SemesterJournal

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Europa – mehr als ein Thema
Krise und (dennoch) Chance
(Master)Kompetenz für Europa
2/14
Rund 100 europäische Partnerhochschulen zählt die HWR Berlin. An keiner anderen deutschen Fachhochschule studieren so viele Austauschstudierende. Auch HWR-Studierende, Mitarbeiter/innen und Dozent/innen sind hoch mobil.
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Grußwort
SemesterJournal 2/14
Europa – Krise und (dennoch) Chance
Die Rede über »Europa in der Krise«
ist derzeit weit verbreitet, und sie ist
geprägt von berechtigter Kritik. Aber
neu ist das Ausmaß, in dem die Verteilung der Krisenverlierer Europa zu
spalten droht. Die Menschen an der
Peripherie fühlen sich angesichts der
gewaltigen Jugendarbeitslosigkeit von
Europa verlassen. Umgekehrt ist in Ländern wie Finnland, den Niederlanden
und Deutschland das Gefühl verbreitet,
man werde nur zur Kasse gebeten, um
das Ausscheiden einzelner Länder aus
dem Euro zu verhindern. Wie irrig das
Empfinden auch sein mag, viele Menschen erleben die EU als fremde Macht,
die ihrer täglichen Misere gleichgültig
zuschaut oder sie noch verschärft.
Wer die Krise überwinden will, muss
wissen, wie sie entstand. Es begann mit
der Idee, nach der Epochenwende von
1989 mit einer gemeinsamen Währung
die europäische Integration zu krönen.
Der guten Absicht entsprach jedoch
keine Gemeinsamkeit der Interessen.
So bekamen wir den Euro ohne eine
europäische Koordination der Wirtschaftspolitik – und das in einer von
neoliberaler Globalisierung geprägten
Welt, in der immer mehr Kapital nach
lukrativer Anlage sucht und Spekulationsblasen produziert. Zudem bewirkt
der Mangel an EU-interner Abstimmung in der Wirtschafts-, Sozial- und
Umweltpolitik, dass gegenüber anderen
Euro-Ländern Deutschland seit langem
gewaltige Leistungsbilanzüberschüsse
erzielt. Die ›starken‹ EU-Länder leben
also unter ihren, die EU-Peripheriestaaten hingegen über ihre Verhältnisse.
» Bei aller auch berechtigten sozialen und demokratischen Kritik an der
EU ist die Europäische
Einigung doch ein unschätzbarer historischer
Fortschritt. «
SemesterJournal 2/14
Grußwort
Zu diesen Menschen zählen schon
längst Studierende, die europaweit
mobil sind und damit zur Überwindung
nationaler Vorurteile beitragen. Dazu
gehören auch Hochschulen, die über die
Grenzen der Länder und über den Rand
enger Fachdisziplinen hinausblicken.
Ich kenne die HWR Berlin als einen
Ort, wo Menschen aus vielen Ländern
studieren, wo interdisziplinäres Denken
eingeübt und das politische Streitgespräch gepflegt wird. Solche Hochschulen kann Europa allemal gebrauchen.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche uns in Europa, dass wir die Krise
gemeinsam und schnell überwinden
und die vielen Chancen nutzen, Chancen für alle.
Sven Giegold
Mitglied der Grünen Fraktion im
­Europaparlament
Sven Giegold: »Ich kenne die HWR Berlin als einen Ort, wo … das politische Streitgespräch gepflegt wird.« Bei dieser Podiumsdiskussion
diskutierte der Europaparlamentarier der Grünen mit Jörg Asmussen, seinerzeit Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (links
im Bild), und Marc Brost von der Wochenzeitung DIE ZEIT (Bildmitte).
TTIP – Was steht drauf? Was ist drin?
Im Rahmen des Studium Generale der HWR Berlin führt am Montag, den ­
19. Januar 2015, um 18 Uhr MEP Sven Giegold ein Streitgespräch mit Matthias
Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie,
über das Projekt der »Transatlantic Trade and Investment Partnership«.
Ist Europa damit eine Fehlkonstruktion,
das in der Krise alle Hoffnungen enttäuscht? Vor allem brauchen wir Europa
angesichts der globalen Probleme und
Herausforderungen. Ob Klimaschutz,
Stabilität der Finanzmärkte oder soziale
Gerechtigkeit, die Herausforderungen
lassen sich nur meistern, wenn wir
lernen, Souveränität zu teilen und der
Weltgemeinschaft gemeinsame Regeln
zu geben. Hier muss die EU dem Kontinent eine global vernehmbare Stimme
leihen. In vielen Fragen ist Europa, den
inneren Widersprüchen seiner gegenwärtigen Politik zum Trotz, ein Vorreiter, oder sollte es sein. Die Ideen dafür
sind vorhanden: nicht enge Detailvorschriften, wohl aber starke Regeln für
den Markt, die alle Akteure einzuhalten
haben. Da bleibt es ein Skandal, dass
die EU es nicht schafft, die Rettung von
Staaten und Banken mit dem Kampf gegen Steueroasen zu verbinden und den
ruinösen Steuerwettbewerb im Innern
der EU zu unterbinden.
Ein Mehr an politischem Zusammenhalt, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung erreichen wir nur,
wenn Europa sich gründlich verändert.
Eine Gesellschaft, die demokratische
Rechte ›von unten‹ auf allen Ebenen
stärkt, muss sich nicht nur lokal und
regional entwickeln, sondern auch
europäisieren. Nicht nur Expert/innen
und Politiker/innen müssen sich treffen
und Ideen entwickeln, sondern ganz
›gewöhnliche‹ Menschen.
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Inhaltsverzeichnis
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Inhaltsverzeichnis
Studieren & Lehren
34 Fit für Mathe! Fit fürs Studium!
35 Die Mischung macht’s!
36 Ein Forum für die Berlin Professional School
Forschen & Anwenden
37
39
40
41
43
44
Erfahren & Austauschen
45 Steuern lenken Systeme
47 Spanische Lebensfreude
Kurz & Knapp
49 Feierliche Verabschiedung
49 »Fit for Economy« mit dem Wirtschaftsführerschein
50 Wer hat das Bonbonglas gestohlen?
Notieren & Weitersagen
51Termine
Neu & Berufen
53Neuberufungen
Erschienen & Gelesen
56Publikationen
Meinen & Diskutieren
58 Unser Europa: Eine Selbstverständlichkeit?
Impressum
59
Inhalt
Grußwort
04 Europa – Krise und (dennoch) Chance
Editorial
08Editorial
Titel & Thema:
Europa – mehr als ein Thema
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13
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15
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19
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»Europe is an amazing opportunity for all of us!«
»It is culture, not war, that cements European identity …«
Eine Zukunft in Europa
Grenzen setzen wir uns selbst
(Master)Kompetenz für Europa
Mit Online-Fantasy-Fußball nach Brüssel
Europa in der Dauerkrise?
Kroatien – Willkommen in Europa!
German-Ukrainian School of ­Governance gegründet
Geld und Kredit – wie funktioniert denn das?
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25
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33
Ein neues Leitbild für die HWR Berlin
Neue Polizist/innen braucht das Land
Die tun ’was
Gibt es Familienunternehmen in B
­ erlin?
Eine Hochschule, viele Perspektiven
Helfen tut Gut(es)
Das Fremde heimisch machen
Chancengleichheit: HWR Berlin als Best Practice
Karrierewege: Steuerberater und ­Bildungsunternehmer
Time for Talents
HW & R
Über den Sinn und Unsinn von ­Businessplänen
EU-Forschungsförderung leicht ­gemacht
Schnelle Strafe – wirksame Strafe?
Mitarbeiter/innen finden und binden
Unternehmensverantwortung – ein kulturelles Konstrukt?
InnoRadar hat nachgefragt
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8
Editorial
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Europa bestimmt unser Leben
Aus dem »Gemeinsamen Markt« der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ist längst die Europäische Union geworden, die
über die Wirtschafts- und Währungsunion hinaus die Flankierung durch Struktur-, Forschungs-, Umwelt-, Sozial-, Einwanderungs- und Asylpolitik sowie innere und äußere Sicherheit zu zentralen europäischen Politikfeldern gemacht hat.
Von Bernd Reissert
Für eine Hochschule wie die HWR
Berlin, die sich auf die Bereiche Wirtschaft, Verwaltung, Sicherheit und Justiz
konzentriert, ist folglich der Bezug zu
Europa besonders eng. Er kommt in der
inhaltlichen Ausrichtung von Studium
und Lehre ebenso zum Ausdruck wie
in der angewandten Forschung und
im Wissenstransfer – und auch in der
umfangreichen Nutzung europäischer
Fördermittel. In allen diesen europabezogenen Bereichen ist die HWR Berlin
überdurchschnittlich aktiv.
Europa als Gegenstand von Studium
und Lehre
Selbstverständlich sind die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die durch die Europäische
Union gesetzt sind, wesentliche Gegenstände aller wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Studiengänge der
HWR Berlin. Darüber hinaus besitzt
die Hochschule ein außergewöhnlich
umfangreiches und breites Angebot
spezieller Studienprogramme, die auf
die Europäische Union und die Wirtschaftsbeziehungen zwischen europä­
ischen Ländern ausgerichtet sind. Dazu
gehören vor allem
der deutsch-französische Studiengang »Internationales Management /
Management International«, der in
integrierten deutsch-französischen
Studierendengruppen und in drei
Sprachen zusammen mit der Ecole
Supérieure du Commerce Exterieur
(ESCE) Paris durchgeführt wird und
über den Bachelor bis zum Masterabschluss beider Hochschulen führt;
die Studiengänge »International
Business Administration Exchange«
(IBAEx) und »International Business«
(IBU), die bilateral abgestimmte Studienpläne mit neun Partnerhochschulen in sechs europäischen Ländern
■
■
SemesterJournal 2/14
Editorial
der HWR Berlin vor allem darin zum
Ausdruck, dass im Vergleich zu anderen
Hochschulen ein weit überdurchschnittlicher Anteil der Hochschulangehörigen
innerhalb Europas mobil ist, um an
einer der fast 100 europäischen Partnerhochschulen zu studieren oder zu arbeiten oder im europäischen Ausland ein
Praktikum zu absolvieren und dadurch
eigene internationale und interkulturelle Erfahrungen zu machen. In der
Statistik des europäischen Mobilitätsförderungsprogramms Erasmus belegt
die HWR Berlin unter allen deutschen
Fachhochschulen Spitzenplätze: Nr. 1 bei
der Zahl der aufgenommenen Austauschstudierenden, Nr. 2 bei der Zahl
der eigenen Austauschstudierenden und
der mobilen Mitarbeiter/innen, Nr. 3 bei
der Mobilität von Dozent/innen und der
Praktikumsförderung. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass
das Centrum für Hochschulentwicklung
CHE in seinen jüngsten Rankings der
HWR Berlin die stärkste internationale
Ausrichtung aller BWL-BachelorStudiengänge in Deutschland und eine
Spitzenstellung bei der internationalen Ausrichtung ihrer BWL-MasterStudien­gänge bescheinigt hat.
vor allem auf Analysen europäischer
Politik in wirtschaftsnahen Politikbereichen sowie auf Vergleiche unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen in den EU-Mitgliedstaaten
mit ihren Auswirkungen auf unternehmerisches und individuelles Handeln.
Im Unterschied zu vielen anderen
Fachhochschulen hat die HWR Berlin
auch bereits in der Vergangenheit in beträchtlichem Umfang von europäischer
Forschungsförderung profitiert. Fast 40
Prozent der eingeworbenen Drittmittel
für Forschung stammten 2013 von der
EU. Ein herausragendes Beispiel für
EU-geförderte Forschung an der HWR
Berlin ist das Projekt FESSUD (Financialisation, Economy, Society and Sustainable Development), das in diesem Heft
näher beschrieben ist (S. 17).
Angewandte Forschung und Wissenstransfer: neue Chancen durch
­HORIZON 2020
Europabezogene Forschung an der
HWR Berlin konzentriert sich bisher
Ihrem Auftrag als Hochschule für
angewandte Wissenschaften gemäß
setzt die HWR Berlin ihre europabezogenen Erfahrungen in Forschung
und Lehre kontinuierlich in Wissenstransfer um. Beispiele dafür (die in
diesem Heft näher erläutert sind) sind
die regelmäßigen Großveranstaltungen
des Studium Generale der HWR Berlin
zur europä­ischen Finanzkrise und zur
Zukunft der EU, die Gründung der
German-Ukrainian School of Governance (GUSG) an der HWR Berlin zur
Qualifizierung der öffentlichen Verwaltung in der Ukraine sowie die durch
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den Europäischen Sozialfonds geförderten Aktivitäten des Gründungszentrums der Hochschule.
Das neue europäische Forschungsund Innovationsförderungsprogramm
HORIZON 2020, dessen Laufzeit
von 2014 bis 2020 reicht, eröffnet der
angewandten Forschung neue Chancen. Dadurch, dass es Forschungs- und
Innovationsförderung zusammenführt,
ist es wesentlich anwendungsbezogener ausgerichtet als seine Vorgänger.
Es passt deshalb sehr viel besser zum
Forschungsprofil von Fachhochschulen.
Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) hat daher 2014
einen Wettbewerb unter Fachhochschulen (»EU-Strategie-FH«) ausgeschrieben, um diejenigen zu fördern, die mit
ihrem Forschungsprofil bereits jetzt
gute Anknüpfungspunkte bieten, und
ihnen damit den Zugang zur EU-Forschungsförderung zu erleichtern. Die
HWR Berlin ist unter 54 Antragstellerinnen als eine von zehn Hochschulen
ausgewählt worden, die in diesem
Rahmen gefördert werden (vgl. Beitrag
in diesem Heft auf Seite 39). Sie wird
die zusätzlichen Mittel nutzen, um an
der EU-Forschungsförderung in noch
größerem Umfang zu partizipieren als
bisher.
Prof. Dr. Bernd Reissert ist Präsident der
■HWR
Berlin.
Mit HORIZON 2020 kommt frischer Wind in die europäische Forschungs- und Innovationslandschaft
enthalten und zum Erwerb eines
Doppelabschlusses der HWR Berlin
und der Partnerhochschule führen;
der Master-Studiengang »Political
Economy of European Integration«,
der Strukturen, Prozesse und Inhalte europäischer Integration zum
Gegenstand hat und auf Tätigkeiten
in europäischen Institutionen oder in
europabezogenen anderen Organisationen vorbereitet;
der Master-Studiengang »Europä­
isches Verwaltungsmanagement«, der
als berufsbegleitendes Fernstudium
angelegt ist und einen Beitrag zur
zunehmenden »Europafähigkeit«
deutscher Verwaltungen leistet;
■
■
■ der Studienzweig »MBA in European
Management« des Berlin MBA, das
die HWR Berlin an ihrem Institute of
Management Berlin anbietet; er wird
vor allem von Studierenden genutzt,
die ihren ersten Hochschulabschluss
außerhalb der Wirtschaftswissenschaften erworben haben, und bereitet
sie auf Tätigkeiten in europäischen
Unternehmen und Organisationen
vor.
Europäische Mobilität
Neben der inhaltlichen Ausrichtung
von Studienangeboten und dem breiten
Angebot von Doppelabschlussprogrammen kommt der enge Europabezug
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Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
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»Europe is an amazing opportunity
for all of us!«
Paolo Ligia and Valerio Lo Cascio are students from the Romanian University La Sapienzia in Italy. Javier López Guzmán
studies business administration and law at the University of Alicante, Spain. Since October 2014 they have been enrolled as
Erasmus exchange students and stay for one semester at the Berlin School of Economics and Law (BSEL). In this Interview,
they discuss the differences between the various university systems, the European crisis and their own personal future plans.
An Interview by Barbara Halstenberg
Why did you decide to study at BSEL in
Berlin?
VL: Berlin is an international city where
I can learn German and at the same
time improve my English. I also want to
find out more about the »good German
organisation« one hears so much about.
Compared to Italy, here everything seems
to work well.
JLG: I too have heard only good things
about Berlin and BSEL. When I checked
my options for studying abroad and
compared courses, BSEL clearly met all
my academic needs and was my first
choice. Besides, getting the chance to live
in such a beautiful, enjoyable, big and
amazing European capital such as Berlin
led me to make up my mind quickly. I
had no doubts at all, that this decision I
had taken would turn out to be the right
one.
What are some of the specifics, the
differences you have come across when
you compare BSEL and your home
university?
PL: Well, the teaching is quite different
here. At BSEL we often work and study
together in groups. And I am free to ap­
proach professors and other teaching staff
at any time and more easily to discuss
opinions and findings.
VL: I agree, teaching is totally different,
teachers at BSEL let us discuss in class
much more. I think that's the best way
to improve ones language proficiency
and to also learn how to best express and
exchange arguments. It is much easier to
make friends and form social relation­
ships. Another big novelty to me was the
lesson’s timetable: each class here lasts for
around four hours, in Italy we are done
after an hour and a half.
In Italy and Spain young people are
badly affected by high unemployment
rates. How do you consider your own
prospects and future after graduating in
your home country?
VL: Unfortunately, youth unemployment
is one of the biggest problems Italy faces
at the moment; most graduates struggle
to find a job once they have finished with
their studies. Actually, I took up studying
hoping that the economic situation will
get better. But I know that it will be just
as difficult to find a job after I get my
degree. There are too many university
graduates without a permanent job or
even without a job at all. I will happily
take any opportunity for employment,
without complaints. If I cannot find a
job in Italy, I will try in another country,
maybe in Germany – why not?
PL: I still hope to find a job in Italy,
I count on a good CV.
JLG: I too would prefer to have a future
in my home country! I hope for a good
job and want to help my people and my
country to get out of the misery and deve­
lop. I really cannot imagine living a whole
life far away from my family and friends,
from home.
How do your family and friends handle
the crisis? Do they have jobs?
PL: Fortunately, my family so far has
managed through the crisis, although life
for the middle classes has overall become
very difficult in Italy.
VL: My father is retired and my mother
too. When it comes to my friends, many
are faced with similar problems: they
have studied hard, hold an university
degree but they did not get the job they
wanted. The crisis is hard on everyone.
There is no alternative but to accept every
job that is offered to us. How else could
we survive?
JLG: I am grateful that my family and
most of my closer friends still have a job
or access to financial aid. The latter at
least allows them to live on minimum
wage. Everybody in Spain knows some­
one close who has lost his or her job and
encounters big financial problems. It is
hard to accept and to endure that half of
your friends had to move abroad to find
a job that allows them to make a living.
We really need to change this and we are
convinced we can because we are the best
educated young generation in recent his­
tory. We have the strength and the ability
to do it! Emigration should not become a
necessity but remain an interim solution
for a good future chance.
In your opinion, what changes do Italy
and Spain require for a better future?
JLG: That’s hard to say, because there
is no magic or a single recipe to make it
happen. First of all, we have to guaran­
tee people access to financial aid, which
helps them to survive on minimum wage
in case they cannot find a job. We also
have to improve economic conditions by
stopping our government and adminis­
tration to spend money unwisely. This
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Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
will encourage companies to invest more
in our own country and on our own
economy and this subsequently creates
more jobs. It may sound abstract and
somewhat theoretical, but it can be done
by making the right effort and with
political will.
VL: This is a difficult question. Too
many fundamental changes are required
to bring about improvement. At least the
government should support young people
to a greater extend, because we are the
future. I am convinced that the people in
charge must take urgent decisions and
take up steps to bring down the unem­
ployment rate. Currently one gets the
impression that they just talk. But we
need actions!
PL: I think that it is absolutely necessary
to reduce corporate taxes. Taxes in Italy
are really too high. By changing this, we
can hopefully overcome high unemploy­
ment.
One last question: What does Europe
mean to you?
PL: In my opinion Europe is an amazing
opportunity for all of us. Without the
European Union there can not be a bright
future for my country. Thanks to Europe
we’ve got peace, freedom and free trade.
Despite the difficulties Europe is struggling
through at the moment, we should still
trust in the European institutions and rely
on the idea of a unified and strong Europe.
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VL: To me, Europe merely is an abstract
concept and I hardly feel part of it.
JLG: For me Europe is a mutual project
of common development and future
which has helped all member countries
to grow, much better than we would have
managed on our own. For me personally,
it allows me to travel across borders
but without boundaries, to meet many
different people and get to know cultures,
to learn other languages. Of course there
have been problems and there will be
more, but it is worth going on with the
European integration project for a better
future so we can face future problems
together.
Thank you for the interview!
Erasmus student Javier López Guzmán from Alicante, Spain thinks that it is worth to go on with the European integration project
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Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
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»It is culture, not war, that cements
European identity …«
… sagte der italienische Autor Umberto Eco in einem Interview mit der britischen Tageszeitung ›The Guardian‹ zum Thema
Erasmus.
Von Andreas Zaby und Susanne Fürstenberg
Erneuter Rekord in der Erasmus-­
Förderung
Zukünftige Austauschstudierende beim International Day der HWR Berlin
Wie keine andere Idee hat Erasmus die
erste Generation junger Europäer/innen
hervorgebracht. Die HWR Berlin ist
eine Erasmus-Teilnehmerin der ersten
Stunde und ist heute eine der führenden
Hochschulen Deutschlands im europäischen Austausch. Wenn es nach Umberto Eco ginge, sollte die Teilnahme an
Erasmus verpflichtend sein.
In der Tat: Erasmus schafft erlebte europäische Identität, wie sie den Gründervätern der EU – Adenauer, De Gasperi und
Monnet – vorschwebte. Völkerverständigung und internationale Kooperation im
Sinne des wirtschaftlichen und sozialen
Fortschritts sind auch Leitgedanken
der Internationalisierung an der HWR
Berlin. Die hier ausgebildeten Nachwuchsführungskräfte sollen international
vernetzt studieren. Sie sollen gut vorbereitet sein, um die künftigen Herausforderungen in Europa und der Welt zu
meistern. Selbstverständlich sollen sie
dabei von ebenfalls international erfahre-
nen Lehrenden und Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern unterstützt werden.
Das neue EU Bildungsprogramm
­Erasmus+
Erasmus bietet allen Hochschulangehörigen viele Chancen. Es ist ein großer
Erfolg, dass an der HWR Berlin schon
so Viele diese Chancen nutzen. Es
sollen nun noch mehr werden. Denn
das Programm wurde für den Zeitraum
von 2014 – 2020 unter dem Namen
­Erasmus+ weiter ausgebaut.
Neben der Mehrfachförderung für Studierende in jedem Studienzyklus ist die
Öffnung des Programms über Europa
hinaus die wichtigste Neuerung in Erasmus+. Eingeführt wurde außerdem die
Förderung »Strategischer Partnerschaften«, wobei der Fachbereich Allgemeine
Verwaltung der HWR Berlin mit einem
Antrag auf Förderung bereits in der ersten Antragsrunde als eine von 12 Hochschulen aus 57 Anträgen erfolgreich war.
Seit Beginn der Teilnahme am Programm wurden rund 2 500 Angehörige
der HWR Berlin (und ihrer Vorgängerhochschulen) während eines Aufenthaltes an einer Partnerhochschule oder
in einem Unternehmen im ErasmusRaum gefördert. Insbesondere in den
vergangenen sechs Jahren konnten die
Teilnehmerzahlen um ca. 200 Prozent
gesteigert werden. Die HWR Berlin ist
dabei die erfolgreichste Fachhochschule
in Berlin und rangiert im bundesweiten
Gesamtvergleich unter den Top 50. Mit
ihren 87 Erasmus-Partnerhochschulen
bietet sie momentan 433 gebührenfreie
Studienplätze in 22 EU-Staaten sowie
Island, Norwegen und der Türkei an.
Die hochschulinterne Rekordsumme
von 430 000 Euro stand vergangenes
Jahr zur finanziellen Unterstützung der
Mobilität von Studierenden und Personal zur Verfügung.
14,7 Milliarden Euro stellt die EU nun
für Erasmus+ bereit, das sind 40 Prozent mehr als im Vorgängerprogramm.
Sie möchte damit eine Steigerung der
Quote der mobilen Studierenden auf
20 Prozent bis zum Jahr 2020 erzielen. Die HWR Berlin mit ihren noch
ehrgeizigeren Zielen kann von diesem
Angebot nur profitieren und wird wie
bisher die Chancen des europäischen
Mobilitätsprogramms so umfassend wie
möglich nutzen.
■
Der Autor ist Erster Vizepräsident und
die Autorin Erasmus+ Hochschulkoordi­
natorin der HWR Berlin.
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Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
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Eine Zukunft in Europa
Lernen für und von Europa – im Master »Political Economy of European Integration«.
Von Birgit Mahnkopf
Keine Frage: Das europäische Integrationsprojekt hat im Verlauf der letzten
Jahre einiges an Ausstrahlungskraft
verloren. In einer zunehmend von
Krisen erschütterten Welt bleibt es dennoch ein »role model« – auch für viele
Menschen außerhalb der Region. Die
Zukunft der EU hängt wesentlich davon
ab, wie umfassend Veränderungen in der
Umwelt- und Energiepolitik erfolgen;
wie Spannungen zwischen wettbewerbsorientierter Wirtschaftspolitik und nur
rudimentär entwickelter Sozial- und Arbeitsmarktpolitik gelöst werden; und wie
Europa sich seiner veränderten Rolle in
einer multipolaren Weltordnung stellen
wird. Mit Themen wie diesen beschäftigt
sich der seit vier Jahren an der HWR
Berlin angebotene englischsprachige
Master-Studiengang »Political Economy
of European Integration« (MA POL-EI).
Er baut auf wirtschaftswissenschaftlichen
Kenntnissen auf und erweitert diese mit
europäischem Fokus und in Verbindung
mit politik-, sozial- und rechtswissenschaftlichen Inhalten. Studierenden aus
den Mitgliedstaaten der EU soll er dabei
helfen, internationale Karrieren zu verfolgen, für die vertiefte Kenntnisse über
Funktionsmechanismen, Politikprozesse
und zukünftige Herausforderungen des
europäischen Integrationsprojekts benötigt werden. Studierenden von außerhalb
der EU bietet der Studiengang die Möglichkeit, Qualifikationen zu erwerben,
die sie in ihrem zukünftigen beruflichen
Umfeld nutzen können – im Umgang mit
politischen Instanzen, mit (europä­ischen)
Unternehmen und vor allem auch mit
zivilgesellschaftlichen Akteuren.
Das Angebot ist bislang auf ein erfreuliches Echo sowohl bei Studierenden
aus den Mitgliedstaaten (insbesondere
aus Süd- und Osteuropa), wie aus dem
außereuropäischen Ausland gestoßen.
Auch wenn bislang keine systematische
Erhebung unter den Absolventinnen und
» Unsere Alumni sorgen
dafür, dass Europa eine
Zukunft hat «
Absolventen des »MA POL-EI« vorgenommen wurde, so wissen wir doch,
dass allein unter den Alumni der ersten
drei Intakes mindestens acht Studierenden (aus Deutschland, Polen, den USA,
Tansania und Südkorea) der erfolgreiche
Einstieg in ein PhD-Programm gelungen
ist. Mindestens sieben Absolventinnen
und Absolventen sind in einer UNOrganisation, bei Ministerien, Parlamenten und Regierungsinstitutionen
sowie im wissenschaftlichen Consulting
(in Deutschland, der Türkei, in Kroatien und in Schottland) beschäftigt. Eine
ebenso große Gruppe sammelt derzeit
Erfahrungen in zum Teil verantwortungsvollen Positionen bei Nichtregierungsorganisationen (in Deutschland,
Serbien und in Mexiko). Gleich groß ist
die uns bekannte Zahl von Absolvent/innen, die entweder in Start-ups aktiv sind
oder in Unternehmen arbeiten, für die
ein europabezogener Studienabschluss
offensichtlich von großem Nutzen ist.
Die Autorin ist Professorin für Euro­
■päische
Gesellschaftspolitik und Leiterin
des Masters »Political Economy of Euro­
pean Integration«.
Der Master-Studiengang »POL-EI« zieht Studierende aus allen EU-Ländern an und bringt sie
in eine intensive Debatte über Gegenwart und Zukunft der EU
Bild: Erich Westendarp / pixelio.de
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Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
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Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
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Grenzen setzen wir uns selbst
(Master)Kompetenz für Europa
Die Freizügigkeit innerhalb Europas führt zu einem neuen Europa-Verständnis der Generation Y: nach ihrem Hochschulabschluss bewerben sie sich in unterschiedlichen europäischen Ländern. Absolvent/innen des Deutsch-Französischen Studiengangs »Management International« arbeiten in Großbritannien, in der Schweiz oder sogar in den USA und in der Türkei.
Der Master-Studiengang »Europäisches Verwaltungsmanagement« macht Beamt/innen und Angestellt/innen aus Bundesund Landesministerien sowie Kommunen europafähig und eröffnet ihnen damit den Weg für einen beruflichen Aufstieg.
Von Judith Mantei und Florian Furtak
Von Karl-Wilhelm Lagemann und Jeniffer Pédussel Wu
Die EU hat sich in unserem Leben breit
gemacht: Ein Flug wird gestrichen – die
EU regelt unsere Ansprüche. Wir gehen
in einen öffentlichen Park – die EU hat
ihn (mit)finanziert. Die Strompreise
steigen – die EU zwingt die Anbieter zu
Transparenz. Egal wie man über die europäische Einigung denkt, es kommt heute
niemand mehr daran vorbei. Vor allem
nicht, wer in der öffentlichen Verwaltung,
sei es auf kommunaler, Landes- oder
Bundesebene, arbeiten will. Rund 12 000
EU-Richtlinien und -Verordnungen
müssen fachgerecht umgesetzt und angewendet werden – vertiefte Kenntnisse des
EU-Rechts sind daher unabdingbar.
Der Fall der Berliner Mauer war der
Startschuss für ein geeintes Europa, in
dem besonders die Jugend gestärkt und
gefördert wurde. Der Schweizer Geschäftsmann Ernst Crameri sagte dazu:
»Es gibt für dich keine Grenzen außer
die, welche du dir selbst jeden Tag immer
wieder aufs Neue setzt!«
Das Austauschprogramm Erasmus ist
wohl das bekannteste Programm zum
Austausch junger Studierender, dabei
wurden das Deutsch-Französische Jugendwerk und die Deutsch-Französische
Hochschule (DFH) zum interkulturellen
Austausch bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Das Kooperationsprogramm zwischen der HWR Berlin und
der Ecole Supérieure du Commerce Extérieur (ESCE) Paris wurde vor elf Jahren
ins Leben gerufen und im Oktober diesen
Jahres erneuert. Mit dem Programm »Internationales Management« wird auf die
Ansprüche an mehrsprachige Manager/innen mit Auslandserfahrung geantwortet. Die stark gestiegene internationale
Mobilität wird offensichtlich, wenn man
die Werdegänge der Ehemaligen verfolgt:
Neben ihren jeweiligen Heimatländern
haben sich etliche in Großbritannien, in
der Schweiz, in Österreich und sogar in
den USA oder der Türkei niedergelassen.
Die Bachelor-Absolvent/innen des Abschlussjahrgangs 2015 studieren derzeit wieder in
Frankreich, im vorletzten Semester des konsekutiven Master-Studiengangs – im Bild mit
der Studiengangsleiterin an der HWR Berlin Prof. Dr. Jennifer Pédussel-Wu(Mitte vorn), dem
­Vizepräsidenten der ESCE International Business School Yves Marmiesse (links vorn) und
dem Ersten Vizepräsidenten der HWR Berlin Prof. Dr. Andreas Zaby (rechts vorn)
» Interkulturelle Kompetenz ist der wichtigste
Softskill in einer globalisierten Welt «
absoluter Konkurrenzvorteil.« Dabei
werden die Studierenden von den beiden
Hochschulen tatkräftig unterstützt, insbesondere dank des weit verzweigten Alumni-Netzwerkes auf beiden Seiten. Für
viele Studierende erscheint es deswegen
naheliegend, sich in unterschiedlichen
Ländern zu bewerben: das neue EuropaVerständnis der Generation Y. Es gibt
nicht mehr die klassische Ländergrenze,
sondern das Interesse daran, die aktuellen
Möglichkeiten aufgrund der Freizügigkeit
innerhalb der EU zu nutzen.
Für die Studiengangsleiterin Prof. Dr.
­Jennifer Pédussel-Wu ist dies ein großer Erfolg: »Internationale Karrieren
beginnen schon vor dem Studium, jedoch
ist letzteres der wohl wichtigste Baustein,
denn die binationale Ausbildung ist ein
Im Auftrag der DFH wurde eine Studie
unter allen ehemaligen und aktuellen Studierenden durchgeführt: 90 Prozent der
DFH-Absolvent/innen würden danach
einen integrierten deutsch-französischen
Studiengang empfehlen. Die Studiengän-
ge zeichnen sich durch eine paritätische
Besetzung aus, sodass bereits im Hochschul-Alltag interkulturelle Kompetenz
gelebt wird. Internationale Arbeitserfahrung erlangen die Studierenden zudem
bereits während ihrer Pflichtpraktika im
jeweils anderen Partnerland. Hier erleben
die Studierenden einen Ausblick auf das,
was sie noch entdecken können. Denn
um mit dem Anfangszitat zu schließen,
es gibt keine wirklichen Grenzen mehr,
abgesehen von denen, die wir uns selbst
setzen.
Der Autor ist Student und Prof. Dr.
■Jennifer
Pédussel Wu ist Studiengangs­
leiterin des Deutsch-Französischen
Studiengangs der HWR Berlin.
Der an der HWR Berlin seit über 10 Jahren angebotene Master »Europäisches
Verwaltungsmanagement« (EVM) ist
einer von nur zwei postgradualen und
weiterbildenden Fernstudiengängen in
Deutschland, die ein umfangreiches Europawissen vermitteln. Die Studierenden erlernen nicht nur die Grundlagen
der europäischen Integration und des
Europarechts, sie analysieren darüber
hinaus europäische Verwaltungssysteme
und trainieren Schlüsselkompetenzen
Prof Dr. Florian Furtak (2. v. r.) und Prof. Dr. Erwin Seyfried (2. v. l.) im Gespräch mit Studierenden
wie internationale Führungs- und Kommunikationsfähigkeit oder interkulturelles Projektmanagement.
Mit dem Dreiklang aus Europa, Verwaltung und Management bietet der Studiengang den Studierenden eine fachliche
Weiterqualifizierung, die ihnen vielfältige
Wege eröffnet: Einige der Absolventinnen und Absolventen hat es direkt nach
Brüssel verschlagen, entweder als Mitarbeiter/innen der Vertretungen von Bund
und Ländern bei der EU, oder als nationale Expertinnen und Experten bei der
Kommission. Beate Zapletal verbrachte
Eine neue Studienstruktur seit dem Wintersemester 2013/14 soll die
­Attraktivität des Studiengangs steigern und dem neuen Berliner Hochschul­
gesetz (BerlHG) Rechnung tragen.
Studienaufbau
Insg. 13 einsemestrige Module
1. – 3. Semester: 9 Pflichtmodule (3 Module/Semester)
4. Semester: Schwerpunktwahl (jeweils 2 Module): Schwerpunkt 1:
»Recht und Politik«, Schwerpunkt 2: »Verwaltung und Management«
5. Semester: Masterarbeit
■ ■ ■ ■ Leistungspunkte
Insg. 90 Leistungspunkte (LPs)
Studierende, die aus ihrem Erststudium (nur) 180 LPs mitbringen, können die Lücke
von 30 LPs zu den für einen Masterabschluss notwendigen 300 LPs schließen, wenn
sie: einen Transferbericht aus der beruflichen Praxis verfassen, ein Praktikum im
Ausland absolvieren, an einer Summerschool teilnehmen.
zum Beispiel nach ihrem Abschluss
einige Jahre an der Ständigen Vertretung
Deutschlands bei der EU in Brüssel und
betonte bei einem Gastvortrag anlässlich
des jährlichen Europapolitischen Forums
des Studiengangs: »Man braucht Verstand, Bauch und Herz, um in Brüssel zu
bestehen. Die Vorbereitung für den Kopf
habe ich beim EVM erhalten.«
Die meisten Absolventinnen und
Absolventen bleiben allerdings in der
deutschen Verwaltung. Vom Forschungsinstitut über Stiftungen bis zu
Bundes- oder Landesministerien und
der Lokalpolitik: Überall finden sich
ehemalige Studierende des EVM, die
ihre gewonnen Kenntnisse und Kompetenzen einsetzen, um die Zusammenarbeit mit EU-Organen und anderen
Mitgliedstaaten besser zu gestalten.
Einige von ihnen haben den Aufstieg in
den höheren Dienst geschafft, viele den
Sprung in interessantere Fachgebiete.
Dies zeigt: Kenntnisse über Europa sind
nicht nur unerlässlich in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung, das
Themenfeld ist auch spannend.
Autorin ist Marketingassistentin
■am DieFernstudieninstitut
der HWR Berlin,
der Autor ist Studiengangsleiter des
Master-Studiengangs EVM.
16
Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
17
Mit Online-Fantasy-Fußball nach
Brüssel
Drei MBA-Studierende der HWR Berlin haben es mit ihrem Projekt »FC Daily« unter die besten zwölf europäischen Start-ups
des Innopitch Wettbewerbs geschafft und durften an der dreitägigen »Unconvention«-Konferenz in Brüssel teilnehmen.
Von Mirjam Klessen und John Wood
Auf regelmäßigen Treffen tauschen sich die internationalen Partner über Projektfortschritte aus – wie hier auf dem Koordinierungsworkshop
Besser hätte es für John Wood, Gene
Howe und Santiago Gomez nicht laufen
können. Die drei Studenten des Vollzeit-Studiengangs »Master of Business
Administration« (MBA) haben neben
ihrem Studium eine eigene Business Idee
entwickelt, die gleich erfolgreich war. Mit
ihrer Start-up Idee »FC Daily« hatten sie
sich Ende August 2014 beim InnoPitch
Wettbewerb in Brüssel beworben und
schafften es unter die besten zwölf europäischen Start-ups. Der Wettbewerb ist
Teil der »Unconvention« Konferenz, die
2014 zum dritten Mal in Brüssel stattfand
und unter anderem durch die EU Kommission und das US Department of State
gefördert wird. Ziel der »Unconvention«
ist es, junge, europäische Unternehmer/innen mit Investor/innen in Verbindung
zu bringen. Die Konferenz schafft dafür
jedes Jahr über drei Tage einen Raum, in
dem in diversen Seminaren, Vorträgen
und Workshops von Expertinnen und
Experten aus Europa und dem Silicon
Valley Kontakte geknüpft, Netzwerke
aufgebaut und vertieft werden können.
Das studentische Projekt »FC Daily«
basiert auf der Idee der Online-Fantasy
Sport Ligen, die während der letzten
zehn Jahre in Nordamerika groß gewor­
den sind. Bei diesen Online-Computerspielen stellen die Nutzer/innen als Manager/innen Sport-Teams zusammen,
die je nach Leistung der Spieler/innen
im tatsächlichen Leben, wie in der Nationalmannschaft, Punkte erhalten. Die
Nutzer/innen spielen gegen Freund/innen oder nehmen an öffentlichen
Ligen teil, um gegen Manager/innen aus
der ganzen Welt zu spielen. Der Anteil
der Nutzer/innen, die im sogenannten
»daily«-Format spielen, nimmt stark zu,
» Wir sind auf die
­Zukunft sehr gespannt! «
da es den Zugang zum Spiel erleichtert:
Anstatt eine ganze Saison zu spielen,
kann so oft oder so wenig gespielt werden, wie es die Nutzer/innen möchten.
»FC Daily« konzentriert sich dabei
ausschließlich auf Fußball und bietet
den Nutzer/innen die Möglichkeit,
Fantasy-Mannschaften herzustellen und
online Wetten abzuschließen. Der oder
die Gewinner/in jeder Teilnehmer/innengruppe erhält einen Preis, der von
einem Online Merchant, wie PayPal
ausgezahlt wird.
Nachdem die drei Studenten ihre MBAMasterarbeiten am IMB Institute of
Management Berlin der HWR Berlin
Mitte Oktober abgegeben haben, kann
»FC Daily« nun endlich durchstarten.
»Die Vortragenden und Gäste hatten
viel zu erzählen und wir haben wirklich
viel gelernt«, sagt John Wood nach der
Konferenz in Brüssel. »Am schönsten
war, dass wir ein paar Investor/innen
kennenlernen konnten. Wir kommen
mit ihnen langsam ins Gespräch und
sind natürlich auf die Zukunft sehr
gespannt.« Die drei Gründer von »FC
Daily« freuen sich darauf, sich nun voll
auf ihr Business Projekt konzentrieren
zu können.
Autorin ist Mitarbeiterin des IMB,
■der DieAutor
ist ehemaliger Student der
HWR Berlin.
Die »Unconvention« in Brüssel bringt junge, europäische Unternehmer/innen und Investor/innen zusammen bzw. vernetzt sie
in Bilbao
Europa in der Dauerkrise?
Wie sollten die Finanzmärkte gestaltet und reguliert werden? Und wie gelingt es, dass das Finanzsystem für die Gesellschaft
arbeitet und nicht gegen sie? Ein europäisches Forscher/innenteam sucht nach Antworten und will Grundlagen für ein besseres Europa schaffen.
Von Daniel Detzer
Die Krise in Europa nimmt kein Ende:
Erst kam die amerikanische Finanzkrise, 2008/09 folgte die ökonomische
Rezession und ab 2010 die Eurokrise.
Erst die »whatever it takes«-Rede von
Mario Draghi, dem Präsidenten der
Europäischen Zentralbank, im Sommer
2012, in welcher er eine Intervention
der EZB in die Staatsanleihenmärkte in
Aussicht stellte, verschaffte der Eurozone eine Verschnaufpause. Doch die
Politik reagierte mit ad-hoc Maßnahmen wie Austeritätspolitik und Lohnkürzungen, die, anstatt die Probleme
zu lösen, stattdessen Arbeitslosigkeit,
Armut und Ungleichheit hervorriefen.
Ein Erstarken europa- und eurofeindlicher Stimmen ist die Folge und führt
zur nächsten Krise: einer Krise des
europäischen Projekts.
Einer grundlegend anderen Politik wird
im Rahmen des Projekts »FESSUD –
Financialisation, Economy, Society,
and Sustainable Development: Changing the Role of the Financial System
to Better Serve Economic, Social and
Environmental Objectives« die wissenschaftliche Basis bereitet. Das durch das
7. Rahmenprogramm der Europäischen
Kommission finanzierte multidisziplinäre Projekt versucht Antworten auf
eine Reihe zentraler Fragen zu geben:
Wie weit ist die Finanzialisierung, also
die Dominanz von Finanzmarktakteur/innen und Finanzmotiven, in Europa
fortgeschritten? Wie hat sich dies
auf zentrale Größen wie Verteilung,
Wachstum, Finanzstabilität, aber auch
das subjektive Wohlbefinden europäischer Bürger/innen ausgewirkt? Was
waren die grundlegenden Faktoren, die
zur Finanz-, Wirtschafts- und Eurokrise führten? Das FESSUD-Projekt
erstellt Analysen zu diesen und anderen
Fragestellungen und entwickelt daraus
Empfehlungen für die politische Praxis.
Auch ein Team der Hochschule für
Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin
und des »Berlin Institute for International Political Economy« (IPE) beteiligt
sich an dem Kooperationsprojekt, das
von der University of Leeds geleitet wird
und an dem insgesamt vierzehn, größtenteils europäische Partner beteiligt
sind.
Das siebenköpfige HWR-Team hat ein
Teilprojekt übernommen, das von Prof.
Dr. Eckhard Hein koordiniert wird und
an dem Prof. Dr. Sigrid Betzelt, Prof. Dr.
Trevor Evans, Prof. Dr. Hansjörg Herr,
Prof. Dr. Stefanie Lorenzen sowie Daniel
Detzer und Nina Dodig als wissenschaftliche Mitarbeiter/in beteiligt sind.
Ein zentrales Ergebnis dieses Teilprojektes ist, dass die Schwere der Krise
in Deutschland auf das exportgetriebene Wachstumsmodell und die hohe
internationale finanzielle Integration
Deutschlands zurückzuführen ist. Für
die schnelle Erholung sind dagegen drei
Gründe zentral: kleinere, lokale Banken
(v. a. Genossenschaftsbanken und Sparkassen) trugen zur Stabilität des Finanzsektors bei, 2009/2010 stabilisierten die
massiven fiskalpolitischen Stimuli, und
das Exportgeschäft erholte sich schnell.
Die weiterhin dominierende merkantilistische Exportorientierung, sowie die
mit der Einführung der Schuldenbremse verbundene erhebliche Beschränkung
fiskalpolitischer Möglichkeiten werden
als erhebliche Probleme und Belastungen für die Zukunft eingeschätzt – für
Deutschland und für Europa.
Mehr Informationen unter
www.fessud.eu/
www.ipe-berlin.org/index.php?id=119
Der Autor ist wissenschaftlicher Mit­
■arbeiter
im Projekt FESSUD am Fach­
bereich Wirtschaftswissenschaften der
HWR Berlin.
18
Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
SemesterJournal 2/14
Kroatien – Willkommen in Europa!
Seit dem EU-Beitritt im Juli 2013 wird auch das kroatische Hochschulwesen »Europa-fit« gemacht. Prof. Dr. Andreas Polk von
der HWR Berlin ist Teil eines internationalen Akkreditierungsteams. Ein Erfahrungsbericht.
Die Verfahren entpuppten sich rasch als
höchst interessant, aber auch äußerst
fordernd – und zwar für alle Seiten. Die
Hochschulen und Forschungsinstitute
erstellen aufgrund des Akkreditierungsverfahrens einen umfangreichen
Bericht, in dem sämtliche Aktivitäten
dargelegt und kritisch hinterfragt werden. Die Akkreditierer/innen arbeiten
diese Berichte dann vorbereitend durch.
Bei Umfängen von ca. 100 Seiten pro
Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
19
German-Ukrainian School of
­Governance gegründet
Der neue Verein möchte moderne Verwaltungsstudiengänge und Trainingszentren für den öffentlichen Dienst entwickeln, um
die Verwaltungsmodernisierung in der Ukraine zu unterstützen.
Von Andreas Polk
Ende 2010 erreichte mich eine Anfrage
der kroatischen Akkreditierungsbehörde,
ob ich in einem Expert/innenteam zur
­Re-Akkreditierung kroatischer Hoch­
schulen tätig werden möchte. Die Expert/innenteams setzen sich aus nationalen
und internationalen Professor/innen zusammen. Sie besuchen Hochschulen und
private Forschungsinstitute vor Ort und
bewerten sie im Hinblick auf einen vorgegebenen Beurteilungskatalog. Das Ziel der
Akkreditierungsverfahren besteht dabei
weniger darin, bestehende Defizite aufzuzeigen, als vielmehr durch Empfehlungen
beizutragen, das kroatische Hochschulsystem weiterzuentwickeln und international
wettbewerbsfähig zu machen.
SemesterJournal 2/14
Bericht und dem Besuch von drei
bis vier Instituten pro Woche ist das
durchaus Lesestoff. Vor Ort konnten
dann mit den verschiedenen Statusgruppen wichtige Aspekte vertieft und
offene Fragen geklärt werden. Auf dieser
Grundlage erstellen die Akkreditierer/innen Berichte, die dem Wissenschaftsministerium als Entscheidungsgrundlage zur Re-Akkreditierung dienen.
Zwei Dinge sind mir während meiner
Arbeit in Kroatien besonders ans Herz
gewachsen: zum einen die Offenheit
und Freundschaftlichkeit, mit der die
Teams allerorten empfangen wurden.
Nahezu überall war der Wunsch zu verspüren, sich im Rahmen der Verfahren
weiterzuentwickeln und stärker international wahrgenommen zu werden.
Zum anderen wurde mir durch die
Verfahren deutlich, was hierzulande
leicht vergessen wird: wie gut es, trotz
Mängel im Detail, insgesamt dem deutschen Hochschulsystem geht. Während
in Kroatien Familien oftmals jahrelang
sparen, um wenigstens einem Kind eine
teure Hochschulausbildung zu ermögli-
chen, wird es hierzulande oft als selbstverständlich angenommen, zwischen
zahlreichen Studienangeboten in hoher
Qualität und ohne nennenswerte Studiengebühren wählen zu können. Dies
zu erhalten ist wertvoll. Und es ist ein
Privileg, das eines verantwortungsvollen
Umgangs bedarf.
Die Zusammenarbeit mit den kroatischen Behörden hat sich mittlerweile
verstetigt. So wirkte ich auch bei der
Re-Akkreditierung der kroatischen
Akkreditierungsbehörde durch die
übergeordnete EU-Behörde ENQA mit.
Besonders freute mich die Einladung, in
diesem Jahr bei der Umstrukturierung
der kroatischen privaten Forschungsinstitute mitzuarbeiten. Dass mir durch die
Tätigkeiten Kroatien quasi nebenbei als
wunderbares Reiseziel auf den Bildschirm kam, das demnächst ausführlich
per Rad erkundet wird, ist dabei mehr
als nur eine positive Begleiterscheinung.
■
Der Autor ist Professor für Volkswirt­
schaftslehre und Studiengangsleiter des
BA-Studiengangs »Economics« an der
HWR Berlin.
Entspannung muss sein: Prof. Dr. Andreas Polk (1. v. r.) mit den Kolleg/innen des Akkreditierungsteams in einer der raren Pausen, mitten im
Zentrum des UNESCO Weltkulturerbes Dubrovnik
Von Mechthild Bonnen und Oesten Baller
Die Lage in der Ostukraine ist weiterhin
angespannt. Trotzdem tut sich etwas in
dem angeschlagenen Land. Die Regierung in Kiew kümmert sich um die
Modernisierung ihres staatlichen Verwaltungssystems und wird mittlerweile
auch von der Hochschule für Wirtschaft
und Recht (HWR) Berlin darin unterstützt. Im August 2014 gründete sich in
Berlin der Verein German-Ukrainian
School of Governance e. V. (GUSG e. V.)
auf Initiative von Karl-Georg Wellmann,
dem Berliner Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der DeutschUkrainischen Parlamentariergruppe. Er
war es auch, der den Kontakt zwischen
der HWR Berlin und dem potentiellen
Zuwendungsgeber, dem ukrainischen
Unternehmer und Philanthropen Dmytro Firtasch, herstellte. Die Gründungsmitglieder des gemeinnützigen Vereins
sind Expert/innen der HWR Berlin, der
Politik und vom Verwaltungsgericht
Berlin.
Die German-Ukrainian School of
Governance hat es sich zur zentralen
Aufgabe gemacht, moderne, verwaltungsbezogene Studiengänge in der
Ukraine zu entwickeln und Trainingszentren für den öffentlichen Dienst
einzurichten. Dort sollen Verwaltungsbeamtinnen und Verwaltungsbeamte
ausgebildet werden, die mit demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien
und europäischen Standards vertraut
sind. »In erster Linie sollen damit Demokratisierung und Rechtsstaatlichkeit
gefördert und Good Governance zu
einem Leitmotiv des Verwaltungshandelns in der Ukraine werden«, unterstreicht Gründungsmitglied Prof. Dr.
Oesten Baller den Zweck des Vereins.
Der neugewählte Vorstand der GUSG e. V. (v. l. n. r.): Prof. Dr. Oesten Baller,
Prof. Dr. Dörte Busch, Prof. Dr. Heinrich Bücker-Gärtner
Auch die neuen Rahmenbedingungen
und Herausforderungen des Assoziie­
rungsabkommens zwischen der EU und
der Ukraine sowie politische und rechtliche Grundlagen der EU sollen in der
GUSG thematisiert und beraten werden.
Künftige und gegenwärtige Mitarbeiter/innen und Führungskräfte ukrainischer
Behörden und Ausbildungseinrichtungen sollen so mit den politischen und
rechtlichen Grundlangen der Europäischen Union vertraut gemacht werden.
Zentraler Partner zur Umsetzung der
Ideen ist die National Academy of Public Administration under the President
of Ukraine (NAPA). Sie ist die wichtigste Partnerhochschule der HWR Berlin
in der Ukraine. Erste Planungsgespräche
mit dem Präsidenten der NAPA, Prof.
Dr. Jury Kovbasiuk, haben bereits in
Berlin stattgefunden. Der Verein strebt
zudem eine enge Zusammenarbeit mit
Instituten und Hochschulen in Deutschland, der Ukraine, Polen und Italien
sowie mit Osteuropaexpert/innen EUweit, mit der OSZE und der VenedigKommission des Europarates an.
Zu den neuen Gründungsmitgliedern
des GUSG e.V gehören als gewählter
Vorstand Prof. Dr. Oesten Baller (Vorsitzender), Prof. Dr. Heinrich BückerGärtner (stellvertretender Vorsitzender)
und Frau Prof. Dr. Dörte Busch (Schatzmeisterin) – alle HWR Berlin.
Die Autorin ist Koordinatorin des
■Instituts
für Verwaltungsmodernisie­
rung und Polizeireform in Mittel- und
Osteuropa (IMO), der Autor ist Direktor
des Instituts.
Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema
20
SemesterJournal 2/14
Geld und Kredit – wie funktioniert
denn das?
Die Wirtschaftskrise im Euroraum hat Massenarbeitslosigkeit und Inflation zur Folge. Dass die Wirtschaftspolitik versagt hat,
liegt auch im mangelnden Verständnis des Geld- und Kreditsystems begründet. Die Samuel-Pufendorf-Gesellschaft für politische Ökonomie will das ändern.
Von Dirk Ehnts
Die im September 2014 neu gegründete Samuel-Pufendorf Gesellschaft für
politische Ökonomie hat es sich zur
Aufgabe gemacht, möglichst viele Bürger/innen über die Funktionsweise des
Geld- und Kreditsystems aufzuklären
und ein breites Verständnis für wirtschaftspolitische Fragen und alternative
Sichtweisen zu stärken.
Ziel der Gesellschaft ist es auch, anhand
einer wissenschaftlichen Analyse und
Darstellung moderner Geldsysteme die
Grundlagen einer an realen Parametern
(Vollbeschäftigung, Preisstabilität) orientierten Wirtschafts- und Finanzpolitik
zu erarbeiten. Wie der aktuelle Zustand
der Weltwirtschaft belegt, besteht großer
Bedarf an frischen Ideen, die deshalb
nicht unbedingt neu sein müssen.
Ein Beispiel unter vielen: Die japanische
Volkswirtschaft ist nach den jüngsten
Steuererhöhungen in eine Rezession geraten. Die Einsicht, dass eine Erhöhung
der Steuersätze zu weniger verfügbarem
Einkommen bei Privathaushalten und
Unternehmen führt, ist aber aus Sicht
der notwendigen Wechselwirkung zwischen öffentlichen und privaten Budgets
fundamental. Niedrigere Einkommen
bedeuten jedoch weniger oder sogar ne-
gatives Wirtschaftswachstum, wodurch
trotz höherer Steuersätze schließlich die
Steuereinnahmen zurückgehen werden.
Das zumindest in der aktuellen Situation zweifelhafte Ziel eines ausgeglichenen Haushalts wurde also verfehlt.
Auch die Eurozone verfolgt zweifelhafte
Ziele mit untauglichen Mitteln. Hier wurden die Staatsausgaben in Zeiten schwacher Nachfrage gesenkt, was zu weniger
Beschäftigung und weniger Einkommen
führte. Die dadurch weiter wegbrechenden Einkommen – siehe Japan – haben
die Steuereinnahmen reduziert, so dass in
der Eurozone auch im siebten Jahr nach
der »subprime crisis« die Staatsverschuldung steigt und nicht sinkt. Während
die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre
einen katastrophalen Verlauf nahm, weil
der Staat mit Ausgabenkürzungen reagierte, wurde die aktuelle Krise dadurch
entscheidend gedämpft, dass Wohlfahrtsstaaten ihre Ausgaben stabilisiert und
nicht gesenkt haben.
Während in allen anderen westlichen
Demokratien die Regierung nicht zahlungsunfähig werden kann, beharrt die
Eurozone darauf, dass die Zentralbank
die Regierungen nicht direkt finanzieren darf. Dieser Umstand führt zu
Geld und Kredit an der HWR Berlin
Der konsekutive Studiengang »International Economics« vermittelt den Studierenden ein kritisches Verständnis über die heutigen Diskussionen in der Volkswirtschaftslehre. Das Programm hat eine starke internationale Ausrichtung und
zielt darauf ab, die Zusammenhänge von theoretischen Kontroversen, historischen
Entwicklungen sowie aktuellen wirtschaftspolitischen Streitfragen zu verstehen. Es
schließt auch eine interdisziplinäre Analyse ein, welche die Wichtigkeit von sozialen
und politischen Institutionen für die ökonomische Entwicklung betont.
Der Namensgeber Samuel Freiherr von
Pufendorf war ein deutscher Naturrechtsphilosoph, Historiker sowie Natur- und
Völkerrechtslehrer im 17. Jahrhundert
der skurrilen Situation, dass nationale
Fiskalpolitik zu steigenden Zinsen auf
Staatsanleihen führen kann. Wo hingegen Zentralbank und Regierung eine
funktionale Einheit bilden, ist dies nicht
der Fall. Ein wesentliches Kennzeichen
souveräner und demokratischer Staaten
ist die fiskalische Autonomie des Parlaments. Ist der Haushalt demokratisch
verabschiedet, muss seine Ausführung
gewährleistet sein. Ein zur Finanzierung auf Privatbanken angewiesener
Staat wird erpressbar – die Demokratie
verliert. Das Wiedererstarken nationaler und radikaler Tendenzen in Europa
ist nicht zuletzt die Antwort auf diese
Strukturen und die daraus folgende
Wirtschaftspolitik der letzten Jahre.
Der Autor ist Dozent für Volkswirt­
■schaftslehre
an der HWR Berlin und im
Vorstand der Samuel-Pufendorf-Gesell­
schaft für politische Ökonomie.
SemesterJournal 2/14
HW & R
21
Ein neues Leitbild für die HWR Berlin
Nach einem Jahr intensiver Arbeit ist ein Orientierungsrahmen für das Handeln der Hochschule entstanden.
Von Bernd Reissert und Henriette Scharfenberg
Im Juni 2013 wurde mit der Auftaktveranstaltung der Startschuss für einen
intensiven Prozess gegeben, an dem
alle Mitgliedergruppen der Hochschule
mitgewirkt haben (s. dazu auch Ausgabe
1/14 des SemesterJournals). Zu Beginn
des Wintersemesters 2014/15 haben die
zentralen Gremien über das vorgelegte
Leitbild abgestimmt. Seit 19. November
ist es in Kraft.
Das neue Leitbild dient dazu, Entwicklungsziele für die HWR Berlin zu
definieren, dem Handeln ihrer Mitglieder eine Richtschnur zu geben, das
Profil der Hochschule zu schärfen und
zur weiteren Integration der Hochschule
beizutragen. Fünf Elemente kennzeichnen das Leitbild in besonderem Maße:
die klare Werteorientierung und das
Bekenntnis zur gesellschaftlichen
Verantwortung der Hochschule;
die Betonung von Stärken der Hochschule – insbesondere in der Internationalisierung und der Weiterbildung,
in denen die HWR Berlin bundesweite Spitzenpositionen einnimmt – und
der Wille zum weiteren Ausbau dieser
Stärken;
die Verpflichtung der Hochschule, zur
Entwicklung der Region beizutragen,
und die Überzeugung, dass regionaler Bezug und Internationalität kein
Widerspruch sind, da auch die Region
auf internationale und interkulturelle
Kompetenzen angewiesen ist;
die Verpflichtung zur Anwendungsorientierung von Studium und Lehre,
zur Vermittlung praxisbezogener
Kompetenz und zur angewandten
Forschung, »auch weil gute akademische Lehre forschungsgeleitet sein
muss«;
die Anwendung der Werteorientierung von Studium, Lehre und
Forschung auch auf das alltägliche
Miteinander in der Hochschule.
■
■
■
■
■
»Die Hochschule lebt, was sie lehrt«,
heißt es im Leitbild – und zur Erläuterung: »Die Werte, die wir unseren Studierenden vermitteln, und die Ziele, an
denen wir Studium und Lehre orientieren, leiten auch den Umgang zwischen
allen Mitgliedern der Hochschule …
Wertschätzung, Respekt, Dialog auf
Augenhöhe und Kooperation für unsere
gemeinsamen Ziele und Aufgaben sind
unsere wesentlichen Prinzipien im
Umgang miteinander … Die Berücksichtigung der Diversität von Kulturen
und Lebensweisen, die Gleichstellung
der Geschlechter, die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf bzw. Studium und
die Nachhaltigkeit wirtschaftlichen
Handelns sind daher wichtige Themen
in Lehre und Forschung – und auch
zentrale Prinzipien, die die Hochschule
in ihrem täglichen Handeln leiten.«
Diese Aussagen sind selbstverständlich
nicht nur Zustandsbeschreibungen,
sondern Zielformulierungen, denen die
Hochschule und ihre Mitglieder täglich
neu gerecht werden müssen. Wie das
immer besser gelingen kann und wie
auch die anderen Ziele des Leitbilds im
praktischen Handeln umgesetzt werden
können, wird in den nächsten Monaten
und Jahren Gegenstand eines Prozesses
in der Hochschule sein. Zu ihm werden
Workshops, auf denen Best-PracticeBeispiele vorgestellt und diskutiert
werden, ebenso gehören wie ein Blog
(der bereits bei der Leitbildentwicklung
aktiv war) – und natürlich die Umsetzung von Leitbildzielen im System der
Qualitätssicherung und -entwicklung
für Studium und Lehre.
Weitere Informationen zum
­Leitbildprozess
www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/
portrait/leitbild
ist Präsident der HWR Ber­
■lin, DerdieAutor
Autorin ist persönliche Referentin
des Präsidenten.
Die HWR Berlin ist stadtumspannend mit einem Campus in Schöneberg (linkes Bild)
und ­einem Campus in Lichtenberg (rechtes Bild). Das neue Leitbild soll auch zur weiteren
­Integration der Hochschule beitragen.
22
HW & R
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
HW & R
23
Neue Polizist/innen braucht das Land
Die tun ’was
Bundesweit fehlen nach einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung derzeit 24 000 Stellen im Polizeidienst. Vor dem
Hintergrund der kürzlich im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse wird sich vor allem auf Länderebene daran so schnell
nichts ändern. Doch allein durch die Altersstruktur der Beschäftigten braucht auch Berlin neue Polizist/innen. Der Polizeipräsident hat mit der HWR Berlin einen erweiterten Kooperationsvertrag geschlossen.
Justiz und öffentliche Verwaltung sind zur Zukunftsbranche geworden. Die Überalterung der Mitarbeiterstruktur zwingt
öffentliche Arbeitgeber trotz verordneter Sparbremse zum Handeln. Zum Wintersemester 2014/2015 sind die Einstellungszahlen des Landes Berlin in manchen Bereichen um 100 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr studieren doppelt so
viele angehende Rechtspfleger/innen an der HWR Berlin – mit guten Übernahmechancen. In den nächsten Jahren soll das so
bleiben, Tendenz steigend. Gute Berufschancen eröffnen sich auch für Wirtschaftsjurist/innen.
Von Sylke Schumann
Von Sylke Schumann
»Die Polizeiausbildung ist eines meiner
wichtigsten Schwerpunktprojekte der
nächsten Jahre«, begründet Klaus
Kandt, der Polizeipräsident in Berlin,
die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung mit der Hochschule für
Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin.
Am 1. Oktober 2014 besiegelte er mit
dem Präsidenten der HWR Berlin, Prof.
Dr. Bernd Reissert, den Ausbau einer
vertieften aktiven und vertrauensvollen
Kooperationsbeziehung.
Praxisbezogene Fragen der Kriminalistik und Kriminologie, aber auch zu
Bereichen wie der Organisations- und
Personalentwicklung sollen Gegenstand
der Zusammenarbeit sein. Neben der
langjährigen erfolgreichen Vernetzung
von Studium und Praxis soll künftig
noch mehr Wert auf gemeinsame Forschung gelegt werden. Auf dem Gebiet
der sozial- und rechtswissenschaftlichen
Sicherheitsforschung gehört die HWR
Berlin zu den führenden Institutionen
in Deutschland.
HWR-Studiengang für den gehobenen
Polizeivollzugsdienst neben der Lehre
durch Hochschulprofessor/innen die eng
praxisbezogenen Elemente zunehmend
durch profilierte dienstaktive Beamt/innen als Lehrbeauftragte erbracht werden. Die Vertragsunterzeichner stimmen
darin überein, dass die Internationalisierung von Studieninhalten und Lehre für
die Polizei- und Sicherheitsstudiengänge
vorangetrieben werden soll.
Insbesondere bei der Kriminalitätsbekämpfung, der Prävention und im
Personalmanagement richtet sich die
Berliner Polizei mit ihren rund 21 000
Mitarbeiter/innen an den gesellschaftlichen Veränderungen aus. Die HWR
Berlin sieht sich, so Prof. Dr. Reissert, als
staatliche Hochschule dem Land gegenüber verpflichtet und will dazu beitragen,
den steigenden Bedarf an qualifizierten
Fachkräften in der Berliner Wirtschaft
und Verwaltung nicht nur quantitativ,
»Nicht die Vergangenheit wollen wir
lehren, sondern was wir heute machen
und damit die Zukunft vorbereiten«,
bekräftigt Kandt und setzt auf Gegenseitigkeit und Flexibilität. Auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Bernd Reissert hält
es für eine »ideale Lösung«, wenn im
An der Hochschule für Wirtschaft und
Recht Berlin studieren insgesamt rund
10 000 Studierende. In den mehr als
60 Studiengängen in privatem und öffentlichem Wirtschafts-, Verwaltungs-,
Rechts- und Sicherheitsmanagement
sowie in den Ingenieurwissenschaften
bündelt die Hochschule über 30 Jahre
Erfahrung und Fachkompetenz. Davon
profitieren auch die Studentinnen und
Studenten, die am Fachbereich Polizei
und Sicherheitsmanagement studieren.
Die Autorin ist Pressesprecherin der
■HWR
Berlin.
Polizeipräsident Klaus Kandt (rechts im Bild) und der HWR-Präsident Prof. Dr. Bernd Reissert
besiegeln Ausbau der Kooperationsbeziehungen
Die erweiterte Kooperation von Polizei
und HWR Berlin kommt den Studierenden für den gehobenen Polizeivollzugsdienst unmittelbar zugute. Sie erhalten
professionelle Unterstützung von beiden
Seiten, haben unter anderem – wie
auch die Lehrenden – die Möglichkeit,
das Archiv des Polizeipräsidiums und
Recherchedienste für ihr Studium zu
nutzen.
sondern auch qualitativ mit aufzufangen, auch im Weiterbildungsbereich. So
sind zusätzlich zu den derzeit über 900
Studienplätzen an der HWR Berlin bis
2016 in dem Bachelor-Studiengang, der
zur Laufbahnbefähigung für den gehobenen Polizeivollzugsdienst führt, ca. 300
weitere Studienplätze geplant.
Akten stapeln sich. In den letzten 20
Jahren sanken die Beschäftigungszahlen in der öffentlichen Verwaltung im
Bundesdurchschnitt um 1,5 Prozent
pro Jahr, Nachwuchs wurde kaum
eingestellt. Der Anteil der über 60-Jährigen wird sich bis 2030 verdreifachen,
prognostiziert der Bundesvorsitzende
des Beamtenbundes Klaus Dauderstädt. Auch die Justiz leidet unter
chronischem Personalmangel. Dort ist
die Trendwende eingeläutet worden.
Rechtspfleger/innen sollen Abhilfe
schaffen – und können es auch. »Nicht
alles, was Richter machen, müssen
Richter machen«, sagt der Vorsitzende
des Richterrats am Oberlandesgericht
Koblenz, Peter Itzel, in einem Interview
für den Wiesbadener Kurier. Gerade
im Bereich des Grundbuchrechts oder
bei der Bewilligung von Prozesskostenhilfe könnten Teile des Verfahrens
von Rechtspfleger/innen übernommen
werden. »Die eigene Aufgabe der Richterinnen und Richter ist die Rechtssprechung«, betont Itzel.
» Der Anteil der über
60-Jährigen wird sich bis
2030 verdreifachen, prognostiziert der Bundesvorsitzende des Beamtenbundes Klaus Dauderstädt. «
Rechtspfleger/innen, die an der HWR
Berlin in Studiengängen, die ähnlich
wie das Duale Studium konstruiert
sind, eine Beamtenausbildung für die
Laufbahn des gehobenen Dienstes
absolvieren, arbeiten später in den
Amts-, Land- und Oberlandesgerichten, in den Strafgerichten, den
Es gibt viel zu tun für Rechtspfleger/innen
und Wirtschaftsjurist/innen
Staatsanwaltschaf­ten der Länder Berlin,
Brandenburg und Sachsen-Anhalt oder
werden an Sozial-, Arbeits-, Verwaltungs- und Finanzgerichten tätig. Die
Aufnah­me von Studienanfänger/innen
und Auszubildenden für die Justiz erfolgt »bedarfsorientiert«, so dass in der
Regel alle guten Absolvent/innen nach
erfolgreichem Abschluss übernommen
werden können. Ihr Einsatzgebiet ist
vielfältig und verantwortungsvoll. Sie
sind neben den Richter/innen sachlich
unabhängige Entscheidungsträger/­innen zum Beispiel bei Zwangsversteigerungen und Zwangsverwaltungen
von Immobilien, Zwangsvollstreckungs- und Insolvenzverfahren,
Nachlassverfahren und Tätigkeiten im
Grundbuchamt, Familiengericht und
Handelsregister.
Für die Bereiche »Betreuung/Vormundschaft/Pflegschaft« (BVP) bietet die
HWR Berlin einen weiterbildenden,
interdisziplinären Master-Fernstudiengang an, in dem neben der Vermittlung
rechtlicher Spezialkenntnisse wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen
geschaffen und sozialwissenschaftliche
Schlüsselkompetenzen vertieft werden.
Da die Hochschule für Wirtschaft
und Recht (HWR) Berlin privates und
öffentliches Wirtschafts-, Verwaltungs-,
Rechts-, und Sicherheitsmanagement
bündelt, gehört zum Studiengangsportfolio auch der Bachelor-Studiengang
»Recht im Unternehmen«. Das auf
sieben Semester konzentrierte Studium zum Wirtschaftsjuristen oder zur
Wirtschaftsjuristin an der Schnittstelle
von Ökonomie und Recht bietet Abwechslung, das Berufsbild zahlreiche
Einsatzgebiete und auch für die in diesem Semester rund 60 neu gestarteten
Studierenden gute Perspektiven. Wie
der Stellenindex des Handelsblatts zeigt,
steigt die Nachfrage nach Wirtschaftsjurist/innen am deutschen Arbeitsmarkt
stetig. Personalmanagement, Betriebsratsverhandlungen, Vertragsabschlüsse,
Zwangsvollstreckung oder Kreditaufnahme: Wesentliche betriebswirtschaftliche Aufgaben in Unternehmen tangieren rechtliche Rahmenbedingungen.
Die Autorin ist Pressesprecherin der
■HWR
Berlin.
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SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
HW & R
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Gibt es Familienunternehmen in
­Berlin?
Eine Hochschule, viele Perspektiven
Berlin beherbergt nicht nur Kunst, Politik und eine hippe Start-up-Szene. In Berlin sind auch klassische Familienunternehmen
ansässig und oft sind sie die Hidden Champions der Region. Im November trafen sie sich zum 7. Campus Wannsee – der
EMF-Konferenz für Familienunternehmen.
Von Elena Brandalise, Isolde Drosch, Elke König und Tanja von Frantzius
Von Birgit Felden
Nicht alle Familienunternehmer/innen
sind so hip wie die Berliner Start-ups,
aber viele von ihnen sind glänzende
Unternehmensführer/innen – strategisch und innovativ. Und sie haben die
richtigen Mitarbeiter ausgewählt! Aber
wie führen eigentlich diese Familienunternehmer/innen? Das war das Thema
der diesjährigen Veranstaltung am
Berliner Wannsee.
Olympiasiegerin Britta Steffen, HWR-Absolventin, hielt den Impulsvortrag bei der EMF-Kon-
Hat sich der Führungsstil auch in Familienunternehmen geändert und ist das,
was Familienunternehmen auszeichnet, wie der familiäre Umgang und die
persönliche Kommunikation überhaupt
noch zeitgemäß? Provokant gefragt:
Versuchen Familienunternehmer/innen
vielleicht mit dem Führungsstil von
gestern Mitarbeiter/innen von heute
in die Zukunft von morgen zu führen?
Oder sind Familienunternehmen – mal
wieder – so nah dran, dass sie diese Veränderungen schon längst erkannt und
im Führungsverhalten umgesetzt haben?
Natürlich kann man diese Fragen nicht
allgemein beantworten – dafür sind Fa­milienunternehmen zu vielfältig. Aber
es sind so wichtige Fragen, dass im Rahmen des Campus Wannsee, der Konferenz des Instituts für Entrepreneurship,
Mittelstand und F
­ amilienunternehmen
der HWR Berlin, intensiv nach Antworten gesucht wurde. Erfahrene Praktiker/innen und versierte Wissenschaftler/innen haben ihre Erlebnisse und Gedanken dazu vorgestellt – zum Mitdenken
und Mitdiskutieren. Studierende des
Studiengangs »Unternehmensgründung
und Unternehmensnachfolge« an der
HWR Berlin, Kolleg/innen aus dem
wissenschaftlichen Bereich und natür-
ferenz Campus Wannsee
lich viele Familienunternehmer/-innen
diskutierten mit.
Dr. Eberhardt Sasse und seine Tochter
Laura von der Sasse AG thematisierten
ihren Weg zur Nachfolge. Peter van
Nahmen stellte im Unternehmergespräch mit Maria Wirtz von der TMS
AG heraus, wie man einen renommierten Fruchtsafthersteller als Nachfolger
führt. Prof. Dr. Annette Pattloch stellte
ein Kooperationsprojekt des EMFInstituts der HWR Berlin mit der Beuth
Hochschule für Technik Berlin vor, in
dem für Familienunternehmen eine
Markencloud entwickelt wurde. Die
Markencloud gibt einen detaillierten
Überblick über die derzeitige Markenführung und Empfehlungen, wie Fa-
milienunternehmer ihre Marke stärken
können und diese auch an die nächste
Generation erfolgreich übertragen.
Schließlich stellte Sven Petersen von der
Berliner Sparkasse vor, wie ein umfassendes Beratungskonzept für Familienunternehmen aussehen kann.
Dass diese Veranstaltung nun schon
zum 7. Mal stattfinden konnte, ist einer
Kooperation der Berliner Sparkasse mit
dem Studiengang »Unternehmensgründung und –nachfolge« der HWR Berlin
zu verdanken.
Die Autorin ist Professorin und Direk­
■torin
des Instituts für Entrepreneurship,
Mittelstand und Familienunternehmen
an der HWR Berlin.
Gründung und Nachfolge an der HWR Berlin studieren
Die HWR Berlin bietet einen eigenen berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang
»Unternehmensgründung und Unternehmensnachfolge« an. Das ist deutschlandweit einmalig. Rund zwei Drittel des Programms sind typische Inhalte eines
BWL-Studiums, ein Drittel beschäftigt sich mit Fragen rund um Unternehmertum,
Gründung und Nachfolge.
Weitere Informationen unter
www.hwr-berlin.de
Die Fachtagung »Fit für Berlin: Interkulturelle Kompetenzen am Arbeitsplatz. Stand, Bedarf, Ansätze« machte Vielfalt innerhalb und außerhalb der Hochschule erlebbar.
Hochschulen sind mit wachsenden
Studierendenzahlen, der sogenannten
Bildungsexpansion, direkt konfrontiert.
Einhergehend mit dieser Entwicklung
ist auch die Vielfalt der Studierenden
zu beobachten. Phänomene hoher
kultureller Diversität kennzeichnen
den Alltag aller Hochschulangehörigen.
Studierende, Frauen und Männer, sind
mehr oder weniger jung/alt, haben
(k)eine Familie, arbeiten/engagieren
sich ehrenamtlich (nebenbei) und
gehören schließlich einer bestimmten
Fachkultur an (Wirtschaft, Verwaltung,
Polizei, Recht, Technik, …). Mitarbeiter/innen mit und ohne Lehraufgaben
begegnen im Hochschulalltag vielen
verschiedenen Bedürfnissen, die heterogene Gruppen ausmachen.
» Zu den Aufgaben der
Hochschulen gehört auch
die Vermittlung von Werten für die Gesellschaft. «
Vor welcher Berufsrealität steht zum
Beispiel ein/e Polizist/in im Vergleich
zu einer/m Bankangestellten? Angehende Polizist/innen im gehobenen
Dienst haben andere Schwerpunkte als
Studierende der Fachrichtung »BWL/
Bank« oder des Studiengangs »Interna-
tional Human Resource Management«.
Zu den Aufgaben der Hochschulen
gehört auch die Vermittlung von
Werten für die Gesellschaft, um die
gesamte Persönlichkeit der Studierenden zur Entfaltung zu bringen und
die gleichberechtigte Teilhabe an der
Gesellschaft sowie die soziale Kohäsion
zu erhöhen.
Mitarbeiter/innen mit und ohne Lehraufgaben sowie Studierende der HWR
Berlin und weitere Gäste widmeten sich
sich diesen Themen auf der Fachtagung
»Fit für Berlin« am Campus Lichtenberg im Oktober 2014. Sie beschrieben Situationen aus ihrem Alltag und
näherten sich spielerisch, kognitiv und
erfahrungsbezogen an die Thematik
»Vielfalt« an.
»Wir reagieren auf eine veränderte
Realität«, so formulierte es eine Teilnehmerin zu Beginn des Workshops
›Lehren und Lernen in heterogenen
Gruppen‹. »Die Auseinandersetzung
mit Heterogenität und der interdisziplinäre Austausch zwischen den
verschiedenen, bestehenden Fachkulturen an der HWR Berlin wurde als
ein unbedingt weiter zu führender
Prozess beschrieben, um sich in die
Lage zu versetzen, an den jeweiligen
Arbeitsplätzen ›diversitätssensibel‹
handeln zu können«, so Elke König, die
mit Tanja von Frantzius den Workshop moderierte. Auch im Workshop
›Kommunikation im Hochschulalltag: Gut gemeint, falsch verstanden‹
betonte Isolde Drosch: »Eine Wahrnehmung für die eigene Kulturprägung
zu entwickeln‚ ›sich selbst erklären‹ als
Kompetenz zu verstehen, sind wichtige
Bausteine bei einer Sensibilisierung für
Diversität«.
Alle Fachbereiche der Hochschule
waren ›bunt gemischt‹ vertreten. Der
rege, interdisziplinäre Austausch wurde
als sehr bereichernd empfunden und
eine Fortsetzung gewünscht. »Fit für
Berlin« war die erste interdisziplinäre
Fachtagung, die alle Fachbereiche und
Mitgliedsgruppen der Hochschule im
Blick hatte. Die große fachliche Breite
der Hochschule gab Anlass, sich über
die eigenen Besonderheiten auszutauschen und diese im Kontext von
Heterogenität zu beleuchten.
Elena Brandalise und Isolde Drosch ar­
■beiten
im Programm Cultural Diversity,
Elke König arbeitet in der hochschuldi­
daktischen Weiterbildung und Tanja von
Frantzius für Neue Lehr- und Lernfor­
men an der HWR Berlin.
Auf dem Workshop »Lehren und Lernen in heterogenen Gruppen« setzten sich die Teilnehmer/innen mit Heterogenität auseinander
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SemesterJournal 2/14
Helfen tut Gut(es)
Beim »Tag des Engagements« engagierten sich Mentees des Cross Cultural Mentoring Programms (CCM) der HWR Berlin bei der
Berliner Stadtmission.
Von Ana García
Uns Mentees stehen im Rahmen des
CCM Programms ein Jahr lang ehrenamtlich Mentor/innen aus der
Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und
Gesellschaft bei Fragen rund ums Studium und Leben zur Seite. Am »Tag des
Engagements« wollten wir Mentees die
Ideale des CCM Programms vorleben
und haben uns im August deswegen
einen Tag lang ehrenamtlich bei der
Berliner Stadtmission in der Lehrter
Straße engagiert.
»Helfen tut Gut(es)« lautet das Motto
der Berliner Stadtmission. Mit ihren
mehr als 1 000 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen hat sie es sich zum Ziel
gemacht, Menschen in schwierigen
Situationen unter die Arme zu greifen. Heimat- oder Wohnungslose,
ehemalige Häftlinge, Personen mit
Suchtproblemen, körperlichen oder
geistigen Einschränkungen werden von
der Stadtmission in vielerlei Hinsicht
unterstützt.
Zu Beginn des Tages erhielten wir von
der Ehrenamtsreferentin Carolin Reifenberg eine Führung über das Gelände
der Einrichtung. So erfuhren wir aus
erster Hand von den zahlreichen Projekten, die von der Berliner Stadtmission ins Leben gerufen wurden. Neben
den Kältebussen und Winternotunterkünften gibt es unter anderem auch
Deutschkurse und Kinderbetreuung für
Flüchtlingsfamilien sowie ein Hostel
für Besucher/innen Berlins, dessen
Einnahmen in die Projekte der Berliner
Stadtmission fließen.
Die Berliner Stadtmission ist überwiegend auf ehrenamtliche Hilfskräfte angewiesen. Studierende der HWR Berlin halfen einen Tag mit beim Sortieren gespendeter Kleidung.
Danach hieß es anpacken und mithelfen. Wir wurden in den Kellerräumen
für die Sachspendensortierung eingeteilt. Herzlich wurden wir in das Team
aufgenommen und »eingearbeitet«.
SemesterJournal 2/14
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Unsere Ansprechpartner/innen waren stets offen für unsere zahlreichen
Fragen. So erfuhren wir zum Beispiel,
dass die Stadtmission überwiegend auf
ehrenamtliche Hilfskräfte angewiesen ist. In der Mittagspause trafen wir
Schwester Inge, eine Nonne, die das
Café inneHALT leitet. Alle im Laden
und Café verkauften Produkte dienen
der Aufrechterhaltung der Projekte der
Stadtmission.
Katrin Faiss, eine Mentee des CCM,
brachte unsere Bewunderung für das
Projekt auf den Punkt: »Ich fand es sehr
interessant zu sehen, was die Leute, die
bei der Berliner Stadtmission arbeiten,
alles leisten. Sie kümmern sich um
die Menschen, die woanders in unserer Gesellschaft keine Chance mehr
bekommen und sie machen das mit
einer Selbstverständlichkeit und einer
Überzeugung, die absolut bewundernswert ist.«
Das Feedback nach unserem Einsatz fiel
einstimmig positiv aus und alle Beteiligten fühlten sich nach dem Tag um
viele Erfahrungen reicher. Wir Mentees
der HWR Berlin gingen nachdenklich,
erfüllt und inspiriert nach Hause. Wir
freuen uns am ersten »Tag des Engagements« mitgewirkt zu haben und
können für uns sagen: Helfen tut also
tatsächlich Gut(es).
Ana García ist Studentin der HWR
■Berlin
und Mentee CCM im Jahrgang
2014.
Plakat der »Spenden-Kampagne der Kältehilfe für Obdachlose« der Berliner Stadtmission
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SemesterJournal 2/14
Das Fremde heimisch machen
Reiseluft in der Bibliothek: Die aktuelle Fotoausstellung am Campus Schöneberg der HWR Berlin zeigt Bilder von Joschka
Hahler, der ein Auslandssemester in Indien verbachte.
Von Ingrid Sperber und Cornelia Rupp
»Schöne Bilder machen Lust auf etwas,
vor dem einem heute vielleicht noch
Bange ist. Sie können einfacher Hemmnisse und Barrieren abbauen und
ermöglichen somit eine leichtere Identifikation mit dem Fremden.« Joschka
Hahler, Student im Master-Studiengang
»Wirtschaftsingenieur/-in – Energieund Umweltressourcen« an der HWR
Berlin hat sein Auslandssemester an der
HWR-Partnerhochschule Symbiosis
International University in Pune, Indien
verbracht. Unter dem Titel »Willkommen im Unbekannten – Sequenzen aus
einem Auslandssemester in Indien« ist
seit Beginn des Wintersemesters 2014/15
in der Hochschulbibliothek am Campus
Schöneberg eine Fotoausstellung mit
seinen Bildern zu sehen. Joschka Hahler
hofft, dass die Ausstellung vielleicht den
einen oder anderen inspiriert und motiviert, das Fremde heimisch zu machen
und das kleine Abenteuer Indien selbst
auszuprobieren, vielleicht im Rahmen
eines Auslandssemesters.
Doch wie kam es zu der Ausstellung?
Die Architektur und Gestaltung der
­Bibliothek am Campus Schöneberg bie-
tet gute Möglichkeiten zur Integration
und Darstellung künstlerischer Werke.
Seit ihrem Umzug 2010 in die vierte
und fünfte Etage in Haus A konnte
jedes Semester eine neue Ausstellung
konzipiert werden. Nicht nur externe
Künstlerinnen und Künstler waren
bisher zu sehen, sondern auch aus den
Reihen der Lehrenden der HWR Berlin
kamen bisher unbekannte Talente zum
Vorschein und stellten bereits in der
Bibliothek aus. Mit Joschka Hahler
ist nun erstmals auch ein Student der
HWR Berlin in die Reihe der vorgestellten Künstler getreten: Er hat
fotografisch seine Erfahrungen und
Sichtweisen aus seinem Auslandssemester in Indien festgehalten. Der
Künstler ist dabei seinem Gastland
auf sehr einfühlsame Weise begegnet.
Die Fotografien von Menschen, ihrem
bunten Alltag, von Urbanem und von
Landschaften entstanden zum Beispiel
inmitten der Altstadt von Neu Delhi,
am Ufer des Ganges in Varanasi, in
Bangalore, in kleinen Fischerdörfern
und auf den Wasserstraßen von Kerala.
Als »Wanderausstellung« konzipiert,
wird die Ausstellung im Sommerse-
mester 2015 auch in der Hochschulbibliothek am Campus Lichtenberg zu
sehen sein.
Für die HWR Berlin war dies nicht nur
die Erfahrung einer sehr gelungenen
Kooperation zwischen International
Office und Bibliothek, die die Ausstellung gemeinsam möglich gemacht
haben. Aufgrund der Ausstellung kann
der »Lernort Bibliothek« wieder neu
wahrgenommen werden, denn jede
Ausstellung schafft ihre individuelle
Atmosphäre und bereichert damit
das Arbeiten für die Nutzerinnen
und Nutzer der Bibliothek. Zugleich
bietet die aktuelle Ausstellung eine gute
Gelegenheit, auf die Möglichkeit eines
Auslandssemesters an den Partneruniversitäten der HWR Berlin hinzuweisen.
Dazu bestehen auch finanziell attraktive
Bedingungen, um den Aufenthalt vor
Ort realisieren zu können. Das International Office berät dazu gern.
Ingrid Sperber ist Koordinatorin des
■International
Office, Cornelia Rupp
ist Leiterin der Bibliothek am Campus
Schöneberg.
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SemesterJournal 2/14
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Chancengleichheit: HWR Berlin als
Best Practice
Karrierewege: Steuerberater und
­Bildungsunternehmer
Bereits zum fünften Mal wird die nachhaltig auf Chancengleichheit orientierte Hochschul- und Personalpolitik der HWR Berlin
mit einem Preis gewürdigt.
Mit Lebenswegen ist es wie mit Geschichte. Im Nachhinein betrachtet, ergibt sich eins aus dem anderen und bildet einen
scheinbar zwingenden Ablauf. Aber nur wer dabei war, weiß, wie viele andere Möglichkeiten es gab, wie viel dem Zufall und
den ergriffenen oder den verpassten Chancen geschuldet ist.
Von Viola Philipp
Von Daniel Ziska
Kontinuität zahlt sich aus. Seit 2002 unterzieht sich die HWR Berlin erfolgreich
der Qualitätskontrolle ihrer auf Chancengleichheit orientierten Hochschulund Personalpolitik. Deshalb wird sie
2014 nicht nur zum fünften Mal in Folge
mit dem Prädikat »Total E-Quality« ausgezeichnet, sondern erhält als eine von
vier wissenschaftlichen Einrichtungen
in Deutschland auch einen »Nachhaltigkeitspreis« dafür. 57 Bewerbungsteams
aus Wirtschaft, Verwaltung, von Verbänden und aus der Wissenschaft waren
aus ganz Deutschland nach Dortmund
gereist, um sich ehren zu lassen. Die
HWR Berlin behauptet sich auch im
6. bundesweiten Hochschulranking
nach Gleichstellungsaspekten (CEWS)
in der Spitzengruppe.
In der Jury-Begründung des TOTAL
E-QUALITY Deutschland e. V. heißt es
weiter:
»Die Hochschule war im Professorinnenprogramm I und II des BMBMs
erfolgreich. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Studium/Beruf mit Familie
werden kontinuierlich ausgebaut, etwa
mit einem Pilotprojekt zur flexiblen
Kinderbetreuung. Schwerpunkt und
Angebote des Harriet Taylor MillInstitutes für Ökonomie und Geschlechterforschung werden ausgeweitet, u. a.
mit Qualifizierungs- und Vernetzungsprogrammen für Aufsichtsrätinnen. Ein
Chancengleichheitsfond soll installiert
werden, aus dem Fachbereichsaktivitäten zur Umsetzung von Gleichstellungszielen unterstützt werden. Fünfmal
ausgezeichnet zu werden, ist der nachhaltige Beweis des starken Engagements
für Chancengleichheit. Als Best Practice
Beispiel trägt die Hochschule für Wirt-
Die Schule wollte ich schnellstmöglich
verlassen, verdiente jedoch nicht viel
später einen Gutteil meines Lebensunterhalts mit Bildung. Man konnte mich
mit Fug und Recht in Mathematik als
glatten Ausfall und in Deutsch bestenfalls als mittelmäßig bezeichnen, seit
Jahren erwerbe ich nun meine Brötchen
als Steuerberater. Wie kam es dazu? Und
welche Rolle spielte die HWR Berlin?
Vor vielen Jahren erzählte mir eines
Morgens ein Klassenkollege, dass er
nach der 10. Klasse vom Gymnasium
abgehen und eine Ausbildung mache
wolle. Für mich, als Schüler, der seit
einiger Zeit um die Versetzung ringen musste, war dies ein völlig neuer
Gedanke: Man konnte einfach aussteigen! Leider zeigte sich bald, dass mein
Halbjahreszeugnis völlig ungeeignet
war, eines der Bankinstitute davon zu
überzeugen, mich als Auszubildenden
aufzunehmen – eigentlich wollte ich
Bankkaufmann werden. Also musste
ich aus meiner damaligen Sicht kleinere
Brötchen backen und bewarb mich für
andere kaufmännische Berufe. Ein alter
Schulfreund meines Vaters war Steuerberater, ließ sich nicht abschrecken und
nahm mich als Auszubildenden; so wurde ich Steuerfachangestellter. Nicht nur
die Arbeit, sondern auch das Lernen in
der Berufsschule machte Spaß – eine
neue, angenehme Erfahrung.
Nach der Ausbildung sammelte ich Berufserfahrung im Steuerfach und in der
Industrie. Von einem alten Schulfreund,
der nach dem Abitur eine Banklehre gemacht hatte, erfuhr ich, dass er zusammen mit zwei anderen B
­ ankkollegen
Präsident Prof. Dr. Bernd Reissert und Frauenbeauftragte Viola Philipp bei der Verleihung des
TEQ-Prädikats und des Nachhaltigkeitspreises in Dortmund am 24. 10. 2014
schaft und Recht Berlin zur positiven
Entwicklung von Chancengleichheit in
unserer Gesellschaft bei.«
Das TOTAL E-QUALITY-Prädikat
wird seit 1997 an Organisationen und
Unternehmen und seit 2002 an Einrichtungen im Wissenschaftsbereich
verliehen. Vor die Verleihung hat die
Jury einen umfangreichen Bewerbungsprozess gesetzt, dessen Grundlage ein
freiwilliger Selbstcheck ist. Selbstbewertungsfragebögen zu acht verschiedenen
Themenstellungen auf 50 Seiten, 25
Seiten Einschätzungen aus zentraler
Sicht und 25 Anlagen zusätzlich zu den
100 Anlagen, die bereits 2011 eingereicht
wurden, haben die Jury überzeugt, dass
die HWR Berlin quantitativ sowie qualitativ nicht nachgelassen hat, das Ziel
der Geschlechtergerechtigkeit mit Hilfe
vieler Mitstreiterinnen und Mitstreiter
hartnäckig und gelungen zu verfolgen.
Für weitere drei Jahre darf die Hochschule das Siegel TEQ tragen.
Die Autorin ist die zentrale Frauenbe­
■auftragte
der HWR Berlin und erar­
beitete im Auftrag des Präsidiums die
Beantragung für die Hochschule.
Alumnus Daniel Ziska ist »auf Umwegen« zum Studium gekommen und hat es dennoch erfolgreich abgeschlossen.
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HW & R
»etwas starten« wolle: Wissen für
Existenzgründer vermitteln. Da könne
jemand, der sich mit Buchführung und
Steuern auskennt, nicht schaden. Ich
machte mit. Das war 1990. Wir haben
nie ein einziges Existenzgründerseminar gehalten, aber dafür relativ schnell
Umschulungen zu Bankkaufleuten
durchgeführt, waren für verschiedene
Bildungsunternehmen tätig und hielten
Seminare für Finanzdienstleister und
Versicherer. Mein Thema war meist das
Steuerrecht. Dass wir alle vier als Dozenten Erfolg hatten, war überraschend
und sicher auch dem Langmut unserer
ersten Seminarteilnehmer/innen zu
verdanken.
Zunächst auf Probe, denn erst nach zwei
Semestern wurde entschieden, ob aus
der vorläufigen Immatrikulation eine
ordentliche wird.
Einige Jahre später erfuhr ich, dass man
auch studieren darf, wenn man kein
Abitur besitzt: § 11 Berliner Hochschulgesetz sei der Weg. Da ich ja inzwischen
wusste, dass Lernen eine Bereicherung
für mich ist, habe ich mich 1993 bei
der Fachhochschule für Wirtschaft,
dem heutigen Fachbereich 1 der HWR
Berlin, um einen Studienplatz für den
Studiengang Studiengang »Wirtschaft«
beworben. Die Qualifikationen reichten
und im Sommersemester ging es los.
Eine gewisse Herausforderung war
die Finanzierung des Studiums: Ich
war weiterhin selbstständig, jung und
brauchte das Geld. Dabei half mir sehr,
dass ich auch einige Kurse im Abendstudium belegen konnte obwohl ich im
Tagesstudium immatrikuliert war. So
hatte ich tagsüber noch genügend Zeit
für das Geschäft.
Im Grundstudium konnte ich mich
meinem Angstgegner Mathematik in
verschiedenen Kursen stellen. Glücklicherweise mit Erfolg. Hilfreich waren
die kleinen Studiengruppen und der
praxisorientierte Ansatz des Professors.
Im Hauptstudium wählte ich, nicht
ganz überraschend, den Schwerpunkt
»Steuern und öffentliche Finanzen«. Die
Diplomprüfung bestand ich 1998.
Ohne das Studium hätte ich mich, drei
Jahre später, bei der Steuerberaterprüfung sehr schwer getan. Wie lernt man
richtig? Wie recherchiert man richtig?
SemesterJournal 2/14
Wie bringt man das, was man im Kopf
hat, zu Papier? Fertigkeiten, die ich erst
im Studium richtig herausgebildet habe.
Ohne das Rüstzeug hätte ich die Steuerberaterprüfung wohl nicht geschafft.
Und heute? Das Bildungsunternehmen, die GOING PUBLIC! Akademie
für Finanzberatung AG, beschäftigt
25 Mitarbeiter/innen sowie rund 80
freiberufliche Dozentinnen und Dozenten und wird von den drei Freunden
geleitet, mit denen ich 1990 startete. In
meinen Steuerberatungsgesellschaften
GPC Tax Unternehmerberatung AG
und MERIDIUM AG sind 12 Menschen
beschäftigt. Ein Teil der Mandant/innen
sind englischsprachig. In Fremdsprachen war ich in der Schule auch immer
schlecht.
Mehr Informationen unter
www.going-public.edu
www.gpc-tax.de
www.meridium.de
Der Autor ist Alumnus der Hochschule,
■Steuerberater
und unterhält zwei eigene
Steuerberatungsunternehmen.
SemesterJournal 2/14
Studieren & Lehren
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Time for Talents
Das Deutschlandstipendien-Programm der HWR Berlin ist erfolgreich: Bisher wurden 34 Stipendien an 26 Stipendiat/innen
vergeben.
Von Denise Gücker
Unternehmen und Bund fördern seit
mittlerweile anderthalb Jahren Studierende der HWR Berlin mit einem
Deutschlandstipendium. Mindestens
zwei Semester lang erhalten leistungsstarke und zugleich sozial engagierte
Studierende 300 Euro monatlich, zur
einen Hälfte von privaten Förderern
und zur anderen Hälfte vom Bund
finanziert. Zum Sommersemester 2014
wurden zehn neue Deutschlandstipendien an herausragende Studentinnen
und Studenten vergeben, zum Wintersemester 2014/15 wurden weitere fünf
Stipendien verlängert.
Die Stipendienfeier 2014 diente in
diesem Jahr neben der feierlichen
Übergabe der Stipendienurkunden auch
als Netzwerktreffen für alle bisherigen Förderern und Stipendiat/innen.
Der anschließende Stehempfang bot
Gelegenheit für ein erstes Kennenlernen
zwischen Förderern und Stipendiat/innen und auch zum Netzwerken mit
Mitgliedern der Hochschule und der
Stipendiat/innen untereinander.
Stipendiengeber, sowie Präsident der HWR Berlin Bernd Reissert (hinten Mitte) und Vizepräsidentin Prof. Dr. Frederike Maier (mittlere Reihe, Mitte) mit Stipendiat/innen (mit Blume) auf der
Stipendienfeier 2014
Die nächste Stipendienausschreibung
wird im Januar 2015 für die Vergabe
der Stipendien zum Sommersemester
veröffentlicht. Die HWR Berlin sucht
fortlaufend neue Förderer für ihre besten Studierenden.
Die Autorin arbeitet im Career Service
■und
ist Programmkoordinatorin des
Informationen zum Deutschland­
stipendium
Denise Gücker
Tel.: +49 0(30) 30877-1356
E-Mail: deutschlandstipendium@
hwr-berlin.de
www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/­
deutschlandstipendium
Deutschlandstipendiums an derHWR
Berlin.
Stimmen von der Stipendienfeier 2014
»Wir nutzen die Chance, um unser
Netzwerk zu erweitern. Zudem wollen
wir mit unserem eigenen Erfolg der
Gesellschaft etwas zurückgeben, uns
sozial engagieren und soziale Bereiche
unterstützen.«
Guido Wegner, Berliner Volksbank eG
(Förderer)
Ohne Abitur, aber mit viel Berufs- und Lebenserfahrung zum Studium und beruflichen Erfolg: Daniel Ziska
»Ein Stück Freiheit! Mit dem Stipendium
habe ich mehr Zeit für das Lernen und
muss mich weniger um Nebenjobs küm­
mern. Für ein Auslandssemester habe ich
nun einen ›Puffer‹.«
Sebastian Hüttemann (Stipendiat)
»Durch das Stipendium werden meine
Eltern entlastet und ich bin ein Stück
selbständiger. Meine freie Zeit kann ich
nun für wichtigere Themen nutzen. Mein
Förderer unterstützt mich bei meiner
Masterarbeit. Das ist toll, ich kann mich
mit Fragen an ihn wenden.«
Katharina Richter (Stipendiatin)
»Die Auszeichnung bedeutet mir
unglaublich viel, da meine Leistung an­
erkannt wird. Es zeigt mir, dass das, was
ich tue, richtig ist.«
Katharina Zemlicka (Stipendiatin)
»I got something back.«
Catherine von Fürstenberg-Dussmann
(fördert als Privatperson)
Förderer 2014
Berliner Stadtreinigungsbetriebe, Berliner Volksbank eG, BGM Associates GmbH, Catherine von Fürstenberg-­Dussmann, GPC Tax Unternehmerberatung AG, Institut für Versicherungswirtschaft e. V., Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst, Nugg.ad AG, Perlo AG,
Produkt+Markt GmbH & Co. KG, eine private Spenderin, Toll Collect GmbH
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Studieren & Lehren
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Studieren & Lehren
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Fit für Mathe! Fit fürs Studium!
Die Mischung macht’s!
Am Stolperstein Mathematikkenntnisse kommen die wenigsten Studierenden in der Studieneingangsphase glimpflich vorbei. Im
Wintersemester 2014/15 ist ein überarbeitetes Mathematik-Brückenkurskonzept in die Testphase gegangen, um den Studienanfänger/innen den Einstieg zu erleichtern.
Eigene Weiterbildungsangebote für Lehrende an der HWR Berlin finden seit dem Wintersemester 2014/15 großen Anklang.
Von Judith Schütze
Sie wünschen sich, dass sich die Studierenden aktiver am Unterricht beteiligen?
Sie möchten von den jüngsten Erkenntnissen der Didaktikforschung profitieren
und neue Methoden in Ihre Veranstaltung integrieren? Sie wünschen sich
kollegialen Austausch über gute Lehre
und möchten sich von den Erfahrungen
der anderen Lehrenden anregen lassen?
Helene ist Studentin im BachelorStudiengang »Wirtschaftsinformatik«
und startet ihr Studium direkt nach
dem Abitur. Durch die Verkürzung der
Schulzeit auf zwölf Jahre hat sie ihre
Mathematikkenntnisse im »Schnelldurchlauf« erworben. Hilde studiert
im Bachelor »Business Administration« und ist als beruflich Qualifizierte
(ohne Abitur) zum Studium zugelassen
worden. Ihr Mathe-Unterricht liegt
durch Ausbildung und Berufserfahrungen schon acht Jahre zurück. Die ersten
Vorlesungswochen hinterlassen bei
beiden Studentinnen ein ernüchterndes
Gefühl und werfen im Hinblick auf die
Mathematikanforderungen die Frage
auf »Schaffe ich das Studium?« Helene
und Hilde stehen beispielhaft für die
heterogenen Zugangsvoraussetzungen
der heutigen Studienanfänger/innen.
Professor/innen sowie Lehrbeauftragte
stehen vor der Herausforderung, ihre
Lehrveranstaltungen darauf auszurichten.
» Ich habe das erste
Mal das Gefühl, dass ich
­Mathe verstehe! «
Das MINT-Projekt (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)
»MINT 4« zur Förderung von Frauen
in Informatikstudiengängen hat es sich
zum Ziel gesetzt, die Studieneingangsphase der Informatikstudiengänge und
damit vor allem die Mathematikkenntnisse zu verbessern. Doch nicht nur
für Informatikstudierende bestimmen
diese Kenntnisse maßgeblich den
Verlauf des Studiums. Am Beispiel der
Mathematikanforderungen hat sich im
vergangenen Sommersemester eine Arbeitsgruppe bestehend aus Hochschul-
lehrenden, Lehrkräften Berliner Schulen
sowie Studierenden der HWR Berlin
mit der inhaltlichen Ausgestaltung der
Mathematik-Brückenkurse beschäftigt.
Im Fokus der Kursanpassung standen
Stoffreduktion sowie Stoffabgrenzung
zu den Mathematik-Grundlagenveranstaltungen, die zeitliche Durchführung,
die Ergänzung durch Übungseinheiten
sowie eine methodische Aufbereitung
der Inhalte. Der Konzeptentwurf, bestehend aus den vier Modulen Mathematische Grundlagen, Gleichungen &
Gleichungssysteme, Funktionen und
Ableitungen, ist in drei Lehrveranstaltungen in die Testphase gestartet.
Die AG Mathe_MINT4 will Studierende auf
Mathe vorbereiten und Lehrende unterstützen. (Im Bild Prof. Dr. Markus Löcher und
Judith Schütze)
» Das neue Konzept hat
gezeigt, dass eine methodische Aufbereitung der
Inhalte das Verständnis
stark fördert. «
Die Einbindung der Studierenden durch
Erwartungsabfragen, Gruppenarbeiten
und Wiederholungen sowie die Verknüpfung zwischen Lehrvortrag und
Übungsphasen ist sehr positiv von den
Studierenden aufgenommen worden.
»Ich habe das erste Mal das Gefühl, dass
ich Mathe verstehe!«, so das allgemeine
Feedback am Ende des Kurses. »In den
Grundlagenveranstaltungen werden wir
von Mathe überrollt und haben keine
Chance, mit dem Stoff mitzugehen.
Danke, für die Zeit und die Geduld!«, so
das Fazit einer anderen Teilnehmerin.
Der nächste Schritt zur Anpassung der
Kurse ist ein kollegialer Austausch der
Mathematik-Lehrenden der HWR Berlin. Als Informations- und Austauschplattform dient der Moodle »Brückenkurs Mathematik«:
www.moodle.hwr-berlin.de/course/view.
php?id=12796
Die Autorin ist wissenschaftliche Mit­
■arbeiterin
am Fachbereich Wirtschafts­
wissenschaften und koordiniert das
Projekt MINT 4 der HWR Berlin.
Von Elke König und Jan Eickelberg
»Durch die Workshops erlebe ich ein
neues Rollenverständnis der Lehrenden
– vom Coach bis zum Experten. Dieses
Umdenken benötigt sicher etwas Zeit zum
Entwickeln, schafft aber neue Spielräume.
Zum einen können wir mit den neuen
Methoden die Studierenden stärker ein­
beziehen, zum anderen ist der kollegiale
Austausch ein wesentliches Element der
Wissensvermittlung. Ich freue mich zu be­
obachten, wie auch erfahrene Kolleginnen
und Kollegen Lust haben, neue Ideen für
ihre Lehrveranstaltungen zu entwickeln
und plötzlich mit frischer Motivation an
ihre Lehraufträge herantreten.«
(ehemalige Teilnehmerin Judith Schütze)
Seit September 2014 bietet die HWR
Berlin ergänzend zu dem Programm des
Berliner Zentrums für Hochschullehre
(BZHL) verstärkt eigene Weiterbildungsveranstaltungen an. Diese finden
im Rahmen der »Qualitätsoffensive
Lehre« im BZHL oder an der HWR
Berlin statt und bieten: Seminare zu
ausgewählten hochschuldidaktischen
Themen, individuelle Lehrhospitationen
oder Lehrberatungen (nach Absprache)
und lehrbezogene Coachings (nach Absprache, vorrangig für Professor/innen).
Das Angebot erfreut sich bereits jetzt
einer sehr regen Nachfrage. Die Methodenwerkstatt zu aktivierenden Lehrmethoden nimmt hierbei den Spitzenplatz
ein. Das vormals zweitägig durchgeführte Seminar wurde lehrendenfreundlich in vier voneinander unabhängig
buchbare Workshops zu je 3 ½ Stunden
umgewandelt, die nun abwechselnd
an beiden Standorten der HWR Berlin
stattfinden.
Die erfreuliche Annahme der Veranstaltungen seitens der Lehrenden der HWR
Berlin und das durchgängig positive
Feedback der Teilnehmenden ermutigen
uns, die Entwicklung des Weiterbildungsangebots weiter voranzutreiben.
2015 soll der Fokus auf ein möglichst
passgenaues Angebot gelegt werden,
das den besonderen, HWR-spezifischen
Bedürfnissen der hier Lehrenden Rechnung trägt.
Auch das Sprachtraining »Stepping up
to the plate« für in englischer Sprache
unterrichtende Nichtmuttersprachler/innen stößt auf gesteigertes Interesse.
Das Besondere hieran ist v. a. die Möglichkeit, an einer individuellen Nacharbeit im Anschluss an das Training
teilzunehmen.
Informationen zum Weiterbildungs­
angebot
Elke König
Tel.: +49 0(30) 30877-1448
E-Mail: [email protected]
www.hwr-berlin.de/didaktik
»Von beiden Dozenten meiner besuchten Fortbildungen bin ich hellauf begeistert. Die
Stunden vergingen wie im Flug und ich bin durch die zahlreichen Ideen zur innova­
tiven, aktivierenden Lehre sehr bereichert. Einige Methoden wie die Aktivierungs­
übungen konnte ich bereits im jetzigen Semester umsetzen. Meine Studenten sind sehr
motiviert und angeregt durch diese Art der Vorlesung. Diese Methoden braucht die
nachhaltige Lehre und auch die zukunftsweisende Marke HWR.«
(ehemalige Teilnehmerin Nina Neef)
Autorin arbeitet im Zentralrefe­
■rat DieHochschulentwicklung,
der Autor
ist Professor für Bürgerliches Recht und
Vizepräsident der HWR Berlin.
36
Studieren & Lehren
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Forschen & Anwenden
37
Ein Forum für die Berlin Professional
School
Über den Sinn und Unsinn von
­Businessplänen
Im Oktober 2014 haben alle Statusgruppen der HWR Berlin gemeinsam über die Zukunft des neue Zentralinstituts für Weiter­
bildung diskutiert.
Ohne das Stipendium für FH-Absolventinnen der HWR Berlin hätte Stefanie Lahn niemals promoviert und in diesem Jahr ihre
Promotion an der FU Berlin mit magna-cum-laude abgeschlossen. Im Interview erzählt sie von ihrem Interesse für Existenzgründung und den Hürden einer FH-Absolventin auf dem Weg zur Promotion.
Von den Mitgliedern der Projektgruppe »Weiterbildung«
Ein Interview von Barbara Halstenberg
Viel vorgenommen hatten sich die
Mitglieder der Projektgruppe »Weiterbildung« bei dem moderierten Gesprächsforum im Oktober 2014, bei dem sie die
Idee der »Berlin Professional School
(BPS)« (Arbeitstitel) der Hochschulöffentlichkeit vorstellten. Alle Mitglieder
und Funktionsebenen der Hochschule
sollten einbezogen und informiert
werden, um gemeinsam zu überlegen,
wie die Ausgestaltung und das Zusammenspiel der BPS mit allen Beteiligten
künftig aussehen kann.
innen und eine hochschulweite Umfrage.
Die Arbeitsweise der BPS sollte einem
kooperativen Ansatz folgen, wobei Entscheidungsprozesse dialogisch vorbereitet werden. Synergien sollten offensiv
realisiert und für standortortübergreifende Vernetzung gesorgt werden, auch in
technischer Hinsicht.
Als nächster Meilenstein steht die Diskussion der Beschlussvorlagen zur Gründung der BPS in den Institutsräten an
mit der Planung, sie dem Akademischen
Senat im Februar 2015 und dem Kuratorium im Juni 2015 vorzulegen, damit das
neue Zentralinstitut im Oktober 2015 die
Arbeit aufnehmen kann.
Bei der Gründung der BPS handelt es
sich um ein Zentralinstitut für Daueraufgaben in der Weiterbildung, in
denen Mitglieder der Hochschule aus
verschiedenen Fachbereichen zusammenarbeiten (lt. § 83 BerlHG). Darin
verschmelzen die bisherigen Weiterbildungsinstitute IMB Institute of Management Berlin und das Fernstudieninstitut
(FSI). Grundlegende Unterlagen auf
dem Weg zum neuen Zentralinstitut wie
Konzept, Satzung, Organigramm und
Bewirtschaftungsrichtlinie hat die Projektgruppe in den letzten zwei Jahren
bereits erarbeitet.
Um der neuen institutionellen Hülle
auch Leben einzuhauchen, konnten an
verschiedenen »Stationen« auf dem Forum alle Statusgruppen der Hochschule
mitdiskutieren, was bei der Realisierung
der Berlin Professional School unbedingt
beachtet und berücksichtigt werden sollte. Daraus haben sich viele Anregungen
ergeben. Als besonderen Vorteil der BPS
wurde die Möglichkeit der Profilbildung
für die HWR Berlin im Weiterbildungsbereich eingeschätzt. Es wurde angeregt,
die Namensfindung zu unterstützen, z. B.
durch eine Beratung von Markenexpert/-
Frau Lahn, Sie sind Diplom-Betriebswirtin und habe einen Master in »International and Development Economics«
an der FHTW Berlin (heute: HTW Berlin)
gemacht. Worum geht es in Ihrer Dissertation?
SL: Meine Dissertation trägt den Titel
»Mythos Businessplan – Überlegungen zu
einem zentralen Instrument der Grün­
dungsförderung in Deutschland und
dessen Problematik«. Ganz grundsätzlich
geht es um den Sinn und Unsinn von
Businessplänen in der Gründungsförde­
rung. In der Arbeit untersuche ich die
Rolle von Businessplänen in der heutigen
öffentlichen Gründungsförderung. Wie
ich aus meiner praktischen Erfahrung
weiß, hat der Businessplan hier eine
herausragende Funktion. Es gibt fast kein
Förderprogramm, welches vom Unter­
nehmensgründer bzw. der -gründerin
nicht einen Businessplan verlangt. Auch
in der Beratung wird immer wieder die
Erstellung eines Businessplans themati­
siert. Dabei gehört zu einer Unterneh­
mensgründung so viel mehr.
Warum haben Sie sich für dieses Thema
entschieden?
Mitglieder der Projektgruppe »Weiterbildung«
Prof. Dr. Andreas Zaby (Erster Vizepräsident, Vorsitz Projektgruppe), Prof. Dr. Marianne
­Egger de Campo (Direktorin FSI), Prof. Dr. Matthias Tomenendal (Direktor IMB),
Sylvia Stamm (komm. Geschäftsführerin FSI), Petra Wieczorek (Geschäftsführerin IMB),
Prof. Dr. Elmar Erkens (Weiterbildungsbeauftragter FB 2)
■
IMB Institute of Management Berlin www.mba-berlin.de
Fernstudieninstitut (FSI) www.fernstudieninstitut.de
■
SL: Seit meiner Tätigkeit im Existenz­
gründungszentrum der Berliner Spar­
kasse vor 14 Jahren beschäftige ich mich
mit dem Thema Existenzgründung und
Entrepreneurship. Seit 2000 arbeite ich
mit kleinen Unternehmen und Unterneh­
mensgründungen zusammen. Insbeson­
dere bei meiner Arbeit für die FIRMEN­
HILFE, eine Krisenberatungshotline
für Unternehmen in Hamburg, habe
ich immer wieder gesehen, dass es eine
Diskrepanz zwischen der Theorie, die
Stefanie Lahn
besagt, für die Gründung eines Unterneh­
mens bedarf es eines Businessplans, und
der Praxis gibt. Dem wollte ich in meiner
Dissertation auf den Grund gehen.
Warum sollte zu diesem Thema geforscht werden?
SL: Häufig wird die Praxis durch die
Wissenschaft inspiriert. Meine Arbeit ist
ein Beispiel dafür, wie die Wissenschaft
durch die Praxis herausgefordert wird.
In der Theorie galt lange Zeit, dass die
strategische Planung mit dem Business­
plan das Mittel der Wahl ist. In der Praxis
gibt es jedoch unzählige Beispiele, wo dies
nicht zutrifft. Ein ständiger Abgleich zwi­
schen Theorie und Praxis bringt uns wei­
ter und daher denke ich, dass es in diesem
Bereich noch viel zu erforschen gibt.
38
Forschen & Anwenden
Was war der Anlass für Sie, eine Promotion zu beginnen?
der FU Berlin konnte mir keiner sagen,
ob und wenn ja welche Auflagen mit
der Zulassung verbunden wären. Ich
musste dann drei Scheine machen. Jede
Universität und jeder Fachbereich stellt
andere Zulassungsvoraussetzungen für
FH-Absolvent/innen auf. Hier gibt es jede
Menge Spielraum für beide Seiten und
den sollte man für sich zu nutzen wissen.
SL: Mein Vater hat einen Doktortitel
und das hat mich immer gereizt. Auf­
grund meines FH-Studiums hatte ich
diese Möglichkeit zunächst ausgeschlos­
sen, bis ich vor sechs Jahren von dem
Stipendium für FH-Absolventinnen der
HWR Berlin (damals noch FHW Berlin)
las. Prof. Dr. Claudia Gather hat mir
in einem persönlichen Vorgespräch zur
Bewerbung geraten, sie war dann auch
meine Zweitgutachterin. Heute kann ich
mit ziemlicher Sicherheit sagen, ohne das
Stipendium der HWR Berlin hätte ich nie
promoviert.
Wie gestaltete sich als FH-Absolventin
der Weg zu einer Promotion?
SL: Bisher haben nur Universitäten in
Deutschland das Promotionsrecht. Für
FH-Absolvent/innen ist der Zugang zur
Promotion oft schwierig. Das beginnt
schon bei der Suche nach einem geeigne­
ten Doktorvater bzw. einer Doktormut­
ter. Auch »ticken« Universitäten anders
als Fachhochschulen und das muss man
als FH-Absolvent/in erst einmal lernen.
Insgesamt braucht es eine gute Portion
Eigeninitiative gepaart mit Hartnäckig­
keit und auch Gelassenheit
Gab es besondere Hürden?
SL: Ja, natürlich gab es die. Da ich
damals eine der ersten mit einem FHMaster-Abschluss war, musste zunächst
geklärt werden, ob ich überhaupt
Zugangsbeschränkungen bei der Promo­
tion an einer Universität unterliege. An
Was für Verbesserungen an den
Möglichkeiten für eine Promotion für
FH-Absolvent/innen würden Sie sich
wünschen?
SL: Ich fände es schön, wenn Promoti­
onen von FH-Absolventen und -Absol­
ventinnen in Deutschland nicht mehr die
Ausnahme, sondern die Regel darstellen
würden. FH-Absolventen und -Absolven­
tinnen beschreiten bisher sehr individuel­
le und eigene Wege. Etwas mehr Plan­
barkeit und Berechenbarkeit wäre hier
wünschenswert. Ich denke, im kleinen
Rahmen kann jede Fachhochschule für
sich ein Zeichen setzen bis allgemeine
Regeln geschaffen werden. So könn­
te zum Beispiel bei der Berufung von
neuen Professoren und Professorinnen
verstärkt darauf geachtet werden, dass
sie einen FH-Hintergrund haben. Damit
entständen auch »role models«, welche in
Zukunft mehr FH-Alumni motivierten,
diesen Weg einzuschlagen.
Welche Rolle spielte die HWR Berlin bei
Ihrer Promotion?
SL: Die HWR Berlin spielte eine her­
ausragende Rolle bei meiner Promotion.
Neben der finanziellen Unterstützung
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Forschen & Anwenden
39
durch das Stipendium der HWR Ber­
lin war für mich auch die persönliche
Unterstützung extrem hilfreich. Durch
die regelmäßigen Kolloquien wurde ich
immer wieder motiviert weiterzumachen.
Einen ganz entscheidenden Schub hat
meine Promotion bekommen, nachdem
wir als Stipendiatinnen zwei Gemein­
schaftsbüros in der HWR Berlin beziehen
konnten.
Was hat Ihnen besonders Spaß gemacht
bei der Arbeit an ihrer Promotion?
SL: Ich fand es toll, an etwas zu arbeiten,
was mich interessiert. Ich habe in den
letzten fünf Jahren unglaublich viel ge­
lernt und viele neue Perspektiven auf das
Thema gewonnen. Auch wenn es häufig
sehr anstrengend war, empfinde ich es
insgesamt als einen Luxus, diese Möglich­
keit gehabt zu haben.
EU-Forschungsförderung leicht
­gemacht
Wie sieht ihre berufliche Perspektive
zurzeit aus?
Forscherinnen und Forscher der HWR Berlin können ab 2015 bei Anträgen für das EU-Forschungs- und Innovationsprogramm
Horizon 2020 unterstützt werden.
SL: Seit mehr als zwei Jahren berate
und finanziere ich wieder Unterneh­
mensgründungen aus Hochschulen und
Fachhochschulen im FirmenCenter
Gründungen und Nachfolge der Berliner
Sparkasse. Das ist m. E. die spannendste
Tätigkeit, die es in einer Bank gibt. Dar­
über hinaus lehre ich an der HWR Berlin
Gründungsfinanzierung und habe auch
schon die erste Bachelorarbeit begutach­
tet. Für die Zukunft kann ich mir vorstel­
len, diese Tätigkeiten noch auszubauen.
Von Jens Westerfeld
Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) hat Anfang
September 2014 den »EU-Strategie-FH«
-Antrag der Hochschule für Wirtschaft
und Recht (HWR) Berlin zur Förderung
ausgewählt. Die Ausschreibung des
BMBF hatte zum Ziel, die Sichtbarkeit
der deutschen Fachhochschulen in der
EU-Forschungsförderung zu erhöhen.
Insgesamt haben sich 54 Fachhochschulen beteiligt, und die HWR Berlin ist
nun eine von zehn Fachhochschulen
bundesweit, deren EU-Strategie vom
BMBF finanziell gefördert wird. Um
die Förderung beantragen zu können,
musste die Hochschule relativ hohe
Antragsvoraussetzungen erfüllen, u. a.
schon erfolgreiche Drittmittelprojekte
im Rahmen der EU-Förderung bzw. in
BMBF-Programmen vorweisen können.
EU-Strategie der HWR Berlin ist es,
eine stärkere und vor allem personell
breitere Beteiligung an den Projekten
im EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 im Vergleich
zum 7. Forschungsrahmenprogramm
zu. Dies soll zum einen dadurch erreicht
werden, indem bereits ausgezeichnete
Forschung mit eher nationalen Bezügen
(insbesondere im Bereich der Sicherheitsforschung und der Ökonomie und
Geschlechterforschung) durch internationale Vernetzung und die Kooperation
mit europäischen Partnern gestärkt
wird. So werden die Forscherinnen und
Forscher der HWR Berlin an die EUForschung herangeführt. Zum anderen
sollen im Bereich der Politischen Ökonomie die bereits bestehenden EU-Forschungskooperationen weiter ausgebaut
werden, um deren Kontinuität und
Verbreiterung zu ermöglichen.
Bewilligt wurden Mittel für zwei halbe
Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter/innen als H2020-Projektentwickler/innen in den Themenschwerpunkten
»Sozial- und rechtswissenschaftliche
Aspekte der zivilen Sicherheitsforschung« sowie der Wirtschafts-und
sozialwissenschaftlichen Forschung im
Bereich der Politischen Ökonomie. Die
Stellen sollen bei den hierfür einschlägi-
gen In-Instituten der HWR Berlin, dem
Forschungsinstitut für öffentliche und
private Sicherheit (FÖPS Berlin) und
dem Institute for International Political
Economy Berlin (IPE Berlin) personell
angesiedelt werden.
Die Hochschule hat sich im Rahmen
des Antrages verpflichtet, eine dritte –
ebenfalls auf zwei Jahre befristete –
halbe H2020-Projektentwickler/in-Stelle
einzurichten, die aus Haushaltsmitteln
finanziert werden wird. Sie wird für den
Schwerpunkt »Ökonomie und Geschlechterforschung« sowie für Antragsentwicklung in allen anderen Themenfeldern der Hochschule zuständig sein.
Die drei H2020-Projektentwickler/innen sollen zum Januar 2015 ihre Arbeit
aufnehmen und in den kommenden
24 Monaten die Forscherinnen und Forscher der HWR Berlin bei der Antragstellung im Horizon 2020 Programm
unterstützen.
Autor ist Forschungsreferent an
■der DerHWR
Berlin.
40
Forschen & Anwenden
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Forschen & Anwenden
41
Schnelle Strafe – wirksame Strafe?
Mitarbeiter/innen finden und binden
Das »Neuköllner Modell« ist eine Variante des Jugendstrafverfahrens. Durch rasche telefonische Klärungen zwischen Polizei,
Staatsanwaltschaft, Gericht und Jugendgerichtshilfe soll in Fällen, in denen eine schnelle Reaktion geboten erscheint, die
Liegezeit von Akten verkürzt und bereits wenige Wochen nach der Strafanzeige ein Urteil gesprochen werden.
Wenn Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, dann kann sie das in den Augen ihrer aktuellen wie potenziellen Mitarbeiter/innen zu attraktiven Arbeitgebern machen. Das Forschungsprojekt »MitCSR – Mitarbeiter finden und
binden“ untersucht,« welche Aktivitäten dabei für Mitarbeiter/innen besonders bedeutsam sind.
Von Claudius Ohder
Von Andrea Pelzeter und Silke Bustamante
An und mit dem Thema Jugendkriminalität lassen sich vermeintliche
gesellschaftliche Entwicklungen
öffentlichkeitswirksam skandalisieren.
Bezugspunkte sind dabei eine angeblich
dramatische Zunahme von Jugendkriminalität und insbesondere von Jugendgewalt sowie das Bild eines Staates,
der inkonsequent, unkoordiniert und
zögerlich reagiert. Verfahren, die sich
über viele Monate hinziehen und an
deren Ende die Angeklagten Opfer und
Staat verhöhnen, »stehen« für diesen
angeblichen Missstand.
Tatsächlich deutet die Statistik auf
einen Rückgang der Jugendkriminalität hin, der sich nicht allein mit dem
demografischen Wandel erklären lässt.
Und zumindest in Berlin ist die Dauer von Jugendstrafverfahren in den
letzten Jahren deutlich zurückgegangen.
Zurückgeführt wird dies unter anderem auf die 2010 erfolgte berlinweite
Einführung des Neuköllner Modells.
Die ehemalige Justizsenatorin Gisela
von der Aue bezeichnete das Neuköllner
Modell nach seiner Erprobungsphase als
»Erfolg versprechenden Baustein bei der
Bekämpfung der Jugendkriminalität«.
Der amtierende Justizsenator Thomas
Heilmann sieht darin einen »beachtlichen Beitrag zur schnellen, stringenten
und erzieherisch angemessenen Einwirkung« auf junge Straftäter/innen.
Die Annahme, dass eine zügige Reaktion auf Rechtsverletzungen erzieherisch
besonders effektiv ist, erscheint plausibel, da für Jugendliche mit zunehmender Zeit die Verbindung zwischen
eigenem Handeln und staatlichen
Maßnahmen undeutlicher wird. Was
jedoch in der Theorie überzeugt, muss
in der Praxis nicht funktionieren. Die
te unter anderem festgestellt werden,
dass eine deutliche Beschleunigung der
Abläufe erreicht worden ist, die Zuständigkeitsregelungen bei der polizeilichen
Jugendsachbearbeitung sowie häufige
Ablehnungen der für das Neuköllner
Modell vorgeschlagenen Fälle durch die
Staatsanwaltschaft die Nutzung dieses
Modells indes beeinträchtigen.
Gerichte sollen bei Jugendstraftaten
­schneller handeln
Foto: Michael Grabscheit / pixelio.de
Senatsverwaltung für Justiz hat daher
Prof. Dr. Claudius Ohder von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR)
Berlin beauftragt, das Neuköllner
Modell zu evaluieren. Mit Dr. ­Helmut
Tausendteufel untersuchte er, ob der
erwünschte Beschleunigungseffekt
erreicht wurde, ob bei der berlinweiten Implementierung dieses Modells
Zielkonflikte aufgetreten sind und ob
die vorgesehene Zielgruppe tatsächlich
erreicht wird. Da sich pädagogische
Wirkung in komplexen Settings nicht
unmittelbar messen lässt, dienten diese
Punkte zugleich als Indikatoren für die
Wirksamkeit des Modells.
Auf der Basis von Aktenauswertungen,
Interviews mit Expert/innen und delinquenten Jugendlichen und der Beobachtung von Gerichtsverhandlungen konn-
Gegenstand der Studie waren auch
mögliche problematische Nebeneffekte
des Modells, wie etwa das mögliche
Zurückdrängen von informellen Reaktionen (Diversion genannt) in Fällen
leichter Kriminalität oder auch das
Übersehen von Gefährdungsumständen
bei den jungen Delinquenten/innen.
Es ist nämlich vorstellbar, dass durch
die enge Terminsetzung Probleme wie
Gewalt in der Familie, Drogenmissbrauch oder chronische Schulverweigerung unerkannt bleiben und als Folge
die gebotene Intervention unterbleibt.
Solche Effekte konnten nicht festgestellt
werden.
» In Berlin ist die Dauer
von Jugendstraf­verfahren
in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. «
Die Studie wurde im September 2014 im
Rahmen eines gemeinsamen Pressegesprächs durch Justizsenator Thomas
Heilmann und Prof. Dr. Claudius Ohder
vorgestellt.
ist Professor für Kriminolo­
■gie DeramAutor
Fachbereich Polizei und Sicher­
heitsmanagement der HWR Berlin.
Die Rekrutierung und die Bindung von
Mitarbeitern/innen an ihren Arbeitgeber erhält durch zwei gesellschaftliche
Entwicklungen aktuell eine besondere
Brisanz. Auf makroökonomischer Ebene droht einerseits das demografische
Szenario einer älter werdenden und
schrumpfenden Gesellschaft mit einer
Verknappung an Humankapital, so dass
es für Unternehmen zukünftig noch
wichtiger wird, qualifizierte Beschäftigte verschiedener Altersklassen zu
finden und dauerhaft zu binden. Parallel
dazu ist der gesellschaftliche Trend zu
verzeichnen, Unternehmen zunehmend
unter anderen als ausschließlich ökonomischen Leistungen zu betrachten. Zur
klassischen »Tugend« wirtschaftlichen
Erfolgs treten andere Maßstäbe hinzu,
mithilfe derer Unternehmen unter ökologischen und sozial-ethischen Referenzen beobachtet und beurteilt werden.
Vor diesem Hintergrund erhöht ökologisch und sozial verantwortliches
Handeln (Corporate Social Responsibility bzw. CSR) – sofern es angemessen
an die relevanten Stakeholder kommuniziert wird – die Attraktivität als
Arbeitgeber und wirkt dadurch auf den
unternehmerischen Erfolg zurück. Das
Verständnis der Erwartungen derzeitiger und potenzieller Mitarbeiter/innen
an die CSR Leistung des Unternehmens
sowie die Erforschung der Zusammenhänge zwischen verschiedenen
Aspekten der CSR, der Kommunikation
von CSR Leistung und -Maßnahmen
und der Bindung und Rekrutierung
von Mitarbeitern/innen ist daher von
besonderem Interesse und Inhalt des
Forschungsprojektes »MitCSR«.
Nach der Förderzusage durch das
Institut für angewandte Forschung
(IFAF) Berlin konnte zum Oktober
2014 die Forschung unter der Leitung von Prof. Dr. Silke Bustamante
und Prof. Dr. Andrea Pelzeter (HWR
Berlin) in Kooperation mit der BeuthHochschule begonnen werden. Die
Untersuchungen nutzen verschiedenste
Methoden der Befragung wie Interviews, Fragebogen, Conjoint-Analyse
sowie einen regelmäßigen Austausch
mit den Praxispartnern in Workshops.
Als Praxispartner konnten gewonnen
werden: BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, INTERSEROH
Dienstleistungs GmbH, Mastiok Baugesellschaft mbH, Sunflower Management – Leonardo Hotels Berlin GmbH
& Co. KG, Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjfbg)
gGmbH und WISAG Gebäudereinigung Holding GmbH & Co. KG.
Zufrieden im Job: Welche Faktoren und Rahmenbedingungen binden Mitarbeiter/innen an ihr Unternehmen?
42
Forschen & Anwenden
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Forschen & Anwenden
43
Unternehmensverantwortung – ein
kulturelles Konstrukt?
Für Japaner/innen zählt vor allem Gemeinwohlorientierung, für Deutsche ist es die Verantwortung gegenüber Mitarbeiter/innen. Ein Forschungsprojekt zeigt im Vergleich, dass für Japaner/innen und Deutsche andere Maßstäbe gelten.
Von Silke Bustamante
Gesellschaftliche Verantwortung von
Unternehmen – ein kulturelles Phänomen oder eine universell gültige Verhaltensanweisung? Diese Frage suchte
das Forschungsprojekt »CSR in Japan
und Deutschland – eine vergleichende Analyse« unter Leitung von Prof.
Dr. Silke Bustamante zu beantworten,
indem es Zusammenhänge zwischen
Stakeholderinteressen, sozio-ökonomischem Umfeld und gesellschaftlicher
Verantwortung von Unternehmen
(Corporate Social Responsibility = CSR)
in Deutschland und Japan analysierte.
Im Mittelpunkt stand eine Befragung
von ca. 1 300 Absolventinnen und
Absolventen deutscher und japanischer
Hochschulen zu ihren CSR bezogenen
Erwartungen an Unternehmen.
Qualifizierte Mitarbeiter/innen finden und halten, eine Herausforderung für alle Unternehmen
Die Unterschiede waren teilweise
­frappierend. Während japanische Absolvent/innen Gemeinwohlorientierung
als wesentlichen Aspekt der Unternehmensverantwortung betrachten,
ist es für deutsche die Verantwortung
gegenüber Mitarbeiter/innen. Auch bei
den wichtigsten Kriterien der Arbeitgeberwahl kristallisierten sich Unterschiede heraus. Für Japaner/innen zählen
die Branche und der Ruf des Unternehmens, aber auch Aspekte wie Arbeitsplatzsicherheit, Work-Life-Balance und
Chancengleichheit mehr als für die
Deutschen. Deutsche Absolvent/innen
schätzen Personalentwicklung, Gehalt
und Karrieremöglichkeiten als wichtiger
ein als ihre japanischen Kommiliton/innen.
Interviews mit CSR Managern/innen
großer Unternehmen deckten insbesondere in Japan deutliche Defizite in den
Bereichen auf, die von den Absolvente/innen als wesentlich hervorgehoben
wurden. Trotz der Defizite japanischer
Japanische Studierende diskutieren mit der Autorin über CSR
Auch die Einstellung und der Umgang mit ökologischen und sozial-ethischen Aspekten eines Unternehmens sind für Mitarbeiter/innen von
zunehmender Relevanz.
Bis September 2016 sollen folgende
Ziele erreicht werden:
den postulierten positiven Zusammenhang zwischen CSR-Performanz,
-Kommunikation und -Commitment
verifizieren;
die Möglichkeiten für Unternehmen
herausarbeiten, mit CSR-Maßnahmen
und deren Kommunikation ihre Identifikations- und Bindungspotentiale zu
erhöhen;
die CSR-Präferenzen aktueller und
potenzieller Mitarbeiter/innen und
■
■
■
die Konsequenzen für das Employer
Branding identifizieren;
einen Handlungsleitfaden für anwendende Unternehmen erstellen.
■
CSR steht gemäß ISO 26000 für »Verantwortung einer Organisation für die
Auswirkungen ihrer Entscheidungen
und Aktivitäten auf die Gesellschaft
und die Umwelt durch transparentes
und ethisches Verhalten…«
Prof. Dr. Andrea Pelzeter leitet die
■Fachrichtung
Facility Management,
Prof. Dr. Silke Bustamante die Fachrich­
tung Dienstleistungsmanagement, beide
im Fachbereich Duales Studium.
Unternehmen – so zum Beispiel in
Bereichen wie Work-Life-Balance,
Diversity oder Gesundheitsmanagement – wächst das Bewusstsein für
die Bedeutung dieser Themen. Hier
spielen noch unterschiedliche Wertvorstellungen älterer Führungskräfte und
junger Arbeitnehmer/innen eine Rolle,
die verhindern, dass CSR nicht nur in
Strukturen, sondern auch in die Realität
überführt wird. Kulturelle Unterschiede
resultieren folglich nicht nur aus nationalen Vergleichen – kultureller Wandel
schließt auch unterschiedliche Werte
junger und alter Managementgenerationen mit ein und erklärt somit die Lücke
zwischen Erwartungen an und Realisierung von CSR in Unternehmen.
ist Professorin und Leite­
■rin DiederAutorin
Fachrichtung Dienstleistungsma­
nagement.
44
Forschen & Anwenden
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Erfahren & Austauschen
45
InnoRadar hat nachgefragt
Steuern lenken Systeme
Welche Innovationen hat der Mittelstand auf dem Radar? Von Big Data, über Gamification bis hinzu Social Media – das
­Forschungsprojekt »InnoRadar« hat Unternehmen aus dem Mittelstand in Berlin und Brandenburg zum Thema Innovation
befragt.
Zum Wintersemester 2014/2015 ist an der HWR Berlin ein neuer, ein weltweit bisher einzigartiger Master-Studiengang gestartet. 27 Frauen und Männer aus 13 Ländern Afrikas studieren für 15 Monate am IMB Institute of Management Berlin »Tax
Policy and Tax Administration«. Entwickelt hat das Programm Prof. Dr. Beate Jochimsen, gemeinsam mit Projektpartner/innen der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und des African Tax Administration Forum (ATAF).
Von Juliane Schmidt, Stefanie Quade und Julia Gunnoltz
Ein Interview von Sylke Schumann
Berlin ist auf dem besten Weg, das Silicon Valley Europas zu werden. Immer
mehr etablierte und neue Start-ups verlegen ihren Firmensitz in die deutsche
Hauptstadt. Während hier am »next big
thing« – am nächsten Facebook oder
Twitter – gebastelt wird, folgen kleine
und mittlere Unternehmen (KMU)
ihrem ganz eignen Rhythmus, wenn es
um den Einsatz und Umsetzungen von
neuen Trends und Innovationen geht.
Zu diesem Ergebnis kam die vom Institut für angewandte Forschung (IFAF)
geförderte InnoRadar-Studie für Berlin/
Brandenburg, die im Oktober 2014 auf
der Veranstaltung InnoLab präsentiert
wurde.
In einer Online-Befragung wurden 278
KMU aus Berlin/Brandenburg nach
ihrer Einschätzung zum Geschäftsklima
und zu aktuellen Trends und Innovationen gebeten. Neben der Bekanntheit
und Nutzung einzelner Innovationen
wurden auch deren Auswirkungen auf
das Unternehmen sowie damit verbundener Risiken und Schwierigkeiten
eruiert.
Rund drei Viertel der befragten KMU
kennen den Begriff »Social Media«.
Sechs von zehn Unternehmern gaben
an, »Cloud Computing«, »E-Learning«
und »3D-Druck« zu kennen. Trotz dieser
Bekanntheit nutzt nur jedes zweite KMU
aktiv Social Media und Cloud Computing, während nur ein Drittel E-Learning
und lediglich 15 Prozent 3D-Druck
nutzen. In der Startup-Szene populäre
Themen wie »Gamification« und »Agiles
Projektmanagement« waren weniger als
15 Prozent der Befragten bekannt. Als
Hauptgründe für den zurückhaltenden
Einsatz der abgefragten Innovationen
wurden Zeitaufwand, Kosten, aber auch
der Mangel an Know-how genannt.
Weshalb braucht die Welt diesen
Master-Studiengang?
BJ: Viele Länder in Afrika öffnen die
Türen für internationale Investoren, so
kommt dringend benötigtes Geld ins
Land. Aber um als Staat unabhängig
agieren zu können, müssen zusätzlich
Einnahmen generiert werden, durch
Steuern zum Beispiel. So haben wir für
afrikanische Steuer- und Finanzbeamt/innen dieses spezielle Master-Programm
entwickelt, denn sie wollen dazulernen –
und sich austauschen.
Ein Master als Learning Network für
Afrikas Steuerverwaltungen?
In der InnoRadar Online-Befragung bewerteten 278 KMU 10 Innovationen nach ihrer Wirkung
und Umsetzbarkeit
BJ: Ja, die Teilnehmer/innen kommen
aus 13 verschiedenen Staaten. In jedem
dieser afrikanischen Länder gibt es ein
anderes Steuersystem, das mehr oder
weniger konsequent angewendet wird
und funktioniert. Das African Tax Admi­
nistration Forum (ATAF), einer unserer
Partner, wurde 2009 von Vertreter/innen
afrikanischer Steuerverwaltungen ge­
gründet, um gute Regierungsführung und
Staatsentwicklung auf dem Kontinent zu
fördern. Das geht auch über den Aus­
tausch von Wissen und Erfahrungen und
Qualifizierungsmaßnahmen.
www.InnoRadar.de informiert KMU über aktuelle Trends und Innovationen
Und wie kam der Master-Studiengang
an die HWR Berlin?
Im Interview: Prof. Dr. Beate Jochimsen
Auf www.innoradar.de finden KMU
Informationen und Blog-Artikel zu den
ausgewählten Innovationen. Teilnehmende KMU erhalten kostenlosen
Zugriff auf ausgewählte Ergebnisse der
großen, regionalen Mittelstandsstudie,
die in Kürze auf der Website verfügbar sein werden. Das IFAF-geförderte
Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt der
HWR Berlin und HTW Berlin unter
der Leitung von Prof. Dr. Holger Lütters
(HTW Berlin) und Prof. Dr. Frank
Habermann (HWR Berlin) und läuft bis
März 2015.
Die Autorinnen arbeiten als wissen­
■schaftliche
Mitarbeiterinnen im For­
schungsprojekt »InnoRadar«.
BJ: Die Deutsche Gesellschaft für Inter­
nationale Zusammenarbeit ist auf mich
zugekommen, ich habe schon früher
mit der GIZ gearbeitet. Viel wichtiger
war aber, dass die fachliche Ausrichtung
unserer Hochschule mit der Kombina­
tion aus Verwaltung, Recht, Volks- und
Betriebswirtschaft sowie einer starken
internationalen, kontinentübergreifenden
Ausrichtung zu diesem Vorhaben passt. Es
ist Teil des Good Financial Governance in
Africa Programme der GIZ.
Das ist ein Pilot-Studiengang. Vier Monate läuft das Programm jetzt. Was haben
Sie erwartet, was hat Sie überrascht?
BJ: Die Gruppe ist sehr heterogen, das
Vorwissen der Bachelor-Absolvent/innen
mit einschlägigem Studienabschluss und
Berufserfahrung sehr unterschiedlich.
Aber alle 27 Teilnehmer/innen sind
ausnahmslos sehr, sehr interessiert, hoch
motiviert, fleißig und untereinander ko­
operativ. Womit ich nicht gerechnet habe,
ist der große Diskussionsbedarf. Die Stu­
dierenden wollen bis ins Details wissen,
wie das Steuersystem in Deutschland und
anderswo in Europa funktioniert, ver­
gleichen – und wägen auf der Grundlage
ihrer Erfahrungen schon jetzt ab, was in
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Erfahren & Austauschen
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Erfahren & Austauschen
47
Spanische Lebensfreude
Carolin Schönemann (23) studiert »Business Administration« an der HWR Berlin und hat ein Erasmus-Jahr in Madrid verbracht.
Im Interview erzählt sie von fröhlichen Madrider/innen, dem spanischen Hochschulsystem und einem Roadtrip in den Süden.
Ein Interview von Barbara Halstenberg
Frau Schönemann, Sie haben ihr viertes
und fünftes Semester an der Universidad Complutese de Madrid (UCM)
verbracht. Wie kam es dazu?
Steuer- und Finanzbeamt/innen aus 13 afrikanischen Ländern studieren im neuen Weiterbildungsprogramm »Tax Policy and Tax Administration«
ihren Ländern davon umzusetzen ist und
was eher nicht, jedenfalls nicht so schnell.
Das wäre zum Bespiel?
BJ: In keinem der afrikanischen Länder,
aus dem die Teilnehmer/innen kommen,
gibt es etwas annähernd Vergleichbares
wie das deutsche Grundbuch, die Basis
für die Besteuerung von Grundbesitz.
Land ist beispielsweise ganzen Clans zu­
geschrieben oder »man weiß eben, wem
das Land gehört«. Bei diesem Thema
kommt man schnell auf eine moralischphilosophische Ebene.
Steuersysteme steuern zu lehren ist
also viel mehr als Finanzpolitik?
BJ: Unbedingt. Die öffentlichen Einnah­
men aus Steuern geben einem Staat nicht
nur ausreichend finanzpolitischen Spiel­
raum, um seine Aufgaben zu erfüllen –
auch wenn das unter Steuerzahler/innen
eine weitverbreitete Annahme ist. Steuern
haben eine viel weitreichendere Wirkung:
Sie sind ein Eckpfeiler guter Regierungs­
führung und Demokratie. Ein wichtiger
Aspekt und Effekt ist auch die regionale
und länderübergreifende Integration.
Diese Erfahrung machen wir selbst inner­
halb der Europäischen Union.
Können Sie dafür bitte Beispiele nennen?
BJ: Steuern fördern Rechenschaftspflicht
und »Ownership«. Den öffentlichen
Haushalt über Steuern zu finanzieren statt
Entwicklungshilfe und Staatskredite in An­
spruch zu nehmen, erlaubt es Regierungen,
unabhängige Entscheidungen zu treffen
und verringert ihre finanzielle Abhängig­
keit von Geberländern und internationa­
len Kreditgebern. Und Bürger/innen, die
ihre Steuern zahlen, verlangen Gegenleis­
tungen vom Staat in Form von öffentlichen
Dienstleistungen. Wer Steuern zahlt, will
davon auch profitieren und wissen, wofür
öffentliche Gelder verwendet werden.
Wie bereichert dieser Master-Studiengang das Angebot der HWR Berlin?
BJ: Mit diesem speziell auf Afrika
ausgerichteten Weiterbildungsprogramm
öffnen wir eine weitere Tür für unsere
ohnehin international ausgerichtete
Hochschule und holen uns neues Wissen,
neue Erfahrungen und Kontakte ins
Haus. Mit den engagierten Studieren­
den zieht die Vielfalt des afrikanischen
Kontinents an der HWR Berlin ein. Wir
sind stolz darauf, dass wir diesen MasterStudiengang gemeinsam mit der GIZ und
dem African Tax Administration Forum
im Auftrag des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung konzipieren konnten und
die HWR Berlin ihn nun durchführt.
Welches Wissen nehmen die Teilnehmer/innen nach dem Abschluss des
Studiums mit nach Hause?
BJ: Über den gesamten Zeitraum ihres
Studiums arbeiten die Teilnehmer/innen
an einem Transferprojekt, das eine auf
dem Steuersystem ihres Heimatlandes
basierende Fragestellung behandelt. Dies
kann in Kooperation mit den jeweiligen
Steuerbehörden erfolgen und wird durch
Mentor/innen aus der Praxis begleitet.
Während eines Studienaufenthaltes in
Südafrika im Juni 2015 statten die MasterStudierenden der Steuerverwaltung South
African Revenue Service (SARS) einen
Besuch ab und setzen sich in Seminaren an
der HWR-Partnerhochschule University
of the Witwatersrand in Johannesburg mit
spezifischen afrikanischen Sichtweisen auf
die jeweiligen Steuerprobleme auseinander.
Die Studieninhalte sind unmittelbar rele­
vant für die Arbeit der Steuer- und Finanz­
expert/innen, die sich hier weiterbilden.
Prof. Jochimsen, vielen Dank für das
Gespräch.
CS: Mich hat schon immer die spanische
Sprache fasziniert, die ich gerne beherr­
schen wollte. Auf dem »International
Day« der HWR Berlin habe ich viele
Informationen über die Partneruniver­
sitäten bekommen. Zusätzlich habe ich
viele Erfahrungsberichte von ehemaligen
Erasmus-Studierenden gelesen, die auch
einen Auslandsaufenthalt in Madrid
absolviert haben. Dadurch hat sich mein
Interesse an dem Land, der Kultur und
der spanischen Lebensfreude noch weiter
verstärkt.
Konnten Sie Unterschiede im spanischen und deutschen Hochschulsystem
beobachten?
CS: Anders als an der HWR Berlin wird
die mündliche Mitarbeit während des
Unterrichts in die Benotung mit einbezo­
gen und Anwesenheitspflicht sowie Haus­
aufgaben gehören zum Unialltag. Ein
weiterer Unterschied sind die »Midterm
Exams«, die in der Mitte und am Ende
des Semesters zusätzlich zu der End­
klausur stattfinden. Sie waren aber sehr
kurz und leicht zu schaffen. Im Großen
und Ganzen muss man an der UCM das
gesamte Semesters konstant mitarbeiten
und Prüfungen absolvieren, während
man an der HWR Berlin in der Regel das
ganze erlernte Wissen am Semesterende
in einer Klausur anwenden muss.
Gab es auch kulturelle Unterschiede,
die Ihnen aufgefallen sind?
CS: Ich hatte das Gefühl, dass die Men­
schen in Madrid viel gelassener und auch
fröhlicher sind als in Deutschland. Sie las­
sen sich nur selten aus der Ruhe bringen
und hetzten nicht eilig durch die Stadt,
wie die Deutschen zum Teil. Außerdem
gehen die Spanier sehr oft aus, in Bars
oder Restaurant, wo sie stundenlang mit
Freund/innen reden und trinken. Es ist
eher unüblich, jemanden abends zu Hause
zu besuchen. Oft wird auch erst gegen 23
Uhr zu Abend gegessen und bis spät in die
Nacht gefeiert – auch unter der Woche.
Im Parque de Retiro in Madrid ging Carolin Schönemann oft spazieren
Haben Sie etwas von der Krise in
­Spanien mitbekommen?
CS: Ich habe ab und zu meine spani­
schen Freund/innen aus der Uni gefragt,
ob sie eine Veränderung spüren und ob
sie sich Gedanken machen wegen der
hohen Arbeitslosenquote. Allerdings
haben sich die Meisten darüber nicht so
viele Gedanken gemacht und waren eher
optimistisch. Das lag wohl auch daran,
dass sie noch studiert haben und noch
nicht intensiv auf Jobsuche waren. Meine
Spanischlehrerin aus der Sprachschule
(27 Jahre), die Englisch und Spanisch
unterrichtet, hatte allerdings sehr große
Probleme, einen gut bezahlten Job zu
finden. Auch ihr Freund, der ebenfalls
Lehrer war, hat nur mit großer Mühe ei­
nen schlecht bezahlten Job gefunden. Die
beiden sind jetzt für ein Jahr nach China
gezogen, wo sie in einer Schule unterrich­
ten können. Ich denke in der Hauptstadt
Madrid bekommt man nicht ganz soviel
von der Krise mit, wie in anderen kleinen
Städten Spaniens.
Was haben Sie persönlich aus dem
Erasmus-Jahr in Spanien für sich mitnehmen können?
CS: Ich habe nicht nur meine Sprach­
kenntnisse verbessert und neue Freund/innen gefunden, sondern auch meinen
persönlichen Horizont erweitert. Ich den­
ke, ich bin durch den Auslandsaufenthalt
viel offener anderen Menschen gegenüber
geworden und auch selbstständiger und
ich habe gelernt, auch mit schwierigen
Situationen umzugehen.
Was war Ihr schönstes Erlebnis?
CS: Eines meiner schönsten Erleb­
nisse war ein Roadtrip, den ich mit
zwei Freundinnen aus Paris während
der Osterferien unternommen habe.
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Erfahren & Austauschen
SemesterJournal 2/14
SemesterJournal 2/14
Kurz & Knapp
49
Feierliche Verabschiedung
Von Diana Jurgec
Am 18. 10. 2014 öffnete das Estrel Convention Center seine Tore zur Verabschiedung für die Absolventinnen und
Absolventen des Fachbereichs Duales
Studium. Ihre Zukunft aktiv mitzugestalten, war die wichtigste Botschaft der
Festredner und sie fanden dafür sehr
bewegende Worte. Mit dem Zitat »Das
Leben ist wie eine Schachtel Pralinen –
man weiß nie was man kriegt«, empfahl
Christof Beutgen (Deutsche Bahn AG)
den Absolvent/innen mit den Worten
der Figur Forrest Gump aus dem gleichnamigen Film, neugierig zu sein, den
eigenen Weg zu gehen und zu »probieren«, da nicht alle Pralinen gleich schmecken. Thomas Schmidt (Vertreter des
Absolvent/innenjahrgangs) schloss sein
Resümee mit der Aufforderung an seine
Mitstudierenden, für frischen Wind
zu sorgen. »Es muss nicht gleich ein
Orkan sein – es reicht ein leises Säuseln.
Ein leises Säuseln, das Dinge in Frage
stellt, Missstände aufzeigt, das bereit ist,
Verantwortung zu übernehmen und so
unsere Zukunft aktiv mitzugestalten, und
bei Gegenwind durchhält.« Der anschließende Bachelor-Ball war mit 774 Gästen
sogar größer als im letzten Jahr.
Thomas Schmidt (Festredner und Jahrgangsbester der Fachrichtung Informatik) mit
weißem Cowboyhut als Symbol der WhiteHat-Hacker, die ihr Wissen nur innerhalb der
Gesetze und der Hackerethik nutzen.
»Fit for Economy« mit dem Wirtschaftsführerschein
HWR-Studentin Carolin Schönemann während ihres Austauschsemesters mit Freund/innen in Salamanca, Spanien
Von Sylke Schumann
Zusammen sind wir mit verschiedenen
Mitfahrgelegenheiten (Blablacar) nach
Granada, Malaga und Marbella gereist.
Es war extrem interessant, auch mal an­
dere Teile Spaniens zu sehen und andere
Akzente zu hören. In Granada haben
wir an einem Abend eine Flamenco
Show gesehen, die uns sehr beeindruckt
und bei der man das Temperament und
die Lebensfreude der Spanier/innen
spüren konnte.
reiche sehr gute und zugleich preiswerte
Bars gibt und es bis spät in die Nacht nur
so von jungen Leuten wimmelt.
Wie funktioniert ein Unternehmen im
Markt? Was heißt es, Unternehmer/in
zu sein? Auf diese und andere Fragen
erhielten 100 Berliner Schülerinnen
und Schüler, die im Oktober 2014 an
der HWR Berlin den Wirtschaftsführerschein ablegten, Antworten.
Was haben Sie in Ihrer Freizeit gemacht?
Haben Sie noch einen Tipp für andere
Studierende, die sich auf ein Auslandssemester vorbereiten wollen?
CS: Ich bin oft spazieren gegangen im
wunderschönen Retiropark oder ich habe
den sehr beliebten Rastro Markt besucht,
der immer nur sonntags in dem Bezirk la
Latina stattfindet. Abends bin ich oft mit
Freund/innen was trinken oder Tapas
essen gegangen, am liebsten in den Bezir­
ken la Latina und Malasana, wo es zahl­
Was sind Ihre weiteren Pläne?
CS: Erst einmal werde ich meine Bache­
lorarbeit schreiben und habe danach vor,
einen Master zu absolvieren. Allerdings
weiß ich noch nicht genau wo, eventuell
sogar ebenfalls in Madrid.
CS: Es ist auf jeden Fall wichtig, sich
rechtzeitig um eine Unterkunft zu
kümmern, damit man sich Stress erspart.
Zudem ist es sehr hilfreich, wenn man
schon Grundkenntnisse der Fremdspra­
che hat. In Madrid z. B. sprechen die
meisten Leute (außer Studierenden) nur
schlechtes Englisch. Ansonsten denke ich,
sollte man einfach alles auf sich zukom­
men lassen und nicht zu viele Erwar­
tungen und Vorstellungen haben, da oft
alles ganz anders wird, als man es sich
vorstellt.
Welche Bedeutung hat Europa für Sie?
CS: Europa bedeutet für mich Freiheit,
Sicherheit und Gemeinschaft. Ich finde
es toll, wie vielfältig Europa ist. Dank der
EU ist es möglich, schnell und einfach
viele neue Kulturen und Menschen ken­
nenzulernen. Das schafft einen gewissen
Zusammenhalt und vereint Menschen
und Freund/innen aus verschiedensten
Ländern und Kulturen. Ich hoffe, dass
in Zukunft alle EU-Mitgliedstaaten
zusammenhalten und gemeinsam Krisen
überwinden.
Vielen Dank für das Gespräch.
In einem vom Berlin Junior Business
e. V. in Kooperation mit den Berliner
Wirtschaftsgesprächen und der HWR
Berlin angebotenen Seminartag zu
Wirtschafts- und Finanzfragen bereiten
sich Jugendliche der 11. bis 13. Klasse auf
Ausbildung, Studium und Beruf vor. In
Vorträgen und Workshops machen sie
sich in einem kompakten Grundkurs
vertraut mit der Unternehmenspraxis
und haben die Möglichkeit, Kontakte
für Praktika, zu Wirtschaftsvertreter/innen und Wissenschaftler/innen zu
knüpfen.
50
Kurz & Knapp
SemesterJournal 2/14
Wer hat das Bonbonglas gestohlen?
SemesterJournal 2/14
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Termine
Von Sylke Schumann
Auch 2014 war die KinderUni Lichtenberg (KUL) von HWR Berlin und HTW
Berlin wieder ein voller Erfolg. Nicht
nur als Polizeidirektor Christian Matzdorf – der für gewöhnlich vor angehenden Kriminal- und Schutzpolizist/innen
an der HWR Berlin lehrt – bei seiner
Vorlesung die neugierigen jungen Zuhörer/innen mit auf Spurensuche nahm,
waren der Hörsaal proppevoll und die
aufgeweckten KUL-Student/innen ganz
Ohr. An sieben Freitagen und Samstagen im November halten echte Professo-
rinnen und Professoren in einem echten
Hörsaal kindgerechte Vorlesungen aus
ihren Wissensgebieten für wissbegierige
Mädchen und Jungen ab 8 Jahren.
Prof. Dr. Andrea Rumler referierte über
Korruption und begründete, weshalb
Bestechung schlecht ist. Prof. Dr. Henrik
Schütt erklärte den begeisterten KULKindern, wie aus Papier Geld entsteht
und warum man damit etwas kaufen
kann. »Wie kommen eigentlich die Lebensmittel ins Supermarktregal?« Diese
typische Kinderfrage zur faszinierenden
Welt der Logistik griff Prof. Dr. ­Hendrik
Wildebrand auf. Und Prof. Dr. Erik
Kraatz zeigte in einem Vortrag für Eltern
rechtliche Grenzen bei der Nutzung von
Internetdiensten auf. Für Erwachsene
bietet die KUL parallel zu den KinderVorlesungen im Nebenraum Veranstaltungen zu Themen aus den Bereichen
Erziehung, Familienleben und Schule.
Weitere Informationen
www.kinderuni-lichtenberg.de.
Immer im November öffnet die KinderUni Lichtenberg (KUL) ihre Hörsaaltüren für aufgeweckte und wissbegierige Mädchen und Jungen ab 8
Infoveranstaltung: Mehr als nur
Geld – Stipendien zur Finanzierung des
Studiums
Viele Studierende kennen die zahlreichen Möglichkeiten eines Stipendiums
nicht oder denken, sie seien nicht
förderwürdig. Im Auswahlverfahren der
Stipendiengeber kommen aber nicht nur
Einserkandidat/innen in Frage. Stiftungen fördern zunehmend auch bisher
unterrepräsentierte Gruppen wie Bewerber/innen von Fachhochschulen und
Studierende aus nicht-akademischen
Elternhäusern. Studierende der HWR
Berlin sind herzlich eingeladen, die verschiedenen Stipendienprogramme kennen zu lernen: Avicenna Studienwerk,
Cusanuswerk, Deutschlandstipendium,
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk,
Evangelisches Studienwerk e. V. Villigst,
Friedrich-Ebert-Stiftung, Friedrich-Naumann-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung,
Hans-Böckler-Stiftung, Hanns-SeidelStiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung,
Rosa-Luxemburg-Stiftung, Stiftung
Begabtenförderung berufliche Bildung,
Studienstiftung des Deutschen Volkes,
Stiftung der Deutschen Wirtschaft.
Montag, 19. Januar 2015, 16.00 Uhr
HWR Berlin, Campus Schöneberg,
­Badensche Str. 50-51, Raum B 3.01
3. Forschungsforum der HWR Berlin
Am Montag, den 26. Januar 2015, gibt
es beim 3. Forschungsforum der HWR
Berlin für Hochschullehrer/innen und
den wissenschaftlichen Nachwuchs
wieder die Gelegenheit, aktuelle Forschungsvorhaben (HWR geförderte
Forschungsvorhaben, Drittmittelprojekte, sonstige Forschung) der Hochschulöffentlichkeit vorzustellen.
Montag, 26. Januar 2015, ab 14.00 Uhr
HWR Berlin Campus Schöneberg,
Alte Bibliothek im Haus B
Badensche Str. 50-51, 10825 Berlin
MBA Informationstag
Das IMB Institute of Management
Berlin der HWR Berlin lädt zum MBA
Informationstag. Interessierte können
sich über den international akkreditierten Berlin MBA (Vollzeit / berufsbegleitend) informieren und mit Lehrenden,
Absolvent/innen und Studierenden über
Studium und individuelle Karrierepläne
sprechen. Außerdem gibt es eine Informationsbörse zu den einzelnen MBASpezialisierungen sowie Beratung und
Tipps zur Studienplatzbewerbung und
zu Finanzierungsmöglichkeiten.
28. Februar 2015, 14.00 bis 16.00 Uhr
HWR Berlin, Campus Schöneberg
Haus C, IMB Insitute of Management
Berlin
Badensche Str. 50 – 51, 10825 Berlin
Im Mittelpunkt der Veranstaltung
stehen Vorträge über die Ergebnisse von
Forschungssemestern. Auch wird der
Forschungsbericht für die Jahre 2012 –
2013 kurz vorgestellt. Als neues Element
werden zudem einige Kolleginnen und
Kollegen in einem »Science Slam« ihre
Forschung präsentieren. Dabei darf das
Publikum dann über die Präsentationen
entscheiden – die beste Darstellung wird
prämiert!
Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Doktorandinnen und Doktoranden haben
zudem die Gelegenheit, ihre aktuellen
Forschungsprojekte mit einem Poster
zu präsentieren. Fragen zu Organisation und Ablauf bitte an Annika Wurbs
([email protected]).
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Notieren & Weitersagen
Lehrbezogene Fort- und Weiter­
bildungsangebote für Lehrende der
HWR Berlin
Bewerbungstermin: Weiterbildungs­
programm »Strategische Kompetenz
für Frauen in Aufsichtsräten« 2015
Die HWR Berlin bietet für alle Lehrenden der HWR Berlin (hauptamtliche
Lehrende und Lehrbeauftragte) ein
kostenloses hochschuldidaktisches
Weiterbildungsprogramm an. Im Januar
2015 geht es um den »Umgang mit heterogenen Gruppen«, und im März 2015
ist ein zweitägiges Seminar zum »Ressourcenorientiertes SelbstmanagementTraining« nach dem Züricher Ressourcen Modell geplant. Eine Anmeldung ist
erforderlich. Die Teilnehmerzahlen sind
begrenzt.
Die zertifizierte Hochschulweiterbildung „Strategische Kompetenz für
Frauen in Aufsichtsräten“ der HWR
Berlin ist eine modular aufgebaute, berufsbegleitende Qualifizierungsreihe für
Frauen, die bereits in einem Kontrollgremium im privaten oder öffentlichen
Sektor tätig sind oder die ein solches
Mandat übernehmen wollen. Neben betriebswirtschaftlichen und juristischen
(Grund-)Kenntnissen werden strategische Kompetenzen vermittelt, die
die Teilnehmerinnen dazu befähigen,
sich in Nominierungs- und später in
Entscheidungsprozessen der Kontrollgremien gleichberechtigt durchsetzen
zu können. Die Lehrveranstaltungen
finden an Freitagnachmittagen und
ganztägig an Samstagen statt.
Weitere Informationen
www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/portrait/
qualitaet/lehrbezogene-fort-und-weiterbildung/
19. Januar, 24. / 25. März 2015
Weitere Informationen zu Programm,
Terminen und Bewerbungsverfahren im
Internet unter
www.aufsichtsrat-weiterbildung.harriet-­
taylor-mill.de
Bewerbungstermin: 28. Februar 2015
SemesterJournal 2/14
Neu & Berufen
SemesterJournal 2/14
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Neuberufungen
Fachbereich 1 Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr. rer. pol. Jörn Schönberger – Professur für Supply Chain und Operations Management
Jörn Schönberger studierte Mathematik
an der Universität Bremen. 2004 promovierte er dort zum Thema »Operational
Freight Carrier Planning« und habilitierte im Fach Betriebswirtschaftslehre
im Jahr 2010. Im Sommersemester 2014
vertrat Jörn Schönberger die Professur
für Operations Research und Supply
Chain Management an der RWTH
Aachen. Seit 2005 ist Jörn Schönberger
regelmäßiger Gastprofessor für »IT and
Logistics« an der Université de Rennes 1
in Frankreich.
Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der HWR Berlin verstärkt Jörn
Schönberger die Lehre im Schwerpunkt
Supply Chain und Operations Management. Dabei liegt sein Schwerpunkt in
der Vermittlung und Anwendung von
Planungsverfahren für die Gestaltung
und Ausführung logistischer Systeme
und Prozesse. Der Einsatz von Computersystemen für die Entscheidungsunterstützung in komplexen Planungsszenarien stellt einen weiteren Schwerpunkt
seiner Lehrtätigkeit dar.
Prof. Dr. Barbara Beham – Professur für Arbeitspsychologie & Cross-Cultural Management
Barbara Beham war nach Abschluss
ihres Studiums an der Johannes Kepler
Universität Linz mehrere Jahre als
Projektmanagerin in der IT-Branche
in Österreich tätig. Im Rahmen einer
zweijährigen Forschungstätigkeit an
der IESE Business School in Barcelona
promovierte sie mit einer Arbeit im
Fachgebiet Organizational Behavior.
Danach folgte eine zweijährige Forschungstätigkeit als Post-doc an der
Universität Hamburg. In Berlin nahm
sie einen Ruf auf eine Juniorprofessur
an der Humboldt-Universität zu Berlin
an und hatte danach eine Professur für
Gender & Diversity Management an der
Technischen Universität Berlin inne.
Im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen
international vergleichende Studien zur
Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
In der Lehre liegen ihre Schwerpunkte
in den Fachgebieten Organizational
Behavior, Cross-Cultural Management
und Diversity Management.
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Neu & Berufen
SemesterJournal 2/14
Dr. Diana Bank Weinberg – Gastprofessur Wirtschaftswissenschaften
Diana Bank Weinberg, geboren in Mexiko Stadt, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Columbia University in
New York. Von 1996 bis 2000 arbeitete
sie für die amerikanische Softwarefirma
BMC in Israel. Parallel schloss sie 2008
ihren PhD in »International Business
and Marketing« an der Bar Ilan Universität, Israel ab. Zwischendurch lehrte sie
»International Business« am Georgia
Institute of Technology in Atlanta. Von
2008 bis 2009 war sie akademische
Leiterin des »MBA for Women Entrepreneurs« am Instituto Tecnológico de
Monterrey (ITESM), campus Puebla.
Danach lehrte sie bis Juli 2014 an der
Universidad de las Américas Puebla
(UDLAP), wo sie auch drei Master-Programme koordinierte. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen
Business-Diplomacy, Soziales Unternehmertum und Wirtschaftspädagogik in
Schwellenländern.
Prof. Dr. Peter Utzig – Professur für Allgemeine Betriebswirtschafslehre, insbesondere Controlling
Peter Utzig hat Wirtschaftsmathematik
mit den Schwerpunkten Statistik und
Marketing in Trier studiert. Danach
wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Lehrstuhl für »Industrielles Marketing Management« an der
Freien Universität Berlin. Nach seiner
Promotion 1996 zum Thema »Kundenorientierung strategischer Geschäftseinheiten« an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität
zu Berlin absolvierte er erste Control-
lingpositionen im In- und Ausland beim
ThyssenKrupp-Konzern. Danach war er
mehrere Jahre als kaufmännischer Geschäftsführer (CFO) im Werkzeugmaschinenbau tätig, bevor er 2007 als CFO
in die Geschäftsführung der European
School of Management & Technology,
einer privaten internationalen Business
School in Berlin, eintrat. Seit 2013 hat
er Lehraufträge an der FOM Hochschule in München und der HWR Berlin
übernommen.
Fachbereich 2 Duales Studium Wirtschaft • Technik
Neu & Berufen
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Prof. Dr. Arnd Kölling – Professur für Volkswirtschaftslehre
Nach Beendigung des Studiums der
Wirtschaftswissenschaften an den
Universitäten Hannover und Antwerpen
promovierte Arnd Kölling als Stipendiat
der damaligen Bundesanstalt für Arbeit.
Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter mehrere Jahre
für das Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung und das Statistische
Bundesamt. Anschließend war er sechs
Jahre in der Finanzwirtschaft tätig,
zuletzt als Referent für Risikocontrolling
und Produktentwicklung bei der Förderbank des Landes Niedersachsen (NBank).
Von 2008 bis 2014 war er Professor für
Volkswirtschaftslehre, insbesondere
für Arbeitsmärkte an der Hochschule
der Bundesagentur für Arbeit (HdBA).
Zu seinen Forschungsschwerpunkten
gehören die Analyse der betrieblichen
Arbeitsnachfrage und die Evaluation der
quantitativen Wirkung von öffentlicher
Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik.
Prof. Dr. Annette Detzel – Professur für Baukonstruktion
Annette Detzel hat an der Universität
Stuttgart Bauwesen studiert. Nach ihrem
Studium war sie drei Jahre als Tragwerksplanerin in Arnhem und Delft
tätig. Im Anschluss an ihre Promotion
an der Universität Stuttgart zum Thema
Beul-Knicken geschweißter Kastenstützen kombinierte sie eine Tätigkeit als
Tragwerksplanerin in Basel mit einer
Dozentenstelle an der FHNW Muttenz.
Vor ihrer Berufung an die Hochschule für
Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin war
Annette Detzel sechs Jahre als selbständige Tragwerksplanerin für Solaranlagen
und als Hochschuldozentin für konstruktiven Ingenieurbau an der Hochschule
Rotterdam in den Niederlanden tätig.
Dort wirkte sie unter anderem an einem
Forschungsprojekt zu nachhaltigem
Bauen mit, in dessen Rahmen Studierende ein Einfamilienhaus aus ausschließlich
nachwachsenden und recycelten Baustoffen errichteten.
Fachbereich 5 Polizei und Sicherheitsmanagement
Prof. Dr. Kathrin Kirchner – Professur für Internationale Wirtschaftsinformatik
Kathrin Kirchner hat Informatik an
der Friedrich-Schiller-Universität Jena
studiert. Nach einer Tätigkeit als freiberufliche Medienberaterin und Dozentin
war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik
an der Universität Jena und hat dort
2006 über räumliche Entscheidungsunterstützungssysteme promoviert. Dabei
war sie in zahlreichen Projekten mit
Unternehmen und in Forschungsprojekte mit internationaler Beteiligung
SemesterJournal 2/14
involviert. Nach ihrem Wechsel an das
Universitätsklinikum Jena war sie dort
in ein Projekt zur Prozessintelligenz
im Gesundheitswesen eingebunden.
Seit August 2014 an der Hochschule für
Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin,
liegen ihre Forschungsschwerpunkte
in der Modellierung und intelligenten
Analyse von Geschäftsprozessen und
dem Einsatz von Social Media im internationalen Unternehmenskontext.
Prof. Dr. Marc Coester – Professur für Kriminologie
Marc Coester hat Erziehungswissenschaft an der Universität Tübingen
studiert und war anschließend in der
Kulturwerkstatt e.V. Reutlingen als Sozialpädagoge tätig. Seine Doktorarbeit
zum Thema »Hate Crimes« verfasste
er als wissenschaftlicher Angestellter
an den Instituten für Kriminologie der
Universitäten Tübingen und Marburg.
Zwischen 2006 und 2014 war er beim
Landespräventionsrat im niedersäch­
sischen Justizministerium beschäftigt,
leitete dort den Arbeitsbereich »Prä-
vention von Rechtsextremismus« und
setzte das EU geförderte »BeccariaProgramm – Qualität in der Kriminalprävention« um. Zudem wirkte
er als Freier Mitarbeiter im Projekt
»Systematische Rückfalluntersuchung
im hessischen Jugendstrafvollzug« mit
und war Lehrbeauftragter an der Ostfalia Hochschule (Fakultät für Soziale
Arbeit) in Wolfenbüttel. Seit 2003 ist er
außerdem wissenschaftlicher Berater
beim Deutschen Präventionstag.
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Erschienen & Gelesen
SemesterJournal 2/14
Publikationen
B2B-Online-Marketing und Social
Media
Ein Praxisleitfaden
Ralf T. Kreutzer, Andrea Rumler und
­Benjamin Wille-Baumkauff
Springer Gabler Auflage: 2015
(31. Oktober 2014)
279 Seiten, 49,99 Euro
ISBN: 978-3658046941
Ralf T. Kreutzer, Andrea Rumler und
Benjamin Wille-Baumkauff erläutern,
wie B2B-Unternehmen einen kompetenten Online-Auftritt erreichen. Dazu
zählt neben einer empfängerorientiert
ausgestalteten Corporate Website auch
eine Suchmaschinen-Optimierung,
die sich an den Nutzergewohnheiten
SemesterJournal 2/14
Erschienen & Gelesen
Politics in Contemporary Portugal
Democracy Evolving
orientiert. Zusätzlich wird die gerade
für B2B-Unternehmen wichtige Frage
beantwortet, welche Bedeutung einem
Engagement in den Sozialen Medien
beizumessen ist. Bei der Bearbeitung
dieser Fragestellungen werden in besonderem Maße die Einsatzbedingungen
und Erfolgsfaktoren in B2B-Märkten
berücksichtigt. Um den Stellenwert zu
verdeutlichen, den die Online- und Social-Media-Wirklichkeit auf B2B-Märkten heute schon erreicht hat, wurden
einschlägige Best-Practice-Cases aus
dem Geschäftskundenbereich integriert.
Abgerundet wird das Werk durch einen
Beitrag zu den rechtlichen Rahmenbedingungen des Online-Marketings, die
alle Nutzer/innen kennen sollten.
José M. Magone
Rienner 2014
295 Seiten, 69,95 Dollar
ISBN: 978-1-62637-025-8
José Magone provides a comprehensive overview of the development of
Portuguese democracy, highlighting
the country’s achievements and failures
across four decades.
Security Management International
Project Idea and Implementation
Praxisorientiertes Online-Marketing
Konzepte – Instrumente – Checklisten
Ralf T. Kreutzer
Springer Gabler 2014
2., vollständige überarbeitete u. erweiterte
Auflage
575 Seiten, 34,99 Euro
ISBN 978-3-658-02390-4
Endkund/innen verbringen immer
mehr Zeit online und ziehen zunehmend Aufmerksamkeit von den klassischen Offline-Medien ab. So folgen
Unternehmen ihren Kund/innen – BtoB
wie BtoC gleichermaßen – ins Internet.
Ralf T. Kreutzer beantwortet in diesem
Buch die wichtigsten Fragen, die sich
dabei stellen, und präsentiert konkrete
Lösungskonzepte und Erfolgsstrategien.
Auf diese Weise wird den Unternehmen
bewährtes Handwerkszeug präsentiert,
um den zunehmenden Einsatz von
Marketing-Budgets im Online-Bereich
durch nachweisbare Erfolge zu rechtfertigen. Die 2. Auflage wurde umfassend
überarbeitet und aktualisiert. Zudem
wurden neue Trends im Online-Marketing identifiziert und aufgenommen.
»Ein umfassendes Nachschlagewerk,
das nicht nur für Studenten wertvoll ist,
sondern gleichzeitig auch für Praktiker, die sich mit dem neuesten Stand
des digitalen Marketings in kompakter
Form auseinandersetzen.«
Dr. Wolfgang
Merkle, Director Consumer & Brand,
Tchibo GmbH, Hamburg
Oesten Baller (Hg.)
Berliner Wissenschafts-Verlag 2014
174 Seiten, 33 Euro
ISBN 978-3-8305-2938-5
Neither security nor risks are issues that
can be appropriately considered or examined from within the narrow confines
of a single country; crime does not stop
at the national borders. The demand for
security services has steadily increased
both, throughout Europe and the world.
57
Magone briefly traces Portugal's political history and provides socioeconomic
context before turning his attention
to a range of key areas: from political
structures and public administration
to political culture, from the role of the
judiciary to foreign and defense policy.
Thoroughly researched, his book is an
unparalleled contribution to scholarship
on this young democracy.
The above mentioned scenarios soon
gave rise to the idea of creating an academic training programme in Security
Management with a strong international
focus. This book describes the development of a respective project and its
implementation in higher education.
The core of the book is devoted to the
academic contributions that were most
influential on the initial implementation
of the project. Most of these contributions are given by scholars who are
teaching the Programme at the Berlin
School of Economics and Law.
58
Meinen & Diskutieren
SemesterJournal 2/14
Unser Europa:
Eine Selbstverständlichkeit?
Impressum
Herausgeber
Bildnachweise
Wohlstand, Frieden, Einheit. Das ist das europäische Versprechen. Doch unser Kontinent steht vor großen Herausforderungen,
dieses Versprechen noch einlösen zu können.
Hochschule für
Wirtschaft und Recht Berlin
Der Präsident
Badensche Straße 52
10825 Berlin
Von Martin Speer
Redaktion
Titel, S. 5, 11, Sylke Schumann
22, 36, 39,
45, 46, 49,
50, 51, 52
Seite 8
Dr. Cordia
­Schlegelmilch
Seite 1
Christian ­
Kretke
Seite 14
Michael Rohde
Seite 15
Fernstudien­
institut –
Andrea Katheder
Seite 20
Joachim von
­Standrart
Seite 24
Berliner ­
Sparkasse
Seite 25
Elena Brandalise
Seite 26, 27
Berliner
­Stadtmission
Seite 28, 29
Joschka Hahler
Seite 30
TOTAL E-­
QUALITY
Deutschland e. V.
Seite 34
AG Mathe_
MINT 4
Seite 41, 42
WISAG Facility
Service Holding
Ein junger Europäer unter 30 Jahren zu
sein, ist in Tagen wie diesen nicht immer
einfach. Unser Kontinent ist tiefgreifenden inneren und äußeren Spannungen ausgesetzt. Wiedererstarkende
außenpolitische Konflikte, das deutliche
ökonomische Ungleichgewicht zwischen den EU-Staaten, die Rückkehr des
Nationalismus’ und die kontinuierliche
Transformation unserer Lebens- und
Arbeitsweisen durch die Globalisierung
und Digitalisierung überfordern unser
auf Kontinuität getrimmtes Denken. Wie
sollte es auch anders sein? Besonders wir
jungen Deutschen sind geprägt durch
eine lange Zeit des Friedens und des
Wohlstandes. Vor großen Umbrüchen
blieben wir verschont, auch wenn sie
vor 25 Jahren mit dem Fall der Berliner
Mauer direkt vor unserer Haustür stattfanden. Doch wir waren zu jung. Die
wenigsten von uns können sich auch nur
ansatzweise an dieses Ereignis erinnern.
Wir kennen die friedliche deutsche Revolution nur aus den Geschichtsbücher
und Erzählungen unserer Eltern.
Die Kompassnadel unseres Lebens ist
auf Fortschritt geeicht
Unsere Realität ist eine andere: die
des geeinten Deutschlands, des täglich
gelebten Europas, des stabilen Wertefundaments. Auf Hochgeschwindigkeitsstrecken fahren wir mit Tempo 300
ohne Grenzkontrolle zu Freunden nach
Paris, treten über Nacht Jobs in Italien
oder Schweden an, verlieben uns bürokratiefrei über Grenzen hinweg und
können in den meisten Fällen diskriminierungsfrei so leben und sein, wie wir
sind. Mit all dem sind wir aufgewachsen, es ist für uns selbstverständlich.
Fortschritt ist das, was wir kennen und
erwarten. Doch langsam realisieren
Sylke Schuman (verantwortlich),
Pressesprecherin HWR Berlin
Barbara Halstenberg, Freie Redakteurin
Layout und Satz
Meike Lorenz, Berlin
Druck
Das Druckteam, Berlin
HWR-Student Martin Speer interessiert sich und kämpft für die Rechte zukünftiger Generationen
wir, dass all diese Errungenschaften,
seien sie materieller oder ideeller Natur,
weniger stabil sind, als wir dachten.
Sie müssen stetig neu belebt, verteidigt
und verargumentiert werden. Doch wer
übernimmt diese Aufgabe? Brüssel, die
Politik, gar das Schicksal?
Die Antwort liegt näher. Wir sind es.
Wir, die jungen Europäer/innen, müssen,
dürfen und können Europas Einheit und
Werteraum in die Zukunft führen. Doch
sind wir dazu überhaupt in der Lage? Der
Gedanke macht uns womöglich im ersten
Moment Angst, weil wir nie gelernt haben, für unsere Werte wirklich einzustehen. Doch Angst kann ein allzu trügerischer Ratgeber sein. Sie ist in der Lage,
unsere Sinne zu schärfen, sollte sie aber
nicht bestimmen. Wir sollten vielmehr
die Chance und das Privileg erkennen,
welches sich in diesen Tagen auftut.
Unser kritischer Geist ist gefragt
In uns, einer Generation, die besser
ausgebildet und vernetzt ist als je zuvor,
schlummern alle Qualitäten und Talente, um Europas Weg zu gestalten. Doch
unsere Potentiale bleiben unentdeckt,
wenn wir sie nicht aktivieren und mit
anderen teilen. Wir müssen uns einmischen, den Blick vom SmartphoneDisplay erheben und uns aktiv beteiligen. Wie wollen wir die Arbeitswelt
familienfreundlicher gestalten, unserer
Demokratie ein Update verpassen,
unsere Privatsphäre beschützen oder die
überholten Uni-Lehrpläne entrümpeln?
Diese Fragen werden sich nicht von
selbst beantworten. Es braucht unsere
Ideen und unseren frischen Blick. Nur,
wenn wir uns einmischen, mischen
wir mit. Im Kleinen wie im Großen.
In Europa, Deutschland, an unserer
Hochschule und in unserem Leben. Es
geht schließlich um unsere Zukunft. Bist
du dabei?
www.martinspeer.de
Martin Speer, 28, ist Aktivist und
■Autor.
Er studiert Wirtschaft an der
HWR Berlin, ist Botschafter der Stiftung
für die Rechte zukünftiger Generationen
und beteiligt sich aktiv am öffentlichen
Diskurs – unter anderem, indem er bei
Maybrit Illner diskutiert und für »Die
Zeit« schreibt.
Erscheinungsweise: halbjährlich,
Auflage: 2 800
Die nächste Ausgabe erscheint im
Juni 2015.
Redaktionsschluss: Ende März 2014
ISSN 0945-7933
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der jeweiligen
Autorin bzw. des jeweiligen Autors dar.
Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte sinnwahrend zu kürzen.
Der Nachdruck von Texten ist bei der
Redaktion zu erfragen.

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