher auch
die Episode angesehen hat, hätte aus dem Kontext deutlich werden müssen, dass mit Indian
nicht indianische, sondern indische Musik gemeint ist.
101
4.4.2 Mangelnde Recherche
Staffel 1 Episode 5
Leslie schockfrostet im Labor eine Banane.
Originalton:
SubCentral:
Leslie: Careful Leonard, liquid nitrogen. 320
degrees below zero.
Leslie: Vorsicht, Leonard. Flüssiger Stickstoff,
320 Grad minus.
Der Übersetzungsfehler in vorliegender Episode beruht möglicherweise auf mangelnder kultureller Sensibilisierung, in jedem Fall aber auf fehlender Recherche. Als Übersetzer/Untertitler sollte man sich der kulturellen Unterschiede zwischen Ausgangs- und Zielkultur gewahr sein und im besten Fall wissen, dass in den USA eine andere Temperaturskala
verwendet wird als in Europa. Die Recherche hätte außerdem ergeben, dass der Siedepunkt
von Flüssigstickstoff bereits bei -196°C liegt (Web 34) und der absolute Nullpunkt bei -273°C
(Web 35). Eine Temperatur von -320°C zu erreichen, ist überhaupt nicht möglich. Somit ist
klar, dass es sich bei der Angabe im Originaltext um Fahrenheit handelt und nicht um Celsius.
Auch das nächste Beispiel zeigt, dass der Übersetzungsfehler durch ein wenig Recherche hätte vermieden werden können:
Staffel 4 Episode 9:
Bernadette, Howard und Raj sind im Labor. Raj wartet auf einen wissenschaftlichen Durchbruch.
Originalton:
SubCentral:
TV4User:
Bernadette: So where’s the
telescope?
Howard: It’s in Hawaii, but
Raj controls it from here. He’s
hoping to see Epsilon Eridani
dim, which would be evidence
of a planet orbiting it.
Bernadette: Also, wo ist das
Teleskop?
Howard: Das ist in Hawaii,
aber Raj kontrolliert es von
hier. Er hofft, Epsilon Eridani
dim zu sehen, was der Beweis
für einen Planeten im Orbit
wäre.
Bernadette: Also, wo ist das
Teleskop?
Howard: Es steht in Hawaii,
aber Raj steuert es von hier. Ich
hoffe Epsilon Eridani dim zu
sehen, was beweisen würde,
dass ihn ein Planet umkreist.
Sowohl der SubCentral-Fansubber als auch der Subber von TV4User haben dim falsch bezogen. Sie dachten beide, der Stern heiße Epsilon Eridani dim. Beide hätten sich jedoch darüber
wundern müssen, wie die bloße Beobachtung eines Sterns der Beweis für einen Planeten in
dessen Orbit sein soll. Vielmehr kann die Verdunkelung (dim) als Zeichen dafür betrachtet
werden, dass ein Stern von einem Planeten umkreist wird. Außerdem wurde bei TV4User in
dieser Szene auch he´s hoping to see mit „Ich hoffe“ übersetzt. Worauf dieser Fehler zurückzuführen ist, ist nicht wirklich klar. Zumal man als Kenner der Serie weiß, dass Raj Astrologe
ist und nicht Howard. Dieser Fehler kann somit nur als Flüchtigkeitsfehler anzusehen oder
102
hohem Zeitdruck geschuldet sein. Fraglich ist, warum dieser Fehler dem Korrekturleser nicht
aufgefallen ist.
4.4.3 Wörtliche Übersetzung
Was auch in den Fansubs zu beobachten ist, sind Fehler, die durch eine wörtliche Übersetzung zustande gekommen sind. So beispielsweise in Staffel 1 Episode 1:
Originalton:
SubCentral:
Leonard: One across is Aegean, eight down is
Nabakov, twenty-six across is MCM, fourteen
down is… move your finger… phylum, which
makes fourteen across Port-au-Prince.
Leonard: Eins waagerecht ist "Ägäis", acht
senkrecht ist "Nabokov",...26 waagerecht ist
"MCM",...14 senkrecht ist... - nehmen sie den
Finger da weg - "Filum",...und das ergibt 14
waagerecht "Port-au-Prince
In dieser Szene füllt die Rezeptionistin ein Kreuzworträtsel aus, Leonard jedoch verdirbt ihr
den Ratespaß, indem er ihr die Lösung bereits verrät. Der Übersetzer hat zwar hier alles richtig übersetzt, jedoch nicht dabei bedacht, dass bei einem Kreuzworträtsel die Lösungsworte,
die zur selben Zahl gehören, nur entweder waagrecht oder senkrecht verlaufen, mit demselben
Buchstaben beginnen. So entspricht phylum im Deutschen zwar „Filum“ und Port-au-Prince
ist auch im Deutschen „Port-au-Prince“, jedoch kann rein logisch 14 senkrecht nicht mit F, 14
waagrecht aber mit P beginnen. Der logische Fehler wird dem Publikum hier zwar sehr wahrscheinlich gar nicht auffallen, da Leonard sehr schnell spricht. Dennoch hätte der Fansubber
dafür sensibilisiert sein müssen.
Originalton:
SubCentral:
Leonard: Okay, her apartment’s on the fourth
floor but the elevator’s broken so you’re going to
have to (delivery man leaves) oh, you’re just
going to be done, okay, cool, thanks. I guess
we’ll just bring it up ourselves.
Leonard: Ihre Wohnung ist im vierten Stock,
aber der Fahrstuhl ist kaputt... Sie sind einfach so
fertig? Okay, cool. Danke. Wir müssen es selber
hochbringen.
In dieser Szene hat der Fansubber fourth floor wörtlich mit „im vierten Stock“ übersetzt. Was
in den USA jedoch als first floor bezeichnet wird, entspricht im deutschsprachigen Raum dem
Erdgeschoss (Web 36). Der fourth floor ist also dementsprechend nicht der 4., sondern der
3. Stock. Dieser Fehler entstellt natürlich keineswegs den Sinn dieser Szene, noch tut er der
Qualität der Übersetzung einen Abbruch, jedoch sollte ein Übersetzer als Kulturmittler sich
sowohl in der Ausgangs- als auch in der Zielkultur zumindest so gut auskennen, dass er sich
dieser Unterschiede bewusst ist.
103
Staffel 4 Episode 2:
Originalton:
SubCentral:
Sheldon: 60 only takes me to here. I need to get
to here.
Leonard: What’s there?
Sheldon: The earliest estimate of the singularity,
when man will be able to transfer his consciousness into machines and achieve immortality.
Leonard: So, you’re upset about missing out on
becoming some sort of freakish self-aware robot?
Sheldon: By this much.
Leonard: Tough break. You want eggs?
Sheldon: 60 bringt nur bis hier hin. Ich muss
aber bis hier.
Leonard: Was ist da?
Sheldon: Die früheste Schätzung bis zur Singularität, wenn die Menschheit Bewusstsein in Maschinen transferieren kann und Unsterblichkeit
erreicht
Leonard: Also ärgerst du dich, dass du's verpasst, zu einem freakigen, selbstbewussten Roboter zu werden?
Sheldon: Um so viel.
Leonard: Krasser Themenwechsel. Willst du
Eier?
Der Fansubber hat tough break hier wörtlich übersetzt. Im Kontext fällt dieser Fehler wahrscheinlich gar nicht weiter auf, da Leonard Sheldons Gesprächsthema nicht weiterführt und
stattdessen auf das Thema Essen umschwenkt. Vergleicht man jedoch Original und Fansub,
stellt man fest, dass der Subber den Ausdruck tough break nicht kennt und auch gar nicht erst
recherchiert hat. Denn eigentlich bedeutet es in etwa „So ein Pech“. Leonard bedauert – in
ironischem Ton – seinen Mitbewohner dafür, sich nicht in einen verrückten, ichbewussten
Roboter transformieren zu können. Zuzugestehen ist dem Subber jedoch, dass der Übersetzungsfehler an dieser Stelle nicht stark ins Gewicht fällt, da seine Übersetzung auch durchaus
Sinn ergibt.
Sheldon und Amy haben ein Spiel erfunden. Leonard möchte auch mitspielen.
Originalton:
TV4User:
Leonard: All right. I like a good brainteaser.
Give it a whirl.
Sheldon: You’re in luck, this is an easy one. In a
world where mankind is ruled by a giant intelligent beaver, what food is no longer consumed?
Leonard: Uh, a BLT where the B stands for
beaver? I don’t know.
Sheldon: Leonard, be serious. We’re playing a
game here.
Leonard: I can figure this out, let’s see. Um,
well, beavers eat tree bark. The only tree bark I
know that humans consume is cinnamon. So, I’ll
say cinnamon.
Sheldon: Incorrect. Obviously, the answer is
cheese Danish.
Leonard: What?
Amy: In a world ruled by a giant beaver, mankind builds many dams to please the beaver overlord. The low-lying city of Copenhagen is flooded. Thousands die. Devastated, the Danes never
Leonard: Na gut. Ich mag gute Denkaufgaben.
Mal sehen.
Sheldon: Dein Glück; die hier ist einfach. In
einer Welt, in der die Menschheit von einem
riesigen intelligenten Biber regiert wird, wird
welches Lebensmittel nicht länger konsumiert?
Leonard: Äh ... BLT, und das "B" steht für Biber?
[Sandwich - Bacon, Lettuce, Tomato]
Keine Ahnung.
Sheldon: Leonard, ernsthaft. Wir spielen hier ein
Spiel.
Leonard: Das kann ich lösen. Mal sehen. Ähm,
nun, Biber essen Baumrinde. Die einzige Baumrinde, die von Menschen konsumiert wird, ist
Zimt. Also, sage ich Zimt.
Sheldon: Nicht korrekt. Ganz offensichtlich ist
die Antwort Dänischer Käse.
Leonard: Was?
Amy: Eine Welt, die von einem riesigen Biber
104
invent their namesake pastry. How does one miss regiert wird, baut die Menschheit viele Dämme
that?
auf Wunsch des Biberkönigs. Eine tiefliegende
Stadt, wie Kopenhagen wird überflutet. Tausende
sterben. Am Boden zerstört, erfinden die Dänen
nie ihr namensgleiches Gebäck.
Obige Untertitelung ist ein klassisches Beispiel für eine wörtliche Übersetzung. Zunächst
scheint die Wiedergabe von cheese Danish mit „dänischer Käse“ nicht ganz abwegig, auch
wenn in diesem Fall nicht von cheese Danish, sondern von Danish cheese die Rede gewesen
wäre. Folgt man allerdings dem weiteren Dialog, wird deutlich, dass diese Übersetzung nicht
richtig sein kann, erklärt Amy doch, dass die Dänen niemals ihr namensgleiches Gebäck hätten erfinden können, wenn die Welt von einem Biber regiert würde. Aus dem Kontext hätte
dem Fansubber also deutlich werden müssen, zumindest beim Korrekturlesen seiner Untertitel, dass es sich bei cheese Danish nicht etwa um Käse, sondern um Plundergebäck handelt.
4.4.4 Polysemie
Auch Polysemie ist eine Quelle für Übersetzungsfehler. Um Übersetzungsfehler zu vermeiden, ist genau zu analysieren, welche Bedeutung ein Wort im Kontext hat.
Staffel 1 Episode 12:
Sheldon wird vom 15-jährigen Dennis Kim übertroffen und fühlt sich wie ein Versager.
Originalton:
SubCentral:
Sheldon: Something remarkable. Since my prospects for the Nobel Prize in physics have disappeared, thank you very much, I’ve decided to
refocus my efforts and use my people skills to
win the Nobel Peace Prize. Look, I’m going to
solve the Middle-East Crisis by building an exact
replica of Jerusalem in the middle of the Mexican
desert.
Gablehouser: To what end?
Sheldon: You know, it’s like the baseball movie,
build it and they will come.
Gablehouser: Who will come?
Sheldon: The Jewish people.
Gablehouser: What if they don’t come.
Sheldon: We’ll make it nice, put out a spread.
Sheldon: Etwas Bemerkenswertem. Seit meine
Perspektiven für den Nobelpreis in Physik verschwunden sind, vielen Dank, habe ich mich
entschieden, meine Bemühungen neu zu konzentrieren und meine soziale Kompetenz zu benutzen, um den Friedensnobelpreis zu gewinnen. Ich
werde die Krise im Nahen Osten lösen, indem ich
eine exakte Kopie von Jerusalem in der Mitte der
Wüste von Mexiko baue.
Gablehouser: Zu welchem Zweck?
Sheldon: Es ist wie in dem Baseball-Film.
"Wenn du es baust, werden sie kommen."
Gablehouser: Wer wird kommen?
Sheldon: Das jüdische Volk.
Gablehouser: Was ist, wenn sie nicht kommen?
Sheldon: Wir werden es schön herrichten, die
Neuigkeit lancieren.
In dieser Szene hat der Fansubber spread falsch verstanden. Es ist richtig, dass to spread unter
anderem „verbreiten, ausbreiten“ bedeuten kann. Die Kollokation to spread the news wird
häufig mit „die Neuigkeiten verbreiten“ übersetzt. Anscheinend hatte der Fansubber hier bei
105
seiner Übersetzung diese Bedeutung im Kopf. Tatsächlich wird spread in diesem Zusammenhang nicht als Verb, sondern als Substantiv gebraucht und hat eine für Nicht-Muttersprachler
möglicherweise weniger geläufige Bedeutung: „das Festessen“. In dieser Szene wird mit dem
Klischee gespielt, dass bei Juden gutes Essen an erster Stelle steht und sie dafür sogar Jerusalem verlassen würden. Die Übersetzung mit „die Neuigkeiten lancieren“ wirkt zwar im Kontext nicht sinnentstellend, allerdings geht der Witz dabei vollkommen verloren.
Staffel 4 Episode 1
Sheldon hat sein erstes Date mit Amy und Penny fährt die beiden ins Restaurant.
Originalton:
TV4User:
Penny: Okay. Uncomfortable silence it is. Hey,
Sheldon, have you told Amy what it was like for
you growing up in Texas?
Sheldon: No.
Penny: Well, why don’t you tell her?
Sheldon: All right. It was hell.
Penny: Any follow up, Amy?
Amy: No.
Penny: I myself grew up in Nebraska. Small
town outside of Omaha. You know, nice place,
mostly family farms, a few meth labs.
Sheldon: I’m sorry, how is this better than uncomfortable silence?
Penny: I don’t know. I was just trying something.
Sheldon: Muggles.
Penny: Bleibt es beim unbequemen Schweigen.
Hey, Sheldon, hast du Amy erzählt wie es für
dich war, in Texas aufzuwachsen?
Sheldon: Nein.
Penny: Nun, warum erzählst du es ihr nicht?
Sheldon: Na gut. Es war die Hölle.
Penny: Irgendwelche Anmerkungen, Amy?
Amy: Nein.
Penny: Ich selbst wuchs in Nebraska auf. Kleine
Stadt, außerhalb von Omaha. Nettes Fleckchen,
überwiegend familiäre Farmen, ein paar MethLabore.
Sheldon: Entschuldige, wie soll das besser als
unbequemes Schweigen sein?
Penny: Ich weiß nicht. Ich hab nur was versucht.
Sheldon: Junkies.
Liest man die Untertitel, fragt man sich, warum Sheldon Penny einen „Junkie“ nennen sollte,
hat Penny doch weder etwas mit Drogen zu tun, noch lässt der Kontext darauf schließen.
Überprüft man die Bedeutung von muggle, stößt man darauf, dass es „Joint“ bedeuten kann.
Vermutlich hat der Fansubber aus dieser Bedeutung abgeleitet, Sheldon bezeichne Penny
bzw. Menschen im Allgemeinen als Junkies. Muggle hat jedoch mehrere Bedeutungen, u. a.
wurde das Wort auch durch die Harry-Potter-Romane bekannt. In diesen werden NichtMagier, also ganz durchschnittliche Menschen, als Muggel bezeichnet. In dieser Szene wäre
genau das die richtige Bedeutung gewesen. Damit möchte Sheldon wieder einmal deutlich
machen, wie überlegen er den gewöhnlichen Menschen ist.
4.4.5 Falscher Bezug
Staffel 4 Episode 2
Originalton:
Penny: Oh, great. Hi, I’m Penny, I’ll be your
waitress.
Leonard: Why are you introducing yourself?
TV4User:
Penny: Hi, ich bin Penny, ich werde Ihre Kellnerin sein.
Leonard: Warum stellst du dich vor?
106
Penny: I’d rather people not know I have any Penny: Ich will die Leute nicht wissen lassen,
prior connection to you whatsoever.
dass ich frühere Kontakte zu "Was-auch-immerdu-bist" habe.
Hier hat der Fansubber den Bezug von whatsover missverstanden. Statt es auf connection zu
beziehen, übersetzte er es als „Was auch immer du bist“. Im Kontext ergibt es jedoch keinen
Sinn, Leonard als „Was-auch-immer-du-bist“ zu bezeichnen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt
hätte dem Subber eigentlich klar werden müssen, dass seine Übersetzung in diesem Kontext
nicht richtig sein kann.
Staffel 4 Episode 6:
Rajs Schwester Priya ist einen Tag zu Besuch in L.A.
Originalton:
TV4User:
Sheldon: I always tell people, if you have only
one day in Los Angeles, make it a train day.
Raj: Train day?
Sheldon: The fun starts with brunch at Carney’s
in Studio City, a hot dog stand in a converted
railroad dining car.
Sheldon: Ich sage den Leuten immer. "Wenn du
nur einen Tag in Los Angeles hast, mach ihn zum
Zug-Tag."
Raj: Zug-Tag?
Sheldon: Der Spaß beginnt mit einem Brunch im
Carney's in Studio City, ein Hot Dog Stand der in
ein Eisenbahn-Speisewagen umgebaut wurde.
In diesem Beispiel bezog der Fansubber converted auf den Hot-Dog-Stand, nicht aber, wie es
grammatikalisch eindeutig richtig wäre, auf railroad dining car. Tatsächlich wurde das Zugrestaurant in einen Hot-Dog-Stand umfunktioniert und nicht umgekehrt. So wäre es auch rein
logisch gar nicht möglich, einen Hot-Dog-Stand in einen Waggon zu transformieren. Fraglich
ist, warum dem Subber dies nicht bei der Übersetzung oder dem anschließenden Korrekturlesen bewusst geworden ist. Die einzig mögliche Erklärung dafür scheint Zeitdruck und daraus
resultierende Unachtsamkeit.
4.4.6 Zusammenfassung
Die Analyse zeigt, dass Lautähnlichkeit, wörtliche Übersetzung, Polysemie, falscher Bezug
und mangelnde Recherche ein erhöhtes Gefahrenpotenzial für Übersetzungsfehler bieten. Viele dieser Fehler hätten durch gründlichere Recherche vermieden werden können oder zumindest dem Korrekturleser auffallen können. Vermutlich trägt auch der zeitliche Druck, unter
dem Fansubber teilweise stehen, vor allem Untertitel für populäre Serien möglichst zeitnah zu
erstellen, zu Fehlern bei. Dass der Druck von außen groß sein kann, zeigt auch folgende im
März 2013 neu eingeführte Forenregel:
107
„#2.2 Wann kommt der Untertitel?
Habt bitte Geduld.
Durch ständiges Fragen, wann der Untertitel endlich kommt, geschieht dies auch nicht schneller. Und
bevor ihr nachfragt, auch mal die Posts vor euch lesen, oder die Signatur des Subbers beachten, ob
nicht schon Auskunft gegeben wurde.
Sollten Subnachfragen wertend, provokant oder unfreundlich formuliert sein, werden sie kommentarlos und ohne weitere Begründung gelöscht.“
Laut angeldreams Privatnachricht an alle Forennutzer wurden Nachfragen nach dem Erscheinungstermin von Untertiteln immer persönlicher und beleidigender, sodass die Administratoren sich gezwungen sahen, diese Regel einzuführen. Da die Fansubber die Untertitel in ihrer
Freizeit erstellen, steht ihnen auch weniger Zeit für Recherche und für das Korrekturlesen zur
Verfügung. Bei aller Kritik sei aber auch anzumerken, dass einige der analysierten Fehler
nicht stark ins Gewicht fielen und auch nicht sinnentstellend wirkten. Manchmal ist es auch
fraglich, ob dem Publikum die Fehler überhaupt auffallen. Hinzu sei gesagt, dass auch professionellen Untertitlern Fehler passieren, wie bereits in Kapitel 4.2 festgestellt wurde. Der Qualität der Fansubs tun die analysierten Fehler deshalb nicht unbedingt Abbruch.
4.5 Untertitellänge
In Kapitel 3.2.2 wurde bereits erklärt, dass die Untertitel in Fansubs – entgegen den gängigen
Untertitelungskonventionen – mehr als 35 bis 40 Zeichen pro Zeile und durchaus auch mehr
als zwei Zeilen umfassen können. Bei SubCentral (Kap. 3.3.3) jedoch gilt die Richtlinie, dass
ein Untertitel nicht mehr als zwei Zeilen umfassen sollte. Des Weiteren wird in den Richtlinien von SubCentral empfohlen, nicht mehr als 50 Zeichen pro Zeile zu verwenden. Anhand
der Fansubs von The Big Bang Theory, Staffel 1 und 4, sollte untersucht werden, an welche
Richtlinien sich die Fansubber in der Praxis halten. Zur Ermittlung der Zeichenzahl wurde ein
Wörterzählprogramm verwendet20. Dieses ermittelt automatisch die Zeichenzahl pro Untertitelzeile in srt-Dateien und lässt dabei alle Zeilen unberücksichtigt, die mit einer Ziffer, einer
Tilde (~) oder drei Punkten beginnen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Nummerierung der Untertitel, der Timecode und die Erwähnung der Fansubber im Vor- bzw. Abspann außer Acht gelassen werden.
49
00:02:30,500 --> 00:02:35,500
~ Übersetzung: ~
...::: AriGold :::...
20
Vielen Dank an Maurits Diephuis für die Entwicklung dieses Programms.
108
Da die offiziellen Untertitel lediglich auf einer DVD als Grafik und nicht als Text in Form
einer srt-Datei vorlagen, wurden sie mithilfe des Programms SubRip in eine srt-Datei extrahiert. SubRip bedient sich dabei der optischen Texterkennung (OCR). Diese Methode ist zwar
nicht fehlerfrei, da das Programm die Buchstaben i und l häufig verwechselt und Probleme bei
der Erkennung kursivierter Schrift hat. Jedoch lassen diese Fehler sich einfach manuell nachbearbeiten.
Offizielle Untertitel Staffel 1 und 4
Abbildung 20: Offizielle Untertitel Staffel 1
Abbildung 21: Offizielle Untertitel Staffel 4
Anhand der Diagramme ist zu sehen, dass sich die offiziellen Untertitel generell an die empfohlene maximale Zeichenzahl von 35 bis 40 Zeichen pro Zeile halten. Jedoch ist zu beobachten, dass durchaus auch ein kleiner Anteil der Untertitel mehr als 40 Zeichen umfasst. Zu erwähnen sei hierbei noch einmal, dass es sich bei den offiziellen Untertiteln um Untertitel für
Hörgeschädigte handelt, die dem Wunsch der Zielgruppe nach so nah wie möglich am Dialog
109
sein sollen. Dies impliziert natürlich auch, dass weniger gekürzt werden sollte, so dass die
Untertitel durchaus länger sein können.
Marc4Us und Easter
Abbildung 22: Fansubs Marc4Us & Easter (SubCentral) – Staffel 1 Episode 1 bis 7
AriGold
Abbildung 23: Fansubs AriGold (SubCentral) – Staffel 1 Episode 8 bis 17
110
Geysir
Abbildung 24: Fansubs Geysir (SubCentral) – Staffel 4
BlueCrisis
Abbildung 25: Fansubs BlueCrisis (TV4User) – Staffel 4
Dem Code of Good Subtitling Practice entsprechend gilt auch bei SubCentral, dass ein Untertitel lediglich zwei Zeilen umfassen sollte. Dies findet auch die Unterstützung von 83 % der
befragten Subber und 53 % der befragten Fansub-Nutzer (siehe 3.4.3.3.4). Bei den untersuchten Fansubs waren ausschließlich Untertitel mit maximal zwei Zeilen zu finden. Die Diagramme zeigen außerdem, dass zumindest die untersuchten Fansubs länger sind als kommerzielle Untertitel. So finden sich bei allen vier Fansubbern viele Untertitel mit bis zu 50 Zeichen pro Zeile, teilweise sogar darüber hinaus. Dies bestätigt die Beobachtungen von Künzli
(2011:650). Es lässt auch die Vermutung zu, dass in Fansubs weit weniger gekürzt wird als
bei kommerziellen Untertiteln, was dem Wunsch der Zuschauer nach möglichst ungekürzten
Untertiteln entgegenkommt. Gleichzeitig sprachen sich in der durchgeführten Umfrage aber
auch 36 % der Fansub-Nutzer gegen Untertitel mit mehr als 40 Zeichen aus (siehe Kap.
111
3.4.3.3.4). Klar ist, dass Untertitel nicht zu lang sein sollten, um die Rezeption der Zuschauer
nicht zu beeinträchtigen, da sonst der Filmgenuss erheblich gestört wird. Sofern allerdings die
Standzeiten lang genug sind, dürfte auch die Rezeption von bis zu 50 Zeichen pro Zeile keine
großen Schwierigkeiten bereiten. Sollten Untersuchungen zeigen, dass Zuschauer eine größere Zeichenzahl von bis zu 50 Zeichen pro Zeile rezipieren können, könnten die professionellen Untertitelungskonventionen im Laufe der Zeit durchaus einen Wandel durchlaufen und für
professionelle Untertitler könnte Spielraum bestehen, weniger zu kürzen.
4.6 Anglizismen
Sprachen sind einem steten Wandel unterworfen. Dazu gehören auch Entlehnungen aus anderen Sprachen. Besonderen Einfluss auf die deutsche Sprache hat das Englische als Lingua
Franca. Ob in den Bereichen Technik, Wirtschaft oder Naturwissenschaften, es finden immer
mehr englische Wörter Einzug in den deutschen Wortschatz. Vor allem soziale Medien spielen eine große Rolle bei der Übernahme von Anglizismen – von liken, über bloggen und posten bis zu Shitstorm, sie alle fanden Eingang in die deutsche Sprache und werden teilweise
sogar im Duden angeführt. Da ein Großteil der im deutschsprachigen Raum synchronisierten
und untertitelten Filme und Serien aus dem Englischen stammen, finden sich natürlich auch in
Synchronisationen und Untertiteln Anglizismen. Fraglich ist, ob Fansubs noch „anfälliger“ für
die Entlehnung von Fremdwörtern sind. Da die Amateur-Untertitler keine ausgebildeten
Translatoren sind und häufig wenig Zeit haben, ihre Untertitel zu erstellen, könnte vermutet
werden, dass Fansubber weniger recherchieren und nach einer „perfekten“ Übersetzung suchen und daher eher fremdsprachige Wörter oder Konstruktionen übernehmen. Im Folgenden
soll untersucht werden, welche Art von Anglizismen in den Fansubs von The Big Bang Theory auftreten. Anzumerken ist, dass nur vereinzelte Folgen untersucht wurden, da eine zu ausführliche Analyse den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Diese Analyse kann daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
4.6.1 Fremdwörter
Unter einem Fremdwort ist laut Brockhaus ein „aus einer fremden Sprache übernommenes
Wort, das sich in Schreibung, Lautung und Flexion der aufnehmenden Sprache nicht angepasst hat“ zu verstehen. Ein Grund für die Übernahme von Fremdwörtern liegt sicherlich darin, dass dadurch die Verankerung der Serie in der Ausgangskultur verdeutlicht und das Flair
der Ausgangs- in die Zielkultur übertragen werden kann. So ist es weitaus glaubwürdiger,
auch im Deutschen englische Berufsbezeichnungen wie Sergeant und Inspector beizubehal112
ten, statt von Wachtmeister oder Kommissar zu sprechen (vgl. Herbst 1994:130f.). Manchmal
ist es jedoch weder notwendig noch für das Verständnis der Zuschauer förderlich, Fremdwörter zu übernehmen, wie folgende Beispiele zeigen.
Staffel 4 Episode 10
Originalton:
TV4User:
Raj: Well, you get bit by a radioactive animal in
a lab, you kind of want to turn into a superhero.
Howard: Yeah, but who’d want to become RatMan?
Raj: Who wouldn’t? You could zip through a
maze in nothing flat, squeeze through really
small holes, and shut down restaurants in a single
bound. And the best part is, if I were Rat-Man,
you could be my sidekick, Mouse Boy.
Raj: Nun, wird man von einem radioaktiven Tier
im Labor gebissen, will man sich auch in einen
Superhelden verwandeln.
Howard: Ja, aber wer will schon "Rat-Man"
werden?
Raj: Wer würde es nicht? Man könnte in null
Komma nichts durch Labyrinthe flitzen, durch
sehr kleine Löcher quetschen, und ein Restaurant
auf einen Schlag schließen. Und das Beste ist,
wenn ich Rat-Man wäre, könntest du mein Sidekick sein, "Mouse Boy".
Ein Sidekick bezeichnet im Comic den Gehilfen des eigentlichen Superhelden (Web 37). Der
Ausdruck scheint somit auch im Deutschen gebraucht zu werden, um die Aufgabe einer Nebenrolle zu beschreiben. Allerdings handelt es sich dabei um einen sehr spezifischen Begriff,
der vielen Zuschauern vermutlich nicht bekannt ist. Aus dem Kontext geht zwar hervor, dass
es sich um eine Art Kumpan an der Seite eines Superhelden handelt, und dass der Sidekick
wohl im Schatten des Helden steht. Jedoch hätten diese Assoziationen auch mit dem deutschen Wort „Gehilfe“ übertragen werden können und wären für das Publikum somit noch
verständlicher gewesen.
Staffel 4 Episode 22:
Originalton:
SubCentral:
TV4User:
Leonard: Hang on. When is
my pawn allowed to use the
golf cart?
Sheldon: When it’s done charging. Or you land on the time
machine. Obviously.
Leonard: Oh, oh, Beekeeper to
King 12. I capture your Pope
and release the swarm. Checkmate on Sheldon.
Sheldon: I knew I should have
given my Pope the jet pack.
Raj (still naked): Hey, I’ve got
winners.
Leonard: Wartet mal. Wann
darf mein Bauer den Golfwagen
benutzen?
Sheldon: Wenn er mit dem
Beladen fertig ist. Oder du auf
einer Zeitmaschine landest.
Offensichtlich.
Leonard: Bienenzüchter auf
König 12. Ich schlag deinen
Papst und setze den Schwarm
frei. Sheldon ist Schachmatt.
Sheldon: Ich wusste, dass ich
dem Papst das Jet-Pack hätte
geben sollen.
Raj: Hey, ich habe Gewinner.
Leonard: Warte mal. Wann ist
meinem Bauern erlaubt, das
Golfmobil zu benutzen?
Sheldon: Wenn es fertig geladen ist. Oder du landest auf der
Zeitmaschine. Offensichtlich.
Leonard: Oh, oh... Imker auf
König 12. Ich schlage deinen
Papst und lasse den Schwarm
los. Sheldon ist Schachmatt.
Sheldon: Ich wusste, ich hätte
meinem Papst das Jet-Pack
geben sollen.
Raj: Hey, ich habe Gewinner.
113
Ein Jet-Pack ist ein Raketenrucksack, mithilfe dessen man sich in der Luft oder im Weltall
bewegen kann (Web 38). Laut Wikipedia kann ein Raketenrucksack zwar auch im Deutschen
als Jet-Pack bezeichnet werden. Den Zuschauern, denen der Begriff Jet-Pack nicht bekannt
ist, erschließt sich die Bedeutung jedoch aus dem Kontext der Szene nicht. Zur Förderung des
Verständnisses wäre es somit besser gewesen, den deutschen Begriff zu wählen, zumal dieser
mit nur einer kurzen Recherche hätte aufgefunden werden können.
Staffel 4 Episode 1:
Originalton:
TV4User:
Penny: So, um, Amy, Sheldon tells me you’re a
neuro something-or-other.
Amy: Neurobiologist. Your check engine light is
on.
Penny: Yeah, it’s okay.
Amy: But the light indicates…
Penny: So, ähm, Amy, Sheldon hat mir erzählt
du bist eine Neuro .. sowas-oder-anderes.
Amy: Neurobiologin. Bei dir leuchtet "Check
Engine" auf.
Penny: Ja, ist ok.
Amy: Aber die Lampe weist darauf hin ...
In dieser Szene wirkt der Anglizismus vollkommen deplatziert. Sofern der Zuschauer sehen
würde, dass am Armaturenbrett die Worte check engine angezeigt werden, wäre verständlich
gewesen, warum der Fansubber diesen Anglizismus beibehalten hat. Tatsächlich blinkt aber
lediglich die Motorkontrollleuchte auf. Möglicherweise hat der Fansubber hier nicht genügend recherchiert und ist deshalb nicht auf den Terminus „Motorkontrollleuchte“ gekommen.
4.6.2 Lehnwörter
Der Brockhaus definiert Lehnwörter als „ein aus einer fremden Sprache übernommenes, im
Unterschied zum Fremdwort in Phonetik, Morphologie und Orthografie der übernehmenden
Sprache angepasstes Wort.“ Auch in den Fansubs von The Big Bang Theory finden sich
Lehnwörter.
Staffel 4 Episode 7:
Originalton:
SubCentral:
Raj: What’s in the bag?
Sheldon: It’s for Howard.
Howard: Oh. Sheldon, you can’t fix this with
gifts.
Sheldon: Nevertheless, I’ve hurt you, and
whether you forgive me or not, I want you to
have this.
Raj: Was ist in der Tüte?
Sheldon: Das ist für Howard.
Howard: Sheldon, du kannst das nicht mit Geschenken fixen.
Sheldon: Wie dem auch sei, ich habe dich verletzt und ob du mir vergibst oder nicht, ich will's
dir schenken.
Im Deutschen wird das Wort „fixen“ vor allem in Zusammenhang mit dem Konsumieren von
Drogen gebraucht. Laut Duden wird es fachsprachlich in der IT auch für das Beheben von
Fehlern verwendet. In dieser Szene jedoch ersetzt es das deutsche Wort „wiedergutmachen“ –
114
fixen ist, abgesehen von der Verwendung im Bereich der IT, im Deutschen aber in dieser Bedeutung nicht gebräuchlich.
Staffel 4 Episode 14:
Originalton:
SubCentral:
Penny: You want an acting lesson?
Sheldon: Perhaps two. I’d like to master the
craft.
Penny: Okay, where is this coming from?
Sheldon: It has been suggested to me that acting
techniques could improve my lecturing, at which,
if certain tweets and blogs are to be believed, I
suck the big one.
Penny: Du willst eine Schauspiel-Lektion haben?
Sheldon: Vielleicht auch zwei. Ich würde das
Handwerk gerne meisterhaft beherrschen.
Penny: Okay, wo kommt das jetzt her?
Sheldon: Mir wurde vorgeschlagen, dass Schauspieltechniken meine Vorlesungen verbessern
könnten, bei denen, wenn man gewissen Tweets
und Blogs Glauben schenkt, ich "ganz groß sucke".
Das Wort to suck wurde im Fansub übernommen und dabei an die deutsche Flexion angepasst. Zwar hat der Fansubber diesen Anglizismus durch Anführungszeichen markiert, ganz
so als wollte er darauf hinweisen, dass er sich dieser Übernahme durchaus bewusst ist, allerdings wäre es durchaus möglich gewesen, den Anglizismus zu vermeiden. So hätte der Fansubber to suck mit „mies sein“ oder „scheiße sein“ übersetzen können. Ein offensichtlicher
Grund für die Entlehnung ist nicht ersichtlich.
4.6.3 Anglizismus im Bereich der Grammatik
Herbst (1994:137) erklärt, dass in Synchronisationen eine „erhebliche Anzahl“ von Anglizismen im Bereich der Syntax zu finden sind. Dies trifft auch auf Fansubs zu.
Staffel.4 Episode 1:
Originalton:
SubCentral:
Howard: No, no! I loaded the wrong program.
The hand thinks it’s holding a screwdriver in
outer space. If you continue the program, it’s
gonna start twisting.
Raj: A-All right, um, how about this. When,
when Winnie the Pooh got his head stuck in the
honey tree, his friends all grabbed onto him and
pulled and pulled.
Leonard: You do what you want, I’m not touching another man’s honey tree.
Howard: Nein, nein! Ich habe das falsche Programm geladen. Die Hand glaubt, sie hält einen
Schraubenzieher im Weltraum. Wenn du das
Programm fortsetzt, wird sie anfangen zu drehen.
Raj: Alles klar. Wie wär's damit: Als Winnie
Pooh mit seinem Kopf im Honigbaum feststeckte, haben seine Freunde ihn alle erpackt und gezogen und gezogen.
Leonard: Mach du, was du willst, ich werde
keines anderen Mannes Honigbaum anfassen.
Hier wird sehr gut deutlich, dass der Fansubber die Syntax des Englischen nachgebildet hat.
Im Deutschen wirkt dieser Genitiv sehr unnatürlich, stattdessen würde man sagen „ich werde
nicht den Honigbaum eines anderen Mannes anfassen“.
115
Staffel 1 Episode 1:
Originalton:
SubCentral:
Penny: I just, I can’t believe I trusted him.
Penny: Es ist nur... Ich kann nicht glauben, dass
Leonard: Should I say something? I feel like I ich ihm vertraut habe.
should say something.
Leonard: Sollte ich was sagen? Ich fühle mich,
Sheldon: You? No, you’ll only make it worse.
als sollte ich etwas sagen.
Sheldon: Du? Nein, du machst es nur noch
schlimmer.
Auch diese Konstruktion ist von der englischen Syntax inspiriert und wirkt im Deutschen eher
unüblich. Besser wäre: „Ich habe das Gefühl, ich sollte etwas sagen.“
Originalton:
SubCentral:
Leonard: I’m Leonard, this is Sheldon.
Sheldon: From the intercom.
Man: How the hell did you get in the building?
Leonard: Oh. We’re scientists.
Sheldon: Tell him about our IQ.
Leonard: Ich bin Leonard, das ist Sheldon.
Sheldon: Von der Gegensprechanlage.
Mann: Wie zur Hölle seid Ihr in das Gebäude
rein gekommen?
Leonard: Wir sind Wissenschaftler.
Sheldon: Erzähl ihm über unseren IQ.
Herbst (1994:137) bemerkte bereits, dass die „Verwendung von über statt von bei Verben wie
sprechen, reden, hören etc. (…) eine sehr häufig zu beobachtende Erscheinung in Synchrontexten“ ist. Dieses Phänomen war auch bei den untersuchten Untertiteln zu beobachten, wie
obiges Beispiel zeigt.
Staffel 1 Episode 8:
Originalton:
SubCentral:
Mrs. Koothrappali: Rajesh, do you remember
Lalita Gupta?
Rajesh: The little fat girl that used to kick me in
the samosas and call me untouchable?
Mrs. Koothrappali: Yes. Well, now she’s a
dental student at USC so we gave her your contact information.
Mrs. Koothrappali: Rajesh, erinnerst du dich an
Lalita Gupta?
Raj: Das kleine, fette Mädchen, dass mir ständig
in die Eier trat und mich unberührbar nannte?
Mrs. Koothrappali: Ja. Nun, sie ist jetzt eine
Studentin der Zahntechnik an der USC, also gaben wir ihr deine Kontaktdaten.
Auch obiges Beispiel folgt der Syntax des Ausgangstextes. Die Übersetzung wirkt jedoch viel
zu förmlich und unnatürlich. Besser wäre es gewesen, zu schreiben: „Sie studiert jetzt Zahnmedizin an der USC.“
4.6.4 Lehnübersetzung und Interferenz
Wenn Lehnübersetzungen nicht den Wortbildungsregeln der Zielsprache entsprechen oder in
der Zielsprache bestehende Ausdrücke nicht berücksichtigen, kann dies zu Interferenzerscheinungen führen (vgl. Kurz 2006:164).
116
Staffel 1 Episode 8:
Originalton:
SubCentral:
Leonard: So, don’t call her.
Leonard: Dann ruf sie nicht an.
Rajesh: If I don’t call her, I won’t hear the end Raj: Wenn ich sie nicht anrufe, werde ich das
of it from my parents.
Ende davon nicht von meinen Eltern hören.
An dieser Stelle hat der Fansubber den englischen Satz wörtlich übersetzt. Dies führt jedoch
zu einer unnatürlichen, fast schon schwer verständlichen Aussage. Bei „never hear the end of
it“ handelt es sich um ein Idiom, das bedeutet: „someone will continue to talk about something they have achieved for a long time and in an annoying way“ (Web 39). Im Deutschen
wäre es idiomatischer, beispielsweise zu sagen: „Wenn ich sie nicht anrufe, werden meine
Eltern mir das ewig vorwerfen.“
Staffel 4 Episode 24:
Originalton:
TV4User:
Sheldon: Mmm, all right. It would appear as if
alcohol is playing keep-away with your intelligence. Good night. Please note, it is now past ten
p.m. Per our roommate agreement, kindly refrain
from raucous laughter, clinking of glasses, and
celebratory gunfire.
Penny: Okay, explain something to me. You
watch Leonard put up with that guy for years and
years. What has to break inside your brain for
you to think, Oh, Krishna, I’ve got to get me
some of that?
Sheldon: Mmm, alles klar. Es scheint, als ob der
Alkohol euch von eurer Intelligenz fern hält.
Gute Nacht. Bitte beachtet, es ist jetzt nach 22
Uhr. Per Mitbewohner Vereinbarung,
sind freundlicherweise: heisere Lacher, das Anzustoßen von Gläsern und festliche Kanonenfeuer zu unterlassen.
Penny: Okay...erklär mir mal Folgendes: Du hast
Leonard gesehen, wie er jahrelang diesen Mann
ertragen musste. Was ist in deinem Gehirn kaputt
gegangen, um zu glauben, "Oh, Krishna, dürfte
ich ein paar davon bekommen"?
Die Übersetzung bei TV4User ist an dieser Stelle sehr wörtlich. Der Fansubber hat sich
scheinbar nicht getraut, sich vom Original zu lösen und den Sinn idiomatisch ins Deutsche zu
übertragen. Durch den Kontext kann der Zuschauer natürlich erschließen, was dieser Satz
bedeuten soll. Besser wäre es jedoch gewesen, nicht so sehr am Englischen zu „kleben“ und
es, wie beispielsweise in den offiziellen Untertiteln, freier zu übersetzen: „Oh Krishna, das
will ich mir auch antun.“
Staffel 1 Episode 8:
Originalton:
SubCentral:
Howard: (to Rajesh) You may now thank me.
Rajesh: For what, making me sound like a Simpsons character?
Howard: Fine, next time make your own date.
Rajesh: I didn’t want to make this one.
Leonard: Look on the bright side--she might
turn out to be a nice, beautiful girl.
Howard: Du darfst mir nun danken.
Raj: Für was? Dass ich jetzt wie eine SimpsonsFigur klinge?
Howard: In Ordnung. Organisiere dir nächstes
Mal deine eigene Verabredung.
Raj: Ich wollte nicht mal dieses!
Leonard: Schau doch auf das Positive. Sie ist
vielleicht ein nettes, hübsches Mädchen.
117
Der Satz „Schau auf das Positive“ scheint vom Englischen „look on“ inspiriert zu sein. Im
Deutschen ist diese Kollokation unüblich, stattdessen würde man sagen: „ Sieh’s doch positiv“ oder „Sieh doch das Positive“.
4.6.5 Zusammenfassung
Abschließend ist zu sagen, dass sich in den untersuchten Episoden verschiedenste Anglizismen finden, von Fremdwörtern, über Lehnwörter, zu Lehnübersetzungen und Anglizismen im
Bereich der Grammatik. Einige der Anglizismen hätten durchaus vermieden werden können,
teilweise durch etwas mehr Recherche, teilweise durch eine sich vom Ausgangstext lösende
Übersetzung. Fraglich ist aber, ob die Anglizismen von den Zuschauern als störend empfunden werden. In der durchgeführten Umfrage (siehe Kap. 3.4.3.3.1) hatte ein Großteil der Teilnehmer (39 % bzw. 38 %) keine klare Präferenz für oder gegen Anglizismen. Lediglich 22 %
der Subber und 18 % der Zuschauer sprachen sich gegen Anglizismen aus. Es scheint also, als
würden Anglizismen nicht als negativ empfunden. Dieser Aspekt müsste natürlich in weiteren
Arbeiten noch eingehender untersucht werden. Die Qualität der Untertitel trübt es, solange
sich die Anglizismen in einer Episode nicht häufen, jedoch nicht.
4.7 Orthographie, Kommasetzung und Grammatik
Da es sich bei Fansubs um Amateur-Untertitel handelt, ist zu vermuten, dass diese nicht vollkommen fehlerfrei sind und sich möglicherweise orthographische, grammatikalische oder
Kommafehler eingeschlichen haben. Zwar werden die meisten Fansubs Korrektur gelesen,
doch stehen Fansubber teilweise unter hohem, zeitlichem Druck. Außerdem ist es schnell passiert, dass man einen Fehler übersieht.
Beispiele für orthographische Fehler:
Ich hole mein Portemonaie (Staffel 1, Episode 1, SubCentral)
Es wahr nicht allein Rajs Fehler (Staffel 1, Episode 8, SubCentral)
Oh, nein, da hätte ich nicht gern (Staffel 4, Episode 1, TV4User)
Grammatikalische Fehler:
Lass mir nur meine neckischen Schlüssel holen. (Staffel 4, Episode 1, SubCentral)
Sie machte eine lustige Wortwitz. (Staffel 4, Episode 1, SubCentral)
118
Ich hatte ein tolle Idee. (Staffel 4, Episode 12, SubCentral)
Kommafehler:
Und ich glaube der Rest ist ziemlich selbsterklärend. (Staffel 1, Episode 1, SubCentral)
Aber dann, kam Albert Einstein,... (Staffel 1, Episode 1, SubCentral)
Romantische Liebe als Basis einer Ehe, gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. (Staffel 1, Episode 8, SubCentral)
Einige der beobachteten grammatikalischen und orthographischen Fehler sind mit großer
Wahrscheinlichkeit als Flüchtigkeitsfehler anzusehen, die durch sorgfältiges Korrekturlesen
hätten vermieden werden können. Bei der durchgeführten Umfrage (Kap. 3.4.3.3.1) erklärten
53 % der Zuschauer, ein Untertitel dürfe keine Rechtschreib-, Komma- oder grammatikalischen Fehler enthalten. 32 % erklärten hingegen, sie störten sich nicht daran. Diese Ergebnisse können allerdings nicht als repräsentativ angesehen werden, zumal ein falsch gesetztes
Komma oder ein fehlendes „n“ genauso wenig die Rezeption stören wie ein Anglizismus.
Fraglich ist, warum gemäß den befragten Teilnehmern Anglizismen weniger die Qualität von
Untertiteln mindern als orthographische, grammatikalische oder Kommafehler. Dies wäre in
weiteren Arbeiten zu untersuchen.
4.8 Ausdruck
Für Übersetzer ist es unerlässlich, sich in ihrer Muttersprache gewandt ausdrücken zu können,
diese in all ihren Feinheiten zu beherrschen, stets das richtige Register zu wählen und sich an
die Erfordernisse der jeweiligen Textsorte anpassen zu können. Bei einem AmateurUntertitler kann dies nicht gleichermaßen vorausgesetzt werden, da er möglicherweise keine
sprachliche Ausbildung durchlaufen hat und vermutlich nicht in gleicher Weise für die Facetten seiner Muttersprache sensibilisiert ist. Dies bestätigte sich bei der Analyse einzelner Folgen von The Big Bang Theory.
Staffel 1 Episode 1:
Originalton:
SubCentral:
Leonard: That’s a biological impossibility and
you didn’t have to come.
Sheldon: Oh, right, yes, I could have stayed behind and watched Wolowitz try to hit on Penny
in Russian, Arabic and Farsi. Why can’t she get
Leonard: Das ist doch eine biologische Unmöglichkeit. Und du hättest auch nicht mitkommen
brauchen.
Sheldon: Klar, ich hätte zu Hause bleiben können und Wolowitz zusehen, wie er versucht bei
119
her own TV.
Penny zu landen. Auf Russisch, Arabisch und
Farsi. Warum kann sie nicht ihren eigenen Fernseher abholen?
Die deutsche Übersetzung orientiert sich hier am Ausgangstext, ist aber im Deutschen nicht
ganz korrekt. Sheldons Aussage bezieht sich darauf, dass er und Leonard losgezogen sind, um
Pennys Fernseher zurückzuholen, den Pennys Ex-Freund nach der Trennung unverfroren behalten hatte. Sheldon meint somit nicht, Penny solle ihren eigenen Fernseher abholen, denn es
handelt sich dabei um Pennys Eigentum. Vielmehr sollte es heißen: „Warum kann sie ihren
Fernseher nicht selbst abholen.“ Denn Sheldon ist überhaupt nicht begeistert davon, dass er
und Leonard Pennys TV-Gerät zurückholen sollen.
Staffel 1 Episode 8:
Originalton:
SubCentral:
Penny: So Leonard, how about it?
Leonard: Look Penny, we’d love to help you but
Raj is going through some stuff right now. Besides, he doesn’t drink, so ....
(Rajesh scurries over to Leonard and whispers in
his ear.)
Leonard: Really? (to Penny) Um ... Raj is going
through some stuff right now and he’d like to
take up drinking.
Penny: Also, Leonard, wie wär's?
Leonard: Penny, wir würden dir gerne helfen,
aber Raj macht gerade ein paar Dinge durch.
Außerdem trinkt er nicht, also…
Leonard: Wirklich? Raj macht gerade ein paar
Dinge durch und er würde gerne mit dem Trinken
anfangen.
Raj wird gegen seinen Willen von seinen Eltern mit einer Inderin verkuppelt. Raj sieht sich
bereits mit dieser ihm unbekannten Frau verheiratet, seine Zukunft fremdbestimmt von seinen
Eltern. Die deutsche Übersetzung „macht gerade ein paar Dinge durch“ ist zwar verständlich,
jedoch unidiomatisch. Stattdessen würde man besser sagen: „Raj macht gerade einiges
durch.“
Staffel 4 Episode 1:
Originalton:
SubCentral:
Raj: What would a toilet look like in Atlantis?
How would you flush it? And when you did flush
it, where would the poop go?
Leonard (phone rings): Hold that thought. Hey,
Howard, what’s going on?
Raj: Wie würde eine Toilette in Atlantis aussehen? Wie würde man abziehen? Und wenn man
abzieht, wo würde das "Aa" hingehen?
Leonard: Behalt den Gedanken... Hey, Howard.
Was ist los?
Bei „Behalt den Gedanken“ handelt es sich eindeutig um eine Entlehnung aus dem Englischen, die im Deutschen jedoch sehr ungewöhnlich wirkt. Eine im Deutschen üblichere Aussage wäre: „Vergiss nicht, was du sagen wolltest.“
120
Staffel 4 Episode 12
Originalton:
SubCentral:
Leonard: What are you doing?!
Sheldon: Playing the theremin.
Leonard: No. I mean, what are you doing with a
theremin?
Sheldon: Playing it. I’ve loved the theremin from
the first moment I heard the original Star Trek
theme. And it’s been killing me that it just sits in
my closet, gathering dust.
Leonard: Was machst du denn?
Sheldon: Ich spiele das Theremin.
Leonard: Nein. Ich meine, was machst du da mit
dem Theremin?
Sheldon: Es spielen. Ich liebe das Theremin vom
ersten Moment an, als ich das originale Star
Trek-Titellied hörte. Und es bringt mich um, dass
es einfach nur im Schrank liegt und Staub ansetzt.
Hier fehlte dem Subber ein wenig Gespür für die Sprache. Seine Übersetzung ist zwar verständlich, jedoch wird sofort deutlich, dass es sich dabei um eine wörtliche Übersetzung aus
dem Englischen handelt. Üblicher wäre es, im Deutschen zu sagen, „es hat mich fertig gemacht“.
Staffel 4 Episode 24:
Originalton:
TV4User:
Sheldon: Good news, Raj. I got the blood work Sheldon: Gute Neuigkeiten, Raj. Ich bekam das
back from the lab. You’re okay to stay for a whi- Blutbild vom Labor zurück. Du bist in Ordnung,
le.
um eine Weile zu bleiben.
Auch hier wird deutlich, dass der Fansubber wörtlich aus dem Englischen übersetzt hat. Deshalb wirkt der deutsche Untertitel sehr unidiomatisch. Besser wäre es gewesen, zu sagen: „Es
ist okay, du kannst für eine Weile bleiben.“
121
5. Schlussbemerkungen und Ausblick
Mit der vorliegenden Arbeit sollte ein Beitrag zur übersetzungswissenschaftlichen Forschung
im Bereich Fansubs geleistet werden. Da dem Phänomen des Fansubbens im deutschsprachigen Raum bisher kaum Beachtung geschenkt wurde, sollte ein kleiner Einblick in deutschsprachige Fansub-Foren gegeben und untersucht werden, wie der Untertitelungsprozess dort
abläuft und welche Untertitelungsrichtlinien gelten. Dazu wurden sowohl Recherchen in den
beiden deutschsprachigen Fansub-Foren SubCentral und TV4User durchgeführt als auch eine
Administratorin des Forums SubCentral befragt.
Anhand zweier Umfragen, die sich an Fansubber und Fansub-Nutzer richteten, wurde untersucht, welche Erwartungen Amateur-Untertitler und die Konsumenten von Fansubs an Untertitel stellen, welche Richtlinien Fansub-Nutzer ihrer Untertitelung zugrunde legen und inwiefern innovative Untertitelungspraktiken von beiden Gruppen akzeptiert werden.
Abschließend wurde anhand eines kontrastiven Vergleichs der offiziellen Untertitel und der
Fansubs zu Staffel 1 und 4 der US-amerikanischen Serie The Big Bang Theory untersucht, wie
in Fansubs mit Kulturspezifika und Wortspielen umgegangen wird, welche Übersetzungsfehler auftraten und ob die empfohlene Untertitellänge von 35-40 Zeilen überschritten wurde.
Des Weiteren wurden die Bereiche Anglizismen, Orthographie, Kommasetzung und Grammatik sowie Ausdruck untersucht.
Ein Vergleich der bisherigen Forschung zum Thema Fansubs (die sich vor allem auf das Untertiteln von japanischen Anime-Produktionen konzentriert) mit den in den Foren SubCentral
und TV4User gesammelten Informationen zeigte, dass der Untertitelungsprozess in beiden
Fällen sehr gut organisiert ist und professionell abläuft. In beiden Fällen gilt das 4-AugenPrinzip, d. h. dass die Untertitel von einem Subber erstellt und in aller Regel von einer anderen Person Korrektur gelesen werden. Die Anpassung der Timecodes wird entweder von einer
dritten Person, oder auch vom Untertitler oder Korrekturleser selbst übernommen. Der Hauptunterschied ist, dass in den deutschsprachigen Foren ausschließlich in die eigene Muttersprache untertitelt wird, während im Falle von Anime-Produktionen sehr häufig Muttersprachler
des Japanischen in eine Fremdsprache übersetzen. Außerdem gibt es in den untersuchten Fansub-Foren keinen Typesetter, da Schriftfarbe und -art generell nicht gewechselt oder an die
Bildkomposition angepasst werden.
Díaz Cintas & Muñoz Sánchez (2006:51) kamen bei ihrer Untersuchung von Anime-Fansubs
zu dem Schluss, dass diese kreativer und innovativer seien als kommerzielle Untertitel: Fansubs
122
„are clearly more daring in their formal presentation, taking advantage of the potential offered by digital
technology. This new form of Internet subtitling ‘by fans for fans’ lies at the margins of market imperatives and is far less dogmatic and more creative and individualistic than that which has traditionally been
done for other media like the television, the cinema or the DVD.“
Während Anime-Fansubs in ihrer formalen Darstellung sehr innovativ sind und mit gängigen
Untertitelungsrichtlinien brechen, trifft die Aussage von Díaz Cintas & Muñoz Sánchez nur
bedingt auf deutschsprachige Fansubs zu. Das Forum SubCentral wirbt auf seiner Website
dafür, „hochwertige Untertitel“ zu erstellen. Und genau dieser Anspruch führt dazu, dass die
untersuchten Fansubs weniger innovativ sind und mehr kommerziellen Untertiteln ähneln.
Was die formalen Aspekte betrifft, so wird in den deutschsprachigen Fansubs lediglich mit
der Zeichenzahl von 35 bis 40 Zeichen pro Zeile gebrochen. So fanden sich in den in Kapitel
4 untersuchten Fansubs viele Untertitel mit bis zu 50 Zeichen pro Zeile. Dies hat den Vorteil,
dass weniger gekürzt werden muss als in professionellen Untertiteln und dass eine Untertitelung möglich ist, die sich „näher“ am Originaltext orientiert. So haben die Zuschauer, die der
Ausgangssprache mächtig sind, weniger das Gefühl, ihnen würden Informationen vorenthalten. Außerdem ist dies auch für Personen von Vorteil, die ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern möchten. Im Gegensatz zu Anime-Fansubs wird weder die Untertitelpositionierung
variiert noch die maximale Zeilenzahl von zwei Zeilen pro Untertitel überschritten. Damit
wird auch den Erwartungen der befragten Zuschauer entsprochen. Denn jeweils 53 % der befragten Fansub-Nutzer lehnten drei- oder vierzeilige Untertitel sowie die gleichzeitige Verwendung von Über- und Untertiteln ab. Auch werden, im Gegensatz zu Anime-Fansubs, keine
farbigen Untertitel zur Sprecheridentifizierung verwendet. Diese Praktik wurde ebenfalls von
einem Großteil der Fansub-Nutzer abgelehnt. Würde man also lediglich die formalen Aspekte
betrachten, könnte man die deutschsprachigen Fansubs nicht unbedingt als innovativ ansehen.
Ein weiteres Merkmal, durch das sich Anime-Fansubs auszeichnen, sind Erklärungen außerund innersprachlicher Kulturspezifika entweder in Form von Übertiteln und Blasen oder auch
durch einen Kommentar im Untertitel selbst, der sich farblich vom restlichen Untertitel abhebt. Animes sind tief in der japanischen Kultur verwurzelt und erfordern deshalb häufig Erklärungen kulturspezifischer Elemente, damit auch Personen, die nicht mit allen Facetten der
japanischen Kultur vertraut sind, diese verstehen können. In den Fansub-Foren SubCentral
und TV4User finden sich Erklärungen von Kulturspezifika lediglich bei einzelnen Subbern.
Allerdings wird dabei lediglich auf knappe Erklärungen in Klammern zurückgegriffen, ohne
dabei mit der Zwei-Zeilen-Regel zu brechen. Die Administratorin angeldream erklärte, die
Explikation von Kulturspezifika in Klammern sei ein sehr umstrittenes Thema, manche Fan123
subber würden diese Strategien anwenden, andere verteufeln, da sich dadurch der Rezeptionsaufwand erhöhe. Dementsprechend handelt es sich dabei auch nicht um eine weitverbreitete
Praktik bei deutschsprachigen Fansubs. Dies zeigte auch die durchgeführte Analyse, bei der
sich 61 % der Subber gegen Erklärungen in Klammern aussprachen. Die Hälfte der befragten
Fansub-Nutzer stand dieser Strategie jedoch sehr offen gegenüber. Und auch die Analyse in
Kapitel 4.2 zum Umgang mit Kulturspezifika zeigte, dass diese Untertitelungsmethode durchaus Potenzial für die professionelle Untertitelung bietet, da damit sowohl Lokalkolorit bewahrt als auch das Verständnis der Zuschauer unterstützt werden kann. Die Unterschiede zwischen der amerikanischen Kultur, aus der ein Großteil der auf SubCentral und TV4User untertitelten Serien stammt, und der deutschen, österreichischen und Schweizer Kultur sind weniger ausgeprägt als zwischen der japanischen und der Zielkultur, und häufig wird man bereits
in der Schule für die Kultur des englischsprachigen Raumes sensibilisiert. Außerdem übt die
amerikanische Kultur im Zuge der Globalisierung weltweit einen immer größeren Einfluss
aus. Dennoch können wohl nur wenige zielsprachige Zuschauer behaupten, die Ausgangskultur in all ihren Facetten zu kennen. Auch ein Gros der befragten Fansubber schätzte seine
Kenntnisse der angelsächsischen Kultur lediglich als durchschnittlich ein (Kap. 3.4.3.4). Die
Übernahme von Kulturspezifika in Kombination mit einer Erklärung schafft somit den Balanceakt, dem Wunsch der befragten Zuschauer zu entsprechen, Kulturspezifika in die Zielsprache zu übernehmen und damit das Besondere der Ausgangskultur zu erhalten, gleichzeitig
aber auch die nötigen Erklärungen in knapper Form zu liefern, und somit mögliche Lücken in
den Verstehensvoraussetzungen der Zuschauer zu schließen.
Bei der Analyse der Fansubs in Kapitel 4 fiel außerdem auf, dass Kulturspezifika häufig in die
Zielsprache übernommen wurden, statt sie, wie in den kommerziellen Untertiteln geschehen,
zu generalisieren. Dadurch erfüllen sie zwar, wie oben erwähnt, die Erwartungshaltung der
Fansub-Nutzer, Kulturspezifika nicht an die Zielkultur anzupassen, jedoch kann ein Exotismus bei der Untertitelung von Kulturspezifika deshalb nicht als das Nonplusultra angesehen
werden. Auch wenn die befragten Fansub-Nutzer erklärten, ihnen sei es wichtig, dass Kulturspezifika selbst im Falle des Nichtverstehens in die Zielsprache übernommen werden, ist von
Fall zu Fall zu unterscheiden, ob die Wahrung des Lokalkolorits oder das Gewährleisten des
Verständnisses der Zuschauer wichtiger ist. Eine zusätzliche Erklärung in Klammern kann bei
dieser Entscheidung Abhilfe schaffen, sofern die zeiträumlichen Restriktionen es zulassen,
doch es gibt kein Patentrezept.
Beim Umgang mit Wortspielen war zu beobachten, dass die Fansubber hin und wieder zwar
zu durchaus kreativen Lösungen griffen, sie jedoch häufig zu nah am Ausgangstext „klebten“.
124
Um den Witz der Wortspiele zu übertragen, ist es jedoch wichtig, sich vom Ausgangstext zu
lösen, um einen ähnlich komischen Effekt in der Zielsprache zu erzielen. Jedoch fehlte den
Fansubbern häufig der Mut oder auch das notwendige Sprachgefühl, um in ihrer Untertitelung
zu einer humorvollen Übersetzung zu gelangen.
Dass die Fansubs nicht „perfekt“ sind, zeigte sich auch an Übersetzungs- und Ausdrucksfehlern sowie dem Bruch mit Regel 9 des Code of Good Subtitling Practice: „The language
should be (grammatically) "correct" since subtitles serve as a model for literacy.“ So waren
bei der Analyse in Kapitel 4 grammatikalische, orthographische sowie Kommafehler zu beobachten, die wohl als Flüchtigkeitsfehler einzuordnen sind und eigentlich bei der Korrektur
hätten auffallen müssen. Zwar erklärte mehr als die Hälfte der befragten Fansub-Nutzer, derartige Fehler sollten in Untertiteln nicht vorkommen, sofern sie jedoch nicht gehäuft auftreten,
dürften sie aber auch nicht die Qualität der Untertitel vermindern. Dies gilt auch für die untersuchten Übersetzungsfehler. Viele entstellen weder den Sinn des Dialogs noch springen sie
den Zuschauern sofort ins Auge. Außerdem sind auch kommerzielle Untertitel nicht frei von
Fehlern.
Zu beobachten war außerdem das gehäufte Auftreten von Anglizismen, die von einem Großteil der befragten Fansub-Nutzer nicht als störend empfunden wurden, jedoch häufig überhaupt nicht notwendig gewesen wären.
Insgesamt ergab die Untersuchung, dass deutschsprachige Fansubs, wenn auch in geringerem
Maße als Anime-Fansubs, insbesondere auffällig sind (vgl. Künzli 2011:647), als sie mit der
gängigen Untertitelungsnorm der maximalen Zeichenzahl brechen sowie teilweise auch Kulturspezifika in Klammern erklären. Auch werden die Personen, die an der Entstehung der Untertitel mitgewirkt haben, im Gegensatz zu kommerziellen Stellen an prominenter Stelle erwähnt – in den untersuchten Untertiteln bei Einspielung der Titelmusik und teilweise auch
noch am Ende einer Episode. Damit sind sie weitaus „sichtbarer“ als professionelle Untertitler. In den beiden Fansub-Foren SubCentral und TV4User ist für jeden Nutzer leicht einzusehen, welcher Subber welche Serie untertitelt. Dadurch ist es möglich, mit ihnen in Kontakt zu
treten und ihre Leistung zu würdigen, gleichzeitig sind sie natürlich auch eher direkter Kritik
und direktem Druck durch die Zuschauer ausgesetzt, als dies bei professionellen Untertitlern
der Fall ist, die weitestgehend unbekannt bleiben.
Abschließend bleibt zu sagen, dass es natürlich immer leicht ist, Untertitel aufgrund orthographischer Fehler, eines weniger geglückten Ausdrucks oder eines in der Zielsprache nicht mehr
lustigen Wortspiels zu kritisieren. Die hohen Besucherzahlen und die positiven Worte in den
Threads zu den untertitelten Serien zeigen aber, dass die Zuschauer zum großen Teil mit der
125
Qualität der Fansubs zufrieden sind. Flüchtigkeitsfehler können selbst dem besten Untertitler
passieren und Wortspiele humorvoll in die Zielsprache zu übertragen, stellt wohl jeden Übersetzer vor eine Herausforderung. Des Weiteren sollte immer auch berücksichtigt werden, dass
es sich bei Fansubbern um Hobby-Untertitler handelt, die unbezahlt in ihrer Freizeit übersetzen, und dass die Zuschauer insbesondere bei beliebten Serien häufig Druck auf die Fansubber ausüben, die Subs zeitnah zu veröffentlichen.
Mit dieser Arbeit konnte lediglich ein Einblick in deutschsprachige Fansubs gegeben werden.
So könnte in weiteren Arbeiten untersucht werden, ob die in der vorliegenden Analyse ermittelten Untertitelungsstrategien im Umgang mit Kulturspezifika und Wortspielen auch bei Serien anderer Genres zu beobachten sind. Des Weiteren könnte untersucht werden, ob in
deutschsprachigen Fansubs generell eine hohe Tendenz zu Anglizismen besteht und wie diese
von den Zuschauern aufgenommen werden. Eine weitere Möglichkeit bestünde auch darin, in
Rezeptionsstudien herauszufinden, wie die Zuschauer die Qualität von Fansubs bewerten.
Empfinden sie Flüchtigkeitsfehler im Bereich Orthographie/Grammatik oder Übersetzungsfehler als störend und fallen sie dem Publikum überhaupt ins Auge? Wie empfinden sie die
Übernahme von Kulturspezifika ohne Erklärungen? Wird diese Methode selbst dann bevorzugt, wenn die Kulturspezifika nicht bekannt sind und damit das Verständnis des Dialogs
nicht mehr gegeben ist? Und wie werden kurze Erklärungen in Klammern im Gegensatz zu
Erklärungen in Übertiteln und Blasen aufgenommen? Zudem könnte in weiteren Umfragen
untersucht werden, wer die Nutzer von Fansubs sind und was sie von Untertiteln erwarten.
Denn diese Erwartungen beeinflussen natürlich auch, wie die Nutzer die Qualität eines Fansubs bewerten. So untertitelt Geysir, Subber der Staffeln 2 bis 5 von The Big Bang Theory,
beispielsweise nach folgendem Prinzip:
„Vielleicht stehe ich mit meiner Meinung alleine da, aber ich denke, der deutsche UNtertitel [sic] sollte möglichst nah am englischen Original sein, also sowohl im Satzbau als auch in der Bedeutung. Hier
versuche ich zumindest den Drahtseil [sic] zwischen dem erfahrenen und dem unerfahrenen Englischsprecher:

Ein erfahrener Englischsprecher schaut nur ab und an auf den Untertitel (z. B. weil er akkustisch [sic] nicht gehört hat, was jemand gesagt hat). Er kennt die meisten Worte und wäre
wohl verwirrt, wenn er beim gelegentlichen Nachschauen im Sub eine völlig andere Bedeutung dieser Szene vorfindet als die, die er durch die englischen Worte, die er kennt, erwarten
würde.

Ein unerfahrener Englischsprecher liest den Sub förmlich durch, hört aber auch gleichzeitig
das Gesprochene. Ihm käme es nicht entgegen, wenn ich völlig etwas anderes übersetze, nur
um an dieser Stelle einen anderen Wortwitz zu platzieren. Der Lerneffekt wäre nicht mehr
da.“
126
Seiner Annahme bezüglich der Erwartungen von Fansub-Nutzern beeinflusst seine Untertitelungsstrategie. Doch teilen die Zuschauer auch seine Meinung? Oder wünschen sie sich vielleicht eine „freiere“ Untertitelung? Dies könnte in einer Umfrage oder Rezeptionsstudie mit
einer größeren Zahl von Teilnehmern noch weiter untersucht werden.
127
6. Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Offizielle Untertitel:
Lorre, Chuck/Prady, Bill (2010): The Big Bang Theory. Die komplette erste Staffel, DVD.
Warner Home Video.
Lorre, Chuck/Prady, Bill (2012): The Big Bang Theory. Die komplette vierte Staffel, DVD.
Warner Home Video.
Fansubs:21
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http://www.subcentral.de/index.php?page=Thread&threadID=3973
SubCentral, The Big Bang Theory Staffel 4. Abgerufen unter
http://www.subcentral.de/index.php?page=Thread&threadID=19493
TV4User, The Big Bang Theory Staffel 4. Abgerufen unter
http://board.tv4user.de/serien/comedy/the-big-bang-theory/9360-the-big-bang-theory-staffel4-untertitel-13-15-24-subtitles.html
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Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden: Bd. 13. LAH – MAF. 19., völlig neu bearbeitete Auflage, Mannheim: Brockhaus Verlag 1990, S. 217.
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http://www.jostrans.org/issue06/art_diaz_munoz.php
21
Siehe auch beigelegte CD.
128
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130
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Web 12: „Barbershop music“
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http://de.wikipedia.org/wiki/Blossom_%28Fernsehserie%29 30.06.2013
Web 17: „Mayim Bialik“
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Web 20: „Emma Watson“
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Web 21: „Betty Crocker“
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Web 22: „Alprazolam“
http://en.wikipedia.org/wiki/Alprazolam 14.07.2013
Web 23: „Hershey bar“
http://en.wikipedia.org/wiki/Hershey_bar 14.07.2013
Web 24: „Tator Tots“
http://en.wikipedia.org/wiki/Tater_Tots 16.07.2013
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Web 25: „Yoo-hoo“
https://en.wikipedia.org/wiki/Yoohoo 16.07.2013
Web 26: „yoo-hoo“
http://dictionary.reference.com/browse/yoo-hoo 16.07.2013
Web 27: „Kein Schwips: Elefanten torkeln ohne Alkohol“
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/kein-schwips-elefanten-torkeln-ohne-alkohol-a389013.html
16.07.2013
Web 28: „The little engine that could“
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Little_Engine_That_Could 24.07.2013
Web 29: „Summer’s Eve“
http://en.wikipedia.org/wiki/Summer%27s_Eve 25.07.2013
Web 30: „douche“
http://www.urbandictionary.com/define.php?term=douche 25.07.2013
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http://en.wiktionary.org/wiki/cuckoo_for_Cocoa_Puffs 27.07.2013
Web 33: „Native American gaming“
http://en.wikipedia.org/wiki/Native_American_gaming 29.07.2013
Web 34: „Flüssigstickstoff“
http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCssigstickstoff 02.08.2013
Web 35: „Absoluter Nullpunkt“
http://de.wikipedia.org/wiki/Absoluter_Nullpunkt 02.08.2013
Web 36: „Falscher Freund“
133
http://de.wikipedia.org/wiki/Falscher_Freund 04.08.2013
Web 37: „Sidekick“
http://de.wikipedia.org/wiki/Sidekick
16.08.2013
Web 38: „Raketenrucksack“
http://de.wikipedia.org/wiki/Raketenrucksack 16.08.2013
Web 39: „never hear the end of it“
http://idioms.thefreedictionary.com/never+hear+the+end+of+it 25.08.2013
134
7. Anhang
7.1 Fragen an das Forum SubCentral
Beantwortet von der Administratorin angeldream am 5. November 2012
Frage: Wann und von welchem User/welchen Usern wurde SubCentral gegründet?
Antwort: Gegründet wurde das Ganze von marlboro und JuppJulasch zusammen als Admin.
Gegründet wurde SC am 02.02.2006
Frage: Welche Intention steckt hinter der Gründung von SubCentral?
Antwort: Die beiden waren vorher mit anderen Mitgliedern auf einem anderen Board, damals
kam es dort zu unwiderlegbaren Streitigkeiten und somit splitteten sich marlboro und Jupp
mit ein paar anderen ab und gründeten SC, wo sie SC nach ihren Vorstellungen leiten konnten, auch heute noch sind die Boards sich nicht sehr grün.
Frage: Welche Aufgaben haben folgende Teammitglieder genau?
Subber
Antwort: Subber subben in erster Linie ihre Serien, korrigieren aber auch mal für Probies,
machen die Timings oder Anpassungen.
Subber auf Probe
Antwort: Sie lernen im Grunde das subben erst, haben auch immer einen Ansprechpartner an
den sie sich mit Fragen wenden können, und der sie in die Welt des subbens einführt, Programmbedienung etc.
Ehrenmitglieder
Antwort: Das sind in der Regel ehemalige Subber, Mods oder S-Mods, die gute Dienste für
SC geleistet haben, sei es viele Subs, oder eben auch bei der Gründung dabei waren, oder
Dinge entwickelt haben, die es den Subbern leichter macht.
Supporter
Antwort: Hier ist zu unterscheiden in verschiedene Gruppen, welcher Gruppe ein Supporter
angehört, kann man immer unter seinem Nick lesen.
Korrekturleser: Wie der Name es sagt, er liest Korrektur, verbessert den Sub, entfernt Rechtschreibfehler oder berichtigt Übersetzungsfehler.
Anpasser: Sie passen die Subs auf andere Versionen an, es gibt ja so viele wie HDTV, 720p,
1080i und 1080p WEB-DL, DVDRip usw. und oft sind die Versionen anders geschnitten,
sodass der original Sub nicht synchron läuft, daher muss es dann angepasst werden.
135
ThemenMOD
Antwort: Hier haben wir auch 2 verschiedene Bereiche:
Einmal die, die die News posten, also alles, was es Neues über Serien gibt, Schauspieler etc.
Und unsere Probiementoren. Die beiden leisten seit kurzem wirklich ganz tolle Arbeit, sie
haben sich den Probies verschrieben, sind für sie da, erklären alles, wirklich alles, vom Programm, bis hin zur Korrektur machen auch Korrekturen und sagen den Probies, was sie verbessern können, sind da, wenn sie Hilfe brauchen usw. Das aber nur für die Probies die niemand weiteren haben. Es gibt natürlich auch Subber die das z.B. bei neuen Mitgliedern selbst
machen, wenn z.B. ein Probie in einer Serie mit einsteigt, macht das oft der Subber auch
selbst.
Moderatoren
Antwort: Sie verlinken hauptsächlich, sei es VOs, die deutschen Subs, Anpassungen. Sind
dafür da für Ordnung zu sorgen, dass eben alles nach den Regeln läuft. Erstellen auch Threads
für neue Serien.
Supermoderatoren
Antwort: Dasselbe wie bei Mods nur haben sie zusätzlich noch mehr Möglichkeiten, sie können User sperren, Schreibsperren oder sogar IP Sperren verhängen, sie können Banner einfügen, die oben links auf der Startseite, sie haben Zugriff auf das ACP, das Admin Control Panel, hier aber nicht alle Rechte um überall etwas zu tun.
Administratoren
Antwort: Ja, wir, hmm...wir sind Gott :D Spaß beiseite, hmm, was mach ich eigentlich?
Ich subbe, ich habe natürlich im ACP alle Rechte, ich kann das Forum in den Wartungsmodus
setzen, ich muss ab und an User freischalten, wenn sie keine Bestätigungsmail bekamen, ich
bin Ansprechpartner für S-Mods, falls sie Probleme haben, aber auch für die Mods da, ich
unterstütze so ziemlich alle und helfe eben bei Streitigkeiten oder Unklarheiten, was in einem
so großen Forum oft vorkommt. Ich persönlich kümmer mich noch um die Subber, die länger
als ein halbes Jahr nichts mehr getan haben, schreibe sie an und degradiere sie dann ggf.
Auch kümmern wir uns um das Technische. In erster Linie macht das marlboro, aber auch
saßen wir z.B. vor ein paar Wochen tagelang zusammen, weil wir das neue Forum getestet
haben. (Das hier bekam eine neue Betriebssoftware und nen neuen Style)
Wir pflegen neue Serien im ACP in, z.B. für den Quickjump (oben rechts auf der Startseite;
machen auch S-Mods)
Wir sind eigentlich Mädchen für alles, wir subben auch, und machen Anpassungen, eigtl. haben wir überall die Finger drin, Jupp weniger, er ist nur Admin auf dem Papier, wegen dem
Gründer, aber ein ganz ganz lieber :)
136
Frage: Wie läuft der Untertitelungsprozess ab? Wird auf Basis englischer Fansubs untertitelt
oder auf Basis der englischen Serie (ohne Untertitel)? Falls auf Grundlage englischer Fansubs
untertitelt wird, woher stammen die englischen Subs (von anderen Fansub-Foren?)?
Antwort: Wir subben anhand der englischen Subs, den VOs (Voice originale) in unserem
Fall eben englisch, die holen wir von verschiedenen Seiten. Erste Anlaufstelle ist addic7edc.com, hier sind die Subs immer am schnellsten und die Timings am schlechtesten,
dann gibt es die Chinesen wie shooter.cn, hier gibt es teilweise Subs mit besseren Timings,
muss man austesten, dann kommen die Franzosen, die brauchen teilweise bis zu einer Woche
nach Ausstrahlung, bis sie die VIs haben, aber dann mit 1a Timings, und zu guter Letzt sind
da die Italiener, die haben sehr schnell sehr gute Timings für die Subs, allerdings sind diese
nicht in Englisch sondern auf Italienisch. Daher haben wir ein Tool entwickelt, das den englischen Text automatisch auf die italienischen (oder andere) Timings legt, danach muss der Sub
noch ein wenig per Hand bearbeitet werden.
Frage: Wird jeder Sub korrigiert oder vornehmlich die Subs von Probe-Subbern?
Antwort: Wir versuchen, dass die von Probies immer kontrolliert werden, es findet sich aber
leider nicht immer mehr, seit aber ninh und elya da sind, übernehmen die das bei Probies, wie
ich oben schrieb.
Die Subs von Subbern, da werden manche korrigiert und manche nicht. Das kann der Subber
oft für sich entscheiden, wobei es wirklich zu empfehlen ist, denn nach dem langen Subprozess und der mehrmaligen Korrektur übersieht man oft was. Wir haben auch schon Subbern
auferlegt, dass sie nur mit Korrileser subben dürfen, weil es sonst einfach zu schlecht ist.
Frage: Wer übernimmt die Anpassung ? Der Untertitler selbst?
Antwort: Wie ich oben schrieb, machen das viele, meist der Supporter, dann andere Subber,
der Subber selbst, oder auch Mods. Mit der Zeit hat so jeder seine Serie, wo er eine Anpassung überwiegend regelmäßig macht, kommt meist daher, dass man gerade diese Serie mit
einer anderen Version gucken mag und dann eben nebenbei anpasst.
Frage: Ist für den Timecode auch der Untertitler zuständig? Wird dafür der Timecode des
englischen Subs übernommen und entsprechend angepasst?
Antwort: Erklärte ich ja schon oben. Ich persönlich mache keine Timings, ich hasse das :D
ich warte entweder auf bessere Timings oder lasse machen. Wir sagen den neuen Subbern
zumindest, wie es geht, und oft suchen wir auch intern einfach nach jemandem, der das
macht, da kann sich auch melden, wer Lust hat.
Frage: Gibt es bei SubCentral Richtlinien für die Untertitelung beispielsweise bezüglich Zeilenzahl und Zeichenanzahl etc.?
Antwort: Ja, die ist ganz wichtig, nicht mehr als 2 Zeilen pro Item und 50 Zeichen pro Zeile,
da es oft so ist, dass die Standalone Player mit mehr Zeichen nichts anfangen können, und
dann den Sub nicht abspielen, oder es ist zu viel zum Lesen und man kann bei der Geschwindigkeit nicht den ganzen Satz lesen.
Frage: Soweit ich mich erinnere, habe ich auch in einem Post mal von Subregeln und dem
nicht öffentlich zugänglichen Thread „Die Übersetzung ist nicht alles“ gelesen.
137
Antwort: Ja, das haben wir, insbesondere in diesem Thread steht drinnen, wie man das Programm Subtitle Workshop einstellt, dass es eben keine zu lange Zeilen gibt, keine Überschneidungen, dass die Einblendzeiten lang genug sind, dass der Sub korrigiert werden muss,
wie er korrigiert werden muss.
Frage: Wie werden neue Subber eingeführt? Gibt es Mentoren Programme und wenn ja, wie
laufen sie ab und wann wird ein Probie zum Subber?
Antwort: Seit neustem haben wir dazu unsere beiden Mentorinnen. Wenn jemand subben
mag, meldet er sich bei uns, entweder im Thread, oder per PM, dann wird erst einmal gefragt,
ob er denn englisch kann, wie es mit RS aussieht, und welche Serie er subben will, wenn diese Serie frei ist, wir uns aber bei dem User unsicher sind, dann lassen wir ihn oft einfach mal
nur 100 Items subben, die soll er dann zurückschicken und das sehen wir uns dann an und
entscheiden, ob das etwas bringt, oder auch oft sieht der User selbst, wie viel Arbeit das ist
und lässt es bleiben.
Der User wird dann zum Probie befördert, bekommt eine Begrüßung PM, in der das wichtigste erklärt ist, wer die Mentorinnen sind, auch der Übersetzung ist nicht alles Thread, die Übersetzungshilfeseiten, wie Leo oder dict.cc, und auch einen "Erste Hilfe Kasten" unserer Mentorinnen (hänge ich dir auch mal an). So, dann kann der Probie loslegen, er braucht 5 volle
Subs, dann wird sein Korrileser gefragt, ob er soweit ist, wenn ja, wird er zum Subber befördert und wenn nicht, bleibt er länger Probie, oder ganz selten, müssen wir uns auch verabschieden.
Frage: Welche Hilfestellung erhalten Probies? Gibt es z.B. Tutorials oder Tipps von Subbern
oder Richtlinien?
Antwort: Ja, wie ich eben sagte, gibt es die zu genüge, in schriftlicher Form, auch im Chat
oder im ICQ oder auch im internen Forum, wenn Übersetzungsfragen sind (gilt für alle)
Frage: Ich habe, glaube ich, gelesen, dass ihr ein eigenes Subberforum habt. Wofür wurde es
eingerichtet und welche Vorteile bietet es euch?
Antwort: Da hast du richtig gelesen. Wir haben mehrere interne Foren, das Subberforum,
dort steht als aller wichtigstes unsere Subablage, dort sind alle alle Subs gespeichert und von
dort werden sie verlinkt. Hier kann man Serien koordinieren, Gesuche aufgeben, Übersetzungsfragen stellen, auch wird hier über Interna diskutiert, die die User nichts angehen. Auch
befindet sich hier unsere sogenannte Werkstatt, hier entwerfen wir neue Threads.
Dann haben wir noch ein Modforum, da können die Subber nicht rein, hier diskutieren wir
z.B. über Subber, wenn etwas ist, oder die Degradierungen, dann haben wir noch das SModAdmon Forum, hier können nur diese beiden Gruppen rein, denn man muss ja auch mal über
Mods reden, und dann schließlich noch das Adminforum.
Frage: Was ist die Shoutbox – ich glaube, von der habe ich auch gelesen?
Antwort: Unsere SB ist auf der Startseite ganz oben, sobald man im Team ist, hat man darauf
Zugriff. Hier reden wir miteinander, haben Spaß, diskutieren aber auch mal, oder gucken
Fußball, oder machen Scheiss :D Aber beantworten auch fragen. Auch melden sich hier
Teammitglieder, wenn sie einen neuen Sub hochgeladen haben, dass er verlinkt wird, dass die
138
Ankündigung gemacht wird (Das der Sub im RSS, auf FB und Twitter auftaucht) und die
Subpunkte gutgeschrieben werden, oder die Korrekturpunkte.
Frage: Wie finanziert sich das Forum bzw. wie finanziert ihr das Hosting? Es gibt zwar die
Möglichkeit, an SubCentral zu spenden, aber reichen die Spenden aus? Bei teilweise mehr als
9000 Nutzern, die täglich online sind, habt ihr ja einen relativ hohen Traffic.
Antwort: Nein, die Spenden reichen bei weitem nicht, der Server kostet weit über 100€, wir
finanzieren uns durch die Werbung, damit kommen wir gerade so rum im Monat.
Frage: Ich habe in der Fachliteratur immer gelesen, das Fansubben bewege sich in einer
rechtlichen Grauzone. Habt ihr schon einmal Druck von Seiten der Filmbranche oder dergleichen verspürt?
Antwort: Nein, noch nie kam da irgendwas. Anfangs boten wir auch Links zu den Serien an,
Torrents, wo man sie laden kann, das haben wir seit gut 2 Jahren nicht mehr, und es ist auch
inzwischen verboten danach im Forum zu fragen. Das wird strikt zensiert
Frage: Warum, denkt ihr, sind Fansubs im Laufe der Zeit immer beliebter geworden? Ich
denke, ihr habt im Laufe der Zeit ja auch mal „kleiner“ angefangen, aber mittlerweile sind
bereits mehr als 130.000 Mitglieder bei SubCentral registriert.
Antwort: In erster Linie kommt das daher, weil viele Serien überhaupt nicht nach Deutschland kommen, oder dort verfrüht abgesetzt werden. Und, wenn man sich das Original mal
angesehen hat, geht es vielen so, dass die deutsche Synchronisation nicht gerade toll ist in den
meisten Fällen.
Frage: Wer sind eurer Meinung nach die Nutzer von Fansubs? (Schüler, Hörgeschädigte,
Personen, deren Englischkenntnisse noch nicht ausreichend sind, um eine Serie in allen Facetten zu verstehen etc.?)
Antwort: Wir haben alles. Von 12 jährigen bis unserem 74 jährigen User, der meines Wissens nach der Älteste User ist. Aber auch haben wir viele Hörgeschädigte, die sehr dankbar
sind, für das, was wir tun, denn leider ist in Deutschland die Technik oder das Verständnis für
Hörgeschädigte im Vergleich zu Amerika weit hinterher.
Frage: In der Fachliteratur zum Fansubben wird immer von bestimmten Merkmalen von Fansubs gesprochen (meist werden nur die Fansubs zu Animes untersucht). Wie steht ihr persönlich zu folgenden Untertitelungsmitteln:
•
Untertitel von mehr als zwei Zeilen
•
Mehr als 40 Zeichen je Zeile
Antwort: Das sagte ich ja oben schon.
•
Farbige Untertitel
139
Antwort: Ist möglich, wird von den meisten Playern auch abgespielt, wurde auch schon gemacht, aber eher selten. Wäre für die Subber nur ein kleiner Farbcode in den Sub mit reinzuschreiben.
•
Schriftartwechsel
Antwort: Haben wir, z.B. kursiv wenn sich ein Sprecher nicht im Bild befindet, wird das geschrieben kursiv gemacht, sodass man erkennt, gerade Hörgeschädigte, dass sich der Sprecher
nicht im Bild befindet.
•
Erklärungen (z.B. von kulturellen Elementen) in Klammern innerhalb eines Untertitels
oder in Form eines Übertitels/einer Blase
Antwort: Jein, ist so ein Streitthema, einige machen es, einige verteufeln es, weil es eben
wieder zu viel zu lesen ist. Ich persönlich finde es besser, wenn man dann im Thread einen
Hinweis gibt.
Frage: Ist es bei SubCentral grundsätzlich auch möglich, auf diese Mittel zurückzugreifen,
oder eher nicht?
Antwort: Wie gesagt, einige machen es, andere nicht.
Frage: Wie bist du zum Fansubben gekommen und warum subbst du?
Antwort: Ich bin, wie viele viele andere auch durch Lost damals hergekommen. Ich sah es im
deutschen TV, wollte wissen, wie es weitergeht, googelte danach und fand untertitelte Folgen,
die sah ich mir an und sah in den Credits SC stehen, bin dahin, meldete mich an, und es eröffnete sich mir ein Paradies, viele Serien von denen ich nie etwas gehört hatte. Also blieb ich
und schaute Serien, dann kam CSI, ich wollte wissen, wie es weitergeht, war kein Sub da, also
bot ich mich an zu subben; Damals war das noch ganz anders alles. Naja, ich subbte viel und
schnell, habe eine kaufmännische Ausbildung) und hatte so teilweise bis zu 5 Subs an einem
Tag. Ich mag es einfach das für andere zu tun, ich gucke die Serie eh, dann kann ich nebenbei
auch mitschreiben, ganz grob gesagt.
Frage: Wie viele Stunden Arbeit stecken hinter einem Release?
Antwort: Das kann man nicht pauschalisieren, ich gehöre zu den schnellen. Für einen Sub
mit durchschnittlichen 600 Items brauche ich für das reine Subben 2 Stunden, dann noch eine
Stunde Korrektur. Aber andere brauchen 6 Stunden, andere 10 Tage, das ist ganz unterschiedlich.
Vielen Dank für deine Hilfe!
140
7.2 Erste-Hilfe-Kasten SubCentral
7.2.1 Richtlinien für Untertitelung und Korrektur
Subprogramm: Subtitle Workshop 2.51
Der Sub:
1. 50:50 Regel: in einer Zeile sollten nie mehr als 50 Zeichen sein. Wenn es mehr
Zeichen sind, versuche am besten nach einem Komma oder dem Redefluss angepasst
zu trennen. Unter 40 Zeichen sollte man nicht trennen.
2. Immer nur zwei Zeilen.
3. Wörter wie „well“, „you know“, „look“ können meist weggelassen werden (Pendant
zu „ähm“/„halt“)
4. Wörter wie „hmm“, „whoa“, „uh“ werden weggelassen und können gelöscht werden.
(denn ist sind Laute und keine Wörter)
Genauso verhält es sich bei Liedtexten, wenn sie für das Verständnis nicht wichtig
sind.
5. Sätze mit einem Punkt-, Ausrufe- oder Fragezeichen beenden.
6. Wenn ein Satz abgebrochen wird oder es eine längere Pause gibt, macht man "...", aber
keine "--" wie es im addicted-VO manchmal vorkommt. Wird der Satz neu
aufgegriffen, wird klein weitergeschrieben. Beginnt ein ganz anderer Satz, geht es
großgeschrieben weiter.
7. Wenn zwei Personen in einem Item sprechen, werden diese mit „-“ gekennzeichnet:
- Geht es dir gut?
- Mir geht es gut.
Niemals mehr als zwei Personen in einem Item.
8. Apostrophe: im Deutschen sind Apostrophe eher selten und können bei
Umgangssprache gesetzt werden („Ich hab's“ anstatt „Ich habe es“), das vermeidet
man aber besser
Wichtig: es gibt weder Genitivapostrophe („Peter's Schuh“) noch Pluralapostrophe
(Oma’s, CD’s oder Tee’s)
9. Zahlen bis zwölf werden ausgeschrieben.
10. Aufpassen, wer wen duzt/siezt; Sie in der Anrede immer groß schreiben, du/dich wird
kleingeschrieben! Wer wen duzt oder siezt ist jedem selbst überlassen. Aber immer
darauf achten, dass es nicht wechselt.
11. Versuchen, den englischen Satzbau beizubehalten (nicht aus einem Satz drei Sätze
machen). Auch versuchen, die englische Reihenfolge beizubehalten.
12. Kursive Schrift <i> benutzen, wenn die Person, die spricht, nicht in der Szene ist (wie
z.B. bei einem Telefonat, eine Stimme aus dem Off...) oder bei Einblendungen,
Straßenschildern, Buchtiteln etc.
13. Am Ende immer einmal den Sub in Word kopieren und die Rechtschreibprüfung
machen.
14. Immer zum Sub den passenden VO an den Korrekturleser mitschicken, je nachdem
löscht man schon mal ein Item oder fasst zwei zusammen.
141
7.2.2 Technische Richtlinien
Unser Subprogramm: Subtitle Workshop 2.51
Das Technische:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
STW: http://www.urusoft.net/download.php?lang=1&id=sw
Codecs:
http://www.subcentral.de/index.php?page=Thread&postID=127612#
Wir öffnen den STW und stellen ihn erst einmal auf Deutsch.
Einstellungen->Sprache->Deutsch
Dann stellen wir den STW in den Übersetzungsmodus.
Bearbeiten->Übersetzung->Übersetzungsmodus oder Strg+u
Jetzt laden wir den VO.
Datei->Öffnen->Original oder Strg+o
Da der STW nur den Sub auf der linken Seite automatisch speichert und wir unseren
Text im Vorschaufenster sehen wollen, bringen wir den VO auf die rechte Seite.
Bearbeiten->Übersetzung->Tauschen oder Strg+Shift+w
Jetzt können wir mit dem Übersetzen beginnen. Einfach in die erste Zeile mit
Unübersetztes Item klicken und du kannst lostippen. Um ins nächste Item zu kommen
drücken wir einfach Shift+Enter. Um wieder ein Item zurückzugehen
Strg+Shift+Enter.
Eine Zeile sollte nie mehr als 50 Zeichen haben. Über dem Eingabefeld wird
angezeigt, wie viele Zeichen bereits in dem Item stehen. Sollten es mehr werden, kann
man entweder per Hand einen Zeilenumbruch machen oder die automatische
Anpassung benutzen: Strg+e. Dabei bitte auf die Regeln achten.
Haben wir viele Items, in denen wenig Text steht, die aber sehr schnell aufeinander
folgen, kann man diese zusammenführen. Dazu die gewünschten Items markieren und
Strg+k drücken.
Sollte ein Item zu viele Zeichen enthalten und man kann den Text nicht mehr kürzen,
müssen wir ein zusätzliches Item einfügen. Bearbeiten->Item unterhalb einfügen
oder Einfg-Taste. Danach müssen aber auch die Timings angepasst werden.
Items löschen (wenn dort nur Oh, Ah, Mhm... steht, das sind Laute und diese werden
gelöscht) funktioniert über Bearbeiten->Auswahl löschen
Möchte man seinen letzten Arbeitsschritt rückgängig machen
Bearbeiten->Rückgängig oder Strg+z
Timings: Unterhalb der Videovorschau befinden sich Buttons. Wir lassen das Video
bis an die Stelle laufen, wo der Untertitel beginnen soll, und drücken den 10. Button
(Startzeit des Items festlegen/Alt+c). Dann lassen wir das Video bis an die Stelle
laufen, wo der Untertitel enden soll, und drücken den 11. Button (Endzeit des Items
festlegen/Alt+v). Alternativ kann man auch die Zeit ablesen (rechts unter der
Videovorschau) und sie manuell eingeben (Links unten neben der Eingabezeile). Diese
Eingabe muss mit Enter bestätigt werden, sonst wird sie nicht übernommen.
Zwischendurch immer mal wieder abspeichern, falls der STW abstürzen sollte.
Strg+s für die linke Seite und Strg+Shift+s für die rechte Seite (oder im Menü unter
speichern)
Wenn die Frage kommt, als was wir speichern wollen, nehmen wir den Subrip (dritte
Reihe von unten). Ansonsten sollte der Sub immer als ANSI gespeichert werden, da
sonst die Umlaute verloren gehen (einzustellen am linken Rand). Als Dateinamen
geben wir den Namen des VOs ein, und ändern das VO in „de-SubCentral“.
142
16.
17.
18.
Vor jedem Schließen speichern. Wenn dann der Sub neu geladen wird, kann der
Deutsche Sub als Original und der VO als Übersetzung geladen werden. Dann spart
man sich das Tauschen.
Sobald der Sub fertig ist, einmal die Fehlermeldung durchführen.
Extras->Informationen und Fehlermeldungen->Fehlermeldungen oder Strg+i.
Dort werden uns die unterschiedlichen Fehler aufgelistet. Die meisten lassen sich mit
Fehler reparieren beheben.
Dauer zu kurz: nachsehen, ob sie verlängert werden können. Bei wenig Text im Item
(Okay, Hallo, Warum?) kann diese Fehlermeldung vernachlässigt werden.
Dauer zu lang: Auf ein angemessenes Maß kürzen. Kann aber auch gelassen werden.
Zu lange Zeile(n): Dringend 50/50 Regel einhalten. Notfalls kürzen oder Item teilen.
Mehr als zwei Zeilen: Kürzen, Zeilenumbruch ändern, oder Item teilen.
143
7.3 Umfragen
7.3.1 Umfrage Fansubber
Diese Umfrage ist Teil meiner Masterarbeit zum Thema Fansubs. Da zu diesem Thema bisher
nur wenige Forschungsarbeiten vorliegen, die sich vor allem auf das Fansubben von Animes
konzentrieren, möchte ich durch meine Arbeit auch einen Beitrag zur Forschung leisten. Die
Umfrage ist anonym und wird nicht mehr als 5 Min. dauern. Für Ihre Teilnahme bin ich Ihnen
sehr dankbar.
Bei Fragen können Sie sich jederzeit per E-Mail an mich wenden ([email protected]).
Diese Umfrage enthält 22 Fragen.
Allgemeine Fragen zum Subben
1. Wie lange subben Sie - in etwa - bereits? *
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
2. Warum subben Sie?
Bitte geben Sie Ihre Gründe stichpunktartig an.
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
3. Wie viele Folgen haben Sie bereits gesubbt?*
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
<15
15-30
31-60
61-100
101-150
151-200
>200
4. Wie viel Zeit verwenden Sie pro Woche durchschnittlich für das Subben?
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
144
5. Wie lange brauchen Sie durchschnittlich für das Subben einer Episode?
ungefähre Zeitangabe
Für eine Episode von 20-30 Min.
Für eine Episode von 45-60 Min.
6. Welche Genres subben Sie bevorzugt?
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
7. Wie häufig bedienen Sie sich folgender Hilfsmittel beim Subben?
(1 = nie; 5 = sehr häufig)
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
1
2
3
4
5
Online-Übersetzungstools (z.B. Google Translate)
Englisch-Deutsch Wörterbücher (z.B. leo.org, dict.cc)
einsprachige, deutsche Wörterbücher (z.B. Rechtschreib-Wörterbuch,
Synonymwörterbuch, Duden)
einsprachige, englische Wörterbücher (z.B. merriam webster, The Free
Dictionary)
Slangwörterbücher (z.B. The Urban Dictionary)
Wikipedia
google-Recherchen
8. Grundlegende Übersetzungsstrategie
Inwiefern stimmen Sie folgender Aussage zu?
(1 = stimme überhaupt nicht zu, 5 = stimme voll und ganz zu)
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
145
1
2
3
4
5
Eine wörtliche Übersetzung ist zu bevorzugen, damit Sprachenlerner dem
Dialog folgen können.
Die Übersetzung sollte sich möglichst am englischen Satzbau orientieren.
Anglizismen sollten vermieden werden.
9. Übersetzung von Kulturreferenzen
Anmerkung: Mit Kulturreferenzen sind z.B. bekannte Persönlichkeiten, Einrichtungen, historische Ereignisse und Feste gemeint, die in einer Kultur verankert sind
Inwiefern stimmen Sie folgenden Aussagen zu?
(1 = stimme überhaupt nicht zu, 5 = stimme voll und ganz zu)*
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Kulturreferenzen sollten übernommen werden, statt sie an die deutsche
Kultur anzupassen - auch wenn die Zuschauer sie vielleicht nicht verstehen
Kulturreferenzen sollten, wenn möglich, erklärt oder an die deutsche Kultur angepasst werden
10. Übersetzung von Wortspielen und Witzen
Inwiefern stimmen Sie folgenden Aussagen zu?
(1 = stimme überhaupt nicht zu, 5 = stimme voll und ganz zu)
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
Wortspiele und Witze sollten wörtlich übersetzt werden, auch wenn die
Komik dabei verloren geht.
Wortspiele und Witze sollten, wenn nötig, vollkommen verändert werden, damit die Aussage auch im Deutschen lustig ist.
146
11. Formale und technische Aspekte
Inwiefern stimmen Sie folgenden Aussagen zu?
(1 = stimme überhaupt nicht zu, 5 = stimme voll und ganz zu)
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
1
2
3
4
5
Ein Untertitel darf auch mehr als zwei Zeilen umfassen.
Eine Zeile im Untertitel sollte nicht mehr als 40 Zeichen umfassen.
Untertitel dürfen auch farbig gestaltet werden.
In Untertiteln können Fachbegriffe oder Kulturreferenzen auch in Klammern erklärt werden.
Es können neben Untertiteln auch Übertitel verwendet werden.
12. Haben Sie schon Druck von Seiten der Forumsnutzer erlebt, einen Sub schnell zu veröffentlichen?
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
Nein, noch nie
Selten
Hin und wieder
Recht häufig
Sehr häufig
Soziodemografische Angaben
13. Ihr Geschlecht
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
weiblich
männlich
147
14. Ihre Altersgruppe
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
<19 Jahre
19-24 Jahre
25-29 Jahre
30-35 Jahre
>35 Jahre
15. Sind bzw. waren Sie berufstätig?
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
Ja
Nein
16. In welchem Bereich arbeiten Sie bzw. haben Sie gearbeitet? (z.B. kaufmännischer Beruf,
technischer Beruf, administrative Tätigkeit etc.)
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
17. Studieren Sie bzw. haben Sie studiert?
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
Ja
Nein
18. In welchem Bereich studieren Sie bzw. haben Sie studiert? (z.B. Anglistik, Informatik,
Mathematik etc.)
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
19. Sind Sie Schüler?
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
148
Ja
Nein
20. Wie schätzen Sie Ihre Englischkenntnisse ein?
(1 = Grundkenntnisse; 5 = Muttersprachliches Niveau)
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
1
2
3
4
5
21. Wie viele Jahre haben Sie Englisch gelernt?
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
1 Jahr
2-3 Jahre
4-5 Jahre
6 Jahre
> 6 Jahre
22. Wie vertraut sind Sie mit der angelsächsischen Kultur?
(1 = überhaupt nicht; 5 = sehr gut)
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
1
2
3
4
5
149
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
7.3.2 Umfrage Fansub-Nutzer
Diese Umfrage ist Teil meiner Masterarbeit zum Thema Fansubs. Da zu diesem Thema bisher
nur wenige Forschungsarbeiten vorliegen, möchte ich durch meine Arbeit auch einen Beitrag
zur Forschung leisten. Dabei möchte ich mich auch an die Nutzer von Fansubs wenden, um zu
sehen, welche Erwartungen Sie an Fansubs stellen. Die Umfrage ist anonym und wird nicht
mehr als 5 Min. dauern. Für Ihre Teilnahme bin ich Ihnen sehr dankbar.
Bei Fragen können Sie sich jederzeit per E-Mail an mich wenden ([email protected]).
Diese Umfrage enthält 16 Fragen.
Nutzung von Fansubs
1. Ziehen Sie Untertitel der Synchronfassung vor? *
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
Ja
Nein
Das ist mir egal
2. Warum greifen Sie auf Fansubs zurück?
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
3. Wie viele Fansubs haben Sie in etwa schon genutzt? *
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
<5
6-10
11-20
21-50
51-70
>70
150
4. Für welche Genres nutzen Sie Fansubs (z.B. Comedy, Crime, Mystery)
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
5. Ihre Erwartungen an Untertitel: Inwiefern stimmen Sie folgenden Aussagen zu?
(1 = stimme überhaupt nicht zu; 5 = stimme voll und ganz zu)
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
1
2
3
4
5
Ich bevorzuge eine wörtliche Übersetzung, damit ich dem Dialog gut
folgen kann.
Die Untertitel sollten sich möglichst am englischen Satzbau orientieren.
Ein Untertitel darf keine Rechtschreib-, Komma- oder grammatikalischen
Fehler enthalten.
Auf Anglizismen sollte verzichtet werden.
6. Übersetzung von Kulturreferenzen
Anmerkung: Mit Kulturreferenzen sind z.B. bekannte Persönlichkeiten, Einrichtungen, historische Ereignisse und Feste gemeint, die in einer Kultur verankert sind
Inwiefern stimmen Sie folgenden Aussagen zu? (1 = stimme überhaupt nicht zu, 5 = stimme
voll und ganz zu)
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
1
2
3
4
5
Kulturreferenzen sollten übernommen werden, statt sie an die deutsche
Kultur anzupassen, auch wenn ich sie vielleicht nicht verstehe.
Kulturreferenzen sollten erklärt oder an die deutsche Kultur angepasst
werden.
7. Übersetzung von Wortspielen und Witzen
Inwiefern stimmen Sie folgenden Aussagen zu?
(1 = stimme überhaupt nicht zu, 5 = stimme voll und ganz zu)
151
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Wortspiele und Witze sollten wörtlich übersetzt werden, auch wenn die
Komik dabei verloren geht.
Wortspiele und Witze sollten, wenn nötig, vollkommen verändert werden, damit die Aussage auch im Deutschen lustig ist.
8. Formale und technische Aspekte
Inwiefern stimmen Sie folgenden Aussagen zu?
(1 = stimme überhaupt nicht zu, 5 = stimme voll und ganz zu)
Bitte wählen Sie die zutreffende Antwort für jeden Punkt aus:
Ein Untertitel darf auch mehr als zwei Zeilen umfassen.
Eine Zeile im Untertitel sollte nicht mehr als 40 Zeichen umfassen.
Untertitel dürfen auch farbig gestaltet werden.
Erklärungen in Klammern im Untertitel, z.B. von Fachbegriffen oder
Kulturreferenzen, stören mich nicht.
Es können neben Untertiteln auch Übertitel verwendet werden.
Soziodemografische Angaben
9. Ihr Geschlecht
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
weiblich
männlich
10. Ihre Altersgruppe
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
152
<19 Jahre
19-24 Jahre
25-29 Jahre
30-35 Jahre
>35 Jahre
11. Sind bzw. waren Sie berufstätig?
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
Ja
Nein
12. In welchem Bereich arbeiten Sie bzw. haben Sie gearbeitet? (z.B. kaufmännischer Beruf,
technischer Beruf, administrative Tätigkeit etc.)
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
13. Studieren Sie bzw. haben Sie studiert?
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
Ja
Nein
14. In welchem Bereich studieren Sie bzw. haben Sie studiert? (z.B. Anglistik, Informatik,
Mathematik etc.)
Bitte geben Sie Ihre Antwort hier ein:
15. Sind Sie Schüler?
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
Ja
Nein
153
16. Bitte schätzen Sie Ihre Englischkenntnisse ein.
(1= Grundkenntnisse; 5 = Muttersprachliches Niveau)
Bitte wählen Sie nur eine der folgenden Antworten aus:
1
2
3
4
5
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
154
7.4 Kategorisierung der in den Fansubs und den offiziellen Untertiteln von The
Big Bang Theory Staffel 1 und 4 verwendeten Strategien bei der Untertitelung
von Kulturspezifika22
Marc4Us
und Easter
Offizielle
Untertitel
AriGold
Geysir
BlueCrisis
Marc4Us
und Easter
Offizielle
Untertitel
AriGold
Geysir
BlueCrisis
22
Exotismus Zitatwort mit LehnübersetHinzufügung zung
40 %
8%
20 %
Generalisierung
12 %
Analogiebildung
4%
12 %
1%
9%
37 %
13 %
60 %
71 %
27 %
4%
3%
2%
4%
6%
5%
12 %
8%
25 %
0%
3%
11 %
Paraphrase
Auslassung
Exotismus mit
Erklärung
0%
Offizielle
Entsprechung
12 %
0%
4%
Offizielle Entsprechung mit
Erklärung
0%
10 %
13 %
5%
0%
0%
0%
1%
0%
16 %
8%
11 %
0%
0%
0%
4%
0%
17 %
0%
0%
2%
Die Analyse dazu findet sich auf beiliegender CD.
155

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