Berufpraktikum bei der Air Asia Bhd.

Transcrição

Berufpraktikum bei der Air Asia Bhd.
Marc Hagen, Klasse 9
Mein Berufspraktikum bei
Air Asia
in den Bereichen Flight Operations und Guest Services
vom 21.05.2012 bis zum 01.06.2012
im Fach Gemeinschaftskunde bei Hr. Lehmenkühler
Inhaltsverzeichnis
1
Bewerbungsunterlagen
1.1
Bewerbungsschreiben (aus Gründen des Datenschutzes entnommen)
1.2
Lebenslauf (aus Gründen des Datenschutzes entnommen)
2
Betriebsbeschreibung
2.1
Allgemeine Beschreibung des Betriebes
2.2
Beschreibung der unterschiedlichen Arbeitsplätze
5
6
Berufsbeschreibung
3.1
Voraussetzungen
3.2
Ausbildungsinhalte und Wege
3.3
Allgemeine Tätigkeitsbeschreibung
3.4
Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten
8
8
8
8
3
4
Ablauf des Praktikums
4.1
Tabellarische Auflistung der Tätigkeiten jedes Tages
9
4.2
Beschreibung einer typischen Aktivität während des Praktikums 12
5
Persönliche Reflexion des Praktikums
5.1
Erwartungen an das Praktikum
5.2
Erfahrungen im Praktikum
5.3
Vergleich der Erwartungen mit den Erfahrungen
14
14
15
6
Anhang
16
7
Bewertungsbogen
17
2
Allgemeine Beschreibung des Betriebs
Die Firma Air Asia Berhad ist eine malaysische Fluggesellschaft, die ihren Firmensitz im
LCC Terminal des Flughafens in Sepang, nahe Kuala Lumpur hat. Sie bietet preisgünstige
Flüge zu Zielen in ganz Südostasien an und gilt zudem weltweit als sicher.
Die Fluglinie wurde im Jahre 1993 von dem malaysischem Automobilkonzern DRB-Hicom
gegründet und startete ihre ersten Flüge am 18. November 1996. Allerdings war sie zunächst
nicht besonders erfolgreich und schrieb nur rote Zahlen.
Am 2. Dezember 2001 kaufte der Geschäftsmann Tony Fernandes die stark verschuldete
Airline für einen symbolischen Preis von RM 1. Er gestalte das Unternehmen innovativ um
und schon im Jahre 2002 machte die Air Asia mit dem neuen Unternehmenskonzept Gewinn.
Sie machte dem bisherigen Monopolisten Malaysia Airlines ernsthafte Konkurrenz, indem sie
Tickets für teilweise lediglich RM 1 anbot. Das Motto der modern orientierten
Fluggesellschaft lautet: „Now everyone can fly.“
Die Airline expandierte rasant und am 23 März 2006 bezog sie das neu errichtete Low-CostTerminal LCCT. Aktuell unterhält Air Asia eine Flotte von 58 Flugzeugen des Typs Airbus
A320.
Das Erfolgsrezept der Air Asia ist Effektivität: Jedes Flugzeug fliegt am Tag durchschnittlich
13 Stunden und die Produktivität der Crew ist dreimal höher als die von Malaysia Airlines.
Das Bodenpersonal schafft es, die Flugzeuge innerhalb von 25 Minuten wieder in die Luft zu
bekommen. Das ist Weltrekord!
(Quellen: „The Air Asia Story“– Sen Ze, Jayne Ng; Informationstafel im Foyer des Büros)
Auf diesem Bild kann ein Grund für die schnelle Abfertigungszeit(25min) erkannt
werden: Alle arbeiten zeitgleich am Flugzeug.
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Beschreibung der unterschiedlichen Arbeitsplätze
Ich habe im Laufe meines Praktikums viele, zum Teil ganz unterschiedliche Arbeitsplätze in
der Firma kennengelernt. Ich werde die unterschiedlichen Arbeitsplätze im Folgenden
zusammenfassend beschreiben:
- Abteilung Flight Operations (Ops Control):
- Dispatcher:
Der Dispatcher stellt die Flugpläne für jeden Tag zusammen. Er benutzt dazu einen
Computer mit der Navtech-Software, die Treibstoff und Route berechnet. Außerdem
benötigt er noch Wetterinformationen über Satellit. Er sucht eine Route aus, auf der
das Wetter möglichst ruhig ist, damit die Passagiere einen angenehmen Flug
haben. Er lässt den Treibstoffverbrauch berechnen und druckt den Flugplan aus, der
später den Piloten zur Verfügung gestellt wird. Bei Air Asia gibt es pro Schicht zwei
Dispatcher, die Linienflüge planen, einen, der Sonderflüge, z.B. Überführungsflüge
neuer Flugzeuge aus den Airbus-Werken in Toulouse, Frankreich, plant und einen,
der neue Dispatcher auch für andere Airlines, z.B. Air Asia Japan, ausbildet.
- Fleet-Manager
Ein Fleet-Manager kümmert sich um den Zeitplan der Flotte. Auf seinen drei
Computerbildschirmen erhält er Mitteilungen, welche Flugzeuge zu früh bzw. zu spät
sind. Er trägt die Verspätungen in das System ein und teilt dem Bodenpersonal am
nächten Ziel per E-Mail mit, dass das Flugzeug möglichst schnell abgefertigt werden
soll. So können weitere Verspätungen vermieden werden. Es gibt pro Schicht einen
Fleet-Manager.
- Vertretungsplaner
Über ein besonderes Programm, das SMS von Mitarbeitern empfangen kann, erfährt
der Vertretungsplaner, welche Crewmitglieder krankgemeldet sind, sucht eine
passende Vertretung und informiert diese. Dabei muss er die maximale Flugzeit der
einzelnen Crewmitglieder beachten. Bei über 600 Crewmitgliedern, die täglich im
Dienst sind, ist das eine sehr komplexe Aufgabe, weshalb es auch drei Planer pro
Schicht gibt.
- Pilot
Der Arbeitsplatz des Piloten ist das Cockpit. Es ist sehr eng und die Decke ist niedrig,
was ich auf meinen Flügen öfters auf die harte Art erfahren musste. Im Cockpit
befinden sich sechs Bildschirme, die wichtige Informationen über den Zustand des
Flugzeuges übermitteln. Geflogen wird das Flugzeug meistens vom Autopiloten, aber
während des Starts, der Landung und in Notsituationen wird es von einem der beiden
Piloten mit einem Joystick-ähnlichem Gerät, dem Sidestick, gesteuert. Es ist meiner
Meinung nach der reizvollste Job in einer Airline.
- Es gibt noch einige weitere Berufe im Bereich Flight Operations, die ich aber nicht
so genau wie die oben genannten kennen gelernt habe.
4
- Abteilung Guest Services (Customer Experience):
- Servicecounter
Die Angestellten, die am Servicecounter arbeiten, haben eine sehr anstrengende
Aufgabe. Sie müssen für Fluggäste, die ihren Flug verpasst haben, Flüge umbuchen
und sich dann die Beschwerden über die hohe Umbuchungsgebühr anhören. Ich habe
während meiner Zeit am Servicecounter gelernt, dass man seinen Flug besser nicht
verpasst, denn das Umbuchen eines verpassten Fluges kostet je nach Buchungszeit und
Ziel zwischen 100 und 2000 RM. Die Mitarbeiter am Servicecounter stehen häufig
unter starkem Druck. Ihren stressigen Alltag kann man nicht zuletzt daran erkennen,
dass der Schreibtisch hinter dem Schalter extrem unordentlich und vollgestellt ist.
- Check-In
Am Check-In Schalter werden die Koffer abgegeben und die Flugtickets gestempelt.
Der Mitarbeiter hinter dem Schalter gibt die Daten der Passagiere in das
Computersystem ein, wo automatisch Zählungen ablaufen. Die Gepäckkleber werden
ausgedruckt und auf die Koffer geklebt. Ich fand diese Tätigkeit nicht allzu spannend.
- Der Zutritt zum Rollfeld wurde mir von den Flughafenbehörden nicht gestattet,
weshalb ich in diesem Bereich keine Erfahrungen sammeln konnte.
Berufsbeschreibung (Beispiel: Lufthansa)
Ich habe mich entschlossen meinen Traumberuf zu beschreiben, nämlich den eines Piloten,
am liebsten bei der Lufthansa. Aufgrund dieses Wunsches, einmal Pilot zu werden, habe ich
mich für das Berufspraktikum bei Air Asia beworben. Ich hatte das große Glück angenommen
zu werden, nicht zuletzt wegen meiner Vorkenntnisse und weil ich meine Begeisterung für
diesen Beruf vermitteln konnte.
Voraussetzungen:
Um als Pilot Erfolg zu haben, sollte man sich für Mathematik und Physik interessieren, da
viele lebenswichtige Entscheidungen auf Berechnungen und den physikalischen
Eigenschaften von Flugzeugen basieren. Natürlich sollte man auch über gute
Englischkenntnisse verfügen, um zum Beispiel mit der Flugsicherung1 zu kommunizieren.
Man kann diesen Beruf direkt nach dem Abitur erlernen oder gegebenenfalls ein Studium
vorschalten. Man sollte aus Platzgründen nicht kleiner als 1,65 und nicht größer als 1,98 m
sein und man sollte nicht allzu schlecht sehen (+/- 3,5 Dioptrien).
Ausbildung:
Wenn man diese Voraussetzungen erfüllt, kann man sich bei einer Airline, zum Beispiel bei
der Lufthansa, bewerben. Diese lässt einen dann einen Test absolvieren, in Deutschland wäre
1
Flugsicherung: Radarstationen am Boden, die über Funk mit den Flugzeugen in Kontakt
stehen und sämtliche Flugzeugbewegungen überwacht, um Kollisionen zu vermeiden.
5
das der DLR-Test, der als einer der schwierigsten Einstellungstests in Deutschland gilt. An
diesem Test darf man nur einmal im Leben teilnehmen und es bestehen nur etwa 5% der
gesamten Bewerber. Wenn man diesen Test bestanden hat, wird man bei der Lufthansa Flight
Training in Bremen aufgenommen. Bei diesem Training, das ungefähr 18 Monate dauert, lernt
man alles, was man benötigt, um ein Verkehrsflugzeug zu steuern, von den Basics bis zum
Notfalltraining. Zwei Drittel der Kosten des Trainings werden von der Lufthansa bezahlt. Das
verbleibende Drittel, etwa 60.000 €, muss man nach den ersten vier Arbeitsmonaten in Raten
von mindestens 300 € pro Monat zurückzahlen.
Ausführung des Berufes:
Nachdem man die Ausbildung beendet hat, bekommt man einen Arbeitsvertrag. Zu Beginn
wird man als zweiter Offizier auf kurzen Strecken in Deutschland und Europa eingesetzt und
verdient etwa 60.000 € im Jahr. Piloten arbeiten höchstens 5 Tage in der Woche, aber nicht
wie in manchen anderen Berufen regelmäßig von Montag bis Freitag. Sie haben
unregelmäßige Arbeitstage, die freien Wochentage variieren von Woche zu Woche. Sie
dürfen maximal neun Stunden täglich im Dienst sein, die Zeit kann im Notfall aber auch auf
elf Stunden verlängert werden. Diese Dienstzeiten können aber um jede Uhrzeit sein, man
kann an einem Tag von 12:00 bis 21:00, an einem anderen aber von 18:00 bis 3:00 oder von
4:00 bis 13:00 arbeiten. Piloten haben sehr unregelmäßige Arbeitszeiten, was einer der
wenigen Nachteile dieses Berufes ist.
Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten:
Im Pilotenberuf gibt es sehr viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und aufzusteigen. Nach
einiger Zeit wird man zum ersten Offizier und dann zum Flugkapitän befördert. Man kann
außerdem von Kurzstrecke zu Mittel- und Langstrecke befördert werden, was zwangsläufig
eine Umschulung auf einen anderen Flugzeugtyp bedeutet.
Ablauf des Praktikums
Tag 1: 21.05.2012
2
3
9:00-17:30
Montag
Woche 1
-
Allgemeine Einweisung in die Navtech-Software (Flugplanung)
-
Erhalten und Durchlesen von Informationspaketen:
METAR:
TAF:

Treibstoffplanung

Wetter (Lesen von METAR 2und TAF3 und was deren Inhalt
bedeutet/Verständnis von Wetter und Windkarten)

Operations Manual (Bei welchen Verhältnissen Flughäfen
angeflogen werden dürfen)
Informationen zum derzeitigen Wetter (Beispiel mit Erklärung im Anhang 1)
Wettervorhersage (Beispiel mit Erklärung im Anhang 2)
6

„Basics“ zum Fliegen (Ausgleichung der Kräfte am Flugzeug;
Beleuchtung, Markierungen und Längen von Rollwegen und
Start/Landebahnen)

Informationen zu NOTAMs4
-
Observierung des Umgangs mit dem „Day of Operations Manager“ (Software zur
Tagesplanung der Flugzeuge und Ankündigung von Verspätungen)
-
Erläuterung zum Vertretungssystem der Airline (Standby-Crews, die im Falle
eines Ausfalls eines anderen Crewmitglieds einspringen)
Tag 2: 22.05.2012
-
8:30-17:30
Dienstag
Woche 1
Flug nach Solo, Indonesien und zurück (Im Cockpit) mit Cpt. Dominic Henry
(Ausbilder) und Cpt. Alexander Michael (Flugkapitän im Training) (2h 40m hin /
2h 20m zurück / 5h gesamt)
Tag 3: 23.05.2012
11:00-21:00
Mittwoch
Woche 1
-
Flugplanung mit Wetterberücksichtigung und Treibstoffberechnung
-
Anschauen der sogenannten „Charts“ (Karten von Flughäfen mit Anflügen,
Rollwegen und Parkpositionen an den Gates)
-
Observierung eines Simulatortrainings zur Umschulung zweier Piloten vom
A340/330 zum A320 (Ausbilder: Dominic Henry)
-
Anschließendes Selbstfliegen eines Anflugs mit (relativ guter) Landung
Tag 4: 24.05.2012
11:00-17:30
Donnerstag
Woche 1
-
Sortieren von Flugplänen und Ablage in die entsprechenden Travelkits5
-
Treffen mit dem Leiter von Guest Services
-
Briefing für den nächsten Tag
-
Ausführliche Führung durch alle Bereiche des Büros
4
NOTAM:
„Notice to Airmen“ Informationen für Piloten über besondere Verhältnisse
auf ihrer Flugstrecke
5
Travelkit:
Tasche, in die die Flugpläne verstaut werden, die eine Crew für einen
Arbeitstag
braucht. Das Travelkit wird mit an Bord genommen.
7
Tag 5: 25.05.2012
9:00-17:00
Freitag
Woche 1
-
Erläuterung der Tätigkeiten der Ramp Services6 und wie Air Asia die RekordTurnaround-Zeit 7von 25 Minuten erreicht (gute Koordination)
-
Aufenthalt am Service-Counter (R68) und Anhören der Problem der Fluggäste
-
Hilfe bei einem Check-In Schalter (Stempeln der Tickets und Aufkleben der
Luggage-Tags8)
-
Größen- und Gewichtskontrolle des Handgepäcks am Eingang zu den Gates
Tag 6: 28.05.2012
9:00-18:00
Montag
Woche 2
-
Anwendung der Navtech-Software zur eigenen Flugplanung
-
Flug nach Penang und zurück mit Cpt. Frank (deutsch) (40m hin / 50m zurück / 1h
30m gesamt)
Tag 7: 29.05.2012
9:00-17:00
Dienstag
Woche 2
-
Flugstunden- und Treibstoffabrechnug mit dem sogenannten „Crew Manager“ und
den „VRs9“
-
Besprechung des nächsten Fluges mit F/O 10Singh
-
Flug nach Langkawi und zurück mit Cpt. Aldi Santosa und F/O Singh (55m hin /
65m zurück / 2h gesamt)
Tag 8: 30.05.2012
-
6
Mittwoch
Woche 2
Erster Vier-Sektoren11 Flug nach Miri und Langkawi (KUL-MYY-KUL-LGKKUL) (1. 2h / 2. 2h 10m / 3. 55m / 4. 65m / 6h 10m gesamt)
Tag 9: 31.05.2012
-
9:00-21:00
9:00-19:00
Donnerstag
Woche 2
Flug nach Sandakan und zurück (2h 40m hin / 2h 30m zurück / 5h 10m gesamt)
Ramp Service:
Abteilung, die sich um die Abfertigung der Flugzeuge auf dem Vorfeld
Turnaround-Zeit:
Zeit, die für die Abfertigung eines Flugzeuges benötigt wird(Landung bis
kümmert
7
Start)
8
Luggage-Tag:
Gepäcknummer
9
Voyage Report (VR):
10
11
F/O:
Sektor:
Aufkleber an einem Gepäckstück, auf dem Ziel, Flugnummer und
stehen.
Formular, auf dem die Crew die Flugzeiten und benötigten Treibstoffmengen
aufschreibt
(First Officer) Erster Offizier; Co-Pilot
Ein Sektor ist ein Flug mit einem Start und einer Landung. Ein Vier-Sektoren Flug
könnte auch als vier Flüge bezeichnet werden.
8
Tag 10: 31.05.2012
9:00-23:45
Freitag Woche 2
-
Abschied von den Kollegen in der Operations-Zentrale
-
Vier-Sektoren Flug nach Kota Kinabalu und Sibu mit dem nettesten Flugkapitän
Cpt. Allan George (er nahm mich auf einen Walkaround 12mit, ließ mich den Funk
übernehmen und den Flugcomputer programmieren) und seinem F/O Yong Yeung
(1. 2h 30m / 2. 2h 25m / 3. 1h 45m / 4. 1h 40m / 8h 20m gesamt)
Gesamte Flugzeit: 25h 10m
Beschreibung einer typischen Aktivität
Die Tätigkeit, die mich während des Praktikums am meisten fasziniert hat, war das Fliegen
selbst. Ich habe mich deshalb sehr gefreut, dass Air Asia es mir mehrfach ermöglicht hat, an
Flügen teilzunehmen und ich mich dabei in unmittelbarer Nähe der Piloten aufhalten durfte.
Ich werde einen typischen Flug mit allen wichtigen Tätigkeiten erklären:
Als ich gegen neun Uhr im Büro angekommen
war, suchte der für mich verantwortliche
Mitarbeiter mir einen Flug aus. Er nahm dabei
auf die Persönlichkeit des Kapitäns, auf Dauer
des Fluges, auf Ziel und auf die planmäßige
Ankunftszeit des Fluges in KL Rücksicht. Als
der richtige Flug gefunden war, wurde ich in die
Crewliste eingetragen, aber mir wurde
zusätzlich noch ein Ticket besorgt, da man ohne
Ticket nur als Angestellter durch die
Sicherheitskontrolle des Flughafens darf.
Nachdem alle Formalitäten geklärt waren, arbeitete ich etwas im Büro, bis die Piloten
eintrafen. Ich wurde der Crew vorgestellt und die Piloten ließen mich an ihrem Briefing
teilnehmen, bei dem ich auch einige Daten nachrechnen durfte. Danach gingen wir in das
Terminal und ich ging durch die gewöhnliche Sicherheitskontrolle für Passagiere, um mich
später an den Gates wieder mit der Crew zu treffen. Wir warteten dort, bis das Flugzeug von
dem vorigen Flug zurückkehrte und machten uns dann auf den Weg. Wir stiegen in das
Flugzeug und warteten dort, bis die vorige Crew ausgestiegen war. Da sich zu diesem
Zeitpunkt 13 Leute um den vorderen Einstieg aufhielten, war es recht eng. Nachdem die
12
Walkaround:
Flugzeuges, dem
Vor jedem Flug macht der Flugkapitän eine Außeninspektion des
sog. Walkaround
9
andere Crew gegangen war, begab ich mich mit dem Ersten Offizier in das Cockpit, während
der Kapitän das Flugzeug von außen begutachtete. Der Copilot gab sämtliche Gewichte
(Treibstoff, Passagiere, Fracht, Crew, etc.) in den Flugcomputer ein, um die
Mindestgeschwindigkeit zum Abheben zu ermitteln, welche sich meistens im Bereich
zwischen 125 und 165 Knoten (230-305 km/h) befand. Wenn der Computer ermittelt, dass die
Startbahn nicht lang genug ist, um diese Geschwindigkeit zu erreichen, müssen Passagiere
oder Fracht abgeladen werden. Sobald der Kapitän zurückgekehrt ist, wird die planmäßige
Route in den Flugcomputer eingegeben. An manchen Tagen durfte ich diese Eingaben unter
Aufsicht des Copiloten selbst machen. Währenddessen sind die Passagiere an Bord
gekommen und die Freigabe wurde vom Kontrollturm angefordert (entweder durch den
Kapitän, den Copiloten oder mich). Nach Erhalten der Freigabe wurde das Flugzeug
zurückgeschoben, die Triebwerke gestartet und das Flugzeug zur Startbahn gerollt, wo die
Startfreigabe angefordert wurde. Das Flugzeug startete und wenige Sekunden nach Verlassen
des Bodens wurde der Autopilot eingeschaltet. Von nun an gab es für die Cockpitbesatzung
nicht mehr viel zu tun, sie mussten nur noch Anweisungen der Flugsicherung bestätigen, die
unterschiedlichen Flughöhen im Laufe des Steig- und Sinkfluges in den Autopiloten eingeben
und die Instrumente überwachen. Ich durfte auf vier Flügen die Funkkommunikation
übernehmen, was eine weitere wertvolle Erfahrung war. Im Laufe des Fluges, der meistens 13 Stunden dauerte, unterhielt ich mich mit den Piloten, die mir Tipps gaben, wie ich mir
meinen Traum verwirklichen und selbst Pilot werden kann.
Etwa fünf Kilometer vor der Landebahn des Zielflughafens schaltete einer der Piloten den
Autopiloten aus, wobei aber die automatische Triebwerkskontrolle (Autothrust) bis ungefähr
fünf Meter über dem Boden eingeschaltet blieb. Nach der Landung rollten wir zum Gate, wo
die Triebwerke ausgeschaltet wurden. Der Kapitän ging auf seine Inspektionsrunde, wobei
ich ihn einmal begleiten durfte. Nicht einmal eine halbe Stunde später waren wir wieder in der
Luft und auf dem Rückweg nach Kuala Lumpur. Ich absolvierte am Tag zwei bis vier solcher
Füge und kam meistens sehr spät nach Hause.
Der erste Offizier Singh und ich auf einem Flug von Langkawi nach KL. Der Kapitän ließ
mich für fünf Minuten auf seinem Sitz sitzen und nahm auch dieses Foto auf.
10
Erwartungen an das Praktikum (geschrieben am 07.02.2012)
Seit langer Zeit interessiere ich mich für Flugzeuge und für alles, was mit ihnen zu tun hat.
Ich habe sehr viel über dieses Thema gelesen und beschäftige mich in meiner Freizeit gerne
mit dem Flugsimulator am PC. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als sich die Möglichkeit
ergab, das Berufspraktikum bei Air Asia zu absolvieren. Ich bin sehr gespannt, was ich in
dieser Zeit erleben und lernen werde.
Was erwarte ich? Ich könnte mir vorstellen, dass ich durch diese erste Arbeitserfahrung lerne,
selbstständiger zu werden und einen Vorgeschmack auf das Berufsleben erhalte. Ich hoffe,
dass mich die Mitarbeiter ernst nehmen und freundlich sind. Man hatte mir geschrieben, dass
der stellvertretende Leiter mir die Firma zeigen wolle, und so wünschte ich mir, dass ich viel
über die Air Asia erfahren werde. Ich frage mich, was genau ich in der Firma zu tun
bekomme. Ich denke, dass ich viele unterschiedliche Dinge tun werde. In einer Airline gibt es
viele unterschiedliche Tätigkeiten, nicht nur Pilot und Steward, sondern unter anderem auch
Kofferabgabe, Bodenservice (tanken, laden, schieben, etc.) und natürlich auch die
Verwaltung.
Ich weiß, dass auch die anderen Erwartungen an mich haben und deshalb nehme ich mir vor,
freundlich, hilfsbereit, pünktlich und aufmerksam zu sein und zu tun, was man mir aufträgt.
Ich habe mir vorgenommen, die Zeit bestmöglich zu nutzen.
Erfahrungen im Praktikum
Ich habe in meinem Praktikum sehr viel erfahren und gelernt. Ich durfte Dinge tun, von denen
ich nicht einmal zu träumen gewagt habe. Ich habe gelernt, Flüge zu planen, wie man Windund Wetterkarten liest, wie man Wettermitteilungen interpretiert. Ich durfte zwar nicht auf das
Rollfeld, aber ich habe im Simulator selbst ein Flugzeug geflogen und dabei eine gute
Landung geschafft. Ich durfte 16 Flüge im Cockpit begleiten. Man hat mich am Service- und
Check-in Counter helfen lassen. In den zwei Wochen habe ich viele nette und interessante
Menschen getroffen. Mir wurde das gesamte Großraumbüro oberhalb des Terminals gezeigt.
Es war für mich eine neue Erfahrung, dass sich alle nur mit dem Vornamen kennen. Zu
keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass ich störe oder lästig bin. Es hat mir gut getan,
Zeit mit Menschen zu verbringen, die meine Faszination für die Fliegerei teilen. Ich fühlte
mich ernst genommen und willkommen. Insgesamt habe ich nur gute Erfahrungen gemacht
und wertvolle Informationen gesammelt.
Bewertung der gemachten Erfahrungen
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Die meisten meiner Erwartungen wurden entweder erfüllt oder sogar übertroffen. Das
Praktikum hat mich fachlich weitergebracht: Was ich davor nur aus Büchern und
Computerspielen kannte, konnte ich im Echtbetreib erleben. Ich habe in kurzer Zeit großes
Wissen erworben. Gleichzeitig hat es mir gut getan, dass meine Vorkenntnisse die „Profis“
überraschten.
Das Praktikum hat mich auch persönlich weitergebracht: Ich habe viele Stunden mit
Menschen verbracht, mit denen ich mich seelenverwandt fühle. Ich fühlte mich trotz meines
jungen Alters akzeptiert.
Ich würde jederzeit wieder ein solches Praktikum machen.
Anhang
12
1) METAR (METeorological Aerodrome Report; Flughafenwetterbericht)
- aktuelles Wetter (gilt bis 1h nach Veröffentlichungszeit)
WMKK 280600Z 32001KT 9999 FEW017CB SCT018 BKN280 31/25 Q1008
-
WMKK
= Flughafenkennung (hier: KLIA)
-
280600Z
= Datum und Zeit der Veröffentlichung (28. des Monats; 06:00 Zulu (UTC))
-
32001KT
= Windrichtung und –stärke (320°; 01 Knoten)
-
9999
= Sichtweite in Metern (bei 9999 = mehr als 10 km)
-
FEW017CB SCT018 BKN280
= Bewölkung (Stärke: erste drei Buchstaben (SKC = Sky clear = 0/8; FEW=1/8
bis 2/8; SCT = Scattered = 3/8 bis 4/8; BKN = Broken = 6/8 bis 7/8; OVC =
Overcast = 8/8); Höhe: drei Ziffern (017=1 700 Fuß; 280=28 000Fu?); ggf.
Besondere Wolkenformation: letzte zwei/drei Buchstaben
(CB=Cumulonimbus; TCU=Towering Cumulus))
-
31/25
= Temperatur und Taupunkt (Taupunkt = Temperatur, bei der die
Kondensatbildung beginnt
-
Q1008
= aktueller Luftdruck auf Meereshöhe
2) TAF (Terminal Aerodrome Forecast; Flughafenwettervorhersage)
WMKK 280300Z 2806/0112 28005KT 9999 FEW017CB SCT140 BKN280 TEMPO
2808/2812 4000 TSRA FEW015CB SCT018
-
Unterstrichen
= gleich wie METAR (1)
-
2806/0112
= Zeitraum, in dem der TAF gültig ist (28. des Monats, 06:00 Zulu (UTC) bis
zum 1. des (nächsten) Monats, 12:00 Zulu)
13
-
TEMPO 2808/2812
= temporäre Änderungen des Wetters(TEMPO) in einem bestimmten Zeitraum
(2808/2812). Die Wetterbedingungen werden danach angegeben (gleiche
Schreibweise wie METAR).
-
TSRA
= SigMet (signifikantes Wetter) Gewitter (TS=Thunderstorm) und Regen (RA)
(Kommt auch in METAR vor, war aber in meinem Beispiel nicht vorhanden)
14
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