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SemesterJournal Europa – mehr als ein Thema Krise und (dennoch) Chance (Master)Kompetenz für Europa 2/14 Rund 100 europäische Partnerhochschulen zählt die HWR Berlin. An keiner anderen deutschen Fachhochschule studieren so viele Austauschstudierende. Auch HWR-Studierende, Mitarbeiter/innen und Dozent/innen sind hoch mobil. 4 Grußwort SemesterJournal 2/14 Europa – Krise und (dennoch) Chance Die Rede über »Europa in der Krise« ist derzeit weit verbreitet, und sie ist geprägt von berechtigter Kritik. Aber neu ist das Ausmaß, in dem die Verteilung der Krisenverlierer Europa zu spalten droht. Die Menschen an der Peripherie fühlen sich angesichts der gewaltigen Jugendarbeitslosigkeit von Europa verlassen. Umgekehrt ist in Ländern wie Finnland, den Niederlanden und Deutschland das Gefühl verbreitet, man werde nur zur Kasse gebeten, um das Ausscheiden einzelner Länder aus dem Euro zu verhindern. Wie irrig das Empfinden auch sein mag, viele Menschen erleben die EU als fremde Macht, die ihrer täglichen Misere gleichgültig zuschaut oder sie noch verschärft. Wer die Krise überwinden will, muss wissen, wie sie entstand. Es begann mit der Idee, nach der Epochenwende von 1989 mit einer gemeinsamen Währung die europäische Integration zu krönen. Der guten Absicht entsprach jedoch keine Gemeinsamkeit der Interessen. So bekamen wir den Euro ohne eine europäische Koordination der Wirtschaftspolitik – und das in einer von neoliberaler Globalisierung geprägten Welt, in der immer mehr Kapital nach lukrativer Anlage sucht und Spekulationsblasen produziert. Zudem bewirkt der Mangel an EU-interner Abstimmung in der Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik, dass gegenüber anderen Euro-Ländern Deutschland seit langem gewaltige Leistungsbilanzüberschüsse erzielt. Die ›starken‹ EU-Länder leben also unter ihren, die EU-Peripheriestaaten hingegen über ihre Verhältnisse. » Bei aller auch berechtigten sozialen und demokratischen Kritik an der EU ist die Europäische Einigung doch ein unschätzbarer historischer Fortschritt. « SemesterJournal 2/14 Grußwort Zu diesen Menschen zählen schon längst Studierende, die europaweit mobil sind und damit zur Überwindung nationaler Vorurteile beitragen. Dazu gehören auch Hochschulen, die über die Grenzen der Länder und über den Rand enger Fachdisziplinen hinausblicken. Ich kenne die HWR Berlin als einen Ort, wo Menschen aus vielen Ländern studieren, wo interdisziplinäres Denken eingeübt und das politische Streitgespräch gepflegt wird. Solche Hochschulen kann Europa allemal gebrauchen. Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche uns in Europa, dass wir die Krise gemeinsam und schnell überwinden und die vielen Chancen nutzen, Chancen für alle. Sven Giegold Mitglied der Grünen Fraktion im Europaparlament Sven Giegold: »Ich kenne die HWR Berlin als einen Ort, wo … das politische Streitgespräch gepflegt wird.« Bei dieser Podiumsdiskussion diskutierte der Europaparlamentarier der Grünen mit Jörg Asmussen, seinerzeit Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (links im Bild), und Marc Brost von der Wochenzeitung DIE ZEIT (Bildmitte). TTIP – Was steht drauf? Was ist drin? Im Rahmen des Studium Generale der HWR Berlin führt am Montag, den 19. Januar 2015, um 18 Uhr MEP Sven Giegold ein Streitgespräch mit Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, über das Projekt der »Transatlantic Trade and Investment Partnership«. Ist Europa damit eine Fehlkonstruktion, das in der Krise alle Hoffnungen enttäuscht? Vor allem brauchen wir Europa angesichts der globalen Probleme und Herausforderungen. Ob Klimaschutz, Stabilität der Finanzmärkte oder soziale Gerechtigkeit, die Herausforderungen lassen sich nur meistern, wenn wir lernen, Souveränität zu teilen und der Weltgemeinschaft gemeinsame Regeln zu geben. Hier muss die EU dem Kontinent eine global vernehmbare Stimme leihen. In vielen Fragen ist Europa, den inneren Widersprüchen seiner gegenwärtigen Politik zum Trotz, ein Vorreiter, oder sollte es sein. Die Ideen dafür sind vorhanden: nicht enge Detailvorschriften, wohl aber starke Regeln für den Markt, die alle Akteure einzuhalten haben. Da bleibt es ein Skandal, dass die EU es nicht schafft, die Rettung von Staaten und Banken mit dem Kampf gegen Steueroasen zu verbinden und den ruinösen Steuerwettbewerb im Innern der EU zu unterbinden. Ein Mehr an politischem Zusammenhalt, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung erreichen wir nur, wenn Europa sich gründlich verändert. Eine Gesellschaft, die demokratische Rechte ›von unten‹ auf allen Ebenen stärkt, muss sich nicht nur lokal und regional entwickeln, sondern auch europäisieren. Nicht nur Expert/innen und Politiker/innen müssen sich treffen und Ideen entwickeln, sondern ganz ›gewöhnliche‹ Menschen. 5 6 Inhaltsverzeichnis SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Inhaltsverzeichnis Studieren & Lehren 34 Fit für Mathe! Fit fürs Studium! 35 Die Mischung macht’s! 36 Ein Forum für die Berlin Professional School Forschen & Anwenden 37 39 40 41 43 44 Erfahren & Austauschen 45 Steuern lenken Systeme 47 Spanische Lebensfreude Kurz & Knapp 49 Feierliche Verabschiedung 49 »Fit for Economy« mit dem Wirtschaftsführerschein 50 Wer hat das Bonbonglas gestohlen? Notieren & Weitersagen 51Termine Neu & Berufen 53Neuberufungen Erschienen & Gelesen 56Publikationen Meinen & Diskutieren 58 Unser Europa: Eine Selbstverständlichkeit? Impressum 59 Inhalt Grußwort 04 Europa – Krise und (dennoch) Chance Editorial 08Editorial Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema 10 12 13 14 15 16 17 18 19 20 »Europe is an amazing opportunity for all of us!« »It is culture, not war, that cements European identity …« Eine Zukunft in Europa Grenzen setzen wir uns selbst (Master)Kompetenz für Europa Mit Online-Fantasy-Fußball nach Brüssel Europa in der Dauerkrise? Kroatien – Willkommen in Europa! German-Ukrainian School of Governance gegründet Geld und Kredit – wie funktioniert denn das? 21 22 23 24 25 26 28 30 31 33 Ein neues Leitbild für die HWR Berlin Neue Polizist/innen braucht das Land Die tun ’was Gibt es Familienunternehmen in B erlin? Eine Hochschule, viele Perspektiven Helfen tut Gut(es) Das Fremde heimisch machen Chancengleichheit: HWR Berlin als Best Practice Karrierewege: Steuerberater und Bildungsunternehmer Time for Talents HW & R Über den Sinn und Unsinn von Businessplänen EU-Forschungsförderung leicht gemacht Schnelle Strafe – wirksame Strafe? Mitarbeiter/innen finden und binden Unternehmensverantwortung – ein kulturelles Konstrukt? InnoRadar hat nachgefragt 7 8 Editorial SemesterJournal 2/14 Europa bestimmt unser Leben Aus dem »Gemeinsamen Markt« der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ist längst die Europäische Union geworden, die über die Wirtschafts- und Währungsunion hinaus die Flankierung durch Struktur-, Forschungs-, Umwelt-, Sozial-, Einwanderungs- und Asylpolitik sowie innere und äußere Sicherheit zu zentralen europäischen Politikfeldern gemacht hat. Von Bernd Reissert Für eine Hochschule wie die HWR Berlin, die sich auf die Bereiche Wirtschaft, Verwaltung, Sicherheit und Justiz konzentriert, ist folglich der Bezug zu Europa besonders eng. Er kommt in der inhaltlichen Ausrichtung von Studium und Lehre ebenso zum Ausdruck wie in der angewandten Forschung und im Wissenstransfer – und auch in der umfangreichen Nutzung europäischer Fördermittel. In allen diesen europabezogenen Bereichen ist die HWR Berlin überdurchschnittlich aktiv. Europa als Gegenstand von Studium und Lehre Selbstverständlich sind die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die durch die Europäische Union gesetzt sind, wesentliche Gegenstände aller wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Studiengänge der HWR Berlin. Darüber hinaus besitzt die Hochschule ein außergewöhnlich umfangreiches und breites Angebot spezieller Studienprogramme, die auf die Europäische Union und die Wirtschaftsbeziehungen zwischen europä ischen Ländern ausgerichtet sind. Dazu gehören vor allem der deutsch-französische Studiengang »Internationales Management / Management International«, der in integrierten deutsch-französischen Studierendengruppen und in drei Sprachen zusammen mit der Ecole Supérieure du Commerce Exterieur (ESCE) Paris durchgeführt wird und über den Bachelor bis zum Masterabschluss beider Hochschulen führt; die Studiengänge »International Business Administration Exchange« (IBAEx) und »International Business« (IBU), die bilateral abgestimmte Studienpläne mit neun Partnerhochschulen in sechs europäischen Ländern ■ ■ SemesterJournal 2/14 Editorial der HWR Berlin vor allem darin zum Ausdruck, dass im Vergleich zu anderen Hochschulen ein weit überdurchschnittlicher Anteil der Hochschulangehörigen innerhalb Europas mobil ist, um an einer der fast 100 europäischen Partnerhochschulen zu studieren oder zu arbeiten oder im europäischen Ausland ein Praktikum zu absolvieren und dadurch eigene internationale und interkulturelle Erfahrungen zu machen. In der Statistik des europäischen Mobilitätsförderungsprogramms Erasmus belegt die HWR Berlin unter allen deutschen Fachhochschulen Spitzenplätze: Nr. 1 bei der Zahl der aufgenommenen Austauschstudierenden, Nr. 2 bei der Zahl der eigenen Austauschstudierenden und der mobilen Mitarbeiter/innen, Nr. 3 bei der Mobilität von Dozent/innen und der Praktikumsförderung. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass das Centrum für Hochschulentwicklung CHE in seinen jüngsten Rankings der HWR Berlin die stärkste internationale Ausrichtung aller BWL-BachelorStudiengänge in Deutschland und eine Spitzenstellung bei der internationalen Ausrichtung ihrer BWL-MasterStudiengänge bescheinigt hat. vor allem auf Analysen europäischer Politik in wirtschaftsnahen Politikbereichen sowie auf Vergleiche unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen in den EU-Mitgliedstaaten mit ihren Auswirkungen auf unternehmerisches und individuelles Handeln. Im Unterschied zu vielen anderen Fachhochschulen hat die HWR Berlin auch bereits in der Vergangenheit in beträchtlichem Umfang von europäischer Forschungsförderung profitiert. Fast 40 Prozent der eingeworbenen Drittmittel für Forschung stammten 2013 von der EU. Ein herausragendes Beispiel für EU-geförderte Forschung an der HWR Berlin ist das Projekt FESSUD (Financialisation, Economy, Society and Sustainable Development), das in diesem Heft näher beschrieben ist (S. 17). Angewandte Forschung und Wissenstransfer: neue Chancen durch HORIZON 2020 Europabezogene Forschung an der HWR Berlin konzentriert sich bisher Ihrem Auftrag als Hochschule für angewandte Wissenschaften gemäß setzt die HWR Berlin ihre europabezogenen Erfahrungen in Forschung und Lehre kontinuierlich in Wissenstransfer um. Beispiele dafür (die in diesem Heft näher erläutert sind) sind die regelmäßigen Großveranstaltungen des Studium Generale der HWR Berlin zur europäischen Finanzkrise und zur Zukunft der EU, die Gründung der German-Ukrainian School of Governance (GUSG) an der HWR Berlin zur Qualifizierung der öffentlichen Verwaltung in der Ukraine sowie die durch 9 den Europäischen Sozialfonds geförderten Aktivitäten des Gründungszentrums der Hochschule. Das neue europäische Forschungsund Innovationsförderungsprogramm HORIZON 2020, dessen Laufzeit von 2014 bis 2020 reicht, eröffnet der angewandten Forschung neue Chancen. Dadurch, dass es Forschungs- und Innovationsförderung zusammenführt, ist es wesentlich anwendungsbezogener ausgerichtet als seine Vorgänger. Es passt deshalb sehr viel besser zum Forschungsprofil von Fachhochschulen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat daher 2014 einen Wettbewerb unter Fachhochschulen (»EU-Strategie-FH«) ausgeschrieben, um diejenigen zu fördern, die mit ihrem Forschungsprofil bereits jetzt gute Anknüpfungspunkte bieten, und ihnen damit den Zugang zur EU-Forschungsförderung zu erleichtern. Die HWR Berlin ist unter 54 Antragstellerinnen als eine von zehn Hochschulen ausgewählt worden, die in diesem Rahmen gefördert werden (vgl. Beitrag in diesem Heft auf Seite 39). Sie wird die zusätzlichen Mittel nutzen, um an der EU-Forschungsförderung in noch größerem Umfang zu partizipieren als bisher. Prof. Dr. Bernd Reissert ist Präsident der ■HWR Berlin. Mit HORIZON 2020 kommt frischer Wind in die europäische Forschungs- und Innovationslandschaft enthalten und zum Erwerb eines Doppelabschlusses der HWR Berlin und der Partnerhochschule führen; der Master-Studiengang »Political Economy of European Integration«, der Strukturen, Prozesse und Inhalte europäischer Integration zum Gegenstand hat und auf Tätigkeiten in europäischen Institutionen oder in europabezogenen anderen Organisationen vorbereitet; der Master-Studiengang »Europä isches Verwaltungsmanagement«, der als berufsbegleitendes Fernstudium angelegt ist und einen Beitrag zur zunehmenden »Europafähigkeit« deutscher Verwaltungen leistet; ■ ■ ■ der Studienzweig »MBA in European Management« des Berlin MBA, das die HWR Berlin an ihrem Institute of Management Berlin anbietet; er wird vor allem von Studierenden genutzt, die ihren ersten Hochschulabschluss außerhalb der Wirtschaftswissenschaften erworben haben, und bereitet sie auf Tätigkeiten in europäischen Unternehmen und Organisationen vor. Europäische Mobilität Neben der inhaltlichen Ausrichtung von Studienangeboten und dem breiten Angebot von Doppelabschlussprogrammen kommt der enge Europabezug 10 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema SemesterJournal 2/14 »Europe is an amazing opportunity for all of us!« Paolo Ligia and Valerio Lo Cascio are students from the Romanian University La Sapienzia in Italy. Javier López Guzmán studies business administration and law at the University of Alicante, Spain. Since October 2014 they have been enrolled as Erasmus exchange students and stay for one semester at the Berlin School of Economics and Law (BSEL). In this Interview, they discuss the differences between the various university systems, the European crisis and their own personal future plans. An Interview by Barbara Halstenberg Why did you decide to study at BSEL in Berlin? VL: Berlin is an international city where I can learn German and at the same time improve my English. I also want to find out more about the »good German organisation« one hears so much about. Compared to Italy, here everything seems to work well. JLG: I too have heard only good things about Berlin and BSEL. When I checked my options for studying abroad and compared courses, BSEL clearly met all my academic needs and was my first choice. Besides, getting the chance to live in such a beautiful, enjoyable, big and amazing European capital such as Berlin led me to make up my mind quickly. I had no doubts at all, that this decision I had taken would turn out to be the right one. What are some of the specifics, the differences you have come across when you compare BSEL and your home university? PL: Well, the teaching is quite different here. At BSEL we often work and study together in groups. And I am free to ap proach professors and other teaching staff at any time and more easily to discuss opinions and findings. VL: I agree, teaching is totally different, teachers at BSEL let us discuss in class much more. I think that's the best way to improve ones language proficiency and to also learn how to best express and exchange arguments. It is much easier to make friends and form social relation ships. Another big novelty to me was the lesson’s timetable: each class here lasts for around four hours, in Italy we are done after an hour and a half. In Italy and Spain young people are badly affected by high unemployment rates. How do you consider your own prospects and future after graduating in your home country? VL: Unfortunately, youth unemployment is one of the biggest problems Italy faces at the moment; most graduates struggle to find a job once they have finished with their studies. Actually, I took up studying hoping that the economic situation will get better. But I know that it will be just as difficult to find a job after I get my degree. There are too many university graduates without a permanent job or even without a job at all. I will happily take any opportunity for employment, without complaints. If I cannot find a job in Italy, I will try in another country, maybe in Germany – why not? PL: I still hope to find a job in Italy, I count on a good CV. JLG: I too would prefer to have a future in my home country! I hope for a good job and want to help my people and my country to get out of the misery and deve lop. I really cannot imagine living a whole life far away from my family and friends, from home. How do your family and friends handle the crisis? Do they have jobs? PL: Fortunately, my family so far has managed through the crisis, although life for the middle classes has overall become very difficult in Italy. VL: My father is retired and my mother too. When it comes to my friends, many are faced with similar problems: they have studied hard, hold an university degree but they did not get the job they wanted. The crisis is hard on everyone. There is no alternative but to accept every job that is offered to us. How else could we survive? JLG: I am grateful that my family and most of my closer friends still have a job or access to financial aid. The latter at least allows them to live on minimum wage. Everybody in Spain knows some one close who has lost his or her job and encounters big financial problems. It is hard to accept and to endure that half of your friends had to move abroad to find a job that allows them to make a living. We really need to change this and we are convinced we can because we are the best educated young generation in recent his tory. We have the strength and the ability to do it! Emigration should not become a necessity but remain an interim solution for a good future chance. In your opinion, what changes do Italy and Spain require for a better future? JLG: That’s hard to say, because there is no magic or a single recipe to make it happen. First of all, we have to guaran tee people access to financial aid, which helps them to survive on minimum wage in case they cannot find a job. We also have to improve economic conditions by stopping our government and adminis tration to spend money unwisely. This SemesterJournal 2/14 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema will encourage companies to invest more in our own country and on our own economy and this subsequently creates more jobs. It may sound abstract and somewhat theoretical, but it can be done by making the right effort and with political will. VL: This is a difficult question. Too many fundamental changes are required to bring about improvement. At least the government should support young people to a greater extend, because we are the future. I am convinced that the people in charge must take urgent decisions and take up steps to bring down the unem ployment rate. Currently one gets the impression that they just talk. But we need actions! PL: I think that it is absolutely necessary to reduce corporate taxes. Taxes in Italy are really too high. By changing this, we can hopefully overcome high unemploy ment. One last question: What does Europe mean to you? PL: In my opinion Europe is an amazing opportunity for all of us. Without the European Union there can not be a bright future for my country. Thanks to Europe we’ve got peace, freedom and free trade. Despite the difficulties Europe is struggling through at the moment, we should still trust in the European institutions and rely on the idea of a unified and strong Europe. 11 VL: To me, Europe merely is an abstract concept and I hardly feel part of it. JLG: For me Europe is a mutual project of common development and future which has helped all member countries to grow, much better than we would have managed on our own. For me personally, it allows me to travel across borders but without boundaries, to meet many different people and get to know cultures, to learn other languages. Of course there have been problems and there will be more, but it is worth going on with the European integration project for a better future so we can face future problems together. Thank you for the interview! Erasmus student Javier López Guzmán from Alicante, Spain thinks that it is worth to go on with the European integration project 12 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema SemesterJournal 2/14 »It is culture, not war, that cements European identity …« … sagte der italienische Autor Umberto Eco in einem Interview mit der britischen Tageszeitung ›The Guardian‹ zum Thema Erasmus. Von Andreas Zaby und Susanne Fürstenberg Erneuter Rekord in der Erasmus- Förderung Zukünftige Austauschstudierende beim International Day der HWR Berlin Wie keine andere Idee hat Erasmus die erste Generation junger Europäer/innen hervorgebracht. Die HWR Berlin ist eine Erasmus-Teilnehmerin der ersten Stunde und ist heute eine der führenden Hochschulen Deutschlands im europäischen Austausch. Wenn es nach Umberto Eco ginge, sollte die Teilnahme an Erasmus verpflichtend sein. In der Tat: Erasmus schafft erlebte europäische Identität, wie sie den Gründervätern der EU – Adenauer, De Gasperi und Monnet – vorschwebte. Völkerverständigung und internationale Kooperation im Sinne des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts sind auch Leitgedanken der Internationalisierung an der HWR Berlin. Die hier ausgebildeten Nachwuchsführungskräfte sollen international vernetzt studieren. Sie sollen gut vorbereitet sein, um die künftigen Herausforderungen in Europa und der Welt zu meistern. Selbstverständlich sollen sie dabei von ebenfalls international erfahre- nen Lehrenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt werden. Das neue EU Bildungsprogramm Erasmus+ Erasmus bietet allen Hochschulangehörigen viele Chancen. Es ist ein großer Erfolg, dass an der HWR Berlin schon so Viele diese Chancen nutzen. Es sollen nun noch mehr werden. Denn das Programm wurde für den Zeitraum von 2014 – 2020 unter dem Namen Erasmus+ weiter ausgebaut. Neben der Mehrfachförderung für Studierende in jedem Studienzyklus ist die Öffnung des Programms über Europa hinaus die wichtigste Neuerung in Erasmus+. Eingeführt wurde außerdem die Förderung »Strategischer Partnerschaften«, wobei der Fachbereich Allgemeine Verwaltung der HWR Berlin mit einem Antrag auf Förderung bereits in der ersten Antragsrunde als eine von 12 Hochschulen aus 57 Anträgen erfolgreich war. Seit Beginn der Teilnahme am Programm wurden rund 2 500 Angehörige der HWR Berlin (und ihrer Vorgängerhochschulen) während eines Aufenthaltes an einer Partnerhochschule oder in einem Unternehmen im ErasmusRaum gefördert. Insbesondere in den vergangenen sechs Jahren konnten die Teilnehmerzahlen um ca. 200 Prozent gesteigert werden. Die HWR Berlin ist dabei die erfolgreichste Fachhochschule in Berlin und rangiert im bundesweiten Gesamtvergleich unter den Top 50. Mit ihren 87 Erasmus-Partnerhochschulen bietet sie momentan 433 gebührenfreie Studienplätze in 22 EU-Staaten sowie Island, Norwegen und der Türkei an. Die hochschulinterne Rekordsumme von 430 000 Euro stand vergangenes Jahr zur finanziellen Unterstützung der Mobilität von Studierenden und Personal zur Verfügung. 14,7 Milliarden Euro stellt die EU nun für Erasmus+ bereit, das sind 40 Prozent mehr als im Vorgängerprogramm. Sie möchte damit eine Steigerung der Quote der mobilen Studierenden auf 20 Prozent bis zum Jahr 2020 erzielen. Die HWR Berlin mit ihren noch ehrgeizigeren Zielen kann von diesem Angebot nur profitieren und wird wie bisher die Chancen des europäischen Mobilitätsprogramms so umfassend wie möglich nutzen. ■ Der Autor ist Erster Vizepräsident und die Autorin Erasmus+ Hochschulkoordi natorin der HWR Berlin. SemesterJournal 2/14 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema 13 Eine Zukunft in Europa Lernen für und von Europa – im Master »Political Economy of European Integration«. Von Birgit Mahnkopf Keine Frage: Das europäische Integrationsprojekt hat im Verlauf der letzten Jahre einiges an Ausstrahlungskraft verloren. In einer zunehmend von Krisen erschütterten Welt bleibt es dennoch ein »role model« – auch für viele Menschen außerhalb der Region. Die Zukunft der EU hängt wesentlich davon ab, wie umfassend Veränderungen in der Umwelt- und Energiepolitik erfolgen; wie Spannungen zwischen wettbewerbsorientierter Wirtschaftspolitik und nur rudimentär entwickelter Sozial- und Arbeitsmarktpolitik gelöst werden; und wie Europa sich seiner veränderten Rolle in einer multipolaren Weltordnung stellen wird. Mit Themen wie diesen beschäftigt sich der seit vier Jahren an der HWR Berlin angebotene englischsprachige Master-Studiengang »Political Economy of European Integration« (MA POL-EI). Er baut auf wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnissen auf und erweitert diese mit europäischem Fokus und in Verbindung mit politik-, sozial- und rechtswissenschaftlichen Inhalten. Studierenden aus den Mitgliedstaaten der EU soll er dabei helfen, internationale Karrieren zu verfolgen, für die vertiefte Kenntnisse über Funktionsmechanismen, Politikprozesse und zukünftige Herausforderungen des europäischen Integrationsprojekts benötigt werden. Studierenden von außerhalb der EU bietet der Studiengang die Möglichkeit, Qualifikationen zu erwerben, die sie in ihrem zukünftigen beruflichen Umfeld nutzen können – im Umgang mit politischen Instanzen, mit (europäischen) Unternehmen und vor allem auch mit zivilgesellschaftlichen Akteuren. Das Angebot ist bislang auf ein erfreuliches Echo sowohl bei Studierenden aus den Mitgliedstaaten (insbesondere aus Süd- und Osteuropa), wie aus dem außereuropäischen Ausland gestoßen. Auch wenn bislang keine systematische Erhebung unter den Absolventinnen und » Unsere Alumni sorgen dafür, dass Europa eine Zukunft hat « Absolventen des »MA POL-EI« vorgenommen wurde, so wissen wir doch, dass allein unter den Alumni der ersten drei Intakes mindestens acht Studierenden (aus Deutschland, Polen, den USA, Tansania und Südkorea) der erfolgreiche Einstieg in ein PhD-Programm gelungen ist. Mindestens sieben Absolventinnen und Absolventen sind in einer UNOrganisation, bei Ministerien, Parlamenten und Regierungsinstitutionen sowie im wissenschaftlichen Consulting (in Deutschland, der Türkei, in Kroatien und in Schottland) beschäftigt. Eine ebenso große Gruppe sammelt derzeit Erfahrungen in zum Teil verantwortungsvollen Positionen bei Nichtregierungsorganisationen (in Deutschland, Serbien und in Mexiko). Gleich groß ist die uns bekannte Zahl von Absolvent/innen, die entweder in Start-ups aktiv sind oder in Unternehmen arbeiten, für die ein europabezogener Studienabschluss offensichtlich von großem Nutzen ist. Die Autorin ist Professorin für Euro ■päische Gesellschaftspolitik und Leiterin des Masters »Political Economy of Euro pean Integration«. Der Master-Studiengang »POL-EI« zieht Studierende aus allen EU-Ländern an und bringt sie in eine intensive Debatte über Gegenwart und Zukunft der EU Bild: Erich Westendarp / pixelio.de 14 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema 15 Grenzen setzen wir uns selbst (Master)Kompetenz für Europa Die Freizügigkeit innerhalb Europas führt zu einem neuen Europa-Verständnis der Generation Y: nach ihrem Hochschulabschluss bewerben sie sich in unterschiedlichen europäischen Ländern. Absolvent/innen des Deutsch-Französischen Studiengangs »Management International« arbeiten in Großbritannien, in der Schweiz oder sogar in den USA und in der Türkei. Der Master-Studiengang »Europäisches Verwaltungsmanagement« macht Beamt/innen und Angestellt/innen aus Bundesund Landesministerien sowie Kommunen europafähig und eröffnet ihnen damit den Weg für einen beruflichen Aufstieg. Von Judith Mantei und Florian Furtak Von Karl-Wilhelm Lagemann und Jeniffer Pédussel Wu Die EU hat sich in unserem Leben breit gemacht: Ein Flug wird gestrichen – die EU regelt unsere Ansprüche. Wir gehen in einen öffentlichen Park – die EU hat ihn (mit)finanziert. Die Strompreise steigen – die EU zwingt die Anbieter zu Transparenz. Egal wie man über die europäische Einigung denkt, es kommt heute niemand mehr daran vorbei. Vor allem nicht, wer in der öffentlichen Verwaltung, sei es auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene, arbeiten will. Rund 12 000 EU-Richtlinien und -Verordnungen müssen fachgerecht umgesetzt und angewendet werden – vertiefte Kenntnisse des EU-Rechts sind daher unabdingbar. Der Fall der Berliner Mauer war der Startschuss für ein geeintes Europa, in dem besonders die Jugend gestärkt und gefördert wurde. Der Schweizer Geschäftsmann Ernst Crameri sagte dazu: »Es gibt für dich keine Grenzen außer die, welche du dir selbst jeden Tag immer wieder aufs Neue setzt!« Das Austauschprogramm Erasmus ist wohl das bekannteste Programm zum Austausch junger Studierender, dabei wurden das Deutsch-Französische Jugendwerk und die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) zum interkulturellen Austausch bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Das Kooperationsprogramm zwischen der HWR Berlin und der Ecole Supérieure du Commerce Extérieur (ESCE) Paris wurde vor elf Jahren ins Leben gerufen und im Oktober diesen Jahres erneuert. Mit dem Programm »Internationales Management« wird auf die Ansprüche an mehrsprachige Manager/innen mit Auslandserfahrung geantwortet. Die stark gestiegene internationale Mobilität wird offensichtlich, wenn man die Werdegänge der Ehemaligen verfolgt: Neben ihren jeweiligen Heimatländern haben sich etliche in Großbritannien, in der Schweiz, in Österreich und sogar in den USA oder der Türkei niedergelassen. Die Bachelor-Absolvent/innen des Abschlussjahrgangs 2015 studieren derzeit wieder in Frankreich, im vorletzten Semester des konsekutiven Master-Studiengangs – im Bild mit der Studiengangsleiterin an der HWR Berlin Prof. Dr. Jennifer Pédussel-Wu(Mitte vorn), dem Vizepräsidenten der ESCE International Business School Yves Marmiesse (links vorn) und dem Ersten Vizepräsidenten der HWR Berlin Prof. Dr. Andreas Zaby (rechts vorn) » Interkulturelle Kompetenz ist der wichtigste Softskill in einer globalisierten Welt « absoluter Konkurrenzvorteil.« Dabei werden die Studierenden von den beiden Hochschulen tatkräftig unterstützt, insbesondere dank des weit verzweigten Alumni-Netzwerkes auf beiden Seiten. Für viele Studierende erscheint es deswegen naheliegend, sich in unterschiedlichen Ländern zu bewerben: das neue EuropaVerständnis der Generation Y. Es gibt nicht mehr die klassische Ländergrenze, sondern das Interesse daran, die aktuellen Möglichkeiten aufgrund der Freizügigkeit innerhalb der EU zu nutzen. Für die Studiengangsleiterin Prof. Dr. Jennifer Pédussel-Wu ist dies ein großer Erfolg: »Internationale Karrieren beginnen schon vor dem Studium, jedoch ist letzteres der wohl wichtigste Baustein, denn die binationale Ausbildung ist ein Im Auftrag der DFH wurde eine Studie unter allen ehemaligen und aktuellen Studierenden durchgeführt: 90 Prozent der DFH-Absolvent/innen würden danach einen integrierten deutsch-französischen Studiengang empfehlen. Die Studiengän- ge zeichnen sich durch eine paritätische Besetzung aus, sodass bereits im Hochschul-Alltag interkulturelle Kompetenz gelebt wird. Internationale Arbeitserfahrung erlangen die Studierenden zudem bereits während ihrer Pflichtpraktika im jeweils anderen Partnerland. Hier erleben die Studierenden einen Ausblick auf das, was sie noch entdecken können. Denn um mit dem Anfangszitat zu schließen, es gibt keine wirklichen Grenzen mehr, abgesehen von denen, die wir uns selbst setzen. Der Autor ist Student und Prof. Dr. ■Jennifer Pédussel Wu ist Studiengangs leiterin des Deutsch-Französischen Studiengangs der HWR Berlin. Der an der HWR Berlin seit über 10 Jahren angebotene Master »Europäisches Verwaltungsmanagement« (EVM) ist einer von nur zwei postgradualen und weiterbildenden Fernstudiengängen in Deutschland, die ein umfangreiches Europawissen vermitteln. Die Studierenden erlernen nicht nur die Grundlagen der europäischen Integration und des Europarechts, sie analysieren darüber hinaus europäische Verwaltungssysteme und trainieren Schlüsselkompetenzen Prof Dr. Florian Furtak (2. v. r.) und Prof. Dr. Erwin Seyfried (2. v. l.) im Gespräch mit Studierenden wie internationale Führungs- und Kommunikationsfähigkeit oder interkulturelles Projektmanagement. Mit dem Dreiklang aus Europa, Verwaltung und Management bietet der Studiengang den Studierenden eine fachliche Weiterqualifizierung, die ihnen vielfältige Wege eröffnet: Einige der Absolventinnen und Absolventen hat es direkt nach Brüssel verschlagen, entweder als Mitarbeiter/innen der Vertretungen von Bund und Ländern bei der EU, oder als nationale Expertinnen und Experten bei der Kommission. Beate Zapletal verbrachte Eine neue Studienstruktur seit dem Wintersemester 2013/14 soll die Attraktivität des Studiengangs steigern und dem neuen Berliner Hochschul gesetz (BerlHG) Rechnung tragen. Studienaufbau Insg. 13 einsemestrige Module 1. – 3. Semester: 9 Pflichtmodule (3 Module/Semester) 4. Semester: Schwerpunktwahl (jeweils 2 Module): Schwerpunkt 1: »Recht und Politik«, Schwerpunkt 2: »Verwaltung und Management« 5. Semester: Masterarbeit ■ ■ ■ ■ Leistungspunkte Insg. 90 Leistungspunkte (LPs) Studierende, die aus ihrem Erststudium (nur) 180 LPs mitbringen, können die Lücke von 30 LPs zu den für einen Masterabschluss notwendigen 300 LPs schließen, wenn sie: einen Transferbericht aus der beruflichen Praxis verfassen, ein Praktikum im Ausland absolvieren, an einer Summerschool teilnehmen. zum Beispiel nach ihrem Abschluss einige Jahre an der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der EU in Brüssel und betonte bei einem Gastvortrag anlässlich des jährlichen Europapolitischen Forums des Studiengangs: »Man braucht Verstand, Bauch und Herz, um in Brüssel zu bestehen. Die Vorbereitung für den Kopf habe ich beim EVM erhalten.« Die meisten Absolventinnen und Absolventen bleiben allerdings in der deutschen Verwaltung. Vom Forschungsinstitut über Stiftungen bis zu Bundes- oder Landesministerien und der Lokalpolitik: Überall finden sich ehemalige Studierende des EVM, die ihre gewonnen Kenntnisse und Kompetenzen einsetzen, um die Zusammenarbeit mit EU-Organen und anderen Mitgliedstaaten besser zu gestalten. Einige von ihnen haben den Aufstieg in den höheren Dienst geschafft, viele den Sprung in interessantere Fachgebiete. Dies zeigt: Kenntnisse über Europa sind nicht nur unerlässlich in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung, das Themenfeld ist auch spannend. Autorin ist Marketingassistentin ■am DieFernstudieninstitut der HWR Berlin, der Autor ist Studiengangsleiter des Master-Studiengangs EVM. 16 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema 17 Mit Online-Fantasy-Fußball nach Brüssel Drei MBA-Studierende der HWR Berlin haben es mit ihrem Projekt »FC Daily« unter die besten zwölf europäischen Start-ups des Innopitch Wettbewerbs geschafft und durften an der dreitägigen »Unconvention«-Konferenz in Brüssel teilnehmen. Von Mirjam Klessen und John Wood Auf regelmäßigen Treffen tauschen sich die internationalen Partner über Projektfortschritte aus – wie hier auf dem Koordinierungsworkshop Besser hätte es für John Wood, Gene Howe und Santiago Gomez nicht laufen können. Die drei Studenten des Vollzeit-Studiengangs »Master of Business Administration« (MBA) haben neben ihrem Studium eine eigene Business Idee entwickelt, die gleich erfolgreich war. Mit ihrer Start-up Idee »FC Daily« hatten sie sich Ende August 2014 beim InnoPitch Wettbewerb in Brüssel beworben und schafften es unter die besten zwölf europäischen Start-ups. Der Wettbewerb ist Teil der »Unconvention« Konferenz, die 2014 zum dritten Mal in Brüssel stattfand und unter anderem durch die EU Kommission und das US Department of State gefördert wird. Ziel der »Unconvention« ist es, junge, europäische Unternehmer/innen mit Investor/innen in Verbindung zu bringen. Die Konferenz schafft dafür jedes Jahr über drei Tage einen Raum, in dem in diversen Seminaren, Vorträgen und Workshops von Expertinnen und Experten aus Europa und dem Silicon Valley Kontakte geknüpft, Netzwerke aufgebaut und vertieft werden können. Das studentische Projekt »FC Daily« basiert auf der Idee der Online-Fantasy Sport Ligen, die während der letzten zehn Jahre in Nordamerika groß gewor den sind. Bei diesen Online-Computerspielen stellen die Nutzer/innen als Manager/innen Sport-Teams zusammen, die je nach Leistung der Spieler/innen im tatsächlichen Leben, wie in der Nationalmannschaft, Punkte erhalten. Die Nutzer/innen spielen gegen Freund/innen oder nehmen an öffentlichen Ligen teil, um gegen Manager/innen aus der ganzen Welt zu spielen. Der Anteil der Nutzer/innen, die im sogenannten »daily«-Format spielen, nimmt stark zu, » Wir sind auf die Zukunft sehr gespannt! « da es den Zugang zum Spiel erleichtert: Anstatt eine ganze Saison zu spielen, kann so oft oder so wenig gespielt werden, wie es die Nutzer/innen möchten. »FC Daily« konzentriert sich dabei ausschließlich auf Fußball und bietet den Nutzer/innen die Möglichkeit, Fantasy-Mannschaften herzustellen und online Wetten abzuschließen. Der oder die Gewinner/in jeder Teilnehmer/innengruppe erhält einen Preis, der von einem Online Merchant, wie PayPal ausgezahlt wird. Nachdem die drei Studenten ihre MBAMasterarbeiten am IMB Institute of Management Berlin der HWR Berlin Mitte Oktober abgegeben haben, kann »FC Daily« nun endlich durchstarten. »Die Vortragenden und Gäste hatten viel zu erzählen und wir haben wirklich viel gelernt«, sagt John Wood nach der Konferenz in Brüssel. »Am schönsten war, dass wir ein paar Investor/innen kennenlernen konnten. Wir kommen mit ihnen langsam ins Gespräch und sind natürlich auf die Zukunft sehr gespannt.« Die drei Gründer von »FC Daily« freuen sich darauf, sich nun voll auf ihr Business Projekt konzentrieren zu können. Autorin ist Mitarbeiterin des IMB, ■der DieAutor ist ehemaliger Student der HWR Berlin. Die »Unconvention« in Brüssel bringt junge, europäische Unternehmer/innen und Investor/innen zusammen bzw. vernetzt sie in Bilbao Europa in der Dauerkrise? Wie sollten die Finanzmärkte gestaltet und reguliert werden? Und wie gelingt es, dass das Finanzsystem für die Gesellschaft arbeitet und nicht gegen sie? Ein europäisches Forscher/innenteam sucht nach Antworten und will Grundlagen für ein besseres Europa schaffen. Von Daniel Detzer Die Krise in Europa nimmt kein Ende: Erst kam die amerikanische Finanzkrise, 2008/09 folgte die ökonomische Rezession und ab 2010 die Eurokrise. Erst die »whatever it takes«-Rede von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, im Sommer 2012, in welcher er eine Intervention der EZB in die Staatsanleihenmärkte in Aussicht stellte, verschaffte der Eurozone eine Verschnaufpause. Doch die Politik reagierte mit ad-hoc Maßnahmen wie Austeritätspolitik und Lohnkürzungen, die, anstatt die Probleme zu lösen, stattdessen Arbeitslosigkeit, Armut und Ungleichheit hervorriefen. Ein Erstarken europa- und eurofeindlicher Stimmen ist die Folge und führt zur nächsten Krise: einer Krise des europäischen Projekts. Einer grundlegend anderen Politik wird im Rahmen des Projekts »FESSUD – Financialisation, Economy, Society, and Sustainable Development: Changing the Role of the Financial System to Better Serve Economic, Social and Environmental Objectives« die wissenschaftliche Basis bereitet. Das durch das 7. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission finanzierte multidisziplinäre Projekt versucht Antworten auf eine Reihe zentraler Fragen zu geben: Wie weit ist die Finanzialisierung, also die Dominanz von Finanzmarktakteur/innen und Finanzmotiven, in Europa fortgeschritten? Wie hat sich dies auf zentrale Größen wie Verteilung, Wachstum, Finanzstabilität, aber auch das subjektive Wohlbefinden europäischer Bürger/innen ausgewirkt? Was waren die grundlegenden Faktoren, die zur Finanz-, Wirtschafts- und Eurokrise führten? Das FESSUD-Projekt erstellt Analysen zu diesen und anderen Fragestellungen und entwickelt daraus Empfehlungen für die politische Praxis. Auch ein Team der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin und des »Berlin Institute for International Political Economy« (IPE) beteiligt sich an dem Kooperationsprojekt, das von der University of Leeds geleitet wird und an dem insgesamt vierzehn, größtenteils europäische Partner beteiligt sind. Das siebenköpfige HWR-Team hat ein Teilprojekt übernommen, das von Prof. Dr. Eckhard Hein koordiniert wird und an dem Prof. Dr. Sigrid Betzelt, Prof. Dr. Trevor Evans, Prof. Dr. Hansjörg Herr, Prof. Dr. Stefanie Lorenzen sowie Daniel Detzer und Nina Dodig als wissenschaftliche Mitarbeiter/in beteiligt sind. Ein zentrales Ergebnis dieses Teilprojektes ist, dass die Schwere der Krise in Deutschland auf das exportgetriebene Wachstumsmodell und die hohe internationale finanzielle Integration Deutschlands zurückzuführen ist. Für die schnelle Erholung sind dagegen drei Gründe zentral: kleinere, lokale Banken (v. a. Genossenschaftsbanken und Sparkassen) trugen zur Stabilität des Finanzsektors bei, 2009/2010 stabilisierten die massiven fiskalpolitischen Stimuli, und das Exportgeschäft erholte sich schnell. Die weiterhin dominierende merkantilistische Exportorientierung, sowie die mit der Einführung der Schuldenbremse verbundene erhebliche Beschränkung fiskalpolitischer Möglichkeiten werden als erhebliche Probleme und Belastungen für die Zukunft eingeschätzt – für Deutschland und für Europa. Mehr Informationen unter www.fessud.eu/ www.ipe-berlin.org/index.php?id=119 Der Autor ist wissenschaftlicher Mit ■arbeiter im Projekt FESSUD am Fach bereich Wirtschaftswissenschaften der HWR Berlin. 18 Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema SemesterJournal 2/14 Kroatien – Willkommen in Europa! Seit dem EU-Beitritt im Juli 2013 wird auch das kroatische Hochschulwesen »Europa-fit« gemacht. Prof. Dr. Andreas Polk von der HWR Berlin ist Teil eines internationalen Akkreditierungsteams. Ein Erfahrungsbericht. Die Verfahren entpuppten sich rasch als höchst interessant, aber auch äußerst fordernd – und zwar für alle Seiten. Die Hochschulen und Forschungsinstitute erstellen aufgrund des Akkreditierungsverfahrens einen umfangreichen Bericht, in dem sämtliche Aktivitäten dargelegt und kritisch hinterfragt werden. Die Akkreditierer/innen arbeiten diese Berichte dann vorbereitend durch. Bei Umfängen von ca. 100 Seiten pro Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema 19 German-Ukrainian School of Governance gegründet Der neue Verein möchte moderne Verwaltungsstudiengänge und Trainingszentren für den öffentlichen Dienst entwickeln, um die Verwaltungsmodernisierung in der Ukraine zu unterstützen. Von Andreas Polk Ende 2010 erreichte mich eine Anfrage der kroatischen Akkreditierungsbehörde, ob ich in einem Expert/innenteam zur Re-Akkreditierung kroatischer Hoch schulen tätig werden möchte. Die Expert/innenteams setzen sich aus nationalen und internationalen Professor/innen zusammen. Sie besuchen Hochschulen und private Forschungsinstitute vor Ort und bewerten sie im Hinblick auf einen vorgegebenen Beurteilungskatalog. Das Ziel der Akkreditierungsverfahren besteht dabei weniger darin, bestehende Defizite aufzuzeigen, als vielmehr durch Empfehlungen beizutragen, das kroatische Hochschulsystem weiterzuentwickeln und international wettbewerbsfähig zu machen. SemesterJournal 2/14 Bericht und dem Besuch von drei bis vier Instituten pro Woche ist das durchaus Lesestoff. Vor Ort konnten dann mit den verschiedenen Statusgruppen wichtige Aspekte vertieft und offene Fragen geklärt werden. Auf dieser Grundlage erstellen die Akkreditierer/innen Berichte, die dem Wissenschaftsministerium als Entscheidungsgrundlage zur Re-Akkreditierung dienen. Zwei Dinge sind mir während meiner Arbeit in Kroatien besonders ans Herz gewachsen: zum einen die Offenheit und Freundschaftlichkeit, mit der die Teams allerorten empfangen wurden. Nahezu überall war der Wunsch zu verspüren, sich im Rahmen der Verfahren weiterzuentwickeln und stärker international wahrgenommen zu werden. Zum anderen wurde mir durch die Verfahren deutlich, was hierzulande leicht vergessen wird: wie gut es, trotz Mängel im Detail, insgesamt dem deutschen Hochschulsystem geht. Während in Kroatien Familien oftmals jahrelang sparen, um wenigstens einem Kind eine teure Hochschulausbildung zu ermögli- chen, wird es hierzulande oft als selbstverständlich angenommen, zwischen zahlreichen Studienangeboten in hoher Qualität und ohne nennenswerte Studiengebühren wählen zu können. Dies zu erhalten ist wertvoll. Und es ist ein Privileg, das eines verantwortungsvollen Umgangs bedarf. Die Zusammenarbeit mit den kroatischen Behörden hat sich mittlerweile verstetigt. So wirkte ich auch bei der Re-Akkreditierung der kroatischen Akkreditierungsbehörde durch die übergeordnete EU-Behörde ENQA mit. Besonders freute mich die Einladung, in diesem Jahr bei der Umstrukturierung der kroatischen privaten Forschungsinstitute mitzuarbeiten. Dass mir durch die Tätigkeiten Kroatien quasi nebenbei als wunderbares Reiseziel auf den Bildschirm kam, das demnächst ausführlich per Rad erkundet wird, ist dabei mehr als nur eine positive Begleiterscheinung. ■ Der Autor ist Professor für Volkswirt schaftslehre und Studiengangsleiter des BA-Studiengangs »Economics« an der HWR Berlin. Entspannung muss sein: Prof. Dr. Andreas Polk (1. v. r.) mit den Kolleg/innen des Akkreditierungsteams in einer der raren Pausen, mitten im Zentrum des UNESCO Weltkulturerbes Dubrovnik Von Mechthild Bonnen und Oesten Baller Die Lage in der Ostukraine ist weiterhin angespannt. Trotzdem tut sich etwas in dem angeschlagenen Land. Die Regierung in Kiew kümmert sich um die Modernisierung ihres staatlichen Verwaltungssystems und wird mittlerweile auch von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin darin unterstützt. Im August 2014 gründete sich in Berlin der Verein German-Ukrainian School of Governance e. V. (GUSG e. V.) auf Initiative von Karl-Georg Wellmann, dem Berliner Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der DeutschUkrainischen Parlamentariergruppe. Er war es auch, der den Kontakt zwischen der HWR Berlin und dem potentiellen Zuwendungsgeber, dem ukrainischen Unternehmer und Philanthropen Dmytro Firtasch, herstellte. Die Gründungsmitglieder des gemeinnützigen Vereins sind Expert/innen der HWR Berlin, der Politik und vom Verwaltungsgericht Berlin. Die German-Ukrainian School of Governance hat es sich zur zentralen Aufgabe gemacht, moderne, verwaltungsbezogene Studiengänge in der Ukraine zu entwickeln und Trainingszentren für den öffentlichen Dienst einzurichten. Dort sollen Verwaltungsbeamtinnen und Verwaltungsbeamte ausgebildet werden, die mit demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien und europäischen Standards vertraut sind. »In erster Linie sollen damit Demokratisierung und Rechtsstaatlichkeit gefördert und Good Governance zu einem Leitmotiv des Verwaltungshandelns in der Ukraine werden«, unterstreicht Gründungsmitglied Prof. Dr. Oesten Baller den Zweck des Vereins. Der neugewählte Vorstand der GUSG e. V. (v. l. n. r.): Prof. Dr. Oesten Baller, Prof. Dr. Dörte Busch, Prof. Dr. Heinrich Bücker-Gärtner Auch die neuen Rahmenbedingungen und Herausforderungen des Assoziie rungsabkommens zwischen der EU und der Ukraine sowie politische und rechtliche Grundlagen der EU sollen in der GUSG thematisiert und beraten werden. Künftige und gegenwärtige Mitarbeiter/innen und Führungskräfte ukrainischer Behörden und Ausbildungseinrichtungen sollen so mit den politischen und rechtlichen Grundlangen der Europäischen Union vertraut gemacht werden. Zentraler Partner zur Umsetzung der Ideen ist die National Academy of Public Administration under the President of Ukraine (NAPA). Sie ist die wichtigste Partnerhochschule der HWR Berlin in der Ukraine. Erste Planungsgespräche mit dem Präsidenten der NAPA, Prof. Dr. Jury Kovbasiuk, haben bereits in Berlin stattgefunden. Der Verein strebt zudem eine enge Zusammenarbeit mit Instituten und Hochschulen in Deutschland, der Ukraine, Polen und Italien sowie mit Osteuropaexpert/innen EUweit, mit der OSZE und der VenedigKommission des Europarates an. Zu den neuen Gründungsmitgliedern des GUSG e.V gehören als gewählter Vorstand Prof. Dr. Oesten Baller (Vorsitzender), Prof. Dr. Heinrich BückerGärtner (stellvertretender Vorsitzender) und Frau Prof. Dr. Dörte Busch (Schatzmeisterin) – alle HWR Berlin. Die Autorin ist Koordinatorin des ■Instituts für Verwaltungsmodernisie rung und Polizeireform in Mittel- und Osteuropa (IMO), der Autor ist Direktor des Instituts. Titel & Thema: Europa – mehr als ein Thema 20 SemesterJournal 2/14 Geld und Kredit – wie funktioniert denn das? Die Wirtschaftskrise im Euroraum hat Massenarbeitslosigkeit und Inflation zur Folge. Dass die Wirtschaftspolitik versagt hat, liegt auch im mangelnden Verständnis des Geld- und Kreditsystems begründet. Die Samuel-Pufendorf-Gesellschaft für politische Ökonomie will das ändern. Von Dirk Ehnts Die im September 2014 neu gegründete Samuel-Pufendorf Gesellschaft für politische Ökonomie hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst viele Bürger/innen über die Funktionsweise des Geld- und Kreditsystems aufzuklären und ein breites Verständnis für wirtschaftspolitische Fragen und alternative Sichtweisen zu stärken. Ziel der Gesellschaft ist es auch, anhand einer wissenschaftlichen Analyse und Darstellung moderner Geldsysteme die Grundlagen einer an realen Parametern (Vollbeschäftigung, Preisstabilität) orientierten Wirtschafts- und Finanzpolitik zu erarbeiten. Wie der aktuelle Zustand der Weltwirtschaft belegt, besteht großer Bedarf an frischen Ideen, die deshalb nicht unbedingt neu sein müssen. Ein Beispiel unter vielen: Die japanische Volkswirtschaft ist nach den jüngsten Steuererhöhungen in eine Rezession geraten. Die Einsicht, dass eine Erhöhung der Steuersätze zu weniger verfügbarem Einkommen bei Privathaushalten und Unternehmen führt, ist aber aus Sicht der notwendigen Wechselwirkung zwischen öffentlichen und privaten Budgets fundamental. Niedrigere Einkommen bedeuten jedoch weniger oder sogar ne- gatives Wirtschaftswachstum, wodurch trotz höherer Steuersätze schließlich die Steuereinnahmen zurückgehen werden. Das zumindest in der aktuellen Situation zweifelhafte Ziel eines ausgeglichenen Haushalts wurde also verfehlt. Auch die Eurozone verfolgt zweifelhafte Ziele mit untauglichen Mitteln. Hier wurden die Staatsausgaben in Zeiten schwacher Nachfrage gesenkt, was zu weniger Beschäftigung und weniger Einkommen führte. Die dadurch weiter wegbrechenden Einkommen – siehe Japan – haben die Steuereinnahmen reduziert, so dass in der Eurozone auch im siebten Jahr nach der »subprime crisis« die Staatsverschuldung steigt und nicht sinkt. Während die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre einen katastrophalen Verlauf nahm, weil der Staat mit Ausgabenkürzungen reagierte, wurde die aktuelle Krise dadurch entscheidend gedämpft, dass Wohlfahrtsstaaten ihre Ausgaben stabilisiert und nicht gesenkt haben. Während in allen anderen westlichen Demokratien die Regierung nicht zahlungsunfähig werden kann, beharrt die Eurozone darauf, dass die Zentralbank die Regierungen nicht direkt finanzieren darf. Dieser Umstand führt zu Geld und Kredit an der HWR Berlin Der konsekutive Studiengang »International Economics« vermittelt den Studierenden ein kritisches Verständnis über die heutigen Diskussionen in der Volkswirtschaftslehre. Das Programm hat eine starke internationale Ausrichtung und zielt darauf ab, die Zusammenhänge von theoretischen Kontroversen, historischen Entwicklungen sowie aktuellen wirtschaftspolitischen Streitfragen zu verstehen. Es schließt auch eine interdisziplinäre Analyse ein, welche die Wichtigkeit von sozialen und politischen Institutionen für die ökonomische Entwicklung betont. Der Namensgeber Samuel Freiherr von Pufendorf war ein deutscher Naturrechtsphilosoph, Historiker sowie Natur- und Völkerrechtslehrer im 17. Jahrhundert der skurrilen Situation, dass nationale Fiskalpolitik zu steigenden Zinsen auf Staatsanleihen führen kann. Wo hingegen Zentralbank und Regierung eine funktionale Einheit bilden, ist dies nicht der Fall. Ein wesentliches Kennzeichen souveräner und demokratischer Staaten ist die fiskalische Autonomie des Parlaments. Ist der Haushalt demokratisch verabschiedet, muss seine Ausführung gewährleistet sein. Ein zur Finanzierung auf Privatbanken angewiesener Staat wird erpressbar – die Demokratie verliert. Das Wiedererstarken nationaler und radikaler Tendenzen in Europa ist nicht zuletzt die Antwort auf diese Strukturen und die daraus folgende Wirtschaftspolitik der letzten Jahre. Der Autor ist Dozent für Volkswirt ■schaftslehre an der HWR Berlin und im Vorstand der Samuel-Pufendorf-Gesell schaft für politische Ökonomie. SemesterJournal 2/14 HW & R 21 Ein neues Leitbild für die HWR Berlin Nach einem Jahr intensiver Arbeit ist ein Orientierungsrahmen für das Handeln der Hochschule entstanden. Von Bernd Reissert und Henriette Scharfenberg Im Juni 2013 wurde mit der Auftaktveranstaltung der Startschuss für einen intensiven Prozess gegeben, an dem alle Mitgliedergruppen der Hochschule mitgewirkt haben (s. dazu auch Ausgabe 1/14 des SemesterJournals). Zu Beginn des Wintersemesters 2014/15 haben die zentralen Gremien über das vorgelegte Leitbild abgestimmt. Seit 19. November ist es in Kraft. Das neue Leitbild dient dazu, Entwicklungsziele für die HWR Berlin zu definieren, dem Handeln ihrer Mitglieder eine Richtschnur zu geben, das Profil der Hochschule zu schärfen und zur weiteren Integration der Hochschule beizutragen. Fünf Elemente kennzeichnen das Leitbild in besonderem Maße: die klare Werteorientierung und das Bekenntnis zur gesellschaftlichen Verantwortung der Hochschule; die Betonung von Stärken der Hochschule – insbesondere in der Internationalisierung und der Weiterbildung, in denen die HWR Berlin bundesweite Spitzenpositionen einnimmt – und der Wille zum weiteren Ausbau dieser Stärken; die Verpflichtung der Hochschule, zur Entwicklung der Region beizutragen, und die Überzeugung, dass regionaler Bezug und Internationalität kein Widerspruch sind, da auch die Region auf internationale und interkulturelle Kompetenzen angewiesen ist; die Verpflichtung zur Anwendungsorientierung von Studium und Lehre, zur Vermittlung praxisbezogener Kompetenz und zur angewandten Forschung, »auch weil gute akademische Lehre forschungsgeleitet sein muss«; die Anwendung der Werteorientierung von Studium, Lehre und Forschung auch auf das alltägliche Miteinander in der Hochschule. ■ ■ ■ ■ ■ »Die Hochschule lebt, was sie lehrt«, heißt es im Leitbild – und zur Erläuterung: »Die Werte, die wir unseren Studierenden vermitteln, und die Ziele, an denen wir Studium und Lehre orientieren, leiten auch den Umgang zwischen allen Mitgliedern der Hochschule … Wertschätzung, Respekt, Dialog auf Augenhöhe und Kooperation für unsere gemeinsamen Ziele und Aufgaben sind unsere wesentlichen Prinzipien im Umgang miteinander … Die Berücksichtigung der Diversität von Kulturen und Lebensweisen, die Gleichstellung der Geschlechter, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Studium und die Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Handelns sind daher wichtige Themen in Lehre und Forschung – und auch zentrale Prinzipien, die die Hochschule in ihrem täglichen Handeln leiten.« Diese Aussagen sind selbstverständlich nicht nur Zustandsbeschreibungen, sondern Zielformulierungen, denen die Hochschule und ihre Mitglieder täglich neu gerecht werden müssen. Wie das immer besser gelingen kann und wie auch die anderen Ziele des Leitbilds im praktischen Handeln umgesetzt werden können, wird in den nächsten Monaten und Jahren Gegenstand eines Prozesses in der Hochschule sein. Zu ihm werden Workshops, auf denen Best-PracticeBeispiele vorgestellt und diskutiert werden, ebenso gehören wie ein Blog (der bereits bei der Leitbildentwicklung aktiv war) – und natürlich die Umsetzung von Leitbildzielen im System der Qualitätssicherung und -entwicklung für Studium und Lehre. Weitere Informationen zum Leitbildprozess www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/ portrait/leitbild ist Präsident der HWR Ber ■lin, DerdieAutor Autorin ist persönliche Referentin des Präsidenten. Die HWR Berlin ist stadtumspannend mit einem Campus in Schöneberg (linkes Bild) und einem Campus in Lichtenberg (rechtes Bild). Das neue Leitbild soll auch zur weiteren Integration der Hochschule beitragen. 22 HW & R SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 HW & R 23 Neue Polizist/innen braucht das Land Die tun ’was Bundesweit fehlen nach einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung derzeit 24 000 Stellen im Polizeidienst. Vor dem Hintergrund der kürzlich im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse wird sich vor allem auf Länderebene daran so schnell nichts ändern. Doch allein durch die Altersstruktur der Beschäftigten braucht auch Berlin neue Polizist/innen. Der Polizeipräsident hat mit der HWR Berlin einen erweiterten Kooperationsvertrag geschlossen. Justiz und öffentliche Verwaltung sind zur Zukunftsbranche geworden. Die Überalterung der Mitarbeiterstruktur zwingt öffentliche Arbeitgeber trotz verordneter Sparbremse zum Handeln. Zum Wintersemester 2014/2015 sind die Einstellungszahlen des Landes Berlin in manchen Bereichen um 100 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr studieren doppelt so viele angehende Rechtspfleger/innen an der HWR Berlin – mit guten Übernahmechancen. In den nächsten Jahren soll das so bleiben, Tendenz steigend. Gute Berufschancen eröffnen sich auch für Wirtschaftsjurist/innen. Von Sylke Schumann Von Sylke Schumann »Die Polizeiausbildung ist eines meiner wichtigsten Schwerpunktprojekte der nächsten Jahre«, begründet Klaus Kandt, der Polizeipräsident in Berlin, die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin. Am 1. Oktober 2014 besiegelte er mit dem Präsidenten der HWR Berlin, Prof. Dr. Bernd Reissert, den Ausbau einer vertieften aktiven und vertrauensvollen Kooperationsbeziehung. Praxisbezogene Fragen der Kriminalistik und Kriminologie, aber auch zu Bereichen wie der Organisations- und Personalentwicklung sollen Gegenstand der Zusammenarbeit sein. Neben der langjährigen erfolgreichen Vernetzung von Studium und Praxis soll künftig noch mehr Wert auf gemeinsame Forschung gelegt werden. Auf dem Gebiet der sozial- und rechtswissenschaftlichen Sicherheitsforschung gehört die HWR Berlin zu den führenden Institutionen in Deutschland. HWR-Studiengang für den gehobenen Polizeivollzugsdienst neben der Lehre durch Hochschulprofessor/innen die eng praxisbezogenen Elemente zunehmend durch profilierte dienstaktive Beamt/innen als Lehrbeauftragte erbracht werden. Die Vertragsunterzeichner stimmen darin überein, dass die Internationalisierung von Studieninhalten und Lehre für die Polizei- und Sicherheitsstudiengänge vorangetrieben werden soll. Insbesondere bei der Kriminalitätsbekämpfung, der Prävention und im Personalmanagement richtet sich die Berliner Polizei mit ihren rund 21 000 Mitarbeiter/innen an den gesellschaftlichen Veränderungen aus. Die HWR Berlin sieht sich, so Prof. Dr. Reissert, als staatliche Hochschule dem Land gegenüber verpflichtet und will dazu beitragen, den steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften in der Berliner Wirtschaft und Verwaltung nicht nur quantitativ, »Nicht die Vergangenheit wollen wir lehren, sondern was wir heute machen und damit die Zukunft vorbereiten«, bekräftigt Kandt und setzt auf Gegenseitigkeit und Flexibilität. Auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Bernd Reissert hält es für eine »ideale Lösung«, wenn im An der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin studieren insgesamt rund 10 000 Studierende. In den mehr als 60 Studiengängen in privatem und öffentlichem Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie in den Ingenieurwissenschaften bündelt die Hochschule über 30 Jahre Erfahrung und Fachkompetenz. Davon profitieren auch die Studentinnen und Studenten, die am Fachbereich Polizei und Sicherheitsmanagement studieren. Die Autorin ist Pressesprecherin der ■HWR Berlin. Polizeipräsident Klaus Kandt (rechts im Bild) und der HWR-Präsident Prof. Dr. Bernd Reissert besiegeln Ausbau der Kooperationsbeziehungen Die erweiterte Kooperation von Polizei und HWR Berlin kommt den Studierenden für den gehobenen Polizeivollzugsdienst unmittelbar zugute. Sie erhalten professionelle Unterstützung von beiden Seiten, haben unter anderem – wie auch die Lehrenden – die Möglichkeit, das Archiv des Polizeipräsidiums und Recherchedienste für ihr Studium zu nutzen. sondern auch qualitativ mit aufzufangen, auch im Weiterbildungsbereich. So sind zusätzlich zu den derzeit über 900 Studienplätzen an der HWR Berlin bis 2016 in dem Bachelor-Studiengang, der zur Laufbahnbefähigung für den gehobenen Polizeivollzugsdienst führt, ca. 300 weitere Studienplätze geplant. Akten stapeln sich. In den letzten 20 Jahren sanken die Beschäftigungszahlen in der öffentlichen Verwaltung im Bundesdurchschnitt um 1,5 Prozent pro Jahr, Nachwuchs wurde kaum eingestellt. Der Anteil der über 60-Jährigen wird sich bis 2030 verdreifachen, prognostiziert der Bundesvorsitzende des Beamtenbundes Klaus Dauderstädt. Auch die Justiz leidet unter chronischem Personalmangel. Dort ist die Trendwende eingeläutet worden. Rechtspfleger/innen sollen Abhilfe schaffen – und können es auch. »Nicht alles, was Richter machen, müssen Richter machen«, sagt der Vorsitzende des Richterrats am Oberlandesgericht Koblenz, Peter Itzel, in einem Interview für den Wiesbadener Kurier. Gerade im Bereich des Grundbuchrechts oder bei der Bewilligung von Prozesskostenhilfe könnten Teile des Verfahrens von Rechtspfleger/innen übernommen werden. »Die eigene Aufgabe der Richterinnen und Richter ist die Rechtssprechung«, betont Itzel. » Der Anteil der über 60-Jährigen wird sich bis 2030 verdreifachen, prognostiziert der Bundesvorsitzende des Beamtenbundes Klaus Dauderstädt. « Rechtspfleger/innen, die an der HWR Berlin in Studiengängen, die ähnlich wie das Duale Studium konstruiert sind, eine Beamtenausbildung für die Laufbahn des gehobenen Dienstes absolvieren, arbeiten später in den Amts-, Land- und Oberlandesgerichten, in den Strafgerichten, den Es gibt viel zu tun für Rechtspfleger/innen und Wirtschaftsjurist/innen Staatsanwaltschaften der Länder Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt oder werden an Sozial-, Arbeits-, Verwaltungs- und Finanzgerichten tätig. Die Aufnahme von Studienanfänger/innen und Auszubildenden für die Justiz erfolgt »bedarfsorientiert«, so dass in der Regel alle guten Absolvent/innen nach erfolgreichem Abschluss übernommen werden können. Ihr Einsatzgebiet ist vielfältig und verantwortungsvoll. Sie sind neben den Richter/innen sachlich unabhängige Entscheidungsträger/innen zum Beispiel bei Zwangsversteigerungen und Zwangsverwaltungen von Immobilien, Zwangsvollstreckungs- und Insolvenzverfahren, Nachlassverfahren und Tätigkeiten im Grundbuchamt, Familiengericht und Handelsregister. Für die Bereiche »Betreuung/Vormundschaft/Pflegschaft« (BVP) bietet die HWR Berlin einen weiterbildenden, interdisziplinären Master-Fernstudiengang an, in dem neben der Vermittlung rechtlicher Spezialkenntnisse wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen geschaffen und sozialwissenschaftliche Schlüsselkompetenzen vertieft werden. Da die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin privates und öffentliches Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts-, und Sicherheitsmanagement bündelt, gehört zum Studiengangsportfolio auch der Bachelor-Studiengang »Recht im Unternehmen«. Das auf sieben Semester konzentrierte Studium zum Wirtschaftsjuristen oder zur Wirtschaftsjuristin an der Schnittstelle von Ökonomie und Recht bietet Abwechslung, das Berufsbild zahlreiche Einsatzgebiete und auch für die in diesem Semester rund 60 neu gestarteten Studierenden gute Perspektiven. Wie der Stellenindex des Handelsblatts zeigt, steigt die Nachfrage nach Wirtschaftsjurist/innen am deutschen Arbeitsmarkt stetig. Personalmanagement, Betriebsratsverhandlungen, Vertragsabschlüsse, Zwangsvollstreckung oder Kreditaufnahme: Wesentliche betriebswirtschaftliche Aufgaben in Unternehmen tangieren rechtliche Rahmenbedingungen. Die Autorin ist Pressesprecherin der ■HWR Berlin. 24 HW & R SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 HW & R 25 Gibt es Familienunternehmen in Berlin? Eine Hochschule, viele Perspektiven Berlin beherbergt nicht nur Kunst, Politik und eine hippe Start-up-Szene. In Berlin sind auch klassische Familienunternehmen ansässig und oft sind sie die Hidden Champions der Region. Im November trafen sie sich zum 7. Campus Wannsee – der EMF-Konferenz für Familienunternehmen. Von Elena Brandalise, Isolde Drosch, Elke König und Tanja von Frantzius Von Birgit Felden Nicht alle Familienunternehmer/innen sind so hip wie die Berliner Start-ups, aber viele von ihnen sind glänzende Unternehmensführer/innen – strategisch und innovativ. Und sie haben die richtigen Mitarbeiter ausgewählt! Aber wie führen eigentlich diese Familienunternehmer/innen? Das war das Thema der diesjährigen Veranstaltung am Berliner Wannsee. Olympiasiegerin Britta Steffen, HWR-Absolventin, hielt den Impulsvortrag bei der EMF-Kon- Hat sich der Führungsstil auch in Familienunternehmen geändert und ist das, was Familienunternehmen auszeichnet, wie der familiäre Umgang und die persönliche Kommunikation überhaupt noch zeitgemäß? Provokant gefragt: Versuchen Familienunternehmer/innen vielleicht mit dem Führungsstil von gestern Mitarbeiter/innen von heute in die Zukunft von morgen zu führen? Oder sind Familienunternehmen – mal wieder – so nah dran, dass sie diese Veränderungen schon längst erkannt und im Führungsverhalten umgesetzt haben? Natürlich kann man diese Fragen nicht allgemein beantworten – dafür sind Familienunternehmen zu vielfältig. Aber es sind so wichtige Fragen, dass im Rahmen des Campus Wannsee, der Konferenz des Instituts für Entrepreneurship, Mittelstand und F amilienunternehmen der HWR Berlin, intensiv nach Antworten gesucht wurde. Erfahrene Praktiker/innen und versierte Wissenschaftler/innen haben ihre Erlebnisse und Gedanken dazu vorgestellt – zum Mitdenken und Mitdiskutieren. Studierende des Studiengangs »Unternehmensgründung und Unternehmensnachfolge« an der HWR Berlin, Kolleg/innen aus dem wissenschaftlichen Bereich und natür- ferenz Campus Wannsee lich viele Familienunternehmer/-innen diskutierten mit. Dr. Eberhardt Sasse und seine Tochter Laura von der Sasse AG thematisierten ihren Weg zur Nachfolge. Peter van Nahmen stellte im Unternehmergespräch mit Maria Wirtz von der TMS AG heraus, wie man einen renommierten Fruchtsafthersteller als Nachfolger führt. Prof. Dr. Annette Pattloch stellte ein Kooperationsprojekt des EMFInstituts der HWR Berlin mit der Beuth Hochschule für Technik Berlin vor, in dem für Familienunternehmen eine Markencloud entwickelt wurde. Die Markencloud gibt einen detaillierten Überblick über die derzeitige Markenführung und Empfehlungen, wie Fa- milienunternehmer ihre Marke stärken können und diese auch an die nächste Generation erfolgreich übertragen. Schließlich stellte Sven Petersen von der Berliner Sparkasse vor, wie ein umfassendes Beratungskonzept für Familienunternehmen aussehen kann. Dass diese Veranstaltung nun schon zum 7. Mal stattfinden konnte, ist einer Kooperation der Berliner Sparkasse mit dem Studiengang »Unternehmensgründung und –nachfolge« der HWR Berlin zu verdanken. Die Autorin ist Professorin und Direk ■torin des Instituts für Entrepreneurship, Mittelstand und Familienunternehmen an der HWR Berlin. Gründung und Nachfolge an der HWR Berlin studieren Die HWR Berlin bietet einen eigenen berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang »Unternehmensgründung und Unternehmensnachfolge« an. Das ist deutschlandweit einmalig. Rund zwei Drittel des Programms sind typische Inhalte eines BWL-Studiums, ein Drittel beschäftigt sich mit Fragen rund um Unternehmertum, Gründung und Nachfolge. Weitere Informationen unter www.hwr-berlin.de Die Fachtagung »Fit für Berlin: Interkulturelle Kompetenzen am Arbeitsplatz. Stand, Bedarf, Ansätze« machte Vielfalt innerhalb und außerhalb der Hochschule erlebbar. Hochschulen sind mit wachsenden Studierendenzahlen, der sogenannten Bildungsexpansion, direkt konfrontiert. Einhergehend mit dieser Entwicklung ist auch die Vielfalt der Studierenden zu beobachten. Phänomene hoher kultureller Diversität kennzeichnen den Alltag aller Hochschulangehörigen. Studierende, Frauen und Männer, sind mehr oder weniger jung/alt, haben (k)eine Familie, arbeiten/engagieren sich ehrenamtlich (nebenbei) und gehören schließlich einer bestimmten Fachkultur an (Wirtschaft, Verwaltung, Polizei, Recht, Technik, …). Mitarbeiter/innen mit und ohne Lehraufgaben begegnen im Hochschulalltag vielen verschiedenen Bedürfnissen, die heterogene Gruppen ausmachen. » Zu den Aufgaben der Hochschulen gehört auch die Vermittlung von Werten für die Gesellschaft. « Vor welcher Berufsrealität steht zum Beispiel ein/e Polizist/in im Vergleich zu einer/m Bankangestellten? Angehende Polizist/innen im gehobenen Dienst haben andere Schwerpunkte als Studierende der Fachrichtung »BWL/ Bank« oder des Studiengangs »Interna- tional Human Resource Management«. Zu den Aufgaben der Hochschulen gehört auch die Vermittlung von Werten für die Gesellschaft, um die gesamte Persönlichkeit der Studierenden zur Entfaltung zu bringen und die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft sowie die soziale Kohäsion zu erhöhen. Mitarbeiter/innen mit und ohne Lehraufgaben sowie Studierende der HWR Berlin und weitere Gäste widmeten sich sich diesen Themen auf der Fachtagung »Fit für Berlin« am Campus Lichtenberg im Oktober 2014. Sie beschrieben Situationen aus ihrem Alltag und näherten sich spielerisch, kognitiv und erfahrungsbezogen an die Thematik »Vielfalt« an. »Wir reagieren auf eine veränderte Realität«, so formulierte es eine Teilnehmerin zu Beginn des Workshops ›Lehren und Lernen in heterogenen Gruppen‹. »Die Auseinandersetzung mit Heterogenität und der interdisziplinäre Austausch zwischen den verschiedenen, bestehenden Fachkulturen an der HWR Berlin wurde als ein unbedingt weiter zu führender Prozess beschrieben, um sich in die Lage zu versetzen, an den jeweiligen Arbeitsplätzen ›diversitätssensibel‹ handeln zu können«, so Elke König, die mit Tanja von Frantzius den Workshop moderierte. Auch im Workshop ›Kommunikation im Hochschulalltag: Gut gemeint, falsch verstanden‹ betonte Isolde Drosch: »Eine Wahrnehmung für die eigene Kulturprägung zu entwickeln‚ ›sich selbst erklären‹ als Kompetenz zu verstehen, sind wichtige Bausteine bei einer Sensibilisierung für Diversität«. Alle Fachbereiche der Hochschule waren ›bunt gemischt‹ vertreten. Der rege, interdisziplinäre Austausch wurde als sehr bereichernd empfunden und eine Fortsetzung gewünscht. »Fit für Berlin« war die erste interdisziplinäre Fachtagung, die alle Fachbereiche und Mitgliedsgruppen der Hochschule im Blick hatte. Die große fachliche Breite der Hochschule gab Anlass, sich über die eigenen Besonderheiten auszutauschen und diese im Kontext von Heterogenität zu beleuchten. Elena Brandalise und Isolde Drosch ar ■beiten im Programm Cultural Diversity, Elke König arbeitet in der hochschuldi daktischen Weiterbildung und Tanja von Frantzius für Neue Lehr- und Lernfor men an der HWR Berlin. Auf dem Workshop »Lehren und Lernen in heterogenen Gruppen« setzten sich die Teilnehmer/innen mit Heterogenität auseinander 26 HW & R SemesterJournal 2/14 Helfen tut Gut(es) Beim »Tag des Engagements« engagierten sich Mentees des Cross Cultural Mentoring Programms (CCM) der HWR Berlin bei der Berliner Stadtmission. Von Ana García Uns Mentees stehen im Rahmen des CCM Programms ein Jahr lang ehrenamtlich Mentor/innen aus der Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft bei Fragen rund ums Studium und Leben zur Seite. Am »Tag des Engagements« wollten wir Mentees die Ideale des CCM Programms vorleben und haben uns im August deswegen einen Tag lang ehrenamtlich bei der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße engagiert. »Helfen tut Gut(es)« lautet das Motto der Berliner Stadtmission. Mit ihren mehr als 1 000 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen hat sie es sich zum Ziel gemacht, Menschen in schwierigen Situationen unter die Arme zu greifen. Heimat- oder Wohnungslose, ehemalige Häftlinge, Personen mit Suchtproblemen, körperlichen oder geistigen Einschränkungen werden von der Stadtmission in vielerlei Hinsicht unterstützt. Zu Beginn des Tages erhielten wir von der Ehrenamtsreferentin Carolin Reifenberg eine Führung über das Gelände der Einrichtung. So erfuhren wir aus erster Hand von den zahlreichen Projekten, die von der Berliner Stadtmission ins Leben gerufen wurden. Neben den Kältebussen und Winternotunterkünften gibt es unter anderem auch Deutschkurse und Kinderbetreuung für Flüchtlingsfamilien sowie ein Hostel für Besucher/innen Berlins, dessen Einnahmen in die Projekte der Berliner Stadtmission fließen. Die Berliner Stadtmission ist überwiegend auf ehrenamtliche Hilfskräfte angewiesen. Studierende der HWR Berlin halfen einen Tag mit beim Sortieren gespendeter Kleidung. Danach hieß es anpacken und mithelfen. Wir wurden in den Kellerräumen für die Sachspendensortierung eingeteilt. Herzlich wurden wir in das Team aufgenommen und »eingearbeitet«. SemesterJournal 2/14 HW & R Unsere Ansprechpartner/innen waren stets offen für unsere zahlreichen Fragen. So erfuhren wir zum Beispiel, dass die Stadtmission überwiegend auf ehrenamtliche Hilfskräfte angewiesen ist. In der Mittagspause trafen wir Schwester Inge, eine Nonne, die das Café inneHALT leitet. Alle im Laden und Café verkauften Produkte dienen der Aufrechterhaltung der Projekte der Stadtmission. Katrin Faiss, eine Mentee des CCM, brachte unsere Bewunderung für das Projekt auf den Punkt: »Ich fand es sehr interessant zu sehen, was die Leute, die bei der Berliner Stadtmission arbeiten, alles leisten. Sie kümmern sich um die Menschen, die woanders in unserer Gesellschaft keine Chance mehr bekommen und sie machen das mit einer Selbstverständlichkeit und einer Überzeugung, die absolut bewundernswert ist.« Das Feedback nach unserem Einsatz fiel einstimmig positiv aus und alle Beteiligten fühlten sich nach dem Tag um viele Erfahrungen reicher. Wir Mentees der HWR Berlin gingen nachdenklich, erfüllt und inspiriert nach Hause. Wir freuen uns am ersten »Tag des Engagements« mitgewirkt zu haben und können für uns sagen: Helfen tut also tatsächlich Gut(es). Ana García ist Studentin der HWR ■Berlin und Mentee CCM im Jahrgang 2014. Plakat der »Spenden-Kampagne der Kältehilfe für Obdachlose« der Berliner Stadtmission 27 28 HW & R SemesterJournal 2/14 Das Fremde heimisch machen Reiseluft in der Bibliothek: Die aktuelle Fotoausstellung am Campus Schöneberg der HWR Berlin zeigt Bilder von Joschka Hahler, der ein Auslandssemester in Indien verbachte. Von Ingrid Sperber und Cornelia Rupp »Schöne Bilder machen Lust auf etwas, vor dem einem heute vielleicht noch Bange ist. Sie können einfacher Hemmnisse und Barrieren abbauen und ermöglichen somit eine leichtere Identifikation mit dem Fremden.« Joschka Hahler, Student im Master-Studiengang »Wirtschaftsingenieur/-in – Energieund Umweltressourcen« an der HWR Berlin hat sein Auslandssemester an der HWR-Partnerhochschule Symbiosis International University in Pune, Indien verbracht. Unter dem Titel »Willkommen im Unbekannten – Sequenzen aus einem Auslandssemester in Indien« ist seit Beginn des Wintersemesters 2014/15 in der Hochschulbibliothek am Campus Schöneberg eine Fotoausstellung mit seinen Bildern zu sehen. Joschka Hahler hofft, dass die Ausstellung vielleicht den einen oder anderen inspiriert und motiviert, das Fremde heimisch zu machen und das kleine Abenteuer Indien selbst auszuprobieren, vielleicht im Rahmen eines Auslandssemesters. Doch wie kam es zu der Ausstellung? Die Architektur und Gestaltung der Bibliothek am Campus Schöneberg bie- tet gute Möglichkeiten zur Integration und Darstellung künstlerischer Werke. Seit ihrem Umzug 2010 in die vierte und fünfte Etage in Haus A konnte jedes Semester eine neue Ausstellung konzipiert werden. Nicht nur externe Künstlerinnen und Künstler waren bisher zu sehen, sondern auch aus den Reihen der Lehrenden der HWR Berlin kamen bisher unbekannte Talente zum Vorschein und stellten bereits in der Bibliothek aus. Mit Joschka Hahler ist nun erstmals auch ein Student der HWR Berlin in die Reihe der vorgestellten Künstler getreten: Er hat fotografisch seine Erfahrungen und Sichtweisen aus seinem Auslandssemester in Indien festgehalten. Der Künstler ist dabei seinem Gastland auf sehr einfühlsame Weise begegnet. Die Fotografien von Menschen, ihrem bunten Alltag, von Urbanem und von Landschaften entstanden zum Beispiel inmitten der Altstadt von Neu Delhi, am Ufer des Ganges in Varanasi, in Bangalore, in kleinen Fischerdörfern und auf den Wasserstraßen von Kerala. Als »Wanderausstellung« konzipiert, wird die Ausstellung im Sommerse- mester 2015 auch in der Hochschulbibliothek am Campus Lichtenberg zu sehen sein. Für die HWR Berlin war dies nicht nur die Erfahrung einer sehr gelungenen Kooperation zwischen International Office und Bibliothek, die die Ausstellung gemeinsam möglich gemacht haben. Aufgrund der Ausstellung kann der »Lernort Bibliothek« wieder neu wahrgenommen werden, denn jede Ausstellung schafft ihre individuelle Atmosphäre und bereichert damit das Arbeiten für die Nutzerinnen und Nutzer der Bibliothek. Zugleich bietet die aktuelle Ausstellung eine gute Gelegenheit, auf die Möglichkeit eines Auslandssemesters an den Partneruniversitäten der HWR Berlin hinzuweisen. Dazu bestehen auch finanziell attraktive Bedingungen, um den Aufenthalt vor Ort realisieren zu können. Das International Office berät dazu gern. Ingrid Sperber ist Koordinatorin des ■International Office, Cornelia Rupp ist Leiterin der Bibliothek am Campus Schöneberg. SemesterJournal 2/14 HW & R 29 30 HW & R SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 HW & R 31 Chancengleichheit: HWR Berlin als Best Practice Karrierewege: Steuerberater und Bildungsunternehmer Bereits zum fünften Mal wird die nachhaltig auf Chancengleichheit orientierte Hochschul- und Personalpolitik der HWR Berlin mit einem Preis gewürdigt. Mit Lebenswegen ist es wie mit Geschichte. Im Nachhinein betrachtet, ergibt sich eins aus dem anderen und bildet einen scheinbar zwingenden Ablauf. Aber nur wer dabei war, weiß, wie viele andere Möglichkeiten es gab, wie viel dem Zufall und den ergriffenen oder den verpassten Chancen geschuldet ist. Von Viola Philipp Von Daniel Ziska Kontinuität zahlt sich aus. Seit 2002 unterzieht sich die HWR Berlin erfolgreich der Qualitätskontrolle ihrer auf Chancengleichheit orientierten Hochschulund Personalpolitik. Deshalb wird sie 2014 nicht nur zum fünften Mal in Folge mit dem Prädikat »Total E-Quality« ausgezeichnet, sondern erhält als eine von vier wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland auch einen »Nachhaltigkeitspreis« dafür. 57 Bewerbungsteams aus Wirtschaft, Verwaltung, von Verbänden und aus der Wissenschaft waren aus ganz Deutschland nach Dortmund gereist, um sich ehren zu lassen. Die HWR Berlin behauptet sich auch im 6. bundesweiten Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten (CEWS) in der Spitzengruppe. In der Jury-Begründung des TOTAL E-QUALITY Deutschland e. V. heißt es weiter: »Die Hochschule war im Professorinnenprogramm I und II des BMBMs erfolgreich. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Studium/Beruf mit Familie werden kontinuierlich ausgebaut, etwa mit einem Pilotprojekt zur flexiblen Kinderbetreuung. Schwerpunkt und Angebote des Harriet Taylor MillInstitutes für Ökonomie und Geschlechterforschung werden ausgeweitet, u. a. mit Qualifizierungs- und Vernetzungsprogrammen für Aufsichtsrätinnen. Ein Chancengleichheitsfond soll installiert werden, aus dem Fachbereichsaktivitäten zur Umsetzung von Gleichstellungszielen unterstützt werden. Fünfmal ausgezeichnet zu werden, ist der nachhaltige Beweis des starken Engagements für Chancengleichheit. Als Best Practice Beispiel trägt die Hochschule für Wirt- Die Schule wollte ich schnellstmöglich verlassen, verdiente jedoch nicht viel später einen Gutteil meines Lebensunterhalts mit Bildung. Man konnte mich mit Fug und Recht in Mathematik als glatten Ausfall und in Deutsch bestenfalls als mittelmäßig bezeichnen, seit Jahren erwerbe ich nun meine Brötchen als Steuerberater. Wie kam es dazu? Und welche Rolle spielte die HWR Berlin? Vor vielen Jahren erzählte mir eines Morgens ein Klassenkollege, dass er nach der 10. Klasse vom Gymnasium abgehen und eine Ausbildung mache wolle. Für mich, als Schüler, der seit einiger Zeit um die Versetzung ringen musste, war dies ein völlig neuer Gedanke: Man konnte einfach aussteigen! Leider zeigte sich bald, dass mein Halbjahreszeugnis völlig ungeeignet war, eines der Bankinstitute davon zu überzeugen, mich als Auszubildenden aufzunehmen – eigentlich wollte ich Bankkaufmann werden. Also musste ich aus meiner damaligen Sicht kleinere Brötchen backen und bewarb mich für andere kaufmännische Berufe. Ein alter Schulfreund meines Vaters war Steuerberater, ließ sich nicht abschrecken und nahm mich als Auszubildenden; so wurde ich Steuerfachangestellter. Nicht nur die Arbeit, sondern auch das Lernen in der Berufsschule machte Spaß – eine neue, angenehme Erfahrung. Nach der Ausbildung sammelte ich Berufserfahrung im Steuerfach und in der Industrie. Von einem alten Schulfreund, der nach dem Abitur eine Banklehre gemacht hatte, erfuhr ich, dass er zusammen mit zwei anderen B ankkollegen Präsident Prof. Dr. Bernd Reissert und Frauenbeauftragte Viola Philipp bei der Verleihung des TEQ-Prädikats und des Nachhaltigkeitspreises in Dortmund am 24. 10. 2014 schaft und Recht Berlin zur positiven Entwicklung von Chancengleichheit in unserer Gesellschaft bei.« Das TOTAL E-QUALITY-Prädikat wird seit 1997 an Organisationen und Unternehmen und seit 2002 an Einrichtungen im Wissenschaftsbereich verliehen. Vor die Verleihung hat die Jury einen umfangreichen Bewerbungsprozess gesetzt, dessen Grundlage ein freiwilliger Selbstcheck ist. Selbstbewertungsfragebögen zu acht verschiedenen Themenstellungen auf 50 Seiten, 25 Seiten Einschätzungen aus zentraler Sicht und 25 Anlagen zusätzlich zu den 100 Anlagen, die bereits 2011 eingereicht wurden, haben die Jury überzeugt, dass die HWR Berlin quantitativ sowie qualitativ nicht nachgelassen hat, das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit mit Hilfe vieler Mitstreiterinnen und Mitstreiter hartnäckig und gelungen zu verfolgen. Für weitere drei Jahre darf die Hochschule das Siegel TEQ tragen. Die Autorin ist die zentrale Frauenbe ■auftragte der HWR Berlin und erar beitete im Auftrag des Präsidiums die Beantragung für die Hochschule. Alumnus Daniel Ziska ist »auf Umwegen« zum Studium gekommen und hat es dennoch erfolgreich abgeschlossen. 32 HW & R »etwas starten« wolle: Wissen für Existenzgründer vermitteln. Da könne jemand, der sich mit Buchführung und Steuern auskennt, nicht schaden. Ich machte mit. Das war 1990. Wir haben nie ein einziges Existenzgründerseminar gehalten, aber dafür relativ schnell Umschulungen zu Bankkaufleuten durchgeführt, waren für verschiedene Bildungsunternehmen tätig und hielten Seminare für Finanzdienstleister und Versicherer. Mein Thema war meist das Steuerrecht. Dass wir alle vier als Dozenten Erfolg hatten, war überraschend und sicher auch dem Langmut unserer ersten Seminarteilnehmer/innen zu verdanken. Zunächst auf Probe, denn erst nach zwei Semestern wurde entschieden, ob aus der vorläufigen Immatrikulation eine ordentliche wird. Einige Jahre später erfuhr ich, dass man auch studieren darf, wenn man kein Abitur besitzt: § 11 Berliner Hochschulgesetz sei der Weg. Da ich ja inzwischen wusste, dass Lernen eine Bereicherung für mich ist, habe ich mich 1993 bei der Fachhochschule für Wirtschaft, dem heutigen Fachbereich 1 der HWR Berlin, um einen Studienplatz für den Studiengang Studiengang »Wirtschaft« beworben. Die Qualifikationen reichten und im Sommersemester ging es los. Eine gewisse Herausforderung war die Finanzierung des Studiums: Ich war weiterhin selbstständig, jung und brauchte das Geld. Dabei half mir sehr, dass ich auch einige Kurse im Abendstudium belegen konnte obwohl ich im Tagesstudium immatrikuliert war. So hatte ich tagsüber noch genügend Zeit für das Geschäft. Im Grundstudium konnte ich mich meinem Angstgegner Mathematik in verschiedenen Kursen stellen. Glücklicherweise mit Erfolg. Hilfreich waren die kleinen Studiengruppen und der praxisorientierte Ansatz des Professors. Im Hauptstudium wählte ich, nicht ganz überraschend, den Schwerpunkt »Steuern und öffentliche Finanzen«. Die Diplomprüfung bestand ich 1998. Ohne das Studium hätte ich mich, drei Jahre später, bei der Steuerberaterprüfung sehr schwer getan. Wie lernt man richtig? Wie recherchiert man richtig? SemesterJournal 2/14 Wie bringt man das, was man im Kopf hat, zu Papier? Fertigkeiten, die ich erst im Studium richtig herausgebildet habe. Ohne das Rüstzeug hätte ich die Steuerberaterprüfung wohl nicht geschafft. Und heute? Das Bildungsunternehmen, die GOING PUBLIC! Akademie für Finanzberatung AG, beschäftigt 25 Mitarbeiter/innen sowie rund 80 freiberufliche Dozentinnen und Dozenten und wird von den drei Freunden geleitet, mit denen ich 1990 startete. In meinen Steuerberatungsgesellschaften GPC Tax Unternehmerberatung AG und MERIDIUM AG sind 12 Menschen beschäftigt. Ein Teil der Mandant/innen sind englischsprachig. In Fremdsprachen war ich in der Schule auch immer schlecht. Mehr Informationen unter www.going-public.edu www.gpc-tax.de www.meridium.de Der Autor ist Alumnus der Hochschule, ■Steuerberater und unterhält zwei eigene Steuerberatungsunternehmen. SemesterJournal 2/14 Studieren & Lehren 33 Time for Talents Das Deutschlandstipendien-Programm der HWR Berlin ist erfolgreich: Bisher wurden 34 Stipendien an 26 Stipendiat/innen vergeben. Von Denise Gücker Unternehmen und Bund fördern seit mittlerweile anderthalb Jahren Studierende der HWR Berlin mit einem Deutschlandstipendium. Mindestens zwei Semester lang erhalten leistungsstarke und zugleich sozial engagierte Studierende 300 Euro monatlich, zur einen Hälfte von privaten Förderern und zur anderen Hälfte vom Bund finanziert. Zum Sommersemester 2014 wurden zehn neue Deutschlandstipendien an herausragende Studentinnen und Studenten vergeben, zum Wintersemester 2014/15 wurden weitere fünf Stipendien verlängert. Die Stipendienfeier 2014 diente in diesem Jahr neben der feierlichen Übergabe der Stipendienurkunden auch als Netzwerktreffen für alle bisherigen Förderern und Stipendiat/innen. Der anschließende Stehempfang bot Gelegenheit für ein erstes Kennenlernen zwischen Förderern und Stipendiat/innen und auch zum Netzwerken mit Mitgliedern der Hochschule und der Stipendiat/innen untereinander. Stipendiengeber, sowie Präsident der HWR Berlin Bernd Reissert (hinten Mitte) und Vizepräsidentin Prof. Dr. Frederike Maier (mittlere Reihe, Mitte) mit Stipendiat/innen (mit Blume) auf der Stipendienfeier 2014 Die nächste Stipendienausschreibung wird im Januar 2015 für die Vergabe der Stipendien zum Sommersemester veröffentlicht. Die HWR Berlin sucht fortlaufend neue Förderer für ihre besten Studierenden. Die Autorin arbeitet im Career Service ■und ist Programmkoordinatorin des Informationen zum Deutschland stipendium Denise Gücker Tel.: +49 0(30) 30877-1356 E-Mail: deutschlandstipendium@ hwr-berlin.de www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/ deutschlandstipendium Deutschlandstipendiums an derHWR Berlin. Stimmen von der Stipendienfeier 2014 »Wir nutzen die Chance, um unser Netzwerk zu erweitern. Zudem wollen wir mit unserem eigenen Erfolg der Gesellschaft etwas zurückgeben, uns sozial engagieren und soziale Bereiche unterstützen.« Guido Wegner, Berliner Volksbank eG (Förderer) Ohne Abitur, aber mit viel Berufs- und Lebenserfahrung zum Studium und beruflichen Erfolg: Daniel Ziska »Ein Stück Freiheit! Mit dem Stipendium habe ich mehr Zeit für das Lernen und muss mich weniger um Nebenjobs küm mern. Für ein Auslandssemester habe ich nun einen ›Puffer‹.« Sebastian Hüttemann (Stipendiat) »Durch das Stipendium werden meine Eltern entlastet und ich bin ein Stück selbständiger. Meine freie Zeit kann ich nun für wichtigere Themen nutzen. Mein Förderer unterstützt mich bei meiner Masterarbeit. Das ist toll, ich kann mich mit Fragen an ihn wenden.« Katharina Richter (Stipendiatin) »Die Auszeichnung bedeutet mir unglaublich viel, da meine Leistung an erkannt wird. Es zeigt mir, dass das, was ich tue, richtig ist.« Katharina Zemlicka (Stipendiatin) »I got something back.« Catherine von Fürstenberg-Dussmann (fördert als Privatperson) Förderer 2014 Berliner Stadtreinigungsbetriebe, Berliner Volksbank eG, BGM Associates GmbH, Catherine von Fürstenberg-Dussmann, GPC Tax Unternehmerberatung AG, Institut für Versicherungswirtschaft e. V., Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst, Nugg.ad AG, Perlo AG, Produkt+Markt GmbH & Co. KG, eine private Spenderin, Toll Collect GmbH 34 Studieren & Lehren SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Studieren & Lehren 35 Fit für Mathe! Fit fürs Studium! Die Mischung macht’s! Am Stolperstein Mathematikkenntnisse kommen die wenigsten Studierenden in der Studieneingangsphase glimpflich vorbei. Im Wintersemester 2014/15 ist ein überarbeitetes Mathematik-Brückenkurskonzept in die Testphase gegangen, um den Studienanfänger/innen den Einstieg zu erleichtern. Eigene Weiterbildungsangebote für Lehrende an der HWR Berlin finden seit dem Wintersemester 2014/15 großen Anklang. Von Judith Schütze Sie wünschen sich, dass sich die Studierenden aktiver am Unterricht beteiligen? Sie möchten von den jüngsten Erkenntnissen der Didaktikforschung profitieren und neue Methoden in Ihre Veranstaltung integrieren? Sie wünschen sich kollegialen Austausch über gute Lehre und möchten sich von den Erfahrungen der anderen Lehrenden anregen lassen? Helene ist Studentin im BachelorStudiengang »Wirtschaftsinformatik« und startet ihr Studium direkt nach dem Abitur. Durch die Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre hat sie ihre Mathematikkenntnisse im »Schnelldurchlauf« erworben. Hilde studiert im Bachelor »Business Administration« und ist als beruflich Qualifizierte (ohne Abitur) zum Studium zugelassen worden. Ihr Mathe-Unterricht liegt durch Ausbildung und Berufserfahrungen schon acht Jahre zurück. Die ersten Vorlesungswochen hinterlassen bei beiden Studentinnen ein ernüchterndes Gefühl und werfen im Hinblick auf die Mathematikanforderungen die Frage auf »Schaffe ich das Studium?« Helene und Hilde stehen beispielhaft für die heterogenen Zugangsvoraussetzungen der heutigen Studienanfänger/innen. Professor/innen sowie Lehrbeauftragte stehen vor der Herausforderung, ihre Lehrveranstaltungen darauf auszurichten. » Ich habe das erste Mal das Gefühl, dass ich Mathe verstehe! « Das MINT-Projekt (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) »MINT 4« zur Förderung von Frauen in Informatikstudiengängen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Studieneingangsphase der Informatikstudiengänge und damit vor allem die Mathematikkenntnisse zu verbessern. Doch nicht nur für Informatikstudierende bestimmen diese Kenntnisse maßgeblich den Verlauf des Studiums. Am Beispiel der Mathematikanforderungen hat sich im vergangenen Sommersemester eine Arbeitsgruppe bestehend aus Hochschul- lehrenden, Lehrkräften Berliner Schulen sowie Studierenden der HWR Berlin mit der inhaltlichen Ausgestaltung der Mathematik-Brückenkurse beschäftigt. Im Fokus der Kursanpassung standen Stoffreduktion sowie Stoffabgrenzung zu den Mathematik-Grundlagenveranstaltungen, die zeitliche Durchführung, die Ergänzung durch Übungseinheiten sowie eine methodische Aufbereitung der Inhalte. Der Konzeptentwurf, bestehend aus den vier Modulen Mathematische Grundlagen, Gleichungen & Gleichungssysteme, Funktionen und Ableitungen, ist in drei Lehrveranstaltungen in die Testphase gestartet. Die AG Mathe_MINT4 will Studierende auf Mathe vorbereiten und Lehrende unterstützen. (Im Bild Prof. Dr. Markus Löcher und Judith Schütze) » Das neue Konzept hat gezeigt, dass eine methodische Aufbereitung der Inhalte das Verständnis stark fördert. « Die Einbindung der Studierenden durch Erwartungsabfragen, Gruppenarbeiten und Wiederholungen sowie die Verknüpfung zwischen Lehrvortrag und Übungsphasen ist sehr positiv von den Studierenden aufgenommen worden. »Ich habe das erste Mal das Gefühl, dass ich Mathe verstehe!«, so das allgemeine Feedback am Ende des Kurses. »In den Grundlagenveranstaltungen werden wir von Mathe überrollt und haben keine Chance, mit dem Stoff mitzugehen. Danke, für die Zeit und die Geduld!«, so das Fazit einer anderen Teilnehmerin. Der nächste Schritt zur Anpassung der Kurse ist ein kollegialer Austausch der Mathematik-Lehrenden der HWR Berlin. Als Informations- und Austauschplattform dient der Moodle »Brückenkurs Mathematik«: www.moodle.hwr-berlin.de/course/view. php?id=12796 Die Autorin ist wissenschaftliche Mit ■arbeiterin am Fachbereich Wirtschafts wissenschaften und koordiniert das Projekt MINT 4 der HWR Berlin. Von Elke König und Jan Eickelberg »Durch die Workshops erlebe ich ein neues Rollenverständnis der Lehrenden – vom Coach bis zum Experten. Dieses Umdenken benötigt sicher etwas Zeit zum Entwickeln, schafft aber neue Spielräume. Zum einen können wir mit den neuen Methoden die Studierenden stärker ein beziehen, zum anderen ist der kollegiale Austausch ein wesentliches Element der Wissensvermittlung. Ich freue mich zu be obachten, wie auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen Lust haben, neue Ideen für ihre Lehrveranstaltungen zu entwickeln und plötzlich mit frischer Motivation an ihre Lehraufträge herantreten.« (ehemalige Teilnehmerin Judith Schütze) Seit September 2014 bietet die HWR Berlin ergänzend zu dem Programm des Berliner Zentrums für Hochschullehre (BZHL) verstärkt eigene Weiterbildungsveranstaltungen an. Diese finden im Rahmen der »Qualitätsoffensive Lehre« im BZHL oder an der HWR Berlin statt und bieten: Seminare zu ausgewählten hochschuldidaktischen Themen, individuelle Lehrhospitationen oder Lehrberatungen (nach Absprache) und lehrbezogene Coachings (nach Absprache, vorrangig für Professor/innen). Das Angebot erfreut sich bereits jetzt einer sehr regen Nachfrage. Die Methodenwerkstatt zu aktivierenden Lehrmethoden nimmt hierbei den Spitzenplatz ein. Das vormals zweitägig durchgeführte Seminar wurde lehrendenfreundlich in vier voneinander unabhängig buchbare Workshops zu je 3 ½ Stunden umgewandelt, die nun abwechselnd an beiden Standorten der HWR Berlin stattfinden. Die erfreuliche Annahme der Veranstaltungen seitens der Lehrenden der HWR Berlin und das durchgängig positive Feedback der Teilnehmenden ermutigen uns, die Entwicklung des Weiterbildungsangebots weiter voranzutreiben. 2015 soll der Fokus auf ein möglichst passgenaues Angebot gelegt werden, das den besonderen, HWR-spezifischen Bedürfnissen der hier Lehrenden Rechnung trägt. Auch das Sprachtraining »Stepping up to the plate« für in englischer Sprache unterrichtende Nichtmuttersprachler/innen stößt auf gesteigertes Interesse. Das Besondere hieran ist v. a. die Möglichkeit, an einer individuellen Nacharbeit im Anschluss an das Training teilzunehmen. Informationen zum Weiterbildungs angebot Elke König Tel.: +49 0(30) 30877-1448 E-Mail: [email protected] www.hwr-berlin.de/didaktik »Von beiden Dozenten meiner besuchten Fortbildungen bin ich hellauf begeistert. Die Stunden vergingen wie im Flug und ich bin durch die zahlreichen Ideen zur innova tiven, aktivierenden Lehre sehr bereichert. Einige Methoden wie die Aktivierungs übungen konnte ich bereits im jetzigen Semester umsetzen. Meine Studenten sind sehr motiviert und angeregt durch diese Art der Vorlesung. Diese Methoden braucht die nachhaltige Lehre und auch die zukunftsweisende Marke HWR.« (ehemalige Teilnehmerin Nina Neef) Autorin arbeitet im Zentralrefe ■rat DieHochschulentwicklung, der Autor ist Professor für Bürgerliches Recht und Vizepräsident der HWR Berlin. 36 Studieren & Lehren SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Forschen & Anwenden 37 Ein Forum für die Berlin Professional School Über den Sinn und Unsinn von Businessplänen Im Oktober 2014 haben alle Statusgruppen der HWR Berlin gemeinsam über die Zukunft des neue Zentralinstituts für Weiter bildung diskutiert. Ohne das Stipendium für FH-Absolventinnen der HWR Berlin hätte Stefanie Lahn niemals promoviert und in diesem Jahr ihre Promotion an der FU Berlin mit magna-cum-laude abgeschlossen. Im Interview erzählt sie von ihrem Interesse für Existenzgründung und den Hürden einer FH-Absolventin auf dem Weg zur Promotion. Von den Mitgliedern der Projektgruppe »Weiterbildung« Ein Interview von Barbara Halstenberg Viel vorgenommen hatten sich die Mitglieder der Projektgruppe »Weiterbildung« bei dem moderierten Gesprächsforum im Oktober 2014, bei dem sie die Idee der »Berlin Professional School (BPS)« (Arbeitstitel) der Hochschulöffentlichkeit vorstellten. Alle Mitglieder und Funktionsebenen der Hochschule sollten einbezogen und informiert werden, um gemeinsam zu überlegen, wie die Ausgestaltung und das Zusammenspiel der BPS mit allen Beteiligten künftig aussehen kann. innen und eine hochschulweite Umfrage. Die Arbeitsweise der BPS sollte einem kooperativen Ansatz folgen, wobei Entscheidungsprozesse dialogisch vorbereitet werden. Synergien sollten offensiv realisiert und für standortortübergreifende Vernetzung gesorgt werden, auch in technischer Hinsicht. Als nächster Meilenstein steht die Diskussion der Beschlussvorlagen zur Gründung der BPS in den Institutsräten an mit der Planung, sie dem Akademischen Senat im Februar 2015 und dem Kuratorium im Juni 2015 vorzulegen, damit das neue Zentralinstitut im Oktober 2015 die Arbeit aufnehmen kann. Bei der Gründung der BPS handelt es sich um ein Zentralinstitut für Daueraufgaben in der Weiterbildung, in denen Mitglieder der Hochschule aus verschiedenen Fachbereichen zusammenarbeiten (lt. § 83 BerlHG). Darin verschmelzen die bisherigen Weiterbildungsinstitute IMB Institute of Management Berlin und das Fernstudieninstitut (FSI). Grundlegende Unterlagen auf dem Weg zum neuen Zentralinstitut wie Konzept, Satzung, Organigramm und Bewirtschaftungsrichtlinie hat die Projektgruppe in den letzten zwei Jahren bereits erarbeitet. Um der neuen institutionellen Hülle auch Leben einzuhauchen, konnten an verschiedenen »Stationen« auf dem Forum alle Statusgruppen der Hochschule mitdiskutieren, was bei der Realisierung der Berlin Professional School unbedingt beachtet und berücksichtigt werden sollte. Daraus haben sich viele Anregungen ergeben. Als besonderen Vorteil der BPS wurde die Möglichkeit der Profilbildung für die HWR Berlin im Weiterbildungsbereich eingeschätzt. Es wurde angeregt, die Namensfindung zu unterstützen, z. B. durch eine Beratung von Markenexpert/- Frau Lahn, Sie sind Diplom-Betriebswirtin und habe einen Master in »International and Development Economics« an der FHTW Berlin (heute: HTW Berlin) gemacht. Worum geht es in Ihrer Dissertation? SL: Meine Dissertation trägt den Titel »Mythos Businessplan – Überlegungen zu einem zentralen Instrument der Grün dungsförderung in Deutschland und dessen Problematik«. Ganz grundsätzlich geht es um den Sinn und Unsinn von Businessplänen in der Gründungsförde rung. In der Arbeit untersuche ich die Rolle von Businessplänen in der heutigen öffentlichen Gründungsförderung. Wie ich aus meiner praktischen Erfahrung weiß, hat der Businessplan hier eine herausragende Funktion. Es gibt fast kein Förderprogramm, welches vom Unter nehmensgründer bzw. der -gründerin nicht einen Businessplan verlangt. Auch in der Beratung wird immer wieder die Erstellung eines Businessplans themati siert. Dabei gehört zu einer Unterneh mensgründung so viel mehr. Warum haben Sie sich für dieses Thema entschieden? Mitglieder der Projektgruppe »Weiterbildung« Prof. Dr. Andreas Zaby (Erster Vizepräsident, Vorsitz Projektgruppe), Prof. Dr. Marianne Egger de Campo (Direktorin FSI), Prof. Dr. Matthias Tomenendal (Direktor IMB), Sylvia Stamm (komm. Geschäftsführerin FSI), Petra Wieczorek (Geschäftsführerin IMB), Prof. Dr. Elmar Erkens (Weiterbildungsbeauftragter FB 2) ■ IMB Institute of Management Berlin www.mba-berlin.de Fernstudieninstitut (FSI) www.fernstudieninstitut.de ■ SL: Seit meiner Tätigkeit im Existenz gründungszentrum der Berliner Spar kasse vor 14 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Existenzgründung und Entrepreneurship. Seit 2000 arbeite ich mit kleinen Unternehmen und Unterneh mensgründungen zusammen. Insbeson dere bei meiner Arbeit für die FIRMEN HILFE, eine Krisenberatungshotline für Unternehmen in Hamburg, habe ich immer wieder gesehen, dass es eine Diskrepanz zwischen der Theorie, die Stefanie Lahn besagt, für die Gründung eines Unterneh mens bedarf es eines Businessplans, und der Praxis gibt. Dem wollte ich in meiner Dissertation auf den Grund gehen. Warum sollte zu diesem Thema geforscht werden? SL: Häufig wird die Praxis durch die Wissenschaft inspiriert. Meine Arbeit ist ein Beispiel dafür, wie die Wissenschaft durch die Praxis herausgefordert wird. In der Theorie galt lange Zeit, dass die strategische Planung mit dem Business plan das Mittel der Wahl ist. In der Praxis gibt es jedoch unzählige Beispiele, wo dies nicht zutrifft. Ein ständiger Abgleich zwi schen Theorie und Praxis bringt uns wei ter und daher denke ich, dass es in diesem Bereich noch viel zu erforschen gibt. 38 Forschen & Anwenden Was war der Anlass für Sie, eine Promotion zu beginnen? der FU Berlin konnte mir keiner sagen, ob und wenn ja welche Auflagen mit der Zulassung verbunden wären. Ich musste dann drei Scheine machen. Jede Universität und jeder Fachbereich stellt andere Zulassungsvoraussetzungen für FH-Absolvent/innen auf. Hier gibt es jede Menge Spielraum für beide Seiten und den sollte man für sich zu nutzen wissen. SL: Mein Vater hat einen Doktortitel und das hat mich immer gereizt. Auf grund meines FH-Studiums hatte ich diese Möglichkeit zunächst ausgeschlos sen, bis ich vor sechs Jahren von dem Stipendium für FH-Absolventinnen der HWR Berlin (damals noch FHW Berlin) las. Prof. Dr. Claudia Gather hat mir in einem persönlichen Vorgespräch zur Bewerbung geraten, sie war dann auch meine Zweitgutachterin. Heute kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, ohne das Stipendium der HWR Berlin hätte ich nie promoviert. Wie gestaltete sich als FH-Absolventin der Weg zu einer Promotion? SL: Bisher haben nur Universitäten in Deutschland das Promotionsrecht. Für FH-Absolvent/innen ist der Zugang zur Promotion oft schwierig. Das beginnt schon bei der Suche nach einem geeigne ten Doktorvater bzw. einer Doktormut ter. Auch »ticken« Universitäten anders als Fachhochschulen und das muss man als FH-Absolvent/in erst einmal lernen. Insgesamt braucht es eine gute Portion Eigeninitiative gepaart mit Hartnäckig keit und auch Gelassenheit Gab es besondere Hürden? SL: Ja, natürlich gab es die. Da ich damals eine der ersten mit einem FHMaster-Abschluss war, musste zunächst geklärt werden, ob ich überhaupt Zugangsbeschränkungen bei der Promo tion an einer Universität unterliege. An Was für Verbesserungen an den Möglichkeiten für eine Promotion für FH-Absolvent/innen würden Sie sich wünschen? SL: Ich fände es schön, wenn Promoti onen von FH-Absolventen und -Absol ventinnen in Deutschland nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel darstellen würden. FH-Absolventen und -Absolven tinnen beschreiten bisher sehr individuel le und eigene Wege. Etwas mehr Plan barkeit und Berechenbarkeit wäre hier wünschenswert. Ich denke, im kleinen Rahmen kann jede Fachhochschule für sich ein Zeichen setzen bis allgemeine Regeln geschaffen werden. So könn te zum Beispiel bei der Berufung von neuen Professoren und Professorinnen verstärkt darauf geachtet werden, dass sie einen FH-Hintergrund haben. Damit entständen auch »role models«, welche in Zukunft mehr FH-Alumni motivierten, diesen Weg einzuschlagen. Welche Rolle spielte die HWR Berlin bei Ihrer Promotion? SL: Die HWR Berlin spielte eine her ausragende Rolle bei meiner Promotion. Neben der finanziellen Unterstützung SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Forschen & Anwenden 39 durch das Stipendium der HWR Ber lin war für mich auch die persönliche Unterstützung extrem hilfreich. Durch die regelmäßigen Kolloquien wurde ich immer wieder motiviert weiterzumachen. Einen ganz entscheidenden Schub hat meine Promotion bekommen, nachdem wir als Stipendiatinnen zwei Gemein schaftsbüros in der HWR Berlin beziehen konnten. Was hat Ihnen besonders Spaß gemacht bei der Arbeit an ihrer Promotion? SL: Ich fand es toll, an etwas zu arbeiten, was mich interessiert. Ich habe in den letzten fünf Jahren unglaublich viel ge lernt und viele neue Perspektiven auf das Thema gewonnen. Auch wenn es häufig sehr anstrengend war, empfinde ich es insgesamt als einen Luxus, diese Möglich keit gehabt zu haben. EU-Forschungsförderung leicht gemacht Wie sieht ihre berufliche Perspektive zurzeit aus? Forscherinnen und Forscher der HWR Berlin können ab 2015 bei Anträgen für das EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 unterstützt werden. SL: Seit mehr als zwei Jahren berate und finanziere ich wieder Unterneh mensgründungen aus Hochschulen und Fachhochschulen im FirmenCenter Gründungen und Nachfolge der Berliner Sparkasse. Das ist m. E. die spannendste Tätigkeit, die es in einer Bank gibt. Dar über hinaus lehre ich an der HWR Berlin Gründungsfinanzierung und habe auch schon die erste Bachelorarbeit begutach tet. Für die Zukunft kann ich mir vorstel len, diese Tätigkeiten noch auszubauen. Von Jens Westerfeld Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat Anfang September 2014 den »EU-Strategie-FH« -Antrag der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin zur Förderung ausgewählt. Die Ausschreibung des BMBF hatte zum Ziel, die Sichtbarkeit der deutschen Fachhochschulen in der EU-Forschungsförderung zu erhöhen. Insgesamt haben sich 54 Fachhochschulen beteiligt, und die HWR Berlin ist nun eine von zehn Fachhochschulen bundesweit, deren EU-Strategie vom BMBF finanziell gefördert wird. Um die Förderung beantragen zu können, musste die Hochschule relativ hohe Antragsvoraussetzungen erfüllen, u. a. schon erfolgreiche Drittmittelprojekte im Rahmen der EU-Förderung bzw. in BMBF-Programmen vorweisen können. EU-Strategie der HWR Berlin ist es, eine stärkere und vor allem personell breitere Beteiligung an den Projekten im EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 im Vergleich zum 7. Forschungsrahmenprogramm zu. Dies soll zum einen dadurch erreicht werden, indem bereits ausgezeichnete Forschung mit eher nationalen Bezügen (insbesondere im Bereich der Sicherheitsforschung und der Ökonomie und Geschlechterforschung) durch internationale Vernetzung und die Kooperation mit europäischen Partnern gestärkt wird. So werden die Forscherinnen und Forscher der HWR Berlin an die EUForschung herangeführt. Zum anderen sollen im Bereich der Politischen Ökonomie die bereits bestehenden EU-Forschungskooperationen weiter ausgebaut werden, um deren Kontinuität und Verbreiterung zu ermöglichen. Bewilligt wurden Mittel für zwei halbe Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter/innen als H2020-Projektentwickler/innen in den Themenschwerpunkten »Sozial- und rechtswissenschaftliche Aspekte der zivilen Sicherheitsforschung« sowie der Wirtschafts-und sozialwissenschaftlichen Forschung im Bereich der Politischen Ökonomie. Die Stellen sollen bei den hierfür einschlägi- gen In-Instituten der HWR Berlin, dem Forschungsinstitut für öffentliche und private Sicherheit (FÖPS Berlin) und dem Institute for International Political Economy Berlin (IPE Berlin) personell angesiedelt werden. Die Hochschule hat sich im Rahmen des Antrages verpflichtet, eine dritte – ebenfalls auf zwei Jahre befristete – halbe H2020-Projektentwickler/in-Stelle einzurichten, die aus Haushaltsmitteln finanziert werden wird. Sie wird für den Schwerpunkt »Ökonomie und Geschlechterforschung« sowie für Antragsentwicklung in allen anderen Themenfeldern der Hochschule zuständig sein. Die drei H2020-Projektentwickler/innen sollen zum Januar 2015 ihre Arbeit aufnehmen und in den kommenden 24 Monaten die Forscherinnen und Forscher der HWR Berlin bei der Antragstellung im Horizon 2020 Programm unterstützen. Autor ist Forschungsreferent an ■der DerHWR Berlin. 40 Forschen & Anwenden SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Forschen & Anwenden 41 Schnelle Strafe – wirksame Strafe? Mitarbeiter/innen finden und binden Das »Neuköllner Modell« ist eine Variante des Jugendstrafverfahrens. Durch rasche telefonische Klärungen zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht und Jugendgerichtshilfe soll in Fällen, in denen eine schnelle Reaktion geboten erscheint, die Liegezeit von Akten verkürzt und bereits wenige Wochen nach der Strafanzeige ein Urteil gesprochen werden. Wenn Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, dann kann sie das in den Augen ihrer aktuellen wie potenziellen Mitarbeiter/innen zu attraktiven Arbeitgebern machen. Das Forschungsprojekt »MitCSR – Mitarbeiter finden und binden“ untersucht,« welche Aktivitäten dabei für Mitarbeiter/innen besonders bedeutsam sind. Von Claudius Ohder Von Andrea Pelzeter und Silke Bustamante An und mit dem Thema Jugendkriminalität lassen sich vermeintliche gesellschaftliche Entwicklungen öffentlichkeitswirksam skandalisieren. Bezugspunkte sind dabei eine angeblich dramatische Zunahme von Jugendkriminalität und insbesondere von Jugendgewalt sowie das Bild eines Staates, der inkonsequent, unkoordiniert und zögerlich reagiert. Verfahren, die sich über viele Monate hinziehen und an deren Ende die Angeklagten Opfer und Staat verhöhnen, »stehen« für diesen angeblichen Missstand. Tatsächlich deutet die Statistik auf einen Rückgang der Jugendkriminalität hin, der sich nicht allein mit dem demografischen Wandel erklären lässt. Und zumindest in Berlin ist die Dauer von Jugendstrafverfahren in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Zurückgeführt wird dies unter anderem auf die 2010 erfolgte berlinweite Einführung des Neuköllner Modells. Die ehemalige Justizsenatorin Gisela von der Aue bezeichnete das Neuköllner Modell nach seiner Erprobungsphase als »Erfolg versprechenden Baustein bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität«. Der amtierende Justizsenator Thomas Heilmann sieht darin einen »beachtlichen Beitrag zur schnellen, stringenten und erzieherisch angemessenen Einwirkung« auf junge Straftäter/innen. Die Annahme, dass eine zügige Reaktion auf Rechtsverletzungen erzieherisch besonders effektiv ist, erscheint plausibel, da für Jugendliche mit zunehmender Zeit die Verbindung zwischen eigenem Handeln und staatlichen Maßnahmen undeutlicher wird. Was jedoch in der Theorie überzeugt, muss in der Praxis nicht funktionieren. Die te unter anderem festgestellt werden, dass eine deutliche Beschleunigung der Abläufe erreicht worden ist, die Zuständigkeitsregelungen bei der polizeilichen Jugendsachbearbeitung sowie häufige Ablehnungen der für das Neuköllner Modell vorgeschlagenen Fälle durch die Staatsanwaltschaft die Nutzung dieses Modells indes beeinträchtigen. Gerichte sollen bei Jugendstraftaten schneller handeln Foto: Michael Grabscheit / pixelio.de Senatsverwaltung für Justiz hat daher Prof. Dr. Claudius Ohder von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin beauftragt, das Neuköllner Modell zu evaluieren. Mit Dr. Helmut Tausendteufel untersuchte er, ob der erwünschte Beschleunigungseffekt erreicht wurde, ob bei der berlinweiten Implementierung dieses Modells Zielkonflikte aufgetreten sind und ob die vorgesehene Zielgruppe tatsächlich erreicht wird. Da sich pädagogische Wirkung in komplexen Settings nicht unmittelbar messen lässt, dienten diese Punkte zugleich als Indikatoren für die Wirksamkeit des Modells. Auf der Basis von Aktenauswertungen, Interviews mit Expert/innen und delinquenten Jugendlichen und der Beobachtung von Gerichtsverhandlungen konn- Gegenstand der Studie waren auch mögliche problematische Nebeneffekte des Modells, wie etwa das mögliche Zurückdrängen von informellen Reaktionen (Diversion genannt) in Fällen leichter Kriminalität oder auch das Übersehen von Gefährdungsumständen bei den jungen Delinquenten/innen. Es ist nämlich vorstellbar, dass durch die enge Terminsetzung Probleme wie Gewalt in der Familie, Drogenmissbrauch oder chronische Schulverweigerung unerkannt bleiben und als Folge die gebotene Intervention unterbleibt. Solche Effekte konnten nicht festgestellt werden. » In Berlin ist die Dauer von Jugendstrafverfahren in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. « Die Studie wurde im September 2014 im Rahmen eines gemeinsamen Pressegesprächs durch Justizsenator Thomas Heilmann und Prof. Dr. Claudius Ohder vorgestellt. ist Professor für Kriminolo ■gie DeramAutor Fachbereich Polizei und Sicher heitsmanagement der HWR Berlin. Die Rekrutierung und die Bindung von Mitarbeitern/innen an ihren Arbeitgeber erhält durch zwei gesellschaftliche Entwicklungen aktuell eine besondere Brisanz. Auf makroökonomischer Ebene droht einerseits das demografische Szenario einer älter werdenden und schrumpfenden Gesellschaft mit einer Verknappung an Humankapital, so dass es für Unternehmen zukünftig noch wichtiger wird, qualifizierte Beschäftigte verschiedener Altersklassen zu finden und dauerhaft zu binden. Parallel dazu ist der gesellschaftliche Trend zu verzeichnen, Unternehmen zunehmend unter anderen als ausschließlich ökonomischen Leistungen zu betrachten. Zur klassischen »Tugend« wirtschaftlichen Erfolgs treten andere Maßstäbe hinzu, mithilfe derer Unternehmen unter ökologischen und sozial-ethischen Referenzen beobachtet und beurteilt werden. Vor diesem Hintergrund erhöht ökologisch und sozial verantwortliches Handeln (Corporate Social Responsibility bzw. CSR) – sofern es angemessen an die relevanten Stakeholder kommuniziert wird – die Attraktivität als Arbeitgeber und wirkt dadurch auf den unternehmerischen Erfolg zurück. Das Verständnis der Erwartungen derzeitiger und potenzieller Mitarbeiter/innen an die CSR Leistung des Unternehmens sowie die Erforschung der Zusammenhänge zwischen verschiedenen Aspekten der CSR, der Kommunikation von CSR Leistung und -Maßnahmen und der Bindung und Rekrutierung von Mitarbeitern/innen ist daher von besonderem Interesse und Inhalt des Forschungsprojektes »MitCSR«. Nach der Förderzusage durch das Institut für angewandte Forschung (IFAF) Berlin konnte zum Oktober 2014 die Forschung unter der Leitung von Prof. Dr. Silke Bustamante und Prof. Dr. Andrea Pelzeter (HWR Berlin) in Kooperation mit der BeuthHochschule begonnen werden. Die Untersuchungen nutzen verschiedenste Methoden der Befragung wie Interviews, Fragebogen, Conjoint-Analyse sowie einen regelmäßigen Austausch mit den Praxispartnern in Workshops. Als Praxispartner konnten gewonnen werden: BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, INTERSEROH Dienstleistungs GmbH, Mastiok Baugesellschaft mbH, Sunflower Management – Leonardo Hotels Berlin GmbH & Co. KG, Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjfbg) gGmbH und WISAG Gebäudereinigung Holding GmbH & Co. KG. Zufrieden im Job: Welche Faktoren und Rahmenbedingungen binden Mitarbeiter/innen an ihr Unternehmen? 42 Forschen & Anwenden SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Forschen & Anwenden 43 Unternehmensverantwortung – ein kulturelles Konstrukt? Für Japaner/innen zählt vor allem Gemeinwohlorientierung, für Deutsche ist es die Verantwortung gegenüber Mitarbeiter/innen. Ein Forschungsprojekt zeigt im Vergleich, dass für Japaner/innen und Deutsche andere Maßstäbe gelten. Von Silke Bustamante Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen – ein kulturelles Phänomen oder eine universell gültige Verhaltensanweisung? Diese Frage suchte das Forschungsprojekt »CSR in Japan und Deutschland – eine vergleichende Analyse« unter Leitung von Prof. Dr. Silke Bustamante zu beantworten, indem es Zusammenhänge zwischen Stakeholderinteressen, sozio-ökonomischem Umfeld und gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility = CSR) in Deutschland und Japan analysierte. Im Mittelpunkt stand eine Befragung von ca. 1 300 Absolventinnen und Absolventen deutscher und japanischer Hochschulen zu ihren CSR bezogenen Erwartungen an Unternehmen. Qualifizierte Mitarbeiter/innen finden und halten, eine Herausforderung für alle Unternehmen Die Unterschiede waren teilweise frappierend. Während japanische Absolvent/innen Gemeinwohlorientierung als wesentlichen Aspekt der Unternehmensverantwortung betrachten, ist es für deutsche die Verantwortung gegenüber Mitarbeiter/innen. Auch bei den wichtigsten Kriterien der Arbeitgeberwahl kristallisierten sich Unterschiede heraus. Für Japaner/innen zählen die Branche und der Ruf des Unternehmens, aber auch Aspekte wie Arbeitsplatzsicherheit, Work-Life-Balance und Chancengleichheit mehr als für die Deutschen. Deutsche Absolvent/innen schätzen Personalentwicklung, Gehalt und Karrieremöglichkeiten als wichtiger ein als ihre japanischen Kommiliton/innen. Interviews mit CSR Managern/innen großer Unternehmen deckten insbesondere in Japan deutliche Defizite in den Bereichen auf, die von den Absolvente/innen als wesentlich hervorgehoben wurden. Trotz der Defizite japanischer Japanische Studierende diskutieren mit der Autorin über CSR Auch die Einstellung und der Umgang mit ökologischen und sozial-ethischen Aspekten eines Unternehmens sind für Mitarbeiter/innen von zunehmender Relevanz. Bis September 2016 sollen folgende Ziele erreicht werden: den postulierten positiven Zusammenhang zwischen CSR-Performanz, -Kommunikation und -Commitment verifizieren; die Möglichkeiten für Unternehmen herausarbeiten, mit CSR-Maßnahmen und deren Kommunikation ihre Identifikations- und Bindungspotentiale zu erhöhen; die CSR-Präferenzen aktueller und potenzieller Mitarbeiter/innen und ■ ■ ■ die Konsequenzen für das Employer Branding identifizieren; einen Handlungsleitfaden für anwendende Unternehmen erstellen. ■ CSR steht gemäß ISO 26000 für »Verantwortung einer Organisation für die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Aktivitäten auf die Gesellschaft und die Umwelt durch transparentes und ethisches Verhalten…« Prof. Dr. Andrea Pelzeter leitet die ■Fachrichtung Facility Management, Prof. Dr. Silke Bustamante die Fachrich tung Dienstleistungsmanagement, beide im Fachbereich Duales Studium. Unternehmen – so zum Beispiel in Bereichen wie Work-Life-Balance, Diversity oder Gesundheitsmanagement – wächst das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Themen. Hier spielen noch unterschiedliche Wertvorstellungen älterer Führungskräfte und junger Arbeitnehmer/innen eine Rolle, die verhindern, dass CSR nicht nur in Strukturen, sondern auch in die Realität überführt wird. Kulturelle Unterschiede resultieren folglich nicht nur aus nationalen Vergleichen – kultureller Wandel schließt auch unterschiedliche Werte junger und alter Managementgenerationen mit ein und erklärt somit die Lücke zwischen Erwartungen an und Realisierung von CSR in Unternehmen. ist Professorin und Leite ■rin DiederAutorin Fachrichtung Dienstleistungsma nagement. 44 Forschen & Anwenden SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Erfahren & Austauschen 45 InnoRadar hat nachgefragt Steuern lenken Systeme Welche Innovationen hat der Mittelstand auf dem Radar? Von Big Data, über Gamification bis hinzu Social Media – das Forschungsprojekt »InnoRadar« hat Unternehmen aus dem Mittelstand in Berlin und Brandenburg zum Thema Innovation befragt. Zum Wintersemester 2014/2015 ist an der HWR Berlin ein neuer, ein weltweit bisher einzigartiger Master-Studiengang gestartet. 27 Frauen und Männer aus 13 Ländern Afrikas studieren für 15 Monate am IMB Institute of Management Berlin »Tax Policy and Tax Administration«. Entwickelt hat das Programm Prof. Dr. Beate Jochimsen, gemeinsam mit Projektpartner/innen der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und des African Tax Administration Forum (ATAF). Von Juliane Schmidt, Stefanie Quade und Julia Gunnoltz Ein Interview von Sylke Schumann Berlin ist auf dem besten Weg, das Silicon Valley Europas zu werden. Immer mehr etablierte und neue Start-ups verlegen ihren Firmensitz in die deutsche Hauptstadt. Während hier am »next big thing« – am nächsten Facebook oder Twitter – gebastelt wird, folgen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ihrem ganz eignen Rhythmus, wenn es um den Einsatz und Umsetzungen von neuen Trends und Innovationen geht. Zu diesem Ergebnis kam die vom Institut für angewandte Forschung (IFAF) geförderte InnoRadar-Studie für Berlin/ Brandenburg, die im Oktober 2014 auf der Veranstaltung InnoLab präsentiert wurde. In einer Online-Befragung wurden 278 KMU aus Berlin/Brandenburg nach ihrer Einschätzung zum Geschäftsklima und zu aktuellen Trends und Innovationen gebeten. Neben der Bekanntheit und Nutzung einzelner Innovationen wurden auch deren Auswirkungen auf das Unternehmen sowie damit verbundener Risiken und Schwierigkeiten eruiert. Rund drei Viertel der befragten KMU kennen den Begriff »Social Media«. Sechs von zehn Unternehmern gaben an, »Cloud Computing«, »E-Learning« und »3D-Druck« zu kennen. Trotz dieser Bekanntheit nutzt nur jedes zweite KMU aktiv Social Media und Cloud Computing, während nur ein Drittel E-Learning und lediglich 15 Prozent 3D-Druck nutzen. In der Startup-Szene populäre Themen wie »Gamification« und »Agiles Projektmanagement« waren weniger als 15 Prozent der Befragten bekannt. Als Hauptgründe für den zurückhaltenden Einsatz der abgefragten Innovationen wurden Zeitaufwand, Kosten, aber auch der Mangel an Know-how genannt. Weshalb braucht die Welt diesen Master-Studiengang? BJ: Viele Länder in Afrika öffnen die Türen für internationale Investoren, so kommt dringend benötigtes Geld ins Land. Aber um als Staat unabhängig agieren zu können, müssen zusätzlich Einnahmen generiert werden, durch Steuern zum Beispiel. So haben wir für afrikanische Steuer- und Finanzbeamt/innen dieses spezielle Master-Programm entwickelt, denn sie wollen dazulernen – und sich austauschen. Ein Master als Learning Network für Afrikas Steuerverwaltungen? In der InnoRadar Online-Befragung bewerteten 278 KMU 10 Innovationen nach ihrer Wirkung und Umsetzbarkeit BJ: Ja, die Teilnehmer/innen kommen aus 13 verschiedenen Staaten. In jedem dieser afrikanischen Länder gibt es ein anderes Steuersystem, das mehr oder weniger konsequent angewendet wird und funktioniert. Das African Tax Admi nistration Forum (ATAF), einer unserer Partner, wurde 2009 von Vertreter/innen afrikanischer Steuerverwaltungen ge gründet, um gute Regierungsführung und Staatsentwicklung auf dem Kontinent zu fördern. Das geht auch über den Aus tausch von Wissen und Erfahrungen und Qualifizierungsmaßnahmen. www.InnoRadar.de informiert KMU über aktuelle Trends und Innovationen Und wie kam der Master-Studiengang an die HWR Berlin? Im Interview: Prof. Dr. Beate Jochimsen Auf www.innoradar.de finden KMU Informationen und Blog-Artikel zu den ausgewählten Innovationen. Teilnehmende KMU erhalten kostenlosen Zugriff auf ausgewählte Ergebnisse der großen, regionalen Mittelstandsstudie, die in Kürze auf der Website verfügbar sein werden. Das IFAF-geförderte Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt der HWR Berlin und HTW Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Holger Lütters (HTW Berlin) und Prof. Dr. Frank Habermann (HWR Berlin) und läuft bis März 2015. Die Autorinnen arbeiten als wissen ■schaftliche Mitarbeiterinnen im For schungsprojekt »InnoRadar«. BJ: Die Deutsche Gesellschaft für Inter nationale Zusammenarbeit ist auf mich zugekommen, ich habe schon früher mit der GIZ gearbeitet. Viel wichtiger war aber, dass die fachliche Ausrichtung unserer Hochschule mit der Kombina tion aus Verwaltung, Recht, Volks- und Betriebswirtschaft sowie einer starken internationalen, kontinentübergreifenden Ausrichtung zu diesem Vorhaben passt. Es ist Teil des Good Financial Governance in Africa Programme der GIZ. Das ist ein Pilot-Studiengang. Vier Monate läuft das Programm jetzt. Was haben Sie erwartet, was hat Sie überrascht? BJ: Die Gruppe ist sehr heterogen, das Vorwissen der Bachelor-Absolvent/innen mit einschlägigem Studienabschluss und Berufserfahrung sehr unterschiedlich. Aber alle 27 Teilnehmer/innen sind ausnahmslos sehr, sehr interessiert, hoch motiviert, fleißig und untereinander ko operativ. Womit ich nicht gerechnet habe, ist der große Diskussionsbedarf. Die Stu dierenden wollen bis ins Details wissen, wie das Steuersystem in Deutschland und anderswo in Europa funktioniert, ver gleichen – und wägen auf der Grundlage ihrer Erfahrungen schon jetzt ab, was in 46 Erfahren & Austauschen SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Erfahren & Austauschen 47 Spanische Lebensfreude Carolin Schönemann (23) studiert »Business Administration« an der HWR Berlin und hat ein Erasmus-Jahr in Madrid verbracht. Im Interview erzählt sie von fröhlichen Madrider/innen, dem spanischen Hochschulsystem und einem Roadtrip in den Süden. Ein Interview von Barbara Halstenberg Frau Schönemann, Sie haben ihr viertes und fünftes Semester an der Universidad Complutese de Madrid (UCM) verbracht. Wie kam es dazu? Steuer- und Finanzbeamt/innen aus 13 afrikanischen Ländern studieren im neuen Weiterbildungsprogramm »Tax Policy and Tax Administration« ihren Ländern davon umzusetzen ist und was eher nicht, jedenfalls nicht so schnell. Das wäre zum Bespiel? BJ: In keinem der afrikanischen Länder, aus dem die Teilnehmer/innen kommen, gibt es etwas annähernd Vergleichbares wie das deutsche Grundbuch, die Basis für die Besteuerung von Grundbesitz. Land ist beispielsweise ganzen Clans zu geschrieben oder »man weiß eben, wem das Land gehört«. Bei diesem Thema kommt man schnell auf eine moralischphilosophische Ebene. Steuersysteme steuern zu lehren ist also viel mehr als Finanzpolitik? BJ: Unbedingt. Die öffentlichen Einnah men aus Steuern geben einem Staat nicht nur ausreichend finanzpolitischen Spiel raum, um seine Aufgaben zu erfüllen – auch wenn das unter Steuerzahler/innen eine weitverbreitete Annahme ist. Steuern haben eine viel weitreichendere Wirkung: Sie sind ein Eckpfeiler guter Regierungs führung und Demokratie. Ein wichtiger Aspekt und Effekt ist auch die regionale und länderübergreifende Integration. Diese Erfahrung machen wir selbst inner halb der Europäischen Union. Können Sie dafür bitte Beispiele nennen? BJ: Steuern fördern Rechenschaftspflicht und »Ownership«. Den öffentlichen Haushalt über Steuern zu finanzieren statt Entwicklungshilfe und Staatskredite in An spruch zu nehmen, erlaubt es Regierungen, unabhängige Entscheidungen zu treffen und verringert ihre finanzielle Abhängig keit von Geberländern und internationa len Kreditgebern. Und Bürger/innen, die ihre Steuern zahlen, verlangen Gegenleis tungen vom Staat in Form von öffentlichen Dienstleistungen. Wer Steuern zahlt, will davon auch profitieren und wissen, wofür öffentliche Gelder verwendet werden. Wie bereichert dieser Master-Studiengang das Angebot der HWR Berlin? BJ: Mit diesem speziell auf Afrika ausgerichteten Weiterbildungsprogramm öffnen wir eine weitere Tür für unsere ohnehin international ausgerichtete Hochschule und holen uns neues Wissen, neue Erfahrungen und Kontakte ins Haus. Mit den engagierten Studieren den zieht die Vielfalt des afrikanischen Kontinents an der HWR Berlin ein. Wir sind stolz darauf, dass wir diesen MasterStudiengang gemeinsam mit der GIZ und dem African Tax Administration Forum im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konzipieren konnten und die HWR Berlin ihn nun durchführt. Welches Wissen nehmen die Teilnehmer/innen nach dem Abschluss des Studiums mit nach Hause? BJ: Über den gesamten Zeitraum ihres Studiums arbeiten die Teilnehmer/innen an einem Transferprojekt, das eine auf dem Steuersystem ihres Heimatlandes basierende Fragestellung behandelt. Dies kann in Kooperation mit den jeweiligen Steuerbehörden erfolgen und wird durch Mentor/innen aus der Praxis begleitet. Während eines Studienaufenthaltes in Südafrika im Juni 2015 statten die MasterStudierenden der Steuerverwaltung South African Revenue Service (SARS) einen Besuch ab und setzen sich in Seminaren an der HWR-Partnerhochschule University of the Witwatersrand in Johannesburg mit spezifischen afrikanischen Sichtweisen auf die jeweiligen Steuerprobleme auseinander. Die Studieninhalte sind unmittelbar rele vant für die Arbeit der Steuer- und Finanz expert/innen, die sich hier weiterbilden. Prof. Jochimsen, vielen Dank für das Gespräch. CS: Mich hat schon immer die spanische Sprache fasziniert, die ich gerne beherr schen wollte. Auf dem »International Day« der HWR Berlin habe ich viele Informationen über die Partneruniver sitäten bekommen. Zusätzlich habe ich viele Erfahrungsberichte von ehemaligen Erasmus-Studierenden gelesen, die auch einen Auslandsaufenthalt in Madrid absolviert haben. Dadurch hat sich mein Interesse an dem Land, der Kultur und der spanischen Lebensfreude noch weiter verstärkt. Konnten Sie Unterschiede im spanischen und deutschen Hochschulsystem beobachten? CS: Anders als an der HWR Berlin wird die mündliche Mitarbeit während des Unterrichts in die Benotung mit einbezo gen und Anwesenheitspflicht sowie Haus aufgaben gehören zum Unialltag. Ein weiterer Unterschied sind die »Midterm Exams«, die in der Mitte und am Ende des Semesters zusätzlich zu der End klausur stattfinden. Sie waren aber sehr kurz und leicht zu schaffen. Im Großen und Ganzen muss man an der UCM das gesamte Semesters konstant mitarbeiten und Prüfungen absolvieren, während man an der HWR Berlin in der Regel das ganze erlernte Wissen am Semesterende in einer Klausur anwenden muss. Gab es auch kulturelle Unterschiede, die Ihnen aufgefallen sind? CS: Ich hatte das Gefühl, dass die Men schen in Madrid viel gelassener und auch fröhlicher sind als in Deutschland. Sie las sen sich nur selten aus der Ruhe bringen und hetzten nicht eilig durch die Stadt, wie die Deutschen zum Teil. Außerdem gehen die Spanier sehr oft aus, in Bars oder Restaurant, wo sie stundenlang mit Freund/innen reden und trinken. Es ist eher unüblich, jemanden abends zu Hause zu besuchen. Oft wird auch erst gegen 23 Uhr zu Abend gegessen und bis spät in die Nacht gefeiert – auch unter der Woche. Im Parque de Retiro in Madrid ging Carolin Schönemann oft spazieren Haben Sie etwas von der Krise in Spanien mitbekommen? CS: Ich habe ab und zu meine spani schen Freund/innen aus der Uni gefragt, ob sie eine Veränderung spüren und ob sie sich Gedanken machen wegen der hohen Arbeitslosenquote. Allerdings haben sich die Meisten darüber nicht so viele Gedanken gemacht und waren eher optimistisch. Das lag wohl auch daran, dass sie noch studiert haben und noch nicht intensiv auf Jobsuche waren. Meine Spanischlehrerin aus der Sprachschule (27 Jahre), die Englisch und Spanisch unterrichtet, hatte allerdings sehr große Probleme, einen gut bezahlten Job zu finden. Auch ihr Freund, der ebenfalls Lehrer war, hat nur mit großer Mühe ei nen schlecht bezahlten Job gefunden. Die beiden sind jetzt für ein Jahr nach China gezogen, wo sie in einer Schule unterrich ten können. Ich denke in der Hauptstadt Madrid bekommt man nicht ganz soviel von der Krise mit, wie in anderen kleinen Städten Spaniens. Was haben Sie persönlich aus dem Erasmus-Jahr in Spanien für sich mitnehmen können? CS: Ich habe nicht nur meine Sprach kenntnisse verbessert und neue Freund/innen gefunden, sondern auch meinen persönlichen Horizont erweitert. Ich den ke, ich bin durch den Auslandsaufenthalt viel offener anderen Menschen gegenüber geworden und auch selbstständiger und ich habe gelernt, auch mit schwierigen Situationen umzugehen. Was war Ihr schönstes Erlebnis? CS: Eines meiner schönsten Erleb nisse war ein Roadtrip, den ich mit zwei Freundinnen aus Paris während der Osterferien unternommen habe. 48 Erfahren & Austauschen SemesterJournal 2/14 SemesterJournal 2/14 Kurz & Knapp 49 Feierliche Verabschiedung Von Diana Jurgec Am 18. 10. 2014 öffnete das Estrel Convention Center seine Tore zur Verabschiedung für die Absolventinnen und Absolventen des Fachbereichs Duales Studium. Ihre Zukunft aktiv mitzugestalten, war die wichtigste Botschaft der Festredner und sie fanden dafür sehr bewegende Worte. Mit dem Zitat »Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie was man kriegt«, empfahl Christof Beutgen (Deutsche Bahn AG) den Absolvent/innen mit den Worten der Figur Forrest Gump aus dem gleichnamigen Film, neugierig zu sein, den eigenen Weg zu gehen und zu »probieren«, da nicht alle Pralinen gleich schmecken. Thomas Schmidt (Vertreter des Absolvent/innenjahrgangs) schloss sein Resümee mit der Aufforderung an seine Mitstudierenden, für frischen Wind zu sorgen. »Es muss nicht gleich ein Orkan sein – es reicht ein leises Säuseln. Ein leises Säuseln, das Dinge in Frage stellt, Missstände aufzeigt, das bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und so unsere Zukunft aktiv mitzugestalten, und bei Gegenwind durchhält.« Der anschließende Bachelor-Ball war mit 774 Gästen sogar größer als im letzten Jahr. Thomas Schmidt (Festredner und Jahrgangsbester der Fachrichtung Informatik) mit weißem Cowboyhut als Symbol der WhiteHat-Hacker, die ihr Wissen nur innerhalb der Gesetze und der Hackerethik nutzen. »Fit for Economy« mit dem Wirtschaftsführerschein HWR-Studentin Carolin Schönemann während ihres Austauschsemesters mit Freund/innen in Salamanca, Spanien Von Sylke Schumann Zusammen sind wir mit verschiedenen Mitfahrgelegenheiten (Blablacar) nach Granada, Malaga und Marbella gereist. Es war extrem interessant, auch mal an dere Teile Spaniens zu sehen und andere Akzente zu hören. In Granada haben wir an einem Abend eine Flamenco Show gesehen, die uns sehr beeindruckt und bei der man das Temperament und die Lebensfreude der Spanier/innen spüren konnte. reiche sehr gute und zugleich preiswerte Bars gibt und es bis spät in die Nacht nur so von jungen Leuten wimmelt. Wie funktioniert ein Unternehmen im Markt? Was heißt es, Unternehmer/in zu sein? Auf diese und andere Fragen erhielten 100 Berliner Schülerinnen und Schüler, die im Oktober 2014 an der HWR Berlin den Wirtschaftsführerschein ablegten, Antworten. Was haben Sie in Ihrer Freizeit gemacht? Haben Sie noch einen Tipp für andere Studierende, die sich auf ein Auslandssemester vorbereiten wollen? CS: Ich bin oft spazieren gegangen im wunderschönen Retiropark oder ich habe den sehr beliebten Rastro Markt besucht, der immer nur sonntags in dem Bezirk la Latina stattfindet. Abends bin ich oft mit Freund/innen was trinken oder Tapas essen gegangen, am liebsten in den Bezir ken la Latina und Malasana, wo es zahl Was sind Ihre weiteren Pläne? CS: Erst einmal werde ich meine Bache lorarbeit schreiben und habe danach vor, einen Master zu absolvieren. Allerdings weiß ich noch nicht genau wo, eventuell sogar ebenfalls in Madrid. CS: Es ist auf jeden Fall wichtig, sich rechtzeitig um eine Unterkunft zu kümmern, damit man sich Stress erspart. Zudem ist es sehr hilfreich, wenn man schon Grundkenntnisse der Fremdspra che hat. In Madrid z. B. sprechen die meisten Leute (außer Studierenden) nur schlechtes Englisch. Ansonsten denke ich, sollte man einfach alles auf sich zukom men lassen und nicht zu viele Erwar tungen und Vorstellungen haben, da oft alles ganz anders wird, als man es sich vorstellt. Welche Bedeutung hat Europa für Sie? CS: Europa bedeutet für mich Freiheit, Sicherheit und Gemeinschaft. Ich finde es toll, wie vielfältig Europa ist. Dank der EU ist es möglich, schnell und einfach viele neue Kulturen und Menschen ken nenzulernen. Das schafft einen gewissen Zusammenhalt und vereint Menschen und Freund/innen aus verschiedensten Ländern und Kulturen. Ich hoffe, dass in Zukunft alle EU-Mitgliedstaaten zusammenhalten und gemeinsam Krisen überwinden. Vielen Dank für das Gespräch. In einem vom Berlin Junior Business e. V. in Kooperation mit den Berliner Wirtschaftsgesprächen und der HWR Berlin angebotenen Seminartag zu Wirtschafts- und Finanzfragen bereiten sich Jugendliche der 11. bis 13. Klasse auf Ausbildung, Studium und Beruf vor. In Vorträgen und Workshops machen sie sich in einem kompakten Grundkurs vertraut mit der Unternehmenspraxis und haben die Möglichkeit, Kontakte für Praktika, zu Wirtschaftsvertreter/innen und Wissenschaftler/innen zu knüpfen. 50 Kurz & Knapp SemesterJournal 2/14 Wer hat das Bonbonglas gestohlen? SemesterJournal 2/14 Notieren & Weitersagen 51 Termine Von Sylke Schumann Auch 2014 war die KinderUni Lichtenberg (KUL) von HWR Berlin und HTW Berlin wieder ein voller Erfolg. Nicht nur als Polizeidirektor Christian Matzdorf – der für gewöhnlich vor angehenden Kriminal- und Schutzpolizist/innen an der HWR Berlin lehrt – bei seiner Vorlesung die neugierigen jungen Zuhörer/innen mit auf Spurensuche nahm, waren der Hörsaal proppevoll und die aufgeweckten KUL-Student/innen ganz Ohr. An sieben Freitagen und Samstagen im November halten echte Professo- rinnen und Professoren in einem echten Hörsaal kindgerechte Vorlesungen aus ihren Wissensgebieten für wissbegierige Mädchen und Jungen ab 8 Jahren. Prof. Dr. Andrea Rumler referierte über Korruption und begründete, weshalb Bestechung schlecht ist. Prof. Dr. Henrik Schütt erklärte den begeisterten KULKindern, wie aus Papier Geld entsteht und warum man damit etwas kaufen kann. »Wie kommen eigentlich die Lebensmittel ins Supermarktregal?« Diese typische Kinderfrage zur faszinierenden Welt der Logistik griff Prof. Dr. Hendrik Wildebrand auf. Und Prof. Dr. Erik Kraatz zeigte in einem Vortrag für Eltern rechtliche Grenzen bei der Nutzung von Internetdiensten auf. Für Erwachsene bietet die KUL parallel zu den KinderVorlesungen im Nebenraum Veranstaltungen zu Themen aus den Bereichen Erziehung, Familienleben und Schule. Weitere Informationen www.kinderuni-lichtenberg.de. Immer im November öffnet die KinderUni Lichtenberg (KUL) ihre Hörsaaltüren für aufgeweckte und wissbegierige Mädchen und Jungen ab 8 Infoveranstaltung: Mehr als nur Geld – Stipendien zur Finanzierung des Studiums Viele Studierende kennen die zahlreichen Möglichkeiten eines Stipendiums nicht oder denken, sie seien nicht förderwürdig. Im Auswahlverfahren der Stipendiengeber kommen aber nicht nur Einserkandidat/innen in Frage. Stiftungen fördern zunehmend auch bisher unterrepräsentierte Gruppen wie Bewerber/innen von Fachhochschulen und Studierende aus nicht-akademischen Elternhäusern. Studierende der HWR Berlin sind herzlich eingeladen, die verschiedenen Stipendienprogramme kennen zu lernen: Avicenna Studienwerk, Cusanuswerk, Deutschlandstipendium, Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk, Evangelisches Studienwerk e. V. Villigst, Friedrich-Ebert-Stiftung, Friedrich-Naumann-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung, Hans-Böckler-Stiftung, Hanns-SeidelStiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung, Studienstiftung des Deutschen Volkes, Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Montag, 19. Januar 2015, 16.00 Uhr HWR Berlin, Campus Schöneberg, Badensche Str. 50-51, Raum B 3.01 3. Forschungsforum der HWR Berlin Am Montag, den 26. Januar 2015, gibt es beim 3. Forschungsforum der HWR Berlin für Hochschullehrer/innen und den wissenschaftlichen Nachwuchs wieder die Gelegenheit, aktuelle Forschungsvorhaben (HWR geförderte Forschungsvorhaben, Drittmittelprojekte, sonstige Forschung) der Hochschulöffentlichkeit vorzustellen. Montag, 26. Januar 2015, ab 14.00 Uhr HWR Berlin Campus Schöneberg, Alte Bibliothek im Haus B Badensche Str. 50-51, 10825 Berlin MBA Informationstag Das IMB Institute of Management Berlin der HWR Berlin lädt zum MBA Informationstag. Interessierte können sich über den international akkreditierten Berlin MBA (Vollzeit / berufsbegleitend) informieren und mit Lehrenden, Absolvent/innen und Studierenden über Studium und individuelle Karrierepläne sprechen. Außerdem gibt es eine Informationsbörse zu den einzelnen MBASpezialisierungen sowie Beratung und Tipps zur Studienplatzbewerbung und zu Finanzierungsmöglichkeiten. 28. Februar 2015, 14.00 bis 16.00 Uhr HWR Berlin, Campus Schöneberg Haus C, IMB Insitute of Management Berlin Badensche Str. 50 – 51, 10825 Berlin Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen Vorträge über die Ergebnisse von Forschungssemestern. Auch wird der Forschungsbericht für die Jahre 2012 – 2013 kurz vorgestellt. Als neues Element werden zudem einige Kolleginnen und Kollegen in einem »Science Slam« ihre Forschung präsentieren. Dabei darf das Publikum dann über die Präsentationen entscheiden – die beste Darstellung wird prämiert! Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Doktorandinnen und Doktoranden haben zudem die Gelegenheit, ihre aktuellen Forschungsprojekte mit einem Poster zu präsentieren. Fragen zu Organisation und Ablauf bitte an Annika Wurbs ([email protected]). 52 Notieren & Weitersagen Lehrbezogene Fort- und Weiter bildungsangebote für Lehrende der HWR Berlin Bewerbungstermin: Weiterbildungs programm »Strategische Kompetenz für Frauen in Aufsichtsräten« 2015 Die HWR Berlin bietet für alle Lehrenden der HWR Berlin (hauptamtliche Lehrende und Lehrbeauftragte) ein kostenloses hochschuldidaktisches Weiterbildungsprogramm an. Im Januar 2015 geht es um den »Umgang mit heterogenen Gruppen«, und im März 2015 ist ein zweitägiges Seminar zum »Ressourcenorientiertes SelbstmanagementTraining« nach dem Züricher Ressourcen Modell geplant. Eine Anmeldung ist erforderlich. Die Teilnehmerzahlen sind begrenzt. Die zertifizierte Hochschulweiterbildung „Strategische Kompetenz für Frauen in Aufsichtsräten“ der HWR Berlin ist eine modular aufgebaute, berufsbegleitende Qualifizierungsreihe für Frauen, die bereits in einem Kontrollgremium im privaten oder öffentlichen Sektor tätig sind oder die ein solches Mandat übernehmen wollen. Neben betriebswirtschaftlichen und juristischen (Grund-)Kenntnissen werden strategische Kompetenzen vermittelt, die die Teilnehmerinnen dazu befähigen, sich in Nominierungs- und später in Entscheidungsprozessen der Kontrollgremien gleichberechtigt durchsetzen zu können. Die Lehrveranstaltungen finden an Freitagnachmittagen und ganztägig an Samstagen statt. Weitere Informationen www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/portrait/ qualitaet/lehrbezogene-fort-und-weiterbildung/ 19. Januar, 24. / 25. März 2015 Weitere Informationen zu Programm, Terminen und Bewerbungsverfahren im Internet unter www.aufsichtsrat-weiterbildung.harriet- taylor-mill.de Bewerbungstermin: 28. Februar 2015 SemesterJournal 2/14 Neu & Berufen SemesterJournal 2/14 53 Neuberufungen Fachbereich 1 Wirtschaftswissenschaften Prof. Dr. rer. pol. Jörn Schönberger – Professur für Supply Chain und Operations Management Jörn Schönberger studierte Mathematik an der Universität Bremen. 2004 promovierte er dort zum Thema »Operational Freight Carrier Planning« und habilitierte im Fach Betriebswirtschaftslehre im Jahr 2010. Im Sommersemester 2014 vertrat Jörn Schönberger die Professur für Operations Research und Supply Chain Management an der RWTH Aachen. Seit 2005 ist Jörn Schönberger regelmäßiger Gastprofessor für »IT and Logistics« an der Université de Rennes 1 in Frankreich. Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der HWR Berlin verstärkt Jörn Schönberger die Lehre im Schwerpunkt Supply Chain und Operations Management. Dabei liegt sein Schwerpunkt in der Vermittlung und Anwendung von Planungsverfahren für die Gestaltung und Ausführung logistischer Systeme und Prozesse. Der Einsatz von Computersystemen für die Entscheidungsunterstützung in komplexen Planungsszenarien stellt einen weiteren Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit dar. Prof. Dr. Barbara Beham – Professur für Arbeitspsychologie & Cross-Cultural Management Barbara Beham war nach Abschluss ihres Studiums an der Johannes Kepler Universität Linz mehrere Jahre als Projektmanagerin in der IT-Branche in Österreich tätig. Im Rahmen einer zweijährigen Forschungstätigkeit an der IESE Business School in Barcelona promovierte sie mit einer Arbeit im Fachgebiet Organizational Behavior. Danach folgte eine zweijährige Forschungstätigkeit als Post-doc an der Universität Hamburg. In Berlin nahm sie einen Ruf auf eine Juniorprofessur an der Humboldt-Universität zu Berlin an und hatte danach eine Professur für Gender & Diversity Management an der Technischen Universität Berlin inne. Im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen international vergleichende Studien zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In der Lehre liegen ihre Schwerpunkte in den Fachgebieten Organizational Behavior, Cross-Cultural Management und Diversity Management. 54 Neu & Berufen SemesterJournal 2/14 Dr. Diana Bank Weinberg – Gastprofessur Wirtschaftswissenschaften Diana Bank Weinberg, geboren in Mexiko Stadt, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Columbia University in New York. Von 1996 bis 2000 arbeitete sie für die amerikanische Softwarefirma BMC in Israel. Parallel schloss sie 2008 ihren PhD in »International Business and Marketing« an der Bar Ilan Universität, Israel ab. Zwischendurch lehrte sie »International Business« am Georgia Institute of Technology in Atlanta. Von 2008 bis 2009 war sie akademische Leiterin des »MBA for Women Entrepreneurs« am Instituto Tecnológico de Monterrey (ITESM), campus Puebla. Danach lehrte sie bis Juli 2014 an der Universidad de las Américas Puebla (UDLAP), wo sie auch drei Master-Programme koordinierte. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Business-Diplomacy, Soziales Unternehmertum und Wirtschaftspädagogik in Schwellenländern. Prof. Dr. Peter Utzig – Professur für Allgemeine Betriebswirtschafslehre, insbesondere Controlling Peter Utzig hat Wirtschaftsmathematik mit den Schwerpunkten Statistik und Marketing in Trier studiert. Danach wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Lehrstuhl für »Industrielles Marketing Management« an der Freien Universität Berlin. Nach seiner Promotion 1996 zum Thema »Kundenorientierung strategischer Geschäftseinheiten« an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin absolvierte er erste Control- lingpositionen im In- und Ausland beim ThyssenKrupp-Konzern. Danach war er mehrere Jahre als kaufmännischer Geschäftsführer (CFO) im Werkzeugmaschinenbau tätig, bevor er 2007 als CFO in die Geschäftsführung der European School of Management & Technology, einer privaten internationalen Business School in Berlin, eintrat. Seit 2013 hat er Lehraufträge an der FOM Hochschule in München und der HWR Berlin übernommen. Fachbereich 2 Duales Studium Wirtschaft • Technik Neu & Berufen 55 Prof. Dr. Arnd Kölling – Professur für Volkswirtschaftslehre Nach Beendigung des Studiums der Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Hannover und Antwerpen promovierte Arnd Kölling als Stipendiat der damaligen Bundesanstalt für Arbeit. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter mehrere Jahre für das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und das Statistische Bundesamt. Anschließend war er sechs Jahre in der Finanzwirtschaft tätig, zuletzt als Referent für Risikocontrolling und Produktentwicklung bei der Förderbank des Landes Niedersachsen (NBank). Von 2008 bis 2014 war er Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere für Arbeitsmärkte an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA). Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Analyse der betrieblichen Arbeitsnachfrage und die Evaluation der quantitativen Wirkung von öffentlicher Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Prof. Dr. Annette Detzel – Professur für Baukonstruktion Annette Detzel hat an der Universität Stuttgart Bauwesen studiert. Nach ihrem Studium war sie drei Jahre als Tragwerksplanerin in Arnhem und Delft tätig. Im Anschluss an ihre Promotion an der Universität Stuttgart zum Thema Beul-Knicken geschweißter Kastenstützen kombinierte sie eine Tätigkeit als Tragwerksplanerin in Basel mit einer Dozentenstelle an der FHNW Muttenz. Vor ihrer Berufung an die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin war Annette Detzel sechs Jahre als selbständige Tragwerksplanerin für Solaranlagen und als Hochschuldozentin für konstruktiven Ingenieurbau an der Hochschule Rotterdam in den Niederlanden tätig. Dort wirkte sie unter anderem an einem Forschungsprojekt zu nachhaltigem Bauen mit, in dessen Rahmen Studierende ein Einfamilienhaus aus ausschließlich nachwachsenden und recycelten Baustoffen errichteten. Fachbereich 5 Polizei und Sicherheitsmanagement Prof. Dr. Kathrin Kirchner – Professur für Internationale Wirtschaftsinformatik Kathrin Kirchner hat Informatik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert. Nach einer Tätigkeit als freiberufliche Medienberaterin und Dozentin war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der Universität Jena und hat dort 2006 über räumliche Entscheidungsunterstützungssysteme promoviert. Dabei war sie in zahlreichen Projekten mit Unternehmen und in Forschungsprojekte mit internationaler Beteiligung SemesterJournal 2/14 involviert. Nach ihrem Wechsel an das Universitätsklinikum Jena war sie dort in ein Projekt zur Prozessintelligenz im Gesundheitswesen eingebunden. Seit August 2014 an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin, liegen ihre Forschungsschwerpunkte in der Modellierung und intelligenten Analyse von Geschäftsprozessen und dem Einsatz von Social Media im internationalen Unternehmenskontext. Prof. Dr. Marc Coester – Professur für Kriminologie Marc Coester hat Erziehungswissenschaft an der Universität Tübingen studiert und war anschließend in der Kulturwerkstatt e.V. Reutlingen als Sozialpädagoge tätig. Seine Doktorarbeit zum Thema »Hate Crimes« verfasste er als wissenschaftlicher Angestellter an den Instituten für Kriminologie der Universitäten Tübingen und Marburg. Zwischen 2006 und 2014 war er beim Landespräventionsrat im niedersäch sischen Justizministerium beschäftigt, leitete dort den Arbeitsbereich »Prä- vention von Rechtsextremismus« und setzte das EU geförderte »BeccariaProgramm – Qualität in der Kriminalprävention« um. Zudem wirkte er als Freier Mitarbeiter im Projekt »Systematische Rückfalluntersuchung im hessischen Jugendstrafvollzug« mit und war Lehrbeauftragter an der Ostfalia Hochschule (Fakultät für Soziale Arbeit) in Wolfenbüttel. Seit 2003 ist er außerdem wissenschaftlicher Berater beim Deutschen Präventionstag. 56 Erschienen & Gelesen SemesterJournal 2/14 Publikationen B2B-Online-Marketing und Social Media Ein Praxisleitfaden Ralf T. Kreutzer, Andrea Rumler und Benjamin Wille-Baumkauff Springer Gabler Auflage: 2015 (31. Oktober 2014) 279 Seiten, 49,99 Euro ISBN: 978-3658046941 Ralf T. Kreutzer, Andrea Rumler und Benjamin Wille-Baumkauff erläutern, wie B2B-Unternehmen einen kompetenten Online-Auftritt erreichen. Dazu zählt neben einer empfängerorientiert ausgestalteten Corporate Website auch eine Suchmaschinen-Optimierung, die sich an den Nutzergewohnheiten SemesterJournal 2/14 Erschienen & Gelesen Politics in Contemporary Portugal Democracy Evolving orientiert. Zusätzlich wird die gerade für B2B-Unternehmen wichtige Frage beantwortet, welche Bedeutung einem Engagement in den Sozialen Medien beizumessen ist. Bei der Bearbeitung dieser Fragestellungen werden in besonderem Maße die Einsatzbedingungen und Erfolgsfaktoren in B2B-Märkten berücksichtigt. Um den Stellenwert zu verdeutlichen, den die Online- und Social-Media-Wirklichkeit auf B2B-Märkten heute schon erreicht hat, wurden einschlägige Best-Practice-Cases aus dem Geschäftskundenbereich integriert. Abgerundet wird das Werk durch einen Beitrag zu den rechtlichen Rahmenbedingungen des Online-Marketings, die alle Nutzer/innen kennen sollten. José M. Magone Rienner 2014 295 Seiten, 69,95 Dollar ISBN: 978-1-62637-025-8 José Magone provides a comprehensive overview of the development of Portuguese democracy, highlighting the country’s achievements and failures across four decades. Security Management International Project Idea and Implementation Praxisorientiertes Online-Marketing Konzepte – Instrumente – Checklisten Ralf T. Kreutzer Springer Gabler 2014 2., vollständige überarbeitete u. erweiterte Auflage 575 Seiten, 34,99 Euro ISBN 978-3-658-02390-4 Endkund/innen verbringen immer mehr Zeit online und ziehen zunehmend Aufmerksamkeit von den klassischen Offline-Medien ab. So folgen Unternehmen ihren Kund/innen – BtoB wie BtoC gleichermaßen – ins Internet. Ralf T. Kreutzer beantwortet in diesem Buch die wichtigsten Fragen, die sich dabei stellen, und präsentiert konkrete Lösungskonzepte und Erfolgsstrategien. Auf diese Weise wird den Unternehmen bewährtes Handwerkszeug präsentiert, um den zunehmenden Einsatz von Marketing-Budgets im Online-Bereich durch nachweisbare Erfolge zu rechtfertigen. Die 2. Auflage wurde umfassend überarbeitet und aktualisiert. Zudem wurden neue Trends im Online-Marketing identifiziert und aufgenommen. »Ein umfassendes Nachschlagewerk, das nicht nur für Studenten wertvoll ist, sondern gleichzeitig auch für Praktiker, die sich mit dem neuesten Stand des digitalen Marketings in kompakter Form auseinandersetzen.« Dr. Wolfgang Merkle, Director Consumer & Brand, Tchibo GmbH, Hamburg Oesten Baller (Hg.) Berliner Wissenschafts-Verlag 2014 174 Seiten, 33 Euro ISBN 978-3-8305-2938-5 Neither security nor risks are issues that can be appropriately considered or examined from within the narrow confines of a single country; crime does not stop at the national borders. The demand for security services has steadily increased both, throughout Europe and the world. 57 Magone briefly traces Portugal's political history and provides socioeconomic context before turning his attention to a range of key areas: from political structures and public administration to political culture, from the role of the judiciary to foreign and defense policy. Thoroughly researched, his book is an unparalleled contribution to scholarship on this young democracy. The above mentioned scenarios soon gave rise to the idea of creating an academic training programme in Security Management with a strong international focus. This book describes the development of a respective project and its implementation in higher education. The core of the book is devoted to the academic contributions that were most influential on the initial implementation of the project. Most of these contributions are given by scholars who are teaching the Programme at the Berlin School of Economics and Law. 58 Meinen & Diskutieren SemesterJournal 2/14 Unser Europa: Eine Selbstverständlichkeit? Impressum Herausgeber Bildnachweise Wohlstand, Frieden, Einheit. Das ist das europäische Versprechen. Doch unser Kontinent steht vor großen Herausforderungen, dieses Versprechen noch einlösen zu können. Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin Der Präsident Badensche Straße 52 10825 Berlin Von Martin Speer Redaktion Titel, S. 5, 11, Sylke Schumann 22, 36, 39, 45, 46, 49, 50, 51, 52 Seite 8 Dr. Cordia Schlegelmilch Seite 1 Christian Kretke Seite 14 Michael Rohde Seite 15 Fernstudien institut – Andrea Katheder Seite 20 Joachim von Standrart Seite 24 Berliner Sparkasse Seite 25 Elena Brandalise Seite 26, 27 Berliner Stadtmission Seite 28, 29 Joschka Hahler Seite 30 TOTAL E- QUALITY Deutschland e. V. Seite 34 AG Mathe_ MINT 4 Seite 41, 42 WISAG Facility Service Holding Ein junger Europäer unter 30 Jahren zu sein, ist in Tagen wie diesen nicht immer einfach. Unser Kontinent ist tiefgreifenden inneren und äußeren Spannungen ausgesetzt. Wiedererstarkende außenpolitische Konflikte, das deutliche ökonomische Ungleichgewicht zwischen den EU-Staaten, die Rückkehr des Nationalismus’ und die kontinuierliche Transformation unserer Lebens- und Arbeitsweisen durch die Globalisierung und Digitalisierung überfordern unser auf Kontinuität getrimmtes Denken. Wie sollte es auch anders sein? Besonders wir jungen Deutschen sind geprägt durch eine lange Zeit des Friedens und des Wohlstandes. Vor großen Umbrüchen blieben wir verschont, auch wenn sie vor 25 Jahren mit dem Fall der Berliner Mauer direkt vor unserer Haustür stattfanden. Doch wir waren zu jung. Die wenigsten von uns können sich auch nur ansatzweise an dieses Ereignis erinnern. Wir kennen die friedliche deutsche Revolution nur aus den Geschichtsbücher und Erzählungen unserer Eltern. Die Kompassnadel unseres Lebens ist auf Fortschritt geeicht Unsere Realität ist eine andere: die des geeinten Deutschlands, des täglich gelebten Europas, des stabilen Wertefundaments. Auf Hochgeschwindigkeitsstrecken fahren wir mit Tempo 300 ohne Grenzkontrolle zu Freunden nach Paris, treten über Nacht Jobs in Italien oder Schweden an, verlieben uns bürokratiefrei über Grenzen hinweg und können in den meisten Fällen diskriminierungsfrei so leben und sein, wie wir sind. Mit all dem sind wir aufgewachsen, es ist für uns selbstverständlich. Fortschritt ist das, was wir kennen und erwarten. Doch langsam realisieren Sylke Schuman (verantwortlich), Pressesprecherin HWR Berlin Barbara Halstenberg, Freie Redakteurin Layout und Satz Meike Lorenz, Berlin Druck Das Druckteam, Berlin HWR-Student Martin Speer interessiert sich und kämpft für die Rechte zukünftiger Generationen wir, dass all diese Errungenschaften, seien sie materieller oder ideeller Natur, weniger stabil sind, als wir dachten. Sie müssen stetig neu belebt, verteidigt und verargumentiert werden. Doch wer übernimmt diese Aufgabe? Brüssel, die Politik, gar das Schicksal? Die Antwort liegt näher. Wir sind es. Wir, die jungen Europäer/innen, müssen, dürfen und können Europas Einheit und Werteraum in die Zukunft führen. Doch sind wir dazu überhaupt in der Lage? Der Gedanke macht uns womöglich im ersten Moment Angst, weil wir nie gelernt haben, für unsere Werte wirklich einzustehen. Doch Angst kann ein allzu trügerischer Ratgeber sein. Sie ist in der Lage, unsere Sinne zu schärfen, sollte sie aber nicht bestimmen. Wir sollten vielmehr die Chance und das Privileg erkennen, welches sich in diesen Tagen auftut. Unser kritischer Geist ist gefragt In uns, einer Generation, die besser ausgebildet und vernetzt ist als je zuvor, schlummern alle Qualitäten und Talente, um Europas Weg zu gestalten. Doch unsere Potentiale bleiben unentdeckt, wenn wir sie nicht aktivieren und mit anderen teilen. Wir müssen uns einmischen, den Blick vom SmartphoneDisplay erheben und uns aktiv beteiligen. Wie wollen wir die Arbeitswelt familienfreundlicher gestalten, unserer Demokratie ein Update verpassen, unsere Privatsphäre beschützen oder die überholten Uni-Lehrpläne entrümpeln? Diese Fragen werden sich nicht von selbst beantworten. Es braucht unsere Ideen und unseren frischen Blick. Nur, wenn wir uns einmischen, mischen wir mit. Im Kleinen wie im Großen. In Europa, Deutschland, an unserer Hochschule und in unserem Leben. Es geht schließlich um unsere Zukunft. Bist du dabei? www.martinspeer.de Martin Speer, 28, ist Aktivist und ■Autor. Er studiert Wirtschaft an der HWR Berlin, ist Botschafter der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen und beteiligt sich aktiv am öffentlichen Diskurs – unter anderem, indem er bei Maybrit Illner diskutiert und für »Die Zeit« schreibt. Erscheinungsweise: halbjährlich, Auflage: 2 800 Die nächste Ausgabe erscheint im Juni 2015. Redaktionsschluss: Ende März 2014 ISSN 0945-7933 Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des jeweiligen Autors dar. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte sinnwahrend zu kürzen. Der Nachdruck von Texten ist bei der Redaktion zu erfragen.