Membranverfahren zur Aufbereitung von Abwässern, die mit Kohlen
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Membranverfahren zur Aufbereitung von Abwässern, die mit Kohlen
02_fs_0114_seite_002-042__ 18.02.14 19:41 Seite 6 Schwerpunktthemen Membranverfahren zur Aufbereitung von Abwässern, die mit Kohlenwasserstoffen belastet sind, unter Integration eines online Monitoring System M. Ebrahimi, M. Aden, B. Schnabel, F. Liebermann, P. Czermak* In vielen industriellen Herstellungsprozessen wird Wasser mit Kohlenwasserstoffen wie z.B. Treibstoffen, Schmierölen oder anderen Ölen aus technischen Prozessen kontaminiert, weshalb täglich hohe Mengen an ölverschmutzten Abwässern (Produktionswasser) in diesen Bereichen anfallen. Zur Behandlung dieser Produktionswässer wurden zwei neuartige Membranverfahren sowie deren online Prozessüberwachung untersucht und etabliert. Die beiden getesteten Membranverfahren, zum einen ein System, welches Querstromfiltration mittels rotierender keramischer Membranen nutzt, und zum anderen ein auf Koaleszern basierendes Filtrationssystem, zeigten vielversprechende Leistungen für die Abtrennung von Kohlenwasserstoffen aus den Abwässern. Zur Überwachung der Funktionalität sowie Leistungsoptimierung der Filtrationsprozesse zeigte der getestete optische Sensor eine hohe Korrelation mit der Menge an Kohlenwasserstoffen in den Abwässern. 1. Einleitung Ölverschmutzte Abwässer stellen ein erhebliches Risiko für Mensch, Umwelt und Technik dar. Grundlegende Rahmenbedingungen zum Schutz vor ölhaltigen Abwässern werden von den gesetzgebenden- und normativen Gremien auferlegt. Die definierten Grenzwerte und deren zunehmende Verschärfung führen u.a. zu steigenden Entsorgungskosten für flüssige Abfälle. Deshalb sind geeignete Massnahmen zur kostengünstigen und effizienten Aufarbeitung und somit Abtrennung der Öle aus Produktionswasser erforderlich. Die AG Membrantechnik des Instituts für Bioverfahrenstechnik und Pharmazeutische Technologie (IBPT) der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) beschäftigt sich seit 2007 mit der effizienten Aufreinigung von sogenanntem „Produced Water“ (PW), welches beispiels* Dipl.-Ing. (FH) M. Sc. M. Ebrahimi 1 Dipl.-Ing. M. Aden 2 Dipl.Ing. (FH) B. Schnabel 1 F. Liebermann 3 Prof. Dr.Ing. P. Czermak 1,4,5 1 Abteilung Membrantechnik des Instituts für Bioverfahrenstechnik und Pharmazeutische Technologie, Technische Hochschule Mittelhessen, Giessen, E-Mail: [email protected] Tel.: +49 (0) 641 - 309 2552 Fax: +49 (0) 641 - 309 2553 2 FAUDI Aviation Sensor GmbH, Stadtallendorf E-Mail: [email protected] Tel.: +49 (0) 6428 - 4465 212 Fax: +49 (0) 6428 - 4465 231 3 Novoflow GmbH, Nelkenweg 10, 86641 Rain E-Mail: [email protected] Tel.: +49 (0) 9090 70 11 50 Fax: +49 (0) 9090 70 11 48 4 Department of Chemical Engineering Kansas State University, Manhattan KS, USA 5 Justus Liebig University, Faculty of Biology and Chemistry, Giessen weise bei der Öl- und Gas-Förderung in sehr großen Mengen anfällt. Im Rahmen von mehreren Forschungsprojekten konnte die Arbeitsgruppe in direkter Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie große Erfahrungen zur Entwicklung von unterschiedlichen Membranverfahren (konventionelle sowie dynamische Cross-Flow Filtration) zur effizienten Aufreinigung dieser Abwässer sammeln, Methoden etablieren und Forschungsergebnisse dem Fachpublikum bekannt machen /1, 2, 3, 4/. Aufbauend auf diesen Erfahrungen befasst sich ein aktuelles Forschungsprojekt in Kooperation mit den Firmen FAUDI Aviation Sensor GmbH und Novoflow GmbH mit der Etablierung und Prozessintensivierung zweier neuartiger Membranverfahren zur Behandlung von ölhaltigen Abwässern sowie deren online Prozessüberwachung. Im Folgenden werden nach der Identifizierung massgeblicher Quellen ölverschmutzter Abwässer zunächst die konventionellen Verfahren zur Aufreinigung von „Produced Water“ beschrieben und die Bedeutung der Membranverfahren in diesem Zusammenhang näher erläutert. Nachfolgend werden die neuartigen Membranverfahren zur Behandlung von ölhaltigen Abwässern sowie die neuentwickelte Sensorik zur Optimierung des Filtrationsprozesses vorgestellt. 2. Kohlenwasserstoffhaltige Abwässer 2.1 Produktionswasser aus der Öl- und Gasförderung Ein Fallbeispiel Die Öl- und Gasindustrie fördert neben den eigentlichen Rohstoffen große Mengen an „Produced Water“. Dieses fällt täglich weltweit in großen Mengen an, im Durchschnitt werden zwei bis drei Tonnen „Produced Water“ pro Tonne Öl gefördert und je nach Lagerstättenalter kann der Anteil des „Produced Water“ auf bis zu 98 % ansteigen, nach Reid /5/, Plebon /6/. Insgesamt wurden alleine in 2003 weltweit eine geschätzte Menge von 667 Million Tonnen (etwa 800 Million m3) „Produced Water“ von offshore Ölplattformen ins Meer entlassen. Von dieser Gesamtmenge Abb. 1: In die Weltmeere eingeleitete Ölverschmutzungen durch die Schifffahrt, nach Clark /8/ 6 F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 28 (2014) Nr. 1 02_fs_0114_seite_002-042__ 18.02.14 19:41 Seite 7 Schwerpunktthemen Tab. 1: Grenzwerte (GW) bezüglich des Ölgehaltes von „Produced Water“ (PW) und Bilgewasser (BW) nach Gültigkeitsbereich und verantwortlicher Institution - Physikalische Verfahren sind mit hohen Investitions- und Betriebskosten verbunden und häufig sehr sensibel in Bezug auf die Variation der Charakteristik des PW. Bei höheren Kapazitäten benötigen diese Verfahren eine große Aufstellungsfläche für die Anlagen, wodurch deren Einsatz gerade im Offshore-Sektor erschwert bis unmöglich wird. - Durch den Einsatz von chemischen Aufreinigungsverfahren werden große Mengen an belasteten und giftigen Rückständen generiert, deren Entsorgung mit großem Aufwand und zusätzlichen Kosten verbunden ist. - Biologische Verfahren sind sehr empfindlich in Bezug auf die Konzentrationsvariation der organischen Chemikalien und des Salzgehaltes im PW und benötigen in der Regel eine nachgeschaltete Aufreinigungsstufe. wurden 21,1 Millionen Tonnen in nordamerikanische Gewässer (grösstenteils in den US, Golf von Mexiko) und 358 – 419 Millionen Tonnen in europäische Gewässer (größtenteils in die Nordsee) eingeleitet, nach Lee /7/. Das toxische „Produced Water“ besteht aus einer komplexen Mischung aus Formationswasser, gelösten Salzen, verschieden gelösten Rohölen (dispergiert, gelöst, frei), dispergierten Feststoffanteilen (Sand und Schlamm), Schwermetallen und geringen Mengen an Chemikalien, welche während der Rohstoff-Förderung zur Leistungssteigerung als Additive zugegeben werden. 3.2 Membranverfahren, eine Schlüsseltechnologie Membranverfahren können eine effiziente und kostengünstige Aufarbeitung von Produktionswässern ermöglichen. Membranfiltrationsverfahren und unter ihnen insbesondere die Ultra- und Nanofiltration gewinnen dabei immer mehr an Bedeutung und werden als Schlüsseltechnologie gesehen, da die Reinigungsleistung sehr gut ist und die Anschaffungskosten gesunken sind. Membranverfahren zeigen hohe Trennleistungen und können für ein breites Spektrum von Anwendungen eingesetzt werden, wie z. B. in der Prozessabwasserbehandlung und der Wasserentsalzung. Der Einsatz von Membrantechnik ist besonders interessant weil: - keine Chemikalien während des Trennprozesses benötigt werden, - durch die Konzeption von geeigneten Anlagen ein wirtschaftliches Arbeiten auch bei großen Abwassermengen ermöglicht wird, 2.2 Schifffahrtindustrie Ein weiterer Produzent ölhaltiger Abwässer ist die Schifffahrtindustrie. Im untersten Teil des Schiffes, dem Bilge, sammelt sich das sogenannte Bilgewasser (BW), welches unter anderem aus einer Mischung aus Kühlwasser sowie Treib- und Schmierölen besteht. Dieses Bilgewasser gilt im Bereich der Schifffahrtsindustrie mit etwa 25.300 Tonnen pro Tag als die größte Belastung der Meere durch ölhaltige Abwässer (/8/). Weitere große Anteile haben u. a. Öleinleitungen durch Tankerbetriebe, Tankerunfälle und Umschlagseinrichtungen. 2.3 Management und gesetzliche Grenzwerte Das Recycling und die Entsorgung der in den genannten Beispielen anfallenden Abwässer führen aufgrund von definierten Grenzwerten und deren zunehmende Verschärfung zu steigenden Prozesskosten. Im Falle der Einleitung in die Meere wird aufgrund strenger Richtlinien ein besonderes Augenmerk auf das Abwasser gelegt und je nach Hoheitsgebiet müssen unterschiedliche Grenzwerte bezüglich des Ölgehaltes eingehalten werden. Im Falle der Einleitung von „Produced Water“ oder Bilgewasser in die Meere darf der Restölgehalt je nach Hoheitsgebiet eine Konzentration von durchschnittlich 15 bis 40 ppm nicht überschreiten. Grenzwerte der jeweiligen Hoheitsgebiete sind in Tab. 1 zusammengefasst. 3. Konventionelle Aufarbeitung ölhaltiger Abwässer 3.1 Aufarbeitungsmethoden Die konventionelle Aufarbeitung von PW besteht meist aus chemischen, physikalischen sowie biologischen Trennverfahren. Häufig angewandte Trennverfahren sind z. B. Sedimentation, Sandfiltration, Gasflotation, Hydrozyklone, Separatoren und membranbasierte Abtrennverfahren, nach Fakhru’l-Razi /9/. Die beschriebenen strengen Richtlinien bezüglich des Restölgehaltes von PW können jedoch mit den konventionellen Methoden nicht immer eingehalten werden. Die genannten Trennverfahren werden i. d. R. in Kombination mit anderen Verfahren eingesetzt, entweder als erste Stufe, um nachgeschaltete Behandlungsanlagen vor Beschädigung / Verschmutzung durch Öle, Fette und Feststoffe zu schützen oder zur Nachklärung. Jedoch haben diese Verfahren neben der z. T. unzureichenden Effizienz bei der Ölabtrennung weitere Nachteile: F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 28 (2014) Nr. 1 7 02_fs_0114_seite_002-042__ 18.02.14 19:41 Seite 8 Schwerpunktthemen Tab. 2: Öl- sowie TOC-Rückhalterate bei der Aufreinigung von PW mittels keramischen Mikro- und Ultrafiltrationscheiben - hierbei eine Volumenreduktion der anfallenden Rückstände und eine hohe Permeatqualität erreicht werden, - Membrananlagen verhältnismäßig kleine Aufstellungsfläche benötigen, einfach zu bedienen, wartungsarm, kompakt und modular aufgebaut bzw. nachrüstbar und anpassungsfähig sind 3.3 Die Membranfiltration als Standard-Querstromverfahren Zur Aufbereitung von PW wurde in den letzten Jahrzehnten das konventionelle Quer- stromverfahren sowohl mit organischen als auch mit anorganischen Membranen unter verschiedenen Feldbedingungen erprobt, nach Farnand /10/, Chen /11/, Kyburz /12/, Tansel /13/, Gryta /14/, Ebrahimi /15/. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten zeigen, dass die Membranen in der Lage sind, Öle, Emulsionen und suspendierte Feststoffe sehr gut abzutrennen und die Standards sicher einzuhalten, nach Kyburz /12/, Tompkins /16/, Nicolaisen /17/. Nachteilig wirken sich bei dem konventionellen Querstromverfahren z.B. Wachse und Abb. 2: Dynamische Querstromfiltrationssysteme (Quelle: Novoflow GmbH) Abb. 3: Vergleich von konventioneller und dynamischer Querstromfiltration, a) keramische Monokanal-Rohrmembran, b) keramische Filterscheibe 8 Asphaltene aus, die schnell zu einem hohen Foulinggrad führen und damit die Standzeit der Membranen verkürzen. Dies erfordert, um einen sinnvollen und kosteneffizienten Prozess zu etablieren, innovative sowie leistungsstarke Membranen, effizientere sowie optimierte Membranverfahren und Reinigungstechnologien. Um diesen Anspruch gerecht zu werden, wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes erstmalig der Einsatz und die Leistungsfähigkeit von rotierenden Systemen (dynamische Querstromfiltration) sowie eines neuentwickelten Anlagenkonzepts mittels Koaleszern zur Aufreinigung von PW untersucht. 4. Dynamische Querstromfiltration 4.1 Dynamische Querstromfiltrationssysteme Die dynamischen Querstromverfahren zeichnen sich dadurch aus, dass die Überströmung der Membranoberflächen durch bewegte Teile im Filterdruckbehälter erfolgt und Scherkräfte über den Membranoberflächen induziert werden. Bewegte Teile können verschieden angeordnete rotierende Filterscheiben sein, oder aber Rotoren, die sich über statische Filterelemente bewegen (Abb. 2). Ergänzend dazu gibt es rotierende Reinigungs-Pads, welche die Filterscheiben kontinuierlich reinigen. Der Vollständigkeit halber seien noch vibrierende Systeme erwähnt. Die Membranporen sollen hier durch Schwingungen im Niederfrequenzbereich (um 60 Hz) freigehalten werden. Diese Systeme sind allerdings nur mit speziellen Membranen einsetzbar, nach Liebermann /18/. 4.2 Dynamische Querstromfiltration mittels rotierender Keramikmembranscheiben Das dynamische Querstromverfahren der Firma Novoflow, welches für den Einsatz zur Aufreinigung ölhaltiger Abwässer getestet wurde, nutzt das Prinzip der Überströmung der Membranoberflächen durch die rotierende Keramikscheibe im Filterdruckbehälter (Abb. 3). Die Rotation der Keramikscheibe realisiert hohe Überströmungsgeschwindigkeiten, was zur Abreinigung der Filteroberfläche aufgrund induzierter Scherkräfte führt. Die konventionelle Querstromfiltration hingegen realisiert die Überströmung der Membranoberfläche durch die Pumpenleistung; dies bedeutet bei gleicher Überströmungsgeschwindigkeit einen energetischen Mehraufwand. Ein weiterer Vorteil gegenüber der konventionellen Querstromfiltration ist die Entkopplung des Transmembrandruckes von der Überströmungsgeschwindigkeit. Die Entkopplung lässt eine freie Wahl dieser beiden Parameter zu. Somit kann diejenige Parameter-Einstellung gewählt werden, welche zu den besten Separationsergebnissen für jede individuelle Anwendung führt. F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 28 (2014) Nr. 1 02_fs_0114_seite_002-042__ 18.02.14 19:41 Seite 9 Schwerpunktthemen Abb. 4: Beispielanlage zur Aufreinigung von durch Kraftstoffe verunreinigtem Oberflächenwasser auf Restölgehalte < 5 ppm (im Bild eine mobile Anlage mit einer Leistung von 500 L/h für z.B. Katastrophenschutz und Mobileinsätze mit einem Gesamtgewicht von 100 kg.) In diesem Zusammenhang wurde die Filtrationsleistung keramischer Mikround Ultrafiltrationsmembranscheiben (Tab. 2) unter Variation der Rotationsgeschwindigkeit untersucht. Die Studie wurde mittels der Labortestanlage CRD-01 (Compact Rotating Disk Filter, Abb. 2) der Firma Novoflow GmbH (Rain/Lech, Deutschland) durchgeführt, welche mit bis zu 3 Filterscheiben mit einem Durchmesser von 152 mm betrieben werden kann. Eine Variation der Rotation zwischen 1 – 3000 U min -1 ist möglich und es sind Transmembrandrücke von bis zu 4 bar einstellbar. Für Untersuchungen zur Deckschichtbekämpfung besitzt die CRD-01 außerdem eine Rückspüleinheit, die einen frei wählbaren Rückspüldruck realisiert. Mittels Logikmodul sind Prozessparameter wie Rotationsgeschwindigkeit, Transmembrandruck, Rückspüldauer- und frequenz vollautomatisch steuerbar. Als Modelllösung für die Studie diente eine stabile Rohöl-in-Wasser Emulsion mit einer mittleren Tröpfchengröße von 1,5 μm. Die Filtrationsversuche wurden im Fed Batch Modus bei einem FeedÖlgehalt von 30 ppm, einer konstanten Temperatur von 50° C sowie einem Transmembrandruck von 1 bar durchgeführt. Die Trennleistung der verwendeten MFund UF-Keramikmembranscheiben erwies sich als effizient: bei den Filtrationsversuchen konnte nämlich eine Öl-Rückhalterate von >99 % sowie eine TOCRückhaltrate zwischen 88% und 99 %, je nach Prozessparameter, erreicht werden (Tab. 2). Des weiteren konnte unter Variation der Porengröße (MF/UF) sowie der Rotationsgeschwindigkeit der keramischen Membranscheibe (1200 – 1800 U min -1) eine Steigerung der Filtrationsleistung von 173 auf 420 l m-2 h-1 erreicht werden, was auf die bei höheren Rotationsgeschwindigkeiten auftretenden Turbulenzen in der Nähe der Membranoberfläche zurückzuführen ist, nach Ebrahimi F & S Filtrieren und Separieren Abb. 5: Aufbau des AFGUARD® Sensors und Position der Messstrecke /1/. Die Turbulenzen erzeugen Scherkräfte, welche vermutlich die Konzentrationspolerisation vermindern und das Fouling auf der Membran reduzieren. 5. FAUDI-Anlagenkonzept mittels Koaleszenabscheider 5.1 Kompaktanlage zur Reinigung kontaminierten Oberflächenwasser Im Rahmen des hier beschriebenen Forschungsprojektes wurde seitens des Projektpartners FAUDI Aviation Sensor GmbH eine Filtrationslösung entwickelt, die in der Lage ist, vollautomatisch die Reinigung der mit Öl kontaminierten Abwässer zu übernehmen. Die Abb. 4 zeigt das Konzept einer transportablen Filtrationsanlage, welche sich u. a. für Katastropheneinsätze oder als mobile Feldeinheit im Bereich von Tanklagern, Chemieparks und Industrieeinheiten, in denen mit Ölen hantiert wird, eignet. Die transportable Umsetzung des Filtrationskonzeptes ermöglicht eine effektive und leicht zu handhabende Filtrationseinheit zur Aufbereitung des kontaminierten Wassers. Als Vorabscheider kommt ein Filtersystem mit frei wählbarem Abscheidegrad zum Einsatz, wobei Filterfeinheiten von 1 μm erreichbar sind. Hierdurch können partikuläre Verschmutzungen ausgetragen werden. Die Abscheidung der Kohlenwasserstoffe wie z.B. Diesel, Heizöl oder Rohöl erfolgt über Koaleszenz und Separation. Ein optional nachgeschalteter Aktivkohle- oder Clayfilter kann die letzten Geruchs- und Spurenverunreinigungen entfernen. Abscheidegrade bis zu < 1 ppm Restölgehalt im Wasser sind dabei realisierbar. Die Anlage ist komplett explosionsgeschützt konzipiert und somit für den permanenten Betrieb in Explosionszone 1 zugelassen. Als Online-Sensorik kommen unter anderem der Streulichtsensor AFGUARD® Jahrgang 28 (2014) Nr. 1 zum Einsatz, der je nach Anforderungen auf einen Schaltwert zwischen 0 und 25 ppm Restölgehalt im Permeat eingestellt werden kann. Bei Überschreitung des eingestellten Grenzwertes schaltet die Anlage auf Rückpumpen und unterbindet somit die Abgabe von nicht ausreichend gereinigtem Oberflächenwasser. Im Sammelkopf der Koaleszenzabscheider arbeitet ein weiterer innovativer Sensor zur automatischen Drainage des bereits zurückgehaltenen Restöls. Die bei dem Filtrationsprozess abgeschiedenen Kohlenwasserstoffe werden in zwei durch Schnellwechseleinrichtungen integrierte Abfalltanks entsorgt. Das Filtrationskonzept lässt sich leicht auf die unterschiedlichen Aufgabenstellungen diverser Industrieapplikationen adaptieren. Dafür stehen eine Vielzahl unterschiedlicher verfahrenstechnischer Abscheide- und Filtrationsprozesse zur Verfügung, vom regenerierbaren Vorfilter, über Mikrofilter / Beutelfilter, Koaleszenzabscheider und Separatoren bis hin zur Nanofiltration über geeignete Membran- oder Keramikfilter. Aus der Fülle verfügbarer mechanischer Abscheideverfahren wird je nach Aufgabenstellung das Abscheide- und Filtrationsprinzip ausgewählt, welches nach ökonomischen Gesichtspunkten den Anforderungen am besten genügt. 6. Messung der Kohlenwasserstoff-Konzentration mittels AFGUARD®-Sensor 6.1 Online Monitoring Die kontinuierliche Messung der Ölkonzentration bei der Aufreinigung von mit Öl kontaminierten Abwässern ist ein wichtiger Indikator für die Effizienz des gewählten Aufreinigungsprozesses. Die Überwachung der Ölkonzentration in den Teilströmen von Filtrationsprozessen kann mit einer Vielzahl verschiedener Techniken 9 02_fs_0114_seite_002-042__ 18.02.14 19:41 Seite 10 Schwerpunktthemen Abb. 6: Schema des Funktionsprinzips des AFGUARD®-Sensors Abb. 7: Korrelation des AFGUARD® Sensor Signals und dem TOCWert von synthetischem Produktionswasser realisiert werden. Dazu gibt es Messtechniken basierend auf fokussiertem Ultraschall, chemischen Sensoren, photoakustischer Bildgebung, Trübung und Lichtbrechung, Bildanalyse und UV Fluoreszenz inklusive Laser induzierte Fluoreszenzverfahren (LIF). Trotz der Tatsache, dass mit einem Großteil der genannten Techniken grundsätzlich eine online Messung realisierbar wäre, sind die meisten der auf dem Markt verfügbaren Sensoren lediglich in Form eines offline Messsystems oder unter Verwendung eines Bypasses erhältlich. Daher wurde im Rahmen des Projektes die Entwicklung eines neuartigen Öl-in-Wasser Sensors durch den Projektpartner Fa. FAUDI Aviation Sensor GmbH und dessen Integration im Gesamtsystem angestrebt. Der Industriepartner bietet mit dem AFGUARD® Sensor bereits ein Messsystem basierend auf Lichtbrechung und Trübungsmessung, welches zur Überwachung der Qualität von Flugkraftstoffen direkt in Rohrleitungen installiert wird und somit eine online Messung von Wassertropfen im Flugkraftstoff ermöglicht (siehe Abb. 5). Durch die Weiterentwicklung dieses Messsystems steht nun ein Öl-in-Wasser Sensor zur Verfügung, der die automatisierte Regelung bzw. Steuerung der kritischen Prozessparameter beim Aufreinigungsprozess ermöglicht, wodurch eine hohe Effizienz des Membranverfahrens erreicht werden kann. Der Aufbau des AFGUARD® Sensors besteht im Wesentlichen aus einer Lichtquelle, zwei Glaslinsen, zwei parallel zueinander angeordneten Glasstäben, einem Spiegel zur Lichtreflektion sowie mehreren Empfängern. 10 6.2 Funktionsprinzip und Messbereich des AFGUARD®-Sensors Das Messprinzip des AFGUARD® -Sensors, der im Rahmen dieses Forschungsprojektes für die Anwendung zur Aufreinigung von ölhaltigen Abwässern weiterentwickelt wurde, ist in Abb. 6 für drei verschiedene Messsituationen schematisch dargestellt. Die Messsituation links in der Abbildung zeigt den Lichtweg in reinem Wasser. Das von einer LED gepulste Infrarotlicht wird an der Grenzfläche Glasstab / Medium unter einem definierten Brechungswinkel gebrochen, passiert das reine Wasser, wird von dem Spiegel reflektiert und durchläuft denselben Strahlengang zurück zu einem Empfänger. In diesem Fall tritt keine Lichtstreuung auf. Passieren Kohlenwasserstoffe in Form eines Tropfens (Diesel, Rohöl, etc.) den Lichtweg zwischen Spiegel und Glasstab (mittlere Messsituation), so wird das ausgestrahlte Licht an der Grenzfläche Kohlenwasserstoff / Wasser gestreut. Das hierbei entstandene Streulicht wird von dem Streulichtdetektor erfasst und ausgewertet. Im Falle von reinem Kohlenwasserstoff (rechte Messsituation) ändert sich der Austrittswinkel des ausgesendeten Lichtes und die Detektion erfolgt über die Referenzmessung des Reflektionslichtes. Die Leistungsfähigkeit des AFGUARD® Sensors für die Messung von Kohlenwasserstoffen in Wasser wurde mittels eines synthetisch hergestellten Produktionswassers (Modelllösung) getestet (siehe Abschnitt 4.2). Das Diagramm in Abb. 7 zeigt die Korrelation von Messsignal des AFGUARD® Sensors und einer Konzentrationsreihe der Modelllösung. Wie aus dem Diagramm zu ersehen, besteht in einem TOC-Konzentrationsbereich von 0 bis 200 ppm eine hohe Korrelation von Sensor-Signal und Ölgehalt. Literaturverzeichnis /1/ M. Ebrahimi, O. Schmitz, S. Kerker, F. Liebermann, P. Czermak, Dynamic cross-flow filtration of oilfield produced water by rotating ceramic filter discs, Desalination and Water Treatment 51 (2012), S. 1762–1768 /2/ M. Ebrahimi, Z. Kovacs, M. Schneider, P. Mund, P. Bolduan, P. Czermak: Multistage filtration process for efficient treatment of oil-field produced water using ceramic membranes, Desalination and Water Treatment 42 (2012), S. 17-23 /3/ M. Ebrahimi, P. Czermak: Ceramic Membranes for Oilfield Produced Water Treatment, Exploration and Production: Oil and Gas Review 9 (2011), S. 98-102 /4/ M. Ebrahimi, K. Shams Ashaghi, L. Engel, P. Mund, P. Bolduan, P. 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